Das Vaterunser ist das wichtigste Gebet der Christenheit. Weil es von allen Christen gebetet wird, verbindet es auch alle Christen miteinander. Das Vaterunser stammt von Jesus. Er hat es als Modellgebet für seine Jünger formuliert. In diesem Vortrag geht es mir um die unvergleichliche Eigenart des Vaterunsers. Es gibt zwar zwischen dem Vaterunser und anderen damaligen jüdischen Gebeten zahlreiche thematische Berührungspunkte, z.B. mit Psalm 103 oder auch mit
dem jüdischen Kaddisch-Gebet. Aber diese thematischen Überschneidungen ändern nichts daran, dass das Vaterunser als Ganzes völlig einzigartig ist. Man hat in der gesamten Religionsgeschichte bis heute kein Gebet gefunden, das man ernsthaft mit dem Vaterunser vergleichen könnte. Im Neuen Testament gibt es zwei unterschiedliche Versionen des Vaterunsers. Das ist vielen Christen nicht bekannt. Es gibt die Version im Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, und es gibt die Version im Lukas-Evangelium, Kapitel 11. Allen Christen ist die Matthäus-Fassung vertraut. Sie
wird in den Gottesdiensten gebetet und auch bei anderen christlichen Zusammenkünften. Die Lukas-Fassung des Vaterunsers ist dagegen viel unbekannter. Sie ist deutlich kürzer als die Matthäus-Fassung. Die Lukas-Fassung hat nur ein einziges Wort als Anrede, nämlich das Wort Vater, und dann kommen fünf Bitten. Die Matthäus-Fassung hat eine etwas längere Anrede, die wir alle kennen, unser Vater im Himmel, und dann folgen sieben Bitten. Es besteht kein Zweifel, dass die ursprüngliche Gestalt des
Vaterunsers nur das eine Wort Vater als Anrede hatte und nur fünf Bitten. Denn es ist undenkbar, dass man in der frühen Christenheit das Modellgebet Jesu eigenmächtig gekürzt hätte. Viel wahrscheinlicher ist es, dass man das Modellgebet Jesu in etwas späterer Zeit erweitert hat. Aber auch die Lukas-Fassung des Vaterunsers ist nicht einfach das Original des Vaterunsers. Jesus hat ja nicht griechisch gesprochen, sondern aramäisch. Das heißt, auch die Lukas-Fassung ist bereits eine
Übersetzung des Vaterunsers ins Griechische. Und keine Übersetzung ist identisch mit dem Ausgangstext. Die Erweiterungen des Vaterunsers im Matthäus-Evangelium, die wir ja alle kennen und beten, haben ihren guten Sinn. Es geht also überhaupt nicht darum, die beiden unterschiedlichen Versionen des Vaterunsers gegeneinander auszuspielen. Wenn es allerdings um die unverwechselbare Eigenart des Vaterunsers geht und um die geht es jetzt in diesem Vortrag, dann müssen wir uns an die Lukas-Fassung halten. Es gibt ja auch keinen Grund, dass wir die Lukas-Fassung ignorieren.
Erstens geht es ja gar nicht und zweitens spielt gerade die Lukas-Fassung eine besondere Rolle, wenn es um die historische Rückfrage geht nach der ursprünglichen Gestalt des Vaterunsers. Ich möchte deshalb auch in diesem Vortrag dazu beitragen, dass die relativ unbekannte Fassung des Lukas-Evangeliums bekannter wird. In dem Text Lukas 11, 1 bis 4 bringt Lukas seinen Text des Vaterunsers, aber zuvor bringt er einen kurzen Vorspann, der sehr informativ ist und den es so im Matthäus-Evangelium gar nicht gibt. Ich zitiere jetzt also Lukas 11, 1 bis 4.
Und es begab sich, dass Jesus an einem Ort betete. Als er aufgehört hatte, sprach ein Jünger zu ihm, Herr, lehre uns beten, wie Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte Jesus, wenn ihr betet, dann sprecht. Vater, geheiligt werde dein Name, es komme dein Reich. Unser Brot, das Notwendige, gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung. Das ist der Text des Vaterunsers im Lukas-Evangelium.
Ich will mich jetzt zunächst einmal dem Vorspann zuwenden. Er beginnt mit dem Satz, und es begab sich, dass Jesus an einem Ort betete. Dieser Satz kommt in den synoptischen Evangelien, also bei Matthäus, Markus und Lukas, erstaunlich oft vor. Er ist typisch für das Gebetsverhalten Jesu. Diese Sätze sind meistens so formuliert, Jesus ging an einen einsamen Ort und betete. Das ist natürlich so gemeint, Jesus ging an einen einsamen Ort und
betete dort für sich allein. Und so ist dieser Satz auch hier gemeint. Jesus sagt ja mal in der Bergpredigt, wenn du betest, dann gehe in deine Kammer und schließe die Tür hinter dir zu. Und der Gott, der ins Verborgene sieht, der wird dich hören. Und an diese Worte hat Jesus sich also auch selbst gehalten. Ja, also, dass er aber dermaßen knapp formuliert, das ist doch irgendwie auffallend. Und auf jeden Fall, als dann Jesus fertig war mit seinem einsamen Gebet, da erst tritt
ein Jünger zu Jesus hin und richtet an ihn eine Bitte. Es gibt nämlich in allen Evangelien nicht den geringsten Hinweis darauf, dass Jesus zusammen mit seinen Jüngern gebetet hat. Es gibt keinen einzigen Hinweis. Natürlich hat Jesus, sagen wir mal, bei Tisch mit seinen Jüngern das übliche Tischgebet gebetet. Und natürlich hat er an Festtagen die dort üblichen Gebete mit seinen Jüngern gebetet. Aber das lag an dem vorgegebenen Rahmen bei Tisch und in der Festliturgie. Und es handelte sich ja dabei auch um vorgegebene, vorformulierte Gebete. Aber wenn es um das
persönliche freie Beten geht, da sagt Jesus niemals zu seinen Jüngern, kommt, lasst uns zusammen beten. Das ist ein eigenartiger Befund. Am deutlichsten zeigt er sich am letzten Abend im Gartengezimmer in der Garnet. Da sagt nämlich Jesus zu seinen Jüngern, bleibt hier stehen, ich gehe noch beten. Und es heißt dann zwar, er nahm Johannes, Jakobus und Petrus mit, aber auch zu den drei sagt er dann, bleibt hier stehen, ich gehe noch weiter zum Beten. Also das ist sehr erstaunlich. Und auch beim Vater Unser heißt es sowohl bei Lukas als auch bei Matthäus, dass Jesus sagt, wenn ihr betet, dann
sprecht. Also das ist ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass das Vater Unser speziell für die Jünger ein Gebet war und das aller Wahrscheinlichkeit nach Jesus selber das Vater Unser nicht gebetet hat. Es ist ein verblüffender Tatbestand. Wir können diesen Tatbestand gar nicht so ohne Weiteres ergründen. Und deswegen will ich auch im Rahmen dieses Vortrags auf diesen Aspekt nicht näher eingehen. Als Jesus mit seinem einsamen Gebet fertig war, sagte ein Jünger zu ihm, Herr, lehre uns beten, wie Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Wir erfahren hier so ganz nebenbei, dass schon Johannes der Täufer, der ist hier gemeint, auch schon ein Modellgebet für seine Jünger formuliert hat. Leider kennen wir dieses Gebet
nicht. Sehr schade, es würde mich sehr interessieren. Aber auf jeden Fall die Bitte, lehre uns beten, ist eine äußerst ungewöhnliche Bitte. Jeder Jude kann doch beten. Er hat die 150 Psalmen zur Auswahl und es gibt viele andere jüdische Gebete, an denen er sich orientieren kann. Zu einem Rabbi sagt man normalerweise nicht, lehre uns beten. Hinter dieser sehr ungewöhnlichen Bitte steckt eine bestimmte Erfahrung und eine bestimmte Überzeugung, nämlich die Überzeugung, du hast eine viel tiefere Beziehung zu Gott als wir. Und deswegen möchten wir, dass du uns beten lehrst.
Also diese Bitte sagt mehr als vieles andere, welchen tiefen Eindruck Jesus auf seine Jünger gemacht haben muss. Soweit mal zu diesem Vorspann. Und dann bietet Lukas seinen kürzeren Text des Vaterunsers. Das erste, was am Vaterunser auffällt, sofort auffällt, ist seine enorme Knappheit und Kürze. Ein einziges Wort als Anrede und dann fünf Sätze. Und das war's dann. Könnt ihr ja mal probieren. Formuliert mal ein Modellgebet, in dem alles Wichtige
enthalten ist. Ihr habt fünf Sätze. Ich wünsche euch viel Erfolg. Ja, also dieser Wortlaut im Lukasevangelium kann man nicht mehr kürzen. Nicht um ein einziges Wort. Wenn man das Gebet Jesu zurückübersetzt in die Ursprache, ins Aramäische, das ist sehr leicht möglich, dann stellt man fest, dass Vaterunser in seiner Ursprache hatte 15 oder 16 Wörter. Wir können mal das Vaterunser vergleichen mit den 150 Psalmen. Es gibt einen einzigen Psalm, der ist tatsächlich noch etwas kürzer als das Vaterunser. Das ist der Psalm 117, der kürzeste aller Psalmen. Aber dieser Psalm ist
ja kein Modellgebet für irgendetwas. Wir können das Vaterunser auch vergleichen mit dem wichtigsten jüdischen Gebet. Das ist das 18-Bitten-Gebet, das auch heute noch täglich gebetet wird. Wenn man vergleicht die aramäische Fassung, 16 Wörter, dann muss man sagen, dass Vaterunser hatte in seiner Ursprache weniger Wörter als das 18-Bitten-Gebet Sätze hat. Das ist ein enormer Unterschied. Man kann sich fragen, was ist eigentlich der Grund dafür, dass Jesus dermaßen knapp formuliert hat. Ja, der Grund liegt auf der Hand. Das Vaterunser möchte nicht nur alles Wesentliche
zusammenfassen. Das macht das 18-Bitten-Gebet auch schon sehr gut. Aber das Vaterunser konzentriert sich nicht nur auf das Wesentliche, sondern das Vaterunser konzentriert sich auf das Notwendige. Und wenn man sich darauf konzentriert, dann fällt immer noch vieles weg. Zwischen dem Wesentlichen und dem Notwendigen besteht ein großer Unterschied. Im Vaterunser begegnen wir dem Notwendigen. Das gehört zu seiner unverwechselbaren Eigenart. Es ist sehr wichtig, dass wir Menschen
an einer Stelle unseres Lebens dem Notwendigen begegnen können. Denn nur so erhalten wir die Möglichkeit, zwischen dem Notwendigen und dem Nicht-Notwendigen zu unterscheiden. Was hält Jesus für notwendig? Diese Frage ist alles andere als nebensächlich und diese Frage ist alles andere als uninteressant. Was nimmt Jesus ins Vaterunser auf und was nicht? Er nimmt ein Wort der Anrede auf und dann fünf Themen. Und dieses Wort der Anrede und die betreffenden fünf
Themen erhalten dadurch eine alles überragende Bedeutung. Am Vaterunser fällt noch etwas Zweites auf. Es gibt im Vaterunser nichts speziell Christliches. Das ist überraschend. Was ist denn das Speziell Christliche? Ja, das ist die Verehrung der Person Jesu. Wir Christen glauben an Jesus Christus und deswegen nennen wir uns Christen. Ja, aber im Vaterunser kommt Jesus gar nicht vor. Das Vaterunser stammt zwar von Jesus, aber Jesus macht sich selber nicht zum Thema
im Vaterunser. Es hätte ja heißen können in der Anrede Vater Jesu. Oder man hätte doch sagen können, danke Vater, dass du deinen Sohn in die Welt gesandt hast. Nichts dergleichen. Es gibt im Vaterunser keine Jesus-verehrenden Elemente. Im Vaterunser ist auch nicht die Rede vom Heiligen Geist, der ja in der Christenheit eine überragende Rolle gespielt hat und spielt. Es ist auch nicht die Rede von Kirche, Gottesdienst, den Sakramenten. Es ist nicht die Rede von Kreuz und Auferstehung. Es ist auch nicht die Rede vom Glauben. Und Jesus nimmt auch die Themen Weltgericht und Hölle
nicht ins Vaterunser auf. Also das Vaterunser enthält nichts speziell Christliches. Weil das so ist, können Juden das Vaterunser genauso beten. Und gerade in jüngerer Vergangenheit ist es immer wieder dazu gekommen, dass Juden und Christen das Vaterunser gemeinsam beten. Das ist ein sehr schönes Zeichen dafür, wie tief der innere Zusammenhalt zwischen Judentum und Christentum ist. Aber am Vaterunser fällt noch etwas Drittes auf. Es gibt im Vaterunser auch nichts speziell
Jüdisches. Es ist nur viel überraschender, denn Jesus war doch ein Jude. Und alle seine Jünger, für die er doch dieses Modellgebet formuliert hat, das waren doch alles Juden. Trotzdem, ich sage euch, es gibt im Vaterunser nichts speziell Jüdisches. Das Wort Israel kommt nicht vor. Die gesamte jüdische Heilsgeschichte kommt nicht vor. Es gibt keinen Hinweis auf die Erwählung oder auf den Bund. Ja, und es kommt die Thora nicht vor. Es kommt Abraham, Jakob, Moses, David nicht vor. Es kommt Jerusalem nicht vor. Es kommt der Tempel nicht vor. Es kommt Zion nicht vor. Es kommen die
Opfer nicht vor. Es kommt Yom Kippur nicht vor. Es kommen alle anderen großen Feste nicht vor. Es kommt die Beschneidung nicht vor. Es kommt der Schabbat nicht vor. Und es kommt die Synagogen nicht vor. Es gibt im Vaterunser nichts speziell Jüdisches. Fassen wir mal zusammen. Es gibt im Vaterunser weder etwas speziell Christliches noch etwas speziell Jüdisches. Das Vaterunser gehört weder dem Christentum noch dem Judentum. Das Vaterunser gehört der Menschheit. Das Vaterunser gehört allen Menschen gleicherweise. Denn der Horizont im Vaterunser ist der Schöpfer und seine
Geschöpfe. Darum geht es im Vaterunser. Und alle seine Geschöpfe sind ihm gleich nahe. Warum? Weil es eben alle seine Geschöpfe sind. Es gibt im Vaterunser nichts Nationales und schon gar nichts Nationalistisches. Aber es gibt im Vaterunser auch nichts Regionales, auch nicht. Nichts Kulturspezifisches. Das Vaterunser ist nicht Ausdruck der westlichen Zivilisation. Jesus hat sehr darauf geachtet, dass es im Vaterunser nur Worte gibt, die alle Menschen kennen und verstehen. Jeder weiß, was ein Vater ist. Und damals wusste auch jeder, was heilig ist. Jeder Mensch weiß,
was ein Name ist. Und damals wusste auch jeder Mensch, was ein Reich ist. Denn jedes Volk in der Antike ist ein Reich oder es ist der Teil eines Reiches. Und natürlich weiß jeder, was Brot ist. Jeder kennt die Erfahrung der Schuld und des Verzeihens. Und jeder Mensch auf der Welt weiß, was eine Versuchung ist. Jesus verwendet also im Vaterunser kein Insider-Slang, der nur den Eingeweihten vertraut wäre. Nein, Jesus spricht eine einfache, offene Sprache, die jedem Menschen zugänglich ist. Auch das gehört zum Geheimnis und zur Eigenart dieses Gebetes.
Soweit mal eine erste Annäherung an dieses Gebet. Und jetzt wenden wir uns dem Text des Vaterunsers Schritt für Schritt zu. Wir beginnen mit der Anrede. Vater. Die Anrede im Vaterunser ist entscheidend. Sie trägt alle fünf Bitten. Nimm die Anrede weg und das Vaterunser verliert seine gesamte Identität. In allen Gebeten aller Religionen ist die Anrede stets von
grundlegender Bedeutung. Die Anrede steckt den Rahmen ab, innerhalb dessen sich jetzt alles abspielen wird. Wir machen mal ein Beispiel so richtig aus deinem Leben. Ob du angeredet wirst mit Herr Dr. Müller oder ob du angeredet wirst mit Herrn Müller oder ob du angeredet wirst mit Thomas oder ob du angeredet wirst mit Liebling. Es steckt sofort die Kommunikationsebene ab. Die Anrede stellt sofort klar, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen. Das entscheidet sich an der Anrede. Diese Anrede hier war sehr, sehr ungewöhnlich. Nämlich nur ein Wort. Das Wort
Vater ist ja kein Titel. Es ist aber auch keine Bezeichnung für eine bestimmte Eigenschaft. Sagen wir mal der Allmächtige oder der Ewige. Auch nicht. Sondern das Wort Vater ist ein Beziehungswort. Um diese Zusammenhänge, um die es hier geht, besser verstehen zu können, möchte ich einige Basisinformationen zum Begriff Vater voranstellen. Die Vatererfahrung war die Grundlage aller antiken Kulturen. Wer an der Vatererfahrung ansetzt, der setzt an der Grundlage an. Wer die Vatererfahrung
verändert, verändert die Grundlagen. In Israel war es viele Jahrhunderte lang völlig undenkbar, Gott als Vater zu bezeichnen oder anzureden. Völlig undenkbar. Warum? Ja, wir werden gleich drauf kommen. Es ist wichtig, dass wir das verstehen. Aber zunächst mal müssen wir einiges zur Kenntnis nehmen. In der gesamten Thora, also in allen fünf Büchern Mose, Grundlage im Judentum, gibt es nur eine einzige Stelle, in der Gott als Vater bezeichnet wird. Eine einzige Stelle. Und
diese einsame Stelle ist mit ziemlicher Sicherheit ein Nachtrag aus viel späterer Zeit. Aber in der gesamten Thora wird Gott kein einziges Mal als Vater angeredet. Kein einziges Mal. Ist euch das schon mal aufgefallen? Im gesamten Alten Testament wird Gott nur 15 Mal als Vater bezeichnet. Zum Vergleich, der Gottesname Jahwe kommt über 6600 Mal vor. Die Bezeichnung Gott, Elohim, kommt über 2000 Mal vor. Die Bezeichnung Herr Adonai kommt über 1000 Mal vor. Die Bezeichnung Vater 15 Mal.
Es ist die seltenste oder eine der seltensten Gottesbezeichnungen im Alten Testament. Und noch auffälliger ist, Gott wird im gesamten Alten Testament kein einziges Mal als Vater angeredet. Auch in den 150 Psalmen nicht. Ist euch das schon mal aufgefallen? Das ist ja ein völlig verblüffender, sehr aufschlussreicher Tatbestand. Unter den Christen ist er fast völlig unbekannt. Dieser verblüffende Tatbestand im Alten Testament wird Gott nur ganz selten als Vater bezeichnet und
kein einziges Mal als Vater angeredet. Warum ist das so? Versuchen wir jetzt diesen Tatbestand zu verstehen. Das hat zwei Gründe. Der eine Grund besteht darin, dass alle Nachbarvölker Israels ihre obersten Götter alle als Vater bezeichnet und angeredet haben. Das heißt, das Wort Vater ist in religiöser Hinsicht, war damals schwer vorbelastet. Und der zweite Grund ist folgender. Der Gott Israels ist ein Befreier. So was hat es bis dahin noch nicht gegeben. Die Götter des
Altertums haben nichts mit Befreiung zu tun. Im Gegenteil, ihre Aufgabe bestand darin, die Herrschaft der Herren abzusichern, zu segnen und zu stabilisieren. Das war ihre Aufgabe. Aber der Gott Israels war ein ganz anderer als diese Götter und die Herren, die die Götter abgesichert haben. Er war ein Befreier. Das unterschied den Glauben Israels von allen Völkern. Die Israeliten selber waren ja Knechte und frohen Arbeiter. Und ihr Gott hat das getan, was sie selber nicht tun konnten. Er hat sie aus der Knechtschaft befreit und in ein Land geführt, wo sie keine Knechte mehr waren.
Das ist die Ur-Erfahrung Israels. Und die gibt es nirgendwo auf der Welt, nur in Israel. Und du kannst doch die Befreiungserfahrung, die wir mit dem Exodus-Gott gemacht haben, du kannst doch diesen Gott nicht als Vater bezeichnen. Das geht auf keinen Fall, denn die Väter in dieser Welt sind ja keine Befreier. Es sind ja selber die Unterdrücker. Der Pharao, ja das ist eine Vaterfigur. Und der oberste Gott, der Sonnengott Re, das ist eine Vaterfigur. Ja und auch die allen vielen Aufseher, die die hebräischen frohen Arbeiter kontrolliert und dransaliert haben, das waren doch selber alles Väter. Die Väter hatten in der Antike auch das
Recht, das Tötungsrecht über ihre eigenen Kinder. Ja, das geht nicht, dass du die Befreiungserfahrung vermischt mit Unterdrückungserfahrungen. Das geht schon gar nicht. Und deswegen war die Vaterbezeichnung für Gott und vor allem die Vateranrede in Israel jahrhundertelang undenkbar. Erst viel später, nach dem Exil, fing es an, dass man die Vatererfahrung im Judentum in den israelitischen Glauben integrieren konnte. In dem Buch Jesus Sirach wird Gott zum ersten Mal als
Vater angeredet. Und von da an nimmt diese Vateranrede im Judentum zu. Wie es dazu kommen konnte, wie das möglich war, kann ich in zwei Minuten nicht erklären. Das würde den Rahmen dieses Vortrags völlig sprengen. Aber es war also so, jetzt hörte man auch im Judentum die unso vertraute Anrede Gottes, unser Vater im Himmel. Die kam jetzt immer wieder vor. Aber diese unso vertraute Anrede, unser Vater im Himmel, war die ganze Zeit im Alten Testament völlig unmöglich. Ja, und bei Jesus kam jetzt noch mal was hinzu. Er redete nämlich Gott im
Vaterunser nur mit einem einzigen Wort an. Vater. Eine solche Anrede Gottes in einem einzigen Wort gab es im damaligen Judentum praktisch überhaupt nicht. Jesus war der erste Jude, bei dem das Vatersein Gottes nicht eine Eigenschaft Gottes neben vielen anderen Eigenschaften war. Und das Vatersein Gottes war auch bei Jesus nicht nur ein Aspekt Gottes neben vielen anderen Aspekten. Nein, Jesus war der erste Jude, für den Gott seinem Wesen nach Vater ist. Das gab es bisher nicht.
Und deshalb die Konzentration auf dieses eine Wort. Aber es kommt noch etwas sehr Wichtiges hinzu. Jesus sprach ja nicht griechisch, sondern er sprach arameisch. Und in seinen arameischen Gebeten hat er Gott nicht mit dem offiziellen Wort Vater, Ab, angeredet, sondern Jesus war der erste Jude, der also im Arameischen Gott mit Abba angeredet hat. Und das Wort Abba ist eine Zärtlichkeitsform von Ab. Also das war völlig neu. So hat noch niemand Gott angeredet. Die damaligen jüdischen
Kinder lernten in aller Regel als die ersten beiden Worte ihres Lebens die Worte Imah, Mama, und Abba, Papa. Aber das ist übrigens auch heute noch so. Aber diese beiden Worte kannst du doch nicht auf Gott anwenden. Die sind doch viel zu privat. Abba ist derjenige, mit dem du in den gleichen Räumen wohnst, mit dem du die gleiche Luft atmest und der mit dir auf die gleiche Toilette geht. Das ist Abba. Also du kannst doch nicht zu Gott reden. Das hat auch keiner gemacht. Das setzt eine so intime Nähe voraus, dass man das auf Gott nicht übertragen kann. Aber genau das
hat Jesus bewusst getan und zwar bevorzugt. Jesus hätte ja viele andere Möglichkeiten gehabt, Gott anzureden. Es gibt im Judentum eine sehr reiche, wertvolle Gebetsliteratur mit vielen Möglichkeiten. Er hat keine dieser Möglichkeiten aufgegriffen, sondern er wählte ein neues Wort. Im Markusevangelium ist sehr aufschlussreich Folgendes. Im Markusevangelium gibt es nur ein einziges Gebet, das Jesus selber gesprochen hat. Ein einziges Gebet. Das ist für Markus das entscheidende Gebet. Also ich meine jetzt nicht das Vaterunser, sondern ein Gebet, das Jesus selber persönlich zu Gott gesprochen hat. Da bringt Markus ein Gebet und das ist für ihn entscheidend.
Das betete Jesus am letzten Abend im Garten Gethsemane und dieses Gebet lautet, Abba, alles ist dir möglich. Lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. Hier steht also mitten im griechischen Markusevangelium, alle Evangelien, alle Briefe sind ja alle griechisch geschrieben und gehen ja an Leute, die in Griechenland und überall im Mittelmeergebiet leben. Die Allerallermeisten können ja nicht arameisch. Hier steht also mitten im griechischen Text das aramäische Wort Abba und Markus übersetzt
es nicht. Das heißt, er geht mit Sicherheit davon aus, dieses aramäische Wort kennen alle meiner Leser, alle meine Leser. Und das ist ein untrüglicher Hinweis, welche Wirkungsgeschichte die Anrede Abba an Gott durch Jesus auf die ersten Christen gemacht haben muss. Auch Paulus bringt in zwei seiner Briefe mitten im griechischen Text zweimal im Römerbrief und im Galatterbrief das Wort Abba und er übersetzt es nicht. Also auch er setzt voraus dieses Wort, das kennen alle. Obwohl im Römerbrief schreibt er an eine Gemeinde, die er selber gar nicht kennt. Die hat er auch nicht
gegründet wie bei den anderen Briefen, sondern da will er sich vorstellen, ich komme zunächst bald nach Rom. Also er schreibt an eine Gemeinde, die er nicht kennt. Aber er setzt voraus das aramäische Wort Abba, das kennen die alle. Also das sind untrügliche Kennzeichen. Und auch im Lukas-Evangelium, wenn wir also das Vater Unser jetzt im Griechischen so lesen, Vater, geheiligt wird dein Name und so weiter, dann dürfen wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass im aramäischen Urfassung des Vater Unsers hier nicht das offizielle Wort Vater stand, sondern das Wort Abba. Und das bedeutet, dass Jesus auch in seinem Modellgebet für seine Jünger
diese Anrede gebraucht hat. Es spricht alles dafür, es ist auch unbestritten und spricht nichts dagegen. Und das bedeutet aber, dass Jesus folgender Meinung war, nicht nur ich darf Gott so vertraut anreden, ihr auch. Im Vater Unser spielt uns Jesus die Möglichkeit zu, wir verdanken sie ihm, wir hätten das niemals von alleine dürfen. Ihr dürft Gott auch so anreden. Und wisst ihr die Redensart, auch die heutige Redensart, der Liebe Gott. Diese Redensart gibt es nur im Christentum, in keiner anderen Religion der Welt. Nur im Christentum kann man zu Gott sagen,
und so sage ich es oft Erik, meinem Sohn gegenüber, weißt du Erik, der Liebe Gott und so weiter. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Redensart eine Nachwirkung der Anrede Abba durch Jesus ist, die muss dermaßen Furore gemacht haben. Die Anrede Abba ist das Ende einer patriarchalischen Gottesvorstellung. Die unangenehmen und die bedrohlichen Elemente, die in dem offiziellen Wort Vater noch durchaus enthalten sein können, sind in dem Wort Abba nicht mehr enthalten. Das Wort Abba bedroht niemand, verschüchtert niemand. Wir dürfen das nie wieder
vergessen. Wir dürfen hinter die Anrede Jesu mit Abba nie wieder zurückfallen in alte Zeiten der Gesetzlichkeit, der Furcht und der Angst. Nein, wir dürfen diese Anrede nicht mehr verraten. Diese Anrede Abba schafft Geborgenheit. Das Wort Abba ist ein schaffendes Wort, ein wirksames Wort. Es macht etwas mit uns. Wo wir Abba sagen können, sind wir geborgen. Man konnte durchaus früher auch erwachsene Kinder konnten in seltenen Fällen ihre Väter noch auch mal mit Abba anreden. Aber das waren seltene Fälle. Sie mussten schon Ab sagen
und Ihr, Ihr, Ehrfurcht vor dem Vater. Aber in seltenen Fällen. Aber in diesen Fällen haben die erwachsenen Söhne und Töchter sicher nicht an die patriarchalische Macht des Hausherrn gedacht. Sicher nicht. In dem Wort Abba kommt eine sehr spezifische Form der Autorität zum Ausdruck. Es ist keine autoritäre Autorität, sondern es ist eine Autorität, die verbunden ist mit Nähe, mit Verständnis, mit Geborgenheit und mit Zärtlichkeit. Das ist die Autorität,
in der Jesus Gott anredet. Diese Autorität gewinnt uns ohne Druck. Ja, also man kann die ganze Botschaft Jesu in einem Wort zusammenfassen und dieses Wort lautet Abba. Ich will auch von Paulus einmal Römer 8, Vers 15 zitieren. Paulus, Römer 8, Vers 15. Da sagt Paulus, wir haben keinen knächtischen Geist empfangen, dass wir uns abermals fürchten müssten, sondern wir haben einen kindlichen Geist empfangen, der da spricht, Abba. Hier setzt Paulus genau den Akzent, um den es geht.
Die Anrede Gottes mit Abba schützt uns unser ganzes Leben gegen alle religiösen Verknechtungen und gegen jede religiöse Angstmache. Die Anrede Abba ist unser Schild und Schutz und unsere Freude. Nach dieser Anrede Vater oder im haramäischen Abba kommen jetzt fünf Bitten. Das Vater Unser hat nur Bitten. Es enthält kein einziges Lob. Das verwundert uns doch sehr. Wir Christen,
uns liegt doch auch der Lobpreis Gottes sehr am Herzen. Und man sagt doch heute des Öfteren, jetzt machen wir mal 20 Minuten Worship. Ja, ihr Lieben, es gibt im Vater Unser kein Worship. Nicht wenige Christen neigen zu folgender Meinung, die Bitte ist eigentlich was für Anfänger, die Fortgeschrittenen loben. Ist dann das Vater Unser ein Gebet für Anfänger, das die Fortgeschrittenen gar nicht mehr brauchen? Die Bitte spielt in der Beziehung zwischen Geschöpf und Schöpfer eine ganz bestimmte Rolle. Die Bitte weist dem Geschöpf
einen ganz bestimmten Platz zu. Ich möchte euch alle mal fragen, meint ihr wirklich, dass ein Lob Gottes mehr ist als eine Bitte, die wir an Gott richten? Meint ihr das wirklich? Karl Barth hat einmal gesagt, der Mensch kann nichts Menschlicheres tun und der Mensch kann nichts Höheres tun, als Gott zu bitten. Es hat also sicher seine Gründe, warum es im Vater Unser nur Bitten gibt. Das ist bestimmt kein Zufall. Wenn wir diese fünf Bitten mal anschauen,
dann kann man sie in zwei Gruppen gliedern. Die ersten beiden Bitten sind die sogenannten Du-Bitten, dein Name, dein Reich. Hier geht es um die göttliche Dimension im Leben. Und die drei nächsten Bitten sind die sogenannten Wir-Bitten, unser Brot, unsere Schuld, unsere Versuchung. Hier geht es um die menschliche Dimension des Lebens. Also fünf Bitten in zwei Gruppen. Jetzt gehen wir mal zur ersten Bitte des Vater Unsers. Sie lautet, geheiligt werde dein Name. Beide erste Bitten beginnen verbal, nicht wie unsere Bibelübersetzungen. Da heißt es in fast allen Fällen, dein Name werde
geheiligt, dein Reich komme. Sehr substantiv orientiert. Aber die Sprache des Vater Unsers ist verbal. Geheiligt werde dein Name, das Substantiv kommt auch, auch betont am Ende, aber es beginnt verbal und es komme dein Reich. Das erste Wort des Vater Unsers nach der Anrede, das erste Wort, ist das Wort heilig in einer Passivformulierung. Das Wort heilig. Das Wort heilig ist eigentlich kein Wort mehr aus unserer modernen Welt, aus unserer wissenschaftlich-technisch-industriellen Welt. Da passt dieses Wort kaum mehr hin. Wir haben auch das Gespür für das Heilige weitgehend
verloren. Aber in der Antike war das Wort heilig eines der grundlegenden Wörter überhaupt, wenn nicht sogar das grundlegende Wort. Denn in keinem anderen Wort kommt das Geheimnis des Lebens so zum Ausdruck wie in dem Wort heilig. Heilig meint zunächst mal eine ganz praktische, sinnliche Erfahrung, die jeder machen kann. Aber diese Erfahrung ist zugleich unergründlich. Gemeint ist die Erfahrung des Besonderen. Es gibt in unserem Leben so viel Alltägliche,
so viel Müll, so viel Belastendes, Sinnloses. Es gibt so viel Gewöhnliches, so viel Banales. Ja, aber ich sage euch, es gibt auch das Besondere, das Wertvolle, das Kostbare, das Unbezahlbare. Es gibt es auch. Und das Besondere will als das Besondere wertgeschätzt werden. Ohne das Fest können wir auch den Alltag nicht bewältigen. Stellt euch vor, es gäbe nur Alltag. Das wäre sehr schlimm. Stellt euch vor, es gäbe das Besondere, das Kostbare, das Unbezahlbare nicht. Das wäre schlimm. In der Antike wusste jeder Mensch mehr oder weniger
deutlich. Nur das Besondere gibt allem anderen im Leben seinen Sinn und seine Tiefe. Ohne das Besondere, es wäre furchtbar. Ja. Deshalb, ihr Lieben, es ist kein Zufall, dass das erste Wort des Vaterunsers das Wort heilig ist. Das ist kein Zufall, sondern das ist ein tiefes Symptom. Jetzt, diese erste Bitte heißt also, geheiligt werde dein Name. Es ist dieses komische Wort
geheiligt, ist eine sehr seltene Konstruktion, nämlich das Wort heilig ins Passiv setzen. Also ich selber kenne außerhalb vom Vaterunser keine einzige Stelle, wo das Wort geheiligt irgendwo noch vorkommt. Und ich weiß auch von Fachleuten, dass ich sage, also keiner kann behaupten, es kommt nirgends noch mal vor. Nein, so weit kann niemand mit Sicherheit sagen. Aber alle Fachleute sagen, diese Passivkonstruktion ist äußerst selten. Also, das Wort heilig, Jesus beginnt damit, aber gleich in einer äußerst seltenen Verfremdung in dem Passiv geheiligt werde. Ja, was ist denn damit gemeint? Damit ist Folgendes gemeint. Es heißt nicht, wir heiligen deinen Namen. Nein, das können wir gar nicht. Du nicht und ich nicht. Wir geben Gott nicht den
Platz, der ihm gebührt. Wir geben Gott nicht die Achtung und die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt. Wir unterschätzen Gott. Wir sind ignorant. Nein, nein, wir können Gottes Namen nicht heiligen. Ich glaube von mir, dass ich das keinen einzigen Tag tue. Gott wirklich den Platz geben, die aufmerksam, nein, das tue ich keinen einzigen Tag. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Nein, also gleich diese Passivkonstruktion, die folgende sagt, lieber Gott, es kannst nur du, wir nicht, geheiligt werde, dein Name heißt, bringe dich selber bei uns zur Geltung. Wir können dich nicht zur Geltung bringen.
Zeige uns, wer du bist. Mache uns deine Größe bewusst, wenigstens in Ahnungen. Und dann ändert sich aber sehr viel. Also Gott muss das selber machen. Geheiligt werde dein Name, heißt ja, dass uns klar wird, dass Gott der ganz Besondere ist. Es gibt das Besondere, ja, ist auch schon sehr wichtig, das sind Ahnungen von dem Besonderen. Aber es gibt nur einen einzigen, der der Besondere ist. Stellt euch mal vor, das können wir alle gar nicht, er ist niemals entstanden. Könnt ihr euch das vorstellen? Er ist nie entstanden. Alles, was wir kennen, ist entstanden. Aber er ist nie
entstanden. Er ist immer schon. Er ist kein Stück dieser Welt. Er ist mit niemand verwandt. Er ist nicht lokalisierbar. Er unterliegt nicht Zeit und Raum. Er altert nicht. Wir können ihn nicht analysieren, aber er kennt dich durch und durch. Ja, diese Vorgänge, darüber ist sich Jesus völlig im Klaren, da kann er nicht auf Menschen bauen. Jesus setzt seine Hoffnung in keiner Weise auf die Menschen. Null. Er setzt seine Hoffnung ausschließlich auf Gott und sein Tun. Noch auch zu dem Namen, geheiligt werde dein Name. Name ist ja auch was sehr Persönliches. Wir haben alle unseren
Namen. Gott heißt in der Bibel nicht nur Gott. Er hat einen Namen. Und das Besondere ist, er hat sich diesen Namen selber gegeben. Dieser Name entstammt einer Selbstvorstellung Gottes. Am brennenden Dornbusch fragte Mose, wer bist denn du? Und dann sagte die Stimme aus dem Dornbusch, ausgerechnet aus dem Dornbusch, sagt die Stimme, ich bin Jahwe. Luther übersetzt, ich bin, der ich bin. Aber diese Übersetzung ist nicht gut. Sie trifft nicht die Poete, die wusste Luther noch nicht. Es gab damals noch kein einziges wissenschaftliches hebräisches Lexikon. Luther war ein Genie und er hat sich mit Fachleuten beraten, aber dieser Zusammenhang war ihm unbekannt. Die Aussage, ich bin Jahwe, heißt nicht, ich bin, der ich bin, sondern das muss man so übersetzen,
ich bin da im Blick auf euch. Das ist die richtige Übersetzung. Ich bin da für euch. Ich bin da für dich und ich bin da für euch. Singular und Plural gehen ganz ineinander über. Und ich werde da sein für dich und ich werde da sein für euch. Präsens und Futur gehen hier ganz ineinander über. Also dieser Name, ich bin für dich da, enthält auch nichts Bedrohliches, Verschüchterndes, Angstmachendes. Genauso wie das Wort Abba. Abba ist Jesu Interpretation von Jahwe. Und Abba dürfen ja auch Juden aussprechen, während sie ja den Namen, weil er so kostbar ist, aus Ehrfurcht nicht
aussprechen. Aber Abba macht es wieder sprachlich möglich. Jahwe ist reine Zuwendung. Ich bin im Blick auf dich. Jahwe ist für dich da vor dem Tod und nach dem Tod, denn er bleibt Jahwe, vor dem Tod und nach dem Tod. Und wenn Jahwe nach dem Tod für dich da ist, dann kannst du nicht tot sein. Entweder oder. Also diese erste Bitte ist Jesus am allerwichtigsten. Damit beginnt alles, dass sein Name geheiligt wird. Wenn das nicht geschieht, dann verspricht sich Jesus nichts Gutes. Das ist
das der Beginn für alle guten Entwicklungen. Geheiligt werde dein Name. Die zweite Bitte im Vaterunser lautet Es komme dein Reich. Das zweite, was Jesus im Vaterunser äußert, ist eine Erwartung. Jesus ist voller Erwartung. Das zeigt, wie wichtig die Zukunft für ihn ist. Für Jesus ist die Zukunft entscheidend. Er blickt nach vorne. Das ist für die damalige Zeit durchaus erstaunlich, denn alle antiken Kulturen waren traditionsorientiert. Sie bewältigten die
Gegenwart in der Kraft der Vergangenheit. Die Tradition, die Tradition der Väter, das war ihre Grundlage. Das war ihr Erfahrungsschatz, auf den sie aufbauen konnten. Nur das Alte war das Bewährte. Und je älter eine Tradition war, desto mehr Ehrfurcht hatte man vor ihr. Neben dem Alten hatte das Neue keine nennenswerte Bedeutung. Das Neue war noch nicht bewährt. Und deshalb gibt es keine antike Kultur und keine antike Religion, die in irgendeiner
Weise zukunftsorientiert gewesen wäre. Aber Jesus sagt einmal, wer die Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes. Jesus hat seine Hand an den Pflug gelegt. Er wollte pflügen. Und wenn man pflügt, kann man nicht gleichzeitig nach hinten schauen. Pflügen geht nur nach vorne. Wer pflügt, der will säen. Jesus ging es um eine Aussage. Und säen ist eine Tätigkeit ganz auf Zukunft. Jesus verstand sich selber als Säemann. Und der Säemann tut alles,
was er tut, in Erwartung um der Ernte willen. Das Reich Gottes ist das Thema, auf das sich die gesamte Erwartung Jesu konzentriert hatte. Die gesamte Erwartung Jesu kreist um ein Thema. Dein Reich komme. Das war sein Thema. Das Reich Gottes betrifft das Ganze, die ganze Wirklichkeit. Alles wird sich von Grund auf ändern. Das Reich Gottes ist also keine Teillösung. Es betrifft die gesamte Wirklichkeit. Das Reich Gottes ist das Endgültige. Jesus rückt das Nicht-Endgültige in den Horizont
des Endgültigen. Deine und meine Lebenssituation, die ist nicht endgültig. Die Lebenssituation der heutigen Weltpolitik ist nicht endgültig. Jesus orientiert sich am Endgültigen. Deswegen hat er eine andere Orientierung als seine Zeitgenossen. Die Orientierung am Endgültigen machte Jesus zuversichtlich. Jesus war sich gewiss, Gott wird die Geschichte an das Ziel führen, das er sich
vorgenommen hat. Diese Gewissheit war die Basis des Lebens Jesu. In den antiken Kulturen gibt es gar kein Ziel der Geschichte. Die antiken Kulturen orientieren sich am Bewährten. Und sie orientieren sich auch am ewigen Rat der Wiederkehr. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Frühling, Sommer, Herbst und Winter und so weiter. Auch die Jenseitserwartung in der Antike war doch sehr ähnlich wie das Die-Seits. Das Jenseits war strukturanalog. Und auch die Götter benamen sich doch ziemlich ähnlich wie die Menschen. Also im Jenseits gab es nichts kategorial Neues. Es wurde
nicht erwartet. Man sprach vom Weiterleben nach dem Tod. Ja, also zum Beispiel im Jenseits blieben natürlich die Reichen die Reichen und die Armen die Armen. Was war denn hier neu? Das Reich Gottes ist eine Größe, die durch und durch erfreulich ist. So wie Gott selber durch und durch erfreulich ist. Der Tod wird nicht mehr sein. Keine Tränen, keine Verzweiflung. Das Böse, die Gemeinheit und
der Hass haben ausgespielt. Jesus sagt einmal zu seinen Jüngern, trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, dann wird alles übrige sich klären. Von dieser Priorität her finden alle anderen Aspekte des Lebens ihren angemessenen Ort. Das Reich Gottes ist ein Reich der Gerechtigkeit. Für Jesus und für die gesamte Bibel ist die Gerechtigkeit der höchste Lebenswert, den es gibt. Das Reich Gottes kommt zuerst für die Menschen, denen die Gerechtigkeit vorenthalten
wurde. Es kommt für die Geschlagenen. Es kommt für die Enttäuschten, die Verbitterten. Es kommt für die Verzagten und Gedemütigten. Es kommt für die Gefolterten und Vergewaltigten. Es kommt für die Armen und für die chronisch Kranken. Das Reich Gottes ist kein Schlaraffenland. Es ist nicht die Erfüllung unserer Träume. Das Reich Gottes hat eine ganz andere Qualität. Wir alle werden von dieser Qualität überrascht sein. Aber wir dürfen gespannt sein. In der Jesus-Anhängerschaft verschob sich das Gewicht von Alt und Neu zugunsten des Neuen. Die Anhänger Jesu und die Anhängerinnen
Jesu waren neugierig. Und deshalb konnte sich aus ihren Kreisen heraus später einmal das Neue Testament entwickeln. Ja, ihr Lieben, betet euch hinein in diese neuartige Hoffnungsgeschichte, in diesen Horizont des Endgültigen und des Erfreulichen. Das Reich Gottes will erwartet werden. Wenn die Erwartung des Reiches Gottes euch erfüllt, dann seid ihr erfüllt und geprägt vom Positiven, nicht vom Negativen. Wenn ihr das ganze Leben lang erfüllt seid von der Erwartung des
Reiches Gottes, dann seid ihr euer ganzes Leben lang erfüllt und geprägt vom Positiven, nicht vom Negativen. Ich will jetzt mal auf diese ersten beiden Du-Bitten zurückblicken. Geheiligt werde dein Name, es komme dein Reich. Diese beiden Du-Bitten sind ganz theozentrisch. Sie sind ganz auf Gott konzentriert. Das Vaterunser lenkt also unsere Aufmerksamkeit zuerst einmal ganz auf Gott. Vom Tun des Menschen ist hier überhaupt keine Rede. Wir können weder Gottes Namen heiligen,
noch können wir Gottes Reich herbeiholen. Der Mensch kann das Notwendige nicht tun. Jesus setzt seine Hoffnung in keiner Weise auf den Menschen. Jesus setzt seine Hoffnung ausschließlich auf Gott. Nur deshalb kann er so erwartungsvoll und zuversichtlich sein. Jetzt, nach diesen zwei Du-Bitten, kommen im Vaterunser die drei sogenannten Wir-Bitten. Die Bitte um das notwendige Brot, die Bitte um Vergebung der Schuld und die Bitte um Bewahrung vor der Versuchung. Das sind drei Bitten. Holla,
holla, also ich muss das nochmal sagen. Es gibt mehr Wir-Bitten als Du-Bitten. Zwei Bitten des Vaterunsers, allerdings die zwei ersten, konzentrieren sich ganz auf Gott. Aber drei Bitten des Vaterunsers konzentrieren sich auf den Menschen. Das ist bemerkenswert. Wenn wir uns also zuerst auf Gott konzentrieren, brauchen wir keine Sorge haben, dass wir zu kurz kommen. Die Sorge brauchen wir nicht haben, denn die Konzentration auf Gott gibt dem Thema Mensch eine enorme Bedeutung. Zweifünftel Aufmerksamkeit auf Gott, allerdings die ersten Zweifünftel. Aber
dreifünftel Aufmerksamkeit auf den Menschen. Nicht obwohl, sondern gerade weil das Vaterunser sich zuerst ganz auf Gott konzentriert, gibt es drei Fünftel der Aufmerksamkeit des Menschen. Die Konzentration auf Gott macht das Thema Mensch nicht unwichtig, sondern gibt ihm eine enorme Bedeutung. Diese drei Wir-Bitten sind völlig einzigartig auf der Welt. Man hat in Jahrhunderten Recherche nirgendwo in der Menschheit einen Text oder ein Gebet gefunden, in dem die Probleme des menschlichen
Daseins auf diese drei Themen oder Bitten konzentriert worden sind. In keinem Text der Welt und in keinem Gebet der Welt. Diese drei Bitten sind seine Auswahl und seine Priorisierung. Schauen wir uns mal diese drei Bitten genauer an. Es gibt also unter all den Aspekten des menschlichen Daseins nur drei Themen, die Jesus für so wichtig und so notwendig gehalten hat, dass er sie ins Vaterunser aufgenommen hat. Die erste Bitte ist die Bitte um das notwendige
Rot. Das ist eine Bitte, die ist ganz auf den leiblichen Bereich konzentriert. Die zwei anderen Bitten beziehen sich mehr oder ganz auf den psychischen, seelischen Bereich. Die Vergebung der Schuld und die Bewahrung vor der Versuchung. Also Jesus würdigt beides, die leibliche Seite des menschlichen Daseins und die psychisch-seelische Seite des menschlichen Daseins. Beides wird gewürdigt. Wir dürfen also die leibliche Seite des Daseins und die psychisch-seelische Seite unseres Daseins nicht gegeneinander ausspielen. Beides ist wichtig. Wir sind eine psychosomatische
Ganzheit. Aber interessant ist es doch, dass Jesus zuerst die leibliche Seite nimmt und erst dann die seelisch-psychische Seite. Er stellt die leibliche Seite voran. Das ist sehr beachtenswert. Wir dürfen also die leibliche Seite des Menschseins niemals abwerten gegenüber der psychischen Seite des Menschseins. Dass diese erste Wirrbitte, die Brotbitte, nicht zufällig die erste Bitte ist, merkt man noch in mehrfacher Hinsicht. Es wird immer klarer, das ist niemals
ein Zufall. Die erste Wirrbitte ist sehr bewusst die erste Wirrbitte und den anderen vorangestellt. Zum Beispiel, die erste Wirrbitte steht genau in der Mitte des Vaterunsers. Glaub bloß nicht, dass das ein Zufall ist. Das Vaterunser hat fünf Sätze und der dritte Satz ist die Brotbitte, die steht im Zentrum. Und dass das kein Zufall ist, merkt man daran, dass gerade diese Bitte anders formuliert ist, wie alle anderen Bitten. Alle anderen Bitten beginnen verbal. Geheiligt werde dein Name, es komme dein Reich, vergib uns unsere Schuld, bewahre uns vor der Versuchung. Und dann, das Substantiv steht am Ende, geheiligt werde dein Name, es komme dein Reich und so weiter.
Nur in der Brotbitte ist es andersrum. Die Brotbitte beginnt mit dem Substantiv. Unser Brot, das Notwendige. Und jetzt wird es verbal fortgeführt, gib uns heute. Und es fällt noch etwas auf. Die Brotbitte ist die einzige Wirrbitte, in der Jesus sich gesellschaftlich positioniert. Nämlich unser Brot, das Notwendige, gib uns heute, ist weit entfernt von der Welt des Luxus, des Überflusses und der Oberschicht. Ja, Gottes, die Vergebung der Schuld und die Bewahrung vor
der Versuchung, das betrifft alle Menschen. Aber die erste Bitte, in der positioniert sich Jesus ausdrücklich auf eine sehr deutliche Weise. Nur in dieser Bitte. Aus diesen Gründen möchte ich bei meiner Interpretation des Vaterunsers auf die Brotbitte einen besonderen Akzent legen. Ich gehe jetzt so vor, dass ich mich zunächst gleich der zweiten und der dritten Wirrbitte zuwende. Und dann komme ich aber noch mal ausführlich auf die Brotbitte zurück. Gehen wir also zur zweiten und dritten Wirrbitte, Vergebung der Schuld und Bewahrung vor der Versuchung. Von allen psychischen Phänomenen, die es unter uns Menschen gibt, und es sind bestimmt hunderte und tausende von psychischen
Phänomenen, was es da alles gibt, hält Jesus nur zwei für wichtig genug, um sie ins Vaterunser aufzunehmen. Die Vergebung der Schuld und die Bewahrung vor der Versuchung. Gehen wir zur Vergebung der Schuld. Das erste, was Jesus im psychischen Bereich nennt, ist die Schuldverstrickung des Menschen. Der Mensch ist in Schuld verstrickt und kann sich aus dieser Verstrickung selber nicht befreien. Kein geschichtlicher Wandel wird daran jemals etwas ändern. Es hat keinen Sinn,
die Schuldverstrickung des Menschen zu bagatellisieren oder zu verniedlichen. Es hat keinen Sinn. Denn in der Schuldfrage geht es um Tod und Leben und geht es um unser aller Lebensglück. Also, das Allernotwendigste im psychischen Bereich ist das Verzeihen. Verzeihen ist die wichtigste Quelle des Friedens. Ohne Verzeihen kein Friede. Gottes Größe zeigt sich am größten im Verzeihen. Niemand kann verzeihen wie er. Er verzeiht nicht nur gründlich,
er verzeiht ausgesprochen gern, er ist nicht nachtragend. Was immer du in deinem Leben bisher falsch gemacht hast und was immer du in deinem Leben noch falsch machen wirst, du kannst ganz sicher sein, Gott verzeiht dir gründlich und er verzeiht dir gern. Aber eine Bitte an Gott sollte es dir schon wert sein. Du solltest Gottes Verzeihen nicht als eine Selbstverständlichkeit hinstellen. Das ist sie nämlich ganz und gar nicht. Du kannst Gottes Gnade nicht bestellen wie ein Kasten Bier. Und wenn du von dem Verzeihen deines Schöpfers leben willst und es das Beste,
was du machen kannst, dann musst du das Verzeihen weitergeben an diejenigen, die an dir schuldig geworden sind. Beides gehört zusammen, notwendig. Entweder beides oder keines von beiden. Die letzte Wir-Bitte ist die Bitte, führe uns nicht in Versuchung. Diese Bitte ist die einzige Bitte, die negativ formuliert ist. Alle anderen Bitten sind positiv formuliert. In allen anderen Bitten wird Gott darum gebeten, dass er etwas tut. In dieser Bitte aber wird Gott darum gebeten,
dass er etwas nicht tut. Und diese auffallende Negativformulierung schärft unsere Aufmerksamkeit für diesen Punkt. Um was geht es hier? Viele Christen haben mit dieser Bitte Schwierigkeiten. Gott führt uns doch nicht in eine Versuchung zum Bösen. Nein, das natürlich nicht. Und darum geht es hier auch überhaupt nicht. Diese dritte Wir-Bitte ist besonders schwer ins Deutsche zu übersetzen. Sehr, sehr schwer. Das Wort Versuchung ist sehr missverständlich. Es gibt allerdings auch heute nach bibelwissenschaftlichem Suchen, es gibt nicht einfach ein Wort, das besser
geeignet wäre als das Wort Versuchung, das nicht gut geeignet ist. Sondern es gibt hier nur eine einzige Lösung. Man muss das Ganze erläutern. Es gibt nicht ein Wort Peng, mit dem man das klären kann. Also wir müssen uns jetzt gründlich fragen, um was geht es bei dieser Bitte? Mit dieser Bitte, das ist ganz sicher und unbestritten unter den Fachleuten, in dieser Bitte geht es darum, führe mich nicht in eine Situation, in der mein Glaube überfordert ist und zusammenbricht. Gott könnte jeden von uns leicht jeden Tag in eine Situation bringen, da würde dein und mein Glaube in zwei
Minuten verdampfen. Das wäre für Gott kein Problem. Wir sind alle darauf angewiesen, dass er das nicht macht. Es kann gut sein, dass es damals zu jener Zeit um folgende Problematik ging. Es gibt nämlich in den Psalmen ein Psalm-Wort, das heißt, prüfe mich Herr und siehe, wie ich es meine. Es war damals ein sehr berühmtes Psalm-Wort. Dieses Psalm-Wort kann man in den falschen Hals kriegen, indem man mit einem gewissen Selbstbewusstsein Gott gegenüber tritt und sagt, Herr, prüfe mich. Kannst mich jederzeit prüfen. Also fast so wie auf, prüf mich doch. Also Herr, prüf mich, kannst
mich jederzeit prüfen und dann wirst du sehen, wie aufrichtig und tief ich es meine. Man kann sich also tatsächlich auf seinen eigenen Glauben etwas einbilden. Ja, tatsächlich, das gibt es. Man kann in seinem eigenen Glauben anmaßend werden. Aber diese völlig gefährliche Selbstüberschätzung wird mit dieser letzten Bitte von vornherein verhindert. Nicht prüfe mich Herr, kannst mich jederzeit prüfen, sondern sag lieber was ganz anderes. Führe mich nicht in eine Überforderung meines Glaubens. Weil du sollst dir dein ganzes Leben lang bewusst sein, Gott könnte dich jede Minute in eine
Situation bringen, da wäre dein Glaube husch husch weg. Es wäre für Gott kein Problem. Das heißt, diese letzte Bitte lässt keinen Stolz aufkommen. Diese letzte Bitte behält uns in einer wurzeltiefen Bescheidenheit. Erhalte du meinen Glauben, ich kann es nicht. Seid ihr also deines eigenen Glaubens nicht zu sicher? Dein Glaube liegt in seiner Hand. Also bei dieser letzten Bitte könnte man positiv sagen, erhalte mich bei meinem Glauben. Das kannst nur du und ich selber nicht. Das ist das angemessene
Bewusstsein des Geschöpfes, seinem Schöpfer gegenüber. So, jetzt will ich nochmal, wie angekündigt, zu der Brotbitte zurückkehren und auf sie einen besonderen Akzent legen, aus den genannten Gründen. Die Brotbitte ist ganz weltlich. Sie ist ganz am irdischen Alltag orientiert. Sie ist ganz körperlich. Sie ist ganz materiell. Nicht wenige Christen haben deshalb ganz ordentlich Schwierigkeiten mit dieser Bitte. Sie können es nicht verstehen, dass eine solche
weltliche Bitte im Vaterunser steht. Und deswegen sind Sie folgender Meinung, es geht hier gar nicht um das normale, natürliche Brot, sondern es geht hier um Gottes Wort. Und Gottes Wort ist unsere Nahrung. Also hier wird die Brotbitte vergeistlicht. Eine katholische Polin oder eine polnische Katholikin hat mir mal gesagt, also Siggi, wenn ich mich erinnere an Polen, also soweit ich mich an die Gottesdienste erinnere, wurde immer gesagt, bei der Bitte um das Brot geht es nicht um das normale, gewöhnliche Brot, sondern da geht es um Gottes Wort. Ich höre jetzt von dir zum ersten Mal im Leben, dass es hier doch um das normale, gewöhnliche Brot geht. Also diese Vergeistlichung dieser Bitte
ist ganz schön weit verbreitet und hat sich in sehr vielen Köpfen festgesetzt. Aber es gibt in der Bibel kaum ein Wort, das man so schwer vergeistlichen kann wie das Wort Brot. Es heißt in der biblischen Urgeschichte, im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Ach so, da ist eigentlich gemeint, im Schweiße deines Angesichts sollst du Gottes Wort hören. Oder nehmen wir mal im Lukas-Evangelium gleich nach dem Vaterunser, gleich ein Vers danach, kommt das Gleichnis vom bittenden Freund. Da ist wieder vom Brot die Rede, also ganz dicht nebeneinander.
Und da heißt es, wenn dein Freund abends zu dir kommt und dich um Brot bittet. Ach so, da ist eigentlich gemeint, wenn dein Freund abends kommt und dich um Gottes Wort bittet. Oder Jesus sagt in der Bergpredigt, wenn dein Sohn zu dir kommt und dich um Brot und um einen Fisch bittet, wer wird ihm einen Stein geben? Ach so, der Sohn bittet dich um Gottes Wort und um einen Fisch. Also lassen wir mal, hier geht es ja auch um eine Bitte um Brot. Selbst bei dem Satz, der Mensch lebt nicht von Brot allein. Selbst hier geht es ja um das irdische gewöhnliche Brot, von dem man natürlich nicht alleine lebt. Ja, das ist eh klar. Aber ohne das Brot geht es auch nicht.
Also lassen wir mal diese traurige Angelegenheit. Ja, mir fällt noch ein wichtiger Gesichtspunkt ein. Diese Vergeistlichung der Brotbitte kommt vielen Christen gerade recht, weil sie hat gleich noch einen zweiten Vorteil. Wenn man das Brot vergeistlicht, dann verliert sich auch die gesellschaftliche Positionierung dieser Bitte, die sehr deutlich ist. Denn Gottes Wort braucht die Oberschicht genauso wie die Unterschicht. Wir sind alle Sünder, wir brauchen alle Gottes Wort. Also da wird alles völlig unpolitisch, ohne gesellschaftliche Konturen. Nein, nein, unser Brot, das Notwendige, gibt uns heute. Dieser Satz ist eindeutig weit weg von der Schickeria und dem
Überfluss. Da kommt ihr nicht drum herum. Und gerade so in dieser gesellschaftlichen Positionierung entspricht ja die Brotbitte dem Reich Gottes. Denn das Reich Gottes ist ein Reich der Gerechtigkeit, wie ich es vorhin ausgeführt habe. Das alles wird mit diesem Drang nach Vergeistlichung mit einem Wisch vom Tisch gewischt, weil es die Interessen der Frömmigkeit so suggerieren. Fromme Herrschaft über die Bibel. Nein, schauen wir uns diese Brotbitte genauer an. Diese Brotbitte ist in dreifacher Weise begrenzt. Sie ist begrenzt auf Brot, es geht nicht um Schnitzel und nicht um Kuchen.
Sie ist begrenzt auf das Heute. Es geht nicht um Vorratswirtschaft der nächsten Monate und es geht nicht um Wachstumsstrategien. Und die Bitte ist begrenzt auf das Notwendige, das wir dringend brauchen. Und das gibt dieser Bitte ihre Dringlichkeit. Übrigens an dieser Stelle sitzt ein schwieriges Übersetzungsproblem, das einzige im Vaterunser, alles andere ist völlig klar. Aber an dieser Stelle steht ein ganz seltenes griechisches Wort, Epiusios. Und dieses Wort nach langem Suchen, muss man sagen, steht nur hier. Also wie die Evangelisten auf dieses Wort gekommen sind, weiß man nicht. Es gibt sie in der gesamten griechischen Literatur, kommt dieses Wort nicht
vor. Bei Platon nicht, bei Aristoteles und so weiter. In der gesamten griechischen Literatur kommt das Wort nicht mehr vor. Und deswegen muss man heute nüchtern sagen, wir können nicht mehr sicher sagen, was dieses Wort bedeutet. Luther stand hier vor einer unlösbaren Aufgabe. Er hat sich tapfer geschlagen, er übersetzt das tägliche Brot. Das ist gar nicht schlecht. Aber nach dem heutigen Stand können wir es etwas genauer sagen. Man übersetzt diese Bitte genauer, nicht mit das tägliche Brot, sondern das Brot, das wir brauchen. Das ist nach heutigem Stand die beste Übersetzung. Und bei das Brot, das wir brauchen, ist natürlich gemeint, das Brot, das wir dringend brauchen. Es ist
eine dringende Tagesration, ohne die wir kaputtgehen. Also das wir dringend brauchen. Und deswegen übersetze ich mit anderen unser Brot, das Notwendige. Weil so passt es auch am besten zum Gesamtcharakter des Vaterunsers, das sich ja auf das Notwendige konzentriert. Gut, ich möchte jetzt an dieser Stelle einige Basisinformationen zum Brot einbauen. Das Brot in der Antike sah anders aus als unser Brot. Denn unser Brot geht oft zumindest beim Backen auf. Es geht in die Höhe, weil wir es mit Hefe backen. Und dann geht das Brot auf. Also wir kennen das nach oben gebogene oder das nach oben aufgerichtete Brot. So was gibt es in der Antike überhaupt nicht. Es gibt
in der Antike gar keine Hefe. Brot wird gebacken mit oder ohne Sauerteig. Das Brot in der Antike ist ein ganz flaches Brot, ein Fladenbrot, Teller groß und Finger dick. Und dieses Brot muss man jeden Morgen erstmal frisch mahlen. Die Getreidekörner müssen frisch gemahlen werden jeden Morgen, denn in dem heißen Klima des Orient würde das Brot viel zu schnell vertrocknen. In jedem orientalischen Ort hört man morgens die mahlenden Geräusche der handbetriebenen Getreidemühlen. Das war für die Frauen jeden Morgen ein ganz schöner Aufwand. Und das Backen des Brotes, das geht in der Antike ganz schnell, viel schneller als heute. Man legt nämlich das Fladenbrot auf einen heißen Stein, zwei Minuten, drei Minuten, dann wendet man es einmal rum,
auch wieder zwei, drei Minuten oder wenn es ganz Stein ist, je nachdem, da haben die Leute Erfahrung, und dann ist das Brot gebacken. Also Fladenbrot. Für die allermeisten Menschen war es so, dass man nur zweimal am Tag aß. In der Oberschicht manchmal dreimal, aber im alten Orient auf dem Land zweimal. Später Vormittag und früher Abend. Und da konnte man nämlich am späten Vormittag immer schon das frisch gebackene Brot essen. Das Hauptessen war am Abend. Für die allermeisten Menschen, wir lassen mal die dünne Oberschicht weg, bestand jedes Essen vor allem aus Brot. Alles andere, was noch dazukam, nannte man die Beikost. Das konnten Gemüse gewesen sein,
Oliven, Zwiebeln, manchmal Eier. Obst nicht, Obst gibt es nur in der Oberschicht. Die Obstgärten waren sehr gesichert. Frisches Obst jeden Morgen, nur in der Oberschicht. Und die passten auf. Also Beikost war Gemüse, Oliven, Zwiebeln, manchmal Eier. Aber die Hauptkost war Brot. Die meisten Menschen nahmen über 50 Prozent des notwendigen Kalorienbedarfs über das Brot zu sich. Deswegen hieß das Wort Brot auch gleichzeitig Nahrung. Zum Beispiel im Hebräischen heißt Brot Lechem und Lechem heißt auch Nahrung. Übrigens für euch ist ja vielleicht interessant, das Wort der Ort Bethlehem, der heißt genau Beth-lechem. Beth heißt Haus, Lechem heißt Brot. Also Bethlehem
heißt Haus des Brotes. Warum dieser Ortsname? Bethlehem liegt in einer sehr fruchtbaren Gegend bis heute. Also Lechem war Brot und Nahrung insgesamt. Ja, dann könnte man noch Folgendes sagen. Die Brotbitte deutet auch andere Lebensweisheiten an. In der Brotbitte stecken noch andere Erkenntnisse, wichtige, grundlegende Erkenntnisse über unser Leben. Nämlich in der Brotbitte steckt die Erkenntnis, wir sind gefährdete Lebewesen. Die Ressourcen können knapp werden. Wir können in eine schwere Mangelsituation geraten und dann wird es
gefährlich. Wir sind gefährdete Wesen. In der Brotbitte steckt auch noch die Erkenntnis, wir sind abhängige Wesen. Wir sind nicht autark unabhängig. Wir haben das Leben nicht in uns selber. Wir sind auf regelmäßige Energiezufuhr angewiesen. Der Mund bleibt unser Leben lang das Eingangstor für eine regelmäßige Energiezufuhr, ohne die wir nicht leben können. Wir sind nicht autark. Wir haben das Leben nicht in uns selbst. Und das Dritte, was in der Brotbitte auch zum Ausdruck gebracht wird, wir sind zeitliche Wesen. Der nächste Hunger kommt bestimmt. Wir können uns
nicht für vier Wochen satt essen. Der Magen verlangt sein Recht. Wir sind Gefangene der Zeit. Und kulturgeschichtlich vielleicht auch interessant für die, die solche Dinge sehr interessieren. Man hat jahrtausendelang in der großen Mehrheit der Menschheit immer aus einer Schüssel gegessen. Nur in der Oberschicht, sehr dünn, 3%, gab es Teller und Besteck. Aber in 97% der Fälle haben die Menschen jahrtausendelang aus einer Schüssel gegessen. Und auch das Fladenbrot wurde herumgereicht und jeder brach sich ein Stück ab. Was für eine Nähe zueinander, was für eine Verbundenheit,
allein dadurch, dass wir alle aus einer Schüssel essen. Dass es auch in den unteren Schichten allmählich Teller und Besteck gab, gibt es erst ungefähr ab der Zeit von Martin Luther. Und da hat sich das dann ganz langsam auch in der Unterschicht durchgesetzt. Jetzt, dass die Nahrungsaufnahme berührt ja nicht nur körperliche Vorgänge. Wir sind eine psychosomatische Ganzheit. Die Nahrungsaufnahme ist ein so grundlegender Vorgang, der ist eng verbunden mit anderen grundlegenden Vorgängen. Und auch das ist gut, wenn wir es bei der Brotbitte einmal mitbedenken. Die Nahrungsaufnahme ist die erste Tätigkeit des Menschen. Der Säugling an der Brust
der Mutter, ich sage euch, der muss ganz schön arbeiten, weil dieses Saugen ist ein hartes Geschäft. Und Schlucken auch. Trotzdem macht der Säugling es gern, weil dieses unangenehme, scheußliche Gefühl des Hungers geht halt nur dadurch weg. Außerdem die Brust der Mutter ist so schön warm. Und der Säugling ahnt, die Mama macht es gern, die reicht mir die Brust gern, die Mama hat mich lieb. Also das ahnt der Säugling auch. Sigmund Freud hat einmal gesagt, an der Brust der Mutter treffen sich Arbeit, Lust und Liebe. Und recht hat er. An der Brust der Mutter treffen sich Arbeit, Lust und Liebe. Das ist eine Arbeitsgemeinschaft. Ja, und bei dieser Nahrungsaufnahme entstehen in uns die tiefsten Gefühle, die es überhaupt gibt. Diese
Gefühle, die wir bei den ersten Nahrungsaufnahmen entwickelt haben, begleiten uns unser ganzes Leben und tragen uns unser ganzes Leben. Die Nahrungsaufnahme, über die Nahrungsaufnahme entwickelt sich auch unser Bewusstsein für unseren Körper. Unser Körperbewusstsein entwickelt sich über die Nahrungsaufnahme. Auch unser Bewusstsein für Außenwelt und Innenwelt. Denn die Nahrung kommt immer von außen und geht immer nach innen. Essstörungen sind eine besonders sensible Sache, denn Essstörungen hängen mit den tiefsten Wurzeln unserer Persönlichkeit zusammen. Habt ihr keine
Essstörung? Oder ich will dich mal persönlich anreden. Hast du keine Essstörung? Ja, dann sei doch einfach froh und dankbar und enthalte dich jeden Urteils über andere Menschen. Dann sei doch einfach froh und dankbar. Denn Essstörungen sind eine extrem komplexe Angelegenheit. Es gibt Menschen, die haben eine so gute Körperverbrennung, die können, ich kenne, ich denke da gerade an jemand, der schaufelt Jahr für Jahr ordentlich viel in sich rein. Der nimmt nicht zu. Der hat so eine gute Körperverbrennung und er ahnt auch selber nicht, welche Probleme andere haben. Dann sagt er,
ja, der ist ein bisschen untersetzt. Und das wird verletzt jemand anders zutiefst, sodass er es zehn Jahre nicht vergessen kann. Ja, der ist nicht untersetzt. Der hat die Probleme einfach nicht. Und es gibt andere Menschen, die haben eine schlechte Körperverbrennung, die essen weniger und nehmen zu. Also, ihr Lieben, enthaltet euch jedes Urteils. Dann Gott sei Dank, die Nahrungsaufnahme ist ja nicht nur notwendig, sie ist auch ein Vergnügen. Wir essen und trinken ja Gott sei Dank in aller Regel gern. Wir können das Essen gemütlich gestalten, erholsam gestalten, festlich gestalten. Und wir machen immer wieder neu die Erfahrung,
die Liebe geht durch den Magen. Und die Nahrungsaufnahme zum Schluss hat auch ihre soziale Komponente. Denn wir sitzen sehr oft bei der Nahrungsaufnahme an einem Tisch, vielleicht Familientisch oder Tisch mit anderen Leuten. Und welche Atmosphäre herrscht an diesem Tisch? Wer spricht mit wem? Wer spricht mit wem nicht? Wer spricht mit wem über was? Das alles zeigt sich bei der gemeinsamen Nahrungsaufnahme. So, ihr Lieben, dieser Vortrag über dieses kurze Gebet ist ziemlich lang geworden, gebe ich zu. Es liegt daran, dass ich dieses Gebet so
bewundere und so wertschätze. Dieses wichtigste Gebet der Christenheit, das uns alle miteinander verbindet. Ich will zum Schluss einen einzigen Gedanken nochmals herausgreifen. Die Brotbitte lehrt uns, dass wir gefährdete Wesen sind. Die Ressourcen aller möglichen Art können knapp werden. Wir können in eine schwere Mangelsituation geraten. Und da will ich dir einfach so von Mensch zu Mensch und Christ zu Christ will ich dir sagen, wenn du in eine schwere Mangelsituation gerätst, sodass die Stimmen lauter werden, die zu dir sagen, steck auf, es hat doch alles keinen Wert mehr. Und
wenn der Übergang zur Verzweiflung schon eingesetzt hat. Wenn du in einer schweren Mangelsituation bist, gib dir dieses Gebet, das Jesus selber formuliert hat, das Recht, an deinen Schöpfer heranzutreten und ihm zu sagen, du hast mich ins Leben gebracht und jetzt gib mir die Tagesration, die ich dringend brauche, sonst gehe ich kaputt. Dieses Recht hast du. Und dieses
Recht gibt dir dieses Gebet. Das ist kein Patentrezept. Patentrezepte gibt es sowieso überhaupt nicht im Leben. Aber ich sage dir, das Vaterunser ist ein tiefer Brunnen. Das Gebet hat Qualität. Und wer weiß, es kann dich zu einem neuen Leben und Ausweg anleiten. Also ihr Lieben, dieses Gebet Jesu, das wichtigste Gebet der Christenheit, das uns alle miteinander verbindet, lasst uns einen neuen Blick nochmal auf dieses unglaubliche Gebet werfen. Es wird uns allen guttun und es kann uns alle auch durch die schwersten Zeiten begleiten.
Das Vaterunser (Lk 11,1–4) | 13.13.1
Oft leiern wir es im Gottesdienst nur noch herunter, hören die Worte kaum, die wir selbst und die Menschen um uns herum aussprechen. Wir haben sie ja schon zu oft gehört und gesprochen. Was uns dabei entgeht, ist eine gewaltige Kraft, eine Einzigartigkeit, die in diesem Gebet steckt. Diese wenigen Worte sind eigentlich viel zu groß für eine halbe Minute am Sonntagmorgen. Das Vaterunser ist ein Gebet für die Welt. Für alle Religionen, alle Nationen, alle Zeiten.
Jesus war von den Jüngern gefragt worden, wie sie beten sollen. Er formulierte ein Modellgebet, das es so in keiner anderen Religion gibt. Siegfried Zimmer erzählt mit Leidenschaft und Bewunderung von diesem Gebet und erklärt, warum die Anrede »Papa« für Gott damals eine Revolution war, obwohl Götter schon in der Antike gelegentlich als Vater bezeichnet worden waren. Er beschreibt die Sozialkritik, die in einer der Bitten steckt und wie uns dieses Gebet als Menschheit vereint. Weit über diese dreißig Sekunden am Sonntagmorgen hinaus.