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Das Patriarchat als Strafe | 13.17.2

Worthaus Pop-Up – Tübingen: 9. November 2023 von Prof. Dr. Konrad Schmid

Eva beißt in den Apfel, reicht ihn an Adam weiter und hat es damit für die gesamte Menschheit verbockt. Nicht der Teufel, der Eva verführte, nicht Adam, der ebenfalls zugriff, nein, allein Eva ist schuld am Sündenfall und den Strafen, die der Apfelkonsum mit sich brachte.
Dass weder Apfel, Paradies, Sünde noch Adam in der Geschichte erwähnt werden, erklärt Theologe Konrad Schmid in diesem Vortrag. Er erläutert, was die Geschichte vom Sündenfall eigentlich bedeutet, wie sie vom Erwachsenwerden, von Wissen und Unkenntnis erzählt und wie sie begründet, was für alle Menschen offensichtlich war: dass der jetzige Zustand der Welt und der Gesellschaft nicht optimal ist, dass er nicht so ist, wie Gott sich die Schöpfung gedacht haben muss. Gleichzeitig, sogar noch vor der Geschichte über den Sündenfall, erzählt Genesis, dass die Gesellschaft der Menschen auch anders aussehen kann: ebenbürtig, gleichwertig. Und wieder zeigt sich, dass in der Bibel mehr steckt, als wir beim ersten Lesen verstehen, dass dieses Buch überrascht, und dass selbst Schriften, die in einer patriarchalen Gesellschaft von Männern geschrieben wurden, die bestehende Ordnung kritisieren können.

10. Dezember 2021

Das Jona Buch | 11.19.1

Die Geschichte gehört in jede Kinderbibel: der widerspenstige, irgendwie etwas trottelige Prophet, der Gott nicht gehorchen will; der Sturm und der Wal, die nie so richtig bedrohlich wirken; und das Happy End, als Jona dann doch tut, was Gott von ihm will, und die bösen Menschen von Ninive schließlich gute Menschen werden.
Und die Moral von der Geschicht’? Das war’s noch nicht.
Die österreichische Theologin Irmtraud Fischer entreißt die Geschichte der Niedlichkeit der Kinderbibeln und macht deutlich, worum es im Buch Jona eigentlich geht: um ein Trauma. Gott schickt Jona nach Ninive, ins Herz des Assyrerreiches. Ausgerechnet die Feinde Israels soll Jona vor Gottes Zorn warnen – und damit retten. Die Assyrer haben das Nordreich der Israeliten zerstört und das Südreich fast dem Erdboden gleich gemacht. Sie haben die Bevölkerung verschleppt und verschreckt. Sie haben wahrscheinlich auch Jona leiden lassen. Kein Wunder, dass er vor Gottes Auftrag flieht.
Jona verhält sich wie ein traumatisierter Mensch im Angesicht seines Peinigers, diagnostiziert Irmtraud Fischer. Sie beschreibt, wie diese Zwangskonfrontation mit dem Erlebten dem traumatisierten Jona hilft, mit dem Schrecken klarzukommen. Sie zieht damit auch die Parallele zum Heute, zu unseren Ängsten und Traumatisierungen. Und sie erklärt, was es mit dem Epilog der Jona-Geschichte auf sich hat, der aus den Kindergeschichten meist herausfällt.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.