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Luthers Seelsorge | 6.4.3

Worthaus 6 – Heidelberg: 16. Mai 2016 von Prof. Dr. Peter Zimmerling

Sie hatten sich das so einfach vorgestellt: Im Leben begeht man immer wieder Sünden, das lässt sich kaum vermeiden. Dann geht man hin, kauft einen Ablassbrief, und der Platz im Himmel ist gesichert. Dachten sie. Aber dann kam dieser junge Pfarrer und haut den ganzen schönen Plan kaputt. Er wirft der Kirche nicht nur vor, mit dem Ablasshandel Geld zu machen. Viel schlimmer findet er, dass die Kirche dadurch Gläubige heranzüchtet, die aus Furcht vor Strafe wertloses Papier kaufen statt ehrlich Buße zu tun und die Strafe anzunehmen. Dieser sogenannte Beichtstuhlstreit ist Auslöser einer Revolution, die das Verständnis der Sündenvergebung zu Luthers Zeiten über den Haufen wirft. Und die theoretisch alle Christen von der Angst vor der Sünde befreien könnte. Die Angst aber belastet noch immer die Gläubigen. Auch Nicht-Christen fühlen sich bisweilen von der eigenen Schuld erdrückt. Diese schlechten Gefühle zu nehmen und Rat zu geben im Umgang mit Schuld und Sünde, das sollte eigentlich die Aufgabe der Beichte sein. Die Abnahme der Beichte ist also Seelsorge am anderen. Der Leipziger Theologe Peter Zimmerling erklärt, wie sich die Gläubigen einst die Sündenvergebung zu erkaufen suchten, warum jeder Gläubige die Beichte abnehmen kann und was Luther damit meinte, als er dazu aufrief, »tapfer zu sündigen«.