Rund 400 Jahre sind seit Jesu Auferstehung vergangen, die ersten Christen haben sich über drei Kontinente ausgebreitet, selbst Kaiser glauben inzwischen an den Mann am Kreuz. Das 5. Jahrhundert ist geprägt von ungeheuren Umbrüchen, großen Völkerwanderungen und dem Untergang des Römischen Reichs. Inmitten dieser Tumulte lebte Augustinus von Hippo im heutigen Algerien, Sohn einer Christin und eines Heiden, erst Lebemann, dann Mönch, eine der bedeutendsten Figuren in der 2000-jährigen Geschichte des Christentums. Dabei hat das Christentum anfangs wenig Eindruck auf ihn gemacht. Er war fasziniert von der Philosophie, fand Cicero schlauer als Petrus. Zumal das Christentum eine entscheidende Frage nicht beantworten konnte: Warum hat Gott die Welt nicht im Griff? Hätte er die Kontrolle, gäbe es doch nicht so viel Böses. Oder? Es ist die Frage, die so alt ist wie der Glaube an einen liebenden Gott. Thorsten Dietz nimmt Augustinus Leben und Lehre auseinander, erklärt, wie aus dem jungen Vater mit unehelichem Sohn ein Gläubiger ohne Zweifel werden konnte und wie er den Glauben an Gott mit dem Wissen um das Böse in Einklang bringt. Dietz bleibt aber nicht unkritisch und verschweigt nicht, welche – nicht immer positiven – Auswirkungen Augustinus‘ Lehre für das Christentum hatte.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.

Wer in einem christlichen Land aufgewachsen ist, weiß, was die Bibel ist. Dieses Buch aus Altem und Neuen Testament, das von Gott und Jesus erzählt. Doch wer hat entschieden, was genau von Gott und Jesus darin erzählt wird, welche Texte in der Bibel gesammelt werden? Thorsten Dietz erklärt, wie die Bibel entstand, wer bestimmt hat, welche Bücher dazugehören. Warum manche Schriften von Anfang an ins Neue Testament aufgenommen wurden, kritische Texte oder Schriften von und über Frauen aber an den Rand gedrängt wurden. Und er beschäftigt sich mit einer der wichtigsten Fragen: Hat Gott nun höchstpersönlich die Bibel zusammengestellt oder war es doch nur die Entscheidung der Menschen? Dietz ist von den gängigen Erklärungen für die Entstehung der Bibel nicht überzeugt. Und erklärt, was es stattdessen bedeuten kann, dass die Bibel von Gott »inspiriert« ist – und warum Gläubige trotzdem daran zweifeln dürfen.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.

Wenn Menschen im Internet gegen Flüchtlinge schimpfen oder gegen »Überfremdung« auf die Straße gehen, dann stören sie sich nicht an atheistischen Schweden, evangelikalen Amerikanern oder buddhistischen Koreanern. Sie fürchten den Islam. Kaum eine Religion löst in Deutschland und anderen westlichen Ländern solch harte Reaktionen aus: Wut, Hass, Angst. Siegfried Zimmer konzentriert sich in diesem Vortrag auf den Dialog zwischen diesen beiden Kulturen und Religionen, die da oft unversöhnlich gegenüberstehen: Islam und Christentum, westliche und muslimische Welt. Die Grundlage für diesen Dialog sind Gemeinsamkeiten: Christen und Muslime glauben an einen Gott. Da hört es aber oft schon auf mit dem Wissen um Gemeinsamkeiten. Zimmer zählt auf, was Muslime und Christen (und Juden) noch gemeinsam haben, vieles davon ist sogar unter Religionswissenschaftlern noch kaum ergründet. Und dann widmet sich Zimmer zum Schluss noch einer geheimnisvollen Gestalt, die in der Bibel nur am Rande erwähnt wird und ohne die der Islam undenkbar wäre: jenem Sohn, den Abraham verstieß.

Die Menschheit ist bedroht. Nicht nur durch den Klimawandel oder die Machtspiele zwischen Atommächten. Auch jene, die sich eigentlich Höherem verschrieben haben, die ihren Blick auf das Göttliche und die Ewigkeit richten, drohen die Menschheit zu ersticken. Aus Sicht der westlichen Welt stehen sich vor allem Islam und Christentum feindselig gegenüber, in anderen Teilen der Welt sind es etwa Buddhisten und Muslime oder Judentum und Islam. Dabei sind wir doch alle miteinander verbunden, beeinflussen einander mehr denn je in der Geschichte der Menschheit. Wie wichtig es daher ist, dass Menschen aller Religionen miteinander in Dialog treten, das betont Siegfried Zimmer immer wieder. Er selber hat sich kaum für den Islam interessiert bis er schon über 50 war. Seitdem hat sich einiges geändert. Und nun weiß Zimmer, worauf es zu achten gilt, wenn Menschen verschiedenen Glaubens aufeinander treffen, wie man Vorurteile ausräumt und wie sehr ein Mensch strahlt, wenn er einen Menschen Freund nennen darf, obwohl der einer anderen Religion angehört.

Jonathan Edwards ist der bedeutendste evangelikale Theologe der Kirchengeschichte.
Evangelikal? Wenn Sie dieses Wort hören, werden Sie dann nervös? Genervt? Aggressiv? Kann passieren. Thorsten Dietz erklärt deswegen erst einmal, was »evangelikal« bedeutet, wo der Begriff herkommt und warum er manchmal so einen schlechten Ruf hat. Genauso erklärt Dietz, was Theologie eigentlich bedeutet und was sie tatsächlich mit dem Glauben an Gott zu tun hat.
Über Jonathan Edwards, diesen bedeutenden evangelikalen Theologen, spricht Dietz aber auch noch. Und dann ist auch bald klar, warum er in der Kirchengeschichte so wichtig ist, wie Gefühle und Glaube zusammen passen und was das alles eigentlich mit Star Wars zu tun hat.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Schon mal die Bibel gelesen?
„Was? Nein danke! Was soll ich mit einem Buch, dass seit 2000 Jahren kein Update bekommen hat? Ist doch sowieso nur eine Mischung aus Geschichts- und Märchenbuch!“ – sagen die einen.
„Was? Natürlich! Das ganze Buch ist schließlich eine Liebeserklärung Gottes an die Menschheit und gleichzeitig eine Gebrauchsanleitung für mein Leben!“ – sagen andere.
Beide Einstellungen hält Thorsten Dietz für fatal. Die Bibel ist mehr als eine Aufzählung von historischer Ereignisse. Ihre Geschichten sind aber auch immer eingebettet in eine historische Situation.
Wie kann man nun lernen, die Bibel zu verstehen? Wie kann man erkennen, was absolut ist und was relativ, was in eine historische Situation hineingewoben ist und was noch heute gültig ist? Und was unser Bibelverständnis mit unserer Position im Meer der Menschheitsgeschichte zu tun?
Um das zu verstehen, nimmt Dietz seine Zuhörer in diesem Vortrag mit in eine Zeit, an die man eher selten denkt: Ins zweite Jahrhundert nach Christus. Es ist – abgesehen von Jesu Lebenszeit – sicher die spannendste Epoche der christlichen Geschichte. Eine Zeit, in der diese junge Religion leicht ihr Ende hätte finden können. Wären da nicht nicht unzählige Unbekannte gewesen, die trotz allem am Glauben festhielten. Und ein paar Menschen, deren Namen wir heute noch kennen, die sich schon damals mit solchen Fragen beschäftigten: Was sagt uns die Heilige Schrift? Und wie gehen wir damit am besten um?

Die Reihe über große Theologen geht weiter: Dieses Mal erzählt Thorsten Dietz von einem Theologen, der unser Verständnis davon, was Menschsein bedeutet, wie kaum ein anderer geprägt hat. Søren Kierkegaard beeinflusste das Denken seiner Zeit weit über Christentum und Kirche hinaus und hinterließ ein Werk, das noch heute Theologen, Philosophen und Gelehrte auf der ganzen Welt beschäftigt.
Søren Kierkegaard wurde in einer spannenden Zeit geboren, nach den großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts, als sich Gesellschaften neu orientierten und der Glaube an Gott einen neuen Platz zwischen Vernunft und Zweifel finden musste. Doch Kierkegaards Lehre – und Dietz‘ Vortrag – geht weit über Glaubensfragen hinaus. Dietz erklärt, wie wir lernen, uns selbst zu akzeptieren. Wie wir mit der ständigen Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, umgehen können. Und warum Gottvertrauen allein die Angst in unserem Leben nicht auflösen kann.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Eigentlich veröffentlicht Worthaus »nur« Vorträge. Manchmal sind die Fragerunden im Anschluss aber genauso interessant. Deswegen ist dieses Hörstück eine Premiere. Zum ersten Mal veröffentlichen wir hier, was nach einem Vortrag passiert. Und das hätte sich Eugen Drewermann nach seinem Vortrag zu »Jesus aus Nazareth – von Krieg zu Frieden« kaum passender hätte wünschen können. Mit Fragen wie »Muss ich nun Angst vor dem Jüngsten Gericht haben?«, »Wie viel freien Willen haben wir denn?« oder »Ist es nicht eine zusätzliche Belastung, wenn Opfer den Tätern vergeben sollen?« tauchen die Zuhörer noch tiefer ins Thema ein. Für seine Antworten holt Drewermann weit aus, von der Opferpraxis der Juden bis zur zweifelhaften Annahme, dass Jesus selbst ein Opfer für die Sünden der Menschen war. Dabei nutzt er die Gelegenheit noch einmal für kritische Worte zu unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das wir viel zu selten infrage stellen. Zur Kirche, die viel zu oft noch unantastbar scheint. Und für den Frieden zwischen Menschen, der viel öfter das Ziel unseres Handelns sein sollte.

Vielleicht war es der Vater, der ständig unterwegs war und selten mal lobte, vielleicht später die Partnerin, die ständig unzufrieden ist, oder der Chef, der noch nie an eine Beförderung gedacht hat. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu leisten, keine Anerkennung zu finden, kennt fast jeder Mensch. Ähnlich muss es auch Kain gegangen sein, bevor er Abel ermordete. Eugen Drewermann, Theologe und Psychoanalytiker, erklärt, was zu diesem ersten Mord in der Menschheitsgeschichte geführt haben mag. Er weckt Mitleid, nicht für das Opfer Abel, sondern auch für den Mörder Kain. Er erklärt, was Jesu Botschaft all diesen überwältigenden Gefühlen, die zu einem Mord führen können, entgegenzusetzen hat. Eine Botschaft, die heute wohl so aktuell ist wie nie in einer Zeit voller Kriege zwischen Ländern und Menschen, voller Angst und Selbstzweifel, in der sich so viele Menschen benachteiligt und nicht anerkannt fühlen. Wer nach diesem Vortrag nicht mehr Barmherzigkeit empfindet für Mörder, Zuhälter, sonstige Sünder – und sich selbst – klickt einfach noch einmal darauf.

Das fing ja bekanntlich nicht gut an mit der Krone der Schöpfung. Die ersten beiden Menschen werden aus dem Paradies geschmissen und dann wird ihr erstes Kind auch noch zum Mörder. Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass die ersten Kapitel der Bibel so gemeint sind, dass sowohl Adam und Eva als auch Kain und Abel für die gesamte damalige Menschheit stehen, bleibt ja nur ein Schluss: Der Mensch an sich ist böse. Oder? Siegfried Zimmer analysiert hier eine der bekanntesten Erzählungen der Bibel, eine urgeschichtliche Erzählung, die mehr über den Menschen und Gott sagt, als man zunächst glaubt. Sie erzählt von der Ungerechtigkeit der Welt, von Gottes Reaktion auf eine furchtbare Tat, warum Gott den Mörder schützt. Und wie letztendlich auch wir Menschen mit unseren Mitmenschen umgehen sollten, die Böses getan haben. Auch mit Mördern.

Wenn es damals schon Kameras gegeben hätte, hätte Maria dann am Grab ein Selfie mit dem auferstandenen Jesus machen können? Anders gefragt: War die Auferstehung so real wie das Wetter vor der Tür? Und selbst wenn man eine klare Antwort auf diese Fragen findet – was würde diese Antwort für unser Leben bedeuten? Thorsten Dietz nimmt die Argumente auseinander – vom Scheintod bis zum gigantischen Betrug – die Menschen gegen die Auferstehung vorbringen. Er nimmt die Zuhörer mit zu den Emmaus-Jüngern, die stundenlang mit dem Auferstandenen sprachen. Und er zeigt an dieser Geschichte, was es bedeutet, wenn man alles verliert, was bisher wahr war, und das eigene Weltbild neu kalibrieren muss. Und wenn Jesus dann noch die wichtigsten 15 Minuten Ruhm im eigenen Leben platzen lässt. Und zum Schluss kann vielleicht jeder für sich selbst beantworten: Muss ich das mit der Auferstehung jetzt glauben? Oder ist das vielleicht die falsche Frage?

Vor allem im Süden Deutschlands hängt er in Klassenzimmern und Amtsstuben: Der gemarterte Leichnam, diese ständige Erinnerung an einen Menschen, der zu Tode gefoltert wurde. Muss das sein? Warum war dieser qualvolle Tod überhaupt nötig und warum müssen wir heute noch immer daran erinnert werden? Die Antwort ist nicht leicht. Thorsten Dietz erzählt von Anselm von Canterbury, einem der ersten Theologen, der vor rund 1000 Jahren eine Lösung suchte, um den Kreuzestod zu verstehen. Dietz erzählt, warum die Darstellung der Qual und Verzweiflung Jesu im Mittelalter noch drastischer wurde – und die Menschen darin Trost fanden. Er liefert den Hintergrund, der nötig ist, um die Predigten von Hölle, Strafe und Versöhnung zu verstehen. Denn das zu verstehen, war für frühere Christen unheimlich befreiend. Und vielleicht auch für Gläubige im 21. Jahrhundert.