Für viele Christen beginnt der Glaube wie die erste große Liebe: Leidenschaftlich, begeistert, etwas verrückt. Voller Hoffnung. Für Martin Benz begann der Glaube auch mit Demonstrationen gegen Kinofilme, verteilten Traktaten und zertrümmerten Schallplatten – was man eben aus Leidenschaft für die große Liebe so tut.

Doch dann geht das Leben weiter und die Euphorie des Anfangs weicht Ernüchterung. Wir gleichen die Hoffnungen von damals mit der Realität von heute ab. Mit den Eheproblemen, den Geldsorgen und Gesundheitsproblemen, mit dem Alltag und geplatzten Träumen.

Martin Benz ist auch Jahrzehnte nach dem ersten Liebestaumel im Glauben noch dabei, predigt, schreibt und betreibt den Podcast »Movecast«. Er erklärt in diesem Vortrag, wie das Glaubensleben nach der großen Hoffnung und dem großen Frust weitergehen kann. Und erzählt anhand eines eigenen schweren Schicksalsschlags, wie Leben und Glaube wieder in Einklang gebracht werden können.

Wieviel Zukunft, Krisenresilienz und Chaosresistenz stecken im christlichen Glauben? Wie viel Hoffnung? Hört man auf die althergebrachte Theologie mit ihrem pessimistischen Menschenbild, dann wirkt es, als drehe sich der christliche Glauben vor allem um menschliches Versagen und die Entscheidung für die richtige Lehre. Kein Gefühl, keine Stimmung, kein Bauchgefühl, und Körperlichkeit schon gar nicht, kritisiert Thorsten Dietz. Und spricht dann – im Kontrast dazu – von einer neuen Theologie und einem Gott der Hoffnung.

Dietz will die Bibel als Teil einer Hoffnungsgeschichte sehen und stellt in dem Zusammenhang die entscheidenden Fragen: Was ist gute Theologie? Wie bringt man den Gott der Hoffnung mit dem Leben im Diesseits in Verbindung? Und wer ist dieser Gott der Hoffnung eigentlich?

Worthaus 11 will die theologischen Gedanken aus der Comfortzone zwingen, aus der nerdigen Ecke holen, in der sich nur Theologen wohlfühlen. Und in Praxis und Alltag holen. Mit Hoffnung fängt es an.

Es war einmal ein armer Handwerker aus einem Kuhdorf, das keiner kennt. Der überredet ein paar andere armselige Leute, mit ihm durch die Gegend zu ziehen, schwingt eine kurze Zeit lang große Reden, bis es der Regierung zu bunt wird – und dann stirbt er, viel zu jung und sehr erbärmlich.
Nichts in Jesu Leben lies erahnen, dass sich zwei Jahrtausende später die ganze Welt um diesen armen Handwerker drehen könnte. Dass selbst Menschen, die nichts mit ihm anfangen können, ihr Leben nach ihm richten. Unsere freien Tage, unser Konsum, selbst die Zeitrechnung auf der ganzen Welt orientiert sich nach diesem Menschen.
Warum?
Siegfried Zimmer erklärt in diesem Vortrag das entscheidende Merkmal des christlichen Glaubens und warum aus allen drei monotheistischen Religionen allein die Christen sagen: Wir glauben an Gott und an diesen Menschen, an Jesus Christus. Für alle Zweifler erläutert Zimmer ausführlich, warum die Auferweckung Jesu – bei aller Unwahrscheinlichkeit – sehr wahrscheinlich ist. Und was für ein Versprechen sie für alle Zweifler, Trauernden und Einsamen dieser Welt mit sich bringt.

Mit dem Tod am Kreuz hätte alles zu Ende sein und der arme Wanderprediger aus Nazareth bald vergessen sein können. Er war als Verbrecher verurteilt worden, zu der brutalsten und verachtenswertesten Art der Hinrichtung, die sich die Römer für die Menschen in ihrem Reich ersonnen hatten. Gekreuzigt wurde da ein junger Mann, etwas über 30 Jahre alt. Nicht einmal die Weisheit des Alters hatte er erreicht. Der frühe Tod galt als Strafe der Götter. Der Kreuzestod als Fluch. Diese Art der Hinrichtung sollte den Verurteilten völlig vernichten – er starb einsam, gequält, entblößt und allen zur Schau gestellt.
Wie konnte dieser Tod zu einer guten Nachricht für alle Menschen werden? Was war es, was die Mächtigen dieser Zeit an Jesu Botschaft so nervös machte? Und wie konnten dieser Mensch und diese Kreuzigung Weltgeschichte schreiben? Waren Jesu Anhänger völlig verwirrt, die nicht einmal richtig um ihn trauerten und stattdessen hinaus in die Welt zogen, einen Gott und diesen Wanderprediger verehrten – und sich für ihn auch noch ihrerseits töten ließen?
Siegfried Zimmer beantwortet in diesem Vortrag einige Fragen rund um den Kreuzestod Jesu und die Reaktionen der Menschen seiner Zeit. Aber mit diesem Vortrag ist das Thema noch lange nicht zu Ende. Weitere Worthaus-Vorträge zum Thema Kreuzestod Jesu sollen folgen, denn ein Vortrag wird diesem Thema nicht gerecht.

Auch das ist wieder ein Begriff, den alle kennen, den aber niemand so richtig in wenige Worte fassen kann. Thorsten Dietz tut es trotzdem und erklärt, was Spiritualität bedeutet, als Begriff und für unseren Glauben. Denn in unserer wissenschaftsorientierten Welt, halten sich auch Christen eher an das mehr oder weniger Beweisbare, an die Theologie, die »Lehre von Gott«. Das Geistliche dagegen schieben wir von uns, verorten es irgendwo in anderen Kulturen und Religionen. Dabei ist Spiritualität auch im Christentum wichtiger als Theologie, »sie ist die Grundsubstanz, die Glaube und Religion ausmacht«, sagt Dietz. Wie aber holen wir Spiritualität in unser Leben? Wie lassen wir uns »vom Heiligen Geist gestalten«, wie werden wir Mitgestalter unseres spirituellen Lebens? Und wie kommen wir dabei mit anderen Menschen in Kontakt, mit dem Heiligen Geist und mit uns selbst? Dietz gibt uns Werkzeuge an die Hand, um Spiritualität im Alltag zu leben. Und er erklärt, wie wir mit diesen Werkzeugen vernünftig und geistlich umgehen, ohne uns und andere zu verletzen.

Wir sind doch alle ganz vernünftige Menschen, nicht wahr? Auch die unter uns, die an Übersinnliches glauben, an Gott und die Auferstehung nach dem Tod. Wir betreiben Theologie als Wissenschaft, studieren die Bibel, beten unser Gebet vor dem Essen und dem Schlafengehen. Religion als Ritual. Glaube mit Verstand. Wer kennt schon die sinnliche Erfahrung des Übersinnlichen? Wer hat jemals das Mystische in der völligen Hingabe an Gott erlebt? Seine Nähe erfahren? Und wer sehnt sich nicht manchmal danach, ganz insgeheim wenigstens? Thorsten Dietz hat seine Leidenschaft für die Mystik vor Jahrzehnten entdeckt, sie wurde Teil seiner Frömmigkeit. In diesem Vortrag erzählt er, ganz vernünftig und doch voller Hingabe, von der Mystik im Glauben, von drei Mystikern der Kirchengeschichte, davon, was Mystik und Intellekt miteinander zu tun haben. Und was wir heute, in unserer vernunftgeplagten Gesellschaft, von Mystik und Sinnlichkeit lernen können.

»Es ist die größte Krise unserer Zeit, dass Christen ihre Bibel nicht mehr kennen, Gottes Stimme darin nicht mehr verstehen und nicht wissen, wie man darauf antwortet.« So drastisch formuliert es der Theologe und Schriftsteller Klaus Douglass. Diese Krise ist der Grund, wenn Gottesdienste aus dem unmotivierten Abspulen von Ritualen bestehen und das Abendmahl in Form von faden Hostien eingenommen wird. Dabei steht doch in der Bibel ziemlich genau, wie die Gemeinschaft von Christen aussehen kann und ausgesehen hat. Die Apostelgeschichte ist die Blaupause für christliche Gemeinschaft schlechthin. Sie erzählt von Gemeinden in verschiedenen Kulturen, von Konflikten, Ungerechtigkeiten und Lösungsversuchen. Mit Begeisterung und einigen Lachern nimmt uns Douglass mit auf einen Tiefflug durch die Apostelgeschichte, erklärt, warum Gemeinschaft und der Heilige Geist für ein erfülltes Leben als Christ unverzichtbar sind und macht nebenbei noch all denen Mut, die – wie vermutlich auch Paulus – ihr Gott gegebenes Ziel letztendlich nicht erreichen.

Auch wenn sich erstmals weniger als die Hälfte aller Deutschen zur Kirche bekennt – die tiefe Verbindung zu einer höheren Ebene, zu irgendetwas Größerem suchen viele, die mit der Kirche nichts anzufangen wissen. Spiritualität liegt im Trend, seit Jahrzehnten. Die wenigsten zieht es in ein buddhistisches Kloster nach Tibet, immer mehr zieht es zu den Freikirchen. Wahrscheinlich, weil Menschen dort eine Kraft spüren, die den klassischen Gottesdiensten in Kirchengebäuden ausgegangen ist. Von dieser Kraft erzählt Volker Rabens, Professor für biblische Theologie in Jena. Er spricht über die Zeitzeugen Lukas, Paulus und Johannes, die ihrerseits besonders viel von jener weiblichen Komponente der Dreieinigkeit zu berichten wissen: vom Heiligen Geist. Rabens fragt vor allem danach, wie dieser Heilige Geist wirkt, wie ihn die frühen Christen erlebten, wann Gläubige diesen Geist empfangen und was das alles mit uns im Hier und Heute zu tun hat. Denn auch wenn Zungenrede selten geworden ist und Pastoren kaum noch in fremden Sprachen predigen, die Sache mit dem Heiligen Geist trifft auch heute noch mitten ins Herz einer Gemeinde und des gesamten Christentums.

Christen werden getauft in seinem Namen, sie bekennen sich in fast jedem kirchlichen Gottesdienst zu ihm, und doch weiß kaum jemand mit ihm etwas anzufangen: dem Heiligen Geist. In Liturgie und christlichen Formeln wirkt er oft wie ein Anhängsel. Und das Fest, das allein der Ausgießung des Heiligen Geistes gewidmet ist, ist für die meisten doch nur ein Grund, an einem Montag ausschlafen zu können. Wer also ist der Heilige Geist? Ist er Gott? Eine Person? Und was hat es nochmal mit der Dreieinigkeit auf sich? Thorsten Dietz gibt in diesem Vortrag einen Überblick über das Thema und blickt dabei weit zurück in die Anfänge des Christentums, als im 4. Jahrhundert die Christen nicht mehr in Todesangst ihren Glauben lebten, sondern endlich vom römischen Kaiser anerkannt wurden. Der verlangte aber im Gegenzug, dass sie sich mal einig werden über das, was sie da glauben. Darum erzählt Dietz hier vor allem von Basilius von Caesarea und geht dabei den Weg ab, den die ersten Christen im Ringen um ein gemeinsames Bekenntnis zum Glauben zurückgelegt haben.

Kirche – für die meisten ist es nur ein Gebäude, das sonntagmorgens mäßig besucht wird und zum Heiligabend-Gottesdienst überquillt. Dessen Türen meist verschlossen sind, außer das Gebäude steht in Bayern. Gern sagen auch Christen: »Also, mit der Kirche habe ich nichts zu tun.« Und meinen damit die Kirche als Institution. Fast nie aber meinen sie die Kirche, wie sie ursprünglich gedacht war. Über diese ursprüngliche Bedeutung spricht die evangelische Theologin Sandra Bils, die eigentlich selber mit Kirche nichts zu tun hatte, die weder Kindergottesdienste noch Gute-Nacht-Gebete kannte und sich nur konfirmieren ließ, um sich von den Geldgeschenken eine Gitarre kaufen zu können. Die nun trotzdem voller Überzeugung sonntagmorgens in Kirchen predigt. Und gleichzeitig unzufrieden ist mit dem, wie Kirche heute meistens aussieht. »Wie genial ist die Botschaft, wie seltsam die Umsetzung«, sagt sie über das moderne kirchliche Leben. In diesem Vortrag erklärt sie, wie Kirche in der Bibel gedacht war, woran man Kirche erkennt und wie Kirche – oder besser: Gemeinde – ganz praktisch aussehen kann.

Es ist ein Name, den nicht viele kennen. Aber ein Name, an dem sich die Geister derer scheiden, die schon einmal von ihm gehört haben: Rudolf Bultmann. Der »dunkle Lord der Theologie«, wie Thorsten Dietz ihn nennt. Die einen nehmen seinen Namen kaum in den Mund, für die anderen ist es eine Gewissenssache, sich zu ihm zu bekennen. Dietz war selber Atheist, als er sein Theologiestudium begann. Er hatte also keine Angst vor Rudolf Bultmann. Dann bekehrte er sich und stieß auf Bultmanns Lehren, die »Abrissbirne des Glaubens«. Nicht ohne Grund schickt Dietz seinem Vortrag über Bultmann eine seelsorgerliche Einleitung voraus. »Wir müssen alle stark sein«, sagt er, und legt los: Von den Schockwellen, die Deutschland zu Bultmanns Lebzeiten erschütterten, von zerschmettertem Glauben, theologischen Erneuerungen und einem Theologen, dem die FDP zu links gewesen wären, der nicht an die Wunder der Bibel glaubte, aber dennoch zurück wollte zum Wort der Bibel, um die existenziellen Fragen des Lebens zu beantworten.

Es war einiges los in den deutschen Städten des 19. Jahrhunderts. Darwin rüttelte an den Grundfesten des Glaubens, Hieroglyphen wurden entziffert, Sintflutgeschichten außerhalb der Bibel gefunden, frühjüdische Texte tauchten auf, Bücherberge über die Religionsgeschichte wuchsen. Genies sprossen geradezu aus dem Boden, Goethe, Schiller, Schubert, Beethoven, Kant. Und mittendrin ein junger Theologe. David Friedrich Strauß pilgerte 1830 nach Berlin, hörte Hegel – und war begeistert. Alles schien ihm plötzlich durchschaubar. Er kehrte nach Tübingen zurück und schrieb ein Werk über das Leben Jesu. Darin lässt er zwei Pole, zwei verfeindete Lager der damaligen Theologie, aufeinanderprallen. Nur um dann zu sagen: Ihr habt doch alle recht. Was Strauß dann ausführt, ist so skandalös, dass auch ohne Internet und Social Media bald die ganze Gelehrtenwelt Europas Bescheid wusste. Mit dem Holzhammer ist er durch das Neue Testament gefegt und hat den einst gläubigen Nietzsche vom Glauben abgebracht. Strauß musste Deutschland verlassen, wurde nach Zürich berufen – und direkt, mit gerade einmal 30 Jahren, pensioniert. Zu gewagt wäre es gewesen, ihn lehren zu lassen.
Thorsten Dietz erzählt das Leben dieses »berühmtesten, strittigsten und spektakulärsten Theologietreibenden« seiner Zeit, berichtet auch von anderen wichtigen Persönlichkeiten und tragischen Geschichten. Er verspricht „ein bisschen Kopfschmerzen“ und nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise in das vorletzte Jahrhundert und zu der Frage: Wie sollen aufgeklärte, gebildete Menschen noch glauben können?