Die Zeitung ist um. Die Zeitung ist um. Die Zeitung ist um. Die Zeitung ist um. Die Zeitung ist um. Die Zeitung ist um. In der zweiten Vorlesung dieses Vormittags geht es jetzt im angeschnittenen Themenfeld die Gegner Jesu weiter. Es spitzt sich zu in Jerusalem. Ich werde also jetzt in dieser Vorlesung mich relativ stark konzentrieren auf die Tempelaktion Jesu. So nennt man sie heute oft. Und ich nenne sie seit einiger Zeit auch so. Die Tempelaktion Jesu. Aber ich möchte zunächst einige Dinge sagen, um das einzufädeln. Wenn wir über das Ende Jesu reden und es versuchen zu rekonstruieren, dann müssen wir einen grundlegenden Fehler vermeiden,
nämlich dass wir isoliert in die Schlusskapitel der Evangelien hinein stolpern. Und ich verweise mal aufs Glaubensbekenntnis. Da wird dieser Fehler nämlich auch gemacht. Da heißt es von der Geburt Jesu, empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria und der nächste Satz, gelitten unter Pontius Pilatus. Man fragt sich, ist der gleich nach seiner Geburt gestorben? Also hat der nicht auch gelebt? Und ist sein Leben keine Erwähnung wert? Also im apostolischen Glaubensbekenntnis, dem berühmtesten und wichtigsten Glaubensbekenntnis, das ich auch hoch schätze, aber es stecken ein paar dicke Fehler drin. Trotzdem ist es ein sehr wichtiges und gutes Glaubensbekenntnis. Es stecken auch viele gute Sachen drin. Das apostolische Glaubensbekenntnis springt von der Geburt in den Tod. Das heißt, das öffentliche Wirken Jesu wird überhaupt nicht erwähnt. Man kann sich fragen, warum machen das die Verfasser
des apostolischen Glaubensbekenntnisses so? Das ist kein Zufall. Man kann mit guten Gründen vermuten, also ich weiß es nicht hundertprozentig, aber es spricht sehr viel dafür und eigentlich nichts dagegen, dass dahinter folgende Überzeugung steckt. Eigentlich entscheidend, erlösend, rettend, heilsentscheidend ist eigentlich nur der Tod und die Auferwäckung Jesu. Das ist letztlich das Entscheidende. Ja, Jesus hat auch vorher öffentlich gewirkt, ja, das ist schon auch wichtig, Gleichnisse, Bergpredigt, aber letztlich entscheidend ist Tod und Auferwäckung. Sehr wahrscheinlich steckt diese Überzeugung dahinter, dass man so formuliert, dass man von der Geburt in den Tod springt. Das möchte ich jetzt hier auf jeden Fall vermeiden. Und deswegen muss ich jetzt doch aus sachlichen Gründen
zurückblenden in das öffentliche Wirken Jesu, dem wir uns ja vor einem Jahr schon mal ein paar Tage zugewandt haben. Also, im öffentlichen Wirken Jesu, da kann man auf jeden Fall sagen, ich kann in vielem anknüpfen an das, was Thomas Breuer in der ersten Vorlesung gesagt hat, Jesus hat ein ganz klares, zentrales Thema. Ich sag es mal erst auf Hebräisch, dann auf Griechisch und dann auf Deutsch. Und das Thema war Malkuth-Yachweh. Und das heißt entweder Reich Yahwes oder Herrschaft Yahwes. Dieser Begriff Malkuth hat zwei Bedeutungskomponenten. Man kann ihn territorial verstehen als ein Gebiet. Das heißt Malkuth auch, es kann ein Gebiet bezeichnen. Nämlich das Gebiet, über das ein König herrscht. Das ist sein Königreich. Also dann ist Malkuth ein Territorium.
Dort, wo es nach dem Willen Gottes zugeht, wo er herrscht, da ist sein Reich. Aber der Begriff ist auch gleichzeitig etwas Dynamisches. Er ist auch Ausdruck des Herrschens selber, des Aktes des Herrschens. Und dann muss man übersetzen Herrschaft Yahwes. Also im Deutschen muss man zwei Übersetzungen verwenden, damit man das hebräische Wort gut trifft. Jesus hat als Mittelpunkt seiner gesamten Botschaft folgende Proklamationen. Proklamation, folgende Aussage. Das Reich Gottes oder die Herrschaft Gottes ist so nahe herbeigekommen, dass sie jetzt mit mir beginnt. Das ist das Zentrum. Alles, was er gesagt hat, alles, was er getan hat, alle Gleichnisse, alle Wunder, alle Gespräche, drehen sich um diese Verkündigung.
Im Griechischen heißt es Basileia tu. Basileia kann man genau wie Malkuth, es ist ein sehr analoger Begriff, kann man territorial verstehen als ein Gebiet, und dann übersetzt man Reich Gottes. Man kann aber auch es als Akt des Herrschens verstehen, dann übersetzt man Herrschaft Gottes. Also in den Bibelübersetzungen, in den theologischen Fachbüchern ist beides vorhanden. Und die Fachleute wissen natürlich auch, mit beidem ist das Gleiche gemeint. Manche bevorzugen eher zu sagen das Reich Gottes, andere bevorzugen eher die Herrschaft Gottes. Auch je nach Zusammenhang ist es gut, wenn man mal auf das eine oder das andere springt. Gut, also wenn ich jetzt auf das öffentliche Wirken Jesu zurückblende, dann blende ich jetzt nicht zu irgendwelchen Nebensächlichkeiten, zwei drittrangige Dinge, sondern gleich mal das Zentrum von Zentrum. Und das ist seine Verkündigung, dass das Reich Gottes oder die Herrschaft Gottes nahe herbeigekommen ist.
Und zu Herrschaft kann man schon auch sagen, die Herrschaft eines Königs. Denn König heißt im Griechischen Basileus, und Basileia ist seine Herrschaft. Also im Griechischen ist Basileia und Basileus ganz dicht nebeneinander. Man rutscht sehr schnell vom einen ins andere. Im Hebräischen heißt mal kut, Herrschaft oder Reich. Und melech, das ist aber ganz eng verwandt, ähnlich wie im Griechischen, heißt König. Das ist also genau die gleiche Verwandtschaft. Also deswegen konnte Thomas Breuer eben dann auch im Schluss sehr stark betonen, was in unserer Bibel steht, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, hört ein damaliger Zeitgenosse auch die Königsherrschaft Gottes ist nahe herbeigekommen. Jetzt, an diesem Punkt möchte ich jetzt aber beginnen, weil ich auch die Tempelaktion nur von der Basileia-Botschaft Jesu her
verstehen kann. Wenn man sie daher nicht verstehen kann, dann versteht man sie nicht. Wenn man sie daher verstehen kann, dann ist die Tempelaktion Jesu nicht mehr isoliert, sondern sie ist ein wichtiger Baustein innerhalb der Basileia, der Reichgottesbotschaft Jesu. Jetzt will ich kurz noch zu den Pharisäern etwas sagen. Also, es beginnt im öffentlichen Wirken nicht in Jerusalem. Es beginnt in Galiläa. Das ist schon mal sehr wichtig. Jesus war ein Galileer. Die Galileer haben auch so eine komische Aussprache gehabt, wir würden vielleicht sagen, sächsisch oder so. Die haben so die Endsilben verschluckt. Also, wenn sich mal in Jerusalem damals ein Galileer aufhält, der braucht nur drei Sätze sagen, weiß jeder, der kommt aus Galiläa. Also, und Jesus hat den... Die Muttersprache Jesu war das galiläische Aramäisch.
Aber sehr stark galiläisch. Petrus ist ja auch irgendwann mal an einem Feuer, sitzt er und sagt gleich die erste Magda, du bist ein Galileer. Also, das Münchner, Berliner, kennt man ja sofort. Also, es beginnt in Galiläa, und in Galiläa sind sehr viele Pharisäer. Sadduzeer halten sich höchstens mal auf der Durchreise in Galiläa auf. Es gibt in Galiläa keinen Tempel, keine hohe Priester und keine Sadduzeer. Also, wenn da mal ein Priester sich verirrt, das wird schon paar Mal vorgekommen sein, aber der hohe Rat in Jerusalem hat in Galiläa gar keine Polizeirechte. Werde ich dann noch erklären. Also, wir müssen erst mal in Galiläa beginnen mit der Reichgottesbotschaft Jesu und seine am nächsten stehenden Leute waren die Pharisäer. Manche sagen, religionswissenschaftlich, Jesus war ein liebes Pharisäer. Also, einer der Pharisäer, der die Liebe Gottes besonders betont hat,
haben aber andere Pharisäer auch. Gut, dennoch möchte ich jetzt ein bisschen stärker betonen, es gab nicht nur so die üblichen Konflikte zwischen Jesus und den Pharisäern. Also, die Pharisäer hatten eine gute Streitkultur, die haben was ausgehalten, erst mal fetzig die Meinung sagen und anschließend ein Bier, also Bier haben sie nicht gehabt, anschließend trinkt man wieder ein Bier. Also, die Pharisäer waren Tolerante, Humorvolle, gibt natürlich auch so Spießige, gibt alle Spielarten wie bei uns. Wieso soll ein Pharisäer weniger sympathisch sein wie eine christliche Religionslehrerin? Ich sehe keinen Grund. Also, das alles okay, aber ich möchte ein paar Dinge erwähnen. Kein Pharisäer hat so immer wieder mal gesagt, das Reich Gottes ist jetzt nahe herbeigekommen, und zwar, indem ich jetzt loslege. Das hat nicht mal Jesaja gesagt, das hat nicht mal Johannes der Täufer so gesagt. Das hat weder ein Prophet noch ein großer jüdischer Gelehrter,
und es hat eigentlich kein Pharisäer gesagt. Woher will ein Pharisäer wissen, dass jetzt das Reich Gottes beginnt? Das steht ja nirgends. Das kann man nirgends nachlesen. Woher weiß der Typ eigentlich? Ja, man hofft aufs Reich Gottes, das ist eine jüdische Hoffnung. Es gibt eine Naherwartung. Also, Pharisäer hoffen auch auf das Kommen des Reiches Gottes. Unterschiedlich intensiv. Pharisäer haben eine ganz schöne Variationsbreite. Es gab Pharisäer, die auch eine gewisse Naherwartung haben, aber das war nicht unbedingt typisch. Die Naherwartung hatte Kumran und vor allem Johannes der Täufer. Der hat gesagt, die Axt ist jetzt schon angelegt, man muss nur noch ausholen. Aber selbst Johannes der Täufer hat nicht gesagt, jetzt hat's begonnen. Ich will damit sagen, da werden jetzt Konflikte und Fragen aufgerührt. Das sind nicht so die üblichen, als ob Jesus von 80 Pharisäern jetzt der 85. ist.
Und die hatten schon 15 Konflikte und jetzt kommt halt ein 16. dazu. Das wäre dann doch ein bisschen unterschätzt. Denn eine solche Verkündigung, dass man sagt, jetzt beginnt es, hat es nach allem, was ich weiß, bisher im Judentum so nicht gegeben. Und da stellen sich aber viele Fragen. Und außerdem kombiniert Jesus seine Botschaft mit seiner Person. Ich sag mal nur ein Beispiel. Wenn ich mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Ob das so jeder Pharisäer so behaupten würde, jeder Pharisäische, ich kenn keinen pharisäischen Schriftgelehrten, haben sie Dämonen ausgetrieben? Also, dann sagt Jesus mal, lasst die Toten ihre Toten begraben. Also kommt so ein gut erzogener, pharisäisch, liebevoller, glaubwürdiger Mensch und sagt, ich würde dir gerne nachfolgen,
aber ich möchte erst noch meinen Vater beerdigen. Ich mein, das, würde man sagen, unter Pharisäern, da brauchen wir noch nicht drüber reden, das ist die größte religiöse Pflicht. Jesus aber sagt, lasst die Toten ihre Toten beerdigen. Da würde ich mal sagen, das sind Konflikte, die kommen nicht alle Vierteljahre vor. Das ist die große Pflicht unter Pharisäern. Da geht es schon ein bisschen tiefer ins Eingemachte. Auch der Konflikt mit der eigenen Familie, dass seine eigene Familie sagt, er ist geistesgestört. Und dann müssen sie ihm in dem Haus sagen, du, deine Mutter, deine Brüder, deine Schwester sind vor der Tür, in Nazareth, wo er wohnt, der ist nicht mal erst nach Nazareth heimgegangen, aber nicht zu seiner Familie. Die weiß gar nicht, dass der in Nazareth ist, der ist irgendwo anders, hat sich rumgesprochen. Und dann kommt die Familie und steht vor der Tür, und einer sagt, du, deine Leute stehen vor der Tür. Das ist schon peinlich. Kommt unter Pharisäern eigentlich nicht oft vor. Und dann sagt Jesus noch, wer ist meine Mutter?
Das ist eine Verleugnungsformulierung. Wenn im Hebräischen jemand sagt, wer ist der, dann meint man, kenn ich nicht. Also, das sind schon Granaten. Also, ich möchte damit Folgendes sagen. Jesus war nicht von 300 Rabbinen der 305., sondern irgendwie mit seiner Basileierbotschaft kommen, da kommt ein Rang hinein. Und dann eben diese Auswirkungen. Er gründet einen Zwölferkreis, macht man unter Pharisäern eigentlich auch nicht. Und er wandert, er ist kein Ortsrabbi. Und wenn es bei ihm jemand Schüler wird, dann ist es ein Bruch mit der Familie. Ist eigentlich nicht üblich, man feiert eigentlich sonst, wenn man Schüler eines guten Rabbiners wird, das ist ein Familienfest. Bei Jesus, da gibt's dann Mords. Also, ich will damit sagen, schon in Galiläa bricht irgendetwas auf,
dass man im Nachhinein sagen kann, ganz zufällig ist es nicht, dass da eine neue Weltreligion entstanden ist. Das hat schon auch seine Wurzeln sehr früh. Wenn das nur ein ganz normaler innerpharisäischer Konflikt wäre, nicht aus jedem innerpharisäischen Konflikt entsteht über viele Zwischenschritte eine neue Weltreligion. Und das ist kein Zufall. Also, ich würde so formulieren, es gab erhebliche Konflikte. Selbst wenn dieser Satz, Markus 3,6, sie beschlossen, ihn zu töten, einen historischen Kern haben sollte, das wollen wir mal offen lassen, selbst dann müsste man aber sagen, sie haben ihn aber nicht getötet. Und dieser Satz gilt nicht gleich für alle Pharisäer. Da war vielleicht in einer Ortsgruppe irgendwo mal ein besonders wahnsinniger Punkt.
Also, auch da müsste man differenzieren. Also, wir lassen mal die Frage offen. Aber es waren schon Konflikte, die tief gingen. Nehmen wir auch mal den Schabbat-Konflikt. Ja, Lebensgefahr geht vor. Unter Lebensgefahr kannst du alle Schabbatgebote sofort, jeder heutige jüdische Rabbiner, selbstverständlich, würde der alle Schabbat mit bestem Gewissen alle brechen, um einen Menschen zu retten. Aber bei der Heilung am Schabbat einer verdorrten Hand war da Lebensgefahr. Bei einer gekrümmten Frau, ja, die ist ja schon 20 Jahre gegrümmt, da hätte man nur einen Tag warten können. Und den Bethesda, der ist 38 Jahre gelähmt, den hätte er auch am Montag heilen können. Also, muss man das? Die sind ja chronisch kranke. Ja, das gibt einen Konflikt. Muss man chronisch kranke ausgerechnet am Schabbat?
Da ist doch ein bisschen frech. Kommt nicht oft vor in der Geschichte der Pharisäer. Also, ich will damit nur sagen, zu tief darf man es nicht hängen. Es bricht hier etwas auf, aber, da stimme ich Thomas Breuer grundlegend völlig zu, ich habe das jetzt nur betont, das ist auch kein Widerspruch, ich wollte nur das auch bewusst machen, das muss man mit im Blick haben. Aber ganz klar ist, die Konflikte in Galiläa hätten nach allem, was wir vermuten können, niemals zum Tod geführt. Also, da hätte Jesus noch 70 Jahre weitermachen können, hätte immer wieder mal Streit gegeben, auch tieferen, heiklen. Er war nicht so einfach einer unter vielen. Und wenn er sagt, hier ist mehr als Jonas und hier ist mehr als Salomo und so weiter. Also, Reich Gottes heißt, mit mir beginnt eine neue Zeit.
Und zwar die endgültige Zeit. Die endgültige Zuwendung Gottes beginnt jetzt. Und zwar ist das verbunden mit meiner Person. Das heißt, Jesus ist nicht nur der Bote des Reiches Gottes, sondern auch der Repräsentant. Und da steckt viel drin. Also, trotzdem, ich habe das jetzt bewusst, damit wir nicht gleich sofort mit Jerusalem beginnen, isoliert, gell? Nein, wir müssen alles, was jetzt kommt, vom bisherigen öffentlichen Wirken Jesu und zentral von seiner Basileia-Botschaft, Malkuth-Botschaft, Reich Gottes-Botschaft her verstehen. Also, eines Tages entschließt sich Jesus, mal wieder nach Jerusalem zu gehen. Er war sicher schon ein paarmal in Jerusalem. Das merkt man im Johannesevangelium. Und es gibt keinen gewichtigen Grund, warum er nicht schon ein paarmal in Jerusalem gewesen sein soll.
Er hat dort sicher auch eine Art Anhängerschaft gehabt. Also nicht nur die galiläischen Jünger am See Genezareth. Der hatte auch einen Sympathisantenkreis in der Großstadt Jerusalem. Aber die Synoptiker, die ersten drei Evangelien, betonen das mit gutem Grund. Eine Reise nach Jerusalem wird die entscheidende. Da lebt er nicht mehr lang, da wird er ja auch bald gekreuzigt. Und diese Reise zum Pesachfest nach Jerusalem, die meine ich. Überlegen wir uns mal, was könnte Jesus und seine Jünger und Jüngerinnen, sind ja auch eine ganze Reihe von Frauen, mit ihm gewandert nach Jerusalem. Wenn man also vom See Genezareth nach Jerusalem wandert, das sind ungefähr 200 Kilometer, braucht man vier bis fünf Tage. Mit Wandertraining, das jeder antike Mensch hat, ist man in vier bis fünf Tagen 200 Kilometer gewandert. Und da ist er also mit seinen Jüngern, Jüngerinnen dorthin gewandert. Von seiner eigenen Mutter steht da auch nichts.
Es werden nur andere Namen genannt. Übrigens, seine eigene Frau wird da auch nicht genannt. Es werden aber andere Frauennamen genannt. Also, mit denen geht er nach Jerusalem. Was wird ihn da bewogen haben? Wir tun uns das mal nur heuristisch, also... Wir vermuten mal, dass er da nicht mehr in Jerusalem kommt, oder? Wir vermuten mal, gell? Ja, ein Grund legt sich eigentlich für mich sehr nahe, gell? Der kommt aus der Basileia-Botschaft. Wenn Jesus verkündigt, Leute, die neue Zeit, die endgültige Zeit, nach der kommt nichts Endgültigeres mehr, also Juden sagen dazu, die Maikut Jahweh, die kommt jetzt, und sie hat mit meiner Tätigkeit begonnen. Sie hat schon angefangen zu wirken, dass der Zug nicht vollendet da ist. Man kann das vielleicht mit dem Bild vergleichen. Der Zug fährt in den Bahnhof ein. Wenn der Zug, das war für mich als Schüler wichtig,
ich war dann immer noch 100 Meter vom Bahnhof weg, ich bin immer auf der letzten Trücke losgegangen. Ich hab an meinem Haus immer gehört, wenn der Zug in Blüterhausen weggefahren ist, dann hab ich die Haustür verlassen. Und dann musste ich aber ganz schön, und immer so 50, 100 Meter vom Bahnhof fuhr der ein. Da musste ich einfach im Dauerlauf weiterlaufen, das hat noch gereicht. Also deswegen... Deswegen gefällt mir das Bild, der Zug fährt in den Bahnhof ein. Er ist irgendwie schon da, aber er ist noch nicht so ganz da. So kann man es mal versuchen zu verstehen. Also, wenn Jesus sagt, also Leute, das Reich Gottes, auf das ja schon die Propheten hingewiesen haben und auf das wir alle hoffen, jetzt ist es da, und es hat jetzt schon begonnen zu wirken, hat bisher niemand gesagt. Meint ihr, dass man diese Botschaft 40 Jahre lang verkündigen könnte? Da würde man sagen, jetzt soll es aber wirklich mal da sein.
Du kannst nicht zehn Jahre lang sagen, es ist im Kommen. Ja, das erledigt sich von alleine. Das heißt, dadurch, dass im Kern der Botschaft Jesus nicht ein Erkenntnisstand oder eine Ethik, das ist alles wichtig, aber im Zentrum stand ein Ereignis, dass etwas passieren wird. Das ist nicht einfach eine Erkenntnis. Man muss sich wirklich fragen, woher weiß der junge Mann das? Steht das irgendwo in der jüdischen Heiligen Schrift? Nö. Alles Entscheidende, was Jesus gesagt hat, alles wirklich Entscheidende, steht nirgends. Steht nirgends. Das macht der freihändig aus der Hüfte raus. Da fragt sich schon jeder Pharisäer, woher hat er denn das? Das ist nicht typisch. Das ist kein normaler Konflikt. Also, ich gehe mal davon aus, durch den Mittelpunkt seiner ganzen Botschaft,
die muss sich jetzt auch irgendwie mal rausstellen, ob es stimmt. Wenn so lange bloß ein paar Dämonen ausfahren und ein paar Kinder hinter Jesus herlaufen, das ist ja gut, schön, der galiläische Frühling, aber das ist noch nicht reich Gottes. Reich Gottes heißt, es gibt keine Kriege mehr, keine Krankheit mehr, das Böse ist beseitigt, das ist reich Gottes. Ja, und das war nun wirklich nicht da. Die Römer waren noch da und so weiter. Also, deswegen können wir schon davon ausgehen, wenn Jesus jetzt zum Pesach fest, das muss ich jetzt auch gleich erklären, er geht nicht irgendwie im August nach Jerusalem, das wäre alles viel lockerer gewesen. Da wären sogar die hohen Priester ein bisschen lockerer gewesen. Aber Pesach, er muss ja nicht... Wieso muss er gerade am Pesachfest kommen? Also, ich will das mal erläutern. Es gibt im Judentum drei ganz große Feste.
Das waren damals, so lange der Tempel bestand, Wallfahrtsfeste. Und Jerusalem hat nach heutigen archäologischen Schätzungen, man ist vorsichtig geworden, irgendwie zwischen 30.000 und 80.000 Einwohner. Das sind die heutigen Schätzungen führender Spezialisten. Genauer kann man es nicht sagen. Also, es ist eine sehr vorsichtige Schätzung. Also, sagen wir so, 50.000 plus minus 10, 20.000. Aber am Pesachfest gibt es ernstzunehmende Hinweise, viele, dass da Hunderttausende von Festpilgern aus der ganzen Welt, damit ist gemeint die jüdische Diaspora, Nordafrika, Italien, Griechenland, Levante, Oriente kommen überall her. Und es galt als ein Wunder, wie kommen die alle unter? Man hat bei den Bewohnern von Jerusalem gesagt, nehmt in jedes Zimmer, das ihr habt, einen Festpilger auf.
Das galt als anständig und freundlich, wir sind das Volk Gottes, seid gastfreundlich. Man hat aber mehrere Zeltstädte, mehrere riesige Zeltstädte um Jerusalem aufbauen müssen, weil am Pesachfest, also, sagen wir mal, ganz vorsichtig geschätzt 200.000 Leute, aber es können 300, 400, 500.000 gewesen sein, vielleicht hin und wieder sogar drüber raus. Also, das heißt, Jerusalem hat sich fast verzehnfacht in der Zeit. Das war ein Gewimmel von Leuten. Da ist ein heutiger evangelischer Kirchentag, katholische sind ein bisschen kleiner, aber selbst ein evangelischer Kirchentag ist nur eine Ahnung, was Pesachfest los ist in Jerusalem. Und da waren die hohen Priester nervös und die Römer mit. Jetzt muss ich ein bisschen den Unterschied zwischen Galiläa und Jerusalem betonen, weil wenn Jesus das Gleiche wie in Galiläa...
Jetzt kommt der auch noch nach Jerusalem und jetzt kommt der auch noch in der Tempel. Da darf ich euch einfach mal sagen, reagieren hohe Priester ein bisschen anders, als wenn Jesus das in Galiläa sagt. Das juckt die nicht so groß. Aber wenn der Typ jetzt auch noch hier im Tempel selber aufkreuzt, wird die Sache schon ein bisschen intensiver. Also, Galiläa gehörte nicht zum römischen Imperium. Es war nicht Teil des Römischen Reiches. Es herrschte einer der Söhne von dem großen Herodes Antipas. Der war ein befreundeter König mit dem Römischen Reich. Und da konnte er außenpolitisch nix machen, was gegen die römischen Interessen wäre. Aber er war trotzdem in erheblichem Ausmaß ein Souverän. Also, die Soldaten des Herodes Antipas, sagen wir mal,
die Soldaten in Capernaum an der Grenzstation waren keine Römer. Der Hauptmann von Capernaum kann niemals ein Römer sein, denn Herodes Antipas darf keine römischen Truppen befähigen. Völlig ausgeschlossen. Das waren so eine Art Fremdenlegionäre. Die hatte er überall durch gute Bezahlung. Also, der hatte keine römischen Truppen. Das geht nicht, er ist schon ein Teil des Römischen Reiches. Der hat seine ganz eigenen Soldaten. Also, in Galiläa hat Jesus viel Zustimmung bekommen. Viel Zustimmung, vor allem bei der Unterschicht. Und es sind ja 95 Prozent der Menschen. Das jüdische Volk hat Jesus nie verraten. Das ist ja idiotisch. Denn der hat eine große Zuhörermenge gehabt. Und sie sind ins Haus eingerannt. Er konnte manchmal nicht mal Abend essen. Es sind schon wieder Leute reingekommen. Also, der hat einen Zulauf gehabt. Also, er hat viel Zustimmung bekommen.
Aber er hat auch ganz ordentlich Widerstand gekriegt. Es gibt Gerichtsworte Jesu über Capernaum und Korazin. Und die sind keine urchristliche. Warum? Warum? Also, was man noch mal zum Thema Konflikte in Galiläa... Da muss es schon... Also, Jesus sagt mal, Capernaum, du wirst im Gericht ganz schön nach unten fahren. Würde ich mal sagen, ist kein normaler Konflikt. Ist ein bisschen mehr. Also, obwohl Jesus in Galiläa viel Zustimmung hatte, hatte er auch ganz schön Gegnerschaft. Auch von Herodes am Dipas, der war sehr misstrauisch. Der hat ja schon Johannes den Täufer umgebracht. Und... weit weg war es manchmal vielleicht nicht. Aber jetzt in Jerusalem müsst ihr wissen, da geht Jesus jetzt wohin, wo ganz andere Bedingungen herrschen. Nur in Jerusalem gibt es einen Tempel.
Synagogen, man weiß nicht genau, wann Synagogen entstanden sind. Das ist man heute auch viel vorsichtiger wie vor 50 Jahren. Aber es wird schon einige Synagogen gegeben haben. Also, man könnte... Früher habe ich mir gesagt, Synagogen gab es schon viele. Das sag ich nicht mehr. Das sag ich nicht mehr, weil es ist... Die meisten Synagogen sind doch erst später entstanden. Aber auf jeden Fall, in Nazareth gab es ja auch schon Synagogen. Die hat man sogar archäologisch gefunden. Also, es gab schon Synagogen. Aber es gibt nur einen Tempel. Es gibt mehrere Synagogen. Und in der Synagoge gibt es keinen Sünnekult. Da kriegst du die Vergebung nicht erlebbar durch einen Ritus. Also, nur in Jerusalem ist ein Tempel. Nur in Jerusalem gibt es den Hohen Rat. Und Jerusalem ist direkt Teil des Römischen Reiches. Der römische, ich sag jetzt mal, Gouverneur, weil das Wort ist ein bisschen bekannter, man streitet sich, war das ein Prokurator oder ein Präfekt?
Wahrscheinlich wechselte das mal. Lassen wir mal alles weg, ist unwichtig. Also, der Leiter der römischen Militärverwaltung, Pontius Pilatus, oder seine Vorgänger oder Nachfolger, die residierten in Caesarea am Meer, so wichtig war denn in Jerusalem gar nicht. Schönes Wetter, Mittelmeer-Klima, Hafen, ist man in zehn, zwölf Tagen mit den Ruderbooten in Rom von Caesarea aus. Das war die Residenz von Pontius Pilatus. Aber am Pesachfest, wo vielleicht 400.000 Juden, wenn's mal einen Aufstand geben sollte, das kann eigentlich nur am Pesachfest sein. Da sind genügend Leute da. Wenn die mal verrückt spielen, wenn da mal der Funke reinfällt, selbst wenn Jesus das gar nicht wollte, ja, schau, trotzdem spinnen die dann rum. Der Hohe Rat musste sie, und Pilatus musste sich nicht nur fragen, wie gefährlich ist Jesus und seine Anhänger? Das sind auch wichtige Fragen.
Sie mussten auch damit rechnen, dass bei diesen Hitzköpfen und bei so leicht entflammbaren Wallfahrtsfestspielern, dass der Jesus so ein paar Sätze sagt, die er gar nicht so schlimm meint, aber das löst einen Flächenbrand aus, und was machen wir dann? Das kommt gar nicht nur darauf an, wie gefährlich Jesus selber ist. Am Pesachfest genügt ein Funke. Und selbst wenn Jesus nachher gesagt hat, das hab ich gar nicht so gemeint, ja, Schutzspät. Also da musste der Hohe Rat schon sehr vorsichtig sein. Was kann der Mann gewollt oder nicht gewollt auslösen? Und bei dem Einzug in Jerusalem, wie immer man den Text im Einzelnen analysiert, sprechen gute Gründe dafür, dass hier Messianisches Auflackern war. Es sind ja auch sehr viele Galileaner nach Jerusalem gezogen, und die sind ziemlich Fans von Jesus gewesen. Also in Galilea, da hatte Jesus Tausende von Fans. Und die haben natürlich ihren galiläischen Nachwuchspropheten,
haben die doch mal ganz schön Hosianer gesungen. Und gelobt sei das Reich Davids. Ja, da fahren aber die hohen Priester nun wirklich. Jetzt kommt der Typ auch noch nach Jerusalem. Also am Pesachfest... da ist eine sensible Zeit. Da ist Pontius Pilatus immer in Jerusalem. Er wohnt im Palast des Herodes des Großen. Der war ja schon tot. Und sein unbegabter Sohn in Jerusalem, dem hat man in die Verbannung gesetzt. Und jetzt residiert Pilatus in Jerusalem im Herodespalast. Und die römischen geringen Truppen, die sonst da waren, nur 500, 600 Soldaten waren sonst in Jerusalem, aber im Pesachfest hat man die verstärkt. Also wenn Jesus jetzt nach Jerusalem geht, ich will jetzt nicht sagen, er geht in die Höhle des Löwen, aber ein bisschen will ich es doch sagen. Weil da hat der Hohe Rat jetzt Polizeirechte. Da ist der Tempel ein sehr sensibler Ort.
Und da sind die Römer. Und Pesachfest ist nicht August oder September. Jetzt möchte ich Ihnen noch einiges zur Bedeutung des Tempels sagen, und dann möchte ich Ihnen ein bisschen erklären. Die Bedeutung des Tempels in Jerusalem. Das damalige Judentum, heute hat das Judentum ja keinen Tempel mehr. Seit 70 nach Christus ist der zerstört. Und die Mehrheit der weltaufgeschlossenen Juden hat auch keinerlei Sehnsucht nach einem Tempel. Ich bin mit einigen jüdischen Rabbinen befreundet, mit Rabbi Massoa aus Jerusalem, der selber dozent und bildet Rabbinen aus. Der sagt mir, Tempel haben ja alle gehabt. Die Kananäher, die Fenuzier. Tempel ist ja gar nichts ganz Spezifisch-Jüdisches. Alle Staaten waren Tempelstaaten. Deswegen, ich vermisse den gar nicht so. Das ist typisch für aufgeschlossene jüdische Theologen. Es gibt aber einige orthodoxe und vor allem ultraorthodoxe.
Die wollen unbedingt wieder Tier opfern wie der Tempel. Am liebsten würden sie den Felsendom wegsprengen. Damit man gleich mal mit dem Aufbau des Tempels beginnen kann. Ob ein dritter Weltkrieg kommt, ist denen nicht so wichtig. Hauptsache, der Tempel ist da. Da ist auch heute hohe Brisanz auf dem Tempelberg in Jerusalem. Also die Bedeutung des Tempels muss ich zunächst mal so einfädeln. Das Judentum der damaligen Zeit hatte drei Grundlagen. Auf diesen drei Grundlagen baute sich die jüdische Identität auf. Erste Grundlage, Abrahams Abstand. Wir sind Nachfahren Abrahams. Abraham ist unser Vater. Zweitens die Heilige Schrift. Römer, Griechen, Ägypter hatten keine Heilige Schrift. Fast alle Völker damals.
Wir Christen haben jetzt eine, die Muslime haben eine. Lassen wir mal Asien auf sich beruhen. Aber im Mittelmeergebiet und im Orient hat eigentlich niemand eine Heilige Schrift. Es genügen doch Riten, Altäre, Tempel, das hat man. Aber das Judentum war in der ganzen Region das erste Volk, das eine Heilige Schrift gesammelt hat. Warum? Das hat tiefe Gründe. Wir haben eine Heilige Schrift. Die Römer, Griechen, Ägypter, Assyrer, Babylonier, Sumerer, Hetitter haben keine Heilige Schrift. Also die Heilige Schrift ist schon was sehr Wichtiges. Ist eine entscheidende Grundlage. Und die dritte Grundlage, der Tempel. Also das damalige Judentum hatte drei Grundlagen. Abrahams Abstand, Thora, Heilige Schrift und Tempel. Aber der Tempel war etwas Besonderes in diesem Triumvirat, in dieser Dreierverbindung. Denn der Tempel, den kannst du erleben, da kannst hingehen, da kannst du eine Wallfahrt machen.
Da sind 200.000 Leute und die feiern in diesem Tempel mit mir zusammen. Das erhebt mich und da spüren wir wirklich die jüdische Identität. Da ist was los, das sind auch riesige Gebäude, das kannst du anfassen. Es hat noch mal eine andere Erlebnisstruktur, Anschaulichkeit, Erfahrungsbezogenheit wie die Thora. Und deswegen kann man schon mit einem gewissen vorsichtigen Recht niemand weiß es millimetergenau. Ich will es aber auch nicht zu nebulös lassen. Denn ein paar gute, kühne Thesen haben schon auch eine klärende Kraft, wenn sie wirklich angemessen begründet sind. Also der Tempel war von den drei irgendwie noch das Besondere. Da kannst du die jüdische Identität mit Tausenden anderen zusammen richtig erleben. Deswegen hatte der Tempel eine enorme Bedeutung. Und zwar in dreierlei Hinsicht.
Ich fange mal mit dem an, was für uns am fremdesten ist. Viele denken, der Tempel ist so eine Art Kirche. Da kannst du gar nichts mehr verstehen. Der Tempel ist keine Kirche. Das ist was völlig anderes. Und lange Zeit hat man auch in der christlich-abendländischen Theologie, wo man im christlich-jüdischen Gespräch noch nicht sensibel war, den Tempelmarkt, bis weit ins 20. Jahrhundert, haben viele christliche Theologen so empfunden. Es gibt ja auch christliche Wallfahrts, Jakobsweg und Compostela und was es alles gibt. Und da gibt es auch so Märkte, die verkaufen allen frommen Schrott, was da alles so gibt, gell? Diese Buden, diese Verkaufsbuden an den christlichen Wallfahrtsorten. Ach, das muss man säubern. Das ist doch veräußerlich, die Religion. Und so denken manche Christen, das sei der Tempelmarkt in Jerusalem. Also, der Tempel ist als Erstes das politische Zentrum.
Das ist der Regierungssitz. Der Hohe Rat hat lange Jahrzehnte in diesen Gebäuden im Inneren des Geyerbären hier getagt. Sehr wahrscheinlich, es spricht viel dafür und nichts dagegen, ist er hierher umgezogen, in diese Quadrahalle hier, so fünf oder acht oder zehn Jahre vor dem öffentlichen Auftreten Jesu. Also, vermutlich hat der Hohe Rat, ich will es nicht tausendmal, aber spricht viel dafür. Also, auf jeden Fall der Hohe Rat als oberstes jüdisches Selbstverwaltungsgremium. Der Hohe Rat war so eine Art Regierung, aber unter der römischen Besatzungsmacht. Er war aber auch eine Finanzbehörde, oberste Gerichtsbehörde. Es gibt ja keine Trennung von Religion und Politik und auch die Gewaltentrennung, exekutive, legislative, judikative. Das müsst ihr jetzt alles vergessen.
Es ist alles in einer Hand. Also, der Tempel war zunächst mal ganz schlicht der Regierungssitz. Es war das politische Zentrum. Zweitens war der Tempel für Juden natürlich, erstens, ich hab das nur umgedreht, weil das für uns... Wir müssen das bewusst mal in diesem ganzheitlichen Sinn erkennen. Zweitens war es das religiöse Zentrum. Und zwar, da müssen wir schon ein bisschen dabei bleiben. Diese ganze Gegend hier, dieser ganze Berg, der heißt Zion. Immer Ton auf der zweiten Silbe bitte. Sag bitte nicht Zion. Zion, Amen, Torah, Abba. Sag bitte nicht Torah. Also, der Zion, und das ist für Juden ein ganz geheimnisvoller Ort. Denn nach alttestamentlicher Erzähldarstellung, als David Jerusalem erobert hat, heißt es dann, der Ort wird auch von Gott erwählt.
Lest mal Psalm 132. Das ist der Gründungspsalm von Zion. Den Ort erwähle ich auf der ganzen Erde. Hier wohne ich. Gott wohnt in einem besonderen Sinn, wie immer, nur auf dem Zion. Und das ist dann der Tempel. Und bis heute zum Zionismus, und das Wort hat ja eine unheimliche Rolle gespielt. Also, da ist eine Sehnsucht drin. Der Ort ist ein einmaliger Ort, der Ort der Einwohnung Gottes auf der Erde. Der Tempel ist sozusagen als Zion, ist er der einzige Ort, wo Gott in besonderer Weise anwesend ist. Und zwar im Allerheiligtum. Da darf nur der hohe Priester einmal im Jahr rein. Das ist ganz leer, aber hier wohnt Gott unsichtbar. Aber hier ist auf eine Weise gegenwärtig
wie sonst nirgendwo auf der Erde. Das ist eine feste Grundüberzeugung der hohen Priester und der Sadduzea. Wie politische Füchse, man kann bei denen nicht sagen, mit allen Wassern gewaschen. Man muss sogar sagen, die sind mit allen Abwassern gewaschen. Aber mit welchen Abwassern sie auch alle gewaschen waren, sie waren trotzdem tief überzeugte religiöse Menschen. Denn Priester und hohe Priester, das kann man nicht wählen. Rabbiner kann jeder werden. Priester entscheidet die Geburt, das ist eine geschlossene Gesellschaft. Du kannst Priester nur werden, wenn dein Vater ein Priester war. Deswegen haben die ein Erwählungsbewusstsein. Die sagen, ich bin ihnen schuld. Gott hat wollen, dass ich Priester werde. Er hat mich so geboren werden lassen. Das gibt einen Stand des Bewusstseins. Und dann von der Synagoge steht nichts in der Heiligen Schrift der Juden. Die gibt es ja noch gar nicht in der Heiligen Schrift. Oder so gut wie noch gar nicht.
Aber vom Tempel steht viel, zwar als Heiligtum, Zeltheiligtum, aber da ist immer schon der Tempel gemeint. Und über die hohe Priester, wie sie sich anziehen, ja, die haben also eine Grundlage in der Heiligen Schrift. Da sagt jeder Priester zu einem Rabbi, wo steht was über deinen Beruf in der Heiligen Schrift, in der Thora. Wo steht was über deinen Beruf in der Thora. Aber guck mal, Leviticus, ganze Kapitel über meinen Beruf. Wir haben eine biblische Grundlage. Das hat niemand sonst. Also, das Tempelpersonal ist eine geburtsständige, geschlossene Vereinigung. Da kommst du nicht rein. Und deswegen haben die ein Erwählungsbewusstsein, ein Standesbewusstsein. Also... Ja, jetzt... ja, halt. Religiöses Zentrum. Es war der Ort der Einwohnung Gottes. Und jetzt kommt das Zweite. Hier bekommst du Süne. Ein Riesenthema. Ich muss es ganz kurz streifen. Das Süne-Denken im damaligen Judentum nach dem Exil
ist sehr, sehr im Nebel, bei vielen theologischen Strömungen. Auch in der Kirchenbevölkerung. Also, das ist ein geheimnisvolles Thema, dass man erst so ab den 70er-, 80er-Jahren gibt es die ersten großen Arbeiten Janowski, Süne als Heilsgeschehen und andere, dass man das ursprünglich wieder rekonstruiert. Nämlich, das ist so, nach dem Befehl, dass man das wieder rekonstruiert, nach dem Exil, das heißt, nach der Zerstörung des ersten Tempels. Das ist eine Zäsur. Die heilige Stadt geht kaputt, das Königtum geht kaputt, der Tempel geht kaputt, eigentlich ist alles kaputt. Das ist eine Nullpunktsituation. Alles kaputt. Und es gab doch schon Psalm 132 und Psalm 46,
die Gottesstadt wird fein lustig bleiben. Und uneinnehmbar, denn Gott ist in ihrer Mitte Pfeifendeckel. 587 wird Jerusalem zerstört von dem Babylonier, der Tempel, das Allerheiligtum, die Bundeslade. Indiana Jones sucht ja heute noch danach, aber die Bundeslade ist irgendwie weg. Und der Tempel ist kaputt. Normalerweise hört jetzt eine Religion auf. Und übernimmt die Religion der Sieger. Dass das Judentum das verkraftet hat, ist bis heute unerklärbar. Historisch unerklärbar. Weil da sind schon viele Religionen kaputtgegangen, wenn sie militärisch besiegt wurden. Die Priester an diesem Tempel, die haben einen Schock erlebt. Die haben jetzt Hand, das müsst ihr mal ein bisschen spüren, die sind dann auch in Exil gegangen, nach Babylonien oder Ägypten. Die haben aber in der Zeit, bis der Tempel dann wieder neu aufgebaut wurde
und die ersten Rückkehrer kamen, die haben die Zeit genutzt. Und sie haben das Opferdenken auf eine Weise vertieft, die man in der Theologie jetzt erst dabei ist, zu entdecken. Nämlich es gab lange Zeit so die Sicht des Alten Testaments, als wenn das Alte Testament zwei Religionen hätte. Eine ganz tolle prophetische, Amos, super, sozialkritisch, Umkehrruf, staatskritisch, erste Sahne. Sünnekult, primitiv, müssen wir weglassen. Komisch. Aber in der Thora ist beides beieinander. Sehr sozialkritische Sozialgesetze, die von den Propheten angeregt wurden. Und daneben kommt Sünnekult. Ich schlage vor, damit zu rechnen, das hat das gleiche Niveau. Es gibt nicht zwei Religionen im Alten Testament. Eine tolle prophetische, die die evangelische Universitätstheologie
übernehmen kann, und eine ziemlich bescheuerte, priesterliche, die primitive, Kameltreiber. Gab es Professoren bis in die 50er, 60er-Jahre, die sich das so erklärt haben? Nein, das stimmt nicht. Sondern die Sünnetheologie, die am Jerusalemer Tempel vollzogen wurde, setzt die Anerkennung der Propheten voraus. Denn im Exil, als klar wurde, die haben doch recht gehabt, hat die führende Priesterschaft die prophetische Gerichtspredigt anerkannt. Also, es ist schon ein langes Thema, aber man muss damit rechnen, dass das Niveau nach dem Exil, dass die nicht einfach so weitergemacht haben wie vorher. Du und des, gell? Ich gebe dir einen Opfer, damit du mir... Ich tu die Götter beeinflussen, ich tue sie sanft stimmen, ich gebe dir eine schöne Opfer, und dann segnen sie uns. Dieses Opferprinzip gab es im Alpen Testament auch.
Aber das Sünnopfer geht nicht nach diesem do und des-Prinzip. Ich gebe dir etwas, damit du mir dann auch was gibst. Sondern das Sünnopfer ist so entstanden, erst mal ein tiefes Schulderkenntnis. Das kann vielleicht wirklich zu den geheimnisvollen Punkten des Judentums kommen. Es ist eine Religion aus dem Untergang. Es ist eine Religion, die den Untergang verkraftet hat. Das ist ihr Qualitätsstempel. Und eine Religion, die aus dem Untergang kommt, hat eine Schuldsensibilität, das nicht unbedingt typisch ist für heutige Zeitgenossen in Mitteleuropa. Die haben nämlich gesagt, Gott hat schon seine Gründe gehabt, warum er Jerusalem und der Tempel zerstört hat. Das sind irgendwie wir selber schuld. Es sind unsere Sünden. Es war ein göttliches, berechtigtes Gericht. Und wir Priester müssen jetzt alles tun,
um den Tempelbetrieb so zu ordnen, dass so was nicht noch mal passiert. Sie schauen, dass es dann noch mal passiert. Und aus diesem Grund haben sie jetzt ein Sünnopferritual entwickelt, das nach priesterlicher Überzeugung ein Geschenk von Gott ist. Ich sage es mal ganz kurz in einfachen Worten. Gott schenkt den Priestern eine Möglichkeit, wie sie immer wieder Vergebung den Israeliten zukommen lassen. Weil ohne Vergebung machst du schlapp. Die Juden wussten, das Gericht Gottes könnte jeden Tag kommen. Ihr hätt's verdient. So selbstkritisch sind sie. Das ist ja Qualität der Selbstkritik. Und die steckt im Sünnopfer. Ich brauche eigentlich täglich einen Sünnopfer. Da steckt Selbstkritik dahinter, gell? Und gut, so weit mal. Also, das ganze Sünnopfer gilt als ein Geschenk von Gott, das er seinem Volk gibt, damit es vor ihm leben kann.
Auch mit einer gewissen Unbeschwertheit. Und dass die Schuldgefühle einen nicht fertig machen. Deswegen ist das Sünnedenken, das hat eine Anziehungskraft gehabt. Im Tempel, nicht in der Synagoge, im Tempel kannst du Sünne für deine Sünden als Geschenk bekommen. Aber es ist mit Umkehr verbunden. Gut, also, weil dieses Sünnedenken immer stärker wurde, in jedem Jahrhundert, im Vierten, Dritten, Zweiten, Ersten, es nahm immer mehr zu. Es wurde ein Opfer entwickelt, das es in alten Zeiten gar nicht gab. Das ist ein Tamiz-Opfer, das von der Tempelsteuer, auf die ich gleich komme, bezahlt wurde. Gibt's ganz enge Zusammenhänge. Das Tamiz-Opfer wird jeden Morgen und jeden Abend gemacht. Das sind morgens, ich glaub, zwei Schafe oder zwei Lämmer, das weiß ich im Moment nicht ganz genau, abends auch. Jeden Tag ein Tamiz-Opfer. Und da waren immer Leute im Tempel, die Lewiten, die haben den Gesang gemacht im Tempel. Die haben superschöne Lieder gesungen am großen Tor zum Männervorhof.
Und währenddem war das Tamiz-Opfer. Und die Stadtbevölkerung sind immer viele früh aufgestanden, um das Mord und Tamiz-Opfer mitzuerleben. Und abends auch. Und dieses Tamiz-Opfer gilt für ganz Israel jeden Tag. Das heißt, Israel lebt jeden Tag von der Vergebung. Und wir machen's lieber doppelt, weil unsere Schuld so tief ist. Und dieses Tamiz-Opfer ist praktisch die Existenz-Ermöglichung Israels. Und das war ein Sühn-Opfer. Gut, also deswegen ist der Tempel ein ganz zentraler Ort. Und drittens möchte ich noch sagen, der Tempel war auch ein wirtschaftliches Zentrum. Wenn allein die Tempelsteuer, das war ein halber Silberschädel, das sind zwei Tageslöhne, da hat man gesagt, gut, das kann jeder verkraften. Zwei Tageslöhne im Jahr kann man für den Tempel geben. Da haben die allein, das hat fast jeder Mann bezahlt. Nur Männer mussten es bezahlen.
Frauen und Kinder durften, wenn sie's wollten, freiwillig. Samaritana und Heiden durften es gar nicht bezahlen. Von deren Geld lebt unser Tamiz-Opfer nicht. Aber die haben Millionen Schädel eingenommen. Und sie haben auch sonst viele Einnahmen gehabt. Der Zehnte, die Erstlingsopfer. Und sie haben auch Latifundien besessen. Der Tempel war ein unheimlicher Wirtschaftsfaktor. Er war auch eine Art Dank im weitesten Sinn, weil der Tempel war ganz sicher, den durften nicht mal Römer betreten, die könnte man totschlagen. Deswegen haben sehr viele reiche Juden auch aus der Diaspora ihr Geld im Tempel deponiert. Und das hat man dann intensiv eingesetzt in Latifundien und so weiter. Also, der Tempel war gleichzeitig ein großer Wirtschaftsfaktor. Jetzt will ich ein paar Sätze dazu sagen. Es ist jetzt das ganze Tempelareal von Herr Rodes verdoppelt. Und zwar, der Tempel selber ist nur dieser kleine Teil
Vorhof der Frauen, Vorhof der Männer. Und in den Tempel rein durften nur Priester. Nur Priester. Und ins Allerheiligste nur der hohe Priester einmal im Jahr. Also, das hier... Ein bisschen professioneller machen. So. Also, hier ist der Vorhof der Frauen. Hier sind auch die Schatzkammern. Im Vorhof der Frauen, es gibt zwei Schatzkammern, die sind hier und sind hier. An diesem Tor hier sangen die Leviten. Haben beide dann hören können, die Männer und die Frauen, bei den Tamiz-Opfern. Das ist der Vorhof der Männer. Und hier ist der Brandopferaltar. Diese Schranke hier, die seht ihr ja auch auf eurem eigenen Blatt, das ist die Wand, wer hier als Nicht-Jude weitergeht, darf zu Tode gesteinigt oder zu Tode gebracht werden. Jetzt ist aber das Interessante für die Tempelaktion Jesu, dass das ein genialer architektonischer Schachzug von Herr Rodes war.
Herr Rodes hat erst mal unter dieser flächischen Bergbrücken, der geht hier runter in den Tal und hier runter. Das hat er alles aufschütten lassen. Oder man nennt es Subskriptionen. Also so Bögen, so Gewölbe. Und da drüber hat man halt an der Platte gelegt. Das ist also... diese Dinge hier, die hier aufschütten, diese Dinge hier, die sind zum großen Teil hohl. Hier ist heute eine Moschee. Einfach gebaut worden. Die Israelis haben sich geärgert, aber es sind also ganz große Moscheen hier drin. Früher war das das Magazin für die Tempelleute. Da hat man Mehl, Wein, Öl. Die Kreuzritter haben hier ihre Pferde abgestellt. Es wurde auch vielfarbeweise genutzt. Dieses ganze Ding außenrum ist der Vorhof der Heiden. Den gab es früher auch, aber der war klein und micklig.
Und zwar, Herr Rothes hat folgende Idee gehabt. Ich möchte Jerusalem zu einer anständigen Weltmetropole oder Metropole machen auf dem Niveau anderer großer hellenistischer Metropolen. Ich brauche eine Agora, ein Forum, ein Marktplatz. Der Vorhof der Heiden ist der Marktplatz für Herrn Rothes. Hier sind sehr viele... Zum Beispiel diese Mauer im Osten, im Norden und im Westen. Hat Herr Rothes als Hallen bauen lassen. Zwei Säulenreihen. Da sind sehr viele Räume für diplomatischen Verkehr. Wenn Besuch kommt, kann man ihn hier auf hohem Niveau... Wenn die Leute diplomatische Weihgeschenke mitbringen, die sind hier alle ausgestellt. Hier sind auch sehr viele Ämter untergebracht. Finanzämter, Regierungsämter, Regierungssitz. Also auf diese Art und Weise hat Herr Rothes seinen Marktplatz geschaffen. Er hat sich mit den Priestern geeinigt, sie haben gesagt, ihr müsst nichts zahlen.
Und der mickrige Tempel, den ihr da habt, seit dem Babylonischen Exil, das dürft ihr alles neu bauen. Er hat 1.000 Priester zu Steinmetzen ausbilden lassen. Er hat erst das alles gebaut. Hier ging der Opferdienst weiter. Und als alles fertig war, haben die Priester ohne Unterbrechung in eigener Arbeit, denn nur Priester dürfen das machen. Er hat die also zu Facharbeitern ausbilden lassen. Hat Herr Rothes alles bezahlt, die Priester waren einverstanden. Die haben ihm gesagt, also wenn du uns hier machen lässt, wie wir es wollen, darfst du hier rummachen, wie du willst. Es war ein richtig Gentleman Agreement. Hier ist die Burg Antonia. Haben schon die Hasmonea ein bisschen aufgebaut, aber Herr Rothes hat es richtig aufgebaut. Hier waren die römischen Truppen. Das ist ein bisschen höher gelegen, das waren Felsen. Heute ist da eine arabische Grundschule. Man sieht von der Burg Antonia nichts mehr. Aber man weiß genau, wo sie war.
Und da konnte man reinsehen ins Tempelareal. Das Ganze ist das Tempelareal, das ist gar nicht heilig. Heilig ist nur das. Das nennt man in den Evangelien naos. Und das Ganze nennt man hier os. Es wird unterschrieben. Also Tempelareal und der eigentliche Tempel. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt, da war die Tempelaktion, wie man noch gar nicht so lange weiß. Denn die Tempelaktion war nicht irgendwo auf diesem riesigen Areal. Diese Mauer hier ist rund, ich weiß es nicht genau, 400 Meter breit. Und die ungefähr 300 Meter. Das Ganze ist ein Trapez. Das heißt, diese Markthalle ist 300 Meter lang. Es ist eines der größten Gebäude der Antike. Die größte Markthalle, die man kennt. Herr Roth, das war schon ein bisschen gigomanisch. Er hat gesagt, das bringen wir hier auch unter.
Die Südmauer nutze ich gleichzeitig als königliche Markthalle. Später gibt es ja Kirchen, man nennt sie Basilika. Das ist eine Basilika, eine dreischiffige Basilika, heißt ganz einfach damals Markthalle. Und hier waren die Geldwechseler und Taubenhändler. Und das ist ja alles überdacht. Das sehen die römischen Soldaten gar nicht. Weil es gab Zeiten, wo man gesagt hat, die Tempelaktion kann überhaupt nicht sein. Irgendwo auf diesem riesigen Arsenal, wie will denn das Jesus machen? Und wenn der hier unruhig... Da wären doch die Römer sofort gekommen. Nein, das war natürlich nur eine kleine prophetische Symbolhandlung. Aber die Fachleute haben gewusst, um was es geht. Und die hat sich in dieser Basilika abgespielt. Hier waren die Geldwechseler und die Taubenhändler und auch die Verkäufer von Opfermaterie, Mehl, Öl, Wein, das hier unten in den Magazinen gelagert ist. Und jetzt seht ihr auf eurem Tempelbild, das ihr habt,
dass die Markthalle hier einen Eingang hat. Heißt heute der Robinsonbogen mit einer wunderschönen Treppenarchitektur. Man konnte aus dem Pyropoiontal, das war so eine elegante Geschäftsstraße mit vielen Läden, Boutiquen, die gingen hier entlang. Und da konnte man hier durch dieses Tor hier die Markthalle betreten. Die Pilger aber, die Wallfahrer, die sind hier unten, sind die beiden Huldatoren. Eines geht rein, das andere raus. Das geht unterirdisch, unter der Basilika, in den Fundamenten der Basilika geht es durch. Und hier seht ihr, da kommt man raus. Also die Festpilger, die mit der Markthalle gar nichts zu tun haben wollen, die können hier unterirdisch rein gehen und gehen gleich zum Tempel. Und das liegt hier in ihrem Rücken. Das sehen die gar nicht. Wenn sie es nicht sehen wollen, sehen sie es nicht.
Das heißt, Herr Rotes hat wirklich mit seinen Architekten einen Geniestreich hingekriegt, gibt es nicht oft in der Antike. Super! Hier Kult und hier Kultur. Politik, Religion, in Gentleman Agreement, jeder war zufrieden. Gut, kommen wir bitte zu mir und lesen mal die Markusserzählung über die Tempelaktion vor. Markus 11, Verse 15 bis 19. In Jerusalem angekommen, ging Jesus in den Tempel und fing an, alle hinauszuweisen, die dort Handel trieben oder etwas kauften. Er warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und duldete auch nicht, dass jemand etwas über den Tempelhof trug. Zur Erklärung sagte er ihnen, heißt es nicht in der Schrift, mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein für alle Völker, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.
Als die führenden Priester und die Schriftgelehrten davon hörten, suchten sie nach einer Möglichkeit, Jesus zu beseitigen. Sie hatten nämlich Angst vor ihm, weil das ganze Volk von seiner Lehre tief beeindruckt war. Am Abend verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt. Dankeschön, super! Also, das ist die markinische Erzählung von dieser Tempelaktion. Ich werde morgen, wenn ich den markinischen Text behandle, über das Verhör oder die Sitzung, in der Mitglieder des Hohen Rats Jesus verhört haben, um die Anklage bei Pontius Pilatus vorzubereiten. Da werde ich einige sagen, wie man die gestalterisch-erzählerischen Gesetze, die hier natürlich drinstecken, wie man die angemessen berücksichtigen muss. Solche Erzählungen sind keine Geschichtsberichte in eurem heutigen,
strengen Sinn. Es sind nicht Protokolle von Geschichtsfakten, sondern es sind Erzählungen, die den Glauben wecken wollen. Die haben also tiefe religiöse Interessen. Sie wollen die Leser berühren, Glauben schaffen. Und sie sind auch erzähl- dramatisch aufgebaut. Sie haben also erzählerische Gestaltungsmittel. Die muss man natürlich angemessen berücksichtigen. Es gibt zum Beispiel einen neueren Kommentar von Ludger Schenke, 2007, Markus-Evangelium. Der fragt gar nicht zurück in die Geschichte, sondern der liest das Markus-Evangelium wie Max Frisch an Dora. Das ist eine Erzählung. Was hat sich der Markus da gedacht? Und was hat er sich da gedacht? Ich finde diesen Kommentar ausgezeichnet. Aber ich frage jetzt anders wie dieser Kommentar. Ich frage jetzt historisch. Ich frag also nicht, was hat Markus da sagen wollen. Markus lebt ja nachösterlich. Und seine Hörer haben nachösterliche Gefühle
und Überzeugungen. Jede Formulierung, jeder Satz, der hier steht, ist eine nachösterliche Formulierung. Und das können Sie nicht einfach als Geschichtsprotokoll nehmen. Völlig klar. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch eine andere Frage stellen kann. Ich frage jetzt also nicht auf der Ebene, was wollte Markus seinen Lesern sagen? Oder, weil diese Passionserzählungen haben auch Traditionen, die älter sind, sie können zurückgehen bis in die ersten Jahre der Urgemeinde. Und sie waren wahrscheinlich schon in den 40er-Jahren verschriftlicht. Also Markus schöpft es nicht jetzt so am Schreibtisch, sondern er hat Traditionen, die er auswertet. Und diese Tradition kann zum Teil, das muss man von Fall zu Fall, soweit man es kann, prüfen, kann sehr alt sein. Also mir ist völlig klar, das ist ein markinischer Text im Markus-Evangelium nachösterlich für seine Leser.
Vollkommen klar. Und man muss das angemessen ins Blickfeld nehmen. Ich aber frage nicht jetzt auf der Ebene, sondern ich frage, was von dieser Erzählung kann historisch plausibel sein? Und wenn es Gründe gibt, dass das plausibel ist, dann nehme ich es erst mal für plausibel. Also wenn nämlich diese Erzählung auch vorösterlich man einen Sinn aufzeigen kann mit öffentlich seriösen wissenschaftlichen Mitteln, dann muss man das schon auch ernst nehmen. Wenn man aber merkt, das Ganze kann vorösterlich so gar nicht gewesen sein, dann muss man das auch ernst nehmen. Also jetzt gehe ich mal diesem Text entlang mit einer historischen Fragestellung. Ich behande jetzt nicht, das könnt ihr auch zwei, drei Stunden lang,
die erzählerischen Gestaltungs- und Stilmittel des Markus. Ist auch eine wichtige Ebene. Also, ich gehe jetzt mal diesem Text entlang und tu ihn mal fragen, ist das historisch plausibel? Müssen wir jetzt ein bisschen sputen. Wir kriegen es schon hin. Bleibt ganz cool, gell? Die Zuschauer im Internet können ja mal kurz essen gehen und nachher wieder kommen. Brauchen ja nicht alles hintereinander anhören, gell? Teilt es euch ein. Okay. So. So. Also, als Jesus nach Jerusalem gekommen war, ging er, so sage ich jetzt gleich mal, in der Tempel. Also, das ist noch jetzt mal auf der Markus-Ebene. Markus betont, der Tempel war Jesus ganz wichtig. Kaum ist er in Jerusalem, zack, in den Tempel. Und jetzt aber wird es interessant, das ist ein relativ knapper Bericht. Ich gehe davon aus, ohne dass ich jetzt
die Einzelheiten erläutern kann, bräuchte ich die fünffache Zeit. Auch hinter diesem Text stecken alte Traditionen, die bis in die ersten Jahre der Jerusalemer Urgemeinde zurückgehen können. Das ist historisch durchaus möglich. Also, interessant ist, dass es jetzt heißt, er begann auszutreiben. Das ist im Griechischen durchaus betont, gleich am Anfang, er begann. Damit kann schon angedeutet sein, ich nehme das jetzt mal im Blick auf historische Plausibilitäten. Das war ein Riesen-Umsturz-Versuch, gell? Mit 300 Anhängern wollte hier jetzt mal jetzt einen Umsturz machen und die Königsherrschaft im Tempel aufrichten und dann militärischer Chef von Israel werden. Die Aktion darf man sich nicht zu groß vorstellen. Sobald man sie sich groß vorstellt, kann sie historisch nicht stattgefunden haben. Denn eine größere Störung im Tempel
würde weder die jüdischen Ordnungskräfte, die es gab, noch die Römer, die werden da sofort eingegriffen. Es muss sich um eine relativ kurze, auch kurzfristige und nicht auf Dauer geplant, er wollte ja den Tempel nicht auf Dauer, sondern er wollte hier symbolisch was ausdrücken. Das ist aber historisch durchaus möglich. So einen Tisch hat man schnell umgestoßen. Der ist in zehn Sekunden um. Wer will denn das verhindern? Also, interessant ist hier, er begann, das heißt, weit ist er nicht gekommen. Das ist also nur so ein Anfangshafte, es ist nichts Großes, durchgeführtes, mit großem Resultat. Er hat doch mal was begonnen und es ist wahrscheinlich schnell abgebrochen worden, aber es war klar, um was es geht. Und jetzt die Adressatenangabe, die hier Markus gibt, gell? Es sollte dahinter historische Dinge stehen, was sehr, also es gibt ein sehr stimmiges Gesamtbild vor Österreich.
Nämlich, er begann, hinaus zu treiben alle, die verkaufen und kaufen. Das ist eine hochinteressante Formulierung. Also, das heißt, es ging ihm gar nicht jetzt sofort um die Leitung des Tempels, hohe Priester und Tempeloberste und die großen Leitenfiguren. Es geht ihm sehr breit, sehr breit. Die, die verkaufen, das sind Bedienstete des Tempels. Auch die Geldwechseler sind keine Freiberuflichen, das sind Steuerbeamte. Wenn er die Tische von Geldwechselern umstellt, das sind keine Freiberuflichen. Man muss nämlich im Tempel Geld wechseln, sonst geht alles gar nicht. Also, er hat hier die jüdische Finanz- und Steuerbehörde vor sich. Das sind verbeamtete Geldwechseler, die auch nicht privat hier viel verdient haben. Der Wechselkurs, was man selber verdient, war zwischen...
Ich weiß nicht, ich kann es nicht sagen, das ist ein kleiner Prozentsatz, das war nicht übermäßig. Die müssen ja auch von was leben, aber die haben sich da nicht privat bereichert. Also, er begann, auszutreiben, kurz, und dann war es wieder weg. Alle, die verkauften, ich will den Satz nicht wörtlich nehmen, alle sind ja sehr... geht nicht. Also, auf jeden Fall, die Aktion richtete sich sowohl an Vertreter des Tempels, die haben dort verkauft, als auch an die allgemeine Wallfahrtsbevölkerung. Man könnte sagen, an alle. Wenn diese historische... Wenn diese Formulierung auf eine historische Wurzel zurückgeht, ich sehe keinen Grund, warum man sagen kann, nicht. Ich sehe keinen, viele meiner Kollegen auch nicht. Also, dann richtet sich das nicht nur gegen eine Tempelspitze, sondern es war eine ganz breite Kritik. Eine, man könnte sagen, Totalkritik. Weil mehr als die, die da verkaufen und kaufen,
werden sonst noch, das sind alle. Also, sowohl die Tempelvertretung selber, in Gestalt ihrer Händler, als auch die gläubigen Wallfahrtsfahrer am Pesachfest aus aller Herren Länder, beide sind hier betroffen. Und jetzt aber konzentriert sich das Ganze auf zwei Berufsgruppen. Und da müssen wir, glaube ich, schon davon ausgehen, dass das jetzt nicht zufällig war. Da stand da gerade so rum, oder war da gerade mal so ein Tisch von den Geldwechselern. Nein, das ist eine ganz gezielte Konzentration auf zwei Berufsgruppen. Jetzt gehen wir mal zunächst zu den Geldwechselern. Jeder musste im Tempel Geld wechseln. Zum Beispiel zahlt man am Pesachfest die Jahressteuer. Die Jahressteuer wird vier Wochen vor dem Pesachfest erhoben. Da gehen die Geldwechseler ins Land raus und stellen auf verschiedenen Orten, auch in Galilea und in Judea, stellen sie... Nein, in Galilea nicht, ist kein anderes Land.
In Judea stellen sie ihre Tische auf und dann können die Leute die Tempelsteuer bezahlen. Die muss man ja jährlich bezahlen. Die in der nahen Diaspora sind, die auch hingegangen haben, Tische aufgestellt, zum Wechseln für die Tempelsteuer. Warum? Die römischen Münzen und auch andere Münzen haben oft Bilder gehabt vom Augustus, von römischen Kaisern, von Gottlob, von Zeus, von irgendwelchen gottlosen Leuten und von irgendwelchen Göttern. Und solche Münzen, die solche Bilder hatten, also wenn nur Pflanzen drauf waren oder so, das war kein Problem, aber wenn es Götter waren oder gottlose politische Herrscher, dann galten diese Münzen als unrein und die hätten den Tempel entweiht. Und deswegen darf man Opfertiere, auch Speisopfer, Langopfer, Tauben und die Jahressteuer darf man nur in heiligem Geld zahlen. Und das heilige Geld war der Silbertrachme aus Tyros,
große Händelstadt im heutigen Libanon. Und das war sehr stabile Währung. Und in die hat man es umgewechselt. In der Währung war keinerlei Bild. Und man hat schon seit Jahrzehnten beschlossen, im Tempel darf alles nur noch mit diesem Geld gekauft werden. Also, wenn die Geldwechseler nicht mehr ihr Geschäft machen können, kannst du den Tempel schließen. Weil du kannst alles, auch das Passalam, musst du in syrischen Halbschäkeln erst mal kaufen und dann schlachten es dann die Priester. Und wenn du sonstige Opfer, gehen wir mal zu den... Ja, das will ich vielleicht noch sagen, interessant ist auch, dass diese Geldwechseler in vielen jüdischen Quellen heißen Männer des Tisches. Weil der Tisch war das Symbol, spielt sich alles auf der Tischplatte auf. Was kann kommen? Öffne deine Kralle und leg da Geld drauf. Alles läuft über eine Tischplatte. Es sind Männer des Tisches. Und deswegen ist es...
Und hier heißt er, schmiss die Tische dieser Berufsgruppe um. Dann die Taubenhändler. Tauben war was sehr Wichtiges damals. Es gab erst mal spezielle Taubenopfer bei Geburt, bei Reinigung, so Familienfeste. Aber es war auch das Opfer der Armen. Und Arme waren zur Zeit Jesu 70 Prozent im ganzen Land oder mehr. Denn Palästina war in einem Verelendungsprozess. Wenn du keine Lämmer und keine Witter und keine Stiere kaufen kannst, darfst du dafür zwei Totteltauben opfern. Das ist das Armenopfer. Also, Tauben war auch ein Ersatzopfer. Und für sehr viele Leute, die kauften, die kauften Tauben. Aber dazu müssen sie auch erst mal den Silberschäfer. Also... Jesus konzentriert sich exemplarisch auf zwei Berufsgruppen, die für das Funktionieren der Sühnopfer, das Tamiz-Opfer, wird ja mit der Jahressteuer gezahlt. Wenn du die Jahressteuer symbolisch verhinderst,
gibt's auch kein Tamiz-Opfer mehr. Dann steht ganz Israel irgendwie in der Luft. Also, das geht nicht... Es ist nicht kapitalismuskritisch, weil Kajafas oder irgendwelche Tempolober so reich sind. Die haben zwar ordentlich verdient und ganz schön in die eigene Tasche. Da könnte man auch kritisieren. Aber wenn man die Geldwechseler umschmeißt und die Taubenhändler sind arme Opfer, dann ist hier nicht eine kapitalismuskritische Kritik an der Elite im Vordergrund. Wobei natürlich mit den Geldwechselern und mit den Taubenhändlern greift Jesus die Tempelspitze indirekt an. Denn sie arbeiten ja in deren Auftrag. Und jetzt kommt der interessante Vers 16. Und er duldete und gestattete es nicht. Das ist jetzt ein ganz geheimnisvoller Text, von dem ich überzeugt bin, der ist seit 1992, 1993 völlig geklärt durch einen Norweger Ordner. Der hat zum ersten Mal diese These aufgebracht
in einer Doktorarbeit, der ist gleich danach auch Professor geworden, zu Recht, weil die Doktorarbeit ist wahnsinnig gut. Bringt neues Licht auf Dinge. Und viele heutige, auch jetzt der Christoph Nieland und so, folgt ihm in dieser Entdeckung. Also, man hat lange Zeit das so übersetzt, er duldete es nicht, dass da irgendwas, irgendwelche Geräte oder irgendwelche Gefäße... Oder manche sind ganz vorsichtig, die sagen, er duldete nicht, dass man irgendwas durch den Tempel trug. Was ist da... Man hat früher gesagt, man hat vielleicht den Tempel als Abkürzungsweg gewählt von Nord nach Süden. Da hat man irgendwelche Transportleute oder Wassertransport von den Teichen Bethesda, Shilohateich, da ist man einfach durch den Tempel gelaufen. Und es hat den Tempel profanisiert, entweiht. Und Jesus reinigt den Tempel. Aber in diesem Heidenvorhof, der ist doch gar nicht heilig. Da gibt's gar nichts zu reinigen. Der ist ja gar nicht heilig. Und ich sag euch, ich war oft dort, sagen auch alle,
das ist doch gar keine Abkürzung, da geht man in Thyropeurenthal entlang, das geht viel schneller. Da muss man nicht rauf und runter, der Tempel muss erst mal rauf. Und von Osten nach Westen, hier ist Giedrontal. Das ist ja eine... Also, der Tempel ist keine Abkürzung für irgendwelche Wege. Das ist völlig idiotisch. Jetzt hat man in dem Versuch, was ist hier gemeint? Weil das ist schon sehr wichtig. Wenn man Vers 16 wirklich klären kann, ich bin überzeugt, man hat ihn geklärt. Und wenn diese Klärung supergut zu 15 passt, zu Geldwechseler und Taubenhändler, dann hat man drei Grundlagen für die Deutung. Und das ist eine gute Grundlage. Also, man hat zunächst mal entdeckt, dass dieses griechische Wort skoios... Skoios ist ein sehr allgemeiner Begriff. Man kann ihn auf alle Gefäße beziehen, auf alle Geräte, eher vielleicht Gefäße, aber schon gut auch Geräte. Also, es ist ein wahnsinnig allgemeiner Begriff.
Und man hat jetzt aber entdeckt, dass die Septuaginta, die diesen Begriff, das ist die griechische Übersetzung des Alten Testament, die schon vor Christus eben bekannt war, in der Diaspora, die haben die alle die Septuaginta gelesen, weil sehr viele Juden in der Diaspora hatten als Muttersprache Griechisch. Es waren Juden, deren Muttersprache Griechisch war. Es gab in Jerusalem drei Synagogen, wo griechisch gepredigt wurde. In Jerusalem. Also, die Septuaginta hat skoios in 50 Prozent aller Fälle. Die hat das Wort sehr oft, ein paar hundertmal. 50 Prozent sind Kultgeräte. 50 Prozent, ah. Ist schon irgendwie verdammt viel. Und jetzt hat der Ordner herausgefunden, dass es ein aramäisches Äquivalent gibt und ein hebräisches, das genau ziemlich ähnlich verallgemeinerungs ist wie skoios, und das heißt köli oder kilim in der Mehrzahl.
Und dieses hebräische aramäische Wort hat genau den gleichen Bedeutungsumfang, ist ein Äquivalent zu skoios. Und in der Mishnah werden diese Worte ganz oft verwendet. Zigmal, und zwar für Geldbehälter. Für Geldbehälter. So eine Art Box. Denn diese Geldwechseler müssen doch ständig frisches Geld holen. Und es ist hier gelagert in den Schatzkammern. Die syrische Silbertrachmärwalt, das sind ja Hunderttausende von Münzen. Die müssen täglich... Hier ist ein Transportverkehr, hier waren wahrscheinlich die Geldwechseler, ein Transportverkehr von dem wirklich inneren Tempel hierher, dass die dauernd frisches Geld wieder... Und auch das andere Geld muss ja irgendwo gelagert werden. Und beim Frauenvorhof kann man diese Münzen lagern.
Weiter ins Heilige dürfen sie nicht rein. Also die Münzen, die auch Bilder und so weiter haben, denn sie müssen ja irgendwo gelagert werden. Dann hat man auch festgestellt, hat der Ordner festgestellt, dass es Steingefäße gibt. Stein kann nämlich nicht unrein werden. Im Unterschied zu Ton oder zu anderen Gefäßen. Man hat Steingefäße gehabt, wo man Opfermaterialien... Denn wenn du jetzt hier ein Opfer gekauft hast, Mehlopfer, Speiseopfer, Tankopfer, das tun die Priester ja dann im Tempel Opfern. Also muss ja das Material in der Tempel gebracht werden. Und das wurde in Steinbehältern transportiert. Man hat auch archäologisch hier übrigens sehr viele Münzen, Steinwagen, hat man mehrere gefunden, die werden nicht unkoscher und nicht unrein. Und Steinbehälter. Also es spricht alles dafür, und es spricht nichts wirklich handfest dagegen, dass Jesus symbolisch verhindert hat,
dass dieser Transfer hier jetzt auch in den inneren Bereich stattfindet. Er duldete es nicht, dass die Geldbehälter für Finanznachschub ins Innere, hier in diesem Bezirk ging. Damit ist der gesamte Kultbetrieb gestoppt. Das heißt, wenn das so stimmt, mir erscheint das sehr plausibel, kann man ja lange drüber diskutieren, es gibt ein paar tolle Bücher drüber. Das Neueste hab ich heute Morgen noch gelesen von Christoph Niemand, der diese Entdeckung von Ordner voll überzeugend findet. Schon eine echte Neuentdeckung. Braucht man nichts mehr mit Abkürzungen und so. Dann ist das ein Angriff auf den Sinn des Tempels. Ich will es mal, wie viele Minuten hab ich noch? Zwei. Zwei. Will ich jetzt zum Schluss kommen? Ich mach morgen Fortsetzung. Was kann von der Basileia-Botschaft her der Sinn sein?
Jetzt wird's aber brisant. Jetzt ist er schon im Tempel. Nicht am Segen, jetzt war er halt. Und jetzt lähmt er symbolisch klar die Grundstrukturen des Opferbetriebs. Ich geh davon aus, mit bestimmten Kollegen, dass, wenn die Basileia begonnen hat, dann ändert sich der Tempel. Du kannst im Tempel nicht einfach weitermachen wie bisher. Hey, Leute, die Basileia ist da. Und die ist noch ein bisschen wichtiger wie der Tempel. Ihr könnt doch jetzt nicht einfach weiterhin wie vor zehn Jahren oder 30 Jahren in der Tempel gehen, als ob die Basileia nicht gekommen ist. Der Tempel darf nicht ein Medium werden, ein Weg, um die Basileia zu ignorieren. Macht einfach weiter so wie bisher. Niemand kann weitermachen wie bisher. Denn die neue Zeit hat jetzt begonnen. Das muss man auch im Tempel irgendwie mal registrieren. Und wenn dann in diesen beiden Bibelstellen heißt,
es wird jetzt ein Gebetshaus für die Völker, für die Heiden. Da ist gar nichts Kultisches mehr drin. Es gibt nur eine einzige Stelle im Alten Testament, wo der Tempel völlig unkultisch gesehen wird. Eine einzige Stelle. Und die steht im Trittor Jesaja, in den letzten Kapiteln von Jesaja. Da wird der Tempel zum Gebetshaus geöffnet. Nimmer abgrenzen. Samariker dürfen kein Tempelsteuer zahlen, Heiden auch nicht. Ist der Tempel nicht auch ein ganz schönes Ausschlussverfahren, wo man sich selber feiert. Jetzt stellt euch mal vor, der Tempel im der Basileia ist einfach ein Ort des Gebetes für alle Menschen. Ja, und die hohe Priester, wie werden die da denken? Das ist eure ganze Existenz. Und die steht auch in der Heiligen Schrift. Sie leben sehr gut davon. Und sie haben mit den Römern ein gutes Gentleman Agreement. Die Römer haben alles in der Hand, aber sie brauchen lokale Eliten.
Die lokalen Eliten sind nicht unwichtig für Römer. Und sie haben, wie Thomas gesagt hat, seit Herr Rodes alles selber autoritär gemacht hat, die Römer haben dem hohen Priester und dem hohen Rat viel mehr Selbstverwaltung. Also, die leben ja vom Tempel, das ist ihr Leben. Und jetzt sagt er, im Reich Gottes Opfer, im Reich Gottes brauchen wir eigentlich gar keine Sühnopfer mehr. Also zumindest kann man die Handlung... Ich sag nicht, dass Jesus das so wirklich gesagt hat. Aber die drei Punkte Geldwechseler, Taubenhändler und Geldbehälter weisen verdammt in diese Richtung. Und die gibt vorösterlich einen erstklassigen Sinn. SWR 2020
Passion I: Die Tempelaktion Jesu (Markus 11, 15–19) | 2.2.2
Es sind nur wenige Verse in den Evangelien. Sie werden schnell überlesen. Und auch gern ignoriert, denn sie zeigen einen Jesus, der auf den ersten Blick so gar nicht zu dem liebevollen, sich aufopfernden Sohn Gottes passt, von dem gerne gepredigt wird. Die Geschichte der Tempelaktion – oder auch Tempelräumung – zeigt einen Jesus, der die Tische der Geldwechsler umschmeißt, der Händler vertreibt. Wenn man sich das so ausmalt, klingt die Tempelaktion wie der Beginn der Revolution, auf die so viele Juden damals gewartet haben. Doch Jesu Händlervertreibung im Tempel ist viel weniger – und viel mehr als das. Er beginnt keine Revolution. Er bringt lediglich die Botschaft nach Jerusalem, die er schon in ganz Galiläa gepredigt hat. Nach Jerusalem: Ins politische Zentrum der Juden, wo die Römer die Herrschaft über die Region ausüben. In den Tempel: Das Herz des jüdischen Glaubens, wo Sünden vergeben werden, wo Gott selbst wohnt. Es ist keine Revolution. Es ist der Anbruch einer neuen Zeit.