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Koinonia – Die christliche Gemeinschaft im 21. Jahrhundert | 12.8.1

Worthaus 10 – Tübingen: 5. Juni 2022 von Prof. Dr. Sandra Bils

Schauen Sie sich mal einen Moment lang um: Was macht das Leben Ihrer Mitmenschen aus? Was bestimmt Ihr eigenes? Für die meisten von uns ist das Leben ein Hetzen von Termin zu Termin, von Online-Shop zu Social Media, von Partnerschaft zu Partnerschaft. Wir konsumieren, haken Aufgaben und Erlebnisse ab, suchen immer neue Erfahrungen, Orte, Menschen. »Wir leben ein Leben als Episode«, sagt die evangelische Theologin und Pastorin Sandra Bils. Und was passt nun so gar nicht in dieses unbeständige, postmoderne Leben? Richtig, die Kirche. Mit der die meisten Menschen nur Altbackenes verbinden wie Orgelmusik, Glockenturm und einen Pfarrer, der salbungsvoll daherredet. Kein Wunder, dass die evangelische und die katholische Kirche zusammen inzwischen nicht einmal mehr die Hälfte der deutschen Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählt. Was muss passieren, damit Menschen die Kirche wieder wahrnehmen? Als ihr geistliches Zuhause begreifen? Damit die Botschaft weiterhin bei den Menschen ankommt, ebenso wie Unterstützung und Nächstenliebe? Sandra Bils beschreibt, wie andere Länder Kirche neu denken, was wir davon lernen können, welche neuen Formen von Kirche es bereits in Deutschland gibt. Und wie Christen nicht nur für sich selbst neue, postmoderne Gemeinschaften schaffen, sondern gleichzeitig Menschen erreichen, die nie ein Gebäude mit Glockenturm, Orgel und Pfarrer betreten würden.

18. November 2022

David Friedrich Strauß – Geschichte der Leben-Jesu-Forschung | 11.14.1

Es war einiges los in den deutschen Städten des 19. Jahrhunderts. Darwin rüttelte an den Grundfesten des Glaubens, Hieroglyphen wurden entziffert, Sintflutgeschichten außerhalb der Bibel gefunden, frühjüdische Texte tauchten auf, Bücherberge über die Religionsgeschichte wuchsen. Genies sprossen geradezu aus dem Boden, Goethe, Schiller, Schubert, Beethoven, Kant. Und mittendrin ein junger Theologe. David Friedrich Strauß pilgerte 1830 nach Berlin, hörte Hegel – und war begeistert. Alles schien ihm plötzlich durchschaubar. Er kehrte nach Tübingen zurück und schrieb ein Werk über das Leben Jesu. Darin lässt er zwei Pole, zwei verfeindete Lager der damaligen Theologie, aufeinanderprallen. Nur um dann zu sagen: Ihr habt doch alle recht. Was Strauß dann ausführt, ist so skandalös, dass auch ohne Internet und Social Media bald die ganze Gelehrtenwelt Europas Bescheid wusste. Mit dem Holzhammer ist er durch das Neue Testament gefegt und hat den einst gläubigen Nietzsche vom Glauben abgebracht. Strauß musste Deutschland verlassen, wurde nach Zürich berufen – und direkt, mit gerade einmal 30 Jahren, pensioniert. Zu gewagt wäre es gewesen, ihn lehren zu lassen.
Thorsten Dietz erzählt das Leben dieses »berühmtesten, strittigsten und spektakulärsten Theologietreibenden« seiner Zeit, berichtet auch von anderen wichtigen Persönlichkeiten und tragischen Geschichten. Er verspricht „ein bisschen Kopfschmerzen“ und nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise in das vorletzte Jahrhundert und zu der Frage: Wie sollen aufgeklärte, gebildete Menschen noch glauben können?