Video
Audio Als MP3 herunterladen
Transkript Als PDF herunterladen

00:00
Gericht, Prophetie und soziale Gerechtigkeit. Zunächst einmal, der Ansatz, werden Sie merken, ist ein bisschen anders als das vom Kollegen Zimmer davor. In der Bibelwissenschaft geht man im Moment in der Forschung aus zwei verschiedenen Richtungen an den Texten heran. Man kann ganz historisch an die Texte herantreten und genauso wie Kollege Zimmer Sie fragen, wann ist etwas entstanden, welche Geschichte wird da nacherzählt, was sind die Folgen, die aufgrund von diesen geschicklichen Ereignissen in den Texten herausgekommen sind. Und dann gibt es einen anderen Zugang, das ist der e-literarische Zugang, wo man sich fragt, wann sind die Texte entstanden, wer hat sie geschrieben, hat den Amos wirklich

01:01
gegeben, der David und der Saul, was ist da historisch fassbar, sondern man fragt nicht nach dem, was historisch fassbar ist, sondern man setzt sich mit dem, was man fassen kann und das sind die Texte, die wir haben. Diese Texte sind in so einem Buch gesammelt, eigentlich ganz gut, zum Teil übersetzt sogar. Das heißt, man muss nicht unbedingt ebräisch oder griechisch können, um diese Texte lesen zu können. Es gibt sehr gute Übersetzungen der Bibel auf Deutsch, man kann mit Übersetzungen sehr gut arbeiten und man analysiert die Texte. Die historische Frage werden wir in der nächsten eineinhalb Stunden und mit dem Titel des zweiten Vortrages noch mehr einfach nicht ganz außer Acht lassen, die werden immer wieder zurückkommen, aber das, was mich interessiert und das, was ich Ihnen vortragen will, ist nicht so sehr der historische Zugang, sondern was machen wir mit diesen Texten.

02:00
Wir reden von Propheten, wir reden von Sozialkritik, das heißt es geht nicht so sehr um die Umwelt, es geht um die Inhalte und mit diesen Inhalten möchte ich versuchen, Sie eben in der nächsten eineinhalb Stunden ein bisschen zu beschäftigen. Im Prinzip möchte ich mit drei Punkten meinen ersten Vortrag gestalten. Wir starten mit ein paar klärenden Begriffen. Es geht um Gerichtspropheten und um soziale Gerechtigkeit. Die erste Frage, die wir uns stellen, ist, und Kollege Zimmer hat uns bereits sehr gut eingeführt, ich werde nur ein paar Fußnoten dazu geben, wie ich das sehe, was ist ein Soziales Gerechtigkeit und da machen wir ein, zwei Beispiele, damit Sie checken, wie ich denke und dann sind wir auf dem gleichen Niveau. Die zweite ist, was ist soziale Gerechtigkeit? Das ist eine sehr moderne Frage, das wird eh Thema von den zweiten Vortragen, nämlich was sagen diese alten Texte uns heute, wenn man heute von soziale Gerechtigkeit, es gibt

03:05
sogar die Leute, die politisch gesehen ganz rechts platziert, wir reden auch von Solidarität. Und ich denke, die eine reden von Solidarität, die andere ganz links und in der Mitte sowieso, was ist soziale Gerechtigkeit? Wie verstehen wir das? Was heißt soziale Gerechtigkeit in den Texten der Propheten des alten Testamentes? Das ist nicht selbstverständlich und mit dieser Begriffsklärung wollen wir uns die nächste Stunde ungefähr langsam voran bewegen und dann die letzte halbe Stunde meines Vortrages, den dritten und letzten Punkt, den ich ansprechen will, ist, Propheten, soziale Gerechtigkeit, bringen wir die zusammen, es gibt Propheten, die sich mit soziale Gerechtigkeit befassen. Diese Propheten sind die sogenannten Schriftpropheten, den Begriff kennen wir bereits, das brauche ich jetzt nicht zu erklären. Die haben nicht sie, sondern ihre Schule oder nicht einmal ihre Schule, sondern die Tradition,

04:04
die sich aus dieser Schule entwickelt hat, die haben eine bestimmte Botschaft vermitteln wollen mit ein paar von diesen Gerichtspropheten, mit ein paar von diesen Leuten, die diese Botschaft vermitteln wollten, wollen wir uns auch kurz befassen und ich mache dann Schluss und kurz nach 12.15 Uhr mit zwei Schlussthesen und dann, Sie haben keine Möglichkeit, Fragen zu stellen, aber ich werde am frühen Nachmittag noch einen Vortrag halten und da werden Sie auch keine Möglichkeit Fragen zu stellen, aber danach haben wir eine ganze Stunde, wo nicht so sehr, meine Fragen stellen ist immer so, es wirkt extraprofessorisch, das heißt, Sie haben Fragen und ich gebe Ihnen die Antworten. Das ist nicht das, was Sie unter universitärem Bildungsniveau verstehen. Wir haben eine Stunde, wo wir diskutieren können und Sie werden meine Meinung hören

05:00
und ich werde Ihre Meinung hören und wenn Sie eine inhaltliche Frage haben, dann gerne. Das heißt, ich weiß vielleicht in dem Bereich ein bisschen, das ist so, wenn ich eine Mathematik habe und ein mathematisches Problem, der kann mir Antworten geben, aber alles andere, man kann eben darüber diskutieren. Eine von meinen ersten Aussagen ist, ich arbeite mit der Bibel, ich arbeite mit dem Teil vorwiegend, mit dem Teil der Bibel, die auf Hebräisch geschrieben steht und wenn die Leute sagen, Sie lesen die Bibel auf Hebräisch, ich sage, ja, ja, ja, ich kann sogar alte ägyptische Chakadis, Sumerische, Kaltschrift, Sprache, super toll. Und dann hat man den Eindruck, man kann, weil man die originale Sprache hat, man kann im Prinzip alles sagen, was man will, weil Sie können das nicht wirklich kontrollieren. In hebräischen Texten, die Übersetzung sagt so, aber hebräisch gemeint, das ist ganz, ganz was anderes. Das macht man sehr häufig, die Erfahrung haben Sie sicher auch schon gemacht, im Original steht so geschrieben, boah, im Original steht so geschrieben, aber die Übersetzung ist

06:04
meistens gut. Das Problem ist, dass weder das Original noch die Übersetzung, auch wenn das Bibel ist, so was wie die Wahrheit sagt. Und ich meine, ich bin katholischer Theologe, das heißt, wir haben jemanden, der behauptet, die Wahrheit zu haben. Sie brauchen nicht lachen, das ist ganz ernst. Aber okay, wenn es um die Bibel geht, sage ich sehr häufig, wir haben diese Wahrheit nicht, diese Absolutheit, wo es ist so. Und ich werde versuchen, am Beispiel von der Prophetin das aufzuzeigen. Ja, zum Punkt eins, der Prophet. Was ist ein Prophet? Das ist eine sehr interessante Frage, Kollege Zimmer hat uns bereits, ich glaube, relativ viel darüber gesagt. Ich hole mir zwei Worte, zwei Inputs, die er gegeben hat, füge eine dazu und dann

07:02
ist dieser erste Punkt für mich abgeschlossen. Und wenn Sie Fragen dazu haben, eben um 17.15 Uhr kann man noch einmal darüber reden. In der hebräischen Bibel finden wir jede Menge, und jetzt eben, auf hebräisch finden wir jede Menge Begriffe, die wir heute mit Prophet übersetzen können. Wo ich in Wien war, habe ich einmal einen Vortrag gehalten und der Titel war, wie kann man ein Lotto-Jackpot gewinnen? Und das war ein Vortrag über die Prophetie. Das heißt, wenn wir sagen Prophet, meinen wir jemand, der in der Zukunft sehen kann. Du bist kein Prophet. Heißt, du kannst nicht, Prophet in diesem Sinne kommt in der hebräischen Bibel vor, und sehr häufig in der Umwelt, oder in die Umwelt der hebräischen Bibel vor. Das ist nicht aber die Schattierung, die für uns interessant ist. Ein Seher, der in der Zukunft liegt, ist nicht gerade eine prophetische Darstellung,

08:06
die wir in der Bibel vorfinden. Prophet, oder die prophetischen Texte, die prophetischen Bücher, diese Sammlung von Schriften, die wir in der Bibel als Propheten bezeichnen, die haben zunächst einmal in der jüdischen Liturgie eine ganz wichtige Rolle zu spielen. In einer normalen liturgischen Handlung, an einem Schabbat in einer Synagoge, werden Texte aus der Thora gelesen. Die Thora sind die ersten fünf Bücher der Bibel. Das heißt, vom ersten Buch Mose bis zum fünften, von Genesis bis zum Theoronomium. Das ist das Wesentliche. Aus diesem Teil der Bibel liest man. Und danach, wenn der Kantor oder der Rabbiner seine Predige gehalten hat, werden andere Texte gelesen. Und diese Texte sind Texte, die die Thoratexte erklären. Und wie machen sie das? Indem sie das prophetisch erklären.

09:02
Das heißt, es werden Texte aus den Prophetenbüchern gelesen, die diese Texte der Thora erklären. Und dieser Zusammenhang ist ganz, ganz wichtig. Nämlich die prophetischen Texte, die sind nicht eigenständige Texte, auch im Kanon der Bibel. Die sind nicht einfach so da platziert und die haben für sich eine Aussage, die haben eine Aussage, insofern sie die Texte der Thora interpretieren können. Als israelitische Prophet verstehen wir eben sehr Leute, die Visionen haben, Leute, die etwas hören, Leute, die vor allem, und das ist ganz, ganz wichtig, Leute, die etwas mitteilen wollen. Und das Erbrecherwort, das Kollege Zimmer davor gesagt hat, das ist ganz wichtig, das wiederhole ich, weil es ist nicht schlecht, wenn die Leute, nachdem sie fünf Tage mit der Bibel sie beschäftigen, auch ein paar erbrecherworte mitnehmen.

10:00
Thora haben wir schon gehabt und jetzt lernen wir Nabi. Nabi ist die Bezeichnung für die klassische Art der Prophetie in Israel. Und Nabi hat eine ganz besondere Bedeutung. Nabi hat nichts mit in der Zukunft zu tun. Nabi von der Wurzel her bedeutet, einer der gerufen worden ist, um etwas selber zu rufen. Nabi und die Prophetie im Allgemeinen wird in alten Testamenten mit einem einzigen Wort oder mit einem anderen Wort in Verbindung gebracht, das ist das dritte brechische Wort, danach sage ich gar nichts mehr. Das Wort ist Schalach. Und Schalach ist eine Verbform und diese Verbform heißt Senden. Wenn wir das Buch des Propheten Jesaja aufmachen, um wir die Berufung dieser Propheten, und wir jetzt aufpassen, das hat mit der historischen Gegebenheit für das, was mich interessiert, nichts zu tun, das ist eine literarische Darstellung.

11:01
Und die Berufung, die Erzählung, die funktioniert immer gleich. Es gibt eine Notsituation, dann kommt Gott, der sucht sich jemand und der ruft ihn, der sagt zunächst einmal nein, ich will nicht und dann Gott sagt, nein, nein, nein, du willst doch, du kriegst ein Zeichen dazu und er bekommt sein Zeichen, er bekommt einen Auftrag und dann sagt er. Die Mission, die Aufgabe, die dieser Prophet zu tun hat, wird mit dem Wort Schalach zusammengefasst und das heißt Senden. Ich werde dich senden, um irgendwas zu tun. Jesaja, nachdem er sagt nein, meine Lippen sind unrein, ich kann das nicht, sagt, ja, ich bin da, sende mich. Beim Jeremia, wenn er als erwachsener Mensch zurückschaut, wie war seine Berufung, Erzählung, auch da literarisch gesehen, historisch hat es ein Jeremia gegeben, vielleicht ja, ich wage nicht zu sagen, ich arbeite literarisch, es gibt wirklich sagen, ja, ja, den hat es

12:01
gegeben, es gibt biografische Angaben, aber alles, was nur eine Quelle hat, ist historisch gesehen relativ wackelig und außer biblischer Quelle über den Jeremia haben wir leider nicht. In dem Fall ist es ein Jeremia, aber auf literarischer Ebene funktioniert genau dasselbe, er versteht seine Berufung als Sendung, der Herr hat mich gesandt, Jeremia 23. Wozu die Sendung? Die Sendung als Prophet, jetzt springen wir vom Hebräischen ins Griechischen, pro anstatt von Femi reden. Der Prophet ist nicht einer, der die Zukunft anschaut, das ist einer, der anstatt von anderen spricht. Das ist im Prinzip ganz, ganz einfach, im Fall der israelitischen Prophetie, der Prophet ist derjenige, der anstatt Gottes spricht. Und anstatt Gottes heißt aber nicht, dass er seine eigene Botschaft vermittelt, sondern dass er die Botschaft Gottes vermittelt. Und wir finden in diesen Prophetenbüchern, in diesen Schrift Prophetenbüchern ganz stark

13:04
diese Autorisierung. Nämlich, der Prophet vermittelt nicht das, was er denkt, er vermittelt das, was er bekommen hat. Und in Jeremia 45 Male, Ezekiel sogar 50 Mal, aber in Jesaja kommt es vor, in Jona kommt es vor, in Sakaria, in Mika, in fast alle, nicht in alle, aber in fast alle Bücher kommt die sogenannte Worterreignisformel. Und diese Worterreignisformel klingt so, und es erging das Wort Gottes an und dann geht es weiter. Mit dieser Formel, dieser literarische Texte, und diese Formel, die kommt da immer gleich in fast alle prophetischen Bücher. Das heißt, wir sind da nicht vor einer historischen Gegebenheit, das heißt, alle haben die gleiche Erfahrung gemacht. Nein, das sind irgendwelche Redaktoren, die ganz stark auf literarische Ebene diese Texte

14:01
vereinheitlichen. Irgendwann, es gibt vielleicht diese mündliche Tradition, diese Münderation wird irgendwann niedergeschrieben und dann wird vereinheitlicht. Und diese allgemeinen Begriffe, die immer wieder gleich vorkommen, denken Sie an, ich mache ganz gerne immer Beispiele mit Geschichten von den Gebrüdern Grimm. Die beginnen alle mit, und es war einmal. Und diese und es war einmal, die wird irgendwann platziert, damit man checkt, es war einmal. Aber man kann noch weiter gehen, und wenn ich sage zum Beispiel, dass es die böse Stiefmutter gibt, die die arme Kinder nicht lieb hat und die der Vater heiratet, der davor Witwer war. Und jetzt sage ich, welche war diese Geschichte? Sie können vielleicht drei, vier, fünf unterschiedliche Geschichten. Die gleiche Muster, die werden immer wieder angewendet. Weil das ist für die Hörerschaft und diese Texte, die sind zunächst einmal nicht, die

15:01
heißen zwar Schriftprofeten, aber diese Texte sind nicht dazu da, um gelesen zu werden. Zunächst einmal die altorientalische Kultur ist nicht eine schriftliche Kultur, ist eine mündliche Kultur. Diese Momente, die immer wieder auftauchen, die sind dazu da, aha, das habe ich schon gehört. Und was war denn das? Das heißt, die Hörer, die denken mit und die gehen dann weiter. Diese Worterreignisformel, und es erging das Wort Gottes an, kommt in verschiedene Formen vor, aber in total viele Profeten. Und das hat die Funktion, okay, das was ich jetzt höre, das was ich jetzt lese, ist es nicht das Wort von den Amos, von den Jeremias oder von seiner Schule, sondern es ist Wort Gottes. Dieses Wort Gottes kommt im Zusammenhang mit der Sendung, mit dieser Schalach. Weder das Wort Gottes noch die Sendung ist etwas, was der Prophet selber erwirken kann.

16:04
Ich kann nicht entscheiden, Prophet zu werden, okay. Prophet wird man gemacht in dem Moment, wo man eben diese Sendung bekommt und in dem Moment, wo man eine Botschaft zu vermitteln hat, was nicht die eigene Botschaft ist, sondern die Botschaft Gottes. Diese Botschaft kann auf viele verschiedene Arten vermittelt werden, so wie Kollege Zimmer bereits gesagt hat. Es kann eine Vision sein, es kann eine Audition sein, es kann eine Mischform sein. Wir haben ganz unterschiedliche Sachen. Der Amo sagt, der Herr hat mich schauen lassen. Das heißt, er hat offensichtlich was gesehen. Bei Jesaja ist das Gegenteil die Auffassung, der schreibt zumindest am Anfang von Kapitel 5, meine Ohren haben den Herr Zabot wahrgenommen. Das heißt, er hat offensichtlich was gehört. Es gibt in der Bibel ganz schöne Darstellungen, wo, denken wir an andere Propheten wie der

17:02
Prophet, dass er hört etwas, was man nicht hören kann oder man sieht eigentlich in dem Moment, wo es alles dunkel ist. Das heißt, da, und da bin ich wirklich der Meinung, als Ursprung von dieser Erfahrung, von dieser Darstellung, steht vielleicht wirklich eine persönliche Erfahrung von einer konkreten Gestalt. Diese konkrete Gestalt hat die Schwierigkeit darzustellen, was es ist. Manchmal ist es klar, es ist eine Vision, manchmal ist es klar, ich habe etwas gehört, aber viel höfter ist es die Schwierigkeit, in Worte zu fassen, das, was wir heute als mystische Erfahrung darstellen würden. Es ist extrem schwierig. Denken wir an das Volk Israel am Sinai, auch da, historisch, das ist die literarische Darstellung von dem, was da vielleicht einmal passiert ist, sehr wahrscheinlich aber nicht, das ist

18:01
ein Gründungsmythos. Und eben Mythen sind dazu da, um Darstellungen vorzubereiten, die vielleicht einmal historisch waren, aber heutzutage sind sie einfach Gründungsmythen. Und die historische Betonung ist relativ gering, die interessiert nicht so sehr. Das Volk Israel, so wird dargestellt, ist am Sinai und er hört eine Stimme, er sieht im Dunkeln, eben ganz, ganz schwierige Erfahrungen, die man mit Worten nicht wirklich zusammengefasst werden können. Diese Propheten, die gesandt worden sind, die ein Wort Gottes bekommen haben, die haben fast alle etwas Gemeinsames, nämlich, die sind alle gescheitert. Das heißt, kein einziger von diesen Schriftpropheten kann sagen, pa, ich habe das Wort Gottes verkundet

19:05
und plötzlich waren alle am Boden. Nein, der Amos, ich werde über den Amos jetzt kaum etwas sagen, weil es werden morgen zwei Vorträge nur über ihn stattfinden, aber der Amos, der ist total niedergeschlagen und total fix und fertig in Kapitel 7, der sagt, mein Gott, Gott, ich wollte das nicht, du hast mich gezwungen, ich war ganz ein Superbauer, ich hatte meine Fieger, ich wollte das nicht, du hast mich gezwungen, ich habe es getan und jetzt zieht da niemand mehr zu. Es ist der Jeremia, der hat psychische Probleme bekommen. Die werden literarisch dargestellt, die sogenannte Konfession. Der ist einer, der die Welt nicht mehr versteht. Er spricht eine Wahrheit, die nicht seine Wahrheit ist, sondern die Wahrheit von einem anderen und der wird nicht zugehört, wird in Gefängnis gebracht, begraben, bis hin,

20:05
das ist nicht mehr in der Bibel, die Traditionsseite ist dann umgebracht worden, weil seine Worte total unbequem waren. Ein Jesaja, genau die gleiche Folgen, so weiter und so fort. Wir werden jetzt zwei ganz kurze Beispiele nennen, von zwei, ich glaube die Beispiele gehen sich noch aus, von zwei Leuten, die als Prophet dargestellt werden. Der erste von dieser Gestalt ist der Prophet schlechthin. Es gibt ein Prophet, der als das Vorbild aller Propheten gilt. Das ist, wenn ich den Namen sage, dann sagen sie, aber der ist nicht einer von diesen Schriftpropheten, aber der ist derjenige, der in der Bibel als der Prophet und als Beispiel für alle Propheten ist. Und dann ein zweites Beispiel mit einer anderen Gestalt, das ist die Gestalt des Propheten Jona. Jona ist eine sehr interessante prophetische Gestalt, weil bei allen anderen kann man diskutieren,

21:03
eben Jesaja hat es gegeben, Jona, Amos, man findet sogar biografische Angaben, das heißt, vielleicht hat es wirklich so ein Amos gegeben. Bei Jesaja, wir wissen sogar, in welcher Zeit er gelebt hat, mit welchen Leuten, wir wissen die Namen von seinen Kindern, vielleicht ist auch eine konkrete Gestalt, aber bei Jona, bei Jona diskutiert man nicht. Jona hat es nie gegeben und die Geschichte, die da erzählt wird, ist ein Märchen. Und zwar ein relativ junges Märchen, wahrscheinlich aus persischer oder sogar hellenistischer Zeit, das heißt ganz, ganz spät und die erzählt auf musterhafte Weise, was ein Prophet damals getan hat. Aber bevor wir uns mit Jona beschäftigen, beschäftigen wir uns mit dem Prophet Schleckdine und der Prophet Schleckdine ist Mose. Mose ist nicht der erste, der als Prophet bezeichnet wird, Abraham war ein Prophet,

22:01
Jacob wird ein Prophet, als Nabi wird er gestellt, aber bei Mose finden wir ganz, ganz konkrete Aussagen, die ihn als der Prophet Schleckdine und zwar nicht, weil ich das sage, sondern weil in der Bibel so drinnen geschrieben steht. Und wenn wir literarisch arbeiten, müssen wir einfach schauen, was sagen uns die Texte. Jetzt, mit Mose kann jeder Verlust was anfangen. Das ist derjenige, der in dem kleinen Korb am Nil von der Pharaoni oder von der Prinzessin aus Ägypten gefunden wird. Den Film haben Sie vielleicht auch gesehen, das war vor ein paar Monaten im Kino. Nicht schlecht gemacht, aber mit ein paar Ungenauigkeiten, aber egal. Mose ist in der Thora der Protagonist. Wir wissen von Mose fast alles. Wir wissen, wann er geboren ist, wir wissen, wer seine Eltern waren, seine Geschwister, wir wissen seine Frau, wir wissen, was er getan hat, wir wissen, dass er das Volk aus

23:00
Ägypten rausgeführt hat durch das Rote Meer, was kein Rote Meer war, aber egal, das ist nicht das Thema. Bzw. das ist für Wörter aus Sex. Es wäre vielleicht nicht uninteressant, literarisch, historisch und archäologisch, wie kann man da diese Texte auch verstehen, das ist ein, oder Wörter aus 7, 8, 19, was weiß ich. Aber als Input vielleicht nicht uninteressant. Aber ich gehe in Mose, ganz, ganz wichtig, am Ende seines Lebens, nachdem er das Volk 38 Jahre durch die Wüste geführt hat, der muss sterben. Er muss sterben. Warum, das wissen wir nicht. Die Bibel sagt uns nicht, wieso er sterben muss. Die Rabbiner in Talmud beschäftigen sich mit allen möglichen Erklärungsversuchen, die sind aber Erklärungen. In der Bibel steht nie geschrieben, wieso Mose nicht in das gelobte Land hineinkommen kann, obwohl eigentlich das seine Aufgabe gewesen wäre. Nämlich Exodus 3,8, die Szene glaube ich, das kennen Sie, der Mose tut mit seiner Schafe

24:05
am Sinai, nein, nicht seine Schafe, die sind die Schafe von seinem Schwiegervater, aber egal, am Sinai und dann sieht er einen Busch und dieser Busch brennt ohne zu verbrennen. Und da kommt eine Stimme raus und er identifiziert diese Stimme als Gottesstimme und diese Stimme sagt er, du sollst mein Volk aus dem Land Ägypt herausführen, das macht der Mose und zwar Gewalt mit dem Roten Meer, wunderbare Sache, und in das Land, was ich dir zeigen werde, hineinführen. Diese Mission, die Mose hatte, erfüllt er aber nicht, er stirbt, bevor er in das Land hineinkommt, das stimmt noch, Ausstrahlung des Landes. Er stirbt in Deuteronomium 34, nachdem er, und das ist das Buch Deuteronomium, am letzten Tag seines Lebens das ganze Gesetz dem Volk noch einmal wiederholt hat.

25:00
Und wenn er stirbt, passiert irgendwas sehr interessantes, nämlich der biblische Text sagt, wer sein Nachfolger war, und das ist auch kein großes Problem, das war der Joshua, der sagt, dass niemand weiß, wo sein Grab ist, das ist eine sehr interessante Beobachtung, weil normalerweise bei ganz wichtigen Leuten ist Grab als Ort, wo man hin pilgert, ist, aber von Mose weiß man nicht, wo sein Grab ist, und das ist eben kein Wunder, wenn Sie als Pilger im Heiligen Land spazieren gehen, finden Sie die Grabe der Patriarken, die Grabe von David und so weiter, aber von Mose gibt es kein Grab. Aber das, was Sie haben, ist sozusagen das Epitaph, das Grab in Schrift, und das Grab in Schrift ist festgehalten worden, und es klingt so, und es stand in Israel kein Prophet

26:02
mehr auf wie Mose, denn der Herr gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht. Mose ist nicht nur ein Prophet, ist der Prophet schlechthin, und nach ihm gibt es kein Prophet mehr wie er. Und jetzt haben wir eben den Prophet, inwieweit ist Mose Prophet? Mose ist vor allem Prophet, weil er von sich selbst kein einziges Wort weitergegeben hat, sondern hat nur Worte, die er gehört hat, weitergegeben, und weil er gesendet worden ist. Und jetzt schauen wir diese zwei kurzen Aspekte, kein Wort von sich selbst, Mose, alles was er sagt, erfährt er direkt von Gott. Der Name Mose taucht in der Rebresche Bibel 770 Mal vor. Nur eine einzige andere Person kommt häufiger vor als Mose, ungefähr 1000 Mal, und das

27:01
ist David. Ansonsten ist Mose der, der am meisten auftaucht, wobei von der Menge her spricht Mose viel mehr als David, weil das Buch der Theoronomien, wo eigentlich der Name Mose kaum auftaucht, es ist eine einzige direkte Rede, oder sie sind drei direkte Rede Mose. Mose sagt aber nichts, was er gehört hat, sondern das, was er bekommen hat. Und zwar am Sinai oben auf dem Berg bekommt er Worte Gottes und er tut diese Worte niederschreiben. Er schreibt sie nieder, zunächst einmal, und das wird auch in der Theoronomien gesagt, zunächst einmal auf Rollen, und dann interpretiert er sie. Und dass Mose sehr viel mit Gott geredet hat, sehr viele Worte Gottes bekommen hat, ist im Judentum sowas von bewusst gewesen, dass im ersten Jahrhundert vor Christus, im ersten Jahrhundert nach Christus, das heißt zur Zeit Jesu, was ganz interessantes passiert, nämlich im Neuen Testament, der Jesu, der tut sich sehr häufig mit dem ganz, ganz bösen

28:05
Pharisäer anlegen und er schimpft gegen den Pharisäer. Und er sagt, ihr Pharisäer habt keine Ahnung, ihr interpretiert das Gesetz, wie ihr wollt. Das ist die große Auseinandersetzung zwischen Jesus und den Pharisäern. Und die Pharisäer antworten dem Jesus auf verschiedene Art und Weise. Das Hauptargument bringen sie aber nicht, das kennen wir aus einer anderen Quelle und dieser Quelle ist der Talmud. Der Talmud ist das, was das Neue Testament für die Christen ist, ist es für die Juden. Das heißt, nach dem hebräischen Bibel, nach dem ersten Teil der Bibel, kommt der zweite Teil für Christen, das Neue Testament für Juden, der Talmud. Hinter dem Talmud, was wird dort zusammengefasst, im einen Teil des Talmud, im sogenannten Mishnah, die sogenannte mündliche Torah. Es gibt die schriftliche Torah, das ist Genesis 1,1 bis Deut.

29:00
34. Und dann gibt es alles andere, was Gott mit Mose auf dem Berg Sinai gesprochen hat. Literalisch gesehen haben wir zweimal zwei aufenthalte Mose oben auf dem Berg, zweimal vierzig Tage. Das heißt, er bleibt achtzig Tage und achtzig Nächte da heroben. Und es ist für die Leute im ersten, zweiten Jahrhundert vor Christus unvorstellbar, dass nur diese winzigen kleinen fünf Büchlein entstanden sind. Gott hat mit Mose viel, viel mehr geredet. Das kommt in der Teil des Talmuds, was die mündliche Torah niederschreibt. Mose hat das Wort bekommen und zwar total, total viele Worte und er ist gesandt worden, entsandt worden. Er erfährt das, was wir heute mit dem Wort Berufung darstellen. Allerdings, die Berufung Mose funktioniert ein bisschen anders als die ganz normalen Berufungen. Nur um parallel zu schaffen, denken wir an die Berufung Maria, wo sie dann gesagt wird,

30:04
sie wird die Mama Jesu. Der Engel kommt. Es gibt zunächst die Situation, das Volk, die ganze Welt im Prinzip, die lebt in der Erwartung und dann kommt ein Engel und dann kommt der Auftrag an diese junge Frau, du wirst ein Kind gebären. Dann kommt von dieser jüngeren Frau der klassische Einwand. Einwand heißt, wie kann ich ein Kind gebären, ich kenne keinen Mann. Und der Engel sagt, führ dich nicht, das heißt die Zusicherung und dann kommt das Zeichen, führ dich nicht, du wirst ein Kind gebären, nämlich deine Schwester, deine Cousine, die noch viel älter ist, die wird auch ein Kind gebären. Das heißt Notsituation, Botschaft oder Mission, Einwand, Zusicherung, Zeichen. Diese Elemente, die tauchen in fast alle Berufungserzählungen. Bei Mose, der Prophet schlechthin, da ist diese Berufungserzählung ein bisschen anders. Die Elemente sind alle gleich. Die Elemente sind, das Volk schreit, das Volk ist in der Gitten, die sind versklavt, die

31:02
werden getötet, die haben ein Problem. Mose, geh und befreie diese Leute und führe sie in ein neues Land. Das ist die Mission, die Mose zu erfüllen hat. Was sagt der Mose? Ja, Herr, das mache ich sofort. Nein. Er bringt den ersten Einwand. Und der erste Einwand ist, wer bin ich, um das zu tun? Gott antwortet, die Zusicherung, ja, ja, du wirst es schaffen, kein Problem. Der Mose, der schreibt noch einmal, warte einen Moment, wir erkennen uns nicht. Wenn ich zu den Israeliten gehe und ich sage, der Herr Gott hat mich gesandt, die werden ja fragen, wer ist dieser Gott? Der zweite Einwand Mose ist, wer bist du? Und Gott macht etwas, was einmalig ist in der Geschichte, in der Religionsgeschichte der Menschheit, nämlich wir haben da einen Gott, der seinen Namen, und zwar so wie Simone

32:00
heißt, sagt Gott, wie er heißt. Wem dieser Name auszusprechen ist, wissen wir heute nicht. Wir reden von Tetragramm, sind diese vier hebräischen Buchstaben, J, E, W, E, was man sehr häufig als J, W wiedergegeben wird, ob da die richtige Sprache ist, wissen wir nicht. Jedenfalls, das ist der eigene Name Gottes. Das heißt, Gott sagt dem Mose, wer er ist. Mose sagt, ja okay, aber sie werden mir nicht glauben. Das heißt, wer bin ich, wer bist du, wer sind Sie? Wer sind diejenigen, zu denen ich gehen soll? Ich meine, ich bin eigentlich schon eine relativ lange Zeit weg, ich habe dort Leute umgebracht, die sagen, wir werden wahrscheinlich Probleme haben. Dritte Einwand. Dritte zur Sicherung. Gott sagt, nein, du sollst in die vierten, es wird nicht funktionieren. Der Mose, der bis jetzt ein super Redner, der springe Gott und versucht Gott zu verhandeln, der kommt mit einem wunderschönen hebräischen Satz, lo isch debarim ali.

33:06
Ich bin nicht ein Mann, der reden kann. Ich bin nicht ein Mann, der Wörter. Er sagt, ich kann das nicht, ich weiß nicht wer du bist, ich kann das nicht machen, ich kann nicht reden. Da kennen wir sofort, was passiert. Gott sagt, hey, für sie nicht, da drüben kommt der Aaron, der wird für dich reden. In Übrigen, Aaron wird nie für Mose reden, aber das ist die zur Sicherung. Und wir sehen, wie das literarisch funktioniert. Die vierte zur Sicherung, der arme Mose, der eben als Prophet antritt und gesagt hat, der sagt, mein Gott, was ist das, du bitte Gott sende, wenn du willst, aber nicht ich. Und da haben wir zum ersten Mal als Reaktion zu dieser fünften Einwand und die Nase Gottes wurde rot. Und wenn wir jetzt die hebräische Sprache nicht beherrschen, wir ja nicht wissen, was das bedeutet, ich denke, der ist ein bisschen angetrunken.

34:05
Nase rot werden heißt, der wurde sehr zornig. Das ist die Redewendung, die auf Hebräisch er wurde zornig bedeutet. Gott wird sauer und sagt, okay, fünf Einwände, ich habe dir fünf Mal zugesiehert, jetzt machst du das Punkt. Nach dem fünften Einwand seines Propheten sagt Gott, hey, jetzt diskutieren wir nicht und dann passiert das, was passiert, nämlich Mose akzeptiert seine Berufung und macht es. Das ist der Prophet, ein Prophet, der sicher Worte bekommt und zwar jede Menge Worte, aber ein Mensch, der literarisch gesehen das gar nicht will. Und das wird in der Theorie 34 am Ende von der Theorie, das ist dann eine ganz, ganz wichtige Stelle. Anfang und Ende sind normalerweise bei literarischen Texten, wo Hautbotschaften dargestellt werden. Der Anfang von dieser Sammlung ist, am Anfang erschuf Gott Himmel und Herde.

35:02
Das heißt, ganz, ganz wichtig und am Ende, Mose war der Prophet und es gab keinen anderen Prophet wie er. Dieser Mose, er ist einer, der nichts will. So sind die Propheten. Das heißt nicht Leute, die meinen, ja, wunderbar, jetzt haben wir mit Gott geredet, machen wir es. Nein, die wollen es nicht. Die zweite Gestalt, die wir uns kurz anschauen, ist die von Jonah. Und Jonah ist eben symptomatisch, weil das ist eine Geschichte, die auf literarisch Schwerer super gut analysiert werden kann. Das ist die Zusammenfassung von der Einstellung zur Prophetie und zum Propheten sein. Die Geschichte, ich glaube, die kennt jeder. Es beginnt mit, und es erging das Wort Gottes an Jonah, Sohn des Amitai. Amitai war der Papa von Jonah, Name, Familiennamen, Sohn von Aufhebrech, der Mann, Sohn von dem,

36:00
wird genau identifiziert, wer der war. Das heißt, er ist ein Prophet, das Wort ist nicht sein Wort, das ist das Wort Gottes. Und das Wort, das Jonah bekommt, ist Geh nach Nineveh und prophezei in Nineveh. Die Geschichte mit den Assyrern ist eine sehr interessante Geschichte. Die Assyrern sind oder waren ein ganz wichtiges Volk in der Antike. Die waren nie die Ersten, aber die haben es geschafft, so etwas wie ein Weltimperium zu schaffen. Und im Unterschied zu den Babylonier oder zu den Persen oder zu den Kriegern, die nach dem Asyl sind, die Assyrer hatten eine ganz klare Vorstellung, wie sie ihr Imperium irgendwie organisieren wollten. Nämlich, die kamen, die zerstörten grannenlos die ersten paar Städte, die sie eroberten und dann alle anderen, um nicht zerstört zu werden, taten sie gut, ein Tribut zu zahlen

37:00
und sie zu unterwerfen. Die erste Stadt, die die Assyrern zerstören, ist eine Stadt, die wir bereits davor bei dem Vortrag vom Kollegen Zimmer mehrmals gehört haben, ist Samarien. Die Assyrern kommen und zerstören 722 Samarien. Wieso kommen die Assyrern jetzt interessant vor? Weil die Botschaft oder die Mission des Jonah ist, du sollst nach Nineveh gehen. Und Nineveh ist die Hauptstadt von den Assyrern. Das heißt, es wird einem Prophet aus Israel gesagt, du sollst genau in das Zentrum des Imperiums von deinen Feinden gehen. Und dort sollst du die Botschaft vermitteln. Jonah, die Geschichte kennen wir, sagt, nein, spinnst du, geh sicher nicht hin. Nineveh ist ganz im Osten. Er geht hinunter zu dem Hafen, er steigt in ein Schiff und dieses Schiff will nach Tarshish. Tarshish ist in Spanien, das heißt, es sind die Zweine der Welt.

38:03
Gott sagt, geh an diese Hände und er versucht, an das andere Ende zu gehen. Die Sache ist so weit, könnten wir noch denken, okay, das ist ein historischer Bericht, den Jonats gegeben hat. Das ist das erste Kapitel. Der zweite Kapitel beginnt mit, oder am Ende vom ersten Kapitel, es gibt einen großen Sturm und die Matrose von diesem Schiff, die können sich nicht helfen, das Schiff droht zu kentern. Und Jonas sagt, ja, ich bin die Schuld, ich laufe von meinem Gott weg und er soll mich ins Meer reinwerfen. Die Matrose sagt, nein, nein, sowas würden wir nicht tun. Und Jonas sagt, nein, nein, mach das und dann ist es kein Problem. Dann werfen sie den Jonat ins Meer. Und in interessanter Weise, obwohl der Jonat absolut nicht als Prophet dargestellt, sie dargestellt hat, sondern er hat nur gesagt, ich bin ein Freire von Gott, der Himmel und Erde schaffen hat. Die Matrose schmeißen den Jonat ins Meer und danach machen sie ein Opfer, und zwar ein Opfer für den richtigen Gott, für Jagua.

39:03
Der Prophet, der hat Erfolg, auch wenn er keinen Erfolg haben will, weil es hat nicht mit seiner Person zu tun, das hat nicht mit dem Success, sondern mit der Botschaft, die er vermittelt. Und jetzt würden wir erwarten, okay, der geht unter, stirbt und tschüss. Nein, jetzt beginnt plötzlich die Pinocchio-Geschichte. Pinocchio kennen Sie, oder? Das ist ein Fisch, der kommt, frisst Jonas und der Jonas lebt ganz gemütlich drei Tage und drei Nächte im Bauch dieses Fisches. Der betet ihn, bis dieser Fisch ihn genau vor der Küste Liniwe rausspuckt. Und bereits die Geschichte mit dem Fisch wirkt eben als das, was es ist, nämlich ein Märchen. In der elenistischen Literatur finden wir total viele Geschichten mit Tieren, die sprechen – Phaedrus und dann Latein Hesopus, diese schöne Geschichte mit der Fuchs und so weiter.

40:06
Alle, die plötzlich eine große Rolle spielen, sind Merkmale der elenistischen Merkenschreibung. Wenn wir aber diesen Text noch ein bisschen – Gott ist Gott und er kann tun, was er will, weil er Gott ist. Das heißt, es ist durchaus möglich, dass Gott auf die Idee kommt, dass ein Fisch jemand fressen soll. Aber wenn wir bedenken, was da der Fisch tut, das ist eine geniale Leistung. Das heißt, der Iona ist mitten im Mittelmeer und wird dort vor einem Fisch. Dass das ein Wallfisch ist, müssen wir uns bei Herrn Martin Luther bedanken. Als er seine Bibelübersetzung übersetzte, sind die ersten Wallfische wahrscheinlich gesiegt worden. Auf Hebräisch steht nur ein großer Fisch, aber er weiß, der größte Fisch, den es gibt, ist ein Wallfisch und dann platziert er einen Wallfisch mitten im Mittelmeer, wo es – ich

41:02
hoffe, ich skandalisiere niemanden – aber im Mittelmeer gibt es keine Wallfische. Das ist eine Erfindung. Aber okay, dieser große Fisch frisst der Iona und – bitte schön – Ninive – ich weiß nicht, ob Sie wissen, wo Ninive ist, aber Ninive steht am Euphrat und das ist im heutigen Irak. Das heißt, um dorthin zu gelangen, muss dieser Fisch durch Gilbrata – Suez Canal gibt es seit 1800 irgendwas – quer durch kann dieser Fisch nicht gehen. Die macht die ganze Runde, Gilbrata, dann Afrika herum, dann rüber, Persische Gulf und dann 800 Kilometer den Euphrat rauf, bis er – okay, Sie lachen, ich brauche jetzt historisch gesehen – sind wir weg. Okay, das ist ein Märchen. Und dieses Märchen ist umso interessanter, weil Iona rausgespuckt, Anfang von Kapitel drei, bekommt noch einmal die Botschaft. Und es erging noch einmal das Wort Gottes an den Propheten.

42:03
Der Prophet geht rein und jetzt kommen wir eben zu dem Hauptpunkt von dem, was ich – ich bin leider bei Seite 5, ich wollte bei Seite 24 kommen, aber ist egal. Ich habe eh die halbe Stunde. Wir kommen zu dem Hauptpunkt, Iona, wir wissen nicht, es erging das Wort, aber der Leser, wir, oder der Hörer, der diese Geschichte hört, der weiß nicht, was Gott Iona gesagt hat. Okay? Iona geht hinein in Nineveh, auch da ironisch, Nineveh war eine Stadt, die drei Tage lang war, das heißt, man musste drei Tage lang marschieren und durch Nineveh, das ist eine sehr, sehr große Stadt. Iona geht nur einen Tag durch und in diesem Tag, sagt er, Nineveh wird zerstört. Punkt. Iona ist der Gerichtsprophet Schleckin. Iona ist eigentlich der Prophet Schleckin. Die Botschaft der Propheten ist es nicht, Leute habt keine Angst, Gott hab euch lieb,

43:00
führt euch nicht, ihr werdet alle – nein. Die Botschaft der Propheten, vor allem dieser Schriftprophete, deswegen sind sie nicht akzeptiert worden, deswegen hat es Probleme gegeben, deswegen sind sie gescheitert, die Botschaft der Propheten ist zunächst einmal eine Gerichtspotschaft. Das heißt, ihr habt was wöchentlich getan, ihr werdet bestraft werden. Punkt. Iona geht hinein, Nineveh wird zerstört. Punkt. Und dann, eben als supertoller Prophet, denkt man, jetzt habe ich meine ganze Leistung verbracht, ein Tag statt drei Tage Einsatz statt das gesamte Wort, aber der geht raus, platziert sie sich auf eine Anhöhe, schaut hinunter und erwartet, dass eben vom Himmel das Feuer Gottes kommt und Nineveh zerstört. Die Ninevither bekehren sich, trotz dieser eher relativ ungute Botschaft, die machen Busse in der Hoffnung, Gott möge sie nicht zerstören. Und Gott, was tut er, die Geschichte kennen wir, Gott erbarmt sich und zerstört Nineveh

44:01
nicht und jetzt kehren wir zum Prophet, zu Iona. Iona ist total sauer. Anstatt zu denken, ich habe meine Aufgabe supergut geleistet, die haben sich bekehrt, jetzt glauben alle an Gott, Iona ist total sauer, weil er als Israeliter gesagt hat, mein Nineveh, die hat Samaria zerstört, die gehört auch zerstört. Punkt. Nein. Gott verschont Nineveh und Iona schimpft mit Gott und sagt, ich habe es gewusst, deswegen wollte ich nicht nach Nineveh kommen. Ich habe gewusst, dass du ein barmherziger Gott und egal was ich sage, ich habe gewusst, dass du sie rettest. Du hast mich verarscht. Du hast mich daher geschickt und du hast mich im Prinzip zu dem getan, was ich nicht hätte sein wollen, nämlich ein Prophet, ein Gerichtsprophet. Nicht nur bin ich ein Gerichtsprophet geworden, weil du es wolltest, sondern jetzt kommt das Gericht nicht ein. Das heißt, sie werden nicht einmal mehr glauben, dass ich ein richtiger Prophet bin.

45:00
Der hat eine Aufgabe bekommen, er hat das nicht wirklich machen wollen, am Ende macht er das und der Chef tut ihm im Prinzip Blostellen. Und das ist der Prophet in Israel. Er ist derjenige, der eine Botschaft von anderen bekommt, aber als Person, als konkrete Gestalt, der tritt total in den Hintergrund. Das heißt, seine Botschaft, die sicher im Wort Gottes ist, hängt mit Gott unmittelbar zusammen. Das heißt, Gott kann am Ende tun und lassen, was er will, weil er eben Gott ist und der Prophet spielt im Prinzip keine Rolle mehr. Die Botschaft dieser Propheten, wie gesagt, ist zunächst einmal eine Gerichtsbotschaft. Und diese Gerichtsbotschaft ist in der literarischen Zusammensetzung von dieser Bücher immer auch aktuell. Das heißt, wenn wir sagen Amos, 8.

46:01
Jahrhundert, die Botschaft von Amos, die ist zunächst einmal in der sozialgeschicklichen Zusammensetzung der israelitischen Gesellschaft im 8. Jahrhundert ganz aktuell. Amos sagt, die Reiche sind zu viel, viel zu reich und die Amos sind viel, viel zu arm. Man muss das Reiten im Prinzip gerecht verteilen. Das passt perfekt. Das sind genau die archäologische, ja, die, die, die, die, die, die Auswertung der archäologischen Funde aus dieser Zeit in Israel, die beweisen genau das, nämlich eine ganz starke Spaltung in einer anderen Gesellschaft, die von einer Agrargesellschaft immer mehr Richtung Handelsgesellschaft sich entwickelt. Und diese Handelsgesellschaft erwirtschaftet jede Menge Geld, jede Menge Reichtum und dieses Reichtum wird nur in den Händen von ganz, ganz wenigen Leuten gesammelt. Und dann gibt es einen Haufen Leute, eben die kleinen Bauer oder Tagelöhner, die einfach den Bach runtergehen. Amos schimpft gegen diese Leute und seine Botschaft ist auch aktuell in dieser Zeit

47:03
verständlich. Allerdings nicht nur in dieser Zeit. Diese Gerichtsbotschaft zeigt zunächst einmal eine scharfe Kritik der Gegenwart von den jeweiligen Prophetengestalten und zwar literarische Prophetengestalten. Aber dass es reiche Leute gibt, die immer mehr Geld haben wollen und jede Menge Arme gibt, die von Hartz IV nicht mehr leben können und ein Problem haben, ich meine, ich brauche das nicht zu aktualisieren auf unsere Welt. Es ist eine Botschaft, die im Prinzip universal ist und in vielen verschiedenen Zeiten klar mit veränderten Gegebenheiten immer wieder aktualisiert werden kann. Das machen wir heute. Ich werde in meiner Zeit den Vortrag versuchen, sowas zu tun. Das haben die Menschen auch damals getan. Nämlich diese vielleicht richtig existierenden Propheten, die haben geredet, die haben nichts geschrieben.

48:00
Das ist eine mündliche Botschaft gewesen. Aber viel später sind diese Worte, die mündlich gesprochen waren, zusammengefasst, in Schriften zusammengefasst und von Schulen, das sogenannte Prophetenschulen, immer wieder aktualisiert worden. Diese Aktualisierung geschieht immer in einer konkreten Situation. Und diese konkrete Situation ist die Situation der jeweiligen Autoren dieser Texte. Auf historischer Ebene können wir sehr wohl damit arbeiten. Und die letzten 200 Jahre Bibelwissenschaft hat sich genau in diese Richtung entwickelt, nämlich wir haben historisch-kriegisch gearbeitet. Wir haben versucht, wir haben ganz sehr lange Texte. Man kann diese Texte abschneiden und schauen, zu welchen Zeiten die unterschiedlichen Texte gehören. Oder, so wie man heute in vielen Kreisen, auch in deutschsprachig Raum mittlerweile

49:00
betrachtet, wir haben diese Texte und diese Texte wird als ein einziges Text gelesen. Obwohl wir genau wissen, dass dieser Text historisch gewachsen ist. Aber die Endbotschaft ist auch nicht zu vernachlässigen. Das heißt, es sind nicht irgendwelche Versatzstücke, die irgendwann zusammengetan worden sind und es ist das Buch rausgekommen am Ende, sondern es gibt irgendjemand, der sich ausgedacht hat, wie diese Botschaft am Ende auszuschauen hat. So kann man diese Bücher lesen und wir werden sehen, wenn man dann diese Texte so als ein Stück liest, ist auch eine relativ andere Botschaft zu sehen. Ich fasse ganz kurz zusammen diese ersten Punkte. Dann gehen wir zum zweiten Punkt. Ich wollte da schnell sein, aber egal. Den zweiten Punkt werde ich schneller machen. Der Prophet ist ein beruflicher Rufer, der nicht sein Wort vermittelt, sondern das Wort Gottes und sehr häufig macht er das unfreiwillig.

50:01
Er will das nicht tun, er ist sozusagen gezwungen, das zu tun. Der Jemiah wird total schimpfen und sagen, Herr, du hast mich verführt. Dafür führt es zu einer sehr schönen Übersetzung, das hebräische Wort klingt nach Vergewaltigung. Er wollte es nicht und trotzdem passiert sowas. Die Botschaft dieser Prophetin ist eine Gerichtsbotschaft und diese Gerichtsbotschaft entsteht, weil die konkrete Welt dieser Prophetin eine Welt ist, die nicht mit der Vorstellung Gottes existiert, es ist eine Welt, wo die soziale Gerechtigkeit im Prinzip nicht mehr vorhanden ist. Mit der Frage, was ist soziale Gerechtigkeit, beschäftigen wir uns jetzt ganz kurz. Die Anklage Gottes hat eben von Anfang an diese soziale Dimension. Nämlich, man weiß, wie die Gesellschaft sein sollte.

51:04
Die Gesellschaft ist aber nicht so, wie sie sein sollte. Deswegen protestiert man dagegen. Gott trifft immer eine Option. Der Prophet ist nicht an die gesamte Gesellschaft entsandt. Der Prophet spricht immer oder fast immer zu einer bestimmten Gruppe in der Gesellschaft. Es ist völlig klar, dass die Grundbotschaft gilt einer Gruppe. Nämlich diejenigen, die wir heute in der normalen Zeit auch als arm bezeichnet werden. Die prophetische Botschaft zeigt, dass Gott eine Option trifft. Diese Option ist eine Option für die Armen, für die Unterdrückten, für die Letzten der Gesellschaft. Jetzt sind wir ein bisschen, oder manchmal sogar zu viel christlich geprägt. Die Botschaft Jesu ist eine ganz andere.

52:00
Botschaft Jesu ist Liebe für alle. Und wenn einer die schlägt, dann zeige ich die andere Wange. Diese schöne Sache, die dann im Neuen Testament auftaucht, die sind im Anderen Testament noch relativ fremd. Gott ist relativ barmherzig. Das heißt, er erlaubt, dass wenn die Leute sich bekehren und Busse tun, auch irgendwie Rettung erfahren können. Aber wenn er eine Option trifft und wenn die Option für die Armen getroffen wird, kann nicht sein, dass die Option gleichzeitig auch für die Reichen und für die Unterdrückten stattfindet. Wenn die Option für einen Teil der Gesellschaft da ist, diese Option für die Armen ist automatisch eine Option gegen die Reichen. Dazwischen gibt es nicht. Diese Option für die Armen ist der Punkt, der springende Punkt, wo eben die Sozialkritik

53:01
der Propheten einsetzt. Die Sozialkritik ist eine Kritik, die da ist, weil Gott ein ganz konkretes Bild von einer Gesellschaft hatte. Und dieses Bild ist nicht da. Die Frage ist, wie kann man wissen, wie Gott sich seine Gesellschaft vorstellt? Das kann man sehr wohl wissen. Nämlich wieder einmal, wir schauen im Anderen Testament drinnen, da gibt es die Beschreibung, wie diese Gesellschaft auszuschauen hat, ganz, ganz schön drinnen. Zwei Aspekte möchte ich da betonen. Die zwei Aspekte, die diese Gesellschaft charakterisieren, die stammen eben nicht aus dem Propheten, nicht aus anderen Schriften, die stammen aus den Bausteinen des jüdischen Glaubens, aus den Bausteinen der hebräischen Bibel. Und diese Bausteine sind wohl zu finden, das haben wir ganz am Anfang gesehen, in der Thora. Sehr schön. Diese Bausteine stammen in der Thora. Das heißt, wenn wir wissen wollen, wie Gott sich selber seine Gesellschaft ausgedacht

54:02
hat, müssen wir in die Thora suchen gehen. Und da müssen wir zum Glück nicht so viel suchen. Es ist bei jeder zweiten Zeile zumindest ein Hinweis dahinter. Diese Gesellschaft, die ist eine ethische Gesellschaft und der Antike, Ethik und Gesetz wurde nicht wirklich voneinander getrennt. Ethik wird durch Gesetze festgelegt, wobei mit Gesetzen dürfen wir nicht an unsere Gesetze denken. Wir müssen eben an dem, was Thora, richtig bedeutet. In der Thora wird sehr häufig mit Gesetz übersetzt, besser wäre Weisung, besser wäre Hinweise, um irgendwas zu erreichen. In der Thora bekommen wir jede Menge solcher Weisungen, innerhalb von Texten, die wir als Gesetzestexte darstellen oder verstehen. Einer davon ist der Text vom Buch De Toronomio. De Toronomio 15 entwirft eine Vision, die eine gewaltige Vision ist, eine sehr moderne

55:04
Vision. Diese Vision kann man so zusammenfassen, dass De Toronomio will eine Gesellschaft, wo Solidarität herrscht und wo alle so was wie Geschwister sind. Eine geschwisterliche Solidarität. Diese geschwisterliche Solidarität gründet in einer ganz klaren Tatsache, die im Prinzip selbstverständlich sein sollte, ist es aber nicht. Und zwar ist das Buch De Toronomio literarisch gesehen im Lande Moab verortet. Das heißt, das Volk nach 38 Jahren Wanderung in der Wüste kommt und sie sehen den Fluss, den Jordan, genau da vorne, die sind bereit, darüber zu gehen, muss es sagen, nein halten. Ihr geht noch nicht hinein, bevor ihr die ganzen Gesetze Gottes noch einmal gehört habt. Und er beginnt diese Gesetze nachzuerzählen. Von Kapitel 12 bis Kapitel 26 sind lauter Gesetze, die im Land gelten sollen.

56:05
Das ist im Prinzip ganz einfach. Diese Gesetze, die im Land gelten sollten, die haben als Voraussetzung, das Volk bekommt das Land. Das Land ist aber nicht etwas, was das Volk vom Rechts wegen oder vom Amts wegen hat. Das Land ist die höchste Gabe Gottes. Das Land wird dem gesamten Volk geschenkt und nicht einzelnen Leuten. Das heißt, wenn das Volk in das Land hineingeht, muss es so sein, dass alle die gleichen Möglichkeiten haben. Das ist im Prinzip ganz einfach. Damit alle die gleichen Möglichkeiten haben, muss so etwas wie eben alle auf der gleichen Ebene. Es entsteht oder da wird diese Gesellschaft, die Kollege Zimmer uns davor dargestellt hat, in dieser Richterzeit, auch da historisch gesehen, kann man darüber lachen.

57:00
So etwas hat es nie gegeben. Es hat kein, darf ich das sagen? Ja, danke. Es hat kein Simpsons gegeben, es hat kein Gideon gegeben und die Jael und die Debora, die hat es auch nie gegeben. Es sind literarische Gestalten, die eine Botschaft vermitteln wollen. Das ist klar. Aber was vermitteln sie für eine Botschaft? Sie vermitteln diese in der Faksprache, das ist eine a-kefale Gesellschaft. Eine Gesellschaft a-alpha-privativa, das ist griechisch, kefalos, Kopf. Eine Gesellschaft ohne Kopf. Das heißt, ohne ein König, ohne eine der da vorne, die Richtung. Eine Gesellschaft, wo alle gleich sind. Und diese Gesellschaft funktioniert nicht immer. Wenn Sie das Richterbuch lesen, kommen Sie auf einige der fürterlichsten Seiten, die wir in der Bibel drinnen lesen. Da gibt es Berichte zwischen Massenvergewaltigung und Mord, zum Teil fürterliche Sachen.

58:02
Aber im Großen und Ganzen funktioniert es. Zumindest funktioniert es nicht viel schlechter als die Gesellschaft, die danach mit einem König kommt. Das ist die wesentliche Botschaft. Diese Gesellschaft gibt es, sie wird gesetzlich geregelt im Deuteronomium und sie funktioniert. Der Deuteronomy ist aber nicht das einzige Gesetz. Es gibt andere Gesetzes, corpora in ral der tora, die zweite taugt in bucleviticus, das ist auch eine sehr interessante Sammlung von Gesetzen. Diese Sammlung beginnt mit einem sehr interessanten Satz. Ihr sollt, ihr das Volk, ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin. Das heißt, Gott sagt immer auf literarischer Ebene, Gott sagt nichts, beziehungsweise Gott redet viel, aber da hat er nichts sehr gut zu sagen, sondern es ist die Reflexion, es ist bereits Theologie, es ist die Reflexion über Gott.

59:00
Gott sagt, ich bin ein Vorbild, ihr sollt das tun, was ich bin. Ich bin heilig, ihr sollt genauso wie ich heilig sein. Und die ganze, nicht die ganze, aber sehr viel von der Gesetzgebung bucleviticus funktioniert genauso, nämlich man soll Gott als Vorbild sich nehmen. Und jetzt haben wir eben diese zwei Aspekte. Auf der einen Seite geschwisterliche Solidarität, auf der anderen Seite, wie macht man das? Das macht man so, wie Gott es gerne machen würde. Mit diesen zwei Elementen haben wir im Prinzip die Basis von der sozialen Kritik innerhalb der Prophetie. Nun, was ist die Verbindung? Wir haben die Propheten beschrieben, wir haben die soziale Kritik beschrieben und jetzt, wo finden wir die? Wie schaffen die Propheten, so etwas zustande zu bringen? Und jetzt muss man eine kurze Fussnote platzieren.

60:04
Die hebräische Bibel, den Teil, den wir heute altes Testament nennen, ist in der hebräischen Fassung, in der hebräischen Urfassung anders organisiert als in unserer Christliche. Wir gehen von vier Teilen, nämlich die Thora, die wir Pentateuch nennen, dann kommen die historische Bücher, dann kommen die prophetischen Bücher und dann kommen die Weisheitsbücher, wo die Psalmen, Kohelet, Hiob und so weiter, sofort drinnen sind. Das heißt, auf der christlichen Ebene haben wir eine Vierteilung dieser Schriften. Auf hebräisch, die hebräische Bibel wird nicht, obwohl die Schriften die gleichen sind, wird nicht in vier Teile unterteilt, sondern in drei Teile. Nämlich die Thora, das bleibt gleich, die erste Füfe Bücher Mose, Genesis bis zu Euthanomium und der zweite Teil, den wir Propheten und historische Bücher nennen, ist auf hebräisch

61:00
ein einziges Teil. Und dieser Teil heißt Nebihim. Und Nebihim übersetzt ist nichts anderes als die Pluralform von, wie heißt Prophet auf hebräisch? Nabih, Plural Nebihim. Es sind die Prophetenschriften. Das heißt, alles, was für uns historisch ist, wird in der hebräischen Bibel als prophetische Schriften angestellt. Es ist ein ganz anderes Verständnispunkt für die. Aber diese prophetischen Schriften, die beginnen von Anfang an mit dieser gewaltigen Kritik an der Monarchie. Joshua und Richter, die zeigen, wir brauchen die Monarchie nicht. Wir schaffen es allein. Aber die Monarchie kommt doch. Und die Monarchie, was ist denn nicht als, auch da, ob es ein Saul gegeben hat, ob es ein David gegeben hat, ob es ein Salomo gegeben hat, kann man lange darüber diskutieren. Und zwar nicht aus katholischer, christlicher, evangelischer Seite.

62:03
Es gibt nam-ham-ten israelische Archäologen, die meinen, nein, außer biblischer Belege ama nicht. Und deswegen, die hat es nie gegeben. So weit würde nicht gehen. Aber das, was wir über Saul, David, Salomo und ein paar andere Könige da drinnen, es ist im Prinzip sehr viel, nicht wirklich historisch, sondern sehr viel literarisch. Vielleicht hat es einen David gegeben. Aber wenn es einen David gegeben hat, dann hat mit Sicherheit nicht das getan, was von ihm in der Bibel nacherfällt. Das ist ein anderes Thema. Vielleicht haben wir eben diese Stunde heute Abend, mehr Zeit, auch darüber einzugehen. Das, was mir interessant ist, ist, wie sind diese Text auf literarisch Schriebenen zu verstehen. Und da wird eine Monarchie dargestellt, die eigentlich eine einzige Aufgabe hatte.

63:00
Im Buch des Ptoleonomiums steht ganz klar beschrieben, was der König zu tun hat. Und der König hat eine ganz, ganz wichtige Aufgabe. Das würden Sie nie einem König zutrauen. Der König in Israel hat im Prinzip eine Aufgabe. Und diese Aufgabe ist, den ganzen Tag das Gesetz nach Mürmen. Okay? Nach Mürmen. Nachhersehen. Blablabla. Den ganzen Tag das Gesetz nach Sinway. Das Wort auf Hebräisch ist schwierig zu übersetzen. Aber nach Mürmen, oder? Das ist Deutsch. Das ist die Aufgabe des Königs. Und indem er den ganzen Tag das Gesetz nachspricht, wird er so eins mit dem Gesetz, dass er im Prinzip genau das tut, was im Gesetz steht. Nämlich, er verwirklicht diese Gesellschaft Gottes.

64:04
Diese solidarische Gesellschaft, die das Ziel von der ganzen Bemühung ist. Literalisch gesehen, die Monarchie ist ein Scheiter. Kein einziger von den Königen, die in der Bibel dargestellt werden, schafft es, nicht einmal annähernd so etwas zu bewirken. Angefangen von dem Super David, der plötzlich sieht die hübsche Dame, die da unten badet, und er will sie haben, und er nimmt sie, weil er der König ist und der König da so was tut. Und sie hat schon einen Mann. Ja, Herr Bergführer, der Mann. Die Geschichte kennen Sie, Batscheba und Uria, die braucht man nicht zu erzählen. Ein König, der kurz vor seinem Tod, und das ist sehr schön, in 2 Samuel 22, der betet. David als der Beter schleckt ihn. Fast oder sehr viele Psalmen stammen von ihm.

65:00
Zumindest literarisch gesehen, irgendwann in dritten, vierten, zweit Jahrhunderten hat man einen Titel an diesen Psalmen platziert, um zu sagen, sie hat den David geschrieben. Die sind viel, viel älter, und der David hat wahrscheinlich mit den Psalmen nichts zu tun gehabt. Aber das wird so nacherzählt auf literarischer Ebene. Auch da ganz klar, der Grund ist ganz, ganz, ganz klar, wieso das passiert. Im Psalme, Ende des, Mitte des 2. Samuelbüchers, Kapitel 22, betet David einen Psalme, kurz bevor er stirbt. Dieser Psalme finden wir dann 1 zu 1 gleich in dem Psalmenbuch. Das ist der Psalm 18. Oder Sie können es entweder dort, Psalm 18, oder 2 Samuel 22. In diesem Psalm ist eine Selbstdarstellung, von der wir toll sind, sehr gerecht und so weiter fort. Es ist eine gewaltige Lobpreisung Gottes, alles was Gott für David getan hat. Das ist der, wo mit meinem Gott überspringe ich Mauer.

66:00
Der Psalm, der ist wunderschön. Wunderschöne Bilder. Aber eigentlich, die Aufgabe Davids wäre ganz anders gewesen. Und über, wie schaffe ich es, eine gerechte Gesellschaft, eine gerechte, da kommt in diesem Testament, in diesem Gebet, was im Prinzip als Vermegnis David ist, kaum ein Wort. Der sagt nur, dem Elenden hat Gerechtigkeit, oder ist Gerechtigkeit widerfahren. Der einzige Satz, ganz winzig, klein, ja okay, dem Elenden hat auch Gerechtigkeit gehabt. Wobei, wir wissen ganz genau, dass er, wenn es darum gegangen ist, zum Beispiel Rechnungen zu zahlen, weil seine Söldner irgendwelche Schafe geklaut hatten und er hat kein Geld, er zahlt die Rechnung nicht. Das heißt, dem Armen, oder eben die Sache mit der Batscheba, wenn es darum geht, irgendjemand die Frau wegzuschnappen, so viel Gerechtigkeit war auch nicht da.

67:02
Das ist der König. Die Monarchie, die hatte als einzige Aufgabe gehabt, die Gesellschaft Gottes zusammenzubringen, schafft das aber nicht. Und wieder die literarischen Erzählungen, die danach kommen, über andere Könige, die sehen das im Prinzip ganz ähnlich. Die Geschichte mit dem König Ahab, das ist auch eine sehr interessante Geschichte, symptomatisch für den, was passiert. Der Ahab, der hatte ein Palaster, weil eben in der Zeit alle Könige, waren sie ein Palaster, und er hatte das Problem, dass er den ganzen Grund, den er zur Verfügung hatte, hat er verwendet, um sein Palast zu bauen. Er hätte aber auch ein bisschen ein Garten gehabt, damit er eben nicht nur in dem Palast bleibt, sondern auch in den Garten geht. Du hättest sogar gerne einen Weingarten. Und neben dem Palaster steht genau so ein schönes Plätzchen, das gehört aber nicht immer, sondern es gehört dem Naboth. Und er geht zum Naboth und sagt, du Naboth, der Achbar, der ist dein Superkönig, der

68:03
sagt, Naboth, du bitte, ich hätte ganz gerne deinen Garten, du kriegst einen anderen Garten, ich graue dir das ja nicht. Der bemüht sich, der weiß genau, dass er es machen darf. Naboth, ich gebe dir einen anderen Garten. Oder wenn du den anderen Garten nicht willst, ich zahle es dir. Bitte gib mir das Ding, ich mache dort am Abend mit meiner Frau die böse Gezabelle, aber ich muss spazieren gehen. Der Naboth sagt, ach, ich würde dir ganz gerne mein Ding geben, aber weißt du, das war von meinem Vater. Und bevor es von meinem Vater war, war von meinem Vater, und bevor es von meinem Vater war, war von meinem Vater, von meinem Vater, von meinem Vater. Du, das gehört meiner Familie seit Generationen. Ich kann das dir nicht geben. Und der König, Akab, der hätte eigentlich für diese Gesellschaft, Gott sei Dank, der hätte die perfekte Reaktion gehabt. Der hätte gesagt, okay, passt, ich habe es versucht, es ist nie gegangen.

69:02
Nein. Der Akab, der ist total sauer und sagt, okay, du willst mir das nicht geben, dann nehme ich das mir. Und dann passiert eine Geschichte mit einem Prozess, der Naboth wird unrechtmäßig angezeigt, er wird umgebracht, und der Akab schnappt sich sein Feld. Diese Geschichte, die vielleicht historisch ist, vielleicht auch nicht uns egal, die zeigt, dass die Monarchie im Prinzip ihr Zweck total verfehlt hat. Soziale Gerechtigkeit. Ich fasse zusammen. Man hat gewusst, wie die Gesellschaft unsozial gerecht zu sein auszuschauen hat. Man hat sogar die richtige Struktur geschaffen, um diese soziale Gerechtigkeit herbeizuschaffen. Die Monarchie, obwohl am Anfang in der Bibel relativ viele kritische Stimmen dastehen,

70:03
man wollte das nicht, weil im Prinzip der einzige König Gott ist. Aber die Monarchie kommt und man hofft, es funktioniert. Die Monarchie verfällt brutal seine Aufgabe. In diesem Zusammenhang, wobei eine kleine Geschichte dazu noch erzählen kann, entstehen die Probleme. Diese soziale Probleme können im Prinzip nicht richtig gelöst werden, weil der König sie dagegen wehrt. Es sind alle Könige böse, aber sehr viele sind böse. Dass die Könige böse sind, wird auch der Grund sein, wieso irgendwann diese Stadt, was Gott gewollt hat, zugrunde gehen muss. Das heißt, dass die Babylonier kommen und Jerusalem zerstört wird, obwohl eigentlich Jerusalem als der Ort, wo Gott selber wohnt, im Tempel nie zerstört werden darf, wird zurückgeführt auf die böse oder auf die nicht korrekte Handlung der Könige.

71:03
Eine andere Geschichte ist interessant und das betrifft wieder zwei Propheten, den Elia und den Elisha. Sie sind ein Prophetenpaar, das sehr interessant ist. Sie sind Männer mit total vielen Mücken und Problemen, aber wenn es darum geht, das Wort Gottes zu vermitteln, sind beide sehr gut. Der Elisha ist vor allem einer, der für die Armen sehr stark da ist und wenn es ein Problem gibt, kann er sogar Wunder wirken. Die Geschichte, die da erzählt wird, um zu zeigen, wie die Situation dem Bach runtergegangen ist, betrifft genau eine arme Witwe. Frauen sind in der alten, in der heutigen Gesellschaft relativ benachteiligt. Relativ ist vielleicht zu gelinde ausgedruckt. Frauen spielen keine Rolle. Weder gesellschaftlich noch von religiöser Ebene.

72:01
Die sind da, um Kinder auf die Welt zu bringen, aber danach sollen sie relativ schnell, wenn ein Bub ist. Mädchen sind wieder so fast Frauen, deswegen spielen sie auch keine Rolle. Wenn ein Bub ist, wird er dann woanders erzogen und so weiter und so fort. Ansonsten sind Frauen relativ wenig interessant. Die sind nur interessant, indem sie als Gebärmaschine dastehen und die Sippe des Mannes weiterführen können. Das heißt, ohne Frau haben sie auch die Männer gecheckt. Es geht nicht weiter. Wie braucht man die? Die braucht man nur ganz kurz für die Aufgabe. Wenn dann die Frau keinen Mann hat, weil der Mann gestorben ist, dann hat die Frau ein relativ großes Problem. Weil ihre Existenzberechtigung, nämlich als Gebärerin von den Söhnen des Mannes, verliert seinen Platz. Die ist keine Jungfrau mehr.

73:00
Das ist völlig uninteressant für alle anderen. Deswegen sind Witwen Weisen. Wenn man an arme Menschen denkt, denkt man eben an Frauen, die keinen Mann haben. Und eben noch mehr Frauen, die keinen Mann haben und keine Kinder. Das ist das Schlimmste vom Schlimmsten. Bei Alicia wird eine Episode erzählt, wo diese Frau steht, eine Witwe, die als solches am Rand der Hungersnot lebt. Wie löst man das Problem dieser Witwe, die im Prinzip gar nichts mehr hat? Man löst das Problem durch einen Wunder. Alicia macht ein Ölwunder, das Öl vermehrt. Durch dieses Wunder kann diese Witwe weiterleben. Aber diese Wundergeschichte ist eine ganz starke Kritik an dem, was die Monarchie,

74:01
an dem, was die Gesellschaft hätte sein sollen. Man bräuchte, man musste nicht Wunder haben. Es sollte reichen, wenn der König seine Aufgabe durchführt. Wenn man Wunder braucht, um Leute zu retten, heißt es, da gibt es irgendein Problem. Diese Situation der sozialen Ungerechtigkeit, die Situation, wo Menschen in der Gesellschaft zugrunde gehen können, bildet der Hintergrund der sozialen Botschaft der Propheten. Nun wäre jetzt die Zeit, ganz kurz ein paar Details anzuschauen. Ich werde diese dritte Punkte relativ schnell durchgehen. Ich habe noch ungefähr zwei Minuten, wobei ich am Anfang sehr viel geblödelt habe. Das heißt, ich habe vielleicht noch eine Viertelstunde. Wenn niemand eingeschlafen ist und Sie mir diese Viertelstunde geben, machen wir diesen dritten Punkt noch ganz schnell, damit Sie dann eben in der Nachmittag ganz direkt ins

75:05
Thema hinein springen können. Diese soziale Kritik, diese Suche nach Gerechtigkeit, diese konkrete Darstellung, wie die Gesellschaft Gottes auszuschauen hat, das ist, wie würden wir heute sagen, das Grundthema, die Haufbotschaft von allen Propheten. Die Propheten sind keine Utopisten. Es sind keine Leute, die sagen, wir geben euch ein Rezept, wie das funktioniert. Es sind auch keine Leute, die sagen, Gott wird das richten und in der Zukunft wird es eine super Zukunft für alle sein. Propheten und vor allem die ersten Schriftpropheten und die erste Tradition, die dann Teile dieser Schriften geworden sind, die haben mit einer ganz einfachen und klaren Sache zu tun.

76:04
Propheten sind kritische Stimme ihrer Gegenwart. Propheten schauen nicht in der Zukunft und sagen, jetzt geht es uns schlecht, aber es wird besser gehen, wenn das passiert. Es sind Propheten, die analysieren, prüfen, kritisieren die konkrete Situation, in der sie leben. Diese konkrete Situation, in der sie leben, kann, muss aber nicht die historische Situation sein, die in den Büchern dargestellt wird. Im Gegenteil, es ist sogar so, dass es sehr wahrscheinlich die Situation, die dargestellt ist, nicht die konkrete Situation ist, wo der konkrete Prophet aufgetreten ist. So blöd waren diese Leute auch nicht. Die ganzen Babylonier sind da und die ganze Partei, die trete auf und sagt, Babylonier

77:04
ist nicht gut. Sie sagen, Babylonier ist nicht gut, wenn die Perser da sind. Sie sagen, Babylonier ist nicht gut, aber sie meinen nicht Babylonier, sie meinen die Perser. Und wenn die Perser da sind, dann sagen die anderen, die sind nicht gut. Deswegen ist die Sprache dieser Propheten relativ einheitlich. Wenn es eine böse Stadt gibt, die bestraft werden muss, die ist immer Babylon, die hure Babylon Jesaja. Gegen die superschöne Frau Zion, Jerusalem. Die Feindesbilder sind immer die gleichen. Wenn Jona im vierten Jahrhundert, man könnte dritte Jahrhundert sagen, aber im vierten Jahrhundert, in den jährlichen Jahren dazwischen, dann sind fast alle Exekte einverstanden. Im vierten Jahrhundert wird ein Feindesbild gesucht.

78:00
Und was taucht das Feindesbild auf? Niemand. Ninive, die Hauptstadt der Assyr. Ninive gibt es schon seit fast 400 Jahren nicht mehr. Aber sie wird trotzdem als Modell, wenn Johannes oder derjenige, der sich als Johannes ausgibt und die Apokalypse geschrieben hat, gegen den Draken darstellt und der sagt, der Draken ist auch Babylon. Meine Babylon, den gibt es fast, aber trotzdem diese Sprache, diese Bildsprache, die wir immer gleich verwendet. Und diese kritische Stimme, die wir heute von uns sehr stark historisch verortet, muss es aber nicht, dass es wirklich historisch genau in dem Moment zu verorten ist. Verstehen Sie ungefähr, wie das, okay. Das, was die Propheten tun, weil es eben die historische Situation relativ irrelevant ist, ist es nicht,

79:06
dass sie konkrete Lösungen zeigen für die historische Situation, die eben für die Zuhörer weniger relevant ist. Sie zeigen nicht konkrete Lösungen, sie zeigen, wie man die Missstände aufdecken kann. Und in vielen prophetischen Büchern haben wir genau dieses Problem. Amos, der Zerfall der Agrargesellschaft. Aber ja, wir haben die Agrargesellschaft genannt, aber im Prinzip geht es darum, Reiche gegen Arme. Und Reiche gegen Arme gibt es, seitdem es Menschen gibt, immer. Sicher, 80er-Jahre-Agrargesellschaft ist super gut, aber heute immer noch, zum Teil. Micha, auch da, die Rechte der Kleinbauer. Ich meine, ich wohne immer noch in Tirol und in Tirol gibt es sehr viele Kleinbauer. Es sind die Bauern, die nur vier Kühe und drei

80:07
Schweine haben und die haben echt ein Problem, weil mit den vier Kühen, die machen das superleckere Tirolmilk, aber mit der superleckeren Tirolmilk haben sie ein Problem, weil eben aus Bayern gibt es die ganz, ganz böse mit Farms mit 4000 Kühen und die können superleckere Bayernmilch viel billiger produzieren. Aber Entschuldigung, die Problematik zwischen Großbauern und Kleinbauern ist nicht gerade, ich weiß nicht, ist jemand von Ihnen von dieser Problematik betroffen? Nicht wirklich, okay. Das heißt, aber die Problematik, ich habe eine bestimmte Ressource und das sind meine vier Kühe und drei Schweine und ich kann, obwohl ich mich brutal anstrengen, obwohl ich eigentlich alles richtig tue, ich kann davon nicht mehr leben. Das haben wir sehr wohl. Und zwar nicht in der Gesellschaft in Nairobi oder in Sierra Leone oder was weiß

81:01
ich, das haben wir bei uns. Und ich denke, diese prophetische Botschaft, die im 8. Jahrhundert aktuell war, die ist zum Teil heute noch aktuell. Und zwar nicht als, die geben uns eine Lösung, die ist immer noch aktuell, weil die Vorgänge, diese Missstände aufzudecken, sehr, sehr ehrlich geblieben sind. Aber darüber werden wir heute Nachmittag ein bisschen mehr reden. Ich komme gleich zum Schluss. Es gibt eben nicht nur Kritik an die Gesellschaft, es gibt eben die Kritik an die Anführer, das ist immer total klar. Die soziale Kritik, das ist nur eine Fußnote, die werden wir heute Nachmittag noch ein bisschen detaillierter anschauen. Die soziale Kritik ist nicht nur auf Gesellschaftsebene zu sehen, das ist immer eine Kritik, die auch die religiöse Seite der Gesellschaft zu tun hat. Das hat Kollege Zimmer, ich glaube, in der Vorlesung davor sehr, sehr gut dargestellt. Religion

82:02
ist alles. Wir erleben, das ist keine ganz andere Welt wie unsere heute, obwohl meine heute sagen wir nicht mehr Religion, sagen wir etwas anderes, im Prinzip ist es das selbe. Religion gehört, es ist der Oberbegriff, in dem sich alles, das bedeutet, wenn es ein Problem gibt, zum Beispiel ein rechtliches Problem, und die Richter sich nicht einigen können, man geht zur Verfassung. Und die Verfassung ist das, was im Alte-Stamm-Endige gewählt Gott war. Man ist zum Tempel gegangen und da gab es die Priester, die irgendwie eine Lösung gefunden haben. Deswegen, Anklage gegen die Herrscher, die diese Gesellschaft nicht weiterführen, Anklage gegen das System. Anklage, die zum Teil die Gegenwart an, die die Zukunft sein könnten. Und trotzdem immer die Rückkehr zur Realität. Michael zum Beispiel

83:07
ist einer, der relativ offen spricht und der hat in einem Text, den werden wir am Nachmittag lesen, aber den Text kennen Sie alle, wo die Tiere, die eigentlich feindliche Tiere sind, der Löwe, der weidet neben dem Lamm, der hat diese Visionen. Ein Reich, wo sogar die Tiere miteinander umgehen können. Aber diese Vision wird immer zurück in die Realität platziert und es funktioniert nicht. Also man kann hoffen, dass es besser sein wird, man kann sogar hoffen, dass das unmöglich real sein wird, aber ich muss leider Gottes mit meiner konkreten Situation arbeiten. Und das ist auch eine Sache, die sehr häufig modern ist und sehr stark heute in vielen religiösen Kreisen in die Richtung geht.

84:02
Wir konzentrieren uns auf, mir geht es total links, aber ich mache eine Pilgerfahrt nach Lourdes, nach Mechogorod oder weiss ich, und dann geht es mir super gut. Solche Probleme, die relativ oder auch modern sind, die werden in diese Prophetenbücher angeprangert. Wie Sie sehen, ich komme zu den letzten, man könnte weitere Beispiele nehmen, es waren total viele, aber ich habe nicht so weit gewusst, wie lange ich rede und dann habe ich gedacht, ich nehme eine Menge Beispiele und wenn ich keine Zeit mehr habe, lasse ich die Beispiele weg und komme dann zum Schluss. Die Grundbotschaft der sozialen Kritik der Propheten führt am Ende zu einer ganz klaren Einsicht. Nämlich die Einsicht ist, ich kann keine Rettung für die ganze Welt darstellen. Die Rettung, die man präsentieren kann, ist, und jetzt, ich

85:10
sage das ungeschützt, heute Nachmittag werde ich das ein bisschen präzisieren, die Rettung, die man anbieten kann, ist eine gruppenspezifische Rettung. Wir kehren zurück zu dem, was wir am Anfang gesagt haben. Gott trifft eine Option und die Option ist nicht für die gesamten Menschen der Gesellschaft. Die Option ist immer nur für einen Teil dieser Menschen. Und die Rettung, die dann präsentiert wird, die Möglichkeit der Rettung ist für einen Teil dieser Menschen. Diese soziale Harmonie, wo alle mit allen umgehen können, das wird relativ schnell klar, ist unmöglich. Und deswegen muss man andere Kategorien verwenden. Die Kategorie, die verwendet wird von vielen Propheten, ist die Kategorie der Armen Gottes oder der Knechten Gottes. Darüber könnte man selbst reden. Ich glaube, Sie haben morgen

86:06
einen Vortrag, darüber geht die Knechte im Jesaja-Buch, da wir sehr wahrscheinlich in die Richtung gehen. Diese Armen, diese Knechte sind nicht die ganze Gesellschaft, sie sind ein Teil der Gesellschaft, sie sind die Außergewählten. Mit denen kann man etwas anfangen, mit dem anderen leider Gottes nicht. Die Missstände werden verurteilt, ich komme zum Schluss. Eine konkrete Lösung des Problems ist nicht vorhanden. Die Missstände sind da, aber wie die Lösung auszuschauen hat, es gibt kein patentiertes Rezept. Kein Prophet sagt, wenn man sowas tut, hat man das Problem gelöst. Diese Botschaft gibt nicht, die Botschaft, die von den Propheten kommt, von den Gerichtspropheten kommt, ist, diese Situation darf nicht so

87:02
sein. Diese Situation wird verurteilt, aber wie das Positiv auszuschauen hat, ist nicht gerade vorhanden. Die Anklage, die Kritik bleibt aber bei fast allen dieser Schriften nicht als letztes Wort. Es gibt doch eine Funkenöffnung, aber damit Sie die Spannung nicht total verlieren und um 15 Uhr 15 Uhr noch auftauchen, diese Funkenöffnung ist Thema des Nachmittagsvorsrags. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

Alles anzeigen
Ausblenden

Die Gerichtspropheten und ihr Kampf um Recht und Gerechtigkeit | 5.3.2

Worthaus 5 – Heidelberg: 23. Mai 2015 von Prof. Dr. Simone Paganini

Simone Paganini präsentiert einen exegetischen Ansatz, der dem einen oder der anderen Zuhörenden durchaus »das Blut in den Adern gefrieren« lassen kann. Denn er negiert zunächst die historische Relevanz des Textes und konzentriert sich rein auf den literarischen Inhalt. Er macht klar, dass Propheten eigentlich immer ein ziemlich übles Los nach dem folgenden Muster gezogen haben: »Es gibt eine Notsituation. Deshalb beruft Gott einen Propheten. Der will aber nicht. Er bittet Gott dann aber um ein Zeichen, um den Job dann doch zu machen. Und am Ende scheitert er, weil niemand die Botschaft Gottes hören oder befolgen möchte.« Dieses Muster wird in der Regel mit den Worten »Und es erging das Wort des Herrn an« eingeleitet und der literarische Exeget weiß dann schon wie der Hase läuft – so ähnlich wie bei der Standard-Märchen-Eröffnung »Es war einmal«. Doch sind die prohetischen Erzählungen auch fiktive Geschichten? Und wäre es tragisch, wenn beispielsweise die Jona-Geschichte eine rein fiktive Erzählung ist? Steckt nicht auch in dem Text allein die entscheidende Botschaft?
Diesen Fragen geht Simone Paganini nach und macht dabei deutlich, dass der »Gott der Propheten« eine klare Vorstellung davon hat, wie eine Gesellschaft sein sollte: Solidarisch. Es geht um die Unterstützung der Armen und Unterdrückten, um Kritik an den Mächtigen und der damit verbundenen Ungleichheit. Und die ist leider keine Fiktion, sondern knallharte Realität – damals wie heute.