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In diesem Vortrag konzentriere ich mich auf die ersten vier Sätze des Johannes-Evangeliums. Diese Sätze gehören zu den berühmtesten Sätzen der Bibel. Bibelleser kennen sie. Diese Sätze stecken den Horizont ab für das ganze Johannes-Evangelium. Ja, man kann sogar sagen, diese Sätze stecken den Horizont ab für den gesamten christlichen Glauben. In den ersten Jahrhunderten des Christentums spielten diese Sätze eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der christlichen Theologie.

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Und diese vier Sätze lauten Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Ich will diese berühmten und so wichtigen Sätze noch einmal sagen. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Ich möchte meinen Vortrag über diese vier Sätze in drei Teile unterteilen, in drei Schritte gliedern. Der erste Schritt besteht darin, diese vier Sätze möglichst genau und sorgfältig zu beachten.

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Ihren Stil, Ihren Wortschatz, Ihre Komposition, weil gerade weil es so wenig Text ist, muss dieser Text sorgfältig beachtet werden. Im zweiten Schritt möchte ich die Botschaft dieser vier Sätze interpretieren. Und im dritten Schritt frage ich nach der aktuellen Bedeutung für uns heute. Also zunächst eine Art grammatische Analyse dieser vier Sätze. Diese Sätze sind so konzentriert, dass wir sie mit einer großen Aufmerksamkeit beschenken sollten. Jeder Leser oder jeder Hörer der Heiligen Schrift spürt bei diesen Sätzen unwillkürlich, dass sie etwas Besonderes sind.

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Ich glaube, das geht jedem Bibelleser so. Die Sätze haben etwas Feierliches, sie haben etwas Erhabenes und sie haben etwas Klarstellendes. Und die Frage ist, worin genau liegt das Besondere dieser Sätze? Wie kommt ihre fast suggestive Wirkung zustande? Und es lohnt sich, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Und das möchte ich jetzt im ersten Schritt tun. Es spielen dabei fünf Gesichtspunkte, fünf Merkmale dieser vier Sätze eine besondere Rolle.

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Und diese fünf Merkmale zusammengenommen verleihen diesen Sätzen ihre Besonderheit. Das erste Merkmal dieser Sätze. Die Sätze sind sehr schlicht. Es handelt sich um kurze Hauptsätze, die aneinander gereiht werden. Es gibt keine Nebensätze, kein Passiv und keine Adjektive. Der erste und der dritte Satz bestehen aus fünf Wörtern. Der zweite und der vierte Satz bestehen aus sechs Wörtern, macht insgesamt 22 Wörter. Das ist wirklich nicht viel für die Summe aus vier Sätzen. Es gibt viele Texte, da kann ein Satz 22 Wörter oder mehr umfassen.

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Diese Schlichtheit ist kein Zufall. Sie ist sachlich bedingt. Ja, man kann sogar sagen, diese Schlichtheit ist sachlich notwendig. Je tiefer wir die Dinge klären wollen, desto schlichter müssen wir werden. Desto mehr sind wir angewiesen auf die elementaren Grundlagen der menschlichen Sprache. Zweites Merkmal. Es geht bei diesen vier Sätzen keineswegs nur um ihre Schlichtheit. Das wäre zu wenig. Die Schlichtheit ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Diese vier kurzen Hauptsätze werden nicht irgendwie aneinander gereiht,

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sondern sie werden auf eine sehr spezielle Art fest miteinander verknüpft. Sie werden verkettet. Damit ist Folgendes gemeint, das jeweils letzte Substantiv eines Satzes wird als erstes Substantiv des nächsten Satzes wiederholt. Und das letzte Substantiv dieses Satzes wird als erstes Substantiv des folgenden Satzes wiederholt. Also so ist es ja hier. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Wenn man diese Verkettungstechnik anwendet, dann sollen drei Dinge erreicht werden. Einmal will man zum Ausdruck bringen, diese Sätze dürfen auf keinen Fall auseinandergerissen werden.

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Sie stimmen nur miteinander. Das zweite ist, jedes Kettenglied ist genau gleich wichtig wie das nächste Kettenglied. Die sind alle gleichberechtigt und jedes Kettenglied ist unverzichtbar. Und das dritte, was man zum Ausdruck bringen will, mit jedem Glied der Kette kommt man einen wichtigen Schritt voran. Eins nach dem anderen. Wenn man aber diese vier Sätze genauer betrachtet, stellt man fest, es handelt sich bei diesen vier Sätzen nicht nur um den allgemeinen Verkettungsvorgang, sondern es verhält sich auch hier auf eine sehr spezielle Weise, nämlich der dritte Satz in dieser Kette. Also ich sage noch mal, im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war, jetzt bei einer normalen Verkettung könnte es jetzt weitergehen,

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die Kette verlängert sich immer mehr. Also ich fantasiere mal jetzt einen normalen Verkettungsprozess. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war der Schöpfer und der Schöpfer schuf Himmel und Erde und die Erde war Wüste und Leere und die Leere war und so weiter. Also dieser Verkettungsvorgang geht normalerweise in die Länge, man bildet eine Kette. Aber hier bei diesen Sätzen wird diese Kette schon im dritten Satz zurückgebogen auf den zweiten Satz. Das ist etwas ganz Seltenes. In der ganzen Bibel gibt es so etwas nicht. Noch einmal, im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott, jetzt lenkt dieser dritte Satz zum zweiten Satz zurück und Gott war das Wort

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und der vierte Satz lenkt zum ersten Satz zurück. Dieses war im Anfang bei Gott. Also die Verkettung wird hier sehr früh umgebogen zu einem Ring. Es ist ein Verkettungsprozess dieser vier Sätze, die aus den vier Sätzen einen Ring machen. Und diese spezielle Verkettungsart hat gravierende Folgen. Nämlich, wenn man diese Verkettung so früh zurückbiegt auf die ersten beiden Sätze, also einen Ring herstellt, dann enthält dieser Ring nur ganz wenig Substantive. Und tatsächlich, diese vier Sätze enthalten durch diesen Verkettungsprozess nur drei Substantive. Einmal das Wort Archae, Anfang, dann das Wort Logos, Wort und das Wort Theos, Gott.

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Archae kommt zweimal vor, Theos, Gott kommt dreimal vor und Logos kommt ausdrücklich auch dreimal vor. Aber indirekt viermal, weil beim letzten Satz, dieses war im Anfang bei Gott, ist ja das Wort gemeint. Und dieser vierte Satz, dieses war im Anfang bei Gott, ist ein sehr bewusster Abschluss dieser vier Sätze. Denn das Wort dieses stellt klar, der Verkettungsprozess ist jetzt schon am Ende. Und dadurch werden diese vier Sätze zu einer Ganzheit, man könnte fast sagen, zu einer kleinen Welt für sich. Und in dieser kleinen Welt spielt jedes Wort eine sehr spezifische Rolle.

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Jetzt kommt das dritte Merkmal. Alle diese vier Sätze haben das gleiche Subjekt, nämlich immer das Wort oder griechisch Logos. Im Griechischen ist das Wort maskulin der Logos und im Deutschen ist es ja sächlich das Wort. Also alle vier Sätze haben das gleiche Substantiv, nämlich immer das Wort. Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, der dritte Satz jetzt, da hat auch das Wort, das ist Subjekt, das werde ich dann erklären. Und Gott war das Wort. In diesem Satz ist nicht Gott das Subjekt, sondern das Wort. Und dann das vierte Satz, dieses Wort war im Anfang bei Gott. Also diese Beobachtung, alle vier Sätze haben das gleiche Subjekt, geben dem Wort, ho Logos, dem Wort eine sehr dominante Rolle.

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Er steht, der Logos steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Jetzt das vierte Merkmal. Auch alle vier Sätze haben das gleiche Prädikat. Das ist äusserst ungewöhnlich, nämlich es ist in jedem Satz das Wörtchen war. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Also es ist immer das gleiche Verb. Ich könnte auch sagen, alle diese vier Sätze haben nur ein einziges Verb und zwar immer das Gleiche. Das ist auch eine hohe Besonderheit. Also in diesen vier Sätzen kommen sehr viele eigentümliche Dinge, sie sind miteinander verknüpft. Erst im nächsten Vers des Johannesevangeliums, Johannes 1 Vers 3, aber diesen Vers behandle ich in diesem Vortrag nicht.

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Da kommen neue Verben vor, nämlich das Verb wurde und das Verb ist geworden. Nichts ist ohne es geworden, was geworden ist. Also da kommen neue Verben, neue Prädikate wurde und ist geworden. Aber in den ersten vier Sätzen in DAG beschränken sich die Sätze ganz allein auf das Wort war. Und auch dieser Umstand, dass alle Sätze nicht nur das gleiche Subjekt, sondern auch das gleiche Prädikat haben, betont jetzt den Logos noch stärker. Nämlich diese Aussage war, bezieht sich immer auf den Logos. Man kann also sagen, dieser Vierzeiler, so kann man die Sätze auch nennen, konzentriert sich sehr stark auf den Logos und will das Verhältnis des Logos zu Deus, zu Gott klären.

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Es kommt eine fünfte Beobachtung dazu, die im Untergrund auch enorme Wirkung hat. Das läuft alles unbewusst ab, aber das muss man ins Bewusstsein heben. Der erste Satz, im Anfang war das Wort, ist auf die zeitliche Dimension bezogen. Der zweite Satz, und das Wort war bei Gott, ist auf die räumliche Dimension bezogen. Und der dritte Satz, Gott war das Wort, stellt die Qualitätsfrage. Es fragt, von welcher Qualität ist das Wort? Und die Tatsache, dass die ersten drei Sätze dieses Vierzeilers einmal der Dimension Zeit gelten, dann der Dimension Raum und dann der Qualitätsfrage, ist sehr bewusst so gestaltet.

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Das heißt, dieser Vierzeiler widmet sich allen drei Grunddimensionen Zeit, Raum und Qualität. Und das gibt diesem Vierzeiler etwas sehr Umfassendes, Souveränes. Jetzt will ich mal diese grammatische Analyse zusammenfassen, weil nur wenn man sie sehr sorgfältig in den Blick nimmt, wird dann auch die Interpretation entsprechend angemessen. Entscheidend an der Bibel ist ihre angemessene Interpretation. Also dieser Vierzeiler ist äußerst schlicht. Er verketet die vier Sätze miteinander in besonderer Weise zu einem Ring. Dadurch kommt dieser Vierzeiler mit sehr wenig Substantiven und mit einem einzigen Verb aus.

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Und alle vier Sätze haben das gleiche Substantiv, Subjekt, Entschuldigung, und alle Sätze haben das gleiche Prädikat. Und der Vierzeiler widmet sich sowohl der Dimension Zeit, der Dimension Raum als auch der qualitativen Frage. Jetzt durch diese grammatische Analyse dieser vier Zeilen können wir genau klarstellen, um was es diesem Vierzeiler geht. Dieser Vierzeiler will das Verhältnis zwischen Logos und Gott klären, also das Verhältnis zwischen dem Wort und Gott. Und es will dieses Verhältnis klären, indem sie das Substantiv archä zweimal zur Hilfe nimmt. Also dieser Vierzeiler ist der Meinung, wenn wir das Verhältnis zwischen Logos und Gott klären wollen, tun wir gut daran, das archä mitzuverwenden.

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Dadurch kann man das Verhältnis am besten klären. Ja, und diese Frage, wie verhält sich das Wort zu Gott, wir können auch sagen, wie verhält sich die zentrale Person des christlichen Glaubens, Jesus Christus, zu Gott. Ja, und diese Frage, wie verhalten sich eigentlich Jesus Christus und Gott zueinander, ist nicht nur eine fundamentale Frage. Es ist die wichtigste Frage des christlichen Glaubens. Und diese wichtigste Frage des christlichen Glaubens will dieser Vierzeiler klären. Also das ist eine Herausforderung. Der Vierzeiler packt den Stier bei den Hörnern sozusagen.

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Und natürlich ist mit Wort immer schon von Anfang an Jesus gemeint. Völlig klar. Denn es heißt ja einige Verse später in Johannes 1, Vers 14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Also völlig klar. Damit ist Jesus gemeint. Aber man könnte in diesem ersten Vierzeiler das Wort Jesus noch nicht verwenden. Warum? Jesus ist der Name für einen geschichtlichen Menschen, der zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geboren wurde. Das heißt, der Name Jesus oder auch der Name Jesus Christus ist geschichtlich bedingt. Und deswegen kann man ihn an dieser frühen Stelle, da geht es um Dinge, die nicht geschichtlich bedingt sind, kann man diesen Namen noch nicht verwenden.

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Also ich fasse zusammen. Das Ergebnis dieser genaueren Beachtung dieser vier Verse lautet, dieser Vierzeiler will die wichtigste Frage des christlichen Glaubens klären. Nichts weniger. Jetzt möchte ich diesen Vierzeiler interpretieren, also die Botschaft dieses Vierzeilers interpretieren. Und dann in einem dritten Schritt nach der Bedeutung für die Gegenwart fragen. Dieser schlichte, kurze Satz. Im Anfang war das Wort. Wie ist dieser kurze, schlichte Satz gemeint? Man muss fragen, in welchem Bezugsfeld steht dieser kurze Satz? Ja, dieser kurze Satz stammt nicht aus der griechisch-römischen Kultur.

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Es ist kein Satz von Platon oder Aristoteles. Dieser Satz ist aber auch kein Satz der abendländisch-europäischen Kultur. Es ist kein Satz von Kant oder Hegel oder Heidegger. Dieser Satz ist aber auch kein Satz einer modernen Werbeagentur oder ein Satz der modernen Mediengesellschaft. Ist er auch nicht. Da müsste man den Satz völlig anders angehen und interpretieren. Sondern die entscheidende Voraussetzung, dass wir die Botschaft dieses Satzes angemessen treffen, ist folgende Feststellung. Dieser Satz ist ein jüdischer Satz. Das ist entscheidend.

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Goethe zum Beispiel hat es nicht beachtet. Er sagt mal, im Anfang war das Wort. Nein, so hoch kann ich vom Wort nicht sprechen. Ich setze dagegen. Im Anfang war die Tat. So reagiert Goethe auf diesen Satz. Aber diese Antwort ist völlig daneben. Warum? Er berücksichtigt nicht, dass das ein jüdischer Satz ist. Und in der hebräischen Sprache bedeutet der Begriff für Wort hat Dabar. Also Dabar heißt Wort. Und dieses Wort Dabar hat im Hebräischen zwei Bedeutungen. Erstens das Wort und zweitens die Tat. Das hat Goethe nicht gewusst. Im hebräischen Denken ist es schon längst mitgedacht, dass man zwischen Wort und Tat nicht einfach schwarzweiß unterscheiden kann.

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Das darf man schon gar nicht gegeneinander ausspielen. Denn wenn ich in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Wort sage, dann ist das eine Tat. Also lassen wir mal Goethe wieder zurück zu der entscheidenden Beobachtung. Es ist ein jüdischer Satz. Und diese Beobachtung führt uns sofort weiter. Denn jedem Juden ist sofort klar, dieser erste Satz des Johannes Evangelium knüpft an den ersten Satz der Bibel an. Das ist jedem Juden sofort klar. Der erste Satz der Bibel heißt im Anfang, genau gleich betont nach vorne gestellt, im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Im normalen Hebräisch müsste man eigentlich sagen Gott schuf erst Subjekt, Prädikat und dann die adverbialen Bestimmungen.

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Gott schuf im Anfang Himmel und Erde. Und dann müsste man hier sagen, das Wort war im Anfang. Aber es wird in beiden Fällen, das im Anfang ist sehr betont. Es geht darum, um im Anfang. Also deswegen ist es völlig klar, der erste Satz des Johannes Evangelium knüpft sehr bewusst ganz genau an den ersten Satz der Bibel an. Ja, und der erste Satz der Bibel, meine lieben Leute, ist schon etwas Besonderes. Etwas Monumentales. Man kann durchaus sagen, dieser erste Satz der Bibel im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, trägt die ganze Thora. Es ist ja auch der erste Satz der Thora. Und man kann sagen, dieser erste Satz der Bibel trägt die ganze Bibel.

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Und man kann sogar wirklich sagen, dieser erste Satz der Bibel trägt in gewisser Hinsicht das gesamte Judentum. Also da geht es schon um was. Jeder Jude, der da hört, im Anfang war, spürt sofort, es geht jetzt um etwas weltentscheidendes, um etwas Monumentales. Inwiefern trägt der erste Satz der Bibel die ganze Thora, die ganze Bibel und das ganze Judentum? Ja, das Judentum war die erste Religion und lange Zeit die einzige Religion, die monotheistisch war, die also nur an einen Gott glaubt, während alle anderen Religionen der Antike polytheistisch sind. Sie kennen viele Götter, Götter und Göttinnen. Aber im Judentum hört es damit ganz streng auf.

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Es heißt im jüdischen Glaubensbekenntnis 5. Mose 6 höre Israel, unser Gott ist einer. Und damit soll ausgedrückt werden höre Israel, unser Gott ist ein einziger. Und dieser Gott wird geehrt im ersten Satz der Bibel als Schöpfer aller Dinge. Gott schuf im Anfang Himmel und Erde, meint Gott schuf alles, das Sichtbare und das Unsichtbare. Alles was ist, verdankt sein Dasein Gott. Nichts was ist, verdankt sein Dasein sich selbst. Also es gibt im jüdischen Glauben nur den Schöpfer und die Schöpfung. Mehr gibt es nicht. Und der Schöpfer steht ganz allein der gesamten Schöpfung gegenüber.

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Und der Schöpfer ist natürlich himmelweit überlegen über alles in der Schöpfung. Das hat er ja geschaffen. Der, der etwas schafft, ist natürlich himmelweit, das kann man gar nicht ausdrücken, überlegen über das was er selber schafft. Ja also das bedeutet, Gott unterliegt nicht Zeit und Raum. Er altert nicht, er stirbt nicht, er hat keinen Anfang, er war immer schon da. Zeit und Raum sind keine Dimensionen denen Gott unterliegt. Gott altert nicht und Gott kann man auch nicht in einen bestimmten Raum stationieren, sondern er ist allgegenwärtig. Also der Unterschied zwischen Gott, zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung ist unausnotbar tief.

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Gott ist nicht verwandt mit der Schöpfung. Er ist kein Teil dieser Schöpfung, er ist, so sagt man theologisch, ganz transcendent. Er ist der ganz andere. In der Bibel heißt es, meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Oder an einer anderen Stelle heißt es, ich bin Gott und kein Mensch. Also vermenschlicht Gott nicht. Schauen wir mal demgegenüber auf die Götter und Göttinnen der anderen Religionen. Erstmal ganz klar, die Sexualität ist die Voraussetzung dafür, dass die Götter existieren. Es gibt Götter, männliche und Göttinnen, weibliche, die pflanzen sich fort und sie haben Vorfahren und Nachfahren. Ja das gibt es im jüdischen Schöpfungsglauben nicht. Gott pflanzt sich nicht fort, er hat keine Vorfahren und keine Nachfahren.

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Er ist kein Geschlechtswesen. Geschlechtlichkeit gibt es nur in der Schöpfung. Also das ist ein ganz tiefer Unterschied zu allen anderen Religionen. Aber auch weiter, diese Götter und Göttinnen sind doch ziemlich ähnlich wie die Menschen. Sie streiten sich, sie führen Krieg, sie spinnen in Kriegen. Sie sind beleidigt, sie sind neidisch. Also doch alles sehr menschlich. Aber das ist bei Gott, dem Transcendenten, unendlich verschiedenen von der Schöpfung nicht der Fall. So kann man von Gott nicht reden. Ein weiterer ganz tiefer Unterschied, bei allen Religionen spielen die Gestirne eine enorme Rolle. Es gibt den Sonnengott, den Mondgott und auch die Sterne sind Lebewesen, sind Götter. Also in der gesamten Antike verehrt man die Gestirne.

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Man hat auch Angst vor ihnen oder man kommt in alle möglichen Zugzwänge wegen Bewegungen der Planeten. Also die Juden nennen die Nichtjuden Diener der Planeten. Aber ein Jude ist kein Diener der Planeten. Er glaubt an Gott und nicht an die Planeten und er hat keine Angst vor den Planeten. Die Sonne ist halt so eine Lampe, die Gott eben benutzt um den Festkalender, um die Jahreszeiten. Also die Sonne wird ganz irdisch interpretiert. Das ist ein tiefer Befreiungsvorgang. Der Gott, der Bibel ist ein befreiender Gott. Er befreit von vielen Ängsten und Zwängen. Und besonders betont wird natürlich im Judentum, Gott hat uns herausgeholt aus der Verknechtung in Ägypten. Wir waren Zwangsarbeiter, aber unser Gott hat sich auf die Seite der Zwangsarbeiter gestellt, nicht auf die Seite der Pharaonen.

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Unser Gott ist kein Steigbügelhalter der Pharaonen dieser Welt, sondern er ist eine Gefahr für die Pharaonen dieser Welt. In der ganzen Antike koalieren die Staatsreligionen mit den Machteliten. Die hängen besonders zusammen. Und die Pharaonen und die Imperatoren sind die Günstlinge der Götter. Die sind schon sehr nahe an den Göttern dran. Nein, auch das ist durch den Schöpfungsglauben der Bibel und die Exodusinterpretation des Schöpfungsglaubens. Unser Gott steht auf Seiten der Arbeiter, der kleinen Leute. Er paktiert nicht mit den Machteliten. Er hat ganz andere Interessen als sie. Das merkt man auch daran, dass jeder siebte Tag freigegeben wird.

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Gibt es nirgendwo auf der Welt. Jeden siebten Tag können Juden ausruhen. Niemand darf ihnen Befehle geben. Aber nicht nur die jüdischen Erwachsenen, auch die jüdischen Kinder. Niemand darf am Schabbat Kindern einen Auftrag geben. Der Schabbat gilt auch für die Kinder. Das ist die Freiheit eines Judenmenschen. Und der Schabbat gilt für Obst und Esel. Die brauchen da auch nicht arbeiten. Und er gilt auch für die Fremden, für die Sklaven. Selbst die Tochter der Sklavien, also die unterste der unteren, hat genauso ein Recht auf jeden siebten Tag frei. Unglaublich, gell? Also ich wollte jetzt, so weit wollte ich das jetzt mal ausführen. Der erste Satz der Bibel. Gott allein ist der Schöpfer aller Dinge. Hat enorme Auswirkungen auf die Gestaltung des Lebens und dieser Welt.

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Der Schöpfungsglaube, der erste Satz der Bibel, hat das Judentum herausgeführt aus den Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Also es ist der grundlegende Satz der Bibel. Auch in der ganzen Entwicklung der Bibel. Die Bibel hat ja einige Jahrhunderte gebraucht, sich bis zu der Endgestalt, die wir kennen, sich zu entwickeln. Aber auch in der jahrhundertelangen Entwicklung der Bibel bis zu ihrer Endgestalt blieb immer der erste Satz der Bibel, der erste Satz der Bibel bis heute. Es hat nie eine jüdische Schrift gegeben, weder im Altertum noch heute, die genau gleich anfängt wie der erste Satz der Thora und der Bibel. Nein, das wäre völlig unangemessen gewesen. Also der erste Satz der Bibel blieb der grundlegende Satz der Bibel.

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Und jetzt kommt der erste Satz des Johannes-Evangeliums. Und da geschieht irgendeine Mutation. Ich will nicht sagen, da wird das Judentum gesprengt. Vorsicht, Vorsicht. Aber so ein Satz wie der erste Satz im Johannes-Evangelium hat es bis dahin im Judentum nicht gegeben. Denn der erste Satz der Bibel ehrt natürlich Gott. Ja, völlig klar. Wen denn sonst? Er hat alles andere gemacht. Und er allein. Aber im ersten Satz des Johannes-Evangeliums kommt Gott gar nicht vor. Das ist für jüdische Leser ein Schock. Und der Autor des Johannes-Evangeliums war ja selber ein Jude.

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Und sehr viele Leser des Johannes-Evangeliums waren Juden. Es steht in diesem Johannes-Evangelium ein erster Satz, der sehr bewusst an den ersten Satz der Bibel anknüpft. Aber in dem kommt Gott gar nicht vor. Der erste Satz der Bibel ehrt den Logos. Und dann ist noch das Unerhörte von diesem Logos, von diesem Wort. Heißt es, im Anfang war dieses Wort. Das heißt, es war da auch schon. Bis jetzt war da nur Gott. Und jetzt kommt eine neue Größe. Also dieser Satz betritt völliges Neuland. Es hat noch nie so einen Satz gegeben. Im Anfang war das Wort. Ja, was bedeutet das? War, dass der gar nicht geschaffen wurde, der Logos, das Wort. Er war ja selber schon da.

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Das heißt, dieser erste Satz der Bibel geht eigentlich noch vor dem ersten Satz der Bibel, der erste Satz des Johannes-Evangeliums geht im Grunde genommen vor dem ersten Satz der Bibel zurück. Denn es heißt ja, im Anfang war das Wort schon da. Also auch schon vor dem Anfang aller Dinge. Das ist eine Wahnsinnsaussage. Es gibt zwar im Judentum die Rede von der Präexistenz. Das gibt es im rabbinischen Judentum. Und damit ist Folgendes gemeint. Es gibt einige wenige Dinge, die hat Gott präexistent geschaffen. Das heißt, die hat Gott schon im Himmel geschaffen, bevor sie auf der Erde dann wirksam werden. Sagen wir mal die Weisheit. Die Weisheit ist eine Größe, die ist präexistent. Sie war am Anfang der Schöpfung schon irgendwie dabei.

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Aber anders wie jetzt, nämlich dass die Weisheit von Gott geschaffen wurde. Ja, das ist völlig klar. Oder die Thora. Auch die Thora ist präexistent. Sie war schon vor ihrer irdischen Wirksamkeit im Himmel vorhanden. Aber auch die Thora wurde natürlich von Gott geschaffen. Oder sagen wir mal auch der Messias. Der Messias ist in einigen jüdischen Schulrichtungen präexistent. Aber das ändert nichts daran, dass der Messias von Gott geschaffen wurde. Also das ist unbefragt. Also der Schöpfer ist der Schöpfer und zwar er allein. Auch die Bewohner des Himmels, die Engel, die Cherubim, die Seraphim, es sind natürlich alles Geschöpfe Gottes, die sind alle geschaffen. Auch zwischen einem Engel und Gott ist ein unauslotbarer Unterschied. Auch wenn die Engel näher an Gott sind wie wir. Aber nur Gott ist der Schöpfer. Also diese Rede von der Präexistenz soll in der jüdischen Theologie einige Größen besonders hochstellen.

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Sie werden besonders bewundert, mit Ehrfurcht und hochgeachtet. Also die präexistenten Größen sind eigentlich die höchsten Größen, die es gibt. Aber sie sind geschaffen. Und deswegen bleibt einem Juden irgendwie schon die Luft weg, wenn es hier heißt, im Anfang war das Wort. Das bedeutet ja, das Wort ist gar nicht geschaffen. So was gab es bis jetzt nicht. Also dann gehört ja das Wort in diesem Gegenüber von Schöpfer und Schöpfung, wo bisher nur der Schöpfer war, da gehört jetzt auch das Wort hin. Jetzt gibt es also zwei Größen, die nicht geschaffen wurden.

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Der Schöpfer und das Wort. Und das ist also aufregend. Einem Juden bleibt hier die Luft weg. Was bleibt mir bei diesem Satz? Das ist ein grundlegender Satz. Dieser Satz überbietet den ersten Satz der Bibel. Er überbietet ihn. Denn im Anfang war, dann ist klar, das Wort war auch schon vor dem großen Einschaltvorgang der Schöpfung. Also der erste Satz des Johannesevangeliums sprengt jedes Zeitverständnis. Es widmet sich zwar der zeitlichen Dimension, aber jedes Zeitverständnis kommt hier zum Erliegen. Er war schon, bevor die Zeit geschaffen wurde bei der Schöpfung, war er schon. Das bedeutet, es gab nie eine Zeit, das Wort Zeit kann man fast nicht mehr benutzen, es gab nie eine, ich sag's mal, nie eine Zeit, denn vor der Schöpfung kann man das Wort Zeit gar nicht verwenden.

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Ich mach's aber jetzt der Einfachheit halber. Es gab nie eine Zeit, in der es das Wort nicht gab. Und das bedeutet, das Wort ist nie zu einer bestimmten Zeit auch noch hinzugekommen. Und es ist auch nicht das erste der präexistenten Größen, dass man jetzt sagen würde, vor der Weisheit, vor der Thora, vor dem Messias wurde das Wort geschaffen. Dann wäre der erste Satz nur eine Frage der Priorität. Er wäre dann das erste. Nein, aber der erste Satz der Bibel, da geht's gar nicht um Prioritäten. Es geht um was ganz anderes, er wurde überhaupt nicht geschaffen. Und das bedeutet, es gab Gott nie ohne das Wort. Da könnte man vielleicht schlussfolgern, weiß ich mir nicht genau.

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Das Wort ist ein Wesensbestandteil Gottes. Jetzt muss man aber bei diesem ersten Wort doch noch was ganz anderes betonen. Also bis jetzt verschleckt es einem jüdischen Leser den Atem. Aber schauen wir mal nochmal auf diesen ersten Satz. Im Anfang war das Wort. Was ist eigentlich ein Wort? Müssen wir mal auch ein bisschen besser klären. Natürlich geht's hier überhaupt nicht um schriftliche Wörter. Ja, Wörter natürlich nicht. Papier und Tinte, ich bitte euch, das ist ja alles irdisch, alles geschaffen. Papier wird geschaffen, Tinte wird geschaffen, Füllfederhalter wird geschaffen. Also das schriftliche Wort, das ist was irdisches. Das gehört in die menschliche Zivilisation. Also das ist ja hier bei dem Uraffang, spielt ja Papier.

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Also es ist ja niemals das schriftliche Wort gemeint, sondern das mündliche Wort. Aber jetzt fragen wir mal, wie kommt es eigentlich zu einem mündlichen Wort? Kann das mündliche Wort sich sein Dasein selber geben? Nein. Das mündliche Wort ist nur da, weil es jemand spricht. Also der Locust ist nicht geschaffen, aber er verdankt sein Leben doch nicht sich selber, sondern dem, der das Wort spricht. Und der, der das Wort spricht, ist natürlich größer, wie das, was er spricht. Völlig klar. Und so gesehen, wenn man mal fragt, was ist eigentlich das Wort? Ehrt der erste Satz des Johannes-Evangeliums doch Gott?

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Jüdische Ohren, es wird jetzt doch ein bisschen, man muss nicht gleich sozusagen, aha, stimmt. Im Grunde genommen, obwohl Gott hier nicht genannt wird, sagt der erste Satz aus, Gott ist größer als das Wort, denn er spricht das Wort. So gesehen widerspricht dieser erste Satz des Johannes-Evangeliums dem ersten Satz der Bibel nicht. Und wir dürfen vielleicht sagen, so gesehen widerspricht dieser erste Satz des Johannes-Evangeliums auch nicht dem jüdischen Monotheismus. Denn das Wort verdankt sich nicht sich selbst, sondern dem, der es spricht.

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Jetzt kommt der zweite Satz dieses Vierzeilers. Und das Wort war bei Gott. Jetzt kommt also sozusagen die räumliche Dimension, obwohl außerhalb der Schöpfung gibt es weder Zeit noch Raum. Also wir können diese Begriffe eigentlich nur im Anführungszeichen versehen, weil wir sind angewiesen auf Zeit und Raum. Jetzt heißt es also, und das Wort war bei Gott. So übersetzt es Martin Luther und wahrscheinlich fast alle Bibelübersetzungen, das habe ich jetzt nicht im Einzelnen nachgeguckt. Und Luther hat sich das schon überlegt, es steht also hier eine Präposition. Jetzt kommt zum ersten Mal eine Präposition. Man kann dieses Wort, das hier im Griechischen steht, fast nicht anders übersetzen, wie das Wort war bei Gott. Obwohl dieses Wort nicht genau stimmt. Aber es gibt kein anderes Wort in der deutschen Sprache, das besser geeignet wäre.

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Und das bedeutet, das merkt man jetzt an dieser Stelle, man muss einen Text auch erläutern. Ohne Erläuterung, zum Beispiel ohne die Unterscheidung von Griechisch und Deutsch, kommt man oft nicht weiter. Also im Griechischen steht hier, und das Wort, kaihologos, en wa pros tontheon, war vor Gott. Pros heißt eigentlich vor, aber nicht zeitlich vor, sondern irgendwie anders. Das werde ich gleich erläutern. Aber wenn Luther übersetzt, Luther kannte das Problem, wenn Luther übersetzt hätte, und das Wort war vor Gott, dann hätten wir nicht gewusst, was vor Gott, also zeitlich ja nicht, kann ja nicht älter sein wie Gott, und was heißt vor Gott.

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Ja, aber es steht im Griechischen, und das Wort war vor Gott. Was ist mit dieser Präposition gemeint? Das muss ich jetzt erläutern. Das Wort vor, oder im Lateinischen auch ganz berühmt, koram deo, vor Gott. Wir leben vor Gott. Wir leben koram deo. Das ist das gleiche vor wie im Griechischen, pros tontheon. Dieses Wort vor meint, das Wort ist ganz ausgerichtet auf Gott. Es ist ganz bezogen auf Gott. Es orientiert sich ganz an Gott. Es lebt ganz von Gott her. Also es ist völlig bezogen auf Gott, ausgerichtet auf Gott, orientiert an Gott. Gott ist seine Welt. Er ist an nichts anderem orientiert als an Gott.

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Gott ist das Universum für den Logos. Er orientiert sich an Gott und sonst an gar nichts. Aber er orientiert sich an Gott. Und jetzt wird die Sache wieder jüdischer, also eher akzeptabel, denn der, auf den ich mich orientiere, ist natürlich größer als ich. Der ich mich an ihm orientiere. Also diese Präposition macht jetzt etwas klarer. Das zweite Kettenglied geht einen Schritt voran. Ganz klar, das Wort ist orientiert an Gott und lebt in Bezug auf Gott und ist bezogen auf Gott und ausgerichtet auf Gott. Diesen Vorgang dürfte man niemals umkehren. Der wäre völlig verboten. Man könnte niemals sagen, und Gott war vor dem Logos.

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Und Gott lebte in Bezug auf den Logos, orientiert am Logos. Nein, das ist völlig verboten. Und da merkt man, dass der jüdische Monotheismus hier nicht aufgegeben wird. Also das Wort war bei Gott, ausgerichtet auf ihn. Dieser zweite Satz ist sehr wichtig vor dem dritten Satz. Also das zweite Kettenglied muss unbedingt vor dem dritten Kettenglied kommen. Und das vierte Kettenglied wendet wieder die Aufmerksamkeit wieder auf das zweite Kettenglied. Dieses war im Anfang vor Gott. Also der dritte Satz, der heikelste Satz, der spitzen Satz, ist sehr bewusst eingerahmt durch das zweiter Satz und vierter Satz. Der zweite Satz macht nämlich, bevor wir zum dritten Satz kommen, völlig klar,

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das Wort der Logos ist nicht identisch mit Gott. Völlig ausgeschlossen. Denn es heißt ja, er war vor Gott. Oder bei Luther, er war bei Gott. Na, dann kann er ja nicht Gott sein, wenn er bei Gott ist. Es gibt also zwei Größen in diesem Satz. Es gibt die Größe Gott und es gibt die Größe Logos. Und der Logos ist vor Gott und orientiert auf ihn. Dann kann er ja selber nicht Gott sein, wenn er in Bezug auf Gott und orientiert an Gott existiert. Aber jetzt kommt der dritte Satz. Wir dürfen aber den zweiten Satz nicht vergessen. Der dritte Satz lautet, und Gott war das Wort. Jetzt wird es für jüdische Ohren ganz, ganz brisant. Das hört sich eigentlich fast lästerlich an.

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Ist es lästerlich? Also Juden, die solche Sätze lesen, ich bin kein Jude, ich kann das nicht entscheiden. Ist es noch ein Satz im Judentum oder nicht? Das kann ich als Nicht-Jude nicht entscheiden. Ich weiß aus der Geschichte, es gibt Juden, die diesen Satz noch als jüdisch interpretieren. Und es sind vor allem Juden Christen, aber nicht nur. Und es gibt viele Juden, die diesen Satz als nicht mehr jüdisch interpretieren. Ganz wichtig ist, dass man diesen Satz grammatisch richtig übersetzt. Denn das Subjekt in diesem Satz ist nicht Gott. Dann wäre es eine Identität. Wenn Gott das Subjekt wäre und Gott war das Wort, dann wären die beiden identisch. Aber das kann nicht sein nach Satz 2 und 4. Und es stimmt auch grammatisch nicht.

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Nämlich, dieser dritte Satz fragt qualitativ, welche Qualität hat das Wort. Und die Qualität, die das Wort hat, wird an den Anfang gesetzt. Sehr betont, wie im Anfang war das Wort und jetzt Gott war das Wort. Was ist hier mit Gott gemeint? Es ist nicht gemeint göttlich. Nein, das wäre viel zu wenig. Das heisst Teios. Teios heisst göttlich. Das steht hier nicht. Es steht hier Theos und das heisst Gott. Aber Gott ist hier das Prädikatnomen. Also es dient einer Aussage über das Wort, über die Qualität des Wortes. Der Satz müsste im normalen Satzbau so heißen. Und das Wort war gottartig oder gotthaftig. Aber das gibt es weder jüdisch noch deutsch.

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Luther hat mal eine geniale Übersetzung gefunden in einem Weihnachtslied. Und da sagt er Gott von Art. Das Wort war Gott von Art. Das ist eine geniale Übersetzung, die genau trifft, aber die hört sich auch komisch an im Deutschen. Also der Satz will sagen, von welcher Qualität ist das Wort? Welche Qualität hat das Wort? Und da antwortet dieser Satz Gott. Aber es kann keine Identität gemeint sein. Siehe Satz 2 und 4. Die haben den dritten Satz eisern im Schwitzkasten. Also man kann diesen Satz nur paradox wiedergeben im Deutschen. Und zwar so, das Wort ist genauso Gott wie Gott. Aber es ist nicht Gott. Nur so kann man es im Deutschen wiedergeben. Also das Wort ist genauso Gott wie Gott.

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Aber es ist nicht Gott. Warum muss man das sagen, es ist nicht Gott? Ja, weil das Wort nicht aus sich selbst leben kann. Es braucht den Sprecher des Wortes. Es ist orientiert an Gott. Und damit wird vorausgesetzt, Gott ist der einzige, der aus sich selbst lebt. Das Wort nicht. Aber dieser Satz geht bis zum Äußersten. Eines stellt dieser dritte Satz für den zweiten und den vierten Satz klar. Der zweite und der vierte Satz, das Wort war vor Gott, darf nicht so interpretiert werden, dass das Wort nur ein Diener Gottes ist oder ein Untergebener Gottes. So darf man diese Sätze 2 und 4 nicht interpretieren, denn das Wort ist genauso Gott wie Gott. Und da kann man wohl nicht daraus folgern, dass das Wort ein Diener Gottes oder ein Untergebener Gottes wäre.

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Das verhindert der dritte Satz, denn das Wort ist genauso Gott wie Gott. Aber er ist nicht Gott. Und dann der vierte Satz ist ein genialer Abschluss. Das Demonstrativpronomen dieser betont noch mal sehr stark, das Wort war bei Gott und sonst niemand und sonst nichts. Nur das Wort ist unerschaffen, sonst nichts. Und es schließt diesen Vierzeiler ab. Jetzt komme ich zum dritten Schritt. Versuchen wir uns klar zu machen, was dieser sehr besondere Vierzeiler, der in der Alten Kirche eine solch überragende Rolle gespielt hat und der nichts an Bedeutung eingebüßt hat. Fragen wir uns, was dieser besondere Vierzeiler uns heute zu sagen hat.

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Der erste Satz in diesem Vierzeiler geht ja streng genommen vor die Schöpfung zurück. Denn das Wort war bereits in der Schöpfung, also war er vor der Schöpfung. Und man könnte jetzt sagen, damit geht dieser Vierzeiler zurück in die Ewigkeit. Das stimmt. Man könnte auch mit unserem Sprachgebrauch, ist ein bisschen problematisch, aber ich mache das mal. Wir könnten auch sagen, der Vierzeiler, vor allem der erste Satz, aber eigentlich alle vier Sätze, betreffen das Jenseits. Das ist halt unser Begriff von Jenseits. Dieser Begriff ist ein bisschen anfechtbar. Er ist nicht ideal, weil in dem steckt ein räumliches Denken.

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Als ob Gott jenseits von etwas anderem wäre. Und damit wird ja Gott sofort lokalisiert. Also der Begriff Jenseits ist problematisch, aber er ist sehr bekannt. Man benutzt ihn viel und ich benutze ihn mal auch, weil mit einem gewissen Recht kann man das sagen. Also ich halte mal fest, dieser Vierzeiler, vom ersten Satz an, betrifft die Ewigkeit und er betrifft das Jenseits. Und deswegen ist hoch interessant und hoch wichtig, fundamental wichtig, für die gesamte christliche Religion, wie dieser Vierzeiler von der Ewigkeit und von Jenseits spricht. Nämlich keine Details, überhaupt keine Details. Nichts von jenseitiger Musik, jenseitigen Landschaften, jenseitigen Gesprächen, sage mal,

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und das Wort Sprach zu Gott, nichts da, keine Gespräche, keine Einzelheiten. Diese Sätze bleiben sehr zurückhaltend. Sie wahren eine Grenze. Sie kitzeln nicht unsere Neugierde und sie bedienen nicht unsere Fantasie. Sie wahren eine Grenze. Vieles bleibt unklar durch diesen Vierzeiler. Also der hat eine klarstellende Kraft, aber vieles stellt er auch nicht klar. Es gibt viele offene Fragen. Sagen wir mal, das Verb war. Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Also dieses Wörtchen war, ist ja von schicksalhafter Bedeutung.

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Er wird aber nie erklärt. Das Wort war wird nicht weiter ausdifferenziert. Was war das für eine Daseinsweise des Lokos vor der Schöpfung bei Gott? Ihr Lieben, keine Ahnung. Keine Ahnung. Oder auch das Wort war vor Gott. Ja, was heißt das eigentlich genau? Was ist da genau damit gemeint, das Wort war vor Gott? Können Sie es mal ein bisschen genauer sagen? Nein, will dieser Vierzeiler nicht. An diesen Details hat der Vierzeiler überhaupt kein Interesse. Er will nicht, dass wir zu viel wissen wollen. Die große Gefahr in den Religionen, auch in der christlichen Religion, sind die Leute, die zu viel wissen, die Gott zu gut kennen. Das ist eine schwere Gefahr. Und dafür ist dieser Vierzeiler nicht zu haben.

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Also dieser Vierzeiler setzt ganz bewusst eine Grenze, die wir nicht überschreiten können. Und mehr als dieser Vierzeiler sagt, müssen wir nicht wissen. Aber er stellt auch vieles klar. Wie ich ja bei der Interpretation dieser vier Sätze, wird ja vieles klargestellt. Aber daneben, davor und dahinter ist auch vieles unklar und wird immer unklar bleiben. Und das schadet uns gar nichts. Im Gegenteil, wir sollen nicht mehr wissen wollen, als wir wissen können. Das können wir von diesem Vierzeiler lernen. Ja, also dieser Vierzeiler beginnt mit dem Satz. Im Anfang war das Wort. Und dieser Satz, ihr Lieben, ist bereits das volle Evangelium.

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Denn dieser Hinweis, im Anfang war das Wort. Es gab Gott nie ohne das Wort, sondern das Wort ist nie irgendwann mal dazugekommen. Nein, es war von Anfang an da. Ich versuche mal den Satz, ist ein Wesensbestand all Gottes. Also im Anfang war das Wort. Was bedeutet dieser Satz? Er bedeutet, dass Gott Mitteilungsfreudig ist. Dass Gott sich mitteilen will. Dass er sich melden will. Denn wenn Gott zum Wort greift, das ist ja adressatenorientiert, das Wort ist ein Beziehungsgeschehen. Der Vierzeiler interessiert sich auch gar nicht für die innere Gedankenwelt Gottes, hat er kein Interesse. Das heißt ja auch nicht, am Anfang war der Gedanke.

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Nein, das würde in eine ganz falsche Richtung führen. Und am Anfang heißt es ja auch nicht, im Anfang war das Denken. Nein, das würde in eine ganz falsche Richtung führen. Sondern es heißt, im Anfang war das Wort. Das Denken ist noch kein Beziehungsgeschehen. Der Gedanke ist noch kein Beziehungsgeschehen. Und ein unausgesprochenes Wort ist eigentlich noch gar kein Wort. An unausgesprochenen Wörtern hat der Vierzeiler kein Interesse. Sondern er will klarstellen, es gehört zum Wesen Gottes, dass er sich outen will. Dass er sich mitteilen will. Er hat ein Bedürfnis nach Beziehung. Er will uns erreichen. Wir sind ihm wichtig. Er richtet ein Wort an uns. Das ist Evangelium.

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Stellen wir uns mal vor, Gott hätte geschwiegen. Er hätte die ganze Zeit geschwiegen. Es gäbe gar kein Wort der Propheten, kein Wort Jesu, kein Wort der Apostel. Martin Buber hat einmal einen genialen Satz gesagt. Ich schätze Martin Buber enorm. Ich habe zig Sätze von ihm, die mich durch mein Leben begleiten. Aber der kostbarste Satz von Martin Buber lautet, man kann alle zehn Gebote in ein einziges Gebot zusammenfassen. Und dieses elfte Gebot heißt, du sollst dich nicht vorenthalten. Du sollst dich nicht vorenthalten. Und das macht Gott. Er enthält sich uns nicht vor.

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Er outet sich gern. Er meldet sich gern. Er ist der Mitteilungsbegierige Gott. Er ist ein kommunikatives Wesen. Es gibt ja dieses Sprichwort, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Das ist ein eigenartiges Sprichwort. Es wird heute gar nicht mehr so oft zitiert. In früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten war das ein sehr wichtiges Sprichwort. Es ist sicher nicht ganz falsch. Es gibt solche Situationen, da ist Reden Silber. Hättest du den Mund gehalten, du wärst ein Philosoph gewesen. Und Schweigen ist Gold. Diese Situationen gibt es schon. Aber so grundsätzlich stimmt es nicht. Grundsätzlich gesehen ist dieses Sprichwort falsch. Es ist ein unchristliches Sprichwort. Denn es stimmt zwar, dass in bestimmten Situationen Schweigen aus der Liebe kommt.

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Aus der Liebe heraus schweige ich hier. Oder aus der Rücksicht heraus. Oder wenn es um Seelsorgegeheimnisse geht, dann muss man schweigen. Aber dass Schweigen grundsätzlich wichtiger wäre, wie reden, das ist völlig falsch. Wittgenstein hat einmal gesagt, worüber wir nicht reden können, davon müssen wir schweigen. Ja, das stimmt. Aber es gibt auch die andere Wahrheit. Wovon wir nicht schweigen können, darüber müssen wir reden. Das ist noch viel wichtiger. Wir können nicht von dem schweigen, was Gott für uns bedeutet. Und in Psalm 50 heißt es einmal, unser Gott kommt und schweigt nicht.

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Ich will mal an dieser Stelle, hier passt es einmalig gut, einmal grundsätzlich sagen zu dem Verhältnis von Wort und Musik und Kunst, also Malerei und Schweigen, Meditation. Wie verhält sich eigentlich ganz grundsätzlich gesehen die Bedeutung des Wortes zur Bedeutung der Musik, zur Bedeutung der Kunst und zur Bedeutung des Schweigens oder der Meditation. Ich will dazu mal ein besonders passendes Beispiel heraussuchen. Am Anfang des Lukas-Evangeliums heißt es, in jener Gegend hüteten die Hirten die Schafe und sie hielten Nachtwache bei den Schafen. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie alle und der Engel sprach,

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fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Euch ist heute der Retter geboren, der Messias, der Kyrios in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen, ihr werdet ein Kind finden in Windeln gewickelt und in einem Futter trock. Das war die Botschaft dieses Engels. Stellen wir uns mal vor, in jener Gegend hüteten die Hirten die Schafe und sie hielten Nachtwache und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie alle

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und der Engel hatte einen Geigenkasten bei sich und er öffnete diesen Geigenkasten und er spielte auf höchstem Niveau ein Geigenstück, so schön, so ergreifend. Die Hirten waren tief berührt. Dann legte der Engel seine Geige wieder in den Geigenkasten, machte den Geigenkasten zu und war nicht mehr gesehen. Oder stellen wir uns mal ernsthaft vor, in jener Gegend hüteten die Hirten die Schafe und sie hielten Nachtwache und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie alle und der Engel packte eine Staffelei aus und er malte ein Bild, sehr eindrücklich, mit ganz neuen Farbenkombinationen. Die Hirten waren sehr beeindruckt.

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Da packte der Engel die Staffelei wieder zusammen, schenkte den Hirten das Bild und war nie wieder gesehen. Oder stellen wir uns ernsthaft vor, in jener Gegend hüteten die Hirten die Schafe und sie hielten Nachtwache und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie alle und der Engel setzte sich und schwieg und meditierte lange. Dann stand er wieder auf und ging und war nie wieder gesehen. Ich will mit diesem Beispiel sagen, bei aller wunderschönen Bedeutung der Musik, die ich nicht ein Prozent mindern möchte, diese wunderbare Gottesgabe und bei aller ungeschmäleter Würdigung der Malerei und des Bildes

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und bei aller ungeschminkten, nicht verkleinerten Würdigung des Schweigens, müssen wir festhalten, Musik, Malerei und Meditation können das Wort nicht ersetzen. Wie willst du mit Musik oder mit Malerei ausdrücken? Fürchte dich nicht. Siehe, ich verkündige euch eine große Freude. Kannst du das am Klavier ausdrücken in dieser Klarheit? Euch ist heute der, nein ich will es nicht jetzt sagen, also die Bedeutung des Wortes liegt in der Botschaft, die man nur in einem Wort ausdrücken kann, mit der Genauigkeit und mit so Inhaltsgespickt, so präzise, so adressatenbezogen, wie das Wort in der Botschaft sein kann. Das kann Musik und Malerei und Meditation nicht ersetzen. Sie haben ihre andere große Bedeutung.

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Also spielen wir sie nicht gegeneinander aus, aber das Wort hat eine einzigartige Bedeutung. Jetzt will ich zum Schluss sagen, es gibt Religionssysteme, gar nicht so wenige, mehrere gnostische Religionssysteme oder etwa der Mitras-Kult. Da ist das Tiefste und Größte, was es gibt, das Schweigen. Die Majestät des Schweigens. Am Anfang war das Schweigen und das bedeutet, am Anfang war das Höchste, was es gibt, das Schweigen. Also wird auch am Ende, am Ziel aller Dinge, das Schweigen sein, denn es ist das Höchste, was es gibt, das Majestätischste, was es gibt. Das verkünden eine ganze Reihe an Religionssystemen. Und machen wir das mal stark.

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Es gibt wirklich die Majestät des Schweigens. Das ist noch was ganz anderes wie Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Es gibt die unnachahmliche Majestät des Schweigens. Zum Beispiel auf der Bergwelt. Wenn Sie mal einen höheren Berg, 3, 4, 5, 6000er, erklungen haben und sind oben und Sie sehen die Erhabenheit der Bergwelt und das Schweigen der Berge. Unten im Tal das geschäftige Lärmen, aber oben die Majestät des Schweigens. Oder die Raumfahrer berichten es, das Schweigen des Weltraums. Eine majestätische Erfahrung.

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Oder auch die Tiefseetaucher. Heute kann man ja bis auf 12 Kilometer der tiefste Graben, bei den Philippinen ist es 11000 Meter. Und es gibt heute so Mini-U-Boote, wo man bis dahin runterkommt. Man kann dann auch irgendwelche starken Lampen einschalten und gucken, was man sieht. Aber alle berichten, sie haben die Majestät des Schweigens erfahren. Oder denken wir an Höhlenforscher. Ich kenne Höhlenforscher, die kennen die Majestät des Schweigens. Und es gibt ja auch immer wieder Menschen, auch Christen, die gehen in ein Schweigekloster oder sie haben eine Schweigewoche. Und dann kann man enorme Erfahrungen machen, ist alles okay. Aber stellen wir uns einmal vor, dass Gott seine Majestät im Schweigen ausgedrückt hätte.

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Dass er am Anfang geschwiegen hätte und am Ende wieder Schweigen wird. Und alles Reden, alle Worte sind nur eine kurze Unterbrechung des Schweigens. Es gibt im Mitraskult ein Gebet an das Schweigen. Und dieses Gebet heißt, oh Schweigen, Schweigen, Schweigen, nimm mich hinein in dein majestätisches Schweigen. Ja, aber wir müssen die Faszination des Schweigens durchbrechen. Stellen wir uns mal vor, wir hätten bei den entscheidenden Begegnungen unseres Lebens uns angeschwitten. Stell dir das mal vor. Wir haben bei den wichtigsten, schicksalhaftesten Begegnungen geschwiegen.

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Nein, ihr Lieben, im Anfang war das Wort und das bedeutet, auch im Ende wird das Wort sein. Denn Anfang und Ende hängen ganz eng zusammen. Was am Anfang regiert, wird am Ende regieren. Wenn wir in den Tod hineingehen, gehen wir nicht in das Schweigen, sondern der Mitteilungsfreudige Gott, der wird uns in ein Gespräch verwickeln. Er wird sich uns mitteilen wollen, denn er wird sich uns nicht vorenthalten. Er will sich nicht vorenthalten, weder vor dem Tod noch nach dem Tod. Nein, wir gehen nicht hinein in ein Schweigen, sondern wir gehen hinein in die Kommunikation Gottes,

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der nie ohne sein Wort ist, der also mitteilungsfreudig ist, der uns erreichen will, dem wir wichtig sind. Und so gehen wir hinein in das Gespräch mit ihm. Sören Kirkegaard hat auf seinen Grabstein geschrieben und ewig mit Jesus sprechen. Das leuchtet schon im ersten Satz des Johannes-Evangeliums und diese Geborgenheit und diese Zuversicht strömt aus diesem Vierzeiler. Jubilate!

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Die ersten vier Sätze des Johannesevangeliums | 11.3.1

Worthaus Pop-Up – Tübingen: 18. Januar 2021 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Sie gehören zu den berühmtesten Sätzen der Bibel. Sie stecken den Horizont ab für den gesamten christlichen Glauben. Und sie stellen sich im Grunde noch vor den ersten Satz des Alten Testaments, lassen alle die, die bisher mit der Torah vertraut sind, Neuland betreten; eine Herausforderung, für manche Gläubige ein Skandal!
Jedoch kürzer als in diesen vier Sätzen kann man das Fundament der Welt nicht erklären.
Siegfried Zimmer füllt mit diesen ersten Sätzen des Johannesevangeliums einen Vortrag, und hätte sicher noch Stoff für weitere. Zimmer analysiert fast jedes einzelne Wort, und selten war eine grammatische Analyse so spannend. Er erklärt, was dieses »Im Anfang war das Wort…« für uns heute und für unsere Vorfahren damals bedeutet. Und letztendlich spricht er den Zuhörern diesen unglaublich tiefen Trost zu, der in vier kurzen Sätzen liegen kann.