Der Bibeltext ist sehr unbekannt. Es ist eine Fabel. Der Ausdruck Jothamsfabel ist nicht gut, aber so heißt sie halt. Sie steht in Richter 9. Richter ist ein alttestamentliches Buch. Richter 9, die Verse 8 bis 15. Judith wird euch diesen Text jetzt vorlesen. Richter 9, die Verse 8 bis 15. Einst gingen die Bäume hin, ein König zu sein, der über sie herrschen soll. Sie sprachen zum Ölbaum, sei König über uns. Da sprach der Ölbaum zu ihnen, soll ich meine Fettigkeit aufgeben, mit der man Götter und Menschen errt, und hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum, sei König über uns.
Da sprach der Feigenbaum zu ihnen, soll ich meine Süßigkeit aufgeben und meine köstliche Frucht, und hingehen, um über die Bäume zu schwanken? Da sprachen die Bäume zum Weinstock, sei König über uns. Da sprach der Weinstock zu ihnen, soll ich meinen Wein aufgeben, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Da sprachen alle Bäume zum Dornbusch, sei König über uns. Da sprach der Dornbusch zu allen Bäumen, wollt ihr wirklich mich salben, damit ich über euch herrsche? Dann kommt und bergt euch in meinem Schatten. Wenn nicht, dann wird Feuer ausgehen vom Dornbusch und die Zedern des Libanon verbrennen. Gut, also ihr habt hier eine Fabel gehört. Einst gingen die Bäume hin, einen König zu salben, der über sie herrschen soll.
Und dann sprechen sie drei berühmte Bäume, Ölbaum, Feigenbaum, der Liebling aller Orientalen, und den Weinstock hintereinander an in direkter Rede, komm, sei König über uns. Drei Bäume, alle lehnen ab, aber die königsuchenden Bäume lassen nicht locker. Und als Viertes fragen sie den Dornbusch, der ist zwar ein bisschen verblüfft, wollt ihr wirklich mich salben, dass ich über euch herrsche? Na dann, also das ist eine Baumfabel. Und jetzt möchte ich ein paar grundsätzliche Dinge sagen. Judith wird nachher eine alporientalische Baumfabel mal vorlesen, dass ihr mal ein anderes Beispiel kennt.
Gut, also diese Farbe gehört zu den Bibeltexten, die sehr unbekannt sind. Selbst echte Bibelkenner sind manchmal erstaunt, dass so etwas in der Bibel steht. Und in den großen Kirchen, Katholische Kirche, Evangelische Kirche, gehört dieser Bibeltext nicht in den Predigtplan. Es wird über diesen Text niemals gepredigt. Er hat auch in der Geschichte der Kirche und der Theologie niemals eine Rolle gespielt. Ich habe mal in der Predigtkartei der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Tübingen, da sind Zehntausende von Predigten gesammelt seit dem 17. Jahrhundert, ich habe in der Predigtkartei recherchiert, es gibt in der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen nicht eine einzige Predigt über diesen Text.
Zur Zeit Kaiser Wilhelms II. war es polizeilich verboten, über diesen Text zu reden, zu sprechen, zu predigen. Hat ja sowieso niemand über den gepredigt. Aber Kaiser Wilhelm hat es trotzdem polizeilich verboten. Er wollte da kein Risiko eingehen. Der hat sicher gewusst, warum. Also diese Fabel, die hat es wirklich in sich. Sie ist eine Art Crashkurs in politischer Ethik. Und sie zeigt die Qualität der hebräischen Untergrundliteratur. Das ist hebräische Widerstandsliteratur, Oppositionsliteratur. Fabeln sind Texte, in denen Tiere oder Menschen, nein Tiere oder Fabeln sprechen. Warum? Das ist eigentlich komisch. Also irgendein Geschehen, das es natürlich nur unter Menschen geben kann, in der menschlichen Gesellschaft, wird hier ins Tierreich verlagert oder ins Pflanzenreich.
Es ist eigentlich eine merkwürdige Verpackung. Wieso kommen Menschen überhaupt auf die Idee, so eine komische Literaturgattung zu entwickeln? Warum reden die nicht gleich mit Menschen? Da weiß man doch gleich, um was es geht. Warum diese eigenartige Verpackung? Man hat lange Zeit, war man der Meinung, Fabeln sind dazu da, uns zu unterhalten. Man hat aber bald gemerkt, irgendwie stimmt das nicht. Bei den meisten alten Fabeln, da geht es irgendwie mehr als um Unterhaltung. Und da war die zweite Meinung, Fabeln wollen auf unterhaltsame Weise moralisch belehren. Fabeln wollen eine Moral unter die Menschen bringen. Aber die neuere Fabelforschung hat herausgefunden, das stimmt auch nicht genau.
Das ist nicht der Punkt, um den es den alten Fabeln geht. So lange hat man es noch gar nicht herausgefunden, was wirklich die Absicht dieser alten Fabeln war. Antwort, diese Fabeln wollen das wahre Gesicht der Mächtigen zeigen. Fabeln sind politische Kampfmittel. Sie sind eine Art Waffe in der Hand der Schwachen gegen die Starken. Fabeln wollen zum Widerstand motivieren. Sie wollen aufklären, sie wollen demaskieren und sie wollen das Denken schärfen. Fabeln sind obrigkeitskritisch. Sie wollen wachrütteln. Die ältesten Fabeln gibt es seit 3000 Jahren. Sie entstehen ungefähr gleichzeitig im Alten Orient und in Indien. Später entstehen sie dann auch in Europa.
Zuerst in Griechenland und dann in Rom. Der Begründer der griechischen Fabeln heißt Aesop. Er war ein Sklave. Der Begründer der römischen Fabeln heißt Phaedrus. Er war ein Sklave. Das ist natürlich kein Zufall. Aesop wurde umgebracht und Phaedrus wurde des Landes verwiesen. Fabeldichter leben gefährlich. Wer Fabeln dichtet und wer Fabeln weiter erzählt, gehört zur Familie der Aufbegehrenden, die sich nicht abfinden mit dem Leben, wie es ist. Fabeldichter und die sie weiter erzählen, gehören zur Familie derer, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Also Fabeln sind politische Kampfmittel. Sie wollen die Mächtigen demaskieren. Und deswegen kam es immer zu einer Blüte der Fabeldichtung,
wenn die unteren Bevölkerungsschichten so schlecht behandelt wurden, dermaßen unterdrückt wurden, dass sie aufgebegärten. Jeder Bauernaufstand in Europa war begleitet von einer Blüte der Fabeldichtung. Also Fabeln wollen den Mächtigen ihr wahres Gesicht zeigen. Darf ich euch aber sagen, das haben die nicht gern. Die Wahrheit ist ein unleidlich Ding. Und deswegen diese komische Verpackung. Weil den Mächtigen offen ins Gesicht zu sagen, offene Kritik zu üben, das war total lebensgefährlich. Und deswegen verlagert man das Geschehen ins Tierreich oder ins Fabelreich. Das war als Schutz gedacht, um sich notfalls rausreden zu können. Trotzdem, Fabeldichter haben sehr gefährlich gelebt. Die altorientalischen Fabeln, so eine wie ich sie, wie Judit sie jetzt vorgelesen hat, sind auch politische Kampfmittel,
so wie die griechischen, römischen und indischen Fabeln auch. Und das ist auch übrigens der Unterschied zu Märchen. In Märchen können ja auch Pflanzen und Tiere reden. Aber Märchen sind nicht obrigkeitskritisch. Sie wollen nicht zum Widerstand motivieren. Sie sind keine Oppositionsliteratur aus dem Untergrund. Auch die orientalischen Fabeln wollen den Mächtigen ihr wahres Gesicht zeigen. Trotzdem ist da ein bisschen anders. Die Autoren der orientalischen Fabeln sind nicht aus der Unterschicht. Es sind keine Sklaven, sondern sie kommen aus der mittleren Beamtenschaft an den Königshöfen. Also sie gehörten nicht zu den ganz hohen Beamten. Aber es waren, heute würden wir vielleicht sagen, Ressortchefs, Abteilungsleiter, die aus viel Erfahrung wussten, was sie mit den Fabeln wollten. Also bei den Fabeln ist es so im Orient, es gibt ganz bestimmte Fabeltypen.
Und die halten sich über Jahrhunderte immer die gleichen Fabeltypen. Der wichtigste, der berühmteste Fabeltyp sind die Baumfabeln. Und die Baumfabeln haben immer ohne jede Ausnahme die gleiche Situation, nämlich die Königswahl. Die Königswahl ist die wichtigste politische Situation überhaupt. Denn die Könige haben alle Macht in der Hand. Es gibt keine Gewaltenteilung. Das sind absolutistische Herrscher, autoritäre Herrscher. Sie haben alle staatliche Macht in der Hand, Regierungsmacht, Justizmacht und militärische Führer in der Hand. Und deswegen, es gibt im Orient zwei verschiedene Arten, wie man Könige findet. Durch Dynastie, Erbdynastie, da werden es immer die Söhne. Aber die Erfahrung hat gelehrt, dass die Söhne der Könige nicht immer gerade die Besten sind. Und deswegen gibt es andere orientalische Reiche,
die keine Erbdynastie haben, sondern ein Wahlkönigtum. Und der Sinn vom Wahlkönigtum ist natürlich, dass man die Eignung berücksichtigt, also nicht das blinde Durchsetzungsvermögen und nicht einfach die biologische Erbfolge. Und die Baumfabeln sind also so in orientalischen Reichen, die ein Wahlkönigtum haben. Und diese Fabeln werden dann immer in Umlauf gesetzt in der königlichen Palastadministration, unmittelbar bevor der König stirbt oder kurz danach. Weil diese Situation, der König ist tot, das machen wir jetzt. Also beim Wahlkönigtum, das war eine ganz labile Zeit, wo man nicht recht wusste, paar Tage lang, zwei, drei Wochen lang, ein Machtvakuum. Das war die sensibelste Zeit. Und wenn jetzt ein blöder Sackkönig wird, der ungeeignet ist, charakterlos,
dann ist das ein ganz normales Sackkönig. Und das ist auch ein ganz normales Sackkönig. Und da leidet natürlich die gesamte Bevölkerung drunter. Also das Programm ist für die Vögel hier nicht gewohnt. Die sind irritiert. Okay, und jetzt will ich euch mal so eine alporientalische Baumfabel. Die also Judith mal eine vorlesen wird. Da geht es um Folgendes. Irgendwelche Fachleute aus der mittleren Ebene, die selber nicht König werden können, die aber die möglichen Kandidaten aus jahrelanger Erfahrung kennen, geben durch ihre Fabeln den Insidern indirekte Tipps. Die und die sind völlig ungeeignet und den halten wir für den geeignetsten. Also das sind so Insider-Tipps. Und damit wollen sie die Königswahl beeinflussen.
Sie wollen den Interessen des Reiches damit dienen, denn es soll ja um die Eignung gehen. Also diesen Fabeldichtern ging es wirklich um die Interessen des Reiches. Sie selber kamen ja eh nicht in Frage. Trotzdem waren auch diese Fabeln gefährlich, denn wenn ein anderer das Rennen macht, können die schnell ein Kopf kürzer sein. Also jetzt mal eine typische alporientalische Baumfarbe. Die Pflanzen hielten einmal Rat, um zu wissen, welche von ihnen die Herrschaft über die andere verdiene. Einige schlugen die Dattelpalme vor, weil sie hochgewachsen ist und süße Früchte trägt. Der Weinstock widersprach. Ich bin der Freudenbringer. Ich verdiene die Herrschaft. Der Dorn straucht drauf. Ich verdiene sie, denn ich steche. Jede dachte von sich besser als von den anderen und meinte, sie hätte die anderen nicht nötig.
Der Dattelbaum dachte nach und begriff, dass man ihm deswegen die Herrschaft missgönnte, weil man nicht wünschte, dass andere seine jetzige Ehrenstelle bekämen. Er sagte, ich bin doch wohl berechtigter als irgendeine andere Pflanze zur Herrschaft. Die anderen sagten alle ja, fügten aber hinzu, du bist hochgewachsen und deine Früchte sind süß. Allein zweierlei Dinge fehlen dir. Du spendest deine Früchte nicht zur selben Zeit wie wir und du taugst nicht als Bauholz. Außerdem bist du so hoch, dass viele Leute deine Früchte nicht kosten können. Er antwortete ihnen, ich will König und ihr sollt zugleich Prinzen werden. Wenn meine Zeit um ist, werde ich noch über eure Söhne herrschen. So ernannte er denn den Weinstock zum Obermundschenk, den Feigenbaum zum Konsul,
den Dornstrauch zum Oberhenker, den Granatbaum zum Oberarzt. Andere Pflanzen ernannte er zu Heilmitteln. Die Zeder zu Bauholz, die Wälder zu Brennholz, das Buschwerk zum Gefängnis. So bekam jede Pflanze ihr Amt. Diese Baumfabel, ich sage mal kurz ihren Sinn, der Typ, dieser Abteilungsleiter, der diese Baumfabel komponiert hat, der hält die Dattelpalme, Insider werden gewusst haben, wer das ist, für den besten Kandidaten. Die Dattelpalme hat aber ganz schön Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Denn im Wahlkönigtum muss nach dem Tod des Königs, vor allem wenn der König überraschend stirbt, sich aus seinem näheren Beraterkreis, Freundeskreis sich jemand durchsetzen, aber auch die Anerkennung der anderen finden.
Das ist ein sehr sensibler Prozess. Und dieser Abteilungsleiter schanzt diesem Kandidaten einen Rat zu. Sage deinen härtesten Mitbewerbern attraktive Posten zu. Dann geben die schneller nach. Also das ist so eine altorientalische Baumfabel. Jetzt müsst ihr wissen, alle altorientalischen Baumfabeln, die wir kennen, finden das Königtum selbstverständlich gut. Denn das Königtum ist die Grundlage des Lebens. Alle orientalischen Reiche, ob groß oder nur Städte, dann haben sie eben ein Stadtkönigtum. Das Königtum war die Grundlage des Lebens. Die Götter wollten diese stabile Grundlage, also am Sinn des Königtums hat niemand gezweifelt. Sie waren alle monarchisch verfasst. Auch diese Baumfabeln empfinden das Königtum als gottgewollt, als etwas Gutes.
Sie üben also keine Kritik am System, sondern sie üben Kritik im Dienste des Systems. Und in dem Fall sind alle altorientalischen Fabeln an folgenden Punkten gleich. Also das Amt des Königs ist das höchste, schönste und beste Amt, was es gibt. Ein besseres Angebot kann man nicht kriegen. Viele Bäume wollen König werden. Es ist eine harte Konkurrenz. Und die fruchtbarsten Bäume sollen König werden. Am besten der fruchtbarste Baum. Das heißt also, die Früchte sind immer ein Argument für das Königtum. Das ist also Kritik im Dienste des Systems. Aber diese Fabel, die ihr jetzt vielleicht zum ersten Mal gehört habt, darf ich euch sagen, ist die einzige Fabel der Menschheitsgeschichte, die einzige Fabel im vorderen Orient, die mit diesem Konsens bricht.
Diese Fabel übt nicht Kritik im Dienste des Systems, sondern diese Fabel übt Kritik am System selbst. Alle Fruchtbäume lehnen ab. Und zwar lehnen sie ab mit einem sonderbaren Argument. Soll ich meine Süßigkeit aufgeben, die Götter und Menschen erfreut, und hingehen, über den Bäumen zu schwanken? Soll ich meine Fettigkeit aufgeben, hingehen über den Bäumen? Nein, danke, da würde ich ja was verlieren. In allen drei Antworten der Fruchtbäume steht das Wort aufgeben. Also und damit ist ganz klar, alle drei sind der Meinung, das wäre ja ein schwerer Verlust, wenn ich König wäre. Wenn ich mal mein jetziges Dasein vergleiche mit der Möglichkeit, König zu werden, ja, da würde ich ja Schwerwiegendes verlieren. Das ist vollkommen sonderbar. Also in der politischen Ethik des vorderen Orients ist diese Fabel ein völliger Fremdkörper.
Gut, jetzt gehen wir mal dieser Fabel entlang. Die Fabel ist sehr einfach aufgebaut. Alle Fabeln haben immer Dialoge, denn es soll ja das, was zwischen Menschen besprochen wird, in das Tier- oder Pflanzenreich übertragen werden. Also das Spezifische der Fabeln ist ja, dass Tiere oder Pflanzen sprechen. Also ist das Sprechen natürlich das Entscheidende, gell? Das ist ja gerade das Besondere, dass Tiere oder Pflanzen sprechen. Auch hier ist es so. Das Entscheidende steht in den Dialogen. Die Fabel fängt an mit einer kurzen Einleitung. Einst gingen die Bäume hin, einen König zu suchen, der über sie herrschen soll. Einen König zu salben, der über sie herrschen soll. Das ist die Einleitung.
Man merkt an dieser Einleitung folgende wichtige Punkte. Es geht hier gar nicht um irgendwelche Einzelheiten. Es geht hier nicht um einen speziellen König. Auch der Ort, wo diese Fabel in Richter IX steht, ist ein ganz später Ort. Da hat man die Fabel halt mal später hingestellt. Das ist also ein sekundärer Kontext. Die Fabel selber, die ist viel älter als die Umgebung im Richterbuch. Gut, also in dieser... Und nämlich im Richterbuch geht es dann um den König Abimelech. Aber das ist sozusagen eine spätere Anwendung. Es geht in dieser Fabel gar nicht um einen bestimmten König, sondern es geht grundsätzlich um das Königtum. Hier wird das Herrschen überhaupt abgelehnt. Und nicht nur abgelehnt, es wird lächerlich gemacht. Der arbeitet mit dem Stilmittel des Sarkasmus und des Absurden. Das ist hier schon halb absurdes Theater. Also es geht ganz allgemein, einst gingen die Bäume hin,
einen König zu salben, der über sie herrschen soll. Also es geht hier um sehr grundsätzliche Dinge und nicht um geschichtliche, zufällige Konstellationen. Salben ist ein Akt im Impronisationsritual, das dauert mehrere Tage. Aber das spannendste Spektakel, das vor dem Palast oder auf dem Marktplatz in der Öffentlichkeit stattfindet, da wird der König gesalbt mit Öl. Und da kann die ganze Bevölkerung zugucken. Also das Salben ist hier einfach ein Teil der Impronisation. Der steht hier für den ganzen Vorgang, weil es halt der interessanteste Teil ist. Gut, und jetzt gehen also die Bäume hin und fragen jeden einzelnen Baum. Alle drei Bäume, die hoch qualifiziert sind, das sind die beliebtesten Bäume des Orients, Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock, sag noch ein paar Sätze gleich dazu,
alle drei lehnen ab. Das Interessante ist, dass sie nicht einfach Nein sagen, sondern sie lehnen ab in Gestalt einer Frage, alle drei. Und Fragen regen zum Nachdenken an, sie wollen das Denken schärfen. Deswegen stellt man solche Fragen. Also der Ölbaum sagt, soll ich hingehen und meine Fettigkeit aufgeben, die Götter und Menschen erfreut, und hingehen, über den Bäumen zu schwanken? Der Feigenbaum sagt, soll ich meine Süßigkeit aufgeben, die Götter und Menschen erfreut, und hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? Immer das letzte Wort schwanken. Jetzt alle drei, alle drei, betont am Ende. Also mit dem Schwanken, da muss was sein. Und dann gehen sie zum Weinstock, soll ich meinen Wein aufgeben, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, um über den Bäumen zu schwanken?
Also alle lehnen ab in Gestalt einer Frage, und alle lehnen genau gleich ab. Und sogar in allen drei Antworten kommt das Wort aufgeben, und in allen drei Antworten am Ende schwanken. Das ist also schon sehr befremdlich. Sie lehnen dankend ab, nö, kein Interesse. Das wäre ein Abstieg. Jetzt überlegen wir uns mal, was sind das für Bäume? Es sind Fruchtbäume, und zwar die drei wichtigsten Fruchtbäume des Orients. Es gibt im Orient fünf sehr wichtige Fruchtbäume, und dann gibt es noch viel mehr, Mandelbaum und so weiter. Aber die ersten drei sind Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock, die haben Platz eins, zwei, drei. Dann kommen die Dattelpalme, und dann kommt der Granatapfelbaum. Und dann kommt erst mal eine Weile gar nichts, dann kommt der Mandelbaum und viele andere.
Also aber die ersten drei ganz klar Öl, Feige und Weinstock. Weinstock gilt als Baum in der Antike. Also das sind Fruchtbäume. Was ist das Charakteristische dieser drei Bäume? Das Nützliche besteht in ihrer Frucht. Also es besteht in dem, was andere Menschen nehmen können und reinbeißen können. Und wenn sie in diese Früchte reinbeißen, das tut ihnen gut, das stärkt sie, das erfreut sie und das heilt sie. Denn Öl hat auch medizinische Funktionen. Also diese Bäume geben Leben weiter. Sie haben überfließendes Leben. Und zwar die drei am allermeisten. Sie haben nationale Bedeutung. Orientalische Kultur ohne Feigenbaum, Ölbaum und Weinstock ist völlig undenkbar. Öl kann man haltbar machen, indem man es einlagert.
Wein kann man trocknen, Feigen auch. Und dann kann man sie in der Zeit des Überflusses lagern für viele, viele Monate. Also sie haben enorme Bedeutung. Die Autorität dieser Bäume ist eine Autorität des Weitergebens, des Stärkens, des Ernährens, wie mal mein großer pädagogischer Lehrer gesagt hat, ich will Kinder nicht belehren, ich will sie ernähren. Also die Ernähren, die sind Vollkornbrot. Und es ist aber auch eine Autorität des Erfreuns. Feigenbaum, es gibt keinen Zucker in der Antike. Süßigkeit gibt es nur durch Honig und Feigen. Jeder Orientale, der irgendwie kann, hat seinen Feigenbaum vorm Haus. Ölbaum in großen Heinen, die kommen scharenweise vor. Feigenbaum ist ein Einzelbaum. Weinstock, wir wissen heute noch nicht allzu lange.
Kanan ist die Geburtsstunde des Weins auf der ganzen Welt. Der Wein für die Menschheit ist in Kanan, ist kein primitives Heidenland. Die Kananer haben das Alphabet entwickelt und sie haben den Wein entdeckt. Das verdanken wir diesen Heiden, die nicht primitiv sind, das ist ein ganz hochentwickeltes Volk. Also die Kananer waren die erste Weinstube für Ägypten. Die ganze Welt verdankt den Wein den Kananerern. Wein ist ein Grundnahrungsmittel, der ist verdünnt. Besoffene gibt es im Orient nicht viele, weil der Wein wird immer verdünnt getrunken. Manche sagen, es gibt im Orient mehr Wein als Wasser. Also das sind diese drei ganz berühmten Fruchtbäume. Sie haben eine Autorität des Weitergebens, des Erfreuens, des Starkmachens und des Heilens. Und diese Autorität will Gott in allen Bereichen des Lebens, auch in der Politik.
Nur eine Autorität des Starkmachens, des Ernährens, des Erfreuens und des Heilens. Nur solche Autoritäten können sich auf Gott berufen und stammen aus dem Geist Gottes. Jetzt ist noch interessant dieses Schwanken. Diese Bäume merken, wir haben doch sowieso schon höchste Autorität. Es kommen immer wieder Menschen von ganz alleine zu uns her. Die muss man gar nicht zwingen, die kommen von ganz alleine. Wir stehen da und die Menschen kommen, weil die wollen reinbeißen in unsere Früchte. Diese Autorität, dass ich anderen Menschen etwas geben kann, dass ich etwas vermitteln kann, diese Autorität schafft so viel Zufriedenheit und Glück und Befriedigung,
dass ich keinerlei amtliche Ernennung brauche. Ich finde dermaßen viel Glück und Zufriedenheit darin, dass ich viel vermitteln kann. Menschen, die viel geben können, die viel vermitteln können, sind geschützt gegen Leerlaufernennungen. Die merken, da würde ich ja den Kontakt verlieren, ich habe ja jetzt so viele Basiskontakte, ich habe so viel Bodenhaftung, was soll ich denn darüber schwanken? Das Wort Schwanken ist im Hebräischen immer negativ. Man kann es auch übersetzen mit torkeln oder taumeln. Es wird benutzt für die Gangart von Besoffenen. Die gibt es schon auch, aber selten. Besoffene torkeln. Und soll ich hingehen, um über den Bäumen zu torkeln? Hier wird also die Herrschaft von Menschen über Menschen lächerlich gemacht. Jetzt müssen wir uns mal kurz fragen, können wir das einfach in die Bundesrepublik übertragen? Nein, das kann man nicht so einfach.
Wir können die Bibel oft nicht eins zu eins ins Heute übertragen. Das geht nicht. Denn wir sind eine parlamentarische Demokratie. Das ist was anderes. Das heißt, diese Fabel will absolutistische, autoritäre, menschenfeindliche Herrschaft demaskieren. Dass die gesunde Autorität so etwas nicht mitmacht. Aber wir haben inzwischen Volkssouveränität. Alle Macht geht vom Volk aus. Also demokratisch gewählte Regierungsmitglieder können wir nicht mit orientalischen Despoten vergleichen. Das geht nicht. Da ist ein großer Unterschied. Außerdem muss man sagen, wo sind denn heute die mächtigen autoritären Herrschaftsformen? Sind sie nicht eher in der Wirtschaft, in den Banken, in den Behörden, in der Verwaltung? Was gibt es in der Verwaltung für Herrschaften? Von Personen hinter dem Schalter auf Personen vor dem Schalter.
Hätten sie nicht rechtzeitig gekommen können, ausschlussfrist? Sie können doch lesen. Das steht doch im Formular. Und das Beuerle vorm Schalter. Was meint ihr, wie viel Herrschaftsautorität in den Behörden, in der Verwaltung, in den Banken, in der Wirtschaft? Also wir müssen heute fragen, wo sitzt heute menschenfeindliche, autoritäre Herrschaftsformen? Oft am wenigsten in einer parlamentarisch gewählten Regierung. Und heute sind viele Menschen so faul, dass sie sowieso nicht mehr in die Politik gehen. Sie wollen sich lieber amüsieren. Heute muss man den Christen sagen, Leute, geht in die Politik, engagiert euch. Das kostet mehr Anstrengung, wie nur seine eigene Gartenzwergidylle zu füllen. Ein solches Amt anzunehmen, ist schwerer als es abzulehnen. Das ist viel leichter. Also heute müssen wir sagen, Leute, engagiert euch wieder.
Christen sollen in die Politik und sich in den Parteien engagieren. Karl Barth hat einmal gesagt, ein Christ kämpft in jeder Partei gegen die Partei für das Ganze. Gut, aber wer hat noch so autoritäre Herrschaftsformen? Eltern können sie haben über Kinder, ältere Geschwister über jüngere Geschwister, Lehrer über Schüler, Professoren über Studenten, Prüfungskommissionen über Kandidaten, Chefärzte über ihr Personal, Feldwebel über die Soldaten, Vorgesetzte unter Untergebene, Trainer über ihre Ausgelieferten. Da sitzen diese Machtformen. Und da muss man schon sagen, was haben die eigentlich für eine besondere Art der Autorität? Also dieses Schwanken trifft nur menschenfeindlich autoritäre Formen der Herrschaft, andere nicht.
Es gibt ja auch verantwortbare Formen von Herrschaft. Dieses Schwanken meint Folgendes, wenn ich als Baum da oben bin, dann verliere ich ja völligen Halt. Diese Bildlogik der Bäume, es gibt ja 100 Baumfabeln, aber dieser unbekannte Dichter aus dem hebräischen Untergrund, die Fabel ist 3000 Jahre alt, aber die ist hochaktuell. Dieser Autor hat gemerkt, Bäume sind doch verwurzelt im Boden. Die Lebenskräfte und die Lebenssäfte, die sitzen unten, nicht oben. Das Leben sitzt unten. Wenn ich die Wurzeln verliere, verliere ich meinen Halt, verliere meinen Sinn und ertorkel ich da oben rum. Das ist ja das Problem dieser autoritären Herrschaft. Die haben keine Bodenhaftung mehr, die haben keinen Basiskontakt mehr. Sitzen diese Leute noch in den Kneipen und hören den einfachen Menschen zu?
Wissen sie noch, was im Herzen der einfachen Menschen vor sich geht? Man sagt, je höher ein Posten, desto informationsärmer wirst du. Denn mit einem Chef redet man nur noch so, wie man halt mit dem Chef redet. Bestimmte Dinge erfährt der nicht mehr. Man vertraut sich einem Chef, der mich kontrolliert und Macht über mich hat, in der Regel nicht an. Dieser Autor hat gespürt, Bäume haben Wurzeln. Bäume können nicht über Bäumen sein. Bäume verlieren ihren Sinn, wenn sie über andere herrschen. Bäume müssen verwurzelt bleiben in der Erde. Und ich möchte schon auch alle Trainer und alle Chefärzte, alle Professoren, Prüfungskommission, Eltern, ältere Geschwister, Feldwebel, Menschen hinter dem Schalter schon fragen,
fördert ihr das kritische Denken? Fördert ihr den aufrechten Gang oder wollt ihr Bücklinge? Fördert ihr die Selbstständigkeit? Wir müssen diesen Leuten auf die Finger schauen, weil Macht deformiert. Wir dürfen uns da nicht alles gefallen lassen. Wir dürfen nicht andere für uns denken lassen. Erziehen wir in Freakstock, in der Christenheit, in der Gemeinde und im Religionsunterricht, erziehen wir zum aufrechten Gang oder wollen wir das angepasste Denken? Jetzt diese Bäume lassen nicht locker. Wir kriegen drei Ablehnungen, aber meinst du, dass die aufhören? Die machen weiter. Jetzt gehen sie zum Donbusch. Der Donbusch ist natürlich jetzt der Höhepunkt oder besser gesagt der Tiefpunkt. Komm, sei König über uns. Und jetzt der Donbusch antwortet drei Sätze. Sag euch die drei Sätze.
Ich sag euch. Die sind nicht nur aufschlussreich, die sind absolut verräterisch. Der Typ, der diese Fabel im hebräischen Untergrund vor 3000 Jahren geschrieben hat. Also zunächst mal der Donbusch. Ihr müsst wissen, ein Donbusch hat keine Früchte. Ja, der hat nichts zu verlieren. Der hat auch gar nicht das Gefühl, dass ein Mensch hat, der eine echte Autorität hat. Dieses Gefühl der Befriedigung, der Zufriedenheit und des Glücks. Ich kann anderen Menschen etwas vermitteln und die Menschen kommen immer wieder von ganz allein, um von meinen Früchten zu naschen. Was will ich mehr? Aber das kennt der Donbusch nicht. Die Donbüsche im Orient, das sind nicht so unsere Rosenheckentonnen, das ist ja Kindergarten. Ein Donbusch im Orient, das sind acht, zehn, zwölf Zentimeter lange Donnen. Die können übelste Verletzungen anrichten. Also nicht wie mal eine Studentin gesagt hat bei der Fabel, ja, die drei Fruchtbäume sind arrogant, die lehnen ab.
Der Donbusch ist der einzige, der sich der Verantwortung stellt. Und dann hat sie gesagt, nein, das ist typisch Süddeutsch, weil die Donnen im Orient, die Leute haben genug Erfahrung mit dem Donbusch und die wissen, was ein Ölbaum, ein Feigenbaum und ein Weinstock ist. Also man muss diese Fabel ganz aus ihrer Welt heraus entstehen. Gut, das erste, was der Donbusch antwortet, er ist ein bisschen verblüfft. Er kann sich ein gewisses Stutzen, kann er nicht verheben. Wollt ihr wirklich mich zum König salben? Diese verblüffte Frage ist genial. Denn wer fragt so? Ja, nur der, der sagt, wenn die Leute wirklich wüssten, was auf sie zukommt und die mich nicht freiwillig salben. Das heißt also, der Donbusch weiß ganz genau meine Interessen und denn ihre Interessen, die sind nicht deckungsgleich.
Deswegen ist er überrascht, dass die das freiwillig machen. Aber so dumme Leute gibt's. Es gibt ja Leute, die von der Dummheit der anderen leben. Also mit dieser Frage wird jede Herrschaft demaskiert, die von der Leichtgläubigkeit der Menschen profitieren, von ihrer Naivität. Alle Herrschaftsformen, die ihre wahren Interessen verschleiern müssen, weil sie sonst nicht freiwillig gewählt werden. Also diese verblüffte Frage trifft eine bestimmte Art von menschenfeindlicher Herrschaft im Mark. Denn wer wählt seine schlechter selber? Also er ist verblüfft. Aber dann kommen jetzt zwei Bedingungssätze, die fangen immer an mit dann. Also wollt ihr wirklich mich zum König salben?
Wenn ihr ein bisschen überrascht, aber gut, wenn ihr wollt. Und jetzt dann kommt und bergt euch in meinem Schatten. Also das ist ein Lockruf. Er lockt, er bietet Schutz an. Er spricht das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an. Kommt in meinen Schutz, kommt in meinen Schatten. Er weiß, dass es Lebensangst gibt und dass viele Menschen sich überfordert fühlen von Leben. Die Menschen sind schutzbedürftig. Sie haben ein Sicherheitsinteresse. Der Machtinstinkt des Dornbusches weiß das. Er schafft mit Zuckerbrot und Peitsche. Er lockt und brot. Also erst lockt er. Mal gucken, ob es so geht. Also dann kommt und bergt euch in meinem Schatten. Jetzt dieser Begriff Schatten, den könnt ihr ein bisschen nachfühlen heute und gestern. Beim Augen-Ehr saßen die Leute alle in so kleinen Trauben im Schatten. Ich war mal im Negev in der Mittagszeit mit Studenten. Ein einziger Baum im Umfeld von zwei Kilometern.
Es war knalle heiß, 44 Grad. Aber meine Studis sind gerannt zu diesem Baum. Es war der einzige Schatten. Also ich sage euch, bei der sängenden Sonne des Orients hat der Schatten einen anderen Klang wie im Schwarzwald. Also die sängende Sonne ist im Orient der Inbegriff für die Last des Lebens, die Mühsal des Lebens. Du hältst in der sängenden Sonne nicht lang aus. Und der Schatten steht für Erleichterung, für Abgeschirmtsein. Und die Könige im Orient, die haben alle einen Sonnenschirm. Die gehen außerhalb des Hauses in einem riesigen Sonnenschirm im Schatten der Könige. Es heißt auch mal, wer im Schatten des Allerhöchsten ist. Die zärtlichste Form im Orient ist, wenn jemand in der Sonne, das hat das mal bei einer Studentin gemacht. Ich habe sie dann nachher gesagt, dass sie das bewusst gemacht hat.
Also eine Studentin saß mal in der Hitze im Negev. Und dann trete ich so vor sie hin, dass durch meinen Körper auf sie Schatten fällt. Da muss ich sie nicht berühren. Das ist die größte Form der Zärtlichkeit. Unaufdringlich. Ich spende ihr Schatten. Also der Schatten, das ist ein ganz tiefer Begriff im Orient. Der Dornbusch bietet Schatten an. Erleichterung von der Mühsal des Lebens. Schutz und Abgeschirmtsein. Aber ich muss doch bemerken, der Dornbusch wird im Orient ein Meter hoch. Höchstens 1,10 Meter, der Rekord ist 1,20 Meter. Die Bäume sind aber wesentlich höher. Wie will denn der kleine Dornbusch den großen Bäumen Schatten anbieten? Und dann sage ich euch mal, überlegt mal, wie groß ist der Schatten eines Dornbuschs. Und im Orient steht die Sonne senkrecht. Der Dornbusch hat einen Schatten von 1,5 Millimeter.
Da musst du aber sehr nahe an der Dornbusch ran. Aber du kannst die doch an einen Dornbusch nicht schmiegen. Fall du mal in einen Dornbusch, du. Da siehst du aber anders aus anschließend. Du kannst dich doch nicht in den Schatten eines Dornbusches bergen. Probier's mal. Also das ist ein so satirisches Bild. Dieser kleine, verdruckte Dornbusch bietet den großen Bäumen Feigenbaum, Ölbaum und Weinstockschatten an. Oder den anderen Bäumen. Und wie breit ist denn der Schatten? Das heißt, diese Autorität bindet die Menschen ganz eng an sich. Es gibt Leute auf Führergestalten in verschiedenster Form, die binden die Leute ganz eng an sich. Sie gewähren ihnen keinen Raum, in dem sie sich entfalten können. Also sie wollen diese Nähe, aber die Nähe des Dornbusches ist verletzend.
Der Dornbusch hat eine verletzende Autorität, die keinerlei Freiheit gewährt, die die Menschen eng an sich bindet. Intellektuell, psychisch, religiös, härteste Bindung. Dass du mir ja nicht aus meinem Schatten daraus gehst. Hast du einen schönen Schatten? Kannst du dich doch frei bewegen in meinem Schatten? Man muss sich wirklich fragen, glaubt eigentlich der Dornbusch selber, was er sagt? Aber wenn nicht, jetzt kommt der Schlusssatz, wenn nicht, Burschle, wenn du auf dumme Gedanken kommst, wenn du gegen mich aufmupfen willst, also kommt und bergt euch in meinem Schatten. Wenn nicht, dann kann ich auch anders. Dann wirst du mich kennenlernen. Jetzt kommt die Drohung. Dann soll Feuer ausgehen vom Dornbusch und die Zedern des Libanon verbrennen. Dornbüsche können sehr schnell brennen, die können sich selber entzünden.
Und wenn dann noch ein Wind geht, der Steppenbrand, ich sag dir, da musst du aber in dem Auto und im dritten Gang wegfahren. Weil ein Steppenbrand hat ein Tempo, hab ich schon erlebt. Hat ein Chefarchäologe gesagt, ins Auto und ganz schnell weg. Weil wenn einige Sachen brennen, das Gestrüpp wächst sehr schnell wieder nach. Aber der Baumbestand. Und jetzt die Zedern Libanons, die werden ja 30 Meter hoch, die werden 3000 Jahre alt. Es sind die schönsten Bäume mit einem wunderbaren Duft. Sie gelten im Orient als der Inbegriff des Kostbaren und Stabilen. Denn das Holz, der Cedar, ist das einzige Holz ohne Wurmfraß. Die Cedar-Holz ist so fest, so stabil, da kommt kein Wurm rein. Und deswegen baut man Paläste und andere Sachen baut man aus Zedern. Also das sind so die Leute, die Mächtigen. Wenn es nicht so läuft, wie sie wollen. Wenn die, die sie doch so locken, dann mal auf andere Gedanken kommen.
Ich sag dir, die eskalieren. Da ist denen alles scheißegal. Adolf Hitler wollte schon ruhig, dass Deutschland mit untergeht. Und Nero hat halt dann mal Rom angesteckt. Es gibt dann schon Leute, die rechnen mit Millionen Verstrahlten. Also die beleidigten Mächtigen, die beleidigten Mächtigen. Ich sag euch, das ist ein dunkles Kapitel. Ja, das ist die Antwort des Dornbusch. Bis heute genial. In drei Sätzen demaskiert, demaskiert in drei kurzen Sätzen. Jetzt kann man sagen, der Dornbusch ist an allem schuld. Weiß ich nicht so genau. Wie fängt denn alles an? Die Bäume gingen hin, einen König zu salben. Und weil sie keinen anderen gefunden haben, aber die wollten unbedingt einen König, es gibt Leute, die wollen eine starke Hand. Die wollen unbedingt, dass andere für sie denken, auch religiös.
Und dann hocken sie da und da vorne offen. Und dann, ah, jetzt wissen sie wieder, wie es langgeht. Ich brauche jemanden, der für mich denkt. Ich brauche eine starke Hand. Und ich will regiert werden. Ich sag euch, das ist das Problem. Das Problem sind die Bäume, die unbedingt regiert werden wollen. Und die landen dann beim Dornbusch. Es ist so, wie die Motten und das Licht, die finden sich. Die schwachen Typen, die sind die, die die Dornbüsche ins Amt hieven. Weil sie selber nicht selbstständig leben können. Ich will jetzt diese Menschen nicht verachten, es gibt ja viele schwache Menschen. Aber wir müssen in Kindergarten und Schule und Hochschule und in allen verantwortlichen Posten, müssen wir unaufhörlich den Schwachen Mut machen. Sie zum eigenen Denken anhalten. Ihnen erlauben, dass sie kritisch denken, dass sie aufmucken.
Weil, dass sie selbstständig den aufrechten Gang lernen. In Schule, Partei, Kirche und Wirtschaft. Müssen die Menschen den aufrechten Gang lernen, damit die Dornbüsche nicht mehr so einen Einfluss bekommen. Das Grundproblem ist nicht der Dornbusch, sondern die schwachen Geister, die unbedingt von anderen fremdgesteuert sein wollen, weil sie vom Leben überfordert sind. Ein amerikanischer Soziologe hat mal ein Buch geschrieben, Escape of Freedom, Flucht vor der Freiheit. Ich will keine Freiheit, ich will regiert werden. Darüber müssen wir alle gründlich nachdenken. Wie ist das Klima in den religiösen Gemeinschaften? Ist es ein Klima, dass die Menschen den aufrechten, selbstständigen Gang lernen? Ich schließe mit folgenden Worten. Diese Fabel hat messianische Qualität.
Nach dieser Fabel kann nur noch ein Messias kommen, der auf dem Esel reitet und ein Freund der Armen ist. Jesus hat niemals ein Pferd bestiegen. Er ist niemals zu Ross geritten. Er ist nur auf einem Esel, wie halt die einfachen Menschen auch. Nach dieser Fabel kann der Messias nicht mehr nach Art der Herren dieser Welt sein. Diese Fabel ist ein politischer Grundkurs in Ethik und sie hat messianische Qualität. Deswegen will ich nach dieser Fabel mal euch alle fragen. Ich frage aber auch alle Chefärzte, alle Professoren, alle Eltern, alle Trainer, alle Feldwebel, alle Vorgesetzte, alle ältere Geschwister, alle Menschen hinter dem Schalter, alle Parteien, alle Politiker,
möchte ich mal folgende Frage stellen. Was haltet ihr von dieser Fabel? Freut sie euch oder ärgert sie euch? Was meint ihr? Freut euch die Fabel oder ärgert ihr euch an ihr? Würdet ihr eine solche Fabel lieber weitervermitteln oder würdet ihr sie lieber verheimlichen? Gehört ihr eher zu denen, die solche Fabeln erfinden oder gehört ihr eher zu solchen, die diese Fabel verdecken? Was meint ihr? Was meinst du? Wie geht es dir? Das zeigt, wes Geistes Kind du bist. Diese Fabel zeigt die Qualität einer Gesellschaftsanalyse aus dem Heiligen Geist.
Die einzige Fabel der Bibel – Systemkritik par excellence (Richter 9, 8-15) | 3.7.3
Die Bibel kann auch politisch! Siegfried Zimmer beweist: Die Heilige Schrift enthält Untergrund- und Widerstandsliteratur, sie ist nicht auf Linie mit den Mächtigen ihrer Zeit. Was eine Fabel, in diesem Fall eine konstruierte Unterhaltung zwischen Bäumen, mit dem Urteil über ein politisches System zu tun hat, zeigt Siegfried Zimmer anhand eines weitgehend unbekannten Bibeltextes.
Eines ist dabei sicher: Den Mächtigen der Welt, den Investmentbankern, Konzernchefs, den Reichen, Starken und Unterdrückern unserer Zeit geht es mächtig an den Kragen.