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Die Apokalypse des Johannes (Teil 9): Offenbarung 5 | 13.2.1

Worthaus Pop-Up – Tübingen: 17. April 2023 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Selten wird unser Weltbild in der Bibel derart auf den Kopf gestellt wie im fünften Kapitel der Offenbarung. Johannes hatte in seiner Vision Gott gesehen und weitere Personen, die mächtiger kaum sein könnten. Und doch ist es eine hilflose, gequälte Kreatur, die von den Mächtigen angebetet wird. Diese Szene in der Offenbarung im fünften Kapitel der Apokalypse ist die Ausgangsbasis für den restlichen Text. Es ist ein Text mit einer wichtigen Botschaft, vor allem auch für jüdische Bibelkenner. Damit es verständlich wird, führt Siegfried Zimmer führt Satz für Satz durch dieses Kapitel. Er erklärt, was es mit der Schriftrolle auf sich hat, die nie vorgelesen wird. Warum ausgerechnet ein einzelner israelitischer Stamm so eine herausragende Rolle spielt in einer Szene, die doch die gesamte Menschheit betrifft. Oder warum wir den Begriff »Opfer« künftig sorgsamer verwenden sollten. Und er macht auf einige Zeilen aufmerksam, die allzu leicht überlesen werden, und doch gerade in unserer angespannten Zeit eine Quelle der Zuversicht sein können.

28. Juli 2022

Gotthold Ephraim Lessing – Bibelkritik in der Aufklärung | 11.13.1

Stell dir vor, du lebst in einem Land, in dem du nicht frei sagen kannst, was du denkst. Im schlimmsten Fall kommst du für unerwünschte Aussagen ins Gefängnis, oder du verlierst nur deine Arbeitserlaubnis, wirst gemieden und ausgelacht. Nicht schön. Gotthold Ephraim Lessing lebte im falschen Land zur falschen Zeit, um geradeheraus zu schreiben, was er dachte. Also schrieb er verschlüsselt, schrieb Nathan der Weise und Emilia Galotti. Er war clever, versteckte, was er wirklich dachte, in Theaterstücken. „So raffiniert, dass er manchmal wahrscheinlich selber nicht wusste, was er dachte“, sagt Thorsten Dietz. In seinem Schlüsselvortrag über die Bibelkritik in der Aufklärung, erklärt er zentrale Weichenstellungen im 18. Jahrhundert, die uns bis heute betreffen. Anschaulich, aber anspruchsvoll beschreibt er das Leben Lessings, seine Lehren und den großen Streit unter Gelehrten, in dem Lessing die Hauptrolle spielte. Denn er war nicht nur Theaterautor. Er war auch Bibliothekar. Und eines Tages, irgendwann um das Jahr 1777 herum, fand Lessing Texte von Hermann Samuel Reimarus. Echtes Dynamit, das merkte Lessing schnell. Texte, die den gesamten christlichen Glauben infrage stellten. Echtes Plutonium in einer Zeit, in der ohnehin noch Glaubenskriege tobten. Lessing veröffentlichte die Texte. Und entfesselte damit einen Streit, der unser Verständnis von Glaube und Geschichte bis heute prägt.