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Hat das Buch Hierb einen historischen Charakter oder hat es einen nicht-historischen literarischen Charakter? Man kann die Frage auch so formulieren, war hier eine historische Gestalt und seine Freunde oder handelt es sich hier um literarische Gestalten? Die Frage hat ihre Bedeutung und für manche Christen ist sie nahezu von entscheidender Bedeutung. Wenn man diese Frage prüfen will, natürlich möglichst unvoreingenommen prüfen will, dann

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können wir auch die Frage so formulieren, gibt es im Buch Hierb, ist ja ein sehr umfangreiches Buch, 42 Kapitel, gibt es im Buch Hierb mehr Hinweise auf einen historischen Charakter oder gibt es mehr Hinweise auf einen literarischen Charakter? Diese Frage wollen wir jetzt möglichst unvoreingenommen, aber auch möglichst intensiv und sorgfältig klären. Ich werde jetzt alle die Gesichtspunkte im Buch Hierb nennen, die diese Frage eigentlich sehr klar, äußerst klar beantworten können. Deswegen ist man auch in der heutigen Bibelwissenschaft seit vielen Jahrzehnten der gemeinsamen Überzeugung,

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das Buch Hierb hat einen literarischen, keinen historischen Charakter. Und die Gründe, die zu dieser jahrzehntelangen gemeinsamen Überzeugung von vielen hundert Bibelwissenschaftlern geführt haben, diese Gesichtspunkte will ich jetzt mal der Reihe nach nennen. Das Buch Hierb beginnt mit dem Satz, es war ein Mann im Lande Utz, dessen Name war Hierb. Das ist hier 1, Vers 1. In diesem Vers, es war ein Mann im Lande Utz, sein Name war Hierb, in diesem Satz und auch im ganzen Buch Hierb wird nie gesagt, in welcher Zeit das spielt. Es gibt in der Bibel bei Personen, die geschichtlich sind, oft einen historischen Hinweis, sagen

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wir mal, im 15. Regierungsjahr des König Jehova oder in den Tagen des König Herodes und so weiter. Also es gibt oft solche Hinweise, die gibt es im Buch Hierb nicht. Dann ist auch bemerkenswert, dass bei Hierb keine Genealogie, keine Stammtafel steht. Bei berühmten, wichtigen Personen steht in der Bibel sehr oft eine Stammtafel, bei Abraham, bei Mose, bei David und bei anderen. Hier nicht. Dass also im Buch Hierb weder die Zeit geklärt wird, noch die Genealogie ist bemerkenswert. Es wird eigentlich über Hierb nur gesagt, dass er aus dem Land Utz kommt und dass dieses

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Land im Osten liegt. Mehr nicht. Nehmen wir mal das Land Utz. Es kommt insgesamt dreimal in der Bibel vor, hier und einmal im Buch Jeremia und einmal in den Klagenliedern des Jeremia. Also dreimal. In keiner der drei Stellen erfahren wir irgendetwas Näheres über dieses Land. Wenn man das mal vergleicht mit anderen Nachbargebieten von Israel. Wir wissen sehr viel über Ägypten. Wir wissen viel über den Sinai. Wir wissen viel über den Negev, über die Philister, über die Edomiter, über die Moabiter, über die Ammoniter, über die Arameer. Wir wissen viel über Mesopotamien. Wir wissen viel über Libanon, Sidon und so weiter.

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Also von den vielen Nachbargebieten, die wir kennen und über die wir relativ ordentlich Bescheid wissen, müssen wir sagen, ausgerechnet bei dem Land Utz wissen wir eigentlich gar nichts. Es ist allerdings schon sehr anzunehmen, dass es dieses Land wirklich gegeben hat, so im Grenzgebiet Jordanien, Saudi-Arabien. Aber wir wissen über dieses Land nichts. Also wir können so sagen, Vers 1 und auch das gesamte übrige Hierbuch sagt eigentlich nur, hier lebte irgendwann irgendwo im Osten. Man wird nicht sagen können, dass das historische Profil von hier, hier sehr deutlich wird. Aber natürlich ist das ja nur eine allererste Beobachtung von sehr vielen. Aber dieser erste Satz des Hierbuchs würde sehr gut zu einem literarischen Buch passen.

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Zu einem historischen Buch würde es nicht so besonders gut passen. Aber das ist ja jetzt erstmal nur eine kleine Beobachtung. Jetzt kommen wir zur nächsten Beobachtung. Gleich in den nächsten Versen wird eigentlich die Sache schon geklärt. Aber es kommen noch viele weitere Bestätigungen dazu. Nämlich in Hierob 2 wird aufgezeigt, dass hier ein sehr gesegneter Mann war. Und dieser Segen, sein vollständiges Glück wird durch Zahlenangaben beschrieben. Also es heißt, hier wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren.

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Auch die Formulierung ist typisch für das Patriarchat, die Frau gebiert dem Mann Kinder. Also hier wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren. Und jetzt wird sein Viehbestand beschrieben, denn Reichtum zeigt sich an der Herde, nicht am Schmuck oder an einer Villa. Das kann man dann sowieso annehmen. Aber der Reichtum entscheidet sich an der Größe der Herden. Die Herden sind der Reichtum. Und dass bei solchen Leuten dann mit viel Geld, mit viel Schmuck und mit einem wunderschönen Haus zu rechnen ist, ist dann sowieso klar. Also über die Herden wird Folgendes gesagt. Hier hatte sieben Tausend Stück Kleinvieh, das sind Schafe und Ziegen, und drei Tausend Kamele, riesige Herden, drei Tausend Kamele, haben eigentlich sonst nur Könige.

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Dann hatte er aber auch fünf Hundert Rindergespanne und fünf Hundert Eselinnen. Also es sind insgesamt sechs Zahlen, die zu drei Zahlenpaaren geordnet werden. 7 und 3 ergibt eine Zehnerzahl, 7000 und 3000 ist auch wieder noch 7 zu 3, ergibt 10.000 und 500 Rindergespanne, 500 Eselinnen ergibt 1000. Also alle drei Zahlenpaare ergeben eine Tausenderzahl. Es geht dann noch so weiter, und Hiob hatte sehr viele Sklaven. So wurde Hiob der größte aller Söhne im Osten. Und das meint er war der reichste Mann im Osten. Jetzt müssen wir bei Zahlen, will ich jetzt erstmal einen kleinen Exkurs machen.

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Der antike Mensch hatte ein anderes Verhältnis zu Zahlen als der heutige Mensch. Man kann sagen, das Verständnis der Zahlen in vorindustrieller Zeit und das Verständnis der Zahlen in der Industriegesellschaft, da gibt es sehr tiefe Unterschiede. Unsere Gesellschaft heute ist sehr von der Industrie und von der Technik geprägt, da kommt es auf exaktes Messen, Berechnen und Zählen an. Deswegen kann man sagen, der heutige Mensch hat ein technisches Verhältnis zu Zahlen. Wir nennen es mal ein quantitatives Verhältnis. Das ist bei den Menschen der Antike sehr anders. Der Mensch der Antike hatte ein qualitatives Verhältnis zu Zahlen. Das meint, über den Zählwert oder Mengenwert hinaus kam es dem antiken Menschen sehr auf

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die Bedeutung der Zahlen an. Und das heißt, die Zahlensymbolik ist in der Antike viel ausgeprägter als heute. Das heißt, wenn wir einen antiken Text lesen, wo mehrere Zahlen sind, die vielleicht auch auffällig geordnet sind, dann müssen wir auf jeden Fall deutlich mehr mit einem symbolischen Verständnis der Zahlen rechnen, wie wir es gewohnt sind. Wir können also nicht unsere heutigen Verhältnisse in diesen Text unbewusst hineinlesen. In der Antike gab es auch ein Dezimalsystem, genauso wie bei uns heute, also ein Zehnersystem. Und deswegen waren die Zehnerzahlen ein besonderer Ausdruck der göttlichen Weltordnung. Nehmen wir mal die Zahl zehn.

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Die spielte in der Antike eine enorme Rolle. Sie ist die Zahl der Vollständigkeit. Es fängt schon natürlich an mit den zehn Fingern und den zehn Zehen. Vollständig. Ja, nehmen wir mal, in Ägypten, als die Hebräer in Ägypten waren, kam es zu zehn Plagen. Gott gab dem Volk Israel zehn Gebote. Yom Kippur wird am zehnten Tag des Monats Tishri gefeiert. Und wenn es in Sodom zehn Gerechte gegeben hätte, dann hätte Gott Sodom verschont. Es müssen zehn Männer vorhanden sein, damit man im Judentum einen Gottesdienst feiern kann. Es gibt das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und so weiter und so weiter und so weiter. Vor allem die hohen Zehnerzahlen, tausend und zehntausend, sind in der Bibel in den

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allermeisten Fällen symbolisch zu verstehen. Saul hat tausend geschlagen, David hat zehntausend geschlagen. Das ist nicht gemeint, dass man hier nachrechnen soll. Oder, dass ich tausend Zungen hätte und einen tausendfachen Mund. Paulo sagt, und wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet. Oder er sagt auch, ich rede lieber fünf Worte mit dem Verstand als zehntausend Worte in Zungen. Es gibt das tausendjährige Reich und so weiter und so weiter und so weiter. Vor allem die Redewendungen tausend mal tausend oder zehntausend mal zehntausend waren gängige sprichwörtliche Redewendungen. Also wenn man das sich mal so in aller Ruhe klar macht, dann schaut man jetzt diese Zahlen

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doch mit ein bisschen anderen Augen an. Ich würde mal sehr vorsichtig formulieren, dass diese Zahlen symbolisch gemeint sein können, muss man ernsthaft fragen. Das muss man wirklich ernsthaft fragen. Da kann man nicht drüber weghuschen. Also gehen wir mal zum ersten Zahlenpaar. Sieben Söhne und drei Töchter. Das galt im ganzen Orient als die ideale Zahl. Denn es kommt nicht nur auf viele Kinder an, das auch. Kinderreichtum ist in der Antike nicht nur Ausdruck des göttlichen Segens, sondern auch wirtschaftlich ein Vorteil. Aber es kommt nicht nur auf die Zahl der Kinder an, es kommt vor allem auf die Zahl der Söhne

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an. Also dieser Mann hier aus Utz, der hat wirklich die ideale Zahl an Söhnen. Es gibt im Orient viele Erzählungen, wo die Hauptperson immer sieben Söhne und drei Töchter hat. Das ist ein häufiges Erzählmotiv in der orientalischen Erzählkunst. Wenn hier sieben Töchter und drei Söhne hätte, das wäre eher eine Katastrophe. Also es wäre auf jeden Fall alles andere als ideal. Auch im Buch Ruth heißt es einmal, bin ich dir nicht mehr wert als sieben Söhne. Also da spricht vieles dafür, dass es ein literarisch bekanntes Motiv ist und dass das hier auch so gemeint ist. Die anderen Zahlen sind auch Zehnerzahlen, 10.000 und 10.

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Und dann noch hier ist der reichste Mann im Osten. Also wir wollen mal von der historischen Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass der reichste Mann im Osten ausgerechnet die ideale Zahl an Söhnen und Töchtern hat. Könnte ja sein, könnte ja sein, das werde ich jetzt noch oft fragen. Und irgendwann, glaube ich, kann man das fast nicht mehr fragen. Und dass er ausgerechnet 10.000 nomadisch relevante Tiere hat, nämlich Kleinvieh und Kamele und dass er ausgerechnet 1000 sesshaft relevante Tiere hat, Rinder und Eselinnen, könnte ja sein, könnte ja sein. Das wäre schon ein extrem hoher Zufall.

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Ja, und dann geht es noch weiter. In der Schlussszene der Hiob-Novelle bekommt ja Hiob noch einmal sieben Söhne und drei Töchter. Also wir sind in der realen historischen Welt, ist mir kein Beispiel dieser Art bekannt. Ich frage Sie alle, haben Sie irgendwo mal in der historischen Welt erlebt, dass ein Mann sieben Söhne und drei Töchter hat und wesentlich später, die ersten sieben Söhne und drei Töchter sind ja alle schon erwachsen, die leben ja schon in eigenen Häusern und laden die drei Töchter aus den anderen siebten ein. Also der nochmalige Schub von sieben Söhnen und drei Töchtern, der ist ja irgendwo, sagen wir mal, 20, 25 Jahre später erfolgt, in einem gewissen Alter, vor allem auch bei der Frau

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des Hiob. Ja, und dann heißt es noch in der Hiob-Novelle am Ende, Hiob wurde 140 Jahre alt. Das ist, wenn ich das so sagen darf, zweimal 70. Und das ist was Besonderes. Die Zahl sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, Tonleiter hat sieben Töne, Regenbogen hat sieben Farben, der Schabbat ist der siebte Tag und so weiter und so weiter. Also die siebte Zahl ist eine ganz besondere Zahl und zweimal 70, wow, 140 Jahre, könnte ja sein, könnte ja sein. Aber ich möchte bemerken dürfen, in der gesamten Hiob-Novelle gibt es nicht nur solche sehr zufälligen Zahlen, auffällige Zahlen, sondern in der Hiob-Novelle gibt es überhaupt keine

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einzige normale Zahl, keine einzige. Es gibt nur Zahlen, die sehr in Richtung symbolisch tendieren. Es gibt keine einzige andere Zahl. Dann muss man auch noch sagen, es gibt in der Hiob-Novelle ganz eigentümliche Superlativformulierungen, die aus der orientalischen und auch aus der europäischen Erzähltechnik sehr bekannt sind. Superformulierungen, also zum Beispiel, er war der reichste Mann im Osten. Hiob, kein anderer auf Erden war wie er. Dann die Töchter von Hiob, die in der zweiten Reihe dann zur Welt kamen, waren die schönsten Töchter im ganzen Land. Also diese Superlative, er war der klügste König im ganzen Region.

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Niemand war so grausam wie er. Sie war so schön wie keine andere Frau im Land. Man kann sich ja auch fragen, wer stellt eigentlich den Schönheitsgrad der Frauen fest? Und wer vergleicht, wenn wir historisch fragen, dann bitte konsequent. Wer vergleicht eigentlich den Schönheitsgrad der drei Hiob-Töchter mit allen anderen Töchtern im Land? Also ich glaube, es entstehen hier sehr schwere Probleme. Und wenn man dann bedenkt, alle diese Probleme, die noch niemand überzeugend historisch erklären konnte, es ist nicht nur mir, sondern auch allen meinen Kollegen, niemand bis jetzt bekannt geworden, der diese auffälligen Zufälle überzeugend historisch erklären konnte. Also soviel zu den Zahlenangaben.

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Und wenn man dann das Verständnis der Zahlen in der Antike berücksichtigt und die Bedeutung der Zahlensymbolik, natürlich gibt es in der Antike auch normale Zahlen, ohne jede Symbolik, sagen wir mal, im Alltag oder in der Geschäftswelt. Ja, selbstverständlich. Aber bei Texten, die religiös oder philosophisch sind, die also tiefere Sinnschichten anzapfen, bei religiösen Erzählungen, da ist die Wahrscheinlichkeit der Zahlensymbolik sehr hoch. Also das war ein zweiter Punkt. Jetzt ein dritter Punkt. Wir erfahren in der Hioednovelle von einem himmlischen Gespräch, eine himmlische Unterhaltung, Gott mit Satan. In den damaligen Religionen gibt es viele himmlische Gespräche eben zwischen den Göttern.

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Die müssen sich ja auch mal unterhalten, die laufen nicht dauernd schweigend rum. Also in den anderen polytheistischen Religionen gibt es viele himmlische Unterhaltungen. Aber in der Bibel keine einzige, außer an dieser Stelle. Die Bibel ist hier sehr zurückhaltend. Sie wahrt die Grenze zur Transzendenz. Es heißt ja mal in der Bibel im Titusbrief Gott wohnt in einem unzugänglichen Licht. Also wenn wir dieses Gespräch als eine, sollen wir sagen, historische Reportage aus dem Jenseits einstufen, dann darf ich Ihnen sagen, wenn Sie das wirklich machen wollen, überlegen Sie sich's gut, Sie handeln sich sehr schwere Probleme ein.

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Denn es heißt ja auch nirgendwo, dass es eine Vision war, dass der Autor eine Vision bekommen hat. Mich würde interessieren, in welcher Sprache haben sich eigentlich Gott und Satan unterhalten? War das Hebräisch oder in welcher Sprache? Und wer hat dem Autor der Hiebner Welle diese jenseitige Sprache übersetzt? Und meinen Sie tatsächlich, dass im Jenseits, im Himmel, eigentlich die gleiche Sprache gesprochen wird, wie wir sprechen, mit normaler irdischer Grammatik, Fragesätze, Aufforderungssätze? Stellen Sie sich den Himmel so irdisch vor, überlegen Sie es gut. Und dann, Sie handeln sich weitere Schwierigkeiten ein. Denn Jahre sagt in Hiob 2, Vers 3, bei der zweiten Himmelsszene zum Satan,

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du hast mich aufgestachelt, Hiob, ohne Grund zu verderben. Wenn das Gott wirklich empirisch in einer Reportage aus dem Jenseits so gesagt haben sollte, das ist aber ein Gottesbild, das sich mit der biblischen Gottesbildung gar nicht verbinden lässt, meinen Sie tatsächlich, dass Gott sich durch Satan aufstacheln lässt, reizen lässt, provozieren lässt? Und gibt Gott dann dem Satan trotzdem nach und dann ärgert er sich? Weil man kann hier schon sagen, Gott ärgert sich, dass er sich hat von Satan aufstacheln lassen. Also meinen Sie tatsächlich, dass Gott sich vom Satan aufstacheln lässt und sich anschließend darüber ärgert?

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Und auch weitere Beobachtungen. Gott fragt ja hier, wo kommst du her? Komisch, muss Gott sich erkundigen? Meinen Sie, dass Gott sich genauso erkundigen muss wie wir? Und dann fragt er weiter, hast du Acht gehabt auf mich? Das war sehr menschlich. Ja, also sie handeln sich hier schwere Probleme ein. Immerhin sind ja viele unschuldige Menschen umgekommen. Und das nur, um Hiob zu testen. Ich frage mich ernsthaft, ich frage ernsthaft Ihr Gottesverständnis, Ihr biblisches Gottesverständnis. Meinen Sie, der Schöpfer Himmels und der Erden braucht Testergebnisse? Meinen Sie, er muss genauso wie wir abwarten, wie das Ergebnis des Testes sein wird? Stellen Sie sich Gott so vor?

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Ja, also diese Himmelsunterredung, also alle diese Probleme, die ich genannt habe, fragen Sie sie sich bitte ehrlich. Versuchen Sie, ehrlich zu bleiben. Lügen Sie sich nicht selber in die Tasche. Meinen Sie, dass Sie all diese Fragen überzeugend historisch beantworten können? Fragen Sie sich bitte. Und ich sage Ihnen, dann bleibt immer noch der Tatbestand, alle diese Probleme sind mit einem Schlag weg. Wenn Sie diesen Text literarisch verstehen. Jetzt kommt der vierte Punkt. Also die würden schon längst ausreichen, aber ich mache trotzdem mal weiter, weil ich weiß, es ist gut, wenn man da viele Punkte bringt. Die Unglücks-, die Hiob-Botschaften.

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Also in der dritten Szene der Hiob-Novelle passieren vier ganz schlimme Unglücksfälle, alle am gleichen Tag. Und alle Unglücksfälle sind total, alle Sklaven weg, alle Tiere weg. Nur ein einziger überlebt. In allen Unglücksfällen gibt es einen einzigen Überlebenden. Und der ist auch so unverletzt, dass er zu Hiob rennen kann und ihm Bericht erstatten kann. Und jetzt drei dieser Überlebenden, also jeder Unglücksfall hat einen einzigen Überlebenden. Keinen mehr, keinen weniger. Und drei dieser Überlebenden kommen genau dann an, als der Vorgänger bei Hiob noch redet. Nicht früher, nicht später. Also von der Wirkung auf Hiob muss man sagen, die Melder, die Überlebenden kommen punktgenau

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so an, dass die Wirkung bei Hiob am größten ist. Ja, jetzt muss man auch wissen, dass in sehr vielen altorientalischen und auch europäischen, antik-euphorischen Geschichten Katastrophen sehr oft einen Überlebenden haben. Das gehört zur orientalischen Erzähltechnik. Man braucht ja oft jemand, der das Unglück jemand berichtet. Also das ist auch ein sehr häufiges erzählerisches Motiv. Es geht aber noch weiter. Diese vier Unglücksfälle, der erste Unglücksfall ist ein von Menschen verursachtes Unglück. Das zweite ist ein Naturereignis. Das dritte ist wieder von Menschen geschaffen und das vierte ist wieder ein Naturereignis.

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Könnte ja sein, gell? Ja, und dann das letzte Unglück ist natürlich das Schlimmste, nämlich da kommen alle Kinder von Hiob um. Da ergibt sich also zufällig die literarische Technik der Steigerung, weil das letzte Unglück ist das Schlimmste. Sagen Sie noch, könnte es sein, irgendwann glaube ich werden Sie es dann aufhören. Ja, und jetzt kommt der allergrößte Zufall. Dieser Tag, wo alles geschieht, war der Tag, wo der älteste Geburtstag hatte. Und wenn der älteste Geburtstag hat, dann fängt wieder eine neue Reihe der Geburtstage an. Das heißt, dann muss Hiob kurz vorher den Abschluss der Reihe vorher mit seinen Opfern abgedeckt haben. Also das muss ja für Hiob besonders grausam sein, dass jetzt, nachdem er gerade kürzlich

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für alle Söhne ein Opfer dargebracht hat, jetzt eine Naturkatastrophe direkt danach eintritt, nach seinen Opfern. Gut, gehen wir weiter. Das war also erste, zweite, dritte, vierte Beobachtung. Gehen wir mal, jetzt kommt die Ausgangsklage von Hiob in Hiob 3. Diese Ausgangsklage ist ziemlich lang, sie ist sehr bewusst komponiert in drei Strophen, die auch ganz bestimmte Vokabularien verwenden, einmal in Frageform, dann in Wunschform. Also die drei Strophen sind sehr bewusst genau komponiert. Ich weiß nicht, wenn Sie klagen oder beten, schreiben Sie sich Ihre Gebete auf? Gleich oder erst nachher?

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Hat also Hiob seine eigene Klage aufgeschrieben, entweder sofort oder anschließend? Kennen Sie solche Fälle, wo man die eigene Klage, wer sollte das sonst so schreiben können? Ja, und dann auch in der Schlussklage, Hiob 29 und 30, sehr bewusster Aufbau, eine noch viel längere Klage hat Hiob während er geklagt hat, die Klage auch aufgeschrieben oder im Anschluss. Dann kommen die drei Freunde und sie wollen Hiob trösten. Es entwickelt sich aber dann doch ein Streitgespräch, ein sehr langes Streitgespräch, von Hiob 4 bis Hiob 27. So lang geht das Streitgespräch, also genau genommen 23 Kapitel. Dieses Streitgespräch hat einen sehr strengen, kunstvollen Aufbau, nämlich es redet erst Eliphas

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und dann antwortet Hiob mit einer eigenen Antwortrede. Erst danach redet der zweite Freund Bildat und dann antwortet Hiob mit einer Antwortrede. Und dann der dritte Freund Zofa und dann antwortet Hiob mit einer Antwortrede. Also die drei Redegänge bestehen aus drei Rededuellen immer in der gleichen Reihenfolge. Es reden nie zwei Freunde mal hintereinander. Es gibt keine Zwischenrufe. Es gibt überhaupt keine Unterbrechungen. Darf ich Sie mal ernsthaft fragen, wann haben Sie in Ihrem Leben oder was Sie von historischen Quellen wissen oder in Ihrem Bekanntenkreis, haben Sie mal ein Streitgespräch erlebt mit so einem Aufbau?

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In dieser Länge. Es macht doch eher einen literarischen Charakter. Man muss nämlich auch fragen, wer hat denn diese 23 Kapitel mit stenografiert? Erstens steht nichts da, dass Hiob und seine Freunde sich auf so strenge Gesprächsregeln geeinigt haben. Es würde auch zu einem Streitgespräch schlecht passen. Es steht auch kein Wort da von einem Schreiber, der das alles mit stenografiert hat, was in dieser Schnelligkeit gar nicht möglich wäre. Und nur zusätzlich weise ich darauf hin, dass alle diese Reden poetisch rhythmisiert sind in Versform. Also in dieser Redeweise kann sich niemand unterhalten und schon gar nicht streiten und schon gar nicht im schweren Leid,

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dass er dann in Versformen. Aber da könnte man ja sagen, das hat dann vielleicht jemand so in Versform. Ich will da nicht mal so groß drauf rumreiten, denn die Art des Gesprächs, diese strenge Reihenfolge. Nie wird was unterbrochen. Kein Zwischenruf. Nie reden zwei Freunde mal hintereinander. Das also nach meiner Lebenserfahrung, die natürlich gering ist, passt es nicht in ein empirisch-historisches Gespräch. Aber jetzt kommen wir vor allem zur Gottesantwort. Die Gottesantwort ist ja sehr umfangreich. Die ist doppelt bis dreimal so lang wie die langen Klagen von hier. Jetzt stellen wir uns mal, sagen wir mal wieder historisch, wir stellen uns mal vor. Der Schöpfer Himmels und der Erden, der Herr der Galaxien, der Zeiten und Räume redet vier Kapitel lang tatsächlich zu hier.

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Versuchen Sie sich das mal ernsthaft vorzustellen. Wie stellen Sie sich das vor? Und wer hat diese Rede mit stenographiert? Kann hier sich anschließend so genau an diese Rede, die ihn ja sehr stürmisch bewegt hat, kann er die anschließend wirklich niederschreiben? Und darf er sie niederschreiben, eine Gottesrede, wenn er sich nicht mehr genau daran erinnern kann? Es handelt sich ja hier nicht um eine kurze Zusammenfassung, sondern die Rede wird original wirklich abgedruckt, zitiert. Da erstellt sich noch ein ganz anderes Problem. In diesem Text, in dieser Hiob-Dichtung treten ja vier Gesprächspartner auf.

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Drei Menschen, Eliphas, Bildad und Zofa und dann auch noch Gott. Gott ist also hier der vierte Gesprächspartner. Er ist auf der gleichen Ebene. Hiob hat vier Gesprächspartner, drei menschliche und einen göttlichen. Die liegen eigentlich auf der gleichen Ebene. Ist es denkbar, dass wenn der Schöpfer Himmels und der Erden, der Herr der Zeiten und Räume, der Hiob geschaffen hat und uns alle, wenn der spricht, dass es dann noch jemand interessiert, was menschliche Sünder daher gelabert haben? Das würde doch kein Mensch mehr interessieren, wenn sich Gott, der Schöpfer Himmels und der Erden, direkt viele, viele Minuten lang an Hiob wendet. Dann ist doch völlig egal, was da vorher noch Palafat wurde. Man kann doch nicht menschlichen Sündern mit ihrem Palaver 27 Kapitel lang und dann Gott gibt man halt vier Kapitel.

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Sind zwar die letzten und sozusagen der Höhepunkt, aber es läuft alles auf einer Ebene ab. Diese Probleme bitte ich Sie ehrlich und sorgfältig und überzeugend zu lösen. Und dann sage ich Ihnen, brauchen Sie eigentlich gar nicht, können Sie ja auch nicht. Denn alle diese Probleme sind in einer Sekunde weg, wenn man diesen Text literarisch versteht. Jetzt kommt ein siebter Punkt. Auch der religionsgeschichtliche Vergleich, den man in der Bibelwissenschaft unverzichtbar macht, bestätigt das bisher Gesagte. Nämlich es gibt im Alten Orient und in Ägypten mehrere Texte, die nennt man der leitende Gerechte.

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Weil die Menschen haben sich von Anfang an immer gefragt, warum geht es eigentlich oft guten Menschen so schlecht und schlechten Menschen so gut? Diese Frage ist international seit der frühesten Antike überall vertreten. Also es gibt zum Beispiel einen babylonischen Text. Da unterhält sich ein Schwerkranker mit seinem Freund. Und er bekennt und beteuert seine Unschuld, der Schwerkranke. Und der Freund rät ihn, wende dich doch demütig und busfertig an die Götter. Also er berät den relativ ähnlich wie die drei Freunde. Ja, es gibt weitere so sieben oder zehn solche Texte. Alle diese Texte sind selbstverständlich literarisch gemeint. Sie stammen von Weisheitslehrern oder auch Priestern, die mit solchen Texten den Menschen ihrer Zeit eine gewisse Lebenshilfe gewähren wollten.

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Und wenn man diesen religionsgeschichtlichen Vergleich macht und man soll, ich würde sagen, muss ihn machen, weil nur dadurch werden bestimmte Dinge noch viel klarer. Erst dann merkt man, es gibt im ganzen Orient, auch sonst nirgendwo, ein Gespräch eines Leidenden mit drei Freunden. Die reden immer mit einem. Das ist also ungewohnt. Man merkt also, die Herzählung ist sehr selbstständig. Die kopiert nicht einfach andere. Sie ist auch viel tiefer angelegt. Und noch stärker fällt einem auf, niemals wird ein solches antikes Streitgespräch durch eine Gottesantwort beantwortet. Das gibt es nirgends.

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Aber die Gottesantwort ist ja im Hierbuch der entscheidende Höhepunkt mit auch seiner Stellungnahme zu den drei Freunden. So was gibt es auch nirgends, nur im Hierbuch. Also dieser religionsgeschichtliche Vergleich, der sehr informativ ist, sehr erhellend, bestätigt diesen literarischen Charakter. Und er zeigt aber auch die besondere Qualität und Eigenständigkeit des Buches hier. Jetzt wende ich mich mal an meine fundamentalistischen Schwestern und Brüder. Wenn ein fundamentalistisch geprägter Mensch irgendwie zu Hiob Stellung nimmt, dann ist das Merkwürdige, dass sich ihr Urteil gar nicht am Buch hier abspielt.

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Das Hierbuch hat ja 42 Kapitel, also es ist an fünfter Stelle der 66 biblischen Schriften. Nur Jesaja, Jeremiah, Hesekiel und das Buch Genesis ist noch umfangreicher. Aber wir haben einen umfangreichen Text von 42 Kapiteln. Aber in der fundamentalistischen Automatik oder Denkweise entscheidet sich das Ganze ganz schnell, eigentlich in wenigen Minuten, und zwar außerhalb des Hierbuchs. Man muss das Hierbuch eigentlich gar nicht lesen. Denn es kommt in Hesekiel eine kurze Bemerkung vor und es kommt im Jakobusbrief im Neuen Testament eine kurze Bemerkung vor.

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Also das Wort Hier kommt außerhalb des Hierbuches noch zweimal vor in ganz knappen Bemerkungen. Hesekiel 14, 14 und auch noch 20, da wird dieser Vers wiederholt, und dann Jakobus 5, Vers 11. Martin, lies doch mal bitte Hesekiel 14, 14 vor. Und wenn in seiner Mitte diese drei Männer wären, Noah, Daniel und Hierob, nur sie würden um ihrer Gerechtigkeit willen ihr Leben retten, Spruch Gottes des Herrn. Ja, und dieser Vers wird dann wiederholt im Vers 20. Also wenn es diese drei Männer heute gäbe zur Zeit des Hesekiel, dann würden sie nur noch sich selber retten und nicht ihren ganzen Clan. Und jetzt schauen wir mal diesen Text an. Es wird also Noah genannt, ist eine frühe biblische Figur, eine vorisraelitische biblische Figur.

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Noah ist ja kein Israelit, es gibt ja Israel noch nicht. Dann kommt Hierob als Zweiter oder als Dritter? Dritter. Noah, Daniel, Hierob. Dann Daniel, also Noah ist ja aus der Frühzeit und Hierob ja wohl hier auch gemeint aus einer Frühzeit. Dann kann nicht der biblische Daniel gemeint sein. Der Punkt ist mir jetzt nicht wichtig, ich will es bloß nebenher sagen. Es gibt tatsächlich einen ugaritischen König Daniel aus dem zweiten Jahrtausend, 1800, 1700. Der muss so ein gerechter, barmherziger König gewesen sein, dass er jahrhundertelang als ein Vorbild, als ein besonders gerechter Mann in Erinnerung blieb.

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Dann wären ja auch alle drei Personen nicht Israeliten und alle drei Personen stammen aus der Frühzeit. Daniel, der biblische Daniel, die Ereignisse sind ja viel, viel später. Ja, aber lassen wir mal das mit Daniel, mag jeder deuten, wie er will. Aber jetzt, Hierob wird hier genannt, ja. Allerdings nichts Näheres, wir erfahren nur den Namen. Wie sich, sagen wir mal, Hesekiel, zur Zeit des Hesekiel gab es ja das Hierbuch noch gar nicht. Also Hesekiel kannte kein Hierbuch. Wie sich Hesekiel diesen Hierb näher vorgestellt hat, erfahren wir aus dieser kurzen Bemerkung nicht. Wir können jetzt mal ganz rasch abwägen. Das hat man lang und breit über Jahrzehnte hinweg viele Thesen und Theorien aufgestellt,

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hat sich heute eigentlich längst beruhigt. Also meinte Hesekiel wohl den, den wir im Buch Hierob über den wir da lesen, wahrscheinlich schon. Also ich gehe mal davon aus, sicher ist es zwar nicht, denn Hierob gab es viele. Hierob war ein aller Weltsname damals. Also viele Menschen hießen Hierob. Ganz sicher kann man nicht sein, aber es ist wohl wahrscheinlich, dass er diesen Hierob meint. Und es ist ziemlich klar, dass Hesekiel der Meinung ist, dass dieser Hierob in der Vorzeit, so wie Noah und Daniel, als besonders vorbildlicher Gerechter gelebt hat. Also wir nehmen das mal alles an. Ich persönlich glaube auch, dass es so ist mit meinen fundamentalistischen Schwestern und Brüdern. Also Hesekiel, ich sage das mal so zugespitzt, spricht von einem historischen Hierob.

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Ja, wohl schon. Ist damit aber entschieden, dass die 42 Kapitel, die wir jetzt den Text ernst genommen haben, dass damit diese 42 Kapitel historisch sind? Ja, natürlich nicht. Das ist ein Sprung. Ich will mal ein Beispiel geben. Wir kennen die Cheops-Pyramide. Das ist die größte Pyramide, die berühmteste Pyramide in Ägypten. Und dieser Cheops, der Pharao Cheops, hat tatsächlich gelebt in sehr früher Zeit, 3600 v. Chr. Hat er tatsächlich gelebt? Niemand bezweifelt es. Aber wir wissen über diesen historischen Cheops nichts, außer dass die Cheops-Pyramide nach ihm benannt ist.

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Drüber hinaus aus seinem Leben, seiner Biografie, es ist so gut wie nichts bekannt. Jetzt nehmen wir mal an, wir würden jetzt in der Sandwüste in Ägypten archäologisch einen sensationellen Fund machen. Wir entdecken seitenlang eine Textmenge wie eben diese Streitgespräche. Wir entdecken in der Wüste viele, viele Seiten irgendwie mit Cheops. Und da führt Cheops mit irgendwelchen Freunden von ihm sehr lange Streitgespräche, die alle wörtlich wiedergegeben sind. Und zwar in einer strengen Reihenfolge. Erst redet Freund 1, dann Cheops, dann Freund 2, dann Cheops, dann Freund 3, dann Cheops. Und dann geht es wieder los. Keine Zwischenrufe, keine Veränderungen. Nie reden zwei Freunde gleichzeitig. Und da steht auch drin, dass Cheops neun Söhne und drei Töchter gehabt hat und dass er 10.000 nomadische Tiere und 1.000 sesshaft relevante Tiere besessen hat.

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Und dass dann leider ein Unglück hereinbrach, wo aber alle Unglücke an einem Tag waren und immer nur einen überlebenden und so weiter und so weiter und so weiter. Meinen Sie jetzt, weil es diesen Cheops doch wirklich gab, ja, den gab es wirklich, dass damit automatisch dieser Fund historisch exakte Tatsachenberichte, also empirische Reden des Cheops mit Freunden ist? Nein, das kann man trotzdem nicht. Warum nicht? Weil diese fundamentalistisch-diktatorische Behauptung die Sorgfalt der Exegese kaputtschlägt.

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Sie hebt die Sorgfaltspflicht auf. Du brauchst jetzt den Text. Eigentlich brauchst du den Text gar nicht lesen. Und wenn du ihn liest, dann ist ja immer schon klar, du überliest dann auch. Wer das hier liest in der selbstverständlichen Überzeugung, das ist eine historische, eine Tatsachenreportage, dem fallen die Dinge, die ich jetzt bewusst mal so herausgezogen habe. Und ich sage Ihnen in der PH, ich habe ja die hier Vorlesung oft gehalten, ich habe noch nie gehört, dass eine Studentin oder ein Student zu mir kam und sagte Herr Zimmer, diese ganzen Beobachtungen waren mir bekannt und ich kenne jemand, der hat ein Buch geschrieben, da wird es überzeugend historisch nie. Aber ich kann Ihnen viele Studierende sagen, die die Luft weg blieb und die sagten, war ich eigentlich bisher blind?

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Keine dieser Auffälligkeiten ist mir bisher aufgefallen. Und viele Studierende haben mir gesagt, Herr Zimmer, ich bin in das Seminar gekommen, die Hälfte ungefähr unserer Studierenden, 800 Studierende, grob die Hälfte kommt aus mehr oder weniger fundamentalistisch, evangelikal, charismatischem Hintergrund. Ich kann mich an viele Gespräche erinnern, die mir gesagt haben, Herr Zimmer, ich bin natürlich hier reingekommen mit der selbstverständlichen Meinung, dass das Buch hier historisch relevant ist. Die Gesichtspunkte, die Sie jetzt genannt haben, waren mir unbekannt. Aber, Herr Zimmer, ich habe gar kein Problem mehr damit, dass das Buch hier ein literarisches Buch ist, denn ich war in dieser Vorlesung so ergriffen. Ich bin Gott so näher gekommen, dass ich ja jetzt erlebt habe über viele Wochen, wie dieses Buch geistlich wirkt.

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Und zwar eben auch gerade dann, es wird ja lächerlich, das fördert ja den Atheismus. Wenn andere hören, dass jemand dieses Buch, nur weil in Hesekiel eine Bemerkung ist. Also es gab wahrscheinlich einen historischen Hiob in der Frühzeit. Aber das Buch hier ist die literarische Gestaltung der Erinnerung an diesen Mann. Also dieser Mann kann nur der Anlass gewesen sein. Aber diese 42 Kapitel, solange man noch einen Text ernst nehmen darf, ist ein literarischer Text. Die Frage, ob das Buch hier ein literarischer Text ist oder nicht, kann nur das Hier-Buch selber entscheiden.

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Und dann kann man fragen, wie ist diese Stelle da bei Hesekiel? Und wir kommen jetzt gleich zu Jakobus. Das wird ja auch gefragt. Aber die Entscheidung wird doch nicht ferngesteuert von zwei kurzen Bemerkungen und der Text selber spielt keine Rolle mehr. Das kann doch nicht gesund sein. Jetzt gehen wir zu Jakobus 5,11. Siehe, wir preisen selig, die geduldig alles ertragen haben. Ihr habt von der Ausdauer des Hiob gehört und das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat. Denn der Herr ist voll Erbarm und Mitleid. So in Hier 5,11. Da heißt es also, lies den Anfang nochmal ganz langsam, so wie eben nochmal. Siehe, wir preisen selig, die geduldig alles ertragen haben. Siehe, wir preisen selig, die alles geduldig ertragen haben.

52:03
Was kann hier nur gemeint sein? Die ersten zwei Kapitel. Der Hiob, der alles geduldig ertragen hat. Das heißt, Jakobus erwähnt den größten Teil des Hier Buchs, des schimpfenden Lästern. Denn der hat wirklich nicht alles geduldig ertragen. Der hat geflucht, gelästert, geschimpft und getobt. Den kann doch der nicht meinen. Und lies mal voll zu Ende. Ihr habt von der Ausdauer des Hier ob gehört und das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat. Ich frage mich, welche Ausdauer meint er? Also die Ausdauer, dass er seine Geburt verflucht, dass er Gott beschimpft, kann ja schlecht gemeint sein. Also man muss sich jetzt fragen, welche Deutungsperspektive hat Jakobus? Wenn man Jakobus in einer gewissen fundamentalistischen Fixierung liest, dann hat man auch eine ganz bestimmte Vorstellung von Inspiration.

53:09
Und da möchte ich auch so vorneweg mal sagen, niemand weiß, was Inspiration wirklich ist. Das Inspirationsgeschehen, mit dem ich auch durchaus rechne. Aber ich weiß, es ist ein Geheimnis. Inspiration. Keiner kann das genau sagen. Wie geht es vor sich? Und in dieser selbstverständlichen Ich bin Fundamentalist, also ich weiß auch, was Inspiration ist. Nee, das weißt du nicht. Das weiß niemand. Und in dem Inspirationsverständnis, das hier unbewusst automatisch an den Tag gelegt ist, heißt es, wer inspiriert ist als biblische Schreiber, der ist jedem geschichtlichen Zusammenhang entnommen.

54:02
Der ist insofern gar kein normaler Mensch mehr. Er steht in keinen geschichtlichen Traditionen. Er ist inspiriert und kriegt es von oben runter senkrecht. Nein, das... Woher willst du das wissen? Nein, ich möchte mal ganz ruhig sagen, auch ein inspirierter Mensch bleibt ein Mensch. Er wird dadurch nicht zum Engel. Und ein inspiriertes Buch bleibt ein Buch. Und ein inspirierter Mensch bleibt ein Mensch. Falls also der inspirierte Jakobus wirklich ein Mensch bleibt, dann darf man fragen, in welchen geschichtlichen Zusammenhängen denkt und lebt Jakobus? Jakobus lebt ja mehrere Jahrhunderte später, als das Hierbuch geschrieben wurde. Und er steht ganz offensichtlich in einer jüdischen Tradition, die er teilt.

55:05
Er war ja Jude. Man kann nämlich klar erkennen, dass in der jüdischen Auslegungstradition des Hierbuches der rebellische, fluchende, lästernde Jakob praktisch keine Rolle spielt. Es wird immer nur der geduldige, treue, ausdauernde Jakob der ersten zwei Kapitel von 42 Kapitel. Und das Ende, das gehört ja auch zur Hierbnovelle, das Ende, er kriegt nochmal sieben Söhne und drei Töchter. Und alles, was er besitzt, wird verdoppelt. Das habe ich ganz noch vergessen zu sagen. In dieser letzten Szene bekommt Hierob, also im höheren Alter, und seine Frau nochmal sieben Söhne und drei Töchter. Und Gott verdoppelte all seinen Besitz. Ja, also Jakobus steht offensichtlich in der jüdischen Tradition, die wir auch sonst überall finden,

56:06
wo nur der geduldige Hierb erwähnt wird. Also wir können ja nicht von dieser Stelle her entscheiden. Und dann gerade auch noch die großen Teile, an die hier Jakobus ja gar nicht anknüpft. Er lässt ja 90 Prozent der Schimpf-Hierb-Dichtung, erwähnt er ja nicht. Also ich fasse zusammen. Es gibt das Eigenrecht eines biblischen Textes. Ein biblischer Text hat das Recht, dass er ernst genommen wird. Und auch das Buch hier hat ein Eigenrecht. Und dieses Eigenrecht darf nicht unterlaufen werden durch zwei kurze Bemerkungen außerhalb. Und der Text selber, du musst nicht mehr sorgfältig lesen.

57:01
Du hast die Sorgfaltspflicht, ist aufgehoben durch zwei Bemerkungen außerhalb. Meinen Sie, dass das Bibel Ernstnehmen ist? Oder nehmen Sie Ihre eigene Ideologie ernst und zwingen die Bibel in Ihren Schützkasten? Ich würde eher Folgendes sagen. Das ist fromme Herrschaft über die Bibel. Jetzt will ich zum Schluss, also ich habe die Frage jetzt geklärt. Ist das Buch Hierb literarisch gemeint oder historisch gemeint? Es spricht alles dafür, sehr viel und nichts dagegen, dass das Buch Hierb ein literarisches Werk ist. Dadurch ist dieses Buch nicht weniger wert. Es hat mal ein Student, der aus einer fundamentalistischen Gruppe kam.

58:02
Ich habe mich später mit ihm angefreundet. Der war also in meinem Hierb Seminar. Er war im ersten Semester und das Hierb Seminar war das erste biblwissenschaftliche Seminar seines Lebens. Und dann hört er nicht diese Argumente, dass Hierb ein literarisches Werk ist. Dann meldet er sich und sagt, Herr Zimmer, wenn das Hierb Buch für Sie nicht historisch ist, ist es dann für Sie so eine Art Micky-Maus-Heft? Also richtig so hämisch, spöttisch. Ja, später, ich habe mich mit ihm angefreundet. Er hat mich sogar später um die Trauung mit seiner Frau gebeten. Ich konnte aber terminlich nicht, sonst hätte ich es gemacht. Später hat er immer gesagt, Siggi, ich war halt im ersten Semester. Ich will jetzt nicht sagen, was er gesagt hat.

59:02
Ich war ja halt so. Also er hat dann in den kommenden Semestern, hat er das wirklich gut verstanden. Und er hat auch gemerkt, da geht gar nichts verloren. Ich raube ihm nichts, sondern er hat sehr viel gewonnen. Ja, also wenn fundamentalistisch geprägte Studierende von diesen Beobachtungen zahlen, dass die Reportage aus dem Jenseits und die Unglücksfälle in einem Tag und die wahnsinnig langen Reden und die langen Klagen und die Antwort Gottes gab, dann kommen sie in einen schweren Konflikt. Das sind auch alle gekommen. Und nicht alle können wir für diese tiefere Sicht der Bibel gewinnen, aber die große Mehrheit schon.

60:03
Also nach meiner Erfahrung, 70 bis 80 Prozent der Studierenden ändern durch die Kraft dieser Argumente sich. Mir hat auch mal eine Studentin in dem Hierarch-Sominar, ich strecke ihre Hand, und ich habe also alle diese Argumente jetzt genannt, die ich ja auch hier vorgetragen habe. Und dann sagt diese Studentin, gell Herr Zimmer, aber ein Beweis ist es noch nicht. Was geht wohl in dieser Studentin vor? Sie hört also, ich sage es mit meinen Worten, sie hört eine Reihe hoch qualifizierter Beobachtungen direkt am Text. Durch sorgfältigeres Lesen am Text hört sie ihr unbekannte Argumente, die bedrohlich sind, weil sie kratzen an ihrem Bibelverständnis. Und dann sagt sie, gell, aber ein Beweis ist es noch nicht.

61:02
Das habe ich immer wieder gehört und zwar das ist auch einer der üblichen frommen Tricks, die dann halt angewandt werden. Ich meine das ja gar nicht negativ, die Studentin kann ja da auch nichts dafür. Das ist ihre jahrelange Prägung und jetzt kommt sie ad hoc in so ein Seminar. Das ist nicht leicht. Also eine der Rettungsversuche ist, es ist ja kein wirklicher Beweis. Also Zimmer kann es ja nicht beweisen. Und jetzt kommt die Schlussfolgerung. Und wenn er es nicht beweisen kann, dann sind nämlich auch die Argumente nicht ernst. Also ich nehme die Argumente erst dann ernst, wenn er es beweisen kann. Ja, ihr Lieben, man kann in den Geisteswissenschaften überhaupt nichts beweisen. Wir haben Gott sei Dank nur Argumente. Aber die Argumente gelten.

62:02
Wenn Argumente keine Argumente mehr sind, dann ist irgendwas ganz schräg. Also wir haben genügend Argumente, Beweise haben wir in der Tat nicht. Aber dann zu sagen, die haben ja keine Beweise, dann wische ich auch ihre Argumente vom Tisch. Es kamen immer wieder Studenten zu mir raus, die mich durchaus schätzten. Ich habe ja auch Seminare gegeben, die gleichen wie Jesus oder andere. Da waren die ziemlich gesegnet und fasziniert. Also es ist ein Kampf. Der Zimmer, der bringt schon so ein paar Dinge. Aber jetzt im Jihup, wow, Mensch. Ja, man muss auch irgendwann so weit kommen, dass man folgendes Prinzip nicht mehr hat. Am Anfang hat man das Prinzip, wenn einer die Bibel anders auslegt als ich es kenne, dann stimmt die Auslegung nicht.

63:06
Ja, das Prinzip muss man aufgeben. Man muss so weit kommen. Man muss die Bibel so weit ernst nehmen, dass man sagt, ich nehme die Bibel auch dann ernst, wenn sie mein bisheriges Bibelverständnis ankratzt. Wenn ich mich verändern muss, wenn ich lernen muss, ich gebe der Bibel auch gegen mich recht. Dann fange ich an, die Bibel ernst zu nehmen. Also es gibt ein weiteres Argument in Anführungszeichen und das geht so. Es geht immer wieder so. Herr Zimmer oder Herr Müller oder wer das eben die Dozenten, die an einer wissenschaftlichen Hochschule sind. Ich bleibe mal bei meinem Namen. Herr Zimmer, trauen Sie es etwa Gott nicht zu, dass er, schon ziemlich in dem Tonfall.

64:06
Herr Zimmer, trauen Sie es etwa Gott nicht zu, dass er zweimal sieben Söhne und drei Töchter, dass er alle Unglücksfälle an einem Tag und dass da halt immer einer zu hier kam und dass die dahinter in so Minutentakt ganz pünktlich angekommen sind. Trauen Sie es Gott etwa nicht zu. Das ist die große Instrumentalisierung der Allmacht Gottes. Mit der Allmacht Gottes sollte man so nicht umgehen. Denn man spannt hier die Allmacht Gottes wie einen Gaul vor den eigenen Karren. Wenn man sagt, trauen Sie es Gott etwa nicht zu, dann ist sofort klar, ich traue es ihm zu. Aber der da wahrscheinlich nicht. Also ich denke von der Allmacht Gottes viel größer als er.

65:03
Und außerdem kann man den anderen auch noch prüfen, wie er die Allmacht Gottes sieht. Das sind natürlich in einem Streitgespräch wahnsinnige Vorzüge. Ich berufe mich auf die Allmacht Gottes, da habe ich eigentlich automatisch recht. Und ich kann den anderen auch noch prüfen. Und wegen dieser Vorzüge erfreut sich dieses Argument einer großen Beliebtheit. Es ist ja auch schwer, wenn einem ein Lieblingsargument aus der Hand genommen wird. Das tut schon weh. Aber ihr Lieben, da kommt ihr nicht drum rum. Ich halte von der Allmacht Gottes so viel, denkbar viel. Aber was wir Dozenten an einer wissenschaftlichen Hochschule nicht machen, dass wir die Instrumentalisierung der Allmacht Gottes auch noch fördern.

66:03
Sondern wenn jemand so fragt, ich bin das glaube ich 50 bis 100 Mal in meiner ganzen Zeit gefragt worden, trauen Sie etwa Gottes nicht zu. Und dann bleibe ich ganz ruhig und auch lieb. Weil Sie können es nicht anders am Anfang. Ich bin der erste Mensch, der Ihnen dieses Lieblingsargument nicht einfach abkauft. Ich versuche dann, denken Sie mal über diese Frage nach. Also wenn man ein Bibelverständnis nur halten kann, indem man sich auf die Allmacht Gottes beruft, und sonst könnte man das Bibelverständnis gar nicht halten, dann geben Sie bitte dieses Bibelverständnis auf. Denn ein Bibelverständnis, das man nur mit diesem Scheinargument verteidigen kann,

67:00
mit dem Argument können Sie alles verteidigen, was Sie wollen. Und Sie scheinen immer im Recht zu sein. Und der andere steht betrüppelt da. Aber denken Sie mal darüber nach, was Sie hier machen. Lügen Sie sich doch nicht in die eigene Tasche. Also soweit dieser Abschlussvortrag. Das Buch Hiob gehört zu den wertvollsten, kostbarsten, theologisch tiefsten Büchern der Bibel. Dieses Buch hat unzählige Menschen nahe an Gott herangeführt. Und Gott spricht durch dieses Buch, wo und wann er will. Auch wenn das Buch Hiob ein literarisches Buch ist, verliert sie 0,0 an Qualität. Denn der Heilige Geist kann durch literarische Werke genauso gut sprechen wie durch historische Werke.

68:00
Wir können davon ausgehen, dass es Gottes Willen entspricht, dass in der Bibel auch Texte sind, die literarischen Charakter haben und keinen historischen Charakter. Ich will vielleicht schließen mit einem Beispiel, das vielleicht manchen hilft. Janusz Korczak war ein polnischer Jude. Er lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er hat das Waisenhaus gegründet für jüdische Waisenkinder. Und er ist ja, wie sicher manche oder viele von Ihnen wissen, mit den Kindern im KZ vergast worden. Er ist mit den Kindern in den Tod gegangen, obwohl er sich hätte retten können. Und dieser Janusz Korczak, der eine sehr beeindruckende Person ist, der hat schon in seiner Studentenzeit ein Buch geschrieben, zwei Bücher sogar.

69:01
Das erste Buch heißt Das Strassenkind und das zweite Buch heißt Das Salonkind. So oder so ähnlich heißt es. Und in diesen beiden Taschenbüchern sind nur Personen drin, die nicht historisch gelebt haben. Also alle Gestalten sind fiktionale Gestalten. Aber man kann deswegen nicht sagen, das ist doch alles bloß erfunden. Es ist also nicht so, dass man sagt, ist die Bibel Dichtung oder Wahrheit? Das ist eine völlig falsche Alternative. Wollen Sie sagen, dass jede Dichtung Lüge ist? Was kann man für ein Interesse haben, solche grausamen Vorurteile zu fördern? Dichtung oder Wahrheit? Nein, Janusz Korczak ist anders als die anderen Medizinstudenten. Monatelang, mehrere Jahre lang durch die Elendsviertel von Warschau wirklich gelaufen,

70:04
hat die feuchten Kellerwohnungen gesehen, die Kinder, die unter den Brücken gelebt haben, hat er mit ihnen gesprochen, hat ihnen Medikamente gebracht, Weihnachten, Nikolaus oder Geschenke. Also er hat sich monatelang wie die anderen nicht in den Elendsvierteln in Warschau aufgehalten. Und diese authentischen Erfahrungen verdichtet er in literarischen Gestalten. Ein literarischer Text kann mehr historische Wahrheit enthalten als ein historischer Text. Mehr, nicht weniger. Weil in diesen Gestalten verdichten sich monatelange Erfahrungen. Das könnte man gar nicht in einer historischen Gestalt alles reinbringen. Also bitte geben Sie doch dieses fürchterliche Vorurteil auf.

71:01
Wenn etwas kein historischer Tatsachenbericht ist, dann ist ja alles bloß erfunden. In diesem billigen Sinn ist im Hiob-Buch gar nichts erfunden. Und zwischen einem exakten Tatsachenbericht und einem Miggemaus-Heftchen, da gibt es noch ein paar Dinge dazwischen. Also das Buch Hiob kommt aus dem Gebet, stammt aus dem Gebet, ist durch den Heiligen Geist inspiriert. Sie können doch nicht einen Text, der aus langen Gebeten stammt und aus authentischer Leiterfahrung. Wir dürfen bei dem Autor der Hiob-Dichtung, dürfen wir voraussetzen, dass er sehr viel authentische Leiterfahrung gemacht hat. Entweder er selber oder Menschen in seiner Umgebung. Sonst könnte er niemals einen so sensiblen, wahrhaftigen Text schreiben,

72:05
der selbst im 20. Jahrhundert ateistische Autoren tief beeindruckt. Sie sind von der literarischen Wahrhaftigkeit dieses Buches tief beeindruckt. Erfunden ist im Buch Hiob gar nichts, sondern es entstammt dem Gebet und der authentischen Erfahrung und dem Wirken des Heiligen Geistes. Sagen Sie doch dazu bitte in Zukunft nicht mehr. Das ist ja bloß erfunden. Damit tun Sie der Bibel keinen Dienst und den lieben Gott auch nicht und sich selber auch nicht.

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Der literarische Charakter des Hiobbuchs – Hiob Vorlesung Teil 10 | 10.14.1

Worthaus Pop-Up – Tübingen: 14. Dezember 2020 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Der letzte Teil der Hiob-Vorlesung widmet sich der Frage: Hat das Buch Hiob einen historischen oder einen literarischen Charakter? Bei dieser Frage kommt es entscheidend darauf an, sie nicht nach eigenen Präferenzen zu beantworten, sondern nach klaren Indizien im Hiob-Text. Diese Indizien prüft Siegfried Zimmer sorgfältig und ordnet sie gewissenhaft ein.
Und er zeigt: Der literarische Charakter des Hiob-Buchs bedeutet keineswegs, dass im Buch Hiob etwas »erfunden« ist. Denn in diesem plumpen Sinn ist im Buch Hiob überhaupt nichts erfunden. Zimmer weist darauf hin, dass der Inhalt des Hiob-Buchs aus dem Heiligen Geist, aus dem Gebet und aus einer weisen und reifen brüderlichen Beratung stammt. Ein literarischer, fiktionaler Text kann mehr historische Wahrheit enthalten, als ein historischer Text. So gehört das Buch Hiob zu den wertvollsten und tiefsten Büchern der Heiligen Schrift. Es kann uns Gott auf ungeahnte Weise näherbringen, gerade dann, wenn wir in Not sind und die alten, gelernten Antworten nicht mehr tragen.

Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.