Spiritualität steht ja hoch im Kurs und begeisternde Spiritualität erst recht. Das sehen wir zum Beispiel daran, dass die Esoterik boomt und dass Mystik gefragt ist und so dieses nach Dokument schauen und Richtigkeiten eher in den Hintergrund tritt. Und das, was uns bewegt, was viele Menschen bewegt, ist das Erlebnis von Spiritualität, das was mich wirklich selber dann auch berührt. Und das macht sich auch in den christlichen Kirchen bemerkbar. Die Kirchen, die so eine lebendige, begeisternde Spiritualität in das Zentrum stellen, sind vor allen Dingen auch die charismatischen und Finks-Bewegungskirchen, die weltweit gesehen über 600 Millionen Mitglieder haben. Allein in Deutschland ist es so, dass der Bund freier Finks-Gemeinden seit 2009
seine Mitglieder um 47 Prozent erhöht hat. Und das ist sicherlich auch daran gelegen, dass sie die reale Erfahrbarkeit des Geistes ins Zentrum stellen und für sie dieser Erfahrungswert eine große Nummer in Gottesdiensten und Gemeindeleben ist. Ganz anders als in manchen anderen Kirchen, wo man sagen könnte, da herrscht eher so ein bisschen ein Schatten da sein, was den Geist anbetrifft, und er kommt eher weniger vor. Wenn man jetzt also diese beiden Entwicklungen anschaut, einerseits so die Geistvergessenheit in einigen Kirchen und vielleicht Geistversessenheit in einigen anderen, wenn man sich das anschaut, dann ist es doch vielleicht gut, mal nachzufragen und zu überlegen, okay, was sagt denn eigentlich das Neue Testament über diesen Heiligen Geist aus? Und die waren diese frühen Kirchen, die ja offensichtlich so eine begeisternde Spiritualität hatten, wie waren die eigentlich aufgestellt? Wenn wir jetzt also den Heiligen Geist im Neuen Testament anschauen wollen,
dann können wir uns das so vorstellen wie so eine schöne Blumenwiese. Eine schöne Blumenwiese mit ganz unterschiedlichen Blumen. Und ich möchte euch einladen, euch diese Blumenwiese mal vorzustellen, da ein bisschen drauf zu verweilen und die unterschiedlichen Aspekte, die es so bei dem Geistgeschehen gibt, anzuschauen. Ich möchte das mit euch zusammen machen. Meine Herausforderung ist allerdings natürlich heute morgen, dass ich euch nicht die ganze Blumenwiese vorstellen kann, sondern so eine Art Blumenstrauß für euch flicken möchte. Und ich möchte dabei drei Blumen herausgreifen, die besonders charakteristisch für diese ganze Blumenwiese sind. Das sind drei Aspekte des Geistwirkens, die so eine Art Lebensenergie der frühen Christen waren. Diese Lebensenergien möchte ich einmal nennen Bewegungsenergie, Beziehungsenergie und Lebensenergie. Diese
drei Energieformen, die findet man natürlich durch die ganze Bibel hindurch, eben auch im Neuen Testament. Und man kann das jetzt nicht einzelnen Autoren unbedingt nur so zuordnen. Dennoch ist es so, dass ich drei Hauptzeugen der Geistlehre oder der Geistrede im Neuen Testament herausgreifen möchte. Und dabei habe ich drei ausgesucht, die meines Erachtens besonders prägnant über den Heiligen Geist reden, also bei denen der Heilige Geist eine besondere Rolle in ihrer Theologie spielt, in ihrer Spiritualität und die natürlich auch besonders viel vom Geist reden. Und das sind einmal Lukas, Paulus und Johannes. Und klar, diese drei, denen könnte man diese Begriffe ganz allgemein zuordnen. Bei allen kommt der Geist als Lebensenergie, Bewegungsenergie, Beziehungsenergie vor. Aber ich möchte das so machen, dass ich Paulus, diese Beziehungsenergie zuordnen möchte, Lukas, die Bewegungsenergie und Johannes,
die Lebensenergie. Und warum, das werde ich euch jetzt in den drei Teilen meines Vortrags dementsprechend zeigen. Vorweg aber kurz die Frage, was ist das eigentlich mit dem Heiligen Geist? Wir haben hier schon ein bisschen Wind gemacht. Wind weht, Geist weht wo er will. Da sind wir schon bei Johannes. Deshalb wehen meine Blätter hier schon fast weg. Auf jeden Fall, wir schauen uns mal kurz an, ist der Geist eigentlich Wind oder wie soll man den Geist verstehen? Was ist der Geist im Neuen Testament von seiner Art her? Das ist nur als kleiner Vorgedanke, denn, wer hat es auch schon gemerkt, unterschiedliche Bibelübersetzungen benutzen unterschiedliche Übersetzungen, Gedanken, Konzepte für den Geist. Beispielsweise die Bibel in gerechter Sprache, die übersetzt Geist immer mit Geistkraft. Vielleicht schon mal gehört, ich weiß nicht, ob ihr da schon mal drüber nachgedacht habt. Was haltet ihr davon, wenn man den Geist immer als
Geistkraft übersetzt, wenn er im Neuen Testament vorkommt oder in der Bibel überhaupt? Also ich finde eigentlich ein guter Gedanke. Der Gedanke, der dahinter steht, ist der, wir haben hier die Geistkraft und wenn wir jetzt die Dreifaltigkeit anschauen, Gott Vater, Gott Sohn ist dann doch irgendwie männlich und dann haben wir die Geistkraft als weibliche Komponente dazu. Das passt ja, denn schließlich Gott ist auch weiblich, Gott hat den Menschen geschaffen, ihm zum Bilde und schuf ihn als männlich und weiblich, also Gott vereint beides, männliches und weibliches. Das sieht man auch an anderen Stellen. Gott tröstet einen wie eine Mutter tröstet und andere Themen. Also der Gedanke ist gut, dass man jetzt also eine die sozusagen hat, die Geistkraft. Dennoch hat es einen kleinen Nachteil, finde ich, denn wir verengen damit das Spektrum von dieser Blumenwiese, von der er sprach, das Spektrum von den unterschiedlichen
Geistaspekten und Geistformen, Vorkommnissen im Neuen Testament auf diesen einen der Kraft. Und das wird dann schwierig, wenn man mal verschiedene Texte anschaut, die so den Geist benutzen. Also 1. Grund hat 12 beispielsweise, zwei Vorkommnisse. Einmal redet da Paulus davon, dass wir alle mit dem Geist getränkt worden sind. Da würde also vielleicht das Konzept der Kraft nicht ganz so gut passen. Oder er sagt an späterer Stelle, der Geist gibt einem jeden Geistesgaben, wie er will. Jetzt könnte man die andere Richtung nehmen und sagen, okay, wir versuchen jetzt jede dieser einzelnen Formulierungen so auszulegen, dass hinter jeder dieser Formulierungen ein eigenes Geistkonzept stehen muss. Beispielsweise, wenn also es heißt, der Geist ist ausgegossen, der Geist ist für uns als Getränk sozusagen verfügbar, wir sind durch den Geist getränkt
worden, dann muss doch wohl Paulus den Geist als etwas physisches, substanzielles verstanden haben, was man physisch in sich aufnehmen kann. Oder wenn es heißt im gleichen Kapitel, der Geist gibt Geistesgaben, wie er will, dann muss doch Paulus ein Konzept vom Geist als Person gehabt haben. Ist auch eine Möglichkeit, wird uns aber, glaube ich, nicht absolut in die Klarheit führen, sondern eher ein bisschen Spekulation belassen, weil wir hinter jedem dieser einzelnen Begriffe nun versuchen, ein eigenes Konzept zu entdecken. Ich möchte von daher heute morgen das Ganze pragmatisch angehen und vor allen Dingen danach fragen, wie wirkt denn der Geist? Wie ist das Wirken des Geistes? Wie ist diese lebendige, begeisternde Spiritualität eigentlich dargestellt im Neuen Testament? Wenn ich also jetzt im Folgenden von dem Geist rede, dann möchte ich damit nicht missverstanden werden, dass ich sozusagen den Geist als etwas Männliches verstehe. Genauso wie man es als ein Missverständnis
sehen müsste, wenn man jetzt von dem griechischen Wort herkommt, Pneuma, von dem auch Pneumatologie kommt, die Rede vom Heiligen Geist. Wenn man da jetzt auch vom Genus, also vom Geschlecht dieses Wortes ausgehen würde, denn dann, wo heißt das das Pneuma? Das ist nämlich sächlich und der Geist wäre sächlich zu denken. Ist also ein Holzweg, wenn wir nur von dem Geschlecht des Wortes herkommen, auch wenn sich das natürlich beim hebräischen Ruach, was feminin ist, anbieten würde. Aber ich denke, wir sollten hier einen Schritt zurücktreten und auch genauso, wenn ich das Wort jetzt Energie benutze, hat das nichts damit zu tun, dass ich den Geist als eine physische Energie verstehen würde, sondern ich glaube eher, dieser Begriff Energie, der ist heutzutage sehr anschlussfähig. Ich habe schon vorhin von Esoterik und Mystik gesprochen. Allerdings ist es bei Paulus und auch überhaupt im Neuen Testament der Bibel so, dass nun diese Geistenergie nicht irgendwie eine allgemeine kosmische Kraft ist, sondern ganz konkret der Geist Gottes, der Geist Christi, also die persönliche
Gegenwart Gottes, die persönliche Gegenwart Christi. Und damit bleibt das Ganze nicht nur beliebig, sondern ist etwas, was mit dem Christlichen, mit dem Christus selber verbunden ist. Okay, wenn wir jetzt also diesem Geist hier ein bisschen auf die Spuren kommen wollen, dann möchte ich das so machen, dass wir also die einzelnen Reflexionen, die neuntesamentlichen Autoren dazu so angeben, ein bisschen anschauen, jeweils einen zentralen Text von den drei Autoren. Und wenn man das chronologisch aufbauen würde, dann müsste man eigentlich sagen, müsste ich jetzt mit Paulus beginnen, denn Paulus hat seine Briefe vor den lukanischen Doppelwerk geschrieben, also vor dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte und auch vor dem Johannesevangelium. Aber mein Titel ist ja nun begeisternde Spiritualität und ich denke, da möchte ich heute morgen mit dem Ereignis im
Neuen Testament beginnen, was sozusagen die maximale Begeisterung war, nämlich wo 3000 Leute in absoluter Quantität, also wenn man von der Quantität der Begeisterung anschaut, 3000 Leute sich bekehrt haben und von der Qualität her auch maximale Begeisterung, denn diese Leute haben nicht nur eben gesagt okay und Beifall geklatscht, sondern sie haben sich taufen lassen und haben den Geist selber erfahren, sind also sozusagen mit dem Geburtstag der Kirche heute an Pfingsten die Starter gewesen, die uns so eine begeisternde Spiritualität vorleben können. Schauen wir uns die also an und starten mit erstens der Bewegungsenergie, der heilige Geist in dem lukanischen Doppelwerk in Lukas und Apostelgeschichte, wo ich der Meinung bin, dass eben der Geist sehr wohl als eine Art Bewegungsenergie verstanden werden kann. Bewegungsenergie in drei Dimensionen,
also eine dreidimensionale Bewegungsenergie, einmal vertikal, der Geist wird vorhergesagt am Ende vom Lukasevangelium, sagt Jesus den Jüngern, ihr werdet Kraft aus der Höhe empfangen, eine sozusagen vertikale Bewegung, zweitens eine horizontale Bewegungsenergie, diese Verheißung geht dann weiter am Anfang von der Apostelgeschichte, wo Jesus sagt ihr werdet den Geist aus der Höhe empfangen und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, statend ganz Judea, Samarien und bis an das Ende der Welt, das ist also die horizontale Bewegungsenergie und als drittes habe ich so im übertragenen Sinn die vertikale und horizontale Bewegungsenergie genommen, da ist es nämlich so, dass der Geist noch etwas anderes bewegt, nämlich so eine Art von Statusumkehr oder eine Art von sozialer Gleichheit, die im Geistwirken sich manifestiert, das will ich heute mit euch auch
anschauen, also ich möchte diese zwei letzten Punkte vor allen Dingen jetzt noch mal einen Blick nehmen, also einmal diese horizontale Ausbreitung und das soziale, die soziale Bewegungsenergie des Geistes. Wenn ich jetzt also mal mit dieser horizontalen Bewegungsenergie starte, woran sieht man das eigentlich oder wie kommt es überhaupt dazu, dass es zu so einer horizontalen Ausbreitung, zu einer horizontalen Bewegung kommt? Eigentlich könnte man doch sagen, wenn man sich das anschaut, was da finstend passiert ist, dann ist es doch eigentlich so ein tolles Erlebnis, nachdem die Leute hätten sagen können, wow, wir verstehen uns jetzt, endlich weiß ich, was meine jüdischen Mitbewohner sagen, wir sind jetzt eigentlich ein guter Club zusammen, wir könnten jetzt eigentlich zusammen bleiben und bleiben hier an diesem Ort. Aber das ist nicht, was geschieht, sondern was hier passiert, ist, dass dieses Geistgeschehen eine globale Resonanz hat,
also eine wirkliche Resonanz in den Leuten aus unterschiedlichen Ländern, die da sind und ich möchte kurz sagen, warum ich glaube, dass das eben so viel bei den Leuten auslöst. Das eine ist, es hat ja viel mit Sprache hier zu tun, dass die Muttersprache, in der die Leute, die Jüngerinnen reden hören, die Muttersprache uns besonders berührt, uns besonders nahe kommt. Ihr kennt das vielleicht, wenn ihr mal im Urlaub seid, in einem Land mit anderer Sprache, ist es besonders schön und kommt besonders nahe, wenn man jemanden trifft, der die gleiche Sprache spricht und einen vielleicht auf Deutsch anredet oder so. Das löst das bei einem aus und genau das ist, was hier auch in diesem Text benannt wird, nämlich es ist eine sprachliche Resonanzerfahrung. Ich möchte da einmal kurz in den Text reinschauen und das kurz mit euch lesen, um dann zu sehen, was ist da eigentlich genau in der Verständigung und dem Miteinander passiert. Apostelgeschichte 2, Abvers 4. Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu reden in anderen
Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber und verwunderten sich und sprachen, sie sind das nicht alle da, die da reden. Galilea. Wir hören, wie sind ein jeder in seiner Muttersprache, Pater, Meda und Elamite und so weiter. Wir hören sie in unseren Sprachen, die großen Taten Gottes verkündigen. Man kann also sagen, das ist ja ein Moment maximaler Resonanz, weil die Leute die JüngerInnen in ihrer Sprache reden hören. Das wird beides betont, dass sie einmal eben in den Sprachen der anwesenden Leute
redeten und dass die Zuhörenden sie in ihrer Sprache gehört haben. Weil beides in dem Text betont wird, haben manche AuslegerInnen sich gefragt, ist es jetzt eigentlich eher ein Sprachwunder oder ein Hörwunder? Ich denke, es ist ziemlich deutlich, dass es ein Sprachwunder ist. Diese Leute, die JüngerInnen reden in einer anderen Sprache. Das, was wir jetzt vielleicht mit einem Fachterminus mal Xenolalie bezeichnen können, also das Reden einer fremden Sprache, zu unterscheiden von der Glossolalie, das, was Paulus benennt als ein Reden in einer, ich würde es mal sagen, Engelszunge. Kennt es vielleicht aus 1. Korinth Dolf 13. Da redet Paulus mal davon und sagt, wenn ich in Menschen- und Engelszungen reden könnte und hätte der Liebe nicht und so weiter. Diese Menschenzungen, das ist das, was hier abgeht in Pfingsten, Xenolalie, sie reden eine andere Sprache, die wirklich verstanden wird. Engelszungen, das wäre das, was beispielsweise in 1. Korinth 14 von Paulus beschrieben wird und was eine Art Kommunikation
in zwei Akten ist. Da ist einmal diese Glossolalie, diese Sprachenrede, Zungenrede, wie man es übersetzen möchte. Und dann ist da der Akt der Interpretation, der Übersetzung. Und ohne diese Übersetzung geht es nicht, das ist sozusagen das Wesentliche daran, um zu einem Verständnis, in einem Miteinander zu kommen. Also in Apostelgeschichte 2 verstehen die Leute, was gesagt wird und sie reagieren. Das ist jetzt ein Teil der, wenn man so will, vertikaler Bewegungsenergie nochmal zeigt. Es heißt dann als Reaktion, ich habe es gerade vorgelesen, es ging ihnen durchs Herz. Es ging ihnen durchs Herz, weil sie merken, hier redet jemand zu mir, meint mich, spricht meine Sprache. Und dann als Reaktion geht es weiter. Sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln, ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Hören wir jetzt
bei der Antwort von Petrus gut zu, denn die Antwort, die er gibt, gibt auch Antwort auf, oder zumindest eine Antwort, wir kommen nachher noch auf andere Antworten, eine Antwort auf die Frage, die heute auch viele Christen bewegt, wie und wann bekomme ich eigentlich den Heiligen Geist? Petrus antwortet, tut Buße und dann jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Auf diese Frage nach dem Geistempfang möchte ich später nochmal zurückkommen, aber jetzt erstmal diese Reaktion. Die Reaktion ist eindeutig, diese Leute sind dabei, in das einzusteigen, was Petrus hier vorgegeben hat. Wenn man so will, Petrus singt ein Lied, sie stimmen mit ihrer eigenen Stimme mit ein. Es ist eine Resonanz, die bei den Leuten passiert. Und dieses ist eine Bewegung des Geistes, eine Bewegung, die zunächst eine innere Bewegung bei den Zuhörenden auslöst. Aber es bleibt eben
nicht bei dieser inneren Bewegtheit, sondern die Bewegungsenergie ist so stark, dass es dann zu einer Bewegung nach außen kommt. Das ist dieser spannende Punkt, den ich mit euch jetzt nochmal kurz anschauen möchte. Denn sie bleibt eben nicht dabei nur, dass sie sozusagen bei sich, unter sich bleiben und sagen, okay, alles ist schön und gut, sondern sie geht hinaus. Und da möchte ich an der Stelle mal kurz diesen Text aus Apostelgeschichte 2 in ein Gespräch bringen mit einem anderen biblischen Text, der vielleicht euch auch schon mal beim Lesen dieser Pfingstgeschichte in Erinnerung gekommen ist. Nämlich, möglicherweise sogar vielleicht beabsichtigt von Lukas hier eingebracht, das Gegenteil oder vielleicht zumindest als einen gewissen Kontrast, den möchte ich herausarbeiten zu dem Turmerlebnis, dem Turmerlebnis, dem Turmbaum zu Babel. Eine Geschichte
aus dem Alten Testament, wo beides mal es darum geht, dass sich Leute in einem Obergemacht zusammenfinden, in einem Obergemacht dann miteinander sitzen und überlegen, wie können wir hier in dieser Zeit, in dieser schwierigen Zeit miteinander unterwegs sein. Und das ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt. Wir sind ja hier auch miteinander in einer schwierigen Zeit zusammen und stärken uns miteinander. Aber es ist ein großer Unterschied, wenn man jetzt mal genauer reinschaut. Diese Leute im Obergemach, in dem selbst erbauten Turm in Babel, die sagen, wir wollen hier sein, weil wir uns nicht verteilen wollen. Wir wollen uns nicht zerstreuen. Das hat zwar ursprünglich mal Gott verordnet so, Genesis 1,28 hat gesagt, geht in die Erde, füllt die Erde, aber sie sagen, nein, wir wollen unter uns bleiben. Wir wollen nicht zerstreut werden. Also so eine
Art Festungsmentalität, die sagen, okay, wir bleiben hier aufeinander sitzen, das, was da draußen ist, ist die böse Welt. Wir bleiben hier und das Ganze hat vielleicht ein bisschen mit Angst zu tun. Auf jeden Fall ist es nicht das, was wir sonst von Gott und seinen Bünden kennen, die einladend sind und offen für andere. Diese wollen unter sich bleiben. In der Auslebungsgeschichte zu diesem Text hat man sich häufig darauf fokussiert, jetzt mehr dieses, wir wollen uns einen eigenen Namen machen, was auch ein Thema in der Genesis 11 Geschichte zum Turm, wo er zu Babel ist, sich darauf zu fokussieren, dann zu sagen, okay, die Sprachen, die jetzt Gott dann schafft, die unterschiedlichen Sprachen sind vor allem eine Sanktion. Aber ist es nicht viel mehr so, dass hier, was hier in Babel damals passiert, das Eingreifen Gottes verhindert, dass es bei einer Monokultur bleibt, dass es bei einem Sitzen aufeinander bleibt? Ist es nicht vielleicht mehr so, dass Gott den Menschen dabei hilft, eben in die Breite und in die Diversität sich auszubreiten
durch die unterschiedlichen Sprachen? Gott möchte Vielfalt und Verteilung auf der Erde und in dem Zusammenhang, denke ich, kann man auch dieses Schaffen der verschiedenen Sprachen sehen. Also, man saß zusammen am gleichen Ort und jetzt kommen wir noch mal zurück zu dem, was im Gegensatz dazu jetzt in der Pfingstgeschichte geschehen ist. Es ist nicht verkehrt, zusammen zu hocken und sich zu stärken in Krisenzeiten, aber die Frage ist, was man langfristig damit macht, ob man aufeinander sitzen bleiben will oder ob man auch bereit ist, sich in die Diversität auszubreiten. Und da ist dann jetzt der Unterschied in der Apostelgeschichte 2. Diese Leute, berührt vom Heiligen Geist, die lassen sich bewegen, einmal, wie gesagt, innerlich zunächst vor Ort und reden dann in den Sprachen und predigen in den Sprachen, dann aber auch eben im ganz großen Stil, dass sie nach draußen gehen, dass die Menschen außerhalb ihrer eigenen vier Wände erreichen.
Diese Bewegungsenergie des Geistes möchte ich mal so als eine dezentralisierende Bewegungsenergie bezeichnen. Damit ist auch eine implizite Machtkritik an den Machtstrukturen des Imperiums verbunden. Denn diese Bewegung startet in Jerusalem, nicht in Rom. Diese Bewegung bleibt auch nicht in Jerusalem, sondern sie geht von hier aus weiter. Und Jerusalem bleibt auch nicht das Zentrum dieser Bewegung, sondern diese Bewegung hat in dem Sinne kein Zentrum, von dem aus alles gehen würde, sondern an vielen Orten kommt es zu neuen, begeisternden, spirituellen Erweckungen, zu neuen Gemeinden und damit zu einer Ausbreitung dieser Pfingstbewegung, wenn man so will, von Pfingsten ausstartend, die bis heute anhält. Also Pfingsten ist jetzt nicht einfach nur die
Umdrehung dessen, was wir hier gesehen haben in Babel und dem, was dort geschehen ist. Wenn es einfach nur die Umdrehung von dessen war, dann würden wir wieder zurückkommen zu einer Einheit, zu einer Monokultur. Aber genau das passiert nicht. Gott hebt die unterschiedlichen Sprachen nicht auf. Es bleibt bei Diversität, dass was geschaffen wird, was geschenkt wird, ist nun ein gegenseitiges sich verstehen können, eines sich begegnen können auf Augenhöhe. Und das ist das, was ich jetzt als den anderen Punkt noch mit reinnehmen möchte, nämlich diesen dritten Aspekt, den ich von Bewegungsenergie als einer sozialen Bewegung gesprochen habe. Man begegnet sich auf Augenhöhe, es kommt zu einer Miteinander, untereinander, was jetzt Leute, die dazu gezogen sind, also Neigenschmeckte und die, die da sind, auf eine Ebene stellt und miteinander ins Gespräch bringt.
Das ist also etwas, was auch in der Pfingstpredigt von Petrus selber besonders hervorgehoben wird, diese soziale Dimension. Denn Petrus muss ja für die Leute da interpretieren, was eigentlich abgeht. Und er macht das folgendermaßen, er sagt zu denen in seiner Predigt, diese Leute hier sind nicht betrunken, wie er meint, es ist doch erst die dritte Stunde des Tages, sondern das, was hier passiert, das ist das, was durch die Propheten vorhergesagt worden ist, nämlich Joel. Ich zitiere, und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter sollen weiß sagen, eure Jünglinge sollen Gesichte sehen und eure Alten sollen Träume haben. Und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen und sie sollen weiß sagen. Und ich will Wunder tun und so weiter. Und es soll geschehen, wer an den Namen des Herrn anruft, der soll gerettet werden.
Also gleich von Anfang an werden hier Sklaven miterwähnt, wenn es um die Ausgießung des Geistes geht. Wenn es also hier eine Bewegungsenergie vom Geist ist, dann ist das eine Bewegungsenergie, die Leute, die an den Rand gedrängt sind, in die Mitte holt. Leute, die am Rande der Gesellschaft stehen, nun einen Platz in der Gemeinde gibt. Ich möchte diesen letzten Gedanken, also dieser dritte Aspekt der Bewegungsenergie, jetzt zum Abschluss dieses ersten Teils noch mal kurz mit einem etwas Schritt zurück aus der Perspektive von Lukas-Evangelium und Apostelgeschichte etwas allgemeiner anschauen. Also jetzt nicht nur bei Pfingsten und Apostelgeschichte 2 bleiben. Beim Lukas-Evangelium kann man sehen, gleich am Anfang spielt das, was wir jetzt gerade in der Pfingstredigt gehört haben, von Petrus eine Rolle. Nämlich diese Personen, die jetzt durch das Geistwirken ins
Zentrum kommen, genau so startet das Geistwirken auch im Luther-Lukas-Evangelium, nämlich mit zwei Frauen, mit Maria und Elisabeth. Und die Maria, die ja durch den Geist dann den Messias gebiert, ist eine Frau, die das an der Stelle versteht. Okay, es ist nicht so, dass sie jetzt gleich eine Statuserhöhung hätte und sofort, nachdem sie diese Ankündigung hat, alle Leute vorher niederfallen nach dem Motto, seht her, die Mutter Gottes. Nein, im Gegenteil, es ist erst mal so, dass sie sozial gesehen wahrscheinlich eher als unehelich Schwangere erst mal einen Schritt runtergegangen ist. Aber sie erkennt, dass Gott sie in ihrer Niedrigkeit angesehen hat, dass Gott sie bedenkt, dass sie einen Platz bei Gott hat und drückt das dann in ihrem wunderbaren Lied dem Magnifikat auch in dynamischer Weise aus, indem sie sagt, er stößt, er, Gott, stößt die Gewaltigen vom
Thron und erhebt die Niedrigen, die Hungrigen erfüllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Hier sehen wir diese soziale Energie, die dann auch interessanterweise gleich am Anfang des Wirken ihres Sohnes in Lukas 4 das zentrale Ding ist. In Lukas 4 interpretiert Jesus seinen Dienst für die Zuhörenden und sagt, der Geist des Herrn ist auf mir, dass ich das Evangelium den Armen predige, den Gefangenen, dass sie frei werden sollen und den Blinden, dass sie sehen sollen und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn. Also, zu dieser geistgeleiteten Mission Jesu gehört es Hierarchien zu durchkreuzen. Kommen wir von dem Lukas-Evangelium noch kurz noch mal zurück in die Apostelgeschichte. Wir haben da schon
einiges angeschaut. Ich möchte das noch mal etwas allgemeiner unterstützend sagen, dass eines dieser Kennzeichnen der Bewegungsenergie des Geistes ist, dass es eine demokratisierende und dezentralisierende Bewegung ist. Das kann man daran sehen, dass der Geist nämlich bei dieser horizontalen Bewegung von Jerusalem ausgehend immer wieder jeden weiteren interkulturellen Schritt, wenn man so will, der weitergegangen wird in der Ausbreitung dieser Bewegung, noch mal sanktioniert bzw. bekräftigt viel mehr. Wenn man jetzt anschaut, wie das abgeht, dann ist es so, dass wenn der Geist, nachdem er in Jerusalem war, dann nach Samarien geht in Apostelgeschichte 8, dass es noch mal wieder mit einem besonderen Geistempfang, häufig eben auch mit Sprachenrede, wenn man diese einzelnen Beispiele anschaut, verbunden ist. Oder dann die Bekehrung des Heiden, des Mannes aus den Völkern Cornelius, der auch vorher schon den Petrus die Vision gibt, auch durch den Geist,
dass er dazugehören kann zum Volk Gottes. Oder wenn dann die Missionsreisen beginnen, in Kapitel 13, auch da spielt der Geist noch mal eine wichtige Rolle. Oder bei dieser interkulturellen Zusammenkunft in Apostelgeschichte 15, wo man heiße theologische Debatten darüber führt, wer jetzt eigentlich dazugehört und wer nicht und wie man dazugehören kann, was dazugehört, was die Kriterien dafür sind, zur Bewegung des Messias dazuzugehören, auch dort hat der Geist wieder eine besondere Rolle und das macht Lukas sehr deutlich. Also man kann sagen, die Geistausschüttung hat immer eine wahrnehmbare Konsequenz. Es gibt eine wahrnehmbare Veränderung, es wird praktisch sichtbar. Zum Beispiel eben diese soziale Dimension, von der ich gerade sprach, das wird dann auch in der ersten Aktion sozusagen der frühen Gemeinde gleich deutlich, die die an
den randgedrängten Witwen in der Gemeinde ins Zentrum holen, indem sie denen noch jeweils einen geisterfüllten Gehilfen zur Seite stellen und man so sagen kann, ja, es ist so, dass in der frühen Christenheit, wenn der Geist ausschüttet, es immer mit irgendwelchen Reaktionen und sichtbaren Dimensionen zusammenhängt. Also wenn man behauptet, ich habe den Geist empfangen, ich habe Kraft aus der Höhe bekommen, ich habe Bewegungsenergie und die Leute sehen nicht, dass sich irgendetwas bewegt, dann können sie das zu Recht in Frage stellen. Warum sage ich das an dieser Stelle? Ich sage das deshalb, weil es in der kritischen Theologie Anfragen gibt, ob eigentlich es überhaupt am Anfang der Ausbreitung der Christenheit überhaupt so eine, einen Erlebnis für den Heiligen Geist gegeben hat oder ob das nicht viel mehr so war, dass es diese endzeitliche Erwartung
gab von der Geist Ausschüttung, irgendwann würde da was kommen, irgendwann kriegt man den Geist und dann machen wir das doch so. Wir sind jetzt der Meinung, das ist so. Also so eine Art Behauptung, wir haben den Heiligen Geist, das hat sich sozusagen als eine theologische Ableitung aus dem, dass es irgendwann mal verheißen wurde, dann festgeschrieben. Ich bin der Meinung, dass das eine etwas schwierige Argumentation ist, wenn eben diese Erfahrungsdimension fehlt, denn Erfahrungen sind ja immer interpretationsabhängig. Wir nehmen das, was wir sehen, immer wahr auf dem Kontext dessen, was wir an Interpretationsrastern haben. Ich nehme einen Stuhl als Stuhl wahr, einen Menschen als Menschen, weil das für mich, was ich dort sehe in meinem Deutungshorizont Mensch ist, Stuhl ist. Und genauso ist es natürlich auch mit religiösen Erfahrungen. Und wenn der Erwartungshorizont,
der Deutungshorizont der ist, den uns Petrus gerade eben erklärt hat, um den ich gleich noch mal darauf zurückgehe, komme, dann bedeutet das, Geist Ausschüttung geht nur so, dass man das irgendwie sieht oder spürt. Ich finde, Petrus illustriert das auf plastische Art und Weise, denn genau mit diesem Deutungshorizont ringen ja die Leute, die dort mit Petrus unterwegs sind, die sagen, was ist denn jetzt hier los? Was sind denn, sind die von Socken, sind die besoffen oder was? Das ist deren Deutungshorizont. Und Petrus sagt, nein, es gibt eine andere Erklärung, eine religiöse Erklärung. Und dieses, was er hier dann erklärt, das ist die, diese Prophetie aus Joel, die charismatische Erfahrungen mit Geist Ausschüttungen zusammenbringt. Und das Gleiche findet man übrigens auch bei Paulus in einer richtig existenziellen Argumentation, wo er zurückgreift auf diese Geisterfahrung. Da geht es darum, ob sich die Galater beschneiden lassen
sollen. Also zumindest für die Männer sehr existenziell muss man sich beschneiden lassen, um dazu zu gehören. Und dann sagt Paulus, jetzt denk doch mal zurück. Wie war das denn bei euch, liebe Galater? Habt ihr den Geist empfangen dadurch, dass ihr habt euch beschneiden lassen oder durch Werke des Gesetzes? Oder habt ihr den Geist empfangen durch das hörende Glauben des Evangeliums? Das heißt, er kann hier in seiner Argumentation auf eine Erfahrung, auf irgendetwas zurückgreifen, was an was sich die Galater erinnern können. Und das macht er auch in anderen Stellen in diesem gleichen Abschnitt in Galater 3 deutlich, indem er dann sagt, ihr habt großes Erfahren, ihr habt eine großartige Erfahrung gehabt, genauso wie er auch am Anfang vom ersten Thessalonischer Brief auch auf so eine Erfahrungsdimension seiner Predigt und der Aufnahme des Evangeliums zurückkommen kann. Ja, damit sind wir jetzt bei Paulus angelangt und ich
möchte zu diesem zweiten Teil kommen, der etwas kürzer wird. Zweiter Teil Beziehungsenergie, der Geist Gottes in den paulinischen Briefen. Paulus hat sicherlich schon in der Jerusalemer Gemeinde, als er dort nach seiner Bekehrung war, von dieser Bewegungsenergie etwas gespürt, von der ich jetzt gerade die ganze Zeit sprach in Bezug auf Lukas und Apostelgeschichte. Denn Paulus ist jemand, der diese Bewegungsenergie auch kennt. Er beschreibt das auf wunderbare Art und Weise, zum Beispiel in seinem Bild in 1. Also Paulus weiss um diese Dimension. Paulus ist einer, der das erlebt hat, dass der Geist sozusagen Power to the People ist und mit Teilhabe und Demokratisierung zusammenhängt. Passend dazu mött ich jetzt bei Paulus aber dieses Element der Beziehungsenergie herausstellen, dass diese Dinge, die ich gerade beschrieben habe, die hängen ja stark auch mit Beziehungen zusammen,
dass Paulus den Geist als eine Beziehungsenergie versteht. Wegen der fortgeschrittenen Zeit möchte ich an der Stelle bei Paulus nur auf ein Kapitel eingehen und da auch nur einige Verse, dafür aber das Kapitel, was in der Bibel am häufigsten den Geist erwähnt. Weiß jemand, welches Kapitel das ist? Das Kapitel in der Bibel mit der häufigsten Geisterwähnung. Ich komme gleich darauf zu sprechen. Zwischendurch mal eine ganz andere Frage. Habt ihr schon mal überlegt aus Deutschland auszuwandern?
Oder habt ihr schon mal eine von diesen Auswanderer-Dokus geschaut? Zum Beispiel mein neues Leben ist zumindest vor Corona sehr hype gewesen in mehreren Sendungen. Und dort werden dann immer so Menschen beschrieben, die halt sagen, okay, ich möchte gerne an einem anderen Ort leben, mir gefällt es hier nicht, ich habe neue Optionen, andere Möglichkeiten an einem anderen Ort. Dort gibt es andere Beziehungen, andere Möglichkeiten und so weiter. Behalten wir diesen Gedanken mit dem Auswandern und dem Ortswechsel mal im Hinterkopf, wenn ich jetzt aus diesem Kapitel, nämlich Römer 8, kurz etwas vorlese. Nicht das ganze Kapitel, sonst schlackern wir nur noch mit den Ohren, sondern nur aus dem Anfang und aus dem mittleren Teil jeweils zwei Verse. Das Kapitel Römer 8 startet damit. So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Jetzt Vers 8. Die aber, die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein. Kommen wir noch mal kurz zurück zu dieser Auswanderungsdoku. Dort wird am Anfang, wenn so eine Auswanderungsszenario von irgendeiner Familie beschrieben wird, als erstes mal der Zustand gezeigt, wo die in ihrem Kontext, sagen wir hier in Tübingen, leben, in ihren vier Wänden. Man schaut also sozusagen den alten Ort an, bevor man sich den neuen Ort dann anschaut und das neue Land in das sie ziehen. Paulus sagt hier zu den Römern, dass sie einen bestimmten Ort verlassen haben, nämlich den Ort im Fleisch,
dass sie an einen anderen Ort jetzt gezogen sind und dass sie jetzt im Geist sind. Deshalb möchte ich auch so starten, dass ich mal kurz diese alten vier Wände anschaue, um die neuen vier Wände, das neue Lebens-Beziehungsnetz, die Beziehungsenergie Geist besser zu verstehen. Also die Beziehungsenergie Fleisch, also so eine negative Beziehungsenergie, würde ich sagen. Die ist ja so ein bisschen schwer verständlich. Vielleicht denken jetzt einige von uns an den Sonntagsbaten, der vielleicht noch in irgendeinem Restaurant heute auf uns wartet und denken, okay, das könnte es ja vielleicht sein. Fleisch und so, das ist ja was, was ich gerne esse und so weiter. Aber ich denke, wenn wir jetzt hier den Gegensatz anschauen zu dem, was Paulus mit Fleisch kontrastiert, wird relativ klar, Sonntagsbaten reicht nicht aus. Es muss etwas mehr sein, denn der Kontrast ist Geist. Andere werden vielleicht sagen, okay, wenn es nicht das Fleisch im Sinne von dem Essbaren ist, dann ist es vielleicht unser sündiger Leib,
unser sündiger Körper mit seinen unguten Begierden. Aber auch da muss man sagen, das passt ja auch nicht so ganz, denn Paulus will ja wohl nicht behaupten, dass die Römer und er selber auch nicht mehr in ihrem Körper stecken würden. Das sagt er auch an anderer Stelle sehr wohl, dass er da in diesem Aspekt von Fleisch weiterhin lebt, in Galater 22. Also hätte er das sagen wollen, dass es hier um den Körper geht, hätte er auch noch ein anderes griechisches Wort gehabt, nämlich Soma. Wir kennen dieses Wort für Körper von Psychosomatik, den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper, wenn sozusagen unser psychischer Zustand sich auch unseren Körper auswirkt. Noch eine Option wäre die Übersetzung von Neues Leben, von der Übersetzung, die sagt unsere menschliche Natur. Das ist jetzt etwas neutraler, aber ich würde sagen, vielleicht ist das das Problem und auch natürlich das Problem, dass die menschliche Natur nicht vollkommen abgelegt ist,
sondern ich glaube eher, dass es hier um etwas dezidiert Negatives geht, wenn Paulus von Fleisch redet. Und wenn man das jetzt auch nochmal auf dem Hintergrund des frühen Judentums anschaut, dann ist hier glaube ich eher von zwei Beziehungsnetzen, von zwei Sphären oder Beziehungsenergien zu denken, von einer negativen Macht und von einer positiven Macht. Und Paulus sagt, diese negative Macht ist es, in der ihr gefangen wart. Was ist das nun für ein Einfluss, von dem Paulus da redet, von dem Fleisch? Vielleicht hilft es uns an der Stelle nochmal kurz, diesen ersten Vers aus dem Kapitel 8 uns in Erinnerung zu rufen. Dort sagt Paulus nämlich, dass die Römer lebendig gemacht worden sind in Jesus Christus und frei gemacht worden sind von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Also Freiheit von Gesetz der Sünde und des Todes, das ist eigentlich das Pendant zu Fleisch.
Es geht also um eine Freiheit von einer Macht, die sich ganz auf das Hier fokussiert, auf Money, Sex and Power, die mich also nicht nur um sich selber drehen lässt. Über diese Macht der Sünde sagt Paulus, sind wir befreit? Sind die Römer rausgenommen worden aus dieser destruktiven, nicht anders als sündigen Können Natur oder aus diesem Ort zumindest, wo das so ist, werden sie rausgenommen? Das wird sehr schön plastisch, wenn man sich nochmal anschaut, was Paulus direkt davor sagt im Römer 7. Da wird das nämlich so krass ausgedrückt, dass man sich das besser vielleicht noch vorstellen kann, worum Paulus hier ringt und was er sagt, was beendet ist. Er sagt nämlich in Römer 7, nicht von sich selber, sondern dort sagt, dass ich dieses alten Lebens, dieses Lebens im Fleisch, ich bin fleischlich unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue.
Denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse. Das tue ich. Ich elender Mensch. Wer wird mich erretten von diesem Todesleib? Ja, das ist vielleicht eine Beschreibung von einem Zustand, mit dem wir uns identifizieren können. Und man würde sagen, okay, aus diesem Zustand, wer würde da nicht gerne auswandern? Wer würde da nicht gerne rauskommen? Und genau das ist der Punkt, den Paulus hier macht und sagt, ja, davon hat dich Christus befreit. Ihr Römer, ihr seid nicht mehr in dieser Gefangenheit, von diesem nicht anders als sündigen können. Ihr seid jetzt in Freiheit, befreit von dieser versklavenden Macht der Sünde. Ihr seid jetzt einer neuen Beziehungsenergie im Einflussbereich der Liebe Gottes, im Geist, was soviel wie heißt, in einem Beziehungsnetz der Liebe Gottes, was jetzt auch den Menschen in eine neue Beziehung, in ein neues familiäres gemeinschaftliches Familienbeziehungsnetz aufnimmt.
Das wird sehr, sehr deutlich in Römer 8, wenn es weitergeht. Da wird klar, wir sind adoptiert als Kinder Gottes. Die wirkliche Formulierung dort ist als Söhne Gottes. Das ist deshalb interessant hier mal nicht zu gendern, weil es um den Geist des Sohnes geht. Das heißt, es wird deutlich, wir stehen sozusagen auf einer Stufe und dieser Geist des Sohnes, des Geistes Jesu, der ruft in den Gläubigen aber lieber Vater. Also hier wird ein Beziehungsnetz hergestellt, in der wir sozusagen in die Dynamik der himmlischen Familie mit hineinkommen und horizontal gesehen auch zu den Gemeindemitgliedern als Brüder und Schwestern unterwegs sind. Das ist die Beziehungsenergie, die hier auf den Weg gebracht wird. Und das ist eine Sache, die den Auszug aus dem Fleisch, den wir dem vorangehend haben, jetzt ermöglicht.
Und auch da könnte man jetzt natürlich sagen, okay, so krass, wie das hier Paulus beschreibt, ist das auf der Erfahrungsebene schlecht einzuholen. Vielleicht ist das dann auch ähnlich an der Stelle wie mit diesem Auswandern aus den Auswander-Dokus, wo man sagen kann, okay, rein äußerlich, wenn man eben umgezogen ist, ändert sich bei den Auswanderleuten sehr viel. Sie haben jetzt ihre neuen Wänden und andere Menschen sind um sie herum. Aber wir oder die Römer, die jetzt aus dem Fleisch, im Geist sind, für die hat sich erst mal gar nichts geändert. Zumindest sind sie immer noch in ihren gleichen vier Wänden und nichts scheint sich geändert zu haben. An der Stelle könnte man also sagen, ist das Bild vielleicht ein bisschen zu rosarot, was Paulus da zeichnet, wo er sagt, ihr seid jetzt in so einem ganz neuen Ort, in einem anderen Beziehungsnetz, jetzt ist alles top.
Ihr seid nicht mehr im Fleisch unter dieser negativen Beziehungsenergie, sondern ihr seid jetzt im Positiven und alles ist alles ist fein. An der Stelle ist es interessant, noch kurz weiterzulesen in Römer 8, denn Paulus weiß sehr wohl, dass auch in diesem neuen Ort, in diesem neuen Beziehungsnetz, im Einfluss dieser neuen Beziehungsenergie, sehr wohl es auch noch Versuchungen und Schwachheit gibt. Denn Paulus sagt dann in Vers 13 von Kapitel 8, dass die Gläubigen durch den Geist die Taten des Fleisches oder des Körpers töten können. Also es gibt immer noch Versuchungen und man kann denen jetzt aber widerstehen. Und warum? Wie kann man als Christ eigentlich Versuchungen widerstehen? Wie kann man mit diesen schwierigen Problemen umgehen? Hat Paulus da eine Antwort drauf? Ja, er argumentiert damit, was ich genau gerade beschrieben habe, mit dieser Beziehungsenergie.
Ihr könnt durch den Geist diesen Versuchungen widerstehen, weil ihr Kinder Gottes seid und durch den Geist getrieben werdet. Weil ihr die Erfahrung habt, dass ihr nicht mehr einen Geist der Sklaverei empfangen habt, sondern einen Geist der Liebe und einen Geist, der aber lieber Vater ruft. Weil ihr angenommen seid als Kinder Gottes, weil euer Geist mit dem Heiligen Geist Zeugnis dafür gibt, also irgendwie eine erfahrbare Dimension da drin ist, dass ihr Kinder Gottes seid. Also Paulus ruft sich hier auch wieder auf einen Erfahrungshorizont, den ich Beziehungsenergie nennen würde, der ja auch von der Psychologie sehr breit unterstützt wird allgemein. Wir wissen, dass die Beziehungen, in denen wir stehen, uns prägen, dass positive Beziehungen, Beziehungsenergie, Identitätsenergie in uns positiv aufbauen und dass das auch in der Lage uns dazu sein lässt, in schwierigen Situationen mit Widrigkeiten umzugehen.
Das ist die Argumentation von Paulus. Also ich würde sagen, das ist eine begeisternde Spiritualität. Man könnte aber noch weiter sehen und sagen, was noch begeisternder ist, dass Paulus sogar dann noch eine, finde ich, begeisternde Spiritualität hat, wenn das Leben sich mal von seinen, so gar nicht ganz begeisternden Seiten, mit den sehr unbegeisternden Seiten zeigt. Paulus bringt den Geist am Ende von diesem Kapitel nämlich auch nochmal in das rein, was eben so ganz unbegeisternd ist. Unsere Schwachheit, unser Seufzen, was er sagt, was die Kinder Gottes, also was die Christen mit der gesamten Schöpfung erleben. Es gibt da so eine Art Sprachlosigkeit, von der er spricht. Paulus, der doch zugleich sagt, ich rede so viel in Sprachen wie kein anderer, redet jetzt von Sprachlosigkeit und sagt an der Stelle,
säuft der Geist und hilft der Geist uns, unsere leidvolle Situation, unsere Sprachlosigkeit Gott gegenüber ins Gespräch zu bringen. Das ist Römer 8,26. Das heißt also, bei Paulus umfasst der Geist das ganze Leben mit allen seinen Höhen und Tiefen. Man kann also sagen, auch hier wird bei Paulus der Geist nicht nur als Beziehungsenergie, sondern auch als Lebensenergie deutlich. Damit komme ich zu meinem letzten Teil, zur Lebensenergie. Und wir wechseln von Paulus zu Johannes. Ich denke, im Johannes-Evangelium kann man den Geist sehr gut als Lebensenergie verstehen.
Das kann man grundsätzlich an vielen Stellen im Neuen Testament, wenn man auf den Geist blickt. Aber bei Johannes besonders deshalb, weil Johannes den Geist so viel zusammenbringt mit Wasser, mit erfrischendem Wasser, mit Lebenswasser. Ein Beispiel dafür ist Johannes 7. In Johannes 7 tritt Jesus auf. Und man muss jetzt vielleicht noch den Hintergrund mit dazuschauen. Diese Verbindung von Geist und Wasser ist nicht von Johannes erfunden oder von dem johanäischen Jesus, sondern gibt es bereits im Alten Testament. Beispiel, denn ich will Wasser, das wäre jetzt Isaiah 44, denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf die Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen, dass sie wachsen sollen wie Gras zwischen Wassern, wie die Weiden an Wasser wächen. Hier kommt dieses erfrischende Bild von Wasser sehr gut zum Ausdruck. Und nun tritt Jesus auf an einem Fest, was sich genau an dieses Thema erinnert, nämlich in Johannes 7 und sagt, Johannes sagt dazu Am letzten, am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief Wen da dürste, der komme zu mir her und trinke.
Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die nicht an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht. Eine Aussage, die man dabei zunächst überliest, ist dieser letzte Punkt. Der Geist war noch nicht da, den sollten die Jünger erst empfangen. Damit kommen wir auf ein Thema gleich zurück, was ich am Anfang schon mal kurz angesprochen habe, nämlich die Frage des wann man den Geist empfängt. Aber das Zentrale ist jetzt hier erst mal die eindeutige Zuordnung von Geist und Wasser.
Wer zu mir kommt, der dürste, den dürste, der trinke. Das sagt er von dem Geist, den die erhalten sollten. So, also hier ist Geist als ein Durstlöscher, als Lebensenergie beschrieben, den die als Durstlöscher empfangen, die sich von Jesus mit dem Geist beschenken lassen. Das ist also ein Text, der das ganz eindeutig zuordnet. Ich möchte noch zwei andere kurz erwähnen, die auch Wasser und Geist zusammenbringen, aber vielleicht nicht ganz so eindeutig, oder zumindest so, dass wir vielleicht die eine oder andere Frage noch dazu haben. Das eine ist diese spannende Geschichte von Jesus mit der Frau am Brunnen. Da redet Jesus mit der Frau am Brunnen und sagt zu ihr, wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeiten nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Da spricht die Frau zu ihm, Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht mehr dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen. Hier wird jetzt zwar Wasser und Geist nicht eindeutig in Beziehung gesetzt, im weiteren Dialog dann schon, weil die Frau, die Samaritanerin erkennt im Laufe dieses Gesprächs, dass für sie das gilt, was dann für alle Christen oder alle Jesus NachfolgerInnen in Zukunft auch gelten wird, nämlich dass man nicht mehr an einem bestimmten Ort anbeten muss, sondern dass auch sie als Samaritanerin, also eine Anhängerin einer jüdischen Sekte, auch sie im Geist und in der Wahrheit anbeten kann. Nicht mehr in Jerusalem. Wir haben es vorhin schon davon gehabt von der dezentralen Ansatz, den wir durch das Geistwirken haben. Der spielt auch hier eine Rolle.
Also auch für sie ist das eine Option und sie ist einer, die im Laufe dieses Gesprächs mit Jesus von diesem Lebenswasser trinkt. Und damit wird sie ein Vorbild für wahre Jüngerschaft. Warum? Woran sieht man das? Sie wird kontrastiert in diesem Narrativ mit den Jüngern, die Jünger, die auch sich beschäftigen mit Wasser oder vor allen Dingen mit Essen in dem Fall. Die gehen in die Stadt, holen Essen ran und sagen, hier Essen und so weiter. Und Jesus macht ihnen aber klar, naja, meine Speise ist, dass ich den Willen Gottes tue. Es geht also um geistliche Speise und die Jünger kommen halt eben nur mit dem Stück Brot zurück. Währenddessen die Frau versteht und dieses lebendige Wasser haben möchte, an Jesus glaubt und dann Vorbild wird, insofern als dass sie auch in die Stadt geht, aber dass sie aus der Stadt nun zurückkommt mit anderen Menschen, die sie zu Jesus bringt.
Die Frau und damit sind wir auch noch mit einem weiteren Punkt hier der Dezentralisierung und Demokratisierung. Es ist eben eine Frau und nicht die Jünger, die es blicken, eine Frau, die von diesem Lebenswasser trinkt. Anders als, und da sind wir noch mal beim Thema Frau, anders als der Mann in der Geschichte vorher, in Johannes 3, der zu Jesus im Dunkeln der Nacht kommt und der auch im weiteren Sinne im Dunkeln bleibt. Nicodemus, ein Gelehrter, jemand von ganz oben sozusagen, der aber an der Stelle im Gespräch mit Jesus sich in Missverständnissen verliert. Damit bin ich bei einem letzten Text, der sich mit Wasser und Geist ein bisschen beschäftigt, nämlich Jesus sagt zu Nicodemus, du musst von oben geboren werden. Da ist so ein missverständliches Wort, das griechische Wort anothen, das kann von oben heißen, kann aber auch nochmal heißen.
In Johannes 3 wird deutlich später, dass es Johannes so verwendet, dass es heißt von oben geboren werden, weil er sagt, erst denjenigen von oben kommt, ihr seid die, die von unten seid. Also die Leute, die immer so ganz besonders Wert darauf legen, I'm a born again Christian, ich bin ein wiedergeborener Christ, die sitzen vielleicht diesem Missverständnis hier auch auf. Auf jeden Fall ist Nicodemus so drauf, dass er sagt, okay, ich muss also wiedergeboren werden, ich muss in meiner Mutterleibe zurückgehen. Und dann sagt Jesus den gleichen Satz nochmal und setzt jetzt ein, bei dem von oben geboren werden, du musst aus Wasser und Geist geboren werden. Das ist natürlich eine schwierige Formulierung, die auch allerlei verschiedene Interpretationen auf den einen Start gebracht hat. Zum Beispiel geht es hier vielleicht beim Wasser um die Taufe. Ich möchte dazu sagen, es ist nicht ausgeschlossen, aber möchte zunächst das Naheliegen darin nochmal in Erinnerung rufen. Ich habe am Anfang, gerade als es um Wasser und Geist ging, dieses Jesaja Zitat gebracht aus Jesaja 44.
Ich will Wasser ausgießen auf das Dürre Land, ich will meinen Geist ausgießen. Da ist schon diese Verbindung von Wasser und Geist, also die Formulierung aus Wasser und Geist geboren werden, könnte darauf zurückgehen. Aber ich habe noch einen Text, der noch viel zentraler ist, der auch an verschiedenen Stellen im frühen Judentum aufgegriffen wird, also interpretiert wird in neueren Formen. Und das ist Jesekiel 36. Ich zitiere mal drei Verse daraus. Und ihr achtet auf Wasser und Geist. Beide kommen hier nämlich vor. Und was ist jeweils die Funktion? Das ist die Frage. Und ich will reines Wasser über euch sprengen, das ihr rein werdet. Von all eurer Unreinheit und von all euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinere Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischendes Herz geben.
Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Hier ist also eine spannende Verbindung aus Wasser, dem reinigende Kraft zugeschrieben wird, und Geist, dem diese Erneuerung, dieser Geburt von oben, könnte man vielleicht auch sagen, zugeschrieben wird. Und beides wird zusammengesehen. Die Reinigung durch das Wasser und die Gabe des Geistes. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das ein Hintergrundtext sein könnte, auf dem man diese Formulierung von Johannes versteht. Immerhin sagt Jesus dort zu Nicodemus Was? Du bist ein Lehrer Israels und du verstehst das nicht. Also er spielt so ein bisschen auf seine Schriftgelehrtheit an. Möglicherweise ist das so ein Text, der im Hintergrund stehen kann. Gut, Wasser und Geist.
Ich hatte gesagt bei dem ersten Text, den ich vorgelesen habe, dass ich nochmal zurückkommen möchte auf die Frage, wann kann man eigentlich den Geist empfangen? Denn in Kapitel 7 hatten wir gesehen, dass das, was hier gesagt würde, nämlich dass man den von Jesus gestifteten Geist, das Wasser, was er anbietet, trinken kann, dass sich das auf einen Zeitpunkt bezieht, der noch nicht war. Denn Jesus war noch nicht verherrlicht. So, jetzt lassen wir uns nochmal kurz überlegen, wann kommt eigentlich der Geist? Wir hatten das auch schon mal in der Pfingst-Predigt gehört. Da habe ich gesagt, da ging es auch darum, wie der Geist eigentlich wieder empfangen wird, dass man Buße tun muss und so weiter und so fort. Kommen wir auf diese Frage nochmal zurück. Allerdings, vielleicht haben einige von euch erst gemerkt, ich habe in meiner Beschreibung vom Geist bei Johannes eine ganz wichtige Sache vergessen. Klar, ich habe mich jetzt hier immer auf einzelne Verse bzw. Kapitel bezogen und habe nie das ganz breite Bild gezeichnet.
Auch bei Paulus nicht. Geistesgaben habe ich nur gestreift und so weiter. Aber bei Johannes habe ich etwas ganz Wichtiges vergessen. Wir kommen da jetzt gleich drauf, wenn ich jetzt der Frage nachgehen möchte, wann empfängt man eigentlich den Heiligen Geist? Und wann empfangen eigentlich die Jünger, zumindest in Johannes Evangelium und in der postibischen Geschichte den Heiligen Geist? Es gibt ja ganz unterschiedliche Ansichten zu, je nachdem, wie man vielleicht auch kirchlich sozialisiert ist. Die einen würden sagen, bei der Bekehrung. Die anderen würden sagen, in der Taufe empfange ich den Heiligen Geist. Und die anderen, die jetzt vielleicht stärker aus der klassischen Pfingst-Bewegung inspiriert sind, würden sagen, man braucht den Geist, empfangen bei der Bekehrung, aber es braucht zusätzlich noch eine Ausrüstung durch den Heiligen Geist, wenn dieser Geist als Kraft auf einen herunterkommt und man idealerweise auch in anderen Sprachen reden kann,
aber auf jeden Fall so ein Empowerment bekommt. Diese Kraft aus der Höhe, die muss nochmal auf dich raufkommen. Das ist so eine Art zweites Erlebnis. Und das wird in manchen Gemeinden auch als normativ angesehen. Also man bräuchte diese zweite Erfahrung. Jetzt möchte ich mal kurz ein paar Texte auseinanderreihen aus dem Johannesevangelium, die über diesen Zeitpunkt ein paar Aussagen machen. Über den Zeitpunkt, wann empfängt man eigentlich den Heiligen Geist? Da wäre als erstes das, was ich schon gerade eben gelesen habe am Anfang Kapitel 7. Dies sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glauben. Denn noch war der Geist nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht. Das heißt also, der Geist war noch nicht freigegeben. Jesus hat praktisch in der Kraft des Geistes gewirkt. Der Geist war an ihn gebunden. Es heißt ja auch in Johannes 1 und in anderen Evangelien auch am Anfang jeweils,
dass der Johannes der Täufer in Bezug auf Jesus sagt, dass er derjenige ist, der mit Geist taufen wird. Also dieser Dienst Jesu im Geist, der läuft ab, während Jesus unterwegs ist mit den Jüngern. Und der Geist ist noch an Jesus gebunden. Jesus ist noch nicht verherrlicht worden. Der Geist ist noch nicht für alle verfügbar. Jetzt ein anderer Text aus den sogenannten Abschiedsresen von dem Johannesevangelium. Einen Blog von Erzählungen und Dialogen, den wir nur bei Johannes finden. Und da eine Aussage, die jetzt auch ganz besonders ist. 16,7 Doch ich sage euch die Wahrheit, es ist nützlich, dass ich weggehe. Es geht in den Abschiedsreden um diesen Abschied. Jesus geht. Es ist nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen. Wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Ich sag nochmal parallel Vers dazu aus 15, 26.
Diesen Beistand werde ich zu euch senden vom Vater. Der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht. So, also hier kommt jetzt etwas Neues rein bei Johannes, dass er von einem Beistand redet. Ein griechisches Wort, auf das ich gleich nochmal zurückkommen möchte, was sich Paraklet nennt. Eine Formulierung in Bezug auf den Geist, die es nur bei Johannes gibt. Und darüber sagt Johannes oder Jesus im Johannesevangelium. Den wird es erst dann geben, wenn ich beim Vater bin. Also geht vielleicht in eine ähnliche Richtung wie das, was wir gerade in Kapitel 7 gesehen haben. Nun ist es aber so, dass Jesus im Kapitel 19, wenn er stirbt, nach Johannes in Vers 30 den Geist aufgibt. Das heißt einfach, er übergibt den Geist. Er gibt den Geist. Man kann das übersetzen. So machen es manche deutschen Übersetzungen. Heißt einfach er verschied. Die wirkliche Formulierung ist er gibt, er übergibt den Geist.
Oder bei Lukas, der das jetzt dann auch ganz klar macht, er übergibt den Geist an den Vater. Denn von dort kommt er dann bei Pfingsten in der Apostelgeschichte 2. Lukas ist ja der einzige Schreiber, der so zwei Bücher hat am Start. Einmal das Evangelium Lukas und dann die Fortsetzung davon in der Apostelgeschichte. Da haben wir schon reingeschaut. Hat Johannes nicht? Bei Johannes kommt dann dieser spannende und vielleicht etwas skurrile Moment, nachdem Jesus auferstanden ist in Kapitel 20 und dann so die Jünger anbläst, antustet und sagt, nehmt hin den Heiligen Geist. Und das war es anscheinend. Was passiert da? Spannend ist das in dieser Stelle, dass eine klare Anspielung ist, auch von der griechischen Bibel, von der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel. Eine klare Anspielung ist an Genesis 2,7, wo es heißt, dass Gott dem Menschen den Geist in die Nase gibt. Also das ist so eine Art Erschaffung.
Und man könnte sagen, es ist vielleicht die Neuschaffung, die Geburt von oben der Jünger. So, also da passiert irgendwas. Und die Frage ist natürlich, was passiert hier, was wir bei Lukas nicht kennen, sondern bei Lukas erst passiert in der Apostelgeschichte 2, wenn Jesus schon weg ist. Spannende Frage. Man könnte jetzt vielleicht sagen, wenn wir jetzt aus dem finchlichen Hintergrund kommen und sagen, okay, wir glauben daran, dass es zwei Erfahrungen mit dem Geist geben sollte. Eine Erfahrung der Geburt von oben. Dann ist das das hier, was die Jünger hier erleben. Sie werden mit dem Geist angehaucht. Dieser Geist gibt ihnen Leben, Lebensenergie. So wie der Mensch ursprünglich mal von Gott angehaucht worden ist und dann mit Leben erfüllt wurde. Und dann außerhalb des chronologischen Horizonts des Johannes Evangeliums, dann in Apostelgeschichte 2, dann bekommen die Jünger eben Kraft aus der Höhe. Das, was jeder Christ auch noch braucht. Es reicht ja nicht aus, dass wir einfach nur den Geist als neue Schöpfung bekommen,
sondern wir brauchen dieses Empowering. Wir brauchen das, was dann auch dort passiert, mit anderen Sprachen reden. Ja, was sagt man nun dazu? Wie kann man mit diesem Problem umgehen? Denken wir darüber nach und halten diese Frage mal kurz in der Luft. Während wir sie in der Luft halten, möchte ich einen kleinen Ausflug noch machen. Zwei, drei Minuten über das, was ich bisher ja verschwiegen habe. Nochmal kurz zu dem Paraklet, also zu dem Beistand, wie ich es übersetzen würde. Dieses Besondere, was Johannes dem Geist zuschreibt. Denn wir hatten ja gesehen, dieser Paraklet, der kommt erst dann, wenn Jesus beim Vater ist, so sagt er es zumindest von dort, ihn senden wird. Vielleicht hilft uns das Verständnis von dem, was dieses Paraklet geschehen oder was dieser Paraklet tut. Vielleicht hilft uns das ein bisschen bei dieser Frage, wie wir das einordnen können, was hier in Johannes 20, 22 passiert, nämlich dass die Jünger angeblasen werden und ihnen gesagt wird, nehmt in den Heiligen Geist.
Also einmal vielleicht von der Wortbedeutung her Parakaleo, das heißt so viel wie herbeigerufen. Das ist jemand, der vielleicht eben zum Beistand herangerufen wird. Johannes selber definiert ihn als den Geist der Wahrheit oder den Heiligen Geist in Kapitel 14. Und Luther übersetzt gerne mit Tröster. Ich will euch einen Tröster senden. Ist ein wunderschönes Wort. Wir könnten sagen, es kommt vielleicht auch dem entgegen, was wir vorhin gesehen haben bei Paulus, dass der Geist diesem, ja, diesem Seufzen und dieser misslichen Lage, dass der Geist dabei hilft. Schwierig ist nun allerdings ein bisschen, dass wenn wir nur die Übersetzung Tröster verwenden, die Aktivitäten und das, was den Geist ausmacht, diesen Parakleten bei Johannes, ein bisschen seine Eigenschaften einschränken
und nur auf diesen Trostaspekt minimieren. Und das passt nicht so ganz, wenn man sich insgesamt anschaut, was dieser Geist, was diesem Parakleten zugeschrieben wird. Zum Beispiel in Kapitel 16, 8 Er wird der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht. Also das ist nicht unbedingt eine Trostfunktion, jemandem die Augen aufzutun. Außerdem passt es auch nicht unbedingt eben zu dieser Wort Bedeutung Parakaleo, die eher so was wie Fürsprecher, Helfer oder Mittler heißen würde. Ich habe mich deshalb für die Übersetzung Beistand entschieden. Denn Beistand hat einmal das, was wir im Johannesevangelium sehr viel sehen, dass die Jünger in so einem Gerichtsszenario unterwegs sind, in dem sie Verteidigung brauchen. Da brauchen sie einen Beistand, einen Fürsprecher. Und zum anderen hat es auch nochmal die Trostfunktion. Ein Beistand ist auch jemand, der Trost geben kann.
Auch nochmal interessant bei der Gelegenheit 1. Johannes. Dort wird zwar nicht der Geist als Paraklet bezeichnet, sondern Jesus. Und welche Funktion hat dort Jesus? Auch dort sehen wir, es geht wieder weniger um Trost, sondern 1. Johannes 2,1 Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher, einen Parakletos bei dem Vater Jesus Christus, der gerecht ist. Letzter Punkt zum Parakleten. Johannes hat eine ganz spezielle Formulierung, die uns nochmal der Frage, was jetzt eigentlich der Geist ist, die ich am Anfang ja nur angerissen habe und gesagt habe, die möchte ich nicht komplett beantworten. Wir wollen mehr nach der Wirkung des Geistes ganz pragmatisch fragen. Da hat Johannes eine interessante Formulierung und sagt, ich will euch einen anderen Parakleten senden. Jesus sagt das über sich bzw. also den anderen von der gleichen Art in Bezug auf sich.
Dieser Paraklet ist jemand wie ich. Und damit kann man sagen, ist hier der Text im Neuen Testament, der wohl die höchste Pneumatologie sozusagen hat, also der auf die personalste Art und Weise vom Geist redet, die man sich nur denken kann. Denn der Paraklet wird hier an dem Modell Jesus entwickelt. Der Paraklet ist so wie Jesus. Und da, denke ich, sind wir schon relativ nah dabei, bei dem zu sagen, der Paraklet, der Geist ist eine Person. Gut, also kommen wir zu der Frage abschließend zurück. Was ist jetzt eigentlich mit diesem Geistempfang? Die Dinge, die dieser Beistand tut, und ich habe ein paar davon aufgezählt jetzt, starten die eigentlich, wenn Jesus die Jünger anbläst in Kapitel 20,22. Geht das damit los, dass sie so einen Beistand haben, der sie vor der Welt verteidigt,
dass sie den Mut haben, nach draußen zu gehen? Im Johannesevangelium zumindest nicht. Es gibt noch einen zweiten Johannesschluss in Kapitel 21. Da sind die beim Fischen und man ist halt so und macht das Leben so weiter, wie es gewesen ist. Also ein großer Unterschied zu dem, was wir in der Apostelgeschichte 2 lesen. Auf diesem Hintergrund könnte man also argumentieren, wir haben hier in Johannes 20,22, wo Jesus den Geist an die Jünger bläst, nicht das johannäische Pfingsten, wie einige Leute sagen. Dafür gäbe es aber auch Gründe, dass man sagt, okay, das ist alles nicht so zeitlich so festgelegt bei Johannes, sondern das ist das johannäische Pfingsten. Johannes kennt eben diese Geschichte nicht aus Apostelgeschichte 2, sondern das ist für ihn das, was Pfingsten ist. Man könnte also sagen, es ist vielleicht eben nicht das johannäische Pfingsten,
denn diese Aktivitäten des Parakleten, dieses die Jünger vor der Welt verteidigen, dieses Beistandsein, das fehlt ja. Die Jünger bleiben erst mal bei sich. Sie hocken weiter aufeinander, um den Kontrast nochmal zu bilden zur Apostelgeschichte 2. Und was auch nochmal dafür sprechen könnte, dass es hier nicht das johannäische Pfingsten ist, sondern eine Art von eben Neuschöpfung. Was da auch für spricht, ist diese Formulierung von Jesus aus Kapitel 16, dass er sagt, ich muss erst hingehen und muss zu meinem Vater gegangen sein. Und von dort kann ich diesen Parakleten euch zusenden. Wenn das so ist, dann können wir sagen, okay, zumindest bei den Jüngern im Johannesevangelium mit Apostelgeschichte, wenn wir das so zusammenbringen wollen, das würde sicherlich nicht jeder tun und ist auch zu Recht umstritten. Aber wenn man das so tun wollte, dann könnte man sagen, hier gibt es ein Zweistufenmodell,
was jetzt sicherlich einer finchstlichen Theologie sehr entgegenkommt. Die Jünger werden in 2022 durch den Geist von oben geboren. Aber sie sind eben nur von oben geboren, aber haben nicht diese missionarische Kraft, diese Bewegungsenergie in die Horizontale und so weiter. Das fehlt denen. Das kommt dann eben erst als zweite Erfahrung in der Apostelgeschichte 2. Man kann so argumentieren. Ich würde da allerdings auf jeden Fall eine wichtige Unterscheidung vornehmen wollen zwischen damals und heute, falls man das so übertragen wollte in die finchstliche Theologie oder in unsere Theologie, was den Heiligen Geist anbetrifft, wie das manche tun. Denn wir haben die ganz besondere Situation hier im Johannesevangelium oder überhaupt in den Evangelien, dass der Geist, wie es Johannes 7 sagt, noch nicht war, dass der Geist noch nicht für alle zur Verfügung stand,
dass der Geist noch nicht ausgeschüttet war. Man lebte also sozusagen in einer anderen Zeit als wir es heute tun. Wir leben heute post Pentecost. Wir sind heute nach dieser Zeit des Pfingstereignisses, wo der Geist für alle zur Verfügung steht. Und damit könnte man sagen, ist hier ein wichtiger Unterschied zwischen der Situation der JüngerInnen damals und uns heute, sodass man vorsichtig sein sollte, Dinge, die damals in der damaligen Chronologie so passiert sind, auf heute als ein Dogma zu übertragen. Ich komme damit zu meinem Fazit. Das erste Fazit war genau das, was ich gesagt habe. Wenn es um das Wann geht, wann der Geist empfangen wird, bin ich der Meinung, dass wir das nicht von dem Neuen Testament auf heute einfach übertragen können. Wenn es aber um das Wie geht, bin ich der Meinung, dass wir sehr wohl die neuntestamentliche Spiritualität,
diese begeisternde Spiritualität und das Wirken des Geistes für uns zum Vorbild nehmen können. Wir haben uns jetzt also drei Blumen angeschaut von dieser wunderbaren Blumenwiese, der neuntestamentlichen Pneumatologie. Wir haben drei rausgegriffen, die meines Erachtens charakteristisch waren für die begeisternde Spiritualität in der frühen Christenheit. Ich denke, wir können uns heute davon inspirieren lassen, von dieser begeisternden Spiritualität. Unsere Gemeinden, unsere Kirchen brauchen auch diese Bewegungsenergie des Geistes. Ich denke, sie würde uns auch gut tun, wenn wir uns von dieser Bewegungsenergie inspirieren lassen würden und wir an unbekannte Orte gehen und dort Neues entdecken und die Energiequelle des Geistes dort sehen und mit dieser Energie auch Soziales mitgestalten können.
Genauso denke ich, dass ich uns und unseren Mitmenschen wünsche, dass wir die Erfahrung des Geistes als Beziehungsenergie immer mehr erleben. Das ist das, dass wir, wie Paulus sagt, in eine Familie aufgenommen werden, in die Familie Gottes, in diese Dynamik zwischen Vater-Sohn, Heiliger Geist und in die Dynamik innerhalb der Familie Gottes als der Gemeinde. Ich wünsche uns Erfahrungen des Kind-Gott-Seins, der Identität, aus der heraus dann auch in schwierigen Zeiten es möglich ist, mit dieser Kraft, mit dieser Beziehungsenergie voranzukommen. Und schließlich wünsche ich uns, dass wir immer wieder von diesem lebendigen Wasser trinken, dass dieser Lebensdurst gelöscht wird und dass wir diese Lebensenergie für uns und unsere Welt immer wieder neu entdecken.
Begeisternde Spiritualität – Der heilige Geist im neuen Testament | 12.8.2
Auch wenn sich erstmals weniger als die Hälfte aller Deutschen zur Kirche bekennt – die tiefe Verbindung zu einer höheren Ebene, zu irgendetwas Größerem suchen viele, die mit der Kirche nichts anzufangen wissen. Spiritualität liegt im Trend, seit Jahrzehnten. Die wenigsten zieht es in ein buddhistisches Kloster nach Tibet, immer mehr zieht es zu den Freikirchen. Wahrscheinlich, weil Menschen dort eine Kraft spüren, die den klassischen Gottesdiensten in Kirchengebäuden ausgegangen ist. Von dieser Kraft erzählt Volker Rabens, Professor für biblische Theologie in Jena. Er spricht über die Zeitzeugen Lukas, Paulus und Johannes, die ihrerseits besonders viel von jener weiblichen Komponente der Dreieinigkeit zu berichten wissen: vom Heiligen Geist. Rabens fragt vor allem danach, wie dieser Heilige Geist wirkt, wie ihn die frühen Christen erlebten, wann Gläubige diesen Geist empfangen und was das alles mit uns im Hier und Heute zu tun hat. Denn auch wenn Zungenrede selten geworden ist und Pastoren kaum noch in fremden Sprachen predigen, die Sache mit dem Heiligen Geist trifft auch heute noch mitten ins Herz einer Gemeinde und des gesamten Christentums.