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In diesem Vortrag geht es um den Kreuzestod Jesu. Diesem Thema kann man nicht in einem einzigen Vortrag umfassend gerecht werden. Deshalb möchte ich gerne, wenn ich die Gelegenheit dazu finde, weitere Vorträge zu diesem Thema folgen lassen. In diesem ersten Vortrag geht es mir nur um eine erste Annäherung an diese Thematik. Im ersten und zweiten Jahrhundert breitete sich im Römischen Reich eine neue religiöse Bewegung aus.

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Eine solche Ausbreitung war durchaus ungewöhnlich, denn damals waren die meisten Religionen Volksreligionen und sie begrenzten sich auf die Grenzen des eigenen Volkes. Ausbreitungen kamen höchstens vor auf kriegerischem Weg. Aber in dieser neuen religiösen Bewegung wurde kein Tropfen Blut vergossen, sondern sie breitete sich aus nur durch Weitersagen. Die Anhänger und Anhängerinnen dieser neuen Bewegung verehrten einen einzigen Gott, den Gott Israels, so wie die Juden auch. Aber darüber hinaus verehrten sie noch einen bestimmten Menschen.

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So etwas hat es im Römischen Reich bisher noch nicht gegeben. Dieser Mann war selbst ein Jude. Und das Skurrile an diesem neuartigen Phänomen war, dass dieser Mann als Verbrecher zu Tode verurteilt worden ist. Der römische Präfekt Pontius Pilatus hat diesen Mann zu Tode verurteilt und zur Kreuzigung übergeben. Das war damals die brutalste Art einer Hinrichtung. Dieser Mann war noch relativ jung, etwas über 30 Jahre alt. Man kann also sagen, er wurde sozusagen in seinen besten Jahren gekreuzigt.

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Der frühe Tod galt in allen Religionen und Kulturen als Strafe der Götter. Dieser Mann hat ja nicht einmal die Weisheit des Alters kennengelernt. Er kann ja nicht einmal eine vollständige Biografie vorweisen, nur eine abgebrochene. Wie gewichtig dieser Tatbestand ist, kann man daran erkennen, wenn man den Kreuzestod Jesu mit dem Tod der Religionsstifter vergleicht. Die Religionsstifter starben alle ehrenvoll und im höheren Alter und ihr Begräbnis war auch ehrenvoll. Das gilt für Buddha, für Konfuzius und für Mohammed. Aber der Tod Jesu war für seine Anhänger und Anhängerinnen eine fürchterliche Katastrophe.

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Die Verehrung eines Gekreuzigten wirkte auf die damaligen Menschen völlig absurd. Für Juden war die religiöse Verehrung eines Gekreuzigten nur sehr schwer erträglich, denn der Kreuzestod galt bei ihnen als ein Fluchtod. Von den zahlreichen Märtyrern, die im Judentum verehrt werden, war kein einziger gekreuzigt worden. Und für die griechisch-römische Welt war das nicht nur blanker Unsinn, sondern auch eine schwere Geschmacksverirrung. Denn die Religion handelt doch vom Guten, Wahren, Schönen. Aber im Kern dieser neuen Bewegung steht etwas Grausames und Schmutziges.

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Und für die griechisch-römische Welt kam noch hinzu, vor allem für die Römer, dass die Anhänger und Anhängerinnen dieser neuen Bewegung den römischen Kaiser nicht verehren wollten. Aber diesen Gekreuzigten, der ja von unserer Justiz abgeurteilt worden ist, den verehren sie. Also sie ziehen einen Gekreuzigten unserem Kaiser vor. Es ist eine bodenlose Unverschämtheit. Die Kreuzigung eines Menschen zielte bewusst auf dessen physische und psychische Vernichtung. Zielte darauf, dass der Name dieses Menschen ausgelöscht wird und die Erinnerung an ihn.

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Deshalb fanden die Kreuzigungen in aller Öffentlichkeit statt. Zwar außerhalb der Städte, aber in der Nähe eines Stadttors oder entlang großer Straßen. Ein Gekreuzigter stirbt langsam und einsam. Das Sterben kann sich über viele Stunden, sogar Tage hinziehen. Und ein Gekreuzigter kann sich nicht einmal hinlegen zum Sterben. Er kann niemand mehr umarmen und er kann von niemand mehr umarmt werden. Sondern mit schmerzverzerrtem Gesicht ist er den Blicken der Gaffer ausgeliefert. Ein Gekreuzigter stirbt heimatlos in der Luft. Deshalb sagt Josephus zum Beispiel, der Kreuzestod ist die jämmerlichste Art zu sterben.

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Und deswegen war es schon sehr provozierend, dass die Christen behauptet haben, dass ausgerechnet so ein Tod, so ein schimpflicher, schändlicher Tod, eine besonders gute Nachricht ist für alle Menschen. Also das konnte man in der Regel nur mit Empörung abweisen. Zumindest war das eine enorme Zumutung an alle Menschen. In der Antike galt es durchaus für sehr ehrenwert, wenn man sein Leben für eine gute Sache opferte. Vor allem galt es als sehr ehrenwert, wenn man sein Leben freiwillig hingab,

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um andere Menschen zu retten. Das kam auch immer wieder vor. Euripides erzählt zum Beispiel von einem noch jüngeren Mädchen, so acht, neun oder zehn Jahre alt. Und dieses Mädchen hat sich tatsächlich freiwillig geopfert, um seine Geschwister zu retten. Und Euripides schreibt von diesem Mädchen, alle Menschen werden immer an dieses Mädchen ehrfürchtig und voller Bewunderung denken. Aber der Tod am Kreuz, der hatte bei den Menschen ein genau gegenteiliges Image. Was war denn da freiwillig? Er wurde ja von einem römischen Präfekten zu Tode verurteilt.

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Oder wenn man genauer nachschaut, er wurde verraten, er wurde in einer Nacht im Garten gefangen genommen, verhaftet und dann wurde er gefesselt, an den römischen Präfekten ausgeliefert und der hat ihn dann zu Tode verurteilt. Was ist denn hier freiwillig und was ist denn hier ehrenvoll? Dass Pilatus diesen Mann hat kreuzigen lassen, zeigt durchaus, was er von ihm gehalten hat. Auch wenn er ihn für unschuldig gehalten haben sollte, das ist gut möglich. Aber trotzdem, so eine Achtung hatte er vor ihm nicht, dass er ihm die Kreuzigung erspart hätte. Nein, das natürlich nicht. Kreuzigen tut man nur gesindel. Also das ist eine ganz andere Geschichte als die Geschichte von diesem jungen Mädchen,

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von dem Euripides erzählt. Trotzdem hat diese Kreuzigung Weltgeschichte gemacht. Obwohl dieser Mann in einer abgelegenen Provinz des römischen Reiches gekreuzigt wurde, weit ab von den wichtigen Metropolen, hat der Kreuzestod dieses Mannes Weltgeschichte gemacht. Ich meine, wer beschäftigt sich heute noch mit dem Tod Cäsars? Wer beschäftigt sich heute noch mit dem Tod des Kaiser Augustus oder dem Tod des Sokrates? Nicht viele, einige Fachleute. Aber über den Kreuzestod dieses Mannes erscheinen auch heute noch jedes Jahr zahlreiche Bücher

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und Zeitschriftenartikel in allen Kultursprachen, werden auch heute noch tausende von Vorträgen und Predigten gehalten. Wie kann das sein? Woran liegt das? Wie kann aus der Kreuzigung eines Menschen eine Botschaft werden? Etwas, das man verkündigt. Wie kann es sein, dass der Kreuzestod dieses Mannes noch heute so vielen Menschen so viel bedeutet? Woran liegt das? Das Drama, mit dem wir uns in diesem Vortrag beschäftigen, betrifft einen einzigen Menschen. Es handelt sich nicht um eine Katastrophe, die ganze Bevölkerungsteile betrifft.

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Nein, es betrifft nur ihn. Und dann kann man noch feststellen, es waren nicht Privatleute, die ihn umgebracht haben, irgendwelche Kriminellen. Nein, es waren hoch angesehene Institutionen und Verantwortungsträger. Die haben ihn zu Tode gebracht. Was ist hier eigentlich passiert? Wenn wir an dieser Stelle weiterkommen wollen, müssen wir uns zunächst einmal nach dem Leben dieses Gekreuzigten fragen. Nach dem Leben, das er vor seinem Tod geführt hat. Was hat er gesagt? Was hat er getan? Nur, wenn wir nach diesem Leben fragen, können uns die Gründe klar werden, warum er gekreuzigt

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wurde. Ja, fragen wir also mal nach dem Leben dieses Mannes, das er vor seinem Tod geführt hat. Jesus aus Nazareth hatte eine einzigartige Botschaft. Er sagte, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Und er fügte hinzu, mit meinem Auftreten fängt das Reich Gottes an zu wirken. Der Ausdruck Reich Gottes, den gibt es nur in der jüdischen Religion.

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Außerhalb des Judentums hatte er gar keinen Sinn. Aber alle Juden damals wussten, was der Ausdruck Reich Gottes bedeutet. Für die meisten Juden war das Reich Gottes, das Kommen des Reiches Gottes, die höchste Hoffnung, die es gibt. Warum? Wenn das Reich Gottes kommt, dann beginnt die endgültige Gute Zeit, in der Gerechtigkeit und dauerhafter Frieden realisiert werden wird. Und das Besondere an der Botschaft Jesu liegt in zwei Punkten. Einmal, Jesus war der erste Jude, der auf das Kommen des Reiches Gottes nicht nur gewartet und gehofft hat wie viele andere, sondern der gesagt hat, mit meinem Auftreten geht

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es los. Das hat noch keiner vor ihm gesagt. Und der zweite provozierende Punkt liegt darin, dass Jesus gar kein studierter Theologe war. Er hatte weder eine Ausbildung zum Priester noch eine Ausbildung zum Schriftgelehrten. Also seine Botschaft ist nicht innerhalb der Fachleute des Tempels entstanden und auch nicht innerhalb der Fachleute der Synagoge. Jesus hat diese Botschaft allein vertreten, ohne weitere Legitimierung. Jetzt können wir feststellen, dass die jüdischen Zeitgenossen Jesu auf seine Botschaft, das Reich Gottes, ist so nahe herbeigekommen, dass es mit meiner öffentlichen Tätigkeit

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beginnt. Mit dieser durchaus aufsehenerregenden Botschaft, die eine ganz neue Lebensperspektive möglich macht, einen ganz neuen Horizont, gingen die damaligen Menschen sehr unterschiedlich um. Sie hörten diese Botschaft mit unterschiedlichen Ohren, je nachdem, welche gesellschaftliche Position sie innehatten. Also die verarmte Mehrheit hörte diese Botschaft mit erfreuten Gefühlen. Sie weckte in ihnen, wenn sie diese Botschaft ernst nahmen, durchaus gute Gefühle und Erwartungen. Das Gleiche gilt auch für die chronisch Kranken, für die Behinderten, für die Besessenen

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und für die anderen abgewerteten Menschen, die im Schatten lebten. Aber für die Mitglieder der Oberschicht, die sich an ihren Luxus und ihre Privilegien gewöhnt hatten, hörte sich das gar nicht sehr attraktiv an. Was soll denn eigentlich noch besser werden? Werden wir im Reich Gottes unsere Privilegien behalten? Und für die Vertreter der römischen Besatzungsmacht stellte sich sofort folgende Fragen. Wie wird sich dieses Reich Gottes zum römischen Reich verhalten? Entsteht da irgendwie eine Konkurrenz? Denn das Wort Reich Gottes, Reich, griechisch Basileia oder hebräisch Malkuth, ist ja kein Wort für privates Leben, sondern das sind Fachausdrücke, die jeder kannte für die Grundsätze

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des gesamten gesellschaftlichen Lebens. Also das war eigentlich jedem klar, wenn das Reich Gottes kommt, dann wird es eine tiefgreifende Veränderung der gesamten öffentlichen gesellschaftlichen Strukturen geben. Das machte die Mitglieder der Oberschicht eher nervös. Und die Vertreter des römischen Militärs, soweit sie diese Botschaft kannten und ernst nahmen – immerhin, Jesus fand viele Anhänger – die wurden auch nervös. Schauen wir uns deshalb einmal die Botschaft Jesu im Einzelnen näher an. Ja, also Jesus hatte klare Schwerpunkte in seiner Botschaft.

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Die kann man ziemlich rasch zusammenstellen, denn sie sind offenkundig. Gehen wir mal von den Beglückwünschungen in der Bergpredigt aus. Da sagte Jesus doch tatsächlich Folgendes. Zu beglückwünschen sind die Armen, denn ihnen gehört das Reich Gottes. Zu beglückwünschen sind die Hungern, denn sie werden satt werden. Zu beglückwünschen sind die Weinenden, denn sie werden lachen. Zu beglückwünschen sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Zu beglückwünschen sind die Machtlosen, denn ihnen wird die Erde gehören. Zu beglückwünschen sind die, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Zu beglückwünschen sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit finden.

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Wie diese Leitlinien wohl den Mitgliedern der Oberschicht geschmeckt haben. Jesus sagte nämlich auch Wehesprüche. Er sagte zum Beispiel Wehe euch reichen, denn ihr habt ja euren Trost bereits genossen. Wehe euch satten, ihr werdet hungern. Wehe euch lachenden, ihr werdet weinen. Da kann man schon nervös werden. Und Jesus sagte zum Beispiel auch, die letzten werden die ersten sein. Und er sagte auch, sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, sondern sammelt euch Schätze im Himmel. Dass man beides gleichzeitig tun kann, hat er offensichtlich für unmöglich gehalten.

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Ja, er sagte zum Beispiel auch, die Habsucht ist die Wurzel von allem Übel. Und er sagte, kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Ja, da muss man eben mit welchem Ohr hört man das? Schauen wir auch mal den Lebensstil Jesu genauer an, der entspricht seiner Botschaft. Tischgemeinschaft mit Sündern war für ihn typisch. Er hat sich viel mit Leuten abgegeben, die einen schlechten Ruf hatten und gesellschaftlich gar nicht anerkannt waren. Er hat viele Kranke geheilt, auch Besessene, auch Aussätzige. Ein großer Teil seiner Lebenszeit und seiner Aufmerksamkeit wendete er den Leidenden und Weinenden zu.

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Es ist heute unter den Fachleuten allgemein anerkannt, ob sie Atheisten sind oder religiös, spielt keine Rolle. Es ist heute unter den Althistorikern allgemein anerkannt, dass es keinen Text im Altertum gibt. Keinen einzigen Text, in dem die blinden, lahmen Aussätzigen eine solche Aufmerksamkeit finden wie im Lebensstil Jesu, wie in den synoptischen Evangelien. Auch im Vaterunser in der Bitte um das tägliche Brot. Diese Bitte ist weit weg von der Luxuswelt und sehr nahe bei der Unterschicht. Und man kann auch sagen, ohne Übertreibung, Jesus hat in der Unterschicht kaum Widerstand gefunden.

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Ganz im Gegenteil, er predigte vor 4000 Leuten, vor 5000 Leuten und so weiter. Er hatte große Wirkung. Aber was die Oberschicht betrifft, die war deutlich zurückhaltender. Aber man muss auch sagen, Jesus hat nicht zur Gewalt aufgerufen. Er hat auch nicht aufgerufen, die verarmte Mehrheit, dass sie die Oberschicht hassen soll oder verfluchen soll. Nein, Jesus hatte keinerlei klassenkämpferische Akzente. Jesus hat auch nie eine Waffe in der Hand gehabt und nie eine Waffe benutzt. Als Petrus einmal ein Schwert zog, sagte Jesus, steck das Schwert zurück, denn wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert umkommen. Also so weit.

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Man muss auch sagen, Jesus hatte auch Kontakte zu reichen, hatte er. Also zum Beispiel in Jericho dieser sehr reiche Oberzöller Zaccheus, bei dem hat Jesus sich selber eingeladen. Zaccheus, ich würde gerne bei dir übernachten. Zur großen Freude von Zaccheus. Oder er hat auch nächtliche Gespräche mit Mitgliedern der Oberschicht geführt, mit Nikodemus zum Beispiel. Alles okay, aber die Schwerpunkte seiner Botschaft und seines Lebensstils waren doch sehr deutlich. Gegen Ende seiner öffentlichen Tätigkeit spitzte sich die Lage drastisch zu. Vor allem hat Jesus das Ende des bisherigen Tempelbetriebs angekündigt. Das war nun wirklich zu viel. Damit hat er eine rote Linie überschritten.

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Warum hat er das getan? Ja, weil das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist und mit ihm zu wirken beginnt. Ihr könnt doch nicht weiterhin in den Tempel gehen wie seit 100, 200 Jahren. Jetzt, wo das Reich Gottes kommt und ich tätig werde, da könnt ihr nicht einfach so weiterhin in den Tempel gehen, als ob nichts los sei. Daraufhin wurde er dann verhaftet und er hat in einem nächtlichen Verhör sich als der Messias Israels bekannt. Als Gefangener, er war ja schon gefesselt. Ja, das erschien den Fachleuten, kann man auch verstehen, als Gotteslästerung. Und den römischen Leuten erschien das als Majestätsbeleidigung. Weil das Amt eines Messias nach damaligem Verständnis war ein leitendes politisches Amt.

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Also es kann ja nur der Kaiser Augustus so etwas entscheiden. Ja, also für die einen war es eine Gotteslästerung, für die anderen eine Majestätsbeleidigung. Und so wurde Jesus der Kreuzigung übergeben. Fragen wir drittens auch danach, wie ging es eigentlich nach seinem Kreuzestod weiter? Da gibt es bestimmte Auffälligkeiten. Zum Beispiel die vielleicht größte Auffälligkeit, nach dem Tod Jesu setzten überhaupt keine Trauerfeierlichkeiten ein. Keine Trauerzeremonien. Wie überall auf der Welt. Überall auf der Welt gilt das Leben eines Menschen, der stirbt, als abgeschlossen.

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Und dann setzen Trauerfeierlichkeiten ein. Ja, zumindest bei seinen Anhängerinnen und Anhängern gab ja viele. Aber es gibt nur ganz am Anfang mal ein, zwei Tage. Aber nichts, was irgendwie wichtig geworden wäre, mittelfristig und langfristig. Es setzten keine Trauerfeierlichkeiten ein. Keine Trauerzeremonien. Es ist übrigens der einzige Fall, den wir kennen in der gesamten Weltgeschichte. Warum setzten keine Trauerfeierlichkeiten ein? Es gibt noch zwei Auffälligkeiten. Es gab offensichtlich nach allem, was wir erkennen können, innerhalb der Anhängerschaft Jesu keinen Stimmungsumschwung in der Weise, dass sie jetzt voller Hass und Empörung gegenüber denen gewesen sind, die Jesus zu Tode gebracht haben.

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Zeigt sich nicht. Das wäre doch eine sehr plausible Reaktion gewesen. Sie fand aber nicht statt. Und auch sehr auffallend ist, dass seine Anhänger nicht jetzt langfristig in die Depression, in die Resignation oder in die Verzweiflung verfallen sind. Das kann man sich fast anders gar nicht vorstellen. Nein, es gab solche Anflüge in den ersten ein, zwei, drei Tagen, hörten aber sofort auf. Nein, innerhalb der Anhängerschaft Jesu entstand eine freudige Gewissheit, gerade auch über Jesus. Und es zeigten sich viele positive Lebensenergien. Es begann eine vitale Ausbreitung, die ihresgleichen sucht.

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Und es entstehen viele Lieder. In der Urchristenheit ist eine der fruchtbarsten Zeiten der Liedproduktion, wie seit den Psalmen nicht mehr. Und die meisten Lieder waren Lobesliebler, Hymnen. Ist irgendwie auffallend. Nach biblischer Erklärung erklärt sich das so. Gott hat den toten Jesus vom Tode auferweckt und zu sich genommen, zu sich erhöht. Ja, diese Handlungsweise Gottes entspricht gar nicht den Interessen der Oberschicht. Gar nicht den Interessen derer, die Jesus zu Tode gebracht haben. Sie wollten ihn erledigen. Jetzt macht Gott das Gegenteil. Das ist ja fast eine Ohrfeige. Also Gott hebt nach biblischer Erklärung – Sie können ja mal eine andere probieren.

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Ich halte die für sehr plausibel angesichts solcher Auffälligkeiten. Gott hob das Todesurteil der Menschen auf. Er ließ Jesus nicht im Stich. Jesus hat ja vorher niemanden gehabt, der ihm bei seinem Sterben oder Verhafteten beigesprungen wäre und sich für ihn eingesetzt hatte. Gab es niemand. Aber Gott bekennt sich jetzt zu diesem Mann. Man kann sogar sagen, er identifiziert sich mit ihm. Er hebt das Todesurteil der Menschen auf. Und mit dieser Auferweckung sieht alles auf einmal anders aus. Man muss allerdings sagen – ich bleibe jetzt mal, das Thema Auferweckung ist nochmal ein eigenes Thema –

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ich muss darauf kommen, weil nur durch die Auferweckung Jesu ist es möglich geworden, auch in seinem Kreuzestod – man hält es fast nicht für möglich. Aber nur durch die Auferweckung Jesu wird es denkbar, dass auch sein Kreuzestod einen positiven Sinn hat. Denn wenn Gott in diesem ganzen Geschehen das Heft in der Hand behalten hat, dann war der Kreuzestod Jesu kein Ausrutscher, kein Versehen, das man so schnell wie möglich durch seine Auferweckung korrigieren muss und zudecken muss. Nein, überhaupt nicht. Die Auferweckung Jesu kann man nur verstehen und wird auch im Neuen Testament nur so verstanden, dass in der Auferweckung ein Ja steckt zum Kreuzestod Jesu.

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Wenn Gott diesen Mann auferweckt hat, dann – man wagt es fast nicht, aber es geht eigentlich nicht anders – dann steckt in seinem Kreuzestod genauso viel Sinn wie in seiner Auferweckung. Die Auferweckung Jesu annulliert nicht seinen Kreuzestod, schmälert überhaupt nicht seine Bedeutung. Im Gegenteil. Und so wird es möglich – ich deute es in dem ersten Vortrag mal nur an – so wird es denkbar und möglich, dass der Kreuzestod Jesu doch die Vollendung seines Lebens war und die Erfüllung seines Lebens.

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Jetzt komme ich zum vierten und letzten Teil. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir mal ins Neue Testament genauer hineinschauen. Ich kann das in diesem ersten Vortrag mal nur punktuell tun, eine wichtige Schneise legen. Und zwar wird Martin Hünerhoff jetzt aus dem zweiten Korintherbrief des Paulus, Kapitel 5, den Vers 19 vorlesen. Dieser Vers 19 ist eine der berühmtesten Stellen des Neuen Testaments und eine der wichtigsten Aussagen des Paulus. Also ich greife jetzt nicht irgendwas raus, sondern ich greife gleich mal ins Zentrum der neutestamentlichen Botschaft. Bitteschön, Martin.

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Denn Gott war ein Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. Ja, Martin, weil es so schön und so wichtig ist, bitte noch einmal. Denn Gott war ein Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. Ja, ich bin also ganz von außen her historisch von den damaligen Zeitgenossen her an dieses Thema herangegangen. Aber jetzt nähern wir uns dem Geheimnis dieses einzigartigen, unwiederholbaren, nie wieder rückgängig zu machenden Ereignis. Das Entscheidende ist, Gott war in Christus.

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Das ist gerade auch gemeint bei seinem Kreuzestod. Gott war immer in Christus. Jesus hatte eine einzigartige Nähe zu Gott. Darin stimmt das ganze Neue Testament fest überein. Das drückt man mit traditionellen Worten aus. Jesus war der Sohn Gottes oder Jesus ist der Sohn Gottes. Es ist ja nichts Vergangenes. Was ist gemeint mit dem Ausdruck Sohn Gottes? Jesus hatte eine einzigartige Nähe zu Gott. Gott war also in diesem Geschehen mitbeteiligt. Er war anwesend. Ihr dürft euch das also nicht so vorstellen, Gott ist oben im Himmel, unbeteiligt, Zuschauer. Er guckt mal runter, was der Mann da unten macht.

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Nein, das ist völlig falsch. Damit kann man überhaupt nichts mehr erkennen. Der erste Schritt der Erkenntnis ist, Gott war in diesem Geschehen voll mit dabei. Wir dürfen also die christliche Rede von Vater und Sohn, die ihre große Berechtigung hat, ich stimme dem von Herzen zu, aber wir dürfen diese Rede nicht so verstehen, dass Vater und Sohn zwei Gottheiten sind. Und dann wäre Jesus ein zweiter Gott. Vollkommen ausgeschlossen, denn alle damaligen Jesus-Anhänger waren Juden. Und die Grundlage des gesamten Judentums ist, es gibt nur einen einzigen Gott. 5. Mose 6, ab Vers 4, das Glaubensbekenntnis Israels, das Schema Israel beginnt, höre Israel, Gott ist einer.

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Und das müssen wir jetzt hier zur Konsequenz führen. Nicht der Vater ist oben und der Sohn ist unten. Damit wird alles verkehrt. Nein, der Vater ist mitten im Sohn. Gott war in Christus, nicht neben ihm, in ihm. Er hat das Sterben selber abgekriegt. Er hat diese Gewalt und diese harte Brutalität, hat er selber abbekommen. Es gibt in vielen Religionen, in den meisten Religionen, gibt es Opfer, die die Menschen für ihre Gottheiten bringen. Und bei so gut wie allen Opfern geht es immer um das Gleiche.

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Ich gebe dir, damit du mir aber bitte schön auch was gibst. Man nennt dieses Prinzip do und des. Do, ich gebe, damit du, des, du gibst. Also das ist das Prinzip der Opfer. Ich opfere dir Gottheit. Aber ich verbinde damit den Wunsch und die Bitte, dass du mir gnädig gesinnt bist, dass du mich segnest und so weiter. Nach dieser Art können wir das den Opfer Tod Jesu überhaupt nicht verstehen. Wenn wir dieses schillernde Wort Opfer überhaupt benutzen wollen. Ich benutze es jetzt einmal im Wissen, wie glitschig das alles ist, weil eben in der christlichen Tradition dieser Begriff Opfer wahnsinnig wichtig ist.

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Und es gibt ja auch im Alten Testament die Opfer. Also wenn wir schon das Wort Opfer mal benutzen wollen, müssen wir die Dinge klären. Der Begriff Opfer ist sehr vieldeutig. Man kann alles Mögliche damit meinen. Im Englischen unterscheidet man zum Beispiel zwischen Victim und Sacrifice. Victim, da bin ich ein Opfer von etwas und Sacrifice ist ein Opfer für etwas. Ist schon mal ein sehr wichtiger Unterschied, den es in der deutschen Sprache nicht gibt. Und damit fangen die Verwirrungen an. Der Tod Jesu, der Kreuzestod Jesu ist zuerst einmal ein Victim. Jesus ist ein Opfer von etwas, vom römischen Militär, von der Erkenntnislage im jüdischen Hohen Rat und auch von anderem.

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Jesus ist ein Opfer von etwas. Man kann Jesu Opfer als Sacrifice gar nicht würdigen, wenn man nicht zuerst einmal als Victim würdigt. Die Brutalität dieses Geschehen. Man kann ja da nicht gleich jubeln, die Erlösung der Welt ist geschehen. Ja, da wird das Victim ja völlig übersprungen. Wie schnell man in der Religion, das ist zur Erlösung der Welt. Vorsicht, Vorsicht. Ja, also beim Opfer muss man Folgendes klären. Jesus brachte mit seinem Kreuzestod kein Opfer für Gott. Der Sohn opfert sich nicht für den Vater. Das wäre ja fürchterlich.

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Da wäre das ganze biblische Gottesverständnis völlig kaputt. Da wäre ja die ganze Bibelkritik der Universitäten ein Kindergarten, ein Kindergarten gegen was hier geschieht. Dass Gott selber in seinem Wesen zerstört wird, als ob er ein Menschenopfer nötig hätte. Wenn also hier von einem Opfer gesprochen werden kann, muss man aufmachen, man kann es, wenn man genau weiß, was man damit sagt. Dann kann man nicht so davon sprechen, als habe der Vater von Gott, der Vater vom Sohn, dieses Opfer erwartet oder gefordert zu seiner Genugtuung oder damit eine Gerechtigkeitsordnung erfüllt wird. Was ist denn das für ein Märchen? Oder dass er gnädig gestimmt wird, dass er jetzt von seinem Zong ablassen kann und jetzt gnädig wird.

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Als ob Gott durch den Kreuzestod seines Sohnes umgestimmt wird, besänftigt wird, als ob er davon etwas profitiert. Ist ja furchtbar. Gott profitiert überhaupt nichts, sondern er gibt. Also nicht der Sohn opfert sich für den Vater, sondern nach dieser Stelle glasklar Gott, der Vater und der Sohn opfern sich in diesem Geschehen. Denn Gott war in Christus. Dieser Gott, das sind nicht zwei Götter, dieser Gott in Vater und Sohn, opfern sich für uns. Das ist die Botschaft. Sie opfern sich tatsächlich für uns, weil wir ihnen so viel wert sind.

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Der Preis ist zwar irrsinnig hoch, aber sie machen es. Sie wollen uns damit gewinnen. Sie wollen uns zeigen. Das kommt in späteren Vorträgen. Was sie hier an Liebe investieren. Im Voraus. Also so müssen wir davon reden. Jesus ist ja nicht an Gott gestorben, sondern Jesus starb an der Sünde der Menschheit. An der Sünde der menschlichen Gesellschaft. Im Kreuzestod Jesu treffen Gott und die Menschheit aufeinander in einem bestimmten Zuspitzung. Aber das Ganze hat eine sehr universelle Bedeutung. Der Kreuzestod Jesu ist nicht ein Privatereignis an einer Privatperson.

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Sondern die universelle Bedeutung dieses Kreuzestodes kommt dadurch zustande. Und ganz allein dadurch, dass Jesus eine einzigartige Nähe zu Gott hatte. Hätte Jesus diese Nähe zu Gott nicht, wäre auch sein Kreuzestod einer von vielen Tausend. Nichts Besonderes sozusagen. Also es wurden ja viele damals gekreuzigt, Männer und Frauen. Aber dass ausgerechnet dieser Kreuzestod eine solche universelle Bedeutung hat, nach christlicher Sicht, hängt ganz allein damit zusammen, dass Jesus eine einzigartige Nähe zu Gott hatte. Und dadurch Gott an diesem Geschehen voll mitbeteiligt ist.

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Er hat seine Zuschauerrolle aufgegeben und hängt da unten mit dran. Also Jesus in seinem Kreuzestod starb an der Sünde der Menschen. Ich will mal kurz erklären, was die Sünde der Menschheit, die Sünde der menschlichen Gesellschaft ist. Die menschliche Gesellschaft und auch du und ich, wir sind alle beschädigte Lebewesen. Tiere nicht unbedingt, aber Menschen. Es gehört zu unserer Würde, dass wir schuldig werden. Tiere haben diese Würde nicht. Es gehört also zu unserer Würde, dass wir schuldig werden und Verantwortung haben. Und die Sünde ist ein heute fast nicht mehr verständliches Wort für einen ganz klaren Sachverhalt.

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Wir sind alle beschädigt. Dass die menschliche Gesellschaft beschädigt ist. Da brauchen wir nur die Stuttgarter Zeitung lesen oder in jedem Jahrhundert wie viel Progrome, wie viel Vergewaltigungen, wie viel Kriege, wie viel Hass, wie viel Ausbeutung, wie viel Geldgier, wie viel Machtgier. Also wir sind beschädigt. Wenn einer von euch sich als unbeschädigt fühlt, gut, probier's mal. Also ich sag mal, wir sind alle beschädigt. Eben, wir sind Sünder. Was ist diese Beschädigung? Zunächst mal die Symptome und dann der Grund. Die Symptome der Sünde sind Lieblosigkeit. Niemand von uns wird am Ende seines Lebens sagen können, ich habe genügend geliebt.

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Es wird keiner sagen können. Auch ich ahne nicht mal, wie viel mehr ich hätte lieben können. Es wäre durchaus möglich gewesen. Also der erste Kriterium der Sünde, dass wir beschädigt sind, sind unsere Lieblosigkeiten. Versucht sie mal zu zählen. Unsere Gleichgültigkeit, unsere Interesselosigkeit, unsere Feigheit, aber auch unser Egozentrismus, unsere Ruhmsucht, wir wollen berühmt werden, unsere Machtgier, unsere Geldgier. Ja, das sind die Symptome. Die Menschheit hat es in abertausend Jahren nicht geschafft, den Krieg definitiv zu überwinden und die Kriminalitätsrate auch nur zu halbieren. Es hat sie in achttausend Jahren nicht geschafft und sie wird es nicht schaffen.

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Wir können mit unseren Rechtssystemen diese Schädigungen begrenzen. Das können wir, dass sie nicht vollends überborgen. Aber wir kommen nicht an die Wurzel heran. Wohin gründet die Sünde? Die Sünde ist ein Nein zu Gott. Die Sünde hat es aber auch gelernt, sich mit Gott abzufinden. Dann versucht sie, Gott zu instrumentalisieren für die eigenen Vorteile und Interessen. Das kriegt die Sünde auch hin. Sie instrumentalisiert Gott als Laufburschen für sich selber. Aber im Übrigen hält sie Gott für ziemlich unglaubwürdig. Und weil die Sünde so ist, besteht das Wesen der Sünde darin, das wahre Leben zu zerstören.

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Das zeigt sich im Kreuzestod Jesu. Am Kreuzestod Jesu sind viele beteiligt. Menschen haben Jesus verraten. Menschen haben Jesus im Stich gelassen. Menschen haben Jesus gefangen genommen. Das waren vielleicht 50 oder 80 Leute, Tempelpolizei und vielleicht auch römische Soldaten, schon miteinander abgesprochen. Das waren so Ausführungsorgane. Das waren ja nur Befehlshaber. Menschen haben Jesus angeklagt. Menschen haben Jesus verachtet. Menschen haben Jesus zur Kreuzigung übergeben. Und dann kommen wieder die Ausführungsorgane, die sind ja nur Befehlsempfänger, die Jesus ans Kreuz genagelt haben. Und wie viele haben zugeschaut?

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Also es sind viele Menschen darin verstrickt. Und wir können uns mal anfangen zu fragen, wir auch, ich will zum Schluss auf Folgendes noch hinweisen. Jesus gilt in der Christenheit als sündlos. Der einzige Mensch, niemand anders gilt als sündlos wie nur dieser Mensch. Wie kommt diese komische Behauptung zustande? Die Sündlosigkeit Jesu ist keine Ausführungsorgane. Die Sündlosigkeit Jesu ist keine Erfindung, die sich jemand am Schreibtisch ausgedacht hat. Überhaupt nicht. Sondern es ist eine satte Erfahrung von mehreren Jahren. Nämlich die Menschen, die mit Jesus monatelang vom Frühstück bis zum Abendessen unterwegs waren,

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monatelang ihn in tausend Situationen miterlebt haben. Alle diese Menschen haben gesagt, er ist anders. Sein Kontakt zu Gott ist irgendwie anders als unser. Unser Kontakt zu Gott ist beschädigt. Unser Vertrauen zu Gott ist beschränkt. In vielen wichtigen Dingen vertrauen wir dem Bankkonto doch viel mehr wie Gott. Wenn es darauf ankommt, wem vertrauen wir denn wirklich? Wir sind oft Gläubige in der Theorie und Atheisten in der Praxis. Ja, nein, aber der Mann, der hat wirklich auf Gott gebaut. Der hat alle Karten auf ihn gesetzt. Für ihn war Gott die entscheidende Wirklichkeit. Und das nennen wir sündlos. Und interessant ist, dass Jesus auch heute noch bei Menschen höchste Anerkennung findet,

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die der Religion und der Kirche sehr ablehnend und sehr skeptisch gegenüberstehen. Ich nenne mal nur Mahatma Gandhi, der sein Leben aufs Tiefste von Jesus aus Nazareth beeindruckt war. Oder ich habe ein Buch gelesen, Jesus für Atheisten, Mahomek heißt dieser tschechische, ateistische Philosoph. Jesus für Atheisten, lest mal dieses Buch. Welche Ehrfurcht, welche Achtung, welches Berührtein dieses Atheisten durch Jesus. Also Jesus hat eine Leuchtkraft, die von der Religion und von der Kirche nicht abhängt. Ja, und dann möchte ich dir zum Schluss ganz direkt Folgendes sagen. Das mache ich selten, jemand so direkt anzusprechen.

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Wie stehst du zum Kreuzestod dieses jungen Mannes, der so gelebt hat? Wie stehst du dazu? Die Antwort kann dir niemand abnehmen. Vater und Mutter nicht, Freunde nicht, die Kirche nicht, die Partei nicht. Irgendwelche Buchautoren nicht, niemand. Diese Antwort wirst du ganz allein selber geben. Wie stehst du zu dem Kreuzestod dieses Mannes? Mehr kühl, mehr gelassen in wissenschaftlichem Abwägen verschiedener Gesichtswunde? Oder berührt dich da etwas?

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Das kannst nur du sagen. Ich möchte als letzten Satz sagen, wenn wir das Geheimnis des Kreuzestods Jesu erkannt haben, soweit man das als Mensch erkennen kann, und davon berührt werden, so dass unser Leben davon geleitet wird, dann werden wir erkennen, wir haben die einzige wahre, echte, tiefe Liebe gekreuzigt.

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Der Kreuzestod Jesu | 13.1.1

Der Kreuzestod Jesu | 13.1.1

Mit dem Tod am Kreuz hätte alles zu Ende sein und der arme Wanderprediger aus Nazareth bald vergessen sein können. Er war als Verbrecher verurteilt worden, zu der brutalsten und verachtenswertesten Art der Hinrichtung, die sich die Römer für die Menschen in ihrem Reich ersonnen hatten. Gekreuzigt wurde da ein junger Mann, etwas über 30 Jahre alt. Nicht einmal die Weisheit des Alters hatte er erreicht. Der frühe Tod galt als Strafe der Götter. Der Kreuzestod als Fluch. Diese Art der Hinrichtung sollte den Verurteilten völlig vernichten – er starb einsam, gequält, entblößt und allen zur Schau gestellt.
Wie konnte dieser Tod zu einer guten Nachricht für alle Menschen werden? Was war es, was die Mächtigen dieser Zeit an Jesu Botschaft so nervös machte? Und wie konnten dieser Mensch und diese Kreuzigung Weltgeschichte schreiben? Waren Jesu Anhänger völlig verwirrt, die nicht einmal richtig um ihn trauerten und stattdessen hinaus in die Welt zogen, einen Gott und diesen Wanderprediger verehrten – und sich für ihn auch noch ihrerseits töten ließen?
Siegfried Zimmer beantwortet in diesem Vortrag einige Fragen rund um den Kreuzestod Jesu und die Reaktionen der Menschen seiner Zeit. Aber mit diesem Vortrag ist das Thema noch lange nicht zu Ende. Weitere Worthaus-Vorträge zum Thema Kreuzestod Jesu sollen folgen, denn ein Vortrag wird diesem Thema nicht gerecht.