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Die moralische Entwicklung bei Kindern | 7.4.2

Worthaus 7 – Weimar: 1. Mai 2017 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Wie werden aus Kindern Menschen, die selbstständig sind und sich gleichzeitig in eine Gemeinschaft integrieren können? Und wann ist diese Entwicklung abgeschlossen?
Mit diesem Vortrag zur moralischen Entwicklung bei Kindern betritt Siegfried Zimmer ausnahmsweise das Gebiet der Entwicklungspsychologie. Denn für die heutige Religionspädagogik ist die Entwicklungspsychologie eine wichtige Nachbardisziplin. Dabei geht es Siegfried Zimmer in seinen Ausführungen nicht um die Darstellung des neuesten Standes der entwicklungspsychologischen Diskussion – er ist ja auch Theologe und kein Entwicklungspsychologe. Vielmehr geht es ihm darum anhand der Stufentheorie der Moralentwicklung von Lawrence Kohlberg, einem Professor für moralische Entwicklung der »Harvard University« und Klassiker seines Fachs, zu beschreiben, welche Schritte Menschen auf dem Weg zu einer reifen Persönlichkeit durchlaufen. So wird deutlich, wie lehrreich und spannend die Ergebnisse der Entwicklungspsychologie gerade auch für einen Umgang mit Kinder und Jugendlichen unter christlichem Vorzeichen sind. Und wie wichtig es ist, Kinder – aber auch Erwachsene – entsprechend der Stufe zu behandeln und zu fördern, auf der sie sich befinden.

10. Dezember 2021

Das Jona Buch | 11.19.1

Die Geschichte gehört in jede Kinderbibel: der widerspenstige, irgendwie etwas trottelige Prophet, der Gott nicht gehorchen will; der Sturm und der Wal, die nie so richtig bedrohlich wirken; und das Happy End, als Jona dann doch tut, was Gott von ihm will, und die bösen Menschen von Ninive schließlich gute Menschen werden.
Und die Moral von der Geschicht’? Das war’s noch nicht.
Die österreichische Theologin Irmtraud Fischer entreißt die Geschichte der Niedlichkeit der Kinderbibeln und macht deutlich, worum es im Buch Jona eigentlich geht: um ein Trauma. Gott schickt Jona nach Ninive, ins Herz des Assyrerreiches. Ausgerechnet die Feinde Israels soll Jona vor Gottes Zorn warnen – und damit retten. Die Assyrer haben das Nordreich der Israeliten zerstört und das Südreich fast dem Erdboden gleich gemacht. Sie haben die Bevölkerung verschleppt und verschreckt. Sie haben wahrscheinlich auch Jona leiden lassen. Kein Wunder, dass er vor Gottes Auftrag flieht.
Jona verhält sich wie ein traumatisierter Mensch im Angesicht seines Peinigers, diagnostiziert Irmtraud Fischer. Sie beschreibt, wie diese Zwangskonfrontation mit dem Erlebten dem traumatisierten Jona hilft, mit dem Schrecken klarzukommen. Sie zieht damit auch die Parallele zum Heute, zu unseren Ängsten und Traumatisierungen. Und sie erklärt, was es mit dem Epilog der Jona-Geschichte auf sich hat, der aus den Kindergeschichten meist herausfällt.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.