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Der Bibeltext für diesen Vormittag kann ich auswendig. Er lautet, ihr seid das Salz der Erde. Halleluja. Jubilate. Die entscheidende Frage für den christlichen Glauben lautet, wer ist der Mann aus Nazareth? Denn der Mann aus Nazareth ist der Clou des christlichen Glaubens, die Puerte. Es geht entscheidend um diesen Mann. Mit diesem Mann steht und fällt der christliche Glaube. Deswegen geht es um die Frage, wer ist eigentlich dieser Mann?

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Der christliche Glaube ist so glaubwürdig, wie dieser Mann glaubwürdig ist. Der christliche Glaube ist so spannend, wie dieser Mann spannend ist. Er ist so attraktiv, wie dieser Mann attraktiv ist. Jesus aus Nazareth ist das Attraktivste, was der christliche Glaube zu bieten hat. Es geht also um diesen Mann. Das heißt, es geht im christlichen Glauben nicht um Moral. Die Moral ist wichtig. Die hat schon viel kaputt gemacht. Sie hat auch manches gut gemacht. Also die Wirkungsgeschichte der Moral ist sehr zwielichtig. Millionen Kinder hat die Moral unglücklich gemacht. Wenn es eine spießige Moral ist, eine angstbesetzte Moral. Also Moral ist sehr ambivalent. Kann sehr wichtig und sehr gut sein. Die urchristliche Bewegung war auch eine moralische Bewegung.

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Aber es geht im christlichen Glauben entscheidend nicht um Moral. Es geht entscheidend auch nicht um einen bestimmten Lebensstil. Freaky-Stil oder andere Lebensstile. Es gibt nicht den christlichen Lebensstil. Es gibt tausenderlei christliche Lebensstile. Jesus selber hatte auch einen sehr bestimmten Lebensstil. Aber es geht im christlichen Glauben entscheidend nicht um Fragen des Lebensstils. So wichtig sie sind. Es geht im christlichen Glauben entscheidend nicht um eine Weltanschauung. Jeder von uns hat irgendeine Art von Weltanschauung. Ich auch. Oft ist sie uns gar nicht in jedem Punkt bewusst. Muss ja auch nicht sein. Also Weltanschauungsfragen sind schon wichtig. Sie spielen im Kampf der Parteien, der Philosophen und vieler anderer kultureller Medienangebote.

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Da spielen immer Weltanschauungsfragen eine Rolle. Und wir haben sicher sehr unterschiedliche Weltanschauungen. Lebensauffassungen. Aber es geht entscheidend im christlichen Glauben nicht um Fragen der Weltanschauung. Ich möchte euch nicht zu einer bestimmten Weltanschauung überreden oder motivieren. Es geht auch im christlichen Glauben entscheidend nicht um irgendein Programm. Politisches Programm, psychologisches Programm, therapeutisches Programm, pädagogisches Programm. Ist alles wichtig. Ist aber für den christlichen Glauben zweit, dritt und viert drangig. Es geht entscheidend um diesen Mann. Mit diesem Mann steht und fällt der christliche Glaube. Im christlichen Glauben geht es darum, neugierig zu werden auf diesen Mann. Verblüfft zu sein durch diesen Mann. Denn er ist verblüffend. Und diesen Mann näher kennenzulernen, sich auf ihn einzulassen und in ihm zu Gott zu finden.

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Darum geht es im christlichen Glauben. Also die entscheidende Frage im christlichen Glauben ist, wer ist er? Die Menschen damals haben auch zum Beispiel gesagt, wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt. Wer ist das? Kritisiert den Tempel, schmeißt da Taubenträger um, die Geldwechseltische. Wer ist das? Kann ja nicht jeder machen. Der tritt hier auf, als ob der Tempel ihm gehört. Also Jesus löste zu seiner Zeit Faszination aus, tiefe Beeindruckung, aber auch Erschrecken. Er hatte manchmal die Wirkung wie ein Tsunami. Also ich meine jetzt mal auch positiv, Leute waren völlig außer sich. Wir haben das noch nie gehört. Der redet völlig anders.

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Wer ist er? Jesus selber fragt mal seine Jünger, was sagen denn die Leute, wer ich bin? Dann sagen die Jünger, viele sagen, du seist ein Prophet, du seist der wiederkommende Elia. Und dann fragt Jesus seine Jünger, was meint denn ihr, wer ich bin? Also es geht immer entscheidend um diese Frage. Johannes der Täufer, von dem Jesus sich hat taufen lassen, ein vollmächtiger Bußprediger, prophetische Gestalt. Die Leute kamen zu ihm an den Jordan und kurz vor seinem Tod, er war schon im Gefängnis, lässt Johannes der Täufer durch seine Jünger Jesus fragen. Das ist der letzte Satz, den wir von Johannes dem Täufer haben. Er lässt Jesus fragen, sollen wir wirklich auf dich warten?

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Bist du es, auf dem wir warten? Oder sollen wir vielleicht doch auf jemand anders warten? Also wer bist du? Johannes der Täufer, dieser vollmächtige Bußprediger, von dem Jesus sich hat taufen lassen, am Beginn seines öffentlichen Wirkens, der war sich ja kurz vor seinem Tod nicht mehr so sicher. Bist du es oder bist du es nicht? Also so klar ist es nicht, wer er ist. Er ist ein Bauhandwerker, er kommt vom Bau, er kommt von der Provinz, aus einem Kuhnest, Nazareth, 200 bis 400 Einwohner, keine gepflasterten Straßen, keine Stadtmauer, keine öffentlichen Gebäude, kein Markt, ein Kuhnest. Es führt gar keine Straße nach Nazareth, du kannst nach Nazareth nur querfeldein laufen. Er kommt aus Nazareth, Bauhandwerker, tritt hier auf.

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Also so leicht ist es nicht, wer ist dieser Mann. Man sieht es ihm nicht so einfach an. Gut, also das ist die entscheidende Frage im christlichen Glauben. Aber es gibt im christlichen Glauben noch eine zweite Frage, die ist nicht entscheidend, die ist nicht zentral, aber sie ist nicht unwichtig und sie ist sehr aufschlussreich, sie ist sehr verräterisch. Und eine zweite Frage und die heißt, wer seid eigentlich ihr? Also die entscheidende Frage heißt, wer ist er? Und eine zweite Frage, nicht unwichtig, nicht uninteressant, wer seid ihr? Gemeint sind die Jünger. Und da, die Jünger sind ja der wichtigste Adressat der Bergpredigt, die Jünger treten auf dem Berg zu ihm.

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Der Bergpredigt ist in erster Linie an die Jünger und Jüngerinnen Jesu gerichtet. Erster Adressat. Und dann aber darüber hinaus an eine große Menschenmenge, die unten am Berg steht, die Matthäus als Israeliten versteht. Aber diese Israeliten nicht nationalistisch, sondern die Israeliten sind wieder ein Licht der ganzen Welt. Und insofern gilt die Bergpredigt der ganzen Welt. Und deswegen ist in der Einleitung der Bergpredigt die ersten 16 Verse sind Uvertüre, Introduction. Und da geht es erst mal in den Seligpreisungen um den weiten Horizont. Weit geöffnete Sprache, keine Insidersprache, keine fromme Sprache. Jesus meidet die fromme Sprache wie die Pest. Da dürft ihr mal Jesus nachfolgen. Und dann aber nach den Seligpreisungen gleich zwei Bildworte über die Jünger. Also bevor es dann losgeht mit dem großen ethischen Hauptbrocken.

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Zwei Dinge müssen klar sein. Die Seligpreisungen im weitesten Horizont, aber auch die Frage, was ist Jüngerschaft? Denn die Jünger sind der wichtigste und erste Adressat. Also Jesus verwendet jetzt auf die Frage, wer seid ihr? Verwendet er zwei Bildworte. Ihr seid das Salz der Erde und ihr seid das Licht der Welt. Diese zwei Bildworte sind die zwei wichtigsten Worte des Neuen Testaments zur Frage, was ist Jüngerschaft? Es gibt im Neuen Testament keine Worte mehr, die so prägnant fast wie eine Definition, was ist eigentlich Jüngerschaft? Also es sind die zwei prägnantesten Worte, die es in der Bibel über die Jüngerschaft Jesu gibt. Sie sind genau gleich aufgebaut, gleich parallel. Ihr seid das Salz der Erde.

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Das ist mehr hebräisches Denken. Eretz, Israel, Erde, Land. Und ihr seid das Licht des Kosmos. Das ist eher hellenistisch eingefärbt. Aber beide Sätze meinen genau die gleiche Botschaft. Sie sind universal ausgerichtet, Erde und Welt. Also diese zwei Bildworte, die das Wesen der Jüngerschaft auf den Punkt bringen, sind nicht lokal, regional, nein, sie sind global, universal. Das ist auch sehr kühn. Also Jesu sagt nicht, ihr seid das Licht von Ludwigsburg oder irgendwie so lokal oder regional. Das wäre ja auch schon was. Sondern gleich die ganze Erde und der Welt. Gut, beide Bildworte werden erläutert. Man merkt, es geht darum, dass wir diese Bildworte gut aufnehmen. Also Salz ist völlig sinnlos, wenn es dumm wird, gemeint ist kraftlos.

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Wenn es seine Schärfe verliert, ist es eigentlich kein Salz mehr. Dann liegt es halt irgendwie rum und stört mehr. Das Wesen von Salz ist, dass es salzt. Ein Salz, das nicht salzt, ist auch kein Salz. Das Wesen vom Licht ist, dass es leuchtet. Ein Licht, das nicht leuchtet, ist kein Licht. Deswegen stellt man ja ein Licht nicht unter einen Eimer, unterm Scheffel. Das ist ja der höchste Blödsinn. Du zündest ein Licht an und dann stellst du einen Eimer drüber. Oder eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen sein, wenn die Lichter angehen abends und so weiter. Also das Wesen des Lichtes ist, dass es leuchtet. Und das Wesen des Salzes ist, dass es salzt. Das wird hier noch einmal ganz klargestellt. Und dann bei dieser Erläuterung kommt ein Zielpunkt, das ist der Vers 16.

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Also diese zwei Bildworte bilden eine Perikope, einen Textabschnitt. Und der endet mit dem Vers 16. Warum ist das Ganze wichtig mit dem Salz und mit dem Licht? Und da sagt Jesus, damit die Menschen eure Werke sehen und darüber den Vater im Himmel loben. Also der Sinn der Jüngerschaft ist, dass die Menschen die Jüngerschaft sehen und darüber sagen, Saperlot, der, der die so geschickt hat, das war eine gute Idee, das muss ein guter Schöpfer sein und dass die Menschen Gott loben, danken und zu ihm finden. Ich will an der Stelle etwas ganz Ungewöhnliches sagen, das fällt mir mehr oder weniger gerade ein. Es heißt in diesem Vers 16, damit die Menschen eure Werke sehen.

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Nämlich die Bergpredigt ist ein sehr männerzentrierter Text. Es kommt fast nur Männer vor. Es heißt ja schon in den Seligpreisungen, selig, die Frieden schaffen, denn sie werden Söhne Gottes heißen. Es gibt ja auch das Wort Kinder. Nein, aber Söhne. Und auch in dem Feindesliebe heute Abend, damit ihr Söhne eures Vaters, liebt eure Feinde, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel sind. Und selbst wenn es um Kleider geht, kommen wieder die Männer. König Salamo, niemand von den Lilien war so schön gekleidet. Da gibt es auch sicher schön gekleidete Frauen. Also ich will damit nur sagen, die Bergpredigt ist ein äußerst männerzentrierter Text. Alle Beispiele, wenn du auf Gericht unterwegs bist, wenn dich einer was borden will, das ist immer männliche Sprache. Also das muss man ganz ernst nehmen. Die Bergpredigt ist sehr androzentrisch.

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Aber die Bergpredigt ist nicht sexistisch. Ist sie nicht. Es gibt gründliche neuere Arbeiten der letzten fünf Jahre, nämlich auch feministische, kompetente Analysen, dass die Bergpredigt einer der männerzentriertesten Texte im Neuen Testament ist. Das stimmt. Aber man hat festgestellt, wenn man das genau analysiert, die Bergpredigt ist aber nicht sexistisch. Wie ist das gemeint? Das sagen auch heutige führende feministische, internationale Theologinnen. Die Bergpredigt ist nicht sexistisch. Also sie empfinden doch zu einer hohen Wertung der Bergpredigt. Warum? Man kann nachweisen, dass es nicht die Absicht des Matthäus ist, Frauen zu verdrängen. Darauf kommt es ihm gar nicht an. Das merkt man nämlich bei entscheidenden Sätzen der Bergpredigt.

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Heißt es Menschen, nicht Männer. Menschen. Damit die Menschen eure Werke sehen. Also da ist wieder alles beieinander. Warum ist die Bergpredigt so androzentrisch, aber nicht sexistisch? Warum? Weil es in der Ethik der Bergpredigt sehr stark um den öffentlichen Bereich geht. Um die öffentliche Wirkung des Willen Gottes, Umkrempelung der Gesellschaft und der Öffentlichkeit. Und die Öffentlichkeit war enorm androzentrisch damals. Matthäus problematisiert das nicht, aber so war es damals. Vor allem wenn es um öffentliche Wirkungen geht, ja die Männer dominieren total in der Öffentlichkeit. Und das spielt in die Bergpredigt herein. Das ist sozusagen damalige kultursoziologische Grundgegebenheit, von der Matthäus einfach ausgeht. Aber man merkt in den entscheidenden Sätzen,

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ganz klar, es geht ihm um die Menschen und nicht um die Männer. Das ist nur so ein kleiner Exkurs. Gut, also das Ziel ist, dass die Menschen eure Werke sehen und darüber ein Loblied an Gott anstimmen. Das ist der Sinn, das Ziel der Jüngerschaft. Gut, also wer seid ihr? Ihr seid das Salz der Erde, Licht der Welt. Spielt immer mit rein, aber ich konzentriere mich mal auf Salz der Erde. Also die Frage, wer seid eigentlich ihr? Ich sage euch, die ist interessant. Weil es ist immer aufschlussreich, wer sind eigentlich die Anhänger von einem berühmten Idol oder so oder einem Guru? Was sind das für Typen, die diesem Guru nachlaufen oder einer Sache anhängen?

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Die Frage, wie ist die Anhängerschaft zusammengesetzt, wirft ein spezifisches Licht auf diese Führungsgestalt oder diese Sache. Was sind das eigentlich für Menschen, die Porsche kaufen? Gibt es empirische Untersuchungen? Was sind das für Menschen, die Motorrad fahren? Was sind das für Menschen, die Skateboard fahren? Was sind das für Typen? Was sind das eigentlich für Typen, die nach Freakstock gehen? Was sind das für Typen? Das müsste man mal empirisch untersuchen. Ihr seid ja doch ein sehr spezifischer Haufen. Ich will mal ganz frech werden, ich liebe es ja ein bisschen frech zu sein. Was sind das eigentlich für Typen, die nach Freakstock gehen und dann einen Vortag von Sigi Zimmer hören? Die müsste man mal empirisch untersuchen. Ich hätte da eine These. Das sind Typen, die bereit sind, ihren bisherigen Tellerrand zu überschreiten.

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Das wäre meine These. Aber das machen wir mal weiter. Was sind das eigentlich für Typen, die gern Lady Gaga hören? Was sind das für Typen, die der Fernseher einschalten, wenn der Musikanten Stadel kommt? Was sind das für Typen, die gern Atze Schröder hören? Aber mal ein bisschen ernsthafter gesagt, was sind das eigentlich für Ärzte, die sich bei Ärzte ohne Grenzen engagieren? Das sind doch interessante Fragen. Die Zusammensetzung der Anhängerschaft wirft ein Licht auf den, dem man anhängt. Und deswegen, wer seid eigentlich ihr? Ich sage euch, die Frage ist nicht unwichtig. Die ist nicht uninteressant. Gut, also der Typ, ich meine jetzt Jesus, der Typ sagt, ihr seid das Salz der Erde.

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Ich will mal ehrlich sagen, das ist eine kühne Aussage. Guckt euch doch mal an. Sieht so das Salz der Erde aus. Sieht so das Licht der Welt aus. Guckt euch mal an, guckt mal mich an. Also man kann eigentlich auf so einen Satz nur ungläubig reagieren. Jemand, der auf diesen Satz, ihr seid das Salz der Erde, wenn du und ich mitgemeint sind, der auf diesen Satz nicht ungläubig reagiert, mit dem stimmt was nicht. Also wir können auf diesen Satz nur verblüfft reagieren, befremdet. Der Satz ist so fremd, wie die ganze Bergpredigt und wie der ganze Mann aus Nazareth. Der ist nämlich fremd, der ist verblüffend. Also wenn ich da höre, ihr seid das Salz der Erde und ich soll da mitgemeint sein, dann kann ich nur sagen, das muss eine Verwechslung sein.

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Das kann ja nicht mich betreffen. Das ist mir ja zehn Schulnummern zu groß. Also schaut mich an, ich bin eine fragwürdige Existenz. Fragt meine Frau. Ich habe Sorgen, die mich bedrücken. Ich habe Probleme, die ich nicht lösen kann. Ich habe viele schwache Seiten. Also ich mache viele Fehler. Ich bin eine fragwürdige Existenz. Jetzt sagt der Typ und da meint er mich auch, ihr seid das Salz der Erde. Da kann ich nur sagen, das ist nicht meine Meinung. Also den Satz kann ich nicht verantworten. Das ist nicht mein Bier, das ist sein Bier. Also Jesus ist gegen meine Meinung der Meinung, ihr seid das Salz der Erde und da meint er auch mich.

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Also er ist gegen meine Meinung dieser Meinung. Es ist nicht meine Meinung, aber es ist seine Meinung. Er verantwortet den Satz, ich nicht. Wenn die Kirche oder irgendeine Gemeinde von besonders ganz tiefen Christen, also wenn eine Kirche oder eine Gemeinde oder eine Gemeinschaft oder eine Kommunität sagen würde, wir sind das Salz der Erde, dann wäre das eine Einflüsterung des Teufels. Wenn die Kirche lehren würde, wenn Christen lehren würden, wir sind das Salz der Erde, dann ist es eine dämonische Versuchung, weil wir können niemals diesen Satz mit wir beginnen. Wir können nicht sagen, wir sind. Der Satz kann nur lauten, ihr seid, weil das ist eine fremde Würde. Das ist eine Würde, die von ihm, uns zugelegt wird.

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Wir bringen diese Würde nicht mit. Das ist keine Qualität von uns, sondern er, das ist seine Meinung. Und diese Meinung äußert er ohne Wenn und Aber, ohne zu zögern. Also man kann auf diesen Satz nur ungläubig reagieren, nur befremdet und verblüfft. Der Mann verblüfft immer wieder. Der Satz ist so fremd wie die Bergpredigt und dieser Mann. Trotzdem muss ich sagen, ist eine klare Feststellung. Er begründet diese Feststellung gar nicht. Er macht nicht mal einen Versuch, die zu begründen. Wie soll man die auch begründen? Wenn ihr das Salz der Erde seid und ich, wie willst du das begründen? Habt ihr da eine Idee, wie man das begründen könnte? Nein, Jesus versucht gar nicht, das zu begründen. Er stellt es einfach fest. Gut, jetzt stellen wir uns mal im zweiten Teil die Frage,

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wie hören die Menschen damals, die Ersthörer, Hörerinnen, wie hören die Worte Licht und Salz? Versuchen wir mal das tiefer, klarer ins Bewusstsein zu heben. Ich bringe mal ein berühmtes Beispiel. Es gibt einen berühmten römischen Literaten, der heißt Quintus Plinius. Und von diesem Quintus Plinius gibt es ein berühmtes Wort. Und zwar sagt der Quintus Plinius, zwei Dinge sind die nützlichsten und wichtigsten im ganzen Leben. Sol et sal, Sonne und Salz. Mit Sonne meint er Licht. Er sagt nur Sol, weil das so schön reimt sich. Sol, Sonne et sal. Sal heißt Salz im Lateinischen. Quintus Plinius sagt zwei Dinge, das weiß jedes Kind,

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das ist eine Erfahrung, Alltagserfahrung bewährt. Die zwei wichtigsten Dinge im Leben sind Licht und Salz. Bei Licht sehen wir das eher ein. Was wären wir ohne Licht? Licht ist das erste Schöpfungswerk. Licht ist in der Tat grundlegend. Was meint ihr, wie viel in eurem Lebensstil und in eurer Philosophie, in eurer Religion davon abhängt, dass Licht und Dunkelheit bei uns ungefähr gleich verteilt ist? Stellt euch mal vor, ein Tag wäre zwei Stunden Licht und 22 Stunden Dunkelheit. Ich sage dir, du hättest eine völlig andere Religion, eine völlig andere Weltanschauung und einen völlig anderen Lebensstil. Das würde so tief eingreifen. Euer Lebensstil, euer Denken, eure Religion hängt ab von fundamentalen Voraussetzungen, die wir uns gar nicht bewusst sind. Also ungeheuer viel, 95 Prozent unserer Lebenswelt und Lebensbewältigung

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hängt davon ab, wie Licht und Dunkelheit verteilt sind. Also ohne Licht gar keine Erkenntnis, gar kein Bewusstsein. Wir könnten vermutlich, wenn alles dunkel wäre, wir hätten keine Wahrnehmung. In der Dunkelheit kannst du keine Entfernung sehen. Dunkelheit ist dicht, sie ist verschlossen. Nur im Licht hast du eine Wahrnehmung. Und aus der Wahrnehmung entwickelt sich unser Bewusstsein. Darüber war sich schon die Antike klar. Ohne Licht keine Erkenntnis, keine Wahrnehmung. Wir könnten kein Bewusstsein entwickeln. Licht ist Leben. Gut, also das leuchtet aber Salz, Salz, gell? Das leuchtet uns nicht so schnell ein. Gut, in der Antike war Salz heiß begehrt. Man nannte das Salz auch das weiße Gold.

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In Afrika gab es Salzstraßen, die über 1000 Kilometer lang waren. Über 1000 Kilometer, 1200 Kilometer. Die führen durch große Teile von Afrika. Und auf diesen Salzstraßen waren die Händler, die Karawanen, die waren bis zwei Monate unterwegs, bis sie an Salzlager herangerieten. Die haben das auf sich genommen. Es gab in der Antike oft auch eine Salzsteuer. Man wollte vom wichtigsten, stabilsten die Steuer erheben, hat man Salz genommen. Salz ist sozusagen das Gold von heute. Viele Orte zeigen noch die Bedeutung von Salz. Salzburg, Bad Salzuflen, Bad Salzungen, viele solche Orte. Aber auch Schwäbisch Hall. Denn im Griechischen heißt Salz nicht Sall, sondern Hall.

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Auch Halle, Halle, das waren so Orte mit Salz. Also man hat einen Riesenaufwand betrieben, aber man musste an Salz herankommen. Orte, die Salzvorkommnisse hatten, haben das gleich Salzburg, dass man es auch weiß. Das war die beste Werbung. Israel war da in einer Sondersituation. Denn Israel zu Israel gehört das Tote Meer. Das nannte man im Hebräischen Yam HaMellach, das Salzmeer. Also im Hebräischen heißt das Tote Meer Salzmeer. Das Tote Meer hat 30% Salzgehalt im Wasser. Bitte kein Wasser vom Toten Meer in die Augen. Das vergisst du nicht mehr so schnell. Oder auch nicht schlucken. Aber du kannst dich ins Wasser legen, kannst Zeitung lesen. Dadurch hatte Israel große Salzvorkommnisse.

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Man konnte das Salz aus dem Toten Meer gewinnen. Und da war Israel immer gut versorgt. Israel war da in einer privilegierten Sonderlage. Und im Tempel in Jerusalem waren riesige Salzhügel, weil alle Opfertiere mussten gesalzen werden. Ich werde noch sagen, warum. Also gut, man merkt, das Salz hat eine ungeheure Bedeutung gehabt. Und jetzt warum eigentlich? Jetzt möchte ich euch die drei wichtigen Bedeutungen des Salzes mal vorstellen und es geistlich dann auswerten. Die erste Bedeutung des Salzes liegt in seiner würzenden Kraft. Salz ist ein Gewürz. Und zwar Salz ist das einzige Gewürz auf der ganzen Welt bis heute.

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Ich muss noch mal sagen, weil das ist ja schon verblüffend. Salz ist das einzige Gewürz, das wir Menschen kennen, das absolut lebensnotwendig ist. Unser menschlicher Organismus ist so eingerichtet, dass er ohne Salz relativ schnell stirbt. Also wir sind auf Salz absolut angewiesen. Wir kommen ohne Weiteres ohne Pfeffer aus und ohne Oregano. Und diese Gewürz, was es da alles für Gewürze gibt, das ist ja schön, schön gewürztes Abendessen, feine Sache. Aber Salz ist lebensnotwendig. Die Indianer wussten das und sie haben ihre Gefangenen gefoltert, indem sie den Speisen des Salzes entzogen haben. Da haben die Verfahren gehabt. Sie haben also die Speise an die Gefangenen nicht gesalzen, aber das enthaltene Salz herausgefiltert. Jetzt aßen die Gefangenen tagelang Essen ohne jedes Salz.

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Das Ergebnis nach 8 bis 12 Tagen wirst du wahnsinnig und nach 2 bis 3 Wochen bist du tot. Das war die indianische Folterung. Die Gefangenen haben das gespürt, die wussten gar nicht, was los ist. Gar keine Peitschenhiebe, keine Schläge, aber sie werden wahnsinnig. Da haben sie uns vergiftet. Und dann sterben sie so langsam vor sich hin. Sie sehen die anderen, die sind schon tot, merken, ich bin wahrscheinlich morgen oder übermorgen auch tot. Aber ich sage euch, das ist schon eine hochkompetente Folterung. Also Salz ist ein Gewürz, ein lebensnotwendiges Gewürz. Jetzt denken wir mal über die Bedeutung von diesem Gewürz nach. Ich sage euch mal eine Definition des Menschen, die stammt von mir. Ich persönlich finde, das ist die tiefste Definition, die es über den Menschen gibt.

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Die steht in keinem philosophischen Lehrbuch, aber ich finde sie gut. Also hört mal zu, ob euch das einleuchtet. Der Mensch ist ein Wesen, der das Pfade nicht will. Ich könnte aber auch sagen, der Mensch ist ein Wesen, der das Langweilige nicht will, dem es nicht gern langweilig ist. Es liegt auf einer sehr verwandten Ebene. Aber jetzt bleiben wir mal bei Salz. Der Mensch ist ein Wesen, der das Pfade nicht mag. Das Pfade ist irgendwie Pfad. Das ist unerfreulich. Wir sollen ja unser Essen nicht einfach runterschlingen. Hinter uns bringen. Das Essen ist doch nicht dazu da, dass wir es hinter uns bringen. Wir wollen doch das Essen genießen. Wir wollen das Essen nicht nur runterschlingen. Wir sollen eigentlich auch das Leben nicht einfach nur runterschlingen. Hinter uns bringen.

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Es muss halt sein. Wir müssen halt leben und das müssen wir irgendwie hinter uns bringen. So dahinvegetieren. Pfad. Nein, das Leben braucht eine Würze. Das Leben auf den Geschmack bringen. Stellt euch mal vor, ich bin ja Schwabe, Laugenbrötchen ohne Salz. Das hält schon im Kopf nicht aus. Brezeln ohne Salz. Ich habe mal vor ein paar Jahren, das war noch nicht lange her, ein Frühstücksei ohne Salz gegessen. Das habe ich keine Lust mehr in den nächsten Vierteljahren. Stellt mal Frühstücksei ohne Salz vor. Salz dringt in die Lebensmittel ein. Es löst sich auf. Es hat da ein geheimnisvolles Verfahren, wie es sich auflöst und in die Lebensmittel eindringt. Und dadurch gewinnen die Lebensmittel an Qualität. Salz steigert das, worin es eindringt.

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Es würzt es. Es bringt es auf den Geschmack. Stellt euch mal vor, ernsthaft. Das ist die Meinung von diesem verblüffenden Typ, nicht meine Meinung. Der Typ aus Nazareth ist der Meinung, ihr seid ein Gewürz. Irgendwie finde ich eine schöne Vorstellung. Ist was Erfreuliches. Das Fade ist unerfreulich. Das Gewürzte ist erfreulich. Also ihr seid etwas Erfreuliches. Wenn es euch nicht gäbe, das wäre wie ein Frühstücksei ohne Salz. Also hängt mal diesem Gedanken nach. Paulus sagt ja, alles was gut ist, dem denkt man nach. Also nach Meinung von dem sind wir ein Gewürz. Wir sind etwas Erfreuliches. Wir bringen die Sache auf den Geschmack.

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Es würde wirklich was fehlen, wenn es euch nicht gäbe. Jetzt die zweite Bedeutung des Salzes liegt in seiner konservierenden Wirkung. Salz hat konservierende Wirkung. Diese Wirkung war wahnsinnig wichtig in der Antike. Denn es gibt in der Antike kein Konservierungsmittel. Kein einziges Konservierungsmittel. Es gibt in manchen Kulturen, vor allem in Nordeuropa, Wikinger Räuchern. Man räuchert vor allem Fisch oder Fleisch. Das macht die Sache auch haltbar. Aber im Orient hatte das kaum eine große Bedeutung. Es ist mehr so nördliche Kulturen. Also Räuchern hat auch eine konservierende Wirkung. Aber Salz ist richtig ein Konservierungsmittel. Kannst du Salz in einem Salzsack machen, dann hast du für ein paar Wochen, Monate ein Konservierungsmittel. Alle organischen Stoffe, alle organischen Lebensmittel, Gemüse, Obst und was es alles so gibt, haben die Tendenz zur Auflösung, zur Zersetzung.

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Die lösen sich auf relativ schnell, vor allem im Sommer. Hast du schon mal faule Erdbeeren gesehen? Ich sage dir, das ist kein ästhetischer Anblick. Und in der Antike gibt es keine Kühlschränke. Also im heißen Klima des Orients faulen die Dinge sehr schnell. Also alle organischen Stoffe, alle organischen Lebensmittel haben die Tendenz zur Zersetzung. Und dann kommt Feulnis auf. Und was geht im Menschen vor, wenn er faule Dinge sieht? Feulnis. Er ekelt sich. Der Ekel, da gibt er von Sattre ein ganzes Buch, der irrsinnig gutes Buch. Der Ekel, ihr habt euch alle schon geekelt. Ich habe eine fürchterliche Geschichte, die kann ich jetzt hier nicht erzählen.

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Habe ich so abends mal im Kreise einiger jungen Leute erzählt, da sagt eine Frau, sie gehör auf, ich muss kotzen. Ich höre sofort auf, mir wird schlecht, ich muss kotzen. Mich ekelt. Also wir alle Menschen reagieren gleich, im Prinzip gleich, wenn sie Feulnis sehen. Sie ekeln sich. Der Ekel ist ein ganz tiefes Symptom im Menschen. Es ist eine Schutzreaktion, eine Abwehrreaktion. Wir wenden uns von dem ab, was uns ekelt. Niemand sagt, oh, das ist eklig, da muss ich schön hingucken. Das ist so schön ekelhaft. Nein, das machen wir nicht. Warum ist Ekel Ekel? Warum ist das so ein tiefes Signal? Ihr könnt auch sagen, der Mensch ist ein Wesen, der sich ekelt. Aber nicht gerne. Und wenn er sich ekelt, wendet er sich ab. Das ist auch eine der tiefsten Definitionen über das Lebewesen Mensch.

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Warum ekeln wir uns über Feulnis? Weil wenn wir Feulnis sehen, sehen wir den Sieg des Todes über das Leben. Und das bedrückt uns. Wir sehen nicht gern den Sieg des Todes über das Leben. Das schlaucht uns. Unterbewusst macht uns das melancholisch. Und deswegen wehren wir uns durch Ekel. Im Ekel, sagt mal Martin Heidegger, im Ekel spüren wir, dass wir ein Leben zum Tode leben. Dass wir vergänglich sind. Die Feulnis erinnert uns vielschichtig unterbewusst daran, du bist vergänglich. Die Feulnis stinkt. Der Tod stinkt auch. Die Dämonen stinken. Die Feulnis ist nicht ästhetisch.

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In der Feulnis spüren wir, dass wir ein Leben führen zum Tod. Dass wir auch vergänglich sind. Und weil wir ein Leben zum Tod führen, jeder Tag bringt uns einen Tag dem Tod näher. Deswegen leben wir, nach Martin Heidegger, in der Sorge. Wenn wir Ekel sehen, nimmt unsere Sorge zu. Und deswegen sehen wir nicht gern Ekel. Deshalb, ihr Lieben, waren die Menschen so dankbar für Salz. Denn Salz stoppt den Zersetzungsprozess. Die Feulnis. Man sagt ja, da ist was faul im Staat denemark. Es ist aber auch viel faul im Staat der Bundesrepublik. Und es ist sehr viel faul in der Wall Street und sehr viel faul in der EU. Es stinkt zum Himmel. Es gibt viel Feulnis.

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Manchmal kann es dich nur ekeln. Gut, also deswegen sind die Leute so dankbar für das Salz. Das Salz hat eine ganz geheimnisvolle Kraft. Es stoppt den Zersetzungsprozess. Salz steigert nicht nur die Lebensqualität der Lebensmittel, sondern verleiht ihnen auch Dauer. Also sagen wir mal, im See Genezaret. Der See Genezaret ist einer der fischreichsten Seen dieser Welt. Ungeheure Fischsorten. Weil See Genezaret früher geologisch mit Afrika verbunden war. Später erst entsteht der Graben des Roten Meeres und der Jordan Graben. Früher war das direkt verbunden, auch im Wasser. Deswegen sind im See Genezaret über 300 Fischsorten. 1 Drittel sind afrikanische Fische. Die haben nicht mehr Heim gefunden. Irgendwie hat sich das Land gehoben. Da konnten sie nicht mehr nach Afrika zurück.

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Im See Genezaret gibt es, das habt ihr wahrscheinlich schon gegessen, den Petri-Fisch. Den liebten die Kaiser in Rom. Es gab neben Kaepernum, vielleicht 5 km westlich, eine relativ große Stadt. Also Großstadt in der Antike beginnt bei 10.000 Einwohnern. Und Magdala war eine Großstadt am See Genezaret. Tiberius und Magdala. Magdala war weltberühmt bis nach Rom. Da wusste man genau, wo Magdala ist. Denn das waren Fischpökeleien. Maria aus Magdala, die kamen aus dieser Stadt. Da hatten wir den Petri-Fisch, den es damals schon gab. Die Kaiser in Rom haben den auf ihrer Essensspeiseplan mit ganz oben gehabt. Da schmeckt er wirklich irrsinnig gut. Ist ein afrikanischer Fisch. Die schnellen Ruderboote von Caesarea maris, das war da, wo Pontius Pilatus und Herr Rudes residiert, die schnellen Ruderboote brauchen von Caesarea maris bis Rom 10 bis 12 Tage. Und ein gepökelter, gesalzener Fisch kommt dann in 12 Tagen

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auf den kaiserlichen Speiseplan in Rom. Alles wegen Salz. Also Magdala lebt von der geheimnisvollen Kraft des Salzes. Es hat diese Stadt zur Großstadt gemacht. Jetzt habe ich mal eine Idee für euch. Ihr seid ein Konservierungsmittel. Ihr könnt den Zersetzungsprozess dieser Welt stoppen. Ihr könnt den Dingen Stabilität und Dauer verleihen. Ihr seid eine äußerst notwendige, kostbare Gegenkraft gegen die Fäulnis. Die dritte große Bedeutung von Salz ist seine reinigende Kraft. Salz reinigt. Wie kann Salz reinigen? Salz hat eine Schärfe.

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Salz beißt. Salz hat einen Biss. Du kannst gegen den Schmutz dieser Welt. Jesus sagt nicht, ihr seid das Sahnehäubchen der Erde. Mit Sahne kannst du nicht großkommen gegen den Schmutz dieser Welt. Da musst du schon eine Schärfe haben, ein Biss. Salz reinigt. Früher hat man alle Säuglinge mit Salz abgerieben. Ich sage euch, die sind ein paar Monate lang nicht krank geworden. Jetzt haben sie alle ungute Kräfte. Säuglinge mit Salz abreiben. Oder unsere Magensäure, wenn Ärzte da sind, unsere Magensäure besteht aus 80 bis 90 % Salz. Wir sind auf Salz dringend angewiesen. Salz hat einen Biss, eine Schärfe. Ich sage nicht, ihr seid die Schwarzwälder Kirsch der Welt.

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Für Schwaben ist das eine wunderschöne Sahnetorte. Wir sind nicht die Schwarzwälder Kirsch, wir sind das Salz der Erde. Jetzt will ich euch mal sagen, Salz greift an. Er trinkt ein. Salz ist nicht von der Angst regiert. Salz ist angriffig. Salz greift immer an, trinkt in die Dinge ein. Und dann, in diesen Biss, dann kriegt er diese Schärfe. Dann kann Salz zu einer ansteckenden Gesundheit werden. Es gibt nicht nur ansteckende Krankheit, es gibt auch ansteckende Reinheit. Es gibt nicht nur ansteckende Unreinheit. Also, innerhalb des konservativen Judentums, die Schriftgelehrten, ich will die nicht zu arg runterputtern, weil die werden sowieso schon mit lauter Vorurteilen. Wie ihr über die Pharisäer denkt, das sagt nichts über die Pharisäer,

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das sagt nur was über euch. Also bei Pharisäern und Schriftgelehrten, wir sagen immer gleich Schriftgelehrte, rattern in sekundenschnelle, tausendgrichtige Vorurteile, sagen wir lieber Lehrer der Heiligen Schrift. Das Wort Schriftgelehrte einfach nicht mehr verwenden. Das sind die Vorurteile. Aber trotzdem muss man sagen, bei aller Freundschaft, ich bin ein Freund der Pharisäer, ich bin ein Freund der Lehrer der Heiligen Schrift, ich höre ja selber zu der Sorte, aber es gab schon Angst vor der Unreinheit. Wir sind die Reinen, nicht schmutzig machen, hinter das Bollwerk, Gemeindetüren zu. Bonhoeffer sagt mal, die Gläubigen, die hinter den Kirchenmauern vor Andacht schmatzen. Aber draußen geht die Welt kaputt. Aber sie sind die Abgesonderten, die Reinen. Der reine Klub, da ist die Vereinstür und da sind die Mitglieder in diesem Klub, das sind die Reinen.

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Und die müssen aufpassen, die müssen aufpassen, so eine Sündenvermeidungstechnik. Weil da ist alles unrein und die muss aufpassen, dass sie reinbleibt. Das ist eine defensive Haltung in der Reinheitsfrage, defensiv. Ich brauche Bollwerke, ich brauche Schutzmauern, ich muss mich schützen vor dem Dreck dieser Welt. Jesu selber hatte keine defensive Haltung in der Reinheitsfrage, sondern eine angriffige. Er hatte eine offensive Reinheitsvorstellung, ansteckende Reinheit. Ich lasse mich nicht von der Unreinheit anstecken, was ist das beste Gegenmittel, ich streck die mit meiner Reinheit an. Er hielt Tischgemeinschaft mit den Sündern. Jesus war oft in schlechter Gesellschaft. Das waren alles sehr weltliche, heidnische Sünder, Zöllner, Dirnen, alle Leute, die nicht in die Kirche gingen, nicht in die Synagoge gingen.

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Zu denen hat es Jesus hingezogen. Ich war mal in einem Ort, kurzer Zeit Pfarrer, da hat die sehr liebenswürdige, feine, wirklich sehr liebenswürdige Frau, ich schätze sie sehr hoch, aber war eben eine schwäbische Vormtsekretärin, die hat zu mir gesagt, Herr Pfarrer, gehen Sie da besser nicht hin. Ich habe gesagt, ich gehe jetzt mal in die Unterstadt, in die Straße. Ah nein, Herr Pfarrer, da gehen Sie besser nicht hin, das sind keine rechte Leute. Aber Jesus ist da dauernd, er hat sich unter denen wohlgefühlt. Jesus war sehr kontaktfreudig, da dürft ihr mal Jesus nachfolgen. Er war sehr oft in schlechter Gesellschaft. Aber die Leute waren verblüfft in der Tischgemeinschaft. Die Sünder, mit denen er Tischgemeinschaft hielt, das ist die engste Form der Gemeinschaft nach dem Geschlechtsverkehr, nach dem Geschlechtsverkehr kommt die Tischgemeinschaft. Kein Rabbiner hat jemals Tischgemeinschaft mit Sündern gehabt.

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Er geht höchstens auf der Straße mit ihnen und weist sie auf die richtigen Wege hin. Aber man lässt sich von denen nicht einladen. Jesus war ständig bei denen. Und die merken, der fühlt sich wohl bei uns. Ich sage das mal mit meinen Worten, haben die Sünder gesagt, ja, sapper lot, ich sage ja auch gerne verdammt. Also verdammt nochmal, ich merke, du kommst ja richtig gerne zu uns, du bleibst auch länger als du müsstest. Ich habe das Gefühl, du fühlst dich richtig wohl bei uns. Und irgendwie merken wir ja, wenn du zu uns kommst, da kommt irgendwie Gott auch mit. Weil du hast ja deinen ganzen Lebensstil von Gott. Wir haben uns Gott ganz anders vorgestellt, so wie bei den frommen, heiligen, reinen Leuten. Die wollen ja mit uns nichts zu tun haben. Wir haben bis jetzt gedacht, Gott will mit uns nichts zu tun haben. Wir gehören ja nicht zu diesen frommen, religiösen Menschen. Aber jetzt, wo du so zu uns kommst,

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jetzt müssen wir die Karten völlig neu mischen. Wir müssen über Gott ganz neu nachdenken. Wenn Gott so ist wie du, dann sieht es völlig anders aus. Und so gewann Jesus auf verblüffende Weise Menschen, von denen es niemand gedacht hätte. Man muss erst mal miteinander essen gehen. Es gibt nämlich Dinge, die kannst du dir nur sagen, wenn du am gleichen Tisch sitzt. Die kannst du nicht von einem Tisch zum anderen rüberbrüllen und rüberrufen. Es gibt Dinge, die kannst du nur sagen, wenn du miteinander gesellig bist. Und das wusste Jesus. Also, Jesus war nicht von der Angst regiert. Das Salz auch nicht. Das Salz greift an. Er hatte keine defensive Bollwerkhaltung. Hinterhof-Mentalität. Ich muss mich schützen. Ich muss aufpassen. Da draußen ist die dreckige, unbekehrte, gottlose Welt. Ich muss reinbleiben.

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Ja, das hat mit Jesus gar nichts zu tun. Tischgemeinschaft mit den satten Sündern, den echten Sündern. Luther hat, muss ich gerade sagen, Luther bekam mal einen Brief. Da hat ein junger lutherischer Pfarrer ihm sein Leid geklagt. Er hat gesagt, lieber Herr Luther, ich komme so schwer aus dem Bett. Ich komme einfach schwer aus dem Bett und ich stehe immer so spät auf. Jetzt habe ich so ein schlechtes Gewissen. Ich kann mich gar nicht mehr richtig am Evangelium freuen. Ich komme so schwer aus dem Bett und ich stehe für einen Pfarrer viel zu spät auf. Und dann schreibt Luther, der Brief ist erhalten. Der Martin, das war schon, das war schon... Also da schreibt der Martin, ich gebe dir folgenden Ratschlag. Steh mal zur Ehre Gottes besonders spät auf. Heute nennt man das Gegenpolarisierung.

50:02
Das ist eine therapeutische Technik. Das hat Luther schon gespürt. Und Luther sagt auch, ich kann nichts dafür, aber ich finde den Martin ziemlich gut. Ich sage zu Martin Luther immer nur Martin an der PH. Weil wenn die Leute Luther hören, dann schlafen die schon ein. Die kennen den ja gar nicht. Und die lutherische Kirche hat wenig mit Martin zu tun. Also Martin sagt mal, wenn du schon sündigst, dann sündige tapfer. Ah, jetzt habe ich gesündigt. Jetzt muss ich gleich beten. Jetzt habe ich mit dir geschlafen. Das darf man ja nicht. Komm, wir knien jetzt nieder und beten. Da hast du auch keine Freude am Geschlechtsverkehr. Da sagt Martin Luther, wenn du schon sündigst, dann bitte konsequent. Dieses Rumgeeier, das bringt ja gar nichts. Also, ich wollte nur sagen, Jesus hat gezielt die Geselligkeit mit den echten Sündern seiner Zeit gesucht. Er hat sich bei ihnen wohlgefühlt.

51:01
Er blieb länger, er ließ sich einladen. Das ist eine angriffige, aber nicht als Kumpel von denen und weil er fünf gerade sein lässt. Nein, weil er weiß, nur so kann ich sie für Gott gewinnen. Anders nicht. Ich muss schon mit ihnen am gleichen Tisch sitzen. Also, Jesus vertrat eine ansteckende Reinheit. Gut, also, das sind die drei großen Bedeutungen von Salz. Salz hat eine würzende Kraft. Ihr seid ein Gewürz, ihr bringt das Leben auf den Geschmack. Ohne euch ist es wie Frühstück, Ei ohne Salz. Eine konservierende Kraft, ihr stoppt den Zersetzungsprozess, den tödlichen Prozess, die Feulnis dieser Welt. Und reinigende Kraft, ihr braucht ein Biss, eine Schärfe. Da gehört auch kritisches, mutiges Denken dazu. Das hat auch einen Biss. Gut, jetzt werte ich mal dieses Bildwort systematisch aus.

52:01
So richtig auf euch zugeschnitten. Erstens, in diesen beiden Bildworten, es gilt auch für Licht der Welt, in diesen beiden Bildworten macht Jesus schon einen Unterschied zwischen Salz und Erde. Er könnte nicht sagen, ihr seid die Erde der Erde. Oder ihr seid die Dunkelleute der Dunkelheit. Nein, ihr seid das Licht der Welt. Also, da steckt eine klare Unterscheidung drin. Ihr seid nicht Erde, ihr seid Salz. Wie ist das zu verstehen? Dieser Unterschied ist grundlegend. Nachfolger Jesu sind irgendwie anders. Also die Fremdheit von diesem Mann und die Fremdheit der Bergpredigt und die Fremdheit von diesem Satz, die plumpst irgendwie in euch rein. Jetzt werdet ihr selber ein bisschen Fremdlinge in dieser Welt. Die Fremdheit dieses Mannes, die wird in euch eindringen. Also wer sind eigentlich die Jünger Jesu?

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Ja, das sind diejenigen, die sich an Jesus orientieren, die sich auf ihn verlassen, die auf ihn bauen. Das tun die meisten Menschen in dieser Welt nicht. Aber Jünger Jesu sind diejenigen, die sagen, er ist meine Orientierung, er ist meine Hoffnung im Leben und im Sterben. Ich baue auf ihn, ich verlasse mich auf ihn. Und das ist was Fremdes in dieser Welt. Und jetzt werden die Jünger Jesu damit rechnet, die werden selber ein bisschen fremd, die werden ein bisschen anders. Also als Nachfolger Jesu können wir uns nicht überall anpassen. Wir schwimmen tatsächlich oft gegen den Strom. Wir können nicht alles mitmachen. Wir sind Fremdlinge in dieser Welt. Wir sind Fremdlinge, weil das Fremde in uns eingedrungen ist. Was ist eigentlich das andere, wo man sagen kann, ein Christ ist ein Fremder? Was ist das?

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Bilde dir bloß nichts drauf ein. Das ist keine Fremdheit, die du bewerkstellen kannst. Das ist meine bekehrte Qualität. Da zieht es dir die Socken aus bei diesem blöden Gerede. Nein, das Anderssein ist sein Werk. Warum bist du anders? Weil er an dir arbeitet. Er tut sein Werk in dir. Paulus sagt mal, nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Der schafft in mir darum. Er wirkt. In mir ist etwas am Werk. Das bin nicht ich. Da kannst du dir gar nichts drauf einbilden. Er macht dich anders. Er steckt dich an mit seiner Fremdheit. Das ist sein Werk. Darin gründet der Unterschied zwischen Bekehrten und Unbekehrten. Aber dann wirst du nicht mehr diese Begriffe sagen. Mit dem Wort Bekehrt lobst du dich immer aus selber.

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Es ist ein Unterschied zwischen Salz und Erde. Jetzt kommt das Zweite. Es ist im Plural formuliert. Ihr seid, also nicht wie die 10 Gebote, du sollst. Wir können Salz sein nur miteinander. Privat kannst du kein Salz sein als Einzelkämpfer. Wir Christen sind eine, es ist was Kommunikatives. Wir können es nur in Gemeinschaft machen, zusammen. Wie haben sich die Christen selber genannt? Die Christen haben sich nicht selber Christen genannt. Paulus kennt das Wort Christ gar nicht. Er verwendet es nie. Sie haben sich Heilige genannt. Wir sammeln Spenden für die Heiligen in Jerusalem. Der 1. Korintherbrief an die Heiligen in Korinth und in ganz Achaia. Die ersten Christen haben sich Heilige genannt.

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Das ist ein Wort, keine Neuprägung. Heiligkeit, Heilige gibt es schon immer. Mit dem Wort Heilig haben sich die ersten Christen überlegt, was uns kennzeichnet. Nachteulen, Gottesdienste, Gospelhaus. Du musst einen Namen finden für was. Die ersten Christen haben auch gefragt, wie wir uns nennen. Was kennzeichnet uns? Da haben sie ein Wort gewählt, das es schon immer gibt. Auch unter Hinduisten, Buddhismen gibt es auch Heilige. Die Kananaische Religion war eine enorme Heiligkeitsreligion. Heilige Kühe, Heilige Bäche, Heilige Sonne, Heiliger Mond. Die ganzen Religionen sind voller Heiligkeit. Jetzt nennen die so einen Begriff. Das Charakteristische an den Christen, wo sie selber gespürt haben, das charakterisiert uns, ist, dass wir Heilige sind.

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Aber das Charakteristische ist zugleich das Allerweiteste. Weil alle Menschen irgendwie die Heiligkeitserfahrung kennen. Wenn du als Jesusnachfolger ganz zentral dich auf dein Zentrum konzentrierst, wirst du ganz weit, nämlich das Heilige. Sie sind Heilige. Das meint, sie sind ergriffen von etwas, von Gott, von Jesus. Der Platz der Faszination, der Ergriffenheit ist besetzt. Wir sind Ergriffene, wir sind Faszinierte. Wir sind ausgefüllt von etwas. Das meint Heilige. Das zweite Merkmal war, ihr seid. Wir können es nur, gemeinsam sind wir Salz. Ein einzelnes Salzkorn, das ist auch eine Gratzgelbe vom Ei. Das dritte ist, diese Bildworte sind Bilder der Bewegung.

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Da ist eine Bewegung drin. Das Salz trinkt ein, löst sich auf und trinkt in seine Umgebung ein. Und Licht trinkt in die Dunkelheit ein. Licht hat auch keine Angst vor der Dunkelheit. Licht sagt nicht, oh, es ist alles so dunkel, ich muss mich abschotten. Nein, das Licht verjagt die Dunkelheit. Ein chinesisches Sprichwort sagt, besser als über die Finsternis zu schimpfen, ist es, ein Licht anzuzünden. Das ist besser, das bringt mehr, als über die Finsternis zu schimpfen. Also Licht ist auch mutig. Licht vertreibt die Dunkelheit. Also es sind Bilder der Bewegung, weg von mir, hinein in die Welt, in die Umgebung. Es sind angriffige Bilder. Salz greift an. Also es sind zwar eine klare Unterscheidung zwischen Salz und Erde, das stimme ich mit der evangelikalen Christenheit total überein.

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Salz und Erde, da muss ein klarer Unterschied sein, wie zwischen Licht und Dunkelheit. Sonst passiert gar nichts. Aber obwohl es Unterscheidungsbildworte sind, sind es keine Abgrenzungsbilder, keine Abschottungsbilder, keine Bullwerk. Wir kreisen um uns selber und wir sind der Club der Beschützten. Hinter den Kirchenmauern schmatzen wir vor Andacht. Da machen wir Lobpreis. Wir machen 20 Minuten lang Lobpreis. Nein, die Salz kreist nicht um sich selber, Licht kreist nicht um sich selber. Das Wesen von Salz ist, dass es salzt, dass es sich auflöst. Also es sind Bewegungsbilder, beide haben die Bewegung, weg von mir, hin zur Welt. Angriff in die Umgebung, mutig sein.

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Es ist hier zwar eine klare Unterscheidung, aber doch kein Hinterhofmodell, kein Bullwerk, kein Abgrenzungsmodell, kein Abschottungsmodell. Also es ist eine Bewegung, nicht dieses Kreisen um sich selber, diese Insidersprache. Ihr kreist ja schon in der Sprache um euch selber. So steht ja kein normaler Mensch mehr. Und diese Insiderwäsche. Habt ihr sonst noch Probleme? Aber Salz und Licht salzt mal in die Umgebung rein und leuchtet in die Finsternis hinein. Das kannst du mit aufpassen, nicht? Da musst du mutig sein. Gut, und das vierte ist, diese Bildwörter haben keinerlei Ermahnung, Appell. Sie sind kein Gebot, kein Appell, keine Ermahnung. Jesus sagt nicht, jetzt seid doch endlich mal Salz der Erde. Reißt euch mal zusammen.

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Bisschen guter Wille, geht doch das. Jetzt seid doch mal endlich Salz der Erde. Weil mir platzt jetzt langsam der Geduldsfaden mit euch. Reißt euch mal zusammen. Nein, nein, nein, nein. Es ist ja einfach eine Feststellung. Ihr seid Salz der Erde. Wenn man das genauer anguckt, muss man sogar sagen, es ist eine Zusage. Ihr seid, das wird man selber ja nicht für möglich halten. Das ist sein Urteil. Das ist sein Urteil über euch und über mich. Das ist eine Zusage. Ihr seid es. Und deswegen will ich zum Schluss sagen, verkriecht euch nicht hinter eure Gemeindetüren. Versteckt euch nicht. Unterschätzt nicht das, was Gott aus euch machen kann. Wenn wir auf uns gucken, dann sehen wir gleich unsere Schwächen. Ich bin ja eine fragwürdige Existenz. Und wenn mich nicht alles täuscht, seid ihr das auch.

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Also wir sind fragwürdige Existenzen. Da fallen uns unsere Schwächen ein. Und dann kommt der Geist der Verzagtheit, der Unsicherheit, der Minderwertigkeitskomplexe. Das kann ich nicht, das können andere besser. Ich bin nicht gut genug. Also dann kommt über uns der Geist der Verzagtheit. Aber du darfst jeden Tag sagen, lieber Gott, ich bin ein ängstliches Hühnchen. Aber du bist der große Gott. Das musst du dann dazu sagen. Ich bin ein ängstliches Hühnchen. Aber du bist der Schöpfer Himmels und der Erben. Du hast andere Möglichkeiten wie ich. Meine Grenzen sind nicht deine Grenzen. Und deswegen unterschätzt nicht das, was Gott aus euch machen kann. Wenn ich euch so vor mir sehe, ich meine ich sehe euch ja sowieso nicht, aber wenn ich euch so vor mir sehe und mir überlege, was aus euch noch werden könnte,

63:01
da bleibt mir die Luft weg. Stell dir mal vor, was Gott noch aus dir machen kann. Und deswegen, ihr Lieben, ihr seid das Salz der Erde. Seid mutig, seid angriffig. Er arbeitet in euch. Er schafft mit dem Wollen das Gelingen. Paulus sagt, wir werden nicht mutlos, wenn auch unser äußerer Mensch sich verbraucht, wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert. Deuteron Jesaja sagt, junge Leute straucheln oft. Und auch erfahrene Männer werden müde und matt. Aber die, auf Gott ihre Hoffnung setzen, kriegen immer wieder Kraftschübe, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler. Das ist unsere Berufung. Der Adler, der auffährt, da ist Lebensfreude, Lebensenergie, der gewinnt einen weiten Horizont. Gott stutzt nicht unsere Flügel.

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Er verleiht uns Flügel. Clemens Bittlinger hat mal in einem Lied Folgendes gesagt. Wer dir deine Flügel stutzt, hat die eigenen nicht benutzt. Und das stimmt. Wer dir deine Flügel stutzt, das machen nur die, die die eigenen auch nicht benutzt haben. Die ärgern sich dann, wenn du freie Flügel kriegst. Aber Gott stutzt dir nicht deine Flügel. Er verleiht dir Flügel. Deswegen versteckt euch nicht. Schaut nicht auf eure Grenzen, schaut auf seine Möglichkeiten. Der Mann aus Nazareth in diesem Bildworten verleiht eurer kleinen, fragwürdigen Existenz eine universelle Bedeutung. Er hat etwas in dich hineingelegt, was die Welt braucht.

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Das Salz der Erde – Was ist Jüngerschaft? (Mt 5,13-16) | 6.8.1

Worthaus@Freakstock 2016 – Allstedt: 30. Juli 2016 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Das Salz der Erde sollen wir sein? Also weiß, käuflich und in großen Mengen ungenießbar? Nein, das hat Jesus nicht gemeint, als er sagte: »Ihr seid das Salz der Erde.« Was Salz in der Antike bedeutete und welches​ Verständnis Jesus von Jüngerschaft hatte, erklärt Siegfried Zimmer. Salz war nicht einfach nur ein Gewürz neben Pfeffer, Paprika und Curry. Salz war heiß begehrt wie Gold. Salz konserviert und stoppt den Verwesungsprozess. Salz reinigt. Salz funktioniert nur in einer gewissen Menge, ein einzelnes Salzkorn ist wirkungslos. Und Salz ist das einzige Gewürz, das für unseren Körper überlebensnotwendig ist. So hoch denkt Jesus von Jüngerschaft. Damit verleiht er dem Leben und Wirken seiner Nachfolger eine universale Bedeutung. Deshalb schließt Siegfried Zimmer seinen Vortrag mit einem gewichtigen Satz: »Unterschätzt nicht das, was Gott aus euch noch machen kann.«