Das Geheimnis. Darüber wollen wir heute nachdenken und das Thema wird uns ein wenig begleiten die nächsten Tage. Das Geheimnis ist ja ein religiöses Wort. Also die katholischen Freunde unter uns, die werden das kennen. Geheimnis des Glaubens. Paar lutherische Christen auch noch, andere nicht so, macht aber nichts. Es ist ein religiöses Wort, das Geheimnis des Glaubens. Es ist auch ein ganz profanes Wort. Würde man heute eher Mystery sagen, dann ist es ein Trend im Kino oder Serienproduktion oder bei Krimis oder so. Ein bisschen Geheimnis, ein bisschen Magie, ein bisschen strange. Das passt schon ganz gut heutzutage. Mir geht es nicht um Geheimnisse aller Art, mir geht es um ein bestimmtes Geheimnis. These ist, Gott ist ein Geheimnis. Im Glauben haben wir es mit einem
Geheimnis zu tun. Man kann über Gott nur sinnvoll reden, wenn man diese Dimension des Geheimnisses wahrnimmt. Wenn man über einen Gott redet, an dem nichts geheimnisvoll ist, kann man das machen, man kann viel machen, aber es ist nicht so sinnvoll. Man wird sein Thema dabei verfehlen. Und leider geschieht das oft, leider ist von Gott oft in einer Weise die Rede, wovon Geheimnis nichts mehr dabei ist. Ich fürchte, ein Dilemma unserer Zeit besteht heute darin, Fragen, wo es um Gott geht, Fragen, wo es um Glauben oder Unglaube geht. Wir sind noch ein bisschen Teile von Kulturkämpfen geworden. Da geht es oft gar nicht um Gott, geht es gar nicht um Glaube. Da geht es sehr schnell um die oder wir, sehr schnell um so Kämpfe. Hat mein Stamm Recht oder hat dein Stamm
Recht? Und da sind die anderen eben die, die es nicht geblickt haben, die in irgendeiner Weise minderbemittelt oder verblendet sind oder verführt oder sonst wie. Die anderen haben vor allem Unrecht, schlimmer noch, sie sind gefährlich. Gefährlich für die Welt, gefährlich für mich, gefährlich für meine Kinder. Irgendwie muss ich sehen, dass ich mir die vom Hals halte. Und so können Gläubiger über Ungläubige reden und Menschen, die mit Glauben nichts an Hut haben, über Menschen, die damit was am Hut haben. Wer angefangen hat, ist im Grunde müßig. Na ja, wenn wir ehrlich sind, spricht vieles dafür, dass im Mitteleuropa Christen mit so was angefangen haben. Klar, erst haben sie voreinander gewarnt, erst war es für Katholiken klar, dass Protestanten gar nicht gehen, dass sie alles ins Chaos stürzen werden. Das ganze Reich und die ganze Welt und alles wird sich auflösen und ein
furchtbares Unglück nach sich ziehen. Und die Protestanten haben genauso vor den Katholiken gewarnt und sie als Feinde und Lügner und Mörder und wer weiß wie. Dann hat man sich irgendwie nach vielen Kriegen beruhigt und kaum waren Konfessionskriege vorbei, waren die Ungläubigen die neueste Gefahr. Die Ungläubigen. Und die Angst war, wenn die Ungläubigen überhandnehmen, dann kann die Gesellschaft nicht bestehen. Weil wenn das passiert, wenn der Staat, die Obrigkeit, der König, der Kaiser nicht mehr von Gottes Gnaden, wenn das Volk anfängt so im Namen des Volkes Regierung haben zu wollen, im Namen des Volkes Recht, ja wo soll das hinführen? So wenn die Ungläubigen auf einmal überhandnehmen und die Dinge nicht mehr so alle vom Glauben und im Glauben begründet sind, ja dann wird alles beliebig. Dann wird alles gleichgültig, dann hast du im Grunde auch gar keinen Anlass mehr, dich an irgendwelche Regeln oder Normen zu halten. Und ja, so konnten
sich Christen reinsteigern. Sie konnten sagen, warum sollen Atheist nicht lügen, wenn es ihm nicht Vorteile bringt. Er hat doch gar keinen Grund die Wahrheit zu sagen. Du kannst denen gar nicht vertrauen. Du kannst eigentlich nur dem Gläubigen vertrauen, weil der ja vor Gott weiß, dass er verantwortlich ist. Aber ohne Gott, ohne Gott ist im Grunde nichts wahr und alles erlaubt. Da ist alles wie die das so gerade wollen. So haben Christen generationenlang über Ungläubige geredet. Naja und irgendwann kam das zurück. Also das ist ja manchmal so, mit dem Echo kann das manchmal dauern, aber irgendwann kommt so ein Echo auch gewaltig. Und wer sich das heute anschaut, auf YouTube, man macht einen lustigen Kanal, erzählt irgendwas von Gott und sonst wie. Da gibt es Leute, die da ruckzuck auch dabei sind. Bibel Verblödelung, geh nach Hause, alles Schwachsinn
und Blödsinn und so. Es gibt genug Menschen, die sicher sind, dass Religion eine Art Krankheit ist und zwar eine gefährliche Krankheit, dass die Religionen im Grunde diese Welt kaputt machen und dass wir im Grunde froh sein müssen für jedes Land, wo es noch gelingt, die Religion klein zu machen, sie durch Bildung zu entzaubern, sie zu privatisieren. Denn da, wo die Religiösen in der Mehrheit sind, egal welche Religion, da ist vorbei mit Freiheit und Demokratie und Vielfalt und Toleranz. So das Echo kommt zurück und so gibt es heute dieses wechselseitige Bashing von religiösen und nicht-religiösen. Die einen halten Religion für grundsätzlich gefährlich, wissenschaftsfeindlich, überholt, überlebt die andere den Unglauben für substanzlos, da verzweifelt man auch, man hat gar keine Hoffnung, da kannst du im Grunde gar nicht
irgendwie fröhlich sein morgens, weil immer, was weiß ich, wenn was passiert oder so, alles Zufall, du hast es nicht in der Hand, du musst immer Angst haben und so weiter. Und das ist ein Unglück, denn wenn man sich erst mal daran gewöhnt, in solchen Lagern zu denken, in solchen Lagern sich auch gegenseitig wahrzunehmen, werden die Argumente nicht besser. Die Argumente werden gar nicht daraufhin abgeklopft, ob sie vielleicht irgendwen auf der anderen Seite auch überzeugen. Wenn das ganze Argumentieren so ein Stammesding wird, wenn jeder so aus seinem Stamm heraus argumentiert gegen die anderen, naja, dann haben die Argumente Vorfahrt, die im eigenen Stamm besonders laut beklatscht werden. Also die besonders lauten, dummen, schlichten, schwarz-weiß gestrichten Argumente kriegen halt mehr Applaus, weil jeder sie sofort versteht. Und das macht diese ganzen Debatten so,
dass man sich zurücksehend an Zeiten, die es aber auch nie so richtig gab, also wo man noch ernsthaft miteinander gerungen und gediskutiert hat, was ist denn nun, wie ist es nun. Und das ist mein Ziel heute Abend, auch für die nächsten Tage. Mein Ziel ist, zurück ins Grenzgebiet, raus aus den Stammesargumenten, raus aus der Binnenlogik, wo man von seiner eigenen Gang, den Gläubigen oder den, die mit Glauben nichts am Hut haben, quasi absorbiert ist und im Grunde nur in dieser Binnenlogik über dieses Thema nochmal nachdenkt, da raus und zurück ins Grenzgebiet, da wo irgendwie so eine Grenze verläuft von Glaube und Nichtglaube, religiös und nicht-religiös. Zurück ins Grenzgebiet, da wo man die anderen noch sehen kann, wo man schon vielleicht auf der einen Seite ist oder auf der anderen oder irgendwie an dieser Grenze hockt und es gerade nicht weiß, aber die anderen
sieht als Einzelne, als Menschen, nicht als Masse, nicht als Feinde, nicht als die gegen mich sind, die Krieg gegen mich führen oder so. Zurück ins Grenzgebiet, wo ich weiß, dass es auf der anderen Seite gute Gründe gibt, da zu sein. Dafür gibt es gute Gründe, es gibt gute Gründe, sehr bedenklich auf Religion zu schauen. Es gibt gute Gründe zu überlegen, ob der Atheismus oder die völlige Gleichgültigkeit gegenüber Religion vielleicht auch ein paar wichtige Fragen offen lässt. Zurück ins Grenzgebiet, da wo man noch in Sicht- und Hörweite voneinander bleibt, da möchte ich heute hin, weil ich finde von meiner Seite des Grenzgebietes ist ganz schlicht wichtig, dass Gläubige, dass religiöse Menschen Kritik an ihrem Glauben hören. Das finde ich so auf meiner Seite
ganz wesentlich. Ich finde es katastrophal, wenn Gläubige so eine Stammesideologie entwickeln, die dann verteidigt werden muss und wo man sich dann Gegengründe mal so zurechtlegt, dass man sie auch wieder schreddern kann danach. Wenn man sich die Bibel anschaut, merkt man, hier findet nicht permanent Apologetik des Glaubens für Gläubige statt, also Verteidigung des Glaubens. Was da stattfindet, ist sehr häufig Kritik religiöser Gedanken, Anklage derer, die sich in ihrem Glauben allzu sicher sind. Kritik derer, die singen und beten und feiern, wo dann Gott auch mal sagt, tu weg von mir das Geplär eurer Lieder, ich mag das Ganze nicht mehr hören. Die Bibel ist voller Religionskritik. Kritik an denen, die in ihrem Glauben selig sind und darüber die Armen und Entrechteten vernachlässigen und verdrängen. Kritik an Gottesbildern,
weil sie dem unsichtbaren Gott niemals gerecht werden. In den Zehn Geboten gibt es kein einziges Gebot, wo es heißt, pass auf, dass du ja nicht zu wenig von deinem Gott Redes und Zeugnis gibst, sondern es gibt ein klares Gebot, red nicht zu viel von dem und nicht falsch, führe den Namen Gottes nicht unnütz. Da gibt es kein Gebot in dem Sinne, hüte dich davor, dass deine Häuser und deine Amtsstuben zu wenige religiöse Motive enthalten, sondern im Gegenteil, hüte dich vor Bildnissen, hüte dich davor, Gottes habhaft werden zu wollen mit Bildern, mit Motiven, dass du ihn hast. Die Bibel ist voller Religionskritik und dafür möchte ich von meiner Seite werben, ein Glaube, der nicht nach guten Kritikgründen an sich selbst fragt, dem geht es nicht gut. Ein Glaube, der sich immunisieren muss, der das nicht will, der das nicht haben kann, da stimmt was nicht, da ist was nicht in Ordnung.
Ich möchte aber auch andersrum werben, ich möchte dafür werben, sich aus Seiten, wo man nicht glaubt, wo man mit Religion nichts anfangen kann, sich der Grenze doch auch mal anzunähern. Ich mache das erst mal aus ganz egoistischen Gründen, ich lese sehr gerne einfach Bücher von Leuten, die sagen, ich glaub's mir nicht, aber ich hab mich mit Religion beschafft, war interessant und so, also solche Bücher lese ich fast lieber als die Bücher von denen, die alles genau wissen und es jedem letzten auch noch mal erklären wollen. Ich finde es hilfreich, ich sehe aber es ist kein gutes Argument, das ist egoistisch, da müsste man die Leute bestechen und sagen, bitte, bitte guckt doch, was wir hier glauben und sagt was dazu, also es hilft, es wird uns weiterbringen, ist aber klar, kein durchschlagendes Argument. Versuche ich es anders nochmal, auch wenn man nicht glaubt, glaube Religion gibt es. Gibt es auch schon sehr lange, länger als das Rad, ziemlich lange, man weiß
gar nicht wann und wie und wo das angefangen hat, aber so weit das Auge reicht, gibt es Bilder, Symbolen, Riten, Beerdigungen, Beigaben, ganz ganz früh und sobald die Leute anfangen auch was zu malen, zu kneten, zu schreiben, ist da Religion im Spiel und ich sag mal so, viele Menschen, die nicht glauben können, wollen oder sonst wie haben, irgendwann entdeckt, ich kann das war nicht ernst nehmen, ich kann da nicht einsteigen in das religiöse, aber ich muss zugeben, es ist sau interessant, es verrät viel über den Menschen, es ist so ein merkwürdiger Spiegel der menschlichen Seele, manchmal bizarr, manchmal verstörend, manchmal lustig, aber lehrreich. Wenn man über die Götter der Menschen nachdenkt, lernt man viel über die Menschen und das über Jahrtausende und das im
kulturellen Austausch durch verschiedene Sprachen und Epochen und Wanderung, das ist interessant. Fußball gibt es knapp über 100 Jahre, ist auch interessant und so, aber ist ja kurz, ist wenig eigentlich so. Religionen sind so alt, ist interessant. So und da einfach mal zu gucken, ich kann es nicht glauben, aber der Mensch ist ein ganz interessantes Lebewesen, so aus dem Universum so insgesamt, ich gucke mir seine Götter mal an, warum nicht, warum nicht, man kann seine Zeit noch anders verschwenden. Wen das nicht motiviert, also manche würden sagen, ja aber ich weiß doch, dass es Blödsinn ist, ist doch Unfug. So, das sind Menschen, die nicht nur überzeugt sind, dass es unsinnig ist, sondern auch, dass es gefährlich ist. Dann würde ich auch sagen, es ist ja auch in der Medizin nicht so, wenn man Infizierte hat, wenn man Menschen hat, die mit etwas gefährlichem angesteckt sind, dass man die dann anschreit und sagt, oh Krankheit, ich verabscheue
dich oder so. Das ist ja so, dass man versucht, die Krankheit zu verstehen, man versucht, das genau anzuschauen, man guckt, wo kommt das her, wie funktioniert das, es ist gefährlich, es vergiftet, es macht krank, es erschwächt. Ich will das verstehen, denn nur wenn ich es verstehe, kann ich Medizin entwickeln, die hilft. Und durch Anschreien geht Religion so wenig weg wie Viren. Das könnte man auch lernen so aus der Geschichte. Insofern auch die, die ganz sicher sind, dass sie mit Religion gar nichts und so, wenigstens ein bisschen Expertise aufbauen, um es effektiver bekämpfen zu können. Ich sage das auch egoistisch, weil ich hätte weder die Hoffnung, auch da lerne ich wieder was. Wenn das nicht ganz so flach, bisschen intelligenter, dann herkommt die Kritik. Wir haben heute ein Problem, es fehlt, finde ich, an guter Religionskritik. Frühere Jahrhunderte
hatten Christen Angst vor religionskritischen Büchern, die wurden verboten, die wurden weggeschlossen. Ich kenne heute Christen, die lesen religionskritische Bücher zu ihrer Erbauung. Das gibt's, weil sie, wenn sie über sich selbst nachdenken, dann kriegen die Zweifel, aber wenn die dann, dann nehmen die manchmal ein Buch, wo ihnen eine naturalistische Weltsicht erklärt wird, dass alles naturwissenschaftlich begreifbar ist und das lesen die und da beruhigen die sich richtig, ihre Zweifel gehen weg, weil sie das Gefühl haben, da sind so viele offene Fragen und so viel Ungeklärtes und das sind ja alles Pluspunkte für mich. So, die ganze Schwäche solcher naturalistischen Weltdeutungen, die verbuchen manche Christen wirklich so als Erbauung, dass sie sagen und die wissen es auch nicht, das ist mein Trost heute Abend. Zack. Und das ist aber doch traurig eigentlich. Also wir müssten raus aus dieser Fixierung auf flache Religion und schwache Religionskritik. So dahin, wo man die Dinge halbwegs in Saft und Kraft und Stärke und mit Niveau
kennenlernt und alles andere wollen wir freundlich tolerieren und ignorieren je, wie es uns das Gemüt erlaubt und so. Aber die die starken Dinge anschauen und durchdenken, darum müsste es gehen. Also es wird heute und bei mir in jedem nächsten Vortrag immer um Glauben gehen und ich werde dann immer so eine Art wohlmeinenden Agnostiker einspielen. Also ich spiele den selbst und so, sonst ist es technisch zu kompliziert, aber immer auch, was spricht denn dagegen? Was sind denn die Schwächen? Was sind denn die offenen Fragen, die Grenzen? Das finde ich wichtig. Ich glaube, dass Glaube, der sich das vom Hals zu halten versucht, irgendwann an Frischluft immer mehr verwelkt, immer mehr eingeht. Das kann natürlich ein etwas angstbesetztes Thema sein. Das will
ich jetzt gar nicht wegalbern und so. Natürlich kann man sagen, mein Glaube ist für mich aber so wichtig und so trägt und hilft und in so vielen Lebenslagen, mir ist nicht wohl dabei. Und was soll ich sagen? Ich denke, es gibt die Angst und würde sie grundsätzlich ernst nehmen und dann aber auch mal zu bedenken geben. Ist es denn wirklich vorstellbar, dass sich auf einmal beim Zweifeln an der Religion auf einmal so eine Art intellektuelles Wurmloch auftut und Gott aufsaugt und dann ist er weg. So und dann ist er nicht mehr da irgendwie und ich habe, ist das denn denkbar? So und so man irgendwie glaubt, müsste man doch dann so ratter, ratter, ratter sagen, nee, so wie ich mir Gott denke oder so wie ich glaube, müsste der theoretisch in kein Wurmloch
reinpassen. Es dürfte eigentlich nicht gehen. Es dürfte eigentlich nicht passieren. Jetzt gibt es natürlich das Phänomen, jetzt könnte man sagen, ja, aber ich kenne da einen, der hat mal angefangen, falsche Bücher zu lesen, der wollte das widerlegen, der glaubt gar nicht mehr jetzt. Ich würde an der Stelle sagen, ein Gott, der so klein ist, dass er von so intellektuellen Wurmlöchern verschluckt werden kann, war keiner und das kann kurzfristig tragisch sein. Ich glaube aber, ein Gott, der keiner war, loszuwerden, ist mittelfristig immer ein Gewinn. Also darum keine Angst davor, dass Gott sich einfach auflöst, dann war es nicht. Das ist dann ein blöder Moment einfach das wahrzunehmen, aber wenn das mit ihm irgendwie real sein soll, geht es dann weiter. Das würde ich so, im Glauben würde ich sagen, so. Ansonsten haben die Zweifel schon ein Ausmaß,
wo man anders sich sortieren müsste oder wo das jetzt auch nicht mehr hilft. Ich denke, richtige echte Kritik ist für den Glauben immer etwas, was vital macht, gesund, beliebt. Es geht mir im Folgenden anderen auch nicht darum, also ich werde hier nicht Argumente zählen und so, es wird an keiner Stelle irgendwie 9 zu 7 ausgehen. Das wäre albern. Ich glaube, dass solche ganzen Sprüche auch, dass man sagt, ja, ich finde es aber mindestens unentschieden und ich glaube, dass es die stärkeren rationalen Argumente für den Glauben gibt, das finde ich an sich komisch, denn was ich nicht möchte, ist für, was weiß ich, das Lebensrecht einer Professorenreligion zu kämpfen. Ich lese jetzt seit 25 Jahren gefühlt pro Tag ein Buch über solche Fragen. Ich habe viele religionskritische Fragen und so, also wenn man jetzt da wirklich auf Fight Club Glaube gegen
Unglaube würde schalten wollen, ich kenne da auch viele Tricks und ich fände es aber völlig albern, irgendwie da hinkommen zu wollen, dass irgendwer, was weiß ich, jemand wie mir oder anderen Professoren bescheinigt, ja okay, ich sehe ein, du hast dir Gedanken gemacht. Es ist halt vielleicht rational, nicht völlig zu verdammen, dass du es noch tust, weil du weißt, was du machst. Das finde ich völlig langweilig, weil ich meine, es ist auch ein bisschen ein Theologenschmerz, nicht? Also Theologen schreiben Bücher und so, die lesen dann die Kollegen, man zwingt die Studierenden, das war es in der Regel. Und dann gibt es religionskritische Bücher, die lesen ja in der Regel keine theologischen Bücher und meistens Theologen würden es gar nicht so zugeben, leider würde es auch kaum einen interessieren, aber wenn es einen interessieren würde, wäre es schwer zuzugeben. Es ärgert einen, dass so viel Religionskritik immer völlig halbseiden sich da als Sparringspartner nimmt und nie das, was State of the Art ist in der heutigen Theologie. Ich verstehe den Frust,
ich teile ihn ein bisschen, würde jetzt aber auch sagen, wir Theologen sollten uns jetzt auch mal ein bisschen zusammenreißen, so, wir sind das ja nicht geworden hier für Applaus Applaus, sondern weil wir nicht anders können, weil wir das unbedingt alles wollen und es kann nicht darum gehen, dass bestimmte Formen intellektuell durchdrungener Gläubigkeit für irgendwen noch akzeptabel sind. Das finde ich auch uninteressant, dafür zu kämpfen, dass wenigstens ich glauben darf. Mir würde es schon auch darum gehen, was meine Kinder glauben oder meine Eltern, dass das irgendwie auch was ist. So, ich denke jede Rede über den Glauben, ist das Sinn und so, kann jetzt nicht die letzte geschraubteste, kaum noch verständliche Spitzenversion von Theologie zu Maßstab machen, sondern glaube wie er vielen Christen so zu eigen ist, also den gelebten
praktischen Glauben. Darum geht es und da kann ein bisschen Theologie helfen, das denke ich schon, dass da ein bisschen Kenntnisse helfen können, sich da aus mancher Klemme, aus mancher Sackgasse zu befreien, aber der Punkt ist nicht in irgendeine Gnosis, in irgendeine Erkenntnisstufe zu kommen, wo man auf den einfachen Glauben der Kinder und so weiter verächtlich heranblickt. Das ist eigentlich dann schon falsch. So, das ist das Ziel, ins Grenzgebiet kommen mit dem Thema, Gott ist ein Geheimnis und beim Glauben haben wir es mit Geheimnissen zu tun. Ich möchte heute Abend drei Schritte ins Geheimnis volle gehen. Das erste Geheimnis wird ganz schlicht sein, das Geheimnis des Menschen, das Geheimnis des Menschseins. Ich denke die meisten kennen die Kirche des fliegenden
Spaghetti Monsters. Hat vielleicht schon mal jemand irgendwie eine Nudelmesse besucht, ich weiß es nicht, ist noch nie geschafft, ehrlich gesagt, weiß auch gar nicht, ob da viel gefeiert wird und so, aber man gehört hat man das mal, Geschichte ist kurz erzählt, Anfang des 21. Jahrhunderts gab es Auseinandersetzungen am amerikanischen Schulwesen, da gab es Gerichtsverfahren, wo Gläubige sagten, ja in der Schule, da wird in der Biologie nur die Evolutionslehre unterrichtet, das aber einseitig, das ist weltanschaulich, da steckt ja eine ganze Weltanschauung der Naturalismus und so, das geht nicht in der Schule, die muss neutral alles berichten und da gibt es eben auch andere Erklärungsansätze, Intelligent Design oder Kreationismus, man muss mal ganz nüchtern sagen, Evolution ist eine Hypothese, ist gar nicht bewiesen, vieles ist da noch offen und Intelligent Design, ja, hat nicht alles bewiesen, aber ist auch eine Hypothese, ist auch nicht widerlegt, also muss das alles in der Schule unterrichtet werden und da haben sich viele
geärgert und diskutiert, es gab Verfahren und so und einer hatte Sonnenhalse und hat dann aber gesagt, bevor ich explodiere, schreibe ich lieber ein Buch und er schrieb dieses Buch über das fliegende Spaghetti-Monster und kreierte eine neue Religion und die Religion, ich mache das jetzt sehr grob und so, hatte im Grunde eine pfiffige Idee, die sagte, ganze Biologie, machen wir mal Physik wieder, nicht? Gravitation haben wir alle gelernt, Gravitation wissen wir, ist real, funktioniert, aber was ist das? Was ist das denn einfach zu sagen, ja die Erde zieht mich an, wer zieht mich denn da und ziehe ich die Erde und warum ist sie so viel stärker? Was findet da statt, Gravitation? Wenn man ein bisschen weiter studiert, merkt man dann, ja, eigentlich sind das so Raumkrümungen und so, ist ganz kompliziert, das mit den Zienen und Kräften, ist eine Beschreibungsweise, ist eigentlich eine sehr mysteriöse Angelegenheit, diese ganze Gravitation, was da läuft und die,
er sagt dann in seinem Buch jetzt in der Offenbarung, ist ganz anders, das Geheimnis der Gravitation ist gelüftet. Die Welt ist hervorgebracht von einem fliegendem Spaghetti-Monster und es hat wie so eine Nudel so unendlich viele Tentakel und diese ganzen Tentakel, diese Nudelenden, die halten und drücken und schieben alles zusammen. Gibt ja keine Gravitation, was soll, was soll die Erde mich denn ziehen und der Mond und da, so ist das gar nicht, das wird alles gemacht von einer Intelligenz, einer übermenschlichen Intelligenz und die kann durch ihre ganzen Tentakel die Menschen am Boden halten und es ist, wir alle werden im Grunde leicht und samt von ihr berührt und unser ganzes Leben, Leben und Sein ist in ihren Fängen so und so funktioniert das alles. Und dann wurde da noch eine ganze heilige Schrift draus gebracht, die ist ein bisschen, na ja, ich glaube ein Brief an die Texaner hätte gereicht, aber ist egal, eine ganze heilige Schrift
draus gemacht und so, statt zehn Geboten gibt es dann acht, mir wäre lieber, wenn du so und so, das ist alles lustig und alles gut gemeint und der Punkt ist immer, dass sie sagen und es kann keiner widerlegen. Das erschließt sich natürlich nur im Glauben, da kann man nicht irgendwie, aber für den Gläubigen ist das eine Erfahrungstatsache, viele haben diese Erfahrung gemacht, es ist eine wachsende Religion, andere schrumpfen, wir wachsen, viele sind davon überzeugt, sie tragen das heilige Nudelsieb auf dem Kopf als Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem fliegenden Spaghetti-Monster und wir wollen, dass unsere religiösen Gefühle auch nicht verletzt werden, dadurch, dass wir für dumm erklärt werden und so. Es ist völlig unwiderlegt, was wir glauben, das ist nicht weniger plausibel als andere Sachen, die erzählt werden und vieles, was so in der Welt geschieht, können wir in unserer Religion gut abbilden und solange das so ist, gehört das in die Schule, ist gar keine Frage eigentlich, das müsste unterrichtet werden als eine Möglichkeit, die Schule kann ja nicht so weltanschaulich da befangen sein und so was einfach ausgrenzen.
Ja, das ist lustig, das ist schön, jetzt wäre es völlig unsinnig zu sagen, ein bisschen dover Gott und so, nein, das sind ja kluge Menschen, die das entwickelt haben und was sie wollen, ist auch einfach zu sagen, sie setzen sich ein für wissenschaftliche Weltbetrachtung und mündiges Menschsein mit humanistischen Leitlinien und sagen auch, Religion ist ein Mittel zu diesem Ziel. So, und das ist alles gut, manche Religiöse haben sich sowas redlich verdient, haben sich das fester erarbeitet, dass es solche Religionssatiren gibt. Und jetzt, wenn wir einen zweiten Schritt sagen, natürlich, also wird man es ernst nehmen, ist es auch echt langweilig einfach, da ist dies Wesen und wir wissen jetzt, wir können die Gravitation erklären, wow, da haben wir immer von geträumt eigentlich, Evolution, alles im Streit vergiftet und so, aber Gravitation erklärt,
kann ja nicht sein, dass das von nichts kommt, einfach da ist oder so, jetzt ist sie erklärt, ja, es ändert sich aber eigentlich nichts und diese ganzen Erklärungen sind dann doch so, dass man in jedem Liebeskummer und bei jedem Todesfall und bei jeder depressiven Verstimmung und wie auch immer sagen würde, ja, ich weiß nicht, was das mit dem Spaghetti-Moss zu tun haben könnte, aber Gravitation ist alles gut. Es gibt auch eine schöne Theorie über die Erderwärmung, das haben sie auch gut erklärt, sagen Erderwärmung ist klarer Fall, es gibt eine klare Korrelation, je weniger Piraten es gibt, desto mehr Erderwärmung, weil die Piraten sind die Auserwählten und so. Super, also das ist eine fantastische Erklärung oder so, alles Religionssatire nimmt natürlich Maß an denen, die sagen, wie ist das Leben entstanden, kann keiner erklären, Gott hat es geschaffen, daran nimmt das Maß und dieses ganze fliegende Spaghetti-Monster ist aber ein wunderbares
Beispiel für einen Gott, für eine Gottheit, die im Grunde stinklangweilig ist, die uns auch nicht berührt, die auch nichts bewegt, die auch keine Resonanzen freisetzt, warum? Weil sie sich in Welterklärung erschöpft. Es sind alternative Welterklärungen, es wird erklärt, wo alles herkommt, warum das mit der Gravitation so ist, lauter Welterklärungen. So und es wird merkwürdig erklärt, es sind immer so Abschlussbegründungen, so letzte Gründe. Im Grunde ist jede Naturwissenschaft, die da sich hineinfriemelt, die irgendwas über Klima und so, wo immer neue kausal Zusammenhänge und chaotische und so, da entstehen immer neue Fragen, hier hat man einfach immer zack, letzte Erklärung, so ist es. Die Fragen werden alle beerdigt und man hat eine Erklärung. Super.
Es ist im Grunde ein Spiegelbild, wie viele Menschen Religion wahrnehmen und ich verstehe jeden sehr gut, dass er Religion, die er so wahrnimmt, einfach völlig überflüssig findet. Überflüssig, langweilig, beschämend für den menschlichen Intellekt, das bei jeder spannenden Frage sofort gesagt wird, ja Gott war es. Ach so, also dieses Gott als Welterklärung, Gott als einer, der notwendig ist, um irgendwas zu verstehen. Wo kommt denn die Sprache her? Ja, es muss Gott gewesen sein. Wie kommt überhaupt Bewusstsein und der menschliche Geist? Ja, ohne Gott kann man das nicht erklären. Wie ist denn das Leben entstanden? Ja, Gott muss da, so immer, batsch, immer ist die Frage weg und so. Ah ja, Gott, ja, ja, okay, ja. So, diese Form von Religion, die Gott zu einer notwendigen Hypothese macht, die alles Mögliche erklärt, ist im Grunde ja aber
nicht wirklich verständlich macht, sondern einfach im Grunde die Frage beerdigt, so dadurch, dass Gott irgendwie auch alles. Hätte man das vor Jahrtausenden angefangen, ich glaube wir wüssten ziemlich wenig über das Universum und ziemlich wenig über die Biologie und die Geologie, weil unterm Strich immer Gott alles machen kann. Er kann auch das Gewitter, macht er auch, weil was soll man da meteorologisch und so. Es ist diese Falle, in die Religion bisweilen gelaufen ist, Gott zu retten, dadurch, dass man ihn für notwendig erklärt für diese Welt. Da ist es eine wesentliche Einsicht, in der neueren Theologie immer wieder durchgearbeitet. Diese Arbeitshypothese Gott ist im Grunde eine maßlose Verkleinerung, Reduktion dessen, was Gott eigentlich ist. Es ist im Grunde fast ein Missbrauch Gottes, ihn zum Erklärungsfaktor für diese Welt zu machen. Bei
Gott geht es nicht darum, irgendwas zu erklären, es geht um viel Tieferes und vor allem, es geht immer auch um den Menschen, das Menschsein, das menschliche Leben. Das Problem beim Spaghetti Monster ist ja, dass es uns so herzlich egal ist. Es ist völlig egal, wenn es da rumfliegt, ist ja gut zu wissen, oder? Gravitation, sehr gut, habe ich das. Aber es ist mir dann auch wieder egal. Religion, Glaube hat es mit Dingen zu tun, die mir nicht egal sind, die mich angehen, weil hier Fragen berührt werden, die mich umtreiben. Haben das moderne Theologen manchmal abstrakt formuliert, sie haben gesagt, im Grunde Gott ist das, was uns unbedingt angeht, das was uns umtreibt, das was uns keine Ruhe lässt. Glaube ist immer etwas, wo ich nicht nur die Welt verstehe, sondern wo ich mich selbst verstehe, so wo ich für mich im Grunde weiß, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich
gehe. Berühmte Formulierung von Martin Luther lautet, was ist Gott? Gott ist das, woran du dein Herz hängst. Du hast die Frage eigentlich immer schon, die Frage, woran du dich hängst, was dich ausmachst, wer du bist. Wenn du dich fragst, wer du bist, dann kannst du viele Eigenschaften sammeln, die man sehen und messen kann. Und dann wirst du aber merken, das ist alles irgendwie eine Außenperspektive, das bleibt immer irgendwie von äußerlich von fern, wer bin ich denn? Was macht mich denn aus? Dann merkt man irgendwann, das was mich ausmacht, ist im Grunde, dass ich immer eigentlich über mich selbst hinaus gehe, dass ich nicht bei mir bleibe, dass ich in irgendeiner Weise mich öffne für Begegnungen, für Beziehungen. Ja, aber was mache ich da? Was mache ich in diesen Beziehungen? Ich suche mich, ich finde mich, ich versuche, der zu sein, der ich eigentlich bin. So,
und wenn man diese Frage immer weiter treibt, merkt man, ich kann sie gar nicht an irgendwen delegieren. Ich kann hier nicht irgendeine Erklärung finden, die mir das alles beantwortet. Ich muss das selbst fragen und bei solchem Selbstfragen, wer ich bin, wozu ich da bin, worauf ich mich verlasse oder auch was für mich Glück ist. In solchen Fragen bin ich unvertretbar. Und das sind die großen Existenzfragen, die Fragen nach dem Sinn, die Frage nach dem Glück, die Frage nach dem Grund, des Vertrauens oder nach der Identität. Manche sagen, ja, moderne Theologen machen das gern. Nehmen wir unseren wohlmeidenden Agnostika jetzt zum ersten Mal zu Hilfe. Er würde sagen,
ja, ich habe verstanden, was du machen willst, ist, du willst im Grunde euren Glauben, euer Christentum retten. Du ahnst, ihr habt echte Probleme, aber du willst den Glauben jetzt retten in die Anthropologie hinein, in die Frage, wer ist der Mensch? So, wenn ich dich frage, wer ist Gott, fängst du an zu stammeln, ist gar nicht so einfach. Also sagst du, ja, wir müssen erst mal der Mensch und so. Ist das nicht eine moderne Flucht? Erste, was ich sagen kann, so modern ist sie nicht. Also Calvin, Reformator des 16. Jahrhunderts, wird von niemandem verdächtigt, irgendwie ein zeitgeist-höriges Weichei zu sein oder so. Der konnte sagen, Gottes Erkenntnis und Selbsterkenntnis hängen untrennbar zusammen. Du kannst Gott nicht erkennen, ohne dich selbst zu erkennen, kannst aber auch dich selbst nicht erkennen, ohne nach Gott zu fragen. Könnte tausend Jahre zurückgehen, Augustin, einer der großartigsten und auch schrecklichsten Theologen der Theologiegeschichte,
konnte es so sagen, zwei Dinge möchte ich erkennen, Gott und die Seele. Die beiden gehören zusammen. Bei Augustin ist es ein großes Thema. Im Grunde hat er das ganze Spaghetti-Monster abgearbeitet, weil er gesagt hat, wie finde ich Gott? Finde ich ihn über die Welt? Finde ich ihn so, dass ich die Welt anschaue, wie das funktioniert und kann ich da irgendwie erkennen, die die letzte Ursache oder irgendeine Wirkmacht oder so? Und er kommt zu dem Punkt, dass er sagt, ich finde es nicht in der Welt. Irgendwie eine Ahnung, irgendwie ein Gerücht, irgendwie die Größe, aber ich finde Gott nicht als Faktor in der Welt. Und dann sagt er, wenn wir Gott finden wollen, müssen wir den Weg nach innen gehen. Er meint das nicht in so einem Sinne, Gott ist in uns drin, so als etwas Subjektives, das meint er so nicht. Nein, er meint, was heißt in sich zu gehen? Wir leben in einer Zeit, wo man
das glaube ich kaum noch kennt oder kann, ehrlich gesagt. Was heißt in sich zu gehen? Es heißt, sich in eine Welt zu begeben, die auch fremd sein kann, wo man merkt auf einmal, was ist da los in mir? Das sind Gedanken, das sind Fantasien, das sind Erinnerungen. Diese Erinnerungen sind da irgendwie gehäuft, manche sind mir sofort gegenwärtig, andere sind verschlossen. Dann finde ich sie immer tiefer und ich merke, wenn ich anfange auf mich zu besinnen, wenn ich den Weg nach innen gehe, tut sich da eine andere Unendlichkeit auf, eine Unendlichkeit des Geistes. Und diese geistige Lebendigkeit, dieses Denken, dieses Fantasien, Bilder, Vorstellungen, Erinnerungen miteinander verknüpfen mit Sprache, mit Logik, mit Zahlen, ist ein unendlich reicher Kosmos, der in der Lage ist, die ganze Welt irgendwie zu umreißen,
zu hinterfragen, in Mathematik zu verwandeln, sie bunt, sie abstrakt, sie weiß, wie sie zu betrachten. Es ist eine innere Unendlichkeit, die ich in mir finde. Und Augustin sagt, ich finde da nicht einfach Gott, aber ich finde die Art Gottes, Gott ist Geist. Gott ist nicht wie ein Ding, nicht wie ein Gegenstand, wie etwas, was ich messen, zählen und wiegen kann. Mein Geist kann ich überhaupt nicht messen. Ich kann Menschen totschlagen und dann ist der fast genauso schwer wie vorher und was weg ist, ist mehr oder weniger nichts, da liegt ja noch alles. Aber der Geist ist weg. Diese ganze Fülle von Fantasien und Träumen und Hoffnungen und Gefühlen und Sehenswürden, ist alles weg und es ist doch nichts, der ganze Kerl liegt ja da noch. Und dieses Unsichtbare, Geheimnisvolle, was ich nicht definieren, was ich nicht fassen, was ich nicht ausrechnen kann,
ich kann Menschen nicht berechnen. Das ist so ein Fingerzeig. Gott ist mehr so, mehr so wie der menschliche Geist. Mehr wie menschlicher Geist, als was weiß ich, wie Milchstraßen oder schwarze Löcher oder dunkle Materie oder wie irgendetwas anderes. Gott und Mensch gehören im Christentum immer schon ganz eng zusammen. Gehen wir noch weiter zurück, wie ist das in der Bibel? Da gibt es ja in der Bibel diese Kuriosität der Religionsgeschichte. Es darf einmal ein paar Leute sagen Gott, jawohl, und haltet euch fest, kein Bild. Wir werden diesen Gott nicht zeichnen, nicht abbilden, nicht gestalten, kein Bild. Ein Name, aber kann man gar nicht aussprechen. Warum heißt der nicht normal? Warum heißt der nicht Maduk oder Jupiter oder Zeus? Warum hat der einen
Namen, wo man gar nicht mehr weiß, wie das ist, wo man da irgendwie komisch atmen muss oder so, um das zu sagen. Was ist das für ein merkwürdiger Gott? Kein Bild, ein Name, der kein richtiger Name ist. Und dann heißt es in der Bibel, naja, kein Bild, ja, und doch ein Bild, der Mensch. Der Mensch ist das Bild Gottes. Es gibt ein Bild Gottes, was jeder sehen, was jeder finden kann. Und es ist der Mensch. Und das finde ich interessant, das finde ich spannend, so dass der Mensch das Bild des unsichtbaren Gottes ist. Was ist mit einem Bild? Wir haben ja mit Bildern heute Regelrechte über Flutungen, so Bilder bilden jemanden ab. Wir werden gerade bombardiert mit Erklärungen über unsere Bildrechte, wer darf noch Bilder von uns machen, wer darf sie veröffentlichen, so Bilder bilden etwas ab. Bilder verweisen auf jemand. Worauf verweist der Mensch? Menschen
verweisen auf etwas, was größer ist als sie. Menschen sind Zeichen, Zeichen für Gott. Und wenn man das ernst nimmt, dann mag es wohl eine Gottlosigkeit des Menschengebens, mag Menschen geben, die mit Gott nichts anfangen wollen. Aber es gibt keine Menschenlosigkeit Gottes, weil Gott jeden Menschen zu seinem Bild erhielt, zu seinem Zeichen, zu seinem Hinweisschild. Das heißt umgekehrt Rede von Gott, Gedanken über Gott, die den Menschen nicht betreffen, die nicht an Menschenfragen rühren, was ist Glück, was ist der Sinn, wozu bin ich da, was gibt mir Halt, was trägt mich, worauf kann ich mich verlassen, worauf gründe ich mein Vertrauen. Reden über Gott, die diese Fragen nicht berühren,
verfehlen auch Gott. Man darf persönlich so anspruchslos sein, wie man will, aber ich finde Religion und Religionskritik wird da seriös, wo sie das weiß, wo sie weiß, die Gottesfrage hängt an der Menschenfrage und die Menschenfrage hängt an der Gottesfrage. Und Widerlegungen, die Götter betreffen, mit denen wir nichts am Hut haben, betreffen uns eigentlich nicht. Ein erster Gang ins Geheimnis und nächsten Tage werde ich beispielhaft entlang gehen an Fragen wie Liebe oder Macht oder Schönheit. Also Beispiele vertiefen Menschenfragen und Gottesfragen. Denn nur da, wo ein Thema, ein Bild oder ein Symbol Gott und Mensch verbindet, ist es religiös ernst zu nehmen, es ist
für den Glauben wichtig. So, jetzt könnte man nochmal den wohlmeidenden Agnostiker einspielen, der sagen würde, ja okay, ich finde das auch gut, ich finde Anthropologie auch wichtig, ich finde es auch interessant über den Menschen nachzudenken und ja, warum nicht, also seien wir ehrlich, der Philosophie geht es ja auch nicht gut heutzutage, wenn Menschen Philosophen kennen, in der Regel solche, die längst tot sind. Wer liest denn Philosophen heute und schmeißen wir euch doch zusammen. Die Philosophen, die pfeifen aus dem letzten Loch, euch religiösen geht es im Mitteleuropa auch nicht glänzend. Legt euch doch zusammen in dieselbe Kiste irgendwie, wir machen daraus ein Projekt, philosophische, religiöse, theologische Fragen nach Glück, nach Sinn, nach Vertrauen, nach Mensch und im Grunde könnte man doch jetzt auch sich ehrlich machen und sagen,
wenn es so ist, ist Religion halt so ein Menschending, so was wie Kunst oder Sport, da gibt es halt Religion und Religion ist so eine Art Selbstverständigung im Unendlichen, vielleicht würde ich mich dafür auch mal interessieren oder so, vielleicht ist es ganz schön, wenn ihr zugibt, es ist halt so was wie Wahnvorstellungen oder so was wie Bewusstseinszustände im Drogenrausch, super spannend, ich meine Träume sind auch super, Träume sind fantastische Sachen, was da alles geht, es ist faszinierend, es sind Träume, kann man ja ernst nehmen, aber es ist halt dann subjektiv. Das ist ein Angebot, was die Gläubigen dann doch nicht annehmen. Das ist für manche Theologen faszinierend, für manche Theologen versuchlich, weil man dann sich als Wissenschaft auch wirklich ins nächste Jahrhundert gefühlt rettet, aber ich glaube für religiöse Menschen
ist es kein gutes Angebot. Darum möchte ich es an der Stelle nochmal mit einem anderen Beispiel vertiefen, welche Fragen für religiöse, gläubige Menschen interessant sind, welche Antworten, welche nicht. Ein Buch oder ein Film, was viele kennen per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, wer kennt das? Mehr als 42 würde ich spontan sagen, okay, schon mal eine gute Basis darüber zu reden, für alle anderen, ja egal. Es ist eines der interessantesten religionskritischen, religions- satirischen Bücher des späten 20. Jahrhunderts finde ich. Das bekannteste daraus ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens oder die Frage nach dem Leben des Universums und dem großen Ganzen, 42. Und das wissen inzwischen selbst Siri und Alexa, diese ganzen Quälgeister künstlicher Intelligenz, die sich in die Familie rein drängen heutzutage und die man irgendwie integrieren muss
in seinen Familienalltag und so und probiert es aus, die sagen 42, wenn man sie mit dem Sinn des Lebens oder Religion konfrontiert. Wie kommt das zustande, die Frage so, es gab einfach die Frage, was soll das Ganze hier, die große Frage nach dem Leben, dem Universum und dem Allem und die waren in irgendeiner anderen Galaxie mit künstlicher Intelligenz sehr weit, es gab einen riesen Computer, Deep Thought, der alles hat herausgekriegt, der hatte die Lebewesen da längst überholt und dann haben sie ihm die Frage gestellt und er hat das kurz abgecheckt und gesagt, ja, kriege ich raus, aber ich habe mal eine Proberechnung, ich werde das sieben halb Millionen Jahre wir brauchen und dann gebe ich euch die Antwort. Das finde ich schon mal gut, ich finde sieben halb Millionen Jahre ist eine realistische Schätzung für religiöse Fragen, ist schon mal gut. Okay, waren erstmal alle nicht so begeistert, aber irgendwie in dieser Galaxie war das mit der Zeit
irgendwie auch schon geklärt und so. So, dann nach sieben halb Millionen Jahren versammelte man sich bei Deep Thought ein riesen Happening, ein intergalaktisches Woodstock, weil jetzt endlich die Antwort und er sagte, ja, alles berücksichtigt das Ganze. Die Antwort lautet 42. Die ersten wollen jubeln und merken dann, ja wie, 42. Ja, also es war eine gewisse Unzufriedenheit da und sie fragten, keine Täuschung, du bist dir ganz sicher. Er sagte, ich bin mir ganz sicher, ich habe sieben halb Millionen Jahre gerechnet und so. Es wäre mehr Jubel gewesen bei anderen Antworten und an der Stelle kann man jetzt noch mal gucken, 42 ist so super klar und so Superklarheit ist ja schön. Also stellen wir uns vor, er hätte nach sieben halb Millionen Jahren gesagt, also ich habe die Antwort übrigens gar nicht als Erste, aber auf einem Planeten der Erde, also so eine Band namens die Beatles, die hatten das auch schon mal, all you need is love ist die Antwort. Wahrscheinlich
hätte es Jubel gegeben und Verzückungen und manche hätten gesagt, ja, ich habe darauf gewettet und so. Bis dann nach einem Tag Feiern und Drogen und so weiter, die ersten gesagt hätten, ja, meint er jetzt Eros oder Agape? Der nächste hätte gesagt, ist das überhaupt noch aktuell, dass du unterscheidest? Und dann hätte man gesagt, können wir noch mal eine ganz klare Definition von Liebe bekommen und da hätten dann 75 Millionen Jahre nicht für gereicht. Das ist das Ding mit Sprache. Sprache ist so chronisch unscharf, man merkt es beim Übersetzen, man merkt das bei Heiligen Schriften, die sind dann in Sprachen geschrieben, die gibt es gar nicht mehr und bei so Sachen mit Liebe, das mit Eros und Agape, damit kann man ja arme Christen quälen und so. Was genau meinst du oder was hat denn der Grieche darunter verstanden und das ist alles nicht ohne. Es ist nie
so klar, wie Zahlen klar sind. Sprache ist immer ein sich bewegen im Ungefahren. Man kann dann das irgendwie retten wollen, indem man versucht einzelne Begriffe zu klären und zu sagen, ich verwende diesen Begriff genau so, aber das ist natürlich immer pseudosauber und pseudoklar, es bleibt immer so ein schmutziger Rest an Unschärfe. Das kriegt man da gar nicht raus, 42 ist super. Keine Anschlussdebatten, endlich Klarheit. Aber jetzt waren die da so begeistert von Deep Thoughts Antwort auch nicht, weil sie gesagt haben wie 42, das ist eine super Antwort für die Frage nach, was ist 7 mal 6 oder was ist 50 minus 8, aber wir haben gefragt nach dem Sinn des Lebens, des Universums und von allem. So und dann merken sie ja, wenn 42 die Antwort sein soll, wir brauchen die Frage noch mal ein bisschen genauer. Wir müssen noch mal ein bisschen genauer
fragen. 42 ist einfach eine frustrierende Antwort. 42 von was? 42 im Blick auf was? Ist da noch ein Code drin? Ist das irgendwie ein Geheimnis? Manche haben dann gesagt, ja da steckt die 7 drin, da steckt die 3 drin, so und da gibt es Überlegungen aller Art. Und wir merken, je klarer die Antworten werden, je unmissverständlicher, umso existenziell frustrierender können sie auch werden. Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte es mal so, wir fühlen, dass selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Denke, den kann man bei 42 mal nachspüren, wenn das die Antwort, was ist mit dem Glück, dem Sinn, dem Vertrauen, dem Halt meines Lebens. So, im Buch geht es dann so weiter, man sagt, die thought,
wir lassen dich jetzt nicht aus der Nummer raus, 42, okay, wir akzeptieren es, aber jetzt brauchen wir im Grunde noch mal die Frage, auf die 42 die Antwort ist. Und er sagt, oh ja, das können wir machen, aber das ist jetzt richtig schwierig, richtig anspruchsvoll, wir brauchen ja im Grunde nicht nur eine digitale Rechenoperation, wir brauchen ja ein Superprogramm, was auch organische Lebensformen in die Erarbeitung dieser Frage integriert. Wir brauchen jetzt im Grunde eine Zusammenarbeit von künstlicher Intelligenz und organischer Intelligenz, wir müssen jetzt hier ein next level wirklich erreichen, wo wir rauskommen, der Computer ersetzt das und so. Wir brauchen die absolute technische Rationalität, die heute verfügbar ist und wir brauchen, sagen wir mal so, diese Erstpersonperspektive beteiligten gelebten Lebens, das muss rein in diesen ganzen Versuch. So, und im Roman ist es dann so, dass der Planet Erde nicht irgendwie ein
Planet ist, nein, es ist ein Computerprogramm. Und Sinn der Erde ist es, die Frage herauszukriegen, auf die 42 die Antwort ist. Und in Wahrheit ist das auf der Erde so, die weißen Mäuse sind hier eigentlich die Chefs oder so, wir sind hier Versuchs-Gadettchen, wir sollen die Frage rauskriegen. Das ist der Sinn der Menschen, die wissen das gar nicht, die nehmen sich wahnsinnig ernst mit ihrer Religion, aber lauter Kreaturen im Universum sind gespannt, was diese Menschen auf der Erde rauskriegen, ob die die Frage rauskriegen, für die die Antwort schon da ist. Und klar, das ist richtig anspruchsvoll, 10 Millionen Jahre wird das ungefähr dauern. So, 10 Millionen Jahre, die Idee ist ja auch ziemlich intelligent eigentlich, finde ich, also man muss, die, es muss selbst gefragt werden, man kann das nicht nach außen delegieren in etwas technisch Beschreibbares. Solche letzten Sinnfragen, ohne dass sie einer stellt, sind eigentlich überflüssig,
also eine super Idee, wir könnten gepinselt sein, teilzuhaben an diesem unglaublichen Experiment, das wäre für die Sinnfrage, also immerhin, wir sind dafür da, die Frage rauszukriegen. So, das ist schon schön. Und dann, so beginnt eigentlich der Roman per Anhalter durch die Galaxis, passiert Pech. Es ist nämlich so, es sind fast 10 Millionen Jahre rum, das ganze Programm ist kurz davor, dass genug Daten auf der Erde vorhanden sind, um jetzt genau sagen zu können, was die Frage ist auf die 42, die Antwort ist. Aber fünf Minuten vor Abschluss des Projekts wird die Erde aus Versehen ausgelöscht, weil es soll irgendwie eine Umgehungsstraße im Hyperraum erstellt werden, die technischen Details sind nicht ganz so klar, da war eine Bauausschreibung, die war auf dem Sirius, konnte man sich da irgendwie informieren, also hat keiner mitgekriegt
in der Erde, weil die Technik noch nicht so weit war und die Erde wird halt gesprengt, sie wird ausgelöscht, weil sie einfach im Weg ist und aber fünf Minuten vor Abschluss eines 10 Millionen Jahre langen Programms, das ist Pech. Insofern ist das mit der Frage nicht klar und es bleibt halt bei der kalten, nackten Antwort. Och, das gefällt mir gut, weil wenn man sich da hinein versetzt, das wäre ja Pech, 10 Millionen Jahre warten auf Antwort und dann ist alles kaputt, dann rennt da irgendwelche blöden Wogonen, machen da alles kaputt für so eine scheiß Umgehungsstraße und es ging um den Sinn des Lebens irgendwie, das ist unverschämt. Und zeigt aber, wenn man sich da ein bisschen hineinsteigert, das ist so Singlosigkeit, die einem wehtut. Das ist so Kontingenz der garstigen Formen, Zufall, der einem ins Gesicht spuckt und das Interessante ist, wenn einem das nicht egal ist. So, man könnte ja da sagen, was soll's, also Milchstraßen entstehen, Milchstraßen vergehen,
13,8 Milliarden Jahre haben wir geschafft jetzt nochmal und dann ist alles vorbei und ist ja auch egal, es ist alles Natur, ist alles Schicksal, ist alles so. Also man kann sich sehr abgekühlt dazu verhalten und dann, wenn es einen auf einmal betrifft, ist man doch beleidigt, ist man doch beleidigt, wenn man mit harter Singlosigkeit konfrontiert ist. Man fragt nach Sinn, man wird die Frage nicht los und wenn dann einer 42 sagt, ist es nur lustig, wenn man nicht wirklich zehn Millionen Jahre vorher gewartet hat. Dieses Phänomen, welche Antworten nicht funktionieren, arbeitet per Anhalter durch die Galaxis sehr schön raus. Douglas Adams war ja bekennender radikaler Atheist, aber ich persönlich finde, also bei Schriftstellern ist es die Regel, dass die Bücher
viel klüger sind als das, was die Autoren in Interviews sagen. Da kann man sich in der Regel drauf verlassen und wenn es umgekehrt wäre, sollten die keine mehr schreiben eigentlich. Also ich finde, man kann aus diesem Buch wahnsinnig viel lernen und dann nochmal Maß nehmen, ja aber wie müsste es denn dann funktionieren? Wie kommen wir denn dann weiter, wenn wir das an keine künstliche Intelligenz delegieren können, die große Frage nach dem Ganzen und so. Und wenn das so ein riesen Ding ist, überhaupt erst mal die Frage rauszukriegen, die Frage scharf zu stellen nach dem Glück, nach dem Sinn, nach dem Vertrauen. Denke, was man an der Stelle lernen kann, man kommt nie dahin, Gott zu vergegenständlichen, über Gott solche Antworten zu produzieren, die standortlos,
teilnehmerperspektivfrei, einfach formuliert werden können, so als absolute Gleichung, als von Raum und Zeit und Herz und Geschichte und Erfahrung unberührte absolute Stimmigkeit, wie das die Mathematik so gerade kann und ein paar schöne Formeln, die wir haben, um diese Welt zu beschreiben, Gott funktioniert nie so. Und da wo Religion halbwegs ernsthaft betrieben wurde, da wo Glaube nicht so aus der ersten Stimmung heraus so formuliert war, sondern da wo das durchdacht ist, jahrhundertelang durchlebt formuliert, war dieses Bewusstsein eigentlich immer da. Paar kleine biblische Gedanken dazu, dass das im Grunde in der Bibel permanent die Voraussetzung ist. 42 wird es nie sein, weil Gott sich in solcher Art und Weise nicht vergegenständlichen,
nicht verobjektivieren lässt. Da kann es im Neuen Testament heißen, Gott wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann. Sehr erstaunlicher Satz, denn was sagen wir dann über dem die ganze Zeit? Man kann ihn nicht sehen, man kommt da nicht hin, man kommt da nicht dran. Wir reden die ganze Zeit von ihm. Wir wandeln nicht im Schauen, sagt Paulus, im Glauben. Und Glaube ist eben nicht direkt, nicht so, dass Gott ein greifbarer Gegenstand wird. Ich mag ja sehr 1. Korinther 13 Vers 12. Paulus in diesem Zusammenhang sagt, all unsere Erkenntnisse Stückwerk und dann bringt er so ein Doppelbild. Er sagt, wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild. Und dieses Doppelbild finde ich genial. Das erste sagt ja, wir sehen Gott nie
direkt, sondern in einem Spiegel. Er ist nicht anschaulich gegeben, greifbar so. Nur in einem Spiegel, jede Gotteserkenntnis ist grundsätzlich indirekt, immer vermittelt. Vermittelt, sei es durch einen brennenden Dornbusch oder durch Texte oder durch Geschichten oder durch Gleichnisse. Und Jesus macht das ja ganz deutlich. Diese Geschichten von Vätern und Söhnen und Witwen und ins Gesicht schlagen und all diese ganzen Geschichten, die machen Gott ahnbar. Sie machen ihn sichtbar, aber in einem Spiegel. Und das zweite, was in dieser Doppelmetapher von Paulus steckt, wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild. Alle unsere Gotteserkenntnis ist bildhaft. Das griechische
Wort ist nur ein Wort, das heißt Enigma. Man würde auf Deutsch auch sagen, übersetzen können, in Rätseln. Wenn wir jetzt jemandem sagen, du sprichst in Rätseln, meint er ja, kapier ich nicht, sag noch mal klar und deutlich, was du eigentlich meinst. Wenn man bei Paulus sagen würde, kapier ich nicht, du sprichst in Rätseln, dann würde Paulus sagen, ja, ich merke es auch und vielleicht leide ich auch dran und vielleicht habe ich damit auch meinen Frieden. Aber es ist nicht so, dass ich mich nicht klar ausdrücken will und kann, dass ich in Rätseln rede, sondern ich rede in Rätseln, weil ich von Gott rede. Alles, was ich sagen könnte, würde ihm nicht gerecht. Kein Wort, kein Bild, keine Vorstellung, keine Geschichte kann Gott einfangen. Es wie mit dem Tempel, den Salomo baut und wo er sagt, wie soll dieser Tempel dich fassen, wo doch die Himmel, aller Himmel dich nicht fassen kann.
Wieder und wieder ziehen sich solche Gedanken durch die Bibel, Gott sprengt unsere Vorstellung, wir können ihn nicht sehen. Als Mose sagt, zeig dich doch mal, ich habe da Stress mit meinen Leuten und so, die hören nur noch Bahnhof und hören da nur noch Gewitter und so und wenn ich dann irgendwas sage von dir, dann ziehen sie Schnüttchen und so, zeig dich doch mal, mach dich doch mal irgendwie eindeutig. Denken wir ja, mit dem Mose hättest du es gönnen können, aber Gott zieht das durch und sagt, kein Mensch kann mich sehen. Ich will an dir vorüberziehen, ich will dir ganz nahe kommen, aber wir müssen da einen Deal machen, wir gehen an so einen Ort, da stelle ich dich in eine Felsspalte, wo du nicht viel siehst und dann halte ich noch meine Hand davor und dann gehe ich an dir vorbei. Dann bin ich dir ganz nahe gekommen, aber du hast nichts gesehen und dann darfst du mir nachsehen und was immer du siehst, du wirst es nicht sagen können. So steht 2. Buch Mose Kapitel
33, erzählte Theologie, geniale erzählte Theologie. Du kannst Gott nicht dingfest machen, nicht greifbar und was immer du siehst und was dich berührt, kann nicht beschrieben werden. Es gibt immer diesen doppelten Abstand zur göttlichen Wirklichkeit. All unsere Gotteserkenntnis ist indirekt und bildhaft. Könnte man oder machen wir sofort unseren wohlmeidenden Agnostika hinzuziehen, der sagen würde, ich habe dir mit Geduld zugehört und du bist ja auch schon ein bisschen dran, was ich verstanden habe ist, du weißt es auch nicht. Du redest von Gott und du läufst da aber um den heißen Brei und immer wenn ich dich stellen will, sag ich, ja, das geht nicht und so. Ist das das Ergebnis, dass es nicht geht? Also ich bin ja Agnostiker, dann weiß ich am Ende des Abends
besser warum, weil du, der du sagst, dass du glaubst und so, es geht nicht. Du kannst Gott nicht beschreiben, du kriegst ihn nicht in den Griff, du hast da keine Definition, keine Formel und jetzt sagst du mir, dein ganzes heiliges Buch funktioniert auch schon so. Selbst in deinem heiligen Buch, da wird irgendwas erzählt, aber auch da indirekt, bildhaft, hinterher blicken, auch da ist es in der Geschichte. Ja, warum versuchst du es denn dann? Warum hältst du denn daran fest dann, wenn Gott ein solches Geheimnis ist, dass er sich jedem Bild, jedem Wort, jeder Theorie, jeder Definition entzieht, dann ist er eben das Geheimnis, dann einigen wir uns eben darauf. Du sagst, Gott ist ein Geheimnis und ich sage, die Welt ist voller Geheimnisse, manche sagen da Gott für. Da sind wir uns ziemlich nah und dem Weltfrieden vielleicht etwas näher. Wir machen einen dritten Gang ins Geheimnis. Der
Mensch ist ein Geheimnis mit Gott, es ist auch so, es bleibt auch geheimnisvoll und nun ist es ja ganz schlicht so, Menschen sagen und dieses Geheimnis hat mich berührt. Nicht so, dass ich es packen konnte, ich konnte es nicht festhalten, ich kann es auch nicht beschreiben, aber es hat mich berührt und ich bin mir gewiss, dass es so war. Ich bin mir gewiss, dass das dieser Gott oder dieser Jesus war, der in irgendeiner Weise mit Bildern, mit Indirekt, wie auch immer, aber in mein Leben hinein gegriffen oder gesprochen oder getupft hat. Es gibt ein drittes Geheimnis, ich möchte es mal das Geheimnis der Erleuchtung nennen. Es wird sich öfter mal um Licht drehen, mir geht es um das ganz
schlichte Sprachbild, mir geht ein Licht auf. Menschen sagen, mir ist ein Licht aufgegangen, auf einmal war das mit Gott, ja nicht 42haft klar, aber es war mir anders klar, es hat mich hell gemacht, es hat mich erleuchtet. Ich habe nicht mit meinen Augen gesehen, aber ich würde sagen, ich habe mit meinem Herzen etwas gesehen, etwas Reales, das was mich ergriffen hat. Ich bringe ein Beispiel von so einer Erfahrung, lasse ich jetzt in der Welt, Politiker oder, wie sagt man, Milliardär oder so. Michael Chodorkowski, vielleicht vielen bekannt aus den Medien, war ja viele Jahre lang im Gefängnis in russischer Haft, aus Gründen, die wir nicht bewerten müssen und er wird gefragt im Nachhinein, wie hat er es denn durchgehalten so lange im Gefängnis und hat die Religion da eine Rolle gespielt. Und er sagt, ja Sie kennen meine
Biografie, ich bin jetzt nicht als Beetbruder groß geworden oder so, ich bin ein ziemlich pragmatischer Mensch. Und dann sagt er, aber im Gefängnis hört dich Gott, er hört dich wirklich. Der Reporter beschreibt das so, dabei klingt seine Stimme nicht mehr kühl und analytisch, sondern bewegend. Da sei etwas gewesen, was ihm jedes Mal bei der Entscheidung geholfen habe, wenn er in einem Hungerstreik sein Leben aufs Spiel setzte. Dann wieder Zitat, du willst etwas tun, was absolut notwendig ist und dann redest du mit dir selbst und er hört es. Und wenn du weißt, dass er das gehört hat und zustimmt, dann hast du keine Angst mehr. Ich fand die Erfahrung schön, weil sie so völlig undramatisch und unspektakulär ist. Keiner wird geheilt und so, kein Engel kommt da rein geschwebt und so. Im Grunde kein Werther merkt das. Aber er ist in großer existenzieller
Frage, bleibt er, kann er sein Leben ja abschreiben, soll er durch Hungerstreik irgendwie versuchen, und es ist ernst. Und bei solchen ernsten Gedanken ist es ihm so, als hört Gott zu. So eine Präsenz, Gott hört, er ist da und er ist dabei und er geht mit. Und es ist so eine Präsenzgewissheit, Gefühl reicht da gar nicht für. So eine Bewusstseinseinstellung, da ist er. Und die trägt und die hält so sehr, dass er sagt, und ich hatte keine Angst mehr und ging weiter. Ich möchte das ergänzen durch eine eigene Erfahrung, durch eine religiöse Erfahrung und die möchte ich so ein bisschen jetzt mal so als Schulbeispiel hereinführen, anschließend analysieren, wie funktionieren so religiöse Erfahrungen. Das ist jetzt lange her, bald 30
Jahre, oh Schreck. Ich ging zum Konfirmandenunterricht vor über 30 Jahren durch die Straßen von Gelsenkirchen. Es war Winter, dunkel, kalt und da war niemand unterwegs. Wir hatten abends, spät Konfirmandenunterricht und so. Und da kommen ja ein paar Jugendliche entgegen und ich kenne die nur vom Sehen, habe aber so ein mulviges Gefühl. Ich wechsle die Straßenseite, gehe auf die andere Straßenseite, da ist Laterne und so, die auch. Das macht mir keinen guten Eindruck. Die kommen auf mich zu. Und dann stoßen wir aufeinander und schon packen mich zwei, halten mich von hinten, werfen mich über eine Hecke, werfen mich in einen Garten hinein. Zwei halten mich von hinten fest, einer biegt meine Arme ein hinten, einer hält mich am Kopf, einer schlägt mich ein, zwei Mal
und sie fragen mich, was hast du hier auf unserer Straße zu suchen. Ich habe keine Ahnung, was ich gesagt habe. Dann fragen sie, wo willst du hin? Und vor lauter Panik und Angst, weiß ich auch nicht, sage ich, ich will zur Kirche, ich komme vom Konfirmandenunterricht. Und der mich geboxt hat, kommt mir mit seinem Gesicht ganz nah, zischt mir ins Ohr, wenn du hier noch einmal lang kommst, dann machen wir dich richtig fertig. Und sie schubsen mich weg, ich fliege in den Dreck und dann gehen sie. Ich war nicht verletzt. Im Grunde könnte man sagen, also für die Straßen von Gelsenkirchen ist das fast nichts passiert eigentlich, ruhiger Abend oder so. Alles in Ordnung, alle können sich entspannen, fast nichts passiert irgendwie. Keine Verletzung, Bauch geboxt, gut. So, jetzt war ich 13 oder 14. Das ist so ein Alter irgendwie, nicht? Also man hätte ja sagen können, Konfirmandenunterricht beim Pfarrer, Entschuldigung, ich will nicht was Blödes passieren. Ich bin glaube ich mikrotraumatisiert und jetzt habe ich Angst vor dem Rückweg,
ob er irgendwas machen kann irgendwie, mich vielleicht nach Hause bringt oder bei den Eltern oder so. Wäre normal, aber nicht für 13, 14. Ich saß da innerlich wie Stein. Ich weiß nicht, was da so Sache war, das heißt natürlich weiß ich es noch, das ist für die Geschichte wichtig. Es ging irgendwie um 23, ich konnte mich nicht konzentrieren, weil ich irgendwie musste, ich muss da wieder durch, durch die Straße und das ist nicht gut. So und dann war irgendwann der Konfirmandenunterricht vorbei und da hatte ich ja doch keine Freunde, die da irgendwie ähnliche Richtung oder so, Konfirmandenunterricht, die waren alle von woanders, da musste ich da durch. In dieser Situation fand ich das auf einmal wahnsinnig einleuchtend, diesem Psalm 23 mir auf dem Rückweg nochmal aufzusagen. Ich war bis dahin so normaler Junge und normale Jungs haben Konfirmationen gemacht wegen Geld. Da hat man auch nicht
gedruckst oder so, da hat man vorher ungefähr den Stundenlohn schon berechnet, das ging auf allen so, das macht man wegen Geld irgendwie. Für die Familie ist nicht schön, aber Zahnarzt auch nicht oder so, also war okay oder so, aber war wegen Geld. So und das war alles auch irgendwie, ich habe da keine Folterqualen erlitten, aber es hat mich jetzt auch nicht vom Hocker gehauen erstmal. Auf diesem Rückweg habe ich zum ersten Mal, es hat für mich Sinn gemacht, diesem Psalm 23 für mich aufzusagen. Und nochmal und nochmal und nochmal. Das hat mir eingeleuchtet, dass der für sowas da ist, dass das so ein Notfallcode ist. Und dann kam ich so in die Nähe der Stelle, wo die mich auf dem Hinweg gepackt haben. Und dann war ich beim Psalm 23 an der Stelle, wo es hieß und ob ich schon wanderte im Finstern
Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Ich hatte das vorher auch schon nicht tausendmal gehört oder so, zehnmal, aber nie was passiert. Aber auf einmal passierte was. Und das ist dann immer so sauschwer zu sagen, was da passiert. Im Grunde könnte ich sagen, eigentlich ist nichts passiert. Ich bin da gegangen und da war keiner und da bin ich weiter gegangen. Eigentlich ist nichts passiert. Aber ja, es ist was passiert. Ich hatte noch viele hundert Meter vor mir, aber die Worte du bist bei mir haben wie ein Blitz eingeschlagen. Von einer Sekunde auf die andere fühlte sich das unendlich wahr an. Und ich habe bis dahin vor Angst so halb geschlottert. Von einer Sekunde auf die anderen fühlte ich mich unendlich leicht und frei und hell. Und wenn ich mich erinnere, es ist vor allem so diese Helligkeit. Ich weiß
gar nicht, was da hell war. Es war alles dunkel. Es war, man würde sagen, du hast das Gefühl gehabt psychisch, dass es in dir hell war, aber ich habe da gar keine Augen in mir drin. Es war hell. Es war Licht. Es war mir, als wäre ich von Licht umgeben, als wäre alles hell und leicht und klar. Und ich hatte keine Angst mehr. Und ich war jetzt so 13, 14, ich hatte Rocky-Poster an der Wand. Ich war eher so ein bisschen so cooler Gangster oder so. Aber mir war so hell und Licht und leicht. Ich bin die letzten paar hundert Meter auf dem Weg nach Hause. Eins war mal in die Luft gesprungen, weil ich so frei war. Und dann war ich zu Hause und setzte mich hin und fragte, was war das denn jetzt? Was war das? Und ich hatte das Gefühl, das war Gott. Das ist real. Das ist nicht nur wegen Geld. Das ist real. Könnte man das so einspielen und sagen kritisch, ja, aber komm, was würde der wohlmeinte Agnostiker
sagen? Das ist eine anrührende Geschichte. Seien wir froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Du warst ein Junge. Okay. Aber jetzt mal nüchtern reflektiert, du bist doch jetzt erwachsen, du hast auch studiert. Nüchtern passiert. Es ist nichts passiert. Und das war super, weil du hattest Angst. Und dass nichts passiert ist, war total erleichtert. Ist doch klar. Ist doch total erleichtert. Du kamst da in Panik durch und dann so hattest du dieses Erleichterungsgefühl. Und dann so diese Zwangsindoktrinierung, Kirchensystem, hat dir so paar religiöse Sprüche in dein Gehirn. Und du hattest eine schwache Stunde. Und was ist das mit Religion? In einer schwachen Stunde probiert man das. Und dann muss irgendwie so eine Kernfusion. Also das Gefühl der Erleichterung und diese religiösen Sprüche, das hat fusioniert. Und du hattest das Gefühl, dass diese religiösen Sprüche im Grunde das Gefühl der Erleichterung
nochmal steigern. Und das schien dir dann eine sinnvolle Sache zu sein irgendwie. Ja, es hat einen besonderen Effekt irgendwie. Aber Leute machen mit Drogen unglaubliche Erfahrungen. Also beruhig dich, viele Menschen sehen Lichter oder so. Das kommt vor. Und jetzt würde ich sagen, ja, ich habe mich auch beschäftigt mit vielerlei, auch mit außergewöhnlichem psychologischen Zuständen. Ich habe keine Angst vor so Anfragen. Kann man doch hören. Und rechne was aber nochmal weiter durch. Religionskritiker stellen Gott ja gern in die Kategorie der unsichtbaren Freunde. Und sagen im Grunde so ein Übergangsobjekt. Das hat funktioniert. So Stimmung, Sprüchsges, Übergangsobjekt, unsichtbarer Freund, boom, hat funktioniert. Ja, es passiert. So was kommt vor. Unsichtbare Freunde sind auch nicht
alle gleich. Stellen wir uns das vor, ich wäre gerade so im Spiderman-Film gewesen und hätte dann so gesagt in meiner Not, oh Spiderman, ich bin hier auf den Straßen von Gelsenkirchen und gleich dreh ich durch vor Panik, ob du mich hier rausholen könntest, Spiderman. So und stellen wir uns vor, die Geschichte wäre so weiter gegangen. Keiner wäre gekommen. Was wäre passiert? Hätte ich gesagt, oh Spiderman, er hat sie geschnappt, bevor sie mich erwischen konnten. Er ist der Coolste und Beste. Ich werde ihm Treue schwören mein Leben lang. Nein. Was wäre passiert mit Spiderman? Ich glaube, dass mit dem Licht und der Wärme und keine Angst mehr, und ich bin nicht allein, hätte nicht funktioniert. Ich wäre erleichtert gewesen und peinlich berührt von mir selbst, dass ich da bin Spiderman
oder so. Es hätte nicht funktioniert. Warum? Spiderman, dem fehlt so dieses Unendlichkeits-Gen. Ich weiß, dass der Fake ist. Ich weiß, Fantasie. Ich weiß, der ist erfunden. Warum funktioniert das mit dem nicht? Ist es das jetzt? Ist es im Grunde, ist Religion die Kunst, unsichtbare Freunde funktionieren zu lassen, weil man es schafft, sich glauben zu lassen, dass es keine unsichtbaren Freunde sind, sondern Realitäten. Das ist aber schwer. Das ist schwer. Wie schafft man das? Wie schafft man das, sich das glauben zu lassen? Ist das die Challenge? Ich möchte damit gar nichts beweisen. Ich möchte überhaupt nicht sagen, nein, die Geschichte war so gut, seitdem bin ich gläubig, weil der ganze Witz ist, anderthalb Jahre später, wo die knallharte Athe ist, anderthalb Jahre später habe ich alles abgeschüttelt, alle Religionen, allen Glauben. Ich habe es mir da gar nicht einfach mitgemacht. Bei der Konfirmation war ich einer
der wenigen, denke ich, kann keinen reingucken, ich habe so das Gefühl, die mit Ernst Ja gesagt werden, es war für mich real, da war was. Und ich habe auch danach Psalm 23 öfter mal gesprochen, gebetet und es war immer so, als wäre in diesen Worten ein Nachglühen, als wäre darin noch Energie, als wäre darin noch Leben, als wäre darin noch so ein Nachglühen, da ist noch was, ich komme dem wieder nah, auch wenn es nicht mehr so knallt. Ich habe mich sogar ganz raffiniert irgendwie dazu gebracht, ranzubleiben. Es war in der Schule eine kuriose Situation, wir waren konfirmiert und dann 8 Uhr, Lehrer sollte kommen, 5 nach 8 und ich wusste, der kommt immer pünktlich. So, und ich hatte irgendwie die Idee, ich würde gern an Kirche und Glaube dranbleiben, aber da kannte ich keinen, ehrlich gesagt,
der das so fand. Alle andere, die ich so kannte, waren wegen Geld und waren auch froh, dass der Zauber vorbei war. Und da hatte ich so eine Idee, der Lehrer war nicht da, 5 nach 8 und da sagte ich, boah, ich habe Hausaufgabenmatte vergessen, das wäre so geil, wenn der heute nicht käme, ich würde glaube ich bis Weihnachten jeden zweiten Sonntag in die Kirche gehen. So habe ich das gesagt und dann kam der nicht und manche haben sich kaputt gelacht über mich und sagten, der Dietz ist ja doof, der muss jetzt jeden zweiten Sonntag in die Kirche gehen, da glaubst du doch selbst nicht. Und ich habe gesagt, oh scheiße, da habe ich mich gerannt. Und war aber alles Schauspiel, alles so, es wäre mir peinlich gewesen, da hinzugehen, macht keiner, war in der Gegend, wo das nicht ging irgendwie. Und dann aber habe ich gesagt, naja, ich gehe da hin, ein Mann, ein Wort und so habe ich mich da reingesetzt und aber immer das Licht gesucht, immer gehört und geguckt, ich war der einzige unter 50, hatte ich immer
das Gefühl, da saßen jetzt so andere Zwangsentsassen, so 12-Jährige und für Mannen, die so gekämpft und alles andere, hatte auch sein Leben gelebt irgendwie und erholte sich davon in der Kirche. Und ich saß da und hörte, das Licht kam nicht mehr und da war Weihnachten und danach hatte ich keine Fantasie mehr, wie ich mich da hinkriegen kann, ohne Gesichtsverlust in der Schule. Und noch ein halbes Jahr später war ich damit durch. Hab das abgeschüttelt und gesagt, was immer da war, ich frage mal Psychologen irgendwann, ich weiß es nicht, ich sehe nur, dass es nicht funktioniert, dass es nicht hält, dass es nicht trägt. So, was kann man lernen aus so Geschichten? Glaube, Gott, ist offenbar so eine Passungsfrage. Wir müssen zwei Dinge passen. Eine existenzielle Frage, wo das Herz drin ist, dass man wirklich fragt
nach Halt, nach Gegenüber, nach Nicht-Allein-Sein, dem ich dankbar sein kann, weil ich nicht weiß, wohin mit meinem Glück, etwas, was mich bewegt, was mit Seele ist und nicht nur mit Gehirn. Und es muss dann ein Bild, ein Wort, ein Symbol kommen, was Tiefe hat, was nicht 42-haft ist, sondern was zu meiner Frage passt und gleichzeitig so einen Blick ins Unendliche, in das, was ich nicht greifen kann, ins Unfassbare erschließt. Und es sind so Passungsereignisse, in denen Glaube entsteht. Man kann den Glaube reinwachsen und dann passt es zur Familie. Es ist Teil von Familienandacht, es ist Teil von mit den Eltern beten, vom Schlafengehen, Teil von, da passt es.
Und dann ist man irgendwann in einem Alter, wo dieses Ganze, es passt in eine soziale Gemeinschaft, nicht mehr reicht. Es ist die Frage, passt es zu mir? Und solche Passungen kann ich nicht herstellen. Ich kann sie nicht logisch Schluss folgern. Ich kann nicht die Argumente häufeln und sagen, oho, inzwischen steht es 9 zu 7. Das heißt, ich muss meinen Status Richtung gläubig ändern, weil die Pro-Glaubens-Argumente über... macht kein Mensch so. Kein Mensch funktioniert so. Manche glauben, sie funktionieren so, dass du sagst, ja, du musst dich irgendwann entscheiden. Du musst dich entscheiden, ob du willst oder nicht willst. So, und das machen manche, das schaffen sie. Ich glaube, dass solche Entscheidungen auch oft viel Druckvolles haben oder auch oft Nebengründe, so dass man sagt, ja, ich weiß nicht genau, aber die hier in der Church
sind irgendwie auch so nett und so cool und das Mädchen da hinten gefällt mir besonders, ich würde gerne dazugehören, ja, ich mach das, ich schaff das irgendwie oder so. Sich entscheiden kann viel Krampf sein. Passung ist etwas anderes, etwas, was tiefere Schichten im Menschen berührt. Gefühl wäre die Antwort, wenn man Gefühl nicht falsch versteht. Wenn man darunter Emotionen versteht, dann ist es auch falsch. Also Gefühl in diesem Sinne, was die Seele anrührt. Gefühl hat ja im Grunde mit dem Tastsinn zu tun. Und das, was das Innerste berührt, das sind Gefühle im tiefen Sinne, die dann gemeint sind, wenn Theologen an dieser Stelle vom Gefühl reden, dann ja, dann ist das die Dimension. Aber es ist nicht nur Gefühl, es ist auch das Vorstellungsvermögen,
es sind die Gedanken, es sind die Träume, die Wünsche, all das wird angerührt und kann andocken. Ja, meine Geschichte zurückdenk, es war ein Moment ungeheurer Passung. Es hat wahnsinnig intensiv gepasst und es war, als würde die Zeit stillstehen. Und dann war es so, dass mein Leben sich verändert hat und ich keinen weiteren Codes gefunden habe. Psalm 23 war, den fand ich noch nie schlecht, hab mir immer eingeläutet, wenn es denn passt. Aber es war kein Schema, keine Zeichenwelt, um damit durchs Leben zu kommen als pubertierender 14-, 15-Jähriger, der sich auf einmal wahnsinnig für Politik interessiert und für die ganzen Dinge. Das hat in vielen Lebensbereichen nicht gepasst, keine Berührung mitgehabt. Und so ist es irgendwann von mir abgefallen. Glaube gelingt da,
wo Passung stattfindet zwischen einem ganzen Leben und einer Zeichenwelt, die die tiefsten Fragen des Lebens aufgreift und auf Gott hin öffnet. Und dafür braucht es ein Zeichensystem, eine Bilderwelt, die Gott und den Menschen verbindet. Nur als Ausblick heute, die christliche Zeichenwelt hat im Zentrum Jesus Christus, er ist das Bild Gottes, das Wort. Und sein Tun ist lauter Zeichen und seine Reden lauter Bildrede, lauter Hinweis. Jetzt könnte man meinen, dafür brauchst du 90 Minuten, da hinzukommen. Ja, weil so, so ist Christus das Wort Gottes. Nicht im Sinne von er ist 42 im Quadrat. Er ist die höchste Antwortstufe von das, was Dieb fort ausspucken
könnte, wenn man ihn rechnen lässt. Jesus Christus ist das Bild, was im christlichen Glauben die menschliche Seele und Gottes Unendlichkeit miteinander verbindet, wo sie sich auftut, wo sich es so öffnet, dass der Mensch da hineinschaut in das, was er nicht mehr greifen kann. Was ich heute Abend vorstellen wollte, ist im Grunde nicht spektakulär, im Grunde theologisches Basiswissen. Basiswissen, dass die Sache mit der Religion immer eine Dreieckskiste ist. Es ist immer der Mensch beteiligt mit seiner Frage, seiner Sehnsucht. Es ist immer Gott, das Unendliche, das Absolute, das Unbedingte. Aber da gibt es kein Kurzschluss zwischen. Da gibt es kein direktes Kennen und Sehen und Haben Gottes, nicht in der Bibel und nicht in jeder seriösen Theologie,
sondern es ist immer eine Dreieckskiste, dass Gott und Mensch sich berühren, einem Bild, in einem Zeichen. Und in dem Ereignis, dass es mir an diesem Zeichen, an diesem Bild konkret einleuchtet, dass mir ein Licht aufgeht. Und das ist das Unglück flacher Religionskritik, aber auch flacher Religion, dass Sie im Grunde dieses Einleuchten, diese Zeichenwelt, Glaub, wegtun zu können, als könnte man es objektiv klären. Es ging mir um solche Grundfragen, die ich die nächsten Tage ein bisschen ausschreiben möchte, ausdenken möchte, ein paar Beispielfragen. Ich möchte zum Abschluss noch so ein paar Mindeststandards formulieren für sinnvolles Nachdenken über Gott und damit schließen. Wenn du dir unter Gott etwas vorstellst, bei dem du nicht immer wieder in Staunen gerätst, dann ist es nicht Gott. Wenn du in deinem Glauben
an Gott diesen nicht immer wieder fremd und verstörend findest, dann ist es nicht Gott. Wenn der Gedanke an Gott nicht verbunden ist mit dem Gefühl der Ehrfurcht, dann ist es nicht Gott. Wenn all deine Fragen, Gedanken und Zweifel nicht von dem Bewusstsein begleitet sind, dass der Gott in deinem Kopf niemals Gott selbst ist, dann ist es nicht Gott. Wenn dir nicht bei jeder Einsicht in das Geheimnis Gottes, dieses Geheimnis noch faszinierender, unerschöpflicher und unauslodbarer, sprich geheimnisvoller wird, dann ist es nicht Gott. Wenn das, was dich ergreift, dich nicht frei macht zu fragen, zu denken, zu suchen, was wirklich passt, dann ist es nicht Gott.
Und wenn du nicht die Erfahrung eines Schweigen kennst, in dem dir alles, was du je über Gott gesagt hast, armselig und dürftig und nichtig vorkommt, dann ist es auch nicht Gott.
Das Geheimnis | 8.1.1
Vor Jahrtausenden bekriegten sich Menschen mit Keulen, Schwertern und Äxten, vor Jahrhunderten und Jahrzehnten dann mit Gewehren, Kanonen, Autobomben. Jedes Mal ging es um die Frage: Welcher Gott ist der mächtigste, der einzig wahre, der richtige? Ob Babylonier und Israeliten, Katholiken und Protestanten, Atheisten, Christen und Muslime – verschiedenste Kulturen und Glaubensrichtungen versuchten, den wahren Gott zu verkünden und Nicht-Gläubige zu Feinden zu erklären oder – heutzutage – zumindest für ein bisschen irre zu halten. Dabei ist ein Gott, den Menschen definieren können, ein Gott, der als Erklärung für das Leben, den Ursprung des Menschen und den Sinn des Lebens herhalten kann, kein Gott. Sondern ein Hilfsmittel zur Welterklärung. Theologe Thorsten Dietz versucht, das Geheimnis um Gott zu lüften, ohne Gott zu definieren. Er beschreibt theologisches Basiswissen, das sich zu wissen lohnt. Und zeigt, dass gerade in der Bibel die stärkste Religionskritik geschrieben steht und was wir davon lernen können.