Ich glaube hilft meinem Unglauben. So lautete die Jahreslosung im Jahr 2020, das Jahr, in dem ich diesen Vortrag halte. Zu dieser Jahreslosung gab es viele spannende Überlegungen zum Stichwort Zweifel und das war in diesem Jahr spannend. Das ist ein Thema. Glaube ist nicht einfach so selbstverständlich, dass alle sagen, ja klar glaube ich. Was ist mit diesem komischen Clown da im Evangelium? Hilft mein Unglauben. Also wenn ich mich rein spüre, ist da nur Glaube. Im Jahr 2020 hatten viele das Gefühl, das ist eine gute Jahreslosung. Sie spricht etwas an, das ich kenne. Sie spricht so dies miteinander an von irgendwie glaube ich und irgendwie auch nicht. Oder manchmal ist es ein Ja und manchmal ist es ein Nein. Zu diesem Thema gibt es einen Theologen,
der sich da viel Gedanken gemacht hat. Das ist der Theologe, über den ich heute spreche, Paul Tillich. Einer der bekannten großen Theologen des 20. Jahrhunderts. Werde etwas über das Thema Glaube und Zweifel sagen. Das wird keine Einführung in seine gesamte Theologie, so etwas geht ja nie. Aber eine Einführung in ein Schlüsselgedanken, der für Tillich wesentlich war und über den man auch wirklich einen guten Einstieg bekommen wird. Wir steigen ein. Paul Tillich, ich halte diesen Vortrag in Marburg. Tillich hat unter anderem auch in Marburg gelehrt nach dem Ersten Weltkrieg, hat in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein Referat, ein Vortrag, ein Aufsatz entwickelt mit diesem Titel, Rechtfertigung und Zweifel, die Rechtfertigung des Zweiflers, 2019 in einer ersten Version, 1924 dann nochmal veröffentlicht. Es ist ein Schlüsselgedanke, der sich durch seine Theologie hindurchzieht. Und ich erkläre jetzt die Grundidee dieses Aufsatzes
kurz und knapp mal so. Es gibt einen protestantischen Grundkonsens. Schlicht den, christlicher Glaube hat in seinem Zentrum die Idee, dass Gott den Gottlosen rechtfertigt, dass Gott nicht den Gerechten anerkennt und sagt, du bist gerecht, hast du aber Glück gehabt, sondern dass Gott Menschen rechtfertigt, die es nicht sind, dass Gott die Sünder rechtfertigt. Und dass diese Rechtfertigung bedingungslos ist. Das Wort für bedingungslose Rechtfertigung ist Gnade, Barmherzigkeit. Es gibt keine Vorleistung, es gibt keine Vorbereitung, es gibt auch keinen Eintrittspreis für diesen Weg. Es ist bedingungslose Annahme, bedingungsloses Ja. Und es ist jetzt auch
nicht der Punkt, dass man dann sagen könnte, ja, aber du musst die Gnade jetzt schon noch annehmen. Also die Bedingung ist jetzt wesentlich. Du musst die Gnade annehmen, du musst glauben. Das ist ein völliges Missverständnis dessen, was Glaube sein könnte. In der Reformation ist immer völlig klar, der Glaube ist nicht die Bedingung dafür, dass die Rechtfertigungslehre gilt, sondern der Glaube ist die Folge, ist die Wirkung, ist das Ergebnis, dass jemand diese bedingungslose Gnade hört und versteht. So ein Glaube entsteht, angesichts dessen, dass Menschen überwältigt sind von dieser Botschaft, bedingungslos bejaht und geliebt zu sein. Glaube ist also der Weg, nicht die Bedingung, nicht das Eintrittsgeld, nicht das Tor, an dem der Eintrittspreis in irgendeiner Weise fällig wird, sondern schon die Wirkung dessen, bedingungslos geliebt zu sein. Und das ist Theologie, das ist Rechtfertigungslehre, das ist die zentrale Theorie im reformatorischen Protestantismus. Die Praxis ist
natürlich nochmal was anderes. Man kann die Lehre sehr gut verstanden haben und sie bejahen. Sie zu leben ist nochmal was anderes. Also die nachdenklichen Protestanten haben immer gemerkt, es ist zweierlei, diese Lehre richtig zu finden und sie auch zu bekennen und sie zu praktizieren. Martin Luther konnte sagen, ich wundere mich, dass ich so wenig glaube, was ich weiß. Ich wissen, tue ich die Lehre. Er hat sie fast erfunden oder er hat sie bei Paulus wiederentdeckt. Er war da radikal für, dass das die biblische Botschaft ist, dass das der christliche Glaube ist, sie zu glauben, darauf zu vertrauen, aus Gnade zu leben, aus Liebe zu leben, ist nochmal was anderes. Und das ist jetzt auch nicht leicht oder billig oder Kinderspiel. Manchmal tun Leute so, als wäre das das Leichteste
von der Welt, zu glauben, dass man bedingungslos geliebt ist, als könnte das jeder Hüdel auf der Straße und als würden die richtigen, ernsthaften, reifen Christen weit darüber hinaus auch so Gedanken haben, dass Gott auch manchmal ganz schön streng ist und so. Also es ist nicht leicht. Ein jeder prüfe sich selbst. Jeder frage sich, ob es ihm leicht fällt, in jeder Situation, in jeder Lebensphase, angesichts jedes möglichen Sachverhaltes im eigenen Leben und Erleben zu sagen, Gott sei Dank habe ich nie irgendwelche Zweifel oder Fragen. Ich lebe zutiefst aus dem Gefühl und der Erfahrung und der Gewissheit und der Überzeugung, bedingungslos geliebt zu sein. Das ist für mich Kopf- und Herztheorie, Praxishaltung. Also wenn ja, herzlichen Glückwunsch, super. Der Vortrag ist für dich nicht weiter interessant. Ich habe aber eher die Lebenserfahrung,
dass die meisten Menschen schon merken, hier ist zwischen dieser Lehre und der Lebenshaltung daraus zu existieren, daraus Kraft zu schöpfen, daraus zu denken, zu sein, ist nochmal ein Unterschied. So, was ist die Lehre? Und jetzt macht Tillich, wie viele Menschen auch im 20. Jahrhundert, die Erfahrung, diese Lehre spricht heute noch an. Man sich da reinsteigert und ein bisschen Geschichte treibt und wenn man das liest und so, also man kann die Befreiungserfahrung Luthers und anderer evangelischer Christen nachfühlen und man merkt aber auch, für die waren viele Fragen noch keine schwierigen Fragen. Dass Gott ist und dass er genauso ist, wie die Bibel das beschreibt und das alles, was da steht, auch die Welt im Großen und Ganzen richtig einsortiert und die ganzen
geschichtlichen Berichte und all die ganzen Dinge, da waren damals nicht die Fragen und Probleme. Und Tillich merkt mit vielen anderen, es gibt heutzutage andere Zweifel als die, dass Gott uns mich wirklich liebt. Und es gibt die Erfahrung, dass Menschen da eigentlich bei ganz anderen Fragen, gibt es Gott überhaupt? Ist die Bibel zuverlässig? Ist das alles historisch passiert? Wie passt das moderne Weltbild zum Weltbild der Bibel? Wie kann ich glauben, angesichts der modernen Naturwissenschaften, dass da viele, viele Zweifel entstehen? Und durchaus auch so Dynamiken entstehen, dass Leute sagen, aber ich kann das nicht glauben, also ist die Botschaft nicht für mich. Und so eine innere Zerrissenheit haben auf der einen Seite Faszination von dieser Idee, diesem Gedanken, dieser radikalen Annahme. Auf der anderen Seite Hürden, Gedanken, Schwierigkeiten, Probleme,
irgendwas, wo man sich so rein verstrickt hat. Und Tillichs schlichte These ist, wir müssen unsere eigene Botschaft ernst nehmen. Bedingungslose Gnade ist bedingungslos. Die ist nicht nur unabhängig von allen religiösen Bedingungen, Skrupeln und Zweifeln, die man im ersten Jahrhundert oder im sechzehnten Jahrhundert hatte. Sie ist auch frei von allen Vorleistungen intellektueller Art, die moderne Schwierigkeiten sich manchmal mitbringen. Rechtfertigung muss heute auch Rechtfertigung des Zweiflers sein, Rechtfertigung dessen, der viele Fragen hat, der sich in vielerlei verstrickt. Sonst ist es nicht Rechtfertigung, sonst ist es nicht Gnade. Es sind zwei Dinge,
die dabei Tillich hervorhebt. Das eine ist, es geht ja auch intellektuell, geistig nicht darum, dass man jetzt bestimmte Leistungen erbringen müsste, ein bestimmtes christliches Weltbild akzeptieren, eine bestimmte Reihung von Kern-Thesen, die man in irgendeiner Weise unterschreiben muss. All das ist nicht, so funktioniert es nicht. Glaube ist nicht die Entscheidung bestimmten aufzählbaren Sätzen, jeweils inhaltlich zuzustimmen. Glaube ist immer die Erfahrung eines Durchbruchs der Gnade. Glaube ist immer ein Ergriffenwerden, ein Ergriffenwerden von einem großen Ja, von einer unbedingten Annahme, ein Ergriffenwerden von einer Liebe, die man nicht produzieren kann. Und das kann man nicht produzieren. Kann man auch nicht so produzieren, dass man sagt,
ich habe mich irgendwie verhakt, ich muss nachdenken, ich brauche jetzt ein apologetisches Buch, was mir hilft. Das sagen mir manche, das müsste ich glauben, ich kann es gerade nicht, kann ich das irgendwie umstricken oder so. Also die Lösung wird nie dabei darin bestehen, die Zweifelsgründe, die Hemmnisse, das, was mich trennt davon, einfach mich liegen zu lassen, jetzt aufzudröseln durch intellektuelle Entwürfe, durch apologetische Gründe, durch ich baue erstmal eine andere Theologie, dass ich wieder glauben kann oder so, das ist alles, das ist ähnlich verzweifelt wie ich muss doch in der Lage sein, ein gerechtes Leben zu führen und aus reinem Herzen zu lieben. Und die Religionsgeschichte ist voller Verstrickungen, wo Menschen im Versuch, ganz gerecht zu sein oder aus ganz reinem Herzen zu lieben, in ungeheure skrupulöse Verstrickungen gekommen sind und
irgendwann gar nicht mehr klarkamen und es passiert intellektuell auch. Und auf der Ebene der Lehre zumindest wissen, der Weg zur Gnade führt nie durch Auflösung von 27 Schwierigkeiten und durch die Lektüre von Handbüchern, die mir versprechen, alle Zweifel zu zerstreuen, ist es nicht der Weg. Gnade ist Durchbruch, Gnade ist ein Ergriffenwerden. Und das zweite, was die Licht theologisch vorschlägt, er sagt, die Botschaft der Gnade begegnet uns natürlich in bestimmter Gestalt. Christentum völlig klar, Jesus Christus ist das Bild Gottes, er ist der Sohn Gottes, er ist der Erlöser, er ist der offenbare Gott, da offenbart sich Gott, da zeigt er sein Angesicht. So, das ist richtig und Tillich legt gleichzeitig Wert darauf, was ist man so im Christentum und die Weise, wie
Christus uns bezeugt wird und die Art, wie wir diese Bezeugung verstehen, ist ja auch schon nicht deckungsgleich. So, er wird uns geschichtlich bezeugt, biblisch, durch Tradition vermittelt, überzeichnet durch mittelalterliche reformatorische, pietistische, erweckliche Begriffe, Ideen, da passiert immer was. Naja, das ist nicht identisch mit Gott eins zu eins, es sind immer Mittel, es ist immer Gottes Heilsoffenbarung, es ist immer das Mittel, was geschickt ist von Gott her, aber in irgendeiner Weise sich auch verbindet mit unseren Denkfähigkeiten, mit Bildern, mit Symbolen, mit Metaphern, die jeweils auch ihre geschichtliche Bedingtheit haben. Und der Punkt ist, dass es verzweifelt werden kann, diese Bilder, diese Botschaft, diese Formeln zum
Gegenstand des Glaubens zu machen und zu sagen, das, das muss ich doch glauben. So, der Punkt ist immer darin, an den Gott zu glauben, der größer ist als diese Bilder und Metapher und der durchbricht und mich anspricht durch dieses, aber gleichzeitig natürlich der Unbedingte, Ungreifbare ist und bleibt. So, und vereinfacht sind das zwei Gedanken, die Tillich in diesem Aufsatz, in diesem Vortrag klärt, Rechtfertigung allein aus Gnaden ist heute nicht nur Rechtfertigung des Sünders, nicht nur moralisch, sondern muss intellektuell verstanden werden und da kann man sich theologisch hier klar machen, Gnade ist immer ein Ergriffen werden und niemals ein Fertigstellen von Kopfgeburten und es hat auch immer damit zu tun, die Botschaft, das Bild, die Predigt, die Gestalt, der Lehre noch
einmal zu unterscheiden von dem Gott, der mir sich darin erschließt. So, das ist die Grundidee des Ganzen, die kann einem jetzt einleuchten, die kann einem jetzt nicht einleuchten, der Vortrag ist jetzt aber noch nicht zu Ende, er geht jetzt los. Wir starten an der Stelle nochmal, denn diese Idee, dieser Vortrag hat auch eine Geschichte, er hat eine Vorgeschichte und eine Nachgeschichte und beides ist sehr interessant und es ist fast immer so, man versteht Ideen nie so recht, wenn man sie aus ihrer Geschichte herausnimmt, wenn man sie von ihrem Kontext befreit. Es ist wie immer Kontext, Kontext, Kontext, wenn du etwas hörst, müsste dir ungefähr der Gesprächszusammenhang klar sein, um das, was du gehört hast, nicht falsch einzuordnen und so ist es auch hier und darum möchte ich diesen Grundgedankenrecht für die Zweifler jetzt nochmal hinein setzen in Tillichs
Lebensgeschichte, in seine Glaubensgeschichte und dann damit vielleicht nochmal die eine oder andere Anschlussmöglichkeit mehr zu schaffen, wie Tillich diese Idee gefunden hat und auch, wie er sie dann weiterentwickelt hat. Wie kommt Tillich auf diese Idee? Paul Tillich ist geboren 1886, philhelminische Zeit, Kaiserreich, ihr seid alle schnell im Rechnen, also bis 28 ist er Bürger des Kaiserreichs, bis 32 natürlich nicht, aber 28 ist der Erste Weltkrieg, die große Zäsur, da ist er aber natürlich schon auf damalige Verhältnisse anders erwachsen als das heute so verlangt wird oder auch möglich ist. Paul Tillich kommt aus einem traditionell christlichen Haus, einem sehr christlichen, sehr theologischen, sehr kirchlichen Haus. Mein Vater ist Johannes
Tillich und rein für sich allein hätte der eine gewisse Restchance auch Teil der Kirchengeschichte zu werden, so für Superexperten, die würden den kennen, weil er war immerhin General-Superintendent der Preußischen Kirche, er hatte da eine der höheren Kirchenämter, es sind Schriften von ihm überliefert, wir wissen, was er so ungefähr gedacht und gewollt hat. Er hat sich engagiert auf verschiedenen Ebenen, erst als Pfarrer, als Kirchen, in der Kirchenleitung im weiteren Sinne und er war damals einer der großen Konservativen. Konservativen hießen damals die Positiven, die positiven Theologen und die sahen sich in einer großen Auseinandersetzung mit dem liberalen Christentum ihrer Zeit. Sehr vereinfacht kann man sagen, die liberalen Christen im Kaiserreich haben gesagt, wir können doch jetzt nicht einfach alles, was in der Bibel steht,
so glauben, wie es da steht, nur weil es da steht, sondern wir müssen doch den christlichen Glauben so weiterentwickeln, dass wir ihn mit unserem aufgeklärten und historisch denkenden Verstand heute begreifen können. Es ist die ständige Aufgabe, die Reflexion des Glaubens jeweils auf dem intellektuellen, kulturellen Stand der Gegenwart zu halten. Und dafür muss man ganz schlicht in der Bibel Schale und Kern unterscheiden. Vieles ist da einfach die Schale, vieles ist da völlig zeitbedingt. Das kriegen wir raus, das merken wir schon, was da alles aus der damaligen Zeit ist. Und uns geht es um den Kern. Und dieser religiöse Kern, der ist heute noch relevant und das ist die Nächstenliebe, das ist Gott, der Vater, der alle Menschen bedingungslos
liebt. Das ist die bessere Gerechtigkeit des Evangeliums, der unendliche Wert der menschlichen Seele. Und von diesem Gott sind wir gesamt zum Fortschritt beizutragen in aller Welt. So, jetzt sehr verkürzt, sehr vereinfacht. Und Johannes Tillich gehörte zu denen, die das grimmigst bekämpften. Weil sie sagten, diese ganze Unterscheidung von Schale und Kern, das ist total verheerend. Weil was machen die mit den Wundern, können sie nichts anfangen? Weg! Die stellen sich da hin und sagen, Jungfrauengeburt, ja, da können wir aufgeklärten Zeitgenossen nicht mehr glauben. Weg! Wir haben da historisch Respekt vor, dass das in der alten Kirche mal wichtig war, aber so. Und Johannes Tillich sah darin einen großen Abfall, einen großen Verlust. Und für ihn war klar, das ist die letzte Stufe vom Atheismus. Also wir erleben hier einen Ausverkauf der christlichen Halsbotschaft. Und was muss man dagegen machen? Man muss es bekämpfen. Wir müssen in der Kirche,
in den Synoden mit politischen Mitteln verhindern, dass solche Menschen, die sowas glauben, Fachher werden. Und wir müssen an den Universitäten natürlich darauf achten, dass so Leute niemals Professoren werden. Und wenn da aus Versehen einer uns mal durchgeschlüpft ist, ja, der darf keine Prüfung mehr machen. Das müssen wir verhindern. Und man hatte damals in der Regel Mehrheiten in der Gemeinde sowieso, in den Synoden hatte man Mehrheiten und man hatte immer auch ein offenes Ohr von irgendwelchen politischen Größen und Kräften. Also die Positiven waren schon auch erfolgreich darin, mit politischen Mitteln und kirchlichen Mehrheiten solche Liberale möglichst rauszuhalten. Und das wurde aber schwerer. Es wurde schwerer, weil man irgendwie das Gefühl hatte, in den Universitäten, da ist ein Virus, da ist irgendwie was ganz Blödes, da ist irgendeine ansteckende geistige Krankheit. Wir schicken da junge Leute hin, die stehen fest im Glauben,
wenn die wiederkommen, sind die völlig verwirrt. Das war eine tiefe Anfechtung der Positiven und sie hatten das Gefühl, jeder, der mal zwei Bücher zu viel liest, kann es sie nicht mehr gebrauchen für die Gemeinde. Und sie kam damit nicht klar. Manche wurden milde, depressiv, andere wurden noch kämpferischer und noch wütender und so. Und das ist ein Milieu, aus dem Tillich stammt. Der Vater hat sich auch engagiert, Gemeinschaftsbewegung, er wollte das stärken, er fand das wichtig, er wollte es auch in der Kirche halten. Er wollte bloß nicht, dass die Gläubigen, Frommen, Erwecklichen, Missionarischen jetzt in irgendwelche Freikirchen oder Sekten gehen, da gruselt ihm total vor, er wollte die Leute für die Kirche halten. Dass die in der Kirche laut auftreten und dass sie sagen, der Pfarrer sowieso ist nicht mehr richtig gläubig und so, weg mit dem und da war. Waren die Tillichs Vater und Sohn, sage ich gleich Vater und Sohn dafür, dass das Bekenntnis, das positive Christentum,
der alte Glaube in irgendeiner Weise bewahrt wird gegen diese ganzen Zweifel. Tillich studierte in Halle unter anderem, nicht nur, aber Halle war sein wesentlicher Studienort. Halle galt als Hochburg solcher positiven, erwecklichen Theologen. Da lernte der große alte Martin Kähler, der stand fest im Glauben, der war bekehrt, der war Missionsfreund, war so eins der ganz wesentlichen Sachen, dass man die Mission unterstützte. Der hatte auch mal eine weltliche Jugend, hatte für Goethe geschwärmt, hat Gedichte geschrieben. Als er mit Jesus klarstand, nahm er seine Gedichte, warf sie ins Feuer, weltlicher Tanz. Glaube, Wahrheit, Bekenntnis, Mission. Sehr kluger Mann, sehr reflektiert. Tillich hat viel von ihm profitiert. Lüttgart wäre ein weiterer Lehrer,
war deutlich jünger, nicht sehr viel älter als Tillich selbst, aber hat ihn auch geprägt. Also, Tillich war in einer erwecklichen, konservativen, positiven Hochburg. Und das ist etwas, was man in manchen Lehrbüchern so unterschätzt. Viele sagen heute ja, Tillich, liberaler Theologe. Da gab es Schleiermacher, gab Tröllsch, gab Tillich und so. Der muss einen konservativen Vater gehabt haben, aber der wird doch da sich irgendwann geheilt haben. Das ist nicht so schnell. Wenn man sich die Quellen genauer anschaut, merkt man, Tillich war schon viele Jahre lang auch als Theologiestudent Teil des konservativen Milieus. Und er hat versucht, das auch konsequent zu leben. Er war zum Beispiel in einer studentischen Verbindung. Da muss man jetzt sehr klar kriegen, dass das 1900 bisschen nicht vergleichbar ist mit 2020. Das waren fast alle Theologen. Wingolf war er. Und Tillich war es damals wichtig. Wingolf, wir sind eine Verbindung. Wir sind hier aber keine Säufer
und Klopper, sondern wir sind eine christliche Verbindung. Und eine christliche Verbindung, das geht hier nicht ohne Andacht, ohne Gottes Wort, ohne gemeinsames Bibelstudium. Und das kann bei uns nicht sein, dass da so Weltgeist einzieht und Tillich hat sich da regional, überregional für engagiert. Christliche Verbindung, die auch konsequent sind. Es gibt Quellen, die zeigen, Tillich hat auch so in Leitungsverantwortung mit für einen klaren konservativen Kurs gestanden. Gab es zum Beispiel mal einen Mitbruder, dem ist was passiert mit einem Mädchen. War andere Zeit, war noch weniger denkbar irgendwie und so. Alle waren entsetzt und so. Und dann gab es die Idee, also da würden wir mal vorschlagen, der ist jetzt mal ein Semester ausgeschlossen von allen,
was wir hier machen. Und Tillich guckte sie an und sagte, ein Jahr ausgeschlossen und alle, oder manche dachten, ja, ist hier ein bisschen streng oder so. Und Tillich sagte, nein, für immer, für immer, nie wieder hat der irgendwie was bei uns zu suchen. Es waren Burschenschaften damals, Gemeinschaften fürs ganze Leben und so. Also war ja der Sinn auch, so ein bisschen sich zu kloppen und zu saufen um lebenslange Seilschaft und so, andere Burschenschaften. Und Tillich war Hardliner in solchen Fragen. Er sagte, nie wieder, der hat es für immer vergeigt. Das ist ja auch ein Signal auch. Wenn wir das Signal setzen, du kannst da rumlottern, kleine Auszeit und dann bist du wieder im Spiel. Ja, aber was wird passieren mit den jungen Frischlinge, die wir da kriegen und so. Das ist etwas, was Tillich lange prägt und auch, das heißt lange, bis Mitte 20 oder so, aber länger
als man denkt, viele Jahre lang, als er schon kräftig liest und studiert und so, ist er sehr konsequent in einer positiven, antiliberalen Denkweise. Und in dieser Denkweise sind Zweifel, also entweder eine ganz furchtbare Anfechtung, die du einem Seelsorger offenbarst, der sehr feste mit dir beten wird oder Sünde, so dass du Bücher liest, die der Seele schaden. Was liest du da irgendwelche atheistischen, hetzerischen Zweifelsgetränken, Dinge. Ja, selbst schuld. Hast dir deinen eigenen Glauben kaputt gelesen, jetzt komm nicht da jammern oder so. Das war eigentlich die Alternative aus streng positiver Sicht. So, also entweder bist du selbst schuld, weil du hast mit dem Feuer gespielt oder es ist eine schlimme Anfechtung vor Gott, dann offenbare
dich in der Seelsorge und bete, bete, bete. Das war nicht die Kultur, wo man sagt, wir haben alle unsere Zweifel. Zweifel ist auch ganz wichtig, dass man selbstständig, dass das war nicht das Ding. So, und diesem jungen Tillich holen aber mit der Zeit Zweifel ein. Und in den nächsten zehn Jahren wird er mehrere Wellen von Zweifel erleben. Jetzt ist das Leben immer kompliziert. Ich werde jetzt drei Zweifelskomplexe benennen. Da kann da ungefähr auch mal ein Jahr oder eine Epoche zu legen, aber das ist jetzt hier der Vortrag vereinfacht das. Also ich mache jetzt mal einfach drei Zweifelsphasen und wir sind jetzt nicht zu streng mit den Jahreszahlen. Das ist jetzt ein vereinfachtes Schema. Das erste, was Tillich kennenlernt oder das erste, was ich jetzt hier benenne, nenne ich einfach mal schlicht religiöse Zweifel. Tillich hat mit Mitte 20 schon pasturale Tätigkeit, Praktikum, Vikariat, Vorwerk und so ein bisschen komplizierter war an mehreren Stellen.
Pasturale Zeiten, wo er Prediger war, wo er mit Menschen zusammenkam. Und ja, das ist, es ist was anderes, ob man über den Glauben am Schreibtisch sinniert oder ob man Untermenschen ist, die ganz schlicht erwarten, dass man für seinen Glauben einsteht, dass man ihn lebt, dass man über seinen Glauben spricht, seinen Glauben bezeugt und anderen Dingen zusagt von Gott. Das ist ein ziemlicher Unterschied. So, und Tillich hat das in diesen Zusammenhängen auch noch mal deutlicher gemerkt am Schreibtisch, kann ja irgendwann die Bücher zumachen und mit Leuten reden oder so, das ist alles immer gut. Aber wenn du auf der Kanzel stehen musst und bezeugst, was das Wort sagt,
so dass es durch dich hin durchgegangen ist, dass du deinen eigenen Glauben formulierst, dass du dies in existenziellen Situationen am Krankenbett oder am Sterbebett tust oder Menschen, die dich fragen, was das denn ist und was Gott sich dabei denkt, dann musst du in eine sehr andere Position dich nochmal begeben. Und jetzt kann man nie reinschauen in Menschen, die Briefe, Tagebücher schreiben und Predigten hinterlassen, was es im Detail war. Wir sehen aber, Tillichs religiöses Selbstbewusstsein ist angekratzt. Und es gibt eine Begebenheit, er hat seine Predigten aufgeschrieben, das war damals sehr üblich, das so zu machen. Es gibt einen Sonntag, da hat er eine Predigt geschrieben und die hört irgendwie mittendrin auf. Und dann hat er eine zweite Predigt geschrieben an diesem selben Sonntag, selber Text, die wird er gehalten haben. Und
der Vergleich ist total spannend, weil man sieht, die erste Predigt, es geht dann um den Heiligen Geist und dass der Heilige Geist uns richtet und dass der Heilige Geist uns auch überführt, ob wir wirklich im Glauben stehen und dass es ganz wichtig ist und dass man sich da nicht verhärten soll und dass man sich prüfen lassen muss und dass das alles ernst. Und es wird aber immer, es liest sich immer schwerer, er gräbt immer tiefer da rein und man merkt, er kommt gar nicht zum Punkt. Er merkt, es ist nicht in Ordnung und man müsste Glauben haben und er hat ihn nicht und er schreit und dann ist die Predigt irgendwann vorbei und man ist fast erschöpft. Und dann hat er dasselbe Thema nochmal bearbeitet und auf einmal ist es anders. Auf einmal lässt er inmitten in dieser Predigt, ja, Jesus selbst zu Wort kommen und es sind Worte der Gnade, es sind Worte in die
Richtung, es geht nicht darum, was du kannst, es geht nicht darum, was du hinkriegst, es geht nicht um das, was du verstehst, es geht nicht darum, dass du dich in irgendeiner Weise zurecht machst. Du bist bedingungslos geliebt ohne alle Vorleistung. Du bist bedingungslos angenommen. Und das ist es, was der Heilige Geist tut. Das ist das Hauptwerk, das ist das eigentliche Werk des Heiligen Geistes. Und der gekreuzigte Christus ist das Zeichen der bedingungslosen Liebe Gottes und der Heilige Geist zeigt auf den Gekreuzigten und spricht dir ins Herz alles, was dich von Gott trennt, ist dort gerichtet und durchgestrichen und getragen und erlöst. Du bist geliebt. Und es ist der Heilige
Geist, der es dir ins Herz gibt, dass du nichts dafür tun kannst, dass es ein Geschenk ist. Und das ist interessant, weil man hier sieht, hier wiederholt sich ja im Grunde eine reformatorische Ur-Erfahrung, die Tillich wieder fährt nach 25 Jahren fast. Positiver, konservativer, selbstverständlicher Haltung, das ist unser Bekenntnis, dafür stehen wir, wer das nicht richtig glaubt. Die wollen wir hier nicht, die sind nicht richtig und so. Offensichtlich hat Tillich Selbsterfahren, das ist ein großer Unterschied, Bekenntnis, Zustimmung zu haben und in eigener Person vor der Frage des Vertrauens zu stehen und zu merken, man kriegt es nicht so aus sich heraus gepresst, wie man gewissen Bekennermut und ihr blöden Liberalen oder so, das kriegt man
irgendwie hin, auf Kommando, wenn man in der richtigen Truppe ist. Aber an dieser Stelle kommt Tillich tiefer rein und formuliert das. Ist auch sehr interessant, denn er hat vorher alles, was wir so haben an Texten und so. Man sieht vorher nicht, dass die Rechtfertigungslehre besonders tief oder häufig oder stark in ihm verwurzelt ist. Dass es hier offenbar unter der Bedingung ist, bezeugen und predigen zu müssen, ist etwas Neues. So religiöse Zweifel. Tillich entwickelt in der Folgezeit weitere Fragen. Diese Fragen werden auch angeregt durch das, was er kennenlernt. Universitäten sind natürlich, da ist viel los. Wenn man da nicht so mit Scheuklappen und so, wenn man halbwegs mit offenen Augen durch die Straße geht, verschiedene Gastvorlesungen, wenn man Philosophie mitkriegt, Geschichte, verschiedene Dinge, kann einem vieles begegnen,
was einen herausführt. Tillich hat sich herausfordern lassen und es waren nicht nur die Universität, es waren auch Gemeindeerfahrung. Gemeindeerfahrung in der Großstadt Berlin-Moabit, wo Tillich merkt, in der Arbeiter-Schicht auf den Straßen, da ist es nicht wie im Hause seines Vaters. Da war Tischgebet, alle und so. Also wenn du da dein Haus, deinen Laden im Griff hast, Dorfgemeinschaft, Kirchengemeinschaft, das sind alle Gläubig, da kannst du wunderbar mitschwimmen. Aber wenn du irgendwo in der Großstadt auf der Straße stehst und die Leute sich über Glaubensdinge kaputtlachen, nicht so einfach. Da hast du manches an Rückenwind weniger. Fröhlich und gern und feste, deinen Glauben zu bekennen. Tillich lernt intellektuelle Zweifel kennen und er macht sich da manchen Kopf. Und das ist jetzt so ein bisschen Kerngeschäft der Theologie, darum halten wir das auch ein bisschen. Ein Punkt ist, er kriegt schon mit der Bibel, mit der Zeit
Muffensausen, sage ich mal, haut das alles hin. Passt das alles. So wie weit kann ich wem und was und so genau vertrauen. Und jetzt muss man sehen, auch die konservativen Positiven damals waren keine Fundamentalisten, wie man es im 20. Jahrhundert nannte, die gesagt haben, ich habe da einen ganz eiferen Trick. Ich mache es für mich zum Prinzip, zur Voraussetzung, dass das alles irrtumslos ist. Dann lebe ich in der Welt, die ist ein bisschen jünger als die Gottlosen so denken und da braucht man auch keine Saurier drin oder so. Aber das ist für mich Aktion, das ist Voraussetzung, das ist mein Paradigma. Und wenn ich da offene Fragen habe, ja die kann am Ende Gott ja klären. Aber für mich und ich rühre da nie wieder dran. Ich habe da eine Anschauung, eine klare Anschauung,
weil ich das Gefühl habe, ohne diese Voraussetzung wird der Glaube nicht funktionieren. Und ab jetzt gibt es keine Zweifel mehr, sondern nur noch Gegner, die mich verwirren wollen. So haben es die Positiven damals nicht gemacht. Das hätten sie nicht redlich gefunden. Die Positiven damals, also Kähler oder Schlatter oder Kremer oder Lütgert und so weiter, die haben schon so an der Universität so ein bisschen geguckt und gemerkt, dass die Biologen und Geologen und Althistoriker und so, dass das nicht alles Verbrecher sind, die nachtsheimlich Kreuze verbrennen und überlegen, wie sie Christen schaden können, sondern die haben nach bestem Wissen und Gewissen versucht, sich die Welt zu erklären. Es entstanden Diskrepanzen. Und seit dem Pietismus war im Grunde schon auch für die Erweckten, Pietistischen, Positiven, Konservativen klar, gibt es schwierige Grenzfragen. So Urgeschichte war denen klar, ist nicht einfach historische
Quellen. Und dann war aber immer die schwierige Frage, wo ist der Punkt? So, die hatten alle die Neigung, was immer geht, auch irgendwie als historischen Grund des Glaubens anzunehmen. Sie wollten ja nicht liberal sein. Sie haben ja auch an einen Gott geglaubt, der Wunder tut. Das war für die auch klar. Da hatten die jetzt in der Regel nicht so Zweifel, wenn sie unter sich waren schon mal gar nicht. So, also, aber wo ist der Punkt? Und das war immer so ein Ding, man guckt dann die Evangelien nebeneinander, man liest Markus, man liest Johannes, man liest die dreimal hintereinander. Man kriegt die ganz schreckliche Angst, dass auch Liberale mal in Teilpunkten Recht haben könnten. Man muss schnell zur Betestunde, um sich wieder einzukriegen oder so. Das waren Dinge, die Tillich auch kannte. Und er hat damit einen Umgang gefunden. Also gerade sein Lehrer Martin Kehler und diese ganze Schule, die haben da sehr seriöse Angebote gemacht. Sie haben gesagt,
Grundeinsicht, auch bis heute wichtig, der Glaube basiert nicht auf historischen Protokollsätzen. Wenn wir das machen, wenn wir jeden Satz der Bibel zu einem historischen Protokollsatz machen und unter Glaube verstehen, auf der Tatsächlichkeit dieser Behauptungen aufzuruhen, dann ist Holland in Not. Da werden nicht alle Deiche halten, sondern sie haben ganz reformatorisch gesagt, wir glauben an das Evangelium, wir glauben an die Botschaft vom Handeln Gottes in Jesus Christus. Und es ist diese Botschaft, dieses mündliche Wort, diese Geschichte, dieser Zuspruch, diese Erzählung, auf die wir vertrauen. Und wir sind überzeugt, dass der gesamte Kernbereich dieser Botschaft auch
geschichtlich gegründet ist. Wir glauben, dass die Liberalen ganz schlicht dazu neigen, überhaupt keine Wunder, überhaupt kein göttliches Wirken und so weiter anzuerkennen. Darum ist bei ihnen irgendwann 90 Prozent Schale und nur noch paar ethische Spitzensätze richtig. Das geht gar nicht, das ist das andere Extrem. Also wir glauben, dass Gottes wunderbares Handeln in der Geschichte und die Eckpunkte, das stimmt. Und das ist aber eine Überzeugung, auf die wir nicht unser ganzes Vertrauen setzen, sondern den Zuspruch, das Evangelium, die gute Botschaft. So, und damit kann man klar, man muss aber auch erst mal dahin kommen. Muss man aus manchem Jugendbundglauben sich nochmal neu sortieren und überhaupt diese Unterscheidung von Evangelium und Geschichtsbericht und Lehre und so und das muss man hinbekommen. So, und es ging weiter. Es gibt natürlich ganz grundsätzliche Fragen. Ja, wie ist das mit Gott? So, also früher war der
also selbstverständliche Grundlage jeder Weltanschauung, dass das war für die Metaphysik der Alten mehr oder weniger klar, dass Gott der Schlussstein ist, auf dem alles ruht. Er ist der erste Beweger, er ist der Anfang. Diese Dinge sind alle schwieriger und problematischer geworden, sind philosophische Probleme entstanden. Tillich hat sich entschieden, in der damaligen Zeit sehr stark sich in die Philosophie zu begeben, hat sich auseinandergesetzt mit Kant, mit Fichte, mit Schelling. Er hat zwei Promotionen, theologisch, philosophisch, über den Philosophen Schelling geschrieben, weil er grundsätzlich klar kriegen wollte, jetzt nicht, ob man den christlichen Glauben intellektuell rechtfertigen könnte. Also das nicht. Da war ihm auch schnell klar, auch reformatorisch klar, dass das die Vernunft sowieso nicht vermag. Das ist ja bei Luther
völlig klar, dass der Mensch mit seiner Vernunft ja keine Grundlage für seinen Glauben bekommt, sondern, Luther's kleiner Katechismus, ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herren, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, das war sowieso klar. Aber das Ziel, was Tillich schon hatte, man sollte vernünftig zur Einsicht kommen können, dass das nicht von vornherein Blödsinn ist. Also diese Mindestanspruch sollte man sich schon stellen und es gibt ja Philosophen, die sagen, du, das ist von vornherein wirklich völliger Blödsinn, religiös zu sein. Das ist völlig indiskutabel. Das ist widerlegt, es ist absurd, es ist schädlich, es ist gefährlich, es ist eine Wahnvorstellung.
So, und da ist nicht der Punkt jetzt zu sagen, ich beweise dir, dass es wahr ist, sondern dahin zu kommen, es ist möglich, das zu glauben. Dass es möglich ist, das nicht zu glauben, sieht man und so, aber es ist möglich, das zu glauben und da kann man auch schon mal ein bisschen für arbeiten. Ich werde gleichen Punkt zeigen, wie Tillich das probiert hat, auch natürlich sehr vereinfacht, weil Schelling ist jetzt auch nicht so etwas, wo man sagt, da gibt es doch bestimmt einen guten Comic zu, wo alles Wichtige drinsteht. Der ist meines Wissens noch nicht erschienen. Tillich macht weitere Zweifelserfahrungen. Der Erste Weltkrieg bricht aus. Tillich arbeitet als Feldgeistlicher, als Seelsorger. Und ja, der Erste Weltkrieg ist natürlich hier ein Abnutzungskrieg mit grausamen Schlachten an der Westfront. Tillich ist da Seelsorger und macht diese Erfahrung.
Es gibt Zeiten, angespanntesten Wartens auf die Schlacht. Es gibt die Unruhe, die auch die die Langeweile und auch dieses weg wollen. Und dann gibt es die brutalsten, fürchterlichsten Kämpfe und Schlachten. Und es gibt die Zeiten des großen Sterbens. Und Tillich hat es mehr als einmal erlebt, in einem Lazarett-Saal zu stehen, wo massenhaft Leute starben und sie hatten Bauchschüsse und sie waren blind und sie hatten Gasvergiftungen und ihnen wurden Arme und Beine abgetrennt, auch als alle Narkosemittel schon längst ausverkauft waren. Es ging nur noch darum, wem leiste ich letzten Beistand und mit wem spreche ich nochmal und wer ist offen für ein Gebet. Und Tillich hat mehrfach heftige Dinge mitbekommen, die ihn wahnsinnig mitgerissen haben. Er ist da nicht fast krank geworden dran, sondern er hatte selbst Zusammenbrüche, Nervenzusammenbrüche,
angesichts dessen, was er erlebt hat. Tillich ist natürlich jemand, wenn man sich so ein Leben anschaut, Fahrhaus, kirchlich, ländlich, da kommst du mit vielen Leuten zusammen, da versucht dir keiner einen Apfel zu klauen oder so, als Sohn des Pfarrers und so. Und dann bist du eine Universität und viele Menschen, auch sehr höflich oft, bisschen blass, nicht alle lebensdüchtig, aber irgendwie auch so. Und dann im Schützengraben die ganze Brutalität und Härte von Sterben und Verzweiflung, von Hass und ohnmächtiger Trauer, von letzten Grüßen und Briefe, die zu spät kommen und einen Menschen nicht mehr erreichen. Aber natürlich auch die Exzesse, die Bordellbesuche, die Schlägereien, Verrat, Saufgelage, Wildes, verzweifelt und
hin- und hergetrieben sein. Es war eine sehr andere Welt und es war eine Welt sehr anders als jedes Bibel-Kränzchen und sehr anders als jedes theologische Seminar. Es war eine brutalste Wirklichkeitsüberflutung und Tillich wusste besser als je zuvor, es gibt eine große, weite, säkulare Welt, wo unsere Gedanken, Begriffen, Ideen, theologischen Dinge 0,0 voraussetzen können. Da kannst du auch nicht mit Schelling dich zum Sterbenden setzen und dem irgendwas erzählen über die drei Potenzen in Gott im Ursprung oder so, dass das ist alles nicht mehr sehr hilfreich. Für Tillich war das eine große existenzielle Erschütterung. Er schreibt Briefe, einer Zitat aus Briefe, er schreibt es eine Katastrophe, was ich hier sehe, ein hemmungsloses Niederreißen von
Neinem von allem mitten in treuesten Kreisen. Der Krieg wirkt nur destruktiv. Schreckliche Auflösung, Energie, die alles zerstört, das sind Erfahrungen, die er macht. Der absolute Nullpunkt. Und dann geht es immer noch tiefer und tiefer und tiefer. Und er fällt geistlicher am Sonntag, wenn nicht gerade irgendwie Angriff ist, zur Andacht, bitte Predigten halten. Und das ist interessant, sich das anzuschauen, die die frühen Predigten. Tillich, er sagt, was er so sagt. Also Gott mit uns. Was willst du denn da sagen? Kannst dich auch da nicht hinstellen vor den Soldaten und sagen, wisst ihr, was der ganze Krieg ist für ein Arsch irgendwie. Das ist alles, vieles auch sozial erzwungen, was du da sagst. Aber man merkt, für Tillich ist es immer schwieriger, das klar zu bekommen. In Briefen schreibt er, er krallt sich daran, Rechtfertigungslehre
festzuhalten. Aber er kann das für andere nur noch formulieren, auch als ein Glaube ohne Gott. Weil er Menschen in irgendeiner Weise halt, zusprechen, zusagen möchte, für die Gott ein Gespenst der Vergangenheit ist. Und das hinzukriegen, wie kann ich in dieser Situation irgendetwas bezeugen, irgendetwas vermitteln? Das ist für ihn eine große existenzielle Herausforderung. So, Zweifel, das ist die Vorgeschichte. Tillich kommt aus einer Welt, wo einem das Zweifeln nicht mitgegeben wurde, als Alltagskultur selbstbewusst mündigen Glaubens. War er eine Sache für die Verkehrten? Aber er hat Zweifeln gelernt und dabei die Notwendigkeit entdeckt, auch mit Zweifeln Leben zu lernen. Er entwickelte in der damaligen Zeit eine apologetische Grundidee, die funktioniert
so. Auch eine einfache Version natürlich davon, ist klar. Also er sagt, was tun wir, wenn wir denken? Was tun wir, wenn wir als Menschen mehr tun, als essen, trinken und schlafen? Wir bewegen uns im Raum des Sinns. Alles, was wir sagen, jeder Satz transportiert Bedeutung. Und das, was wir an Kunst und Architektur und Politik und Recht um uns herum aufbauen, ist eine Welt des Sinns. Unser menschlicher Geist ist ein Sinnorgan. Wir können uns geistig gar nicht anders bewegen in der Welt, als dass wir nach Sinn fragen. Und Tillich verfolgt diesen Gedanken. Er macht eine große Systematik der Weltzugänge, der Wissenschaften. Er verfolgt das durch Mathematik und Logik, durch alle Naturwissenschaften, durch Recht, Moral, schließlich Religion. Es geht immer darum,
Sinngefüge zu erstellen, mit denen man leben kann, mit denen das Leben in irgendeiner Form bewältigt werden kann. Wissenschaft ist Arbeit an Sinngefügen, die in irgendeiner Weise Funktion haben, nutzen, die dem Leben dient. So, und jetzt ist es in der modernen Welt so, dass diese Sinngefüge sich immer stärker verselbstständigen. Das ist ein großer, langer Prozess der Modernisierung. Früher hast du ein Häuptling, der ist für dich König, Brichter und Prophet. Und abends fängt er noch an zu singen und erzählt Geschichten und so. Und wenn er tot ist, macht der nächste das Ganze. Und da ist alles aus einer Hand. Moderner ist natürlich immer stärker. Der eine baut die Waffen, der nächste benutzt sie. Der Dritte versucht zusammen zu flicken, was nach Bauschuss noch möglich ist. Der Vierte ist dann der, der das Vaterunser spricht, wenn alles im Spätesten und so.
Und das sind diese ganzen Sinngefüge. Jeder hat da seine Rolle. Aber in irgendeiner Weise versucht jeder in diesem Bereich etwas Sinnvolles zu tun. Was ist der Sinn von Religion? Ein Besonderer, ein Spannender. Denn das ist natürlich die Frage, die Tillich sich stellt. Und was er im Grunde feststellt, ist, jeder Lebensbereich, ob technisch oder rechtlich oder politisch oder künstlerisch, beschäftigt sich mit irgendeinem Teil, mit einem Teilbereich, mit irgendeinem Sinnfeld, mit irgendeiner Sphäre, wo du was Sinnvolles erzeugst. Und das macht da Sinn. Und es ist für alle dieser ganzen Bereiche aber auch völlig klar, dass die sich gegenseitig nicht so ins Gehege kommen dürfen. Die alle arbeiten im Sinn, aber setzen eigentlich voraus, dass es den
Sinn als solchen gibt, dass es sinnvoll ist, nach Sinn zu fragen. Aber keiner von denen kann das. Die Philosophie am ehesten, die wird noch so sagen, ja, aber wer, wenn nicht wir oder so. Aber die kämpfen natürlich auch. So, wie kannst du es begründen, dass es sinnvoll ist, vom Sinn zu sprechen? Und jetzt sehr vereinfacht, alles bewegt sich in Sphären des Bedingten. Und alle setzen voraus, dass diese bedingten Sphären in sich sinnvoll sind, auch wenn keine Sphäre als solche das Geschäft hat, das irgendwie zeigen zu können. Es ist überall vorausgesetzt. Es ist überall vorausgesetzt, dass es sinnvoll ist, vom Sinn auszugehen. Das ist die Sphäre der Religion. Die Sinnhaftigkeit des Sinnes, dass alles Bedingte getragen ist von einem Unbedingten. Das ist
Religion. Und Religion ist die symbolische Kommunikation über diesen Sinngrund, der nie aufgeht in irgendetwas Konkretem, aber der in irgendeiner Weise immer schon vorausgesetzt wird, wenn Sinn in Anspruch genommen wird. Das ist seine Minifassung seiner Religionsphilosophie. Religion ist der Glaube an die Sinnhaftigkeit des Sinnes. Und Gott ist das religiöse Symbol dafür. Das ist jetzt hier religionsphilosophisch gesprochen. Und die konkrete Religion der christlichen Glaube würde Gott den Schöpfer als den Urheber all dieser Sinsphären beschreiben, der sich offenbart. Und dann kann eine Religion im Grunde dazu verhelfen, dass dieses Getragen sein aller Sinnvollzüge in
irgendeiner Weise kommuniziert werden kann, dass es aber dies Unbedingte gibt. Das ist nicht zugänglich zu machen. Da gibt es keine Methode, da gibt es keine Technologie, da gibt es kein Messinstrument, da gibt es keine Ableitung, da kannst du auch nicht einfach darauf Schlussfolgern. Kannst du nicht sagen, hier hängt alles in der Luft, also gibt es einen Grund, da freue ich mich. Aber so funktioniert es nicht, weil dieser Rückschluss ist ja jemand, der, dieser Rückschluss ist eine Logik, die funktioniert im Bereich des Bedingten. Diese Logik funktioniert im Bereich der Dinge, dass du von etwas, was irgendwie ist, sagst, das ist eine Wirkung, dafür habe ich jetzt eine Ursache. So, aber das würde im Grunde Gott in eine Ebene hineinziehen, das würde den Grund zu einem Teil der ganzen Bedingtheitswelt machen. Und dass dieser tragende Grund, dieser Sinn des Sinnes real ist,
das ist eine Erfahrung, die letztlich ein Ergriffen werden vom Sinn des Sinns, vom Grund des Seins, vom Unbedingten ist. Das ist die Religionsphilosophie und die beweist nichts, wäre schön, wäre schön, aber es ist zumindest, du kannst dir eine plausible Überlegung machen, das ist jetzt wiederum auch nicht widerlegbar, das beweist nichts, aber auch nicht widerlegbar, aber es ist ein, so finde ich, in sich stimmige Überlegung, die Religion sinnvoll deutet. So, und der Rest ist Predigt und Verkündigung und Plausibilisierung und Beziehungen herstellen von diesem Sinngrund zu allen einzelnen Dingen des Lebens. Und so war Tillich Theologe und so war er unterwegs und jetzt hat man sagen können, er hatte einen Lehrstuhl, er war Professor, er war Beamter, er hat geheiratet und wieder geheiratet und es war nicht immer alles einfach, aber er hätte jetzt auch alt werden
können und lebenssatt sterben, wenn da keine Nazis dazwischen gekommen wären. Tillich ist einer, der sehr früh, sobald die ersten Nazis auf dem Radar sind, sagt, das geht gar nicht, das ist der größte Mist des Universums, das wäre eine Katastrophe, wenn die was werden. Es ist von dem Zeitpunkt an, sind es aber nur noch wenige Jahre, da sind die da und Tillich ist einer der Ersten, die gehen müssen. Er muss gehen, zweite Hälfte der 40er Jahre, ist zum Glück irgendwie bekannt, berühmt genug, er kommt nach Amerika, er kriegt da mehr als eine Baracke, man lässt ihn da ein bisschen reden, so halbwegs prominente Exilanten stellten ja auch immer einen moralischen Gewinn dar, dass man sagen könnte, da seht ihr es, liebe Amerikaner, diese Nazis sind echt Idioten, jeder, der da Grips hat, kommt zu uns und so. Aber Tillich war natürlich so ein urdeutsches Gewächs,
also der ging nicht in eine Schule und hatte von Klasse eins an Englisch, der konnte Latein, Griechisch und Hebräisch, so schriftlich und mündlich. Und das war aber etwas, da kam es in Manhattan nicht so weit mit, also Tillich musste im fortgeschrittenen Alter die Sprache lernen und ist nicht leicht und so, und ist ja auch nicht so, dass Amerikaner sagen, ach da kommt ein deutscher Exilant, das tut mir leid, ich opfere einfach meine Stelle, soll meine Frau doch arbeiten gehen, ich werde Hausmann und der kriegt meine Stelle. Also das ist so, schön war es auch nicht Exilant zu sein, er hatte schwere Jahre. Für die Theologie ist dieses schwere Schicksal von Tillichs ein Experiment und auch ein großer Glücksfall, wenn man das mal so sagen darf, weil es natürlich so ein Experiment ist, was machst du, wenn du mit einem Denken, was in einem bestimmten Kontext
auch sehr gut funktioniert hat, umgetopft wirst. Denn die Erfahrung macht Tillich schnell, also erstmal kann er sich nicht gut verständlich machen, als das langsam besser wird, versteht ihn immer noch keiner. Denn dieses ganze Sinngelaber, naja, setzte voraus so ein deutsches Bildungsding, dass du, was weiß ich, du hast mit Nietzsche am Sinn von allem gezweifelt, dann hast du Neukantianer gelesen, dann hast du da mit Simmel und Windelband und Sachen, die heute schon kein Deutscher mehr kennt und so irgendwie. Und jetzt hast du da eine Lösung und die passt auch, weil du das an Kant, Fichte und Schelling alles durchgetestet hast. Jetzt war in Manhattan das nicht so, dass jeder da sagte, der frisch von der Schule kam, Schellingexperte bist du, finde ich total super Typ oder so. Das war kein Mensch, kannte den ehrlich gesagt. Die hatten schon auf Kant nicht so Bock, Schelling und Hegel, war schwierig. So und Tillich musste kämpfen. Er musste mit der Sprache kämpfen. Kleine Anekdote, ich war vor über 20 Jahren mal in den USA, habe
ich einen Ex-Student von Tillich getroffen, der war dann so irgendwie 60, bisschen mehr und so. Der sagte, Tillich war sehr beeindruckend, war auch lustig, ehrlich gesagt, weil selbst im Alter mit seinem Englisch war er immer gut für irgendeinen Brüller. Er erinnerte sich an eine Sache, Tillich wollte sagen, die Erkenntnis ist in der Mitte des Glaubens. Er wollte das ganz formel, ihm sagen, er wollte Gnosis sagen. Die Gnosis ist in der Mitte des Glaubens und mit großer Vollmacht, sagt er seinen amerikanischen Hörern, the nose is in the midst of the face. Und alle gucken, einige checkten ihre Nase und nicken sich zu und so und Tillich merkte was und alle hatten viel Spässchen und so. Also Tillich musste kämpfen, musste ständig irgendwie in verwirrte Gesichter gucken und seinen Assistenten fragen, was war diesmal und so. Aber das ist der Fun-Faktor des Ganzen. Das große Ding natürlich war, dass Tillich merkte, ich habe mir 20 Jahre in der Theologie
gearbeitet, die ist für die Mülltonne, weil sie Fragen beantwortet, die keine Sau hat. Das geht den meisten, die mit dem Theologiestudium fertig sind, ähnlich. Insofern ist es natürlich ein interessantes Ding und aber natürlich auch der große Effekt natürlich, dass man bei Tillich ein großes Experiment hat, dass man auf hohem Niveau auch manchmal noch 20 Jahre Arbeit erst mal einstampfen kann oder es eben schafft es neu zu übersetzen. Und das ist, was Tillich gelingt. Er guckt sich um, er liest sich ein, er hört sich um, er führt Gespräche, er ist immer jemand gewesen mit weit offenen Augen und Ohren und Sensoren und allem Möglichen und er gerufen sich ein. Er schafft das, in dieser amerikanischen Kultur anzukommen, in den 50er Jahren. Man weiß,
der war mal in Deutschland, der spricht auch sehr komisch, aber das ist in den USA auch nicht so ungewöhnlich, ehrlich gesagt. Da ist ständig irgendwie, also hört euch Slavoj Zizek an, da kommen die super mit klar mit der Zeit. Und Tillich entwickelt eine neue Theologie, wo er seine alte Lösung auch nochmal neu übersetzt. Und das gucken wir uns jetzt an. Die amerikanische Welt hat ja nicht diese komischen intellektuellen Fragen, so ob Gott überhaupt ist. So das war sowieso, das war auf einem anderen Level selbstverständlich. Und wenn Tillich da mit seinem Sinn Zeugs kamen, fanden die, das ist für deine deutschen Agnostiker sicher eine ganz super Sache, aber hier ist noch ein Land des Glaubens oder so, lass mal gut sein oder so. Ich möchte an einem Buch, an einem Schlüsselbuch zeigen, wie Tillich seine Theologie von der Rechtfertigung des Zweiflers in eine neue Situation übertragen hat. Das Buch heißt
Mut zum Sein und nimmt jetzt eine neue Grundfrage auf. Nicht mehr die Frage, hat das Leben einen Sinn? Ist nicht alles sinnlos, hängt nicht alles in der Luft, sondern die neue Grundfrage, die Tillich in diesen Jahren entdeckt, 40er, 50er Jahre, ist die Angst. Da hat ein Dichter, der nannte seine Zeit Age of Anxiety. Und das ist für die Zeit sehr spannend. Also man kann sich vorstellen, dass im Zweiten Weltkrieg natürlich sehr viel Grund dafür da ist, Angst zu haben. Kommen meine Söhne zurück aus dem Krieg? Kommt unser Vater zurück aus dem Krieg? Und es war aber auch eine Zeit großer Solidarität und viele haben das geteilt und sonst wie. Und das auf den ersten Blick Verrückte, aus dem zweiten Blick vielleicht Verständliche ist, dass die Nachkriegszeit der USA irgendwie nervöse ist, viel nervöser. Die haben ernsthaft Angst, dass überall Kommunisten
sind. Haben eine riesen Kommunistenangst. Charlie Chaplin finden die gar nicht mehr lustig, der macht denen Angst. Ist der Kommunist oder so? Der muss gehen und so. Und dieses Misstrauen, auch dieses Streben nach Konformität, nicht aus der Reihe tanzen. Wir ziehen uns alle gleich an, sehen alle gleich aus, tragen alle Hüte, alle Frauen tragen Röcke. Und also nicht aus der Reihe tanzen. So dieses nervöse, unruhige. Auf ganz vielen Ebenen sitzt es drin. Existenzangst, das ist eine Grundfrage und der Gegenpol dazu ist schlicht die Erfahrung angenommen zu sein, accepted, acceptance, Annahme acceptance, nicht ganz, aber so ein bisschen vergleichbar. Und Tillich entwickelt daraus etwas, entwickelt eine neue Theologie, die den Zweifel der Angst ernst
nimmt, den Zweifel angenommen zu sein. Und Tillich hatte ja selbst erlebt, dass durch geschichtliche Erfahrungen oder durch schlichte Untopfungen deine Fragen und deine Antworten außer Kraft gesetzt werden können. Das ist real, das kann durch die Geschichte passieren oder eben durch einen kulturellen Wechsel. Und in diesem Buch entwickelt er zunächst mal ein Modell, ein schlichtes Modell, wie auch Gestalten des Zweifels solche Verwandlungen unterlaufen können. Auch dieses Buch jetzt in einer vereinfachten Version ist klar, ist ja logisch. Die Grundfrage, die Grundherausforderung des menschlichen Lebens angesichts der Angsterfahrung ist ganz schlicht Mut zum Sein zu bekommen, courage to be, Mut, sich als Bejahrt zu bejahen, Mut, eine solche Haltung
der Selbstannahme zu entfalten, die standhält gegen existenzielle Bedrohungen, die uns daran zweifeln lassen, dass unsere Existenz bestand hat. Und Tillich sagt, da gibt es verschiedene existenzielle Arten und Weisen, wie man herausgefordert werden kann. Und er sagt, wenn wir historisch auf die Menschheitsgeschichte schauen, auf die Christentumsgeschichte, kann man was Interessantes beobachten. Es gibt in der Entfaltung des Christentums gewisse Schlüsselfragen, die manchmal für Jahrhunderte ganz zentral sind. Und es gibt so eine bestimmte Achse in einer Zeit, die wird immer wieder bedient und in einer anderen Zeit ist das nicht mehr so. Und Tillich entwickelt in diesem Buch ein schlichtes Schema. Er sagt, was war in der alten Kirche, was war am Anfang die christliche Botschaft? Was war die große Frage und was war die große Botschaft? Und er sagt, für die gesamte Frühzeit des Christentums war die Grundangst des Menschen,
man kann es stufen, a vor dem Schicksal, vor dem Schicksal, was mich treffen kann in Krankheit oder Tod oder wie auch immer, oder b eben und letztlich vor dem Tod. So der vorzeitige Tod, der grausame Tod, der Foltertod, der Soldatentod und so. Also was wird das Schicksal mit mir tun? Ist mein Leben, bin ich sicher oder bin ich am Rande des Todes? Also diese ganz elementare existenzielle Grundangst. Und Tillich sagte, das Christentum hatte dafür die Botschaft, dass der Schöpfer des Universums in Jesus von Nazareth Mensch wurde. Und dieser Jesus von Nazareth hat unseren Tod und unseren Leid und auch Schuld und Elend und alles auf sich genommen. Er wurde von Gott auferweckt. Und wer an diesen Christus glaubt, der wird mit diesem Christus verbunden, der wird im Glauben an
diesen Christus in die Gemeinschaft mit Gott versetzt, der wird auf einen Prozess gebracht, wo sein altes ungesichertes Leben, was dem Schicksal preisgegeben ist, im Grunde dem Tode überlassen wird. Er erfährt den Tod und er erfährt eine Wiedergeburt zu einem unzerstörbarem Leben. Und das, das waren Alleinstellungsmerkmale. Zu sagen, bei uns bekommst du ein neues Leben, ein unzerstörbares Leben. Ein Leben, wo die Mächte und Gewalten dieser Welt dir nichts anhaben können. Die Geister und Dämonen in der Luft waren alle real, waren alle, sagt, oh, das ist nur Scheiße und so und dann zu wissen, ja, und die haben Macht über dein altes Leben, nicht mehr über dich, wenn du mit Christus auferstanden und wiedergeboren bist. Dein neues Leben, dein Auferstehungsleben,
die Gemeinschaft mit Christus ist ewiges unzerstörbares Leben. Und bei diesem Gott bist du jetzt und in Ewigkeit sicher. So, und das ist für die alte Kirche, das ist für Völkerwanderungen, das ist für viele eine so durchschlagende Botschaft, weil sie die Angst vor dem Nicht-Sein, die Angst vor dem Schicksal, die Angst vor Not und Tod aufgreift und durch diese Botschaft des ewigen Lebens überwendet. So, und dann hast du irgendwann eine Welt, alle sind Christen, Leute können sich das gar nicht mehr vorstellen, dass es eine Welt gab, wo die Leute nicht wussten, dass das hier ein, so ein Vorspiel ist und das wahre Leben ist das Leben mit Gott im reiche Gottes, wo wir die ewige Herrlichkeit besingen und bestaunen werden. Da auf diesem Glauben wirst du getauft von Anfang an und du wirst darin erzogen und es ist völlig klar, du verlernst die Angst davor, dass da irgendwie
was ist und da kann kommen was will, da sind Kreuzüge, da ist Pest, da sind Kriege, das ist alles nicht schön, aber du im Grunde weißt du was los ist. Also sobald Not, Angst, Tod, Krankheit, Pest und und und so weiter ist reflexhaft klar, das ist ja nur dieses Leben, das ist ja nur dieser Leib und am Ende zählt das, was ewig ist und was ewig ist, kann mir keiner lieben und es ist irgendwann so tief drin, also es ist aus heutiger Sicht manchmal erstaunlich, so altchristliche Texte, so die Pest, ja die Hälfte in meinem Dorf ist tot, aber mein Leben ist in Gottes Hand, was soll's? So, also sind nicht alle sofort so, aber es ist jetzt auch nicht extrem, dass das Leute sagen, ich werde mir doch jetzt wegen der Pest keinen Kopf machen oder so, das ist doch albern, dieses Gottvertrauen, Grundvertrauen steckte sehr tief drin und jetzt könnte man sagen, was für
eine wunderbare Zeit, das war fantastisch, das war eigentlich die schönste Phase der Welt ever und irgendwie haben die Leute es aber hingekriegt, eine neue Angst zu erfinden. Sie haben die Angst erfunden, ob es reicht, ob es für sie reicht, ob sie erlöst genug sind oder ob sie vielleicht erlöst sind, aber es ist so, dass sie doch noch 100.000 Jahre Hölle auf Zeit haben müssen und ewige Zeiten Qual und Folter und in Flammen und giftigen Sünfen und schrecklichen Qualen ausgesetzt und so, nun ist es ein hohes Maß an Angst entstanden. Nicht Angst, dass mit dem Tod alles aus ist, das konnte sich keiner vorstellen, der eine oder andere wäre fast beruhigt gewesen, sondern die Angst, was danach kommen wird und ob es reichen wird. So, und für diese Angst der Schuld
und der Verdammnis entsteht im 16. Jahrhundert eine neue Antwort, die reformatorische Rechtfertigungslehre. So, das haben wir am Anfang vorgestellt, müssen wir uns jetzt hier nicht nochmal alles vor Augen führen und es ist eine passgenaue Neuformulierung des christlichen Glaubens angesichts der Angst vor Schuld und Verdammnis. Und auch die katholische Lehre hat sich dann weiter Richtung Gnadenlehre, bestimmte Vorbehalte wurden aufgehalten, aber jetzt kann man langfristig ja sagen, dass dieser reformatorische Durchbruch der Gnadenlehre ja auch eine Wirkungsgeschichte innerhalb der katholischen Lehrentwicklung hatte. So, weil diese Angst natürlich so giftig werden konnte, dass hier die vertiefte Erkenntnis der Gnade, nicht des ewigen Lebens, sondern der Gnade als Einlass entscheidend ist. So, und dann entsteht in der Neuzeit eine
neue Situation. Neue Situation, wo die Menschen verlernt haben, sich vor der Hölle zu fürchten, weil schon als kleine Kinder, sie liegen im Bett und die Mama flüstert und vergisst nie, dass Gott dich ganz bedingungslos liebt. Egal was du machst und du wirst ganz bestimmt mit Jesus gerettet sein, weil seine Gnade ist unendlich, vergiss es nie. Und das Kind nickt und bricht jetzt nicht in Begeisterung aus, die Mama ist ein bisschen traurig, weil sie war noch sehr begeistert bei ihrer Begehung, aber das Kind nickt so und lernt nie, eigentlich sich so richtig vor der Hölle zu fürchten. Das hat ganze protestantische Generationen verwirbelt, die kamen da nicht gut mit klar, sie waren enttäuscht über den eigenen Erfolg ihrer Verkündigung, denn das, was sie als Heilmittel erlebt haben, schien für viele, guck mal, wenn man sagt, ja billige Gnade ist jetzt auch blöd, also müssen wir doch noch ein bisschen Knecht-Ruprecht hier aktivieren und so. Aber das
funktionierte dann auch schlecht. Die Leute sagten, ja was für einen Wüterich Gott auf einmal. Probleme so, und es hat sich etwas verändert. Und Tillichs Punkt ist, man kann an der Stelle jetzt nicht mehr sagen, oh, wenn die Leute doch wieder lernen würden, die Hölle zu fürchten, wir haben ein fantastisches Medikament im Grunde für diese Angst und diese blöde Krankheit scheint ausgestorben zu sein. Was soll das denn, wie können wir die wieder anstecken mit richtiger Höllenfurcht? Aber richtig gut funktioniert das nicht. Und Tillichs These wäre, lasst es geschehen. Es hatte seine Zeit, es hatte Jahrhunderte, es war eine große Macht. Diese Angst und dieser Trost, aber aus irgendwelchen Gründen greift es so nicht mehr. Die Welt hat sich weitergedreht und wir haben heute eine andere Frage, eine andere Angst, eine andere Problematik. Und viel zu viele Christen versuchen
im Grunde die Antwort zu geben, die in der Weltphase davor goldrichtig war. Und sind jetzt schon böse auf die Leute, dass sie das nicht mehr hören wollen und ignorieren aber die Fragen, die sie wirklich stellen. Und das ist falsch. So, und dann ist Tillich in seiner Zeit, und jetzt sind wir mittendrin in dem, was wir uns beschrieben haben. Was ist die Angst der Moderne? Es ist die Angst der Leere, die Angst der Sinnlosigkeit, die Angst vor dem Nichts. Die Angst, dass da nichts ist, was hält und trägt. Die Angst, dass alles zufallbeliebig, Willkür, ungesichert, unklar, irgendwie ist. Und naja, es ist auch eine Angst, ein Zweifel, der sich tief hineingefressen hat, auch in das religiöse Bewusstsein. Die Angst, dass da nichts dran ist. Es haben viele so, dass sie nicht glauben und auch nicht gern darüber nachdenken. Auch nicht so richtig gern Atheisten sind. Viele
haben so, so halb und unentschieden und so, weil sie irgendwie, ja, es nicht wissen. Eine sehr häufige moderne Haltung, die Religion nicht loslassen wollen, obwohl sie einen auch nicht packt. So ein paradoxes Zwischending. Die meisten sind noch nicht völlig indifferent und gleichgültig und völlig unansprechbar. Im amerikanischen Kontext Tillich sowieso nicht, aber auch in damaligen Deutschland überhaupt nicht. Das war nicht der Punkt. Aber es war so eine komische Indifferenz, sondern Angst, dass es vielleicht nicht wahr ist. Aber auch Angst davor, sich dem wirklich zu stellen, weil man auch nicht weiß, ob man dann vielleicht rauskriegt, dass es gar nicht wahr ist und so. Tillich analysiert diese Situation. Er beschreibt unterschiedliche Weisen, wie Menschen damit umgehen. Wie kommt man denn zu Sinn? Wie kommt man denn zu dem Gefühl, dass die Dinge
Bedeutung haben, dass man irgendwie aufgehoben ist, irgendwie angenommen ist? Erster Schritt ist ganz schlicht der, wie entsteht Mut zum Sein, wie entsteht Zuversicht, angenommen zu sein? Na ja, kann nur so entstehen, dass du Teil von etwas Größerem bist. Klar, du brauchst, um einen Mut zum Sein zu haben, um Selbstannahme zu haben. In diesem Sinne nicht nur, dass du dich annimmst, sondern dass du dich angenommen weißt. So brauchst du ganz schlicht die Erfahrung, Teil eines Ganzen zu sein. Und das ist eine große Sehnsucht der Menschen. Sie suchen die Erfahrung von Annahme, von Gemeinschaft, von Geborgenheit. Ist jetzt aber schwer herzustellen. Also man kriegt, wenn man Glück hat, kriegt man es in der Familie in einem Stadtkapital mitgeteilt. Da kennt man es irgendwie auch her und macht die Erfahrung, die Dinge verändern sich. Auf einmal
ist der Familienharmonie so, dass man denkt, war alles schon mal schöner irgendwie. Hätte ich nicht gedacht, als ich dich noch gekuschelt auf dem Arm habe oder so. Und alle merken ja, oh, das ist so und ich habe es immer geahnt und unsere Wege werden, es wird sich ändern. Und Menschen müssen lernen, neu Zugehörigkeit zu entwickeln. Annahme, neue Gemeinschaft. Und die Sehnsucht nach Gemeinschaft, die Sehnsucht danach, Teil von etwas zu sein, ist ein Grundstreben, weil anders kriegt man das ganze Gefühl von Annahme nicht. Und Tilly lebt in einer Zeit und sein ganzes mittleres, reifes Leben findet in einer Epoche statt, wo es da sehr starke Angebote gibt. Im Grunde ist das eine Grundangst der beschleunigten Moderne, die ganze Mitte des 20. Jahrhunderts, man kann sagen, die ganze erste Hälfte bis weit darüber hinaus gibt es eine starke Sehnsucht, Teil von etwas zu sein. Und das ist für
viele nicht mehr der alte Glaube. Und was entsteht in der Zeit? Naja, im 19. Jahrhundert entsteht sehr stark der Gedanke der Nation, die Volksgemeinschaft. Wir sind doch ein Volk, wir haben doch eine Heimat, wir haben Familie und wir haben Volksgenossen und wir haben eine Volksgemeinschaft und wir haben hier unser Land und unser Blut und das ist eine Gemeinschaft. Und man hat erlebt, wie das in schreckliche imperialistische, nationalistische Kriege führte. Man hätte nach dem Ersten Weltkrieg sich hinsetzen können und sich fragen, ja, irgendwas ist ja ganz furchtbar schiefgegangen, jetzt ist gerade Quarantäne, spanische Grippe, wir können hier alle mal nachdenken. Woran lag es denn? Also man hätte auf die Idee kommen können, ob dieser ganze scheiß Nationalismus uns alle bekloppt gemacht hat. Das ist leider nicht passiert. Es gab viele, die gesagt haben, was falsch gelaufen ist, wir waren nicht nationalistisch
genug. Wir waren viel zu wenig nationalistisch. Bei uns gab es viel zu viele Juden oder zu viele Liberale oder zu viele Marxisten. Wer braucht denn da Arbeiterbewegungen und so einen Scheiß und Gewerkschaft und der Kaiser, aber viele haben da nicht mitgezogen. Und im Grunde in manchen Ländern nach dem Ersten Weltkrieg die Idee, wir müssten noch viel nationaler. Faschismus ist ja im Grunde nochmal eine exzessive Steigerung dieses Gedanken des Nationalen, der Volksgemeinschaft, nur so, dass man wirklich auch sicherstellen will, dass alle dabei sind. So und da musst du von Anfang an, buntdeutscher Mädchen und Hitlerjugend und von der Wiege bis zur Bahre, da kannst du die Leute nicht irgendwelche blöden Tischgebete sprechen lassen, da lernst du in der Schule Hände falten,
Köpfchen senken und an Adolf Hitler denken. Das muss durchgestylt werden, dass Volksgemeinschaft, Blutgemeinschaft, Rassegemeinschaft klar ist. Klar, das haben nicht alle, für andere war klar, wir waren Arbeiterbewegung, wir waren sozial, aber wir haben zu viele Kompromisse gemacht. Wir haben im Grunde versucht als Arbeiterbewegung friedlich und im Gespräch und wir sind dabei verbürgerlicht. Guckt euch den Ebert, aber wir sind verbürgerlicht, wir haben zu viele Kompromisse gemacht, wir brauchen jetzt hier klare Kante. Wir kennen nur noch die Klassengemeinschaft, die internationale, wir kennen nur noch diejenigen, die mit der roten Fahne ziehen und die ganze Bourgeoisie hat diesen ganzen Krieg versaut. Die sind es, die Imperialisten, die Kapitalisten und jetzt wird aufgeräumt und die, die nicht mit uns rot sind, haben nichts zu suchen in der neuen Welt, die wir aufbauen werden. So,
die Extreme, Hitlerfaschismus, Stalinismus sind natürlich die starken Extreme, aber es ist ein Virus, die halbe Welt irgendwie versaut, dass in irgendeiner Weise Leute das Kollektiv suchen und aufgehen wollen im Kollektiv. Ihren Sinn, ihre Zugehörigkeit, ihre Annahme darin suchen, dass sie sich loswerden. So, dass für sie Partizipation die Formel ist, Teilsein von etwas, Teilhaben an etwas, nicht man selbst sein wollen, sondern Teil von etwas. So, das war das große Angebot des Kollektivismus. Du bist nichts, dein Volk ist alles. Alles, was du bist, bist du als Teil deiner Rasse oder deiner Klasse. Die große antitotalitäre Gegenbewegung im Westen ist der Existenzialismus,
eine philosophische Richtung und die ist ein bisschen größer gefasst. Man kann jetzt sagen, es ist irgendein Kierkegaard alles her, aber da kommt dann auch Dostoyevsky und Nietzsche und dann sind das Heuschiedner Philosophen. Und für Tillich ist es aber eine größere Bewegung, er zählt im Grunde die moderne Kunst auch sehr stark dazu, den Expressionismus, die moderne Musik, eine Haltung, die im Grunde radikal antitotalitär wird. Und deren Grundthese ist, die entscheidende Herausforderung des Lebens ist, du selbst zu sein. Und das ist alles Wahnsinn. Dieses ganze blöde Zeugster, Internationale, die Zukunft, der neue Mensch, die Rassengemeinschaft, die Klassengemeinschaft, alles krank. Sei du selbst, sei das ganze Gesetz. Du musst über dein Leben bestimmen. Und das ganze Leben, was uns angeboten wird, dieser ganze Mist von der Stange, entfremdet uns von uns selbst.
Und du wirst Leben und Sinn und Halt und alles, was du brauchst, nur finden, indem du dich ganz und gar radikal auf diesen Prozess einlässt, du selbst zu werden. Und das ist natürlich ein großer Prozess der Negationen, dass du alles durchstreichst, was dich in irgendwelche Klischees oder Raster oder Wesenzuschreibungen einsperren will. All das, was dir erklären will, ja so bist du ein richtiger Deutscher und so ist weiß und schwarz ist so. Und als Frau gehst du bitte so und benimmst dich auch so. Eine bestimmte Lautstärke ist für dich als Mann. Ja, ein deutscher Junge weint nicht. Und Mann ist Krieger und Mann ist so und dieses ganze Existenzialismus ist der Aufstieg, Aufstand gegen diese ganzen Raster, gegen diese ganzen Zuschreibungen, gegen diese ganzen Schablonen, ob das Gender, Race oder Class ist, sondern sei du selbst. Und der Weg dahin ist natürlich ein
Weg der Dekonstruktion, dass du aufdröselst und aufhebst und auseinander nimmst. Und das ist eine Kunst, die allen Kitsch hasst. So, Hass auf den Kitsch ist Wesen moderner Kunst. All das, was vertuscht, all das, was im Grunde Schein, falscher Trost, Pseudo-Harmonie und so darstellt. Moderne Kunst will wahr sein, nicht schön. Schönheit ist immer Verrat an der Wahrheit. Schönheit ist immer, es nicht aushalten zu können in seiner brutalen Nacktheit, in seiner Ungestelltheit, in seiner Echtsein, wie es ist. So, da hat hier Lichthausen mal mehr Respekt vor. Und er sagt, es ist das Unglück der Christentümer unserer Zeit, dass sie im Zweifelsfall immer gehalten haben zu den
Sicherheitsangeboten, vor allem zu den Rechten, zu den völkischen, zu den nationalen Sicherheitsangeboten, immer gehalten haben zu den Schablonen, zu den Zuschreibungen, zu den Rastern, die vermeintliche Sicherheit anbieten. Es müsste anders sein. Christen müssten Mut machen, den eigenen Weg zu gehen. So, und dieser eigene Weg ist der ehrlichere. Im Zweifelsfall bist du Existenzialist, völlig klar, und nicht Nazi oder Stalinist oder irgendwer etwas Blödes. Und das ganze Ding ist, es führt dich auch in eine gewisse vornehme Melancholie bis Verzweiflung hinein. Melancholie, wenn du gute Musik findest oder verliebt bist, dann kannst du im tiefen Gefühl, dass alles scheiße ist, sagen, manchmal ist doch ganz schön und so. Und wenn das aber in irgendeiner, wenn du noch krank dazu bist und arm und fliehen musst und so, ja, Verzweiflung. Aber da musst du auch zustehen, denn es ist ehrlich
und Verzweiflung und das ist tausendmal besser als irgendein Blödsinn, der dir da aus der ideologischen Mottenkammer angeboten wird. Und Tillich sagt, Respekt, Respekt, aber gehen wir nochmal auf Punkt 1. Der Anfang von allem war, das Rückgrat zu haben, auch solche Wege gehen zu können. Da macht sich kein Säugling von allein. Das ist schon in der Menschheitsgeschichte so, dass du dir nicht das Rückgrat selber schnitzen kannst, mit dem du in den größten Stürmen dieser Welt aufrecht stehen kannst. Das ist ganz biologisch, sozial etwas, was dir widerfährt dadurch, dass dich Menschen über den Rücken streicheln und dir deinen Wert zusprechen. Und es gehört schon auch dazu, dass du dir diesen
Mut zusprechen lässt und dass du ihn dir zusagst und dass du ihn dir erkämpfst oder ertanzt oder ersingst oder durch irgendetwas, aber du wirst den Mutstand zu halten nicht produzieren können aus dich heraus. Das ist im ganzen Menschsein nicht angelegt. Der Mensch ist in diese Alternative hineingestellt, dass er Individuation und Partizipation braucht. Er braucht es, ein Teil von etwas zu sein. Und er kann nur Teil von etwas zu sein, wenn er sich darin nicht verliert, wenn er nicht Verschmelzung sucht, wenn er sich darin nicht aufgibt. Er muss ein Selbst sein, aber er kann er selbst werden, Individuation als Weg beschreiten, naja, so, dass er in irgendeiner Weise sich gesehen, getragen, anerkannt, gehalten weiß. Und falsch ist immer die Verabsolutierung von einem.
Und das ist für Tillich ohnehin ein Schlüsselgedanke. Er nannte es mal das protestantische Prinzip. Es ist das Wesen des Protestantismus, aller Verabsolutierung von etwas Bedingtem zu widersprechen. Die ganze Welt, alles was ist, ist in irgendeiner Form relativ, endlich, bedingt. Und die Weltgeschichte ist voller Versuche, etwas Endliches wie Unendlich zu behandeln, etwas Relatives absolut zu setzen. Das kann die Rasse sein, das kann die Klasse sein, das kann die Kunst sein, das kann die Liebe sein, das kann der Erfolg sein, die Schönheit, der Fleiß, lauter tolle Dinge, die man abfeiern kann und so. Aber wenn sie das Tragende sein sollen, das Fundament, die Säule, das werden sie nur sein können, solange sie von deiner
Illusion zehren, die du dir darüber machst. Aber es können Stürme kommen, wo du merkst, dass es eine Illusion war. Das trägt nicht. Das überlebt nicht die nächste Flucht, nicht die nächste Quarantäne, nicht die nächste Krankheit. Dann ist das vorbei und dann stehst du vor den Trümmern deines illusorischen Denkens und musst neu anfangen. Protestantische Prinzip, nichts was es gibt, was du umgreifen kannst, ist absolut, ist Endlich. Das protestantische Prinzip setzt natürlich voraus, dass es das Unbedingte, absolute, unendliche, wie soll man jetzt sagen, es wäre falsch zu sagen, dass es das gibt, dass es eine Realität ist und dass das die Realität ist, die du dir aber nie krallen kannst. Es wird nie so funktionieren. Sie will dich ergreifen und es
kann dir passieren, dass du dich von ihr ergriffen weißt und darin einwilligst. Aber umgekehrt wird es nie sein. Du kannst dir daraus keine Ideologie zimmern. So, und das ist unsere Situation, dass dieses auch dieser Zersetzungsprozess von Gewissheiten, Überzeugungen inzwischen selbst Konfessionen betrifft, Liturgien betrifft, Dogmatiken betrifft. Das waren ja Sachen, an denen früheren Zeiten der Halt war, an denen Menschen sich gekrallt haben. Und in der modernen Situation, du kannst nicht so reinstürzen in deine Religion, du kannst auch deine Religion zu einem Totalitarismus machen. Du kannst zu deiner eigenen Religion ein ultranationalistisches Verhältnis entwickeln. Ist dann halt auch nicht besser als jeder andere Ultranationalismus auch. Wenn es für dich eine ideologische Fassung ist, wo du lernst, die deinen super zu finden und alle anderen zu
verachten, ist dann halt nicht besser als alles andere, was ähnlich funktioniert, sondern es müsste anders gehen. Aber wie? Wie, wenn der Zweifel sich hinein frisst in Überlieferung, in alte Gewissheiten, in Weisen, wie Gottesdienst geht, welche Bekenntnisse, welche Glaubenssätze, welche Wahrheiten tragen. So, und in dieser Zeit, sagt Tillich, das passiert. Menschen geraten in tiefste Zweifel, sodass ihnen Gott vor den Augen verschwimmt, dass sie Christus mit den erlernten Vokabeln nicht mehr zu greifen kriegen. Es ist so, als wenn ihnen die Bekenntnisformeln, die mal Halt gaben, in dem Moment, wo sie sie aussprechen wollen, irgendwie im Mund noch zerfallen und schon sind sie weg und es kommt nur noch so ein, du kriegst es nicht mehr formuliert. Und was ist dann?
Tillich sagt so, wer sich in der Umklammerung des Zweifels und der Sinnlosigkeit befindet, kann sich aus dieser Umklammerung nicht selbst befreien. Er sucht nach einer Antwort, die innerhalb dieser Situation gültig ist und nicht außerhalb. Diejenigen, die nicht in der Situation sind, sondern außerhalb, gehören sich sowas manchmal freundlich an und sagen, ja, also ich erlebe Gott so und so und bin sehr zufrieden mit ihm. Und da kannst du manchmal Glück haben, dass es funktioniert, will ich gar nicht ausschließen. Nur es gibt viele, die dann auch bisschen innerlich seufzen und sagen, ja, danke schön, freut mich für dich, ist bestimmt eine schöne Sache. Und das ist aber nicht so, das kann nicht so ansteckend, wie man denkt. Manchmal wünscht man, dass man das so sagen könnte, also ne, mein Gott, ich bin hoch zufrieden mit ihm und so, kann ich dir nur empfehlen und so. Das funktioniert nicht immer, weil das natürlich etwas außerhalb
dessen ist, was jetzt gerade einleuchtet und nicht innerhalb. Was ist Tillichs Rat, an dem der verzweifelt, an dem was ist und war und was er hatte und was mal hielt. Er sagte, der Weg ist, der Verzweiflung ins Angesicht zu sehen. Diesen Mut zu haben, loszulassen, zu sagen, so ist es, mich verlassen, Gewissheiten, mich verlassen, Überzeugung, Dinge lösen sich auf, Dinge, ohne die ich mir mich selbst und meinen Glaube und mein Selbstsein nicht vorstellen können, aber sie lösen sich auf. Es ist passiert, so, Thanos hat mit den Fingern geschnippt und es löst sich etwas auf, das darf sich nicht aufnehmen, es löst sich auf. Und dem ins Auge zu schauen, dem ins Angesicht zu schauen und nicht einfach verdrängen, Tillichs Beobachtung viel zu vielen,
da passiert es. Der Glaube hört auf, dem Leben Gestalt zu geben, sie wollen es aber nicht wahr haben und schieben den Gedanken weg und machen weiter, machen mit, aber es funktioniert nicht mehr, es läuft nicht mehr rund, es läuft auf den Felgen. Der Mut in dieser Situation ist es anzuerkennen und in dieser Situation kann es passieren, dass darin nicht nur Auflösung stattfindet, sondern ein dennoch, ein trotzdem, ein Ja in irgendeiner Weise da ist, als kleines Licht oder als durchgreifende Erfahrung und das kann sehr verschieden sein, aber in dem Moment, wo ich das Gefühl habe, jetzt ist es vorbei und ich lasse los, kann sich eine andere Erfahrung einstellen. Tillich nennt sie ein Ergriffensein von der Macht des Seins, ein Mut zum Sein,
das ich mich festgehalten weiß, im Leben, im Mut, in der Zuversicht, auch wenn ich das, von dem ich glaubte, dass es mich hält, loslasse. Für Tillich ist dieser Mut zum Sein, eine Gotteserfahrung, eine Gotteserfahrung, in der Gott selbst sich einem Menschen zeigt, offenbart fühlbar macht, den der Glaube scheinbar verlässt. Und für Tillich ist es eine Schlüsselerfahrung, solche Erfahrungen, naja, begleiten zu können und die nicht abzuschreiben als Theologe zu sagen, man, noch ein gottloser, säkularer Heide und so, sondern zu sehen, wie viel Glaube beim Menschen vorhanden ist, die selbst nicht mehr glauben, dass sie glauben. Sie
glauben nicht mehr, dass sie glauben, aber in der Art und Weise, wie sie ehrlich sind und sich ergriffen wissen von einem Lebensmut und einem Ja zum Sein, weil sie sich in irgendeiner Tiefe vom Sein bejaht wissen. Ist es ein Moment von Glaube? Und Tillich macht dieser Erfahrung einen Vorschlag. Er macht dieser Erfahrung den Vorschlag, versuch's doch mal so, der klassische Gott deines Kinderglaubens, dem bist du los. Der hat sich aufgelöst. Nicht Gott bist du los, sondern, wie sollen wir sagen, den metaphysischen Gott, den traditionellen Gott, den alten Gott. Das, was dich ergriffen hat, dann verwendet Tillich einen Ausdruck, ist Gott über Gott. Ist der Gott, der erscheint, wenn du die Gottesbilder, die nicht mehr greifen, loslassen.
Und für Tillich ist das eine Schlüsselerfahrung seinerzeit. Er hält bestimmte Formen des Gottesdenkens für überlebt, für überholt. Und der Weg kann nicht sein zurück, sondern der Weg muss nach vorne sein. Wie finden wir neue Bilder, neue Gestalten, neue Erfahrungen dieses Gottes. Es gab Fragen dazu, wie meint das Tillich? Also es ist eine einflussreiche Schrift. Es hat so manchen auf die Idee gebracht, dass er vielleicht gläubiger ist, als er denkt. Es gibt viele Menschen, denen diese Schrift Glaube und Seele erneuert und gerettet hat. Und es gab auch Leute, die gesagt haben, ja, ein bisschen philosophisch und so. Tillich hat nochmal nachgelegt. Er hat einen kleinen Aufsatz dazu geschrieben und gesagt, man darf das jetzt auch nicht missverstehen. Die Idee ist nicht zu sagen, du hattest mal einen Gott, na komm, werf ihn weg, ich habe da was Neues für dich, den Gott über Gott. So im Sinne, ich habe jetzt hier für dich das super Angebot.
Das könnte missverstanden werden im Sinne, jetzt wird da irgendeine Supertheorie rausgezogen, irgendein super absolutes, irgendeine philosophische Idee. Ist das nicht irgendeine Art neue Gnosis? Ist das nicht so eine Art philosophische Spekulation? Also diese Kritik gab es daran viel. Tillich sagt dazu, naja, das Gegenteil ist richtig. Der Punkt ist ja, welche Glaubensgestalten lösen sich auf? Die, die falsche theoretische Gewissheiten geboten haben, die, wo man glaubte, man hat sie mal verstanden und dann funktionieren sie nicht mehr. Der Gott über Gott ist ein Grenzgedanke. Es ist die Formulierung dafür, dass sich manchmal der Gott deines bisherigen Bewusstseins auflösen muss, damit Gott dich neu ergreifen kann. Dazu kann gehören, dass ein bestimmtes Denken, Gott ist eine Person, die irgendwann ganz unglaubwürdig
vorkommt. Tillich sagt, damit hast du recht, weil Gott ist nicht eine Person wie Hans und Franz. So, er ist nicht ein Individuum neben anderen Individuen. Das sind Überlegungen, die machen die ganze Trinitätslehre kaputt. Das war auch nie gemeint. Der Gott der Bibel, der Gott der christlichen Tradition war immer der, der am Ende größer und unaussprechlicher ist als alle Formeln, die wir gebrauchen, um uns über ihn zu verständigen. Und wer Angst hat vor irgendeiner Supergnosis um Pseudoerkenntnis, da sagt Tillich, mir geht es nicht um irgendeinen neuen oder anderen Gott, sondern der Gott, zu dem wir beten, ist kein anderer als der Gott über Gott, der uns auch da ergreift, wo uns die Vorstellung von ihm verlassen. Er will da keinem Angst machen, aber er hat viele Menschen kennengelernt, die nicht mehr klar kamen mit ihrem ererbten Christentum. Und den wollte
Tillich sagen, sieh es mal so, alles das, was bisher dein Glaube war, es waren Hinweisschilder, es waren Zeiger in Richtung auf etwas unendlich Größeres. So sind alle Dogmen gemeint, so sind alle Bilder gemeint. Die Formel Gott über Gott heißt letztlich dies. Gott ist größer als alles, was du bisher gedacht hast. Du wirst ihn nicht fassen können, aber er kann dich ergreifen. Und diesem Ergriffen werden von Gott, dem, dem kannst du vertrauen. Denn das ist die Kirche unter dem Kreuz, die Kirche unter dem Kreuz, die an Jesus glaubt, der am Kreuz spricht, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und der festhält am Glauben an diesen Gott, von dem er gleichzeitig im Gebet
klagt, dass er sich von ihm verlassen sieht. Wer dies Geheimnis versteht, für den wird der Gott über Gott hinweisschild, auf den Gott, der uns ergreift, da, wo wir selbst nicht mehr versuchen, ihn zu fassen zu kriegen.
Paul Tillich – Glaube und Zweifel | 10.4.1
»Ich glaube; hilf meinem Unglauben« ist die Jahreslosung für 2020. Sie könnte kaum besser passen in dieses chaotische Jahr, in dem sich Glaube und Zweifel zu einem unentwirrbaren Chaos verknotet haben. Menschen glauben an einen Gott und zweifeln an Ihm, glauben an eine Pandemie und zweifeln an ihrer Existenz, glauben an die Fähigkeit des Staates, die Bevölkerung zu schützen, und zweifeln daran. Und manchmal verzweifeln Menschen auch an der Ungewissheit, was sie denn nun glauben können. In noch deutlich turbulenteren Zeiten hat sich ein Theologe immer wieder Gedanken darum gemacht, wie sich Glaube und Zweifel in Einklang bringen lassen: Paul Tillich wuchs in einem konservativen Pfarrhaus auf, durchlitt den ersten Weltkrieg, floh vor dem zweiten, und musste sich schließlich in den USA neu erfinden, nicht nur die Sprache, sondern auch das Denken seiner neuen Heimat verstehen lernen. Thorsten Dietz erklärt Tillichs Theologie in ihrer rasanten Entwicklung, die so geprägt ist vom Rausch der Ereignisse vor rund 100 Jahren. Bis heute wirkt Tillichs Lehre fort. Und auch wir scheinen wieder am Beginn eines Zeitalters zu stehen, in das wir wehrlos hineinstürzen, in dem wir herumgewirbelt werden und zweifeln müssen. Aber im Glauben Halt finden können.
Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.