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Wir widmen uns Johannes dem Täufer, eine eigenartige Gestalt, über die relativ selten gepredigt und eine sehr verblüffende Gestalt, eine auffallende Gestalt. Der christliche Glaube ist ja sehr konzentriert auf eine einzige Person, auf Jesus aus Nazareth. Oder wenn wir seine Auferstehung mit berücksichtigen, wenn wir an den Auferstandenen denken, dann sagen wir nicht Jesus aus Nazareth, sondern Jesus Christus. Also wenn wir von dem historischen Jesus sprechen, vor Ostern, wie er in Palästina öffentlich gewirkt hat, dann sprechen wir von Jesus aus Nazareth. Und

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ab Ostern sagen wir Jesus Christus. Es ist natürlich der gleiche. Jesus ist in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der gleiche. Aber es ist schon wichtig, vor Ostern und nach Ostern. Diese Zäsur kann man nicht einfach überspringen. Also der christliche Glaube ist sehr konzentriert auf Jesus Christus. Wir nennen uns ja auch Christen und wir sagen, wir glauben an Jesus Christus. Beide Sakramente, so wie es die evangelische Kirche sieht, zwei Sakramente sind beide auf Jesus Christus konzentriert. Auch die großen christlichen Feste, Weihnachten, Karfreitag und Ostern sind alles Jesusfeste. Und auch die vier Evangelien sind sehr stark

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konzentriert auf Jesus Christus bzw. Jesus aus Nazareth. Man könnte als Vergleich sagen, ja die fünf Bücher Mose sind ja auch auf Mose konzentriert. Da ist ja auch was dran, heißen ja auch fünf Bücher Mose. Aber zum Beispiel im ersten Buch Mose ist überhaupt nichts von Mose die Rede. Und auch in den anderen vier Mose-Büchern, die sind lange nicht so auf Mose konzentriert wie die Evangelien auf Jesus Christus. Juden glauben ja auch nicht an Mose. Sie nennen sich ja auch nicht Moseaner. Also mit diesen kleinen Hinweisen will ich nur sagen, es gehört zu den Auffälligkeiten, dass der christliche Glaube sich enorm auf Jesus Christus konzentriert. Mit ihm steht und fällt der christliche Glaube. Der christliche

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Glaube ist so attraktiv, wie dieser Mann attraktiv ist. Er ist so glaubwürdig, wie dieser Mann glaubwürdig ist. Und der christliche Glaube ist so geheimnisvoll, wie dieser Mann geheimnisvoll ist. Das heißt, der christliche Glaube steht und fällt mit Jesus Christus. Es geht im christlichen Glauben nicht in erster Linie um Moral oder um ein Programm oder um einen Lebensstil. Das ist auch alles interessant und kann auch wichtig sein. Nein, es geht in erster Linie um eine Person und nicht um ein Programm oder um einen Lebensstil oder um eine Moral. Es geht um Jesus Christus. Wenn man das bedenkt, dass der christliche Glaube so auffallend stark auf Jesus Christus konzentriert ist, dann ist es umso verblüffender,

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dass alle vier Evangelien, bevor sie sich dem öffentlichen Wirken Jesu zuwenden, sich zuerst einmal einem anderen Mann zuwenden. In allen vier Evangelien beginnt die Darstellung des öffentlichen Wirkens Jesu mit Johannes dem Täufer. Das ist einmalig. Neben ihm gibt es keine andere Person, die so eine Rolle spielt. Dann ist auch sehr wichtig und auffallend, dass Jesus selber sich bei diesem Mann taufen lassen hat. Es heißt, er ging aus Galiläa zum Jordan und er ließ sich von Johannes dem Täufer taufen. Da ist er über 200 Kilometer gewandert, weil von Galiläa bis zu dieser Taufstelle, das ist also eine lange Wanderung.

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Es heißt auch, dass viele aus Judea und aus Jerusalem zu diesem Mann hinausgegangen sind an den Jordan. Aber die Leute, die von Galiläa gekommen sind, die hatten den weitesten Weg. Und den hat Jesus unter die Füße genommen, um sich von diesem Mann taufen zu lassen. Diese Taufe muss für ihn ein sehr wichtiges, grundlegendes Ereignis gewesen sein, das wahrscheinlich viel ihm selber geklärt hat. Denn vor der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer lebte Jesus offenbar ganz unauffällig. Wir haben gar keine Nachrichten über den größten Teil seines Lebens. Es gibt nur allein im Lukasevangelium eine einzige Episode als Zwölfjähriger, aber nur in einem Evangelium. Aber außer dieser Episode wissen wir aus

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seiner Kindheit, Jugend, seinem jungen, erwachsenen Alter gar nichts. Nie wieder hat ein Mensch eine solche Wirkung gehabt, über dessen Großteil des Lebens man gar nichts weiß. Es ist auch mal wichtig festzustellen, über 90 Prozent seines Lebens wissen wir gar nichts. Wir wissen nur etwas, relativ gut, Bescheid, über die letzten zwei, drei Jahre seines Lebens, aber alle Jahre vorher nicht. Also, das Irgendwas muss ihn bewogen haben, lange Zeit ganz unauffällig zu leben, und dann auf einmal tritt er an die Öffentlichkeit, wird er an die Öffentlichkeit geschleudert und dann lebt er sehr intensiv in seinem öffentlichen Wirken. Und dieser

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Wendepunkt ist die Taufe. Nach der Taufe durch Johannes den Täufer tritt Jesus öffentlich auf. Also, man kann sagen, alles was Jesus gesagt und getan hat, hat er als Getaufter gesagt und getan. Als Getaufter hält er die Bergpredigt, als Getaufter erzählt er seine Gleichnisse, als Getaufter unterhält er sich mit den Menschen und als Getaufter geht er in seine Leidensgeschichte. Alles was Jesus gesagt und getan hat, ist eine Frucht der Taufe. Also, das ist schon ein wichtiger Gesichtspunkt. Dann ist auch noch wichtig, Jesus hat über keinen Menschen, über keinen Menschen seiner Gegenwart, aber auch über keinen Menschen

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der Vergangenheit so oft und so positiv gesprochen wie über Johannes den Täufer. Sucht mal in den Evangelien alle Aussagen zusammen, die Jesus über den Täufer gemacht hat, da seid ihr sehr verblüfft. Also, er hat über Abraham, über Mose und über David nicht so oft gesprochen und nicht in dermaßen hohen Tönen wie über Johannes den Täufer. Ich will mal nur drei Beispiele für viele nennen. Jesus sagt einmal, es gibt keinen größeren, der von einer Frau geboren wurde, als Johannes der Täufer. Es sagt dazu Abraham, Mose und David nicht, weil Johannes der Täufer ist für Jesus größer als Abraham, Mose und David. Oder Jesus sagt einmal, das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes dem Täufer.

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Also ist er eine heilsgeschichtliche Wendemarke größten Ausmaßes. Die ganze klassische israelitische Heilsgeschichte reicht bis zu Johannes dem Täufer und dann ist eine Wende. Oder, ich habe es schon mal bei einer anderen Gelegenheit gesagt, in seiner letzten Lebenswoche, er hat nur noch wenige Tage gelebt, also die Taufe steht am Anfang seines öffentlichen Wirkens und am Ende steht die Tempelkritik. Der Tempel ist ja das Zentrum des Weltjudentums, das politische Zentrum, das religiöse Zentrum und auch in gewisser Hinsicht war der Tempel ein wirtschaftliches Zentrum. Also auch die Regierung der Sanhedrin tagt ja im Tempel.

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Also, und Jesus kritisiert öffentlich den Tempel und zwar auch handgreiflich. Er wirft Tische um und er wirft Vogelkäfige um und gerade Vögel waren für die Armen ein ganz wichtiges Ersatzopfer. Wer sich kein Lamm oder andere Dinge leisten konnte, der durfte einen Armenopfer bringen, indem er Vögel opfert und das Arme waren die Mehrzahl der Menschen. Also, und er wirft auch diese Vogelkäfige um. Ein sehr sensibler Punkt. Und dieser Tempel Frevel, bitte sagt nicht Tempelreinigung, da meint man, dass Jesus mit dem Besen da etwas sauber gemacht hat. Nein, das war eine schwere Tempelkritik, ein Tempel Frevel und darauf stehen schwerste Strafen. Also, Jesus muss es klar gewesen sein nach der Tempelkritik, dass es jetzt ganz ernst wird. Und diese Tempelkritik war der Verhaftungsgrund Jesu. Die Tempelkritik

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war nicht der Todesgrund Jesu, aber sein Verhaftungsgrund. Also, wir müssen unterscheiden zwischen dem Verhaftungsgrund und dem Todesgrund. Aber los geht es mit der Verhaftung. Also, die Tempelkritik ist schon eigentlich so die brisanteste Tat, die Jesus am Ende seines Lebens getan hat. Und in dieser Tat, in der er dann gleich die Frage bekommt, mit welchem Recht tust du das, antwortet er, haltet ihr die Johannestaufe für himmlische Qualität oder menschliche Qualität? Und weil er auf diese Frage keine Antwort bekam, sagte er, dann sage ich euch auch nicht, mit welchem Recht ich das tue. Also, Jesus schließt sich mit Johannes dem Täufer bis in die letzten Tage seines Lebens, bis in seinen Verhaftungsgrund,

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schließt er sich zusammen. Deswegen halte ich gar nichts von der Meinung einiger Exegeten, ich glaube, sie nehmen zurzeit ab, aber eine Zeit lang waren sie nicht selten, die gesagt haben, ja, Johannes der Täufer war mal so eine Art Lehrer von Jesus, aber Jesus hat sich dann später von ihm getrennt. Er hat ja auch eine ganz andere Verkündigung, sagen diese Exegeten, Jesus redet nicht vom Gericht, sondern vom Reich Gottes und getauft hat er ja dann auch nicht, bis auf eine ganz kleine Tauftätigkeit, die bei Johannes mal erwähnt wird. Also, es gab eine Zeit lang den Trend, die Begegnung zwischen Jesus und Johannes dem Täufer also sehr partiell herunterzustufen und Jesus hat sich dann von diesem Lehrer wieder gelöst oder abgesagt oder getrennt. Das halte ich für schlimmen Humbug, es gibt

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dafür überhaupt keinen Grund, aber dass Jesus sich zusammenschließt mit Johannes dem Täufer am Ende seines Lebens, das kann niemals Erfindung sein durch irgendeine Gemeindetradition, denn die spätere christliche Gemeinde hat ein Interesse gehabt, Jesus weit über den Täufer zu stellen. Sie hatte eher Schwierigkeiten, dass Jesus sich ja von einem anderen Mann, von dem Täufer hat taufen lassen, das könnte man ja so verstehen, dass der andere Mann wichtiger ist als Jesus. Deswegen ist auch die Taufe Jesu durch den Täufer hundertprozentig keine Erfindung, weil das stört eher das christliche Empfinden. Genauso wird das christliche Empfinden gestört, wenn Jesus sich in dieser heiklen Sache mit dem Täufer am Ende seines Lebens so eng zusammenschließt. Also, Jesus hat sich niemals vom Täufer getrennt, er

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hat niemals seine Taufe bedauert oder relativiert, er hat allerdings selber nicht in dieser Weise weitergearbeitet. Das stimmt, das muss man gründlich untersuchen oder überlegen, wohin könnte da der Grund liegen. Aber das allein reicht niemals aus zu sagen, Jesus hat sich von seinem früheren Lehrer getrennt. Also, das war ein kleiner Exkurs. Ich war bei dem Baustein, Jesus hat über keinen Menschen seiner Gegenwart oder seiner Vergangenheit so oft und dermaßen positiv geredet wie über Johannes den Täufer. Der Mann hat auch einen einzigartigen Namen, Johannes der Täufer. Er wird nach einer Handlung benannt, die er

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vollzogen hat, oft vollzogen hat, die ihn charakterisiert. Niemals vorher oder nachher hat jemand so einen Namen gehabt, Johannes der Täufer. Also die Taufe, die er zum ersten Mal, also menschlich gesehen, erfunden hat. Es gibt keinen Vorläufer, obwohl es hunderte von religiösen Waschungen gibt, von Indien bis Nordafrika, die wir kennen, hunderte religiöser Reinigungsriten, aber es gibt nichts Vergleichbares mit der Taufe. Das muss auch für die damaligen Leute so auffallend gewesen sein, dass sie eben durch diese Handlung ihm den Namen gaben. Wer war dieser Mann? Das will ich jetzt mal ein bisschen, soweit man das in einem Vortrag kann, darüber ein bisschen nachdenken mit euch zusammen. Man sagt ja zu Recht in der

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Literaturwissenschaft, der Ort der Handlung und die Zeit der Handlung, das sind wichtige Komponenten. Die Aufgabe einer Einleitung in eine Geschichte, in eine Erzählung ist ja Ort und Zeit der Handlung, Hauptpersonen, Thema, Perspektive, also solche Dinge anzubahnen oder zu klären. Dieser Ort der Handlung ist bei Johannes dem Täufer von entscheidender Bedeutung. Nähern wir uns diesem Mann mal über den Ort seiner Handlung. Das hat auch was Reales, was Objektives. Wir befinden uns da in der Realität, Landschaft, Geografie, der Natur, der Natur der Handlung. Also ein erster Gesichtspunkt. Johannes der Täufer

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wirkte im Freien, im Freien, so wie Jesus auch. Also bleiben wir mal kurz bei Jesus. Das ist sehr selten damals gewesen, weil ein normaler Rabbi, ein normaler Lehrer der Heiligen Schrift hat ein Lehrhaus, er unterrichtet in einem Lehrhaus. Wir hier treffen uns ja auch nicht unter freiem Himmel. Hat verschiedene Gründe, warum wir das nicht machen. Also Wurthaus wirkt nicht im Freien. Aber Jesus wirkte im Freien. Das ist sehr auffällig. Er war ein Wanderprediger. Er sagte einmal heute und morgen und übermorgen muss ich wandern. Also das Wandern war ein Wesensmerkmal von ihm. Er zog durch die Lande in Capernaum, Bezeida, Korazim, Magdala und viele andere Orte, wo er wirkte. Und dadurch, weil er

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ein Wanderprediger war, lernte er sehr viele Menschen kennen. Die hätte er ja nicht kennengelernt, wenn er ein Ortsrabbi gewesen wäre, der immer im gleichen Lehrhaus wirkt. Also er ist gewandert. Das war ihm enorm wichtig. Und er hat auch seine Jünger aufgefordert, wandert durch alle Ortschaften Galiläas und verkündet, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Geht zu zweit aus, wo ein Haus euch aufnimmt, da bleibt. Wo ein Haus euch nicht aufnimmt, da schüttelt den Staub von euren Füßen, euren Sandalen. Also er schickte auch seine Jünger auf die Wanderschaft. Schauen wir mal kurz ins Alte Testament hinein. Die Erzväter waren große Wanderer. Also die sind was weggewandert. Es heißt einmal von Dan bis Persheba. Dan

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ist nämlich der oberste Punkt so im Heiligen Land. Da sind die Jordan-Quellen. Eine der drei Jordan-Quellen liegt in Dan. War auch ein Heiligtum vom Nordreich Israel. Und Persheba, das liegt noch ganz im Süden. Südlichster Punkt in Israel ist Persheba, eine Beduinenstadt. Da leben heute noch viele Beduinen, die aber zum Großteil sesshaft geworden sind. Aber es gibt auch heute noch Beduinen, wo der Opa im Zelt vor dem Haus zeltet, wo der Enkel ein Haus besitzt. Der Opa aber ist ein Beduine, der geht in kein Haus, der lebt im Zelt vor dem Haus. Könnt ihr in Persheba sehen. Also Dan und Persheba, die Erzväter haben die ganze Tour mehrfach gemacht. Auch Jakob, also Hebron, Persheba, Bet-El, bis in den Norden

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nach Dan. Also die Erzväter waren auch Wanderer. Nehmen wir mal die alttestamentlichen Propheten. Also Amos, der wanderte ja erstmal vom Südreich ins Nordreich und er war auf jeden Fall tätig in der Hauptstadt Samaria und im Staatsheiligtum Bet-El. Mehr wissen wir nicht. Aber das allein zeigt, er hatte jetzt nicht einen fixen Ort. Auch andere Propheten sind eigentlich nicht gekennzeichnet dadurch, dass sie an einem Ort wirkten. Also Jesus war ein Wanderer, die Erzväter und die alttestamentlichen Propheten, das müsste man im Einzelnen von Fall zu Fall untersuchen, soweit man überhaupt Quellen hat. Ja, also das ist bei Johannes dem Täufer gleich, er wirkte auch im Freien. Aber er war kein Wanderprediger. Also er wirkte in Freien, aber obwohl er im Freien wirkte, haftete er an einem einzigen Ort, den er niemals verließ.

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Alles was er tat, tat er im Freien, aber an einem einzigen Ort. Jetzt nähern wir uns mal diesem Ort der Handlung schrittweise, weil die Schritte selber sind sehr wichtig. Dieser Ort lag auf jeden Fall in der Wüste. Der Jordan fließt an diesen Kilometern durch die Wüste. Der Jordan beginnt nördlich vom See Genezaret, dadurch fließt er auch fast wie so ein Gebirgsfluss, ganz enge gebirgige Stellen, wo man tolle Raftingtouren machen kann, habe ich schon. Da rauscht er ganz schön, wie so ein Alpenfluss. Und dann fließt er aber in den See Genezaret. Und dann, wenn er den See Genezaret wieder verlässt, fließt

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er durch eine Wüste. Wenn wir Wüste hören, dann denken wir an die Sahara oder vielleicht an Saudi-Arabien, also an große Wüsten und an eine Flugzeugreise. Das müsste er jetzt umstellen, denn ein Jerusalemer oder jemand der in Judea wohnt, der hat die Wüste nebenan. Es geht bei dieser Wüste, durch die der Jordan fließt und in der Johannes der Täufer gewirkt hat, um eine der kleinsten Wüsten der Welt. Das ist die Judäische Wüste. Die beginnt am Ostrand von Jerusalem, wenn ihr auf dem Ölberg seid, das ist der Ostrand von Jerusalem, beginnt 20 Meter, 30 Meter daneben die Wüste und ab dieser Stelle fällt kein Tropfen seit hunderten von Jahren. Das ist eine Regenschattenwüste. Diese Judäische Wüste, also eine der kleinen

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kleinsten Wüsten der Welt, ist von Nord nach Süden, das ist die Länge, ungefähr 70 Kilometer lang und von Osten oder sagen wir mal vom Westen, zum Beispiel von Jerusalem bis zum Jordan und noch ein bisschen weiter nach Jordanien bleibt es noch Wüste, bis dann das Jordanische Hochland kommt, das auf 1200 Meter ansteigt. Das ist die Judäische Wüste. Die ist also 70 Kilometer lang, Nord-Süd und 40 Kilometer breit, Ost-West. Und trotzdem ist die ganz schön gefährlich, also sagen wir mal, wenn du in der Wüste dir deinen Fuß brichst, hast du echte Probleme. Oder wenn du einen Herzinfarkt kriegst oder einen Sonnenstich. Also sobald was passiert, solange du gesund bist und genügend Wasser hast, also machen

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wir ein praktisches Beispiel. Ein Jerusalemer entschließt sich an den Jordan zu gehen. Habe ich auch schon gemacht. Da läufst du ungefähr vier und wenn du ein bisschen langsamer bist fünf Stunden bis am Jordan. Also wenn du in Jerusalem früh aufstehst und genügend Wasser mitnimmst, dann bist du in vier, fünf Stunden am Jordan um die Mittagszeit und wenn du da dich zwei Stunden aufhalten willst, bist du am Abend wieder zurück in Jerusalem zu Fuß. Das geht. Also die Wüste ist nebenan. Ich gehe heute Nachmittag mal in die Wüste. Also sag mal ein Priester, der am Tempel ist, der braucht ungefähr eine knappe halbe Stunde, da ist er oben auf dem Ölberg und dann eine Viertelstunde später ist er in der Wüste. Und das Besondere ist, dass wenn du die Wüste betrittst, die Judäische Geröll- und Gesteinswüste, kein Sand, das ist keine Sandwüste, hat nichts mit Sahara zu tun.

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Das ist eine Geröll- und Gesteinswüste, voller verwitterter Steingeröll, sieht alles so ein bisschen schmutzig aus, aber du siehst keine Bäume, keine Felder, keine Wiesen, keine Häuser. Du bist in einer anderen Welt. Die Wüste ist Jenseitsgelände, exterritoriales Gelände. Die Wüste kommt einem Kulturlandbewohner auch sehr lebensfeindlich vor. Ein Kulturlandbewohner kann in der Wüste nicht leben. Die Wüste ist lebensfeindlich und nachts kommen die wilden Tiere, Schakale, Hyänen, Schlangen, Skorpione und nachts kommen auch die Dämonen. Außerdem gibt es in der Wüste Räuber. Es geht keiner allein durch die Wüste, es ist

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zu gefährlich, auch nicht durch die Judäische. Wenn du von Jerusalem auf, du stehst auf dem Ölberg und gehst jetzt in die Wüste, das geht steil nach unten, denn Jerusalem liegt 800 Meter hoch und der Jordan, ein bisschen nördlich vom Toten Meer, liegt vielleicht 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Es geht also in den 40 Kilometern von 800 Meter über dem Meeresspiegel bis 250 Meter unter, also über 1000 Meter geht es runter, es geht ganz schön in die Knie. Und wenn du also von Jerusalem, sagen wir mal vom evangelisch-archäologischen Institut, wo ich mal ein paar Wochen gelebt habe, das ist ganz am Rande von Jerusalem, da bist du also in einer Viertelstunde in der Wüste. Und wenn du da runtergehst, es geht so runter, dass du nach einer Viertelhalbstunde Jerusalem nicht mehr siehst, weil das alles hinter dem Hügel, da oben ist ein Hügel und dahinter ist Jerusalem. Du siehst Jerusalem

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ganz schnell überhaupt nicht mehr, da hast du das Gefühl, du bist mitten in einer riesigen Wüste, weil du siehst dann nur noch Wüste. Gut, bleiben wir noch ein bisschen bei der Wüste, ist sehr wichtig, wenn wir Johannes den Täufer verstehen wollen. Ja, die Wüste ist eine Gegend, eine Landschaft, da gehst du nicht hin, wenn du Karriere machen, Ruhm ernten, Unterhaltung, Zerstreuung, da gehst du nicht in die Wüste, da ist nichts zu holen. In der Wüste gibt es keine Ablenkung, keine Unterhaltung, keine Zerstreuung. In der Wüste wirst du auf eine eigentümliche Weise mit dir selber konfrontiert. Du spürst viel deutlicher, was in dir ist. Was in dir wirklich ist, spürst du kaum so gut im Kulturland,

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aber du spürst es in der Wüste. Da kannst du viel schlechter verdrängen, da bist du mit dir selber konfrontiert. Und in der Wüste wirst du bescheiden und dankbar. Also falls ihr nicht so arg bescheiden seid, so leichte Anfechtungen in Richtung Angeberei und Stolz, geht einfach mal ein Vierteljahr in die Wüste, neist es weg. Da werdet ihr bescheiden, weil ein Schluck Wasser wird wertvoll. Ein bisschen Schatten in der glühenden Wüste weißt du zu schätzen. Also du lernst die kleinen Dinge schätzen und du spürst die Nichtigkeit und Schutzlosigkeit deines Lebens. Vieles, was im Kulturland so wahnsinnig wichtig ist, hilft dir in der Wüste gar nicht. Professorentitel oder goldene Armbanduhr oder weiß der Kuckuck

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was, die ganzen Statussymbole in der Wüste sind ganz andere Werte. Also deswegen gehen immer wieder Jerusalemer in die Wüste, auch Josephus und andere sind bewusst immer wieder tagelang, wochenlang in die Wüste oder manchmal auch nur vier Stunden meditieren in der Wüste, abends wieder zurück, bevor es dunkel wird. Also die Wüste hat eine spirituelle Bedeutung. Und wenn die Wüste gleich nebenan ist, dann ist die Wüste ein spirituell geschätzter Ort. Das ist also anders wie bei uns hier in Deutschland. Jetzt die Wüste hat aber auch eine große geschichtliche Bedeutung für Israel. Johannes der Täufer geht in die Wüste wegen der Geschichte Israels. Es gibt bei Deutoro Jesaja Jesaja 40 Vers 3 einen Vers,

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der heißt, hört oder horch eine Stimme in der Wüste ruft, macht Bahn dem Herrn in der Wüste, macht eine Bahn in der Wüste. Dieses Wort hat dieser Mann irgendwie gehört, gelesen, gehört, gelesen und es hat bei ihm eingeschlagen. Er hat irgendwie gespürt, das Wort gilt mir. Ein Text und ein Mensch finden sich. Und dann geht der Mann in die Wüste aufgrund dieses Wortes. Er geht nicht als Tourist in die Wüste oder für spirituelle Übungen, nein, er geht in die Wüste und bleibt. Er wird ein Wüstenbewohner. Kamelhaar, Mantel

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haben nur Wüstenbewohner und er ernährt sich von Honig und Heuschrecken. Heuschrecken übrigens schmecken ziemlich gut, habe ich auch schon gegessen, kann man in der Pfanne braten, schmecken sie wie Pommes frites. Also so ungewöhnlich ist es gar nicht. Also Wüstenbewohner, also Heuschrecken sind sehr gesund und machen tüchtig satt. Also ist gar nicht so exotisch, wie man denkt. Muss sie halt in der Pfanne braten. Aber das ist die Ernährung der Beduinen und der Wüstenbewohner. Also er macht einen Exodus aus dem Kulturland. Er steigt aus. Er bricht mit dem Leben im Kulturland forever. So geht ein Mann in die Wüste. Aber auch

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innerhalb der Wüste findet er einen Ort, einen ganz bestimmten Ort. Es ist das Ufer eines Flusses und an diesem Ort bleibt er. Also er geht nicht zu den Menschen wie Jesus, sondern die Menschen müssen zu ihm kommen. Und sie kommen, viele kommen, aus ganz Israel. Aber er geht nicht, sondern sie müssen kommen. Er geht an den Ort der Handlung. Und zwar ist es das Ostufer des Jordans. Es gibt einige Bibelstellen, wo das ganz klar steht. Auf der anderen Seite des Jordans steht es wörtlich in Johannes 1. Er geht also an das Ostufer. Am Westufer hat der Täufer nie gewirkt. Warum macht er das? Das hat alles Gründe in der

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Geschichte Israels. Ich werde es gleich sagen. Aber bleiben wir mal noch in der Gegenwart. Also er geht an den Jordan, an das Ostufer in der Nähe von Jericho. Da ist heute auch eine Brücke, die Ellenbeibrücke, die so nach dem Ersten Weltkrieg gebaut wurde. Es ist die wichtigste Verbindungsstraße Jerusalem nach Amman. Da fährt man über die Ellenbeibrücke, über den Jordan. Früher war hier eine Furt über den Jordan. Jordan hat einige Furten, wo man besonders leicht hinweg kann, auch mit Tieren, mit Karren und so weiter. Sagen wir ein paar Worte zum Jordan. Wer von euch war schon mal am Jordan? Hand hoch. Kann mal jemand gucken, wie viele sind es ungefähr? 30 Prozent. Respekt, Respekt. Also jeder,

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der am Jordan war, ist enttäuscht. Das ist das Jordan-Enttäuschungserlebnis, das jeder Touri macht. Denn der Jordan ist kein Fluss, es ist ein Bach. Also ich komme aus dem Remsdal, Urbach im Remsdal. Die Rems ist eher größer wie der Jordan, manchmal auch gleich, je nach dem. Allerdings im Winter, in der Regenzeit, da wird der Jordan ein echter Fluss. Aber sonst ist er eher ein Bach. Nördlich vom See Genezaret in dieser Gebirgszone, da ist er durchaus ein kleiner reißender Gebirgspach. Wenn er da wachsen würde, dann hätte es ein richtiger Fluss werden können, aber er wächst nicht. Südlich vom See Genezaret schlingelt er sich in endlosen Schleifen, weil es ein Erdbebengebiet ist. Der Jordan hat sicher 100, 200 Mal seinen Lauf verändert, wieder eine neue Schleife. Nach jedem Erdbeben

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sieht der Jordan anders aus, sucht sich wieder einen Weg. Er fließt ungeheuer langsam, manchmal steht er mehr, also kommt er in einer halben Stunde, kommt er ein paar Meter weit. Solche Passagen gibt es. Er ist nicht breit, ein paar Meter breit, er ist nicht tief. Trotzdem, Jordan heißt, dass der Boden hart ist, Steinboden, Gestein. Furten sind trotzdem nützlich, aber du kannst durch den Jordan eigentlich immer zu Fuß durchwarten. Also, vielleicht geht er dir mal bis hierher, dann ist er auch schon viel. Es gibt keine Schifffahrt auf dem Jordan. Der Jordan ist nicht beschiffbar. Trotzdem, obwohl wir alle dieses Enttäuschungserlebnis hinter uns haben, oder wenn ich mit Studies in bestimmten Zonen auf den Jordan zugehe,

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sieht man ihn gar nicht, überhaupt nicht, weil er ist ein bisschen so ein Kastental, da musst du ganz dicht bis zum Jordan laufen und dann siehst du ihn. Ach so, da kommt jetzt so ein Bächle, aber das siehst du nur unmittelbar, bevor du beim Jordan bist. Also, die Studies waren immer fürchterlich enttäuscht, ich auch. Trotzdem ist der Jordan von größter Bedeutung, zunächst durchaus auch im geografisch-landwirtschaftlichen Sinn, dann aber religiös. Nämlich, Palästina ist geprägt von einem bestimmten Wassersystem. Also, Wasser ist ja Mangelware, Wasser in Palästina ist so notwendig wie selten. Das ist das richtige Verhältnis, so notwendig wie selten. Und Gott sei Dank hat Palästina ein Wassersystem, das ist nämlich der See Genezaret und das Tote Meer. Ich kann es jetzt nicht genau schätzen, wie weit die auseinander sind, ich schätze mal so 120, 150 Kilometer vielleicht, kann mich aber auch

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ein bisschen täuschen. Und der See Genezaret ist ein ungeheuer wichtiges Wasserreservoir, auch einer der fischreichsten Seen der Welt, aber natürlich vor allem Wasserspeicher und er wird gespeist, hauptsächlich vom Jordan. Und dann fließt der Jordan durch den See Genezaret hindurch, auf der Südseite wieder raus und dann bis ins Tote Meer. Das Tote Meer ist Endpunkt, deswegen heißt es ja auch Todesmeer. Es hat keinen Abfluss mehr und es wird gespeist durch den Jordan. Heute ist der Jordan so klein, weil das Wasser von jüdischen Siedlern, aber auch von palästinensischen oder Bevölkerung, die brauchen ja das Wasser, wird er sehr stark abgezapft, so dass nur noch ein Rinnsaal in das Tote Meer fließt und dadurch sinkt der Meeresspiegel vom Toten Meer immer mehr und es muss in nächster Zeit

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gestoppt werden, weil das klimatisch ganz ungünstige Veränderungen nach sich ziehen würde. Aber in der Antike war der Jordan schon noch so stark, dass das Tote Meer vom Jordan erhalten blieb. Also der Jordan sichert das Wasser und das Tote Meer ist sehr wichtig als Verdampfungspfanne, steigt sehr viel Verdampfungswasser auf, was ja wieder zum Regen führen kann und ist reich an Bodenschätzen. Also das ist das Wassersystem, Säge Nezahe, Todesmeer und der Jordan als Verbindungslinie. Aber der Jordan ist in der Bibel ganz oft die Grenze des Heiligen Landes, die Ostgrenze. Es gibt gar keine so genauen Grenzziehungen, es gibt sehr viele Grenzbestimmungen des Heiligen Landes. Es gibt nicht in der Bibel die Grenzziehung des Heiligen Landes, es gibt ganz viele verschiedene. Gut, aber oft ist der Jordan in dem Bereich

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die Ostgrenze des Heiligen Landes. So, das ist die klassische biblische Sicht, die an vielen hundert Stellen so steht. Damals zur Zeit von Johannes der Täufer war der Jordan tatsächlich auch eine politische Grenze, war mehr oder weniger Zufall, war nicht immer so, aber war oft so, dass der Jordan auch politisch eine Grenze ist. Nämlich in Jerusalem ist das Imperium Romanum, das römische Reich, die Provinz Judea, geleitet von dem präfekten Pontius Pilatus. Also das ist Teil des Imperium Romanum. Wenn du über den Jordan rübergehst, da ist kein Imperium Romanum mehr, da ist Perea und das ist ein Gebiet von Herodes Antippas, dem Landesvater von Galilea, das war auch der Landesvater von Jesus, Herodes Antippas, ein Sohn des Herodes des Großen und dem gehörte auch Perea. Also Herodes Antippas hatte zwei

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Staatsgebiete, die sich nur so beim See Genezareth ein bisschen berührten, es waren wirklich zwei verschiedene Gebiete. Sein Staat bestand aus zwei Gebieten. Also wenn jetzt Johannes der Täufer aufs Ostufer geht, verlässt er das Imperium Romanum, verlässt er die Provinz Judea und er verlässt biblisch gesehen das Heilige Land. Wenn er am Westufer geblieben wäre, dann wäre er innerhalb des Heiligen Landes in theologischer Sicht, aber am Ostufer steigt er aus dem Heiligen Land aus. Und jetzt gibt es zwei biblische Gründe, warum er diesen Ort gesucht hat. Nämlich diese Furt, wo heute also die Ellenbeig Bridge ist, relativ nahe bei Jericho, bisschen südlich von Jericho. Jericho liegt nicht direkt am Jordan, es ist

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eine Oase, die schon so 20 Kilometer ungefähr weg ist vom Jordan, aber in der Nähe. Gut, und an dieser Stelle zog Israel nach Josua 4 ins Heilige Land ein. Also Johannes der Täufer geht bewusst wieder aus dem Heiligen Land heraus und ist an der Stelle, wo das Volk Israel vor vielen, vielen Jahren ins Heilige Land, das Heilige Land betreten hat, also in das Heilige Land eingezogen ist. Also wer sich von Johannes dem Täufer taufen lässt, zieht aufs Neue dann ins Heilige Land ein. Johannes der Täufer hat bewusst diese Heilsgeschichte wieder rückgängig gemacht, auf den Nullpunkt, wieder ganz an den Anfang und es geht ihm um einen fundamentalen Neubeginn. Wir beginnen nochmal von vorn. Wir gehen von der Seite

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des Jordans, deswegen ist das Ufer so wichtig, in das Heilige Land nochmal hinein. Wir beginnen nochmal. Wir lernen nochmal das ABC. Und dann gibt es einen anderen ganz geheimnisvollen Grund, den die Tine jetzt euch vorlesen wird. Tine, du musst mal raufkommen. Nämlich Johannes der Täufer hat viele Bezüge zu Elia. Lest auch mal in Maljache 3, da merkt ihr viele Motive. Da kommt Elia vor, da kommt Feuer vor, Feuergericht dann. Da kommen viele Motive vor. Also Maljache 3 verbindet Johannes den Täufer sehr stark mit Elia, aber viele andere Bezüge auch. Aber der stärkste Bezug ist folgender. Sag mal die Stelle, wo sie stehen. Zweite Könige 2, 7. So gingen die beiden miteinander.

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Die beiden sind Elia und Elija. Auch 50 von den Prophetenjüngern gingen mit, blieben aber abseits in einiger Entfernung stehen, während die beiden an den Jordan traten. Davor waren sie in Jericho. Also es ist genau die Gegend. Da nahm Elia seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Das teilte sich nach beiden Seiten, sodass die zwei im Trockenen hindurchgehen konnten. Auf die Ostseite. Als sie hinüber kam, sagte Elia zu Elija, erbitte dir, was ich für dich tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elija sprach, so möge mir denn ein doppelter Anteil an deinem Geiste zufallen. Er antwortete, du hast schweres Erbeten. Wenn du siehst, wie ich von dir entrückt werde, so wird es dir zuteil werden. Wenn nicht, so wird es dir nicht zuteil werden.

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Während sie so im Gespräche immer weiter gingen, da kam auf einmal ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und trennte die beiden. So fuhr Elia im Wetter gen Himmel, während Elija es mit ansah und schrie Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter. Dann sah er ihn nicht mehr. Da fasste er seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke. Danach hob er den Mantel auf, der Elia entfallen war, kehrte um und trat an das Gestadel des Jordan. Und er nahm den Mantel, der Elia entfallen war, schlug damit auf das Wasser und sprach, wo ist denn nun der Herr, der Gott des Elija? Wie Elija so auf das Wasser schlug, teilte es sich nach beiden Seiten, so dass er hin durchgehen konnte. Dankeschön. An dieser Stelle, diesen Ort, hat Johannes der Täufer bewusst ausgewählt

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als Ort seiner Handlung. Es ist eine der tiefsten Stellen der Erde und es ist eine, also es ist mit die tiefste Stelle, weil der Jordan Graben ist. Der Jordan ist der tiefst gelegene Fluss der Welt. Und an dieser Stelle hat sich zweimal der Himmel geöffnet für Elia und für Jesus bei der Taufe. Also das ist der Ort der Handlung. Jetzt will ich nur ein paar Worte, weil jetzt Johannes der Täufer seine Botschaft und die Taufe wirklich gründlich zu behandeln schaffe ich jetzt nicht. Ich wähle jetzt so spontan einige Dinge aus. Martin, wie viel Zeit habe ich noch? Hab ich ein Gefühl? Fünfe Zwei Minuten. Oh, gut, da kann ich ja doch einiges noch sagen. Also Johannes der Täufer war ja charakterisiert durch eine Handlung die Taufe.

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Diese Handlung, die zum ersten Mal von ihm vollzogen wurde, ist aber verbunden mit einer Verkündigung. Also es ist keine stumme Handlung. Nur wer der Verkündigung des Täufers zustimmte, ließ sich als Zeichen seiner Zustimmung von ihm taufen. Also das Taufen ist gebunden an die Botschaft dieses Propheten und Zeichen der Zustimmung ist die Taufe. Charakterisieren wir mal seine Botschaft. Tine, du musst jetzt schon wieder hochkommen. Tine liest euch mal die Kernbotschaft, die im Lukas-Evangelium, auch im Matthäus-Evangelium, in einigen Kernsätzen sehr zuverlässig erhalten ist.

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Liest sie mal vor. In Lukas 3, 7 bis 9. Er sprach nun zu der Volksmenge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen. Ihr Nattern gezücht. Wer hat euch unterwiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Bringet darum Früchte, die der Buße gemäß sind und fanget nicht an, bei euch selber zu sagen, wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, Gott vermag dem Abraham, aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Schon ist aber auch die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Also eindeutig, Johannes der Täufer ist auch ein Gerichtsprophet. Im Unterschied aber zu Amos zum Beispiel.

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Bei Amos war ja das Gericht ein innergeschichtliches Gericht, das auf Erden im Zeitlauf stattgefunden hat, dass man dann auch durchleben kann. Und dann lebt man nach dem Gericht. Also das Gericht ist geschichtlich verstanden als Zerstörung durch militärisch überlegene Feinde. Aber dahinter hat man Gottes Willen gesehen. Jetzt zur Zeit von Johannes den Täufer ist das Gericht bereits ein jenseitiges Weltgericht. Und bei Amos, der ja ein geschichtliches Gericht hatte oder es darunter verstand, da habe ich ja großen Wert drauf gelegt, was in vieler Verkündigung nicht gemacht wird, aber unter Fachleuten sich immer stärker Bahn bricht.

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Aber es ist auch unter Fachleuten durchaus umstritten, dass nämlich Amos nur die Verantwortlichen im Gericht sieht. Es gibt aber so viele Indizien, ihre Prachtbauten, ihr, die ihr das Recht beugt. Ja, wer kann das Recht beugen? Es können ja nur Richter und andere. Also Amos hat offensichtlich unter dem Gericht, das er angekündigt hat, die Staatselite des Staates Israel gesehen. Johannes der Täufer aber, das geht aus seiner Verkündigung hervor, er spricht ja die vielen Tausenden von Leuten, die zu ihm gekommen sind. Er war also sehr erfolgreich menschlich gesehen. Er hatte eine enorme Wirkung. Und diese Erinnerung an diesen Mann ist lange nicht verblasst. Auch ja in den Evangelien nicht. Die Erinnerung blieb lebendig, weil eben seine Wirkungen so enorm waren.

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Aber zu all den Menschen, die herauskamen, er sagte das nicht nur zu einer Oberschicht oder theologischen Führungsschicht, sondern zu allen, ihr Schlangenbrut, wer hat euch weis gemacht, dass ihr dem Zorngericht Gottes entkommen könnt, dass ihr Gott austricksen könnt, wer hat euch das weis gemacht. Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt. Wenn jemand in der Antike, vielleicht auch heute noch, ich habe nie einen Baum gefällt, also man sagt, man tut die Axt an die Stelle schon mal anlegen, wo man zuschlägt. Also man nimmt schon mal richtig Maß und dann muss man nur noch ausholen und draufhauen. Also wenn Johannes der Täufer sagt, die Axt ist schon an die Wurzel gelegt, das heißt, es sind nur noch ein paar Sekunden. Also das ist eine Naherwartung des Gerichtes, wie es sie damals im Judentum nicht gegeben hat. Die Satuzeer, die Priester hatten eigentlich gar keine Erwartung eines Gerichts.

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Spielt bei denen gar keine Rolle, weil sowas auch in der Thora gar nicht vorkommt, nur bei den Propheten, aber die Satuzeer, die Priester haben nur die Thora als heilige Schrift. Die Pharisäer hatten eine Gerichtserwartung, aber nicht eine drängende. Also ob das Gericht jetzt in der nächsten oder übernächsten Generation kommt, das weiß man nicht so genau. Ob es schon in der jetzigen kommt, eher nicht. Also da gab es keine genauen Zeitpläne. Es gab eine Gerichtserwartung, aber ohne drängenden Hintergrund. Allerdings gab es Gruppen, zum Beispiel die Kumran-Eseener, die hatten eine Naherwartung des Gerichts. Also die gingen davon aus, dass das Gericht noch in dieser Generation kommen wird. Also ihre Gerichtserwartung war drängender als die der Pharisäer und Lehrer der Heiligen Schrift,

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im rabbinischen Judentum. Aber die Naherwartung von Johannes dem Täufer ist die drängendste, die es gibt. Sie wird eigentlich nur noch überboten von Jesus selber, nämlich das Reich Gottes ist bereits angebrochen. Das geht ja über eine Naherwartung hinaus. Also wenn Jesus sagt, wenn ich mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Das ist schon eine Wirkung. Also in der Nahe, nur nennt es Jesus nicht Gericht, obwohl Jesus auch vom Gericht redet, genauso wie der Täufer. Da gibt es keinen echten Unterschied. Aber einen Unterschied gibt es schon darin, dass Jesus viel stärker vom Reich Gottes erstmal predigt. Darin sehe ich auch den Grund, dass er nicht mehr tauft, weil die Taufe war ganz eng an das Zorn-Gericht gekoppelt. Und bei Jesus steht im Vordergrund, das Reich Gottes ist da und das Reich Gottes ist eine durch und durch positive Größe für alle Menschen.

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Eine einladende, erfreuliche Größe. Aber das hebt die Gerichtsbotschaft nicht auf. Gut, also, aber diese Naherwartung, die war typisch für Johannes den Täufer und es ist unbestritten in der wissenschaftlichen Exegese, diese Gerichtsankündigung gilt für ganz Israel. Also Johannes der Täufer sah ganz Israel unter dem Gericht. In der damaligen Zeit war die Unterscheidung zwischen Sündern und Gerechten ganz wichtig. Die gibt es im Alten Testament so noch gar nicht. Es gibt nur bei Trittor Jesaja allererste Ansätze für eine Unterscheidung innerhalb von Israel zwischen Sünder und Gerechte. Aber außer diesen ganz kleinen Andeutungen, wo man aber merkt, aha, jetzt geht es los.

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Trittor Jesaja lebte ziemlich dicht nach Ende des Exils. Er ist früh nach exilisch, vielleicht sogar auch schon noch exilisch und früh nach exilisch. Und woher kommt diese Unterscheidung von Sünder und Gerechte? Sie kommt dadurch, dass Israel nach dem babylonischen Exil unter Fremdvölker, unter der Oberregierung von Fremdvölkern stand. Unter Jocht, so stark will ich es nicht sagen. Also es beginnt nach dem babylonischen Exil die persische Zeit. Da wird Israel eine Provinz von Persien. Dann kommt die tolomäische, die seleukidische Zeit. Man kann beide sagen die hellenistische Zeit. Da ist Judea eine Provinz. Der Psolemär sind hellenistische Leute und der Seleukiden sind auch hellenistisch geprägt. Und dann kommt der Maccabea Aufstand. Gut, aber in dieser Zeit persische Zeit und griechische Zeit.

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So ab Alexander dem Großen beginnt dann die griechische Zeit. Da war Israel immer unter Abhängigkeit und unter dem Druck fremder Großmächte. Und in dieser Konstellation, die es ja in der Königszeit in Israel nicht gab, dass sie unter Dauerdruck, dass sie Provinz einer fremden Großmacht waren. Das ist eine Konstellation, die gibt es erst nach dem babylonischen Exil, vorher nicht. Da entsteht eine ganz verflichst schwere Frage eigentlich für jeden Juden, für jeden gläubigen Juden. Inwieweit ist es legitim, sich einem persischen Einfluss zu öffnen? Muss ich mich jetzt total abschotten? Ist alles falsch, was die Perser machen? Oder kann man auch persische Mentalität, persisches Geschäftsgebaren, persische Philosophie, persische Kleidung und was es alles gibt?

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Es tritt jetzt das Problem auf. Wir sind eine jüdische Glaubensgemeinschaft, aber wir sind unter einem persischen staatlichen Oberautorität. Wie weit kann ich mich und soll ich mich öffnen? Und das ist heute in der Christenheit genau das gleiche grundsätzlich gesehen. Es gibt Christen, die sagen, außerhalb meiner Gemeinde ist die böse Welt. Wir schotten uns völlig ab. Wir haben unsere eigene Ethik, eigene Erziehung, am besten noch eigene Kindergärten, eigene Schulen, dass von der Wiege bis zur Bahre werden unsere Kinder behütet von unserer Gemeindetheologie. Das ist also die ganz starre Abgrenzungshaltung, die damals viele Juden für richtig gehalten haben und heute auch viele Christen. Dann gibt es aber andere Moderatere, die sagen, das ist übertrieben, sei doch nicht so ängstlich. Das sind auch Menschen, sind auch Geschöpfe Gottes.

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Die haben sich also stärker geöffnet. Und dann gab es auch Leute, die sich sehr stark geöffnet haben. Die haben vielleicht sogar hohe Posten in der persischen Provinzverwaltung übernommen, hohe Gehälter. Die haben sich dann entsprechend fast ganz geöffnet, sodass man die sagen, sind das überhaupt noch Juden? Also diese Problematik entsteht, wenn eine Glaubensgemeinschaft in einer anders geprägten Umwelt, kann man nicht sagen, die Perser waren ja weit weg, aber sie waren schon auch allgegenwärtig. Und da entsteht jetzt die Unterscheidung von Sünder und Gerechten, nämlich diejenigen, die theologisch das Sagen hatten, die Besitzer der Wahrheit. Also einfach die theologischen Fachleute, die Lehrer der Heiligen Schrift, die nennt man aber damals noch gar nicht so, Rabbiner, das Wort ist da noch nicht üblich. Aber es gab eben das etablierte, korrekte, orthodoxe Judentum, die gesagt haben, wir legen die Marschrute fest, das halten wir für geistlich.

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Und wer sich mehr öffnet wie wir, der ist nicht mehr geistlich. Ich habe vor kurzem hat jemand mir gesagt, ja, ich habe einen Chef, das ist irgendwo in einem christlichen Gebilde. Und mein Chef hat sich, als er jünger war, war der sehr aufgeschlossen. Aber jetzt ist er ja der Chef auch. Und jetzt ist er immer noch aufgeschlossen, aber ein bisschen zementiert aufgeschlossen. Er fährt den Kurs, wer aufgeschlossener ist als ich, der ist liberal. Gibt es alles auf der Welt. Also so, in dieser Dauerproblematik steht man, wer will das objektiv? Ich weiß es auch nicht. Da gibt es kein Rezept. Und in diesem Spannungsfeld entsteht die Unterscheidung von Gerechten und Sündern, die zur Zeit Jesu ganz stark war.

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Es gab Gerechte in jedem Ort, die wohnten auch. Man weiß genau, in der Straße, in der Straße, in der Straße wohnen die Gerechten und da und da wohnen die Sünder. Es war eine gewisse Apartheid, die wohnten nicht gemischt. Und die Gerechten, müsst ihr wissen, die haben nicht die Meinung gehabt, dass sie sündlos sind. Die Gerechten wussten schon, dass sie jeden Tag sündigen und dass sie auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Das weiß jeder Pharisäer. Selbstverständlich weiß er das. Trotzdem ist er ein Gerechter. Nämlich, er bemüht sich aufrichtig auch bis in den Beruf hinein, der Thora die Treue zu halten. Also wer zum Beispiel einen Beruf hat, zum Beispiel Geldverleier, man darf doch gar kein Zinsen nehmen. Also wer Zinsverleier wird, der war sofort ein Sünder, weil er sündigt berufsmäßig. Wer ein Gastwirtshaus war, ein Wirt, das ist ein Sünder, kein Jude ist Gast. Gastwirtschaft ist noch was anderes wie heute.

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Da wird gebumst, geschlägert und Karten gespielt. Das ist ein Gasthaus in der Antike. Der Samaritane brachte diesen überfallenen Luther, der nicht durchblickt, sagt Herberge. Da denkt man eine deutsche Jugendherberge. Nein, er brachte ihn in ein Wirtshaus. Da geht er normalerweise nicht rein als anständiger Mensch. Also ein Wirt ist ein Sünder, ein Hirte ist oft ein Sünder, weil der klaut gern Schafe. Und Prostituierte sind natürlich Sünder. Zöllner, die schaffen ja beruflich mit der Besatzungsmacht. Also der Grund, warum einer gerechter oder Sünder war, ist der Beruf. Sünder sündigen notorisch, berufsmäßig. Das ist die Unterscheidung. Die christliche Unterscheidung, wir sind alle Sünder, das sagt zum ersten Mal Paulus.

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Dürft ihr nicht in diese Zeit hineinfantasieren zur Zeit Jesu? Ganz klar, es gibt Thoratreue und es gibt Leute, die die Thorat mit Füßen treten. Und da ist ein Unterschied. Also Johannes der Täufer verkündigt das Gericht für Gerechte und Sünder. Und das war Neues. Es heißt, an vielen Stellen kamen viele Sünder zu ihm und ließen sich taufen. Es ließen sich auch Gerechte bei ihm taufen, aber die hatten es schwerer. Aber er erreichte sehr viele. Aber es war völlig klar, Johannes der Täufer unterläuft die Unterscheidung zwischen Gerechte und Sünder. Und das war Neu. Und das ärgerte die Gerechten. Das schaffte ganz schön Zoff. Und dann, wenn ihr euch erinnert, was Tine vorgelesen habt, redet euch bloß nicht ein, dass ihr Abrahams Kinder seid.

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Das schützt euch vor Gott auch nicht. Gott kann auch aus Steinen dem Abraham Kinder erschaffen. Er will damit sagen mit diesem Bild, er ist von einer abramittischen Abstammung, ist Gott nicht abhängig. Und das schützt euch auch nicht. Also wenn ich es mal grundsätzlicher sage, das Judentum zur Zeit Johannes des Täufers hatte eigentlich drei Grundlagen. Drei Grundlagen. Das eine war die Abrahams Abstammung. Wir sind Abrahams Kinder. Das hängt auch mit dem Erwählung, Abrahams Bund. Wir sind das erwählte Volk. Dann der zweite Grundlage war die Thora. Wir haben die Thora, das einzige Volk, dem Jahwe die Thora geschenkt hat. Und dann tanzt man, man freut sich an der Thora. Und die dritte Grundlage ist der Tempel mit dem Sühnopfer. Also für das Leben vor Gott, auch wenn man schuldig ist und Fehler hat und selbstkritisch ist. Das Judentum lebte zur damaligen Zeit mehr Recht als schlecht.

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Ich möchte nicht sagen mehr schlecht als recht, sondern mehr Recht als schlecht. Also sie waren da Respekt, Respekt. Sie lebten auf der Grundlage, wir sind Abrahams Nachkommen und Gott hat dem Abraham feste Zusagen gegeben. Wir haben die Thora und die nehmen wir ernst. Und wir haben den Tempel mit dem Sühnopfer zur Vergebung unserer Schuld. Und jetzt sagt aber Johannes der Täufer, das Zorngericht steht unmittelbar davor und nimmt das ernst, tut Buße und als Zeichen eurer Umkehr, Buße heißt hier Umkehr, ist eine Umkehrtaufe zur Vergebung der Sünden. Also jetzt kommt was ganz Positives in diese kritische Gerichtsbotschaft. Die Taufe ist ganz positiv. Die Taufe ist der Weg in die Vergebung der Sünden. Die schützt euch vor dem Weltgericht.

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Aber die Taufe ist nur für die Umkehrenden. Das ist bei Johannes dem Täufer völlig klar. Also wenn ihr meine Gerichtsbotschaft ernst nehmt, wenn sie in euer Herz sticht, dann könnt ihr euch zur Taufe entscheiden. Da müsst ihr auch wieder mit dem freien Willen zurückhaltend sein, weil auch bei der Pfingstpredigt des Petrus heißt es, da traf es sie ins Herz. Und weil es sie ins Herz getroffen hat, und das kannst du nicht einfach machen, fragten sie den Petrus und die anderen, ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Und er sagt, Petrus, lasst euch taufen. Also in der Pfingstpredigt. Aber da ist es auch so, dass die Menschen wie ein Stich in ihr Gewissen bekamen. Es fuhr ihnen ins Herz rein, so wie die Angst, wenn der Löwe brüllt. Also wem die Vollmacht dieses Johannes dem Täufer, diese Gerichtsbotschaft, so in sein Gewissen reingefahren ist,

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dort explodiert ist, weil es ist das schöpferische, wirksame Wort. Es ist nicht nur ne Bitte, würdest du bitte umkehren. Gott bietet dir die Umkehr an und deine volle, tolle Entscheidung, die macht's dann. Nein, sondern Gottes Wort ist wie ein Hammer, der dein Felsen zerschmettert, dein Gehörgang aufbricht und dein Gewissen zerschmettert. Er ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Das ist das wirksame Wort. Und Kraft des wirksamen, schöpferischen Wortes kannst du dich dann zur Taufe entscheiden. Das geht nicht ohne deinen Willen. Du bist keine Marionette, aber das kannst du nicht aus deinem freien Willen. Wir sind Christen nicht ohne Entscheidung. Ich entscheide mich jeden Tag für Jesus Christus.

66:01
Es gibt kein Christsein ohne Entscheidung. Aber wir leben nicht aus unserer Entscheidung, sondern aus Gottes schöpferischen Wort. Das ist ein entscheidender Unterschied. Also, Johannes der Täufer rüttelt an den Grundlagen der damaligen jüdischen Religion. Denn wenn du dich nicht taufen lässt, weil du diese Gerichtsbotschaft für Kokolores findest, dann rette dich auch deine Abrahamsabstammung, da rette dich die Thora nicht. Und da kannst du noch fünfmal Sühnopfer machen. Es rettet dich nur die Taufe. Und deswegen steht hier Johannes der Täufer in einem sehr kritischen Verhältnis zum Tempel. Und wenn dann Jesus diesen Tempel kritisiert und sich dann mit dem Täufer kurzschließt, dann ist es kein Zufall.

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Weil schon der Täufer sagt, nicht der Tempel rettet euch, sondern allein die Taufe. Das ist also eine Grunderschütterung, also ein ganz neuer Beginn. Und Jesus stimmt dieser Botschaft des Täufers zu. Seine ganze öffentliche Wirksamkeit geht von der Prämisse aus, die Botschaft des Täufers stimmt. Denn er macht alles als Getaufter. Zur Taufe vielleicht noch ein paar Gedanken. Die Taufe ist eine ganz besondere Handlung. Es gibt ja Reinigungsbäder im Judentum, die Miqwe. Auch heute jüdische Frauen, jüdische Männer müssen sich bei bestimmten Gelegenheiten reinigen. Das sind die Tauchbäder und alle jüdischen Tauchbäder. Es gibt auch ein Proselyten Tauchbad. Wenn jemand zum Judentum übertritt, dann ist so ein Übertrittsritus, dass er zum ersten Mal sich reinigt.

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Also ein besonderes Tauchbad. Das ist das erste seiner Art durch den Übertritt ins Judentum. Aber alle Tauchbäder taucht sich derjenige selber unter. Auch in Qumran hat man viele Tauchbäder gefunden, die führen zur Treppen rein und auf der anderen Seite führen Treppen raus. Weil du gehst rein, raus. Du gehst schmutzig rein, kultisch unrein. Da kannst du nicht die gleiche Treppe wieder rausgehen. Also das sind Tauchbäder, aber da taucht sich jeder selber unter. Und diese Tauchbäder stehen auch gar nicht im Zusammenhang einer Gerichtsbotschaft. Und sie stehen auch nicht im Zusammenhang mit Vergebung der Sünden. Auch das Proselyten Tauchbad, es gab mal früher Exegeten, die gesagt haben, ja, das ist so eine Art Proselyten Tauchbad. Nein, gar nicht. Das behauptet, sagt auch heute keiner mehr.

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Nein, weil das Proselyten Tauchbad ist grundsätzlich doch wiederholbar. Zwar nicht als Proselyten Tauchbad, das ist einmalig, da ist eine ganz leichte Parallele, aber dann, wenn er jetzt Jude ist, wird er sich ja weiter immer wieder reinigen in Tauchbädern. Das gibt es bei der Taufe nicht, die ist unwiderholbar. Und sie steht im Zusammenhang einer Gerichtsbotschaft. Sie dient der Rettung vor dem Gericht und sie ist an die Umkehr gebunden und vermittelt Vergebung der Sünden. Also das kann man mit den Tauchbädern gar nicht vergleichen. Man hat überall gesucht, bis nach Indien. Es gibt keine Waschung dieser Art auf der ganzen Welt, dass jemand in einem Fluss fließendes Wasser, also wenn wir noch mal zu dem Jordan gehen. Johannes der Täufer hat jeden, den er getauft hat, in den Jordan getauft.

70:02
In die Grenze getauft, in den Eintritt ins Heilige Land. Dahinein hat Johannes getauft, immer in den Jordan. Er hat nie jemand getauft, den er nicht im Jordan getauft hat. Das ist diese tiefe Seite. Die Taufe ist ein Neubeginn. Du betrittst mit der Taufe das Heilige Land. Ist natürlich bei Johannes dem Täufer nur eine Erwachsenentaufe. Völlig klar. Ich will aber jetzt dieses große, Jesus hat sich als Erwachsener taufen lassen. Und das könnte ja durchaus ein Vorbild sein. Also ich will aber jetzt diese riesen Taufdiskussion gar nicht eröffnen. Aber bei Johannes dem Täufer ist ganz klar, es lässt sich, niemand wird zur Taufe gebracht. Oder empfängt schlafend die Johannes Taufe. Das ist völlig undenkbar. Sondern der lässt sich taufen. Allein das zeigt ja, dass es eben ein bewusster Akt ist.

71:04
Der, der Gerichtsbotschaft zustimmt, umkehrt, Buße tut, sagt, ja, das Gericht Gottes trifft mich völlig zurecht. Ich gebe es zu. Und zum öffentlichen Zeichen, alle können es sehen. Wenn es nach mir ging, ich würde am liebsten in Zukunft im Neckar taufen. Alle dürfen zugucken in Ludwigsburg, jeder darf sehen. Es ist eine öffentliche Festlegung. Nur das ist ein Wert, zu dem ich öffentlich stehe. Das ist ein Wert. Value Clarification. Was ich nur heimlich mache, ist kein Wert. Also die Taufe ist öffentlich im lebendigen Wasser des Jordan. Gäbe es den Jordan nicht, gäbe es auch die Johannes Taufe nicht. Also wir verdanken diese Taufe diesem Fluss. Aber natürlich auch der bewussten Ortswahl dieses Propheten.

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Also die Taufe hat dadurch eine tiefe Symbolik und damit will ich schließen. Du lässt dich taufen. Denk mal an Amos. Das hat mein Herr Jahwe mich sehen lassen. Mich sehen lassen. Du lässt dich taufen und du tauchst dich nicht selber unter. Du stehst also hin, das ist ein Untertauchen und ein anderer macht etwas an dir. Du lässt etwas geschehen. Du bist in deiner Taufe passiv. Und ein anderer ist aktiv, der repräsentiert Gott und der taucht dich unter. Und da unter dem Wasser geht dein altes Leben unter. Damit hört dein altes Leben auf. Du gehst unter. Die Wogen gehen über dich hinweg. Die Wogen des göttlichen Gerichts gehen über dich hinweg.

73:03
Und dann wirst du herausgehoben zu einem neuen Leben. Und du selber lässt das an dir geschehen. Diese passive Rolle ist völlig neu. Und die ist auch Martin Luther und vielen anderen zu Recht sehr wichtig. Ich würde deswegen nie von Erwachsenentaufe oder Glaubenstaufe oder Verantwortlichkeitstaufe sprechen. Wie manche Karl Barth sagt, Verantwortlichkeitstaufe meint etwas Gutes, ist aber nicht gut. Erwachsenentaufe, naja, wann ist man erwachsen? Glaubenstaufe, fühlst du da ständig deinen Glaubenspuls? Ich sag mal, die armen, baptistischen Jugendlichen, die da mit 14, jetzt wird es langsam Zeit, haben sich alle in deiner Vorbereitung, ein sausern Baptist ist Taufalter bei sechs Jahren inzwischen, das ist ja schon bald volkskirchlich, nein, nein, es geht nicht um Erwachsenentaufe,

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Verantwortlichkeitstaufe oder Glaubenstaufe. Ich lasse mich nicht auf meinen Glauben taufen, sondern bleiben wir mal bei dem Beispiel, auf die Botschaft Johannes des Täufers, daraufhin. Ich lasse mich auf Gottes Wort taufen, nicht auf meinen Glauben. Mein Glaube sei, wie er sei. Ich taufe mich, weil Gottes Wort es sagt. Und das nennt man am besten Berufungstaufe, weil da liegt der Akzent bei Gott. Auch nicht sagen, ich habe mich taufen lassen, sind wir wieder, ich habe mich begehrt, sondern Gott hat mich zur Taufe berufen. Erst höre ich den Ruf, indem eine Botschaft mich ins Herz trifft. Das kann ich nicht machen und mich im Herzen erschüttert, erleuchtet. Ein Licht ist in unserem Herzen aufgestrahlt.

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Das ist nicht freier Wille. Aber wenn das Licht in dir aufstrahlt, wirst du befähigt zu sagen, ich lasse mich taufen. Das ist das Taufgeschehen bei Johannes dem Täufer und Jesus hat das an sich vollziehen lassen.

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Johannes der Täufer – ein prophetisches Phänomen | 5.6.1

Worthaus 5 – Heidelberg: 26. Mai 2015 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Siegfried Zimmer widmet sich in diesem Vortrag einer eigenartigen und einzigartigen Gestalt des Neuen Testaments. Der Lebensstil und die Botschaft Johannes des Täufers passen nicht so Recht in die damalige theologische Landschaft. Und auch für den heutigen Betrachter wirkt die Szenerie reichlich bizarr und trägt Züge einer Freakshow.
Interessanterweise verbindet sich der Mann aus Nazareth auf bemerkenswerte Weise mit diesem Sonderling und Zimmer zeigt auf, welche Rolle dieser Mann für den christlichen Glauben spielt. Der Vortag ist – wie üblich – gespickt mit geschichtlichen, gesellschaftlichen und geographischen Details, die einen soliden Rahmen für die eigentliche Botschaft dieses Rufers aus der Wüste geben: Das Gericht kommt – und zwar für alle. Keine Abstammung, kirchliche Tradition oder sonst wie gearteten religiösen Pfunde taugen bei Johannes etwas. Es gibt auch keinen Armen- oder Unterschichtsbonus – alle sind fällig und stehen erstmal, im eigentlichen und übertragenen Sinne, auf der falschen Seite (des Flusses) – das rettende Ufer ist drüben. Das war damals und ist wohl auch heute noch eine erschütternde Botschaft, wenn man sie hört und an sich heranlässt. Aber es gibt Hoffnung!
Der Weg zur Vergebung steht offen – und zwar auch allen. Hier wird nicht diskriminiert und es gibt keine Vorbedingungen. Das Bild der Taufe erklärt auf hervorragende Weise und zugleich auf körperlich erlebbare, emotional spürbare aber auch intellektuell valide Art worum es geht – Umkehr, Rettung, Neuanfang, Leben. Phänomenal.