Die Bibel ist ein Buch, das von Männern geschrieben wurde. Auch die Frauengestalten in der Bibel sind von Männern geschilderte Frauengestalten. Wie eine Bibel aussehen würde oder wie sie aussehen würde, die von Frauen für Frauen geschrieben worden wäre, das wissen wir nicht. Aber wir können davon ausgehen, dass sie völlig anders gewesen wäre. Das heißt, in der Heiligen Schrift des Judentums und in der Heiligen Schrift des Christentums
steckt eine Wurzel der Bibel. Die Bibel ist eine Bibel, die von Frauen für Frauen geschrieben worden wäre. Und in der Heiligen Schrift des Christentums steckt eine wurzeltiefe Einseitigkeit. Meines Erachtens soll man nicht so weit gehen zu sagen, das ist ein schwerer Geburtsfehler im Judentum und im Christentum, den man leider nicht mehr korrigieren kann. Nein, so weit soll man meines Erachtens nicht gehen. Aber wir müssen uns dessen bewusst sein, es liegt tatsächlich eine tiefe Einseitigkeit vor.
Und wir stehen vor der Aufgabe, diese Einseitigkeit zu bearbeiten, zu verarbeiten. Und diese anspruchsvolle langwierige Arbeit können Männer allein nicht leisten. Deswegen war es gut und notwendig, dass in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die feministische Theologie entstand. Sie hat sich inzwischen zu einer breiten Bewegung entwickelt, die vieles zum Besseren gewendet hat. Es studieren heute mehr Frauen an den Universitäten Theologie als Männer. Und die Zahl der weiblichen Dozentinnen und Professorinnen steigt langsam aber sicher voran.
Gott sei Dank. Und vermutlich schreiben zurzeit mehr Frauen eine theologische Doktorarbeit als Männer. Das ist natürlich ein enormer Unterschied zu den biblischen Zeiten, wo nur die Männer lesen und schreiben konnten und die Frauen in aller Regel Analphabetinnen waren. Auch ich habe von der feministischen Theologie sehr viel gelernt. Freue ich mich darüber, viele Inspirationen, neue Landschaften, ganz neue Seeweisen. Und auch diesen Vortrag, den ich jetzt dann halten werde, wäre ohne die Hilfe der feministischen Theologie nicht möglich gewesen.
Ich beginne in einem ersten allgemeinen Teil die Stellung der Frau oder die Rolle der Frau in der antiken Gesellschaft. Die Stellung der Frau in der antiken, klammer jüdischen Gesellschaft. Sehr vieles von dem, was ich jetzt allgemein sagen werde, gilt für die gesamte Antike und manches gilt speziell für das Judentum. Ich will hier gleich vorneweg sagen, wir können uns heute keinerlei Anti-Judaismus in welcher versteckten oder christlich verbrämten Form auch immer. Wir können uns heute keinerlei anti-judaistische Vorurteile mehr leisten.
Es ist genug passiert. Es genügt auch nicht zu sagen, steht doch in der Bibel. In der Bibel steht viel. Also die Bibel zu missbrauchen für anti-jüdische Vorurteile, ihr Lieben, die Zeit ist vorbei. Also auch das, was ich jetzt sagen werde, ist in keiner Weise anti-jüdisch gemeint. Die Rolle der Frau im Judentum war im Allgemeinen deutlich besser wie sonst in der Antike und auch die Ethik im Judentum war deutlich weiter entwickelt wie sonst in der Antike. Auch Jesus ist in keiner Weise ein Grund für anti-jüdische Äußerungen.
Also das vorneweg und jetzt zur Stellung der Frau in der antiken jüdischen Gesellschaft. Der Unterschied zwischen Mann und Frau war in der Antike von noch fundamentaler Bedeutung wie heute. Warum? Alle Hochkulturen der Menschheit sind jahrtausendelang bis in die Gegenwart patriarchalisch geprägt. Die Frau war dem Mann untergeordnet. Mensch im vollen Sinn des Wortes ist nur der Mann. Die Frau ist das andere Geschlecht. Das Eigentliche ist der Mann, aber es gibt da noch ein zweites Geschlecht. Und das ist im Vergleich zum Mann durch gewisse Defizite gekennzeichnet.
Die Frau hat gegenüber dem Mann gewisse Defizite. Auch Ebenbild Gottes ist in erster Linie der Mann. Die Frau schon irgendwie auch, aber mehr so indirekt, abgeleitet über den Mann. Die Geburt eines Sohnes, das war ein Ereignis voller Freude. Die Geburt einer Tochter, das war schon wesentlich mehrschichtiger, es war zumindest zweitrangig und in vielen Fällen ein Enttäuschungserlebnis. Nur Söhne waren selbstverständlich erdberechtigt. Es gibt einige antike Kulturen, da sind Töchter dann erdberechtigt, wenn es keine Söhne gab. Dann können sie einspringen.
Jetzt gehen wir mal bestimmte Bereiche in der Antike durch. Zunächst mal der Bereich Ehe und Familie. In der Antike war der sehr dominant, wobei das Wort Familie nicht stimmt. Es gibt in der Antike keine Familie. Das gibt es gar nicht. Das Wort Familie entsteht erst im 18. Jahrhundert, kommt das Wort zum ersten Mal vor, im Französischen. Und dann breitet es sich aus. In der Antike gibt es das Wort Familie nicht. Und Ehe in der Antike ist was ziemlich anderes wie heute. Manche klammern sich da an das Wort Ehe und dann tun sie so, als ob Ehe in der Antike ungefähr das wäre wie heute.
Damit wird alles schon vernebelt und unklar. In der Antike gibt es gar keine Familie. Es weiß niemand in der Antike, was eine Familie ist. Sondern in der Antike gibt es nur das Haus. Ich und mein Haus. Also ich ist der Hausherr, der Pater familias. Das gibt es zwar im Lateinischen, das Wort familias, es hat aber eine ganz andere Prägung wie unser modernes Wort Familie. Also es gibt nur das Haus in der Antike. Und im Haus leben die Eltern und die Kinder, natürlich wesentlich mehr als heute. Sechs Kinder, acht Kinder, zehn Kinder, 15 Kinder. Die Hälfte stirbt. Kindersterblichkeit war sehr hoch. Und es leben in dem Haus auch die Großeltern. Es leben drei Generationen. Und es leben auch alle unverheirateten Familienmitglieder in dem Haus.
Und es leben die Haussklaven und Knechte, soweit sie ins Haus integriert sind. Also ein Haus hat 20 bis 40 Personen. Das können Sie doch nicht vergleichen mit einer heutigen kleinbürgerlichen Familie. Dieses Jonglieren mit den Begriffen, mit denen man dann Blindheit erzeugt, wenn man sagt, haja, die Familie. In einer heutigen Ethik heißt das Kapitel auch gar nicht mehr Ehe und Familie. Sondern dieses Kapitel heißt heute Ethik der Lebensformen. Weil es gibt viele Lebensformen. Und da ist Ehe und Familie nur eine von vielen. Es gibt ja auch die Alleinerziehenden. Es gibt Hunderttausende von Singles.
Man wusste in der Antike gar nicht, was ein Single ist. Und die Scheidungsquote liegt bei 43 Prozent. Und das Lebensalter liegt bei 80 Jahren. Das war früher ungefähr die Hälfte. Und Ehe, ja was ist Ehe in der Antike? Nicht das Gleiche wie heute. Arbeitet nicht mit so schillernden Begriffen, mit denen ihr dann die ganzen Unterschiede zudeckt. Da kommt nur Blindheit raus. Also Ehe hat in der Antike nichts mit dem Staat zu tun. Es gibt ja kein Standesamt. Ehe ist eine Sache von zwei Familien, die das arrangieren. So gut wie niemand heiratet in der Antike aus Liebe. Das kennt man gar nicht. Dass man aus Liebe heiratet, beginnt im 18. Jahrhundert.
Vorher gibt es das nicht. Und mit eurem Begriff Ehe, das wird alles zugedeckt. Alles weg, alles weg. Das will ich nicht wahrhaben. Man verhindert das differenzierte Wahrnehmen. Mit der Romantik kommt eine völlig neue Idee auf, die es vorher nicht gab. Wir heiraten aus Liebe. Nein, Ehe in der Antike. Du wirst mit 12 Jahren heiratsfähig. Und sagen wir mal jetzt im Orient mit 13 ungefähr wirst du verlobt. Von den Eltern natürlich. Dein eigener Wille spielt da so gut wie keine Rolle. Und mit 14 wirst du verheiratet. Und mit 18 hast du drei Kinder. Und mit 35 bist du Oma. Und das sagen bestimmte konservative christliche Kreise. Die Ehe. Die Ehe.
Bildung ist für solche Kreise gefährlich. Also gehen wir mal zur Institution Ehe und Familie. Besser müsste man sagen Ehe und Sippe. Die Sippe ist, auch das Wort Großfamilie stimmt auch nicht. Es ist das Haus und die Sippe. Ehe und das Haus, ich sage jetzt mal pro forma Familie, aber ihr merkt jetzt, das sind wahnsinnige Unterschiede. Also diese Institution, mein Haus und die Ehe waren ganz auf die Interessen des Mannes ausgerichtet. Der Mann war der Eigentümer des Ganzen. Er war der Hausherr.
Der Mann war der Eigentümer des Ganzen. Er war der Hausherr. Er war auch der Eheherr. Ein Mann nimmt sich eine Frau. Ihr kennt vielleicht das Beispiel. Es waren da sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Der zweite nahm eine Frau und starb kinderlos. Und so weiter. Auch die anderen Brüder nahmen jeweils eine Frau und starben kinderlos. Und dann geht es in dem Text weiter, wessen Frau wird sie sein in der Auferstehung. Sie haben ja alle die Frau zur Frau gehabt. Und dann heißt es, am letzten starb auch dann die Frau. Ja, ja, das kann man ja verstehen, dass die dann auch stirbt. Also, man nimmt sich eine Frau. Die Frau war zum Gehorsam verpflichtet. Und Sex setzt mit sanftem Druck und notfalls mit Gewalt.
Sex setzt ein mit 14 Jahren. Rapide und abrupt. So war es in den guten alten biblischen Zeiten. Da will ich aber nicht mehr zurück. Also, Scheidung. Nur der Mann hat Scheidungsrechte. Es gibt eine einzige Kultur in der Antike, das ist die griechische Kultur. Da hatte auch die Frau ein Scheidungsrecht. Das ist sonst nicht üblich. Also, der Mann im Judenturm kann sich scheiden, indem er zwei männliche Zeugen hinzunimmt. Frauen sind als Zeugen gar nicht anerkannt. Die können vor Gericht als Zeuge gar nicht auftreten. Also, ein Mann nimmt zwei Kumpels und stellt dann der Frau einen Scheidebrief aus.
So steht es in der Heiligen Schrift. Ich sag mal so, so steht es in Gottes Wort. Und mit dem Scheidebrief hat dann die Frau wenigstens einen gewissen minimalen Schutz. Sie kann nämlich wieder heiraten. Aber niemand heiratet eine geschiedene Frau. Die ist von da an erledigt. Es sind Menschen zweiter, dritter und vierter Klasse. Die kann wieder zu ihrer Familie, zu ihrer Sippe zurückkehren und dort im Schatten leben. Das Scheidungsverbot Jesu kippt eines der wichtigsten und härtesten Männerprivilegien. Nämlich die haben ein Scheidungsrecht. Und ohne Gerichtsverhandlung, das geht zack, zack. Scheidung heißt im Hebräischen, im alten Hebräisch Entlassung. Also die Scheidung funktioniert nach einem Modell unqualifizierter Mitarbeiter.
Der wird entlassen. Ja und dann noch wichtig, sexuelle Freiheiten hat in der Antike nur der Mann. Umgang mit Prostituierten oder mit Sklavinnen, selbst im Judentum, die eine höhere Ethik hatten, mit unverheirateten Sklavinnen. Mit verheirateten, da gab es im Judentum, nein das geht nicht, aber in den anderen ob verheiratet oder nicht, aber der sexuelle Umgang mit Prostituierten und mit unverheirateten Sklavinnen war auch im Judentum kein Problem. In anderen Kulturen sowieso nicht. Sondern Ehebruch ist nur sexueller Umgang mit einer verheirateten Frau.
Und das ist Eigentumsdelikt am anderen Mann. Der Ehebruch steht deswegen unter Strafe, weil ich mich am Eigentum eines anderen Mannes vergriffen habe. Das ist das Böse am Ehebruch. Gehen wir mal in die Öffentlichkeit. Das öffentliche Leben, das gesellschaftlich öffentliche Leben, da spielen Frauen keine Rolle. Alle übergeordneten Ämter, alle Verwaltungsfunktionen, alle Rechtsprechung, alles nur in der Rolle des Mannes. Und das war so selbstverständlich wie die ewige Ordnung der Natur. So wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Es gibt nichts anderes.
Auch die Frauen waren das ja alle gewohnt. Die haben da jetzt nicht persönlich so drunter gelitten, wie wir das jetzt vielleicht empfinden würden. Weil es gab ja nichts anderes. Das Patriarchat hat schon eine gewisse Stabilität in der Gesellschaft erzeugt. Es hat das Chaos besiegt. Man darf sich nur fragen, zu welchem Preis. Aber es waren stabile Verhältnisse, eben patriarchalische. Gehen wir mal in den Bereich der Religion. Im Bereich der Religion waren die Frauen auch unmündig. Letztlich konnten sie gar keinen eigenen vollen Kontakt zu Gott herstellen. Öffentliche Gebete nur der Mann. Die Frau galt eigentlich in allen Kulturen, auch im Judentum, in den anderen Kulturen sowieso.
Galt als das Einfallstor des Bösen. Die Männer waren der Folgen der Überzeugung. Ihr könnt euch ja mal überlegen warum. Die Männer waren der Überzeugung, dass die Frauen dem Bösen und dem Dämonischen nicht so viel Widerstand entgegensetzen können wie die Männer. Die Frauen sind für das Böse und das Dämonische anfälliger. Und von der Frau her, wenn die da mal das Böse und die Dämonen da in der Frau drin sind, von dort aus greifen sie dann die Männer an. Also alle Versuchung zum Bösen geht von der Frau aus. Bewusst oder unbewusst. Die merken das oft gar nicht. Es fängt schon mit so Blicken an. Und dann geraten die Männer in Versuchung. Also der Versucher ist immer die Frau.
Alle Versuchung geht von der Frau aus. Die Frau ist das Einfallstor des Bösen. Im Tempel haben die Frauen nur den Frauenvorhof, der ist weit weg von den inneren Bereichen des Tempels und dann ist er auch noch drei Meter tiefer. In die inneren Bereiche des Tempels kommt eine Frau nie. Sie merkt nur, ach da vorne, da bimmelt was und da singt jemand. Das ist so der Männerkult. Alle Priester sind Männer, alle Leviten sind Männer, alle Opfertiere sind männlich. Das Weibliche eignet sich nicht zum Kult. So weit mal. Das Ganze hat also überhaupt in keiner Weise etwas zu tun, dass ich die jüdische Religion irgendwie bekritteln will. Das wollte ich noch sagen.
Weil die Frauen dem Dämonischen gegenüber wehrloser sind wie die Männer, hat man sich überlegt, woher kommt es eigentlich, dass die Frauen dem Dämonischen leichter zum Opfer fallen. Antwort der Männererkenntnis, das Blut der Frauen, alles Leben steckt im Blut. Also man war allgemein der Überzeugung, das Blut der Frauen hat nicht die gleiche Qualität wie das Blut der Männer. Gibt es einen Qualitätsunterschied und daher kommt das alles. Das Blut der Frauen ist unrein. Das Blut der Männer natürlich nicht. Und das hat wahnsinnige Folgen, weil die Frau den Reinheitsvorschriften viel härter und schärfer unterlegen ist.
Wenn eine Frau einen Sohn gebiert, dann ist sie 40 Tage unrein. Wenn eine Frau eine Tochter gebiert, ist sie 80 Tage unrein. Der Mann, wenn er Samenerguss hat, ist er einen Tag unrein. Aber die Frau, wenn sie ihre Regel hat, ist sieben Tage unrein. Und so weiter. Weil die Frau ist unrein und deswegen dem Dämonischen gegenüber anfälliger. Das war jetzt ein kleiner Exkurs in die guten alten Zeiten. Auch in die guten alten biblischen Zeiten. Die man mit Begriffen wie Ehe und Familie nicht zuschlagen kann. Mit diesen Begriffen dann zu jonglieren und alles andere wegzulassen. Aus Gruppen, die so arbeiten, ihr Lieben, kann ich nur euch empfehlen, steigt möglichst rasch aus.
Jetzt kommen wir zu Jesus. Ich will mal versuchen, einen Überblick zu geben. Jesus und die Frauen. Da gibt es sehr verblüffende Dinge. Ich will mal Folgendes machen. Ich will vorneweg einen Sonderfall behandeln, weil ich da am Ende wahrscheinlich nicht mehr dazu kommen werde. Ich nehme mal den Sonderfall Jesus und seine eigene Mutter, Maria. Bei dem Thema Jesus und die Frauen kann man seine eigene Mutter nicht übergehen. Aber das ist ein völliger Sonderfall.
Das werdet ihr gleich merken. Alle anderen Punkte Jesus und die Frauen laufen völlig anders. Aber Maria war natürlich eine besondere Frau für Jesus. Eine schicksalhafte Frau. In ihrem Bauch ist er herangewachsen. Das gibt der Maria schon eine einzigartige Bedeutung. Wenn wir das Verhältnis Jesus und seine eigene Mutter historisch seriös klären wollen, können wir uns nur an das Markusevangelium halten. In den anderen Evangelien, vor allem in den Kindheitsevangelien, haben die Männer, die die Evangelien geschrieben haben, nur Männer, unser Jesusbild und unser Jesusverständnis ist nur über Männer überliefert. Das müssen wir da auch beachten.
Wie hätten Frauen die Evangelien geschrieben? Wie hätten sie von Jesus erzählt? Sicher ziemlich anders. Aber wir haben nur diesen Männerstrang. Ihr werdet auch merken, wie die Evangelisten auch ganz kleine Machos oder große Machos waren und die Überlieferung ganz schön frisiert haben. Eben Männerlike. Aber das Markusevangelium hat im Verhältnis Jesus und seine Mutter drei Texte, die in den anderen Evangelien so nicht vorkommen. Es gibt nur wenige Texte, die nur im Markusevangelium vorkommen. Das ist das kleinste Evangelium. Auch in der ganzen Christentumsgeschichte war das die kleine graue Maus. Aber die großen Evangelien, Matthäus, Lukas, Johannes, das waren die großen Evangelien.
Und Markus da mit seinen kleinen 16 Kapitel. Erst die historisch-kritische Bibelwissenschaft hat dem Markusevangelium zum ersten Mal zu vollen Ehren gebracht, indem sie erkannt haben mit 1000 Argumenten, die ich jetzt nicht bringen kann. Das Markusevangelium ist das älteste Evangelium. Und Markus war kein Augenzeuge. Schmerzt die fromme Welt. Die fromme Welt hätte gern, dass Matthäus das älteste Evangelium ist. Da könnte man nämlich sagen, das ist ein Augenzeuge. Aber Markus ist eben älter. Man kann das zum Beispiel daran erkennen, dass Markus viele Heilungsgeschichten und andere Geschichten ausführlicher erzählt als Matthäus. Wenn also Matthäus ein Augenzeuge war und Markus nicht und Matthäus älter ist wie Markus.
Wie kann dann Markus ausführlicher erzählen als ein Augenzeuge? Und das zweite, das Griechisch des Markus ist ziemlich einfach. Manchmal ein bisschen primitiv. Also er schreibt das schlechteste Griechisch. Und die Heilungsgeschichten und andere Texte im Matthäusevangelium sind sehr gutes, vornehmes Griechisch. Also wenn Matthäus älter ist wie Markus, dann liest Markus das schöne Griechisch von Matthäus und macht es schlechter. Nein, es sind nur zwei Gründe. Ich wollte euch nur sagen, lasst euch nicht von frommen Interessen in die Irre führen. Matthäus ist das älteste Evangelium. Und das merkt man zum Beispiel jetzt bei Maria, der Mutter.
Jetzt, Julia, lies mal Markus 3, 21 bis 22. Diese zwei Verse stehen nur bei Markus, dem kürzesten Evangelium. Das nennt man Sondergut des Markus. Es gibt viel Sondergut des Matthäus. Es gibt viel Sondergut des Lukas. Bei Johannes ist sowieso das meiste sozusagen Sondergut. Aber es gibt auch ein Sondergut des Markus. Das heißt, alle anderen haben die zwei Verse gelesen, Matthäus und Lukas, die kennen das Markus-Evangelium, und haben sie weggelassen. Oh, weg, weg. Jetzt lies mal die zwei Verse. Markus 3, die Verse 20 und 21. Und er ging ein in ein Haus, und da kam abermals das Volk zusammen, so dass sie nicht einmal essen konnten. Und als es die Seinen hörten, machten sie sich auf und wollten ihn ergreifen, denn sie sprachen, er ist von Sinnen.
Also, der Text ist sowas von ungeheuerlich. Also ich darf euch sagen, sowas erfindet niemand. Lies es noch einmal, weil es ist historisch von so großer Bedeutung. Und er ging in ein Haus, und da kam abermals das Volk zusammen, so dass sie nicht einmal essen konnten. Und als es die Seinen hörten, machten sie sich auf und wollten ihn ergreifen, denn sie sprachen, er ist von Sinnen. Ja, ich will euch mal kurz diese zwei Verse interpretieren. Jesus war ja der älteste Sohn seiner Mutter. Josef war offensichtlich schon lange tot. Er spielt nur in der Kindheitsgeschichte eine Rolle, später nicht mehr. Und seine Mutter war also Witwe. Also Jesus als ältester Sohn hatte eine besondere Verpflichtung gegenüber seiner Mutter.
Jetzt war Jesus, der ist aber durch die Gegend gelaufen, überall herumgestrommert. Er hat seine Familie, seine Eltern, seine Brüder verlassen. Er war ja Bauhandwerker. Jetzt geht er da durch die Gegend und predigt. Also das war seiner Familie ganz unangenehm. Er lässt seine eigene Mutter, die Witwe, im Stich und zieht da als Wanderprediger durch die Gegend. Aber hier war er jetzt mal wieder in Nazareth, in seinem Heimatort, offensichtlich. Und er ging dort in ein Haus. Das ist ja eine Katastrophe. Er geht nach Nazareth, Nazareth hatte vielleicht 200 oder 300 Einwohner, es war ein Kuhnest. Er geht nach Nazareth, aber nicht zu seiner Familie. Er geht in ein Haus. Und da kommen so viele Leute in dem Haus zusammen, die konnten nicht mal richtig Abendessen.
Jetzt haben sie aber die Seinen gehört. Sowas spricht sich herum. Also die Mutter, seine Brüder und seine Schwestern. Jesus hatte ja vier Brüder und dann heißt es und Schwestern. Und zwar der Plural für Schwestern ist kein Dual. Das wäre ein eigenes Wort. Also Jesus hatte mindestens drei Schwestern. Gezählt werden ja die Mädchen so gar nicht. Also er hatte vier Brüder und einige Schwestern und seine Mutter. Das sind die Seinen. Jetzt hören die das, dieser Schlamper da, dieser Wandertyp ist in Nazareth und ignoriert seine eigene Familie. Also das kann man fast im Kopf nicht aushalten. Und jetzt gehen die aber hin. Und ich sage euch mal ein bisschen eine genauere Übersetzung. Wie heißt es? Sie wollten ihn ergreifen. Ja, also sie wollten ihn packen.
Sie wollten ihn gefangen nehmen. Diesen Stromer, der da. Und denn sie sprachen. Er ist von Sinnen. Das ist Luther. Wohltemperiertes Klavier bei Luther. Sie sprachen, der Typ ist bekloppt. Der ist durchgedreht. Der ist glatt verrückt geworden. Also jetzt kommt die männlich-weibliche Mannschaft mit der Mutter rüber und jetzt stehen die vor dem Haus. Und jetzt ließ man weiter 31 bis 35 ist die direkte Fortsetzung. Wie geht es weiter? Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. Übrigens, die Schwestern werden nicht, vielleicht waren die doch nicht dabei. Ist interessant. Also vor dem Haus standen seine Mutter und seine Brüder und ließen ihn rufen. Ja, ja, das ist ja allein schon peinlich.
Jetzt müssen die angewackelt kommen und sie lassen ihn über Zwischenleute. Könnt ihr mal unseren Sohn, unseren Bruder rufen. Also sie ließen ihn rufen. Peinlich, peinlich. Weiter. Und das Volk saß um ihn und sie sprachen zu ihm, siehe deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen, fragen nach dir. Sie sind doch die Schwestern. Also du, Jesus, hör mal, da draußen ist deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern. Was macht Jesus jetzt? Und er antwortete ihnen und sprach, wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah rings um. Hier lässt er die Schwestern wieder weg. Also mit den Schwestern ist es ... Also die sagen ihm, du, deine Mutter und deine Brüder sind draußen und sagt Jesus, wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder? Und jetzt weiter.
Und er sah rings um auf die, die um ihn im Kreis saßen und sprach, siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder. Jetzt guckt er die ganzen Leute an, die da mit ihm im Wohnzimmer waren und sagt, ihr seid meine Mutter und ihr seid meine Brüder. Könnt ihr euch, dieser tolle Jesus, der immer so sanft und so weiter, das ist ja unglaublich. Diese Texte können niemals erfunden sein, denn sie widersprechen. Maria hat ja dann in der Urgemeinde eine ziemliche Rolle gespielt und so weiter. Also diese Texte stehen so. Diese anderen Texte 31 bis 35 gibt es schon bei Matthäus und Lukas, aber ganz stark abgemildert.
Da könnt ihr sicher sein, dass es so war. Und jetzt gibt es noch einen zweiten Text über Maria im Markusevangelium, indirekt, nämlich Markus 6. Und dann kommt Maria nie wieder vor im Markus. Maria kommt nur vor Markus 3 und Markus 6. Lies mal 6. Und er ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt und seine Jünger folgten ihm nach. Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen, woher hat er dies und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist. Und welche Taten geschehen durch seine Hände? Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Johannes und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen, jetzt ganz laut und langsam. Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland.
Weiter. Und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. In seinem Haus, das steht nicht in seiner Familie. Es gibt keine Familie. Und in seinem Haus. Jesus sagt, da macht er sich nichts vor. Ein Prophet gilt nirgendwo weniger wie in seinem Vaterland, in seinem Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seinem Haus. Und jetzt machen wir noch weiter. Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. Und er wunderte sich über ihren Unglauben und er zog rings umher in die Dörfer und lehrte. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Da ist Maria 1000%ig mit gemeint. Jesus wundert sich über den Unglauben in seiner Vaterstadt, das ist ja ein Kuhnest, und über den Unglauben in seinem eigenen Haus.
Und der Prophet gilt nirgendwo weniger. Also ich darf euch sehr empfehlen, das ist das historische Bild für Jesus und seine Mutter. Alle anderen Evangelien zeichnen sie Maria auf eine gewisse Art und Weise, die ich auch oft sehr gut finde. Maria ist in der Kindheit bei Lukas die erste Glaubende. Das finde ich gar nicht schlecht. Aber jetzt wo Jesus erwachsen ist und auf Wanderschaft ist, schwerste Konflikte mit seiner eigenen Familie. Also da muss man wirklich sagen, die Härte, die Jesus hier zeigt, die muss tiefe Gründe haben. Es heißt auch einmal in Johannes 10, als Jesus dann nach Jerusalem zog, sagten seine Brüder, wir ziehen mit dem nicht mit.
Niemand ist mitgezogen, andere Frauen. Ja und wie ging es dann weiter? Jesus wurde gekreuzigt und dann bei seiner Auferstehung heißt es, er erschien als erstes dem Petrus, dann den Zwölfen, dann 500 Brüdern auf einmal, dann dem Jakobus. Das ist sein Bruder, sein leiblicher Bruder. Und dann heißt es noch, und dann allen Aposteln. So wird das aufgezählt. Es gibt also zwei Einzelbegegnungen, zwei Gruppenbegegnungen und eine Massenbegegnung. Und bei den zwei Einzelbegegnungen ist der erste der Petrus. Es gab eine Zeit, da hat nur ein einziger Mann den Auferstandenen begegnet, das war Petrus. Allerdings Maria aus Magdala vorher. Die wird in dieser Aufzählung nicht genannt, weil Frauen gelten nicht als Zeugen.
Die muss man hier weglassen. Petrus und dann aber die zweite Einzelbegegnung ist Jakobus. Jesus ist als Auferstandener einem einzigen Menschen begegnet, der nicht zu seinen Nachfolgern gehörte. Petrus war ja Nachfolger, die Zwölf, die Apostel, die sind alle seine Nachfolger. Aber Jakobus war eher ein Gegner, wie seine Mutter auch. Der ist bekloppt. Was glaubt denn der, wie der mit uns umgehen kann? Das ist ja eine Schande, ist es ja auch. Aber er begegnet also seinem eigenen Bruder und er hat ihn dadurch gewonnen. Und in der Apostelgeschichte 1,14 heißt es, als alle beieinander waren und Pfingsten jetzt kam, Maria und seine Brüder.
Da ist die letzte Stelle, wo Maria dann in der Bibel genannt wird, Apostelgeschichte 1,14. Sie ist von Nazareth nach Jerusalem umgezogen und gehört zu den Anhängern in der Gemeinde. Das kann man sich nur so erklären. Der Auferstandene hat als Auferstandener seinen leiblichen Bruder Jakobus gewonnen und über den dann die ganze Familie. Also ist alles noch gut geworden. Aber erst nach der Auferstehung bis dorthin schwerste Zerwürfnisse. Das Bild des Markusevangeliums ist der historische Maßstab. So und jetzt gehen wir zu Jesus und die Frauen. Erstens, es findet sich im Mund Jesu kein abwertendes Wort über eine Frau. Und deswegen musste ich jetzt Maria vorneweg nehmen, weil das waren sehr abwertende Worte.
Wer ist meine Mutter? Das ist eine Verleugnung der eigenen Mutter. Aber Maria ist da eine völlige Ausnahmesituation. Und im Blick auf alle anderen Frauen, es finden sich im Munde Jesu kein abwertendes Wort über eine Frau. Und in der Männergesellschaft waren abwertende Redensarten über Frauen an der Tagesordnung. Zweitens, Jesus verhärtet sich gegenüber Frauen auch dann nicht, wenn weibliche und männliche Interessen in Konflikt geraten. Damals war es wirklich so, es gab schon auch liebenswerte Machos und Hausherren, die eigentlich ganz nette Leute waren. Aber wenn mal weibliche und männliche Interessen gegeneinander stehen, dann ist Schluss mit lustig.
Also dann wird denen mal ein bisschen der Marsch geblasen. Und jetzt gibt es zwei Situationen, wo eigentlich ein antiker Mann wirklich mal aggressiv werden müsste. Lies mal das erste Beispiel. Markus 5, die Verse 24 bis 34. Und er ging hin mit ihm, und es folgte ihm eine große Menge, und sie umdrängten ihn. Und da war eine Frau, die hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und all ihr Gut dafür aufgewandt. Und es hatte ihr nichts geholfen, sondern es war nur schlimmer geworden. Da sie von Jesus gehört hatte, kam sie in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Ja, so weit. Also es ist auch einfach unglaublich. Also da ist eine Frau, die hat eine Dauerregel, das gibt es immer wieder, auch heute, ganz so selten ist es gar nicht.
Und die hat ihr ganzes Geld ausgegeben, weil sie ist ständig unrein. Wenn man die Menstruation hat, ist man sieben Tage unrein. Und wenn die Garnie richtig aufhört, dann ist man halt ständig unrein. Man nennt eine solche Person eine Nitta, eine Unberührbare, und die hat sich jetzt überall zurückzuhalten. Die kann sich auf keinen Mann einlassen. Und auch der Sessel, auf dem sie sitzt, wird unrein, muss man anschließend reinigen. Also diese arme, geplagte Frau, die wird sich wirklich manchmal gefragt haben, lieber Gott, warum bin ich überhaupt eine erwachsene Frau geworden? Was soll das? Worin liegt der Sinn dieser Krankheit? Und diese Krankheit ist ja eine anrüchige, die erweckt nicht Mitleid, sondern Abscheu.
Sie darf mit niemandem darüber reden. Und jetzt ist sie so frech, die mischt sich jetzt in einem Ort, wo sie keiner kennt, mitten unter die Leute. Die macht alle unrein. Also es ist vom Gesetz her die Übertretung schärfster, frechster Weise. Und dann kommt sie von hinten an Jesus. Warum von hinten? Ich glaube, die hat einfach sich nicht getraut, von vorne zu kommen und berührt ihren Umhang. Ein jüdischer Mann hat direkt ein Kleid am Körper und dann einen dünnen Umhang, wo man das gar nicht so direkt spürt. Denn sie sagt, wenn ich nur seinen Umhang berühre, werde ich sicher gesund. Und dann geht es so weiter, Jesus stutzt, er spürt eine Kraft, ist von mir ausgegangen. Habe ich da jemand geheilt? Ich weiß gar nicht. Darf ich mich mal erkundigen, habe ich hier jemand geheilt?
Also den Fall gibt es hier auch nie wieder. Und dann kriegt sie jetzt Angst und fällt vor ihm nieder. Und dann heißt es, sie erzählt ihm die ganze Wahrheit. Was müsste jetzt ein Rabbi, ein Mann, der jetzt ordnen müsste? Du hast hier die ganze Gesellschaft unrein gemacht und so weiter. Was sagt Jesus zu ihr? Du hast das alles gut gemacht. Es war ganz richtig so. Dein Glaube hat dich gerettet, gehe hin in Frieden. Das ist schon was. Die zweite Geschichte. Das ist Markus 7, ab Vers 24. Seine Ausländerin, eine Syrophynizierin. Jesus ist hier kurze Zeit im Ausland. Und er stand auf und ging von dort in das Gebiet von Tyrus.
Und er ging ein in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben. Sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Tochter einen unreinen Geist hatte. Und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen. Die Frau war aber eine Griechin aus Syrophynizien und bat ihn, dass er den Dämon aus ihrer Tochter austreibe. Jesus aber sprach zu ihr, lass zuvor die Kinder satt werden, denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Gut, das ist ein ganz harter Satz. Jesus ist so zu verstehen. Jesus sagt an mehreren Stellen, ich bin nur gekommen zu den verlorenen Schafen Israels. Jesus hat außerhalb von Israel nirgendwo missioniert. Das ist nicht seine Aufgabe. Er ist gekommen, um Israel zu sammeln. Und die Heiden galten in Israel als die Hunde. Also keine sehr san- Jesus spricht hier wie ein normaler jüdischer Mann.
Ihr gehört zu den Hunden und für die habe ich keine Zeit. Also er redet jetzt so ein Stück weit wie ein normaler jüdischer Mann, der die Heiden verachtet. Und jetzt weiter. Sie antwortete aber und sprach zu ihm, Herr, aber doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brotsamen der Kinder. Und er sprach zu ihr, um dieses Wortes Willen geh hin, der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren. Also Jesus ist da in dem Haus und da kommt diese Frau und die sagt, ich hätte gern, dass du meine Tochter heilst. Da sagt Jesus, nee, das gehört nicht zu meinen Aufgaben. Dann sagt sie, aber doch, ich glaube, es gehört doch zu deinen Aufgaben. Also die widerspricht ihm jetzt unter Anwesenheit der Männer. Es gibt eine Parallele von der Stelle in Matthäus. Da steht dann, sie kommt hinter ihm hergelaufen und schreit dauernd.
Da sagen seine Jünger, bring doch mal die Frau zum Schweigen. Die schreit hier ständig hinter uns her. Also die Jünger waren wirklich genervt. Und dann dreht sich Jesus um und geht zu der Frau und spricht mit ihr und heilt ihre Tochter. Also das sind zwei Situationen, sehr erstaunlich, wie Jesus hier handelt. Jetzt will ich mal in einem raschen Durchgang, wir können nicht alle diese Texte besprechen, einige schon. Also erstens im Mundi Jesu findet sich kein herabsetzendes Wort über eine Frau, was in der Männergesellschaft damals ständig gang und gäbe war. Er wird nicht aggressiv, auch dann, wenn Frauen mal ihre weiblichen Interessen auch gegen ihn zur Geltung bringen wollen. Er geht auf sie ein. Das dritte ist, erstaunlich ist die Unbefangenheit Jesu gegenüber den Frauen. Jesus äußert niemals einen Satz der Animosität gegenüber Frauen, also der Scheu und der Befangenheit.
Weiß man nicht genau, muss man vorsichtig sein. Also Jesus ist völlig unbefangen. Und das ist umso auffälliger, als er ja mit Frauen unterwegs war. Und zwar mit Frauen unterschiedlichem Alters, unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten. Er war unterwegs mit verheirateten Frauen und unverheirateten Frauen. Also Jesus hätte doch wirklich jetzt Grund gehabt, zu seinen Männern, Jüngern zu sagen, also wir haben jetzt hier viel Kontakt mit Frauen, ich sag euch jetzt mal die wichtigsten Regeln, nicht zu tief in die Augen gucken, nicht da und so weiter. Nein, kein Wort. Jesus äußert kein Wort über die weibliche Sexualität, kein Wort.
Wir hören mal zum Unterschied einen typisch jüdischen Text, wobei bei Juden ist es immer noch besser wie in anderen Kulturen. Also wir hören mal Zirach 9, bitte nicht anti-jüdisch verstehen, es geht hier wirklich jetzt so um historische Aufklärung und die muss ja möglich sein. Also liest mal Zirach 9 von Vers 1, also den Text, da müsst ihr doch fast aufstehen. Den muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, also rezitier ihn mal mit Genuss und voller Deutlichkeit. Wache nicht zu eifersüchtig über die Frau in deinen Armen, sonst bringst du sie dazu, dir Böses anzutun. Verliere dich nicht an eine Frau, damit sie nicht Herr über dich wird. Meide die Frau, die dich verführen will, damit du ihr nicht ins Netz gehst.
Lass dich nicht hinreißen von einer Sängerin, damit sie dich nicht mit ihren Künsten fängt. Verführe nicht eine Jungfrau, damit ihre Schande dich nicht teuer zu stehen kommt. Verliere dich nicht an die Huren, damit du nicht um dein Erbe kommst. Gaffe nicht umher in den Gassen der Stadt und streife nicht durch ihre verlassenen Winkel. Wende den Blick weg von schönen Frauen und schau nicht nach Reizen, die dich nichts angehen. Denn schöne Frauen haben schon viele betört und die Liebe lodert auf wie ein Feuer. Sitze niemals bei der Frau eines anderen und speise nicht mit ihr beim Wein, damit nicht dein Herz sich ihr zuneigt und deine Lust dich ins Verderben stürzt. Ja, das ist ein typischer Männertext. Wenn man das hört und wenn man die rabbinische Literatur kennt, ganze Kapitel, wie regeln wir den ehelichen Verkehr, zweimal die Woche, macht im Jahr 104, schadet weder mir noch dir.
Was es da alles für dümmliche, onkelhafte Regeln gibt. Wie regeln wir den ehelichen Verkehr? Es gibt es in der rabbinischen Literatur kapitelweise. Da hat Jesus keinen Satz. Ich lieb ihn schon allein deswegen. Der hatte eine Gelassenheit. Jetzt liest mal Lukas 8, 1 bis 3, das ist ein heißer Text. Und es begab sich danach, dass er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes. Und die zwölf waren mit ihm, dazu etliche Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern. Dazu etliche Frauen, die er gesund gemacht hatte.
Von bösen Geistern und Krankheiten. Seine Mutter war da nicht dabei. Und es gab auch andere Frauen. Nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren. Und Johanna, die Frau des Hutsa, eines Verwandten des Herodes. Und Susanna und viele andere, die ihm dienten mit ihrer Habe. Ihm dienten mit ihrer Habe. Jesus hat sich von Frauen finanziell, ich will nicht sagen aushalten lassen, aber er hat sich von Frauen finanziell finanziert. Da ist übrigens eine ganz heiße Geschichte drin. Johanna, die Frau des Hutsa. Lies mal den Satz nochmal. Und Johanna, die Frau des Hutsa, eines Verwandten des Herodes. Das kann kein Mensch erklären, weil der Hutsa ist bekannt aus historischen Quellen. Der war ein sehr hoher Beamter bei Herodes. Und seine Frau, die Frau des Staatssekretärs bei Herodes,
zog mit Jesus durch die Lande. Ihr möcht mal wirklich im Himmel recherchieren, was da dahinter steckt. Also schon die Unbefangenheit Jesu gegenüber Frauen, sapperlott. Der nächste Punkt ist, Jesus nahm Frauen in seinen Schülerkreis auf. Jesus hatte Jünger und Jüngerinnen. Oder man kann genauso gut sagen, er hatte Schüler und Schülerinnen. Kein jüdischer Rabbiner hatte jemals einer Frau den Status gegeben, dass er ein Schüler eines jüdischen Rabbiners ist. Hier merkt man auch ein bisschen ein Macho-Gehabe der männlichen Evangelisten.
Das Ganze haben sie es nicht vertuschen können, aber ich habe den Eindruck ein bisschen versucht, haben sie es schon. Lies mal Markus 15, 40 bis 41. Das ist ein verräterischer Text. Lies mal. Und es waren auch Frauen da, die von Ferne zuschauten. Unter ihnen Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jakobus des Kleinen, und des Joses und Salome, die ihm nachgefolgt waren, als er in Galiläa war. Ja, der Satz. Luther hat wieder, ist das Luther? Der hat wieder wohltemperiert das Klavier. Der blickt da auch nicht durch. Was das für eine Aussage ist. Also es werden ein paar Frauen aufgezählt.
Und was wird über sie gesagt? Die, die ihm nachgefolgt waren. Es heißt, die ihm die ganze Zeit, heißt es, die ihm die ganze Zeit in Galiläa nachgefolgt waren. Lies mal, du in deiner Übersetzung. Die ihm nachgefolgt waren, als er in Galiläa war und ihm gedient hatten. Ja, da möchte ich doch den lieben Markus fragen. Wenn du jetzt bei der Kreuzigung auf einmal auf Frauen kommst, es geht ja nicht mehr anders, weil es gibt nur noch Frauen, Männer sind ja weg. Und bei der Gelegenheit kann er sich's nicht verkneifen, dieser Macho zu sagen, da waren also einige Frauen bei seiner Kreuzigung, die ihm die ganze Zeit in Galiläa nachgefolgt waren. Hätte ich mal eine Frage an dich. Warum erzählst du es denn nicht in Galiläa? Nix. Jetzt am Ende, wo es anders nicht mehr geht.
Und jetzt müsst ihr wissen, acolluein, nachfolgen, ist ein präziser terminus technicus, ist ein Fachausdruck. Acolluein ist der Fachausdruck für die volle Teilnahme an der Schülerschaft Jesu, dieses Wanderrabbi. Acolluein nachfolgen ist der umfassende Ausdruck. Die haben an allem teilgenommen. Ja, und Markus, der ganz schlecht erzählt am Anfang, ganz am Ende rutscht ihm dieser Satz raus. Aber dass er das erzählt hätte in Galiläa, kein Wort drüber. Jetzt gehen wir mal noch zu Lukas 10, 38 bis 42. Lukas 10, 38 bis 42. Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta. Die nahm ihn auf.
Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria. Die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach, Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt alleine dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll. Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr, Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt. Das soll nicht von ihr genommen werden. Also Jesus geht hier allein in das Haus von zwei Frauen. Das macht man nicht. Das ist unschicklich. Also Jesus war da wirklich, ich bin so frei. Er geht da halt rein. Und dann, also diese zwei Schwestern, die eine will gleich auch, Jesus ist da, da müssen wir schön was auffahren und ihn schön bewirten und macht sich da gleich ran. Aber die jüngere Schwester sitzt sich zu seinen Füßen.
Und das heißt, er ist der Lehrer, der sitzt auf dem Lehrstuhl und sie sitzt zu seinen Füßen und lauscht. Er unterrichtet sie. Und jetzt ist die Marta aber ziemlich genervt und sagt, hör mal, sag doch mal und so. Ja, also da will ich jetzt mal sagen, Jesus ist nicht der Meinung, dass die jüngere Schwester der älteren Schwester bei Haushaltsdingen helfen soll. Er ist auch gar nicht der Meinung, dass Haushaltsdinge so wichtig sind, dass sie auf Kosten der Bildung gehen. Da ist er gar nicht dafür. Er sieht gerne die bildungshungerige Frau. Jesus integriert hier diese junge Schwester Maria in den Bildungsbereich. Er lehrt sie. Das ist ein rechtlich wichtiger Vorgang. Jesus sieht gern die bildungshungerige Frau
und er ist nicht der Meinung, dass Haushaltsdinge über Bildungshunger dominieren sollte. Jetzt liest mal Johannes 4 die Frau am Jakobsbrunnen, Vers 7. Johannes 4 ab Vers 7. Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr, gib mir zu trinken. Ja, es geht nicht. Eine Frau außerhalb des Hauses darf man nicht ansprechen. Es ist untersagt. Und eine Frau, die angesprochen wird, darf auch nicht antworten. Man darf außerhalb des Hauses, also in der Öffentlichkeit, hier diesen Brunnen, das ist ein Ort größter Öffentlichkeit, weil da kommen ja viele Leute immer wieder her, da ist also eine ausländische Frau und Jesus spricht sie an. Das geht nicht. Also was sagt er? Gib mir zu trinken. Kann doch selber schöpfen. Ja, also das ist sehr keck, was Jesus hier macht.
Jetzt geht es weiter. Meine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Da spricht die samaritische Frau zu ihm. Wie du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Die wundert sich. Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Ich lese das mal selber, es ist eine herrliche Geschichte. Jesus unterhält sich mit dieser Frau über die tiefsten Lehrfragen mit dieser etwas freizügigen Dame, die dann sagt, ja, ich habe schon vier Männer gehabt und der, den ich jetzt habe, mit dem bin ich auch nicht verheiratet. Also das hat einen sehr bemerkenswerten Lebensstil, stört sich Jesus nicht dran. Er unterhält sich mit dieser Frau über die Messiasfrage, über der richtige Tempel, wo steht der, was ist ein Gebet im Geist?
Über diese Dinge unterhält sich Jesus mit dieser Frau. Diese Frau ist der einzige Mensch, dem Jesus vor dem Prozess und außerhalb des Jüngerkreises ihr sagt, dass er sich für den Messias hält. Das macht Jesus ein einziges Mal. Er sagt beim Prozess, fragt ihn Pilatus, Kayafas, bist du der Sohn des Hochgelobten? Dann sagt Jesus, ja, ich bin es und ihr werdet sehen, denn es kommt mit den Wolken und so weiter. Da bekennt er sich zum Messias, weil da kann man nicht mehr militärisch ihn missverstehen oder nationalistisch. Jesus kann sich nicht in der Öffentlichkeit als Messias bekennen. Das ist militärisch und nationalistisch völlig vorgeprägt, dieser Begriff.
Aber in seinem Jüngerkreis und bei dieser Frau. Ja, dann gehen wir mal zur Verkündigung Jesu. In der Verkündigung Jesu spielen Frauen eine ganz verblüffende Rolle. Als Jesus mal wieder in Nazareth war, war seine sogenannte Antritts-Predigt in Nazareth, in seiner Heimatstadt, war er in der Synagoge. Und dann gaben sie ihm, jeder Jude kann ja aus der Heiligen Schrift vorlesen und sie auch interpretieren. Und dann hat er aber eine Stelle genommen, da waren die Propheten dran. Man liest ja einmal aus der Thora und die zweite Lesung ist aus den Propheten und die kann ein jüdischer erwachsener Mann selber sich aussuchen. Jetzt liest Jesus Jesaja 61. Das müsste ich mir mal vorstellen. Das sind ja Thora-Rollen, Rollen, oder Jesaja-Rolle.
Da musst du erst mal acht Minuten drehen. Kann der nicht aus Jesaja 2 was vorlesen oder Jesaja 10? Nein, er liest aus Jesaja 61. Und dann fangen wir mal an mit diesem Text. Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um zu lesen. Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht. Jesaja 61. Ja, lies mal. Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn. Ja, darf ich mal kurz sagen, diesen Text wählt Jesus.
Warum? Weil er sich in diesem Text selber erkannt hat. Eine Person und ein Text finden sich. Jetzt machen wir weiter. Und als er das Buch zutat, gab er es dem Diener und setzte sich. Und alle Augen in der Synagoge sahen auf ihn. Und er fing an, zu ihnen zu reden. Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren. Schellt euch mal das vor. Er liest das vor. Alle sind völlig baff, gell? Auch ein bisschen verärgert wegen seiner Kurbelei. Und jetzt sagt dieser junge Bauhandwerker, der war ja kein Rabbi, kein Priester, ein Laie, heute ist dieses Schriftwort erfüllt vor euren Ohren. Das ist für die eine blanke Gotteslästerung. Völlig klar.
Jetzt machen wir weiter. Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen und sprachen, ist das nicht Josefs Sohn? Und er sprach zu ihnen, ihr werdet mir freilich dies Sprichwort sagen, Arzt, hilf dir selber, denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kaperna umgeschehen sind. Und du auch hier in deiner Vaterstadt. Er sprach aber, wahrlich ich sage euch, kein Prophet ist willkommen in seinem Vaterland. Aber wahrhaftig, ich sage euch, es waren viele Witwen in Israel zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war, drei Jahre und sechs Monate und eine große Hungersnot herrschte im ganzen Lande. Und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt, als allein nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Witwe. Das erste Predigtbeispiel Jesu überhaupt ist eine Witwe.
Eine ausländische Witwe, die ärgern sich jetzt maßlos, sie wollen ihn einen Hang runterstürzen, die können sich nicht mehr beherrschen. Ist sehr provokant. Es gab so viele Witwen in Israel in der Hungersnot, aber Elia wurde zu einer ausländischen Witwe, die gar nicht zum Bundesvolk gehört. Und dann noch zu einer Witwe. Jesus hatte ein ganz besonderes Verhältnis zu Witwen. Sehr auffallend. Die Witwe des Schärflein, wo sie sagt, diese Witwe hat mehr getan. Die bittende Witwe. Jesus sagt einmal zu den Rechtsanwälten seiner Zeit, ihr, die ihr der Witwen Häuser fressst. Ja, also die Rolle der Frau in seiner Verkündigung, er fängt an mit einem Predigtbeispiel ausländische Witwe.
In den Gleichnissen zum Beispiel, es gibt drei Doppelgleichnisse Jesu. In jedem Doppelgleichnis ist ein Gleichnis der männlichen Welt gewidmet und ein Gleichnis der weiblichen Welt. Nehmen wir mal Lukas 15, 8 bis 9. Kannst du das mal lesen, Lukas 15, 8 bis 9? Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet. Und davor ist das ein Hirte, der hat so und so viele Schafe. Und welcher Hirte kehrt nicht um, wenn er ein Schaf verliert und er sucht es und wenn er es gefunden hat, dann trägt er es dann heim. Also das eine, es geht immer um das Verlorene, das verlorene Schaf
und der verlorene Drachme. Drachme ist deswegen wichtig, weil das ist die Hochzeit mit Gift, wenn jemals eine Scheidung kommt. Diese zehn Drachmen gehören ihr. Das kann mal unheimlich wichtig sein. Jetzt hat sie ein Drachmen verloren, also wird sie engagiert suchen. Also der Hirte sucht ein Schaf, eine Frau sucht ein Drachme. Dann gibt es den bittenden Freund und es gibt die bittende Witwe. Dann gibt es das Gleichnis vom Senfkorn, ländlich, männlich und vom Sauerteig, weiblich. Also Jesus hat diese drei Doppelgleichnisse schön, männlich, weiblich verteilt. Jesus thematisiert in vielen Fällen weibliche Lebenswelt, das Flicken der Kleider, das Nähen, die Freuden und Schmerzen der Geburt und vieles andere.
Man merkt, er hat die weibliche Lebenswelt aufmerksam erfasst und er macht sie zu Bildern der Offenbarung. Jesus wendet sogar einmal ein weibliches Bild auf sich selber an. Er sagt einmal in Matthäus 23, wie eine Henne ihre Glucken um sich herum versammeln will, so wollte ich euch Jerusalemer versammeln, aber ihr habt nicht gewollt. Wie eine Henne ihre Glucken. Jesus heilt viele Frauen, ausländische Frauen, ein 12-jähriges Mädchen, die Tochter des Jairus, des Synagogenvorstehers. Jesus verteidigt viele Frauen vor der Männerwelt. Er sagt zum Beispiel, in einem Haus eines Pharisäers kommt eine Sünderin,
eine ortsbekannte Sünderin, also eine Prostituierte, und zwar eine Edelnutte, das Hetere nennt man das. Das sind sehr reiche Prostituierte, die sehr gebildet sind. Da kommt also so eine Hetere zum Essen am Schabbat in eine Männerwelt, fällt Jesus zu Füßen, muss weinen und salbt dann seine Füße mit einem teuren, mit einem alten Öl, eine Alabasterfläschchen, das ist heute, kostet 1000 Euro. Eine normale jüdische Hausfrau kann davon nicht mal träumen. Dann sagt Jesus, Simon, ich möchte dir, die Männerwelt ist komplett, stell dir mal vor, ein Schabbatessen zwischen Pharisäern, Jesus ist eingeladen, jetzt kommt diese Dame rein, sagt kein Wort, kein Gruß,
fällt da zu Füßen Jesus und heult und schmiert ihn mit Öl ein. Also den Fall hat es eigentlich so noch nicht gegeben. Und da erzählt man sich 30 Jahre später noch. Und was passiert jetzt eigentlich? Niemand weiß, was machen wir jetzt? Und bei Jesus ist auch völlig klar, sagt Simon, wenn der ein Prophet wäre, dann müsste der doch wissen, dass das eine Prostituierte ist, von der er sich hier küssen und salben lässt. Das geht doch nicht. Und dann sagt Jesus zu Simon, ich habe dir was zu sagen. Und dann sagt er, siehst du diese Frau, du hast mir keinen Kuss gegeben, du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt und du hast mir noch was Drittes. Und da müsst ihr wissen, das muss ja auch niemand. Wenn Simon war der Gastgeber, der kann doch nicht einen fremden Mann einfach küssen,
das verlangt ja kein Mensch, und dass er jetzt seinen Kopf mit Öl salbt, ja du liebe Zeit, wieso das? Also Jesus will damit sagen, Simon, es ist nichts Besonderes, wenn man das nicht tut, was du nicht getan hast. Das ist völlig normal, du hast alles korrekt und gut gemacht. Aber es wäre etwas Besonderes gewesen, wenn du es getan hättest. Du hättest mich doch auch so empfangen können, ich bin kaum an der Tür, dann gibst du mir einen dicken fetten Kuss auf die Wange und sagst, Entschuldigung, aber ich kann nicht anders, ich muss dir jetzt einfach einen dicken fetten Kuss geben, und dann holst du da so ein parfümiertes Öl raus und cremst mir die Haare ein, ich denke, ich bin im falschen Film, aber du sagst, weißt,
Jesus, ich freue mich so, dass du kommst, ich muss dir jetzt da deine Haare parfümieren. Das ist einfach Ausdruck meiner Freude. Und dann sagt Jesus, siehst du diese Frau. Wenn das in dir gelebt hätte, was in dieser Frau lebt, dann hättest du mich so empfangen. Das ist der Unterschied zwischen dir und der Frau. Also ich will damit sagen, das war die Ortsgemeinde der Pharisäer, und die sind doch kirchenpolitisch wahnsinnig wichtig, mit diesen Leuten darf sich Jesus nicht verderben, die braucht er doch als Multiplikatoren. Jesus zögert nicht eine Sekunde. Er stellt sich auf die Seite dieser Edelnutte und stellt sie zum Vorbild hin. Im Vergleich mit dieser Frau, Simon, siehst du alt aus, sehr alt. Wahnsinn.
Und dann will ich noch ein bisschen weiter eilen, Jesus bringt ein paar scharfe Sprüche, zum Beispiel, die Huren werden vor euch ins Reich Gottes gehen, ist Originalton Jesu, sicher nicht erfunden. Ihr, die ihr der Witwen Häuser frisst. Ja, und so weiter, ich kürze jetzt etwas ab. Es gibt einen einzigen Fall, wo Jesus der Thora Gottes Wort direkt widerspricht. Es gibt nur einen Fall. Indirekt widerspricht er ihr oft, aber nur indirekt. Zum Beispiel die Ehebrecherin, wir haben sie im Ehebruch auf frischer Tat ertappt, man fragt sich auch, wo ist denn der Mann, die Frau, bringen sie her. Und Mose hat uns befohlen, diese Frau zu steinigen, was sagst du dazu?
Dann sagt Jesus, wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Dann gehen sie alle raus. Dann gehen sie alle raus. Ja, so ist die Thora nicht gemeint, dass wenn eine tote Strafe kommt, dass die tote Strafe nur dann vollstreckt werden kann, wenn einer, der ohne Sünde ist, den ersten Stein wirft. Ja, dann kann man natürlich gar keine tote Strafe mehr vollstrecken. Und das ist denen ja auch irgendwie klar geworden. Aber er widerspricht, er sagt nicht, nein, ich bin nicht der Meinung, dass man sie steinigen müsste. Dann hätte er direkt oder hätte auch sagen können, ja, ich finde auch, die Frau muss man jetzt steinigen, also komm, steinigt sie. Sagt er auch nicht, sondern er sagt, wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.
Also damit hebt er alle Todesurteile auf. Das ist völlig klar. Oder wenn er die ganzen Reinheitsgebote, nicht das macht euch unrein, was ihr da esst und Hände waschen und so. Nein, nein, unrein ist das, was aus eurem Herzen rauskommt. Mit diesem Satz gibt er 15 Kapitel der Thora zum Abschied. Weil er sagt, das ist doch völlig unwichtig, diese ganzen Reinheitsregeln. Aber er widerspricht nicht ganz direkt. Aber in einem Fall heißt es in der Thora, liest mal Markus 10, 1 folgende. Das ist die Stelle, in der Jesus der Thora direkt widerspricht. Und er machte sich von dort auf und kam in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen. Und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.
Und Pharisäer traten hinzu und fragten ihn, ob es einem Mann erlaubt sei, sich von seiner Frau zu scheiden und versuchten ihn damit. Ja, denn es ist in der Thora, 5. Buch Mose, ganz klar geregelt. Da heißt es, wenn ein Mann sich von seiner Frau scheiden will, wenn er sie entlassen will, heißt es, dann rufe er zwei männliche Zeugen und stelle ihr einen Scheidebrief aus und dann sind sie geschieden. So steht es in der Thora. Und jetzt? Er antwortete aber und sprach zu ihnen, was hat euch Mose geboten? Sie sprachen, Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Übrigens, Jesus sagt nicht, was sagt Gottes Wort? Er nennt den menschlichen Schreiber. Was hat euch Mose geboten? Jesus aber sprach zu ihnen, um eures Herzens Härtewillen hat er euch dieses Gebot geschrieben.
Aber von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen. Und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Also das widerspricht Jesus direkt. Mose hat es nur, das kann ja jeder sagen, wenn man so anfängt. Mose hat es nur um eures Herzens Herteigkeit willen, weil ihr kriegt es anders nicht hin. Aber ursprünglich, vom Anfang her, ursprünglich war es nicht so. Jesus argumentiert mit dem Ursprünglichen gegen das Uralte, gegen die Tradition. Mit dem Ursprünglichen gegen das Uralte.
Er sagt, nein, Scheidung ist verboten. Und das hat damals den Frauen aus der Seele gesprochen. Das Scheidungsrecht war mit das brutalste Recht der Männer. Die konnten ihre Frauen entlassen und das war ein Privileg. Also der Männer. Jesus greift die damalige übliche Rechtspraxis als schweres Unrecht der Männer an. Also er widerspricht der Thora um der Interessen der Frau willen. Denn eine geschiedene Frau war erledigt. Manche sind ja schon mit 16 wieder geschieden. Das Leben ist vorbei. Die können ja nur noch im Schatten ihrer Verwandtschaft das Leben fristen. Kein Mensch wird die heiraten. Also geschiedene Frauen waren erledigt. Die hatten ja kein eigenes Monatseinkommen, keine Berufsausbildung. Die waren ja völlig abhängig.
Heute promovieren so viele Frauen wie Männer. Heute haben Frauen Berufsausbildung, haben ein monatliches Einkommen. Die können sich ja überhaupt erst scheiden lassen. Das Scheidungsverbot damals war den Frauen aus den Herzen gesprochen. Ein Scheidungsverbot heute wäre eine untragbare gesetzliche... Nein, Scheidung ist oft der beste Weg heute. Aber die Frauen sind in einer ganz anderen Rolle. Und das Eheleben ist lang von 25 bis 80. Also bis eine heutige Ehe glückt, hat die Ehe viel mehr Gefährdungspotenzial. Früher konnte sich eine Frau ja gar nicht scheiden lassen. Gut, ich komme zum Ende. Es gibt konservative Kreise, zum Beispiel die katholische Kirche, die ich aber sehr schätze.
Ich bin durch und durch ökumenisch. Aber es gibt in der katholischen Kirche, ich denke auch anderswo vielleicht, weiß ich nicht genau, folgende Argumentation. Aber beim Abendmahl, da hat Jesus nur Männer zugelassen. Und deswegen dürfen auch nur Männer Priester werden und so. Jetzt nach all diesen Beobachtungen, gibt es also christliche Gruppen, die sagen, Willi, alles gar nicht, es interessiert mir alles gar nicht. Beim Abendmahl waren nur zwölf Männer. Das ist vielleicht eine Argumentation, als ob man dieses Beispiel, auf das ich gleich kurz eingehen werde, gegen all die anderen Punkte auflisten könnte. Das hat einen helle Wahnsinn. Ja, beim Abendmahl waren wirklich nur Männer, weil das war eine Symbolhandlung, nämlich über die zwölf Stämme Israels.
Der Zwölferkreis symbolisiert die zwölf Stämme Israels. Deswegen hat er zwölf Jünger genommen. Das ist auch eine längere Geschichte, lasse ich jetzt mal. Und die zwölf Stämme haben alle einen Stammvater. Also die werden nach den Stammvätern genannt. Also er kann, wenn er jetzt die zwölf Stämme Israels symbolisieren will, für damalige Verhältnisse, kann er nicht acht Männer und vier Frauen nehmen. Das kapiert kein Mensch mehr. Also das ist tatsächlich um der Symbol-Logik willen nicht anders möglich. Aber jetzt muss man sagen, wie wichtig war eigentlich der Zwölferkreis? Ich sage mal ein bisschen salopp. Der war nicht besonders wichtig, weil wirklich viel erfahren wir nur über Petrus, über Jakobus, Johannes. Und dann über die, also über sechs der Jünger wissen wir sowieso gar nichts. Es gibt dann so eine Liste, wie die zwölf Jünger geheißen haben.
Ich könnte jetzt auswendig gar nichts, selber gar nichts sagen. Das heißt, in dem Zwölferkreis waren nur drei, vier, höchstens fünf Leute wirklich wichtig. Und dann, was ist nach der Auferstehung Jesu? Judas ist verloren gegangen, es waren es nur noch elf. Und dann heißt es in der Apostelgeschichte 1, man hat den Matthias nachgewählt, dass wieder zwölf sind. Aha, aha. Und was kommt jetzt? Nix mehr. Der Zwölferkreis hört sehr schnell auf, jede Bedeutung zu verlieren. Viele haben Jerusalem verlassen. Der Zwölferkreis spielt nach Apostelgeschichte 1 oder 2 nirgendwo mehr eine Rolle. Und das soll jetzt das Standardbeispiel sein gegen alle diese Beobachtungen.
So, ich komme zu meinem Schlusswort. Jesus aus Nazareth hat von Kindheit an nie was anderes erlebt als die Normen und die Beispiele einer hochpatriarchalischen Welt. Er hat nirgendwo was anderes gesehen und was anderes erlebt. Trotzdem hat sich dieser junge Mann aus dieser jahrtausenden alten harten Tradition freischwimmen können. Wie ist so etwas möglich? Kennt ihr noch einen anderen Fall? Gibt es irgendwo in der Weltgeschichte noch einen Fall, wo das einem jungen Mann auch möglich geworden ist? Es war so, dass nach Lage der Dinge die Frauen selber ihre Unterdrückung und Benachteiligung nicht hätten hinterfragen können.
Und auch kein Umsturz in der Richtung. Es war völlig chancenlos. Die waren ja selber auch völlig genormt. Die kannten ja alle nichts anderes. Also nach Lage der Dinge hat nur ein Mann auf männliche Privilegien freiwillig verzichten können. Es konnte nach Lage der Dinge nur ein Mann. Nur ein Mann konnte in dieser Hinsicht Zeichen setzen, eine Frau nicht. Und so, ihr Lieben, sollten wir es verstehen, wenn es im christlichen Glauben heißt,
Gott wurde Fleisch, Gott wurde Mensch und zwar Gott wurde ein Mann. Ihr lieben Schwestern, stört euch daran nicht. Denn nur ein Mann konnte nach Lage der Dinge auf die männlichen Privilegien verzichten und der Frau neue Möglichkeiten zuspielen. Und deswegen können wir alle Männer und Frauen im Frieden sagen, Gott wurde in Jesus Christus Mann.
Jesus und die Frauen | 13.12.1
Jesus hat Frauen wie Menschen behandelt. Nicht als Mutter, Ehefrau eines anderen oder (potentielle) eigene Ehefrau und Sexualpartnerin. Sondern einfach als vollwertige Menschen. Ein unerhörtes und selten gesehenes Verhalten in der Antike.
Denn in der Antike, wie heute auch noch viel zu oft, galt der Mann als der eigentliche Mensch, die Frau als das andere Geschlecht, irgendwie nicht so ganz vollständig. Ihre Aufgabe ist es, für andere zu funktionieren. In der Antike hieß das: Hochzeit mit 14, erstes Kind kurz danach, mit 30 Oma oder vorher schon tot, denn so eine Geburt ist nicht ohne. Die Frau hatte zu funktionieren und zu gehorchen. Zu lernen oder gar mitzureden hatte sie nicht. Und dann kommt da Jesus und lehrt Frauen wie Männer, beantwortet die Fragen von Frauen, richtet seine ersten und seine letzten (aufgeschriebenen) Worte an Frauen. Und das auch noch völlig unabhängig von ihrem Stand in der Gesellschaft. Er redet mit Herrinnen und Huren, lässt sich von einer Unreinen berühren und macht eine Frau mit unmoralischem Lebenswandel zur ersten Missionarin unter Nicht-Juden. Siegfried Zimmer erzählt von unterschiedlichsten Begegnungen zwischen Jesus und Frauen, welchen Eindruck diese Begegnungen damals machten und was sie für uns heute noch bedeuten können.