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Die Liebe Gottes und das Weltgericht Das Thema heißt die Liebe Gottes und das Weltgericht. Wie passt das zusammen? Das ist ein fundamental wichtiges Thema. Man kann das eigentlich nicht in einem Vortrag behandeln, aber trotzdem, das muss sein. Wir müssen auch über die ganz wesentlichen elementaren Grundfragen, die natürlich auch komplex sind, bei vielen Dingen, die ich vielleicht, so hoffe ich, euch einiges klären kann, aber die Klärungen reißen dann auch wieder neue Fragen auf. Also ihr werdet sicher am Ende nicht alle Fragen beantwortet haben. Ich habe selber heute in mancher Hinsicht mehr Fragen wie vor 30 Jahren und trotzdem habe ich das Gefühl, ich bin in der Zwischenzeit viel weiter gekommen. Aber es bleiben offene Fragen.

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Gut, die erste Hälfte von dem Vortrag möchte ich mich über die Liebe Gottes äußern und in der zweiten Hälfte über das Gericht. Man kann den ganzen christlichen Glauben in einem einzigen Satz zusammenfassen. Es geht tatsächlich bis keine Simplifizierung, sondern man kann den christlichen Glauben auf den Punkt bringen. Und die Zeitgenossen heute haben ja auch ein Recht darauf zu erfahren, um was geht es eigentlich. Und auch ihr selber und ich selber, wir sollten uns regelmäßig fragen, warum bin ich eigentlich ein Christ und wie lange will ich es eigentlich noch sein. Und wenn ich Christ sein will, warum eigentlich? Was ist letztlich der entscheidende Punkt? Also es ist gut für euch, wenn ihr euch selber, so selbstkritisch wie ihr halt könnt, euch diese Frage immer wieder stellt.

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Ich stelle sie mir seit 45 Jahren. Also ich bin so ungefähr mit 19 Jahren christlich geworden und seitdem eben auf einer gewissen Wanderschaft. Also man kann den ganzen christlichen Glauben in einem einzigen Satz zusammenfassen. Ich werde ihn auch gleich sagen, aber nicht sofort, das ist so eine Technik der Spannungserzeugung. Aber zu lang will ich euch nicht auf die Folter spannen, sonst macht ihr Schlag. Aber fällt mir nochmal bei den Gedanken, man kann den ganzen christlichen Glauben in einem Satz zusammenfassen. Allein, falls das möglich ist, und ich bin überzeugt mit den meisten Kollegen von mir, das ist tatsächlich möglich. Also falls das möglich ist, dann ist der christliche Glaube etwas einfaches. Man muss nicht elitär gebildet sein, um den christlichen Glauben zu kapieren.

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Der Glaube an Gott ist nicht kompliziert. Man kann ihn ja in einem Satz zusammenfassen. Jedes Kind kann den christlichen Glauben verstehen und der Glaube ist immer kindlich. Ich hoffe, dass ich heute kindlicher an Gott glaube, als vor 20 oder 40 Jahren. Ich habe den Eindruck, aber man täuscht sich ja über sich selber oft. Ich habe so den Eindruck. Dieser Satz ist sogar ein kurzer Satz, er hat vier Wörter. So jetzt sage ich euch den Satz. Der Satz heißt, Gottes Wesen ist Liebe. Ich sage nochmal, weil er so wunderschön ist und so wahnsinnig wichtig. Gottes Wesen ist Liebe. In diesem Satz ist der christliche Glaube auf den Punkt gebracht, ihr könnt diesen Satz nicht verbessern, es ist schon der Beste.

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Ihr könnt ihn auch nicht ergänzen, weil diesem Satz fehlt nichts, gar nichts. Ihr könnt diesen Satz auch nicht präzisieren, es ist bereits der Präziseste. Nur dass ihr merkt, dass ich diesen Satz total ernst meine. Es ist wirklich der gesamte christliche Glaube hier auf den entscheidenden Punkt gebracht. Darum geht es. Ihr braucht auch diesen Satz nie wieder zurücknehmen, bei keiner Gelegenheit, auch nicht im Weltgericht. Der Satz gilt immer und überall. Man braucht ihn nie einzuschränken, er gilt immer 100 Prozent. Es gibt keine Situation, in dem dieser Satz nur zu 80 Prozent gilt. Er gilt zu 100 Prozent auch im Weltgericht.

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Gottes Wesen ist Liebe. Ich will mal kurz das Wort Wesen erklären. Wir sind ja alle Lebewesen, wir kennen auch den Ausdruck wesentlich, das ist wesentlich. Der Begriff Wesen ist ein bisschen altmodisch, er stammt vor allem aus dem 19. Jahrhundert. Da gab es eine Wesensphilosophie, die ist heute überholt, zu Recht. Ich will darauf jetzt aber gar nicht weiter eingehen. Man kann aber diesen Begriff Wesen in unserem Zusammenhang sehr gut gebrauchen. Im 19. Jahrhundert war der Begriff Wesen ein Gegenbegriff zu einem anderen Begriff. Und der heißt Erscheinung. Ich will das mal ganz kurz mit einfachen Worten erklären, um was es da geht, weil das ist sehr wichtig. Also in der Philosophie im 19. Jahrhundert hat man gesagt, es gibt das Wesen einer Sache,

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das Wesen der Universität, das Wesen der USA, das Wesen eines Menschen und so weiter. Und es gibt die Erscheinung. Das Wort Erscheinung versteht man heute in dem Zusammenhang gar nicht mehr. Das moderne Wort, das wir heute verwenden würden, ist das Wort Wahrnehmung. Es gibt also das Wesen einer Sache und die Wahrnehmung einer Sache. Das will ich mal an einem Beispiel erklären. Ich lerne eine Frau kennen, ich lerne auch Männer kennen, aber irgendwie bei einer Frau ist es ziemlich spannender. Also ich lerne eine Frau kennen und jetzt habe ich eine Wahrnehmung von dieser Frau. Also ich denke an keine bestimmte, also es ist reine Fantasie jetzt, ich will euch nur Wesen und Erscheinung verdeutlichen. Ich lerne eine Frau kennen und ich nehme sie irgendwie wahr. Sie erscheint mir als sowieso.

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Das sagen wir heute, ich habe folgenden Eindruck, so könnte man auch sagen. Also es gibt das Wesen dieser Frau und es gibt den Eindruck, den ich von ihr habe. Meine Wahrnehmung von ihr. Also meine erste Wahrnehmung ist, sie ist hübsch, das nehme ich wahr. Und dann so im Laufe der nächsten Stunden, Tage, Wochen, sie ist auch humorvoll. Und drittens, sie ist intelligent. Ich nehme aber auch im Laufe der Zeit wahr, sie ist launisch. Dann nehme ich sogar wahr, sie ist intrigant. Und was nehme ich noch wahr, sie ist nicht sehr diszipliniert. Jetzt habe ich also sechs Wahrnehmungen und jetzt frage ich mich wirklich, und wer ist die Frau wirklich? Sie ist also hübsch, sie ist klug, sie ist humorvoll, sie ist aber auch launisch, intrigant und undiszipliniert. Was ist ihr Wesen? Darum geht es.

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Einfachen Beispiel kann man das klar machen. Es geht mir also nicht darum, wie nehmen wir Gott wahr, sondern was ist sein Wesen? Mit Wesen ist jetzt Folgendes gemeint, das Wesen ist das letztlich Kennzeichnende. Das ist er wirklich. Ob ich ihn mal so wahrnehme, im Sommer mal so, im Urlaub mal so, das kann schwanken. Aber beim Wesen geht es um das Unverzichtbare, das Unverwechselbare, das Charakter, das letztlich Bestimmende. Das ist das Wesen. Ein letzter kleines Beispiel, damit ihr so ein Gefühl kriegt dafür. Ich hatte mal eine Studentin, deren Vater ich auch kannte, also ich war sehr vertraut mit ihr, Berto. Diese Studentin, die schon lange fertig in der Schule ist, die hat dann geheiratet.

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Der Mann, mit dem ich auch etwas Kontakt hatte, der war nicht religiös, nicht christlich. Finde ich gar nicht schlecht, wenn Christen und Nicht-Christen sich heiraten, die Liebe fällt, wo sie fällt. Kann man nicht steuern. Ist ja auch eine tolle Gelegenheit für beide. Also auf jeden Fall hat mir der Mann mal, die waren vielleicht so vier Jahre verheiratet, und da haben wir mal Kaffee getrunken, da sagt der Mann, bei Sipfried, beim letzten Heiligen Abend, da hat mir meine Frau die Woche vorher gesagt, jetzt kommst du mal mit in die christliche Kirche, wenigstens zum Heiligen Abend. Da sagt der Mann, weil ich große Lust habe, nicht gehabt, aber ich bin ja eh die letzten drei Jahre in keinem christlichen Gottesdienst gewesen, das ist in irgendeinem Dorf, das war das bei Ludwigsburg. Da sagt der Mann, also gut, ich bin ja nicht so, Hans, also bin ich am Heiligen Abend mal mit meiner Frau in der christlichen Gottesdienst. Aber ich sage dir Sipfried, das reicht mir für die nächsten zehn Jahre. So ein Scheiß, so ein Gelaber von diesem Typ, und dann diese alten Gesamtbuchlieder,

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wie wenn 16. Jahrhunderts wichtigste wäre für uns heute. Also ich fand das Ganze ziemlich bescheuert, ziemlich langweilig, ich habe nicht vor, in den nächsten zehn Jahren mal wieder mitzugehen. Äußert euch so, wie es euch halt recht ist. Auf jeden Fall, du wirst schon deinen Grund haben. Jede Äußerung hat auch seinen Grund. Jetzt habe ich versucht, den Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung klarzumachen, ohne diese Worte zu benutzen. Ich habe gesagt, weißt du, es hört sich gerade so an bei dir, wie wenn es das typische, das charakteristische eines christlichen Gottesdienstes ist, das ist ein Scheiß langweilig. Aber weißt du, das ist nicht das Wesen eines christlichen Gottes. Es gibt leider viel zu viele, die gehen auch selten in Kirche,

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weil es ist zu langweilig. Mir ist die Zeit zu scharf. Gut, ich habe es kapiert. Also das Wichtigste ist, wir brauchen eine gute Stimmung. Ich kann das verstehen, ich kann es echt verstehen. Auf jeden Fall, ich wollte nur sagen, jetzt stellt sich die Frage, was ist das Wesen des christlichen Gottesdienstes? Ist es sein Wesen, das so langweilig ist? Oder ist es nur mal eine Erscheinungsform in einem schwäbischen, spießbürgerlichen Dorf? Jetzt habt ihr vielleicht ein Gefühl, um was es geht. Das Wesen Gottes ist die Liebe. Das ist natürlich eine christliche Behauptung, ist schon klar. Ich werde die aber gleich auch näher ausführen. Noch eine letzte kleine Vorbemerkung. Ich habe jahrelang Schulpraxis gemacht, ich bilde ja Lehrer aus, vor allem Religionslehrer. Da saß ich mal in so einer 7. oder 8. Klasse Realschule Ludwigsburg. Da behandelt die Studentin den Islam. Das ist im Lehrplan so vorgesehen, die fünf Säulen des Islam.

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Eine Säule ist das Glaubensbekenntnis. Da hat die Studentin eine Folie dargeboten, schön geschrieben, das Glaubensbekenntnis heißt, Allah ist ein einziger und Mohammed ist sein Prophet. Und dann fragt sie, die 7. Klasse, haben die Christen auch ein Glaubensbekenntnis? Melden sich so ein, zwei, viele mehr wissen das heute nicht mehr. Die Christen haben auch irgendwie so ein Glaubensbekenntnis. Jetzt hat sie also mit den guten Schülern und mit Hilfe des Lehrers, der auch dabei war, hat die das ganze apostolische Glaubensbekenntnis, das ja in manchen Landeskirchen jeden Sonntag gesprochen wird, hat sie zusammengekriegt und hat sie aufgeschrieben. Ich sage es euch nicht ganz vor, sind zwölf Sätze wie die zwölf Apostel. Ich glaube an Gott, den Vater, Schöpfer, Himmels und der Erden und an Jesus Christus,

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seinen eingebrünenen Sohn, empfangen vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gediebt nun von Jesus Pilatus und so weiter, zwölf Sätze. Also wir haben ein islamisches Glaubensbekenntnis und ein christliches Glaubensbekenntnis. Meldet sich so ein nitziger, hinterhältiger Schüler, wie sie mir besonders gefallen. Also wirklich so ein freches Würsle und meldet sich und sagt, also Frau Müller oder so, ich weiß nicht mehr, wie die Studentin geholfen hat, ich finde das islamische Glaubensbekenntnis viel besser, kurz und zackig und dieses lange Ding da, und das muss man dann auswendig lernen, das finde ich ja überhaupt nicht gut. Kurz und zackig, das finde ich viel besser. Und dann kommt einer der seltenen Augenblicke, wo ich mich in den Unterricht einschalte. Das mache ich so im halben Jahr ein, zwei Mal. Aber ich habe irgendwie immer nicht gedacht, das könnte eine Sternstunde der Religionspädagogik werden.

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Also melde ich mich und sage, Hassan, weißt du, das christliche Glaubensbekenntnis ist noch kürzer, das ist ja kein Muslime, er heißt nur Hassan, das ist ja auch ein muslimischer Name, aber das ist ein ganz normaler Ludwigsburger. Also ich sage zum Hassan, ich sage dir was, und der Hassan hört zu, wenn ich rede, weil der weiß, wenn der Sigi redet, da kommt auch oft was Verblüffendes. Also er hat seine Lausche ausgestreckt und ich habe gesagt, weißt du Hassan, das christliche Glaubensbekenntnis ist noch kürzer. Guckt er mich an und sagt, weißt du, Gott ist die Liebe, das ist alles. Und ich sage euch, der Typ war irgendwie verblüfft. Gut, also ich wollte nur sagen, solche Effekte kann man damit erzielen, wenn man es an der richtigen Stelle einsetzt.

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Also man kann den ganzen christlichen Glauben in einem einzigen Satz zusammenfassen, Gott ist die Liebe. Jetzt will ich das ein bisschen ausführen. Von Gott zu sagen, sein Wesen ist die Liebe, ist das Attraktivste, was wir Christen machen können. Man kann ja über Gott viele Ansatzpunkte, ich gehe mal von dem, Gott ist der Schöpfer, ja, stimmt auch, Gott ist Vater, ja, stimmt auch. Also man kann so vieles über Gott sagen, aber ich mache euch den Vorschlag, fangen wir an, Gott ist die Liebe. Die Liebe kennt jeder, die Liebe ist etwas sehr Taktisches, ich kenne keine Kultur, die sagt, Liebe ist blöd. Also die Menschen haben aus hunderten von Jahren Erfahrung interkulturell, interreligiös erlebt, die Liebe ist verdammt gut. Es gibt eigentlich nichts Besseres. Und wenn man dann einfach mal zunächst mal behauptet, wir Christen sagen, Gott ist die Liebe.

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Wer sich mit Gott beschäftigt, beschäftigt sich mit der Liebe. So attraktiv wie die Liebe ist, was meint ihr, wie attraktiv ist die Liebe? So attraktiv ist Gott. Das muss man mal sagen. Die Liebe kann man nicht definieren, niemals ist es jemals gelungen, keiner Universität dieser Welt, manche suchen ja die Weltformel, aber man kann nicht mal die Liebe definieren. Die Liebe ist unergründlich, es hat sie noch niemand bisher ergründet. Die Liebe ist ein Geheimnis, man kann sogar sagen, die Liebe ist ein schönes Geheimnis. Ich weiß nicht, wie es euch geht, es gibt ja auch dunkle Geheimnisse, die belasten uns, aber die Liebe ist ein schönes Geheimnis. Man kann sagen, die Liebe ist ein wunderschönes Geheimnis. Man kann sagen, die Liebe ist das schönste Geheimnis, das es überhaupt gibt.

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Und auch Gott ist das schönste Geheimnis, das es überhaupt gibt. Also diesen Ansatzpunkt finde ich unheimlich wichtig. Warum lohnt es sich überhaupt mit Gott zu beschäftigen? Kannst du das mal auf den Punkt bringen? Ja, kann ich, weil er die Liebe ist. Warum glauben wir an Gott? Hat es einen entscheidenden Punkt? Ja, hat es, weil Gott die Liebe ist. Ich darf euch öffentlich bekannt geben, deshalb glaube ich an ihn. Das ist mein einziger Grund, weil er die Liebe ist. Man kann jetzt auch fragen, warum missionieren wir Christen? Es gibt einen Missionsauftrag, wir sind eine missionarische Kirche, die Kirche ist missionarisch oder sie ist überhaupt keine Kirche. Das Wort missionarisch kommt allerdings nicht aus der Bibel, das kommt später auf

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und das ist auch ziemlich belastet durch Indianermission, Sachsenmission, durch Kolonialmächte. Also man müsste vielleicht ein besseres Wort finden, aber darum geht es mir jetzt mal gar nicht. Die Christenheit ist missionarisch, wir sagen es weiter. Warum missionieren wir? Darf ich euch mal sagen, das hat einen einzigen gesunden Grund, weil Gott die Liebe ist. Wir missionieren nicht aus Drohung, dass die Leute in die Hölle kommen. Das wird sehr schnell gesetzlich, da hetschst du durch die Gegend und verteilst Taktate und Missionsschriften und hast dauernd das Rechtsgewissen, du musst dann missionieren, sonst kommen die Leute in die Hölle. Was ist denn das für ein kranker Grund? Wir missionieren, weil Gott die Liebe ist, weil das ist das Schönste und das Kostbarste und es ist jedes Jahr verloren, verdeigt, indem wir nicht von der Liebe Gottes beeinflusst werden.

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Jedes Jahr, in dem du durch die Liebe Gottes nicht geknetet, inspiriert, ein paar Schritte weiter kommst. Wir haben ja alle unsere Charakterschwächen, unsere cholerischen Elemente, unsere beleidigten Elemente. Ich glaube nicht, dass Christen bessere Menschen sind, wie Nicht-Christen. Das glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass die Liebe Gottes auf jeden von uns einen verbesserten Einfluss hat. Deswegen... gut, ihr wart so still, jetzt bin ich wieder beruhigt, ihr seid noch da. Deswegen missionieren wir, weil es sich lohnt und weil es ein leidenschaftliches Interesse ist, ein intensives leidenschaftliches Interesse. Wir missionieren wegen der Schönheit der Liebe Gottes, dass es andere Leute erfahren.

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Das Schöne, das Kostbare ist unser Motiv. Nächster Gesichtspunkt, man kann sagen, ist der Satz Gottes Wesen ist die Liebe, ist das überhaupt ein christlicher Satz? Da kommt ja Jesus gar nicht vor. Nö, stimmt, Jesus kommt da gar nicht vor, aber ich sag euch, wir verdanken diesen Satz Jesus. Jesusartiger gibt es gar keinen Satz wie den. Und zwar aus folgendem Grund, keine Religion dieser Welt, keine, lehrt Gottes Wesen ist die Liebe. Das sagen ganz allein die Christen. Ich bin mit mehreren jüdischen Rabbinen befreundet, zum Beispiel mit Rabbi Mazor, der ist Dozent am Hetro Union College in Jerusalem, er bindet selber Rabbiner aus. Und ich hatte ihn mal beim Essen gefragt, sag mal Rabbi Mazor,

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könntest du deinen jüdischen Glauben in den Satz zusammenfassen, Gottes Wesen ist Liebe? Wenn ich was über andere Religionen sage, dann sage ich es nur dann, wenn ich mit glücklichen Vertretern dieser Religion im Original geredet habe. Also sagt der Rabbi Mazor, der Satz der ist wunderschön, ich habe ihn eigentlich so direkt gar nicht gehört, er ist aber 60 Jahre alt, und der sagt, der Satz berührt mich, er ist schön, aber ich könnte ihn eigentlich als jüdischer Rabbi so nicht sagen. Ich kenne ihn auch so nicht im Judentum. Dann frage ich meinen Freund Malek Hibawi, der ist islamischer Imam, ein langjähriger Freund von mir, wir machen zusammen eine Partnerschaft mit der Universität Rabat, dann sage ich Malek, wie findest du diesen Satz, Gottes Wesen ist Liebe,

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könntest du das als muslimischer Imam und Islamwissenschaftler, könntest du das sagen? Er hat mir sehr ähnlich geantwortet, der Satz ist wunderschön, er ist verblüffend, ich habe ihn so noch nicht gehört, nein, ich könnte ihn, aber in dem Satz, dass man sagt, da ist alles zusammengefasst, nein, das könnte ich nicht sagen. Also ich möchte an diejenigen sagen, ist der Satz überhaupt christlich? Dann sage ich, es gibt gar keinen christlicheren Satz, denn sagen nur Christen. Und mit wem verdanken wir eigentlich diese wahnsinnige Behauptung? Da kann ja nicht jeder sagen, Gottes Wesen ist die Liebe, das ist ja der helle Wahnsinn, es getraut sich ja sonst keine Religion. Mit welchem Recht sagen wir so eine Wahnsinnsbehauptung? Ja, wegen Jesus aus Nazareth, nicht wegen der Bibel, sondern wegen einer Person, nicht wegen einem Buch, sondern wegen einer Person, übrigens ein sehr wichtiger Punkt, diese Unterscheidung.

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Wenn wir mal sehen, wie Jesus gelebt hat, wie er mit Kindern umgegangen ist, mit Frauen, mit Armen, mit Sündern, mit Kranken, Mundsüchtigen, habt ihr euch schon mal mit Mundsüchtigen beschäftigt? Ja, Jesus schon, mit allen möglichen Arten von Krankheiten, dem haben sie das Haus eingerannt. In seinem Terminkalender war ein großer Raum für Kranke. Also wie Jesus mit Kindern, Frauen, Armen, Sündern, Tischgemeinschaft mit Sündern, der Mann war nicht ängstlich. Kranken, dann können wir sagen, wenn dieser Mann ganz und gar durch Gott inspiriert war,

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können wir diesen Wahnsinnssatz wagen, Gottes Wesen ist die Liebe. Wir verdanken diesen Satz ganz allein diesem Mann, denn in der Bibel gibt es auch ganz andere Geschichten, Kriege, gewalttätige Zunge und so weiter. Die Bibel ist vielfältig, die Bibel ist ein sagenhaftes Buch, das werde ich am Morgen behandeln, einzigartig, es gibt zur Bibel keine Alternative, es gibt zur Bibel keinen Ersatz. Aber die Bibel hat nicht durchgehend das Niveau von Jesus aus Nazareth, das hat sie nicht. Deswegen lesen wir dieses Buch von diesem Mann her. Es steht zwar in der Bibel Gott ist die Liebe, zweimal im 1.Johannes 4, da muss ich aber sagen, statistisch ist das sehr selten. Also ich sage diesen Satz, den christlichen Glauben kann man zusammenfassen in dem Satz, Gottes Wesen ist die Liebe,

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das sage ich nicht deshalb, weil es zweimal im Neuen Testament steht, deswegen nicht. Auch wenn diese beiden Sätze gar nicht im Neuen Testament stehen würden, würde ich trotzdem sagen, Gottes Wesen ist die Liebe. Ich sage also dies nicht biblizistisch, ich bin kein Erbsenzähler, zwei Sätze ist statistisch nicht viel, sondern ich sage diesen Satz aus dem Gesamteindruck des Jesus aus Nazareth. Und wenn du mich fragst, ist der Satz überhaupt christlich, da kommt ja Jesus gar nicht vor, dann sage ich, was redest denn du für einen Scheiß. Amen! Ich habe Rabbi Mazor gefragt, wenn wir Mittag essen, also ich sage Ihnen mal einen Satz aus der hebräischen Bibel, aus dem Alten Testament.

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Juden sagen ja zum Alten Testament nicht altes Testament, das finden Sie eine Herabwürdigung, alt klingt schon ein bisschen wie veraltet. Nein, sie sagen lieber die hebräische Bibel. Also sagt der Herr Zimmer, ich sage Ihnen mal einen Satz aus der hebräischen Bibel, nämlich Psalm 103 Vers 1, der heißt, gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Können Sie mir im Neuen Testament einen besseren Satz sagen? Nur sage ich zu Ihnen, nein Herr Mazor, das kann ich nicht. Es gibt im Neuen Testament keinen grundsätzlich besseren Satz, wie diesen Satz. Ich glaube aber, dass dieser Satz Fleisch geworden ist, dass dieser Satz Füße gekriegt hat, dass wir im Alltag es einmal sehen konnten. Tatsächlich, gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.

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Ich habe das an einem jüdischen Mann sehen können. Dann geht es nicht nur um Papier und Satz, sondern es ist der Satzisch Realität geworden. Guckt mich der Rabbi Mazor an und sagt kein Wort. Also so viel ist es überhaupt ein christlicher Satz. Jetzt kommt der nächste Hinweis. Wir können die Liebe nicht definieren, aber wir können sie beschreiben. Denn die Liebe kennen wir ja alle. Das Gesunde am christlichen Glauben ist, dass die zentralen Energien, die zentralen Kräfte, heißen Liebe, Vertrauen oder Glaube und Zuversicht oder Hoffnung. Jeder Mensch kennt die Liebe, das Vertrauen und die Zuversicht. Keine Kultur auf der Erde sagt, Liebe ist blöd, Vertrauen ist doof, Zuversicht ist kacke.

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Jeder weiß, dass das sehr wertvolle Kräfte sind, die wir alle brauchen. Und allein das zeigt schon, wie gesund, erfahrungsnah, im Leben verwurzelt der christliche Glaube ist. Denn er konzentriert sich auf die Liebe, das Vertrauen und die Zuversicht. Also wir können die Liebe, bei der bleiben wir jetzt mal, schon beschreiben. Ich will sie mal euch beschreiben, aus der Erfahrung heraus. Und ihr prüft alle, ist das gut so. Also ich probiere das so seit 20 Jahren, bis ich merke, der Punkt ist noch besser, der ist noch tiefer. Also jetzt habe ich so, im Moment habe ich so 10 Punkte, die charakteristischen Merkmale, das Wesen der Liebe. Ich kann es nicht definieren, aber ich kann es aus Erfahrung beschreiben. Erstens mal, die Liebe ist ein Geschehen, sie geschieht.

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Das heißt im Hebräischen, vajehi, und es geschah. Die Liebe ist keine Theorie, die Liebe ist nicht eine Erkenntnis, die Liebe ist nicht eine Behauptung, die Liebe geschieht. Und deswegen ist sie schon ganz tief in der biblischen Sicht des Lebens, denn nach der Bibel ist das Leben ein Geschehen. Das Leben hat Geschehenscharakter. Es geschah eines Tages, da wurde still geboren. In einem bestimmten Jahr, an einem bestimmten Ort, als Mann oder als Frau. Und stelle dir mal vor, was damit schon alles entschieden ist. Auch wenn du noch ein Top-Manager wirst, Vorstand der Deutschen Bank und so ein Macher, so viel kannst du gar nicht machen, wie dir bereits vorgegeben ist. Stell dir vor, du wärst 1711, wenn du eine Frau bist, als Mann in der Mongolei geboren.

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Da wäre es aber ziemlich anders dein Leben. Und ein guter freier Wille kann das gar nicht mehr auffangen. Sondern vorgegeben ist, vajehi, so ist es geschehen. Und dann hast du das nicht der Welt erblickt, in Schwabenlände oder in Cuxhaven. Gut, wir müssen zusammenhalten, gell. Und eines Tages geschah es, da triffst du ein Lebewesen und mit dem verbindest du dich die nächsten Jahre. Eines Tages geschah es, da findest du Gott. Und eines Tages wird es geschehen, da wirst du sterben. Das Leben geschieht. So geschieht auch die Liebe. Die Liebe ist also ein Geschehen. Die Liebe ist zweitens ein Beziehungsgeschehen. Das zeigt, wie wichtig Beziehungen für uns sind. Es ist nicht gut, dass der Mensch isoliert ist.

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Ich will ihm eine Rettung schaffen gegen die Isolation. So muss man den Satz übersetzen. Also, Isolation ist eine panische Gefahr. Wir sind Beziehungswesen. Drittens, die Liebe ist eine positive Form der Zuwendung. In der Liebe wende ich mich jemandem zu. Das tue ich aber auch im Hass. Wenn ich jemanden mit meinem Hass verfolge, konzentriere ich mich auch auf ihn. Und wenn ich auf jemanden sauer bin und zornig bin, ist es auch eine Zuwendung. Es gibt viele Zuwendungen. Aber die Liebe ist eine durch und durch positive Zuwendung. Was ist der Kern dieser Zuwendung? Ich bejahe den anderen. Die Liebe ist ein Ja. Und zwar bejahe ich den anderen in seiner Originalität. In seinen Schwachen und in seinen starken Seiten. Ich bejahe dich so, wie du bist. Dann, was passiert eigentlich, wenn ich jemanden bejahe? Was ist das Wichtigste, der wichtigste Ausdruck für das Ja?

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Das ist die Zeit, die ich für dich habe. Im Zeithaben schalten sich die Menschen das Kostbarste, was es gibt. Aber zur Liebe gehört das Zeithaben in allererster Linie, aber es gehört auch das Verzeihen. Liebe verzeiht. Zur Liebe gehört aber auch folgendes, die Liebe will für den anderen das Beste. Deswegen kann man dem dann auch vertrauen und damit ja auch Macht über mich geben. Weil er will ja ohnehin mein Bestes. Liebe entsteht nur in der Freiheit. Was hat die Menschheit schon alles erfunden? Und die Top-Manager, die Könner, die Macher, die Organisatoren. Was kann man heute nicht alles organisieren?

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Aber sie können nicht die Liebe organisieren und sie werden es niemals können. Die Liebe entsteht in Freiheit und sie gewährt Freiheit. Dann muss ich euch noch sagen, und darf ich euch sagen, hört gut zu, gell? Die Liebe ist immer mit Lust verbunden. Aus Lust und Liebe sagt man ja. Du kannst nicht zu jemandem sagen, du, ich liebe dich zwar, aber ich sag dir gleich, ich mach es nicht. Geht nicht. Wir lieben immer gern. Die Liebe ist mit Lust verbunden. Deswegen darf man Liebe und Erotik nicht gegeneinander ausspielen. Liebe und Erotik sind nicht das Gleiche, aber sie sind Geschwister. Dann ist auch noch wichtig, letzter Punkt, ich müsste jetzt bei zehn sein, ich hab's nicht durchgezählt. Die Liebe sagt nicht zu allem Ja und Amen. Dass ich jemanden liebe, heißt nicht, dass ich mit allem einverstanden bin und dir in allem Recht gebe.

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Das heißt es nicht. So, jetzt sind wir schon relativ weit, gell? Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt im Übergang zum Weltgericht. Ah, oh, jetzt hätte ich fast einen Baumstein vergessen. Bevor ich zu diesem entscheidenden Übergang komme, muss ich noch einen weiteren kleinen wichtigen Aspekt sagen. Diese Botschaft, man kann den ganzen christlichen Glauben in einem einfachen, klaren, kurzen Satz auf den Punkt bringen. Der Satz ist allerdings unausnotbar tief. Diesen Satz muss man schützen vor Missverständnissen. Manche Leute meinen, wenn man sagt, Gott ist die Liebe, bei Schülern sage ich nicht, das Wesen Gottes ist die Liebe, die kennen das Wort nicht,

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da sage ich einfach, Gott ist die Liebe. Ist ja das Gleiche gemeint. Also wenn manche Menschen hören, Gott ist die Liebe, wisst ihr, was die da automatisch denken. Jeder hört ja mit seinem Ohr, man denkt ja, Gott ist softie, Gott ist harmlos, eigentlich ist schon däm. Da kann man machen, was man will, da ist ja die Liebe. Also kann man eine weiterreden, die bisher, Gott ist die Liebe, Gott ist softie, Gott ist harmlos, Gott ist ein Trottel. Es gibt Leute, die kriegen das in den Hals, aber das ist auch nicht der falsche Hals. Nein, nein, die Liebe Gottes ist sehr anspruchsvoll. Die will nicht zum Fenster raus verpuffen. Ich habe mal ein Seminar gemacht mit einem Doktoranden von mir, und das Seminar hieß, Wissenschaftliches Theologiestudium und persönlicher Glaube. Und da haben wir nie mehr wie 15 Leute aufgenommen, und da wollten wir also reden, wie verkraft das Studium das Ganze und so weiter. Weil manche machen ja auch leider schlapp, hängt aber mit den Vorurteilen zusammen, mit denen sie an der Uni schon ankommen.

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Gut, aber auf jeden Fall in einem dieser Seminare kam mal eine katholische Studentin, wobei das katholische eine Rolle spielt, Konfession spielt heute im wissenschaftlichen Theologiestudium keine Rolle mehr. Jeder musste da aus seinem Leben erzählen, wie hast du bisher Gott erlebt und so. Und dann sagt also diese katholische, sympathische, süße Studentin, ja, ich bin also gläubig seit meiner Kindheit, meine Großeltern sind auch gläubige Katholiken, wir gehen auch 3-, 4-, 5-mal in die Kirche im Jahr, ich habe auch so Kindergebete gelernt und so weiter. Also Gott begleitet mich, seit ich denken kann. Und dann sagt sie, ja, Gott ist einfach so der warme Untergrund meines Lebens. Also es ist irgendwie beruhigend und es tut gut und ich finde es gut so.

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Gott ist irgendwie so, der gehört irgendwie zu meinem Leben dazu und ich finde es schön. Also es wäre irgendwie schade, wenn es nicht so wäre. Und da habe ich an einer Stelle mal gefragt, haben Sie auch schon mal erlebt, dass Gott etwas von Ihnen will? Nö, ich habe ihn nicht erlebt. Also Gott ist so der warme, weiche Sofauntergrund des Lebens. Aber er lässt dich immer in Ruhe, also Berufung oder so, das ist ja, ich habe mich wirklich irritiert angeguckt, Gott ist der weiche Näschtboden meines Lebens, er ist immer da und manchmal rede ich auch ein bisschen mit ihm und das ist Gott. Aber dass Gott etwas von mir will, also die Idee, sie hat mich wirklich angeguckt, wie wenn ich vom Mond komme. Also Gott ist soft, Gott ist harmlos, der will nichts von mir, aber ich kann alles so irgendwie,

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so die Abrundung meines Lebens, der Pfeifendeckel, das hat mit christlichem Gottesverständnis überhaupt nichts zu tun. Das ist ein Halbentum vielleicht, ich weiß es nicht. Also die Liebe Gottes kann verdammt weh tun, nämlich, was meint ihr, wie, welche Schmerzen Adolf Hitler durchmachen wird, wenn ihm einmal klar werden wird, was er an Bösem getan hat und was er in seinem Leben hätte in der Liebe tun können. Was ist das, das muss ich eben, was ist das? Ich sage euch, wenn ein gefühlskalter Mensch, ein gefühlsaner Mensch, es gibt so einen schwäbisch saublöder Spruch, der heißt, nichts sagt, ist auch schon gelobt. Also loben tut der Schwab nicht, aber er meckert sofort. Wenn er mit dem Essen zufrieden ist, sagt er nichts.

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Wenn er mit dem Essen zufrieden ist, sagt er nichts. Aber wenn irgendwas instört, dann geht es los. Also diese gefühlseinigen Menschen, die sind Profis im Geldverdienen und im Abzocken, aber sie sind Analphabeten im Gefühlsreichtum. Habermas, der große Philosoph, hat mal einmal gesagt, wir kommunizieren meistens, um etwas zu erreichen. Wir kommunizieren mit anderen Menschen, weil wir etwas erreichen wollen, auch vielleicht mit Hilfe dieses Menschen. Aber wie oft kommunizieren wir, um den anderen besser zu verstehen? Schon von der anderen Kommunikation. Wenn mal die Hartherzigen, die Zocker, die Stolzen, die Reichen, die Mächtigen, wenn sie mal einen Kontakt mit der Liebe Gottes bekommen, das sind die schlimmsten Schmerzen, die sie jemals im Leben haben, wenn einem Menschen klar wird, ich habe 50 Jahre lang eiskalt gelebt.

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Die sagen euch, das tut weh. Also die Liebe Gottes ist nicht soft, die ist nicht harmlos. Niemand wird am Ende seines Lebens sagen können, ich habe genügend gelebt. Das wird niemand sagen können. Stellt euch mal vor, wenn ihr es könnt, versucht es mal, stellt euch mal ernsthaft vor, die Liebe Gottes würde euch ab morgen fünfmal so liebesfähig machen wie bisher. Das wäre locker möglich. Du könntest schon auch 20mal so liebesfähig sein. Jetzt stellen wir uns mal nur vor, wir hier, die in diesem Raum sitzen, wären ab morgen fünfmal so sensibel, rücksichtsvoll, barmherzig und liebesfähig wie bisher. Was meint ihr, wie die Welt sich verändern würde? Deswegen ist jedes Jahr vergeigt. Die Liebe Gottes ist nicht soft, sie ist anspruchsvoll.

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Sie will uns nämlich liebesfähiger machen zum Wohle der Menschheit. So, das war der Baustein, den ich fast vergessen hätte, wäre doch schade. Jetzt kommt aber der entscheidende Übergang zum Weltgericht. Gott hat ein Wesen, auch wenn ich euch nicht mehr sage, ihr seid jetzt schon relativ weit im Theologiestudium, das ist die Liebe. Ich meine, wer das nicht inhaliert, der kann zehn Semester Theologie studieren, der hat nichts kapiert. Das ist das A und O, Gottes Wesen ist die Liebe. Jedes Semester mache ich eine Einführung in die Dogmatik. Das ist eine Sitzung, Gottes Wesen ist die Liebe. Also habe ich ungefähr das gesagt, wie ich euch das gesagt habe. Es war vielleicht vor sieben, acht Jahren, ein Raum, der so groß wie der, rechts hinten sitzt eine Studentin, ich habe schon gemerkt,

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habe ihn auch besser sehen können wie heute, die wird immer unruhigender, und dann aber schnallt sie und ruft durch den ganzen Raum zu mir, also Herr Zimmer, jetzt muss ich Ihnen aber doch mal was sagen, auch in dem Ton, Gott ist nicht immer nur lieb, der ist auch gerecht. In dem Ton. Da habe ich gemerkt, hier wackelt ihr ganzes christliches Gebäude, und das wackelt jetzt für Millionen Christen auf der Welt, durch das was ich sage, weil es gibt Millionen Christen, die haben folgende Auffassung, Gott hat eigentlich zwei Wesen, er ist die Liebe und er ist gerecht. Und das muss man immer miteinander sagen. Wenn man jetzt zu lange, also ich habe doch schon 35 Minuten vor der Liebe Gottes geredet, die hat richtig Entzugserscheinungen gekriegt, weil die hat noch nichts von der Gerechtigkeit Gottes gesagt, und dann sagt sie auch Gott ist auch heilig und Gott ist auch zornig.

43:17
Ja Leute, jetzt nähern wir, und das ist jetzt schicksalhaft fürs Weltgedicht, denn im Weltgedicht ist Gott dann gerecht. Also so, ja schon, manchmal auch lieb, also ein Schwamm ohne, also zwei Wesen, also jetzt passt mal auf, jetzt sind wir aber an einem Punkt, ich sage euch, der ist sowas von entscheidend. Also jetzt versuche ich mal diese Studentin zu verstehen, und die Millionen Christen, die genauso denken wie sie. Also die sagen so, Gott kann nicht einfach immer nur lieb sein. Stellt euch mal vor, wo käme denn da hin, wenn Gott immer nur lieb wäre? Also die fühlen sich da richtig irgendwie bedroht, die Liebe ist unordentlich,

44:11
da muss so ordentliche Gerechtigkeit her. Also Gott kann nicht einfach lieb sein, Gott kann auch nicht einfach verzeihen, sondern der muss, der muss, Gott kann nicht, sondern Gott muss. Ich sage euch, wenn irgendein Lebewesen so redet, dann bitte Alarmglocken an. Gott kann nicht, Gott muss, boah, also Gott kann nicht immer nur lieb sein, der muss auch eine Gerechtigkeitsordnung einhalten. Also Gott ist nicht immer nur lieb, sondern, sondern auch gerecht, ja ist Gerechtigkeit was anderes als die Liebe. Also muss man sich das so vorstellen, dass die Gerechtigkeit so eine Art Kontrollinstanz, ein Aufpasser für die Liebe ist, damit die Liebe nicht chaotisch wird. Kannst du nicht immer nur lieben, sondern du musst schon korrekt lieben, anständig lieben, du musst ja auch die Gerechtigkeit, das gibt ja die fünf geistigen Gesetze, heute heißen sie Gott sei Dank nicht mehr so,

45:15
das ist ja eine Katastrophe und da heißt einfach Gott ist lieb, aber Gott ist auch gerecht. Das sind die zwei geistigen Gesetze und deswegen kann man dir nicht einfach verzeihen, weil Gott ist auch gerecht. Also ich sag es mal mit meinen Worten, Gott ist Schizophren. Der hat zwei Wesen, der ist zwiespältig, der klingt schon ein bisschen nach Zuckerbrot und Balsche. Nein, jetzt darf ich euch mal die gesunde biblische Botschaft weitergeben. Gott hat ein Wesen, aber viele Eigenschaften. Gott ist gnädig, Gott ist geduldig, Gott ist barmherzig, Gott ist gütig, Gott ist gerecht, Gott ist heilig, Gott ist zornig, unbedingt. Aber jede dieser Eigenschaften ist ein Ausdruck seiner Liebe. Es sind verschiedene Ausdrucksformen, manche Ausdrucksformen sind uns ein bisschen fremd, das kann schon sein, aber ich sag euch, wenn Gott zornig ist, ist er genauso lieb,

46:14
wie wenn er barmherzig ist, genauso. Alle Eigenschaften Gottes sind eine Ausdrucksform seiner Liebe. Seine Gerechtigkeit ist eine Gestalt der Liebe. Seine Heiligkeit ist eine Gestalt der Liebe. Und sein Zorn ist eine Gestalt der Liebe. Auch seine Rache, es gibt Rachepsalmen, 5, 6, sind Ausdruck der Liebe Gottes. Denn Rachepsalmen dürfen nur die beten, die gefoltert worden sind, die wochenlang Watering erlebt haben, Kopf unterm Wasser, mit Soldatenstiefeln, Säuleukidenstiefeln, in Todesangst gehalten worden, dass sie psychisch ihr Tod trägt, dann darf man an Rachepsalen beten. Das ist übrigens universitäre Bibelwissenschaft, die könnt ihr nur in der Universität lernen, weil da wird wirklich geforscht. Und da hat man herausgefunden, was der Sitz im Leben von Rachepsalen ist,

47:15
nämlich wochen- und monatelange Folterung, Qual, Todesgefahr von Militärdiktaturen. Ich hoffe, dass ihr nie ein Rachepsalen beten müsst, aber in einer bestimmten Situation bin ich Gott sehr dankbar, dass er auch an diese Fälle gedacht hat. Zu mir ist schon mal vor Jahren eine Studentin gekommen, hat gesagt, Herr Zimmer, ich bin in Mexiko gefoltert worden, ich werde nie wieder die Gleiche sein. Nie wieder. Sie hat dann euer Studium abgebrochen, ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Ist schon mal jemand von euch gefoltert worden? Da dürfte aber jetzt mal ein Dankebeet sprechen. Gut. Also, Gott hat ein Wesen und viele Eigenschaften. Aber alle Eigenschaften sind ein Ausdruck seiner Liebe. Sehr viele Christen, vorzugsweise konservative Christen,

48:14
ich meine das aber freundlich, ich möchte der Einheit, der Christenheit dienen und nicht polarisieren. Aber die haben eine Gerechtigkeitsvorstellung, die kommt gar nicht aus der Bibel. Justitia, die Figur Gerechtigkeit, die hat ja eine Binde, vor vielen Gerichten steht eine Figur Justitia, und die hat eine Binde und sie hat eine Waage. Das ist die römisch-griechische Vorstellung von Gerechtigkeit, und die steckt in den Köpfen der Christen. Auch ihr Wahrheitsbegriff kommt gar nicht aus der Bibel. Sie nennen sich bibeltreu und haben kein Gespür, wie viele Kilometer sie wechseln von der Bibel. Das merken sie gar nicht. Zum Beispiel ein Gerechtigkeitsbegriff. Gerechtigkeit bei Aristote, das heißt, zu un coiucque jedem das Seine. Bist du brav, kriegst du eine Not, bist du böse, kriegst du einen Tate. Die Gerechtigkeit teilt aus jedem so, wie er es verdient. Und die Binde sagt ohne Ansehen der Person, ganz gerecht.

49:17
Jeder Mensch ist vom Gesetz gleich, ohne Ansehen der Person, sonst bist du befangen. Und Waage heißt objektiv, neutral, es wird genau gemessen. Das hat aber mit der biblischen Gerechtigkeitsvorstellung nichts zu tun. C'est la Carle ist nicht die europäische Gerechtigkeit, die in euren Köpfen drinsteckt. Die C'est la Carle-Gerechtigkeit ist nicht mit einer Binde, sondern im Ansehen der Person, dass nämlich Trauernde, Entmutigte, Leidende, Verletzte mehr Aufmerksamkeit brauchen wie andere. Das siehst du so nie. Diese Gerechtigkeit, Justitia, nützt langfristig doch nur den starken. Aber Gerechtigkeit in der Bibel heißt, du musst mehr Interesse, mehr Aufmerksamkeit denen widmen, die es brauchen.

50:17
Und du musst sie wieder integrieren. Deswegen ist Barmherzigkeit und Liebe der Kern des biblischen Gerechtigkeitsdenkens. Es gibt aber noch ein paar Bibelphasen, wo dieses ohne Ansehen der Person in irgendeiner Art drinsteckt. Ja, das stimmt. Aber nicht, haben Sie recht, bei Gott gibt es kein Ansehen der Person, sondern Gott zieht das Herz an. Das ist eben dieses Ansehen der Person, das man vor reichen Leuten einen Diener macht, und bei der Arme haut man drauf und so. Ich sage ja auch nicht, dass diese abendländische Gerechtigkeitsvorstellung ganz schlecht ist. Nein, die hat schon ihren Wert. Dieses kein Ansehen der Person ist besser als Reiche zu bevorzugen oder seine Verwandtschaft, Federless-Wirtschaft. Der Aristoteles war schon ein Chemie, aber er war nicht von Jesus aus Nazareth inspiriert.

51:18
Aber er war schon klug. Also ich will hinter diese Justitia nicht zurückfallen, aber die biblische Gerechtigkeit ist viel mehr. Es ist nicht ein neutrales, objektives Messen, sondern es schlägt mir auf die Nieren, das Leid dieser Menschen. Ich muss hingehen, der Samaritane. Es schlägt mir auf die Eingeweide. Das ist Erbarmen. Im Wort Erbarmen steckt Arm und Darm. Und das heißt, mir schlägt es auf den Darm. Und das ist noch viel mehr. Diese Studentin, Herr Zimmer, kommt ganz aus dem biblitreuen Lager. Man wird schon traurig, wenn man einfach merkt, ihre Gewissensprägung, die ist auch schon 22 Jahre alt, ist so was von weit weg von der Bibel.

52:16
Da wird man traurig. Gut, so weit zur Liebe Gottes. Wir kommen jetzt mal zum Thema Gericht. Jeder von uns, jeden von uns beschleicht ein mulmiges Gefühl bei dem Thema Polizei und Gericht. Ein normaler Bundesbürger will mit Polizei und Gericht möglichst wenig zu tun haben. Es fehlt einem nichts, wenn man damit nichts zu tun hat. Ich habe mit Polizei und Gericht noch sehr wenig zu tun gehabt und ich bin glücklich darüber. Ich will nicht, dass sich das steigert. Stellt euch mal vor, ihr kriegt eine Vorlage vor Gericht. Es könnte ja sein, als Sachverständiger. Aber selbst wenn es als Sachverständiger ist, ihr schläft unruhiger, als Sachverständiger vor Gericht aufzutreten, ich sage euch, besser nimmst du Schlafmittel, sonst schläfst du nicht. Dann kann es sein, du wirst als Zeuge geladen. Aber auch als Zeuge hast du eine Mordsverantwortung. Vielleicht ist dir das nämlich ganz klar, hat der wirklich ein graues Hemd gehabt oder war es blau und vielleicht hängt er davon was ab und so weiter.

53:23
Aber jetzt stellt euch mal vor, ihr werdet vor Gericht geladen als Angeklagte. Ich darf euch sagen, ich bin das noch nie gemacht, ich bin ja froh darüber. Ich darf euch sagen, vermutlich schläft ihr da unruhig. Jetzt stellt euch mal den Fall vor, ihr seid eingeladen als Angeklagter und ihr wisst selber genau, dass ihr nicht unschuldig seid. Schlaft ihr schlecht. Und jetzt stellt euch mal folgenden Fall vor, ihr habt nicht eine Einladung, sondern eine Aufforderung, vor Gericht zu erscheinen als Angeklagter und ihr wisst selber genau, dass ihr nicht unschuldig seid und ihr wisst außerdem, dass ihr diesen Richter nicht täuschen könnt. Ich sage euch, da schlaft ihr unruhig. Und deswegen haben wir alle ein mulmiges Gefühl,

54:20
wenn es um das Gericht geht. Ihr müsst nur wissen, unsere Vorlage sind die irdischen Gerichte, die irdischen Richter, das Gerichtsgebaren, der irdischen Justiz. Da könnt ihr nicht so schnell auf Gott schließen. Gott ist kein irdisches Justizinstitut. Gut, zweitens muss ich zur Einführung sagen, die Christenheit hat eine dunkle, eine sehr dunkle, eine schwarze Geschichte hinter sich beim Thema Strafe und Gehecht. Wenn wir in die Geschichte, vor allem des Mittelalters, aber nicht nur hineinbuchen, können wir keine Loblieder singen. Wir können nicht glücklich sein über diese Geschichte. Im Spätmittelalter zum Beispiel war das Epochemerkmal der Religiosität in Europa

55:15
im Spätmittelalter der Richtende Christus. Der wird über den irdischen Gerichten in den Rathäusern dargestellt, mit zwei Schwertern, scheidende Kraft. Denn im Weltgericht ist nicht mehr die Liebe. Die Liebe hättest du annehmen können zu deinen Netzseiten. Hast du ja nicht wollen. Aber im Gericht, da spricht der Richtende Christus nur noch die Gerechtigkeit. Ich darf dazu sagen, im Sinne von Aristoteles. Also im Weltgericht wird es eiskalt. Und im Spätmittelalter war man der Überzeugung, das letzte Wort Christi ist das wichtigste Wort Christi. Und das spricht er im Weltgericht. Alles andere war Vorläufe. Aber im Weltgericht kommt es erst richtig raus. Also der Weltenrichter Christus ist im Spätmittelalter eindeutig wichtiger, wie der Christus der Berg predigt und vom verlorenen Sohn. Der gilt jetzt nicht mehr. Ich habe selber im Original mittelalterliche kathedrische Schriften gelesen.

56:18
Da stehen hunderte und tausende folgender Sätze drin. Und habe mit meinen eigenen Augen gelesen. Die Zuchtrute des Weltgerichts, auf die dürfen wir Kirche nicht verzichten. Denn die Menschen sind böse. Die Menschen haben böse Triebe. Sie sind eigentlich wie wilde Tiere. Und die Kirche Jesu Christi braucht die Zuchtrute des Weltgerichts, damit wir die Schäfchen auf dem richtigen Weg halten. Ich habe mal in der gleichen konservativen Zeitschrift gelesen, Überschrift. Wir müssen wieder mehr vom Gericht predigen. Ja, wir müssen vom Gericht predigen, das stimmt. Ich tu es ja jetzt auch gleich. Aber mehr falsche Gerichtsprädigt braucht man eigentlich nicht. Da haben wir schon genug gehabt. Dieser Doof, diese Haltwahrheiten. Ja, es gibt Leute, die reden gar nicht mehr vom Gericht. Schleiermacher, weil er diese Scheiße erlebt hat.

57:19
Wie man Omas, Kinder, Bauern mit der Gerichtrute gefügig hält. Angst erzeugt, dass sie auch einen Ablass geben und so weiter. Und der Schleiermacher, der Begründer der liberalen Theologie. Ich bin kein Vertreter der liberalen Theologie. Aber ich kann Schleiermacher verstehen, dass er von dieser Scheiße die Nase voll hatte. Und Schleiermacher lehrt dann, Pröster Theologieprofessor, am Beginn des 19. Jahrhunderts, wir reden nicht mehr vom Gericht. Das Gericht hat nicht das Niveau des Evangeliums. Christliche Theologie kann heute nicht mehr vom Gericht reden. Ich halte es für völlig falsch. Denn Jesu selber hat vom Gericht geredet, da komme ich jetzt vielleicht drauf. Aber man muss auch verstehen, wie Schleiermacher dazu kommt. Gut, also wir haben eine dunkle Geschichte hinter uns. Vor einigen Monaten kommt eine Studentin zu mir und sagt, Herr Zimmer, also unter vier Augen,

58:17
Herr Zimmer, ich fühle mich von Gott verfolgt. Ich habe Angst vor Gott und ich kann nicht mehr schlafen. Ich sage, also wenn Sie wollen, erzählen Sie doch mal. Ja, ich gehe in eine freikirchliche Tiefe, also ganz Tiefe, ganz tiefe christliche Gruppe. Und ich habe mich jetzt verliebt in einen Ungläubigen. Und ich habe ihn sogar mitgebracht, zwei, drei Mal in unsere Gemeinschaft. Aber das sagt, die Leute sind ja irgendwie geglockt, also da gehe ich nicht weiter hin. Aber ich gehe jetzt nur noch seltener in die Gemeinschaft. Und meine verantwortlichen Leiter sagen, wenn ich mich jetzt nicht demnächst von diesem Freund trenne, komme ich in die Hölle. Habe ich im Jahr 2011 oder 2012, ich glaube es war 2012, in Ludwigsburg, Abiturientin. Das Theologiestudium wird für sie zu einem Heilungsprozess.

59:14
Aber ich sage euch, das geht nur über Monate und Jahre. Also wir haben da eine dunkle Geschichte hinter uns. Jetzt die nächsten drei Bausteine. Ich mache es jetzt vielleicht mal frei Handy, sonst dauert es zu lang. Wir gehen jetzt ganz von Jesus aus. Wenn ihr mit mir über das Gericht Gottes reden wollt, dürft ihr gerne reden. Ich rede allgemein gerne, gerne diskutiere, gerne. Aber kommt nicht mit Offenbarung 11 Vers B oder Habakkuk 17 Vers C, sondern orientiert euch doch mal an Jesus. Also ich schlage mal vor, wenn wir jetzt über den Sinn des Weltgerichts reden, wir gehen jetzt mal von Jesus aus. Jesus ist die Sonne, an der sich Licht und Schatten unterschalten lässt. Das machen viele Christen nicht, die zitieren dann sofort die Johannesapokalypse. Ich finde das ist ein tolles Buch, steckt sehr viel Inspiration drin, aber es hat nicht den Rang von Jesus.

60:19
Es ist auch nicht alles in der Bibel gleich wichtig und gleich richtig. Am wichtigsten ist Jesus. Also die Verkündigung Jesu, glasklar, Jesus verkündigt die grenzenlose, bedingungslose Liebe Gottes, zeigt sich an der Feindesliebe. Da hören die meisten dann auf, aber Jesus lehrt das Gotteswesen gerade in der Feindesliebe am deutlichsten. Übrigens auch am Kreuz, er starb für uns als wir noch Feinde haben. Das hat mit Gerechtigkeit gar nicht viel zu tun. Gut, also Jesus verkündigt die Feindesliebe Gottes.

61:10
Und das heißt an vielen Stellen beim barmherzigen Samaritaner, in der Bergpredigt, Antithesen und in vielen anderen Anstiehern. Und Jesus fühlte sich als Arzt, der gerade zu dem Krankenkopf. Er erzählt das Gleichnis vom verlorenen Sohn. War der Empfang gerecht, dem der Vater, dem verlorenen Sohn? Meint ihr, dass der ältere Sohn das als gerecht empfunden hat? Also dieser Autor, den dürfen wir jetzt nicht verraten. Wir dürfen im Weltgericht nicht die Verkündigung Jesu verraten, der die Feindesliebe Gottes verkündigt hat. Wir nehmen ja auch als Christen Jesus als die Offenbarung Gottes, die wichtigste, die entscheidende. Das ist auch richtig. Und diese Verkündigung der Feindesliebe, also diese Offenbarung der Liebe Gottes in Jesus, geschieht nach dem Neuen Testament.

62:09
Ein für alle Mal. Ein für alle Mal. Das hat man im Mittelalter schwer verraten. Da hat man gesagt, naja, das war einmal, da war Jesus barmherzig. Aber jetzt im Weltgericht, da ist Schluss mit barmherzig. Im Weltgericht ist Jesus nicht mehr barmherzig, sondern gerecht. Und man fragt nie danach, was das für eine Gerechtigkeitvorstellung ist. Also diese Offenbarung Gottes in Jesus aus Nazareth, das Evangelium, geschieht ein für alle Mal. Das heißt, es kann überhaupt nie ein Ereignis geben der Zukunft, in dem diese Offenbarung Gottes in Jesus unglücklich wird, überholt wird, korrigiert wird. Nein, das wird es nie geben. Und in Jesu Gottesverständnis ist die Barmherzigkeit Gottes der Kern der Gerechtigkeit. Und die Versöhnung ist das Ziel der Gerechtigkeit. Jesus hat einen klaren Kern der Gerechtigkeit, übrigens mit der hebräischen Bibel, und das ist die Barmherzigkeit.

63:18
Eine Gerechtigkeit, die nicht barmherzig ist, ist biblisch gesehen, keine Gerechtigkeit, ist schon etwas anderes. Gut, jetzt versuche ich mal die aller, aller entscheidendsten Punkte zu nennen, weil es geht jetzt um Tod und Leben. Damit wäre Jesus aus Nazareth sicher einverstanden, ich will erstmal einen Blick in die hebräische Bibel, das war ja die Bibel Jesu. In der Bibel gibt es ein Buch, das heißt das Buch der Richter. Das Buch der Richter. Was sind das? Das sind Retter. Retter. Die retten Israel. Schmerzhaftig, gell? Schon im Alten Testament. Dann möchte ich euch mal ein paar alttestamentliche Spitzensätze sagen,

64:11
die hört ihr auf bestimmten Ausbildungsstätten und in bestimmten Gemeinden und Hauskreisen nie, nie. Zumindest nicht jetzt mit dem Gewicht. Gott heißt mehrfach im Alten Testament, er ist der Richter der Wipfen und Weisen. Meint ihr, dass er die Wipfen und Weisen besonders gut macht? Meint ihr, dass er die Wipfen und Weisen besonders fertig macht? Dass er die besonders im Gewicht aufspießt? Ich glaube nicht. Das muss irgendwie anders gemeint sein. Gott ist der Richter der Wipfen und Weisen. Dann gibt es noch einen kühneren Satz im Alten Testament, so etwas hat es noch nie im Origen gegeben. Das sind jetzt biblische Sätze, weil die sind neu. Da könnt ihr in Babylonien und Assyrien aber lang gucken. Gott ist der Richter der Vaterlosen.

65:15
Wahnsinniger Satz. Wisst ihr, was Vaterlose sind? Das sind die Dorfdecken im Orient. Ah, da ist schon dein Papa. Der weiß nicht, woher sein Vater ist. Sein Vater ist, die sind erledigt. Da kennt ja jeder jeden. In so orientalischen Flecken. Da kannst du nicht einfach anonym, wie in Berlin und so, und die Vaterlosen. Dann wäre schon dein Vater. Du Bastard. Nennen wir mal eine anständige Geburt. Die haben keinen Beruf, die haben nichts werden können. Das sind die Ersche der Ersche. Gott ist aber ein Richter dieser Ersche. Dann zum Beispiel gibt es in den Bußpsalmen, Psalm 51, David, er ist ein Mörder und Ehebrecher. Und in diesem Bußpsalm steht folgende Bitte an Gott. Richte mich. Kann ein Schwab nämlich begreifen,

66:16
mit so einer schwäbischen Gerechtigkeit als Vorstellung. Es gibt auch ein schwäbisches Richter. Ich richte auch mal Rabel. Das will ich jetzt gerade bringen. Der nächste Punkt. Wahnsinn, Wahnsinn. Warte gleich, das ist kein Spaß. Jetzt wollte ich euch letztlich sagen, es gibt auch heute Redensarten, vor allem schwäbische Redensarten. Die muss ich mir jetzt aufschreiben. Ihr habt drei andere. Eine schwäbische Hausfrau sagt, ich muss mich erst noch richten. Das meint ihr aber ganz positiv. Ein gutes Essen nennen wir ein Gericht. Wahnsinn, Wahnsinn. Man wird ganz innovatorisch. Ich werde euch sagen, das Weltgericht ist eines der schönsten Botschaften, die es gibt. Das wäre grausam, wenn es kein Weltgericht gäbe.

67:16
Das Weltgericht ist ein Evangelium. Richtig gesehen, wenn er nicht neurotisch ist, wie wird es eine neurotische Vorstellung vom Weltgericht? Wir feiern ein Richtfest. Denn Gericht heißt ja auch etwas richtig machen. Das verbogene, gerade machen. Das verneidete, das verdrehte, das große Klärung kommt. Ich fange jetzt noch einen weiteren Punkt vom alten Testament an. Martin, wie viel Zeit habe ich noch? 10 Minuten? Bin ich schon bei 75 Minuten? Ich möchte auch gerne mit euch diskutieren. Aber die Sachen sind so wichtig. Jetzt komme ich auf die Strafe.

68:18
Schon im alten Testament gibt es kein Strafdenken. Es gibt keinen strafenden Gott. Jubilate, Jubilate. Denn was ist eine Strafe für einen Europäer? Es ist eine Sanktion, die sich jemand ausdenken will. Sie können sie künstlich einer Tat zuordnen. Das ist eine Strafe in Europa. Die Amerikaner, Kanadier, Südamerikaner, die haben alle das europäische Rechtsdenken. Das kommt aber von den Römern und Aristoteles. Das ist eine Strafe. Dann sagt man von einem Knacki, ich war jahrelang im Gefängnis mit Studenten, habe mit Straftätern gesprochen,

69:16
10, 15 Jahre lang, original, ohne dass jemand dabei war. Ich sage euch, sehr viele Straftäter sind in diesen Zimmer, ich sehe das ein, ich bin durchaus zu knirscht. Aber nach 4 Wochen, mit dieser Idiotie, nach 5 Wochen sind die nicht mehr zu knirscht. Weil der Knast sie fertig macht. Die waren aber buchstbereit. Allein das Land Baden-Württemberg hat die Straftäter nicht mehr zu knirschen. Da könnte man etwas Intelligenteres aufbauen. Als die Leute einfach wegschießen. Eine Strafe ist eine Sanktion. Ich sage euch ein Beispiel. Da ist mir der Unterschied klar geworden.

70:18
Meine Tochter war im Kindergarten 4, 5 Jahre alt. Sie war so rednerisch, sie zieht ihr dünnstes, schönstes Kleid an, weil sie zu ihrer Freundin 500 m weiter will. Das geht nicht, das ist kalt und rednerisch. Meine Tochter ist sensibel, sie wird krank. Jetzt hätte ich ihr sagen können, Christiane, wenn du dich nicht warm anziehst, wirst du dich erkehren. Das ist eine Tatfolge. Was der Mensch sät, wird ernten. Das Weltgericht ist eine Ernte, aber keine Strafe. Es gibt in der Bibel keine Strafe. Es gibt nur eine.

71:15
Es gibt in der Bibel keine Strafe. Sondern da, wo die Bibelübersetzungen das Wort Strafe verwendet, muss heißen Tatfolge. Ich habe schon mit Vertretungen von der Bibel gesagt, da muss man einen Vortrag halten. Die kommen nicht davon weg. Ich sage ein Beispiel von der Paradiesgeschichte. Nach dem Sündenfall geht Gott durch den Garten Eben. Was machen Adam und Eva? Man fragt Gott, wo bist du? Gott kann fragen, Adam, wo bist du? Er kann auch sagen, Adam, wo bist du? Dann sagt Adam, ich habe gehört, dass du kommst. Dann muss ich abhauen, weil ich habe jetzt Angst vor dir.

72:17
Der weist sich doch selber aus dem Garten Eben aus. Denn es ist die Tatfolge der Sünde, dass du durch die Sünde ausweichst, wenn Gott kommt. Du fühlst dich in der Nähe Gottes nicht mehr wohl. Gott wird eine Bedrohung, du gehst auf Distanz. Die Ausweisung aus dem Paradies ist keine Strafe. Es ist die Tatfolge. Es ist die Sanktionierung einer Tatfolge. Die haben sich selber ausgenießen. Denn das heißt der Garten Eben nicht, dass du abhaust in die Büsche. Das ist nicht mehr Garten Eben. Es ist nicht mehr ein Garten Eben. Es ist nicht mehr eine Strafung. Es ist nicht mehr eine Strafung,

73:15
wie ein 2,5 Jahre Gefängnis. Es ist die Folge eines Mordes. Wenn einer einen Mord begangen hat, wird er durch diesen Mord schwer belastet. Es ist ein Mord, der 12 Jahre Gefängnis bekommen hat. Er wurde nach 8 Jahren wegen guter Führung entlassen. Er ist ein großer Schriftsteller geworden. Bruno Berengold ist vor einigen Jahren gestorben. Bruno hat zu mir gesagt, dass er 8 Jahre im Knast war. Er sagte, es sei ein Kindergarten. Das war eine Strafung. Ich sagte, ich möchte nicht, dass ich im Kindergarten bin. Ich wollte nicht, dass ich im Kindergarten bin. Es ist eine Strafung.

74:17
Er sagte, es sei ein Kindergarten. Er hat das gemacht. ich sage euch, das siehst du und ich alt aus. Weil unser Selbsterkenntnis ist immer getönt, gefärbt. Wir interpretieren uns immer so, dass wir gut wegkommen. Ich habe mal zu meiner Tochter gesagt, als sie 18 war, Christiane, da habe ich gerade eine pädagogische Arbeit geschrieben, Christiane, habe ich mal was Schlimmes mit ihr gemacht, wo ich selber gar nicht gemerkt habe. Das darfst du mir jetzt ruhig mal erzählen. Und dann erzählt sie etwas, wo sie fünf oder sechs Jahre alt war. Und ich sage, Mensch, Chrissi, das habe ich gar nicht gemerkt. Da war ich so wütend, dass ich zu meiner sechsjährigen Tochter, ich schäme mich ein bisschen, dass ich das sage, ich sage es aber trotzdem,

75:05
habe ich zu Chrissi gesagt, also Chrissi, wenn du das jetzt nicht machst, dann musst du unter das Bett bis du schwarz wirst. Ich kann es gar nicht glauben, aber sowas erfindet ja meine Tochter nicht. Ich will, doch Papa, das hast du gesagt. Und dann habe ich gedacht, oh, wie sehen die aus, wenn ich schwarz werde. Die Kinder nehmen das ja alles wörtlich. Also ich will euch nur sagen, unsere schlimmsten Sachen, wo wir Menschen mal vergessen, verletzt, ignoriert und präsentiert haben, das merken wir gar nicht. Ich kenne Lehrerinnen und Lehrer, die merken gar nicht, wo sie ihre Schüler verletzen. Aber es gibt natürlich auch Schüler, die ihre Lehrer schwer verletzen. Also im Weltgericht werden wir mal volle Selbsterkenntnis haben. Jetzt müsst ihr aber also erstens mal wissen, Weltgericht hat nichts mit Strafe zu tun, sondern Weltgericht ist die Konfrontation mit unserem Tatfolgen.

76:02
Das macht heute schon jeder gute Therapeut. Der konfrontiert dich mit deinem Schatten. Ich habe eine Psychoanalyse durchlaufen, zwei Jahre lang, bei einem Psychoanalytiker, der hat mich mit meinem Schatten konfrontiert. Ich darf euch sagen, ich bin klein mit hoch, was ich mich da geschehen habe. Es waren kleine Vorerfahrungen vom Weltgericht, hat mir aber gut getan, hat mich weitergebracht. Die Liebe Gottes ist der Grund für das Weltgericht. Die Liebe Gottes ist das Kriterium im Weltgericht. Ich war nackt, ich war hungrig und die Liebe Gottes ist das Ziel des Weltgerichts. Das Weltgericht ist die einzige Hoffnung für die gefolterten, vergewaltigten, geschundenen, für die Menschen, wir müssen an die Menschen denken, die niemals Gerechtigkeit bekommen haben. Richter heißt schon im Alten Testament auch Verteidiger.

77:05
Ihr müsst wissen, diese moderne europäische Änder-Trennung, es gibt einen Richter, es gibt einen Staatsanwalt und es gibt einen Verteidiger, das gibt es in der Bibel nicht. Der Richter ist immer auch der Verteidiger. Er ist der Verteidiger der Witwen und Weisen und er ist der Verteidiger der Vaterlosen. Der Richter ist der, der denen zum Recht verhilft, denen es vorenthalten wurde. Die Botschaft vom Weltgericht ist die einzige Hoffnung für die Millionen Anonymen, Verschatten, Gedingeten, Verletzten, zu Tode Gequälten, die nie eine Chance hatten. Sollen die vergessen sein? Soll das alles der Neckar runtergehen? Alles vergessen? Das wäre grausam, lieber Schleiermacher. Wenn es kein Gericht gäbe, lieber Friedrich Schleiermacher, das wäre grausam.

78:04
Aber dass es ein Gericht gibt, das ist Hoffnung. Das heißt ja, nicht am Ende kommt ein göttlicher Wutanfall, eine göttliche Eskalation, da müsste man Angst haben, sondern es gibt einfach ein Gericht zu erfahren. Und jetzt seid mal bitte nicht neurotisch, egozentrisch, nazistisch und denkt immer nur, ah, wie wird es mir gehen im Weltgericht, da haut mir der Wutan auf den kleinen Sima. Diese primitive Gattensweltneurose. Seht doch mal das Weltgericht im Welthorizont. Die Geschundenen dieser Ernte brauchen diese Hoffnung. Seht doch mal ein bisschen von euch weg gleich. Die letzten Gedanken. Im Weltgericht, das Weltgericht ist zuerst einmal eine Begegnung mit Gott. Ich sage euch, ich kenne unzählige Christen, die stellen sich das Weltgericht so vor,

79:02
es geht sofort zur Abrechnung. Du links und du rechts. Ich bin bekehrt rechts, du bist nicht bekehrt links. Also, Weltgericht ist sofort, wir kommen gleich zur Sache Abrechnung. Darf ich euch mal sagen, spürt ihr wie primitiv das ist? Spürt ihr das ein bisschen? Wenn ihr spürt, tut es weh. Es tut richtig weh. Nein, ich darf euch mal sagen, Weltgericht ist zuerst einmal die erste volle Begegnung mit Gott. Wenn man die Frage stellt, wenn heute die Welt so verließt den Richter an die Rede, dann heißt das auch eigentlich, dass das Richter ist, der mehr Rechte schafft, der nicht so viel Platz schafft, wo er auch noch drauf ist. Der Richter verschafft ihr dort Recht, wo es ihr bisher vorenthalten würde. Der Richter hat den Recht, das heißt das, ja. Ja. Du hast noch eine richtige Frage. Ja.

80:01
Ein bisschen lauter, ein bisschen lauter. Wenn Gott mir jetzt im Weltgericht die Rechte der Gerechtigkeit beschafft, wo ich keine hatte, was ist, wenn ich immer die Rechte anerkannt worden bin, dann ist es genau so. Ganz gut. Kann das jemand hier vorne ein bisschen lauter mir weiter sagen? Wenn man auf der Welt schon immer die Rechtekei erfahren hat, dann ist es genau so. Ja, also so schematisch meine ich das nicht. Also ich will, das ist ein Thema, wir können das Thema nicht in fünf Minuten klären. Ich will euch nur Anstöße geben. Ja, also der Hauptsinn des Weltgerichts nach biblischer Perspektive ist, dass wir nach unseren Taten gerichtet werden. Das heißt, alle unsere Taten wird Gott uns, er wird unser Leben nochmal, das ist gerade, das Gericht ist auch eine Wertschätzung des Lebens. Das Leben wird ernst genommen. Wir kommen nochmal drauf zurück.

81:02
Und jetzt guck mal deine Taten an. Das wird ein Lerneffekt sein, sage ich euch. Also es geht nicht nur darum, also die Geschundenen dieser Erde, für die ist das Weltgericht Rettung, Trost und Hoffnung. Und das müssen wir doch auch berücksichtigen. Wir haben zu wenig berücksichtigt. Aber für die, die nicht zu den Geschundenen gehören, ich gehöre nicht zu den Geschundenen und du offensichtlich auch nicht. Da gibt es aber auch sehr viel, was der liebe Gott dir klar machen kann. Über die Art und Weise, wie du gelebt hast. Da wirst du mal volle Selbsterkenntnis bekommen und das geht nur über Gott. Wir haben keine volle Selbsterkenntnis. Noch eine Frage, weil ich muss zum Ende kommen und dann können wir noch, ich möchte fast nicht zu lang unterbrechen, ich bin in sieben, acht Minuten fertig. Und dann können wir nochmal versuchen, gerafft drüber zu reden. Seid ihr einverstanden? Ja.

82:01
Also komm, was machst du? Nach drüber. Ich wollte ja keine Frage stellen, ich wollte nur eine Anmerkung. Es geht ja auch nicht darum, irgendwie sein Leben an Scheiße zu bauen. Und dann zu denken, später werde ich dann irgendwie gerichtet. Es geht doch um Selbstreflexion auch. Super. Es geht doch um sich rechtlich, irgendwie die Abends im Bett gar nicht. Übrigens wenn man betet, da ist sich nochmal zu überlegen, was war heute, welche Ereignisse, oh Mist, da war das Essen, das war mir nicht in der Kasse vorgeschlagen, keine Ahnung, irgendwie mich umzureflächieren und dann irgendwas konstant anzuhalten, irgendwelche Taten und dann zu denken, naja, wenn ich dann so bin, dann stehe ich mal vor dem Gewicht, keine Ahnung, da geht es doch einfach gar nicht. Da hast du ja ein ziemlich gutes Gespür. Gut, ich würde mal gern jetzt schon zum Ende kommen. Also ich versuche es wirklich ganz schnell. Also Weltgericht ist erst mal die erste volle Begegnung mit Gott. Versucht euch das mal vorzustellen. Wir sehen ja jetzt nur wie durch einen Spiegel. Also Atheisten, Muslime, Hinduisten, Marxisten und Bekehrte,

83:01
Wiedergeborene, Geistgetaufte, Christen. Wir alle miteinander werden zum ersten Mal Gott voll gegenüberstehen, was immer das heißen mag. Da sind wir uns sicher ein, das ist das Fulminanteste, was wir je erlebt haben. Wir werden uns das gar nicht ausdenken können. Und jetzt widmet euch doch bitte erst mal dieser Begegnung mit Gott. Und haut nicht gleich ab in die Abrechnung über die Unbekehrten. Das heißt, Gott wird uns ja auch gewinnen. Es werden uns ja Kerzenfabriken aufgehen, auch uns Christen. Deswegen, wir werden ja nicht nach unserem Glauben gerichtet. Wir werden auch nicht nach unserer Bekehrung gerichtet, sondern nach unseren Taten. Bekehrte tun auch Taten und Atheisten auch. Und nicht alle Taten oder das, was Bekehrte unterlassen, ist einfach immer gut.

84:02
Wobei Vortrömmeln bei der Kasse, das ist ja noch wirklich harmlos. Aber ein Gesprächsabend erleben, wo man zwei Leute einfach nicht so wort, die reden der ganze Abend nichts, und man lässt sie einfach schweigen da. Man hilft ihnen nicht, man zieht sie nicht ins Gespräch rein. Das habe ich im christlichen Rücken schon erlebt. Das ist noch ein bisschen schlimmer, wie es sich vorgibt bei der Kasse. Weil das löst wirklich schwere Verletzungen aus. Das habe ich unter Bekehrten oft erlebt. Da sind sie blind. Wir kommen gleich darauf. Also erst mal eine Begegnung mit Gott. Ich glaube, dass alle Menschen dieser Welt, die je gelebt haben, seit der Altsteinzeit, durch diese Begegnung völlig neue Horizonte bekommen. Dinge klarwerfen, die waren ihnen nicht klar. Die meisten in der Menschheit haben davon Jesus Christus nie was gehört.

85:04
In der Steinzeit, das heißt, der apostolische Glaubensbekenntnis, hinabgestiegen in das Reich der Toten. Das war kein kurzer Tourismusausflug. Das war eine heilsentscheidende Begegnung. Also ich glaube zutiefst, dass auch nach dem Tod, dass Gottes Liebe nicht nur wichtig ist vor dem Tod, wie die eiskalten Christen behaupten, deren Theologie eiskalt ist. Mich friert es. Nein, die Liebe Gottes wird eine gewinnende Kraft haben. Ich traue der Liebe Gottes zu, dass sie eine wahnsinnig gewinnende Kraft hat. Also es wird im Weltgericht nicht einfach nach unserer Bekehrung gerichtet. Denn unser Glaube ist ja ein Geschenk von Gott. Jesus sagt mal, nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.

86:05
Niemand hier in diesem Raum hat Jesus erwählt. Niemand. Er hat euch erwählt. Und dafür könnt ihr nichts. Es ist ein Geschenk. Nur der kann zu mir kommen, der von meinem Vater gezogen wird. Wo dem Römer drüben heißt es, Römer 2, Vers 4, weißt du nicht, dass die Güte Gottes dich zur Umkehr bewegt. Also viele, dass wir gläubig sind und bekehrt sind, ist ein Geschenk. Das haben wir nicht verdient. Und deswegen kann es im Weltgericht nicht darum gehen, Gott kann doch nicht sagen, dem habe ich ein Geschenk gegeben und er kommt in den Himmel. Sondern es geht ja auch um die Frage, was ist mit denen, denen Gott dieses Geschenk vor dem Tod nicht gegeben hat. Wir sind ja nicht alles Gottlose. Die haben ja noch gar nicht die Möglichkeit gehabt. Oder meint ihr, dass eine 6-jährige Türkin, die von ihren muslimischen Eltern gelehrt wird

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und dann abends betet, dass Gott dann sagt, ah, das ist ja eine Muslimin. Im Koran stehen ja falsche Sätze. Das Gebet von der Türkin kann ich nicht erhören, weil ihre Eltern glauben ja an den Koran. Meint ihr, dass Gott so reagiert kann? Also denkt mal darüber nach, es wird erstmal für alle Menschen eine Begegnung sein. Dann möchte ich euch sagen, wir wissen, wir haben ja kein Polizeiprotokollgericht, wie es im Weltgericht ablaufen wird, das wissen wir nicht. Die Gerichtsgleichnisse Jesu sind keine Protokolle, sondern sie sind seelsorgerliche Warnschüsse gegen die stolzen, mächtigen, reichen, hartherzigen dieser Welt. Der reiche Kornbauer, der Macho, der hört in dem Gleichnis, du Idiot, du Nall. Auf Schwedisch heul, du Idiot. Aber so Typen brauchen die harte Sprache auch. Das Gleichnis vom reichen Kornbauer geht nicht an eine zucknirschte Oma, sondern an den reichen Kornbauer.

88:04
Also stellt euch mal vor, die himmlische Seligkeit, wenn 90, 95 Prozent der Menschen in der Hölle schworen, ich sage euch, das ist ja himmlische Seligkeit, die wirst du genießen können. Was für eine Kälte des Herzens, es schmort die Mehrzahl der Menschheit und die Geretteten ahlen sich Schmatzen vor Andacht bei Gott. Da bin ich beeindruckt von deiner Herzensfindung. So stellst du dir die himmlische Seligkeit vor. Und Gott wäre eigentlich der große Verlierer. Und ist es angemessen, selbst für Leute, die hier schlimme Sachen gemacht haben, ich will das nicht verharmlosen, sie ewig schworen zu lassen, ist es rechtlich angemessen. Außerdem verewigt man dann das Böse, wenn die Menschen ewig in der Verdammnis sind.

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Das heißt, das Böse wird ja gar nicht überwunden, sondern in der Verdammnis siegt ja letztlich das Böse, das ewige Böse, die müssen ewig bestraft werden. Was für eine Moral, primitiv. Nein, da stelle ich mir schon die Liebe Gottes anders vor, die Barmherzigkeit Gottes. Die Liebe ist der Grund für das Weltgericht, das Kriterium im Weltgericht. Da werden manche Begehrte erfahren, wie lieblos sie waren. Und die Liebe ist das Ziel im Weltgericht. Ich schließe mit zwei kleinen Begegnheiten und dann können wir noch gerne diskutieren. Ich war mal in Schweinfurt Direktor der Fachakademie für Sozialpädagogik. Ich sage das mal so, keine Sorge, ich glaube nicht, dass ich stolz und sehr stolz, aber ich bin schon auch stolz.

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Ich sage das jetzt mal so, ich war der günstige Fachakademie Direktor Bayerns mit 38. Ich habe mehr verdient als heute. Und bin dann aber weggegangen, weil ich in die Wissenschaft wollte und nicht Karriere machen und Staatssekretär werden und so weiter. Also ich war aber Direktor der Fachakademie in Schweinfurt. Und dann kommen vier oder fünf oder sechs Dozenten zu mir her, als ich gesagt habe, ich gehe wieder, ich möchte in die Wissenschaft, das ist mir zu viel Verwaltung, ich will mir nicht ins bayerische Schulrecht einarbeiten, ich möchte forschen. Und kommen diese Dozenten, ich hatte ungefähr 30 Dozentinnen und Dozenten, und die sagen zu mir, Herr Zimmer, wir wollen von Ihnen einen Dienst beurteilen. Und ich sage, das ist schon noch gar nicht dran, das ist doch was alle fünf Jahre, dann sei doch froh, ich brauche das noch gar nicht. Dann sagen mir diese Leute, nein Herr Zimmer, wir wollen wissen, wie Sie über uns denken.

91:04
Und bevor Sie gehen, beurteilen Sie uns doch mal. Weil wir trauen Ihnen zu, dass Sie uns die Wahrheit sagen, so wie Sie sie sehen, aber irgendwie aufberührt. Wir trauen Ihnen zu, dass Sie uns nicht fertig machen, deswegen bevor der Nächste uns beurteilt, wollen wir eine Beurteilung von Ihnen. Ich glaube, das war das schönste Kompliment in meinem Leben. In dieser Sekunde bete ich zu Gott und sage, lieber Gott, ich will eine Dienstbeurteilung von dir. Das ist mein Kompliment an dich. Und so sagt Martin Luther, ich gehe zum Weltgericht mit einem fröhlichen Zittern. Ich zittere, weil ich weiß, jetzt kriege ich die Wahrheit. Aber ich bin fröhlich, weil es ist ja der Gott der Liebe.

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Und dann will ich noch ein letztes sagen, einer meiner größten, besten Lehrer der Bibel, Gerhard von Raath, Professor für Altersdesign an der Universität Heidelberg, der hat einmal gesagt, der hebräische Mensch bewegt sich in die Zukunft wie ein Ruderer. Er schaut nämlich in die Vergangenheit auch zu seinem Stadt. Er schaut die Taten Gottes an, er schaut an, wie Gott sich in Jesus offenbart hat. Und daran nimmt er Maß. Und so rudert er sich. Ich kann nicht in die Zukunft gucken, ich bin kein Heldseher. Die Zukunft ist ja für mich dunkel, ich weiß nicht, was sie bringt. Aber ich bin ein Ruderer. Ich orientiere mich an der Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Und so im Anblick dieser Offenbarung rudere ich mich in die Zukunft und ins Weltgericht.

93:03
Mit einem fröhlichen Zittern. Vielen Dank.

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Gottes Liebe und Gottes Gericht: Wie passt das zusammen? | 2.7.1

Worthaus@Freakstock 2012 – Borgentreich: 3. August 2012 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

“Gott ist nicht nur Liebe, er ist auch gerecht!” – ein Satz den man in vielen christlichen Kreisen immer wieder hört. Aber stimmt er eigentlich? Was meinen die biblischen Texte, wenn vom Tag des Gerichts die Rede ist? Und wie passt der bestrafende Gott mit dem Gottesbild vom lieben Vater zusammen? Nach dem Motto “Den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche” stellt sich Siegfried Zimmer in salopper Sprache auf die Teilnehmer des Freakstocks ein, um diese zentralen Fragen zu klären. Dabei stellt er verschiedene Auffassungen vom Gericht Gottes gegenüber und bringt frischen Wind in die Debatte, um die Spannung zwischen der Liebe Gottes und der Schaffung von Gerechtigkeit am jüngsten Tag.