Gottes Antwort an Hiob Ganz am Ende der Hiob-Dichtung, wir sind ja nach wie vor in der Hiob-Dichtung, ganz am Ende meldet sich Gott zu Wort. Er hat sehr lange gewartet, er hat sich nicht zu früh eingeschalten, Hiob und seine Freunde konnten ganz ausreden. Diese Antwort Gottes an Hiob ist von entscheidender Bedeutung. Der Autor packt in diese Gottesantwort entscheidende Gesichtspunkte hinein, die ihm vor allem wichtig sind. Das heißt nicht, dass man die vorherigen Kapitel, also Hiob 3 bis 31, dass
die irgendwie dadurch unwichtig werden, gar nicht. Denn nur wenn man diese Kapitel, Hiob 3 bis 31, intensiv, langsam, aufmerksam liest, kann man die Gottesantwort wirklich ermessen. Auf der anderen Seite, wenn die Gottesantwort nicht gekommen wäre, dann blieben all die Fragen, die Klagen und die Anklagen Hiobs an Gott völlig offen und unbeantwortet und auch der Konflikt zwischen ihm und den Freunden blieb offen und unklar. Die Gottesantwort steht in Hiob 38 bis 41. Sie umfasst also vier Kapitel. 38 und 39 ist die erste Rede Gottes und 40 und 41 ist die zweite Rede Gottes. Wir werden aus Zeitgründen nur die erste Rede Gottes behandeln. Also es geht heute um die Kapitel Hiob 38 und 39.
Diese Gottesantwort ist überraschend für die damaligen Leser sicher fremd und eher enttäuschend und auch für die Leser unserer Zeit. Sie äußern immer wieder, dass sie mit dieser Gottesantwort gar nicht so viel anfangen können, dass sie ihnen fremd ist und dass sie eigentlich eher enttäuscht sind von dieser Antwort. Aber das Merkwürdige ist, dass Hiob selber nicht enttäuscht ist. Nach der ersten Rede fängt Hiob schon eine erste kurze Reaktion an. Er tut Buße und nach der zweiten Gottesrede kommt die endgültige Antwort von Hiob und er bereut alles, er bittet Gott um Vergebung
und er sieht keinen Grund mehr, mit seiner Klage weiter fortzufahren. Also was den Freunden in mehrfachem Anlauf nicht gelungen ist, gelingt Gott auf Anhieb. Das ist umso erstaunlicher, als Gott in seinen beiden Reden Hiob keinerlei Genesung verspricht. Das ist überhaupt kein Thema. Also in der ganzen Gottesrede macht Gott keine Hoffnung und er gibt kein einziges Versprechen ab. Das ist schon irgendwie enttäuschend. Ja, aber es bleibt die Frage, warum ist Hiob nicht enttäuscht? Das wird also unsere Aufgabe sein, kann man den Sinneswandel, den Hiob jetzt vollzieht, der,
der seinen Freunden keinen Millimeter nachgegeben hat, gibt jetzt Gott so umfassend nach, kann man diesen Gesinnungswandel innerlich nachvollziehen? Können wir ihn verstehen? Das ist die eigentliche Aufgabe. Wer immer von dieser Antwort enttäuscht sein mag, Hiob selber war es nicht. Und deswegen, ich glaube, dass das möglich ist, dass wir Hiobs Sinneswandel innerlich nachvollziehen können. Wollen wir mal sehen. Ja, jetzt kommt noch ein paar Vorbemerkungen zur äußeren Gestalt dieses Textes. Diese zwei Gottesreden sind im antiken Literatur eine Streitrede. Ein Streitgespräch oder eine
Streitrede gibt es oft im Alten Orient und die hat bestimmte literarische, stilistische Merkmale, die tatsächlich in dieser Gottesrede alle vorkommen. Also Gott kennt sich offensichtlich gut aus in der Gattung Streitrede, wie es damals halt im Orient üblich ist. Zu einer Streitrede gehören erstens mal rhetorische Fragen. Rhetorische Fragen sind Fragen, wo die Antwort eh völlig klar ist. Wenn ich euch fragen würde, wenn ich Martin fragen würde, bist du ein Mensch? Das ist eine rhetorische Frage. Die Antwort ist ja eh klar. Und in Streitreden lieben es die Orientalen, rhetorische Fragen zu stellen. Die haben nämlich eine suggestive Kraft und drängen den Streitgegner ganz schön in die Enge. Dann gibt es zum Beispiel auch rhetorische Imperative. Also ich sage jetzt
mal einen aus dieser Rede gleich, sagt Jahwe zu Hiob, ich will dich fragen und du gebe mir Antwort. Das ist ein rhetorischer Imperativ, weil Gott geht ja davon aus, dass hier sowieso nichts beantworten kann. Wo warst du, als ich die Welt schuf? Das ist eine rhetorische Frage. Wo war er denn? Wo war er denn? Auf jeden Fall nicht da. Also es gibt kunstvolle rhetorische Fragen, kunstvolle rhetorische Imperative, die gehören zur rhetorischen Redetechnik in der Antike. Dann gibt es Beschreibungen. Auf einmal mitten in einer Streitrede, sagen wir mal, beschreibe ich jetzt das Baskenland in Spanien,
Billbao, San Sebastian. Ich fange an, das zu beschreiben. Warum? Weil mein Gegner das übersehen hat, dass es ein Baskenland gibt und er kennt sich im Baskenland offensichtlich nicht aus. Also fange ich an, das ganz breit zu beschreiben, dass der andere auch merkt, was er alles nicht weiß. Also die Beschreibungen werden dort eingesetzt, wo man selber eine Stärke hat, unter anderem offensichtlich blinde Flecken. Da bleibt man dann künstlich lange. Und das vierte ist ein Selbstlob. Also wenn ich, sagen wir mal, nur einen Spaß mit einem Christen diskutiere, dann sage ich, du, ich habe 72 Semester Theologie studiert, wenn man meine ganzen Jahre zusammenzählt. Oder du, ich habe darüber 15 Bücher gelesen. Also das ist ein Selbstlob. Und da sind die Streithähne da gar nicht schüchtern mit
Selbstlob. Man muss allerdings sagen, in der Streitrede Jahwes mit Hiob kommt das Selbstlob ganz selten vor. Ich kann mich jetzt gerade nur an eins erinnern. Am häufigsten kommen vor die rhetorischen Fragen. Wo warst du, als ich die Welt schuf? So in der Art. Diese erste Rede Gottes, vor allem die erste Hälfte, hier 38 Vers 4 bis 38, also hier 38 Vers 4 bis Vers 38, sind also 34 Verse, die bestehen fast nur aus rhetorischen Fragen. Das ist sehr auffällig. Gut, also das etwas zur Gliederung und zum Stil. Zwei Gottesreden, das ist biblischer Stil. Es gibt
zwei Schöpfungserzählungen. Es wird zweimal erzählt die Berufung des Mose in Exodus 3 und Exodus 6. Es gibt zwei Vaterunser. Es gibt die Seligpreisungen in Matthäus und die kürzeren Seligpreisungen bei Lukas und so weiter und so weiter. Diese Doppelung, Pharao träumt zweimal und so weiter. Also zwei Reden, das ist einfach ein doppelter Tropfen Medizin. Jetzt fange ich an. Diese zwei Kapitel, die in der gegenwärtigen Christenheit noch sehr unterschätzt werden, sie sind kaum bekannt. Jetzt wollen wir mal diese Kapitel zum Leuchten bringen, so gut es mir halt möglich ist. Hiob 38 fängt an mit Vers 1. Dieser erste Vers ist noch nicht eine Gottesrede, sondern
ein Einleitungsvers von dem Autor der Hiob-Dichtung. Martin liest mal den Hiob 38 Vers 1 vor. Da antwortete Jahwe dem Hiob aus dem Wettersturm und sprach. Ja, also da antwortete Jahwe Hiob aus dem Wettersturm und sprach. Das ist der Einleitungsvers noch des Autors. Und erst ab Vers 2 beginnt dann die Rede Gottes. Dieser Einleitungsvers ist schon von grundlegender Bedeutung. Jahwe antwortete Hiob aus dem Wettersturm oder aus dem Sturmwind, man kann auch übersetzen aus dem Gewitter. Das
hebräische Wort heißt Sturm, Sturmwind, Wettersturm, Gewitter. So ein Wort mit mehreren ähnlichen Bedeutungen. Also Jahwe antwortete Hiob aus dem Sturmwind und sprach. Jedes Wort in diesem Einleitungsvers ist von größter Bedeutung. Jahwe ist das erste Wort. Es muss sich an der Stelle sagen, dass in der Hiob-Dichtung im Unterschied zur Hiob-Novelle, also Hiob 1,1 bis 2,10, wo dann auch der Satan kommt und Jahwe im Himmel mit Satan redet, das ist die Hiob-Novelle, Hiob 1,1 bis 2,10. In der Hiob-Novelle wird Gott in aller Regel Jahwe genannt. Das ist die übliche Anrede in der Novelle.
Aber in der Hiob-Dichtung, den Punkt habe ich bisher nicht direkt erwähnt, kommt die Anrede Jahwe überhaupt nicht vor. Weder in den Reden der drei Freunde kommt die Anrede Jahwe vor, noch in Hiobs Reden, sondern die Gottesanreden in der Hiob-Dichtung, es kommt 33 mal vor, das Wort El, das ist die allgemeine Bezeichnung für Gott, El. Dann kommt auch 33 mal vor, Eloah, das ist eine seltene Gottesbezeichnung, die es vor allem im Buch Hiob gibt, in der Hiob-Dichtung. Sie kommt sonst im Alten Testament sehr selten vor. Also 33 mal El, 33 mal Eloah und 24 mal El Shaddai. Und El Shaddai wird gut übersetzt mit der Allmächtige. Also in der Hiob-Dichtung kommt der Allmächtige sehr oft vor,
im übrigen Alten Testament nicht mehr so konzentriert wie in der Hiob-Dichtung. Gibt es schon auch noch, aber relativ selten. Am häufigsten ist Jahwe oder Adonai, Herr. Also in der Hiob-Dichtung wurde sehr bewusst, der Autor hat da sorgfältig drauf geachtet, die Anrede Jahwe wurde bisher konsequent vermieden. Sie kommt an dieser Stelle das erste Mal vor. Und dass das mit voller Absicht geschah, merkt man auch in der ersten Zeile der zweiten Gottesrede, da heißt es nämlich auch, Jahwe antwortete Hiob und sprach. Also beide Reden werden mit dem Wort Jahwe eingeleitet. Jahwe ist ja der persönliche Name für Gott, der wurde nur Israel offenbart und zwar als eine Stimme aus dem
Donbusch bei der Berufung des Mose am brennenden Donbusch. Sagte dann Mose, wenn die Hebräer mich fragen, wer mich geschickt hat, was soll ich dann denen sagen? Mose getraut sich nicht, direkt zu fragen, wer bist du? Das getraut er sich nicht. Er sagt viel vorsichtiger, wenn mich dann die Hebräer fragen, wer dich geschickt hat, was soll ich dann denen sagen? Und dann sagt die Stimme aus dem Busch, ich bin Jahwe. Da wird dieses Wort direkt eingeführt. Das Wort Jahwe kommt im Alten Testament 6600 mal vor. Nur das Wort und kommt noch häufiger vor. Das zweithäufigste Wort ist das Wort Jahwe. Also das ist sozusagen, man kann sagen, die israelitische Religion ist eine
Jahwe-Religion. Das Wort Jahwe habe ich schon öfters erklärt, ich mache es hier nur ganz kurz. Jahwe ist ein Wort voller Zuwendung. Man kann es am besten übersetzen, ich bin für dich da oder ich bin für euch da. Man kann auch übersetzen, ich werde für dich da sein, da ist auch ein Futurelement drin, und ich werde für euch da sein. Und dann hat ja Jahwe wirklich die hebräischen Fronarbeiter, Zwangsarbeiter aus der ägyptischen Großmacht befreit. Das heißt, das Wort Jahwe und die Befreiung aus Ägypten sind wie zwei Seiten einer Münze. Dass er Jahwe wirklich ist, zeigt er dann gleich praktisch in der Tat in der Befreiung der Fronarbeiter aus Ägypten. Also Jahwe ist ein Wort voller Zuwendung, ist kein autoritäres Wort. Jahwe erzeugt kein bisschen Angst und Jahwe
verschüchtert auch niemand. In der damaligen Religionswelt ist so ein Wort wie Jahwe völlig, völliger Fremdkörper. Kein Gott hat sich so betitelt, ich bin Wotan, der Schreckliche oder irgendwie so. Die Götter haben immer Imponiergehabe. Ich bin der Mächtige da oben und du bist der kleine Wurm da unten. Das ist Jahwe gar nicht, sondern Jahwe sagt, ich bin für dich da. Gut, also dieses wertvolle, kostbare Wort, das Juden ja gar nicht aussprechen. Ich bin auch immer wieder mal von Juden gebeten worden, Herr Zimmer sprechen, siehst doch auch nicht aus. So aus Solidarität mit uns Juden. Es hat mich jedes Mal tief beschäftigt und getroffen. Ich habe aber mich
jedes Mal nicht dazu durchringen können, weil dieses Wort Jahwe, ich bin für dich da, so wertvoll und so kostbar ist, dass ich so denke, man soll es dann auch verwenden. Aber ich achte und respektiere total diese jüdische Ehrfurcht. Also Jahwe kommt jetzt hier zum ersten Mal vor. Das ist also ein wahnsinniges Signal. Und allein, dass hier Jahwe steht, ist schon die entscheidende Interpretation für die beiden Gottesreden. Die sind nicht autoritär, es ist kein Donnerschlag, hier wird nicht niedergeschmettert oder irgendwie blöd belehrt. Nein, die beiden reden, die für hier eine ganz schöne Zumutung sind und die für hier wirklich dem verschleckt, sicher auch erst mal den Atem. Aber es spricht Jahwe und damit ist alles klar. Es ist ein Akt der Zuwendung. Und
hier hat ja immer mehr gefordert, dass Gott sich jetzt mal meldet und mit ihm ein Streitgespräch führt. Und dann hat er immer wieder gesagt, wahrscheinlich bin ich ihm nicht wichtig genug, der meldet sich ja doch nicht und so. Also Jahwe antwortet. Das ist das zweite Wort. Jahwe antwortet. Also die Angst von Hiob, ich bin ihm nicht wichtig genug, ist nicht nötig. Er ist Jahwe wichtig genug für eine Antwort. Und was für eine Antwort, vier Kapitel lang. Er tut das nicht so kurz ab. Er würdigt Hiob eine sehr besondere ausgefeilte Antwort. Das dritte Wort ist, Jahwe antwortet
Hiob. Nur ihm. Die drei Freunde werden gar nicht genannt. Die werden nicht hineingezogen in dieses Antwortgeschehen. Und in beiden Reden wird auch niemals auf diese 25 und mehr Kapitel-Rede-Duelle Hiob streitet mit den Freunden. In den Gottesreden wird nicht einmal irgendwie Bezug genommen auf diese vielen Kapitel-Streitreden. Die werden völlig ignoriert. Jahwe antwortet nämlich auf die Ausgangsklage von Hiob. Er geht vor die Streitreden zurück und antwortet auf das, was Hiob ihn angeklagt hat in Hiob 3. Darauf nimmt er Bezug. Dann Jahwe antwortet Hiob aus dem Sturmwind. Wow,
es ist kein laues Lüftchen oder eine sanfte Brise. Nämlich dieses Wort für Gewitter oder Sturmwind, kommt in der Bibel sehr oft vor, 20, 30 Mal. Immer wenn Gott irgendwo erscheint, oft mit Donner und Gewitter auf dem Sinai und so weiter. Also das nennt man eine Theophanie, eine Gotteserscheinung. Die ist fast immer, außer bei Elia, da kommt Gott mit einem sanften Wind. Das ist aber die einzige Ausnahme. Und so sind eigentlich die Gotteserscheinungen. Und in so einer Theophanie im Sturmwind zeigt sich immer die Hoheit Gottes. Dass er weit überlegen ist, zeigt sich der Abstand zu ihm. Es wird die Hoheit Gottes betont und den ungeheuren Abstand zwischen Gott und den Menschen.
Also der Sturmwind ist ein Zeichen, dass Gott nicht harmlos ist. Und das ist jetzt auch wichtig. Jave, ich bin für dich da, antwortet tatsächlich, er antwortet nur dem Hiob und aus dem Sturmwind. Das heißt also, wenn ich Jave sage, heißt es nicht, dass Jave harmlos und sanft ist. Jave kann auch im Sturmwind reden. Dann wird hier jetzt stürmisch bewegt. Jave ist schon auch der Hohe, der Fremde, der einen ungeheuren Abstand zu uns hat. Also Jave wird hier nicht verniedlichen, der liebe Gott, der uns immer nur, nein, aus dem Sturmwind. Und das letzte Wort ist wieder verblüffend, weil wenn es schon heißt, Jave antwortete hier aus dem Sturmwind, jetzt erwartet man auch einen Sturmwind.
Also eine Vision, wo Gott erscheint im Wetter, in ganz auffallenden Wetterphänomenen. Das erwartet man doch jetzt. Er antwortet aus dem Sturmwind. Aber es kommt gar kein Sturmwind. Es kommt gar kein Wetterphänomen, sondern unsprach. Seine Worte sind der Sturmwind. Unsprach, also der Akzent, Sturmwind hin oder Sturmwind her, entscheidend sind seine Worte. Wenn wir heute Hiob lesen, dann ist es für uns Literatur. Wir lesen schriftliche Worte. Aber jetzt von Hiob her betrachtet, redet Gott mündlich mit ihm. Er reicht ihm kein Schriftstück. Er schickt auch keinen Engel oder einen Propheten. Er kommt persönlich und er redet mündlich, sehr persönlich mit Hiob.
Das mündliche Wort ist in der Bibel kolonosaal wichtig. So, jetzt die Einleitung von diesem Kapitel umfasst noch die Verse 2 und 3. Also Hiob 38, 1 bis 3 ist die Einleitung. Vers 1 stammt vom Autor. Aber die Verse 2 und 3, die stammen jetzt schon von der Gottesrede, von Jahwe. Also Martin, lies mal 2 und 3. Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann. Ich will dich fragen, du belehre mich. Eine rhetorische Frage, ein echter Imperativ und dann noch ein rhetorischer Imperativ.
Also ganz typisch, altorientalische Erzähltechnik. Lies mal nochmal die erste rhetorische Frage, mit der Jahwe beginnt, sein erster Satz. Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? Hammerhart, hammerhart. Jahwe sagt nicht, hey du, warum redest du so ohne Wissen, ohne Einsicht? Ganz schön hart, also Jahwe hat hier keine falsche Höflichkeit, stellt das gleich mal klar. Aber er sagt nicht, du hier, sondern wer ist der? Dann kommt gleich der ganze Abstand zu Gott. Wer ist eigentlich derjenige? Wo ist er denn? Der meinen göttlichen Schöpfungsplan anschwärzt, ist gemeint verdunkelt, aber gemeint ist, wer ist da eigentlich, der meinen Weltenplan anschwärzt,
ohne dass er irgendein Wissen hat? Knallharter Anfang. Rhetorische Frage. Man spürt gleich, der Jahwe muss mal überhaupt gucken, wo ist er denn? Allerdings muss man sagen, nach dieser harten Klarstellung kommt in beiden Reden kein einziger Vorwurf mehr. Nichts. Es ist nur dieser Anfang. Aber das will er schon feststellen. Gut, wo ist der, der meinen Weltenplan? Und das macht er ja in hier drei, es ist kein sinnvoller Weltenplan, die Erkenntnis zu erkennen, die Welt ist ungerecht und unmoralisch. Das war ja sein häufiger Anklagungspunkt, der in hier drei begann. Jetzt kommt aber ein echter Imperativ, liest man nochmal, Martin?
Auf, gürt deinen Länden wie ein Mann. Ja, die Ringkämpfer im alten Orient gab es, Boxen war nicht so bekannt, aber Ringen war sehr beliebt im alten Orient und oft nackt, aber sonst eben ein Ländenschutz. Und da wird ein Gürtel so herum um die Hüfte. An dem kann man dann auch den anderen packen und rumwirbeln, unter anderem verteidigt sich. Also das ist ein Aufruf zum Ringkampf. Also du wolltest doch ein Streitgespräch, kannst du haben, gürtel dich wie ein Mann. Und dann wieder ein rhetorischer Imperativ, ich will dich fragen und du kannst ja dann mal antworten. Natürlich ist klar, der weiß keine einzige Antwort, aber es ist schon interessant, dass Jahwe jetzt mit Fragen kommt.
Fragen können wichtiger sein als Antworten. Und diese Fragen, also hier 38 Vers 4 bis 38 sind praktisch nur Fragen. Diese Fragen sind keine Verhörsfragen, sondern sie wollen Anstoß geben zur Horizonterweiterung. Es sind Anregungsfragen. Sie wollen denn hier ein Gefühl in ihm hervorrufen, was er alles nicht weiß. Gut, also jetzt geht's los. In der ersten Gottesrede kommt ein erster Abschnitt, Vers 4 bis 6. Martin, bitte lies ihn mal. Wo warst du, als sich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt.
Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über sie gespannt? Wohin sind ihre Pfeiler eingesteckt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessohne? Diese Verse 4 bis 6 animieren mich zu einem kleinen Exkurs vorneweg vor der ganzen Gottesrede. Nämlich es heißt hier Eckstein der Erde, die Pfeiler der Erde. Später heißt es mal die Tore der Meere, als ich die Meere in Wellen gekleidet habe und den Ozean in Dunkeln, in Windeln gewickelt habe. Also es sind so ganz menschliche Formulierungen, man nennt es Anthropomorphismen, so vermenschlichende Redeweisen,
die kommen in dieser Gottesrede sehr häufig vor, sind halt poetische Ausdrücke. Und man könnte jetzt denken, das ist aber sehr naiv, das Tor der Meere und Eckstein und die Pfeiler der Erde, hat das so völlig überholtes Weltbild. Und deswegen möchte ich hier auch einmal ganz kurz zu dem biblischen Weltbild oder zu dem antiken Weltbild Stellung nehmen, das hier natürlich hundertprozentig drinsteckt, weil das kann für viele, vor allem für Naturwissenschaftler, ein so Hindernis sein, dass die sich selber blockieren und die Weisheit und die Tiefe dieser Gottesrede gar nicht in den Blick bekommen. Da will ich also versuchen, eine Hilfestellung zu geben. Wir moderne Menschen sind durch Studium, durch Schule, durch die Medien selbstverständlich alle gewohnt,
zu sagen, unser naturwissenschaftliches Weltbild ist das Richtige. Und das alte Weltbild, das in der Bibel ist oder überhaupt in der Antike ist, die Erde ist eine Scheibe und da wölbt sich der Himmel drüber wie eine Käseglocke. Das ist ja naiv, das ist ja längst überholt. Richtig ist unser naturwissenschaftliches Weltbild. Ich vermute, dass 95 Prozent aller Naturwissenschaftler so denken, die Nobelpreisträger oder die wirklichen Experten nicht, aber mehr so Technokraten, Ingenieure, alle im Frieden. Das bringt das so mit sich, wenn man Techniker, Ingenieur ist. Die alten Völker, die waren noch ein bisschen arg, dumm und naiv, aber unsere Naturwissenschaft.
Nein, dieses gesamte Überlegenheitsgefühl beruht auf einem Missverständnis. Alle Naturwissenschaftler heute hat wirklich einen Grund zu sagen, das antike Weltbild ist überholt, war naiv und unseres ist richtig. Das ist ein Missverständnis. Sondern das antike Weltbild oder auch das biblische Weltbild ist das Gleiche. Das antike Weltbild ist das Weltbild unserer Sinne, unserer Augen. So wie wir die Welt mit unseren Augen wahrnehmen. Das nennt man das Weltbild der Sinne. Und wir haben heute noch die gleichen Augen wie Sokrates oder Augustinus. Wir haben immer noch die gleichen Augen und wir werden sie in 500 Jahren, wenn es da die Erde noch gibt, werden wir das auch haben. Das heißt, wie wir die Welt mit unseren Augen wahrnehmen, ist nie überholt,
sondern das ist unsere sinnliche Wahrnehmung. Wir nehmen den Himmel als wunderschönes, geborgenes Zeltdach wahr. Und dass wir das mit unseren Augen so sehen, davon leben wir jede Minute. Auch der promovierte Naturwissenschaftler lebt davon jede Minute seines Lebens. Nämlich würden wir die Milliarden Lichtjahre leere sehen. Wir gucken ja in die Leere, aber die Leere erscheint für uns Gott sei Dank als geborgenes Zeltdach, unter dem wir wohnen dürfen. Wenn wir die Leere sehen würden, wären wir sofort tot. Weil kein Mensch könnte es sinnlich, könnte so etwas ertragen. Das sprengt alle unsere psychischen Möglichkeiten.
Also lasst uns doch nicht unsere Sinne verächtlich machen. Unser Schöpfer hat uns die Sinne gegeben, auch höheren Riechen schmecken und so weiter. Und das wird immer, das Weltbild der Sinne wird immer bleiben. Es ist nie überholt. Allerdings, natürlich, das stimmt, wir haben seit ein paar Jahrhunderten auch ein Weltbild der Instrumente. Mit Instrumenten meine ich jetzt nicht Musikinstrumente, sondern Mikroskop, Teleskop und viele andere genauen Messinstrumente. Natürlich sind die Messinstrumente unseren Augen bei Weitem überlegen, völlig klar. Aber es ist eine ganz andere Art der Wahrnehmung. Beide Wahrnehmungen sind richtig. Wir haben heute ein Weltbild der Sinne, das man fast nur noch in Meditationskursen lernt.
Da müssen dann die Naturwissenschaftler Meditationskurse machen, damit sie wieder das Weltbild der Sinne wahrnehmen. Und wir haben das Weltbild der Instrumente. Wir haben also heute zwei Weltbilder. Das ist schon ein wichtiger Fortschritt. Aber falsch ist zu sagen, dass eine Weltbild stimmt und das andere ist naiv und überholt. Grundlegend, fundamental wird immer das Weltbild der Sinne bleiben. Das Weltbild der Instrumente kann das Weltbild der Sinne prinzipiell nicht überholen und nicht ersetzen. Sondern unsere Sinne sind andererseits auch den Instrumenten weit überlegen. Nämlich nur unsere Sinnes-Eindrücke erzeugen in uns Metaphern und Symbole.
Also das, was wir über unsere Sinne wahrnehmen, löst unmittelbar in unserem Inneren, in unserer Psyche, geistige Qualitätserlebnisse aus. Wir sagen dann, das Hohe, ich befinde mich auf dem Höhepunkt meines Lebens. Und du musst aber tief durch. Das ist nicht naturwissenschaftlich hoch oder tief. Das sind symbolische, tiefe Erkenntnisse. Die Messdaten unserer Messinstrumente können keine Metaphern erzeugen und keine Symbole. Es sind eben nur Messdaten. Also für unseren Lebensvollzug, für unser Lebensgrundgefühl ist die Sinneswahrnehmung, das Weltbild der Sinne, immer grundlegend. Also das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben heute zwei Weltbilder, beide stimmen, beide haben ihr gutes Recht.
Das eine ersetzt nicht das andere. Aber völlig falsch ist es zu sagen, wir haben heute das richtige Weltbild und das antike Weltbild ist überholt. Denn wir sehen die Erde immer von jedem Punkt aus als Scheibe. Ja, auch ich auch. Und auch in 100 Jahren. Also das ist eben unsere Sinneswahrnehmung. Wenn du auf irgendein Berg steigst, dann guck mal vom Norden zum Osten, zum Süden, zum Westen. Du siehst einen Kreis. Das ist doch nicht falsch. Aber das ist natürlich keine naturwissenschaftliche Aussage. Es ist eine Aussage in der Sinneswahrnehmung. Gut, also das ist ein, wenn ich es so sagen darf, ein wahnsinnig wichtiger Punkt. Vor allem für Menschen, die technisch naturwissenschaftlich denken und mit exakten Messinstrumenten ständig zu tun haben.
Also Martin, lies mal bitte noch mal Vers 4 bis 6. Wo warst du, als sich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt. Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja. Wer hat die Messschnur über sie gespannt? Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottes Söhne? Also das ist ein verblüffender Anfang. Das hätte keiner so erwartet. Man merkt, Jahwe kommt gar nicht auf das Leiden von Hiob zu sprechen. Hiob will sich damit unterhalten, zählen wir mal meine Sünden auf. Und warum behandelst du mich so schlecht, dass ich unschuldig so leiden muss?
Das treibt den Hiob ja immer wieder zum Wahnsinn. Ich darf euch sagen, in beiden Gottesreden kommt Hiob gar nicht vor und sein Leiden überhaupt nicht vor. Also Gott lenkt erstmal völlig ab. Als Schöpfer der Welt führt er Hiob erstmal durch das Weltengebäude, das er geschaffen hat. Und er fragt jetzt manche rhetorische Frage. Und die will hier bewusst machen, was alles außerhalb von seiner Wahrnehmung ist und von seinem Blickfeld. Das erste, was Jahwe anspricht, ist die Stabilität der Erde. Er äußert das mit Eckstein und Pfeiler, das ist völlig egal, das sind halt Ausdrücke aus der Welt der Sinne. Ja, aber die Erde ist doch völlig stabil.
Wir gehen und wir stehen und wir liegen auf der Erde und sie schwankt und eiert nicht. Modern ausgedrückt, wenn ich jetzt moderner Naturwissenschaftler wäre, dann würde ich das so sagen. Die Erde hat eine stabile Umlaufgeschwindigkeit. Sie jagt, das ist ziemlich schnell. Sie rast ein Jahr lang um die Sonne, da braucht sie ein Jahr. Also das ist eine ganz schöne Geschwindigkeit. Übrigens, die Erdumläufe um die Sonne schwanken weniger als eine Zehntelsekunde. Die Millionen Kilometer schwankt weniger als eine Zehntelsekunde. Ja, stellt euch mal vor, die Erde würde ruckartig, sie würde immer wieder mal Gas geben und dann bremsen. Das stellt man fast dahin. Wenn man so was sagt, stellt euch mal vor, die Erde würde in Sprüngen ruckartig Gas geben und bremsen.
Da müssen wir ernsthaft, wenn man das ernsthaft sich vorstellt, muss man schmunzeln. Man muss praktisch schmunzeln. Und was beweist dieses Schmunzeln? Wir können es uns nicht vorstellen. Weil selbst in unserer Vorstellung sind wir abhängig, unsere gesamte Fantasie, unsere gesamte Vorstellungskraft ist 100%ig abhängig von der Stabilität der Erde. Das heißt, dass die Erde immer genau die gleiche Geschwindigkeit hat. Dass wir uns so dran gewöhnt, das kann sich keiner anders vorstellen. Oder nehmen wir mal an, die Erde ist ja nicht genau senkrecht, sie hat so einen gewissen Neigungswinkel. Nehmen wir mal an, der Neigungswinkel würde eiern. Immer wieder mal so hin und her, wir würden mal dahin fliegen. Es wäre ein vollkommen anderes Leben. Und jetzt sagt Jave, hast du schon mal drüber nachgedacht?
Von welchen unbewussten Grundlagen du ja eigentlich jede Minute lebst. Will ich dir mal kurz bewusst machen. In einem Erdbeben, ich habe einmal im Leben ein leichtes Erdbeben miterlebt mit Christina. Und ich habe sie aufgehabt, sag, du musst ganz schnell raus, da ist ein Erdbeben, raus aus dem Haus, kann ja zusammenbrechen. Ist aber dann Gott sei Dank nicht zusammengebrochen. War auf der Skala vier oder fünf. Aber wir haben es beide richtig gehört, es hat gerumst und die Gläser haben geklirrt in der Vitrine. Also stellt euch mal vor, ein ständiges Erdbeben auf der Stufe acht oder neun, könnte doch sein. Eine Dauerirritation. Das wäre vollkommen anders. Hast du dich schon mal gefreut über die Stabilität der Erde? Und dass die Erde schon so lang so stabil ist, das zeigt ja auch, dass da irgendwas stimmt.
Und diese Zuverlässigkeit, also im Grunde genommen kommt Jahre auf die in einer ungewohnt grundsätzlich philosophischen Form auf die Bedeutung der Zuverlässigkeit der Naturgesetze zu sprechen. Und darin wird natürlich die Überzeugung ausgedrückt. Die Naturgesetze haben ihre Zuverlässigkeit nicht aus sich selber. Sie haben ihre Zuverlässigkeit nicht selber sich gegeben, sondern die Naturgesetze haben ihre Zuverlässigkeit von einem Zuverlässigen. Nur ein Zuverlässiger kann so Zuverlässiges schaffen. Also das ist der erste Punkt. Ich habe immer wieder in der Grundschule, sind wir rausgegangen, so in den Schulgarten oder und da haben wir gesagt, jetzt legen wir uns einfach mal auf den Boden.
Legt euch alle mal auf den Boden und genießt es. Die Erde ist stabil. Sie schwankt nicht, sie eiert nicht. Ja, das ist so der erste Anstoß. Habt ihr darüber schon mal in der in dem Ausmaß, wie wir davon abhängen. Wir haben der Erde nicht ihre Stabilität gegeben. Wir waren noch gar nicht da. Wir können uns nicht einmal die Größe der Erde realistisch vorstellen. Versuch dir mal die Größe der Erde nicht im Modell, im Globus, sondern die wahre Größe der Erde. Versuch sie dir mal innerlich vorzustellen. Ich sag dir, du wirst verrückt. Es ist völlig unmöglich. Das sprengt unser Zeit und Raum. Hast du die Messschnur? Haben wir der Erde ihre Größe gegeben oder hat sie die auch ohne uns?
Und garantiert es ein ganz anderer? Das ist der erste Punkt. Jetzt kommt der zweite Punkt, Vers 8 bis 11. Wer verschloss das Meer mit Toren, als schäumend es dem Mutterschoß entquoll, als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zum Windel dunklen Dunst, als ich ihm ausbrach meine Grenze, ihm Tor und Riegel setzte und sprach, bis hierher darfst du und nicht weiter. Hier muss ich legen deiner Wogen Stolz. Ja, wie geht Gott mit dem Pazifik um? Mit dem Atlantik? Wenn wir mal die Erde von außen sehen, es gibt ja so Fotos, die vom Mond her geschossen wurden oder von der Internationalen Raumstation. Die Mehrzahl der Erdoberfläche, der größte Teil sind ja Wasser.
Die größte Wasseransammlung ist der Pazifik. Wahnsinnig. Stell dir mal die Wassermassen vor und Atlantik. Ja, und ja, du lässt hier mal ganz cool durchblicken, diese Wassermassen habe ich geordnet. Ich habe denen Grenzen gesetzt. Hier sollen sich legen deine stolzen Wellen. Kusch dich mal in das Becken hier rein. Welche Macht hat der, der den Wassermassen der Ozeane, solche Begrenzung gesetzt hat? Jetzt stellt euch mal vor, ihr müsst vielleicht wieder schmunzeln, aber vielleicht kommen euch auch kreative Urängste. Stellt euch mal vor, der Pazifik und der Atlantik wären gar nicht ordentlich begrenzt. Die würden immer wieder mal in unregelmäßigen Abständen pro Woche oder pro Monat ein- oder zweimal die Erdteile überfluten. Hast du schon mal eine haushohe Flutwelle auf dich zukommen sehen,
da kriegst du kreativliche Urängste. Diese Wassermassen, hin und wieder Tsunamis, 300.000 Tote. Dann Wassermassen, die ganze Campingplätze wegspülen, ganze Dörfer. Wasser ist der Urstoff des Lebens. Auf den kommt er jetzt zu sprechen. Er ist sowohl gebährend als auch verschlingend. Aber Jahwe hat diesen Urstoff des Lebens in Ordnungsprinzipien gesetzt. Er hat sie begrenzt. Stellt euch mal in einer inneren Imaginationsübung. Ich bin auf sie gekommen, weil ich mal einen Traum hatte in der Richtung. Einen Albtraum. Da habe ich gemerkt, sie hat einen Albtraum gehabt, der einen Großteil des Geheimnisses des Lebens bewusster machen kann.
Ich bin geschwommen im Wasser, also war vielleicht schon vor 10, 15 Jahren her. Ich habe kein Festland gefunden. Dann war so eine Art Ufer, aber das war nur Schlamm. Da bin ich jetzt 3, 4 Tage durch Schlamm gewartet. Ich bin im Traum fast wahnsinnig geworden. Da habe ich was Festeres gesehen. Das war ein Zumpf. Da bin ich 5 Tage durch den Zumpf. Und dann ist mir klar geworden, was Festland ist. Da habe ich es begriffen. Habt ihr euch schon mal riesig gefreut? Habt ihr mal getanzt und jubiliert, dass wir auf dem Festland leben dürfen? Dass wir Festes haben? Dass unser Jahwe die Meere begrenzt hat? Und die Sprache, die Jahwe zu dem Pazifik und zum Atlantik sagt, ist zärtlich.
Er hat die Meere mit Wellen verschönert und in der Dunkelheit packt er sie in Windeln. Man merkt, Jahwe hat gar keine kreatürlichen Urengste gegenüber dem Meer. Jahwe ist gegenüber dem Meer, dem Urstoff des Lebens, ganz souverän und zärtlich. Jetzt kommt 3. Vers 12-15. Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten, der Morgenröte ihren Ort bestimmt, dass es der Erde Säume fasse und die Frevler von ihr abgeschüttelt werden? Sie verwandelt sich wie Siegelton, steht da wie an Gewand. Den Frevlern wird er lichtentzogen, zerschmettert der erhobene Arm. Der erste Beispiel ist die Stabilität der Erde, das A und O in jeder Sekunde unseres Lebens.
Das zweite Ordnungsprinzip, auf das Jahwe zu sprechen kommt, ist die Begrenzung des Wassers der Meere. Das dritte ordnende Prinzip, das in seinem Schöpfungsplan, den hier anschwärzt, reingepflanzt hat, ist die Begrenzung der Finsternis. Stellen wir uns mal ein Leben vor ohne Licht oder sagen wir mal, der Tag hätte 22 Stunden Dunkelheit und 2 Stunden Licht. Da hättest du einen vollkommen anderen Lebensstil, hättest ganz andere Lebensüberzeugungen, es würden ganz andere Religionen entstehen. Weil unser gesamtes Leben lebt davon, dass die Finsternis begrenzt wird. Und jeden Morgen wird es hell. Da können wir uns freuen, da steckt eine tiefe Ordnung drin, die Sonne vergisst niemals aufzugehen.
An jedem Morgen erleben wir es neu, dass der Schöpfer die Finsternis begrenzt. Und hier wird auch die ethische Bedeutung, Licht hat ja auch eine ethische Bedeutung. Nicht nur, dass ein Leben ohne Licht absolut unmöglich wäre. Wir hätten keine Wahrnehmung und deshalb auch gar kein Bewusstsein, weil unser Bewusstsein entsteht aus der Wahrnehmung. In völliger Finsternis hätten wir keine Wahrnehmung und kein Bewusstsein. Also wir sind absolut auf das Licht angewiesen, das haben aber nicht wir gemacht. Wir sind gar nicht mitbeteiligt. Und jetzt kommt er auch noch auf die ethische Bedeutung. Viele Räuber, Diebe, Einbrecher, die haben es in der Dunkelheit natürlich viel leichter, aber wenn der Morden graut und es hell wird, dann ziehen sie sich zurück.
Also wir haben jetzt am Anfang die drei großen Ordnungsprinzipien, auf die Gott mit rhetorischen Fragen, es sind so Hebammenfragen, er will sagen, denk mal nach, geht da bei dir eine Tür auf? Erweitert sich dein Tellerrand. Also die Stabilität der Erde, die Begrenzung der Meere und die Begrenzung der Finsternis. Jetzt kommen zwei große Abschnitte, das würde zu weit führen, die vorzulesen, die sind nämlich drei bis viermal so lang. Ich werde sie euch aber sagen, was da drin steht und ihr könnt es zu Hause ja gern langsam und nachdenklich, denkt nach, lernt. Ja, er kommt jetzt zu sprechen auf den Boden der Ozeane. Er sagt, bist du mal auf dem Boden der Meere ein paar Tage lang gewandert?
Wir könnten doch mal ausmachen, wir wandern mal von der Bretagne aus auf dem Boden des Atlantik nach USA. Wird eine Weile dauern, aber wäre ein ganz neues Lebensumfeld. Hast du eine Ahnung von dem Alltag auf dem Grund der Meere? Kennst du das? Du kannst ja auch gar nicht dort leben. Ja, aber das gehört auch zu meiner Schöpfung. Die Schöpfung ist ungeheuer fremd, sie ist ungeheuerlich. Dann kommt der fünfte Abschnitt, Klima und die interstellaren Räume. Wer macht eigentlich das Klima? Wie wichtig ist das Klima? Wie hängst du vom Klima ab? Sonnenschein, Regen. Er kommt auf die Wüsten zu sprechen. Und der andere sagt, du, ein Großteil, selbst auf dem Festland kannst du nicht überall leben.
Es gibt riesige Wüsten. Und jetzt pass mal auf, ich lasse sogar in der Wüste regnen. Da würdest du sagen, das ist doch völlig sinnlos. Da gibt es doch nichts. Ich bin auch der Schöpfer der Wüste. Ich liebe auch die Wüste. Ganz anderes Verhältnis zur Wüste wie du. Guck mal in die interstellaren Räume, hast du den Gestirnen die Bahn gegeben? Und auch das Weltall, die Galaxien brechen nicht zusammen. Obwohl es es nicht schon lange gibt. Aber irgendwie, da muss was stimmig sein, dass der Kosmos nicht schon längst mal zusammengebrochen ist. Irgendwas stimmt da. Da gibt es Faktoren, die genau stimmen. Hast du die Stimmigkeit dieser Faktoren gemacht? Weißt du überhaupt, um was für eine Art von Stimmigkeit es geht? Das ist der erste Hauptteil der Gottesrede.
Jetzt kommt der zweite Hauptteil B. Jetzt wird es ganz anders. Jetzt kommen, ich nehme das mal vorneweg, zehn Tiere. Also er lässt jetzt mal den Kosmos und er kommt auf das Festland und da leben Tiere. Und er nennt zehn Tiere. Und diese zehn Tiere sind zu fünf Paaren geordnet. Das erste Paar ist der Löwe und der Rabe. Das zweite Paar ist die Gämsen und die Hirschkuh. Das dritte Paar ist der Wildesel und der Wildstier. Das vierte Paar ist der Strauß und das wilde Pferd, das Ross. Und das fünfte Paar ist der Falke und der Geier. Jetzt, Hunderte von Jahren, was sind, warum gerade diese zehn Tiere?
Sie sind alle weder bewundernswürdig, sie sind auch nicht alle bedrohlich, sie sind auch nicht alle unrein, sie sind auch nicht alle rein. Also was ist da für ein Auswahlkriterium? Ja, genial, darf ich euch sagen. Genial. Rabe bringt hier keine gezähmten Haustiere und keine Kuscheltiere, sondern er bringt Tiere, die in einer Anti-Welt leben, in einer Gegenwelt, in deren, in der Welt dieser Tiere herrschen vollkommen andere Gesichtspunkte und Interessen wie in der Menschenwelt. Ja, es sind Tiere, die dort leben, wo Menschen eigentlich nicht leben können oder wollen, zumindest nicht freiwillig und dauerhaft. Diese Tiere leben in Gegenwelten.
Fangen wir mal an, 39 bis 41, mit diesem merkwürdigen Paar Löwe und Rabe diesmal. Erjagst du Beute für die Löwin, stillst du den Hunger der jungen Löwen, wenn sie sich in Höhlen ducken, im Dickicht auf der Lauer liegen? Wer bereitet dem Raben seine Nahrung, wenn seine Jungen schreien zu Gott und umherirren ohne Futter? Ja, also wenden wir uns mal diesen erstaunlichen Ungewohnten. Wer hätte sowas erwartet von uns? Ja, der Löwe steht an der Liste am Anfang, am Beginn. Ganz klar, er ist nach altorientalischer Lebenserfahrung der exemplarische Rivale des Menschen. Der Löwe ist der König der Tiere und der Feind des Menschen. In Palästina gab es viele Löwen, sie lebten im Jordan-Tal.
Das Jordan-Tal hatte damals in der unteren Hälfte Dschungel, Buschwald. Also Palästina hat eigentlich drei Klimazonen eng nebeneinander, das kommt sonst kaum noch mal vor, nämlich an der Küste Mittelmeer-Klima, dann an den Bergland-Landklima und dann geht der Jordan-Graben, das ist der tiefste Graben der Welt, er geht bis 400 Meter unter die Erdoberfläche und da ist subtropisches Klima. Es gibt im Jordan heute noch einige kleine Bereiche mit Dschungel. Also da gehe ich immer mit den Studenten hin und dann äußern wir Tatsernhufe, wenn wir mit der Liane, wir schwingen dann über den ganzen Bach mit der Liane und schreien wie Tatsan. Also es gibt heute noch kleine Gebiete Dschungel mit Lianen im Jordan, aber damals viel, viel größer. Ja, und die Kreuzritter haben dann die Löwen ausgerottet im 13. Jahrhundert.
In Syrien gab es bis ins 19. Jahrhundert Löwen, in Iran und Irak bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es Löwen. In der Bibel gibt es sieben Ausdrücke, Begriffe für Löwen, Löwin, Jung-Löwe, also drei stehen allein schon hier, gibt es sieben Begriffe. Diese Begriffe kommen insgesamt im Alten Testament 135 mal vor, das ist wirklich viel und 110 mal in symbolischer Bedeutung. Man merkt gerade bei dieser Symbolik, Achil war ein Löwe und so, man merkt gerade an der symbolischen Deutung, welche Wirkung die Löwen auf die Menschen hatten. Das Gebrüll der Löwen hat damals wirklich Schrecken verbreitet.
Wenn du auf dem Boden liegst und in den geöffneten Rachen eines Löwen blickst, schwinden dir Gott sei Dank die Sinne und du wirst in den meisten Fällen ohnmächtig und da kriegst du das andere nicht mehr ganz so mit. Ja, und die Löwen können völlig lautlos sich anschleichen hinterm Gebüsch und dann brechen sie vor, sie brechen in die Herden ein und reißen die Herden, aber sie greifen auch Menschen an. Also der Löwe und der Mensch, da kann man sagen, da gilt entweder du oder ich. Wo sich viele Löwen aufhalten, können Menschen nicht leben und wo sich die Zivilisation der Menschen ausbreitet, ziehen sich die Löwen zurück. Hier geht es um die Nahrungssuche bei den Löwen und bei den Raben. Wir können ja in Edeka und in Supermarkt gehen, aber ich sage euch, die Löwen,
wenn die so drei, vier kleine Fresser haben, die müssen da ganz schön was anschaffen. Wer gibt der Fresslust der Junglöwen? Ich sage euch, die fressen was weg. Die Eltern müssen da richtig schuften. Ihr sagt, wer gibt den Junglöwen zu fressen? Ja, ihr ja nicht, ihr Menschen, es juckt euch ja gar nicht, aber mich schon. Ich schaffe Landschaften, wo die Nahrungssuche der Löwen Erfolg hat. Dafür habe ich gesorgt, nämlich in dem tödlichen Konflikt zwischen Löwe und Mensch steht Jahwe nicht einfach einseitig auf Seiten der Menschen. Gar nicht. Er ist auch der Gott der Löwen, der Fürsorger der Löwen. In Jesaja 11, 6 bis 8 heißt es, eine Vision auf den kommenden ewigen Frieden.
Dann wird auch der Löwe seine Löwen, seine Raubtiernatur verlieren und friedlich neben dem Lamm liegen. Ja, das ist eine typisch menschliche Vorstellung. Aber wer hat die Löwen gefragt, ob sie das überhaupt wollen? Liegen sie so neben dem süßen Lamm und können nicht mal zubeißen? Ja, wer hat die Löwen gefragt? Ja, und dann die Raben. Die Raben kommen jetzt deshalb, weil sie sind die Resteverwerter, wenn die Löwen fertig sind mit Fressen. Die Raben sind Aasfresser und die Löwen ja weit überwiegend out. Das was sie angreifen, stirbt ja. Und wenn die Löwen satt sind und sich trollen, dann kommen die Raben und fressen den Rest. Deswegen das ein paar. Ja, die Raben, diese kohlrabenschwarzen, krechzenden Ungeheuer,
die waren den Menschen immer schon unheimlich und fremd. Könnt ihr mal Hitchcock die Vögel angucken, da sind da 200 Raben auf irgendeinem Telefon dran. Und dann, sie hacken ja mit, tatsächlich ist es kein Witz, sie hacken ja mit Vorliebe die Augen aus. Und unsere Sprichwörter, Rabenschwarz, Raben Eltern, du Raben Aas. Also die Raben, die leben ja in einer ganz anderen Welt, die haben ganz andere Interessen wie du. Aber weißt du, Gott ist auch ein Gott der Raben. Und wenn die Raben zu Gott schreien, dann fühlt sich Gott persönlich angesprochen. Ja und Schreien, müsst ihr wissen, das ist der biblische Ausdruck für Exodus. In Exodus 2, Vers 23 heißt es, da schrien sie zu Gott und in Exodus 3, 7 und 9,
immer das gleiche Wort, die Frauenarbeiter schrien zu Gott, dass Gott ihnen helfe. Ja, ihr lieben Raben schreien auch zu Gott. Haben die Raben eigentlich eine Gottesbeziehung? Sieht dann so aus. Nicht nur die hebräischen Frauenarbeiter schreien zu Gott, die Raben auch. Und Gott fühlt sich davon persönlich angesprochen. Wer hätte auch das denken können. Jetzt kommt das zweite Paar, die Gemse, Steinbruch kann man da auch mit drunterziehen, und die Hirschkuh oder auch der Hirsch. Aber es sind die weiblichen Formen. Das zweite Paar sind also Gemse und Hirschkuh. Lies mal, Martin. Kennst du der Gemse Wurfzeit? Überwachst du das Werfen der Hirschkuh? Zählst du die Monde, die tragend sie füllen?
Kennst du die Zeit ihres Wurfs? Sie kauern sich, werfen ihre Jungen, werden los ihre Wehen. Ihre Jungen erstarken, wachsen im Freien, laufen hinaus und kehren nicht zu ihnen zurück. Ja, jetzt das zweite Tierpaar. Am Anfang war die Ernährung und jetzt kommt die Vermehrung. Genauso grundlegend für das Leben der Tiere. Ja, also gehen wir mal zuerst zur Gemse und zum Steinbruch. Auch heute noch in Israel gibt es sehr viele Gemsen und Steinböcke. Wenn ihr so Richtung Todesmeer fahrt und dann bis in die gebirgige Gegend, da werdet ihr häufig einen sehen. Sie leben so in der Bergwelt, in den Bergwänden, dass sie sich da erhalten haben bis heute. Ich werde nie vergessen, dass ich im Wadi Zinn im Negev, das ist ein ganz unheimliches Wadi,
ganz urwüchsig, geil verwildert, da bin ich mal, da habe ich noch sehen können, da bin ich da runter gestiegen ins Wadi Zinn und dann durch Zufall gucke ich mal ganz nach oben und dann steht so 100 Meter über mir ein Steinbruch und der guckt zu mir runter. Und ich sage euch, wir haben uns 10 Sekunden mindestens in die Augen geguckt. Und da habe ich das Gefühl gehabt, ich kann seine Gedanken lesen, ich weiß, was der denkt, wisst ihr, was der gedacht hat? Du dummer Touri, was machst denn du hier? Du hast doch hier gar nichts verloren, geh doch wieder heim. Ich glaube, das hat er gedacht. Also auf jeden Fall, die leben in zerklüfteten Welten und konnten sich da gut erhalten. Jetzt, die Gämse und die Hirschkuh gelten im Orient als die scheuesten Tiere, die es gibt.
Und der scheueste Moment im Leben dieser scheuesten Tiere ist, wenn sie gebären, wenn sie werfen, dann sind sie nämlich wehrlos. Eine Hirschkuh kriegst du sowieso selten zu Gesicht. Hirsche übrigens gibt es bis Palästina, mesopotamischer Dammhirsch, kommt vor in Asien, in Europa. Südliche Grenze ist Palästina, südlicher geht es nicht mehr. Sehr viele Tierarten und Pflanzenarten aus Europa und Asien haben die südlichste Grenze in Palästina. In Afrika gibt es die gar nicht. Sehr viele afrikanische Pflanzen und afrikanische Tierarten haben die nördlichste Grenze in Palästina. Und nördlicher geht es nicht. Also der Hirsch ist an der südlichsten Grenze. Also die Hirschkuh und die Gämse sind die scheuesten Tiere. Und ihr intimster Augenblick, das werdet ihr nie sehen.
Ich weiß nicht, ob jemals das ein Mensch gesehen hat. Vielleicht im Zoo künstlich, aber in der Wildnis glaube ich nicht. Aber Gott, Gott achtet auf die intimsten Augenblicke der Gämse und der Hirschkuh. Und er schafft ihnen Dickicht, Rückzugsorte, wo sie sich zurückzuholen können. Denn er ist auch der Gott der Gämsen und der Hirschkuh. Jetzt das nächste Paar ist besonderes Säbel. Das ist der Wildesel und der Wildstier. Wer hat den Wildesel freigelassen, des wilden Esels fesseln, wer schloss sie auf? Ich gab ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die Salz sie getrifft. Er verlacht das Lärm der Stadt, hört nicht des Treibers Geschrei.
Die Berge sucht er nach Weide ab. Jeglichem Grün spürt er nach. Also Wildesel und Wildstier, wir haben jetzt mal gerade nur den Wildesel. Jeder Orientale hat ein besonderes Verhältnis zum Esel. Weil der Esel ist das wichtigste Reit- und Lasttier. Ein orientalischer Alltag ohne Esel ist völlig undenkbar. Der Esel ist die Kontinuitätsfigur im Orient. Die Reiche und die Kulturen kommen und gehen, der Esel bleibt. Und deswegen, weil der Esel so eine zentrale, er ist sozusagen systemrelevant, würde man in Corona-Zeiten sagen. Deswegen ärgert es einen echten Orientalen, das könnte vielleicht nicht ganz so nachführen,
aber probiert es mal, dass es Wildesel gibt. So ein Blödsinn. Es gibt tatsächlich zahlreiche Wildesel in Jordanien bis ins 19. und 20. Jahrhundert. Und der Staat Israel setzt seit einigen Jahren wieder Wildesel bewusst aus. In Israel waren sie ausgestorben, aber sie vermehren sich schon wieder ganz gut. Also ein Orientaler greift sich an den Kopf. Alles Arm, Unterschicht, man muss kämpfen, dass man durchs Leben kommt. Der Esel ist eine gewaltige Hilfe. Und jetzt gibt es Tausende von Wildesel, die sieht man da so im Toten Meer, in Salzgegenden, in Eienöden, das lieben die. Über Lärm in der Stadt lachen die. Die blöden Menschen, was machen die dafür? Aber die Eienöden am Toten Meer, das ist ihre Heimat, die lieben sie.
Und jetzt gibt es also Wildesel, die kannst du nicht zähmen. Das ist unmöglich, das geht nicht. Sie lassen sich vom Menschen nicht dirigieren. Sie haben überhaupt keine Lust, für den Menschen da zu schuften. Und da geht es los, wer hat die Wildesel freigelassen? Das ist ein Hauptwort der Exodus-Erfahrung, Freilassung. Das ist Theologie des Exodus. Er hat auch die Wildesel freigelassen. Er hat sogar ihre Fesseln selber aufgemacht und das Schloss aufgeschlossen. Luther gibt eine Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen. Aber hier gibt es einen Text von der Freiheit des Wildesels. Das ist doch zivilisatorisch gesehen Blödsinn. Die haben so eine Kraft, ja, für was? Das nützt doch niemandem. Aber was sie machen, sie stören und zerstören. Sie trampeln die Aussaat kaputt.
Ich sag dir, da wirst du zornig, sie trampeln die Ecke kaputt. Und die Aussaat, da rühren die richtig rum. Da gehen sie raus und da wächst nicht mehr viel. Und man merkt richtig, Gott hat seine Freude. Wer findet das irgendwie gar nicht so schlecht? Man merkt so in diesen Worten, Gott steht da nicht einfach auf unserer Seite. Wer hat die Wildesel freigelassen und das Schloss ihrer Fesseln aufgeschlossen? Wer? Ja, Gott. Jetzt kommt der Wildstier. Wird dir der Wildstier dienen wollen, bleibt er an deiner Krippe zur Nacht? Hältst du am Seil ihn in der Furche? Pflügt er die Täler hinter dir her? Überlässt du ihm deine Arbeit, weil er so stark ist?
Glaubst du ihm, dass er wieder kommt und deine Saat auf die Tenne bringt? Das ist wirklich alles sehr lächerlich. Ich weiß nicht, wie der hier das ertragen hat. Alles rhetorische Fragen, die den Tellerrand zerhacken. Nicht nur aufbrechen. Solche Fragen hat hier noch nie im Leben. Wie auch. Jetzt kommt der Höhepunkt, der Wildstier. Ich war auch schon mal im Stierkampf in Spanien. Diese Wildtiere, der Nacken eines Wildstiers. Wildtiere sind wirklich anarchisch. Die sind destruktiv. Jeder Orientale, der seinen Acker mühsam beackert, denkt sich mal aus. Du könntest ein Wildstier vor dem Pflug spannen. Das würde ein Acker gepflügt mit so einer Kraft.
Das ging ja im 3. Gang vorwärts. Aber der macht doch bloß kaputt. Der ist doch zivilisatorisch völlig out, gefährlich. Der macht auch Felder kaputt und Aussaat kaputt. Auch der Wildstier. Wir armen Menschen sagen zu alten Tieren, wo wir kein Verhältnis finden und deren Lebenswelt nicht ermessen können, die nennen wir Wild. Wildesel, Wildstier. Das Wort Wild auf freier Wildbahn. Das Wort Wild zeigt die engen Grenzen unserer Wahrnehmung. Wir können nur noch Wild sagen. Jetzt kommt der Strauß und das wilde Pferd. Das sage ich selber, das ist sehr lang. Lest es nach. Das ist ein sehr langer Text, der Strauß und das Wildpferd. Der Strauß, den gab es auch bis ins 20. Jahrhundert.
Im Zweiten Weltkrieg sind vom Zug aus die letzten Strauße geschossen worden. Seitdem sind sie ausgestorben. Der Strauß wird 2,40 m hoch und er ist ein Vogel. Er hat große Flügel, aber er kann nicht fliegen. Er kann flattern und kann sich mit dem Flattern wahnsinnig schnell in Bewegung setzen. Kein, man hat es bald aufgegeben, dass man mit dem Pferd versucht hat, Straußen zu fangen. Das geht nicht, die sind doppelt so schnell wie ein Pferd. Die Straußen können sich nur einkreisen, wenn man einen großen Kreis hinbekommt. Dann kann man ihn fangen. Diese Orientbahn, die es gab zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg und schon im 19. Jahrhundert, die von Haifa über Damaskus nach Bagdad geht, die von deutschen Ingenieuren, Orient Express oder Orientbahn gebaut wurden.
Da haben sich die Straußen ein Fest daraus gemacht, ein Jux daraus gemacht. Sie sind neben dem Zug hergelaufen, dann haben sie Gas gegeben und weg waren sie. Da sind sie manchmal sogar umgekehrt, haben gewartet, bis der Zug wieder da ist, und dann haben sie wieder Gas gegeben. Die sind ungeheuer schnell. Das war völlig fremd. 2,40 m hoher Vogel, große Flügel, Spannbreite 2,40 m. Er kann nicht fliegen. Dann galt er als sehr dumm, weil er hat seine Eier, es waren relativ grosse Eier, im Sand, im warmen, oder auch heißen, weiß ich nicht genau, Sand vergraben. Dann ist er weggegangen. Er hat sich um die Eier nicht gekümmert. Wie geht der mit seinem Nachwuchs um? Das haben sich die Menschen auch zu Tode gewundert. Wahnsinnig schnell, aber auch sehr leichtsinniger Umgang
mit seinem eigenen. Die Straußen kümmern sich fast gar nicht um ihren Nachwuchs. Gott ist auch der Fürsorger der Straußen. Er ist ihr Schöpfer. Ihre Lebenswelt, die Schnelligkeit, der Leichtsinn. Was heißt Leichtsinn? Das ist alles im Plan des Schöpfers. Er kennt die Lebenswelt der Straußen genau und hat sie so ihnen ermöglicht. Dann kommt das Pferd. Das Pferd ist sehr wichtig zu erklären, weil wir Mitteleuropäer haben ein positives Verhältnis zum Pferd. Das Pferd ist unser Freund, unser Helfer, unser Gefährte. Die Teenagermädchen streben in die Reitstunde und so. Nein, das ist in Israel völlig anders. Ich glaube, fast alle Erwähnungen des Pferdes sind sehr negativ.
Hier kommt eine Hymne auf das Pferd. Das ist einmalig in der Bibel. Weil die Pferde zu 98 % sehr negativ geschildert werden. Warum? Weil Israel mit Pferden als militärische Waffe die Rosse. Setz dein Vertrauen nicht auf die Rosse, wie die Propheten zu den Königen sagen. Sondern setz euer Vertrauen auf Jahwe. Die ägyptischen Verfolgungsstreitwagen wurden von Rossen gezogen. Auch in den Kämpfen mit den Babylonien-Asyrern, die Samaria zerstört haben, Jerusalem zerstört haben, waren überlegene Reiterheere und Streitwagenheere. Als die frühen Israeliten in Palästina gesiegt wurden, konnten sie nur in den weniger attraktiven Berghöhen siedeln. Weil in den fruchtbaren Tälern hatten sie keine Chance.
Die Canaanäher hatten Streitwagenheere. Die Philister auch. Die waren ihnen militärisch weit überlegen. Pferde, Rosse gab es in Israel erst ab Salomo. Salomo hat militärisch genutzte Pferde eingeführt. Und dann vor allem der König Ahab. Aber im Allgemeinen hat Israel nur scheußliche Erfahrungen. Pferde sind sofort feindliche Reiterheere und Streitwagen. Selbst wenn in Israel mal sie einen Streitwagen erbeutet haben, oder 2, 3, und auch Pferde, die konnten mit denen gar nicht viel anfangen. Und jetzt heißt es in diesem Text, ich fasse ihn mal kurz zusammen, das Pferd hat eine Kraft und hat eine Mähne als Schmuck. Und es kann vieren. Da spürt man, und ein Pferd ist schnell und ein Pferd ist mutig. Es rennt in die Schlacht. Indessen, Israelitlerz sind ja immer feindliche Pferde.
Also Gott, man merkt, Gott hat auch irgendwie eine große Freude an den Rossen. Und er ist im Vergleich zu den Rossen gar nicht so sehr auf Seiten der Israeliten, die ja mit denen schlechte Erfahrungen gemacht haben. Nein, er ist auch der Fürsorger der Rosse. Also hier kommt ein Hymnus auf das Pferd. Das ist völlig abartig für die jüdische Bibel. Und jetzt kommt das Letzte, der Falke und der Geier. Kommt es von deiner Einsicht, dass der Falke sich aufschwingt und nach Süden seine Flügel ausbreitet? Fliegt er auf dein Geheiß, der Geier empor, und baut seinen Horst in der Höhe? Auf Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und an steiler Wand. Von dort erspäht er die Beute, seine Augen schauen ins Weite. Nach Blut gieren seine Jungen.
Wo Erschlagene sind, ist er zur Stelle. Da sind sie zu finden. Das ist der Schluss. Es ist gar kein idyllischer Schluss, sondern eine ganz fremde Welt. Die Falken. Die Falken sind sehr früh aufgefallen im Orient, weil sie ein irrsinniges Navigationssystem im Gehirn haben. Die finden ein Gehirn, das sie nicht sehen können. Und die Falken sind sehr früh aufgefallen im Orient. Die finden ein Gehirnsystem im Gehirn. Die finden einen Punkt an der Südspitze in Afrika. Wenn sie da mal waren, man weiß bis heute nicht, wie es funktioniert. Die Falken haben ein unglaubliches Navigationssystem. Wenn die nach Süden fliegen. Und die Falken haben eine unglaubliche Geschwindigkeit, wenn sie nach unten stürzflug. In der Universität Haifa hat man die höchste Geschwindigkeit,
400 km Stunden im Sturzflug. Das war eine ganz fremde Welt. So Falkenjagd, gezähmte Falken, wie bei uns im Mittelalter. Das gibt es im Orient nicht. Der Falke ist ein ganz fremdes Tier. Er hat einen unglaublichen Navigationssinn. Er hat eine Geschwindigkeit drauf. Das ist ungeheuerlich. Und dann die Geier. Die Geier sind auch aasfressende Tiere. Geier sind die Gesundheitspolizei im Orient. Sie können sehr schnell nach oben fliegen, Falken auch. Und oben drehen sie ihre Hunde, bleiben immer im Sichtkontakt. Die Geier machen so ihre Kontrollflüge. Wenn Sie unten einen erschlagenen sehen, sind innerhalb weniger Minuten 50 Geier dort. Weil die sind alle im Blickkontakt. Geier ist auch so ein unheimliches Tier. Er ist 1 m lang und auch über 2 m Spanne.
Er ist für die Menschen auch ein merkwürdig fremdes Tier. Er lebt ja auch nur dort, wo eben keine Menschen leben. Der Rabe übrigens auch. Er lebt nur am Toten Meer oder in verwüsteten Ruinenstätten. Da lebt der Rabe mit dem Schakal und den Hyänen und der Eule. Deswegen sind die Indizien für verwüstete Regionen. Jetzt will ich so weit, also diese 10 Tiere. Das Auswahlkriterium ist, sie leben in fremden Welten. Sie sind am weitesten entfernt von der menschlich-idyllischen heimatlichen Welt. Schöpfung ist hier überhaupt nicht heile Welt, gar nicht. Im Unterschied zu Genesis 1 und 2. Da ist alles immer sehr gut. Die Schöpfungstexte in Genesis 1 und 2 und auch die wunderschönen Psalmtexte in 8 und 104.
Davon lebt so die christliche Schöpfungstheologie. Aber ich sage euch, in diesen Kapiteln ist der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, gar nicht. Er ist nicht der Mittelpunkt. Und wenn wir ja fragen nach dem Sinn, wenn wir, du und ich, nach dem Sinn fragen, ist ja immer anthropozentrisch. Wir denken immer an den Sinn, der uns einleuchtet. Den Sinn gibt es sowieso nicht in der Schöpfung, nach diesen Kapiteln. Also die christliche Theologie wird es lernen müssen, dass Schöpfung nicht nur Genesis 1 und Genesis 2 ist und Schöpfungspsalmen, sondern auch diese unglaublichen Kapitel, die die Mittelpunktstellung des Menschen glatt aufheben. Die werden kaum theologisch genutzt. Jetzt will ich mal eine zusammenfassende Interpretation
dieser beiden Hauptteile. Also erster Hauptteil, die Ungeheuerlichkeit der Schöpfung. Und zweiter Hauptteil, die fremde Welt der wilden, gefährlichen Tiere. Der Autor der Hierbdichtung oder Jahwe, der Autor der Hierbdichtung ist ja der, der Jahwe so auftreten lässt. Also sagen wir mal, ich sage jetzt immer Jahwe, aber ich meine im Grunde immer die erzählerischen Intentionen des Autors. Wir müssen ja bei diesen Texten immer fragen, welche erzählerische Absicht hatte der Autor. Ja, aber das setze ich jetzt mal voraus. Jahwe lenkt in seiner ersten Antwortrede, im ersten Teil, die Aufmerksamkeit von Hierb auf den Kosmos. Der Kosmos, wie Jahwe ihn zeigt, ist unfassbar fremd und ungeheuerlich.
Er ist voller Unzugänglichkeit und Unbewohnbarkeit. Er ist voller Geheimnisse. In ihm gibt es die Chaosmächte, Wasser, Finsternis und Wüste. Und den Kosmos gab es ja schon lange, bevor es den Menschen gab. Und der Kosmos war auch ohne den Menschen das, was er ist. Es wird Tag und Nacht, da ist der Mensch ja gar nicht mitbeteiligt, und niemand fragt ihn. Der Kosmos braucht den Beifall des Menschen nicht. Der Kosmos ist er selbst auch ohne den Menschen. Der Mensch kann die Grundstrukturen des Kosmos weder planen noch begründen,
weder erhalten noch gestalten. Das, was der Mensch im Kosmos alles an Fremdheit vorfindet, zeigt, der Kosmos ist nicht unser Kosmos. Ist er nicht. Er richtet sich gar nicht nach unseren Wünschen und Ideen. Und der Mensch, der jetzt mit dieser Tiefe und Weite des Kosmos konfrontiert wird, muss sich jetzt dem stellen, was er nicht weiß und nicht kann. Er kann den Sinn des Kosmos nicht erkennen. Und doch waltet in diesem Kosmos irgendeine Ordnung, die auch den Menschen mitträgt
und ohne die der Mensch keinen Tag leben könnte. Aber der Mensch kann ihn nicht erkennen, diese Ordnung, von der er tragen wird. Der Kosmos richtet sich nicht nach den Ideen des Menschen. Aber trotz aller Ungeheuerlichkeit und aller unfassbaren Fremdheit ist der Kosmos nicht Ausdruck einer Feindschaft gegen den Menschen. Das ist er nicht. Und all das Chaotische ist doch irgendwie begrenzt. Das Chaotische ist ein Teil eines größeren Ganzen. Und deswegen können wir trotz dieser ungeheuren Erfahrung des Anarchischen, des Sinnlosen, des Ungeheuren, Unfassbaren, dem Schöpfer vertrauen.
Das geht schon. Ja, und was soll das jetzt für der Hiyo bedeuten? Das wird nicht gesagt. Der Autor zieht keine Schlussfolgerungen für Hiyo. Also ich stelle ihn ziemlich zur Manst und zur Dattert vor. Aber ich glaube auch stürmisch bewegt. Konfrontation mit was völlig Neuem. Ja, was sind die Schlussfolgerungen für Hiyo? Die kann man eigentlich ziehen, obwohl sie nicht dastehen. Aber sie liegen auf der Hand. Weißt du, so ungeheuerlich fremd, so unfassbar ungeheuer, so chaotisch, so anarchisch, so destruktiv ist das unschuldige Leid. Weißt du, Hiyo, ich kann dein unschuldiges Leid schon ermessen.
Es gibt noch mehr in der Schöpfung. Es gibt nicht nur das unschuldige Leid. Es gibt in der Schöpfung so viel Zerstörung, so viel Anarchisches, der Wildstier und was es alles gibt. So eine ungeheure Weite und Leere. Weißt du, Hiyo, dein unschuldiges Leiden gehört in eine Seite der Schöpfung, die ich durchaus kenne. Und dann die Tiere, die Tiere. Also keine gezähmten Haustiere, keine Kuscheltiere, sondern Tiere, die wirklich bedrohlich sind, die Herden zerstören, Menschen angreifen. Es gab im Orient, galten gerade diese Tiere als Repräsentanten
des Widerspänzlichen, des Bedrohlichen. Bei manchen Kreisen sogar waren gerade diese Tiere Repräsentanten des Unheimlichen, des Dämonischen. Die werden hier gebracht. Ottmar Kehl, ein Archäologe und Theologie-Professor aus der Universität Fribourg in der Schweiz, hat als erster dieses Auswahlkriterium dieser 10 Tiere. 1978 war er der Erste, der es erkannt hat. Das war Prinzip, weil er hat nämlich Tausende von Rollsiegeln und Stempelsiegeln untersucht in den orientalischen Großkulturen, mit denen man die wichtigsten Dokumente sozusagen unterschrieben hat. Es gab schon auch eine Art Unterschrift, aber es musste auf jeden Fall Rollsiegel und Stempelsiegel, muss drunter sein. Und diese Rollsiegel und Tempelsiegel waren immer künstlerisch sehr gestaltet. Und jetzt hat der Schweizer Theologe Ottmar Kehl
in monatelanger Vergleichsarbeit herausgefunden, es kommen auf diesen Siegeln sehr oft Jagd-Szenen vor, der Großkönige. Die jagen Löwen, Wildesel, Wildstiere und Pfaulen. Und warum jagen sie die? Weil sie sind in der orientalischen Reichsideologie Vertreter des Chaos. Der Großkönig muss nicht nur stark sein gegen die politischen Feinde, er muss auch stark sein gegen die Feinde im Tierreich. Die waren ja früher wirklich eine ernste Gefahr. Er ist auch der Herr der Tiere. Und auf der Jagd, wenn der Großkönig erfolgreich ist, zeigt er, dass er sein Volk beschützt vor den Chaos-Elementen in der Tierwelt. Und so zieht er die Bewunderung seiner Bevölkerung auf sich. Also man merkt an diesen Holzsiegeln,
dass gerade diese Tiere Vertreter einer Gegenwelt waren. Also auch hier, hier war ich so zerstörerisch wie ein Wildstier. So zertrampelnd wie ein Wildesel. So reißend wie ein Löwe ist auch das unschuldige Leid. Und es enthüllt sich kein Sinn. Denn der Mensch kann den Sinn der Schöpfung nicht ermessen. Und jetzt tritt das Wunderbare ein. Hiup, ist getröstet. Eine platte, blöde Tröstungsaktivität, das hat er ja genug gehört. Aber in dieser Rede, wo Gott gar nichts erklärt, er rechtfertigt sich auch gar nicht.
Warum die Schöpfer, nein, keine Rechtfertigung, kein Versprechen, kein Hoffnungszeichen. Unglaublich, gell? Man ist enttäuscht. Aber Hiup ist getröstet. Weil ich sage euch, diese Enttäuschung kann Gott uns nicht ersparen. Wir müssen durch diese Enttäuschung durch. Und dann hoffen, dass wenn wir durch sind, dass der gute Schöpfer, der Freund der Menschen, der Löwen, der Hirschkuh, der Gänse, vom Strauß, Geier und Falke, dass in seiner Schöpfung doch ein Sinn steckt, den aber nur er kennt. Also, ihr Lieben auch, die jetzt diesen Vortrag hören und sehen,
Gott kann uns diese Enttäuschung nicht ersparen. Aber wenn wir durch diese Enttäuschung durch sind, dann wird es Möglichkeiten geben, die leichtsinnige Versprechen, oberflächliche Hoffnung, komische Tröstung, das hilft nicht. Aber diese Gottesantwort, die hat eine helfende Kraft.
Gottes Antwort an Hiob – Hiob Vorlesung Teil 7 | 10.13.1
Da klagt einer Gott an, wirft ihm Ungerechtigkeit vor, stellt sich selbst als unschuldig dar, obwohl doch alles gegen ihn zu sprechen scheint. Und Gott antwortet wortwörtlich. Das ist an sich schon überraschend genug, noch überraschender ist aber die Antwort, die Gott gibt. 37 Kapitel lang ging es vor allem um Hiob, um sein Leid, seine Klage und Verzweiflung. Wer die Geschichte liest oder als Lesungen (siehe 11.5.1 und 11.5.2) hört, hat die meiste Zeit diesen geschundenen, gebrochenen Mann vor Augen, mit seinen Tränen und Geschwüren.
Kaum aber hat Gott in dieser Geschichte das Wort ergriffen, da wird Hiob winzig klein. Und mit ihm wir alle, jeder einzelne Mensch. Gott verweist Hiob auf seinen Platz im Kosmos, auf seinen unfassbar winzigen Platz in der Unendlichkeit. Und wer es bei der Lektüre dieser Antwort Gottes im Hiob-Buch noch nicht begriffen hat, versteht es spätestens, wenn Siegfried Zimmer in diesem siebten Teil der Hiob-Reihe erklärt, was Gottes Antwort bedeutet, warum da von Wildeseln und gebärenden Gemsen die Rede ist oder davon, auf dem Grund des Meeres zu laufen. Letztendlich bleibt Gott Hiob die erhoffte Antwort schuldig. Oder auch nicht, denn im Grunde bekommt Hiob – und bekommen wir – viel mehr als das.
Dieser Vortrag gehört zu der 10-teilige Hiob-Vorlesung von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, die durch die Lesung des gesamten Hiobbuchs als Hiobnovelle (11.5.1) und Hiobdichtung (11.5.2) ergänzt wird.