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Heute geht es um Glaube mit Leib und Seele. Das ist der dritte Vortrag in einer Reihe, die ich gehalten habe. Es ging los mit Glaube und Sinnlichkeit. Wir haben dem so ein wenig nachgespürt, dass wir sinnhafte Wesen sind, die durch Sehen und Hören, Riechen, Schmecken, Spüren und weitere Sinne vielfältig vernetzt sind mit dieser Welt, der Natur, miteinander und auch in uns verschachtelt sind. So mit Geist, mit Leib, mit Seele, mit Nerven und allen Sinnen. Zweites Thema war Glaube und Gefühl. Wir haben uns da einen Ansatz angeschaut, wie wesentlich

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Gefühle für das Menschsein sind. Nicht nur als etwas Sekundäres, etwas Minderwertiges, etwas Primitives, sondern als der Raum, in dem Ergriffenheit stattfindet, Verbundenheit, in dem wir auch ja sehr geistig sehr tief erfahren, erleben. Gefühle, die nicht im Gegensatz stehen, zum Denken oder zum Wollen, sondern vielfältig damit verschachtelt und verwoben sind und eine unverzichtbare Bedeutung für das haben, was Glaube ausmacht. Glaube als Vertrauen, Glaube in Verbundenheit mit Lieben und Hoffen ist gar nicht denkbar, gar nicht vorstellbar ohne Gefühlsphäre der Freude, der Dankbarkeit, des Liebens und so weiter. Heute geht es um eine Art Zusammenfassung, Glaube mit Leib und Seele und ich möchte das aber als Zusammenfassung in

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Form eines Überblicks euch vorstellen. Ich möchte einen großen Bogen spannen von der Bibel bis heute. Irgendwie kommt man durch. So, welche Stellung hatte der Körper, der Leib innerhalb des theologischen Nachdenkens? Ich möchte heutige Impulse vorstellen und wirklich auch im Sinne von vorstellen, da kann man noch sehr viel mehr zu sagen. Da lohnt es sich noch richtig einzusteigen, aber im Sinne eines Gesamtüberblicks möchte ich das mal so machen. Die grundlegende These zieht sich ja durch diese Worthausveranstaltung insgesamt. Wir haben nicht nur so ein Ding genannt Körper, der sich irgendwie festgeklemmt hat an unserem wirklichen Menschsein, was seelisch-geistig ist. Nein, wir

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sind körperliche Wesen, leibhafte Wesen. Wir sind verkörpertes Selbst. All diese Trennungsideologien, die es im Lauf der Geschichte immer wieder mal gab und auch in Theologien, werden unserer Wirklichkeit nicht gerecht. Wir leben in einer Zeit, die das zunehmend entdeckt. Das ist jetzt nicht ganz neu, ich werde gleich die Geschichte erzählen, wie es zu dieser Wiederentdeckung des Körpers und des Leibes im großen Stile kommt. Aber es ist jetzt auch noch nicht so im Übertreibungsbereich oder schon durch oder so, dass man sagen kann, es wird wieder höchste Zeit, dass wir den Körper auch wieder relativieren. Also da ist noch viel. Da ist noch sehr viel zu lernen, sehr viel zu erfahren, zu üben. Da ist noch manches zu gewinnen. Ich möchte am Anfang kurz Maß nehmen am Menschen,

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am ganzheitlichen Menschenbild der Bibel und möchte dabei aber zunächst auch eine Einordnung vorwegstellen. Es ist manchmal, naja man wird das so gern machen und sagen, das Menschenbild der Bibel ist so, so und so, halt dich daran und du weißt wo du bist und alles ist super und da kriegen wir mit 27 Stellen im Grunde die Welt und alle ihre Irrtümer aus den Angeln gehoben. So habt ihr Wothaus ja nicht kennengelernt. Das ist nicht das, wofür Wothaus angetreten ist, im Grunde eine vereinfachte, bisschen auch verkitschte, unkritische, ungeschichtliche Lektüre der Bibel als Lösung für alle Fragen anzubieten. So darum, bevor ich positiv nochmal zu sprechen komme auf das Menschenbild der Bibel, müssen wir uns eine Sache klar machen. Die Bibel ist immer noch zwei bis dreitausend Jahre alt und auch das Menschenbild der Bibel, die anthropologischen

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Aussagen der Bibel über Leib und Körper und Seele und Herz und so weiter, müssten im strengen Sinne natürlich auch historisch so gegliedert und analysiert und betrachtet werden im Kontext damaliger Bilder vom Menschen. Immer wieder auch mal so mit der kritischen Reflexion 2000 Jahre Abstand macht ein bisschen was. Es gibt ja immer wieder mal so das Wort von Pinchas Lapid, auf das man zurückkommt, das da lautet, die Bibel, wer die Bibel wörtlich versteht, nimmt sie nicht ernst. Das Wort ist missverständlich, wenn man wörtlich auffasst im Sinne von übertragen symbolisch. Das meint der nicht, ist nicht die Meinung. So, dann kann man da leicht gegenhauen und sagen, ja, aber wenn

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man die Bibel nicht wörtlich nimmt, sondern übertragen, dann wird es ja willkürlich und dann liest ja jeder da rein, was er möchte. Ja, meinte Lapide nicht, meinte auch sonst keiner, der seriös sich auf dieses Wort beruft, das ist völlig klar. Wörtlich, ja, das was da steht, hat unterschiedliche Bedeutungsintentionen, oft direkte, sagen wir mal, manchmal eben auch wirklich allegorische, symbolische übertragene. Und das ist ja auch schon eine Frage der Exegese. Rauszufinden, ist hier etwas eine Parabel oder ein Gleichnis oder eine Legende oder ein Bericht, so dieses wörtlich ist nicht gemeint. Was Lapide meint, ist ein wörtlich Nehmen im Sinne von unmittelbar auf heute übertragen. So, wer glaubt, die Bibel unmittelbar auf heute übertragen zu können, nimmt sie nicht ernst. Das ist die These. Die Bibel selbst

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umspannt ja schon tausend Jahre. So, und selbst innerhalb der Bibel kann man vielfältig beobachten, Dinge entwickeln sich, Dinge verändern sich. In einem anderen Kontext ist das, was früher mal in völlig anderer Situation gesagt war, nicht mehr eins zu eins übertragbar. Da muss man einen Weg gehen, da muss man das übersetzen, da muss man das übertragen. Die Bibel ernst nehmen heißt, sie natürlich erst mal zu analysieren, was ist gemeint, was steht da, wie wörtlich übertragen, historisch, legendarisch, ist das irgendwie verfasst? Aber dann auch zu fragen, wie können wir heute damit umgehen? Wie können wir das heute interpretieren? Wie können wir das heute auf uns beziehen? So, das ist bei allen Fragen des Menschenbildes, des Körperbildes, der Leiblichkeit eine Herausforderung. Ich mache es mal nur an einem einzigen Punkt fest. Die Menschen in der Bibel

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haben kein Gehirn. Die haben schon so einen Kopf auf dem Hals, irgendwie ist alles gut. Aber das, was Neurowissenschaften heute da alles rauskitzeln, das ist ja auch sehr enorm, das ist auch spannend, das ist faszinierend, steht noch nicht in der Bibel. Man muss das ein bisschen mal sacken lassen, in der Bibel haben die Menschen kein Gehirn, keine neurowissenschaftliche Perspektive, noch kein Nervensystem, die haben nicht diese ganze Verschachtelung und Verdrahtung. Denken findet im Herzen statt. Die Gedanken des Herzens, das Dichten und Trachten des Herzens, so Lev, Kadia, da wird das angesetzt. So, da kann man jetzt ganz viel zu sagen, aber das lasse ich einfach alles. Aber nur so, es wäre ja wirklich nun absurd zu sagen, darum sind die Neurowissenschaften ja

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auch ein einziger Holzweg, weil die Bibel ganz klar lehrt, dass wir den Menschen ohne Wissen um das Gehirn eigentlich perfekt verstehen. Gott macht keine Fehler. So, wenn Gott über das Gehirn nichts offenbart, kann da nichts dran sein an deren Zeugen. Ich empfehle euch nicht, so Gedanken zu pflegen. Witzigerweise führt das ja auch keiner so aus, das ist ja das Interessante. Also irgendwann spüren die Härtesten, dass das, was eigentlich logisch und konsequent wäre von ihren Grundsätzen her, vielleicht doch irgendwann nicht mehr ganz trägt oder so. Aber da bin ich dafür, sich eben auch ehrlich zu machen und das auch mal in Ruhe sacken zu lassen. So, und da hängt ja auch ganz viel dran, es gibt in der Bibel keine psychiatrischen Befunde. Da ist keiner psychisch krank, da braucht keiner Therapie, da gibt es keine Suchtkranken. Wer säuft, soll aufhören. Punkt. So, da gibt es

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keine neurodiversen Phänomene, so das kommt alles nicht vor. Angststörungen hat man nicht, so, ne, gibt es nicht. Und es gibt bis heute ja auch Menschen, die das komplett ignorieren. Ich habe vor wenigen Wochen Predigt gehört, millionenweite Ausstrahlung, Verbreitung, wo sich wirklich jemand breitbeinig hinstellte und sagt, es gibt keine Angststörung. Wer zu viel Angst hat in irgendeinem Lebensbereich oder grundsätzlich, der hat keine Angststörung, der hat eine Gehorsamstörung. Denn die Bibel befiehlt, auf Gott zu vertrauen und wer Gott vertraut, weiß, dass Gott alles in seiner Hand hat und fürchtet sich nicht. Amen. Das ist nicht gesund, das ist nicht gesund, dagegen zu argumentieren, wäre ein Missverständnis. Das ist wirklich einfach schädlich, so Gedanken

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zu haben. Das macht krank, das kann nicht nur krank machen. Das schadet Menschen enorm, wenn sie dann noch bei sich Schuld suchen müssen und Hilfe, die es gäbe, glauben nicht in Anspruch nehmen zu dürfen, weil sie ja nur eine Gehorsamstörung haben und keine Angststörung. So, und das jetzt mal vorweg. So einfach wollen und können wir es uns nicht machen. So, und zweiter Satz aus wissenschaftlich, aus exegetischer, aus historischer und aus heutiger anthropologisch informierter Sicht ist die Bibel einfach wahnsinnig gut gealtert. Also was die Bibel über den Menschen sagt, ist am Ende des Tages immer wieder sehr verblüffend. Und es wäre jetzt eine Riesenoperation, das ausführlich durchzuführen,

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aber kurz angedeutet, was die Bibel über das Herz sagt, ist einfach sehr spannend. So, das Herz wird als Personenzentrum aufgefasst. Im Herzen reichen sich Denken, Wollen und Fühlen die Hand. So, im Herz ist das alles miteinander verschachtet. So, im Herz wird man mutig, entscheidet man sich, da sind die Gedanken, da ist die Fantasie. Herz ist das, wo meine Empathie oder meine Kälte sich daran deutlich macht. Steinernes Herz, fleischernes Herz. Im Grunde ist das Herz als ein multifunktionelles Personenzentrum konzipiert, von dem man ganz viele Parallelen herziehen könnte zum Gehirn. Zu dem, was wir neurowissenschaftlich heute wissen, über unsere interne Verschachtelung. Und jetzt bitte nicht sagen, ja, Herz heißt eigentlich Gehirn und die Bibel hat doch recht. Also so einfach ist es

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nicht. Aber man kann historisch informiert, historische Anthropologie ernst nehmen, heutiges Wissen ernst nehmen, einfach verblüffende Lebensweisheit entdecken in der biblischen Beschreibung des Menschen. Das ausführlich durchzuführen überlasse ich immer gerne Expertinnen. Es wäre sehr lohnt, über das biblische Menschenbild Vorträge zu haben von Althesdamentlern, Althesdamentlerinnen. Es gibt einen Klassiker, der ist inzwischen 50 Jahre alt, Hans Walter Wolf. Anthropologie des Alten Testaments ist auch sehr gut gealtert. Das ist ein Grundlagenwerk, das ist fantastisch für alle hebräischen Begriffe, die unser Menschsein so beschreiben. Bernd Janowski hat eine große Anthropologie des Alten Testaments geschrieben. Es gibt weitere neue Veröffentlichungen. Das ist ein boomendes Feld heutiger Forschung, sehr faszinierend und auch für uns sehr spannend. So, und das ins Gespräch zu bringen mit heutiger

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Anthropologie, mit Neurologie, mit neueren phenomenologischen Entwürfen. All das findet auf breiter Fläche statt. Ich habe am Anfang mal überlegt, das referiere ich hier mal kurz. Ja, ne, mache ich jetzt doch nicht mal kurz. Dafür ist es zu umfassend. Da könnte man eigene Tagungen oder Reihen zu brauchen, aber es ist sehr lohnend. Was wir im hebräischen Denken finden, ist eine faszinierende Mischung von Ganzheitsbewusstsein und Differenzdenken. Es ist einfacher, nur das eine zu haben. Also das eine, wir machen den Menschen einfach zum Klumpen, zum Haufen und sagen, es ist immer alles drin. Alles gibt es keine Unterscheidung. Der ganze Mensch und so, leibselig, Gehirn, Herz, alles eins und so und so funktioniert. Und das ist schade, das ist zu wenig, weil natürlich so etwas wie Differenzen, auch Spannungen ja noch und noch

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auftreten. Und auch in der Bibel, ein Wort, was ihr alle kennt von Jesus, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. So was gibt es ja. Also man kann ja mit sich selbst in Spannung stehen, auf unterschiedlichster Art und Weise. Also Differenzbewusstsein für verschiedene Instanzen, für verschiedene Seiten und Pole unserer Verfasstheit, das ist schon gut. So, und die andere Möglichkeit wäre, das im Grunde sehr mechanisch ganz auseinander zu flütteln. So, das Gehirn ist dann eben ein Muskel und der funktioniert und der arbeitet mit lauter chemischen Impulsen und verschiedenen Prozessen und das ist irgendwie verschaffelt, hat mit Seele, Geist, Bewusstsein und so weiter nicht viel zu tun. So, es gab Zeiten, wo man das so gemacht hat und wo man glaubte, das Gehirn wie ein Organ im Grunde behandeln zu können und lass den mal

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labern, der da dran hängt, das alles bla bla bla, das ist unwichtig. Wir finden da schon die richtige Chemie, dass er wieder sauber tickt. So, oder der Körper ist einfach Stoff. So, und lass den eine Biografie haben, kann er ja nichts dafür oder so, aber er soll da nicht ins Erzählen kommen, hat aber keine Zeit und so. Es ist im Grunde wie eine Autowerkstatt, man legt ja auch nicht die Hand auf den Motor und sagt, oh Mensch, du Arme und so. Man macht, man hat da keine Zeit für, keine Streicheleinheiten, muss gar nicht wissen, ob es einen Namen hat oder nicht, das ist völlig unwichtig und so. Machen ist ein Ding. Es gab Tendenzen, den Körper so zu behandeln. So, und diese Trennung, diese völlige Abtrennung von verschiedenen Seiten des Menschen, Denken, Wille, Gefühl, Fantasie, Sinne, auch nicht. So, und die Bibel schafft es in ihrer Beschreibung

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des Menschen im Alten und im Neuen Testament sehr verschieden, das beieinander zu behalten. Also, es gibt im alttestamentlichen Menschenbild verschiedene Schlüsselbegriffe. Das Herz hatten wir bereits, LEV, so, und da steckt nun ganz viel drin. Es ist Person, Zentrum, Mitte, Denken und Wollen sind hier sehr stark. Die Handlungsimpulse gehen davon aus. Ein anderer irgendwie genauso wichtiger Grundbegriff in der Bibel oft Seele, das ist sehr schwierig, Nefesh. Nefesh, ihr habt es in verschiedenen Vorträgen bei Wörthaus aber auch schon gehört, die Kehle. So, und nun auch sehr interessant, es ist der Ort, wo der Atem stattfindet, das beatmete Organ, ist aber auch das Organ der Bedürftigkeit. Da, wo es um Essen, Trinken, um Sehnsucht, Bedürftigkeit geht. So, und der Mensch kann angesprochen werden als Nefesh, so als Seele, als bedürftiger Mensch,

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er kann aber auch angesprochen werden als Mensch des Herzens, als denkender, handelnder Mensch. So, und das wird aber nie systematisch auseinanderklamüsert, das wird an vielen Stellen miteinander verbunden. Darum heißt es eben auch, du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit allem Kräften und ganzem Gemüt. So, und da stecken verschiedene Begriffe dahinter und das macht das Hebräische sehr gerne, dass es bei so Grundbegriffen des Menschseins nicht immer zuerst analytisch, die voneinander abtrennt, sondern ein bisschen kumulativ, die zusammenführt und in ganz unterschiedlichen Stellen, ich hatte jetzt hier das große Liebesgebot, aber guckt euch Sprüche an Kapitel 1 im Lernen, auch da geht es wieder um Herz und Seele und alle möglichen

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anderen Instanzen. So, die Nieren spielen eine große Rolle und ich will jetzt nicht weiter durchgehen, es gibt die klugen Bücher, es gibt die differenzierten, ich lasse es mal hier nur so angedeutet. Dieses tiefe Wissen um innere Differenzierung und zugleich Vernetzung miteinander, das ist wahnsinnig spannend im biblischen Menschenbild, viel zu unbekannt, so wird viel zu wenig mit gearbeitet, da gibt es noch ganz viel Spannendes und Schönes herauszufinden. Ich hatte einen großen Bogen angekündigt von der Bibel bis heute, wir müssen langsam auf den Weg kommen. So, das Neue Testament ist ja oft ein bisschen bekannter, jetzt muss man einfach sehen, das Neue Testament ist sehr zentriert, ist sehr fokussiert, es hat ein großes Thema, alle Evangelien Jesus, das finde ich sehr wichtig. So, dann Apostelgeschichte, diese Botschaft in alle Welt, dieses Evangelium ist

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unterwegs. Briefe, worum geht es? Das Evangelium von Jesus Christus, bis dass er kommt. So, und diese starke Zentrierung, diese Fokussierung ist die Mitte, ist der rote Faden, ist die Spur, ist Mitte und Herz des christlichen Glaubens. Das Neue Testament hat und kennt und verarbeitet vielfältig das anthropologische Wissen um den Menschen der hebräischen Bibel, aber immer so ein bisschen nebenbei, immer so beiläufig. Man kann das Neue Testament zwei bis drei mal gelesen haben und merkt nichts, so merkt gar nicht, was da alles drinsteckt. Ein bisschen anspruchsvoller, das herauszufinden. Was auch faszinierend ist, das Neue Testament hat auf der einen Seite viel Erbe der hebräischen Bibel, jüdisches Erbe, aber es macht Brückenschläge in die griechisch-römisch-

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hellenistische Welt. Und das ist etwas, was im Judentum seit über 200 Jahren läuft. Es gibt eine gewisse Verzweigung, es gibt diejenigen, die sich radikal abschließen, absondern alle Fremdeinflüsse im Grunde irgendwie nicht wollen. Und wenn einem die zu nahe kommen, geht man in die Wüste. Irgendwie schafft man das schon, sich da reinzuhalten. Und es gibt jüdische Stränge, die frühzeitig anfangen, sich zu vernetzen, zu verknüpfen, auch griechisch-römische Gedanken ausprobieren. Das findet im Neuen Testament auch statt. Und auch eine schärfere Unterscheidung, zum Beispiel von Körper und Seele, gibt es im Neuen Testament. Unterscheidung äußerer Mensch, innerer Mensch, platonische Unterscheidung gibt es bei Paulus. Also das macht das Neue Testament echt anspruchsvoll. Ich möchte einfach nur an der Stelle dieses faszinierende Moment unterstreichen,

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das Neue Testament entscheidet sich für Offenheit oder es ist entschieden für Offenheit gegenüber der Umgebungskultur. Es verachtet nicht pauschal all das, was da die Mächtigen und die Kultur und die Philosophie so bringt. Es legt sich nicht einfach fest auf reine Traditionspflege und Traditionsbewahrung, sondern es adaptiert und probiert verschiedene Einflüsse der Umgebungswelt im eigenen Reden über den Menschen, sucht Anknüpfungen, ist da offen, ist nicht komplett abgeschlossen. Das macht es ein bisschen kompliziert, den Überblick zu behalten. Für uns würde ich sagen, also in der Spur des Neuen Testaments ist es einfach sehr schade, so zu glauben, die Welt, in der du lebst, ist ganz sicher falsch. Lies nichts, hör nicht zu, weiß alles besser, quatsch

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sie tot, bevor sie dir was beibringen. Das ist nicht die Haltung. So ist es nicht im Neuen Testament. So ist es bei Jesus nicht. Bei Paulus ist es noch so viel weniger. Es ist eine offene Kultur, die auch hört und die neue Perspektiven teilweise integriert und damit arbeitet und probiert. Also dieses Imflusssein kann man innerbiblisch finden. Innerbiblisch sind Wahrnehmung des Menschen im Fluss und geöffnet für neue Entdeckung. So, jetzt machen wir uns auf dem Weg und ja, es gibt eine irgendwie unbestreitbare Grundthese, gerade wenn man von der hebräischen Bibel herkommt, mit seinem starken ganzheitlichen Sinn für alle Aspekte des menschlichen Lebens, auch für seine Leibfreundlichkeit,

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muss man einfach in den ersten Jahrhunderten des Christentums konstatieren, es beginnt eine Verlustgeschichte des Körpers und die ist schnell auch erheblich und massiv. Diese Verlustgeschichte des Körpers hat zwei Seiten, hat mehr, ich vereinfache immer, aber zwei möchte ich jetzt mal vorstellen. In neuntester menschlicher Zeit gibt es einfach im griechisch-römischen Raum eine starke Dominanz klassisch-griechischer Philosophie. So Platon, Sokrates, kennen alle, alle die denken, kennen diese Impulse, sie haben das gleichzeitig aufgedröselt in verschiedene Schulen. Platonismus, der hat da noch verschiedene Phasen. Aristoteles, die Schule hat gerade eine kleine Schwächephase, so in der alten Kirche, aber sehr stark sind stoische Gedankenwälder. Ich habe Pfingsten,

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bisschen Stoizismus, auch schon mal dargestellt, könnte man da noch mal reinhören. Stoizismus ist konzentrierter, fokussierter und was Platonismus und Stoizismus jetzt miteinander verbindet, eine Höchstschätzung für die menschliche Vernunft, für Rationalität und das verbunden mit einer sehr starken Hierarchie, so dass man sagt, die Welt ist immer im Grunde so eine Stufenleiter von Phänomenen und Wertigkeiten. Je stofflicher, körperlicher, sichtbarer, desto weniger wert. Je seelischer, je geistiger, je vernünftiger, desto wertvoller. Geist ist das Handelnde, das Ordnende. Stoff ist das, was behandelt wird, ist das Passive, das was durchdrungen werden muss. Die dingliche, äußere Welt ist Stoff, ist Zeug. Gott ist Geist, Gott ist Jenseits,

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Gott ist unsichtbar, Gott ist körperlos. So, körperlicher ist das Niedere, das Geistige ist das Höhere. So, und das wurde unterschiedlichst implementiert in die Wahrnehmung dann eben auch des Menschen. Der Körper ist ein Werkzeug. So, für heute gesprochen, der Körper ist das Auto und der Geist ist der Fahrer. Jetzt muss man bei Platonikern darüber zu sagen, aber nur, wenn man eine Frau ist. Weil es gibt Männer, die das Auto in einer Weise lieben, wie die Platoniker es für völlig falsch halten würden. Völlig falsch. Das ist einfach ein Gerät, ein Werkzeug, ein Ding. Es ist nützlich, wie ein Messer. Wenn es stumpf wird, schmeiß es weg und du weinst dann nicht

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hinterher. Du hast dann wieder ein gutes oder so. Punkt. So, das ist die Vorstellung. Der Körper muss funktionieren. Er ist ein Gerät. So, der Geist ist das Göttliche im Menschen. Der Geist ist der Bereich, wo dem Menschen sich eine unsichtbare Welt der Wahrheit, der Mathematik, der Ideen, der vernünftigen Bestimmung der Welt und des Menschen erschliesst. So, und das wurde durchgeführt. Man sagt, ja, auch in der Menschheit ist es so. Es gibt Menschen, die sind wirklich reine Instrumente. Haben wir viele von, Gott sei Dank. Sklavinnen und Sklaven sind nicht richtig Menschen. Kann man auch verkaufen. Wenn sie nicht funktionieren, kann man sie totschlagen. Gut, kauft mal neuen. Es ist einfach Gerät, reines Gerät. So, und es ist andere. Die sind Menschen, aber die haben einen kleinen,

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kleinen Radius. Die funktionieren auf dem Feld. Die haben da irgendwie so einen Rücken, der steckt das alles weg. Manche sterben früh, kommt vor. Aber es ist ihr Job. Sie arbeiten den ganzen Tag. Sie haben auch keinen Urlaub. Wofür? Wo soll die uns da belästigen? Die arbeiten. Es sind Arbeitsbienen. So, und andere sind so Klopper, sind so Kerle. So, und ja, ist ja immer wieder mal Krieg. Kann man brauchen. Den bringt man das Töten schön bei. Die werden da noch ein bisschen fein getuned. Die sind ein bisschen wichtiger als die, die nur arbeiten können, weil im schlimmsten Fall müssen die uns ja vor denen beschützen, wenn die was merken oder wütend werden. Aber das sind einfach so Willenstiere, so Mutgeschöpfe und Schlagdraufs und so. Stehen ein bisschen höher, aber so. So, und dann gibt es eben auch eine Oberschicht, eine geistige Elite. Und die bestimmt, weil sie es kann. Kommen witzigerweise

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alle aus höheren, wohlhabenden Familien. Aber so ist es wohl. Das ist so passiert. Und diese Ordnung der Gesellschaft ist natürlich, und zu dieser Ordnung der Gesellschaft gehört natürlich auch, ja, bei allen Genannten gibt es auch Frauen, und die stehen aber nicht neben, die stehen da drunter natürlich. Ja, auch völlig klar. Und das ist für das alte Denken auch typisch, dass man sagte, die Frau ist einfach weniger vernünftig und mehr körperlich. Und die hat ein bisschen Anteil an dem, was Menschen als Männer haben, aber halt wie Kinder. Nicht so richtig. So ansatzweise. Es gibt Schulen, es gibt Schulen in der Antike. Es gibt Anzeichen, wo so ein bisschen das kippt. Selbst Platon hat so einen Moment, Politea, wo er sagt, man könnte Frauen irgendwie auch ausbilden und so.

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Also er hat so lichte Momente und dann, na ne, ne, doch nicht. Auch in der Stoire gibt es auch so so kleine lichte Momente, wo irgendjemand, was weiß ich, nur Töchter merkt, ja, ich habe mit der mal ein bisschen gesprochen. Oha, hätte ich nicht gedacht. Also es denkt. Wusste ich nicht. Da gibt es so kleine Momente. Aber die Grundtendenz, die Grundtendenz ist, menschlich im Vollsinn ist der Mann. Aristoteles sagt das ganz klar. Die Frauen sind verfehlter Mann. So, sie hat in sekundärer Weise am Mensch seinen Anteil. Aber ganz klar, er befiehlt sie folgt. Er führt, sie dient. So ist sie. Es ist ihre Natur. So dieses hierarchische Denken hat sehr stark immer Geist, Vernunft, Erkenntnis als das Höchste gesetzt, den Körper zurückgestellt. Plotin ist

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einer der bedeutendsten Neuplatoniker, also 600 Jahre nach Platon und so. Und von ihm geht das Wort um. Er schämte sich, im Leib zu sein. Ist nicht modern, leider, ein altes Gefühl. Aber es ist leider jetzt so ein stimmiges Gefühl. Wenn du Tag und Nacht so denkst, wie gerade beschrieben, dann fühlt es sich wie Majestätsbeleidigung an, wenn du auf Klo musst oder gar Durchfall hast. Was ist da los? Du musst das Buch fertig schreiben und kommst nicht vor dem Klo? Das ist schlimm einfach. Und es ist auch lästig und nervig. Und dieses ganze, dann wirst du älter, wirst nachts wach, musst auf Klo. Was ist das denn? Jetzt ja morgen ausgeschlafen sein müssen für die Vorlesung oder so. Was ist das denn? Es funktioniert nicht mehr gut und so. Das fanden die schlimm und auch

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peinlich. Also diese ganzen körperlichen Dinge. Ihr ahnt es bei den Frauen, ich führe es nicht weiter aus, aber Mannsein und frauenspezifische Körperlichkeiten irgendwie eklig zu finden und zu sagen, Unrein, bleib mir weg. Das war tief drin, ganz tief drin, so quer durch die Kulturen. Kommt man das religiös vor Bremen, dass man sagt, bleib mir weg und so. Aber es ist in einem Gesamtgefüge drin. Geistlich ist menschlich, körperlich ist tierisch. Ja, und das auch natürlich, das meinte man ganz ernst. Den Körper teilen wir mit den Tieren, den Verstand mit Gott. Tiere essen wir, schlagen wir, töten wir, jagen wir, benutzen wir. Unseren Körper halt ja essen lassen wir weg, aber sonst auch irgendwie. Das ist das eine. So, es gibt einen zweiten Strang in der Antike. Das

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war jetzt, sagen wir mal, diese Hierarchie mit dem Geist an der Spitze. Einen zweiten Strang, der damit aber zusammenhängt. Asketismus, asketische Grundhaltung. So, und im Grunde hängt es eng damit zusammen. Es sind aber nicht immer dieselben Gruppen und Kreise, die das so vertreten. Am Judentum kann man sich deutlich machen, es gab immer wieder mal jüdische Gruppen für die Askese. Nicht nur so im heutigen Sinne, ja, der Arzt hat gesagt, er hat wohl recht oder so. Sondern weit über ein Maß hinaus, dass das Maßhalten sinnvoll ist, Fasten selbstverständlich war. So religiöse Gruppen fasten alle in der Antike. Die Laxen, die Launen, die Schwachen, die Liberalen, Progressiven, Abgefallenen einmal die Woche. Jeder, der ein bisschen was auf sich

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hält. Mehr, öfter, zwei, dreimal die Woche, alles Mögliche. So, diese Idee, den Körper immer nur so am Existenzminimum zu halten, gibt es in unterschiedlichen Variationen. Fasten, so ein Bereich, und das ist jetzt multi-komplex, im Blick auf bestimmte Sachen, die vielleicht sogar noch lecker wären. Nein, nichts, was lustig machen könnte, oder irgendwie in Stimmung, nein, nichts. Und auch sonst regelmäßig, und es muss schwer sein, wenn du es kaum noch merkst, nimmst du es nicht ernst. Es muss schwer sein, es muss ein Opfer sein. So, und dazu natürlich auch Sexualität. Auch Sexualität, und das ist schon eine sehr andere Welt, das fanden viele religiöse und

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philosophische Eliten irgendwie schändlich, irgendwie schwach, irgendwie auch so wie Nase putzen oder Durchfall haben oder so. Mein Gott, wenn es sein muss, aber nee, es ist irgendwie, ich habe es neulich zwei Hunde tun sehen. Die treiben keine Philosophie, die treiben es aber. Das ist, als Mensch weißt du da Bescheid. Da weißt du Bescheid, das ist irgendwie, was soll das? Und man hat da schon Menschen von irgendwie abhängig sehen, man hat schon Männer gesehen, die sich zum Affen gemacht haben, wegen so Zeugs. Blauer Engel gab es damals noch nicht, aber so Geschichten irgendwie. Und das ist etwas, was in der Zeit des Neuen Testaments und danach eine große, starke, gesamtgesellschaftliche Stimmung ist. Askese im Blick auf Essen,

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im Blick auf Leiblichkeit, auch im Blick auf Waschen oder sonst wie. Auch schon doof, auch schon verweichlicht oder so. Kannst dich mit Sand abreiben, wenn nötig oder so, aber Waschen, das verzerrt doch alles irgendwie nur. Und eben auch im Blick auf Sexualität, auf Körperlichkeit, auf Anfassen. So, und jetzt muss man dazu sagen, das Neue Testament ist, wenn wir es vor diesem Hintergrund lesen, sehr, sehr eindeutig. Das Neue Testament macht nicht diesen Zug mit Geist oben, Körper unten. Das Neue Testament ist und bleibt ganzheitlich verfasst. Das Neue Testament hat starke Impulse, Menschen nebeneinander und nicht übereinander zu stellen. In Christus nicht Freier und Sklave, Jude, Grieche, Mann, männlich, weiblich, so an verschiedenen Stellen. So Geschwisterschaft. Einer ist Gott, ihr seid alles Geschwister. Das Neue Testament hat antihierarchische Impulse,

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anti intellektualistische Impulse. Es hat auch antiasketische Impulse. So, also ihr kennt sicher alle so Gemeindehäuser, wo man reingeht und dann steht da ein Bibelspruch an der Wand. Irgendwie was Schönes wie seid Stille vor dem Herrn oder so oder ja, oder auch noch schönere Sachen. Aber ich bin sicher ihr seid noch nie irgendwo reingekommen und dann stand der an der Wand und sie nannten Jesus Fresser und Weinsäufer. Amen. Wäre aber interessant, weil das war so ein Eindruck, den die hatten. Sie sagten Jesus, ja so ein Fresser und Weinsäufer und mit Frauen, ich habe da Sachen gehört. Das ist nicht solide. Das ist nicht solide. Also der ist da irgendwie vom Weg ab gekommen einfach. Da fehlte Grundbegriffe, gesunder Askese und Selbstbeherrschungen und so. Der ist

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viel zu lustig, um ernst genommen zu werden. Wäre interessant. So, also im Grunde ist völlig klar, das Neue Testament hat antiasketische, anti intellektualistische Impulse. Jetzt muss man auch sagen, hat sie in einer Zeit, die gnostisch und asketisch anfällig war. Ich nehme jetzt mal Gnosis. Gnosis ist eine Sonderentwicklung der späteren Zeit. Ich habe da auch einen Vorrat zugehalten. Man kann das finden. Wir haben jetzt so dieses wunderbare Juniaprojekt für Worte aus. Ihr könnt alles finden. Wir können das alles hier viel kürzer halten, die Querverweise. Und Gnosis, also Sonderphänomen, aber da verdichtet sich nochmal in besonderer Weise Erkenntnis und Geist als das Wichtigste und Höchste. Also große Einflüsse Platonismus, Stoa, werden da nochmal ganz extrem religiös auf die Spitze getrieben. Es gibt im Neuen Testament

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ausdrücklich Warnungen vor frühen Ansätzen vor Gnosis. Wird ausdrücklich abgelehnt. So Askese, na eben nicht. Also ganz viele antiasketische Impulse. Und in einer Zeit, die sehr gnostisch und asketisch ist, ist auch etwas, was sich dagegen stellt, mitgeprägt von diesem asketischen und gnostischen Geist. Und ja, so Jesus und Paulus selbst zum Beispiel sind da Musterbeispiele. Paulus, das höchste Leben ist für ihn das ehelose Leben. So und Sex sagt er, ich nehme wahr, dass manche nicht ohne können. Wenn ich möchte schlicht sagen, dann ist es so. Aber er ist da kein Enthusiast. Also guckt euch ersten Korinther 7 an. Das fängt nicht so an, dass Paulus sagt, möchte ich mal ein paar offene Worte über Sex sagen. Das erste ist das ganz was Schönes,

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ganz wichtig. Und das freut den Menschen und Gott auch, weil es schön ist. Und also so fängt es nicht an. Sondern es geht irgendwie darum, also besser nicht. So und wer sich nicht enthalten kann, dann halt heiraten, um Schlimmeres zu verhüten. So asketisches Zeitalter. Paulus ist kein Asketist. Im Gegenteil, es gibt viele antiasketische Impulse bei ihm. Aber daraus machen heute eben auch die Konservativsten nicht mehr die eigene Sexualethik, weil sie irgendwie spüren, es wäre too much. Das wäre zu krass, das einfach wortwörtlich auf heute zu übertragen. Es wird abgemildert. So und man muss es aber eben immer kontextuell lesen, dass es im Neuen Testament Ansatzpunkte gibt, die man dann so verlängern kann. Asketische Ansätze, Ansatzpunkte für die

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Unterordnung der Frau, Ansatzpunkte für der Leib ist nicht so wichtig. Leibliche Übung ist nicht wichtig. Gibt es bei Paulus so. Also es gibt Ansatzpunkte auch im Neuen Testament für Unterordnung des Leiblichen, des Weiblichen, des Sexuellen. Das ist alles da, wo es insgesamt, wenn man es kontextuell liest in dieser Zeit, eigentlich am liberalen Ende des Damals Möglichen steht. Eigentliche Dinge öffnet, Dinge verändert, Dinge verschiebt. Die Tragik der frühen Kirchengeschichte ist, dass die damals dominanten Zeitströmungen mit der Zeit das Christentum immer stärker übernehmen und überformen. Das frühe Christentum wird immer sexual, skeptischer und gar feindlicher. Es wird

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immer weniger feminin. Frauen werden immer weiter zurückgedrängt und zurückgeschoben. Es wird dogmatischer. Es wird immer stärker fixiert aus Lehrformeln auf die These, dass eben in richtigen Lehrsätzen, in Formeln, in der Zustimmung zu wahren Gedanken, die Zugehörigkeit zum Leib Christi besteht. So man kämpft gegen die Gnosis mit guten Gründen, aber eine gewissere Gnostisierung der altkirchlichen Theologie zieht sich irgendwo durch. Sodass du die richtigen Formeln nachsprichst, ist irgendwann sehr viel wichtiger, als dass du Nächstenliebe und Barmherzigkeit lebst. Das ist eine schlimme Schieflage, wenn man so noch mal das Gesamte irgendwo anschaut,

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aber findet statt. Die Christentumsgeschichte ist nie einfach, nie glatt. Sie ist immer vielschichtig, immer verschiedene Seiten. Jetzt müsste und könnte man viel sagen, dass in den letzten 2000 Jahren immer Gegenakzente da waren. Könnte jetzt von Franz von Assisi erzählen und die Entdeckung der Schönheit und die Entdeckung der Leiblichkeit. Man könnte erzählen über das keltische Christentum, schon viel älter. Wenn ihr Bücher entdeckt keltisches Christentum, ruhig mal auf Verdacht reingucken. Das Spannende dabei ist, dass es ein christlicher Strang, der damals abseits lief dessen, was wir in den orthodoxen und pepstlichen westlichen Christentümern hatten, mit ihrem starken Autoritarismus und ihrem starken Dogmatismus. Es gab auch christliche Gruppen, die hier ganzheitlicher waren, mehr Naturfrömmigkeit, mehr gemeinschaftlich verfasst. Also das gab es auch. Insofern, wer euch irgendwie sagt, das traditionelle Christentum war so und so,

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lügt immer. Leider ist das, was die Wahrheit wäre, so kompliziert, dass man immer stundenlang reden müsste, bis der Hals krächt. Das ist immer ein Problem irgendwie. Also man könnte weiter, Renaissance und die waren auch Christen. Es gibt manchmal so einen ultra-frommen Blick, dass man sagt, oh Gott, oh Gott, in der Renaissance wurden sie alle wieder heidnisch und antichristlich und so. Falsche Optik, das ist nicht gut. Wir sollten mal ganz schlicht wahrnehmen, dass diese ganzen frühen humanistischen Renaissance-mäßigen Wiederentdeckungen der Kunst, des Schönen und so, dass das christliches Abendland ist, dass da ganz viel Stoff, sehr viel Wertvolles, sehr viel Wunderbares und so. Dann ist Reformation wieder was anderes. Aber trotzdem ist es wirklich ein Problem, dass Teile des Protestantismus immer irgendwo so tun, finsteres Mittelalter,

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bla, bla, bla, Luther und Calvin. Das ist nicht gut. Also es ist viel anderes Wertvolles, Schönes unterwegs gewesen. So die Reformation ist in ihren grundlegenden Impulsen auch eine Wiederbefreiung des Natürlichen, des Geschöpflichen. So eine neue Würde für Arbeit, für Beruf. Arbeit ist Gottesdienst. Es gibt eine ganz, ganz lange Verachtung der Arbeit. Das hat schon altrömische, altgriechische Kisten gehabt. Wer arbeitet, ist Sklave oder Arm. Und wer was zu was gebracht hat, lässt arbeiten und lässt sich in der Senft rumtragen und nimmt sich, was er kriegt. Und wenn du arbeitest, hast du es nicht geschafft. So ganz lange, ganz lange ist das irgendwie so eine Herrschaftsideologie. Man könnte deren Geschichte bis heute irgendwie auch erzählen. Dass Arbeit Gottesdienst ist und das

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ist nicht das Ziel des Lebens ist. Sieh schnell zu, dass du die erste oder die zweite Million machst und dann ruhe dich aus auf irgendeiner Insel. Das ist alles Mist. Also Reformation, ganz klar. In Arbeit, erst du Gott, dienst du dem Nächsten und entfaltest du dich selbst. Reformation ist sehr viel Wiederentdeckung des Natürlichen. So, jetzt sind wir irgendwie in der Neuzeit angekommen und sehen Schieflage in der Christenheit mit vielen Ausreißern und vielen guten Impulsen. Es gibt nun in der frühen Neuzeit eine spannende Entwicklung, auch dies Jahr bunt. Es ist ja nicht so, dass das neuzeitliche Denken einbricht und so. Das ist ja auch sehr vielschichtig, aber hat doch so bestimmte Schwerpunktsetzungen. Ich habe mal über Spinoza einen Vortrag gehalten. Im Grunde hätte man eine sehr interessante, spannende neuzeitliche Entwicklung von Spinoza

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her gewinnen können, weil das jemand ist, für den Gefühle eine ganz große zentrale Rolle spielen. So, für den ist auch Körper und Seele viel ganzheitlicher verfasst, aber der Gang der Dinge ist, er wird so als extremer Sonderling so ein bisschen ignoriert. Sehr, sehr viel wirkmächtiger wird ein bisschen früher, ungefähr gleichzeitig aus heutiger Sicht, René Descartes. René Descartes, irgendwas hat man in der Schule gehört, eine cogito ergo sum. Ich denke also bin ich. Da ist jetzt viel sehr viel Kluges, sehr viel Sichtiges, sehr viel Gutes und so weiter. Und von Descartes hebt eine Entwicklungslinie an, die im Grunde neu platonische, stoische Grundüberzeugung zum Zuge bringt. Entscheidend beim Menschen ist Rationalität und Vernunft. Ganze Aufklärung wird in irgendeiner Form dieses Kohleit der Rationalität singen. Wenn wir es historisch noch mal kurz

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kontextualisieren, ist das natürlich etwas, also wir sind dafür. Also ich persönlich, wortaus, heutige Wissenschaft, wir sind dafür für die Aufwertung der Vernunft. Denn was hier stattfindet, ist, dass die Vernunft als tätiges, organisierendes, entdeckendes Prinzip entdeckt wird gegen autoritative Setzungen von Wahrheit, die immer im Gehorsam akzeptiert werden müssen. So, und die ganze kathesianische, rationalistische, aufgeklärte Gegenbewegung sagt, nicht Autorität, nicht Setzung, nicht bekenne dich zu dieser Wahrheit oder du wirst brennen, sondern kritisches Denken, Fragen, Forschen, Hinterfragen, so diskutieren, erörtern, Rationalität, freies, kritisches Denken und niemand hat so einen Hut auf und kann irgendwie sagen Schluss aus jetzt gehorcht.

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Falsche Tendenz. Also, da gehe ich jetzt überhaupt nicht darum Rationalismus schlecht zu reden, es ist sehr wichtig, aber es hat Folgekosten. Was wir dem verdanken, ist bei Descartes sehr extrem, ja, also richtig Mensch ist Vernunft, Gehirn, Geist so, Körper, Maschine. Der Körper ist eine Maschine, Körper ist Stoff, so wir unterscheiden sehr, sehr stark Rationalität und Stofflichkeit und jetzt gucken wir mal, wie wir diese ganze Körpermaschine irgendwie auch ein bisschen besser verstehen, wie wir sie ein bisschen besser begreifen. Das setzt natürlich wahnsinnig viel frei und da fing vorher schon an wissenschaftliche Densene, Descartes kommt ja auch auf die Idee, weil er sieht, was frühmedizinische Untersuchungen alles herausfinden, es fasziniert ihn, er merkt,

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wenn ein Mensch krank wird, ist es nicht immer Strafe Gottes, wenn er gesund bleibt, ist es nicht immer, ja, aber auch jeden Sonntag in der Kirche und vorher zu beichten. Nein, sondern es sind Dinge, die kannst du irgendwie verstehen und erklären und die gesamte neuzeitliche Tendenz ist ja die, wir gucken uns den Körper jetzt mal an wie eine kaputte Uhr und wir finden die Feder, die nicht mehr richtig dickt. So und wir gucken, kann man die ersetzen oder kann man da was zufügen, kann man da was machen, wer von uns würde freiwillig darauf verzichten. So, das ist ja eine Segensgeschichte, dass wir nicht mehr sagen, so wie dies gerade gesundheitlich ergeht, ist einfach die Folge spiritueller Kämpfe in der unsichtbaren Welt und wenn du was hast, hat dich entweder eine Hexe verflucht oder du hast Gott Grund gegeben, dich an die Kandare zu legen. Will keiner zurück? Hoffe ich, ja, manche wollen zurück, ich weiß es, manche wollen zurück, die finden das wieder praktischer, so, aber es ist ja ein Segen, einfach mal klar zu kriegen,

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so wie dies geht und so wie du moralisch dastehst, keine Korrelation, keine Korrelation, du musst nicht gucken, welche Hexe soll ich verbrennen und du musst nicht gucken, was habe ich in der Beichte übersehen oder so. So und aber Folgekosten, das Problem ist natürlich, die Dinge treten jetzt weit auseinander. Bis dahin, 18. Jahrhundert, das also viele sagen, Lametri, Lomm-Maschinen, die ganze Kiste mit der Seele, dem Geist und so, das war alles Käse, also was die Christlichen da erzählt haben, kannst du alles vergessen, kannst du alles den Hasen geben, wir sind alles Maschinen auf zwei Beinen, so und es gibt nur Materie, das alles. Und im 19. Jahrhundert werden ja da ganze Weltausschauungen draus, Materialismus und Sensualismus und alle möglichen Folgeentwicklungen,

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die sich im Grunde sicher sind, Maschine, Tiere, Körper ist ein Klumpen, ist ein Haufen und das kriegen wir alles in den Griff und Rationalität allein zählt. Es gibt in der Neuzeit Gegenbewegung noch und noch, das ist alles schon da. So, nech, aber könnte man jetzt Romantik nennen, man könnte Frühromantik nennen, den Idealismus, man könnte die ganzen Lebensbewegungen des 19. Jahrhunderts nennen. Nietzsche ist da sehr, sehr wichtig, er geistet die Leibverachtung des christlichen Glaubens wie keiner vor ihm. Aus heutiger Sicht muss man sagen, er hat meistens recht, er hat so meistens recht im 20. Jahrhundert, zieht das, dann hat das immer mehr Konsequenzen und im 20. Jahrhundert insgesamt gibt es eine zunehmende Wiederentdeckung des Körpers, eine Aufwertung, eine Wertschätzung,

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auch ein neues Verständnis dafür, dass wir leibselisch in ganz anderer Weise eine Einheit sind, Phänomenologie, neue Anthropologie, neue psychosomatische Ansätze, die das alles ineinander hinbekommen. Also, Verlustgeschichte des Körpers, mehrere Dimensionen haben sich so zu einem riesen Problemding zusammengewalzt, dualistisches Denken, sehr starke Trennung, hier sichtbar, da unsichtbar, hier körperlich, da geistig, ja hier eben oben und da unten, also dualistisches Denken, hierarchisches Denken, hierarchisches Denken, was geistiges und körperliches in eine Hierarchie bringt und dann aber auch überkrägt, wird eine Analogie gemacht, geistig-körperlich, männlich-weiblich, weiß-nicht-weiß, frei-unfrei, die Herrschaftslogiken der alten Welt sind darin

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schon auch so ein ganzheitliches Gefüge. So, und es war immer die Logik, ja, die Frauen sind halt nicht so richtig wie wir, weil zu körperlich, wie die Schwarzen ja auch und Kinder und da ist die Vernunft nicht so, die Herrschaft nicht so wie bei einem richtigen Mann, der zufällig weiß ist irgendwie, aber es ist halt so. So, dualistisches Denken, hierarchisches Denken, asketisches Denken und asketisches Denken ist immer, die Herrschaft des Geistes über die Materie fühlbar zu machen und es gibt ja heute auch asketische Anwandlungen, nicht selten sind das ja Formen der Selbstbehauptung. Menschen, die Traumatisierung erlebt haben, Verunsicherung, Destabilisierung, für die ist es ein Weg, dadurch, dass sie ihren Körper maximal im Griff haben, so etwas wie Selbstbehauptung überhaupt erst wieder spüren zu können. So mechanistisches Denken, verdinglichendes,

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verstoffliches Denken, abstraktes Denken, all das ist die große Verlustgeschichte. Es wird Zeit für ein bisschen Gegenbewegung. Jetzt sind wir in der Gegenfahrt, jetzt sind wir im 20. Jahrhundert. Jetzt würde ich mal sagen, grundsätzlich läuft inzwischen also auf breiter Ebene eine Wiederentdeckung des Leiblichen, wer da heute nicht bei ist, ist echt von gestern. Das ist glaube ich klar, das ist in der Exegese der Fall, das ist in der Kirchengeschichte, körperlich, körperpraktik, in der systematischen Theologie und in der Ethik so Verkörperung, verleiblichtes Selbst. Also es kommen Bücher über Bücher. Es ist ein Megatrend in der Theologie. Heißt, dauert noch 20, 30 Jahre, bis es im Gemeindenland kommt. Nein, aber dafür sind wir ja da. Also wir müssen mal ein bisschen schneller gehen. Also vieles ist schon da und spricht sich nicht so schnell rum, wie es vielleicht auch sehr schön wäre. Das zieht sich durch verschiedene Ströme auch hindurch, auch katholische Kirche. So, und da könnte man eine schlimme Geschichte

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erzählen bis tief ins 20. Jahrhundert, wirklich der Sexualfeindschaft und Leibverachtung. Nach dem zweiten vatikanischen Exil dreht sich das Gott sei Dank, ich persönlich würde sagen, längst nicht schnell genug und längst nicht umfassend genug, längst nicht. Es sind Ansätze da, Theologie des Leibes, Johannes Paul II. Aber die sind nur teilweise hilfreich. Wäre ein eigenes sehr spannendes Thema. Das erste, was ich hier nennen möchte als sehr hilfreich und wichtig, gerade auch für Männer, feministische Theologie. Glaube, das ist eine Entdeckungsgeschichte, die viele Männer vor sich haben und das ist schon jetzt eine Geschichte auch der letzten 50 Jahre, dass es gerade viele Frauen gab. In Frauengruppen, feministisch-theologische Arbeitskreise in vielen Bereichen, die diese Zusammenhänge auch erarbeitet haben. So, die zum Beispiel schon vor 60 Jahren Bücher geschrieben

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haben darüber, wie lange es gedauert hat, bis die Frau als Wesen mit einer Seele anerkannt wurde. Es gab im Mittelalter lange Diskussionen, hat die Frau eigentlich eine Seele? Keine Ahnung, man könnte fragen, aber wer quatscht? Die lügt ja, wir können sie nicht fragen. Schwierige Frage, hat die Frau eine Seele? Ist die Frau eigentlich Ebenbild Gottes? Nee, nicht wie wir. Gott ist ja Vater, König, Herr, die Frau ist doch ein Abklatsch vom Mann. So riesen Sachen, Frauen haben das beschrieben, Elisabeth Gösmann zum Beispiel, dass lange überhaupt nicht so gewesen ist, Frauen, Männer sind gleichwertig, aber nicht gleichartig. Also lange Zeiten der Kirchengeschichte hindurch waren Frauen überhaupt nicht gleichwertig. Das ist neumodischer Schnickschnack. Das ist nach der Aufklärung endlich Konsens, dass Frauen gleichwertig sind, aber nicht gleichartig oder so. Aber das ist nicht 2000 Jahre Lehre der Kirche

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gewesen, das ist es einfach nicht. Ich halte mal ein Buch hoch, Elisabeth Moltmann Wendel, Mein Körper bin ich, Neue Wege zur Leiblichkeit, über 30 Jahre alt, schon auch ihr zweite Monographie. Sie hat schon in den 80er Jahren geschrieben, wenn Gott und Körper sich begegnen, feministische Perspektiven zur Leiblichkeit. Elisabeth Moltmann Wendel ist so ein bisschen die Mutter feministischer Theologie in Deutschland. Sie hat das ab den frühen 70er Jahren selbst entwickelt, vor allem aber auch vernetzt. Zusammengebracht, organisiert, Frau von Jürgen Moltmann, so, und hatte da dann zunehmend entdeckt, die ganze Theologie ist nochmal in gravierender Schieflage, anders als so die Wort Gottes Theologie wahrhaben will und hat sich aus unterschiedlichsten Quellen USA vor allem feministische theologische Impulse besorgt für Deutschland. Ich möchte das nur kurz zusammenfassen,

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weil ich vieles, was ich in der Geschichte erzählt habe, im Grunde schon so, da habe ich ihre Perspektive angezapft. Sie beschreibt das ausführlich, sie beschreibt diese geschichtliche Entwicklung und sagt also gerade aus feministischer Perspektive, merken wir es, es gab diese Kultur der Verachtung gegenüber dem Leiblichen und diese Verachtung traf uns Frauen überproportional. So, das ist für uns ein anderer Zusammenhang als für Männer. Wir haben das zu spüren gekriegt. So, Männer, die mit Körperlichkeit, mit Leiblichkeit schlecht umgehen, sind keine geborenen Alliierten der Frauenbefreiung, haben seltenst da feministische Impulse in sich verspürt, weil es dieser gesamte autoritäre Komplex ist. So, es ist dieses autoritäre Denken insgesamt,

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der Geist herrscht über die Materie, die Freien über die Unfreien, die Reichen über die Armen, die Männer über die Frauen, die Erwachsenen über die Kinder, so der sich immer in irgendeiner Weise verbindet mit einem herabsetzenden oder auch ausblendenden Blick auf Frauen. Feministische Theologinnen der damaligen Zeit haben dann gemustert, was schreiben denn theologische Männer über Menschen und haben dabei eine witzige Entdeckung gemacht. Ina Praetorius, großes Buch geschrieben, über die Anthropologie in der evangelischen Theologie und sie hat verglichen lutherische, liberale, konservative, progressive und hat bei all diesen Entwürfen eine witzige Entdeckung gemacht. Wenn Männer Theologie treiben und ein großer Paragraf kommt, Anthropologie über den Menschen, ist quasi nur von Männern die Rede. Sie zeigt das auch,

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also es wird alles Mögliche, es ist immer so der Anschluss, wir stellen jetzt mal alle Seiten des Menschen vor oder so. Menschen sind Wesen, die sind nie schwanger. Die haben auch keine Regelblutung, keinen Zyklus, haben Menschen nicht. Kommt nicht vor, kommt in Anthropologie nicht vor. Ja, die kriegen nicht Kinder, die zeugen welche und führen sie dann väterlich ins Leben, sobald man die vernünftig unterweisen kann. Aber die werden nicht gestillt, die werden nicht irgendwie mit Puder an allen möglichen Körperstellen bestrichen, die legt man sich nicht nachts auf die Brust, man hat nicht diese Grundverbundenheit, man steht nicht auf nachts, wenn was ist. Da gibt es wen für? Da gibt es irgendwie so Heinzelfrauchen für, Gott sei Dank, hat man Zeit die Bücher zu schreiben. Wunderschön. So, aber Menschen tun das nicht. Die kriegen keine Kinder, die stillen nicht, die haben auch keine Wechseljahre, gar nicht. Die handeln, die sind berufstätig, die können

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irgendwie agieren und müssen sich manchmal ermahnen, sabbat zu halten. Und Gott sei Dank können sie es dann, dann ist wirklich Ruhe. Wenn der Mann sagt, ich hab gearbeitet, ich brauch erst mal Ruhe, dann hat er ein ganz tiefes Menschenrecht, das auch 48 Stunden in seiner Umgebung keiner Piep macht. Keiner, gar keiner. Die Heinzelfrauchen kümmern sich um den Rest. Das beschreibt sie sehr gut, Inna Praetorius, auch bei Moltmann Wendel wird das so beschrieben. Der ganze Blick der Theologie, wenn sie vom Menschen redet, ist immer der Mann gemeint. Wir kommen nicht vor. Wir sind nicht im Bilde, wir sind nicht im Blick. So ändert sich, ändert sich, aber guckt mal ältere Bücher oder so. Das ist wirklich ein verblüffender Effekt. Sie hat dann damals auch gemerkt, ja Frauen sitzen natürlich unter den Kanzeln von Männern und hören da auch die gute Nachricht. Ja,

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und man braucht sie manchmal, man erhofft sich was. Aber im Gespräch mit vielen Frauen hat sie gemerkt, die gute Nachricht schlägt nicht so richtig ein. Was ist das Problem der guten Nachricht? Es war immer so eine gute Nachricht, ihr seid alle Sünder. Ihr alle. Was heißt das, dass ihr Sünder seid? Dass ihr zu machtbesessen seid, zu egozentrisch, zu selbstsüchtig, wollt groß sein, wollt herrschen, wollt euch durchsetzen, zu viel Konkurrenz und so. So seid ihr. Aber Gott allein ist König, der Herr allein hat die Macht und eure Rebellionen gegen Gott, euer Machtwille, euer egozentrik, euers Für-sich-Sein, eure Selbstsucht trennt euch von Gott. Aber preist den Herrn, Gott hat seinen eigenen Sohn dahin gegeben, hat ihn stellvertretend Gericht und Zorn büßen lassen für eure selbstsüchtige Arroganz. Beugt euch vor dem zornigen Gott und er wird euch gnädig begegnen. Das Evangelium spricht

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euch frei von aller Sünde. So wie ihr seid, kann Gott euch nur hassen und verachten. Aber hüllt euch in das Blut Christi. In Christus seid ihr von Gott geliebt. In Christus seid ihr gerechtfertigt. In Christus seid ihr freigesprochen. Geht hin im Frieden des Herrn. Amen. Und viele Männer richteten sich auf und es tat ihnen gut und so. Sie haben sich erkannt in der Beschreibung der Sündhaftigkeit und so und so. Sie sagten, stimmt und so. Aber Gott sei Dank in Christus bin ich gerechtfertigt. Und Moldmann Wendel sagt, wie klingt das für eine Frau? Wie klingt das für eine Frau? Und sie sagte, ganz viele Frauen kennen diese Erfahrung nicht, dass sie egozentrisch und selbstsüchtig Macht besessen, immer nur groß sein wollen, immer nur herrschen wollen und so vor lauter Kerrabbeit, vor lauter fünf Kindern an der Schürze, vor lauter Zusammenleben mit anderen,

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die Schwiegermutter auch noch pflegen, die eigenen Eltern, der Nachbarin und so. Kommt da nicht zu. Kommt da gar nicht zu. Sie ist nie so dieses arrogante, selbstbewusste, rebellisches Wesen, was Gott, die Gottheit streitig macht. Sie ist viel stärker mit anderen verbunden in Pflege und Hilfeleistungen und Unterstützung. Und was für sie hängen bleibt, ist so wie du bist, bist du schlecht. Und wenn die Beispiele zufällig dein Leben nicht getroffen haben, ja mein Gott, was weiß ich denn als Mann? Schlecht bist du trotzdem. So und ihre Erfahrung, ihre Beschreibung ist, das ist aber zufällig etwas, was sehr viele Frauen vor der Predigt schon sehr genau wussten, dass sie nicht reichen, dass sie nicht gut genug sind, dass sie sich nicht genug kümmern um alle Kinder, dass sie andere vernachlässigen. Es steckt viel zu tief in ihnen drin, dass sie schuldig sind,

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dass sie schlecht sind, dass sie nicht reichen, dass sie nicht alles hinkriegen, dass sie den ganzen Spagat einfach nicht schaffen. Der Mann kommt, jetzt bin ich schön, jetzt bin ich attraktiv, jetzt belaste ich ihn, denn er hat ja so viel am Kopf der Arme und gleichzeitig zu Hause und ich bin fürsorglich und ich habe immer ein Herz und ich bin immer voller Empathie und ich habe jedes Mal auch offene Arme und ich bin eigentlich nie erschöpft. Ich breche vielleicht manchmal zusammen und komme ins Mütter-Genesungswerk und dann geht's wieder. So und das ist ihr Punkt, dass diese Rechtfertigungstheologie am Ende sie stehen lässt mit du bist schlecht, aber in Christus bist du geliebt, aber okay in Christus, also meine Seele oder wie auch immer, aber nicht ich, nicht ich in Gemeinschaft, nicht ich als körperlich leibhaftiges gefühliges Wesen, nicht ich, nicht wie ich bin.

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Es gibt so Theologien, da gibt's den Satz Gott nimmt dich an wie du bist, den gibt es einen einzigen Tag im Leben, am Tag deiner Bekehrung nimmt Gott dich an wie du bist und dann geht der Satz in Ruhestand für immer, dann gilt Gott nimmt dich an wie du bist, also am Tag der Bekehrung, aber er lässt dich nicht wie du bist und das sind alle anderen Tage deines Lebens. Gott nimmt dich nie wieder an wie du bist. Das war am Tag deines Lebens vorbei, war schön, das war schön, das war ein schöner Tag, da hat er dich angenommen wie du bist, aber jetzt lebst du in der Heiligung, jetzt lebst du in der Heiligung und da bist du nicht genug, nicht treu genug, so du musst es ja nicht aus eigener Kraft, es ist ja alles da, schau auf Jesus, wachse in ihm, höre auf dem Geist, aber du bist nicht offen genug, nicht genug im Wort, nicht nah genug bei ihm, zu tief in deinen Sorgen ist nicht genug, nicht genug.

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So beschreibt sie das und sagt, wir müssen die Rechtfertigungstheologie neu für uns übersetzen. So und das macht sie radikal, sie macht es nicht radikal, sie macht es so, dass sie erstmal die Lebenssituation vieler Frauen ernst nimmt und sie bringt das auf einer Formel, was würde die Botschaft der Rechtfertigung bedeuten für viele Frauen? Sie sagt, ich bin gut, ich bin ganz, ich bin schön. Jetzt muss ich gestehen, vor bald 30 Jahren habe ich den Satz zum ersten Mal gehört und gesagt, ja so ein Mistchen, ah nein, das war Selbstgerechtigkeit, das ist Blödsinn, wer kommt denn auf so was? Also liebe Frau Moltmann, tut mir leid, ich war dumm, ich habe die Bücher nicht gelesen, tut mir leid, es war falsch, so was ich dachte damals. Ich möchte das jetzt erklären, wie sie das meint.

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Sie sagt, das Problem der Rechtfertigungslehre, wie sie oft verkündet wird, ist, dass sie uns völlig ignoriert, dass sie uns wahrzeichnet, dass sie uns schlecht macht. Wir hören von original sin, der Erbsünde, wir hören nichts mehr vom original blessing. Das ist schon falsche Exegese. Es ist falsche Exegese so zu tun, als wäre dieses Gott sah, dass es gut war und da kommt der Mensch und Gott sah, dass es sehr gut war, dass dann Genesis 3 darüber schwarze Tinte kippt und es ist vorbei und nur noch gefallene Schöpfung und alles schlecht. Das ist einfach völlig falsch. So, und es ist ein großes Problem der Theologie, dass sie so tat, als wäre Genesis 1 eine Realität, die in Genesis 3 abgeschafft wird. So Rechtfertigungslehre hatte sich komplett teilweise, immer nur im Übertreibungsmodus, es gibt immer Ausnahmen, aber hatte sich teilweise völlig abgekapselt

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von der geschöpfungstheologischen Realität, dass wir gut sind. So, und sie führt das aus, sie sagt, es geht nicht um Selbstgerechtigkeit, dass wir gut sind in einem moralischen Sinne. Es ist einfach so, viele Menschen, vor allem Frauen, kennen das Gefühl, schuldig zu sein, nicht gut genug zu sein, nicht alles zu schaffen, nicht immer empathisch genug, wer weiß was, von morgens bis abends. Du bist gut, ich bin gut, heißt ich bin geliebt, mein Leben hat Sinn. Und ich bin nicht gut, weil ich gut handle, sondern ich kann gut handeln, weil Gott mich gut geschaffen hat. Und er liebt mich hinein in diese Güte, wie er mich hinein geschaffen hat in dieses Gutsein als Mensch. Und erst wenn ich von dieser Basis leben kann, ich bin gut, so ohne zu verdrängen, was vielleicht auch schiefgeht oder so, aber von dieser Basis, ich bin gut als Geschöpf, als geschaffenes

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und erlöstes Geschöpf. Erst von daher kann ich auch wirklich gut handeln. Sie fährt fort und sagt, Rechtfertigung hat oft so auseinandergerissen, du bist geliebt, aber nur in Christus. So wie du bist, also, nee, du bist ja nicht wirklich geliebt als Mensch, der was weiß ich, Heuschnupfen hat, auf Klo muss oder irgendwie Hörsturz oder alles irgendwie, nein, so bist du nicht geliebt. Du bist eigentlich nur geliebt als derjenige, der dazu bestimmt ist, Christus gleich zu werden und eigentlich geht es im Himmel so richtig. Also eigentlich wirst du mal wirklich geliebt sein in aller Ewigkeit oder so, jetzt bist du auf dem Weg, aber geliebt bist du trotzdem. Fühlt sich das schön an? Nein. Und sie sagt, ich bin ganz, ich kann mich nicht so zerreißen, ich bin Seele, ich bin Leib, ich bin ganz, ich bin Mensch mit allen Sinnen und eine Theologie,

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die mich reduziert auf den Gehörgang, die mich zu einer bloßen Empfangstation macht für die Doppelbotschaft, du bist böse, aber Gott sei Dank, das Blut Christi macht dich rein. Und alles andere brauchen wir nicht, alles andere ist dann schon wieder Balzkult und Sinnlichkeit und Körperkult und so weiter. Alle Sinne, ich bin mit allen Sinnen geliebt. Leiblichkeit, so befreundet zu sein mit dem eigenen Körper, befreundet zu sein mit der geschöpflichen Vielfalt, mit Tieren, mit Elementen, mit allen Elementen, mit allen Sinnen, Leiblichkeit genießen zu lernen, sie beschreibt das auch, die Erfahrung des Wassers, welches Glück es ist, zu schwimmen, sich im Wasser tragen zu lassen, welches Glück ist, Sport zu machen, seinen Körper zu spüren, den Atem wahrzunehmen, welches Glück

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ist, einander zu berühren, einander anzufassen, einander festzuhalten. So, so bin ich Mensch und so bin ich geliebt und so bin ich geschöpft. Ich bin gut und ich bin ganz. So, dritter Punkt, ich bin schön. Und da sagt sie, ich habe das bei den schwarzen Frauen gelernt. Ursprünglich hatte ich so ein feministisches Gefühl, so wie Barbie go home. Nein, zu viele Schönheitsideale schaden uns nur, das brauchen wir gar nicht. Schönheit ist überbewertet, das ist alles so ein Geschäft und so. Und dann lernte sie aber schwarze feministische Frauen kennen, für die es ganz wesentlich war, zu sagen, black is beautiful. Wir leben in einer Welt, die lauter Schönheitsideale propagiert, die nie wir sind. Wir sind es nie. Wir sind nie die Prinzessin. So, wenn wir es doch sind, wird der Film wegen Vogue sein, irgendwie boykottiert oder so. So, wir sind es nie. Black

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is beautiful. Und sie sagt, ich möchte hier von meinen schwarzen Schwestern lernen. Es steckt so tief drin in so vielen Frauen, gelernt zu haben, sich im eigenen Leib nicht wohlzufühlen. So, im Grunde fixiert zu sein auf so ein Ideal. Die Frau zwischen 17 und 24 kann sich unter optimalen Bedingungen und nur wenn sie von Gräsern und Körnern lebt und so dem annähern, wo Männer sagen Wow, und so. Und ja, schön ist sie natürlich nur, wenn die große Mehrheit der Männer das ratifiziert. Sonst natürlich nicht. Irgendwie ist ja klar. So, und sie sagt, sorry, da brauchen wir einen Exodus. Das kann nicht sein, dass wir unser Schönsein von abartigen Normen abhängig machen, die wo anscheinend ausschließlich Männer die DNA haben, zu sagen Jetzt hast du es geschafft. Aber pass auf, bald lässt es nach und so. Aber Gott sei Dank, Nachwuchs in Sicht. Das hast du

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uns nicht gefallen, sagt sie. Das lassen wir uns nicht mehr gefallen. Und wir müssen lernen, unser eigenes Schönsein zu feiern, miteinander miteinander zu genießen. Die Schönheit unseres Körpers, die Schönheit unserer Augen, die Schönheit unserer Arme und Beine, die Schönheit unserer Bewegung. Lasst uns tanzen und lasst uns nicht vorher irgendwas auf YouTube gucken, wo er sagt, ich gehe ins Bett, ich kann nicht mehr, sondern lasst uns tanzen, wie wir können und wie wir uns wohlfühlen. Und wenn der Spiegel dich nervt, häng ihn zu, nerv dich nicht daran. Und wenn du es ertragen kannst, dann guck rein, aber dann feier auch, was du siehst. So, es gibt keinen anderen Weg. Und nur wer so sagen kann, ich bin schön, wird es auch schaffen, die Schönheit anderer zu genießen, ohne von Neid beschattet zu werden. Das schaffst du nur in dieser Haltung. Ich bin gut, ich bin ganz,

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ich bin schön. Grund für ihre neue Rechtfertigungstheologie, sagt sie ausdrücklich, ist der christliche Glaube von einem Gott, der Mensch wird. Und der wird jetzt nicht Gehirn im Tank, sondern er ist Wort, wird Fleisch, er wird Körper. Und dieser Körper geht den ganzen Weg bis ans Ende, bis in die Kreuzigung, bis in die Zerstörung des Leibes hinein. So, der Gekreuzigte ist derjenige, der den Weg des Leibes bis zum Ende geht. Ich möchte nur ganz kurz noch einen Seitenblick. Es gibt neue Ansätze einer Befreiungstheologie der Behinderung. Hat mal ein Buch hoch. Der behinderte Gott nennt sie Aisland. Anstöße zu einer Befreiungstheologie der Behinderung. Die verlängern das nochmal und sagen, dass der Auferstandene noch seine Wunden zeigt, dass er seine Hände und Füße zeigt und die durchstochene Seite. Und zu Thomas sagt,

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hier, lege deinen Finger in die Wunde. Heißt, es ist nicht Gottes Ideal, dass der Körper makellos, perfekt, vollkommen und unzerstört ist. Auch der beschädigte Leib ist der Leib, mit dem wir vor Gott stehen. Gott macht sich eins mit beschädigter Leiblichkeit. Ich möchte zusammenfassen, Körperlichkeit ist ein großes, schwieriges Thema in der Christentumsgeschichte, nicht durchweg, aber überwiegend. Was wir heute brauchen, ist eine Theologie des ganzen Menschen ohne Idealisierung oder Dämonisierung. Und nur einen Satz dazu, also umgekehrt heißt natürlich auch, auch keine Dämonisierung des Verstandes oder des kritischen Denkens oder der Theologie. Auch ein schlechtes Zeichen. Glauben mit Leib und Seele, aber Hauptakzent natürlich heute,

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Glauben eben auch in aller Leiblichkeit. Dafür brauchen wir eine Theologie der Befreiung, um eine Theologie, die jetzt nicht ersetzt, was wir haben an trinitarischer Theologie, an reformatorischer Theologie. Das sind wesentliche wunderbare Einsichten, die das aber verlängert, die das verlängert gegen eine große Schieflage unserer Christentumsgeschichte, die es verlängert so, dass Rechtfertigung und Gerechtigkeit zusammengehören. Rechtfertigung nicht nur für die Seele, sondern Gerechtigkeit für uns als leibliche Wesen. So, und das heißt auch Gerechtigkeit gegen soziale Spaltung. Befreiungstheologien haben ernst genommen, es kann nicht sein, dass die Christenheit sich an schreiende Armut gewöhnt und glaubt, Not und Hunger vertrösten zu können mit ewigen Freunden. Das ist eine Verachtung der Leiblichkeit. Wenn Armut aufhört, ein Skandal zu

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sein, ist Theologie krank geworden. Wir brauchen eine Theologie der Gerechtigkeit gegen rassistische Denkmuster. Black Theology, ich hatte es genannt, da wo Menschen nicht mal merken, wie weiß ihre Weltwahrnehmung und ihre Theologie ist, wo die Welt in Blöcke aufgeteilt wird, die immer überlegen oder unterlegen sind, ist etwas gründlich vom Wege abgekommen. Befreiende Theologie gegen sexistische Essentialisierung, die Geschlechter mit Normen festlegen und in irgendeiner Weise dominieren wollen, aber auch Theologie gegen anti-judaistische Abspaltung. Und das ist ja vielleicht auch eine der frühesten Erbkrankheiten und Sünden der Christenheit, dass sie sich sehr früh feindselig gegen das Judentum stellt und sehr viel Schaden, wie gerade beschrieben, kommt meines Erachtens auch aus dieser anti-jüdischen Wendung, die die Christenheit

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seit dem zweiten Jahrhundert komplett dominiert, bis ins erste Jahrhundert sind Anfänge dabei zu beobachten. Ihr merkt, es wäre noch eine Reihe von Vorträgen zu halten, aber dieser ist damit zu Ende. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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Glaube mit Leib und Seele | 13.11.1

Worthaus Sommercamp 2023 – Volkenroda: 7. August 2023 von Prof. Dr. Thorsten Dietz

David tanzte und sang, Salomo hatte Hunderte Frauen, selbst Jesus feierte noch – mit Alkohol! In der Bibel kommen körperliche Freuden immer wieder vor. Dann entwickelte sich das Christentum weiter und der Körper ging verloren. Körper und Seele wurden getrennt, der Körper verfiel vom Tempel Gottes zum schlichten Werkzeug, das zu funktionieren hatte – vor allem, wenn es der Körper anderer Menschen war. Erst mit der Reformation bekamen Körper und körperliche Arbeit ihre Würde zurück. Und heute, so sagt es Thorsten Dietz, wird das Leibliche wiederentdeckt.
Dieser Vortrag ist der dritte in der Reihe, eine Art Zusammenfassung, ein Überblick, in dem Dietz einen Bogen von der Bibel bis heute schlägt. Und feststellt, dass die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Nachdem der Körper in der Theologie und im Glauben neue Bedeutung erlangt hat, brauche es endlich eine Theologie des ganzen Menschen. Eine Theologie gegen rassistische Denkmuster. Und eine befreiende Theologie gegen Sexismus.