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Wann ist die Prophetie entstanden? Jetzt kann man sich gut merken, um 1000 v. Chr. ziemlich plötzlich in Israel. Die Jahreszahl 1000 ist reiner Zufall, denn es gab damals ja nicht den Kalender, den wir heute haben. Aber man kann sich gut merken, so ungefähr 1000 v. Chr. beginnt die Geschichte der Prophetie. Warum beginnt die Geschichte der Prophetie ausgerechnet um das Jahr 1000? Ja, das hat auch einen speziellen Grund, weil um das Jahr 1000 herum beginnt die Geschichte des Königtums in Israel.

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Das Königtum entsteht auch ziemlich plötzlich. Und diese beiden Phänomene haben von Anfang an sehr viel miteinander zu tun. Also der Beginn der Prophetie und der Beginn des Königtums. Die Prophetie entsteht um 1000 v. Chr., weil das Königtum um 1000 v. Chr. entsteht. Und diese enge Verflechtung besagt sehr viel, nämlich das Prophetische hat von Anfang an einen engen Bezug zum Politischen, zum Gesellschaftlichen. Das Prophetische reicht über das Private und Persönliche hinaus. Da liegen auch Unterschiede zum Hellsehen, das ja oft im Privaten verbleibt.

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Gut, also es hat einen sehr engen Bezug zum Politischen, zum Gesellschaftlichen. Denn der König damals repräsentiert den Staat. Das Wort Staat darf man streng genommen gar nicht benutzen. Unser Begriff Staat kann man eigentlich nicht in die Antike zurückprojizieren, denn wir verstehen unter Staat eine Verfassung und verschiedene Dinge. Also ich sage jetzt trotzdem Staat um der Einfachheit willen, aber der Begriff ist eigentlich ein moderner Begriff. In der Antike sagt man Reich. Es gibt auch nicht den Begriff Gesellschaft im Hebräischen. Gut, aber der König repräsentiert den Staat, das Reich und er personifiziert den Staat.

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In gewisser Weise ist er der Staat. Und deswegen, wenn also Prophetie und Königtum sehr eng zusammenhängen, dann hängt eben die Prophetie am Öffentlichen, am Gesellschaftlichen, am Politischen. Zweiter Gesichtspunkt, die Rolle der Könige in der damaligen Zeit, also um 1000 vor Christus im Vorderen Orient, aber auch weit darüber hinaus. Alle Reiche in der Antike im Vorderen Orient sind monarchisch. Sie haben einen König an der Spitze. Wie der sich genau nennt, ist sekundär, ob der Pharao heißt oder Fürst. Es gibt auch viele Stadtstaaten. Dann hat eben die Stadt einen König. Aber wichtig ist, die Spitze ist monarchisch autoritär verfasst.

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Der König ist sozusagen naturnotwendig. Es gibt zum Königtum überhaupt keine Alternative. Kein Mensch kann sich eine andere Leitung des Reiches vorstellen als eben der König. Das ist auch der Wille der Götter. Das haben die Götter so geordnet. Also zur königlichen Verfasstheit der Reiche gibt es überhaupt keine Alternative. Jetzt um die Rolle des Königs, der also mehr oder weniger naturnotwendig ist, um diese Rolle besser einschätzen zu können, muss man vor allem zwei Dinge beachten. Es gibt in der Antike keine Gewaltenteilung. Also wir haben ja die Regierung, das Parlament und eine unabhängige Justiz, die Legislative, Exekutive und die Jurisprudenz.

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Und die korrigieren und kritisieren und relativieren sich gegenseitig. Das gibt es damals nicht. Der König ist der oberste Regierungschef. Er ist auch der oberste Militär. Und er ist der oberste Richter. Der König erlässt das Recht. Der König steht über dem Recht. Er personifiziert das Recht. Kodex Hammurabi, das ist das Recht des Hammurabi. Gegen einen König kann man sich auf kein Recht berufen. Denn der König ist das Recht. Er erlässt das Recht. Er steht über dem Recht. Er ist der oberste Richter. Nur gegenüber den Göttern gibt es auch so etwas wie eine Verantwortung der Könige. Aber nur gegenüber den Göttern. Also der König hat alle Macht in seiner Hand.

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Er hat also etwas Absolutistisches. Dann ist auch wichtig, es gibt in der damaligen Zeit keine Trennung zwischen Religion und Politik. Das gibt es überhaupt nicht. Alle Politik ist religiös gefärbt und religiös gegründet. Alle Tempel sind Königstempel, Staatstempel, wenn man so will, oder besser Reichstempel. Aber der König ist natürlich der Chef über den Tempel. Der König finanziert den Tempelbau. Der Unterhalt des Tempels, das kostet ja auch immer was, das bezahlt alles der König. Die Priester sind, wenn man es mal modern ausdrücken will, Staatsbeamte. Und sie kriegen ihr Geld vom König. Also alle Tempel sind Königstempel. Nehmen wir mal zum Beispiel den Salomonischen Tempel.

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Architektonisch war das so. Der Salomonische Palast hat auch das Areal des Tempels mit umfasst. Also rein architektonisch war der Salomonische Tempel ein Teil des Salomonischen Königspalastes. Und das gilt für die ganze Welt. Also alle Tempel sind unter der Aufsicht des Königs. Gut, also soweit zur Rolle des Königs, das ist also eine enorme Rolle, zu der es keine Alternative gibt. Jetzt kann man sich fragen, wie kommt es eigentlich, dass es in Israel zum Königtum kam? Eigentlich ist die Frage merkwürdig, denn alle Reiche sind ja königlich verfasst. Es gibt ja gar keine Alternative. Doch das Exodus-Experiment war eine echte Alternative zum damals allüblichen Königtum.

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Denn die Exodus-Kräfte, ich gehe da nicht jetzt näher drauf ein, das sind einmal die Exodus-Gruppe, die aus Ägypten herausgeholt wurde, mit hocherecktem Arm und hochaufgerichteter Hand hat Gott sie herausgeholt. Aber auch die Väter, Abraham ist auch eine Art Exodus, verlasse deine Stadt, dein Vaterland, also das sind so Exodus-Elemente, zieh aus. Und diese Exodus-Kräfte haben auf dem Judäischen und Samarischen Bergland, das damals dicht bewaldet war, da waren wirklich nur ein paar Fallensteller und ein paar Wildtöter da oben, also sehr verlassene Gegend, obwohl sie in der Mitte von drei Erdteilen ist.

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Denn diese Landbrücke Samaria-Judea verbindet Europa, Asien und Afrika. Das ist also eine einmalige Gegend auf der Erde, die dünne Verbindungslinie von drei Kontinenten. Und im Westen war das Mittelmeer und im Osten war das Sandmeer. Und zwischen diesen beiden Meeren, eine schmale Brücke von 30, 40, 45 Kilometern, verbindet drei Erdteile. Trotzdem war Judea und Samarisches Bergland abgelegen, weil die großen internationalen Handelsstraßen gingen nur an der Mittelmeerküste entlang oder der Königsweg in Jordanien hoch auf der jordanischen Höhe. Also das waren die großen internationalen Handelswege. Und obwohl das wirklich sehr bedeutende Handelswege waren, war die Gegend dazwischen sehr abgelegen,

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weil sie war bewaldet voller tiefer Schluchten, Wattis, wo man kaum laufen kann. Also trotzdem hat sich da oben kaum jemand hinverirrt. Also dorthin zogen die Exodusleute, die eine Exodus-Erfahrung hinter sich hatten. Und diese Exodus-Erfahrung brachte sie zu einem hochinteressanten Experiment des 100, 200 Jahre, so ungefähr 1200 bis 1000 vor Christus, die Richterzeit. Nämlich da oben wohnten einige Hundert, einige Tausend Leute, haben gerodet, kleine Dörfer errichtet und waren nicht staatlich verfasst. Hatten keinen König. Also das ist ein hoch spannendes Experiment, das Exodus-Experiment.

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Bürgerliche Exegeten, ich bin ja selber auch ein Bürger, aber ich will aufpassen, dass ich nicht zu bürgerlich denke, weil dann kann ich viele biblische Phänomene, bekomme ich gar nicht in den Blick. Also bürgerliche Exegeten sagen oft, das ist die vorstaatliche Zeit. Das ist aber ein hochideologischer Ausdruck, als ob alles zum Staat werden müsste. Und Israel hatte eben da so eine kurze, unwichtige vorstaatliche Zeit und es ging dann organisch dann in den Staat über. Da denkt man aber sehr positiv vom Staat. Klingt schon fast ein bisschen nach Wilhelm II. Also man muss sich überlegen, was ist der Staat? Notwendig ist er wahrscheinlich schon, aber jetzt, dieses Experiment von 1200 bis 1000 war keine vorstaatliche Zeit,

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sondern ein antistaatliches Experiment. Denn von Pharaonen hatten die die Nase voll. Die sind ja gerade aus einem pharaonischen monarchischen System befreit worden. Und die Grundfrage in der Exodus-Ethik lautet, handeln wir so, wie Gott an uns gehandelt hat? Oder handeln wir eher so, wie Pharao an uns gehandelt hat? Das ist eigentlich die Grundfrage. Behandeln wir andere Menschen eher so, wie Gott diese Zwangsarbeiter, die Happiro behandelt hat, oder handeln wir eher so, wie in pharaonischen Systemen es üblich ist? Also sie sind ja einem pharaonischen monarchischen königlichen System entronnen.

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Also ob die Könige Pharao heißen oder König oder Fürst ist ja völlig egal. Also dieses hochinteressante Experiment, immerhin 200 Jahre lebten da oben im Bergland einige tausend Leute ohne König. Das ist eine echte Alternative. Ohne Zentralinstanz, ohne Machtkonzentration. Geht das überhaupt? Tja, zumindest haben sie es 200 Jahre so hingekriegt. Da schlummert was drin. Das ist also nicht die vorstaatliche Zeit, sondern die antistaatliche Zeit. Das ist eine echte, bewusste Alternative zum Staat. Und deswegen kommt es in Israel so verblüffend spät zum Königtum.

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Das haben sie 200 Jahre lang erfolgreich außen vor gelassen. Aber irgendwann kommt es dann doch dazu. Wie ihr ja wisst, ungefähr 1000 vor Christus. Da kommt der Saul und dann der David. Wie kommt es, dass in diesem spannenden Exodus-Siedlungsexperiment das pharaonische Kennzeichen vermeiden will, jetzt doch so Pharaotypen kommen? Könige. Ob die jetzt persönlich nett sind oder nicht. Königtum ist pharaonisch. Ja, das hat einen Grund, weil das passt gar nicht zum Exodus. Das ist ja ein schwerer Rückfall, wenn man das so nennen will. Man könnte auch sagen, es war ein schwerer, notwendiger Kompromiss, weil man halt in dieser Welt schwere Kompromisse schließen muss. Der Grund war nämlich der, die Philister von der Mittelmeerküste, hochtechnisiertes Städteverband, Eisenmonopol, Berufsherr, Profisoldaten,

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die haben da gemerkt, da oben gibt es so Siedlungen, Dörfer, die haben auch eine Ernte, die räumen wir einfach ab. Und so kamen die Philister Jahr für Jahr nach oben und haben da kurz mal die Ernte abgeräumt. Und das ergab dann ein Dilemma. Entweder wir gehen jetzt kaputt und wir verhungern oder wir wehren uns. Und wehren gegen so ein Profi her, können wir nur, wenn wir jetzt auch eine Kommandozentrale entwickeln. Also wir brauchen ein König. Dieser König war mehr so ein militärischer Führer. Saul war noch nicht ein umfassender König. Der hatte gar keine Hofhaltung in dem Sinn, dem sein Häuschen, das war für spätere Verhältnisse eine Hundehütte, aber kein Palast. Saul weiß gar nicht, was ein Palast ist.

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Der hat auf jeden Fall mal die Männer bewogen als einen klaren Kommando, hochbegabter Mann. Und er hat tatsächlich die Philisterplage überwunden. Und jetzt war ein König da. Also wie kommt es, dass in diesem Exodus-Element, im Experiment, eigentlich ein wesensfremdes Element reinkommt? Nämlich jetzt fangen die au mit dem König an. Man könnte sagen, wir alle heiden drumherum. Aber das Wort heiden sollen wir bitte heute nicht mehr benutzen. Das ist eine Terminologie der kirchlichen Arroganz. Wir sind die Christen und alles andere in der Welt sind Heiden. Das ist also so eine Abwertungshaltung. Also auf jeden Fall, wir haben jetzt auch ein König wie alle Völker um uns herum. Jetzt sind wir aber zum Verwechseln ähnlich. Ist eigentlich schade.

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Also so kam das Königtum auch in das Exodus-Experiment, weil es anders wohl nicht ging. Nach damaliger Einschätzung war das eine außenpolitische Zwangslage. Also zum Königtum kam es nicht aus innerer Überzeugung und weil es dem Exodus entspricht, sondern aus einer außenpolitischen Zwangslage. Der erste bedeutende Prophet um tausend rum Samuel, Schmuel hebräisch, Schmuel versuchte das aufzuhalten. Lest mal in den ersten Kapiteln des ersten Samuel Buches. Da kämpft der Prophet Schmuel Samuel gegen diese Allüren, dass die jetzt auch ein König wollen. Samuel warnt die Exodus-Leute, das passt nicht zu euch. Wartet ab. Wieso wollt ihr eigentlich einen König? Seid ihr blöd?

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Wenn ihr mal einen König habt, dann kriegt ihr nicht mehr los. Und die Könige expandieren, das eskaliert. Die vergleichen sich dann mit den Königshöfen international. Die entwickeln einen Luxus, eine Pracht. Und dann müsst ihr alles zahlen. Und eure Bauernmädchen müssen dann Palast-Sängerinnen spielen. Also lasst die Pfoten davon. Das ist nicht gut. So versucht Samuel diese Entwicklung aufzuhalten. Aber der Druck war zu groß. Die Leute, so nach der Darstellung des Samuel Buches, die wollten unbedingt, nein, es geht nicht anders, hör auf mit deinen Appellen, wir brauchen einen König. Hat also Samuel dann eingewilligt, also gut, dann habt ihr halt euren König. Also man merkt von Anfang an eine schwere Spannung zwischen dem Prophetischen und dem Monarchischen.

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Und wie geht es dann weiter? Erst Saul, dann kommt David, sehr erfolgreich, führt auch Angriffskriege, wie andere Völker auch. Es wird jetzt wirklich die Exodus-Ethik, wird die gerät in größte Gefahr durch Machtgelüste. Und dann treten die ersten Propheten auf. Nathan auch, der kritisiert David schwer, dass er Unrecht tut. Der Nathan sagt dem David, dass er Unrecht tut. Im Orient stehen alle Könige über dem Recht, aber in Israel nicht. Die Propheten sind eine kritische Gegenkraft. Also die Propheten haben in dieser frühen Zeit die Funktion des Absolutistischen, des Maßlose, das Überbordende, der Könige einzudämmen.

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Schadensbegrenzung, wenn wir schon mal den Schaden haben. Aber die davidische Dynastie bekommt dann auch große Verheißungen. Sie wird dann auch religiös begründet. Aber ich mache mal einen Vorausblick über hunderte Jahre, die nächsten zwei, drei, vierhundert Jahre. Hat diese prophetische Königskritik, hat durchaus Wirkungen. Die Könige selber haben das ärgerlich abgewiesen. Die wollten sich durch die Propheten möglichst wenig stören lassen. Aber sie getrauten sich auch nicht, Propheten umzubringen. Da hatten sie doch Respekt. Das waren also so ärgerliche Störenfriede im königlichen Glanz. Aber in Israel ist es dann im Laufe der Zeit, das ist aber eine Entwicklung von Jahrhunderten, die aber durch die Propheten erstmalig angestoßen wurden, kam es dazu.

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Der König in Israel steht nicht über dem Recht. Er steht unter dem Recht. Er ist ein Bruder seiner Volksgenossen. Alles Recht in Israel ist Gottes Recht, nicht Königsrecht, Gottes Recht. Und es entsteht ein Königsgesetz im fünften Buch Mose. Das dürfte ziemlich einmalig in der Welt sein. Also wenn ihr mal die Qualität des Prophetischen, das ist eine Auswirkung, eine Frucht, mal lesen wollt, lesen mal das Königsgesetz im fünften Buch Mose. Da steht nur drin, was der König nicht darf. Er soll nicht viele Frauen haben, nicht viel Luxus, nicht viele militärische Machtkonzentration. Das soll der König alles nicht haben. Und er soll sich nicht überheben über seine Brüder. Und dann, ich sag's mal mit meinen Worten, steht dabei und das schreibst du dir bitte auf, König.

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Und hängst am besten an die Wand an deinem Bett, wo du einschläfst, dass dein letzter Blick auf das geworfen wird, was du nicht machen sollst. Und dein erster Blick am neuen Tag ließ als erstes, was du alles nicht darfst. Das ist ein Königsgesetz. Ich glaube, es ist einmalig in der Welt. Das ist eine Auswirkung des Prophetischen, der Königskritik, dass die Macht gebändigt wird. Denn zur Exodus-Erfahrung gehört, dass die pharaonischen Systeme tief krank sind. Sie haben zu viel Macht und Macht deformiert. Dann gibt es eine Hierarchie. Dann gibt es die Herrschaft von Menschen über Menschen. Dann gibt es Befehlensgewalt. Das haben die Zwangsarbeiter, die Vorarbeiter ja erlebt von ihren Treibern.

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Dann wirst du gescheucht. Dann bist du ein Mittel zum Zweck. Dann wirst du ausgenutzt. Dann wirst du instrumentalisiert durch die, die Macht über dich haben. Das ist das Elen der pharaonischen Systeme. Und dass das in Israel sich nicht einfach bahnbrechen kann, wie in anderen Völkern, das war der Auftrag des Prophetischen. Jetzt will ich mal zu Amos noch weiterschreiten. Die frühen Propheten, ich meine jetzt mal die Propheten vor Amos. Ich sage gleich, warum Amos ein gewisser Einschnitt, eine Zäsur ist in der Geschichte der Prophetie. Also die frühen Propheten, die wir kennen, die also namentlich überliefert sind, Samuel, Nathan, später Elia, Elisha.

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Das sind alles Königskritiker. Die setzen sich mit den Königen kritisch auseinander. Aber die meisten Propheten in dieser frühen Zeit, die wir gar nicht namentlich kennen, wir verbinden das heute gar nicht mehr mit den Propheten. Aber die Mehrzahl, die große Mehrzahl der Propheten in dieser frühen Zeit waren doch Hof-Propheten und Kult-Propheten. Das gab es auch in der Nachbarschaft von Israel in Mari schon früher, 18. Jahrhundert, oder auch in Assyrien ungefähr zur gleichen Zeit. Also es gibt dieses Prophetische nicht ganz allein nur in Israel. Aber wie auch in diesen Nachbargebieten, Mari, das ist eine Stadt am Euphrat, eine Königstadt. Und da sind Briefe erhalten, so Orackelbriefe, die so prophetische Elemente haben. Also auf jeden Fall die Mehrzahl dieser frühen Propheten auch in Israel.

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Israel geht ja schwere Kompromisse ein, weil es anders in dieser Welt nicht geht. Wir können nicht ohne Kompromisse leben. Die Mehrzahl sind Hof-Propheten und Kult-Propheten, die werden bezahlt vom König. Die werden nicht allzu kritisch sein. Auch die Propheten in Mari und Assyrien sind relativ königsfreundlich, gibt schon kritische Töne, aber systemimmanent. Also man kriegt ja auch das Gehalt von denen. Also diese Kult-Propheten, die waren an den großen Heiligtümern, werde ich gleich noch ein bisschen erklären. Da gibt es eine Reichsspaltung und in Bethel und in Dan waren die großen Heiligtümer im Norden und Jerusalem natürlich im Süden. Und Hof-Propheten, das waren alles Staatsbeamte. Später nach Amos und den großen Propheten, die wir Propheten nennen, gelten diese Hof- und Kult-Propheten als falsche Propheten.

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Aber das natürlich eine spätere kritische Sicht, die am Anfang gar nicht da war. Das waren die normalen Propheten, die hatten feste, beamtete Funktionen, hatten ein gutes Auskommen. Und Amos und andere haben die gar nicht anerkannt. Amos sagt ja dann auch selber, ich bin gar kein Prophet. Ich bin auch kein Schüler eines Propheten, ich bin ein Bauer. Aber Gott hat mich hinter der Herde weggegriffen. Also der kam zur Prophetie wie die Jungfrau zum Kind. Der wollte nicht Prophet werden. Und dann ging es los, dass also prophetische Gestalten auftreten, die keine Kult- und Hof-Propheten waren.

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Sie wurden auch am Anfang eher Seher genannt. Der Begriff Prophet, Nabi, habe ich ja gestern gesagt, der kommt erst im Laufe der Zeit auf. Nach Amos wird er üblich. Früher sagte man Seher, Träumer und diese frühen Propheten wurden auch oft vom Geist gerissen. Dann rasten die irgendwie durch die Gegend, waren also auch ein bisschen nervig, ein bisschen sonderbar. Das gehört auch dazu. In den Nachbargebieten gibt es auch Orakel-Techniken, also entweder Gestirnkonstellationen, Eingeweideschau, aber auch Loswurf, aber auch Rausch und Ekstase. Also es gab so gewisse Orakel-Techniken. Manches bei diesen Kult- und Hof-Propheten war vielleicht in der Nähe dieser Dinge. Aber im Laufe der Geschichte wurde das überwunden. Bei Amos, Hosea, Micha, Jesaja, das sind die ersten Propheten, gibt es diese Orakel-Techniken überhaupt nicht mehr.

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Gut, jetzt will ich noch ein paar geschichtliche Schritte streifen bis zur Zeit von Amos. Also die ersten Könige hießen Saul, David, dann Salomo. Salomo ließ ja dann nach biblischer Darstellung den Tempel errichten als Teil seines Königspalastes. Versteht sich. Aber nach Salomo kam es zu einer Reichs-Trennung. Es gibt dann ein Nordreich und ein Südreich. Das Nordreich heißt Israel und das Südreich heißt Judah. Wieso kommt es zu dieser Trennung? Ich tue das nur ganz knapp andeuten. Ja, Salomo entwickelte durchaus pharaonische Qualitäten. Er führte eine Art Fronarbeit ein, auch wenn er es vielleicht nicht ganz so genannt hat.

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Nämlich sein Palast muss ja auch irgendjemand bauen und den Tempel auch, diese massiven Mauern und überhaupt die Hauptstadt Jerusalem, Stadtmauer. Also es gab viel zu bauen in der Salomonischen Zeit und da hat er die Bauern in Israel einige Monate pro Jahr zwangsverpflichtet. Und jetzt ist es so, dass wenn man vom Norden kommt, hat man einen ziemlich weiten Weg. Also sagen wir mal vom See Genezaret, wenn man dafür drei Monate Fronarbeit nach Jerusalem ziehen muss, das ist schon eine Zumutung. Und überhaupt, wo bleibt hier der Exodus? Sind wir jetzt wieder in Ägypten oder wie? Also aber die Südländer, die Südstaaten, also um Jerusalem herum, die hatten es nicht weit. David ist ja auch in Bethlehem geboren. Das ist ja gleich neben Jerusalem.

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Ja, aber was haben die im Norden mit Jerusalem am Hut? Die haben gar nicht dieses Verhältnis zu Jerusalem. Und sie sind auch die Deppen von dieser ganzen Anordnung, weil sie den größten Weg und den größten Aufwand haben. Wer macht so lange die Ernte und die landwirtschaftlichen Dinge, die liegen dann brach? Bloß wegen diesen blöden Leuten in Jerusalem. Also das gab ganz schön Stunk und irgendwann haben die im Norden gesagt, nee, den Käse machen wir nicht mit. Wir lösen uns von Jerusalem und diesen pharaonischen Fronarbeiten, die diese Könige da in Jerusalem jetzt da anfangen. Also die Exodus Theologie, das Exodus Motiv war im Norden viel stärker wie im Süden. Im Süden kam dann eben doch diese davidische Königsgloria. Also trennten sie sich und jetzt war es so, die Nordstämme, das sind ja zehn, waren viel mehr.

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Das Nordreich ist viel größer, hat dann das altehrwürdige Heiligtum Bethel. Das ist gar nicht weit weg von Jerusalem. Das ist im Nordreich an der Südgrenze. Also die Südgrenze vom Nordreich, da ist der Stamm Ephraim. Ich hatte mal einen Doktoranden, der heißt Ephraim. Mit dem sind wir von Flugplatz Tel Aviv nach Jerusalem gefahren, auf der Autobahn. Und dann fahren wir so hoch ins Judäische Gebirge und dann gucke ich in den Norden und dann sage ich Ephraim, guck, das ist hier Ephraim. Das bist du hier. Also in einem Südteil der Nordstämme war ein altes Heiligtum, wo ja schon Jakob war, die Jakobsleiter. Das heißt Bethel, Haus Gottes, ist uralt, viel älter als Jakob.

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Und dieses Bethel, das machte jetzt Jehova der erste, der erste König im Nordreich zu seinem wichtigsten Staatsheiligtum. Er ist nämlich kurz vor Jerusalem, fängt alle Festpilger, die vielleicht doch noch nach Jerusalem wollen, ab hier, Einkehrschwung Bethel. Heute ist dicht daneben Ramallah, also eigentlich die modernste palästinensische Stadt. Ein paar Kilometer neben Ramallah ist Bethel. Man sieht da heute aber nichts mehr. Aber die Ortslage ist genau bekannt, also ist gar nicht weit weg, ein paar Kilometer nördlich von Jerusalem. Ganz bewusst gewählt als Konkurrenz Heiligtum, damit die Leute nicht noch ein paar Kilometer weitergehen bis Jerusalem. Gut, und dieses Nordreich, will ich ein paar Skizzen Ihnen noch darbieten. Dieses Nordreich nach einigen unruhigen Zeiten am Anfang entwickelte sich mit der Zeit wirtschaftlich immer besser.

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Das Nordreich war wirtschaftlich stärker als das Südreich, auch größer natürlich, wesentlich größer. Es war aber, wenn man so sagen will, auch moderner, denn es war international verfluchterner. Wie gesagt, das samarisch-judäische Bergland war ja so Ostfriesland, also ganz abgelegene... Oh, oh, oh, Ostfriesland ist eine wunderschöne Gegend. Ich will auch nicht Oberbayern sagen oder so. Also es war auf jeden Fall abgelegen. Und in der Nähe, gar nicht weit weg von dem Nordreich, war Damaskus. Wenn man mal am See Genezaret war, ist es nicht mehr weit nach Damaskus, also mit dem Auto eine knappe Stunde, weniger wie eine Stunde, seid ihr in Damaskus. Aber auch die Mittelmeerküste Sidon, Tyrus, Akko, das war alles in Reichweite des Nordreichs.

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Megiddo, eine wichtige Stadt, Hazor, große internationale Handelszentren, das gehörte alles zum Nordreich. Also war die gesellschaftliche Entwicklung im Nordreich, vollzog sich früher als im Südreich. Das Südreich zog dann nach 30, 40, 50 Jahren irgendwie nach. Und jetzt kommt eine zweite Zäsur in der Geschichte der Prophetie. Man sagt dann, es beginnt die Schriftprophetie. Amos ist der erste Schriftprophet. Ich erkläre dieses Wort gleich, weil es ist sehr missverständlich. Er lebte so ungefähr um 760. Also wenn man mal denkt, der Beginn der Prophetie, 1000, kann man sagen, so 250 Jahre später entsteht sozusagen ein zweiter Schub in der Geschichte der Prophetie.

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Der erste Schub ist die Entstehung, aber der zweite Schub, 250, das ist nochmal ein ganz wichtiger Einschnitt. Was meint der Begriff Schriftprophetie? Es meint, dass die mündlichen Worte dieser Propheten im Laufe der Zeit so wichtig gehalten wurden und auch weiter aktualisiert wurden. An diesen Worten wurde weiter gearbeitet. Es ist ja noch keine heilige Schrift. Amos weiß ja nicht, was das alte Testament ist. Also die Prophetenbücher, die wurden vielleicht so 200 vor Christus kanonisiert, dann waren sie heilige Schrift. Aber bis dorthin konnte man daran weiterarbeiten. Also waren keine Museumsstücke. Also man hat diese prophetischen Worte neu aktualisiert, weitergeschrieben, fortgesetzt. Man hat an denen weitergearbeitet.

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Also an allen prophetischen Schriften wurde jahrzehntelang und jahrhundertelang weitergearbeitet. Also nicht, dass ihr denkt, der Amos setzt sich abends hin und schreibt es runter und das ist dann das Amosbuch. Also aber der Begriff Schriftprophet ist neu und meint, die Worte des Amos werden für so wichtig gehalten, dass sie aktualisiert, weitergetrieben werden und dass daraus eine Schrift entsteht. Das ist einmalig in der Welt. Es gibt nirgendwo in der Welt eine Kultur, auch nicht im vorderen Orient, nirgendwo, in der prophetische Schriften gesammelt werden. Das ist einmalig auf der Welt. Und das meint Schriftprophet. Schriftprophet meint also, von diesem Amos entsteht im Laufe der Zeit eine eigene Schrift. Der nächste Prophet ist Hosea. Die beiden haben im Nordreich gewirkt und dann so 30, 40 Jahre später,

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die Entwicklung ist ja auch im Süden langsamer wie im Norden, kommen die ersten Schriftpropheten im Südreich. Das sind Micha und Jesaja. Also die ersten vier Schriftpropheten sind im Nordreich Amos und Hosea. Hosea kommt relativ bald nach Amos und dann eine Pause von 30, 40 Jahren und dann kommen im Südreich Micha und Jesaja. Und jetzt ist die spannende Frage, wieso kommt es, dass 250 oder 300 Jahre später und in der folgenden Zeit jetzt prophetische Schriften überliefert werden. Das ist irgendwie nochmal neuer Aggregatzustand. Und wie gesagt, einmalig auf der Welt. Also nach der heutigen sozialgeschichtlichen Forschung,

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ich folge hier einem neueren Werk der Sozialgeschichte Israels in der Wissenschaftlichen Bruggesellschaft, vor ein paar Jahren erschienen, sehr überzeugend, gediegen, gründlich. Kann man sich das so erklären? Das ist auch kein Zufall. Es entsteht nicht einfach jetzt, ach ja so 760 entsteht halt Schriftprophetie, also die ersten Anfänge der Schriftprophetie. Nein, das hat Gründe. Und zwar die gesellschaftliche Entwicklung zwischen 1750, kann man so zusammenfassen. In der Anfangszeit waren vor allem die Könighäuser die Machtzentralen. Das blieben sie auch. Also der König, seine Familie, seine Ratgeber und dann im Laufe der Zeit, wenn die Hofhaltung immer umfangreicher wird, differenzierter wird, Schreiber und Spitzenbeamten, administrative Leitungsleute, das gehört alles zur Hofhaltung und natürlich viele, viele Bedienstete.

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Ja, also das blieb weiterhin die Machtzentrale, aber es entwickelte sich eine differenziertere Oberschicht, die es so um 1000 oder 950 oder 900 noch nicht gab. Vor allem zunächst mal im Nordreich, weil unter Jerobeam II, sehr talentierter König, kam es zur wirtschaftlichen Blütezeit, die internationalen Handelswege florierten, da konnten sozusagen Zölle erhoben werden und der Reichtum kam natürlich nicht allen zugute, sondern eben der Oberschicht. Und das ist jetzt ein neuer gesellschaftlicher Zustand, der die Exodusgrundmotive nochmal ganz neu und tief in Gefahr bringt. Es entsteht sozusagen, ich sag's mal modern, eine Schickeria.

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Es entsteht tatsächlich eine volle Oberschicht, das ist eine ganz eigene Welt, also die hat kein Interesse am Allgemeinwohl. Also nicht, dass ihr denkt, dass man sagen kann, das Volk Israel, was ist das Volk Israel? Ist das eine homogene Größe? Denkt im Volk Israel jeder gleich. Es gibt so im christlichen Alltagsleben, sagt man einfach das Volk Israel. Nein, das ist viel zu naiv, das ist viel zu unpolitisch. Das müsst ihr sehr differenzieren. Das ist keine einheitliche Größe und das merkt man in dieser Zeit am klarsten. Also es entwickeln sich Führungseliten, eine Oberschicht luxuriös, machtbewusst, rücksichtslos. Und wer sind das? Müssen wir mal genauer analysieren, nicht Volk Israel.

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Das ist weiterhin der König mit seiner Familie, seinen Ratgebern, Ministern und den Spitzenbeamten am Hof. Aber es sind auch Großhandelskaufläude, internationale Großhandelskaufläude, die auf den großen Basaren des Orients zu Hause sind. Weit gereiste Leute, die das große Geld machen. Dann gibt es aber auch Großgrundbesitzer, die haben sich im Laufe dieser 250 Jahre, gibt es dann schon Besitzkonzentrationen. Dann aber auch die Spitzenleute im Militär, heute würde man sagen die Generäle, aber auch die Spitzenleute im Kult, die Oberpriester, die aufsichtsführenden Priester. Also ich sage es mal modern, die Führungskräfte in Wirtschaft, Militär und Religion, die entwickeln sich sehr stark bis in die Mitte vom 8. Jahrhundert, also um 750.

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Fachausdruck heißt, politikwissenschaftlicher Fachausdruck, antagonistischer Charakter der gesellschaftlichen Entwicklung. Antagonistisch heißt, die Gesellschaft zerbricht in innere Gegensätze. Sie klafft immer weiter auseinander, wird immer stärker zur Ellenbogengesellschaft. Gar nicht so unmodern zu sagen, die Reichen werden immer reicher und die Armen werden ärmer. Also und auf diese Entwicklung, jetzt ist nicht nur das Gloriolen Königshaus mit seiner Familie, sondern eine vernetzte Oberschicht, die sich in der Regel alle untereinander kennen, teilweise verwandt sind, aber nicht unbedingt alle, aber das ist schon ein dichtes Netzwerk. Was kann da noch der Exodus bewirken?

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Bei dieser Art von Schickeria, da gerät aber der Exodus wirklich in aller schwerste Gefahr. Und das ist der Mutterboden, der Hintergrund, dass jetzt prophetische Gestalten auftreten, ausgerechnet in dieser Zeit. Also dürfte kein Zufall sein, sondern ist die Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen. Im Nordreich war ursprünglich mal die Hauptstadt Sihem, das heutige Nablus übrigens, das palästinensische Nablus. Aber Sihem erwies sich im Laufe der Zeit als strategisch nicht so gut, weil es gibt im samarischen Bergland eine Ebene, eine ziemlich große Ebene, gibt es dort nicht viele, hochgelegene Hochebene. Relativ groß und mitten in dieser Hochebene ist ein Kugelberg.

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Also er hat wirklich so die Form eines Kugels. Und wenn du auf diesem Berg bist, kannst du die ganze Ebene durchblicken. Diesen Berg kann sich keiner von Norden, Süden, Westen und Osten nähern, ohne dass die Speer das da oben sehen. Und da sind die Könige vom Nordreich, die Omriden, strategisch denen klar geworden, da bauen wir unsere neue Hauptstadt. Die heißt dann Samaria. Heute ist dort, war schon in Samaria, es ist nicht so ein schöner archäologischer Park wie in Israel, weil die Palästinenser haben kein Geld, haben aber sehr gute Archäologen. Also heute ist da ein kleines arabisches palästinensisches Dorf, aber der Berg ist noch genau der gleiche. Und da wurde jetzt eine neue Hauptstadt künstlich aus dem Boden gestampft. Oben wurde gerodet, Ardviel-Gelände ist da oben nicht, so eine Akropolis, so eine Hochstadt.

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Also wie gesagt, die war da schon mehrfach oben. Die Grundmauern sind teilweise noch erhalten. Die Stadtmauern zum Beispiel sind Kasemattenmauern. Das sind sehr mächtige Stadtmauern mit Doppelmauern, Abstand von drei, vier Metern und dazwischen können Soldaten ihre Garnisonsunterkünfte haben. Also Kasemattenmauern gab es damals schon, so Doppelmauern besonders schwer einzunehmen. Die gingen da rings um diesen hoch gelegenen Berg rum, fast uneinnehmbar. Und dann in der Stadt selber war nicht sehr viel Gelände. Wie groß wird Samaria gewesen sein von der Einwohnerzahl, die Akropolis? Schwer zu sagen, vielleicht 2000 Leute, vielleicht 1000 Leute. 3000 geht schon fast gar nicht. Das war damals eine Hauptstadt. Nicht, dass ihr denkt, so wie Ninive 70.000 Leute. Also Samaria, man kann es nicht genau sagen, aber das Gelände war gar nicht sehr groß.

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Und da natürlich sehr viele repräsentative Bauten, Prachtbauten, öffentliche Bauten, Palastbauten. Weil die Stadt ist ja nicht über lange Zeit gewachsen natürlich, sondern sie wurde strategisch als bester Ort ausgeguckt und dann von Anfang an prachtvoll gebaut. Es gibt dann einen Osthang an diesem Berg, also Richtung Jordan. Da war die Unterstadt. Da findet man noch deutliche Reste. Da wohnten die Bediensteten, die Sklaven, die Palastsängerinnen, die Pferdestriegler und so weiter. Die wohnten da in der Unterstadt. Morgens mussten sie hoch, gab so gewisse Eingangspforten und dann durften sie der Schickeria dienen. Also das ist die Hauptstadt Samaria, auf die ich dann noch sehr zu sprechen kommen werde, weil sie spielt im Amersbuch eine entsprechende Rolle.

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Gut, also die Entwicklung der Gesellschaft war bis 750 in der Art und darauf antwortet eine neue Phase der Prophetie, die wir die Schriftprophetie nennen. SWR 2020

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Geschichte und Merkmale der israelitischen Prophetie | 5.3.1

Worthaus 5 – Heidelberg: 23. Mai 2015 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Wie entsteht das Prophetische? Warum steht es in einem engem Zusammenhang mit dem Aufkommen des Königtums in Israel? Siegfried Zimmer zeigt auf, dass das Prophetische einen konkreten Bezug zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen hat. Dabei versteht er es gewohnt fesselnd historische Zusammenhänge nachvollziehbar zu skizzieren. Das Prophetische entwickelt sich als Gegenreaktion zu einer zentralistischen Machtkonzentration, zur Monarchie, zur Oberschicht am Königshof mit ihren Spitzenbeamten, Großgrundbesitzern und Führungskräften in Wirtschaft und Religion, zu dem Auseinanderdriften der israelitischen Gesellschaft. Hier treten Propheten als Mahner gegenüber dem Absolutistischen auf. Sie sind Königskritiker und Systemkritiker.
So kann das Fazit des Vortrags in Analogie zu dem Ausspruch: »Wer Wind sät, wird Sturm ernten« lauten: »Wer Könige bestellt, bekommt Propheten geliefert.«