Jetzt mit diesem Vortrag beginne ich eine Reihe, die ich eigentlich gerne im Laufe der Zeit immer weiter fortsetzen werde, zu dem Themenbereich Landeskunde, das heilige Land, das gelobte Land. In der jüdischen Bibel spielt ja auch die konkrete topografische Realität eine große Rolle, im Unterschied zur Kirche. Wir haften ja nicht an einem bestimmten Land, aber Israel schon. Der Islam hat ja auch in Mekka und Medina und in der Kaaba auch so Haftpunkte, die halt sehr besondere Orte sind. Ja, also dieses Gebiet Landeskunde, das ich bei uns an der PH hatte und das mit vielen
Studienreisen nach Israel, Palästina, Syrien, Jordanien, Ägypten verbunden war, ist also schon ein wichtiges Gebiet. Also ich habe versucht, es jetzt so vorzutragen, Basisinformationen für interessierte Laien. Wenn ihr später mal Studienreise nach Israel vielleicht macht oder Palästina, dann werden euch diese Informationen sind eine ganz gute Vorbereitung. Theologisch kann man sagen, gerade in der Landeskunde merkt man, dass es um materielle Grundbedingungen geht, um Geografie, Klima, Topographie und so weiter. Also Jesus lebte nicht hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, sondern er lebte in einem ganz bestimmten Gebiet unserer Erde. Und diese Heimat zeigt auch den Realitätscharakter des Evangeliums, bei dem Evangelium handelt es sich
nicht um ein Märchen. Gut, ich will als ganz, das Thema des jetzigen Vortrags heißt Galilea, der Lebensraum Jesu. Dazu will ich jetzt heute zwei Vorträge halten. Natürlich habe ich auch Vorträge über Jerusalem, über Judea, mehr sogar. Also das könnte sich bei Gelegenheit dann alles mal anschließen, so dass die Landeskunde auch eine ganze Latte an Vorträgen hat. Ich will im Blick auf ganz Palästina einen kurzen, aber sehr grundlegenden Vorspann machen und dann aber mich gleich auf Galilea konzentrieren, weil Jesus ja dort aufgewachsen ist und auch dort gewirkt hat, bis auf seine Reisen nach Jerusalem und die letzte Woche in Jerusalem war er ein Galilea. Also jetzt
mal ganz grundlegend, ich spreche von Palästina, weil das geografisch gesehen der neutrale Name ist. Es gibt auch eine Wissenschaft, die heißt Palästina-Wissenschaft. Man darf das nicht politisch missverstehen, es hat also nichts zu tun mit Palästinenser oder Palästinensisch, also es ist kein Afro gegenüber dem Wort Israel, wenn ich jetzt neutral von Palästina spreche. Denn die Palästina-Wissenschaft entsteht im 19. Jahrhundert, da gab es den Staat Israel noch gar nicht und da gab es auch noch nicht den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, also der Name ist da grundgelegt worden, Palästina-Wissenschaft, und diesen Namen hat man beibehalten, also der ist in keiner Weise politisch gemeint. Gut, Palästina hat eine
einmalige Lage, die es so auf der ganzen Erde nicht noch einmal gibt, denn Palästina ist eine Landbrücke, die drei Kontinente verbindet und das gibt es auf der ganzen Welt nicht noch einmal. Also es geht um eine schmale Landbrücke, sie verbindet Europa, Asien und Afrika. Auf dieser Landbrücke übrigens finden sich auch mit die ältesten Menschenfunde, die es überhaupt gibt, also man geht ja heute davon aus, dass die Menschheit im Savannenbereich in Ostafrika entstanden ist, aber dann relativ bald über diese Landbrücke dann auch nach Europa, Asien. Auch am See Genezareth gibt es einige Funde, die zu den ältesten Menschenfunden der Welt gehören. Gut, also auf jeden Fall, also selbst damals hat es schon eine gewisse Rolle gespielt, aber also jetzt in der Zeit Jesu, davor und danach, es ist die Landbrücke, die Europa, Asien und Afrika
verbindet. Landbrücke heißt, westlich gesehen ist das Wassermeer, das Mittelmeer, und östlich ist das Sandmeer. Und die Landbrücke ist eigentlich nicht breiter wie 50 Kilometer, manchmal sogar schmähler, manchmal etwas breiter und dieser Streifen ist also der Verbindungsstreifen dreier Kontinente. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass mit die größten internationalen Handelsstraßen, vor allem die via Maris, komme ich noch drauf, durch diese Landbrücke führt und da waren Händler aus der ganzen Welt unterwegs. Das Geheimnisvolle oder das Eigentümliche ist, dass wenn man in Galilea oder Judea auf dem Bergland gelebt hat, war man ziemlich abgelegen, weil da oben war nicht viel los. Aber nur wenige Kilometer bis zur Mittelmeerküste war die wichtigste internationale
Handelsstraße des Orients, via Maris, die Autobahn des Orients. Und man merkt zum Beispiel an der Völkertafel in Genesis 10, dass die Israeliten eine unheimliche Kenntnis von so und so vielen Völkern hatten und das hängt schon damit zusammen, dass sie zwar einerseits abgelegen waren, aber andererseits in der Nähe von internationaler Verflechtung. Also da konnte sich ein gewisses Universalgeschichtsdenken ausbilden. Dann zum Beispiel, was die Pflanzenwelt betrifft, ist diese Landbrücke ein ganz eigentümlicher Ort, weil sehr viele Pflanzen, die es in Europa oder Asien gibt, kommen südlich gesehen bis zu dieser Landbrücke vor, aber nicht mehr südlicher. In Afrika gibt es die nicht. Und es gibt viele Pflanzen, die es in Afrika gibt und die es auf der nördlichen Grenze
gibt, es sie gerade noch auf der Landbrücke. Aber es gibt diese Pflanzen nicht in Europa und Asien. Das heißt, auf dieser Brücke überschneiden sich diese botanischen Realitäten und ein solcher Pflanzenreichtum, ich weiß nicht, ob es den noch mal gibt, bei den Tieren genau gleich. Sehr viele Tiere Europas und Asiens haben ihre südliche Grenze auf der Landbrücke und sehr viele Tiere Afrikas haben ihre nördliche Grenze auf dieser Landbrücke. Also, damit will ich es mal bewenden lassen. Das heilige Land, das Land Palästina, hat eine einmalige geopolitische und biologische Funktion. Jetzt aber zu Galilea. Zunächst einmal erstes Kapitel, die Geografie, die Geografie
Galileas. Alles, was ich jetzt sage, gilt dem geschichtlichen Galilea zur Zeit Jesu oder, wie Juden auch gern sagen, der Zeitenwende. Weil Juden sagen nicht gern vor Christi und nach Christi und nach Christi. Sie sagen vor der Zeitrechnung, vor der Zeitenwende und nach der Zeitenwende. Wann hat Jesus gelebt? Er ist nicht im Jahr Null geboren. Es gibt ja auch gar nicht das Jahr Null, sondern das Jahr Eins vor Christus geht dann auf das Jahr Eins nach Christus über. Also ein Jahr Null gibt es nicht. Und dass ein Mönch in Rom mal berechnet hat im vierten Jahrhundert, dass Jesus in diesem Jahr da geboren ist, da sind Rechenfehler drin, diese Rechnung stimmt nicht. Wann ist Jesus
aus Nazareth wirklich geboren? Das können wir gar nicht mit 1000-prozentiger Sicherheit sagen, wie bei vielen anderen auch nicht. Bei Mohammed und so gibt es auch keine exakten Daten. Also, man kann aber folgendes ist heute Konsens. Es spricht viel dafür und wenig dagegen. Es gibt zwei Stellen in den Evangelien, da heißt es, dass Jesus geboren wurde in den Tagen des Königs Herodes. Gemeint ist Herodes der Große, weil später in Galiläa herrscht Herodes Antipas. Das ist einer seiner Söhne. Also man muss aufpassen, wann meint man Herodes den Großen, den Vater, und wann meint man Herodes Antipas seinen jüngsten Sohn. Ja, also der Herodes der Große starb vier vor Christus. Und wenn diese beiden Stellen stimmen sollten, und es gibt keinen vernünftigen Grund zu bezweifeln,
dass diese Angabe stimmt, also auch bei kritischen Wissenschaftlern, wir haben keinen Grund, es zu bezweifeln, es steht auch in zwei unabhängigen Quellen im Matthäusevangelium und im Lukas-Evangelium, dann muss Jesus ja spätestens im Jahr vier vor geboren worden sein. Und dann gibt es noch eine andere Grenze, dieser Stern von Bethlehem. Es gab damals ein ganz extrem seltenes astronomisches Ereignis, eine Sensation, die auch in Rom und in allen Metropolen schon seit Jahren hat man darauf zugewartet, weil man konnte mathematisch, die babilonische Mathematik war auf einer Höhe, die man in Europa erst um 1800 wieder erreichte. Und man konnte also die Bahnen der Planeten auch vorausberechnen. Also, das war eine dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn, ich gehe mal
nicht darauf ein. Dieses spricht vieles dafür, dass der Stern von Bethlehem diese Sensation meint, die damals von überragender Bedeutung war, sie kommt nur alle paar tausend Jahre vor. Ja, und wenn das so war, dann, das weiß man, diese Konjunktion, zu der es drei Mal in einem Jahr kam, und das ist ganz selten, war das Jahr sieben vor. Also, man kann sagen, sollte der Stern von Bethlehem diese Jupiter-Saturn-Konjunktion meinen, es spricht sehr viel dafür, aber ganz sicher ist es nicht. Also, sollte das gemeint sein, dann ist Jesus zwischen sieben vor und vier vor geboren. Davon geht man heute allgemein aus, die Daten sind nicht tausendprozentig sicher, aber sie sind seriös und gut belegbar, alle anderen Versuche sind weniger wahrscheinlich. Gut, und wann ist
Jesus gestorben? Da spricht jetzt sehr viel dafür, am siebten oder achten April des Jahres 30 nach Christus. Ich begründe das jetzt aber nicht. Es könnte auch sein, dass er im Jahr 31 gekreuzigt wurde oder vielleicht im Jahr 33, aber man kann sagen, so 80 Prozent Wahrscheinlichkeit im Jahr 30, zehn Prozent wahrscheinlich im Jahr 31 und zehn Prozent im Jahr 33, und deswegen geht man allgemein seit vielen Jahren in der Wissenschaft davon aus, Jesus ist einige Jahre vor seiner Geburt geboren, sozusagen, und er ist im Jahr 30 hingerichtet worden, er war vermutlich so ungefähr Mitte 30, Mitte 30, ungefähr 35 Jahre alt, genauer weiß es niemand. Also, ich widme mich jetzt dem Galilea
der Zeit Jesu. Zunächst mal zu dem Wort Galilea. Galilea ist zunächst mal eine latinisierte Form, im Lateinischen mit A-E geschrieben, also nicht Ä, wie wir es haben, Galilea, A-E-A, und das ist die latinisierte Form des griechischen Galileia, und das ist wieder die Übersetzung des hebräischen Galil, also auch heute in Israel, wenn man nach Galilea geht, dann gibt es auch heute das obere Galil, das untere Galil, so sagt man auch heute in Israel. Also, Galil heißt es, was bedeutet das Wort Galil, das weiß man nicht mehr sicher. Das Wort Galil kann bedeuten Kreis oder Bezirk, kann sein, es kann auch eine alte Landschaftszeichnung sein, deren Bedeutung man nicht mehr kennt. Auf jeden
Fall, Galil ist ein Bergland, und zwar Kalksteingebirge. Und jetzt mal die wichtigsten geografischen Daten, dass ihr so eine innere Vorstellung aufbauen könnt. Also, Galil, der Zeit Jesu, hat 1600 Quadratkilometer, 1600. Ich sage euch mal ein paar Vergleichszahlen. Der Stadtstaat Hamburg hat 750 Quadratkilometer, das Saarland hat 2600 Quadratkilometer, das ist also 1000 Quadratkilometer größer. Man kann grob sagen, das Galil, das Jesu von Nazareth, war ungefähr zwei Drittel so groß wie das Saarland. Baden-Württemberg hat 34.000 Quadratkilometer, also habt ihr ungefähr eine Vorstellung. Dann die Breite und die Länge. Einmal die Länge, das ist von Norden
nach Süden, sind 55 Kilometer, maximal, nicht überall. Also die maximale Länge ist 55 Kilometer, die maximale Breite ist 40 Kilometer. Also, Galil hat so eine Längsausrichtung. Dann, wieviel Einwohner, ja, das sind natürlich nur Schätzungen. Zur Zeit Jesu hatte Galil nach heutigen Schätzungen zwischen 200 und 300.000 Einwohner. Palästina insgesamt, also mit Samaria und Judea, hatte eine Million bis ein Viertel Millionen. Das ist heute die Schätzung. Die wird schon relativ gut sein, also exakte Zahlen gibt es nicht. Dann noch die, wieviel Menschen pro Quadratkilometer, 120 Einwohner
pro Quadratkilometer. Das ist relativ viel. Galil war relativ dicht besiedelt, dichter wie das übrige Palästina. Die Bundesrepublik, zumindest, nein, ich habe nur die Zahl der alten Bundesrepublik, also die alten Bundesländer, da hat die Bundesrepublik 240 Einwohner pro Quadratkilometer, also graddoppelt so viel, also relativ hoch. Dann so ein paar Basisinformationen, wie tut man die Ortschaften analysieren, ungefähr folgendermaßen. Das typische galiläische Dorf oder überhaupt das typisch orientalische Dorf, aber wir bleiben an Galiläa, hat zwischen 400 und 600 Einwohner. Das ist ein typisches Dorf mit der Größe. Drüber hinaus redet man schon von Stadt. Eine Kleinstadt
damals hat also so zwischen 600 und 1500 Einwohner. Das ist eine Kleinstadt. Eine mittlere Stadt hat 1500 bis 2500 Einwohner und eine größere Stadt eben über 2500 Einwohner. Von Großstadt spricht man in der Landeskunde ab 10.000 Einwohner, ist es eine Großstadt. Galiläa zur Zeit Jesu hatte drei Großstädte, ich werde auf alle drei kommen. Sepphoris vermutlich 15.000 bis 20.000 Einwohner, Tiberias 20.000 bis 25.000 Einwohner und Magdala 10.000 bis 12.000 Einwohner, das sind die Großstädte. Dann ist geografisch noch so Grundlagenaspekt. Galiläa war in allen Richtungen durch natürliche Grenzen abgegrenzt von der Umgebung. Im Norden grenzt Galiläa ab durch
ein tief eingeschnittenes Leontes-Tal zum Libanon, sehr tiefes Tal, obwohl Galiläa geologisch zum Libanon gehört. Aber das Leontes-Tal ist eben eine natürliche Grenze. Im Osten ist es der Jordan-Graben, im Süden von Galiläa ist es die Jezreel-Ebene im Süden und im Westen ist es eine Bergkette, die dann abfällt zum Mittelmeer. Man sieht von Galiläa aus das Mittelmeer nicht, Galiläa hat auch keinen Kontakt zur Küste, zur Mittelmeerküste. Also man spricht von einer geografischen Insellage, weil sie nach allen Seiten durch natürliche Grenzen sehr deutlich abgegrenzt war. Und deswegen konnte sich in Galiläa ein gewisses Eigenleben entwickeln.
Ja, das ist noch wichtig. Wie konnte man Galiläa damals durchwandern? Die Maßeinheit, die Grundlegende in der Antike, ist eine Tagesreise zu Fuß. Das sind 25 bis 30 Kilometer, das ist eine Tagesreise. Man konnte also Galiläa in zwei Tagesreisen vom Süden nach Norden durchwandern, in der Breite ja noch schneller. Und das bedeutet, selbst für damalige Verhältnisse war Galiläa ein überschaubares, kleineres Gebiet. Man teilt Galiläa ein in drei Gebiete, auch heute übrigens noch in Israel, das untere Galiläa, das obere Galiläa und das See Genezaret.
Diese drei Gebiete will ich kurz vorstellen. Das untere Galiläa, so ungefähr die südliche Hälfte, da gibt es, wenn man beim See Genezaret an die Nordspitze den Finger legt und auf dieser Spitze waagerecht zum Mittelmeer nach Westen geht, da ist in Galiläa eine Gebirgsstufe, die das Land wirklich halbiert, eine sehr deutliche. Und dadurch entsteht unteres Galiläa und oberes. Das untere Galiläa war ein Staffelland und das ist bereits entscheidend, das gibt es gar nicht so oft. Das heißt, das Galiläa fiel nach Süden zu, staffelweise ab und durch diese Staffeln entstehen eine Reihe von Ebenen, kleinere, größere Ebenen und die eignen sich ausgezeichnet für die Landwirtschaft. Und deswegen war auch Galiläa, also fruchtbare Böden auch. Gut, und dann kann man auch sagen,
Galiläa, das untere Galiläa war strassenmäßig sehr gut erschlossen. Einmal die Via Mares, kommt von Ägypten an den Mittelmeer hoch, geht beim Karmelgebirge in die Jezreelebene, geht am Berg Tabor vorbei nach Damaskus. Das ist also die Autobahn des Ostens, die geht ja durch Galiläa und die zweitwichtigste Straße, die ging von Tiberias, größte Stadt am See Genezaret, über Sepphoris nach Westen zum Mittelmeer, nach Akko. Akko gehörte zur phönizischen Kultur, Akko ist eine der ältesten Städte der Welt, hochinteressante Stadt. Die war für Galiläa der wichtigste Absatzmarkt und die zwei Städte drüber, Tyros und Sidon auch, also dorthin waren
gute, wichtige Kontakte. Das waren die beiden wichtigsten Straßen. Nach Jerusalem konnte man auf dreierlei Weise gehen, von Galiläa aus am Mittelmeer entlang oder am Jordan-Tal unten entlang oder durch Samaria, was aber ein bisschen heikel war, weil die Samaritaner und die damaligen Juden hatten sehr gespannte Verhältnisse, waren befeindet. Gut, soweit zu Untergaliläa. Untergaliläa ist in einem Höhenbereich von 300 bis 600 Meter. Der höchste Berg ist der Berg Taro, ist ja sehr bekannt, 580 Meter. Das obere Galiläa ist viel schroffer, es liegt im Höhenbereich 600 bis 1200 Meter, ist die Vorstufe zum libanesischen Hochgebirge. Und es fehlen im oberen Galil, damals im geschichtlichen oberen Galil, fehlen städtische Zentren. Es gibt da keine höchstens so Kleinstädte
im unteren Bereich und viele Dörfer. Und es gab auch eigentlich keine bedeutenden Straßen. Also Obergaliläa war viel dünner besiedelt wie Untergaliläa, war auch nicht ganz so fruchtbar. Im Gegenzug kann man sagen, die Widerstandskämpfer gegen die Römer, die Zeloten, hatten ihr natürliches Rückzugsgebiet in den Dörfern Obergaliläas. Jetzt gehen wir zum See Genezaret. Der See Genezaret ist 21 Kilometer lang und 12 Kilometer breit. Er hat eine Fläche von 170 Quadratkilometern, das ist ein Drittel des Bodensees. Der See Genezaret hat also eine sehr eigentümliche Lage, er gehört nämlich in den palästinensischen Grabenbruch. Und der
palästinensische hat nichts mit Palästinensern zu tun, nicht politisch, das sind rein geografische Namen. Der palästinensische Grabenbruch ist ursprünglich ein Teil des ostafrikanischen Grabenbruchs, der also bis nach Kenia hinunterreichte. Das heißt, das See Genezaret, der Jordans tote Meer, waren in alten Erdzeitaltern unmittelbar verbunden, es war alles Wasser. Irgendwann hat sich die Erde in diesen Bereichen gehoben und dann war mit dem toten Meer Schluss und es gab dann keine Wasserverbindung mehr zu Afrika. Und noch heute, noch heute im See Genezaret sind knapp 50 Prozent aller Fische afrikanisch-tropische Fische, die konnten dann nicht mehr zurück. Seitdem vegetieren sie und laben sich bei warmen Quellen, weil sie leiden am kalten Wasser. Gut, der See Genezaret ist also ein Kastental,
ein Einbruchgraben hat also nicht so sanfte Hügel, sondern da ist irgendwas abgesackt, sind relativ steile Abhänge. Im Westen und im Osten ist es so ein Kastental, da gibt es auch gar nicht viel Strand, weil der Einbruchgraben da geht relativ dicht an den See ran. Während im Norden und im Süden da gibt es Lagunen, flache Ufer. Der See Genezaret ist einerseits berühmt durch sein Fischreichtum. Ich habe unterschiedliche Zahlen gelesen, auch in den wichtigsten Fachbüchern, entweder über zwanzigerlei Arten oder über 30. Ich weiß nicht, was stimmt, aber schon über 20 Fischarten ist sehr viel. Ja, Fischreichtum, da komme ich noch drauf in der Wirtschaft. Ja, vielleicht bei der Stelle ein paar Hinweise auch zu heute. Der See
Genezaret liegt ja unter dem Meeresspiegel, also der Jordanische Grabenbruch oder der Palästinensische Grabenbruch ist der tiefste Graben der Erde. Also der See Genezaret ist der tiefst gelegene Süsswassersee der Erde. Er liegt in heutiger Zeit 208 Meter unter dem Meeresspiegel, das hat man erst im 19. Jahrhundert festgestellt, das hat man damals ja nicht feststellen können. Und damals lag er 210 Meter unter dem Meeresspiegel, also die heutige Seefläche ist zwei Meter höher wie zur Zeit Jesu. Ich lasse mal die Einzelbegründung weg, das würde zu weit führen. Gut, und dieser See ist für den heutigen Staat Israel absolut lebensnotwendig, denn er ist das wichtigste Wasserreservoir. 25 Prozent des Wasserverbrauchs deckt der heutige Staat Israel aus dem See Genezaret.
Man hat da schon 1936 ging das los und dann in den 60er Jahren ein weit verzweigtes Röhrensystem entwickelt, pumpt, es gibt da so Pumpstationen, die pumpen das Wasser bis in den Süden in den Negev. Und wenn der Wasserspiegel sehr sinkt, dann kann das ein politisches, eine Krise auslösen, und es ist dann sofort Balkenüberschrift in den großen israelischen Tageszeitungen. Es gibt eine Wasserverwaltung heute am See Genezaret und die hat eine Deadline, eine rote Linie festgelegt, wenn der Wasserspiegel auf minus 214 Meter sinkt, darf kein Wasser mehr entnommen werden. Im Jahr 86 ist der Wasserspiegel zum ersten Mal sehr stark gesunken, nach drei regenarmen Jahren, und da hat man dann zum ersten Mal so Hafenanlagen entdeckt und auch ein Boot, das
einzige Boot, das man sehr gut erhalten gefunden hat 1986, es wurde dann durch chemische Behandlung, hat man dem Holz das Wasser entzogen im Laufe der Jahre und das Holz verhärtet, das kann man so. Und es gibt heute bei Magdala, da gibt es einen Kibbutz und die haben ein kleines Museum, da kann man dieses Boot sehen. Ich war schon vor diesem Boot, es ist acht Meter lang, drei Meter breit, also ein sehr spaststattliches Boot. Der einzige Fund dieser Art, es gibt auch von den Booten im Segenetz, hat nirgendwo eine Zeichnung oder ein Gemälde oder eine Beschreibung, man wusste nicht genau. Und jetzt mit diesem Kibbut, das war ein wichtiger Schritt nach vorne, kann man sehr viel ableiten. Ob das Boot ein Fischerboot war, wahrscheinlich, kann man aber auch nicht sicher sagen, es könnte auch ein Handelsboot, ein Transportboot gewesen sein. Das Heck ist sehr gut
ausgebaut, man kann fast unter dem Heck schlafen sozusagen. Das ist interessant, weil es heißt ja, bei Jesus, er schlief im Heck. Also wenn man das Boot sieht, kann man sich das vorstellen. Das Alter von dem Boot kann man nicht ganz genau bestimmen, es gibt zwei große wissenschaftliche Untersuchungen, die eine hat das Ergebnis gehabt, das Boot stammt aus dem ersten vorchristlichen oder dem ersten nachchristlichen Jahrhundert oder vielleicht noch Anfang des zweiten nachchristlichen. Das war das eine Ergebnis und eine andere Forschergruppe unabhängig davon hat gesagt, das Boot stammt aus dem Jahr 70 vor Christus mit einer Variationsbreite von 90 Kilometern rauf oder runter, 90 Jahren. Also 70 vor Christus kann aber auch bis 90 vorher oder später gewesen sein. Das heißt, diese beiden Datierungen sind relativ dicht beieinander, also man kann schon grob wirklich sagen, es ist ein Boot
so ungefähr aus der Zeit Jesu. Dann ist vielleicht noch für euch auch wichtig, es gibt heute am See Genezareth nur eine einzige Stadt, das ist die Stadt Tiberias, die werde ich euch noch, je nachdem, wie weit ich komme, noch genauer vorstellen. Und der Staat Israel hat verboten, dass man am Ufergelände das See Genezareth irgendwie baut. Man darf keine Hotels bauen, keine Villen, das ist streng verboten. Der See sollte in seinem natürlichen Bestand erhalten bleiben und die Seeufer sollten der Weltöffentlichkeit, Christen, Juden und Muslimen offen zugänglich sein. Man hat nur erlaubt an einer Stelle, da war ich selber, ich glaube, gibt noch eine zweite Stelle, so kleine Feriendörfer, nur flach einstöckige Bungalows. In einem dieser Feriendörfer habe ich mal eine Zeit lang gewohnt, die schmiegen
sich ganz unauffällig in die Landschaft. Gut, also so weit jetzt mal ganz kurz überlegen, ob ich was Wichtiges vergessen habe. Ja, also zum Beispiel der Fischreichtum, man fängt im Jahr heute zwischen 200 und 300 Tonnen Fisch pro Jahr. Die beste Fangzeit ist in der Nacht ganz besonders gut, wenn der Vollmond ist, also ein bisschen erleuchtete Nacht. Und die mit die besten Fanggebiete sind dort, wo warme Quellen in den See fließen. Das gibt es bei Tiberias, gibt es warme Quellen, das lockt die Fische an. Und auch bei Tabca, ich werde es noch erklären, gibt es auch drei warme Quellen. Und die Deadline, also der See darf nicht unter 214 Meter sinken, hat auch folgenden Grund. Tiefer im Ufergelände des Sees, wesentlich tiefer unter Wasser gibt es salzhaltige Quellen, die in den
See laufen. Und wenn der Wasserdruck nachlässt, dann strömt mehr Salzwasser aus den Quellen in den See und das Salzwasser verbreitet sich auch stärker. Und dann kann im schlimmsten Fall der See kippen und er wird Salzwassersee. Und das wäre eine Katastrophe. Also man muss durch eine gewisse Höhe auch diese Salzquellen durch den Wasserdruck bändigen und dann geben die nur sehr wenig Salzwasser ab. So, jetzt zweitens das Klima. Galil, Galilea gehört zur mediterranen Klimazone, aber sagen wir mal Spanien gehört auch zur mediterranen Klimazone, Frankreich auch, Italien auch, Griechenland auch, die Türkei auch, die gehören auch zur mediterranen Klimazone. Aber Palästina gehört zur mediterranen Klimazone mit dominantem subtropischen Klima. Und das ist bei
Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei nicht der Fall. In Ägypten auch. Also mit mediterrane Zone mit dominant, mit dominierenden subtropischen Klima. Was heißt das? Eine der wichtigsten Kennzeichen des subtropischen Klimas ist, dass es dort keine vier Jahreszeiten gibt, sondern nur zwei. In den Subtropen gibt es nur zwei Jahreszeiten, nämlich einen regenreichen Winter, das ist die Regenzeit, und einen regenlosen Sommer. In den Monaten Juni, Juli, August, September regnet es in Galiläa keinen Tropfen. Seit 10.000 Jahren keinen Tropfen. Mai ist so ein bisschen die Scheide Linie, die Regenzeit, also beginnt mit dem Frühregen Ende Oktober. Ich war ja oft in Israel
und habe auch israelische Leute gefragt. Also sagen wir, vor dem 15. Oktober regnet es nicht. Manchmal kann es am 18. schon mal regnen, am 20. und 25. geht es los. Dann beginnt, geht die Regenzeit, Hauptregenzeit ist Januar und Februar. Der Niederschlag im subtropischen Klima geht nicht über das ganze Jahr wie bei uns, sondern nur in der Regenzeit. Und die Hauptniederschläge sind innerhalb von 40 Tagen im Januar-Februar-Bereich. Und das ist nicht so ein sanfter Landregen, wie wir ihn kennen, sondern das sind gewaltige Wassergüsse, da geht was runter. Und dieser Kalkboden kann diese Wassermassen gar nicht aufnehmen. Und dann werden diese Trockentäler, man nennt sie Waddis, das sind intermetierende Gewässer, sie sind im Sommer
trocken, aber im Winter, es passiert fast jeden Winter, dass Menschen zu Tode kommen, ertrinken oder erschlagen werden, weil die führen auch Geröll mit sich. Also die Waddis können im Winter zu reißenden Bächen werden. Und obwohl also das Klima im Galilea sehr mild ist, sanft, es hat auch nicht diese harten Unterschiede von Tag und Nacht wie in der Steppe und in der Wüste. Es gibt in Galilea keine Steppe und keine Wüste. Und da sind die Unterschiede zwischen Tag und Nacht, übernachtet mal in der Wüste, habe ich schon oft gemacht, da müsst ihr euch aber warm anziehen. Mein Professor in Tübingen, der Israel-Kenner war, der hat gesagt, die Wüste ist ein Gebiet, wo es kalt ist, es sei denn, es scheint die Sonne. Er hat es also gerade mal rumgedreht, weil das geht in unter Null. Also aber in Galilea nicht. Die durchschnittliche
Jahrestemperatur im oberen Galil ist 13 bis 15 Grad, im unteren Galil 17 bis 19 Grad und im See Genesaret 21 Grad. Ich habe jetzt doch was sehr Wichtiges vergessen. Der See Genesaret ist einerseits berühmt durch sein Fischreichtum. Die beste Fangzeit ist übrigens nachts, aber von den Monaten her Dezember bis April, weil da die Temperaturen wenigstens ein bisschen niedriger sind und dann kann man den Fisch besser transportieren. In Magdala waren große Fischpökeleien, wurden die Fische eingesalzen, getrocknet und wurden bis nach Rom geliefert. Ein professionelles Ruderboot mit guten Sklaven rudert von der Mittelmeerküste nach Rom in zehn bis zwölf Tagen und die Kaiserin Rom haben sehr gern den Petri-Fisch vom See Genesaret gegessen. Der war also in Rom auf der Speiseplatte. Aber das andere, warum der See Genesaret berüchtigt ist, er ist sehr
gefährlich. Er gehört zu den sehr gefährlichen Seen der Welt. Er wird vielleicht noch gefährlicher geben, aber er gehört schon ziemlich weit oben hin und zwar aus folgendem Grund. Es kann ganz schnell zu heftigen Stürmen kommen. Und zwar die Niederschläge kommen alle immer aus dem Westen. Das Mittelmeer ist die große Verdunstungspfanne. Was da durch die Sonne am Mittelmeer an Wasser verdunstet, das bildet dann Wolken und da sind laufend Winde in östlicher Richtung, die treiben diese Wolken auf die Küste zu und nach der Küste steigen ja die Berge an, zwingen die Wolken zu steigen, zu kondensieren und dann kommt es zum Steigungsregen. Deswegen sind auch in obere Galil größere Niederschläge wie im unteren Galil. Aber jetzt zum See Genesaret hin. Im Westen gibt es
drei Täler, die sind ziemlich tief eingeschnitten. Und diese drei Täler, also an der Westküste des See Genesaret, laufen ungefähr parallel, aber nicht genau. Und jetzt die Winde werden in diesen Kanälen wie in einem Windkanal stark beschleunigt, fast wie eine Düse. Müsst ihr euch das vorstellen? Sind wahnsinnige Kräfte. Und dann ist es so, im Becken des See Genesaret kann es bis zu 50 Grad sein in der Sonne, ist nicht selten, im Sommer. Und heiße Luft ist viel leichter wie kalte Luft. Also jetzt werden diese Winde in diesen drei Windkanälen stark beschleunigt und die stürzen als Fallwinde, weil sie schwerer sind, runter auf den See. Ich habe es einmal erlebt, das könnt ihr nicht für möglich halten. In drei, vier Minuten sind auf dem See Genesaret haushohe Wellen. Und
diese haushohen Wellen kann kein Fischer berechnen, weil die Winde sind parallel, aber nicht genau. Du kannst die Wellen nicht mehr berechnen. Also sind mit die gefährlichsten Fallwinde. Es passieren immer wieder. Also seid vorsichtig. Also es kommt selten vor, aber es geht ratzfatz. Gut, Klima. Ja, also bleiben wir mal bei den Winden. Sehr angenehm im Sommer sind die Westwinde. Die kommen im Sommer so ungefähr um die Mittagszeit an, können den Nachmittag über anhalten, manchmal bis in den frühen Abendstunden. In der Geschichte vom Garten Eden heißt es, als ein kühler Wind aufkam, hörten sie, dass Gott durch den Garten ging. Das sind diese Westwinde. Dann im Jordangraben gibt es Nordwinde aus dem Norden, die bringen sehr viel Staub mit und bilden Windhosen. Ich habe mal eine
gesehen und Gott sei Dank ging sie in eine andere Richtung. Das ist auch sehr gefährlich. Dann ist es auch so, wenn die Winterzeit endet, also die Winterzeit endet so April, ist der Spätregen, kann auch noch die ersten Tage vom Mai sein, aber sag mal ab Mitte Mai regnet es nicht mehr. Und am Ende der Winterzeit, wo auch der See Genezareth am meisten Wasser hat, weil im Sommer ja auch viel verdunstet und keine Niederschläge sind, am Ende der Weihnachts-... Ende der Regenzeit, da ist das Land ein wunderschöner Blütenteppich. Das ist so eine Art Frühling, aber das nicht länger wie vier Wochen. So Herbst gibt es in dem Sinne gar nicht. Und heißt es dann, bei dem Wechsel der Jahreszeiten weht aus dem saudi-arabischen Gebiet ganz heisse Sandwinde, Ostwinde, Chiroco nennt man die. Und
am Ende der Regenzeit, im April, kommt auch, also immer am Anfang und am Ende der Regenzeit kommen diese Chiroco-Winde, auch selbst wenn die aufhören, da bleibt zwei, drei, vier Tage eine richtig so schwüle Luft, die nennt man die Giftluft. Das ist also für Herzkran, ist wirklich sehr belastend. Und da heißt es dann zum Beispiel Jesaja 40, 6 folgende, die Blume des Grases wird dort, oder lest mal Psalm 103, die Verse 15 folgende, wenn der Chiroco Ende April, Anfang Mai kommt, das geht die Vegetation kaputt in drei Tagen. Und im Sommer ist Ödes braun in braun. Ja, jetzt gehen wir mal zur Bevölkerung. Galilea war niemals ein rein jüdisches Land. Ich will nebenbei auch sagen,
auch Israel, seit König David bis zur Zeit Jesu, war niemals ein rein jüdisches Land. Es waren immer sehr viele andere auch da, muss man wissen. Und die Grenzen, es gibt im Alten Testament ganz verschiedene Grenzziehungen, also da gibt es auch viele Klischees. Also bleiben wir aber in Galilea. Galilea war niemals ein rein jüdisches Land. Ich will mal ganz grob durch die Geschichte springen, weil das gibt euch ein gewisses Problembewusstsein. Früher war ja Galilea Teil des Nordreiches. Nach Kaiser Salomo ist der Israel geteilt worden in Südreich bei Jerusalem zwei Stämme und Nordreich zehn Stämme mit der Hauptstadt Samaria. Samaria ist im Jahr 720, 21 von den Assyren erobert und zerstört worden und das ganze Nordreich wurde mehr oder weniger aufgelöst. Die Oberschicht
wurde deportiert. Man deportiert nur immer die Elite. Wäre ja blöd, wenn man die anderen sollen ja das Land bearbeiten. Also die Elite wird deportiert und dann werden neue Kolonisten, Siedler, freiwillig oder zwang, eingeschleust. Die haben sich dann mit den Bewohnern vermischt und verbunden. Also damit hörte das Gebiet auf, ein vollisraelitisches Gebiet zu sein. Jesaja, der in dieser Zeit gelebt hat, der spricht von Galilea, dem Bezirk der Gojim, das übersetzen manche Bibelübersetzungen, der Heiden. Bitte verwendet dieses Wort nie wieder. Es ist ein typisch arrogantes christliches Wort, das andere Menschen stigmatisiert. Das Wort Heide gibt es gar nicht. Es ist ein abwertende, schikane Wort von Christen. Also es heißt dann der Bezirk der Heiden. Nein, es steht im Hebräischen der Bezirk der Gojim. Goi ist das Volk, gemeint ist das
auserwählte Volk Israel und alles andere sind die Gojim, sind die Völker. Also in der Menschheit unterscheidet die hebräische Bibel das Volk und die Völker. Und die werden dann Heiden genannt, später erst, nach der Zeit des Neuen Testamentes. Kraftausdruck der Staatskirche, die alles andere abgewertet hat. Also schon Jesaja sagt Galilea, der Bezirk der Gojim. Dann nach dem Untergang Jerusalems 587 durch die Babylonier. Die haben dann neue Siedler mitgebracht, das waren jetzt Meder und Aramäer. Und dann war das Land beherrscht von den Ptolemäern und den Seleugiden im 3. und 2. Jahrhundert. Da kamen sehr viele Phöniker, viele Griechen, viele Araber nach Galilea. Also sagen wir mal, um 200 v. Chr. war das ein unüberschaubares Gemisch der unterschiedlichsten
Leute. Und der jüdische Bevölkerungsanteil war bei 200 v. Chr. sehr gering. Und deswegen hat bei den Maccabären, die ja dann einen Aufstand gemacht haben, der Maccabère Hiskia, der Maccabère hat dann die Juden in Galilea nach Judäa transportiert, weil die drohten da unterzugehen. Die sind dann nach Judäa gegangen. Aber 104 v. Chr. hat ein anderer Maccabère, der Aristobul, Aristobul hat Galilea erobert und zwangsjudaisiert und, was immer das im Einzelnen heißt, und auf das jüdische Gesetz zwangsweise festgelegt. Und er hat sehr viele Siedler, jüdische Siedler aus Judäa nach oben umgesiedelt durch Schenkungen und Versprechungen, also im Großen und Ganzen freiwillig. Und jetzt
ging wieder die jüdische Geschichte erst wieder los. Zur Zeit Jesu hatte Galilea sehr wahrscheinlich eine jüdische Mehrheit, aber knapp, vielleicht 55, 60 Prozent, aber eine sehr starke Minderheit. Das waren dann eben Griechen, Phönizier, Araber, Aramäer und so weiter. Die beiden Großstädte Seferis und Tiberias und Mataba waren sehr hellenistisch ausgerichtet. Seferis hatte ein Theater, Tiberias hatte ein Stadion und so weiter. Also es war sehr auch innerlich, nicht nur die äußere Kultur war hellenistisch, aber wurde auch sehr viel für die innere Verbreitung getan der hellenistischen Kultur. Das bedeutet also, die Juden, die in Galilea gelebt haben, so wie Jesus aus Nazareth, die haben sehr
viel Kontakt mit Nichtjuden gehabt. Das wimmelt ja da davon. Deswegen, die Galilea selber sind sofort am Dialekt erkennbar, die nuscheln etwas, sie verschlucken die Entzilden, sprechen die Wörter nicht genau aus. In Jerusalem, dem Kernland Judäa, rümpfte man die Nase über diesen Pöbel da in Galilea, die nicht mal richtig reden können. Also in Galilea war sofort am Dialekt erkennbar. Beim Pfingstwunder heißt es in Apostelische 2, Vers 7, sind das nicht alle Leute aus Galilea. Was können die auf einmal für Sprachen? Und übrigens, typisch war auch die Männermode, die Galilea trugen langes Haar und Vollbart. Aber obwohl also die Galilea so einen etwas merkwürdigen Dialekt hatten, Aramäisch hat man gesprochen übrigens. Jesus hat auch Aramäisch gesprochen. Das klassische Hebräisch hat man in der Zeit gar nicht mehr gesprochen. Normale Bürger, Juden konnten auch Hebräisch gar
nicht mehr verstehen, aber die gebildete Schicht schon. Wenn man die Thora vorgelesen hat in der Synagoge, hat man immer nach der Lesung auf Aramäisch es übersetzt, damit die Leute das überhaupt verstehen konnten. Und diese Aramäischen Übersetzungen nennt man Talgume und die sind zu beträchtlichen Teilen erhalten. Wenn man also die Talgume studiert, wie übersetzen sie, sag mal, die Berufung des Jesaja ins Aramäische, da merkt man sehr viel über die Frömmigkeit. Weil an der Art, wie man übersetzt, da steckt immer auch ein bisschen eine Bewertung drin. Also die Talgume, die Übersetzungen ins Aramäische, des klassischen Hebräisch in der Zeit Jesu, vorher und nachher, geben uns sehr viel Einblick in die Stimmung und die Religiosität. Gut, also obwohl die Galilea so einen Primidiallekt hatten, die waren also wirklich Provinz, Galilea hört man in Jerusalem so, wie wir sagen, Ostfriesland oder Oberbayern. So klang
Galilea für die Gebilde, für das Bürgertum in Jerusalem. Aber sie haben wahrscheinlich griechisch können. Also je nach Berufsart musste man griechisch zumindest passiv verstehen. Bei Jesus wissen wir es nicht, aber bei den Galilean ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass sie zumindest passiv griechisch verstanden oder auch minimal reden konnten, weil das anders bei bestimmten Berufen gar nicht denkbar war. Gut, so weit zur Bevölkerung. Jetzt machen wir noch die Wirtschaft. Galilea war ein fruchtbares Land. Es war überall kultiviert, nach allen Richtungen kultiviert. Es gibt ja im Orient drei Landschaften, letztlich nur zwei. Das Kulturland, Kulturland heißt,
es hat genügend Niederschläge und es ist grün in verschiedener Hinsicht. Grün war das Schönste damals. Wir Deutsche oder die Schweden oder die Finnen, für die ist grün, die haben ja genügend Wasser, aber im Orient ist die Farbe grün wirklich das Schönste, was es gibt. Gut, und dann die andere Landschaft ist Steppe und Wüste. So unter 300, 400 Millimeter pro Jahr beginnt dann die Steppe und dann die Wüste. Die Wüste geht ganz unauffällig in die, die Steppe geht ganz langsam in die Wüste übrig. Also es gibt eigentlich nur zwei Landschaften, Kulturland, da ist was los, da gibt es dörfliches Leben, Musikabwechslung, Kultur, grün und dann die Steppe und die Wüste. Also Galilea hatte überhaupt keine Steppe und keine Wüste. Das ist schon irgendwie charakteristisch, weil jetzt sag mal heute in Israel ist 60, 70 Prozent des Staatsgebietes Wüste, in Jordanien
ist ungefähr 70 Prozent des Staatsgebietes Wüste, in Syrien ist ungefähr 70 Prozent des Staatsgebietes Wüste, Steppe oder Wüste. Das heißt, die kultivierten Anteile sind alle deutlich unter 50 Prozent. Aber in Galilea, insofern war das schon ein schönes Stück Land, mildes Klima, fruchtbare Böden und genügend Wasser, genügend Niederschläge und genügend Quellen. Insofern ist Galilea ein bisschen besser dran gewesen wie Judea. Aber es gibt so kleinbürgerliche Bibelforscher, die kaum politisches Bewusstsein haben und die verbürgerlichen da Galilea, wie wenn das so eine schöne Idylle war, wie im Schwabenländle. Nein, nein, das war es trotzdem nicht. Also jetzt gehen wir mal durch die gesamte Wirtschaft. Die wichtigste zweite Wirtschaft ist
ganz klar die Landwirtschaft. Das ist für uns ungewohnt, weil wir haben so Juden-Klischees gehört. Die Juden sind im Bankgewerbe, die Juden mit dem Geld und sind alle so Händler mit ihrem Kramerladen. Also in Europa durften die Juden ja gar keinen ordentlichen Beruf erwerben, die gilden und so weiter. Das war gebunden an die Taufe. Also im Mittelalter konnte es nur einen anständigen Beruf erwerben, wenn du getauft bist. Also Zigeuner und Juden und anderes Pack will man nicht. Und notgedrungen haben sich dann die Juden in die Geldwirtschaft hinein buxiert, weil da waren diese Eintrittsbedingungen nicht so wie in den Handwerker- und landwirtschaftlichen Berufen. Da war kein Jude geduldet. Und so kam dann diese enge Connection Jude und Geld, die ja dann zu fürchterlichen Antisemitismus-Vorurteilen geführt hat. Korn Wahrheit ist
natürlich, dass viele der größten Banker Rothschild und viele andere Juden waren. Aber jetzt vergesst es. Das ist ja alles ab dem Mittelalter. Judentum in der Zeit ist ein Agrarvolk. Im Talmud, in der Mishnah sind die wichtigsten Kapitel alles Auskünfte über Ackerbau und Botanik. In Galiläa ging es vor allem um Ackerbau. Viehzucht gab es überhaupt nicht in Galiläa, während in Judea Viehzucht im Vordergrund war. Schafherden, Ziegen, Wolleherstellung. In Galiläa stand im Vordergrund Getreide, Weizen und Gerste. Weizen für die Ober- und Mittelschicht, Gerste für die Unterschicht. Die Gerstenbrote hatten lange nicht die Qualität, wie wir heute, weil dieses Wurfeln kann das Saatgut nie so reinigen, wie wir es heute industriell können. Also Weizen war ein bisschen anspruchsvoller für die Oberschicht. Und wir haben ja heute vier
Grundnahrungsmittel, Getreide, Mais, Reis und Kartoffeln. Das ist für uns vier Grundnahrungsmittel, die haben wir alle zur Verfügung. Von diesen vier Grundnahrungsmitteln gibt es in der Antike in Galiläa nur eins, Getreide. Brot, Brotzeit, Abendbrot, kommen diese Worte her. Also da wurde sogar ein bisschen ausgeführt. Also es gibt einen gewissen kleinen Export nach Akko, Sid und Dior. Das zweitwichtigste Gebiet ist der Olivenanbau. Galiläa war der Schwerpunkt des Olivenanbaus. Oliven kommen sehr gerne an Hängen oder auf einem Berg, kleineren Bergen vor. Also gerade das obere Galil war Zentrum vieler, vieler berühmter Olivenhaine. Öl war ja Grundnahrungsmittel für Beleuchtung, Medikament, aber auch eben zum Essen. Gut, dann gibt es noch Wein. Kanan war eines
der allergrößten Weingebiete. Es gibt heute eine Forschungsdiskussion. Ein Teil der Forschung sagt, Wein ist in Kanan auf der ganzen Welt in Kanan erstmals entwickelt worden. Es ist also ein Produkt der Kananähe. Kanan war das Weinland Ägyptens. Also auf jeden Fall war es ein wichtiges Weinbaugebiet. Aber jetzt in Galiläa war Wein gar nicht so stark. Die Ebenen waren alle für Getreideanbau. Es wurde benötigt. Wein wurde an den Hängen in so terrasierter Form angeboten. Und einige große Latifundien, Großgrundbesitzer, hatten Wein so im Sinne von Monokultur. Aber die meisten Kleinbauern, die meisten Menschen waren Kleinbauern, die hatten nur so kleine Weingärtle. Das ist nicht der Rede wert. Ja, Feigen gab es auch noch. Das war soweit mal die Landwirtschaft. Also Getreide, Oliven, Öl und Wein hat Galiläa ausgeführt. Dann der
zweite Handelszeug war der Fischhandel. Habe ja schon einiges gesagt. Der dritte, nur in Sägen Nezareth, da fällt mir beim Sägen Nezareth noch was ganz Wichtiges ein. Der See hat verschiedene Namen. Wir sagen Sägen Nezareth. Im Alten Testament heißt der See Yam Kinaret. Yam ist das hebräische Wort für Meer oder See. Also Yam Kinaret, Kinaret-See. Was ist damit gemeint? Kinaret ist ein Hügel, der heißt Tel Kinaret, ist auch da bei Kapelle und gar nicht weit weg, also auch an der Nordwestküste. Und der war eine bedeutende kananäische Stadt. Sehr früh, schon 3000 v. Chr. war Kinaret eine wichtige kananäische Stadt zur Zeit vom Salomo. Er hatte
die richtige Stadtmauer. Und dann mit der Zeit hat die so an Bedeutung verloren. Und nach diesem Ort Kinaret ist der See im Alten Testament, benannt manchmal auch später noch, so ungefähr um das Jahrhundert rum, ein bisschen vorher, ein bisschen nachher, ist der Ort irgendwie zerfallen. Und um die Zeit hat man ein bisschen abseits, vielleicht fünf Kilometer abseits, den Ort Genesah aufgebaut. Genesah ist auch der Hauptort vom Stamm Naphtali, liegt auch in so einem sehr fruchtbaren Schwemmland, Genesah-Ebene. Und diese Genesah oder Ginosa, aus dem entwickelt sich Genesahret. Also das Wort Kinaret war die frühere Bezeichnung. Kinaret ist ein Wort nach einer kananäischen Göttin, die so ähnlich hieß. Und später also wechselte das, es wurde der Ort aufgebaut zu 100 v. Chr. Zur Zeit Jesu gab es Kinaret schon gar nicht mehr. Kinaret wird übrigens
durch deutsche Archäologen ausgegraben auf dem Tell Kinaret, der ist ungefähr 90 Meter hoch über dem See Genesahret. Es war schon dort, der letzte bedeutende Ausgräber war Volkmar Fritz, Professor für biblische Archäologie. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich weiß nicht, ob die Grabungen inzwischen abgeschlossen sind. Die zogen sich über viele Jahre hin. Das war soweit die Landwirtschaft, also Getreideanbau, Oliven, Öl, Wein und auch Weiden, nicht ganz so wichtig. Weniger wichtig war das Handwerk. Also es waren viel weniger Menschen im Handwerk tätig, als es Fischer und Bauern gab. Das waren größere Anteile. Das Handwerk war aber hoch geachtet, bis auf einige unrühmliche Handwerker, so wie Gerber oder so, die dauernd mit toten Tieren zu tun haben. Handwerk hatte im Allgemeinen einen guten Ruf. Viele Schriftgelehrte waren Handwerker. Man musste ja als Schriftgelehrter
seinen Lebenserwerb selber verdienen. Es gab zur Zeit Jesu ungefähr 70 verschiedene Handwerker im Nahrungsgewerbe, Genussgewerbe, Bekleidungsgewerbe, Transportgewerbe, Holzverarbeitung, Gefäßeherstellung, Luxusgewerbe, Schreibgewerbe, was es alles gab. In Galiläa waren die wichtigsten Handwerkszweige das Baugewerbe. Jesu selber war ja ein Bauarbeiter. Ich sage immer, Jesus kam vom Bau. Tecknon, das heißt nicht Zimmermann, Zimmermann ist ein kleiner Teil davon. Tecknon ist einfach ein Mann vom Bau, der macht alles, was mit Holz und Stein zu tun hat. Das sind sehr weite Angaben. Dadurch, dass die zwei Großstädte, muss ich noch später sagen, riesige Bauprojekte waren. Also Sepphoris
und Tiberias waren ständig viele Bauten. Nazareth, wo Jesus aufwuchs, ist nur fünf Kilometer weg von Sepphoris, eine der großen Hauptstädte. Wenn man in Nazareth den Hang hochgeht, dann kann man von dem Hügel, also wenn Jesus in Nazareth einfach den Hang hochging, das kann er in fünf Minuten machen, dann sieht er vor sich im Tal Sepphoris. Sepphoris ist auch mal zerstört worden um die Zeitenwende bis nachher. Das war sicher ein sehr erschütterndes Erlebnis des ganz jungen Jesus. Diese beiden Großstädte, Sepphoris und Tiberias, werden aber nie erwähnt, sie werden einfach nicht ein einziges Mal erwähnt, das ist wahrscheinlich kein Zufall. Ja, also Bauhandwerkers war sehr wichtig. Der Josef, der Vater Jesu, war auch Bauhandwerker. In dem kleinen Bergdörfle Nazareth hatte zwei bis 300 Einwohner, war ein ganz kleines Kuhnest, werde ich noch genauer vorstellen,
kann eine Familie mit fünf, sechs, sieben Söhnen Bauhandwerker, die finden gar nicht so viel Arbeit, also die mussten schon so nach Sepphoris oder Jaffia, das war drei Kilometer entfernt, größer Ort mit befestigter Mauer. Also die Bauhandwerker-Familie Jesu von Nazareth war nach allem, was man vermuten kann, immer wieder auch unterwegs und deswegen vermutet man, dass sie gewisse griechische Kenntnisse hatten. Petrus konnte ja auf jeden Fall griechisch. Ja, das war also, ja was ist noch von den Handwerkern sehr wichtig, international berühmt waren die Leinenweberei in Galiläa, Sepphoris, Magdala waren große Leinenwebereien. Sehr wichtig war auch Töpferei, es gab natürliche Tonlager in Galiläa, berühmte, es gab schwarze Tonlager an mehreren Orten im Obergalil und es gab weiße Tonerde bei Tiberias. Der Talmud nennt 126 Töpferarbeiten, verschiedene
Gefäße und so weiter. Im Talmud werden auch 63 galiläische Dörfer genannt, aber Nazareth ist dabei nicht. Josefus lebte mal zwei, drei Jahre in Jaffia, das drei Kilometer neben Nazareth, und erwähnt Nazareth überhaupt nicht. Gut, es war also, es gibt noch den Handel, der spielt eine noch kleinere Rolle. Israel war kein Handelsvolk, die großen Handelsnationen waren die Syrer, die Phönizier und die Griechen, das waren die großen Handelsvölker der Antike. Israel war vom Ursprung her ein Hirten- und Bauernvolk und hat sich mit Handel immer sehr schwer getan. Aber es gibt ein gewissen, vor allem Binnenhandel, die größeren Orte, also so 1500 aufwärts, hatten alle einen Markt.
Wo war der Markt? Der war immer im Stadttor, wenn es Stadtmauer gab, oder vor dem Stadttor, oder es war so eine Art Marktviertel, aus dem sich später die Basare entwickelt haben. Einen Marktplatz gibt es im Orient nicht. Diese Agora oder Forum Romanum, die Vorstellung in der Mitte eines Ortes ist ein Marktplatz, das eine griechisch-römische Vorstellung gibt es im Orient nicht, es sei denn, jemand ahmt das dann nach. Also der Markt war im Stadttor, das war immer ein größerer Bereich, auch Schatten, oder vor dem Stadttor, oder in einem extra engen Viertel mit vielen kleinen Gassen. Wer hat Ware angeboten? Die Bauern vom Umland haben angeboten, die Fischer natürlich am Segenezeret, auch die Handwerker vor Ort haben ihre Ware auf diesen Marktplätzen und die ansässigen Kaufleute, die meistens Zwischenhändler waren, die irgendwo was gekauft haben und dann hier
weiterverkauft haben. Handelsbeziehungen gab es also vor allem nach Akko, Sidon, Tyros und auch zur Decapolis. Decapolis ist ein Zehnstädtebund westlich vom Jordan nur Bet Shean und östlich des Orte. Dazu gab es also auch gute Handelskontakte, ja aber im Vergleich zu den großen Handelsnationen war das ein kleiner Ausschnitt in der Wirtschaft Galileas. Also das erste war die Geographie Palästina, unterer Galilea, oberer Galilea, Segenezeret, das zweite war das Klima, Mediterran mit subtropisch dominantem Klima, das dritte war die Bevölkerung, eigentümliches Misch-Situation und sehr viel nicht jüdische Bevölkerung, dann war die Wirtschaft. Jetzt gehen wir mal zur politischen
Situation, dann kommt noch die soziale Situation, die sehr wichtig ist und was ich auch machen möchte, ist einige Orte euch mal gezielt vorstellen, vor allem Nazareth und Kapernaum, also jetzt mal die politische Situation. In Galilea oder in Palästina, Judäa so hieß die Provinz in Rom zunächst und später haben die Römer dieses Land, nachdem der Bar Kokhba Aufstand niedergeschlagen wurde im Jahr 135, durften Juden nicht mehr sich da niederlassen, es war verboten im Umfeld von Jerusalem und da nannten die Römer diese frühere Provinz Judäa, wo Pontius Pilatus so und andere die Präfekten waren, nannten die Römer das Land Philisterland. Das war eine reine Frechheit, weil sie wussten,
dass die Philister so die Erzfeinde der Juden waren, haben sie es Philisterland getauft und dieser Ausdruck Philisterland wurde im Laufe der hunderte zu Palastern, Palästina. Also Palästina ist durch jahrhundertelange Abschleifung aus dem Wort Philister entstanden. Im Arabischen sagen die Araber die Palästinenser heute noch Philistin. Da ist also der Bezug zu dem Philisterland und die Palästinenser haben da auch kein Problem damit, weil sie wissen es ärgert. Aber heute ist der Kampf das Wort, das ist nebensächlich. Gut, also auf jeden Fall die Provinz Judäa, das muss ich euch jetzt schon ein bisschen nahe bringen. Sehr wichtig ist folgende Zäsur. Im Jahre 63 v. Chr. eroberten
die Römer Palästina. 63 v. Chr. Und es war so, dass die Römer den Vater von Herodes eingesetzt haben, so als Oberherrscher. Der ist aber dann umgebracht worden und der Sohn Herodes ist nach Rom gegangen, hat dort die Königswürde erhalten und wurde dann König über die Juden, obwohl Herodes selber gar kein Jude ist. Dieser König Herodes, seine erste Zeit, wo er so in der Weltöffentlichkeit tätig wurde, war vielleicht 28 Jahre alt, er wurde im Jahr 47 Stadthalter über Galilea, ganz junger Kerl, da lebte sein Vater noch. Ja, und in dieser Zeit begann auch gleich der antirömische Widerstand durch die Zeloten. Jetzt lasse ich das mal, das kommen wir
noch drauf. Herodes wurde dann mit militärischer Unterstützung der Römer, im Jahr 37 wurde er König über Palästina. Und das ist Herodes der Große, der war König bis vier vor Christus, haben wir ja vorhin angesprochen. Also 37 bis vier, er war 33 Jahre König und die zehn Jahre Stadthalter, kommt man auf 43 Jahre, hat er in Galilea da so rumgevorwerkt. Und dieser Herodes der Große hatte drei noch lebende Söhne. Er hatte ja zwei Söhne mit der Mariamne, seiner geliebtesten Frau. Herodes war mehrfach verheiratet, aber nie gleich, also er hat nie mehrere Frauen gehabt hintereinander. Seine Lieblingsfrau war Mariamne und mit der hatte er zwei Söhne, aber die Mariamne war ja eine Jüdin, sogar aus Adelsgeschlecht. Und als diese Söhne erwachsen
waren, hat Herodes Angst gekriegt, weil die Söhne sind Juden. Also die Söhne einer jüdischen Mutter sind Juden und da hat Herodes zu Recht Angst gekriegt, die würden die Juden anerkennen als Messias, als König, mich nie. Und dann hat er die beiden Söhne so im Alter von 18, 20 Jahren umbringen lassen, weil die wären seine gefährlichsten Rivalen geworden. Also davor floss viel Blut. Aber jetzt zum Beispiel die zwei Söhne Herodes Antipas, Herodes Philippus, das waren Söhne mit der Samaritanerin Maltaque. Da war die Gefahr, ist nicht bestanden, dass die Juden waren. Die sind keine Juden. Also die hat er leben lassen. Und dann gab es noch einen Sohn, Archelaos, da weiß jetzt gerade die Hintergründe nicht. Und jetzt hat der Herodes ein Testament gemacht. Und er hat in seinem Testament geschrieben, dass seine drei noch lebende Söhne das Reich aufgeteilt bekommen. Der
älteste Sohn von den drei war Archelaos, der hat Jerusalem Judäa bekommen. Der jüngste Sohn, aber fähigste Sohn, war Herodes Antipas. Er hat Galilea bekommen und auf der Ostseite vom Jordan, heutiges Jordanien oder Westbank, muss man sagen, war Perea. Das war sein Staatsgebiet. Und der dritte Sohn, Philippus, der hat die Batanea bekommen. In der Nordseite vom See Genesaret fließt der Jordan in den See Genesaret. Vom Jordan bekommt der See das meiste Wasser, aber nur zwei Drittel. Ein Drittel bekommt der See von den Wattis, diesen tief eingeschneffenen kleinen Tälern der Golanhöhen. Also die Hügel östlich vom See, das sind die Golanhöhen. Und das sind viele so kleine Gebirgsbäche. Und wenn es da in der Regenzeit mal so richtig schüttet, das ist ein Drittel vom Wasser. Aber es
muss richtig schütten. Wenn es nicht richtig schüttet, versackert zu viel Wasser im Boden, erreicht gar nicht den See. Gut, also auf jeden Fall der Jordan war die Grenze zwischen dem Staatsgebiet von Herodes Antipas und seinem Bruder Herodes Philippus in der Batanea. Und Jud Jerusalem und Judäa hat Archelaus bekommen. Und er hat in seinem Testament geschrieben, alle drei Söhne sollen den Königstitel erhalten. Dieses Testament musste aber von Augustus bestätigt werden. In der Zeit war Kaiser Augustus in Rom der Kaiser. Kaiser Augustus, der übrigens selber auch mal in Jerusalem war und der Herodes ganz gut kannte, Kaiser Augustus hat das Testament aber nur teilweise bestätigt. Die Aufteilung des Reiches in diese drei Teile hat er bestätigt, aber er hat den drei Söhnen den Königstitel nicht gegeben. Herodes Antipas, also der Landesvater
Jesu, bekam den Titel Tetrarch, das heißt so viel wie Teilfürst, also wesentlich weniger wie König. Der Bruder Philippus auch. Und der Archelaus hat sogar noch einen niederen Titel Etnarch erhalten, so ziemlich der unterste Titel. Archelaus war auch irgendwie nicht der Heldeste, der war sehr unzuverlässig und auch kein kluger Stratege. Er hat dann Sechs nach Christus wurde er abgesetzt von den Römern, also nach zehn Jahren und dann wurde Judea direkte römische Provinz, dann kam dann Pontius Pilatus und so weiter. Also nach der Absetzung des Archelaus, Sechs nach Christus, wurde dieses Gebiet direkte römische Provinz. Während Galiläa gehörte nicht zum römischen Reich, dessen Tetrarch war Herodes Antipas, der zwar mit den Römern liiert war,
aber es war nicht direkte Staatsgebiet des römischen Reiches. Also wenn Jesus nach Jerusalem ging, betrat er damit auch das römische Reich. Und zum Beispiel der hohe Rat in Jerusalem, der hat in Galiläa gar nichts zu sagen. Der hat überhaupt kein Polizeirecht in Galiläa. Gut, also die Aufteilung war so und jetzt König Herodes Antipas trat seine Herrschaft im Jahr Vier vor Christus an und er wurde im Jahr 39 abgesetzt. Das heißt, er hat auch 43 Jahre regiert, genau wie sein Vater, der von 47 Stadthalter bis drei kommt man auf 43 und von Vier vor bis 39 kommt man auch auf 43. So kann man sich das gut merken. Also Herodes der Große und sein fähigster Sohn Antipas haben 86 Jahre da, fast neun Jahrzehnte. Und der Herodes Antipas hat die
Bewunderung, die Freude zur hellenistischen Kultur von seinem Vater übernommen. Herodes war ja der größte Bauherr der Antike. Der größte Bauherr der Antike. Kaiser Augustus hat gesagt, also den Herodespalast, den Jerusalem gesehen hat, hat er gesagt, da ist ja mein Palast in Rom nur eine Hundehütte. Und das stimmt auch. Kaiser Augustus hat sehr einfach gelebt, er hat auf Prunk und er war ein sehr fähiger Mann. Also auf jeden Fall, der König Herodes hat sich einen riesen Palast gebaut, er hat große Städte gebaut, er hat einen Festungsring gebaut und so weiter. Und das hat er alles durch Steuern aus der Bevölkerung rausgepresst. Herodes der Große, der Vater, also hat sich aber für Galilea und Perea nicht besonders interessiert und er blieb also jetzt für Herodes Antipas ziemlich viel zu tun. Er hat also zunächst die bisherige Hauptstadt
Sepphoris. Sepphoris liegt mitten in Galilea, auch in der Mitte kann man sagen zwischen Mittelmeer und Sege Nezareth, ziemlich in der Mitte. Und Sepphoris war auch der Knotenpunkt der beiden großen Straßen, einmal die Via Maris und dann die Straße, die vom Sege Nezareth nach Akko fährt, die kreuzen sich in Sepphoris. Sepphoris heißt heute Zippori, ist also heute noch eine Stadt. Gut, und diese Stadt hat er erstmal wieder aufbauen lassen, die war nämlich zerstört, das habe ich noch nicht erzählt, komme noch drauf. Er hat also die Stadt Sepphoris ab dem Jahr 3 vor oder 2 vor wieder aufbauen lassen, sehr hellenistisch, war auch ein Gerichtsort, das einzige Gericht in Galilea, das die Juden anerkannt haben. Wenn es also in der Bergpredigt heißt, wenn du auf dem Weg zum Richter bist, einige dich mit ihm doch vorher, das kann nur der Weg zum Richter in Sepphoris
gewesen sein, es gab keinen anderen. Es gab in Tiberias auch ein Gericht, das haben die Juden aber nicht anerkannt. Also er hat einmal Sepphoris ausbauen lassen und dann im Jahr 18 hat er eine ganz neue Stadt gegründet, Tiberias. Inzwischen hieß der Kaiser in Rom Tiberius, Nachfolger von Kaiser Augustus, der regierte bis 14, also 18 war dann schon Kaiser Tiberius und zu Ehren von Kaiser Tiberius nannte er die Stadt Tiberias, die ist seit der Gründung bis heute bewohnt. Es ist heute eine Stadt mit 30.000, 40.000 Einwohnern, beliebtes Ferienziel der Israelis. Also hat er diese Stadt aufbauen lassen. Antipas war auch ein fähiger Typ in dieser wilden Zeit und mit diesem aufsässigen Volk 40 Jahre an der Regierung zu bleiben, das können nur echte Könner. Er hat sehr geschickt
manches ausgeglichen. Er wollte die Juden auch nicht unnötig provozieren, als Pontius Pilatus mal römische Feldzeichen mit nach Jerusalem brachte, hat er gesagt, guter Mann, das kostet dich tausend Tote, tu doch die Feldzeichen wieder nach Caesarea nicht in die heilige Stadt und Pontius Pilatus hat dann beigegeben. Also er hat manchmal auf ihn besänftigend eingewirkt, die beiden konnten sich auch nicht besonders gut verstehen. Aber bei Tiberias, bei der Gründung, da war er jetzt wieder wirklich auch ganz schön knallhart, weil Tiberias war eine der schönsten Stellen am See, unmittelbar südlich, Herr Matt, sind heiße Quellen, wo man auch sagt, dass sie heilende Kräfte haben bei Römer und so her. Also und daneben war ein Gräberfeld, ein jüdischer Friedhof und man darf nach jüdischem Recht niemals auf einem Friedhof eine Stadt erbauen. Das war ihm
dann aber wieder egal. Er hat also Tiberias auf diesem Friedhof erbaut und deswegen hat kein Jude diese Stadt gern betreten. Es gab schon auch Juden, manche hat er auch zwangsweise eingesiedelt oder mit Riesen, Schenkungen, Privilegien. Er hatte also Probleme gehabt, diese neue Hauptstadt zu füllen, aber mit der Zeit ist es ihm schon gelungen und diese Hauptstadt war sehr prächtig, Kolonaden, Säulenreihen an den Straßen und Pferderennbahnen und alles Mögliche. Also ja und Antipas hatte als erste Frau die Tochter des Nabateer-Königs Arethas IV. hat er zur Frau genommen, jetzt war er aber in Rom mal Herr Rotes Antipas und lernte dort die Schwester seines Halbbruders Acrippa kennen und
dann hat er seine Nabateer-Frau wieder nach Hause geschickt, nach Petra zum Nabateer-König. Das hat ihm dann aber ständig jahrelang kriegerische Auseinandersetzungen eingebracht und dann musste der römische Stadthalter kommen und dem Antipas zu Hilfe eilen. Also da hat er auch ein bisschen blöd gehandelt. Im Jahr 39 ist er auf Anraten seiner damaligen Frau, Herr Rodias, die sehr ehrgeizig war, die ja auch mit Schuld war, dass Johannes der Täufer geköpft wurde, da war er auch knallhart, Herr Rotes Antipas, weil er merkte, diese messianische Botschaft des Täufers, die könnte gefährlich werden, weil der Täufer hatte ziemlich viel Wirkung und dieses Gefängnis Machairus liegt am Toten Meer auf der anderen Seite Jordanisches Gebiet, da war der Täufer gefangen und da starb er dann auch. Ja, 39 ist er nach Rom gegangen, hat um die Königswürde gebeten auf
Drängen seiner Frau, Herr Rodias, und dann hat Kaiser Caligula gesagt, nix da, nix da, du gehst in die Verbannung nach Gallien, nach Lyon. Und da ist dann Herr Rotes Antipas gestorben, seine Frau, Herr Rodias, ist ihm freiwillig in die Verbannung gefolgt. Also das soweit zu dem Landesvater. Ich tu jetzt auch noch den zelotischen Widerstand auch machen. Ja, also in Galiläa war ein eigentümliches jüdische Bevölkerung. Diese jüdische Bevölkerung in Galiläa hat sich der neuen pharisäischen Frömmigkeit, die gab's noch gar nicht lang, seit 100 Jahren, die Pharisäer entstehen ungefähr um 150 und haben sich dann langsam voran entwickelt. Sie haben mit zur Synagogengründung
beigetragen. Die Synagogengründung ist eine der größten Revolutionen der Religionsgeschichte, kein Tempel, kein Tieropfer, keine Rituale, ein Lehrhaus, wo nur das Wort eine Rolle spielt, ein Diskussionsort. Und der Tempel ist immer gleich so hierarchisch gegliedert, Oberpriester und was alles. Und diese ganzen Tieropfer, die Pharisäer hatten kein so inniges Verhältnis zum Tempel. Sie haben ihn schon akzeptiert, aber ihr Herz schlug in dieser Neuerfindung dezentralisiert in jedem Dorf. Man kann ja nicht in jedem Dorf einen Tempel aufbauen, gab ja nur einen. Aber du kannst in jedem großen Ort eine Synagoge aufbauen. Und jetzt fing auch das Schulwesen an, dass jeder Mann lesen und schreiben lernte. Das Judentum war das erste Volk der Welt, wo die Mehrzahl aller Männer bis in die Unterschicht lesen und schreiben konnte, damit sie die Bibel, die Thora lesen konnten. Also das war diese neuartige Frömmigkeit der
Pharisäer, die war revolutionär, war fast wie Luther, Semper reformanda. Die Pharisäer haben auch die Rolle der Frau stark aufgewertet. In priesterlichen Texten ist die Frau ja völlig abgewertet. Alle Tiere müssen männlich sein, alle Priester sind männlich, die Frauen können höchstens mal im Vorhof weit weg, ein bisschen tiefer. Niemals ist eine Frau in die inneren Höfe und Bereiche eines Tempels gegangen. Also das weibliche im priesterlichen Denken ist knallhart abgewertet. Aber die Pharisäer haben die Frau aufgewertet zur Priesterin des Hauses. In der Religion des Hauses ist sie die Chefin. Nur eine Frau kann die Sabbatkerzen anzünden. Es darf nur eine Frau. Ein Singer in Tel Aviv, der kann nicht mal Schabbat feiern, weil er darf die Schabbatkerzen nicht anzünden. Da muss eine Frau kommen. Also die Pharisäer haben die Stellung
der Frau Stück für Stück aufgewertet und im Gegensatz zu der starken Abwertung im priesterlichen Denken. Und Jesus steht religionsgeschichtlich in dieser Aufwertungsbewegung. Jesus steht überhaupt den Pharisäern ziemlich nahe. Deswegen kappeln die sich auch so viel, weil sie halt ständig auch miteinander gerungen haben. Ja, an dieses galiläische Bevölkerung, da haben aber die Pharisäer sich relativ stark ausgebissen. Das pharisäische Einfluss war nur in so Kleinstätten, so im Kleinbürgertum der Städte. Bei den Bauern auf dem Land haben die kaum Einfluss gehabt. Kafanaum war stark pharisäisch geprägt. Kapelleum hatte so 1200 bis 1500 Einwohner. Also ist gerade so an der Kippe von Kleinstadt zu Mittelstadt, hatte einen Markt, aber auf dem Land nicht. Warum
haben die Pharisäer in Galiläa es nicht so leicht gehabt wie in Judäa? Weil die Zeloten in Galiläa waren. Also schon bei dem Herodes der Große, als der Stadthalter 47 war, hat Hiskia aus Gamala, ein ganz berühmter Mann, mit dem beginnt der antirömische Widerstand. Der hat dreimal gegen diesen jungen Herodes gekämpft. Herodes hat alle hinrichten lassen. Dann, Herr Rode selber, musste ja Jerusalem erst erobern, mithilfe eines römischen Meeres. Eeres, als Herr Rode starb, vier vor Christus, hat der Sohn von Hiskia, von Gamala, Judas von Gamala, in der Apostelgeschichte 5 wird er genannt, Judas der Galiläa, hat sofort wieder den Widerstand organisiert, hat Sepphoris erobert mit 2.000-3.000 Mann und hat aus dem königlichen Arsenal alle Waffen und alle Gelder an sich genommen und
hat von da aus einen Mordwiderstand organisiert. Dann musste Varus, der ja auch beim Kerusker fürs Teutoburger Wald, der gleiche Varus, der war damals noch in Syrien, der musste mit einem riesen römischen herkommen. Er hat dann Sepphoris in Schutt und Asche gelegt und die ganze Bevölkerung in die Sklaverei verkauft. Das war 3 vor Christus. Judas von Gamala konnte fliehen und als dann der römische Aufstand dann kam, der große, wo auch Massa da eine Rolle spielte, da war schon wieder ein Enkel von Judas aus Gamala. Ich war mal in Gamala im oberen Galil, ist nichts mehr erhalten, aber die Ortslage von Gamala, weiß man genau, wo der Ort lag, da war eine Art Widerstandsdynastie von Vater, Sohn und Enkel. Die haben diese Widerstände organisiert. Elite Truppe der Zeloten waren die Sikarier, die Dolchmänner. Sika heißt der Krummdolch. Die haben also im Gemenge Römer
abgestochen. Die Zeloten hatten eine Naherwartung, dass das Reich Gottes bald kommen wird und alles Leiden und die Römer sahen sie als Geburtswehen der Neuen Zeit an. Schlimmer kann es ja bald gar nicht mehr werden. Das sind die Geburtswehen der Neuen Zeit und wir dürfen heilige Kriege führen, gibt ja im Alten Testament Stelle mit heiligen Kriegen. Auch das Wort Zelot heißt Eiferer, kommt im vierten Buch Mose in der Thora vor. Wir führen einen heiligen Krieg, das haben ja die alten Väter auch gemacht. Die Römer sind die Feinde Gottes, da braucht man kein Nächstenliebe üben. Wir können damit beisteuern, dass die Zeit schneller vorübergeht, dass das Reich Gottes kommt. Sozial gesehen haben die eine unheimlich revolutionäre Theologie gehabt, Befreiung aller Sklaven, ähnlich wie Spatakus, die waren politisch nicht weit vom Spatakus entfernt. Die haben überall
die Sklaven befreit und zerreißen alle Schuldscheine. Die haben überall wo sie hinkommen erstmal alle Schuldscheine verrissen und deswegen haben die natürlich in der Unterschicht ganz ordentlich Zulauf gehabt. Da kamen die Pharisäer nicht mit. Also deswegen, Kaliläa, Kaiser Claudius hat mal gesagt, Kaliläa ist der Fieberherd am jüdischen Körper. Es gab insgesamt von den Maccabearen bis zum Bar Kochbar Aufstand 150 vor 150 nach 300 Jahre gab es 61 Aufstände gegen die Römer, 60 davon aus galiläischen Boden. Die Rabbiner und die Pharisäer in Jerusalem, da gibt es ein Wort im Talmud, Galiläa, Galiläa, du verachtest die Lehre und du wirst nochmal ein Opfer der Banditen, ist ein Rabbinerspruch über Galiläa. Also Galiläa war stark zelotisch aufgeheizt.
Galiläa, der Lebensraum Jesu (Teil 1) | 8.6.2
In zwei Tagesreisen ließ sich die Region durchqueren, sie war damals kleiner als das heutige Saarland. Und doch ist Galiläa die Wiege des christlichen Glaubens, der Ursprung des Christentums – die Heimat Jesu eben. Abgesehen von wenigen Ausflügen nach Jerusalem war Jesus in Galiläa, an den Ufern des Sees Genezareth aktiv. Um das neue Testament zu verstehen, lohnt es sich also, sich ein wenig in der Region auszukennen, die heute an vielen Orten noch so aussieht wie damals. Siegfried Zimmer erklärt, was diesen winzigen Landstrich, der Asien, Europa und Afrika miteinander verbindet, so besonders macht. Er erzählt von dem einzigartigen galiläischen Meer, das so reich an Leben und so tödlich ist. Er spricht vom Galiläa zu Jesu Zeiten, als eine Art antiker Feminismus in der Gesellschaft Einzug hielt, Attentäter ihre Feinde in der Menge meuchelten und größenwahnsinnige Herrscher sich selber Denkmäler setzten.