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Ich habe beim Eröffnungsvortrag mit dem Geheimnis begonnen. Im Grunde gesagt, ich glaube an Gott, das ist ein Schritt ins Geheimnis. Im Grunde ging es um den Anfang des Glaubensbekenntnisses, was heißt es zu sagen, ich glaube. Das heißt offenbar nicht, ich weiß, sondern ich glaube an Gott. Heute möchte ich weitermachen, ich glaube an Gott. Glaubensbekenntnis heißt es dann den Vater, den Allmächtigen. Hier geht es ein bisschen näher darum, wer oder was ist Gott. Jetzt kann man grundsätzlich sagen, braucht man eigentlich so Bekenntnisformeln. Ist das nicht einengend, ist das nicht irgendwie rückwärtsgewandener, irgendein Bekenntnis aus der Antike rauszuholen. Und da gibt es Menschen, die sich grundsätzlich

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daran stören, dass man so Texte wichtig nimmt, die sagen, ja, das finde ich aber, Glaubensbekenntnis und so. Ich hätte lieber ein undogmatisches Christentum. Nicht irgendwie formeln und dass man das da am Ende noch im Chor sprechen muss und das mag ich alles nicht, habe ich schlimme Dinge miterlebt. Ich möchte ein freies undogmatisches Christentum. Nun, zum einen könnte man sagen, solche Bekenntnisformeln gehören uns schon in der Bibel immer dazu. Es gibt es im Alten Testament Bekenntnisformeln, dann gibt es das gibt es im Neuen Testament. Da würden manche sagen, ja umso schlimmer, können wir das jetzt nicht endlich mal loswerden. Ich möchte undogmatisch glauben. Nun, da würde ich nachlegen und sagen, ich glaube, man täuscht sich da auch schnell. Jeder, der mal so richtig hardcore dogmatisches Christentum erlebt hat, versteht die Sehnsucht danach undogmatisch zu glauben. Man kann mit dogmatisch Dinge meinen, wo nicht verwunderlich ist, dass Leute davonlaufen. Nur wenn die dann sagen, ich möchte glauben in Freiheit, ich möchte

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mündig glauben, dann ist das sehr sympathisch. Aber es ist ja auch ein Grundsatz, es ist auch eine Art Dogma, ein sympathisches Dogma. Aber da steht dann fest. Daher denke ich, es ist im Grunde die Frage, was sind die Grundsätze, die mich orientieren? Ohne solche Grundsätze glaubt man nie. Es ist dann die Frage, wie sehr man sich es bewusst macht, wie sehr man es auslegt, durchbuchstabiert, aber auch wie steif und starr oder wie frei und befreiend damit man umgeht. So, also an Gott, den Vater, den Allmächtigen. Das wird über Gott hier gesagt am Anfang und dasselbe kommt ja im Glaubensbekenntnis noch einmal vor. Ein bisschen später heißt es über Jesus Christus, sitzend zur Rechten Gottes des Allmächtigen Vaters. Sind die beiden Begriffe über Gott, Vater und

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der Allmächtige? Gut, wir haben uns darauf geeinigt, wir nehmen das jetzt mal ernst. Bekenntnisse, Dogmen, Formulierungen. Jetzt kann man nachfragen, warum ausgerechnet die? Man kann mit dem Glaubensbekenntnis ja durchaus fremdeln und sagen, das ist alt und irgendwie ehrwürdig und so, aber du lieber Himmel, es gefällt mir nicht. So, was ist das für ein Glaubensbekenntnis? Jesus Christus wird geboren, Jungfrau Maria, zack sofort dazu und schon muss er leiden und sterben und begraben werden. Und wo ist der ganze Rest? Wo ist Nachfolge und Heilung und Gottesliebe und Nächstenliebe und Barmherzigkeit und die Armen? Also man kann mit dem Glaubensbekenntnis auch unzufrieden sein. So, da kann man berechtigte Fragen dran stellen. Das kann man hier auch. Was wird über Gott gesagt, dass er Vater ist und allmächtig? Das könnte man ja jetzt ganz bibeltheologisch infrage stellen

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und sagen, Moment, ist das eine gute Auswahl, wenn man sich die Bibel so anschaut, was da alles über Gott steht, kann man das darauf zurechtstutzen. Der meist zitierte Vers der ganzen Bibel ist ja wahrscheinlich Exodus 34 erste Mal oder in dem Salmendatierung sind sehr schwierig, aber ein Vers, der acht bis zehn Mal vorkommt, er lautet Gott genedig und barmherzig, geduldig und von großer Güte und Treue. Das ist der meist zitierte Vers der ganzen Bibel, also innerhalb der Bibel, aufgegriffen und wieder aufgegriffen und wieder aufgegriffen, variiert. Bis zu 20 Mal kommen solche Wendungen vor. Das sind lauter Eigenschaften, wie Gott ist, genedig, barmherzig, geduldig, Güte und Treue. Warum ist das nicht ins Glaubensbekenntnis gekommen? Vater kommt im

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Alten Testament ganz wenig vor, ein paar Mal nur, ist auch gar nicht spezifisch christlich erst mal auf den ersten Blick. Zeus wird auch als Vater angerufen. Mit der Allmacht ist es noch schwieriger. Es kommt im Alten Testament im Grunde gar nicht vor. Neun Testament ganz selten und auch nur auf Schleichwegen. Es ist so, viele kennen den Ausdruck, der Herr Zebaoth. Und was das heißt, ist gar nicht so leicht. Es heißt manchmal der Herr der Herrscharen und dieses Wort, der Herr Zebaoth, wurde in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, übersetzt als Theospantokrator, Gott der Allmächtige. In der Form kommt es hunderte von Malen vor, aber eine griechische Übersetzung, die ist mindestens nicht genau und zweimal aus der Septuaginta übernommen, taucht es im Neuen Testament auf. Also man könnte jetzt sich richtig warm meckern und sagen, das Glaubensbekenntnis

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hat mächtige Probleme. Es ignoriert das ganze Leben Jesu, seine ganze Verkündigung, sein ganzes Handeln, alles nicht da und über Gott zwei Wörter, die eigentlich nicht zentral sind. Warum nichts von Gnade und Barmherzigkeit, Güte und Treue oder Gerechtigkeit? Gott ist gerecht, da hätt man doch so. Aber wir wollen uns jetzt nicht noch länger warm meckern, sondern uns auch bewusst machen, jedes Gottesverständnis, jeder Gottesglaube hat sein Hier und Jetzt. Und das ist mit dem Glaubensbekenntnis, dem apostolischen, aber auch den anderen Glaubensbekenntnissen auch so. Es sind Bekenntnisformulierungen der alten Kirche, die haben klar sichtbare Anfänge im zweiten Jahrhundert

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nach Christus. Wir können sehen, wie Formeln wieder und wieder und wieder kommen. Im vierten Jahrhundert nach Christus gibt es große Bekenntnis Texte in die Zea und in Konstantinopel. Das, was wir im Gottesdienst sprechen, ist eine Kurzform davon. Das dauert noch länger, bis das endgültig ist. Aber man kann sagen, der Grundstock geht wirklich bis an die apostolische Zeit ran. Das ist schon uralt. Und diese Formulierung, der allmächtige Vater, das ist wirklich im zweiten Jahrhundert wieder und wieder da steht. Das ist schon Urgestein der Bekenntnisbildung. Und das hat etwas zu tun mit der Herausforderung der alten Kirche dieser Zeit. Was war deren Herausforderung, womit sagen die sich konfrontiert? Die eine Herausforderung war ganz schlicht, sich als Christ zu Gott zu bekennen. Im Unterschied zu den klassisch griechischen römischen Göttern, die es so gab,

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die hatten alle Namen und wohnten irgendwo und hatten Bilder. Und das hat der christliche Gott ja alles nicht zu bieten. Das war ja ganz komisch. Als Christ musste man sich immer so ein bisschen entschuldigen. Ja, ich glaube an Gott, der hat aber keinen Tempel, der hat kein Bild, der hat auch keinen Namen. Wir opfern nicht mal. Die Römer haben die frühen Christen für Atheisten gehalten, weil sie gesagt haben, was seid ihr für komische Leute, ihr habt gar keinen ordentlichen Gott. Dem gegenüber wollte man von Gott reden und möglichst genau, was man aber vermeiden wollte, ist, dass man irgendwie sich auf Gott beruft und dann hat man Jesus. Und dem muss man dann da irgendwie sagen, ach ja, und so hat er auch. Und das hätte viele Probleme aufgeworfen. Und sehr früh wird klar, Christen reden von Gott nie anders als vom Vater Jesu Christi und von Jesus als vom Sohn Gottes.

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Und man macht von Anfang an deutlich, wir glauben an den Gott, der sich in Christus offenbart. Das ist der Punkt hier. Es geht nicht darum, wir glauben an Gott und unser Gott ist männlich. Das ist überhaupt nicht das Anliegen. Von Anfang an ist der Vater immer der Vater Jesu Christi, der Gott, den wir nicht anders denken können als bezogen auf diesen Jesus von Nazareth, den wir nicht anders beschreiben können als Sohn Gottes. Und das gehört zusammen, das ist unser Glaube. Dieses auf Christus zentrierte Gottesverständnis ist das erste, was man sagen wollte. Das Weite, man hatte damals Konkurrenz. Eine Reihe von Erlösungsreligionen, die teilweise gleichzeitig entstanden sind, teilweise auch als Abspaltung des Christentums, als kreative Fortentwicklung des Christentums, waren im zweiten Jahrhundert eine ungeheure Konkurrenz. So Zeus und Jupiter und Poseidon

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und so weiter, die wankten schon Arm in Arm nach Valhalla, um das mal germanisch auszusagen. Also die hatten Aktien im Singflug. Da merkte man, da sind viele nicht mehr sicher, ob da irgendwie was dran ist und so. Der Kaiserkult wurde durchgezogen. Aber so schicke orientalische, ägyptische, ISIS, also das hatte irgendwie Konjunktur. Und es gab eine ganze Reihe von dualistischen Religionen, dualistischen Erlösungsreligionen, die sehr stark so ein schwarz-weiß Denken an den Tag legten. Wer in Game of Thrones so ein bisschen drin ist, also der Herr des Lichts, so die Nacht ist finster und voller Schrecken und so. Also dieser Stil, dieser Religionsstil, faszinierend, ein bisschen gruselig und so, das war Mode. Gnosis ist ein wichtiges Stichwort in dieser Zeit. Und da gibt es außerchristliche, gnostische Religion,

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Erkenntnis-Religionen, die sagten, wir leben hier in einer Welt der Finsternis. So und wir glauben an das Licht, an den Gott des Lichts, der sich offenbart, ein Gott der Liebe. Das gab es in christlichen Variationen, in christlichen Abspaltungen, Entstehung sehr kompliziert, teilweise aus dem Christentum entwickelt, teilweise weiß man es nicht, manchmal sehr systematisch, manchmal sehr freizügig, manchmal auch sehr asketisch, alles mögliche. Aber es war immer so eine dualistische Logik. Finsternis, Welt, Schicksal, die Härte der Natur, das Fleisch, die Materie und all das war so Feindesgebiet. Das war besetzt. Manchmal unter einem Schöpfergott, den man für böse hielt, einen Demiurgen, man sagte, Gott hat die Welt geschaffen, das ist ja das Unglück, der das hier geschaffen hat, der wollte uns nichts Gutes. So und es gab

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Entwicklungen, wo man diesen bösen Gott mit dem Gott des alten Testament identifiziert hat. Markion, eine christliche Abspaltung des zweiten Jahrhunderts, spielte eine riesige Rolle, war eine große Herausforderung, der hat das Neue Testament, einen eigenen Kanon gemacht, ein eigenes Neues Testament, Paulusbriefe, ein bisschen gekürzt, Lukas Evangelium, ein bisschen zurechtgemacht und gesagt, ich verkündige euch ein Gott der Liebe, ein Herrn des Lichts. So ihr seid in dieser Welt vom bösen Schöpfergott unter Gesetze und unter Zwang und unter Gelüsten und Mächten und das alles seid ihr nicht. Ihr werdet damit nicht glücklich, ihr kriegt hier keinen Boden unter den Füßen, ihr findet keinen Halt, aber ich verkündige euch Licht und Liebe und Wahrheit und Erlösung und Freiheit im Fremden Gott, das Evangelium vom Fremden Gott, den anderen Gott, der euch in die Freiheit führt. So und da gab es eine ganze, also extrem kompliziert, immer gut und

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böse, schwarz und weiß, Licht und Finsternis und es war für die Christen, die dann quasi so unsere christliche Kirche, dann später so, also die wir sehen als unsere Vorgänger oder Kirchenväter, die große Herausforderung, diesen ganzen Herausforderungen gegenüber einzuschärfen, wir glauben an Gott und unser Gott ist unser Erlöser und unser Schöpfer und unser Schöpfer ist unser Erlöser und er ist unser Schöpfer und diese Einheit, diese Einheit Gottes, der Himmel und Erde geschaffen hat, so und kein anderer ist als der Schöpfer und kein anderer als der Erlöser, war entscheidend und dafür war der allmächtige Gott eine Aussage. Wir glauben an den allmächtigen Gott, kein Gegengott, kein anderes Prinzip, kein Götterkampf im Himmel, nichts davon. So,

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der allmächtige Vater ist in dieser Zeit eine geniale Kurzformel, was sich von Anfang an deutlich macht, es geht um Gott, wie er sich in Christus zeigt und das ist der eine Gott, der Himmel und Erde und alles erschaffen hat, er ist A und O, Anfang und Ende, das ist unser Gott, eine geniale Kurzformel, einfach und prägnant, ganz klar, worum es geht und ganz klar, was man damit ablehnen möchte und darin bis heute, das sind ja bis heute wichtige zentrale Anliegen. Nun denke ich, jede Generation steht vor der Herausforderung auch zu formulieren, was glauben wir, wie glauben wir Gott und jetzt würde ich nicht sagen, lass uns das Glaubensbekenntnis neu machen, also was jetzt so im Grundriss 1800, 1900 Jahre da ist, da haben wir Respekt, wir sprechen das im Chor, wir ziehen das jetzt durch bis zum Ende aller Zeit, weil es ja immer noch einleuchtet,

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aber so ein Bekenntnis zu verstehen, zu durchdringen, da hilft es schon, sich so ein bisschen die Zeit klar zu machen, ein bisschen die Herausforderung und das mögen dann bei uns auch mal andere sein und da mögen bei uns auch mal andere Missverständnisse aufkommen, zum Beispiel sollte sagen, ja mir gefällt das einfach nicht, weil wir zu viel Männerwirtschaft da sind, ja nur Männer und die einzige Frau in diesem Bekenntnis ist auch nur Jungfrau, das mag ich nicht und das ist nicht gemeint damals, das war nicht die Absicht, aber man muss es auch hören und schauen, dass man es so auslegt, dass diese Missverständnisse vermieden werden. Ich orientiere mich an diesem Glaubenserkenntnis, Bekenntnis nun ein wenig, aber ich variiere es auch. Ich werde heute Nachmittag nicht über Gott als Vater sprechen, zum einen, da gibt es einen genialen Worthausvortrag von Sigrid Zimmer, wenn viele kennen, ich habe in meinem Gender-Vortrag da auch schon ein bisschen was zugesagt, das wird sagen, wir müssen ja auch ein bisschen ökonomisch gucken,

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was wir hier machen, zum anderen, weil ich glaube, dass das moderne Christentum faktisch hier auch noch mal eine andere Zuspitzung gefunden hat, darum möchte ich heute Nachmittag sprechen über den Gott der Liebe, morgen über den Gott der Macht. Und ich meine damit, diese Spannung aufzugreifen, der Gott, der sich in Christus offenbart als unser Vater, als Gott der Liebe und aber auch dieser Gott als der Allmächtige, es geht mir um diese Spannung, die Variation ist der Gott der Liebe, ist heute mein Thema. Und ich möchte einen einzigen Satz heute Nachmittag auslegen, den ganz schlichten Satz Gott ist Liebe. Gott ist Liebe, dieser Satz ist zutiefst wahr, kauft mir wahrscheinlich jeder ab und dieser Satz ist gefährdet und er kann auch gefährlich sein.

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Es ist ein Satz, der überwältigen kann, begeistern, faszinieren, es ist aber auch ein Satz, der frustrieren kann. So eine Fata Morgana, die unendlich viel verspricht, dann aber nie liefert, oder nie greifbar wird. Es ist ein Satz, der sehr flach verstanden werden kann, sehr banal. Ja schlimmer noch, es ist ein Satz mit Kitschgefahr. Kitschgefahr, dass man diesen Satz so flach und banal und lachifari und süßlich und verlieblich versteht, dass er nicht trifft, dass er nicht trägt, dass er nicht hält. Jeder Satz über Gott setzt sich ein Zeichen, ein Symbol, ein Hinweis, was

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auslegungsbedürftig ist. Das hatten wir im Geheimnisvortrag. Es gibt im christlichen Glauben keine 42 Lösung. Ganz glasklare Ansagen, klar wie eine Zahl, wo man nichts mehr auslegen muss, nicht deuten, sondern einfach zack 42 ist 42. So ist es nicht. Gott ist Liebe, kann man sehr verflachend verstehen, sehr kitschig, sehr unangemessen. Und mir geht es heute darum, diesen kurzen Satz Gott ist Liebe ein wenig Tiefe zu geben, ein wenig Gewicht zu verleihen, diesen Satz zu retten vor der Gefahr vor flachenden, geistlosen Redens über Liebe. Denn es ist ein ungeheurer, ungeheuer vieldeutiger Satz. Und diese Vieldeutigkeit dieses Satzes ist sein Reichtum,

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ja aber auch wirklich die Herausforderung, diesen Reichtum nicht zu übersehen oder zu verlieren oder sonst wie zu verbaseln. Ich möchte in drei Schritten diesen Satz ausloten. Gott ist Liebe. Im ersten Schritt möchte ich diesen Satz verstehen als Basissatz des Christentums in der Neuzeit. Und das müssen wir uns wenigstens kurz klar machen. Es ist nicht seit 2000 Jahren so, dass Christen schon immer sagten Gott ist Liebe, das ist das Schönste oder so. Es ist nicht so. So im Mittelalter war das entscheidende Wort für Gottes Heilzandeln die Gnade. Es ging um Gnadenlehre. Es war das viel wuchtigere Wort, damit daran hat man sich abgearbeitet, an der Gnade.

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So oder Luther, Rechtfertigung. Eine Reformation funktioniert in juristischer Sprache. Vor zwei Jahren haben wir uns daran abgearbeitet. Worte aus sechs auch gemerkt, diese juristische Sprache hat so das Ding, sie lässt heute viele kalt. Diese Sprache von angeklagt und freigesprochen, gerecht gesprochen, wo viele denken ach Gott stand dich vor Gericht, wusste ich gar nicht. So es war eine zentrale Sprache für das 16. Jahrhundert. Sie war befreiend, sie war erlösend. Ist heute nicht unmittelbar plausibel, muss man viel erklären. Es ist eine neuzeitliche Zuspitzung, dass wir vom Gott der Liebe reden. Da könnte man jetzt auch eine Stunde dran verwenden, das werde ich jetzt nicht tun, aber es kurz antippen, Liebe insgesamt ist in den letzten 100 Jahren eine Aktie, die sich im Wert verhundertfacht hat. Das war früher auch beim Heiraten nicht so das Ding. So, man hatte

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ungefähr eine Idee, dass es Liebe gibt irgendwie, aber fand das auch wie so eine Art Wahnsinn. So man sieht ja in Romeo und Julia wohin das führt, so und da hätte man eher gewarnt und gesagt, wenn du eine Braut nach Hause führst, dann fühl nicht in dein Herz hinein, sondern guck auf den Acker ihres Vaters oder so, das bleibt und da irgendwie so ein kurzer Rausch, du lieber Himmel, da können wir alle nicht von existieren. Aber in den letzten Jahrhunderten finden wir es pervers im Grunde. Zwangsehen oder verheiratet werden und so, das verbieten wir gerade. Das ist aber nur im christlichen Abendland eine Kuriosität, denn die Liebesheirat ist jetzt so nicht das gewesen, was zu jeder Zeit und immer und überall so das Übliche war. Freiwilligkeit war schon viel,

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Christentum hatte immer Freiwilligkeit, aber das war es dann auch. Und jetzt wirklich zu sagen, die müssen aber beide ineinander verliebt sein, da hätten die Menschen sehr gestaunt, was wir für wahnsinnige Ideen heute haben. Aber wir haben die Ideen und das hat jetzt nicht mehr nur so irgendwie nice to have oder so, sondern für viele ist das Sinn des Lebens, lieben und geliebt zu werden, ist das größte Glück auf Erden. Wieso, beim ganz jungen Goethe gibt es das noch, das war noch nicht vollendete Weimarer Klassik, aber ja auch so anrühren. Und es ist aber diese Zeit, die wirklich sagt, ein Leben ohne Liebe verdient es nicht, gelebt zu werden, Goethes Werther. Das ist neuzeitlich, das ist modern, das ist so, weil was passiert in der Liebe? In der Liebe finde ich die tiefste Bejahung meiner selbst als Person und der Neuzeit ist ein ungeheures Bedürfnis,

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mehr und mehr gewachsen, solche Bestätigung im umfassenden Sinne zu gewinnen, weil gleichzeitig viele Dinge, die mir früher meinen Stand gegeben haben, einfach auch nachlassen und schwinden. So, mein Stand in der Gesellschaft, wer ich bin, von Geburt an, so von Geburtsrechten und all das löst sich im Grunde auf, wird in einer marktorientierten Gesellschaft abgelöst durch Leistungsanforderungen. Du bist, was du leistest, du bist, was du kannst, du bist, was du verdienst. Das heißt, es wächst im Grunde ein permanenter Druck, es wird immer wichtiger. So und dann die Erfahrung zu machen, bejaht zu sein, mit Haut und Haaren, mit Geist und Charakter angenommen bejaht zu sein, das ist etwas,

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was in unserer Kultur einen permanenten Bedeutungszugewinn hatte. Damit hängt das zusammen, dass wir das im Christentum heute auch genial finden und dass Gott uns liebt. Das ist ein kultureller Hintergrund. Ich möchte ein paar Dinge sagen über den biblischen Hintergrund dieses Satzes Gott ist Liebe. Es ist ja ein Satz, der in der Bibel nicht schon am Anfang steht. Im Alten Testament gibt es Aussagen über die Liebe Gottes, eine ganze Reihe, aber es ist auch nicht ständig und permanent und jeder Prophet und so. Viele Propheten husten einem auch ganz schön was, also die haben da nicht permanentes Liebesgesäusel und so, da wundert sich mancher Christ, was da los ist. Im Neuen Testament, spät am Ende der Kanon-Geschichte, da taucht dieser Satz auf, ersten Johannesbrief, Gott ist Liebe. Und es ist ja ein steiler Satz, nicht? Gott hat viele

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Eigenschaften, er ist gnädig und barmherzig und gerecht und gut und geduldig, so. Und man hätte aber nicht in diesem Maße gesagt Gott ist Gerechtigkeit oder Gott ist Geduld. Im Hebräischen legt das sowieso überhaupt nicht nah, solche Abstraktformulierungen zu machen. Es ist im Neuen Testament wirklich ein Gipfelsatz, ein Satz, der das Wesen Gottes beschreibt. Denn die Eigenschaften Gottes, die vielen Adjektive, die stehen ja nebeneinander und da steht manchmal nebeneinander Gott ist geduldig, aber er ist auch ein eifernter Gott. Gott ist gütig, aber er kann auch ein zorniger Gott sein. Und das ist mit Eigenschaften so, das kann so und so und so, da kommt viel mit dahin. Liebe, Gott ist Liebe, ist eine Wesensaussage. Und jede Eigenschaft, die man noch

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hinzufügen wird, wird eine Eigenschaft der Liebe sein. So verstehen wir das heute, tun wir das zurecht. Es gibt bis heute Christen, die an der Stelle schon unzufrieden sind, die sagen Ja, aber nein, Gott ist nicht nur Liebe. Die ärgern sich, komisch eigentlich, aber es gibt Leute, die das nicht ertragen können, dass Gott zu lieb wird und sagen dann Ja, ist aber nicht nur Liebe, er ist auch zorn, so oder er ist auch heilig. Und das geht nicht, dass man sagt er ist nur Liebe. Nun, die ganze Altes der männliche Geschichte finde ich, kann man lesen als einen Weg hin zu dieser Aussage. Schon diese große Bundesformel, Gott ist barmherzig und gnädig, geduldig, voller Güte und Treue, geht es dann weiter, aber er lässt nicht ungestraft, also es ist sofort im

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Folgenden vom Zorn die Rede, der gehört dazu, der gehört im Alten Testament selbstverständlich dazu, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Zorn Gottes und diesen Eigenschaften. Diese Eigenschaften, so ist Gott, er ist immer gnädig und barmherzig und geduldig und all diese Kette von Eigenschaften. Zorn ist immer etwas momentanes, ein Auffallen, eine zornige Phase Gottes, wo Gott zornig ist über etwas, was seinem Wesen widerspricht. Gott ist da zornig, wo etwas seinem Wesen der Güte und der Barmherzigkeit und der Liebe entgegensteht. Man kann das etwa im Jesaja-Buch finden, Jesaja 54, da heißt es, ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen,

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aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, sprich der Herr dein Erlöser. Das ist die biblische Logik von Zorn und Erbarmen. Gottes Zorn währt einen Augenblick, jetzt wissen wir das manchmal auch 70 Jahre oder so, aber in Gottes Zeitrechnung ist es ein Augenblick des Zorns, aber mit ewiger Gnade will ich mich erbarmen. Gottes Zorn ist immer ein Zorn des barmherzigen Gottes, zornig auf das, was der Barmherzigkeit entgegensteht. Und insofern führt das Neue Testament diese Linie zum Ende, zum Ziel, Gott ist Liebe oder mit demselben Text im ersten Johannesbrief, da heißt es, Gott ist Licht und

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ausdrücklich heißt es dazu, in ihm ist keine Finsternis, nicht mal ein bisschen oder so. Nicht hier Gott ist Licht, aber ein bisschen finster ist er auch. Nichts. Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. Und so sind alle Eigenschaften Gottes Eigenschaften seiner Liebe, seine Güte, seine Gnade, seine Barmherzigkeit, sowieso, das ist das Farbenspektrum der Liebe, aber auch seine Gerechtigkeit, seine Wahrheit, auch sein Eifer, auch sein Zorn, all das sind Aussagen vom liebenden Gott. Und Sätze über Gott, die mit dieser Wahrheit der Liebe Gottes nicht zusammen gedacht werden können, sind keine wahren Sätze im Sinne des christlichen Glaubens. Was dem widerspricht,

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dass Gott Liebe ist, ist unchristlich. Gott ist Liebe ist eine Wesensaussage und jedes Gottesbild, was davon nicht zutiefst geprägt ist, ist noch im Vorhof christlicher Gotteserkenntnis. Das ist das erste, was man biblisch-theologisch sagen kann, es ist auch nicht großartig strittig, gibt es keine seriösen Gegenpositionen. Wenn man sich das biblisch-theologisch anschaut, ist diese Richtung der Entwicklung der biblischen Rede von Gott sehr eindeutig. Das zweite, was man da hinzufügen muss, das ist jetzt eine Wesensaussage, Gott ist Liebe und hinzufügen muss man, das gilt nun auch für die Gottesbeziehung des Menschen. Und zwar so, wenn Gott Liebe ist, dann ist nur ein Gottesverhältnis

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dem angemessen, was sich auf solche bedingungslose Liebe verlässt und nicht in irgendein Tauschverhältnis, irgendeine Verdienstlogik mit Gott eintritt. Und das ist etwas, was in der biblischen Glaubensgeschichte wieder und wieder und wieder durchgearbeitet wird, denn die normale Beziehung zu antiken Göttern ist voller Tauschlogik. Menschen opfern und Götter schützen, Götter geben und Menschen erweisen sich in Gegengaben als dankbar. So ist das mit denen da oben, so ist es ja auch unter Menschen und das ist mit denen da oben nicht viel anders, nur dass man die halt ein bisschen mehr können und mal ein bisschen mehr liefern muss. Wenn Menschen etwas wollen, dann gehen sie in Vorleistung und wenn

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sie das Gefühl haben, die Gottheit ging in Vorleistung, dann sehen sie zu, dass sie das auch widerspiegeln, dass sie das abgelten. Das ist normal, so funktioniert viel Opferkult, viel Frömmigkeit, immer diese Tauschlogik. In der biblischen Geschichte setzt sich mehr und mehr die Einsicht durch, dass Menschen Gott nichts geben können. Psalm 50, wo Gott sagt, die ganzen Tiere ist alles lieb, brauchen tue ich das nicht, gehören alle mir, könnten wir jederzeit ein Schaf pflücken oder so, ich brauch das gar nicht. Ist nicht das Ding, dass ich das brauche. So, Opfere dem höchsten Dank, darum geht's, aber du kannst mir nichts geben. Gott gibt in reiner Güte. Gottes Gaben sind reine Gaben.

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Es ist nicht so wie, ich weiß nicht, wer das noch gesehen hat, der Pate, so die große Mafiatrilogie, so wo die Logik ist, der Pate tut dir einen Gefallen und eines Tages bittet er dich um einen Gefallen und dann sagst du, bitteschön nicht nein. Wenn das ein bisschen dauert, wundere dich nicht, wenn du wach wirst und neben dir liegt so ein Pferdekopf oder so. Und das ist erst der Anfang. Wenn dein Pate dir einen Gefallen tut, weißt du Bescheid. So ist es nicht mit Gott, Gott ist nicht unser Pate und wir haben keine Angst vor Pferdeköpfen im Bett frühmorgens oder so. Gott schenkt bedingungslos und das geht tief ein in die Erwählungssprache und in die Bundessprache des Alten Testaments, Deutonomium, wo es heißt, Gott hat dich erwählt, ich habe dich erwählt, nicht weil du großartiges Volk bist oder irgendwie toll oder so, du bist das kleinste aller Völker,

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stimmt nicht mal, aber es ist ein cooler rhetorischer Effekt, das kleinste, sondern weil ich dich geliebt habe. Die ganze Bundesgeschichte durchbricht je und je die Tauschlogik und im Neuen Testament noch einmal mehr, Gott liebt den Sünder bedingungslos. Und wenn der Mensch darauf im Glauben antwortet, dann ist das nicht so, dass er sagt, aber glauben musst du, ich würde dich schon lieben, aber wenn du nicht glaubst, nö, dann nicht. So, sondern Glaube heißt allein der Glaube, das heißt, ich kann nichts geben, bringen, bieten. Glaube heißt gerade, dass ich nicht durch Gesetzeswerke, durch gar nichts, was ich habe, sondern ich verlasse mich schlechthin auf diesen Gott der Liebe und glaube, dass ich nicht mal aus eigener Kraft glauben kann, sondern dass auch das Gottes

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Geschenk ist, dass ich selbst meinen eigenen Glauben Gott, dem Heiligen Geist verdanke. Gott ist Liebe, ein bisschen biblisch-theologisch ist eine Wesensaussage und sie meint Liebe rein bedingungslos. Und das ist alles andere als eine triviale Logik. Diese Formel hat einen weiten Weg hinter sich durch unendliche Wendungen altorientalischer und hellenistischer Religionsgeschichte, um am Ende so klar formuliert zu werden. Gott ist Liebe. Wir haben es jetzt ein bisschen biblisch-theologisch unterfüttert und solche Wahrheiten wollen angeeignet werden und das werden sie je nach Zeit, je nach Kultur auch ganz unterschiedlich. Ich möchte mal zwei Aneignungsweisen nebeneinander stellen, die mir gerade vor Augen stehen. Ich war letztes Jahr in China, bin ein bisschen rumgekommen

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in Peking und so, ich habe mich an alle Gesetze gehalten, keine Fehler gemacht und so und jeder, der da aber ist, kann nicht übersehen, dass Christentum hat da einen Lauf. Und wenn wir über das 21. Jahrhundert sprechen, ich glaube uns Deutsche und uns Mitteleuropäer tut die Einsicht gut, dass wir der Nabel der Welt schon lange nicht mehr sind und dass Dinge, die in China passieren, vielleicht auch viel wichtiger sind für die weitere Zukunft als das, was wir hier alles so machen mit unserer deutschen Sprache und so, die wir ganz heilig und großartig finden. Aber großes Land, viele Menschen, viel Zukunft in der Luft. Und was da passiert ist, Millionen und Abermillionen von Chinesen werden gerade Christen. Die haben sich verhundertfacht in einem Jahrhundert und in den letzten Jahrzehnten gab es kein Jahr, wo nicht Millionen Chinesen das Christentum,

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den christlichen Glauben annehmen. Und es hat da eine spezielle Geschichte, das ist ja in Japan, ist das nicht so. Das ist in Taiwan, da ist es auch nicht so, obwohl das irgendwie auch Chinesen sind, aber da läuft das nicht so. Es ist in Indien auch nicht so. Es ist in China so, was ist da los? So, China ist ein Land, letzten Jahrzehnte massive Umwälzung, mehrere Wellen der Entwurzelung. Kommunistische Revolution, lange Bürgerkrieg, Japan, Russen und so weiter, kommunistische Revolution. Okay, man kommt ungefähr irgendwie an. Und auf einmal Kulturrevolutionen, die, die gerade noch oben waren und angesagt und wichtig, müssen jetzt mit ihrer Zahnbürste den Boden schrubben und werden geschlagen und sind ganz unten. Und die, die gestern noch Pöbel waren, haben rechtzeitig mau mau geschrien, sind jetzt oben auf. So radikale Entwurzelung, alles,

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was gut war, ist auf einmal schlecht und was überflüssig war, ist auf einmal entscheidend. So paar Jahre später war es auch ein Fehler irgendwie. Man merkt, war, war, war, war, Probleme und so, vergessen war. Neue Revolutionen, Marktkräfte, Bildung, Technologie, Handel, freie Wirtschaft. Und auf einmal eine riesige kapitalistische Explosion. So und Mauerbibel ist immer noch gut, aber da brauchst du nicht mehr lesen oder so. Also wenn du was kannst, wenn du was weißt, wenn du was schaffst, wenn du dich reinhängst, dann kannst du richtig etwas bringen. So und solche Entwurzelungen und solche Umwälzungen haben im Grunde ein Land, eine Kultur geprägt. Du kannst was werden, du kannst Glück haben, aber du kannst auch durchgereicht werden ans unterste Ende. Darum kämpfe. Steh auf der richtigen Seite der Geschichte, knie dich rein und es gibt über

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eine Milliarde Chinesen, wenn du nicht willst, dann nimm mal einen anderen. Dann gehst du zurück irgendwo hin, wo du nicht wieder hin wolltest. So und das ist eine Kultur des Drucks, der Leistungsanforderungen. Manchmal kann es sein, dass weder Mauer noch der Markt ein Foto für dich haben und dann bist du raus. So und das ist mir beschrieben worden. In dieser kulturellen Konstellation gibt es einfach wahnsinnig viele Chinesen, denen das unbedingt einleuchtet, wie großartig ist, wenn da jemand kommt. Du bist bedingungslos geliebt. Da ist jemand, der ist an deiner Seite und der kennt deinen Namen. Wer kennt schon deinen Namen? Deine Mutter, die am Ende der Welt irgendwo sitzt. Du bist ja eine Nummer, du bist einer von Millionen. Kein Mensch kennt hier deinen Namen, will auch keiner wissen. Aber der kennt deinen Namen und der hört

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dich und der sieht dich und der weiß, wie es dir geht. Und bei dem bist du nicht ersetzlich, sondern unersetzlich. Und Millionen Chinesen leuchtet es wahnsinnig ein, dass das eine fantastische Botschaft ist. Und sie erleben, wenn sie zusammenkommen, etwas, was sie so nicht kennen. Sie kommen zusammen und es zählt kein Status, kein Parteibuch, keine Leistung, keine Kompetenz, nichts, was das Wirtschaftswachstum für das nächste Jahr auch wieder pusht, sondern einfach zusammenkommen als geliebte Gottes, als Geschwister. Und der Satz Gott ist Liebe ist für Millionen Chinesen helles Licht. Licht, was ihr Leben hell macht und heil und satt und ganz und geborgen und angenommen und angekommen, gehört, gesehen, getragen, begleitet. Und das gibt's,

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das geschieht. Dieser Satz Gott ist Liebe ist für sie unmittelbar einleuchtend. Da springen die drauf an. Es hilft und trägt und es ist neu und fremd und exotisch und das finden die gerade auch prickelnd. So, das gibt's. Das ist in Weimar anders. Ich glaube, in den letzten 18 Jahren kann man nicht sagen, jedes Jahr kamen hier tausend Weimarer zum Glauben und haben Gottes Liebe in ihr Herz aufgenommen. Man kommt mit den Taufen gar nicht hinterher, schon Wassermangel in der Kirche und so. Ist hier anders. Hier ist so ein bisschen Deutschland der Blues irgendwie. Wir zählen die Kirchen, die wir im Jahr schließen und nicht die Taufe Anmeldungsrekorde und so. Bei uns sind die Pfarrer frustriert von Burnout vor lauter fortlaufendem Erfolg und nicht vor Kiemen an den Händen vor lauter Taufen oder so. Es ist anders. Und auch hier passieren ja Dinge. Auch in Deutschland

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geschehen Dinge. Nur der Satz Gott ist Liebe. Ich glaube, wenn wir mit so einem Plakat hier durch die Straße gingen, würden viele sagen, oh nee, wieder ein Beklopter irgendwie. Das Erbe, man weiß es nicht, so ein bisschen überholt irgendwie. Es leuchtete direkt so wenig ein. Es hat zu tun mit dieser Aura. Es ist so eine Religion von früher mal. Eine Religion im Niedergang. Ja, die Menschen waren früher mal Christen. Ja, da stehen noch Kirchen. Ja, ja, so schöne Konzerte drin. Aber wie die Religion, das ist ja klar. Ich kenne auch keinen mehr, der da hingeht. Aber ja, soll gewesen sein, hört man so. Und doch ist es ja nicht nur Niedergang. Auch in unserer Zeit finden Menschen Zugang zu diesem Gedanken oft aber andersrum. Es gibt Menschen, die machen irgendwann

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im Leben die Entdeckung, dass so manches an ihrem Leben auch gut ist. Es kommt noch vor. Also gegenteilige Beispiele alle morgen. Wir machen heute, wir bleiben so ein bisschen in milder Rosarut oder so. Heute. Es gibt Menschen, wenn sie abends ihre Kinder zu Bett gebracht haben und so, dann denken die, schon schön. Schon schön, so ein kleiner Mensch irgendwie. Ihm auch schlafen noch mal zu sehen ist auch schön. Und es ist auch schön, einen Partner zu haben und Freunde zu haben. Schön. So, das ist gut. Und einen Beruf zu haben und alle Knochen zu spüren, die gerade nicht wehtun oder so. Das ist auch schön. Ist gut. So, manchmal machen die Menschen dazu die Entdeckung. Es ist auch nicht selbstverständlich. Da hat viel zu beigetragen. Da haben die Eltern zu beigetragen. Ja, oft fällt einem ein, was einen so gerade ärgert. Aber manchmal merkt man,

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ja ist ja alle, ich bin ja auch schon komisch, merke ich, meine Kinder sagen es mir auch und so. Meine Eltern müssen irgendwas auch richtig gemacht haben, weil vieles ist auch gut. Ich verdanke ihnen viel. Sie haben viel für mich reingebuttert, geopfert. Ich verdanke nicht nur meinen Eltern viel, sondern Lehrern, die mal zu einer schwierigen Zeit das richtige Wort gefunden haben, weil dies geschafft haben, mich für was zu begeistern und die mein Leben so durch einen kleinen Schubs etwas eröffnet haben, was für mich eine Quelle der Freude ist und der Kraft und der Begeisterung. Das verdanke ich denen. Ich hätte das nicht entdeckt. Ich habe eine Lehrerin, die hat mal irgendwie fallen gelassen, dass der Zauberberg von Thomas Mann schon geil sei. Ich habe es gelesen, ich habe es jetzt sieben Mal im Leben gelesen. Es ist fantastisch. Die hat das einfach nur mal so fallen gelassen oder so. Es ist großartig. So, und dann kann man sammeln und sammeln und merkt, ich hatte Vorbilder und ich bin auf Ideen gebracht worden und kleine Tipps so und es ist vieles

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eigentlich, was doch gut ist. Und manchmal kommen Menschen zu dem Satz, das Leben hat es mit mir gut gemeint. Nicht immer leicht. Es waren harte Zeiten bei. Es war manchmal ruppig und es hat mich manchmal auch gegen die Wand gehauen und dann nochmal. Aber es ging weiter. Das Leben hat es gut gemeint. Ich habe auch Glück gehabt. Manchmal haben Menschen dann so ein bisschen Gefühl von Dankbarkeit und sie probieren den Satz, klingt das doof. Ich bin dem Leben dankbar. Vielleicht kann man das so sagen. So, und das ist ein spannender Punkt. Vielleicht fällt Ihnen da auf, dass Sie lächelnd denken, ja guck mal, meine Oma hätte gesagt, ich bin Gott dankbar. Sagt man ja heute nicht mehr. Und wenn man weiter nachdenkt, kommt man vielleicht auf die Idee, warum eigentlich nicht? Warum sagt man das nicht mehr? Ich kann doch sagen, ich bin dem Leben dankbar. Das fühlt sich gerade noch okay an. Was

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ist so schwierig mit Gott? Naja, mal weiter darüber nachdenken. Vielleicht hat er einen schlechten Ruf gekriegt. So, naja, irgendwie so komisches Bodenpersonal und Kreuzzüge, dann fällt einem alles wieder ein, Hexen und sonst wie. Deswegen sagt man das nicht mehr. Ja, stimmt. Aber warum lasse ich mir von den Verrückten dieser Welt das Wort kaputt machen? Kann ich nicht einfach wieder mir das Wort Gott gönnen? Vielleicht haben all die, die dieses Wort so missbraucht und beschmutzt haben. Also warum erweist ich denen die Ehre, das Wort zu meiden? Wenn ich schon sage, ich bin dem Leben dankbar, warum probiere ich nicht mal, ich bin Gott dankbar zu sagen? Oder ich danke dir, Gott. Und Menschen, die das tun, spüren auf einmal, ach das ist doch schön,

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eine Adresse dafür zu haben. Eine Adresse für den Dank. Und die Dankbarkeit, die ich gegenüber dem Leben habe, wird noch ein bisschen runder, wenn ich sagen kann, ich danke dir. Und wenn man dann den letzten Tick weiterdenkt und sagt, und das Wichtigste, was ich erfahren habe im Leben, ist die Liebe am Anfang und in der Mitte und immer wieder, das Leben hat mich Liebe erfahren lassen, dann ist der Satz Gott ist Liebe, dafür vielleicht nicht schlecht, so als Zusammenfassung. Vielleicht ist es das, was das Leben ausmacht. Nicht nur die Liebe ist Gott, sondern Gott ist Liebe. So hat das Christentum nicht nur viele Wohnungen, sondern auch manche Tür. Manche Tür mit großer Neon Überschrift, Gott ist Liebe, komm zu Jesus und werde Heil. Aber vielleicht auch Seiteneingänge

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und Umwege, wo man nach langer Suchphase sich annähert und irgendwann sagt, warum soll ich mir das Wort Gott madig machen lassen? Ich gönne es mir einfach und überlasse es nicht den Verrückten, dieser Welt, die damit Schindluder treiben. Das war ein erster Gedankengang zum Satz Gott ist Liebe. Jetzt möchte ich im Folgenden nichts davon durchstreichen. Ich möchte aber jetzt eine zweite andere Perspektive einnehmen. Das war der Satz Gott ist Liebe und so wie ich ihn entwickelt habe, ist es ein Beziehungssatz. Das ist eine Wesensaussage über Gott, den haben wir so mehr und mehr hineingenommen in die Beziehung zu Gott. So ist er gemeint in der Bundessprache des Alten Testaments in der Gottesbeziehung. Man könnte es zusammenfassen. Was heißt denn

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lieben? Augustinus sagte mal, lieben heißt ich will, dass du bist. Den Satz Gott ist Liebe zu glauben, bedeutet mit diesem Grundton zu leben. Gott sagt, ich will, dass du bist. So wie du bist, will ich, dass du da bist. Und so beginnt die Bibel auch mit Geschichten sofort auf Seite 2. Die Menschen waren nackt und schämten sich nicht. Nichts leisten müssen, nichts bringen müssen, sich nicht verdienen müssen, dass man ist, sondern gewollt sein, bejaht sein, geliebt sein. Ich will, dass du bist. Gott ist Liebe als Beziehungslogik. So und jetzt möchte ich eine andere Logik dazu bringen und doch sagen wir mal einem einseitigen Verständnis dieser Beziehungslogik, das ein

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bisschen relativieren. Neulich gehört von einer berühmten Schauspieler, hat seine Oscarrede gehalten und wir wissen, wie das so ist und so. Man kann da im Grunde mitsprechen, man könnte es auch. Würde einer von uns einen Oscar kriegen, wir wüssten, was wir machen würden. Würde erstmal stehen und so und sagen, ich danke meinem Manager und ich danke der Jury und ihr seid fantastisch und ich danke meiner bezaubernden Frau und meine Eltern, schade, dass sie es nicht mehr mitkriegen und so und man dann und so und er machte das alles so und dann sagt er irgendwann und ich danke auch Gott dafür, dass er immer an mich geglaubt hat. So und er hätte sagen können und meine Fitnesstrainerin auch Samantha, es war fantastisch mit ihr und so und das ist, es ist nicht falsch, man spürt, aber ein bisschen komisch ist es vielleicht. Ein bisschen komisch. Ich danke dir Gott, dass du immer an mich geglaubt hast und so. Was auch immer, prima girl. Nicht falsch,

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aber was passiert da? Merken, man kann Gott einbauen in so eine Weltsicht, wo sich im Grunde alles so um uns dreht und im Grunde die Welt aufgeteilt wird in, was weiß ich, Instanzen, die uns bestätigen und Sachen, die wir ignorieren. Man kann das so machen. Man kann mit so einer narzisstischen Selbstfixierung durchs Leben, da kann man auch ein ganz lieber Kerl bei sein, es gibt ja fantastische Narzisten und so, da wäre es fast schade, wenn die anfangen würden zu grübeln und so, weil das für die Bühne natürlich immer sensationell ist und dann gibt es halt die bösartigen Narzisten, die leider auch manchmal mächtig werden und dann ist Holland in Not und der Rest der Welt auch und so. Aber es ist dieses selbstzentrierte Schema, ganze Welt im Grunde darauf abklopfen, ist das Bestätigung für mich oder ignoriere ich das? So, und man kann so

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religiös sein. Man kann in zutiefst narzisstischer Weise den Gottesgedanken aussaugen, auch als Quelle der Selbstbestätigung. Man kann das auf die eigene Community übertragen. Man kann von der eigenen Glaubensgemeinschaft wie so ein Stammdenken so und wir sind die Guten und wir sind die Richtigen und wir stehen auf der Seite des Sieges und wir werden triumphieren über unsere Feinde und alle, die so, so ein kollektiver Narzismus der Selbstbestätigung und Gott ist im Grunde der jenige, man steht dazu, aber im Grunde man ist auf der Straße des Sieges und die nicht. So, es gibt narzisstisch instrumentalisierte Gottesbilder, wo Liebe was zutiefst unreif ist und Beschränktes

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bekommt. Es gibt in der Bibel ja, also es gibt da zwei Traditionslinien zum Begriff der Liebe. Ich habe bis jetzt stark gemacht die Linie der Bundessprache, sage ich mal, alles sehr abgekürzt, der Erwählung, Gott erwählt aus Liebe. So, und es gibt eine andere Linie im Alten und Neuen Testament, die Sprache der Gebote. Das Gottesgebot, Deuteronomium, so soll es den Herrn deinen Gott lieben. Leviticus, du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst, bei Jesus beides zusammengeführt, das Doppelgebot der Liebe, ist durchaus aber auch im Frühjudentum starke Tendenz, das Liebesgebot ins Zentrum zu nehmen, des jüdischen Glaubens. Wir finden das bei Paulus und Johannes auch aufgenommen. Bei Paulus und Johannes finden wir diese Geburtslinie verbunden dieser Tradition der

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Bundesliebe, dass Gott uns liebt, die Liebe ist. Interessanterweise in den synoptischen Evangelien Matthäus, Markus, Lukas sagt Jesus praktisch nie, dass Gott uns liebt. Interessant. Aber lass das mal so stehen. Es ist bei Paulus und Johannes zusammengeführt und diese beiden Dinge gehören dann auch zusammen. Man kann sie voneinander ablösen, dass man nur so diese Liebe nimmt und diese andere Geburtstradition übersieht. Und die hat natürlich auch aber ihr zentrales Gewicht und ist in der Christentumsgeschichte stark betont worden, auch stark entfaltet worden. Das eine habe ich genannt eine Beziehungslogik, dass Gott uns liebt. Das andere nenne ich jetzt eine Weglogik und die ganze Christentumsgeschichte

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hat das immer wieder entfaltet. Die Liebe ist eine Weisung Gottes, ein Gebot. Wir werden auf einen Weg gesandt, den Weg der Liebe zu gehen und in der Liebe zu wachsen. Man hat das dann geliebt dabei Stufenlehren zu machen, das wäre auch eine schöne lange Geschichte. Ich möchte aber jetzt eine einfache Fassung erklären. Nehmt jetzt einfach mal eine Fassung, ich orientiere mich so ein bisschen mittelalterlichen Mönchen, Bernhard von Clairvaux, man könnte das mit Augustin machen, man könnte im 18. Jahrhundert Aufklärungstheologie Joseph Butler, der macht das sehr filigran, sehr gekonnt und so. Nehmt jetzt ein einfaches Schema, einfaches Schema, aber klassisch für die Christentumsgeschichte entwickelt und die Schema geht so, jeder Mensch wird geboren mit einem ganz natürlichen Sinn der Selbsterhaltung. Jeder Mensch wird in einer bestimmten Selbstbezüglichkeit geboren und diese

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Selbstbezüglichkeit ist so ein bisschen ambivalent, sie ist anerschaffen, es ist eine mitgegebene Selbstliebe, die in Maßen legitim ist als Selbstbejahung der Kreatur, sie ist zugleich das, was in der Sünde pervertiert wird, zentral wird, dominant wird und dann ist es schlecht. So und im normalen menschlichen Leben kommen wir sehr abhängig auf die Welt und erfahren es als wohltätig, wenn Menschen uns gut tun und fast alle Menschen lernen, die, die ihnen gut tun zu lieben, wir lieben sie, weil sie uns gut tun. Wir lieben unsere Eltern, weil sie uns wohl sind so und das ist ja auch etwas, wenn man von Geburt von den eigenen Eltern getrennt sind und da sind da

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irgendwie andere, man lernt die lieben und auch ohne Probleme in der Regel, aber man lernt die lieben, die einem wohltun. Es ist eine natürliche Entwicklung zur Nächstenliebe um seiner Selbstwillen. So und all das ist das, wo fast alle auch hinkommen, wo Jesus aussagt, was tut ihr Besonderes, wenn ihr eure Freunde und Nächsten liebt, das tun alle, es tun die Heiden, die Zöllner, alle lieben ihren Nächsten, weil man um seiner selbst will, die liebt, die einem wohl sind. So und dann sagt Bernhard und die große christliche Tradition, die Reifung des menschlichen Lebens besteht darin, den anderen um seiner selbst willen zu lieben. Das ist Liebe im gesteigerten Sinne. So und das ist auch für den Christen die Herausforderung, der natürliche Mensch weiß erstmal nichts von Gott, er liebt sich selbst und so und wenn er versteht, Gott tut mir wohl, Gott ist mir gut, dann kann

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man lernen auch Gott zu lieben um des eigenen Vorteils will. Die Herausforderung ist, Gott lieben zu lernen, auch wenn es nicht läuft, wenn es schwer ist, wenn der einem was zuzumuten scheint. Das ist schwer, so ihn zu loben, wenn man keinen Grund hat, in dem was passiert. So und Bernhard sagt aber, naja, das ist es letztlich, wo Gott uns hinbringen möchte, so den anderen um seiner selbst willen zu lieben, Gott um seinetwillen zu lieben, auch den Nächsten um seinetwillen zu lieben. Ja und das ist schwer, nur so ist Gott, er liebt uns, weil wir wir sind und Jesus Christus ist diesen Weg der Liebe gegangen bis ans Kreuz und das ist so die normale Strecke der Heiligung von der selbstbezüglichen Nächstenliebe hin zur selbstlosen Nächstenliebe.

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Das ist der normale Lebensprozess und dazwischen sind die allermeisten mehr oder weniger weit. Und Bernhard sagt, es gibt noch eine letzte Stufe, diese höchste Stufe heißt auch sich selbst nur noch zu lieben um Gottes Willen. Das ist die höchste Stufe der Freiheit, weil ich hier frei geboren bin von meiner Selbstbezüglichkeit, nicht im Sinne einer Selbstauslöschung oder Abscheu vor sich selbst. Nein, ich liebe mich insofern ich von Gott geliebt bin und ich nehme mich an und schätze mich wert und pflege meine Gaben um Gottes Willen und bin frei von jeder Selbstbezüglichkeit, von jeder Erfolgsorientierung oder jedem umgeworfen werden von Misserfolg oder Leid. Und Bernhard

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sagt aber, das ist etwas, was im Leben nur augenblicksweise erfahren wird. Das ist die Liebe der Seligen. Das ist die Liebe in der Ewigkeit, wo wir alles und auch uns selbst nur noch lieben um Gottes Willen. So und das ist der Weg und wir sehen, es ist ein Weg der Reifung. Es ist ein Weg mehr und mehr zum anderen zu sagen, ich will, dass du bist, auch wenn ich dich nicht verstehe, auch wenn es mir weh tut oder meine Wünsche frustriert oder meine Erwartungen enttäuscht oder ich lernen muss, ich loslassen muss, aber ich will, dass du bist und nicht, dass du dich verbiegst, wie ich dich gerne hätte. Das will ich nicht, dann würde ich ja nicht dich lieben. Und das ist der Weg einer Selbstdezentrierung, einer Zurücknahme seiner selbst und auf diesem Weg aber verliert man

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sich nicht. Man wird eigentlich der, den Gott immer gemeint hat. Und das ist die christliche Berufung, eine Entwicklung über jede narzisstische Selbstzentrierung hinaus. Gott ist Liebe heißt dann, Liebe ist der Weg und die Wahrheit und das Leben und es ist ein Prozess und es ist ein immer mehr hinausgeführt sein über die eigenen Grenzen. Lieben heißt dann mehr und mehr zu entdecken, dass die Welt sich nicht um mich dreht und Liebe lässt auch den fernsten in Sicht kommen. Ich sehe auf einmal, dass mein Leben zu tun hat in Menschen, die ich gar nicht sehe, Menschen, die die Folgekosten tragen meines Lebensstils, Menschen, die auf anderen Kontinenten leiden an unserer Art zu wirtschaften, zu handeln, Rohstoffe zu verbrauchen, auf einmal sehe ich die auch und

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ich nehme das ernst und ich nehme solche Fragen der Wirtschaft, des Sozialen, der Ökologie ernst. Und das sind Entwicklungen des neuzeitlichen Christentums. Neuzeitliche Christentum ist ja nicht nur Verfall, es gibt Krisenerscheinungen, aber es gibt auch dieses Wachstum, dass Nächstenliebe auch Fernstenliebe sein muss und dass der Hunger in der Sahelzone und Überschwemmungen in Bangladesch und Gettoisierungsfolgen in Lateinamerika mit uns zu tun haben, das Leid der indigenen Bevölkerung und der Frust von demoralisierten Wanderarbeitern, das hat mit uns zu tun. Und schließlich die Erde und das Ökosystem vom Aussterben bedrohten Tierarten, Regenwälder Indonesiens, der Goldstrom, es hat mit uns zu tun. Und in der Liebe zu wachsen und mehr und mehr zu sehen und wahrzunehmen und die Selbstzentrierung narzisstischer Erfolgsorientierung

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zu überwinden. Es ist ein solcher Weg der Liebe. So, das ist eine zweite Perspektive, die ich auf das Thema Liebe geworfen habe. Jetzt ist es eine Herausforderung mit diesen beiden klarzukommen. Das ist nicht anspruchslos, das Erste und das Zweite miteinander zu verbinden. Ich nehme zunächst mal wieder ein etwas verflachtes Problemniveau. Ich denke, viele kennen den Satz, Gott nimmt dich an, wie du bist, aber er lässt dich nicht, wie du bist. Denke, es kennen viele. Jetzt möchte man auf den ersten Blick meinen, ja super, ein fantastisches Wort, weil das ist ja beides miteinander drin. Er nimmt mich an, wie ich bin, aber er lässt mich nicht, ich will wachsen. Ja gut, also wem es hilft, wer sagt, ja fantastisches Wort, lebe ich mit, ist mein Konfirmationsspruch oder so, dann jetzt

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weghören. Weil ich finde, es ist ein gefährliches Wort. Es ist vor allem für Christen ein potenziell vergiftetes Wort. Gerade für die dabei sind, ist das ja eine ganz schlechte Nachricht. Im Grunde wird das oft so gemeint, Gott nimmt dich an, wie du bist, das war vor deiner Bekehrung, wer hätte dich genommen mit allem Möglichen, jetzt bist du ja dabei. Und jetzt, wenn du dich nicht verändern lässt, dann bist du wieder raus. So ist das oft gemeint. Es wird eine nachträgliche Bedingung. So und das Aber in diesem Satz, das ist die Heresie. Da wird so eine Verbindung hergestellt. Gott nimmt dich an, wie du bist, solange du dich dann auch verändern lässt. Die reine Gnade ist nur ganz am Anfang. Wenn wir Zelt-Evanization machen, da sind wir die Liebsten auf der Erde. Und irgendwann, intern, kommt das Kleingedruckte. Da wirst du dich wundern, was da alles steht. Und so kann man es versauen. Es ist ja gut gemeint, ich will jetzt nicht sagen,

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es ist alles falsch und so. Ja, Gott verändert. Liebe verwandelt. Liebe ist Weisung. So und wenn das erste dadurch aber durchgestrichen wird, dann ist es eine Bedingung, die die Liebe Gottes vergiftet, die die Gabe, Geschenklogik wieder rückverwandelt in die Tauschlogik und das ist ein mieser Tausch. So, darum muss man das hinkriegen, beides mit und nebeneinander zu sagen, ohne es in falscher Weise zu verflechten oder zu kombinieren. Liebe ist das bedingungslose Ja, dass ich will, dass du bist. Und da gibt es kein Kleingedrucktes und keine Fußnoten zu. So und diese Liebe hat Kraft verwandelt, verändert, öffnet den Blick, zeigt, macht bewusst, sie verändert.

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Aber ebenso, dass sie uns in aller Freiheit weiterführt, auch fordert, auch sendet, auch anspruchsvoll ist. Aber nicht so, dass unser leisten wollen schaffen in irgendeiner Weise die Liebe selbst in Frage stellt. Eine dritte und letzte Perspektive. Wir haben zweimal über den Satz Gottes Liebe gesprochen. Das erste sage ich mal jetzt in so einer Basisausstattung als existenzieller Satz, als Grundsatz. Gott ist Liebe im Sinne von Gott liebt mich. Und ich denke, für jeden Kindergottesdienst ist das so ein Masterplan, dass keiner da je rausgeht, ohne dass er so ein bisschen, bisschen einfach mal in der Kinderseele auch anfing zu leuchten. Und dann die Weglogik,

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der ethische Sinn, der ethische Sinn der Liebe als Weg, der für das Christentum schlechthin zentral ist. Ich möchte jetzt eine dritte Perspektive eröffnen und nochmal ganz schlicht beginnen. Alle Menschen suchen nach Liebe. Alle Menschen brauchen das so oder so. Und Menschen können Liebe geben. Liebe wird ja gefunden. Viele Menschen finden bei ihren Eltern Liebe. So, nun möchte ich die schlichte These aufstellen, dass die Summe aller Bedürfnisse in der Menschheit nach Liebe größer ist als die Fähigkeit, Liebe weiterzugeben. Ich glaube, diese Mini-Rechnung ist der Sinn der christlichen Sündenlehre, ist die Quintessenz, was man früher Erbssünde nannte. Da ist ein Fehlbetrag. Da geht was nicht auf. Das Bedürfnis geliebt zu werden ist irgendwie immer größer als das, was Menschen geben können. Niemand ist so liebesbedürftig wie ein Kind. Ein Kind

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braucht Zuwendung, Zärtlichkeit, Schutz, Geborgenheit, Geduld, Gelassenheit, Verzeihung, Ermutigung, Humor, Trost, Mitlachen, Mitweinen, Zusehen, Zuhören, Dabeisein, die Handhalten und so vieles mehr. Und das finden Kinder ja auch. Und immer vielleicht ein bisschen weniger als sie bräuchten und manchmal auch zu viel des Guten. Und wenn man die Eltern fragen würde, warum brauchst du jetzt schon wieder die Supernanny und warum bist du da irgendwie nicht, werden sie immer eine Geschichte erzählen können. Ja, ich doch auch. Ich komme an meine Grenzen. Ich merke manchmal, ich bin meinem Kind verschuldigt geworden und habe doch selbst irgendwo einen Fehlbetrag,

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wo einfach schlicht die Nerven nicht reichen oder wie immer man das sagt. So, und was wird aber mit diesem Fehlbetrag? Da ist keine EZB im Sicht, ich kaufe hier alles auf oder so. Was ist mit den Schulden, die da angehäuft werden? Ja, manches kann nachwachsen, im Leben nachreifen, aber da ist ein Fehlbetrag. Und da geschehen unter Erwachsenen Dinge, die niemals hätten geschehen dürfen. Welche Folgen von Krieg und Vertreibung, von Kolonialismus, von Nationalismus, von Rassismus sind jetzt noch zutiefst schmerzhaft, zutiefst alptraumhaft drinnen in unseren Träumen und in Erinnerungen und wie viel Frust und Wut und Ungerechtigkeit ist da. Und ja, das ist die Welt, da ist es das Leben, wo wir klarkommen müssen mit diesem Fehlbetrag. So, und wie kriegt

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Gott das hin? Der Satz Gott ist lieber habe ich bis jetzt in zweierlei Richtung ausgelegt. Zum einem als Basisliebe Gottes zu seinem Geschöpf und so dann als ethischer Satz der Weg, der für uns Menschen gut ist. Der Satz Gott ist lieber hat im ersten Johannesbrief eine größere Tiefe. Es ist ein zutiefst christusgeprägter Satz. Er steht in einem Abschnitt, der mit den Worten beginnt, ersten Johannes 4,9. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. Gott ist Liebe ist ein Satz, der den gekreuzigten Gott vor Augen hat. Es ist ein Staunen über die Versöhnung, es ist

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ein Staunen über Kreuz und Auferstehung. Es ist ein Zeugnis dieser Offenbarung in Christus als Mensch, als Leidenden, als Gekreuzigten. Gott ist Liebe meint die Liebe dieser Versöhnung. So und was ist Gottes Herausforderung? Ich möchte einfach mal seine Herausforderung beschreiben. Wie kriegt man das hin, dass all das Leid dieser Welt Gewicht hat, dass Gott nicht einfach sagt Schwamm drüber, ich liebe euch doch alle. Wäre eine Möglichkeit, aber nehmen wir mal die Geschichte vom verlorenen Sohn. Wir kennen sie alle, da zieht er los, verjubelt und so, ja schlechte Konjunktur, er kommt zurück, der Vater nimmt ihn wieder an, jubelt, trubelt. Da ist dieser andere Sohn, der will nicht feiern. Jetzt sagt Gott nicht sofort so ein Blödmann, also der Vater, der Vater sagt im

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Gleichnis nicht sofort so ein Blödmann, soll er doch. Nein, das Gleichnis sagt ausdrücklich, da ging der Vater hin und bat ihn. Und das sollte man siebenmal lesen, bevor man irgendwie schäbig über diesen anderen Bruder redet. Machen wir es uns noch ein bisschen dramatischer, stellen wir uns vor, der Sohn wäre gezogen, der eine und hätte vorher sein Leben lang den anderen Bruder immer so ein bisschen gepiessackt. Und wo vorher gegangen wäre, hat er ihm das ganze Geld geklaut und die Freundin ausgespannt. Fällt nicht ins Gewicht, der hat doch sonst viel Mist getan, dann kommt er wieder, kommt nach Hause so und der andere Sohn sieht auf einmal, wie da sein alter Quelgeist wiederkommt und der Vater Tränen überströmt, sagt mein Junge, ich freue mich so, komm ein mein Herz. Wie guckt man dazu, wenn der Vater sich mit dem Täter versöhnt, dessen Opfermann war? Schwer. Und man kennt das, alle Eltern kennen das, glaube ich. So, wie kriegt man das hin? Ein Kind, was Mist gebaut hat,

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ein anderm Kind, Geschwisterkind, Schwester, Bruder, einen reingewürgt, verletzt, beleidigt und dann dann sagt es, es tut mir leid. Und man möchte ihm auch verzeihen, aber man sieht auch sein anderes Kind, wo der Schmerz immer noch tief ist. Und da ist es nicht so einfach zu sagen, also ich verzeih dir schon mal, deine Schwester kommt da noch hin, dass sie dir auch verzeiht. Ist keine dolle Erziehung. Aber das Problem hat Gott in milliardenfacher Ausführung. Wie macht er das? Wie macht er das, dass jedes Leiden zählt und er nicht einfach ruft, schwamm drüber, egal, ich bin Gott, ich verzeih euch alles, so feiert zusammen, ihr alle, Mörder und Opfer und so. Feiert, ich habe alles vergeben. So, geht nicht. Es ist wahnsinnig schwer, universal zu lieben, nicht doch die Opferliebe und doch den

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Schmerz sehe und jede Geträne gezählt habe und jeden Schrei gehört habe, wie mache ich das, dass das Gewicht hat? Und wie mache ich das, dass ich nicht einfach Böses mit Bösem überwinde? Nicht einfach sage, das lösche ich alles aus, was da nicht lief. So, wie mache ich das denn, das Böse mit Gutem überwinden? Wie schaffe ich das, dass alles Leid zählt und Schuld und Verantwortung ernst genommen werden und nicht einfach durch Strafe ausgelöscht wird und ich zugleich Versöhnung stifte, wie im Himmel, so auch auf Erden. Und es ist ja im Vater unser, eine Zielbeschreibung, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das ist das Ziel. So ist

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Frieden im Himmel und auf Erden, das Versöhnung vertikal und horizontal. Aber wie mache ich das, möchte da befehlen, jetzt vergeb verdammt nochmal. Wie kann ich das schaffen, dass alles Vergangenen zählt und ich zugleich neues Leben schaffe, neue Beziehungen? So, und davon handelt das Wort vom Kreuz. So müsste man reden über Versöhnung und ob man dann Süne sagt oder Stellvertretung oder was auch immer, darum geht's, das Problem zu lösen. Und jetzt kommt der Cliffhanger, damit geht's weiter in Worthaus 9 nächstes Jahr. Auch an dieser Stelle kann nochmal alles schiefgehen. Es gibt ja Christen, die in irgendeiner Weise davon getroffen sind und sagen,

76:00
das ist die tiefste Botschaft des christlichen Glaubens. Nicht nur Gott hat dich lieb, nicht nur liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sondern Christus hat mich geliebt und sein Leben für mich dahin gegeben. Versöhnung und alles Leid und alle Schuld und alle Heilung und alle Neuanfang und alle neue Schöpfung hat da ihr Zentrum, das ist das Tiefste. Es gibt ja Christen, die irgendwie, ob die das gut erklären können oder nicht, manchmal erklären sie es sehr schlecht, aber irgendwie spüren sie, es gibt nichts Tieferes im Leben als das. Und leider kann man an der Stelle nochmal alles versauen, weil man das so absolut setzt, ist unsere Perspektive eins und zwei vom Tisch gefegt werden. Manche Christen machen das so mit vier Punkten, die sagen, was ist mit dem Kreuz, ist ja doch schwer und so und da sage ich einfach erstens, du bist von Gott geschaffen, zweitens, du hast alles versaut, drittens, Jesus ist für dich gestorben, viertens, hier kannst du

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unterschreiben. So, wenn wir jetzt großzügig sind, würden wir sagen, das ist nicht totaler Unfug irgendwie, da ist was richtiges gemeint, aber wenn das das ganze Christentum ist, so eine Bierdeckel-Lösung, was ist die Botschaft? Die Botschaft ist dann, war mal anders geplant, aber du hast es versaut. Man sieht den Menschen im Grunde als Missionsobjekt und bevor der das nicht kapiert, ist er überhaupt nicht von Gott geliebt. Das ist ein Kind des Zorns und das muss man ihnen in Liebe sagen, das heißt freundlich, aber so, das ist versaut. So, das kann man ungeheuer Menschen verachten tun und man meint es noch gut. Man will die Menschen ja am Ende bei der Liebe haben und verweigert ihnen ganz schlicht das große Ja. Das große Ja zu ihnen, dieses ich will, dass du bist am Anfang. So, man kann auch das Zweite, jede Nächstenliebe damit versauen, weil man dann

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sagt, ja Nächstenliebe ist ich ja, die kommt bei mir erst, also nachher Unterschrift oder so und zum Beispiel heißt das für uns alle Menschen, das Wichtigste ist Mission. Wir führen keinen Dialog mit anderen Religionen, was sollen wir die respektieren? Ist doch Lüge, was die da, wir brauchen keinen Dialog, wir müssen auch nicht zuhören. Zuhören ist so ein taktisches Mittel, dass die Menschen irgendwie das Gefühl haben, man wird sie ernst nehmen. Letztlich sitzen wir auf der Lauer um in dem Scheidmoment Karschong so, nimm ihn an den Herrn, den Heiland und so. Man kann das wahnsinnig lieblos machen, man kann ganz elementaren Respekt vor anderen Menschen, anderen Lebenswegen, anderen Weltanschauungen, anderen Religionen, man kann ganz elementaren Respekt verweigern, weil man sein eigenes Schema so absolut setzt, dass man keine andere Liebe da gelten lässt. Auch hier eine dritte Perspektive der Liebe, ja die tiefste,

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so und nicht die einzige, sondern die steht mit den anderen Dingen zusammen. Gott ist Liebe, dieser Satz ist die Kurzformel des Christentums in der Neuzeit. Es gibt keinen treffenderen Satz, keinen zentraleren, darin steckt alles. Das ist das E gleich M mal C hoch zwei der religiösen Welt im Christentum. So einfach, dass jedes Schulkind es auswendig lernen kann und so komplex, dass kein Einstein das zu Ende denkt. Und auch dieser Satz ist missbrauchbar. Er kann verkürzt werden, verdreht, er kann vergiftet werden, er kann zu viel versprechen oder zu wenig. Auch dieser Satz ist ein Zeichen, ein Symbol und auch dieser Satz muss richtig passen. Er muss der Situation,

80:00
der Zeit, der Kultur so gerecht werden, dass er wirklich einleuchtet. Und da ist es nicht für jeden die gleiche Helligkeitsstufe, die angemessen ist. Da braucht jeder seinen eigenen Filter und jeder seinen eigenen Einfallswinkel des Lichts. Gott ist Liebe. Ich habe das heute dreimal ausgelegt. Eine völlige Untertreibung. Wahrscheinlich ist das im jesuanischen Sinne siebenmal 70 war. Es gibt unzählig gute befreiende Möglichkeiten von der Liebe zu reden. Heute ist Pfingstsonntag. Ich denke, eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern, dass wir das Einleuchten solcher Zeichen nicht selbst in der Hand haben. Wir können da kein System draus machen, kein Schema, keine Einheitsversion, die für alle passt, sondern mit dem Glauben ist es so, es ist immer ein Ereignis in der Sprache. Keine Theorie zum in die Tüte packen, sondern das Ereignis, dass Gott etwas

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zusagt oder verspricht oder verheißt oder dass etwas erzählt wird. Ich mich in einem Bild, in einer Erzielung finde, das rechte Wort zur rechten Zeit zu finden, ist ein Geschenk. Und dass es passt, dass es trifft, dass es erleuchtet, dafür erbitten wir Gottes Geist. Den Geist der Wahrheit, den Geist der Liebe. Und auch das heute Nachmittag war kein System, sondern hier und heute vielleicht eine Brücke, vielleicht eine Leiter und vielleicht fügt es der Heilige Geist, dass der eine oder andere Gedanke gerade jetzt passt und Licht spendet für den nächsten Schritt.

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Die Liebe | 8.3.3

Worthaus 8 – Weimar: 20. Mai 2018 von Prof. Dr. Thorsten Dietz

„Ich glaube an Gott, den Vater…“ Unzählige Firmlings- und Konfirmandengenerationen haben das Glaubensbekenntnis auswendig gelernt: Vater, Jesus, Jungfrau, Auferstehung, Heiliger Geist und christliche/katholische Kirche. Aber wer ist dieser Gott, an den sie alle angeblich glauben? Was wissen wir eigentlich über ihn? „Gott ist Liebe“, sagt Thorsten Dietz, und das klingt furchtbar abgedroschen, etwas kitschig, lässt unwillkürlich die Augen rollen – klar, Liebe, was heißt das schon in unserer Zeit, wo man ständig irgendetwas liebt, Pommes oder Bali oder den HSV? Was das heißt, erläutert Dietz natürlich auch. Es war einmal ein Satz, der revolutionärer kaum sein konnte, der die frühen Christen von allen ihren Zeitgenossen abgehoben hat, die damals an Zeus und Co. glaubten. Er analysiert, was dieser Satz für uns heute bedeuten kann. Und er erklärt, was diese Liebe mit absoluter Freiheit zu tun hat.