Das Thema für diesen Vortrag heißt Luthers Verständnis des Menschen. Mich interessieren bei Luther vor allem seine reformatorischen Grunderkenntnisse. Die halte ich für bahnbrechend und ich halte sie für weiterhin gültig durch die Zeiten, die grundlegenden reformatorischen Erkenntnisse Luthers. Ich bin auch weitgehend in diesen Erkenntnissen beheimatet. Also ich empfinde mich ein gut Stück als ein Schüler Martin Luthers. Es gibt allerdings auch einige Punkte, wo ich mit Luthers Theologie nicht einverstanden bin. Aber ich überwiege ihm bei weitem die Zustimmung. Vor allem was seine reformatorischen Grunderkenntnisse betrifft.
Ich zähle zu diesen reformatorischen Grunderkenntnissen Luthers Wortverständnis, dann vor allem Luthers Rechtfertigungsverständnis. Ich habe aber zuerst sein Wortverständnis genannt, weil Luther gewinnt sein Rechtfertigungsverständnis von seinem Wortverständnis her. Aber der Artikel von der Rechtfertigung ist Herr und Richter aller Lehre. Er steht im Zentrum der Theologie Luthers und prägt alle anderen Kapitel seiner Theologie auch sein Menschenverständnis. Also aus seinem Rechtfertigungsverständnis ergibt sich ein gewisses Menschenverständnis. So wie sein Rechtfertigungsverständnis neu war in der damaligen Zeit, ist auch sein Menschenverständnis neu. Und gerade auch an seinem Menschenverständnis wird sich zeigen, ob man Rechtfertigung, das Rechtfertigungsgeschehen tatsächlich im Sinne Luthers versteht.
Das zeigt sich auch an seinem Menschenverständnis und an seinem Glaubensverständnis. Also Luthers Wortverständnis, Rechtfertigungsverständnis, sein Verständnis des Menschen, des Glaubens, der Kirche und der Sakramente. Und vor allem sein Verständnis der Heiligen Schrift. Ich habe angefangen mit seinem Wortverständnis, weil Luther unter Wort nicht gleich die Bibel versteht. Luther hat eine Formel, die heißt solo verbo, allein das Wort. Und hier ist das mündliche Wort des Evangeliums gemeint, nicht einfach die Heilige Schrift. Aber so wie man Luthers Theologie mit seinem Wortverständnis beginnen kann, am besten so kann man seine reformatorischen Grunderkenntnisse abschließen mit seinem Verständnis des schriftlichen Wortes, der Bibel.
Also das ist die Reihe von Luthers reformatorischen Grunderkenntnissen. Heute also sein Verständnis des Menschen. Ich werde jetzt nicht Luthers Verständnis des Menschen insgesamt vortragen. Das ist sehr umfangreich, fachlich ausgedrückt. Also ich werde nicht Luthers Anthropologie jetzt insgesamt vortragen, sondern den entscheidenden Aspekt aus diesem Kapitel. Nämlich ich frage jetzt in diesem Vortrag, was versteht Luther unter Person, unter der Personalität des Menschen? Das ist auch der entscheidende Punkt. Also Luther hat eine bestimmte Lehre, eine bestimmte Wahrnehmung dessen, was die Personalität des Menschen betrifft.
Man kann, wenn ich es mal kurz noch mal fachlich sage, aber ich werde dann mich sehr gerne bemühen, die akademische Fachsprache nicht zu benutzen. Aber so an zwei, drei Stellen ist ja auch nicht direkt schlimm. Also wenn ich es mal fachlich sage, ich konzentriere mich jetzt auf Luthers Ontologie der Person. Ontologie kann man frei übersetzen, das ist die Lehre vom Sein oder die Lehre von der Wirklichkeit. Ganz grundsätzlich, was ist das Sein, was ist die Wirklichkeit? Das bezeichnet man als Ontologie, die Lehre vom Sein. Und wenn ich also sage Luthers Ontologie der Person, dann frage ich ganz fundamental, wurzeltief, was ist eigentlich das Personale an der Person? Wenn ich dieses Thema jetzt behandle, frage ich nicht in Luthers Schriften, wo verwendet er das Wort Person oder Personalität?
Weil das heutige Wort Person hat eine Geschichte durchgemacht. In der europäischen Geschichte hat sich das Verständnis des Begriffs Person mehrfach geändert. Unser modernen Personbegriff kennt Luther noch gar nicht. Also er spricht nicht so von der Person, wie wir es gewohnt sind. Also ich frage jetzt nicht, wo verwendet Luther die Vokabel Person oder die Vokabel Personalität? Er verwendet sie eigentlich gar nicht. Sondern ich frage aus dem heutigen Wahrheitsbewusstsein heraus, was hat Luther unter dem verstanden, was wir heute Person und Personalität verstehen?
Das ist entscheidend. Unabhängig davon, wie Luther es benannt hat. Es geht um Luthers Personverständnis im modernen heutigen Sinn. Erster Gesichtspunkt. Luther verlässt in seinem Personverständnis die mittelalterliche Theologie. Und ich muss deswegen ganz kurz die mittelalterliche, scholastische Theologie kurz streifen. Was hat die für ein Personverständnis gehabt? Weil davon löst sich Luther sehr grundsätzlich. Die scholastische, mittelalterliche Theologie, ich erkläre das jetzt nicht näher, das ist für unseren Zusammenhang jetzt auch nicht so wichtig. Die hat in ihrem Personverständnis ein gut Stück an Aristoteles angeknüpft.
Aristoteles war im frühen Mittelalter unbekannt, aber über die arabischen Schriften, Schriftsteller wurde an Europa Aristoteles vermittelt. Wir verdanken da die Neuentdeckung des Aristoteles im Mittelalter den Arabern. Und das war eine wirklich enorme Sensation, dass man die Schriften des Aristoteles jetzt wieder hatte. Und die scholastische Theologie ist sehr stark beeindruckt von der Genialität und dem Niveau der aristotelischen Philosophie. Aristoteles unterscheidet zwei Begriffe. Ich sage sie mal lateinisch, weil die scholastische Theologie schreibt lateinisch, während Aristoteles ja Grieche schreibt. Also ich zitiere jetzt Aristoteles mit lateinischen Begriffen. Aristoteles unterscheidet zwischen substancia, also wir können sagen Substanz, und akzidenz.
Und das ist so gemeint, das sind zwei Gegensatzpaare. Entweder die Realität oder das Sein hat Substanzcharakter oder sie hat nur so Gelegenheitscharakter, akzidenz. Akzidenz ist etwas, ein Seiendes, aber ich lasse die Begriffe jetzt weg, ich will nicht ins Akademische kommen. Akzidenz, das sind Dinge, die sind mehr Eigenschaften an etwas. Zum Beispiel ein Mensch ist blond. Der Mensch selber ist substancia, aber blond, das ist eine Eigenschaft vom Mensch. Ein anderer ist schwarzhaarig oder sagen wir mal eine Mauer. Eine Mauer ist substancia, werde ich gleich erklären, aber sie hat Eigenschaften. Sie ist hart oder sie bewegt sich nicht, sie steht still.
Das ist alles Akzidenz. Das sind Eigenschaften an der Mauer oder auch Verhältnisbestimmungen dieser Mauer zu anderen Dingen. Also man könnte zum Beispiel sagen, die Mauer ist höher als andere Mauern oder die Mauer ist breiter als eben was anderes, was schmähler ist. Also Akzidenzeigenschaften, die können nicht für sich sein, sondern sie sind an etwas anderem dran als Eigenschaft oder als Verhältnisbestimmung zu anderen Substancia-Gegenständen. Substancia aber ist viel mehr als nur eine Eigenschaft. Substancia hat zwei Merkmale. Und zwar etwas, was man sagen kann, das hat Substanz, das ist eine Substancia, hat zwei Eigenschaften. Nämlich einmal, es ruht in sich selber, es hat eine gewisse Eigenständigkeit.
Blond hat ja keine Eigenschaft, Eigenständigkeit oder wenn ich sage hart oder breiter, das ist ja keine Eigenständigkeit, sondern das haftet als Merkmal an einer Substanz, kann aber für sich gar nicht bestehen. Blond an sich gibt es nicht. Es ist immer etwas ist Blond. Aber Substancia hat eine Eigenständigkeit. Es ruht irgendwie in sich selber, es ist irgendwie abgeschlossen. Man kann sagen, die Mauer beginnt hier und da endet sie. Es ist ein in sich geschlossenes Ganzes. Das ist die Eigenständigkeit, die nannte man Insität. Nur einmal jetzt wird genannt. Eine Eigenständigkeit, ein Für-sich-Sein, nicht nur an einem anderen sein, es ist für sich da, an sich, in sich abgeschlossen.
Es hat eine Eigenständigkeit. Das zweite Merkmal neben der Eigenständigkeit ist bei der Substancia, dass es Träger oder Besitzer von Eigenschaften ist. Eine Substanz hat viele Eigenschaften in der Regel. Und eine Substanz ist nicht nur Träger von Eigenschaften, sondern kann auch Urheber von Verhaltensweisen sein. Dieses Merkmal nennt man Subjektität. Also Insität in der Scholastik heißt, die Substanz ruht in sich selber, sie ist für sich da eigenständig, in sich abgeschlossen. Und außerdem, sie kann Besitzer, Träger von Eigenschaften sein und außerdem Urheber von Verhaltensweisen.
Nehmen wir mal eine Mauer, also Substancia ist alles, Steine, Mauer, Pflanzen, Tiere, Menschen. Also Substancia, der Substancia-Begriff ist nicht auf Lebendiges begrenzt, sondern alles Seiende. Also nehmen wir mal die Mauer, ist Substancia, hat also die Eigenschaft hart, breit im Vergleich zu anderen, hoch oder höher, aber hat auch die Verhaltensweise steht, stabil, bewegt sich nicht. Das ist eine Verhaltensweise. Stein aus Substancia hat die Eigenschaft glatt oder rau oder kantig und hat auch die Eigenschaft dauerhaft. Die Verhaltensweise liegt still da. Aber natürlich jetzt Blumen, Pflanzen bewegen sich im Wind, also sie sind Urheber, der Urheber ist in dem Fall der Wind, aber die Pflanze hat die Fähigkeit sich zu bewegen oder Tiere bewegen sich. Gut, also der Substancia-Begriff ist bei Aristoteles enorm wichtig in seiner Wahrnehmung der Welt.
Dieser Substancia-Begriff wird in der Scholastik übernommen. Die Scholastik hat eine Ontologie der Substanz, eine Substancia-Ontologie, auch in seinem Menschenverständnis. Bei Menschen, der Mensch ist für die Scholastik ein besonderes Lebewesen, ein einzigartiges. Er ist auch Substancia, wie alles, aber bei ihm wird die Eigenständigkeit, die jede Substanz hat, die Eigenständigkeit wird bei Menschen, nur bei Menschen zur Selbstständigkeit. Der Mensch hat ein Selbst, ein Selbstverhältnis und er ist nicht nur eigenständig, das ist ein Stein auch, er ist selbstständig und er hat ein Selbstbewusstsein. Also die Insidität, das in sich ruhen, für sich sein, abgeschlossen sein, wird bei Menschen von der bloßen Eigenständigkeit
zur Selbstständigkeit und zum Selbstbewusstsein, nur bei Menschen. Und die Subjektität, eine Substanz kann Träger von Eigenschaften sein und Autor oder Urheber von Verhaltensweisen. Das wird beim Mensch auch gesteigert, der Mensch ist nicht nur Autor und Urheber von Verhaltensweisen, sondern er ist Urheber, Autor von ganzen Strategien, von Planungen, von zielbewusstem Handeln. Also bei Menschen kann man sagen, er handelt, bei einem Tier kann man eigentlich nicht sagen, es handelt, aus bestimmten Gründen, weil ein Mensch eben strategisch, taktisch, planerisch, zielbewusst sich Ziele setzen kann und dann zielorientiert handeln kann. Diese beiden Grundmerkmale, Insidität, bei Menschen also Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein und Subjektität, Träger und Urheber
von Eigenschaften oder Verhaltensweisen, bei Menschen also Träger und Urheber von zielbewusstem Handeln, vertieft die Substanzhaftigkeit nach scholastischer Auffassung. Also die Insidität bei Menschen ist gesteigert und die Subjektität ist auch gesteigert gegenüber allen anderen Substanzialingen und das nennt man in der Scholastik, der Mensch hat einen Selbststand. So ist der Fachausdruck. Wir würden heute sagen, der Mensch ist selbstständig, er hat eine Selbstständigkeit. Und vor allem auch deswegen entscheidend, weil er Vernunft hat. In der Scholastik nennt man den Menschen ein Animal,
Animal heißt jetzt nicht Tier, sondern Lebewesen. Der Mensch ist ein animalrationale, der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen. Und deswegen eignet ihm Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein und Subjektität im Sinne von zielbewusstem Handeln und das ist sein Selbststand. Und jetzt wird es ganz wichtig, der Mensch hat auch diesen Selbststand gegenüber Gott. Also der Mensch ist gegenüber Gott in einem gewissen Sinn selbstständig. Er ist nicht einfach eine Marionette oder er ist nicht einfach ein Objekt, sondern er hat einen Selbststand gegenüber der Welt, gegenüber anderen Menschen, aber auch gegenüber Gott. Jetzt ist die Scholastik insofern schon vorsichtig, als sie sagt eine absolute Selbstständigkeit, das heisst Asseität, nicht nur Inseität, das hat der Mensch nicht. Also da geht jetzt die Scholastik als christliche Theologie schon ein bisschen andere Wege wie Aristoteles,
sondern Scholastik bettet den Selbststand des Menschen ein in Gottes umfassendes Gnaden handeln, alles ist Gnade, dass überhaupt die Welt da ist und dass es Steine gibt und Pflanzen gibt und Menschen gibt und dass der Mensch zielbewusst handeln kann. Das ist alles im Rahmen der Gnade Gottes und seiner Allwirksamkeit, weil im Grunde genommen wird Gott in allem irgendwie mit. Also man muss in der Scholastik sagen, der Mensch hat einen relativen Selbststand, aber er hat einen. Der ist also nicht absolut. Der Mensch lebt nicht absolut aus sich selber, nein das kann nur Gott. Asseität als absolute Selbstständigkeit kommt nur Gott zu, nicht dem Menschen.
Aber relative Selbstständigkeit, das kommt dem Menschen zu. Das ist ein Kerngedanke der Scholastik. Dazu gehört auch dann der freie Wille. Ein Selbstständig, Substanzia im Sinne der Selbstständigkeit hat einen freien Wille. Und darin, in diesem Selbststand, in dieser relativen, nicht absoluten Selbstständigkeit, darin sah die Scholastik die Gottes Ebenbildlichkeit des Menschen. Der Mensch ist Gottes Ebenbild, das hat man in der Scholastik so verstanden, irgendwie gibt es eine Ähnlichkeit, Ebenbild nach unserer Ähnlichkeit. Also es gibt irgendwie eine Seinsähnlichkeit zwischen Mensch und Gott und das ist der relative Selbststand. Gott ist absolut selbstständig und immerhin der Mensch relativ. Von dieser Ontologie der Substanz löst sich Luther prinzipiell. Er lehnt beide Merkmale Inseität und Subjektität konsequent ab.
Und das führt zu einem ganz anderen Verständnis des Menschen. Durch seine Lehre von der Rechtfertigung, seine Sicht des Rechtfertigungsgeschehens veranlasst ihn auch in seiner Sicht des Menschen ganz neue Wege zu gehen. Luther hat sich viel mit den Psalmen beschäftigt, es gibt mehrere Psalmen Vorlesungen von Luther, immer lateinisch. Die lateinische Bibel Vulgata, das war in Europa viele Jahrhunderte, bis ins 20. Jahrhundert war die Vulgata die offizielle Bibel der katholischen Kirche. Also die lateinische Übersetzung von Hieronymus, so ungefähr um das Jahr 400 in Bethlehem angefertigt. Und Luther las die Psalmen lateinisch und da fiel ihm auf, das löste sozusagen seinen neuen Weg aus, dass in den Psalmen sehr oft Korram steht.
Korram kann man übersetzen vor, also ist schon auch räumlich gemeint, ich stehe korram publico, ich stehe vor euch, korram publico, vor dem Publikum. Aber Korram sagt schon auch noch mehr wie nur vor, es meint auch ein im Gegenüber, ich lebe im Gegenüber zu etwas, im Angesicht etwas. Also wir leben korram Deo, wir leben vor Gott, Gott lässt sein Angesicht leuchten über uns. Wir leben im Gegenüber zu Gott, Korram. Wir leben aber auch im Angesicht von bestimmten Menschen, Menschengruppen, Lehrern und so weiter. Also wir haben in vielfacher Hinsicht eine Korram-Struktur und Korram ist ein Verhältniswort, eine Präposition.
Und Luther merkt jetzt, die Substanzontologie, die lebt ganz in Substantiven, Mauer, Stein, Pflanze, Tier, Mensch. Die grammatische Grundform ist das Substantiv. Aber Luther entwickelt eine Ontologie der Relation, der Beziehung. Für Luther ist der Mensch ein Beziehungswesen, nicht eine Substanz. Und für eine Ontologie der Relation ist eine Präposition, ein Verhältniswort, genau grammatisch das richtige Wort. Weil der Mensch lebt im Gegenüber, im Angesicht, vor, in Verantwortung. So ist alles damit gemeint. Gut, also diese Korram, dieses Wort Korram wird zum Schlüsselwort für Luthers Menschenverständnis.
Mit Korram meint Luther eine Nähe, ein Leben in der Nähe, im Angesicht, im Angesehenwerden. Der Mensch sieht, er nimmt andere wahr und er wird gesehen. Darin ereignet sich das Menschsein. Das Menschsein ereignet sich. Für Luther wird der Mensch ereignishaft, ein Geschehen. Das Geschehen ist wichtig, denn wenn ich vor jemand bin, sagen wir mal vor Gott, dann bin ich auch in seiner Gegenwart. Damit kommt sofort die Zeit mit rein. In Luthers Menschenverständnis spielt die Zeit eigentlich keine nennenswerte Rolle. Aber für Luther ist der Mensch ganz entscheidend in der Zeit, ein zeitliches Wesen. Er ist in der Gegenwart Gottes. Die Zukunft spielt eine große Rolle. Also das Gesehenwerden, das Angesehenwerden, man sagt ja auch, er ist ein angesehener Mensch.
Also Inseität hat der Mensch gar nicht. Der Mensch ruht gar nicht in sich selber. Er ist sich selber ein Fragezeichen. Er weiss gar nicht, wer er ist. Das Selbst des Menschen ist dem Menschen selber entzogen. Der Mensch weiss nicht, woher er kommt und wohin er geht. Er lebt nicht nur in Verhältnissen, sondern er ist ein Verhältniswesen. Entscheidend für den Menschen ist, auf was er sich verlässt, wovon er sich qualifizieren lässt, von welcher Einschätzung her er lebt. Das Gegenüber ist entscheidend. Und deswegen taubt der Substanzbegriff nicht. In der Substanzontologie, der Scholastik, ist der Mensch erst mal eigenständig.
Und dann kann man fragen, wie sind seine Aussenbeziehungen? Die kommen aber sekundär dazu. Natürlich hat der Mensch auch Aussenbeziehungen, er ist verheiratet oder er hat Kinder und er ist Staatsbürger und Kirchgänger. Aber das kommt in zweiter Linie dazu. Es ist nicht ein Wesenskern des Menschen. Doch bei Luther ist das Wesen des Menschen ein Verhältnis, dass der Mensch vom Gegenüber her sich selber gewinnt. Und auch Subjektität gibt Luther grundsätzlich auf, denn der Mensch ist viel stärker bewegt, getrieben von Sorgen, von Angst. Und da ist er nicht einfach der Urheber, sondern das kommt stärker von aussen. Also diese Koram-Relation, die Luther als erster so jetzt entdeckt durch seine Psalmstudien in der lateinischen Sprache.
Aber Luther merkt schon, dass hinter dem Koram das ganze biblische Menschenverständnis zum Ausdruck kommt. Das sind Begegnungen wichtig. Der Mensch begegnet Gott oder es widerfährt ihm etwas. Das ist entscheidend, was dir widerfährt, was sich ereignet. Auch diese wichtige biblische Formel, weiehi und es geschah oder im Griechischen kai egeneto und es geschah. Da merkt Luther, das ist entscheidend, was dem Menschen geschieht. Der Mensch kann sagen, ich lese, ich spreche, ich arbeite, aber der Mensch kann nicht sagen, ich geschehe, sondern es geschieht ihm. Da ist er nicht Autor und Urheber, sondern es widerfährt ihm, es stösst ihm zu. Ein Schiff gerät in den Sturm, der Sturm wäre da eher der Urheber, dann dieser Angst, die dann die Matrosen befällt.
Gut, mit diesem Koram wird auch wichtig das Verhalten des Menschen, denn es ist ja ein Verhältniswort. Präposition ist ein Verhältniswort und das heißt sofort, der Mensch verhält sich immer zu dir oder zu dir oder zum Tempel oder zur Regierung. Der Mensch ist immer in einem Verhalten nach aussen. Er verhält sich. Das Verhalten des Menschen wird für Luther ganz wichtig und damit auch die Situation, in der ein Mensch insgesamt mit Kontext. Der Kontext ist entscheidend. Luther fragt nicht nach der Natur des Menschen. Da hat man gesagt, der Mensch ist ein animalrationaler, ein vernunftbegabtes Lebewesen. Nein, Luther fragt nicht nach der Natur des Menschen, sondern nach der Situation, in der er steht.
Und damit auch nach der Geschichte, nach der Zeit. Luther fragt erfahrungsorientiert. Durch diese Koram-Relation wird für Luther am Menschsein folgendes wichtig, wichtiger wie seine Vernunftbesitz. Luther übernimmt diese berühmte Formel animalrational nicht. Er sagt schon, der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. Aber das steht bei Luther nicht im Vordergrund, so sehr er die Vernunft schon achtet. Die Vernunft ist eine kostbare Gabe Gottes für Luther. Es gibt keinen Grund, die Vernunft zu verachten. Aber für das Menschsein entscheidend ist für Luther das Zusammenleben der Menschen, die Art des Zusammenlebens. Dann aber auch das Sprachlichsein. Die Koram-Relation drückt sich viel stärker im Sprachgeschehen aus. Substanz kann der Mensch ja einsam daheim sein, braucht ja mit niemandem sprechen. Sprechen tut der Mensch ja meistens nach aussen, abgesehen von Selbstgesprächen.
Also die Sprache ist ja schon ein Verhältnis, ein Verhalten einem anderen Menschen oder Gott gegenüber. Also für das Menschsein entscheidend, weil der Mensch ein Koram-Wesen ist, ein Verhältniswesen, das Zusammensein, das Sprachlichsein und das Verantwortlichsein. Das ist für Luther entscheidend. Bleiben wir noch kurz bei dieser Koram-Relation. Luther entwickelt als erster eine richtige differenzierte Gefüge von Koramebenen. Also die tiefste Unterscheidung sagt Luther, der Mensch lebt einerseits koram Deo, vor Gott, im Angesicht Gottes, im Gegenüber zu Gott und er lebt andererseits koram Mundo, vor der Welt. Er ist auch in der Welt. Er ist ein weltliches Wesen, er ist Verkehrsteilnehmer, Staatsbürger, Auszubildender und so weiter.
Das alles Koram Mundo. Und das hat man dadurch immer schon unterschieden. Der Mensch lebt im Bezug auf Gott und im Bezug auf die Welt. Aber Luther unterscheidet hier viel prinzipieller, viel tiefer. Nämlich sein Weltverhalten, sein Verhalten gegenüber der Welt. Die Welt unterteilt er nochmal in Koram publico oder Koram hominibus, gegenüber den Menschen und dann gegenüber den Dingen der Sachwelt, gegenüber Gegenständen, Geld und Pflanzen und so weiter. Also er lebt im Gegenüber zu anderen Menschen. Tiere tut er an der Stelle nicht kategorial berücksichtigen. Und dann gegenüber der Dingwelt, der Sachwelt. Der Mensch lebt auch koram me ipso vor sich selber. Er kann auch zu sich selber sich verhalten. Das auch. Aber entscheidend ist Koram hominibus gegenüber den Menschen.
Das alles ist Koram Mundo in der Welt. Und jetzt lehrt Luther, alles was der Mensch in der Welt tut, sich verhält, handelt, entscheidet nicht über sein Verhältnis zu Gott. Also sein Leben Koram Mundo hat keine entscheidende Kraft im Blick auf sein Leben Koram Deo. Aber sein Leben Koram Deo, ob er Koram Deo wirklich bewusst lebt oder eigentlich Gott ignoriert oder ablehnt, das ist auch Koram Deo bei Luther. Also irgendwie lebt jeder Mensch Koram Deo, ob er nun gläubig ist oder nicht. Aber das Leben Koram Deo, wie ich Gott gegenüber lebe, das entscheidet über sein Leben Koram Mundo. Also seine Gottesbeziehung färbt entscheidend sein Weltverhalten. Aber sein Weltverhalten hat keine Entscheidendungskraft über seine Gottesbeziehung. Und dann lehrt Luther auch, das Erkennen Koram Deo funktioniert
anders, wie das Erkennen Koram Mundo. Das ist alles ganz neu. Hat noch nie einer vorher gesagt. Nämlich Koram Deo geschieht alles wahrnehmen und erkennen nur im Glauben. Ohne Glauben können wir Gott nicht ernsthaft tiefer wesentlich wahrnehmen. Vielleicht ein paar Ahnungen, lassen wir mal so Grenzbereiche. Aber Koram Mundo entsteht alles Wesentliche irgendwie im Zusammenhang mit der Vernunft. Also seine Weltverantwortung, da spielt die Vernunft eine sehr starke, oft entscheidende Rolle, obwohl die Gefühle bei Luther auch sehr wichtig sind. Aber er lehrt eben Koram Deo, hat die Vernunft keine große Bedeutung. Die Vernunft kann Gott nicht erkennen.
Die Vernunft weiß nicht, wer Gott ist. Die Vernunft weiß auch nicht, wer ich bin. Die Vernunft hat keinen Zugang in mein Selbst. Also das Leben Koram Deo ist ausschlaggebend und hat einen eigenen Erkenntnismodus, nämlich der Glaube. Dann ist auch im Vergleich zu den Menschen oder zu sich selber muss man, Luther unterscheidet diese Begriffe nicht, aber man muss diese Begriffe heute benutzen, um Luthers Schriften an diesen Stellen zu klären. Müssen wir einen Begriff einführen, den Luther selber so nicht kennt? In der reformatorischen Theologie muss man unterscheiden zwischen Person und Persönlichkeit. Nämlich Person ist der Säugling vom ersten Tag an, lassen wir mal die Frage, ist der Embryo eine Person, lassen wir mal g'schwind offen, aber auf jeden Fall vom ersten
Atemzug an ist der Säugling Person, bis der Sterbende seinen letzten Atemzug macht. Also es gibt im Personsein keine Entwicklung. Wir sind von Anfang bis Ende Person. Person, da können wir auch nichts dazu beitragen. Wir sind als Geschöpfe Gottes Person und das ruht in Gott. Gott hat uns als Person geschaffen und berufen zur Gemeinschaft mit ihm, das ist unser Personsein. Daran, wir können an unserem Personsein nicht arbeiten. Es gibt schon Leute, ich hoffe ihr gehört alle dazu und ich auch, wir können schon an uns arbeiten. Man merkt manchen Leuten an, die haben jahrelang an sich gearbeitet, besser zuhören lernen, auch mal schweigen können, ist alles harte Arbeit an sich selber, das gibt es natürlich schon auch bei Luther, aber das nennen wir der Klarheit halber
Arbeit an der Persönlichkeit. Also an der Persönlichkeit können und sollen wir arbeiten. Die Persönlichkeit unterliegt stark weltlichen Prägungen, Sozialisation, Erziehung, Oberschicht, Unterschicht, Reich oder Arm, das sind alles wesentliche Faktoren der Persönlichkeit, aber nicht der Person. Der Arme ist genauso Person wie der Reiche, Oberschicht ist genauso Person wie Unterschicht, also wir müssen da unterscheiden zwischen Person und Persönlichkeit. Man kann sagen Coramundo ist der Mensch Persönlichkeit, aber Coramdeo ist er Person. Wir können Gott gegenüber nicht an uns arbeiten. Gut, so weit die Coram-Relation. Der Mensch ist kein in sich ruhendes Substanz, er ist nicht Autor von Verhaltensweisen oder Eigenschaften,
nein, er ist ein Verhältniswesen. Er wird entscheidend bestimmt durch sein Gegenüber, von woher er sich qualifizieren lässt, auf was er sich verlässt. Das ist entscheidend. Jetzt gewinnt Luther in seiner Ontologie der Person einen zweiten Punkt, der ist auch gegenüber dem Mittelalter neu. Er schließt sich hier der Bibel an. In der Bibel ist das auch schon so. Luther konzentriert das Personsein in einem Zentrum. Das Personsein ist zentriert und in diesem Zentrum fallen alle Abläufe des Lebens, entscheiden sich hier. Also der Mensch ist ein Ganzes, weil er ein Zentrum hat. Und das nennt Luther mit mehreren Begriffen, am meisten nennt er es Herz. Die Person hat ein Herz. Da ist das Herz natürlich jetzt als Symbol gemeint. Es ist kein Zufall, dass das Symbol nicht Gehirn ist, sondern Herz.
Irgendwie ist da auch ein Bezug zum Herzen. Aber den lasse ich jetzt mal. In der Symbol-Didaktik ist es sehr wichtig, hat das Herz wirklich auch irdisch, empirisch, leiblich so eine Bedeutung, dass wir daraus das einzige Symbol der Innenwelt – Arm kann ein Symbol sein, Auge, Kopf, Füße, alles kann man symbolisch benutzen, aber innendrin, Darm ist eigentlich kein Symbol oder Bauchspeicheldrüse, aber das Herz ist das einzige Innenorgan, das zu einem wichtigen Symbol geworden ist. Die beiden wichtigsten Symbole in der Religionsgeschichte sind Licht und Herz, sind die beiden grundlegenden Symbole. Also Luther wählt nicht ohne Grund das biblische Symbolbegriff Herz. Darin sieht er das Zentrum der Person. Er nennt aber das Zentrum auch oft hundertmal anders,
nämlich zum Beispiel Gewissen, Consciencia. Das Gewissen ist für Luther das Gleiche wie Herz. Er unterscheidet diese Begriffe nirgendwo ganz systematisch. Er nennt aber das Zentrum auch oft Wille, der Wille des Menschen. Also diese drei Begriffe, mit denen spielt er immer wieder und er legt sich bewusst auf keinen dieser drei Begriffe fest, aber im Vordergrund steht schon am ehesten der Begriff Herz. Die Scholastik hat die Substanz nicht nochmal konzentriert in einem Herz, das ist also neu. Jetzt für Luther, weil ja der Mensch ein Verhältniswesen ist, die Zeit ist für ihn wichtig, das Geschehen, das Menschsein ereignet sich, es ist ein Geschehen. Jetzt versteht Luther auch unter Herz nicht einfach nur ein Ort, Zentrum, könnte man ja rein lokal verstehen.
Nein, das Zentrum ist schon irgendwie ein Ort, wobei Luther nicht sagt, wo ist der Ort, lässt er offen. Nein, Herz ist für Luther nicht nur ein Ort, sondern vor allem ein Geschehen. Das Herz ist nicht ruhig, es ist nicht neutral. Die Definition animal, rationale ist ja ein neutraler Begriff. Du kannst ja mit der Vernunft so oder so umgehen. Also die Definition sozusagen des Menschen, die Bestimmung des Menschen in der Scholastik ist eine relativ neutrale Bestimmung. Und deswegen ist auch Substanz nicht in sich ein Geschehen, das ist eben eher statisch gedacht. Aber für Luther ist das Herz ein Geschehen, unentwegt. Es gibt kein Zentrum einer Person, in der nicht ständig etwas geschieht.
Und dieses Geschehen ist für Luther ein Bewegtwerden. Unser Selbst wird ständig bewegt. Es kann dieses Bewegtsein nicht selber hervorrufen, es kann dieses Bewegtsein auch nicht beenden und es kann auch die Richtung dieses Bewegtseins nicht ändern. Es gibt nämlich zwei Richtungen, in der dieses Bewegtwerden erfolgt, nämlich einmal von der Sünde her. Luther sagt auch, wenn das Fleisch dich bestimmt, dann ist das Bewegtwerden weg von Gott. Dann suchst du Halt. Also ein Mensch braucht ein Gegenüber. Der Mensch ist in sich selber fraglich. Er ist sich selber ein Fragezeichen. Er kann fragen, wer bin ich? Und er findet keine Antwort. Auch heute in Weltkongressen der Philosophie ist man sich übrigens,
es gibt einen Konsens seit 20, 30 Jahren, niemand kann den Menschen definieren. Der Mensch ist ein undefinierbares Wesen. Wer der Mensch ist, ist heute philosophisch offen. Das ist die Frage. Es wird kontrovers diskutiert. Wir haben heute zwar eine medizinische Anthropologie, eine psychologische Anthropologie, eine biologische Anthropologie, eine pädagogische Anthropologie, eine theologische Anthropologie, eine sportliche Anthropologie, Sportwissenschaftler. Also wir wissen heute über den Menschen tausendmal mehr wie früher, aber wir wissen deswegen trotzdem nicht, wer er ist. Durch die Anhäufung von immer mehr Detailwissen, Spezialwissen, psychologisch, tiefenpsychologisch, medizinisch, biologisch, pädagogisch, therapeutisch. Aber wer ist er jetzt? Gut, also das war Luther schon ganz klar. Der Mensch selber kann nicht wissen, wer er ist,
denn sein Selbst ist ständig in Bewegung, entweder vom Fleisch her, von der Sünde her. Also bei Animal Rationale spielt ja die Sünde gar keine Rolle, aber bei Luther sofort. Weil nämlich der Gottesbezug sofort eine Rolle spielt. Der Mensch ist geschöpft. Du kannst den Menschen nicht verstehen ohne den, der ihn geschaffen hat. Der Mensch ist ein Geheimnis. Und warum? Weil er aus einem Geheimnis stammt. Ist er ein Geheimnis? Und also im Herzen kann der Mensch von Gott bewegt werden, aber viele Menschen werden nicht von Gott bewegt. Aber der Mensch braucht dann irgendwas ähnliches, an das er sich halten kann. Er sucht Halt. Luther sagt ja auch, das woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Der Mensch braucht etwas, an dem er sich ausrichtet, das ihn erfüllt.
Und das, woran er sein Herz hängt, das hat eine tiefbewegende Kraft. Er kann von der Karriere, vom Geld, von der Erotik, von der Angst, von der Sorge. Und das sind so kräftige Momente, die sind übermächtig. Also Luther lehrt, das Personzentrum der Person ist immer ein Bewegtsein. Unser Selbst ist ständig bewegt. Und wir können das Bewegtsein weder stoppen noch beginnen und wir können die Richtung nicht, wir können den Schalter nicht umlegen. Ist das Fleisch oder die Sünde oder also sagen wir mal, nicht Gott, sind das die grundlegenden bewegenden Mächte? Dann sucht der Mensch Halt im Vergänglichen. Was auch immer. Es ist immer etwas, was vergänglich ist. Der eigene Ehepartner ist auch vergänglich.
Das Glück in den Kindern, das Glück im Erfolg, in der Ideologie, es ist alles vergänglich. Also wenn nicht Gott die bewegende Macht ist, dann sucht der Mensch Halt in irgendetwas im Vergänglichen. Wenn aber Gott die bewegende Macht ist, dann sucht der Mensch Halt in dem, was ihm wirklich Halt geben kann. Dieses Bewegtwerden ist von seiner Qualität her ein sich ausrecken nach, ein sich sehnen, ein trachten nach, ein harren, ein aussein auf, ein hungern und dürsten. Ganz kräftige, also auch was man in der Psychologie Motivation nennt, von was bist du motiviert, das meint Luther nicht. Sondern unterhalb aller Motivationen, dass du überhaupt von dem und dem motiviert sein kannst, das liegt schon am Bewegtwerden deines Selbst.
Also das Bewegtwerden des Selbst macht, dass jeder Mensch grundlegend voreingenommen ist. Dein Selbst ist nicht neutral, es ist immer schon voreingenommen. Entweder in Richtung Gott, dann dürstest du und hungerst nach Gott und nach mehr von ihm. Oder du hungerst und dürstest eben nach dem, was du an Gottes Stelle gesetzt hast. Also der Mensch hat keine Verfügung über dieses mächtige Bewegtsein in seinem Herzen. Sein ganzes Selbst ist bewegt. Deswegen gibt es hier keinen freien Willen, denn dein Wille ist immer schon bewegt. Also die Vernunft kommt an dieses Bewegtsein nicht ran, denn es ist immer schon vorweg entschieden, wie du mit deiner Vernunft umgehen wirst.
Es gibt zwar viele Möglichkeiten, aber in den beiden Richtungen sind klar, entweder eher weg von Gott oder eben in Richtung Gott. Und du kannst darüber nicht verfügen. Also Luther, für den nächsten Vortrag, ob du mal gläubig wirst im Leben oder nicht, darüber hast du keine Verfügung. Du kannst auch nicht sagen, ich habe mich bekehrt. Ja, also man kann sich schon für Gott entscheiden. Aber dass du dich für Gott entscheiden kannst, darüber kannst du nicht verfügen. Das Ja, das du zu Gott sagen kannst, kommt in keiner Weise aus dir selbst. Es ist durch Bewegtsein entstanden. Also der Mensch hat keine Verfügung über das ständige Bewegtwerden seines Selbst. Es ist übermächtig. Und damit ist der Mensch ein Stück weit sich selber entzogen.
Er kommt in sein Selbst nicht rein. Der Wille kann zu diesem Bewegtwerden nichts beitragen. Der Wille selber ist ja immer schon bewegt. Was dich dann auch im Einzelnen bewegen, sein mag. Grundsätzlich ist es in einem ganz tiefen Sinn schon vorentschieden. Und dass der Mensch voreingenommen ist, jeder Mensch ist entweder in Richtung Gott voreingenommen oder in der Ignorierung von Gott, in der Abwertung von Gott. Ganz tief voreingenommen. Und dann wird sein Wille dementsprechend sein, er wird dementsprechend seinen Willen, seine Vernunft gebrauchen. Und auch seine Gefühle. Er freut sich dann wahnsinnig bei anderen Dingen. Über Gott freut er sich eigentlich nicht nennenswert. Also Vernunft, Wille und Gefühl ist grundlegend voreingenommen. Dass unser Selbst immer übermächtig bewegt ist, entweder sich an Vergängliches zu hängen oder sich an Gott zu hängen.
Das bedeutet nicht, dass der Mensch eine Marionette ist, dass er nur ein Objekt ist. Dieses bewegt werdende Selbst ist nicht eine Fremdbestimmung. Es ist auch nicht eine Nötigung. Es ist auch nicht eine Manipulation. Nein, das stimmt nicht. Denn es wird ja mein Selbst bewegt. Also das bin ja ich selbst. Das bewegendes Selbst ist mein Selbst. Also das heißt, ich lasse mich nicht nur bewegen, ich lasse mich gern bewegen. Es macht mir Freude, denn das woran ich mich hänge, da beziehe ich ja sehr viel Lust und Freude und Gewinn und so weiter. Also der Mensch willigt bewusst gern ein. Also es ist ja ein Bewegtwerden seines Willens.
Nicht an seinem Willen vorbei. Also dieses Bewegtsein. Gott behandelt den Menschen nicht wie ein Objekt, sondern Gott kann meinen Willen bewegen, sodass ich gerne einstimme. Also das Bewegtsein ist keine Entpersönlichung, sondern ganz im Gegenteil, das ist die Personalität des Menschen. In dieser Tatsache, dass unser Zentrum immer von mächtigen Kräften bewegt wird und alles in dieser gefärbt ist, entweder so oder so, das ist keine Entpersonalisierung, sondern das ist das Kennzeichen der Person. Diese Sicht des Menschen ist völlig neu, entspricht aber der biblischen Sicht, wie man zeigen könnte. Jetzt will ich noch zwei Punkte anfügen. Das Entscheidende habe ich jetzt so gesagt, das wesentliche.
Coram-Relation. Luther erkennt, der Mensch ist ein Verhältniswesen, ganz stark bestimmt vom Gegenüber, worauf er sich verlässt, von wem er sich qualifizieren lässt. Und er ist zentriert in einem Herz oder Gewissen und das Herz ist immer in Bewegung. Der Mensch ist immer ein Getriebener, Ertrachteter, er ist ausgeregt. Für Luther sind drei Dinge, die kann man noch anfügen, aber die sind ganz in diesem Kontext drin. Ich sage jetzt eigentlich nichts Neues, sie tun nur ein bisschen noch differenzieren. Luther lehrt, dass der Mensch ein exzentrisches Wesen ist, ein exzentrisches Wesen. Das heißt, das Zentrum ist eigentlich bestimmt von etwas außerhalb von ihm. Er ist kein konzentrisches Wesen, wie in der Scholastik, die Substanz ist konzentrisch. Sie ruht in sich und das Zentrum ist in der Mitte.
Aber das Zentrum des Menschen ist nicht einfach in der Mitte, es ist sein Zentrum, aber es ist beherrscht von Kräften, die von aussen kommen. Deswegen nennt Luther den Menschen ein exzentrisches Wesen. Ich will mal zwei Beispiele sagen. Wenn ein Bergsteiger an einem Seil hängt, wirklich an der Wand, dann ist er in dem Fall, so gesehen, nur ein Beispiel, ist er exzentrisch, weil seine Lebensgrundlage ist jetzt in diesen Minuten das Seil. Wenn das Seil reissen würde, wäre er ab und zu tot. Oder nehmen wir mal an, wir fliegen im Flugzeug, in der Zeit, in der wir im Flugzeug sind, ist unsere Lebensgrundlage das Flugzeug. Wenn das abstürzt, dann ist es aus. Da wären wir sozusagen auch exzentrisch. Aber Luther lehrt, der Mensch ist grundsätzlich exzentrisch.
Er ist eben von aussen her bestimmt. Gut, er kann sein exzentrisches Dasein selber nicht erkennen. Die Vernunft meldet den Menschen nicht, hey du, du bist ein exzentrisches Wesen. Letztlich ist natürlich der Mensch ein exzentrisches Wesen, weil Gott ihn erschaffen hat. Also die Lebensgrundlage, die Urheberschaft, die liegt bei Gott. Der Mensch gehört sich nicht selber, sondern christlich gesehen ist er Eigentum Gottes. Er ist exzentrisch. Seine Lebensgrundlage ist Gott. Das Exzentrische aber genügt nicht, wenn man nur das betont. Denn die ganze Schöpfung ist exzentrisch. Auch die Lebensgrundlage einer Pflanze, eines Steines, es ruht alles im Schöpfer, der alle Dinge gemacht hat. Also Exzentrizität eignet nicht nur der menschlichen Person. Da muss man es halt besonders stark betonen,
weil der Mensch ja auch sehr selbstbewusst bis hin zu arrogant und elitär ist. Da muss man mal sagen, du Bischle, Mädle, du bist ein exzentrisches Wesen. Deine Lebensgrundlage ist nicht einfach du und dein Wille und deine Vernunft. Es gibt keine neutrale Vernunft. Sie ist immer schon von irgendwoher gefärbt. Es gibt keinen neutralen Willen. Er ist immer schon von irgendwoher angeregt. Also es gibt beim Menschen noch einen zweiten Aspekt und den nennt man den responsorischen Aspekt, den verantwortlichen Aspekt. Also der Mensch ist eben nicht Marionette. Das ist damit nicht gemeint. Also der Mensch ist ein exzentrisches Wesen und dann aber auch ein responsorisches, das heißt einfach reponse, Antwort, kein verantwortliches Wesen. Man muss die Exzentrizität der menschlichen Person von jeder anderen Exzentrizität in der Schöpfung,
von Tieren, Pflanzen und Steinen und Galaxien, die sind alle exzentrisch, die ganze Schöpfung ist exzentrisch. Also das gilt für alles. Die Exzentrizität des Menschen ist eine einmalige. Der Mensch ist exzentrisch, aber das Exzentrische der Person hat ein Ziel, nach Luther Sicht des Menschen, nämlich der Mensch soll seine Exzentrizität erkennen und lustvoll bejahen. Er soll begeistert sein von seiner Exzentrizität. Tatsache ist, dass wir von Gott getragen sind in vielfacher Hinsicht bis in den Tod. Wir sind im Grunde genommen von Gott getragen, aber der Mensch soll sich bewusst von Gott tragen lassen. Und das ist das Geheimnis des Personenseins. Das Spezifische des Personenseins besteht in der Bejahung seiner Exzentrizität.
Und zwar einer lustvollen, er freut sich daran, ich finde es schön, dass Gott mich trägt und dass die entscheidenden Dinge eigentlich Gott in mir bewirkt. Denn Luther lehrt, wie kann der Hebel herumgelegt werden, dass ich nicht mehr von Gott weg sozusagen bewegt werde, sondern zu Gott hin. Das ist der entscheidende Hebel. Den kann der Mensch selber nicht umwerfen. Nein, der Hebel wird umgeworfen, wenn der Mensch eine Promissio hört, eine göttliche Zusage, ich bin bei dir alle Tage bis an das Ende der Welt, ich bin der Herr, dein Gott, von allen Bäumen im Garten darfst du essen, es ist alles euer.
Also oder wenn Jesus sagt, das ist mein Leib und mein Blut für euch gegeben. Das sind solche Zusagen. Für Luther, in Luthers Wortverständnis, Luther lehrt, das Entscheidende an der Bibel ist das Versprechen, das wir in der Bibel von Gott hören, die Promissio, die Zusage. Was Gott zusagt, das hält er bestimmt. Er sagt uns die Vergebung zu, dass wir ihm wichtig sind, dass er in Kontakt kommen will. Wenn ein Mensch das göttliche Versprechen, das ist für Luther immer aus der Bibel heraus und für ihn ist Jesus Christus ein Versprechen, eine Promissio, die Auferweckung Jesu ist für Luther ein Versprechen, eine Zusage. Und wenn ein Mensch einer solchen Zusage glaubt, sich öffnet, aber er kann sich selber gar nicht öffnen, weil sein Herz ist ja verschlossen, gottfeindlich, verriegelt, die Promissio dricht sein Herz auf. Es muss aufgebrochen werden. Die Promissio hat für Luther schöpferische Kraft, so wie wenn Gott sagt, es werde Licht.
Ja, dann wird Licht. Paulus sagt mal, Gott hat in uns ein Licht erstrahlen lassen. Das kannst du nicht. Also sei es mal, Gott öffnete Lydia ihr Herz. Lydia selber kann ihr Herz nicht öffnen. Wir können dazu auch sagen, der Heilige Geist öffnet das Herz. Denn die schöpferische Kraft, der Promissio, der Verheißung, der Zusage, die wirkt nicht automatisch. Es ist nicht eine Wortmagie, sondern der Heilige Geist gibt diesem Versprechen eine schöpferische Kraft. Wenn ein Mensch einer Zusage Gottes glaubt, wird er damit umgeschaffen, im Innersten. Der Hebel wird umgelegt. Und Luther, das ist seine reformatorische Grunderkenntnis, nur die Zusage oder das Evangelium. Für Luther sind Zusage und Evangelium genau zwei Wörter für genau das Gleiche.
Also wir sind Kinder der Promissio. Allein im Glaubenden, Hören der Promissio wird dieser Riegel umgelegt. Gut, also das Responsorische ist, ich bejahe lustvoll meine Exzentrizität. Nicht nur Gott trägt mich, ich finde es gut, ich freue mich, dass Gott mich trägt. Ich bejahe es. Ich will es jetzt auch so. Der Glaube sagt, so geschehe es. Es geschehe mir so, wie du gesagt hast. Das ist die Antwort des Glaubens. Und dann ist für Luther noch ein dritter Aspekt wichtig, die Zukunft, der zukünftige Aspekt. Luther lehrt, wir sind Wanderer, wir sind unterwegs in die Zukunft, in unser Ziel, in unsere Bestimmung.
Und da kann sich der Glaube durchaus irgendwie in einer gewissen Art wachsen oder entwickelt. Gibt es ein Wachstum im Glauben? Gibt es eine Heiligung, ein Fortschritt in der Heiligung, traditionell formuliert? Ja, das gibt es bei Luther schon, aber anders. Bei Luther ist das Reifwerden im Glauben, das Älterwerden im Glauben, der Wachstum im Glauben, der Fortschritt in der Heiligung, ist für Luther nicht eine Treppe, wo ein Mensch Stufe für Stufe höher steigt. Und die eine Stufe ist die Voraussetzung, dass ich den nächsten Schritt machen kann. Und so wäre dann der Wachstum im Glauben, wäre so ein wirklich qualitativer Fortschritt. Ich komme immer höher und dann Gott näher. Nein, eine solche Reifung und eine solche Heiligung und ein solches Wachstum im Glauben gibt es bei Luther nicht. Denn schließt er aus. Luther sagt mal, er hat die schlimmsten Fehler im Alter gemacht.
Manchmal habe ich selber auch das Gefühl. Also ich glaube nicht, dass man im Alter weniger, manches lernt man natürlich, aber anderes plumpst man doch rein. Also das ist nicht einfach so eine organische Fortentwicklung, sondern Luther lehrt, die Fortentwicklung, die Reifung, Wachstum besteht immer in der Treue Gottes, dass Gott uns treu bleibt. Das ist die Entwicklung. Er bleibt uns treu bis zum Ende. Und wenn ich mich an diese Treue Gottes, nicht an meine Steigerung der Heiligkeitsqualität, nein, gibt es gar nicht. Sondern ich merke im Laufe der Jahre tatsächlich, Gott bleibt mir treu. Wenn mir auch keiner treu bleibt, Gott bleibt mir treu. Ich bleibe mir oft selber nicht treu und auf mich baue ich auch gar nicht, aber ich baue darauf, dass Gott mir treu bleibt. Auf meinen Glauben kann ich nicht bauen, aber dass Gott mir treu bleibt, das ist mein Glaube, dass Gott mir treu bleibt.
Also Luther lehrt, es ist eigentlich immer die Wiederholung des ersten Schrittes bis zum Tod. Der erste Schritt wird immer wiederholt, dass Gott sich mir zuwendet, dass er mir vergibt. Darüber hinaus komme ich nie. Also die Fortentwicklung des Menschen ist nie, dass seine Exzentrizität kleiner wird. Nein, die Exzentrizität ist immer die gleiche bis zum Tod. Sondern die Grundlage in der Heiligung ist, dass Gott mir treu bleibt. Und insofern hält Luther dann ein Wachstum für möglich. Ich klammer mich immer bewusster und fester an seine Treue, aber nicht an meinen Heiligkeitsfortschritt. Das ist also, man nennt es den eschatologischen Aspekt im Personsein. Jetzt will ich ganz zum Schluss noch einen kleinen Exkurs von ein paar Minuten machen.
Luther gewinnt in seiner Ontologie der Person, die in seiner Koram-Relation, in seiner Sicht des bewegten Zentrums, in der Exzentrizität, im responsorischen Verantwortlichsein und in durch Gottes Treue getragen bis ans Ende. Das ist also Luthers Ontologie der Person. Gewinnt er auch ein neues Verständnis des Kindes. Luther gewinnt eine Hochschätzung des Kindes, wie es sie in Europa im Mittelalter und in alten Kirchen nicht gibt. Auch hier gewinnt er Anschluss an die Kinderliebe Jesu und an andere Aspekte. Luther lehrt, dass Gott zu den Kindern ein besonderes Verhältnis hat, das er zu Erwachsenen so direkt nicht hat. Er steht den Kindern näher. Kinder haben für Gott eine besondere Würde und sie liegen in seinem besonderen Aufmerksamkeitspegel.
Sie unterstehen seinem besonderen Schutz. Zweitens, Luther lehrt, dass Erwachsene in den Kindern begegnet ihnen das Schöpfungswerk Gottes. Wenn Erwachsene einem Kind begegnen, begegnen sie einer Schöpfung Gottes. Nach Luther hat das Menschliche seine schönste Gestalt im Kind. Für Luther sind Kinder empfänglicher für den Glauben als Erwachsene, weil sie noch nicht in dem Maße der Anfechtung und dem Zweifel unterliegen. Dass Kleinkinder noch nicht mit der Vernunft umgehen können, ist für Luther kein Grund, sie in irgendeiner Weise abzuwerten. An den Kindern kommt auch das Rechtfertigungsgeschehen besonders deutlich zur Geltung, dass man ohne Werke bei Gott anerkannt ist.
Auch die Theologie Aguzis, die Kreuzestheologie, ist in den Kindern besonders deutlich, denn Kinder haben keine Macht, die haben keine Titel, die wissen, dass sie keine gesellschaftliche Macht und Eliteposition haben. Kinder werden oft verachtet, es gibt viele Formen auch subtiler Kinderabwertung. Wer ist schon noch ein Kind? Nein, für Luther ist es gerade andersherum. In geistlichen Dingen sind Kinder unsere Lehrer. Es ist schön, wenn ihr eure Kinder liebt, das sagt man schon, und auch christlich erzieht, ja, okay, okay, okay. Aber das Wichtigste für Luther ist, lasst euch von den Kindern lehren. Sie sind eure Lehrer. Kinder lehren euch, was bei Gott zählt. Dann auch, Kinder sind nicht Eigentum der Eltern, sondern Eigentum Gottes.
Und Luther lehrt, Kinder sind vollwertige Mitglieder der Kirche. Es gibt für die Kirche keine wichtigere Aufgabe wie die Pflege der Kinder. Es gibt für die Kirche keinen größeren Schaden als die Vernachlässigung von Kindern.
Luthers Verständnis des Menschen | 7.6.1
Wir alle sind Menschen, also weiß auch jeder, was ein Mensch ist. Richtig? Wenn es mal so einfach wäre. Was man im Mittelalter unter einem Menschen verstanden hat, unterscheidet sich nämlich sehr stark von dem, was Martin Luther über den Menschen lehrte. Inwiefern Martin Luthers Verständnis des Menschen gegenüber dem theologischen Denken seiner Zeit neu war, beschreibt Siegfried Zimmer. Was er zu Beginn seines Vortrags referiert, ist nicht ganz einfach, denn Zimmer erläutert zunächst einige grundlegende Begriffe der mittelalterlichen (scholastischen) Theologie. Doch es lohnt sich, genau zuzuhören und hier nicht die Geduld zu verlieren. Im Grunde geht es bei diesen differenzierten Äußerungen Zimmers um die wichtige Frage: Hat der Mensch einen freien Willen? Die Antwort schockiert. Während die mittelalterliche Theologie diese Frage bejaht, verneint sie Luther im Blick auf die heilsentscheidenden Aspekte der Beziehung des Menschen zu Gott. Luther zufolge kann der Mensch die tiefsten Regungen seines Herzens nicht selbst verändern. Nur Gott kann den Menschen dazu bewegen, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen. Ob der Mensch sich für oder gegen Gott entscheidet, liegt nicht einfach in der Hand bzw. in der Verfügung des Menschen. Dennoch ist der Mensch nach Luther keine Marionette Gottes, sondern eine verantwortliche Person.
Gemäß Luther wird unser Leben viel stärker bereichert, wenn wir von Gott bewegt werden, als wenn wir nur um unseren eigenen Willen kreisen. Und schließlich ist Luthers Menschenverständnis vielleicht auch für uns moderne Menschen nicht nur ein (heilsamer!) Schock, sondern auch eine große Erleichterung und der Beginn der reformatorischen Freiheit.