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Ich will mal heute Morgen, was ich ganz selten tue, ich weiß gar nicht, ob ich es in Wothaus schon mal anderweitig gemacht habe, weiß ich jetzt gerade selber nicht sicher. Ich will mal vielleicht so in zehn Minuten einen kleinen Überblick über die Forschungsgeschichte geben. Normalerweise denke ich bei diesem Thema, dass es ist nicht wichtig und nicht interessant genug für euch, dass sich eure Zeit, ich möchte ja, dass ihr wirklich kurzweilig und wichtige Dinge, die ihr auch gut annehmen und umsetzen könnt. Und forschungsgeschichtliche Überblicke ist in aller Regel etwas für die Universität, es führt oft zu weit. Gut, aber jetzt will ich es mal ganz

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knapp machen, weil bei diesem Thema, die Gründe für den Tod Jesu, das ist so ein heißes, sensibles Thema, dass es interessant ist, wie hat sich denn das in den letzten Jahrhunderten so entwickelt. Also jahrhundertelang war man in der Kirche, katholisch, evangelisch, orthodox, freikirchlich, es gilt für alle. Ich glaube persönlich nicht, dass eine Kirche besser ist wie eine andere. Wir brauchen uns alle gegenseitig, jede Kirche hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Ja, also nachdem die Kirche sich vom Judentum getrennt hatte, das war schon im zweiten Jahrhundert, dass es bald fast keine Juden mehr in der Kirche gab. Da hat sich dann ein gewisses Verhältnis zwischen der christlichen

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Kirche oder man kann auch sagen der Christenheit und dem Judentum entwickelt. Eine fürchterliche belastete Geschichte. Und man war als Christ, als abendländischer Christ und als Kirchenmitglied, war man jahrhundertelang ungefähr folgender Meinung. Die Juden sind Gottesmörder. Sie haben Jesus ans Kreuz gebracht. Und weil die Juden Gottesmörder sind, gilt der alte Bund nicht mehr. Der ist jetzt zerbrochen. Die Juden, immer gleich so pauschal, die haben ja den alten Bund gebrochen. Wer Jesus zu Tode verurteilt hat, der bricht den alten Bund. Gut, und wir Christen, wir sind der neue Bund. Wir sind das wahre Israel. Die Kirche ist an die Stelle Israels getreten. Die

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sind der alte Bund und der ist kaputt. Und wir sind der neue Bund, das wahre Israel. Das war so die hauptsächliche Meinung in der Christenheit. Und es dauerte schon so 100, 150 Jahre, bis man auch an der Universität hier vorsichtiger wurde. Das Schlimme ist, der Anti-Judaismus war an der Universität genauso ausgeprägt wie in der breiten Kirchenbevölkerung. Also die akademische Bildung hat da gar nichts genützt. Ja, jetzt sind aber viele Dinge passiert, Holocaust und auch in der wissenschaftlichen Theologie hat es zu einem starken Umdenken geführt. Ein schlechtes Beispiel ist zum

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Beispiel das Stuttgarter Schuldbekenntnis 1946, glaube ich. Das ist kein Schuldbekenntnis, das ist auch noch eine Selbstrechtfertigung. Das Wort Schuldbekenntnis verdient dieses Dokument gar nicht. Da heißt es zum Beispiel, wir klagen uns an. Klingt zunächst mal ganz gut. Wir klagen uns an, dass wir nicht inniger geglaubt und heißer geliebt und so. Das kann man jeden Tag sagen. Also die Aufarbeitung dieser dunklen Geschichte, die war hart und sie ist heute noch nicht abgeschlossen. In der Fachwelt ist sehr viel besser geworden. In der breiten Bevölkerung ist auch viel besser geworden. Aber ich war ja in der Religionslehreausbildung und ich habe regelmäßig ein Seminar, so alle drei Semester, vier Semester, christlich-jüdischer Dialog. Und da habe ich immer

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wieder auch so gefragt, die Studierenden waren meistens so 50 bis 80 Leute da, habe ich deren Wissen so ein bisschen abgefragt, deren Problembewusstsein und war jedes Mal erschüttert. Also selbst Abiturienten, die die evangelische Theologie studieren in den ersten Semestern, schon besser wie so vielleicht nicht mehr ganz Bildzeitungsniveau, aber es blieb viel zu tun. Also das ist die lange grausame Geschichte. Jetzt in der Fachwelt schreibt Josef Blinzler, er ist ein Professor für, Universitätsprofessor für katholische Theologie, Josef Blinzler schreibt 1956 ein dickes Standardwerk über den Prozess Jesu, der Prozess Jesu, Josef Blinzler. Das Buch hat einen

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enormen Einfluss gehabt, es ist in viele Sprachen übersetzt. Im Deutschen hat es vier Auflagen, die vierte war 1969, also man kann schon sagen, noch die 70er Jahre haben Tausende von Pfarrern und Religionslehrern so ihren Blick vor allem durch dieses Buch von Josef Blinzler geprägt bekommen. Josef Blinzler räumt zunächst mal auf, die Juden sind Gottesmörder, furchtbar, pauschal, Kollektivschuld, stimmt auch hinten und vorne nicht, das mit dem alten Bund wird er auch vorsichtiger, ich will mal euch nur sagen, der neue Bund wird angekündigt in Jeremiah 31, 31 bis 34

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und dieser berühmte Text, der ist der Ausgangspunkt für die Rede vom neuen Bund, die ja auch Jesus ganz wenig, aber sie hat er mal in den Mund genommen. Dieser Text beginnt, nach diesen Tagen sagt Jahwe, will ich mit dem Haus Israel einen neuen Bund schließen. So geht der Text los. Also auch der neue Bund, wie der alte Bund ist mit Israel, ich will mit dem Haus Israel einen neuen Bund schließen. Also diese Sätze, die wurden jahrhundertelang einfach überhört. Also bei diesen Sachen, der wahre Bund, der alte Bund, der neue Bund, da bleibt Blinzler irgendwo im Nebel stecken, aber was er wirklich sagt, wir Christen, wir müssen sofort aufhören mit der

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Kollektivschuld, die Juden sind die Gottesmörder. Und jetzt, sein Buch hat ungefähr folgendes Ergebnis. Es gibt zwei Prozesse, einen jüdischen Prozess und einen römischen Prozess. Beim jüdischen Prozess sind die Rechtsgrundlagen nicht mehr so richtig zu rekonstruieren, schreibt er 100, 200 Seiten darüber, aber er sagt klar, also wir können nur Kritik üben am Hohen Rat und nicht am Volk Israel, das ist ja wirklich ein großer Unterschied. Der Prozess im Hohen Rat war unfair, er war bösartig, man kann krass schon sagen, das war ein Justizmord nach Joseph Blinzler. Und von den beiden Prozessen, der jüdische Prozess und der römische Prozess, ist der jüdische Prozess wichtiger, der Hohen Rat hatte die Hauptschuld. Soweit dieses Werk, das bis in die 70er Jahre

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die Pfarrerschaft katholisch und evangelisch und die Religionslehrerschaft sehr stark geprägt hat. Der Fortschritt in diesem hoch problematischen Buch ist, dass diese Kollektivschuld, mit der hat er aufgeräumt. Jetzt in den 80er Jahren, frühe 80er Jahre tritt eine neue Phase ein, es gibt zwei evangelische Neutestamentler, der eine heißt August Strobel, der war Professor für Neues Testament an der Universität Erlangen, er war aber auch viele Jahre lang in Jerusalem, der Direktor des evangelisch-archäologischen Instituts. Dieser August Strobel schrieb ein Buch, das heißt Die Stunde der Wahrheit und ungefähr gleichzeitig, unabhängig voneinander,

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schreibt Otto Betz, das ist ein Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, der gehörte auch zu meinen Lehrern, also ich war in mehreren Seminaren bei Herrn Betz, der schreibt ein großes Werk, der Prozess Jesu. Fangen wir mit dem Otto Betz an. Der Otto Betz reagiert auf eine Schwierigkeit, wir wissen nicht mehr nach welchem Recht der Prozess auf der jüdischen Seite geführt worden ist, nach welcher Rechtsgrundlage. Es gibt zwar ein ausführliches Recht in der Mischna, das ist der älteste Teil vom Talmud, also ein nach der Bibel das wichtigste Grundlagenwerk im Judentum. Im Talmud in der Mischna gibt es ein Prozessrecht, da steht zum Beispiel drin, ein

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Prozess darf niemals, ein Kapitalprozess muss ich sagen, also wo eine Todesstrafe vielleicht kommt, ein Prozess in dem es um Tod und Leben geht, der darf nicht nachts geführt werden, er darf auch nicht nur einen Tag geführt werden, der Hohe Rat muss noch mal drüber schlafen, also es müssen mindestens zwei Gerichtstage sein, dann müssen alle anwesend sein, alle 71 Mitglieder, wenn jemand krank ist, dann muss er im Bett hergetragen werden, wenn nicht alle 71 da sind, kann man kein Todesurteil fällen und wenn man diskutiert über das Todesurteil, müssen die jüngsten Mitglieder im Hohen Rat beginnen mit ihrer Meinung und die mächtigen Älteren dürfen sich erst am Schluss melden, weil wenn die Ältesten anfangen, dann getrauen sich die Jüngeren ja nicht. Und dann, der Beschluss muss einstimmig sein, wenn nur eine Enthaltung ist oder eine Gegenstimme,

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kann es kein Todesurteil geben. Das ist also das humanste Recht, das ich kenne in der Antike und deswegen heißt es ja auch im Talmud, das ist ein schlechter Hohe Rat, der alle sieben Jahre ein Todesurteil fällt. Das ist viel zu viel. Gut, aber die Mishnah, die ist so schriftlich fixiert worden im zweiten, dritten Jahrhundert nach Christus und es ist unsicher, hat das schon eine Bedeutung gehabt zur Zeit Jesu, weil solange der Tempel stand, war der Hohen Rat dominiert von den Satuzeern, den führenden Priestern und die hatten ein satuzeisches Recht, das wir nicht mehr kennen. Also der Otto Betz kam auf die Idee, er gehört zu den renommiertesten Kumranforschern, er hat

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einige Kumranschriften selber editiert, in Umlauf gebracht, besprochen. Das können nur Fachleute, die sich jahrzehntelang mit den Kumranschriften beschäftigen. Der Otto Betz kam auf die Idee, zu sagen, ja wir wissen nicht mehr das satuzeische Recht, das ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen. Aber die Kumranleute, die denken ja priesterlich. Der Begründer der Kumrangemeinschaft war selber ein hoher Priester, der den Tempel dann verlassen hat und also die führenden Leute in den Kumran denken alle priesterlich. Vielleicht kann ich durch das Studium der Kumranschriften irgendwas herausfinden, wo wir Schlüsse ziehen können auf das satuzeische Recht, nachdem Jesus damals verurteilt worden ist. Jetzt hat aber der Otto Betz jahrelang, also das probiert, aber ich

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fasse mal zusammen, es ist nichts Handfestes da rausgekommen. Man kann also über das Studium, auch der Kumranschriften, über diesen Umweg, kann man auch nicht mehr das satuzeische Recht konstruieren. August Strobel hat eine andere kreative Idee gehabt. Er hat als erster entdeckt, dass es im Talmud, in der Mishnah, die August Strobel jahrzehntelang studiert hat, die Mishnah, hat er was herausgefunden, was selbst kein Jude bis dahin wusste. Also heute sind wir ja Gott sei Dank so weit, dass jüdische Fachleute in Deutschland einen Lehrstuhl bekommen können für neues Testament. Das gibt es, weil wir Christen und wir Theologen inzwischen wenigstens Gott sei Dank

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so weit sind, dass wir sagen, wir möchten mal von einem Juden, der nicht Christ ist, das neue Testament erklärt bekommen. Da können wir sicher viel lernen und da können wir auch viel lernen. Dankeschön, ja, danke, ich finde es gut, dass ihr da klatscht, weil das ist ein wichtiger Punkt. Ich habe vier Jahre in Bremen gelebt, neben der jüdischen Synagoge und habe da vier Jahre Freundschaft gepflegt mit dem jüdischen Rabbiner und seiner Frau und ich habe von diesem Mann zentnerweise, zentnerweise hat der meine Klubsch-Augen gereinigt. Also was ich diesem Mann verdanke, weil ich da ganze Atlasgebirge an Vorurteilen schwanden wie Butter in der Sonne. Gut, also, also das ist besser geworden, gell? Wir lernen von Juden ein tieferes Verständnis des neuen Testaments. Aber der August Strobel hat genau das andersrum gemacht. Er hat mit jüdischen

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Professoren der Hebräischen Universität in Jerusalem über die Mishnah diskutiert und er hat ihnen gesagt, Leute, ich habe in eurer Mishnah als Christ, habe ich die jahrelang studiert und ich habe eine Theorie. Und zwar dem August Strobel ist aufgefallen, dass es in der Mishnah, vor allem im Traktat Sanhedrin, da gibt es ein Traktat, dass da immer wieder komische Sätze stehen. Und zwar heißt es da immer, ein Kapitalprozess darf nicht in der Nacht stattfinden. Oder zum Beispiel, es müssen immer zuerst die Entlastungszeugen gehört werden und dann erst die Belastungszeugen. Vielleicht bringen ja die Entlastungszeugen solche Klärungen, dass man die Belastungszeugen gar nicht mehr braucht.

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Das sind alles Zeichen dieser Humanität im phariseischen Strafrecht. Also heißt es immer wieder, ja, ein Kapitalprozess sollte nicht an einem großen Festtag stattfinden und auch nicht an den Tagen dicht vor einem großen Festtag. Es sei denn, der Angeklagte ist ein Madisch oder ein Meschid. Das sind Pseudopropheten, die die Gabe haben, Wunder zu tun, die tun Wunder und die Israel abspenstig machen. Die Rechtsgrundlage ist Deuteronomium 5. Mose 13. Da steht drin, wenn unter euch ein Träumer aufsteht, ein Prophet und der Wunder tut und der euch abspenstig machen will, der folgt ihm nicht. Das ist der öffentliche Verführer, das ist der Madisch und dann gibt

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es noch einen Privatverführer, das ist der Meschid. Da heißt es in Deuteronomium 5. Mose 13, so zehn Verse später, wenn dich einer in deinen Armen, dein Mann oder deine Frau oder deine Kinder oder dein Großvater, dich abspenstig machen will von dem Weg, so sollst du ihnen nicht folgen. Du sollst sie zu Tode bringen und du sollst in deinem Herzen kein Mitleid aufsteigen lassen. Das könnt ihr alles nachlesen. 5. Mose 13, die ersten 15 bis 20 Verse. Also der August Strobel hat herausgefunden, es treten immer erst die Entlastungszeugen auf und jetzt liest er und liest er und jetzt kommt der Satz, es sei denn, der Angeklagte ist ein Madisch oder ein Meschid. Es müssen alle Leute da sein,

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es sei denn, es ist eine Art Notstandsgesetzgebung, eine Ausnahmeregel. Es heißt ja auch in Markus 14, Vers 1, sie haben ihn mit List gefangen. Jetzt hat der August Strobel herausgefunden, dass der Ausdruck mit List ein ganz seriöser Rechtsterminus ist. Das ist also nicht unmoralisch, sondern mit List, es steht da drin, du darfst keine Fangfragen stellen. Das meint mit List. Mit List sind Fangfragen gemeint. In der USA, im bestimmten begrenzten Bereich darf man juristisch Fangfragen stellen. Auch die Bundesrepublik hat eine Notstandsgesetzgebung, in der bestimmte Grundrechte teilweise außer Kraft sind. Der August Strobel sagt, es gab also in dem sanften pharisäischen Recht eine knallharte Notstandsgesetzgebung, wo eigentlich alle

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Bestimmungen über den Prozess aufgehoben werden. Warum? Weil der Madisch und der Meschid von überragender Klugheit sind. Ihr müsst damit rechnen, die sind klüger wie ihr. Die Bader-Meinhof-Leute haben ja auch oft mit den Richtern gespielt, weil sie denen intellektuell weit überlegen waren. Also es kann sein, dass es Angeklagte sind, die kommst du mit deinen biederen, spießbürgerlichen juristischen Methoden, kommst du bei denen nicht klar. Das sind überragende Geister. Und da musst du mit Fangfragen arbeiten. Also das mit List dürfen wir nicht in unserem christlichen Anti-Judaismus, guckt doch mal die blöden Sanitristen, die arbeiten mit List. Nein, das sind, man darf in gewissen begrenzten Formen, darf man auch Fangfragen stellen. Das steht dahinter. Jetzt hat der August Strobel mit führenden Mishnah-Experten jüdische Professoren der

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hebräischen Universität, war für die natürlich auch neu, jetzt kommt ein Christlicher und will uns über die Mishnah. Wir haben ja Juden in Deutschland, jüdische Fachleute, die uns über das Neue Testament unterrichten. Und jetzt hat der August Strobel gesagt, ich würde mal mit euch gerne über die Mishnah diskutieren. Das war also vollkommen ungewohnt. Und die jüdischen Fachleute blieben skeptisch. Also sie haben schon in der Mehrheit gesagt, nein, wir glauben nicht, dass es da richtig eine ausgefeilte Notstandsgesetzgebung war. Aber die Sätze, die hat August Strobel überall zusammengesucht, die stehen nicht nebeneinander. Das war eine echte Entdeckung. Sie haben aber zu ihm gesagt, sapperlot, sapperlot, es ist ein Punkt, der uns bisher gar nicht so aufgefallen ist. Also das war schon eine kleine Sensation. Und wenn das alles so stimmen würde,

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vorausgesetzt, dann hätte man die Rechtsgrundlage, nachdem Jesus verurteilt wurde, weil August Strobel mit einem großen Recht sagt, wenn schon die Pharisäer, die sehr human sind, eine knallharte Notstandsgesetzgebung haben, dann wird die ungefähr so hart gewesen sein wie das sadduzäische Recht. Denn Josephus und andere berichten, das sadduzäische Recht ist viel strenger wie das pharisäische. Also er hat dann gesagt, ich erhebe jetzt die These, die pharisäischen Rechtsgelehrten kannten eine Notstandsgesetzgebung, sie ist noch eingesprengt in der Mischna, rekonstruierbar und das ist eine harte Prozessordnung, wo die vorsichtigen Einwände nicht mehr gelten. Gut, ich muss aber sagen, die jüdischen Fachleute blieben da skeptisch, er konnte sich da nicht durchsetzen, aber sie

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haben ihm Respekt gezollt, dass das eine verblüffende Entdeckung ist. Der hat zehn bis 20 Jahre lang Hebräisch die Mischna studiert. Ja, aber ich habe das Buch mehrfach gelesen, ich habe es dann auch ein paar Jahre vertreten, weil wie viele andere, das war eine Sensation. Aber das was jetzt Otto Betz, er konnte ja nichts da groß herausfinden und August Strobel ist durch eine andere Entdeckung völlig aus den Angeln gehoben. Denn wir wissen heute durch tiefere rechtshistorische Untersuchungen, dass im römischen Imperium, auch in den Provinzen, es nicht nur absolut verboten war, ein Todesurteil zu vollstrecken, es war genauso absolut verboten, überhaupt einen Prozess durchzuführen, einen Kapitalprozess, an dessen Ende ein Todesurteil

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steht. War absolut verboten, völlig unmöglich, das heutige Wissenstand. Dass das richtig ist, merkt man auch darin, dass dieses nächtliche Verhör in einem Privathaus war, im Palast des Hohepriesters. Offizielle Prozesse dürfen niemals in einem Privathaus stattfinden. Also, es ist heute klar, das ist ein Verhör, kein Prozess, ein Verhör, um die Anklage bei Pilatus vorzubereiten, schon mal die wichtigsten Dinge klären, soweit man kann. Und dann geht es aber zum Pilatus und der hat dann alleine die Verantwortung. Das ist heute völlig klar. Also muss man sagen, lieber August Strobl, du hast hier wirklich was entdeckt über jüdisches Prozessrecht. Also, ob das ganz so

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stimmt wie du, die jüdischen Partner sind da skeptisch, aber es war eine verblüffende Entdeckung. Aber es bringt nichts, denn es handelt sich gar nicht um einen Prozess. Und deswegen können wir über all die vielen Dinge, Hunderte und Tausende von Seiten, über Mishnah-Prozessrecht, Kumran und was könnte Satuzeesh, kann man alles den Hasen geben. Es war kein Prozess, es war ein Verhör. Das hat sich dann so in den 90er Jahren und nach 2000, es gibt im Jahr 2000 noch eine sehr wichtige rechtshistorische Untersuchung von zwei Historikern, die dann nochmal weitere Klärungen gebracht haben. Heute ist es Konsens im Großen und Ganzen. Die Position von August Strobl kann man heute seriös nicht mehr vertreten. Es gibt eine ganz gegenteilige Position von

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Universitätsprofessoren, die ganz engagiert sind im christlich-jüdischen Dialog und die den ganzen christlichen Anti-Judaismus aufarbeiten wollen. Das finde ich auch sagenhaft gut, möchte ich auch. Und da gibt es einige Vertreter, die behaupten das krasse Gegenteil von Strobl und Ottobetz. Sie sagen nämlich, es hat überhaupt gar keine jüdische Mitarbeit am Prozess gegeben. Die Römer haben durch die Tempelkritik Jesu, der ja den Status quo in Frage stellt, die Römer sind ja die Garantiemacht über die tempelstaatliche Ordnung in allen Provinzen, in Judea auch. Die Römer haben den Jesus dann verhaftet und Pilatus hat dann hat zwar gemerkt, dass der Typ ungefährlich ist, aber so einer kann bei den Massen, kann der trotzdem, auch wenn er selber vielleicht gar nicht

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so schlimm ist, aber man muss ja auch die Gefahren einkalkulieren. Ein Feuer kleines an die Lunte und der ganze Laden geht hoch am Pesachfest. Also, dass Pilatus, wie immer er Jesus im Einzelnen gesehen hat, er hat sicher sofort gemerkt, also von dem braucht das römische Imperium keine Angst haben. Aber Pesachfest, heiße Wallfahrtsstimmung, vorsichtshalber. Lieber einen mehrkreuzigen, lieber einen zu viel als einen zu wenig. Also der Pilatus, für den im 15-Minuten-Takt spricht er solche Urteile aus. Und das ist im Sinne der römischen Staatsräson durchaus verständlich. Also es gibt seit 80er, 90er Jahren vielleicht fünf oder zehn oder 15, weiß nicht genau, sehr engagierte Dialogpartner im jüdisch-christlichen Dialog, zum Beispiel Wolfgang Stegemann, ist ein bekannter Mann,

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aber viele andere. Und die sagen, alles was über jüdische Beteiligung im Neuen Testament steht, haben Christen so hineingesetzt. Rein fiktional, da hat nie was stattgefunden, gar nichts. Und der Hauptgrund, den sie anführen, ist, die Christenheit hat sich im römischen Imperium ja ausgebreitet und sie wollten sich ja auch weiter ausbreiten. Und da war es schon eine unheimliche Belastung, dass dieses Idol von diesen Christen, Jesus aus Nazareth, von einem römischen Präfekten zur Kreuzigung übergeben wurde. Also die verehren da jemand, den unsere Justiz als Verbrecher abgeurteilt hat. Das ist schon eine bodenlose Frechheit. Also die christlichen Gemeinden haben zunehmend darunter gelitten, dass ihr Idol von der römischen Weltmacht als Verbrecher abgeurteilt worden ist

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und gekreuzigt worden ist. Das war eine schwere Belastung. Das stimmt auch. Und so sagt Wolfgang Stegemann und andere, haben die Christen die Schuld mehr den Juden zu der jüdischen Seite zugeschoben. Sie begannen ja sowieso sich von den Juden zu trennen. Jetzt gab es ja bald eine Kirche, wo sowieso keine Juden mehr drin waren. Also das war auch relativ bequem. Wir schieben den Schwarzen Peter auf die jüdische Seite und bei Pilatus, den stellen wir ein bisschen als eigentlich einen guten Kerl hin. Der wollte es. Nein, nein, nein, das nicht. Sondern in den heutigen Evangelientexten, die stellen Pilatus ja eigentlich relativ positiv dar. Der wollte es ja gar nicht, aber die jüdische Seite hat ihn gedrängt. Und dann hat er es halt gemacht. Da sagt der Wolfgang Stegemann, das ist alles christliche Propaganda. Christen, die unter dem starken Druck standen,

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es setzen ja dann auch zum Teil Christenverfolgungen ein. Also die standen wirklich unter Druck. Und aus diesem Druck erklärt er sich, dass hier die jüdische Seite als Hauptverantwortliche so hinein projiziert wurde. Nein, das kann man seriös auch nicht behaupten. Es ist ja zwar ehrenwert, dass man im jüdisch-christlichen Dialog, aber das braucht man gar nicht, weil es geht ja um den Hohen Rat, um Satuzeer und hohe Priester. Heutige Rabbinen sind ja alles Pharisäer. 70 nach Christus ist das Judentum pharisäisch geprägt worden. Zur Zeit Jesu war der Hohen Rat satuzeisch geprägt. Das heißt, das tut einem heutigen Rabbiner nicht so arg weh, wenn man da der hohe Priester, was hat ein heutiger jüdischer Rabbiner mit einem jüdischen Hohen Priester zu tun? Eigentlich

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nicht viel. Trotzdem ist es sehr sensibel, wenn man die jüdische Seite nach 2000 Jahren Judenverfolgung wenn wir da auf der Ebene schon wieder loslegen, da müssen wir damit rechnen, dass jüdische Gesprächspartner, die zwei Drittel ihrer Verwandtschaft im Holocaust verloren haben, dass die da sehr empfindlich reagieren. Es ist ja ein Wunder, dass wir heute wieder jüdische Gesprächspartner haben, die mit uns Christen tiefe Gespräche führen. Dass da Juden dazu bereit sind, das ist ein Wunder. Und das sollen wir auch würdigen. Trotzdem diese Position, dass überhaupt jede Beteiligung von jüdischer Seite alles nur christliche Erfindung ist, ist abgesehen von

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diesem berechtigten Hinweis, dass die Christen unter Druck waren und sich sowieso von den Juden getrennt haben und dass das dann ein bequemer Sündenbock wurde, der die missionarischen Arbeiten dann erleichterte. Also dieser Punkt ist ein wichtiger Punkt. Aber von diesem Punkt her zu sagen, das ist alles späterer christlicher Eintrag, das ist unseriös und ich glaube, es wird heute, es ist weniger geworden. Weil es gibt keinen Hinweis irgendwie im Text. Wenn man das jetzt mal streng exegetisch nimmt, ist das das Blaue vom Himmel runter erzählt. So geht es auch nicht. Also kann man heute sagen, seriös, der breite Weg, wir wollen keine Extremisten, der breite Weg heute kann weder ein stark Konservativer sein, so in Richtung August Strobel und Otto Betz, obwohl

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das sehr, Otto Betz ist ein sehr beeindruckender Mensch, also ich schätze ihn sehr hoch. Oder sogar Josef Blinzler. Also diese Position kann man heute nicht mehr vertreten. Und die Position Wolfgang Stegemann und zahlreiche andere kann man auch nicht vertreten. Also heute steigt breit der Konsens, es gab eine jüdische Mitbeteiligung und die ist auch plausibel, weil die jüdischen Eliten hatten jüdische Interessen, andere wie die Römer. Man muss zwischen dem Hohen Rat Interessen und den Pontius Pilatus Interessen sorgfältig unterscheiden. Also seriös gesehen liegt die Wahrheit zwischen diesen beiden Positionen. Gut, so weit. Jetzt Tine. Tine wird den Text vorlesen, Markus 15, 1 bis 15. Und sogleich am Morgen fassten die Hohen Priester mit den Ältesten und

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Schriftgelehrten und das ganze Sinhedrion einen Beschluss, führten Jesus gefesselt ab und lieferten ihn Pilatus aus. Und Pilatus fragte ihn, bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und sprach, das sagst du. Und die Hohen Priester klagten ihn heftig an. Pilatus aber fragte ihn wieder und sprach, du antwortest nichts. Sie, wie vieler Dinge sie dich anklagen. Jesus aber antwortete nichts mehr, sodass sich Pilatus wunderte. Am Fest aber gab er ihnen einen Gefangenen frei, den sie sich frei baten. Es lag aber ein gewisser Barrabas mit den Aufrörern in Fesseln, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Als jetzt eine große Menschenmenge zu Pilatus hinaufzug und ihn bat, wie üblich jemanden zu begnadigen, fragte er sie, wollt ihr, dass ich

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euch den König der Juden freigebe? Denn er hatte erkannt, dass die Hohen Priester ihn aus Missgunst ausgeliefert hatten. Die Hohen Priester aber wiegelten die Menge auf, dass er ihnen lieber den Barrabas freigebe. Pilatus aber antwortete erneut und sagte zu ihnen, was wollt ihr also, soll ich mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Sie aber schrien, kreuzige ihn. Pilatus aber sagte zu ihnen, was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien noch lauter, kreuzige ihn. Pilatus aber wollte der Menge Genüge tun und gab ihnen den Barrabas frei. Und Jesus lieferte er aus, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, dass er gekreuzigt werde. Du sollst auch im Bild sein. Ich bin bei dir. Jawohl. Kann ja nichts mehr passieren. Also soweit jetzt dieser brisante Text,

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der für das christlich-jüdische Gespräch wie der Text gestern von riesiger Bedeutung ist. Jetzt gehen wir mal Millimeter für Millimeter diesen Text entlang. Lies mal den ersten Vers noch mal. Und sogleich am Morgen fasten die hohen Priester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und das ganze Sinhedrion einen Beschluss, führten Jesus gefesselt ab und lieferten ihn Pilatus aus. Soweit jetzt der erste Basissatz, ist ja immer unheimlich wichtig. Früh am Morgen fasten die hohen Priester, die Ältesten und die Schriftgelehrten und der ganze hohe Rat einen Beschluss. Und sie führten Jesus gefesselt zu Pilatus. So geht's los. Zunächst einmal eine Zeitangabe, früh am Morgen. Diese Zeitangabe ist sehr plausibel, weil römische Gerichtsverfahren sind am frühen Morgen. Und Pilatus

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ist ja, weil Wallfahrtsfest war, hält sich in Jerusalem auf. Der Ort wird hier nicht genannt, man muss immer erstmal achten, Zeit und Ort der Handlung. Also Zeit ist klar, früh am Morgen. Und wo der Ort wird nicht genannt, wo hat sich Pilatus aufgehalten, da gibt es eine längere Diskussion, die aber heute auch wirklich geklärt ist. Nicht hundertprozentig sicher, aber sehr wahrscheinlich. Und ich sage oft, es spricht alles dafür und nichts dagegen. Dann können wir davon ausgehen, auch wenn wir sagen, es ist 70 Prozent wahrscheinlich. Wenn wir auch sagen können, es spricht alles dafür und nichts dagegen, dann gehen wir von dem aus, was 70 Prozent wahrscheinlich ist. Wahrscheinlicher muss es nicht sein. Gut, man hat früher gesagt, Pilatus

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hält sich in der Burg Antonia auf. Das stimmt aber nicht. Zum Beispiel, wie heißt dieser Weg, Via Dolorosa. Also der Weg der Schmerzen wird ja immer, Ostern gehen ja tausende diesen Weg, den Jesus gegangen sein soll. Der stimmt aber nicht. Und da gehen sie, die Via Dolorosa, der Kreuzweg Jesu, geht immer von der Burg Antonia aus. Von der sieht man heute nichts mehr, da ist heute eine palästinensische Grundschule an der Stelle. Aber da, man weiß hier, man kann den Ort, wo die Burg Antonia stand, kann man ziemlich genau feststellen. Und dann geht man bis zur Grabeskirche. Das ist allerdings sehr ernst zu nehmen, dass das Kreuz auf Golgatha bei der Grabeskirche stand, vielleicht sogar innerhalb der Grabeskirche. Da wird ja ein Fels gezeigt und man

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kann dann in der Grabeskirche 10, 12 Meter weitergehen und dann wird ein altes Grab gezeigt. Also das ist in sich eine riesige Diskussion. Da gibt es tausend Büchertriebe, hunderte von Archäologen und so weiter. Man kann nur sagen, die Grabeskirche ist sehr gut belegt. Und im Johannesevangelium erfahren wir so eine kleine Notiz. Das ist ja das Eigenartige. Das Johannesevangelium geht ganz stark von Ostern aus, was nicht heißt, dass da nicht auch historische Notizen drin sein können. Es gibt sogar historische Notizen, die sehr glaubwürdig sind, die nur im Johannesevangelium stehen. Gar nicht bei den Synoptikern. Also das gibt es auch, das widerspricht sich nicht. Man muss also diese schwarz-weiß Sachen, die führen nicht weiter. Also im Johannesevangelium erfahren wir,

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das Grab von Josef von Arimathea, der sein Privatgrab Jesus zur Verfügung stellte, war wirklich nur ein Steinwurf weg von dem Kreuz entfernt. Also die beiden Positionen Kreuzigung und Grablegung, beide innerhalb der Grabeskirche, sind sehr solide. Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln. Also früher Morgen und jetzt der Ort, jawohl. Ja, also es war nicht die Burg Antonio, da waren seine Mannschaften, mehrere Bataillone. Und Pilatus wohnt nicht bei seiner Mannschaft. Die Burg Antonia war auch nicht besonders luxuriös. Er war in dem Palast des Herodes, der war am Jaffa-Tor, am heutigen Jaffa-Tor. Das Tor war zu seiner Zeit auch schon ein Tor. Und da war der Palast des Herodes und das war einer der schönsten Palaste der Welt. Kaiser Augustus war

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mal in Jerusalem. Kaiser Augustus kennt König Herodes gut und König Herodes kennt Kaiser Augustus gut. Er war ein großer Verehrer von Kaiser Augustus. Kaiser Augustus hat also den Palast von Herodes sah, hat er gesagt, das ist gut belegt. Im Vergleich zum Palast des Herodes ist mein Palast in Rom eine Hundehütte. Und das stimmt auch. Kaiser Augustus war nicht anfällig für Luxus. Kaiser Augustus war eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Ja, also auf jeden Fall, Pilatus residierte im Palast des Herodes. Das ist der Ort der Handlung, den ich jetzt kann man rekonstruieren. Jetzt, also da war früher morgen, war nochmal eine Sitzung. Einzelheiten wissen wir nicht. Sind die Sanhedristen ein paar Stunden noch schlafen

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gegangen und trafen sich dann wieder am frühen Morgen. So stelle ich mir das vor. Aber ich war nicht dabei. Sobald man in solche konkrete Einzelheiten geht, kommen wir nicht weiter. Das aber am frühen Morgen nochmal eine Versammlung war, ist insofern plausibel, als ja im Mischnahrecht, von dem wir aber nicht wissen, ob es da schon galt, aber trotzdem. Im Mischnahrecht stand ein Prozess. Es handelt sich ja hier nicht um einen Prozess. Aber es geht auch um einen Todesbeschluss. Und da heißt es im Mischnahrecht mindestens zwei Versammlungen. Man kann kein Todesurteil fällen in einer einzigen Versammlung. Das geht nicht. Alle müssen nochmal schlafen. Also ob das da schon gegolten hat, weiß kein Mensch. Es kann sein, es kann auch nicht sein. Aber auf jeden Fall, das passt sehr gut zu dieser Auskunft. Jesus wurde gefesselt. Damit

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wird ausgedrückt sofort, Pilatus sieht die ja kommen, vom Palast des Kajafas zum Palast des Herodes sind 30 Meter, 40 Meter. Also die stehen nebeneinander. Und dann sieht er die kommen. Und wenn er ihn so kommen sieht, dann ist dem Pilatus klar, das Vorverhör, die Anklagesondierung hat offensichtlich zu einem eindeutigen Ergebnis geführt. Wenn Jesus mit ihnen da rübergeschlendert wäre, dann hätte Pilatus sofort gesehen, oh alles völlig unsicher, die sind zu keinen richtigen Ergebnissen gekommen. Jetzt zu Pilatus. Pilatus war Präfekt. Manche Provinzen haben als oberste Spitze einen Präfekten, Präfektus in der Provinz Judea.

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Die Provinz Judea war eine kleine römische Provinz, aber eine unruhige. Und sie war Teil einer größeren Provinz, Syria. Und der Legat, der die Großprovinz Syria leitete, in Antiochen, Pilatus war dem Legaten in Antiochen unterstellt. Also er konnte schon selbstständig handeln, aber er stand in einer gewissen Abhängigkeit und auch Verantwortung gegenüber dem Legaten. Das ist eine höhere Stellung. Man hat lange Zeit gesagt, Pilatus war ein Prokurator. Nein, das war er nicht. Prokurator ist auch eine höhere Stellung, wenn größere Provinzen sind. Prokuratorische Provinzen, aber kleine sind oft so präfektische Provinzen. Nach König Agrippa, so in den 40er Jahren, wurden aber die Leute, die römischen Stadthalter,

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Prokuratoren. In den 40er Jahren bis zum Aufstand 70 wurde Judea von Prokuratoren geführt. Prokurator Felix 52 bis 60, Prokurator Festus von 60 bis 62. Aber Pilatus war ein Präfekt. Jetzt, was war das für ein Mann? Wir haben schon einige Quellen, Josephus, viele andere Quellen. Sie geben schon ein relativ verlässliches Bild. Pilatus hatte den Titel Freund des Kaisers. Das sagt schon was. Nicht jeder Prokurator hatte den Titel Freund des Kaisers. Pilatus hatte als Präfekt diesen Titel. Das ist eine hohe Auszeichnung. Der zweitmächtigste Mann nach dem Kaiser Tiberius war ein gewisser Seamus. Pilatus war privat ein enger Freund

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von Seamus und das war der zweitmächtigste Mann in Rom. Der Seamus war ein erklärter Judenhasser, ein Judengegner. Und wenn Pilatus ein enger Freund von seinem großen Freund, der viel mächtiger war, da kann man von Pilatus auch gleich sagen, das wird auch ein Judenhasser gewesen sein. Es gibt auch einen Spruch über Pilatus. Pilatus kam als Armer in ein reiches Land und er ging als Reicher aus einem armen Land. Also er war Präfekt von 26 bis 36. 36 hat ein samaritanischer Messiasanwärter Mordes Furore gemacht und hat viele Leute auf den Berg Garitzim, das ist das Heiligtum der Samaritane, auch heute noch, auch heute

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noch haben die Samaritane einen hohen Priester. Ich habe schon mit ihm geredet. Ich war schon paar Mal auf dem Berg Garitzim, auch einmal als diese Passaliturgie, die haben immer noch eine uralte Schlacht in Passalämmer und so. Und dann habe ich der hohe Priester damals, das war vielleicht im Jahr 2000 irgendwie, ich kann es nicht mehr genau sagen, war ein sehr sympathischer Mann, vielleicht so Mitte 50 und sprach sehr gut Englisch. Also die Samaritane sind heute noch eine Religionsgemeinschaft, teile, paar tausend wohnen in Israel, ein paar tausend wohnen in Palästina, Westbank und auch viele auf der ganzen Welt verteilt. Also ein samaritanischer Messiasanwärter führte die Volksmassen hoch auf den Berg Garitzim und der Pilatus hat es niedermetzeln lassen. Und dann hat eine samaritanische Gesellschaft

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ging zum Legaten nach Antiochen und haben sich über Pilatus fürchterlich beschwert, dass er eine völlig unverhältnismäßige Gewaltanwendung, der Mann hat sich nicht in der Hand, der mordet hier in seinem cholerischen Wahn und dann hat der Legat von Syrien Pilatus gezwungen, nach Rom zu gehen und sich vor Kaiser Tiberius zu verantworten. Der Pilatus hatte dann Glück, Tiberius starb ein paar Tage vorher, zwei, drei Wochen vorher, als er in Rom angam und der noch sehr junge Kaiser Caligula, der gerade die Herrschaft antrat, hat eine allgemeine Amnestie erlassen. Das machen manchmal so neue Herrscher, dass sie erstmal eine Amnestie erlassen. Das erhöht natürlich ihren Ruf und so. Wir können mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Pilatus nochmal davon gekommen ist, dass ihn die Amnestie des Kaiser

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Caligula erreicht hat. Aber wir wissen es nicht und mehr kann man nicht sagen. Gut, aber auf jeden Fall dieser Pilatus war ein harter, grausamer Mann. Er stand der jüdischen Religion feindlich gegenüber. Er hat oft auch unmäßig provoziert, aber er musste auch manchmal klein beigeben. Er hat mal mit römischen Soldaten, das waren übrigens keine voll ausgebildeten römischen Legionäre, Pilatus hat über keine Legion kommandieren dürfen. Der Legat in Syrien hat über zwei Legionen die Befehlensgewalt gehabt. Die das Militär, das Pilatus befehligte, waren alles Leute, die aus dieser Gegend erhoben wurden. Also aus der Bevölkerung wurden da die Leute rekrutiert. In Rom nannte man das Hilfstruppen.

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Also Pilatus kommandierte nur über Hilfstruppen, aber das waren auch Tausende und die waren schon auch schwer bewaffnet. Also Pilatus hat mal römische Feldzeichen in den Tempel schaffen lassen. Das ist natürlich eine Katastrophe. Er war kaum da, er war so ein Heißsporn. Und dann hat auch König Antipas von Galilea zu Pilatus gesagt, Junge zieh das wieder raus, das kostet Tausende von Toten. Oder ein anderes Mal hat, gerade bei diesem, als er diese Feldzeichen, sind hunderte von Leuten, von Juden nach Caesarea Maris gegangen, wo er residierte, im dortigen Palast des Herodes. Herr Rhodes hatte viele Paläste. Da residierte er und da kamen ein paar hundert Juden und dann hat Pilatus auch wieder einen Topsuchtsanfall gekriegt und hat gesagt, ich lasse euch alle köpfen. Und dann haben die Juden alle ihren

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Kopf hingehalten. Alle. Und da war er doch perplex und hat gesagt, naja gut, ich zieh es wieder ab. Oder einmal wollte er die Bauarbeiten am Tempel, die ja künstlich immer weiter getrieben wurden, damit die Tempelfacharbeiter was zum Schaffen haben. Der Tempel war eigentlich schon lang fertig, aber es wurde immer künstlich weitergebaut und dann hat Pilatus gesagt, also den Käse mach ich nicht mit, ich erkläre jetzt den Tempel für beendet, den Tempelbau für beendet. Und dann haben tausend Tempelfacharbeiter dermaßen Rumor gehohert in Jerusalem, dass er gesagt hat, also gut, man baut halt weiter. Also er musste auch manchmal nachgeben. Okay, also so zu diesem Pilatus wird jetzt Jesus gefesselt geführt. Jetzt kommt der Vers 2. Und Pilatus fragte ihn, bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und sprach,

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das sagst du. Jawohl. Also es kommt die erste Frage des Pilatus. Pilatus stellt in diesem Text nur Fragen. Erst fragt er Jesus und dann fragt er die Menge dreimal. Also wir hören hier von Pilatus nur Fragen. Die Frage, bist du der König der Juden, ist vollkommen berechtigt, weil dem Hohen Rat wurde ja klar, Jesus hat einen messianischen Anspruch, zwar einen neuartigen, der sogar höher ist, ich bin himmlischer Throngenosse Gottes und ich weiß, was der kommende Menschensohn als Richter der Welt tun wird. Ob Jesus sich selber als der Menschensohn gesehen hat, ist offen. Dass diese Formulierung aber so formuliert ist, dass man auch sagen kann, Jesus identifiziert sich nicht direkt mit dem Menschenrichter,

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aber er muss eng mit ihm zusammenhängen, er redet ja in der dritten Person von ihm, er weiß aber, was er machen wird. Das ist ja immer noch ein irrsinniger Anspruch. Aber gehört bitte nicht zu den Christen, die leider flatterig kriegen, wenn ich sage, der Mensch, Jesus war vielleicht selber der Überzeugung, dass er selber gar nicht der Menschensohn ist, dass das spätere christliche Eintrag war, dass er aber über das Kommen und was da geschieht, verblüffend bescheid weiß. Was man mindestens sagen kann, Jesus wusste sich mit dem Menschensohn sehr fest verbunden, das auf jeden Fall. Aber ob er sich selber als Menschensohn gesehen hat, lassen wir mal offen. Es kam dann jemand zu mir, Herr Zimmer, aber wenn man das offen lässt, dann fällt ja die ganze Welt zusammen. Nein, die Welt fällt nicht zusammen. Nein, so hat er es auch nicht gesagt. Ich möchte den lieben

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Bruder jetzt nicht karikieren. Es ist ja auch verständlich, dass er sagt, was? Jesus hat, das war er vielleicht gar nicht. Ja, also ich gehe mal davon aus, dass Jesus kein Heldseher war, hat kein Orakelwissen gehabt. Meint ihr, dass Jesus alle Details, alles klar war? Er ist schon ein normaler Mensch, bitte. Und Jesus hat schon einen messianischen Anspruch gehabt. Aber wie viele messianische Ansprüche gab es? Meint ihr, dass Jesus dann jedes Detail, Endzeitsfahrplan? Nein, ich glaube erst mal, dass für Jesus Titel sowieso gar nicht das Wichtigste sind. Er hat überhaupt nie mit Titeln groß gearbeitet. Wenn dann so sagen wir, fromme Kinderzeitschrift, habe ich mal gelesen, Jesus war Mitarbeiterheft für Tausende von Sonntagsschulmitarbeitern. Und da hat die Frau einen Artikel über Jesus geschrieben. Habe ich mal zufällig gelesen. Da schreibt die Frau so eine kleine Steckbrief,

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wer war Jesus? Jesus war der Gottessohn und der Retter der Welt. Er kam, um zu sterben und er hat viele Wunder getan und konnte übers Wasser laufen. Das schreibt eine Frau für Tausende von Mitarbeitern in der Sonntagsschule. Da muss ich fast kotzen. Ich kann es nicht anders sagen. Also alles gleich Titel. Er war der Sohn Gottes. Was stellt sich ein Siebenjähriger unter Sohn Gottes vor? Retter der Welt. Also alles nur Titel. Ein Titelgeklapper. Ich habe dann dem Vorstand an diesem Verlag geschrieben, sie könnten doch mit gleicher Buchstabenzahl, also es ist nicht viel mehr. Sie könnten doch sagen, Jesus war aufmerksam für die Armen, erschätzte die Frauen höher, als es damals üblich war und er liebte die Kinder. Das ist doch Millionen mal mehr als dieses Titelgeklapper. Und wenn die Titel

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dann nicht kommen, dann werden die Leute ganz unruhig. Muss ich schon kurz sagen, habe ich ja schon ein paar Mal gesagt, ich halte einen Vortrag in Stuttgart, Abendgottesdienst, Gospel Haus über die Gotteserfahrung Jesu. Da kommt eine 70-Jährige vielleicht zu mir raus. Sehr sympathische, feine Frau. Herr Zimmer, mir hat Ihr Vortrag sehr gefallen. Ihr habt viel gelernt. Es war spannend. Aber Sie haben nicht gesagt, dass Jesus Gottes Sohn ist. Ist für Sie Jesus Gottes Sohn? Es kommen halt die Begriffe nicht. Und dann habe ich gesagt, doch, Sie brauchen gar keine Sorge, unbedingt ist für mich Jesus Gottes Sohn. Und dann habe ich gesagt, aber was verstehen denn Sie darunter? Gottes Sohn meint doch nicht, ein Sohn wie ich einen Sohn habe oder Sie. Das ist doch nicht biologisch gemeint. Das ist doch irgendwie

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anders gemeint. Also ganz unsicher. Also wenn man ein bisschen bei diesem Titelgeklapper nachfragt, also wenn man die Titel schön sagen kann, in einer Fernsehaufzeichnung von Spring war Bayerischer Rundfunk da und fragte die Jugendlichen, seid ihr auch so christlich überzeugt? Da sagte ein 17-jähriger Jugendlicher in die Kamera rein, ja, ich habe Jesus Christus als meinen persönlichen Herrn und Heiland in mein Leben aufgenommen. Der ist gläubig. Also jetzt sollte man sagen, Jesus ist nicht auf dieser Schiene. Der arbeitet nicht dauernd mit Titeln. Titel ist was relativ Unwichtiges. Man kann ja auch mit dem Titel Messias, den kann man ja tausenderlei verstehen, man kann ja nicht mit Titeln die Dinge festklopfen. Also Jesus hatte sicher einen messianischen Anspruch. Er hat ihn völlig neu verstanden,

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mit höherem Anspruch als jemals bis dahin. Aber dass ihm deswegen alles klar war, dass er den Endzeitsfahrplan genau drin hatte, ich nehme, ich weiß es nicht, aber ich bin völlig geborgen und zuversichtlich, wenn ich mir vorstelle, Jesus wusste, dass er von Gott einen besonderen Auftrag hatte und er wusste, dass Gott ihm nach dem Tod rehabilitieren wird, aber manches wusste er auch nicht. Ist das irgendwie schlimm? Also ob er sich ganz im Klaren war, es gibt ja diesen Menschensohn, das wusste er, bin das ich oder nicht? Fällt da die Welt zusammen? Gar nicht, gar nicht. Also bist du der König der Juden, fragt er, damit ist klar, das ist völlig berechtigt, das ist ja nicht gelogen, zu einem messianischen Anspruch wie der Hohe Rat ihn kennt und Jesus hat ja nicht gesagt, ich bin zwar Messias,

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aber kein Königlicher. Also Messias ist immer eine königliche Herrschergestalt, immer. Also Sie können ja nicht zu Pilatus sagen, das ist ein Gotteslästerer, das interessiert der Pilatus nicht, aber dass er der König der Juden ist, das ist sofort Aufruhr, denn wer der König der Juden ist, das entscheidet Rom. Also Sie sind sozusagen, Sie haben die politische Seite im Messias, haben Sie, wir sind so, für uns ist Christus nur für die Seele, für das Herzenskämmerlein. Nein, nein, der Messias ist eine politische Gestalt. Also kann man sagen, die haben jetzt Pilatus gegenüber diese Seite nach vorne gebracht, weil das ja die einzige ist, die Pilatus interessiert. Das wird er wahrscheinlich schon am Tag vorher schon gewusst haben, die werden sich ja vorher schon irgendwie ein bisschen abgesprochen haben.

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Ja und jetzt die Antwort Jesu heißt, das sagst du. Im Griechischen könnte man auch vermuten, also man kann genau sagen, wie dieser Satz gemeint ist, es ist kein Ja und es ist kein Nein. Also Jesus bejaht das nicht einfach, aber Jesus verneint es nicht. Also vom Griechischen her könnte man sagen, das hast du so formuliert und mehr sagt er nicht. Ob er das jetzt wörtlich so gesagt hat, ist relativ unwichtig. Ich glaube nicht, dass das Tonbandaufnahmen waren von damals, aber dass es sachlich stimmt, das ist historisch auch sehr plausibel. Denn Jesus hatte ja messianische Ansprüche, er war in gewisser Weise, hat er den Anspruch auf eine königliche Funktion. Im Johannes-Evangelium sagt Jesus ja, ich bin ein König, aber mein

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Reich ist nicht von dieser Welt. Da hat sich der Pilatus wieder gewundert und sagt Jesus, ich bin ein König, der für die Wahrheit gekommen ist. Und da sagt der Pilatus, was ist Wahrheit? Also bist du der König der Juden? Wenn Jesus Ja gesagt hätte, das stimmt ja nicht, er hat ja messianische Ambitionen, aber anderer Art als seine Ankläger. Aber er kann auch nicht Nein sagen, das stimmt gar nicht, die Anklage ist falsch, damit hätte er ja sein Leben gerettet. Er könnte ja jetzt immer noch freigelassen werden, das entscheidet ja die Verantwortung hat ganz allein Pilatus, ganz allein. Und der ist nicht nur Ausführungsorgan, der ist kein Ausführungsorgan, sage ich euch. Das Gegenteil ist der, der weiß, dass er das jetzt entscheidet. Jetzt sagt Jesus, das hast du so formuliert. Da denkt der Pilatus,

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besonders kooperativ ist der nicht. Da könnte sich doch jetzt die Freiheit, da könnte er doch sagen, nein, das ist alles wirres Zeug, was die sagen. Nein, das kann Jesus ja nicht sagen, denn es steckt Wahres und Unwahres merkwürdig vermischt in dieser Anklage. Und Jesus hat sicher sofort gemerkt, ich kann dem ja jetzt nicht einen 20-minütigen Vortrag halten, dass meine messianische Sicht eine ganz andere ist. Das geht hier ja im Minutentempo. Ich kann das dem jetzt auch nicht erklären, das ist ja hier nicht der Rahmen. Also sagt er, das hast du so formuliert. Das halte ich alles für historisch, sachlich richtig. Pilatus und die hohe Priester klagten ihn heftig an, Vers 3 und 4. Pilatus aber fragte

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ihn wieder und sprach, du antwortest nichts, sie, wie vieler Dinge sie dich anklagen. Jesus aber antwortete nichts mehr, sodass sich Pilatus wunderte. Gut, also jetzt können wir ein bisschen rasch weitermachen. Jesus schweigt, das Schweigen, wie kann man sich das vielleicht, weiß ich auch nicht genau, aber es ist auch ein Zeichen der Hoheit. Ich habe es nicht nötig, da hier mit, es ist aber auch, ja, er schwiegt. Gut, es erinnert natürlich auch an den leidenden Gottesknecht, es sei ja 53, der tat seinen Mund auch nicht auf. Gut, aber jetzt, also Pilatus ist ein bisschen verwundert, er kommt nicht richtig weiter und die hohe Priester haben weiter schwer ihn angeklagt und jetzt kommt eine völlig überraschende Wendung, mit der niemand gerechnet hat. Ich glaube

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sogar Pilatus selber nicht, das erkläre ich gleich, aber auf jeden Fall, die Sanhedristen haben nicht damit gerechnet und Jesus auch nicht, nämlich was passiert? Am Fest aber gab er ihnen einen Gefangenen frei, den sie sich frei baten. Es lag aber ein gewisser Barrabas mit den Aufrörern in Fesseln, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Als jetzt eine große Menschenmenge zu Pilatus hinaufzug und ihn bat, wie üblich jemanden zu begnadigen, fragte er sie, wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freigebe? Denn er hatte erkannt, dass die hohen Priester ihn aus Missgunst ausgeliefert hatten. Die hohen Priester aber wiegelten die Menge auf, dass er ihnen lieber den Barrabas freigebe. Pilatus aber antwortete erneut und sagte zu ihnen, was wollt ihr also, soll ich mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Sie aber schrien, kreuzige ihn. Pilatus aber sagte zu ihnen, was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien noch lauter, kreuzige ihn. Ja, so weit mal. Jetzt kommt eine merkwürdige Episode. Kann sein, dass Pilatus jetzt spontan

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– er ist ein gewiefter Taktiker und Stratege, mit allen Abwassern gewaschen – es könnte sein, dass er selber da jetzt auf die Idee gekommen ist. Jetzt kommt eine sogenannte Passa oder Pesachamnestie. Die wird von einer Mehrheit der heutigen Neutestamentler gesagt, das kann so historisch nicht gewesen sein, das ist ein späterer Eintrag, da gibt es keinen historischen Kern. Diese Frage ist sehr wichtig, heikel, schwierig. Diejenigen Neutestamentler, die das so sehen, es ist die Mehrheit, haben wichtige Gründe. Diese Gründe sind schwerwiegend, die anerkenne ich und ich sage, ja, das sind wirklich echte

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Gründe. Ich folge aber dieser Position trotzdem nicht, ich werde es gleich sagen, warum. Also einmal kann man sagen, es gibt eine solche Festamnestie im römischen Imperium nirgendwo. Es gibt keine Belege. Es gibt schon so Amnestie irgendwo in verschiedenen Kulturen, aber nicht als römische Rechtsfigur im römischen Imperium gibt es eine Amnestie bei Festtagen nicht. Man hat die Begnadigungsverfahren, die es in Rom gibt, da gibt es Doktorarbeiten darüber, die Römer haben zum Beispiel im römischen Recht, gibt es eine Klausel, dass man einen Prozess vorzeitig abbrechen kann, wenn dies und dies gegeben ist. Oder man kann, es gibt zum Beispiel auch ein Begnadigungsverfahren, dass wenn ein Urteil gefällt ist, sagen wir mal sogar ein Todesurteil, kann man die Strafe aussetzen. Derjenige ist zwar zum Tode verurteilt,

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aber die Strafe findet mal zumindest vorerst nicht statt und vieles andere. Also es gibt ein ausgefeiltes römisches Begnadigungsrecht und das ist spätestens seit dem Jahr 2007 millimetergenau untersucht und da gibt es nirgendwo eine Amnestie an Festtagen. Und jetzt kommt, also das sind schon, es gibt also überhaupt kein Beleg außerhalb von diesem Text für regelmäßige Festamnestien. Im römischen Begnadigungsrecht ist das nicht vorgesehen. Und es gibt noch ein weiteres starkes Argument, Josephus, das ist ein Priestersohn, der ungefähr im Jahr 30, also als Jesus gekreuzigt wurde, ist er geboren und er starb so vielleicht ums Jahrhundert rum oder so in Rom. Das war ein Jude, der beim Aufstand in Galiläa dabei

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war, aber dann gemerkt hat, wir haben keine Chancen, ist er zu den Römern übergelaufen. Und Kaiser Vespasian hat ihn dann nach Rom geschickt und da schrieb er seine großen Geschichtswerke. Er wollte der römischen Oberschicht das Judentum begreiflich machen. Also er wurde ein Römerfreund, hat aber diese Römerfreundschaft, er wurde bis zu seinem Ende gut bezahlt als Geschichtsschreiber, Privatgelehrter, wäre ja auch gern gewesen. Naja, auf jeden Fall, er hat aber versucht, Verständnis zu schaffen für das Judentum. Viele jüdische Fachleute haben ein ganz negatives Bild von diesem Verräter, Überläufer. Ich finde es ein bisschen zu negativ, denn er hat ja erst übergelaufen, fernen Flucht

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zum Feind, hat er gemacht, weil er gesagt hat, ich bin doch nicht blöd und lass mich hier abmurksen, ich tät gern noch eine Weile leben. Aber er hat dann die Zeit genutzt, er hat viel fürs Judentum getan in seinen Werken. Also er schrieb ein riesiges Werk Antiquitatis und Bellum Judaicum, der jüdische Krieg, zwei sehr qualifizierte Werke und noch weitere Werke. Aber nirgendwo, obwohl Josephus über diese Zeiten ausführlich berichtet, er schildert auch Pilatus, auch Krausam und so weiter, er erwähnt nirgendwo eine Pasaamnestie, eine Pesachamnestie. Und dass Pilatus, der viel Material hat und römerfreundlich ist, er wollte, dass Juden und Römer gut miteinander auskommen, dass der darauf verzichtet hätte, eine Pasaamnestie, die die Römer bei jedem Festtag, das hätte doch Josephus, das wäre

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ja für ihn Gold wert gewesen, ein klasse Beispiel, aber nirgendwo erwähnt er eine Pesachamnestie. Das wollte ich euch jetzt so sagen, dass ihr spürt, das sind satte Argumente. Und ich selber bin auch hier unsicher, weil ich sage, diese Argumente, es gibt keine Belege, das römische Begnadungsrecht zieht es nicht vor und Josephus erwähnt es nicht. Ich kann verstehen, dass da reihenweise Leute sagen, das kann dann eben auch nicht historisch sein, die sind da nicht so ängstlich, alles in der Bibel muss, nein, nein, man geht mit der Bibel auch kritisch um, finde ich ja auch gut. Ja, trotzdem zögere ich. Es gibt schon auch 20, 30, 40 Neutestamentler, weiß nicht genau, die sagen, Vorsicht, Vorsicht. Jetzt

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sage ich mal Gegenargumente. Es gibt einen belegten Fall in Ägypten. Es gibt einen römischen Prokurator, also die ägyptische Provinz war eine prokuratorische Provinz und dieser Prokurator, ich habe jetzt seinen Namen vergessen, hat an einem Festtag eine Amnestie durchgeführt. Es war aber einmal, also nicht regelmäßig und in Ägypten. Das ist überhaupt der einzige Fall, den es gibt, aber immerhin. Dann hat Martin Hengel, das ist ein Professor in Tübingen, auch einer meiner Lehrer, der hat ein berühmtes Standardwerk über die Zeloten geschrieben, unheimlich qualifiziertes Buch, Standardwerk international. Und Martin Hengel sagt, unter Prokurator Festus sind immer wieder Zeloten begnadigt worden und freigelassen worden.

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Das ist keine regelmäßige Pesach-Amnestie, aber es gab solche Freilassungen und die sind historisch belegt. Jetzt gibt es ein weiteres Argument, das man einfach nennen kann. Alle vier Evangelien berichten diese Barabas-Szene und das ist interessant, weil Markus ist eine eigenständige geschichtliche Quelle, Matthäus in diesen Dingen nicht, in anderen schon, aber hier ist Matthäus von Markus abhängig. Er sagt ungefähr das Gleiche wie Markus, aber er hat es von Markus. Nicht alles Matthäusevangelium ist viel größer. Es gibt auch Sondergut im Matthäusevangelium, da hat er ganz eigene Quellen, die die anderen nicht haben. Aber jetzt in der Passion baut Matthäus auf Markus auf, also da bleibt nur Markus. Lukas bringt diese Stelle auch und es ist heiß umstritten, 50-50 verfügt Lukas

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über eine eigene Quelle, aus der er das hat. Das weiß man nicht richtig. Aber beim Johannes-Evangelium, da wird es wieder ganz heiß, denn das Johannes-Evangelium hatte hundertprozentig auch eigene erzählerische Quellen, die die Synoptiker nicht haben. Also trotz dieser österlichen Sicht, das heißt nicht, dass da nicht auch Goldsplitter historisch drinstecken können. Also das Johannes-Evangelium ist hier unabhängig von den Synoptikern und hat diese Szene auch. Das ist ein starkes Argument. Dann möchte ich noch sagen, alle Quellen oder alle Texte, die relativ originell sind und dann noch einen Namen, Barabbas, Jairus, die meisten Texte haben eine Frau,

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die blutende Frau morgen, da wissen wir ihren Namen nicht. Es war halt eine Frau. Aber bei Jairus, dem Synagogenvorsteher, da weiß man den Namen. Also immer wenn so eine Quelle einen Namen hat, ist es eine historische Regel, Namen erfindet man nicht. Das macht man nicht. Man kann ja sagen, ein Mann oder eine Frau. Wenn der Name genannt wird, muss man vorsichtig sein. Das ist eine Regel, die ist allgemein anerkannt. Also ich will nur sagen, da ist ein Name, Barabbas. Jetzt gibt es einige Exoten, die kann man wirklich nicht ernst nehmen, die sagen, guck mal den Namen Barabbas genauer an. Das heißt doch Barabbas und das heißt Sohn des Vaters. Ben heißt Sohn im Hebräischen und Bar heißt Sohn im Aramäischen. Sohn des

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Vaters. Das ist schon ein eigenartiger Name. Ja, kann ich euch nur sagen, gründliche Recherche hat gezeigt, das ist ein sehr häufiger Name. Also ist nicht irgendwie so künstlich. Es gibt Bar Abba, Sohn des Vaters, gibt es sehr oft. Also im Talmud gibt es zum Beispiel ein Rabbi, der heißt Shmuel Bar Abba. Und es gibt einen Rabbiner im Talmud, der heißt Nathan Bar Abba. Also es ist tatsächlich ein häufiger Name in der damaligen Zeit. Das muss man wissen. Und dann lässt man alle Spekulationen, dass das ja Bar Abbas, dass das doch vielleicht Jesus oder irgendwie mit… Nein, das ist alles Quatsch. Ist ein häufiger Name. Übrigens mein Hausarzt, das ist jetzt kein Argument, mein Hausarzt ist ein Iraker

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und der heißt Abbas. Und das ist im Irak ganz häufig heute noch. Der heißt also Vater. Also das ist ein häufiger Name. Und jetzt gibt es auch ein Werk, ein fünfbändiges Werk aus dem Jahr 2011 von Kurt Erlemann herausgegeben. Fünf Bände, fünftige Bände, Neues Testament und Antike Kultur. Das ist, glaube ich, das neuste große Standardwerk. Internationale Experten schreiben darin. Und da schreibt ein Autor über diese Szene von Bar Abbas, sagt er ja, es gibt im römischen Recht nichts dergleichen. Und das Ägyptische, ja, so viel kann man damit nicht machen. Und es gibt auch sonst keine Belege. Aber er sagt, es gibt Hinweise, die müsste ich jetzt referieren, das ist nicht so schnell möglich, dass Herr

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Rodester Große das eingeführt hat. Also nicht die Römer. Herr Rodester Große, der ja auch gehasst war, der hat Zuckerbrot und Peitsche und das war mal Zuckerbrot. Dass er an jedem Festtag einen Gefangenen, dem man per Akklamation, wo es am lautesten geklatscht wird, den lässt man frei. Und da hat er, Herr Rodester, was für die Stimmung getan und dass er länger im Amt bleiben kann. Und sein merkwürdiger Sohn war eine trübe Tasse. Archelaos hat das beibehalten und als der erste römische Präfekt kam, wollten das die Präfekten nicht aufhören. Das wäre auch schlecht gewesen. Die haben das weiterlaufen lassen. Und das ist allerdings jetzt eine Erklärung, die hat Qualität. Also ich gehe davon aus, dass

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das historisch ist. Es ist durchaus möglich. So eine interessante, prägmente Idee, die erfindet man auch nicht einfach. Das ist zu originell. Also Pilatus, mit allen Abwassern angewaschen, sagt sich, ich könnte Folgendes machen, heute oder morgen ist ja die Passaamnestie, ich gehe davon aus, die gab es halt doch. Und der Barabbas, der ist gefährlicher fürs römische Imperium, wie dieser kleine Nachwuchsprophet. Der ist nicht gefährlich, aber der ist vielleicht bei den Juden ja beliebt. Hosianna rufe und so weiter. Der hat sicher seine vielen Fans. Ich schleuse den in die Passaamnestie ein und biete jetzt zwei Leute. Das passt auch insofern zu Pilatus, als der zu gern immer den Hohen Rat provoziert. Also wenn man Pilatus

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kennt, sagt man, das sieht dem gleich. Das ist ganz seine Handschrift. Jetzt damit hat der Hohen Rat, von wegen, dass ich nur Ausführungsorgan von euch bin. Also den Zahn will ich euch jetzt mal ziehen. Ich bin nicht euer Dienstbote, ich bin der Präfekt von Judäa. Also ich stelle das jetzt euch zur Wahl. Und da hat er sich wirklich verrechnet. Wenn das historisch ist und von der römischen Staatsräson her, ist das verständlich. Es ist aber juristisch unkorrekt. Das Verhör war sehr korrekt, das jüdische. Aber der römische Prozess, der war unkorrekt. Denn das darf ein Richter nicht, wenn er von der Schuld eines Menschen nicht überzeugt ist. Und das war Pilatus nicht. Auch zu Recht. Der hat wirklich gemerkt,

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der Mann ist ungefährlich. Also wen wollt ihr jetzt? Und jetzt heißt es, die Hohepriester, die wollten natürlich, dass Jesus zu Tode kommt. Die hatten kein Interesse am Barabas. Das waren ja Zeloten, Widerstandskämpfer. Wir können also zu 98 Prozent davon ausgehen. Barabas war ein zelotischer Widerstandskämpfer. Das war die Widerstandsbewegung gegen die Römer, die auch Meuchelmord, Krummdolch hinten reingehauen. Der Römer röchelt und man geht in den nächsten Laden rein. Also viele Römer wurden da abgestochen. Das ist wirklich eine Gefahr. Und jetzt sagen, habe ich immer wieder gehört, in christlichen Passionspredigten, erst schreien die Juden Hosianna und dann schreien die Juden Kreuzige ihn. Auch in historischen Büchern. Das ist so ein Generalvorwurf von Christen, dummbatzig, christlicher Dünnschiss.

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Nein, die Leute, die Hosianna gerufen haben, waren ja ganz andere. Das waren galiläische Festpilger. Und jetzt früh morgens um halb sechs oder sechs, da pennen ja alle. Die Seder-Nacht, nach den Synoptikern, da wird ja auch Wein getrunken und so weiter. Also wenn das, sollte das eine Passamal gewesen sein, das Abendmahl, das kann man nicht sicher sagen, dann ist dieser Tag jetzt Freitag der 15. Nisan. Denn in der Nacht vom 14. auf 15. Nisan ist Vollmond. Und bei Vollmond beginnt das Pesachfest. Nach Johannes ist es ein Tag vorher am Rüsttag. Die unterscheiden sich da um einen Tag. Nach Johannes kann das Abendmahl kein Pesachmal gewesen sein. Die Frage ist nicht wichtig, weil der Sinn des Abendmahls hängt davon überhaupt nicht ab. Also auf jeden Fall bei diesen Festvorbereitungen früh

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morgens, wer ist, wenn die Passamnestie wirklich stattgefunden hat, wovon ich jetzt mal ausgehe. Ich glaube, dass das nicht wirklich widerlegt ist. Aber ich gebe zu, es ist windig. Ich bin hier auch nicht, ich bin selber unsicher. Aber jetzt spielen wir das mal durch. Dann ist diese Menge, das sind natürlich alle die Anhänger von Barabbas, dann wissen die ja, wir müssen, es ist Passamnestie, wir müssen unser Idolhaus klatschen. Die kennen Jesus sehr wahrscheinlich überhaupt nicht. Jesus hat keine Beziehungen zu Zeloten. Das heißt, die Menge, die man in manchen Bibelübersetzungen die Volksmenge heißt, ganz schlimm, das jüdische Volk. Nein, Volk heißt im Griechischen Laos und Menschenmenge heißt Ochlos. Und hier

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steht Ochlos, das ist eine Menschenmenge, sagen wir mal ab 50 aufwärts 100. Wenn der Ort, der Palast des Herr Rodes war, wovon man zu 95 Prozent ausgehen kann, da gibt es so einen Vorplatz, da wird es stattgefunden haben, da passen vielleicht 300 Leute hin. Also mehr nicht. Das jüdische Volk waren damals 1,5 Millionen. Also hier stand nicht das jüdische Volk, sondern da stand eine Menschenmenge von vielleicht 50, 60 Leuten, die alle Barabbas, das waren seine Kumpels und die standen rechtzeitig auf per Akklamation. Und dass die Jesus nicht freiglatschen, ist doch klar. Also bitte auch wieder so anti-jüdische Eiterbeulen, verlernt sie bitte. Wir können in Zukunft uns diese Passionsfrömmigkeit, wo man dann anschließend

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Juden verfolgt, die Passion Jesu muss in Zukunft so behandelt werden, dass keine anti-jüdischen Gefühle entstehen können. Bitte von der Sonntagsschule an. Dankeschön. Also da hat Pilatus sich verrechnet, sie haben Barabbas freigeklatscht. Und jetzt ist Pilatus wirklich in der Klemme, weil wenn er Jesus in ein Amnestieverfahren einschleust, erklärt er ihn damit für schuldig. Amnestieren kann man nur Schuldige. Also er hat damit, wir finden in dem Text gar kein Todesurteil, spricht Pilatus hier gar nicht aus, aber mit dem Amnestieverfahren ist die Sache klar. Und jetzt ist Pilatus wirklich erpressbar, historisch. Er hat ja

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in Samaria auch irgendwie rumgefuhrwerkt und die samaritanische Gesellschaft ist nach Antiochen gegangen und Pilatus wurde abberufen. Es gab auch jüdische Gesellschaften, die nach Rom gingen und sich in Rom über Prokuratoren und Präfekten beschwert haben und zum Teil mit Erfolg. Also dann bist du des Kaisers Freund nicht mehr. Du kannst doch nicht jemand in ein Amnestieverfahren einschleusen, wo wir selber überzeugt sind, der hat königliche Ansprüche und dann lässt du den nicht kreuzigen. Wenn wir das in Rom Tiberius sagen, dann siehst du aber alt aus. Also Pilatus war jetzt tatsächlich erpressbar. Da hat er sich verrechnet. Und jetzt übergibt er Jesus den Folterknechten und lässt ihn mal gründlich auspeitschen. Und dann

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übergibt er ihn zur Kreuzigung. So ist Jesus zu Tode gekommen.

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PASSION III: Der Prozess vor Pilatus (Markus 15, 1-15) | 9.4.2

Worthaus 9 – Tübingen: 10. Juni 2019 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Dass Jesus Jude war, dürfte bekannt sein. Dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist, dürften auch alle wissen. Trotzdem hatten die Juden schon wenige Jahrzehnte nach Jesu Tod und Auferstehung bei den Christen einen schlechten Stand. Und der wurde nicht besser. Sogar heute gibt es noch Christen, die den Juden die Schuld an Jesu Tod geben. Siegfried Zimmer räumt mit diesem falschen Glauben auf. Denn wenn irgendein Christ heute sauer sein will auf diejenigen, die Jesu Tod zu verantworten haben, dann müsste er sauer sein auf – die Italiener. Zimmer erklärt, wie es dazu kam, dass die Römer Jesus zum Tode verurteilte, er zählt die historischen Tatsachen hinter der Prozessgeschichte auf, und findet deftige Worte für jene Christen, die den einfachen, populistischen Darstellungen von den bösen Juden noch immer glauben wollen.