Das Gleichnis vom Schatz im Acker und vom Perlenkaufmann. Ich lese euch mal den Text dieses Gleichnisses vor. Ich kann ihn auswendig, weil das Gleichnis ist sehr kurz. Es besteht aus drei Sätzen. Ein Mensch fand einen Schatz, der in einem Acker vergraben war, und er verbalg ihn sofort wieder. In seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte diesen Acker. Genauso auch ein Perlenkaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine überaus kostbare Perle fand,
verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte diese Perle. Diese beiden Gleichnisse, die zusammenhängen, sind die beiden kürzesten Gleichnisse Jesu. Sie bestehen je nachdem, wie man die Satzzeichen setzt, aus drei Sätzen. Sie bilden zusammen ein Doppelgleichnis. Das hat Jesus öfters gemacht. Es gibt einige Doppelgleichnisse. Ich sage euch mal ein paar. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf und das Gleichnis vom verlorenen Groschen. Oder das Gleichnis vom Senfkorn und das Gleichnis vom Sauerteig. Es gibt aber auch das Gleichnis vom bittenden Freund und das Gleichnis von der bittenden Witwe. Das sind also Doppelgleichnisse. Warum hat Jesus Doppelgleichnisse erzählt, das wissen wir nicht. Er sagt es nicht, aber man kann es sich denken.
Doppelgleichnisse sind so eine Art Zwillinge. Sie sind sehr ähnlich, sie haben die gleiche Poate, also die gleiche Botschaft. Sie haben auch die gleiche Erzählstruktur. Und auch manche Worte sind direkt gleich, manche Formulierungen. Also es ist wie ein doppelter Tropfen Medizin. Man wird annehmen können, diese Poente war Jesus besonders wichtig. Er hat also den Eindruck gehabt, da braucht er einen doppelten Tropfen Medizin. Also es war sicher auch die Wichtigkeit, dass er das Gleiche zweimal sagt. Aber die Doppelgleichnisse sind nicht ganz gleich. Sie haben immer charakteristische Unterschiede. Also ich sage euch mal nochmal diese beiden Doppelgleichnisse. Ein Mensch fand einen Schatz, der in einem Acker vergraben war
und verbarg ihn sofort wieder. In seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er hatte und kaufte diesen Acker. Genauso auch ein Perlenkaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine überaus kostbare Perle fand, verkaufte er alles, was er hatte und kaufte diese Perle. Also die Erzählstruktur ist die gleiche, die Poente ist die gleiche, viele Formulierungen sind genau gleich und verkaufte alles, was er hatte und kaufte. Es ist wörtlich gleich. Aber alle Doppelgleichnisse haben auch charakteristische Unterschiede. Das ist so, wie wenn in zwei Varianten der gleiche Fall geschildert wird. Das ist also so, wie wenn Jesus uns damit bewusst machen will, Leute, diesen Fall gibt es in zwei Varianten auf zweierlei Weise. Bleibt locker, bleibt aufgeschlossen, behaltet beide Möglichkeiten im Blick.
Es geht um die gleiche Botschaft, aber in zwei Varianten. Was ist hier anders in den beiden? Das erste Gleichnis, ein Mann fand einen Acker, einen Schatz, der in einem Acker vergraben war, das ist ein Pechter, ein Kleinpechter, der muss ja den Acker überhaupt erst kaufen, auf dem er arbeitet. Also er ist ein Pechter. Ich werde das nachher genauer erklären. Es gibt also Unterschicht, aber ein Perlenkaufmann im Griechischen emperor, das ist ein internationaler Großhandelskaufmann. Emperor, im Griechischen, da kommt Empire State Building her oder British Empire. Das ist also ein internationaler Großhandelskaufmann, Big Business, der ist international unterwegs und kennt die großen Basare des Orient. Also ich will mal so sagen, das erste Gleichnis spielt in der Kreisklasse, das zweite in der Champions League.
Beide Varianten gibt es, aber es gibt noch einen anderen Unterschied, der sehr wichtig ist. Der Pechter sucht überhaupt nicht nach einem Schatz, der stolpert drüber. Also Schatzfund war überhaupt nicht in seinem Programm vorgesehen. Es gibt Leute, die nicht suchen und doch finden, das gibt es tatsächlich. Es gibt aber auch Leute, die suchen jahrelang und dann finden sie auch. Im Finden sind sie eigentlich dann gleich. Nur die Vorgeschichte ist ganz anders. Beide Fälle gibt es. Bleibt offen für beide Varianten. Dann noch ein paar Vorbemerkungen zur Sprache Jesu. Jesus ist ein Mensch, der sich kurz fassen kann. Könnt ihr euch das auch? Ich weiß nicht. Ich meine, so zwei Geschichten in drei Sätzen, probiert es mal. Das werdet ihr nicht hinkriegen, weil diese Sätze doch eine ganze Welt entstehen lassen.
Obwohl sie alles Unwichtige weglassen. Jesus hat die Kraft des Weglassens, haben ganz wenig Menschen. Und könnt auch positiv sagen, er hat die Kraft der Konzentration. Er labert nicht rum. Er schwätzt nicht. Wenn ihr wenig zu sagen habt, da braucht ihr zwei Stunden. Aber wenn ihr Entscheidendes zu sagen habt, dann habt ihr ein Interesse, alles Unwichtige weglassen, damit das Entscheidende deutlich wird. Jesus redet auch völlig weltlich. In seinen Gleichnissen gibt es keine religiösen Formulierungen. Fromme Sprache meidet Jesu wie die Pest. Da dürft ihr auch mal Jesus nachfolgen. Aha, erste Aha-Erlebnisse. Also das waren jetzt nur Vorbemerkungen. Doppelgleichnisse sind Zwillinge. Sie sind in vielem gleich, aber sie sind variantenreich.
Und es sind zwei sehr kurze Gleichnisse, die aber starke Emotionen enthalten. Diese beiden Kurzgleichnisse sind trotzdem großes Kino. Weltliteratur. Sie können kein Wort weglassen. So, jetzt möchte ich Ihnen mal das erste Gleichnis ein bisschen nacherzählen. Wir leben uns einmal in das erste Gleichnis hinein und dann in das zweite. Das erste Gleichnis beginnt sehr offen. Ein Mensch fand einen Schatz, der in einem Acker vergraben war. Also offener kann man eigentlich nicht beginnen. Ein Mensch. Bist du ein Mensch? Überleg mal kurz. Also falls du ein Mensch bist, kann es dir genauso gehen. Denn das war auch ein Mensch, so wie du und ich. Jetzt überlegen wir uns mal, was war das für ein Mensch?
Da gibt dieses kurze Gleichnis deutliche Hinweise, meisterhaft, die genügen. Alles, was du dir selber denken kannst, sagt Jesus gar nicht. Der labert ja nicht. Er sagt nur das Entscheidende. Alles andere kann man sich selber denken. Also, ihr müsst auch immer bei solchen Gleichnissen überlegen, was haben sich die ersten Hörer wohl gedacht, die ja diesen Kontext und palästinische Gesellschaft kannten. Was werden sich die Hörer gedacht haben? Und das, was sich die Hörer zu 80, 90 Prozent gedacht haben, das ist die richtige Auslegung. Denn Jesus rechnet ja mit, dass die Hörer sich was denken. Und spekuliert nicht über irgendwelche bizarren Sonderfälle, Ausnahmefälle, alles Blödsinn. Bei den Gleichnissen nehmt immer den wahrscheinlichen Normalfall an, der zu 80, 90 Prozent Wahrscheinlichkeit gemeint ist. Von dem gehen wir immer aus. Da sind wir auf gutem Boden.
Alle bizarren, es könnte doch aber sein, dass, nein, Blödsinn. Also, was wird es für ein Mensch gewesen sein? Es kommen nur zwei Menschen-Sorten in Frage. Ein Kleinpächter oder ein Tagelöhner. Was anderes werden sich die Hörer gar nicht gedacht haben. Das kommt ihnen gar nicht in den Sinn. Also hat auch Jesus nichts anderes gemeint. Die Hörer-Erwartung ist ein sehr guter Seismograph, was hier für ein Normalfall gemeint ist. Also, ein Tagelöhner kann es nicht. Das werden sich die Hörer kurz überlegt haben, ist ein Kleinpächter, ist ein Tagelöhner. Die wissen das ja, den Sekundenschnellen stehen klar, nee, das ist ein Kleinpächter. Warum? Ein Acker zu kaufen, kostet schon einiges. Das kann ein Tagelöhner in der Regel nicht. Auch wenn er alles verkauft, was er hat. Die meisten Tagelöhner könnten dann keinen Acker kaufen. Und wenn die meisten keinen Acker kaufen können, also sind sie nicht gemeint. Ein Kleinpächter hat nicht viel, aber wenn er alles verkauft, was er hat, kann er einen Acker kaufen.
Also, der typischen Kleinpächter. Wir brauchen keine sekundelang blödsinnig herumspekulieren, der typischen Kleinpächter. Wir nehmen den 80%igen Normalfall an. Dann so nebenbei, ja, es gibt damals viele Menschen, die auf einem Acker gearbeitet haben, der ihnen selber nicht gehört. Das deutet politisch, sozial, geschichtliche, gesellschaftliche Realität an. Will ich kurz ein bisschen dabei stehen bleiben. Palästina zur Zeit Jesu in den 20er, 30er Jahren des ersten Jahrhunderts nach Christus ist sorgfältig erforscht durch die universitäre Bibelwissenschaft in jahrzehntelanger fleißiger, bescheidener Forschung. Ergebnis offen, jahrzehntelang forschen. Ja, und dann kriegt man das raus. Also, wir wissen heute, dass Palästina zur Zeit Jesu in einem Verelendungsprozess war.
Eine normale, antike Gesellschaft ist so aufgebaut, ganz grob. 5% Oberschicht, 3 bis 5% Oberschicht. Die leben im Luxus, müssen nie arbeiten, es sind Menschen der Muse. Die philosophieren, gehen auf die Jagd, planen Kriege, verführen Frauen und haben andere Tätigkeiten. Das sind die Leute der Oberschicht. Dann gibt es 5% Mittelschicht, die haben alles reichlich, aber sie müssen arbeiten. Und dann gibt es 80% Unterschicht, die müssen ihr Leben lang sparen, die können Fleisch essen, nur bei der Hochzeit oder bei großen Festen. Ansonsten sind sie Vegetarier, nicht aus Überzeugung, sondern weil es anders nicht geht. Und unter der Unterschicht gibt es 10% Entwurzelte, chronisch Kranke, Bettler, früher hat man gesagt, Krüppel, also Menschen mit Behinderungen.
Das ist die 10% Entwurzelten unter der Unterschicht. Also 5%, 5%, 80%, 10% in normalen, stabilen Zeiten. Aber in Palästina, zurzeit Jesu, war 5% Oberschicht, 5% Mittelschicht, 60% Unterschicht und 30% Entwurzelte. Das heißt, große Teile der Unterschicht sind in die Verelendung abgerutscht. Das hat mehrere Gründe gehabt. Ein Hauptgrund war die römische Besatzungsmacht, die riesigen Steuerlasten, die die Römer, aber auch die Herodianer von der Bevölkerung rausgequetscht haben. Dann aber auch Landenteignungen, die Offiziere und Generäle, die in den Ruhestand traten, haben fette, schöne Latifundien bekommen. Altersruhesitz hat man den Bewohnern einfach weggenommen. Landenteignung.
Und aber auch wichtige wirtschaftlich gute Gebiete, im Mittelmeergebiet hat das römische Imperium von Palästina abgetrennt. Dann kamen noch Dürrezeiten dazu und so sind auch viele Hungers gestorben. Viele Menschen sind ausgewandert, was niemand gerne macht. Zurzeit Jesu lebten ungefähr eine Million Menschen in Palästina und fünf Millionen Juden außerhalb von Palästina. Fünfmal mehr. Viele von ihnen sind aus wirtschaftlichem Druck ausgewandert, so wie der verlorene Sohn. Der ist auch ausgewandert. Gut. Also die Leute in der Unterschicht, die in die Verelendung abgerutscht sind, die sind in die Schuldenfalle geraten. Sie mussten Saatgut kaufen, die konnten das nicht mehr zurückbezahlen und dann sitzt du sofort in der Schuldenfalle. Du kannst dich dann in die Sklaverei, in die Schult-Sklaverei verkaufen, das haben viele gemacht, kannst aber auch Pächter werden.
90, 95 Prozent der Menschen auf dem Land sind Kleinbauern. Wenn man also an das jüdische Volk denkt, denkt bitte immer sofort an Unterschicht, nicht an Mittelschicht und Oberschicht. 90 Prozent der Menschen sind ja Unterschicht und von denen 90 Prozent leben, 95 Prozent auf dem Land. Und das sind alles Kleinbauern. Und wenn Kleinbauern in Not geraten, dann werden sie Pächter. Dann müssen sie ihr eigenes Grund und Boden verkaufen und weil der in der Regel besser ist, wie das, was sie dann als Pächter bekommen, nimmt der neue Eigentümer ihren Boden weg und verpachtet minderwertigen Boden. Also der Pächter, der arbeitet auf fremdem Boden und das ist minderwertig, denn die besseren Böden nehmen natürlich die Eigentümer für sich. Also der Typ war ein Kleinpächter. Jetzt findet er also einen Schatz.
Wir Mitteleuropäer Tübinger im Alter von plus minus 30, Mittelschicht-Erziehung, wir denken sofort Märchen, Schatzfund, höchstens noch Karl May oder Indiana Jones oder so. Aber in der Regel kommt uns das als Märchen vor. Nein, in der Antike gar nicht. Denn in der Antike werden viele Schätze gefunden. Es kommt zwar selten vor, aber nicht irreal selten. Schatzfunde kommen in der Antike ungefähr 20 Mal so oft vor wie in einer fortgeschrittenen Industriegesellschaft. Warum? Wir haben heute Banken mit Tresoren, Depots, Safes aus Stahl, stell dir mal einen Stahlsafe in der Antike vor. Also in der Antike gibt es keine Banken in unserem Sinn, keine Tresore, keine Safes, keine Depots. Und die Zeiten sind unruhig, kriegerisch, Plünderung.
Wann ist Tübingen das letzte Mal geplündert worden? Wer weiß es? Ich weiß es auch nicht. Vielleicht im 30-jährigen Krieg könnte es sein. Eine Wahl. Bitte? Eine letzte Wahl. Ja, das ist eine ganz neue Perspektive. Also, wann ist eine Stadt in Mitteleuropa geplündert worden? Ja, entweder noch nie oder seit langer Zeit nicht mehr. Das heißt, ihr Lieben, ihr habt keine Plünderungserfahrung. Wenn ihr aber keine Plünderungserfahrung habt, könnt ihr nicht einfach projizieren, in der Antike sei es genauso. Nein, ich sage euch, die haben Plünderungserfahrung. Da ziehen immer wieder mal Soldaten durch, römische oder auch herodianische, so Fremdenlegionäre. Und du hast kein Handy und kein Telefon, wo du wangen kannst. Da kommt eine Plünderungstruppe, die kommen, zack. Plünderung ist ein Fest für die Soldaten.
Die plündern gerne. Also, es waren unruhige Zeiten. Und du hast keine Bank und kein Depot und kein Seef. Und es waren nicht nur unruhige, kriegerische Plünderungszeiten, ohne Vorwarnung, sondern es waren auch verdammt arme Zeiten. Und in den armen Zeiten wird geklaut, was sich klauen lässt. Es wird geklaut, dass sich die Balken biegen. Also, es geht nicht nur um Plünderungsgefahr, die immer wieder war. Die kommen oft schneller, als du denkst. Sondern es sind auch allgegenwärtig Diebe. Und jetzt lehrt die Erfahrung, du kannst deine Wertgegenstände nicht in deinem Haus verstecken. Sagen wir mal, im Boden, ja was heißt Boden? Das ist ein gestampfter Lehmboden. Nur ganz wenig Villen haben Steinboden. Also, die meisten Häuser haben gestampften Lehmboden.
Und wenn du in den Boden was da schnell verstecken willst, ich sag dir, da kommen die Wühler. Die Wühler arbeiten in zwei Stunden den gesamten Boden auf. Die reißen den gesamten Boden auf, brauchen die nicht mal zwei Stunden. Die finden jede Maus da drin. Also, im Boden des Hauses zu verstecken, hat keinen Sinn. Wenn du es in der Wand versteckst, in deiner Hauswand, da kommen die Klopfer. Es sind immer die gleichen, das sind einfach die Diebe. Das sind die Arbeitsschritte der Diebe. Die Klopfer klopfen professionell alle Wände ab. Die hören jede Veränderung im Klang. Jede. Und die merken sofort, da ist ein Hohlraum. Also, die brauchen nicht lange, um die paar Wände, die es damals gab, abzuklopfen und finden alles. Und wenn du das im Dach, flache Dächer bitte, wenn du das im Dach versteckst, das ist auch Lehm, Zweige, bisschen vermanscht, da kommen die Bohrer. Die bohren die Dächer in weniger Zeit auf.
Also, ich sag euch, versteckt nichts zu Hause ist zu leichtsinnig. Das lehrt die Erfahrung. Also muss man die Wertgegenstände, die man versteckt, im Freien verstecken. Auf dem Acker, auf dem Feld. Da haben sie viel zu suchen. In Kumran, als man die Kumransiedlung gefunden hat, hat man außerhalb der Siedlung einen Tonkrug gefunden. Vielleicht gibt es noch mehr. Man hat ja nicht jeden Quadratzentimeter umgegraben, aber man hat einen Tonkrug gefunden mit 150 Silbermünzen. Ich sag euch, die haben einen Wert. Da kannst du dafür Halbtübingen kaufen. Man hat auch in Kumran eine Kupferrolle gefunden. Man hat sie übersetzt. Man hat festgestellt, was steht auf der Kupferrolle? Schatzorte. Weil die Kumran-Gemeinde hat gemerkt, jetzt kommt der Aufstand gegen die Römer. Wir beteiligen uns ja sogar an dem Aufstand.
Jetzt müssen wir alle Wertgegenstände, Schätze, Münzen vergraben. Wenn wir dann hoffentlich gegen die Römer gewonnen haben, kommen wir wieder zurück und graben alles wieder aus. Aber in der Zeit des Aufstandes müssen wir das vergraben. Auf der Kupferrolle stehen viele Orte drauf, wo sie die Schätze vergraben haben. Aber obwohl jetzt 50 Jahre Hunderte von Spezialisten grübeln, man hat keinen dieser Orte gefunden. Denn sie sind so verschlüsselt angegeben, dass man sie nicht findet. Aber ich wollte nur sagen, alles Schatzfunde. Man kann die dann finden. Es gibt im Judentum 20, 30 Schatzfundgeschichten. Das war ein beliebter Lesestoff, weil das so irreal nicht war. Viele Menschen haben so innerlich geträumt, vielleicht finde ich mal einen Schatz. Bei diesem Schatzfund muss es so gewesen sein,
irgendein unbekannter Mensch hat hier einen Schatz vergraben. Der ist vielleicht gestorben inzwischen. Wann, ob vor einem Jahr, vor 10 oder 200, weiß man nicht. Die Münzen bleiben immer gültig, auch wenn neue Münzen geprägt werden. Man wägt einfach das Silbergewicht, das Goldgewicht, und das ist der Wert. Also Silber- oder Goldmünzen verlieren nie an Wert, weil es einfach das Gewicht ist. Also da hat irgendeiner einen größeren Schatz vergraben. Das können wir nämlich annehmen. Das sagt Jesus ohne lang zu labern, denn der geht mit Freuden hin, verkauft alles, was er hat, ohne zu zögern. Es fällt ihm gar nicht schwer, er spürt die Leichtigkeit des Seins. Lockerflockig verkauft er alles, was er hat. Am Tag vorher wäre ihm das noch völlig unmöglich gewesen, trotz freiem Willen. Sein freier Wille tut hier gar nichts zur Sache. Also, der geht lockerflockig hin, verkauft alles, was er hat.
Wäre ja auch blöd, wenn er es nicht so machen würde. Also muss der Schatz schon ein ganz ordentlicher Schatz gewesen sein. Vielleicht hundertfache oder tausendfache von dem, was er besaß. Also es deutet Jesus alles so indirekt an, aber es ist völlig klar. Also der Typ hat einen ziemlich ordentlichen Schatz vergraben. Dann ist er entweder gestorben oder verschollen, vielleicht in Gefangenschaft. Wir sollen daran nicht mehr drüber spekulieren, alles unwichtig. Aber er konnte offensichtlich seine Verwandte nicht mehr rechtzeitig sagen, da habe ich ihn vergraben. Das kommt immer wieder vor. Dann ist er halt mal für eine Weile weg. Ganz sicher ist aber, dass der Besitzer dieses Ackers nichts von diesem Schatz weiß. Sonst hätte er den ja nicht verpachtet. Er hätte ihn dann auch nicht verkauft, ist ja klar. Also er weiß von diesem Schatz nichts und er selber ist natürlich auch nicht der Eigentümer. Das ist so nicht klar. Okay, jetzt überlegen wir uns mal noch, wie hat er diesen Schatz entdeckt?
Bitte immer den Normalfall annehmen. Lasst dieses spekulieren. Ihr werdet bloß neurotisch. Herr Zimmer, könnte es nicht aber doch sein, dass das mal... Das könnte doch sein. Nein. Blödsinn. Also wie findet man einen Schatz? Also wenn man diese 20, 30 jüdischen Schatzfundgeschichten liest, ist immer, eine große Mehrheit findet man so beim Pflügen. Genau. Ja, wie auch sonst. Weil beim Pflügen, da hast du auch Ochsen gespannen oder ein Kuh gespannen oder auch bloß eine Kuh oder ein Ochse, je nach wirtschaftlicher Kraft. Im schlimmsten Fall musst du den Pflug sogar selber ziehen. Gibt es auch, aber ich sage euch, das ist eine harte Arbeit. In jedem Fall nehmen wir mal einen Ochsengespann an. Da zieht so ein Tagelöhner oder Kleinpächter, unser ist ja ein Kleinpächter, zieht also dieser Kleinpächter da so seine Furchen.
Orientalischer Holzpflug, ist einfach so ein Dreieck, geht 20 bis 30 Zentimeter unter den Boden. Vorne ist so eine Spitze und da zieht der Typ da seine Furchen. Und in 80 Prozent aller jüdischen Schatzfundgeschichten entdeckt man den Schatz beim Pflügen, das ist einfach die größte Wahrscheinlichkeit, weil man jedes Jahr auf neuem die Äcker durchfurcht. Und da heißt es manchmal, der Ochse bricht ein, ist ja ein Hohlraum. Manchmal bricht sich sogar der Ochse die Beine. Aber in der Mehrzahl der Fälle bleibt der Holzpflug auf einmal stecken, weil dagegen was Hartes kommt. Den Fall nehme ich jetzt mal an. Ich nehme immer den wahrscheinlichsten Normalfall an. Also es ist ein Kleinpächter, beim Pflügen zieht er da seine Furchen und auf einmal stackt der Holzpflug. Gibt ja viele Steine, die Äcker in Palästina sind ziemlich schlechte Äcker, du kriegst die Steine nie alle weg.
Also hartes Geschäft, Pflügen. Also jetzt stelle ich mir das mal innerlich vor, der Typ pflucht erstmal. Scheiße, der könnte ja der Pflug auch splittern und so. Steckt auf einmal. Also der ärgert sich über diese Störung, dann bückt er sich, sieht den Deckel von einem Tonkrug oder vielleicht auch der Deckel von einer Truhe. Braucht ein paar Sekunden, ich weiß vielleicht auch ein, zwei Minuten, bis ihm da klar wird, was jetzt los ist. Dem dämmert es, dass er jetzt gerade die Sternstunde seines Lebens erlebt. Das braucht man, ein paar Sekunden braucht man. Und dann mit fiebernden Händen, lupft der mal 300 Silber oder auch schon 80, da kannst du auch schon halbe Kreis Weiblingen dafür kaufen. Also Wahnsinn. Und dann natürlich wird dem Typ klar, das ist nicht bloß eine kurzfristige Freude,
so Happy Weekend. Der hat den Rest des ganzen Lebens, der hat auf einmal eine langfristige Perspektive. Es dämmert ihm, das Leben, das jetzt vor ihm liegt bis zum Ende, ist ein anderes. Völlig neue Möglichkeiten, also man, den schüttelt es schon durch, der wird auch ein bisschen nervig. Allerdings, er guckt auch gleich mal in der Umgebung, ob ihn jemand gesehen hat. Vielleicht bei den großen Feldern ist auch die Siedlungsdichte nicht groß. Also niemand gesehen und jetzt bleibt der Typ auch cool. Gleich wieder rein, Erde drüber, schön ein bisschen herrichten, vielleicht irgendeinen Zweig reinstecken, dass er es selber wieder findet. Aber ganz cool bleiben, weil das bringt ja nichts. Sollte er mit so einem riesen Tonkrug heimlaufen, da hätten aber seine Nachbarn, das geht ja nicht.
Das ist ja klar, dass es nicht dem gehört. Oder soll er mit der Truhe heimlaufen? Also, er vergräbt die wieder, auch aus antikem Recht, weil ihm gehört der Schatz nicht. Ein herrenloser Schatz in einem Acker gehört dem, dem der Acker gehört. Denn der Besitzer eines Ackers, dem gehört alles auf dem Acker und im Acker. Also wenn eine Hütte auf dem Acker ist, die gehört dem auch und alle Ratten und Mäuse gehören ihm auch. Und das, was im Acker drin ist, also auch der Schatz. Das heißt, es geht in diesem Gleichnis, in dieser meisterhaften Skizze nicht einfach darum, dass man einen Schatz findet. Ja, das schon, aber du musst auch in den Besitz dieses Schatzes kommen. Du findest einen Schatz, der dir nicht einfach gehört. Und et sape lot, es geht nur so, dass du alles verkaufst, was du hast. Hast du eine raffinierte Konstellation, gell?
Also auf jeden Fall, er findet diesen Schatz und er merkt, das ist ein großer Schatz, weit mehr wert als alles, was er hat, weit mehr wert als der Acker. Und ich stell mir das jetzt mal vor, was macht der Typ? Steht der vor einer harten Wahl? Steht der vor einer Wahl? Eigentlich nicht, gell? Seidener ist saublöd. Also ist ja völlig klar, dass er jetzt eingeht, locker, flockig, das fällt dem leicht. Ich sag euch, der Mann hat einen Drive auf einmal. Meint ihr, der trödelt jetzt noch lange rum? Oder könnt ihr euch den Fall vorstellen, der findet einen Schatz und sagt, ach, so ein Schatz, ja, interessiert mich nicht. Betrifft mich nicht. Lohnt sich nicht. Nein, der Fall ist ausgeschlossen durch das Arrangement der Erzählung. Niemand sagt da, ach, da ist ein Schatz, gut, ich warte mal ab, ob noch was Besseres nachkommt. Das macht da keiner. Aber keiner grämt sich jetzt, soll ja...
Was meint ihr, der geht fröhlich, Jubilate, ich verkaufe alles, was ich habe, Jubilate. Also, der macht das locker, flockig, singend, in seiner Freude geht er ein. Einen Tag vorher wäre er dazu unmöglich in der Lage gewesen. Mit aller Willensanstrengung, das hätte er nicht hingekriegt. Der hängt ja an seinem Krempel. Aber jetzt, lass fahren dahin, das hat keinen Sinn. Gut, also, der geht heim, die Nachbarn werden sich schon gewundert haben. Irgendwie ist der Typ ein bisschen nervig. Er hat ja nicht viel, aber er verkauft alles. Da soll man jetzt nicht spekulieren, hat er mit den Nachbarn geredet. Keine Spekulanten, ist unwichtig. Auf jeden Fall, er verkauft alles, was er hat. Er fällt die radikalste Entscheidung, die man fällen kann. Könnt ihr euch eine radikalere Entscheidung vorstellen als alles verkaufen, was du hast? Ich meine, das ist eine Entscheidung. Aber das ist eigentlich gar keine Entscheidung.
Er steht ja vor keiner Wahl, er verzichtet ja auf nichts, er gewinnt ja. Also, nur wenn er blöd wäre. Also, es ist schon völlig klar, dass man das macht. Das ist ja keine Leistung. Das macht jeder. Das will jeder machen. Das ist eine Entscheidung nach der Meinung Jesu. So entscheidet man sich für Gott. Was meint ihr, was da der freie Wille ist? Ja gut, er hat natürlich einen freien Willen. Also, ich sage euch, der trifft wirklich eine Entscheidung. Aber dass er diese Entscheidung treffen kann, verdankt er dem Schatz. Deswegen heißt das Gleichnis nicht das Gleichnis von der Entscheidung des Menschen. Sondern das Gleichnis heißt das Gleichnis vom Schatz. Denn in der Kraft dieses Schatzes geht der Typ hin. Zügig, rasch, konsequent, zielbewusst. Ich sage euch, der handelt mit innerer Schnelligkeit. Der handelt rasch, zielbewusst, konsequent. Und dann, es gelingt ihm auch, der Besitzer verkauft den Acker.
Der Preis muss okay gewesen sein. Und jetzt kommt er tatsächlich in den Besitz dieses Ackers. Jetzt ist interessant, dass Jesus an dieser Stelle nicht das macht, was alle anderen Fundgeschichten machen. Die malen jetzt aus, was der Typ, jetzt ist er ja reich. Er schafft sich 40 Sklaven an. Er legt sich zwei Swimmingpool an. Er kauft sich eine Villa im Jordan-Tal, Winter. Und jetzt wird da genug, nein, gar nicht. Es wird gar nicht. Es ist unwichtig. Gut, jetzt gehen wir mal zum Perlenkaufmann. Ganz andere Liga, Champions League. Big business, Schickeria. Viele normalpalästinensche, Normalbewohner würden sagen, Perlenkaufmann, Internet, kenn ich gar nicht, gibt es in Israel gar nicht. In Israel gibt es keine Orte, wo es Perlen gibt. Es gibt unter allen Fundgeschichten keine Perlengeschichte.
Es gibt im gesamten Judentum der Antike keine Perlenfundgeschichte. Also das Motiv der Perle ist tausendmal seltener wie Schatzfund, weil es gibt in Israel keine Perlen. Wo gibt es Perlen? In den Korallenriffen unter dem Meeresspiegel, im Indischen Ozean, im Persischen Golf und dann aber auch im Roten Meer. Aber das war für damalige Verhältnisse weit weg. Erst seit Alexander dem Großen gibt es professionelle Perlentaucher, Berufsmäßige, die richtig ausgebildet werden. Die tauchen bis 50 Meter tief, ohne Flasche. Die holen diese Perlen raus, die liegen ja nicht offensichtlich rum. Ein Schatz liegt ja nicht einfach so rum. Ein Schatz ist nicht offensichtlich, übrigens Gott auch nicht. Und eine Perle ist auch nicht offensichtlich. Und so entsteht jetzt ein Perlenhandel an den großen Basaren. Also der Typ gehört zur Schickeria. Das sagen jetzt viele Spießbürger.
Die interessieren mich nicht, diese reichen Großhandelskaufleute. Die sind außerhalb von meinem Tellerrand, das ist mir egal. Ist aber Jesus nicht egal. Das ist merkwürdig, der interessiert sich auch für internationale Großhandelsleute. Und er widmet ihnen auch ein Gleichnis. Da könnt ihr irgendwie ahnen, dass Jesus einen anderen Tellerrand hat wie du. Der interessiert sich auch für andere Leute, wie du dich interessierst. Also er konzipiert jetzt einen internationalen Großhandelskaufmann. Das ist ein Fachmann, der schreibt Gutachten über Perlen. Der weiß, was Perlen wert sind. Perlen sind in der Antike das Kostbarste, was es gibt. Und zugleich das Schönste. Perlen sind viel wertvoller als Silber und Gold. Da kannst du Silber und Gold den Hasen geben, gegen eine Perle. Karl V. hat mal die La Perla Peregrina verkauft.
Und dafür hat er ein ganzes Land in Südamerika gekauft. Ein ganzes Land für eine Perle. Kleopatra hatte mehrere Perlen im heutigen Kaufwert von 40 bis 50 Millionen Euro. Perlen sind auch mehr als Edelsteine. Du kannst Silber, Gold und Edelsteine glatt den Hasen geben. Heute stellen wir Perlen industriell her. Wir haben kein Gefühl mehr dafür. Aber da musst du tauchen. Perlen sind der Inbegriff des Schönen und des Kostbaren. Perlenkaufleute sind nicht einfach internationale Großhandelskaufleute. Perlenkaufleute sind Ästheten. Das sind so künstlerische Typen. Das sind Liebhaber des Schönen. Es gibt ja Männer, die sind Liebhaber schöner Frauen. Kennt ihr so?
Es gibt Männer, die sind echte Liebhaber schöner Frauen. Wollen wir mal nicht weiter darauf eingehen. Es gibt auch Männer oder auch Frauen, die sind Liebhaber schöner Kleider. Liebhaber schöner Möbel. Ich war einmal auf einer echten Auktion. Ich gehöre nicht zur Schickeria. Ich habe auch keinen Drang, dort hinzukommen. Aber ich war mal mit Mitgliedern der Schickeria auf einer echten Auktion. Da ist ein Flurtischchen verkauft worden. Im Preis von einem oberen Mittelklassewagen. Wenn du mal nach St. Moritz gehst, in die dortigen Villen, da stehen Möbel rum. Es gibt Liebhaber schöner Frauen, schöner Möbel, schöner Kleider. Der war Liebhaber schöner Perlen. War ein Ästhet. Liebhaber des Schönen. Und das war ein Profi. Der ist ein Recherchekünstler. Der kennt sich aus an den großen Basaren.
An der Seidenstraße, an der Weihrauchstraße. Er kennt die großen internationalen Basare. Aber als er diese Perle fand, war der Typ auch überrascht. Er hat nicht gesagt, nach meinen super Recherchen wird endlich mal Zeit. Es war klar, dass ich jetzt die Perle finde. Das liegt an der Intensität meiner Recherche. Das hat der Typ nicht gedacht. Als er diese Perle fand, er ist morgens aufgestanden und wusste noch nicht, was er heute erlebt. Der Tagelöhner ist auch ganz normal aufgestanden. Der wusste ja nicht, was heute noch kommt. Der wusste beim Aufstehen noch nicht, wie er ins Bett geht. Und der Perlen kauf man auch nicht. Und als er diese Perle fand, sah auf irgendeinem orientalischen Basar, er sagte, er war der genauso überrascht. Jetzt sind die beiden auf einmal gleich. Und er hat auch gedacht, verdammt, verdammt, dass die noch da ist, dass noch keiner die weggeschnappt hat. Und dass ich jetzt gerade auf dem Basar bin,
der spürt auch, das ist die Sternstunde seines Lebens. Der wird auch nährisch. Der braucht auch ein paar Sekunden, vielleicht sogar ein paar Minuten, bis ihm klar wird, das ist keine kurzfristige Freude. Das ist was für den Rest des Lebens. Jetzt geht der Typ genauso nicht zögerlich. Der trödelt nicht. Der trifft die tiefste Entscheidung seines Lebens, aber lockerflockig. Er ist gerne, fröhlich, geht heim und verkauft alles, was er hat. Ich sage euch, das dauert. Der Typ hat viel. Ich möchte mich nicht mal allein interessieren, wie viele Wochen der gebraucht hat, bis er alles verkauft, was er hat, in seinem Willenviertel. Aber auch er verkauft alles, was er hat und kauft diese Perle. Jetzt möchte ich mal diese zwei Blitzlichter aus der Seele Jesu, irgendwie können wir hier einen Blick in die Seele Jesu tun, ohne dass wir psychologisieren. Denn diese Geschichten stammen ja aus der Innenwelt Jesu.
Also ich möchte sie mal auswerten. Danke, danke. Ich möchte sie mal auswerten, diese beiden Kurzgleichnisse. Erstens einmal, mich interessiert, in welchem Bezugsfeld redet Jesus von Gott? Wo verortet er ihn? In welchem Kontext? In welchem Bezugsrahmen? Mit welchen Assoziationen? Was fällt Jesus ein beim Thema Gott? Das interessiert mich. Dass Jesus von Gott geredet hat, ist mir eigentlich nicht wichtig. Es reden ja viele von Gott. Mich interessiert eigentlich nur, wie Jesus von Gott geredet hat. Nicht, dass er. Es reden viele von Gott. Aber mich interessiert, wie er von Gott redet. Ich habe mal eine tiefenpsychologische Analyse an mir vollziehen lassen. Ich war also zwei Jahre lang auf der Couch, weit über 200 Stunden,
bei einem Lehranalytiker jungster Prägung. Ich wollte nämlich Psychoanalytiker werden, so mit 40. Da habe ich aber ein Angebot bekommen, Professor an der PH zu werden. Da habe ich das gemacht. Schau, ein schöner Job. Ich kann euch sagen, Professor an der PH kann ich euch empfehlen. Ist ein guter Job. Aber kurz davor war ich in der Vorbereitung, Analystiker zu werden. Und ich war bei einem hochbegabten Lehranalytiker, der aber selber Analystiker ausbildet. Die tiefenpsychologie hat ja Folgendes entwickelt, eine Assoziationskette. Also, das geht so, du liegst da, du siehst deinen Lehrmeister nicht. Und er sagt dir Stichwörter. Und du sagst spontan, ohne Zäsur, keine innere Polizei. Du sagst spontan, was dir dabei einfällt. Und ich sage dir, was dir dabei einfällt, ist nicht zufällig.
Das ist tiefenpsychologisch bedingt. Die zufälligen, du Einfallspinsel und ich Einfallspinsel, aber die Einfälle, die uns kommen, verraten uns. Also, ich mache mal einen Versuch mit euch. Ich komme gleich wieder zum Gleichnis zurück. Ich mache mal einen Versuch mit euch. Macht mal bitte alle mit. Ihr braucht aber nicht laut sagen. Ich sage euch jetzt vier Stichwörter. Und ihr denkt innerlich laut, ohne Zensur. Und versucht euch klar zu werden, was fällt dir als erstes ein, als zweites, als drittes. Wenn du mir das sagen würdest, sage mir, was dir einfällt. Und ich sage dir, wer du bist. Also, wir machen mal einen kleinen Versuch. Jeder ist jetzt ganz konzentriert. Ich sage euch jetzt gleich ein Wort. Und ihr lauscht nach innen, was euch einfällt. Garten.
Gut. Zweites Stichwort. Schule. Gut. Politik. Viertes Stichwort. Sex. Okay, jetzt gehen wir wieder zum Gleichnis zurück. Was fällt heutigen Zeitgenossen ein beim Thema Gott? Ich vermute mal, altmodisch, überholt, eng, kleinkariert, konservativ, neurotische Zwänge, Einbildung.
Könnte sein, dass es die Assoziationskette ist. Jetzt interessiert mich aber wirklich, was ist die Assoziationskette je so? Nehmen wir mal an, der versteht von Gott viel mehr als du. Vergiss ruhig mal deine Assoziationen. Ich gehe mal davon aus, dass Jesus sehr viel von Gott weiß und dass er Gott tief kennt und versteht. Also, Jesus, ich will das jetzt mal mit meinen Worten sagen, dem fällt bei Gott ein unverhoffter Schatz, überraschung, abenteuer, perle, kostbarkeit, wahnsinnig interessant, durchgeschüttelt von Freude, ganzes Leben ändert sich, nichts bleibt wie es war. Sei Assoziationskette. Deine könnte sein, dass du völlig falsch programmiert bist.
Falls Jesus Gott besser kennt wie du, dürfte diese Assoziationskette stimmen und deine nicht. Also, das ist mal das erste, was ich hier sehr wichtig finde, nämlich der Assoziationsbereich vom Thema Gott. Wie redet Jesus von Gott? Wo siedelt er ihn an? Wo verortet er ihn? Jetzt das Zweite, was hier ganz starker Akzent ist, Jesus hat sich irgendwie entschieden, ich will ihn später mal fragen, was ihn da bebogen hat, weil das interessiert mich aus religionspsychologischem Interesse. Also, aus irgendwelchen Gründen hat sich Jesus entschieden, ich greife die Gattung der Schatzfundgeschichten auf. Die hat damals jeder gekannt, Jesus hat sicher einige Schatzfundgeschichten gekannt, die waren allgemein bekannt. Also, er hat aus irgendeinem Grund gesagt,
dass eine Sorte von Erzählungen passt, die ist gut. Und er ändert sie dann an ein paar Punkten ab, aber er greift sie erst mal auf. Wenn Jesus sich dazu entscheidet, Schatzfundgeschichten aufzugreifen, dann sage ich euch, jeder Schatz ist verboten. Das gehört zum Schatz. Der Schatz liegt nicht offensichtlich rum. Solange du den nicht entdeckst, bist du der Meinung, den gibt es gar nicht. Bis du Gott entdeckst, bist du der Meinung, den gibt es doch gar nicht. Das ist wie beim Schatz, der liegt ja nicht einfach rum. Noch ein paar Wochen vorher hätte er gesagt, ein Schatz, das gibt es gar nicht. Bis er ihn entdeckt, so ist es bei Gott auch. Bis du Gott entdeckst, gehst du davon aus, dass es ihn nicht gibt. Denn der Schatz ist verboten, der kann nur entdeckt werden. Aber wenn du ihn entdeckst, dann weißt du, dass es ihn gibt.
Also denken wir mal über die Verborgenheit Gottes nach. Denn das aller Grundlegende ist, Jesus wählt diese Sorte von Geschichten. Also sagt er, alle Schätze sind verborgen, die man bisher entdeckt hat. Gott ist ja auch verborgen, also passen für ihn Schatzfundgeschichten. Also, Gott ist verborgen. Ich frage dich mal als erstes, nimmst du das ernst? Dass Gott verborgen ist, dass du keinen Zugriff hast auf ihn. Nein, Gott ist kein Gegenstand dieser Welt. Gott ist keine Tatsache, die du feststellen kannst. Ist er nicht? Gott ist kein Objekt, das du wahrnehmen kannst. Kannst du einen Schatz einfach wahrnehmen? Nein, du kannst einen verborgenen Schatz nicht wahrnehmen. Sondern er muss entdeckt werden. Und da bist du überrascht.
Also, Gott ist keine Tatsache, er ist eine Überraschung. Er ist was anderes, ist irgendwie eine andere Liga, ist eine andere Art von Qualität. Also auch die Vernunft, um das einfach mal öffentlich in Tübingen, muss man das schon sagen in Tübingen, die Vernunft kann Gott nicht wahrnehmen. Die Vernunft weiß nicht, wer Gott ist. Die zwei entscheidenden Fragen, die es über Gott gibt, sind zwei Fragen. Wer ist Gott? Nur dann kannst du ja wissen, ob es ihn gibt. Musst du ja erst mal wissen, wer er ist. Du kannst ja nicht sagen, es gibt Gott, es gibt Y. Nein, du musst erst mal wissen, wer er ist. Und dann kannst du sagen, es gibt ihn. Wer ist Gott und wie kann man in Gemeinschaft mit Gott leben? Das sind die zwei wichtigsten Fragen über Gott. Diese Frage kann die Vernunft 0,0 beantworten. Keine Philosophie, keine Wissenschaft.
Denn Gott ist verborgen. Er ist kein Gegenstand in Zeit und Raum. Du hast keinen Zugriff auf Gott. Du musst dir das mal ernsthaft klar machen, dass du mal dein Stolz fahren lässt. Dieser intellektuelle, elitäre Stolz, ich bin so klug und ich bin so ein Macher, ich habe schon viel organisiert, jetzt werde ich auch noch Gott. Du weißt ja nicht mal, wo du Gott suchen sollst. Wo willst du ihn anfangen? Die Qualität einer christlichen Gruppe, die Qualität eines christlichen Hauskreises kannst du sehr schnell daran erkennen, ob sie die Verborgenheit Gottes angemessen würdigen. Da merkst du ziemlich schnell die Qualität. Gott ist nicht der gute Onkel von Amerika, mit dem du ja schon jahrelang unterwegs bist, wie so ein altes Ehepaar. Man kennt sich.
Gott ist verborgen. Er ist nicht nur unsichtbar, sondern er ist verborgen. Das ist mehr als unsichtbar. Es gibt unsichtbare Dinge, wo du doch ziemlich sicher weißt, dass es sie gibt. Die Luft, elektrischer Strom, es gibt schon unsichtbare Dinge, aber da sagst du die Vernunft trotzdem, das gibt es schon, du kannst bloß nicht sehen. Aber Gott ist nicht bloß unsichtbar, Gott ist verborgen. Auch für die Vernunft und für die Wissenschaft. Du kannst Gott unter keinem Mikroskop legen. Gott erscheint auf keinem Radar. Das nächste, was ich in der Geschichte sehr wichtig finde, weil es ist die einzige Geschichte dieser Art in der Welt, die wir kennen, hat Jesus absichtlich so gemacht. Nämlich, es ist die einzige Schatzfundgeschichte, die bekannt ist, in der ein Mensch einen Schatz findet auf einem fremden Acker, den er erst kaufen muss.
Das ist Originalton Jesus. Denn in den allen anderen Schatzfundgeschichten, die bekannt sind im Orient, findet der Schatzfinder den Schatz entweder auf dem eigenen Gelände oder auf neutralem Gelände. Aber nicht auf einem fremden Gelände, das er erst kaufen muss. Also ist das die Poete. Jetzt muss ich euch leider noch eins draufsatteln. Gott ist nicht nur verborgen, er ist auch fremd. Er ist nicht dein Eigentum. Du musst erst mal fremden, er ist auch fremden Eigentum. Gott ist nicht in der Tiefe deiner Person, dann wäre es ja dein Eigentum. Gott ist nicht in deinem Einzugsbereich, in deinem Einflussbereich. Ist er nicht? Er ist nicht Teil deines Einzugsgebietes. Er liegt auf fremdem Territorium. Also Gott ist auch fremd.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege. Könnt ihr die Fremdheit Gottes ehren? Falls ihr es könnt, ich sage euch, da kommt ihr ganz nahe an ihn ran. Man kann nie näher zu Gott kommen, in keinem Fall. Es sei denn, ihr ehrt seine kategoriale Fremdheit. Habt ihr schon mal eine Beziehung erlebt, da lernt ihr jemanden kennen, man lernt sich kennen, ein paar Wochen, ein paar Monate, man wird sich vertraut, man kann sich allmählich ausrechnen. Ein Kollege hat mal zu mir gesagt an der PH, der Kollege sowieso, das ist ja eine überschaubare Persönlichkeit. Also im Sinne von, da war ich schon vorher. Ich fand das eine Unverschämtheit, aber innerlich habe ich mir gedacht, da kommt Wahrheit dran. Also man lernt sich kennen und mit der Zeit ödet man sich dann auch an. Kennt ihr eigentlich Beziehungen, wo mit der zunehmenden Nähe die Fremdheit bleibt?
Kennt ihr solche Beziehungen? Man kommt sich näher über Wochen, Monate, Jahre, aber der Typ bleibt mir fremd. Ich sage euch, das ist eine Beziehung. Jetzt habe ich aber noch eine Frage. Kennt ihr eine Beziehung, habt ihr das schon mal erlebt? Ihr lernt jemanden kennen über Wochen, Monate, Jahre, die Nähe wird immer näher, man wird sich immer vertrauter, aber die Fremdheit bleibt nicht nur, sie steigt. Je näher ihr euch kommt, desto fremder werdet ihr euch. Dann darf ich euch mal sagen, das ist eine Beziehung. Und bei Gott ist es so. Also Gott ist uns fremd. Das heißt, Gott ist nicht einfach ein Teil unserer Psyche. Er ist auch nicht Teil unseres Unterbewusstseins. Er gehört überhaupt nicht in unser Eigentum. Die Fremdheit Gottes, je näher ich zu Gott komme, desto fremder wird er mir.
Jetzt komme ich ihm noch näher, jetzt ist er immer noch fremder. Jetzt komme ich ihm noch näher, jetzt ist er immer ganz fremd. Und jetzt merke ich, dass Gott kein Mensch ist, dass er ganz anders ist. Das ist keine Fremdheit, die mich bedroht, das kann mal sein, aber im Allgemeinen ist es eine abenteuerliche, hochinteressante, faszinierende Fremdheit, aber sie hält mich ganz bescheiden. Gott ist ganz anders als ich. Und wenn ihr tiefer zu Gott kommen wollt, nur über seine Fremdheit. Jetzt machen wir noch ein bisschen weiter. Ich muss mich jetzt ein bisschen bändigen, ich will nicht zu arg über die Zeit. Ich habe auch gar keine Uhr, es wird mich nur lähmen. Ich bin aber demnächst fertig. Ein bisschen dauert es noch. Die nächste Frage, die ich jetzt hier stellen muss, sind alles fundamentale Fragen. Ist Gott notwendig? Brauchst du Gott? Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es mal einen Evangelisten, der hieß Werner Heugelbach. Nur ältere Leute wie ich haben das Wort mal gehört.
So nach Kriegszeit gerade, du brauchst Jesus. Du brauchst Gott. Ohne Gott kannst du gar nichts. Du brauchst schon mal Gott, weil du schuldig bist. Willst du Vergebung oder Schulden, hast du Gott nötig. Also du hast Gott notwendig, schon wegen deiner Schuld. Und ohne Gott kannst du doch nicht leben. Es gibt immer wieder christliche Strömungen, die tun direkt oder halb direkt oder indirekt oder weißt du, guck wie, dir das Gefühl geben, Gott ist notwendig, du brauchst Gott. Ich halte diese religiöse Soße für höchst problematisch. Sie führt dich sehr schnell in die Enge, in die Kleinkariertheit, in die Gesetzlichkeit. Also ich weiß, dass Gott mich jetzt hört und trotzdem sage, ich brauche Gott nicht. Ich könnte auch ohne Gott leben. Ich bin Dozent, ich verdiene gut, ich habe interessante Freunde. Ich würde mich nicht langweilen ohne Gott. Das bin ich mir ziemlich sicher. Könnte ja vielleicht noch Pia Nisch noch, bin ich ein bisschen zu alt.
Ich glaube, dass ich sehr spannend und interessant leben könnte ohne Gott. Aber ich will gar nicht ohne Gott leben. Meint ihr, dass der Tagelöhner den Schatz unbedingt gebraucht hat? War der Schatz notwendig? Hat der Tagelöhner vorher gesagt, verdammt nochmal, wenn ich jetzt demnächst nicht einen Schatz finde, dann gehe ich kaputt. War der Tagelöhner in einer akuten Notlage? Er lacht zu Recht, lacht euch mal richtig frei. Der Tagelöhner braucht den Schatz nicht. Natürlich ist er ein armer Wurst, aber vielleicht war der nicht mal unzufrieden mit seinem Leben. Es gab ja tausend andere Kleinpächter auch. In der Nachkriegszeit waren viele arme Leute trotzdem relativ zufrieden. Jetzt gehen wir zu dem Perlenkaufmann. Braucht der die Perle neu? Der hat doch vorher schon fast alles, was er hat. Also notwendig war die Perle nicht, aber sie war faszinierend schön. Notwendig war der Schatz nicht, aber meint ihr, der gibt den Schatz wieder her?
Nein, das macht er nicht. Ich gebe Gott auch nicht mehr her. Also, ich könnte schon ohne Gott leben, gegen alle kleinkarierte, fromme, unterdrückerische Religion. Du brauchst Gott. Bonhoeffer sagt, diese christlichen Spione, die hinter den Schuldgefühlen der Menschen hier herspionieren, damit sie sie klein halten. Jetzt, du brauchst Gott zur Vergebung, weil du bist ein armer Sünder. Dann sagt Bonhoeffer, diese frommen Schnüffler, sie schnüffeln hinter den Schwächen der Menschen her, hinter den Schuldgefühlen der Menschen. Sie betreiben mit den Schuldgefühlen der Menschen plumpe Geschäfte. Meint ihr, dass das Gott nötig hat? Meint ihr, dass Gott dein schlechtes Gewissen braucht, damit er dich angeln kann? Meint ihr, dass das das Niveau von Gott ist? Nein, das ist es nicht. Nein, wir brauchen Gott nicht.
Was brauchst du Lebensmittel? Ich brauche ein Hose, ich brauche ein Pfund Butter und so weiter, aber ich brauche doch nicht Gott. Ich brauche Schuhe und ein Hose, aber doch nicht Gott. Du kannst doch Gott nicht auf die Ebene tun. Gott ist kein Lebensmittel. Er ist das Leben. Von dem Unterschied gehört, Lebensmittel sind notwendig. Aber das Leben? Du brauchst Lebensmittel, aber jetzt gehen wir mal von den Lebensmitteln weg, wir gehen mal zu dir selber, zu dich selber. Warst du notwendig? War es nötig, dass du geboren wurdest? Ich darf trotzdem als Schwab fragen, war das nötig? Die Welt besteht auch ohne dich. Nein, du warst nicht nötig, aber schön, dass du da bist. Du bist ein Wunder und Gott ist ein Wunder. Gott ist eine Überraschung. Und ich sage euch, wenn ihr die Überraschung mal erlebt habt, die gebt ihr nicht mehr her.
Aber nötig ist Gott nicht. Das ist eine ganz kranke christliche Religiosität, die den Leuten weismachen will und sie damit schwach halten will. Du armer Wurm, du brauchst deinen Strohhalm. Gott, nein, den brauchst du nicht. Aber Gott ist mit Gott. Gott hat mein Leben so revolutioniert. Ich wäre ja schön blöd, wenn ich den wieder hergeben würde. Den gebe ich nicht mehr her. Weil das Leben mit ihm ist ja Millionen mal unverhoffter, ganz neue Bezüge, Landschaften, Dimensionen. Also Gott hat mein Leben von Grund auf revolutioniert. Aber nötig war er nicht. Gott ist viel mehr wie nötig. Die Pflichten sind nötig, die Zwänge sind nötig. Was hast du letzte Woche abarbeiten müssen? Ich muss jetzt das noch abarbeiten. Wir sind ja inmitten von Zwängen, Pflichten, die uns in die Enge führen, in den Stress. Wir leben wie in einem Gefängnis. Überall sind Mauern um uns herum. Ja, aber eine Überraschung ist kein Zwang, ist keine Pflicht.
Da kommt Freiheit. Wie gut, wie gut, dass Gott nicht notwendig ist, sondern eine unverhoffte Überraschung. Jetzt habe ich noch zwei weitere Punkte. Was ist eine Entscheidung? Was ist eine Entscheidung? Da gibt es in der Christenheit die billigsten, primitivsten Vorstellungen. Und die werden den Schäfchen eingetrichtert über Jahrhunderte. Ich sage euch mal aus der griechischen Philosophie, was eine Entscheidung ist. Bitte nicht aus der Bibel, aus der griechischen Philosophie. Ein Wanderer am Scheideweg. Es wandert jemand in Griechenland, sagen wir mal, auf dem Peloponnes. Jetzt kommt eine Weggabelung. Jetzt muss der Wanderer sich entscheiden. Das stimmt, das sehe ich auch so. Er kann jetzt nur links oder rechts gehen. Jetzt muss er eine Entscheidung fällen. Und wie fällt ein Wanderer eine Entscheidung? Er tut innerlich Pro und Contra abwägen. Also ich will nach Athen, das liegt eigentlich dort drüben. Also wahrscheinlich ist links besser, es sei denn, es kommt eine scheiß Rechtskurve.
Aber das ist der angenehmere Weg, der ist schattig und so. Also der Wanderer überlegt hin und her und dann fällt er eine Entscheidung. Er geht links. Aber so kommt kein Mensch zu Gott und ist noch nie einer gekommen. Denn dies ist eine Pipifax-Entscheidung. Ich kann mich an der PH auch entscheiden, ob ich Gulasch esse oder Maultaschen. Oder ob ich mit Persil wasche oder mit Suh war. Das kann ich schon entscheiden. Aber ich kann nicht entscheiden, ob ich zu Gott komme. Das kann ich nicht entscheiden. Denn in dieser Entscheidung ist der Wanderer ganz cool. Ganz nüchtern. Er weckt als Herr seiner selbst. Weckt er die Argumente pro und contra. Aber wenn du einen Schatz findest, dann bist du nicht mehr cool. Der Schatz treibt dich. Also diese beiden Leute haben die tiefste Entscheidung getroffen, die es gibt. Aber diese Entscheidung stammt nicht aus ihrem freien Willen.
Sie stammt aus der Freude. Und du kannst die Freude nicht selber erzeugen. Ich kann zu dir nicht sagen, sei doch mal begeistert. Kannst du nicht? Du musst einen Schatz finden und dann bist du begeistert. Also in der Kraft des Schatzes fällen diese Menschen die radikalste Entscheidung, die es überhaupt gibt. Nicht, weil sie vor der Hölle Angst haben. Du kannst mit Höllendrohungen, mit Weltgerichtstrohungen so eine tiefe Entscheidung nicht erzeugen. Die kannst du nur aus der Freude, aus der Faszination, aus der Dankbarkeit entscheiden. Der Ernst entsteht aus dem Schönen, aus der Überraschung. Da entsteht der Ernst. Mit Drohungen entsteht nichts Gutes. Drohungen erzeugen keine Liebe. Christen, die mit dem Weltgericht und mit der Hölle drohen, sind tief krank. Denn die tiefste Entscheidung, die erleben wir hier, da brauchst du kein Höllendrohung. Aber die Perle und der Schatz.
Und jetzt der letzte Punkt der Auswertung. Musst aber alles verkaufen. Jesus hätte ja auch erzählen können, dann ging der Tagelöhner heim, verkaufte 40 Prozent von dem, oder die Hälfte, oder ein Drittel oder zwei Drittel. Nein, alles. Und jetzt der Perlenkaufmann, der hat ja wirklich eine Menge. Da könnte Jesus jetzt doch lässig erzählen. Stellt euch mal vor, er musste die Hälfte von dem verkaufen, nein, der muss auch alles verkaufen. Was wird damit ausgedrückt? Du kannst Gott nicht zusätzlich erwerben. Zu allem, zu dem, was dir sonst noch wichtig ist. So wie mir mal eine Studentin gesagt hat, ich gehe hin und wieder in die Nachteulen und ziehe mir ein bisschen Gott rein. Ne, ich sage euch, Gott kommt als die Nummer Eins oder gar nicht. Ich sage euch gleich, macht euch bloß nichts vor. Gott lässt sich finden, aber nicht unter Wert.
Gott will die Nummer Eins sein. Es dreht sich ja für den Schatzfinder jetzt alles um den Schatz. Aber der ist glücklich dabei. Die Leichtigkeit des Seins. Also es geht immerhin um Gott. Und deswegen, was dir bisher das Wichtigste war. Das meine ich, nicht materiell. Es könnte zufällig auch mal was Materielles sein. Einfach deine bisherige Nummer Eins, die muss weg. Sonst kommt Gott nicht. Der kommt nur als Nummer Eins oder gar nicht. Also es geht nicht nur darum, dass du den Schatz entdeckst. Wie kannst du ihn dir aneignen? Nicht einfach, ich ziehe mir auch noch zu allem ein bisschen Gott rein. Nein, er ist anspruchsvoll. Gott ist sehr anspruchsvoll. Ist immerhin dein Schöpfer, der das Ziel deines Lebens kennt. Er kommt als die Nummer Eins oder gar nicht.
Das, wovon du bisher dein Lebensglück, deine Lebenssicherheit, das, worum sich bei dir alles dreht, wenn dieser Schatz kommt, ist ja jetzt kein Verzicht. Es ist auch kein Appell. Verkaufe bitte alles, was du hast. Es wird hier gar kein Appell geäußert, sondern der Typ, die schwirren von ganz alleine, weil sie spüren, diesem Schatz und dieser Perle ist nur angemessen, wenn sich von jetzt an alles darum dreht. Trachtet am ehesten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit. Und euch alles andere zufangen.
Das Doppelgleichnis vom Schatz im Acker und vom Perlenkaufmann (Mt 13, 44-46) | 2.9.1
Die Auseinandersetzung mit den Gleichnissen des Mannes aus Nazareth gehören zweifellos zu den absoluten Lieblingsbeschäftigungen von Siegfried Zimmer. Für das drei Verse kurze Doppelgleichnis vom Schatz im Acker und vom Perlenkaufmann nimmt er sich über 60 Minuten Zeit. In diesen verdeutlicht er behutsam den historischen Kontext und zeigt durch eine genaue Analyse auf, welche unerwartete Pointen sich in diesen wenigen Worten aus dem Lukasevangelium verbergen. So wird deutlich, dass die Veröffentlichung dieser Vorlesung am 24.12.2012 kein Zufall ist. Es handelt sich hierbei um ein echtes Geschenk, das der Menschheit ohne die Geburt des Gleichnis-Erzählers nicht zu Teil geworden wäre. Welcher Veröffentlichungstermin wäre da passender gewesen als der “heilige Abend”?