Heute Morgen spreche ich zu dem Thema christliche Sexualethik in einer modernen Gesellschaft. Das ist das Thema. Christliche Sexualethik in einer modernen Gesellschaft. Wobei ich nicht eine ganze Sexualethik da entblättere, sondern mich auf einige Punkte, die jetzt mal für heute Morgen ich herausgegriffen habe, darauf konzentriere ich mich. Gestern habe ich einen Vortrag gehalten, bewusst vorher. Viele von euch waren ja da nicht da. Ich wiederhole den nicht, aber so drei Minuten. Der Vortrag hieß, was ist eigentlich das Moderne an der Moderne?
Denn ich möchte mich heute Morgen mit der konservativen Sexualethik auseinandersetzen, von der ich nicht sehr viel halte. Ich möchte aber vorneweg sagen, ich richte mich nicht gegen Menschen, nicht gegen bestimmte Christen. Das sind meine lieben Mitchristen. Das sind meine Schwestern und Brüder. Also konservative Christen sind sehr liebenswürdige Menschen, wie die anderen Menschen auch. Und es sind auch meine Schwestern und Brüder. Ich bin nicht ihr Gegner. Und sie sind nicht meine Gegner, sie sind meine Mitchristen. Aber ich übe Kritik an der konservativen Brille, am konservativen Denksystem und auch an dem konservativen Bibelverständnis. Die Bibel selber ist nicht konservativ. Jesus war nicht konservativ.
Aber wenn man die Bibel mit einer konservativen Brille anschaut, dann hat man den Eindruck, die Bibel ist konservativ. Das liegt aber nicht an der Bibel, sondern an der konservativen Brille. Und die möchte ich heute Morgen bewusster machen. Denn auch eine konservative Brille ist eine Brille. Gut, also ich gehe davon aus, dass die konservative Sexualethik in eine moderne Gesellschaft nur noch sehr schlecht hineinpasst. Und es kommt daher, dass die konservative Mentalität, also wenn ich mal aus Versehen sagen werde, die Konservativen, dann war das ein Fehler, der mir rausgerutscht ist. Das ist ja auch viel zu pauschal. Man muss alle konservativen Menschen jeden für sich würdigen. Aber es ist schon möglich zu sagen, es gibt eine konservative Prägung mehr oder weniger stark.
Es gibt eine konservative Wahrnehmung. Das kann man schon zu Recht sagen. Und die konservative Wahrnehmung steht in einem tiefen Spannungsverhältnis zur modernen Gesellschaft. Denn ein konservativer Mensch, der von sich selber gerne sagt, Herr Zimmer, ich bin konservativ, ich treibe Theologie von einem konservativen Standpunkt aus. Ja, okay, kann man machen. Aber jemand, der so von sich selber spricht, drückt damit aus, dass er mit der modernen Welt gewisse Probleme hat. Die eigentliche Alternative zum konservativen Denken ist nicht, wie konservative Christen meinen, liberal. Der Antipol zu konservativ ist nicht liberal, sondern modern.
Das ist die eigentliche Spannung. Also, jetzt will ich kurz sagen, was ist eigentlich das Moderne an der Moderne? Die Moderne kann man nicht gleich abwerten, von konservativen Standpunkten her. Also, was ich so gelesen habe in vielen konservativen Büchern, ich habe mich da kundig gemacht, wird die Moderne relativ schnell abgewertet. Moderne heißt Rationalismus. Moderne heißt Atheismus, Abfall von Gott, Gottlosigkeit, Liberalismus und so weiter und so weiter. Also, gleich so Abwertungsvorgänge. Nein, das ist keine sachliche Analyse der Moderne. Das ist schon eine allergische Reaktion auf die Moderne, von der man eigentlich geheilt werden sollte. Nein, das Moderne an der Moderne muss man ganz sachlich analysieren, nicht gleich mit irgendwelchen negativen Emotionen.
Das Moderne an der Moderne, da sind sich die qualifizierten Historiker einig, das, was ich sage, ist für Fachleute kalter Kaffee. Das Moderne an der Moderne ist, dass der geschichtliche Wandel sich immer rascher vollzieht. Gestern habe ich noch gesagt, er beschleunigt sich. Dann hat aber ein Historiker, der Daniel, mich zu Recht darauf hingewiesen, dass das Wort Beschleunigen ein problematisches Wort gilt. Es gibt heute auch bewusst die Gegenreaktion, entschleunigt euch, verlangsamt euch. Es wird ja immer rascher und schleuniger und schleuniger. Also, mir geht es gar nicht um das Wort beschleunigter Wandel. Nein, wir lassen mal das Wort beschleunigt weg, denn wir brauchen, die Flickis wissen das, wir brauchen heute eine Entschleunigung. Lebt mal wieder langsamer.
Aber darum geht es gar nicht. Sondern das Moderne an der Moderne ist, der geschichtliche Wandel vollzieht sich immer rascher. Wir sagen jetzt einfach mal rascher. Dann sind wir aus dem Sonderproblem raus. Vom 15. ins 19. Jahrhundert hat sich in Europa ein Modernisierungsprozess ergeben, der so in der Menschheit noch nie da war. Sehr viele Entdeckungen, Erfindungen, gesellschaftspolitische Veränderungen. Die Veränderung, die sich in Europa zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert ergeben hat, ein solches Ausmaß an Veränderungen hat es niemals vorher in 500 Jahren ergeben. Sagen wir mal von 1800 bis 1300 vor Christus. Nicht mal fünf Prozent, gell? Es hat zwar immer einen Wandel gegeben, aber dieser Wandel war so langsam, dass man ihn innerhalb einer Lebenszeit von 50 Jahren
gar nicht gemerkt hat. Und deswegen waren die alten Leute die weisesten Leute, weil die Gesellschaft ändert sich ja nicht groß. Heute versteht ein Großvater, eine Großmutter die Welt des Enkels nicht mehr. Und deswegen haben die alten Menschen heute leider nicht mehr diesen Respekt und diese Hochachtung wie früher. Das liegt an diesen Strukturveränderungen. Aber jetzt zum Thema. Ich habe also bewusst gesagt, christliche Ethik in einer modernen Gesellschaft. Das nehme ich jetzt ganz ernst, denn wir leben in einer modernen Gesellschaft. Ihr könnt machen, was ihr wollt, ob euch das gefällt oder nicht. Ob ihr damit gut klarkommt oder weniger gut, kann man mal bei anderer Gelegenheit reden. Aber wir können nichts daran ändern, dass wir in einer modernen Gesellschaft leben, die sich in einer zunehmenden Geschwindigkeit wandelt.
Der geschichtliche Wandel hat nichts zu tun mit Zeitgeist oder Modeströmungen. Das sind konservative Abwehrreaktionen. Natürlich soll ein Christ nicht dem Zeitgeist dauernd hinterherhecheln. Natürlich nicht. Das streitet ja keiner. Also, Christen können sich nicht überall anpassen. Sie müssen oft gegen den Strom schwimmen. Und sie können nicht einfach ständig dem Zeitgeist zum Opfer fallen. Da bin ich völlig einverstanden. Aber das nicht historischer Wandel. Historischer Wandel ist viel struktureller, tiefer, objektiver. Also, wir müssen unterscheiden zwischen einem Ernstnehmen des historischen Wandels und dem Zeitgeist Modeströmungen zum Opfer fallen. Da müssen wir aufpassen. Aber auch wenn wir Modeströmungen nicht zum Opfer fallen wollen,
müssen wir den historischen Wandel angemessen ernst nehmen, berücksichtigen. Jede Ethik, die den geschichtlichen Wandel unterschätzt, nicht wahrhaben will, kommt in schwere Dilemmata. Also deswegen Sexualethik in einer modernen Gesellschaft. Ich nehme also jetzt im ersten Schritt zuerst einmal den geschichtlichen Wandel ernst. Und da merkt ihr, das ist kein konservatives Referat. Ein konservatives Referat wird in aller Regel, vielleicht gibt es mal irgendwo eine Ausnahme, das weiß ich auch nicht, in aller Regel, das ist typisch für konservativ, wir fangen gleich mit der Bibel an. Nein, ich fange nicht mit der Bibel an. Ich fange damit an, dass ich die heutige, mitteleuropäische oder nordamerikanische Realität
gebührend ernst nehme. Ich will den historischen Wandel nicht überschätzen. Nein, darum geht's nicht. Aber die viel größere Gefahr ist, dass wir ihn unterschätzen. Also, ich nähe mich jetzt mal dem Thema Ehe und Familie, zwei sehr wichtige, grundlegende Begriffe in der konservativen Weltsicht. Ehe und Familie. Ich nähe mich diesen zwei wichtigen Begriffen jetzt im ersten Abschnitt meines Vortrags unter dem Thema historische Wandelung, der historische Wandel, den ja auch der Schöpfer Himmels und der Erde ermöglicht. Gott ist ja der Herr der Geschichte. Gott hat eine Geschichte, eine Weltgeschichte als Schöpfer, als Herr der Zeiten und Räume, als Herr der Geschichte, der die Geschichte an ein Ziel führen wird, das er kennt.
Wir kennen es nicht. Also, und diese Geschichte ist eine Geschichte, die sich jetzt in den letzten 500, 600 Jahren zunehmend rasch verändert, gell? Das hängt schon mit Gottes Weltregierung zusammen. Gut, also, Wandlungen. Ehe und Familie heute ist etwas fast völlig anderes als zur Zeit von Jesus und von David. Fast völlig anders. Und das müssen wir erst mal angemessen berücksichtigen. Dann können wir mal in die Bibel schauen und dann können wir mal brüderlich, geschwisterlich überlegen, wie können wir die biblische Botschaft, die Offenbarung Gottes ist, aber eingebunden in eine gewisse Zeit und Kultur, wie können wir die Botschaft der Bibel sinngemäß auf heute beziehen? Da müssen wir erst mal den historischen Wandel berücksichtigen.
Und deswegen fange ich ganz betont so an, gell? Damit vielleicht ein konservativer Tellerrand sich erweitern möge. Also, das Erste ist das Heiratsalter. Geheiratet wird in der gesamten Antike nicht nur in der Bibel, sondern in allen anderen Völkern auch. Das Heiratsalter ist in der Bibel, bei den Ägyptern, bei den Babyloniern, bei den Assyrern, bei den Sumerern, bei den Hettitern, bei den Kananähern, bei den Persern, bei den Griechen, bei den Römern, überall das Gleiche. So auch in der Bibel. Also, das biblische Heiratsalter ist einfach das antike Heiratsalter. Und das ist bei Mädchen höchstens 14 Jahre. Also, mit 14 Jahren heiratet man alle Mädchen. Die können sich da gar nicht wehren.
Aber man kann auch schon mit 13 und 12 heiraten. Ab 12 Jahren ist ein Mädchen heiratsfähig in der Antike. Im Judentum feiert man noch heute Bad Mitzvah mit 12 Jahren. Bar Mitzvah, bei den Söhnen 13 Jahre, aber Bad Mitzvah, die Töchter, werden mündige Jüdinnen mit 12 Jahren. Warum? Weil man mit 12 Jahren heiratsfähig ist. Man kann auch mit 12 Jahren heiraten. Also, überlegt euch mal, wollt ihr in diese Zeiten zurück? Das wäre biblisch. Heiratsalter zwischen 12 und 14. Jetzt müsst ihr euch mal vorstellen, vorehelicher Geschlechtsverkehr, das gibt es praktisch nicht. Da muss man ja richtig... Wie würden wir denn das machen? Wenn man mit 12 Jahren heiratet, kann gut sein, dass man in der Ehe warten muss, bis man geschlechtsreif wird.
Denn die Pubertät in der Antike war ein bis zwei Jahre später wie heute, weil die Ernährung nicht so gut war. Also, die Pubertät bei Mädchen war schon 13, 14 Jahre, bei Jungen 15, 16, die ist heute wesentlich früher bei Jungen. Das Heiratsalter der Jungen war 17 Jahre, vielleicht auch 18, aber wenn man mit 19 noch nicht verheiratet war, da war man ein Unikum. Das gibt es praktisch nicht. Mozart, noch Mozart, hat selbstverständlich, wie alle anderen Männer, mit 17 geheiratet. Ja, völlig klar, wann denn sonst? Also, Männer heiraten bis zur Industrialisierung mit 17 Jahren, höchstens 18. Erst mit der Industrialisierung entsteht eine mehrjährige Schulpflicht, Berufsausbildung und so weiter. Und dann, im 19. Jahrhundert, hebt sich das Heiratsalter zum ersten Mal auf 20, 21, 22.
Heute liegt es zumindest in der akademischen Jugend bei 28, 29, ist das heutige durchschnittliche Heiratsalter. Ich bin morgen auf einer Hochzeit, da ist die Braut 41 und der Mann 45. Das ist ein bisschen überdurchschnittlich, gell? Aber so selten ist das heute auch nicht. Aber viele heiraten mit 33, 35. Also, es ist irgendwie eine ganz andere Welt. Warum sollte man auch vorehelichen Geschlechtsverkehr betreiben? Also, wie gesagt, das ist gar kein ethisches Thema. Es kommt in der Bibel ein, zwei Mal vor, wenn man mit einer Verlobten schläft. Ja, das ist wirklich ein Sonderfall. Der Verlobte ist 13, heiratet wird man 14. Und in der Verlobungszeit soll man nicht miteinander schlafen, erst wenn man verheiratet ist. Aber zur Zeit Jesu, zum Beispiel in Galiläa, haben jüdische Lehrer das Gebot aufgehoben,
weil römische Soldaten sehr gern jüdische Mädchen vergewaltigt haben. Und da haben dann die jüdischen Lehrer gesagt, bevor römische Soldaten unsere Mädchen vergewaltigen, sollen die Verlobten miteinander schlafen. Also, da gab's auch gewisse Hebungen und Senkungen. Aber warum soll man voreiligen Geschlechtsverkehr betreiben? Gehen wir mal zur Mädchenseite. Die wissen ja, ich bin ja eh mit 13, 14 verheiratet, also ich kann da nichts verschlafen. Es geht ja sofort mit dem Sex los. Seid ja eigentlich alle für regelmäßigen Sex bei 14-jährigen Mädchen. Ja, das ist biblisch. Wenn heute jemand mit 15 schwanger wird, eine Schülerin, neunte Klasse Realschule, kommt hin und wieder vor, meistens bei nicht stabilen familiären Verhältnissen. Bei stabilen familiären Verhältnissen kommt das sehr selten vor. Ich war zehn, zwölf Jahre an einer Realschule,
Schulpraxis für Studenten. Ich habe in zehn, zwölf Jahren zweimal erlebt, dass eine Realschülerin unter 16 schwanger wurde. Das ist dann ein gewisses Problem, gell? Aber, oh, die ist 15 und schon schwanger. Ja, ich sage euch, in biblischen Zeiten ist man 13, 14 und schon schwanger. Seht ihr euch zu der Zeit zurück? Weil konservative Bibelausleger romantisieren die biblischen Verhältnisse. Die werden ganz romantisch. Nein, die sind gar nicht romantisch. Die Mädchen können sich gar nicht wehren. Voller Sex, männerorientierter Sex ab 13 und 14. Meint ihr, dass da alle Mädchen sehnsüchtig darauf gewartet haben? Das ist biblischer Kontext wie antiker Kontext. Also, Heiratsalter 14, kann aber auch 13 sein, kann manchmal auch 12 sein.
Maria in der Weihnachtsgeschichte war verlobt. Zu dieser Zeit in Galiläa ist man zwischen 13, mit 13 ist man verlobt, mit 14 heiratet man. Also, ihr müsst euch mal, falls ihr irgendwann mal ein bisschen biblisch werden wollt, ich glaub nicht, dass es einer von euch ist, gell, da müsst ihr euch jetzt mal A, B, C... Maria ist 13,5 Jahre alt. Wenn man die barocken Kirchen anguckt, Maria, denkt man, die ist 30 Jahre alt. Die ist eine ganz reife, aparte Frau. Nein, die ist 13,5. Die ist ein ganz junger Teenie. Und das ist biblisch, da wird gleich geheiratet. Und sofort Kinder. Sofort, gell? Mit 18 hast du drei Kinder, mit 25 hast du acht Kinder und mit 32 bist du Großmutter. Wollt ihr in die Zeiten zurück? Hand hoch, wer will? Ich seh euch sowieso nicht.
Lachen Gut. Jetzt machen wir mal weiter in einer echten Aufklärung. Weil die konservative Ethik hat gar kein Interesse an solchen Informationen. Denn je weniger man weiß, desto leichter bleibt dieses Modell so harmlos und intakt. Unwissenheit wird im konservativen Bibelmodell zum Vorteil. Was ist das für ein Modell? Wenn die Unwissenheit zum Vorteil wird, kann man dieses Modell leichter aufrechterhalten. Das ist aber ein Modell. Also ich setze jetzt mal Aufklärung dagegen. Der zweite Wandelpunkt ist, du heiratest nicht etwa aus Liebe. Nein, das könnt ihr euch abschminken. Also du entscheidest auch gar nicht, wen du heiratest. Auch der Sohn nicht mit seinen 17. Das ist alles Patriarchalismus, gell?
Also du wirst verheiratet. Mit 14 wirst du verheiratet und kannst dich nicht wehren, elterngesteuert. Wir sagen Ehe, gell? Jetzt müsst ihr euch mal bewusst machen, ist das gleiche Wort wie heute. Sagen jetzt so Naivlinge, Ehe, biblische Ehe, Schöpfungsordnung, hast du Ehe? Ja, aber was für eine Ehe? Das gleiche Wort suggeriert, ja, es waren auch ungefähr die gleichen Verhältnisse, ist das gleiche Wort, Ehe und Familie. Aber das ist nur ein Wortgeklingel, gell? Also das erweckt suggestiv einen völlig falschen Eindruck. Hat damals Ehe und heute biblische Ehe, biblische Sexualethik? Gibt's das überhaupt? Meint ihr, dass die ihr heute, kein Mensch, wendet eine biblische Sexualethik heute an? Die gibt's auch gar nicht.
Jesus sagt über die Gestaltung der Erotik kein Wort. Er äußert sich zur Ehescheidung und Ehebruch. Aber zur Alltagsgestaltung der Erotik hat Jesus überhaupt kein Bedürfnis, Rezepte zu verteilen. Der hat kein Bedürfnis danach. Der hätte aber viel Grund gehabt, weil er mit Frauen und Männern unterwegs war. Les mal Lukas 8, eins bis drei. Viele Frauen zogen mit Jesus durch die Lande, mit den Jüngern. Und zwar verheiratete Frauen, Johanna, die Frau des Kruza, war ein Abteilungsleiter im Ministerium von Herodes. Dessen Frau zieht mit Jesus durch die Gegend. Also da ist schon eine spannende Geschichte dahinter. Gut, also in der Nachfolge Jesu kam es zu einem ganz engen Zusammenleben von Männern und Frauen. Die waren miteinander unterwegs. Pharisäer, Sadduzäer, Zeloten sind reine Männerbünde.
Männereliten. Aber Jesus hatte kein Interesse an einer Männerelite. Er wollte das Zusammenleben von Mann und Frau. Das war damals sehr aufsehenerregend. Weil damals hatten Rabbinen keine Schülerinnen. Aber Jesus hatte auch Jüngerinnen. Trotzdem, trotzdem äußert sich Jesus nicht so, weil er nicht so viel über weiblichen Erotik oder sonst irgendwie... Er hatte doch viel Grund. Und in den Schriften damals, in den jüdischen Schriften, da wird viel gesagt wie oft und in welcher Stellung und so 1000 Onkel- und Tantenhafte-Ratschläge. Macht Jesus nicht. Er hat kein Bedürfnis danach, obwohl er viel Grund gehabt hätte. Habt ihr da mal schon ein bisschen ernsthaft nachgedacht? Zwei erste tiefe Wandlungen. Heiratsalter 14, 17.
Und man wird verheiratet. Man heiratet nicht aus Liebe. Und du kannst dich da nicht wehren. Warum eigentlich die bibeltreuen konservativen Gruppen, warum erheben die nicht zum Ziel elterngesteuerte Verheiratung im Alter von 14 bis 17? Dann wär's biblisch. Die picken sich auch des raus, was sie gebrauchen können. Sie sagen zwar, die anderen picken sich die Rosinen raus, ja, aber sie selber genau gleich. Sie sagen nur, Geschlechtsverkehr vor der Ehe gibt's nicht. Das sagen sie. Aber den Rest lassen sie weg. Balla, balla. Jetzt kommt die dritte Verein, gibt noch viel mehr, gell? Wir fangen erst an. Und meint ihr, dass das Kleinigkeiten sind? Sind das Nebensächlichkeiten? Wollt ihr heute mit 14 bis 17 heiraten, elterngesteuert? Heißt doch Ehe. Ja, aber es ist eine 14-, 17-jährige Stadtehe und elterngesteuert.
Das müsst ihr bei dem Wort Ehe dazudenken. Wer macht das in Texas? Ja? Also, die dritte Veränderung ist Patriarchalismus, Männerherrschaft. Die Mädchen wechseln aus der Herrschaft des Vaters in die Herrschaft des Eheherren. Denn der Mann heißt im Judentum und in der Antike Eheherr. Ja, der ist ein Herr. Aus der Herrschaft des Vaters wird er übergeben in die Herrschaft des Eheherren. Und zwar aus der elterlichen Wohnung direkt in die eheliche Wohnung. Und was heißt das? Nicht, dass Mann und Frau gemeinsam eine neue Wohnung einrichten. Ja, du liebe Zeit! So ist es heute. Nein, die 14-Jährige wird inkorporiert in die Sippe des Mannes. Dort ist alles schon, alle Möbel, alles da.
Die kommt, die 14-Jährige, man kann fast heute sagen, die Arme. Aber die hat das nicht so empfunden, war ja bei allen so. Also, die wird einfach in das Haus der Sippe des Vaters eingegliedert. Immer nur die Frauen. Die Männer können daheimbleiben, die kennen alles schon. Das ist ihre Hauseinrichtung, die Frau kann da gar nichts machen. Und der Chef ist natürlich weiterhin der Vater, weil der 17-Jährige ist ja noch nicht wirklich. Und die Schwiegermutter ist natürlich die Chefin. Also, nicht mit... Jetzt denkt bloß nicht an gemeinsamen Start, neue Adresse und wir beide richten uns nach unserem Stil ein. Patriarchalismus, gell? Also, in die Männer-Sippe, und da ist alles schon fertig. Und da wirst du inkorporiert, viel machen kannst du da nicht.
Da wirst du hübsch angepasst und so möglichst schnell Kinder. Jetzt gehen wir mal... Ja, das Vierte, ich mach manches ein bisschen kürzer, Polygamie. Also, im Orient ist Polygamie nicht grad normal. Es gab Zeiten, wo mehr Polygamie wie Monogamie war. Also, ein Mann hat mehrere Frauen, gibt's auch in der Bibel, ist dort nicht verboten. Zur Zeit Jesu war das schon selten, aber verboten war's nicht direkt. Also, im Antiken-Orient ist durchaus Polygamie Ehe. Wenn du Ehe hörst, musst du immer auch denken, ein Mann und mehrere Frauen, gell? Das ist biblisch. Wünscht ihr euch das zurück? Dann der nächste... Lachen Männer vielleicht ja schon, gell? Lachen Der nächste Unterschied, Kinderreichtum ist ein wunderschönes Ziel. Kinderreichtum heißt zehn bis 20 Kinder.
Meine Großmutter war die 16., die letzte. Meine Großmutter war Pflückerin auf einem großen herrschaftlichen Junkergut in Schlesien. Ist natürlich dann vom Sohn des Junkers verführt worden, schwanger geworden und dann vom Hof gejagt worden. So war das früher, gell? In den guten alten Zeiten. Lachen Also, Kinderreichtum zehn bis 20 Kinder, weil die Hälfte ist gestorben. Die Kindersterblichkeit war hoch, annähernd die Hälfte aller Kinder starb, oder ein Viertel, ein Drittel. Und dann nach dem 18. Kind starb die Mutter im Kindbettfieber. Dann ist die auch gestorben. Im Alter von 29 Jahren, bei der Geburt des 16. Kindes. Das sind die biblischen Zeiten. Also, Kinderreichtum gibt ja heute auch... konservative Familien mit zehn, zwölf, acht, sechs Kindern. Okay, kann jeder machen, wie er will.
Aber Kinderreichtum war damals absolut notwendig. Die haben das nicht aus Kinderfreundlichkeit, es gab ja auch keine Pille. Ist auch nicht ganz unwichtig, wir haben heute eine Pille. Verändert die Sexualethik erheblich. Kann man nicht einfach übersehen, gell? Also, Kinderreichtum war ein Wunschziel von Mann und Frau. Von den Frauen auch, weil die kamen aus diesem Gehäuse natürlich auch nicht raus. Warum? Kinder waren die einzige Altersvorsorge. Es gab ja keine Versicherungen in der Antike. Kinder waren der einzige Schutz im Alter. Kinder waren aber auch sehr billige Arbeitskräfte. Schon Fünfjähriger kann im Hof fegen, kann Eier einsammeln und so weiter. Also, Vierjährige, Sechsjährige, Achtjährige können wahnsinnig nützlich sein in ganz einfachen Arbeiten.
Holz sammeln, Brennholz sammeln gehen und so weiter. Also, Kinder waren wichtige billige Arbeitskräfte. Kinder, Söhne, nur Männer waren wichtige Zeugen vom Ortsgericht. Frauen waren als Zeugen in der Bibel überhaupt nicht zugelassen. Frauen können vor Gericht überhaupt nicht auftreten. Der Auferstandene aber war die erste Zeugin Maria aus Magdala. Kann man schon fast vermuten, dass das Absicht war. Der Auferstandene ist erst einer Frau erschienen. Man liest mal, Johannes 19, 11 bis 18. Also, da muss man fast ab. Keiner kann die Psyche eines Auferstandenen, weiß ich auch nicht. Aber auf jeden Fall, der Auferstandene kommt zu Maria und dann sagt er am Ende, berichte es den Männern. Die werden aber geguckt haben, gell? Und geglaubt haben sie es nicht.
Also, der Auferstandene hat sein Kreuz gehabt mit den Männern. Gut, also, Frauen waren nicht zugelassen. Jetzt noch mal, also, man brauchte Kinder. Also, in der Antike muss aus der Ehe eine Familie werden. Es geht gar nicht anders. Heute ist es nicht mehr ganz so selbstverständlich. Nicht, weil die Leute schlechter geworden sind, schlechteren Charakter, die guten romantischen alten Zeiten. Sechs ab 14, ohne Wahl, kannst dich nicht wehren. Das waren aber wirklich gute Zeiten. Also, Kinderreichtum ist ein Segen, weil zeigt auch die Potenz vom Platzhirsch. Also, ein ordentlicher Hausvater, wenn du ein ordentlicher Patriarch werden willst, musst du schon deine zehn bis 20 Kinder zeugen. Na, bist schon Patriarch. Mann heißt in der Antike, werde ein Hausvater,
werde ein Patriarch, zehn bis 20 Kinder. Das ist auch bei Ehe und Familie. Das gleiche Wort, das gleiche Wort. Aber dieses Spiel mit den gleichen Wörtern, wie billig, wie naiv, ermöglicht keine Aufklärung. Solche Sachen, wie ich jetzt sage, hört ihr auf keiner fundamentalistischen Bibelschule. Die werden sich hüten. Außerdem wissen sie es gar nicht. Weil sie haben es gar nicht in ihrem Blickfeld. Sie denken gar nicht gezielt drüber nach. Sie werten es gar nicht so engagiert aus wie ich jetzt. Ich bin ja auch nicht konservativ. Also, das Nächste, was ihr wissen müsst, es gibt in der Antike keine Jugendlichen. Das gibt's gar nicht. In der Antike gibt's keine Jugendlichen. Das Wort gibt's gar nicht. Du bist Kind, sagen wir mal, bis sieben bist du wirklich kleineres Kind. Von sieben, so siebner Schritte,
von sieben bis 14 bist du ein größeres Kind, bist auch noch Kind. Aber ab zwölf heiratsfähig. Und wenn du heiratest, bist du erwachsen. Ja, warum sind es keine Jugendlichen? Ja, weil die Papa und Mama schon sind mit 15 und 18. Da hast du nicht mehr das Gefühl eines Jugendlichen. Die sind ja dann Eltern. Also, zwischen zwölf und 14 wirst du Mama, und zwischen 17 und 18 wirst du Papa. Dann ist aus mit der Jugendzeit. Es gibt gar keine Jugendzeit. Heute aber, international, in der westlichen, modernen Gesellschaft, sind die Männer und Frauen, denkt man nach, bis 25 ungefähr Jugendliche. Die werden zwar juristisch mit 18, damit sie auch in der Bundeswehr fürs Vaterland sterben können, müssen sie erwachsen sein. Damit sie als Soldaten sterben können. Kannst ja keine Jugendlichen sterben lassen. Also hat man das Alter da auf 18 festgesetzt. Aber Jugendlicher bist du bis Mitte 20.
Warum? Du verdienst in der Regel relativ wenig oder gar nichts. Du bist nicht in der Regel Papa oder Mama. Und du hast noch keine stärkere gesellschaftliche Verantwortung. Und dann fühlt man sich als Jugendlicher. Erwachsen wird man heute psychologisch zwischen 25 und 30. Und deswegen ändern sich heute die jungen Menschen zwischen 20 und 30. Kolossal! Du bist mit 30 ein ganz anderer als mit 20. Und deswegen helfen auch Frühehen mit 20 nichts. Die jungen Leute in eine Frühe treiben mit hintergründigem Gewissensdruck. Weißt du, biblisch Sex vor der Ehe. Ich bringe nachher... Der Müll dieser konservativen Ethik landet bei mir an der PH. Ich kriege die Katastrophe... Ja, ich werde es euch berichten. Ich meine mit Müll, nicht Menschen, sondern diese Dilemmas.
Leute heute in der modernen Gesellschaft in eine Frühe durch allgemeinen Gewissensdruck. Die Eltern, der Co-Leiter, der Prediger und sonst noch ein paar kommen heiraten, dann kann nichts mehr passieren. Das ist die schlechteste aller Lösungen. Menschen heute in eine Frühe zu treiben, ist unmoralisch. Das ist unmoral, keine Moral. Ich sage euch ja nachher, warum. Da gibt es echte Gründe. Nicht fromme Sprüche, Gründe. Sachgründe. Also, es gibt keine Jugendlichen. Es gibt in der Antike keine Singles. Es gibt keinen einzigen Single in der Antike. In Stuttgart aber und in anderen Großstädten ist jede dritte Wohnung eine Single-Wohnung. Das kennt die Bibel gar nicht. Sollen die alle auf Sex verzichten?
Bei 40 Prozent Scheidungsquote, wie viel geschiedene Singles? Ja, Sex gehört in die Ehe. Ja, Sex gehört in die Ehe. Ja, ihr Lieben, das ist schon ein bisschen platt. Also, es gibt in der Antike schon einzelne Menschen im Sinne von unverheiratet. Wenn sie psychisch krank waren, viele waren verwitwet, viele waren auch geschieden. Denn das Scheidungsrecht, das hat ja nur der Mann, der kann da zwei männliche, das sind auch Männer, Zeugen nehmen und dann noch sagen, ich bin mit meiner Frau unzufrieden, die kocht nicht gut genug, ist man geschieden. Was meint ihr, wie viele Mädchen mit 17 schon geschieden waren? Oder mit 19? Das ist ein tolles Scheidungsrecht. Es ist den Interessen der Männer aus dem Herzen gesprochen. Da hat Jesus aber einen Riegel vorgeschoben. Kann man aber nicht auf heute übertragen. Denn heute verdienen die Frauen oft genauso gut, haben Doktortitel, früher eine geschiedene Frau,
das war aus, das Leben war aus, kannst heimgehen und dann lebst du als Schattengewächs im Haus, im Eukos, im Bajit deines Vaters. Mit den Verwitweten waren viele Verwitwete und mit den Knechten und dem Gesinnte. Niemand heiratet eine geschiedene Frau. Auch wenn sie mit 17 oder 19 schon geschieden war. Das machen Männer nicht. Also ihr guckt mir an, wie wenn ihr vom Mond kommt. Ich will nur sagen, das, was ich hier sage, ist das A vom ABC einer Bildung. Das ist das A. Da braucht ihr gar nicht in die Bibelgroße reingucken. Wer heute schräg lebt, kann auch die Bibel nicht grad auslegen. Gell? Ja. Ja. Ja. Ja, man muss ja auch die Sache benennen. Also, jetzt fasse ich mal zusammen. Man kann zwar, wenn man so will,
und wenn man Interesse daran hat, oder wenn man einfach naiv ist und einen sehr kleinen Tellerrand und immer nur homogen in der gleichen Gruppe lebt, in Amerika leben in diesen 213 kleinen Freikirchen von der Wiege bis zur Bahre immer nur das gleiche Gedankengut. Ich hab mal in Jerusalem einen Amerikaner getroffen, so 20 Jahre alt, war zum ersten Mal in Jerusalem. Und er kam aus Texas, aus einer kleinen Freikirche, und man hat gemerkt, er hat von der Mutter-Milch an immer nur die gleichen Gedanken gehört. Und Theologieprofessoren aus Deutschland, ganz schlimm. In der Regel sehr eng mit dem Teufel verbunden, gell? Also, ich hab mit diesem sehr netten, charmanten, aber unglaublich verkorksten 20-jährigen Amerikaner gesprochen. Ich hab mal psychologisch probiert. Ich sag euch, keine Chance. Du kommst gar nicht ran.
Also, es gibt Prägungen, da bist du vollkommen machtlos. Und die sind sehr erfolgreich. 98 Prozent aller Zeugen Jehova, Kinder werden Zeugen Jehova. 97 Prozent aller ultraorthodoxen Judenkinder werden wieder ultraorthodox. Du kannst die Kinder so dressieren, so indoktrinieren, ist eine Art Gehirnwäsche. Da kannst du mit 20 nichts mehr machen. Die sind dicht. So kann man seine Freikirche auch stabilisieren. Also, jetzt zähle ich... Ja, also, so ist es halt, wenn man mir zuhört. Also, ich zähle mal jetzt auf. Ehe und Familie... Halt, halt! Der dickste Brummer hab ich noch gar nicht gesagt. Ich hätte ihn fast vergessen. Das hätte ich mir beim Heimweg nicht mehr verziehen. Also, der dickste Unterschied, indem sich alle anderen ein Stück weit sammeln, ist, es gibt in der Antike gar keine Familie.
Das gibt es nicht. Das Wort gibt es gar nicht. Wir sagen heute manchmal, das war eine Großfamilie. Das ist aber auch schon so ein moderner... Nein, es gibt gar keine Familie. Ja, man kann sagen, im 18. Jahrhundert sagen, das waren nur Großfamilie. Und die europäische Großfamilie des 16., 17., 18. Jahrhunderts verwandelt sich im 19. und 20. Jahrhundert zur kleinbürgerlichen Kleinfamilie. Vier- bis fünfzimmer-Wohnung zur Miete, zwei Kinder. Ja, das gibt es. In der Antike gibt es ja gar keine Mietwohnungen. Und zwei Kinder! Ha! Ich bitte euch, gell? Also, nein, in der Antike gibt es das Haus. Ich und mein Haus. Und ein Haus ist was ganz anderes wie eine Familie. Lasst euch nicht irreführen. Lasst euch doch ein bisschen aufklären. Dass ein bisschen Bildung unsere Gehirngänge klärt.
Sonst hält es ja im Kopf nicht aus. Diese Dummheit und Naivität, die in christlichen Gruppen manchmal geradezu gefeiert wird. Damit kann man keine Sexualethik in einer modernen Gesellschaft aufwarten. Also, Ehe und Familie gibt es nicht so, wie wir heute die Worte verstehen, sondern es gibt ein Haus. Da leben 20 bis 50 Personen. Und es ist keine Mietwohnung, ein Haus, gell? Da leben also drei Generationen, vielleicht sogar vier hin und wieder. Zehn bis 20 Kinder. Dann aber auch die wenigen unverheirateten Geschwister, sollte es solche geben. Eher die Verwitveten, die schon früh verwitvet sind oder früh geschieden sind. Die hocken da alle daheim rum. Und dann noch die Knechte, Gesinnte und Sklaven. Das ist ein Haus. Das hat auch Luther noch.
Der große Katechismus, der ist für Hausväter. Und die Hausväter sind die Herren über Frau, Kinder, Knechte und Gesinnte. Das ist die Welt des lieben Martin Luther. Die ist noch relativ nahe dran an der biblischen Welt. Gut, ich fasse jetzt mal zusammen. Also, ohne dass ihr diese acht Unterschiede, die keine Kleinigkeiten sind, man fragt sich wirklich, welcher Nebel hat es mit sich gebracht, dass viele Christen, Hunderttausende, Millionen Christen, wenn sie 20, 40, 60, 80 Jahre alt sind, sich über diese Dinge noch nie ernsthaft Gedanken gemacht. Was ist das für eine christliche Religion, die solche Dinge ausblenden muss, damit sie schön overprotected ihre Nachwuchstalente, ihre Schäfchen in der Herde hält?
Was ist das? Was ist das für eine Konzeption, wo man diese Dinge fast gar nicht sagen darf? Weil, ich weiß, wovon ich rede. Wenn man mal so anfängt, da gehen die Gesichtsmuskel in manchen leitenden christlichen Führungspersönlichkeiten. Das gefällt denen gar nicht. Gut, also, Unwissenheit ist ein Vorteil für konservative Konzeptionen. Die klappen vor allem gerne auf dem Land im Westen der USA, wenn alles gut läuft, gesunde Kinder. Es gibt so konservative Familien, da läuft einfach alles. Die Kinder werden wieder gläubig, keiner ist schwul. Und da bleibt diese Ideologie, dann klappt sie. Man muss auch sagen, sie kann manchmal klappen. Die Frau ist im Rücken des Mannes, die Mädchen werden alle auf die Heirat vorbereitet in Texas.
Heirat in Texas bei republikanisch bekehrten Familien, also 19, 18, 19. Die Mädchen lernen schon kochen und alles. Zack, Ehe. Gut, also, ein sehr konservativer katholischer Theologe aus Bayern will den Ort nicht sagen, schreibt mal in seiner Facebook, die biblische Botschaft ist für mich objektiv. Die Bibel ist objektiv. Ja. Was meint der gute Mann? Ist mir nicht klar. Diese Floskel. Will er damit sagen, diese acht Gründe sind unwichtig? Dann hat er sich aber schwer getäuscht. Was soll denn diese Nebelkerze? Welche Interessen stecken da dahinter? Welcher Verdummungsfaktor? Also, wenn ich jetzt die Sexualethik aufbauen will,
ihr Lieben, es geht nicht prinzipiell, bewusst, grundsätzlich nicht ohne diese Einleitung. Wenn wir diese acht Dinge unterschätzen, vom Tisch wischen, ich will das nicht wahrhaben, ja, dann kommt halt auch entsprechendes raus. Also, jetzt wechsle ich mal in unsere Gegenwart. Ich hab noch gar nicht die Bibel zitiert. Ich werd aber nachher ein paar ganz ungewöhnliche Stellen zitieren. Die hört ihr so wahrscheinlich gar nie. Einfach zur Auflockerung, dass ihr... Lachen ... dass ihr kein Smoke im Gehirn habt. Also, heute ist das Heiratsalter durchschnittlich 27, 28, 29. Es ist im Steigen begriffen. Ich find's selber, aber darum geht's ja nicht, was ich persönlich gut find,
jetzt geht's erst mal um den historischen Wandel. Da kann man nicht gleich... Ich hätt's aber gern anders. Nein, das geht nicht. Ich hätt's vielleicht auch manches anders. Denn der historische Wandel ist nicht immer nur gut. Die Moderne hat auch ihre großen Schattenseiten. Ich bin also nicht modernistisch. Modernisten nennt man Leute, die sagen, je moderner, desto besser. Nein, das glaub ich nicht. Aber wir können den Wandel nicht aufhalten. Wir müssen ihn meistern. Wir müssen ihn gestalten, souverän durch sachlich kompetente Analysen. Und dann müssen wir uns zusammensetzen und ethisch beraten, was ziehen wir für Konsequenzen. Aber wenn man den Wandel schon strukturell unterschätzt und am besten gar keinen Wandel, gleich eins zu eins aus der Bibel darüber, dann... Nein. Denn davon verspreche ich mir nichts.
Und wir tun die Kinder und Jugendlichen ein Stück weit bei aller Geborgenheit, die die haben. Die sind ja schon overprotected. Aber wir tun die Kinder und Jugendlichen ehrlich, aufrichtig. Ich hab sie ja an der PH. Von den 600 bis 800 Studierenden kommt die Hälfte aus pietistisch, evangelikal, fundamentalistisch und charismatischen Gruppen. Meistens studieren sie Theologie nur als drittes Fach. Weil mehr zu mehr haben sie Angst. Gut, also, jetzt gehen wir mal in die Gegenwart. Heiratsalter, nehmen wir mal an, 27 Jahre. Vor allem in den Städten. Ich orientier mich jetzt erst mal an den Städten, nicht am Land. Nicht, weil ich was gegen das Land hab, sondern weil von der Stadt aus werden die Entwicklungen gesetzt. Und heute ist auf dem Land, hat man ja auch Handys auf dem Land. Und Internet. Also, der Unterschied zwischen Stadt und Land ist heute nicht mehr so groß.
Er wird immer kleiner, wenn dann auch die Kabel eine entsprechende Geschwindigkeit... Ich mein, hier gibt's ja gar kein Handy. Also, was machen wir jetzt? Heute wird ein Mädchen bei guter Ernährung zwischen elf und 13 geschlechtsreif. Und Jungen zwischen 13 und 14 so ungefähr werden sie geschlechtsreif. Sie heiraten aber aus vielen tiefen Gründen. Das ist kein Zufall, gell? Heiraten sie, sagen wir mal, im Durchschnitt in Mitteleuropa und Nordamerika mit 27. Und jetzt sag ich euch mal ganz öffentlich... Das ist ein vollkommen neues ethisches Problem. Dieses Problem kennt die Bibel null. Sie kennt dieses Problem nicht. Das ist nämlich jetzt eine Wartezeit von 13, 14 Jahren. Und ich glaube, ich weiß nicht, wie ihr das seht,
dass der Schöpfer, der liebe Gott, die Liebe so gemacht hat, dass sie ganzheitlich ist. Du kannst nicht lieben ohne Körper. Die Liebe erfasst Geist, Seele und Körper. Das hat der liebe Gott so gemacht, ich bin da relativ unschuldig. Und jetzt hat der liebe Gott es auch so gemacht, dass der Körper in jungen Jahren am meisten blüht. Also, rein medizinisch, von der Zellproduktion her hat der menschliche Körper die höchste Vitalität mit 20 Jahren. Das merkt man auch in bestimmten Sportarten. Die kannst du mit 22 schon nicht mehr ganz so gut und mit 26 gar nicht mehr. Sei mal Kunstturner, Weltmeisterschaft mit 26, da hast du ein Problem. Also, die Vitalität, also ich sag mal anders, der Körper ist nun mal so, das ist Schöpfung,
der Körper blüht am stärksten in jungen Jahren. Jetzt komm ich mal zur Bibel. Es gibt ja ein super, schönes, faszinierendes Buch, ein faszinierendes, erotisches Lied in der Bibel. Das hohe Lied der Liebe im Alten Testament. Da sagen bestimmte Menschen, also das kann man ja nur mit Grauen sich abwenden, das ist alles allegorisch. Der Bräutigam ist Christus und die Braut ist die Gemeinde. Also... Nein, nein, nein, nein. Also, im hohen Lied der Liebe, sage ich euch mal, da redet der Freund und die Freundin. Das glaub ich nicht, dass die 60 Jahre alt waren oder 40. Die heißen mein Freund, meine Freundin. Die heißen nicht meine Frau und mein Mann. Die sind offensichtlich, also ich bitte euch, ich bin unschuldig. Ich kann nix dafür. Die sind offensichtlich unverheiratet. Also, lest mal hohe Lied drei, die ersten Verse,
und hohe Lied fünf, die ersten Verse. Ich sag mal, was da drinsteht. Mein Freund, komm mit mir auf das Feld, da werden wir uns der Liebe hingeben. Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber verheiratete Paare üben selten den Beischlaf auf dem Feld. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Komm mit mir auf das Feld, da sind sie außerhalb der Kontrolle. Und da wollen wir uns... Also, mein Kollege hat mal immer gesagt, früherer Kollege von mir, wo ein Wille ist, da ist auch ein Gebüsch. Also, das ist Bibel, gell? Ich sag noch mal, damit ihr die helle, klare Luft der Bibel atmen könnt, in hier, in hohes Lied. Drei oder fünf heißt es, ich weiß jetzt nicht, was steht in drei und fünf. Ich hab nicht mehr nachgucken können. Da heißt es, ich glaube, in fünf, eins bis drei, oder in drei, eins bis drei, heißt es,
komm, mein Freund, in die Kammer meiner Mutter. Da wollen wir uns der Liebe hingeben. Ich möchte mal in Texas Bibelarbeit über diesen Text hören. Ja. Aber die moderne Bibelwissenschaft, die die Bibel wirklich ernst nimmt, auch diese Auswahlprinzipien, die konservative Brille mal runter, in der Bibel steht 1.000 Mal mehr. Also, nehmen wir mal diese Stelle, gell? Die wird nur in der Universitätstheologie wirklich gewürdigt. Ihr habt noch keinen Hauskreis gesehen, gell? Also, da steht drin, komm in die Kammer meiner Mutter, da wollen wir uns der Liebe hingeben. Jetzt sag ich euch mal, wie mit 98 Prozent, keiner weiß es genau, aber mit wissenschaftlichen Mitteln, kann man diese Situation mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit... Es spricht alles dafür und nichts dagegen.
Also, was ist da gemeint? Meistens haben diese Bauernhäuser eine Kammer für die Frau. Da waren so Mehl und Speise und Spinnrad, also so Frauensachen waren da drin. Und es war der einzige Raum, wo die Frau ein bisschen das Sagen hatte. Da sind die Männer eigentlich nie oder selten reingegangen. Und jetzt, wenn der Beischlaf, weil um den geht's, gell? Kann nix dafür. Also, wenn der Beischlaf jetzt, das sind zwei Unverheiratete, in der Bibel, gell? Und diese Schrift steht in der Heiligen Schrift. Da kannst du mit konservativer Ethik gar nix mehr machen. Also, wenn die sich der Liebe hingeben, 13,5 und 16,5 Jahre alt, dann kommt die Mutter rein. Das haben die zwei, die Tochter und die Mutter, vorher so verabredet. Wenn wir mitten im Geschlechtsverkehr sind, da kommst du einfach zufällig rein und siehst uns beim Geschlechtsverkehr.
Das hat wahrscheinlich die Mutter mit ihrer Mutter auch schon so abgesprochen. Nämlich, wenn das so ist, das ist der einzige Fall in der Bibel, wird in dritter Mose genau geklärt, dann darf sich dieser Mann von dieser Frau nicht mehr scheiden. Es gibt ein einziges Scheidungsverbot, ein einziges Scheidungsverbot in der Bibel. Also, jetzt tun wir mal Bibelarbeit machen. Auf ein bisschen neuen Wegen. Dass die Bibel ihr Wort sagen kann, ob es euch gefällt oder nicht, ob das euren Tellerrand sprengt oder nicht. Die Bibel muss sagen dürfen, was zu sagen ist. Also, es gibt ein klares Gebot in der Thora, wenn Verlobte oder eben vor der Heirat miteinander schlafen, und es gibt Zeugen in flagranti, dann muss dieser Mann diese junge Frau heiraten und darf sich von ihr ein Leben lang nicht scheiden. Das heißt, das ist eine Strafe für die Männer, aus Männernsicht gesehen,
weil das Scheidungsprivileg ist eines der wichtigsten Privilegien der Machos. Ein heutiger Ölscheich, Heirat der 16-Jährigen, macht mit seiner Jacht ein halbes Jahr eine Fahrt. Wenn er wieder zurückkommt, lässt er sich scheiden, heiratet die nächste 16-Jährige und beginnt wieder eine Fahrt. Fremdgehen muss der nicht. Das ist das Scheidungsprivileg der Machos. Also, jetzt tun wir mal Sexualethik treiben auf biblischem Niveau. Weil da kommen jetzt ethische Fragen. Alles andere war die Bibel ja wie bei den Römern, bei den Ägyptern, bei den Assyrern. Nein, ein junger Mann, der das machen lässt... Die haben natürlich drüber gesprochen. Weißt du, da kommt meine Mutter rein und dann heiraten wir, dann darfst du dir aber dein Leben lang von mir nicht mehr scheiden. Also, die jungen Männer, die das machen, die lieben wirklich ihre 13- und halbjährige.
Weil sie verzichten auf ein Privileg. Das war illegal, illegal. Gegen das Gesetz. Aber es war legitim. Es war höchste Ethik. Du kriegst nämlich Ethik nicht gesetzlich. Das Leben kriegst du nicht in Gesetze. Ich werd nachher sagen, welche ethischen inneren Grundsätze es gibt, die wirklich tiefe Qualität haben. Aber die Leute wollen äußere Normen. Die wollen so ihre Regel, dass sie genau wissen, wo sie dran sind. Nein, in der modernen Gesellschaft brauchen die jungen Leute eine selbstverantwortete Ethik. Keine Gängelung durch äußere Normen. Obwohl, wo es alles so... Dann ist alles klar, dann klappt alles. Nein, nein, das ist primi. Also, kurzer Ausflug ins hohe Lied. Jetzt gehen wir wieder zurück.
Heiratsalter 27. So, jetzt nehmen wir mal den leichteren Fall an. Die beiden sind erwachsen. Also, das erlebe ich an der PH ständig. Die, die so erste Liebespaare, gibt's ja zig an der PH. Ja, natürlich schlafen die alle miteinander. Ich find das auch gar kein Problem. In einem bestimmten Rahmen, den ich gleich sagen werde. Also, ich jammer da nicht. Ich hab auch kein Bedürfnis, mit denen da belehrende Gespräche zu führen. Wie erwachsene Menschen ihre Erotik gestalten, soll sich die Gemeindeleitung bitte raushalten. Und nicht so rumschnüffeln. Die Erotik... Ich sag euch mal ein grundsätzliches Beispiel. Jahrhundertelang in der Kirche hat man gelehrt, die Erotik muss genau kanalisiert werden. Also, 117 Regeln mit schlechtem Gewissen flankieren, dass die Jugendlichen erspuren. Ich hab jetzt vor ein paar Tagen gehört,
dass ein 21-Jähriger, der in ganz frommem Elternhaus ist, eine Hausgemeinde, die nirgendwo angeschlossen ist, ist ein bisschen extrem, aber das kommt schon auch vor. Und die Mutter, die haben auch sieben, acht Kinder, und die Mutter vor allem... Also, er studiert Physik in einer großen Stadt, ich will nicht zu viel Einzelheiten sagen. Er ist also in einer großen Universität, studiert Physik, und hat sich verliebt in eine Studentin. Und die in ihm erlebt ein wunderschönes Vierteljahr. Aber die andere ist nicht christlich, gell? Die will jetzt mal so lang nach dem Vierteljahr... Sie lieben sich ja, sind beide erwachsen, wo ist das Problem? Die will jetzt so langsam sechs, gell? Aber er ist so umzingelt von furchtbaren Gewissenswissen, weil seine Mutter ständig sagt, du darfst du ja nicht vor der Ehe... Also, wie wenn das wirklich in der Ethik, dass Kinder verhungern auf der Welt, deswegen kümmert die Mutter nicht arg.
Aber wenn ihr Sohn vor der Ehe in einer Liebesbeziehung mit einer gleichaltrigen Sex hat, der kracht für die Mutter. Was ist denn das für eine perverse Ethik? Das ist doch pervers! Gell? Also, jetzt hat sich die Freundin getrennt, und er ist fix und fertig. Er wird demnächst mit mir ein Gespräch führen, weil er konnte mit ihr nicht schlafen vor lauter schlechtem Gewissen. Und die süßen Studenten, die haben sich wirklich tief geliebt, die sagten, ich muss mich von dir trennen, du bist nicht ganz richtig im Gehirn. Ja, das hört man dann... In den Kreisen immer nur die Fälle, die gelingen. Also, jetzt stehst du vor so einer Wartezeit. Das ist ethisch ein ernstzunehmender neuer Faktor, den du mit Bibelstellen überhaupt nicht bearbeiten kannst. Denn die Bibel kennt diese 13 Jahre Wartezeit nicht. Und der Körper blüht nun mal mit 18 bis 23 am allerstärksten.
Da kann ja auch nichts dafür. Und die Liebe ist ganzheitlich. Ich sag nachher schon innere Maßstäbe, weil es geht mir gar nicht drum. Jeder kann machen, was er will, ist sowieso alles egal. Das sind dann diese Karikaturen. Was ist die Alternative zur konservativen Ethik? Laissez-faire? Nein, gar nicht. Ich bin für eine tief verbindliche, verantwortete Sexualethik. Viel tiefer, als es in konservativen Gruppen überhaupt möglich ist. Weil die sind durch rigorose Gewissensnormen, durch eine innere Polizei sowieso gegängelt. Aber wo ist denn da noch eine Ethik? Gell? Also, wenn junge Erwachsene sich kennen, das müssen alle selber rausfinden. Die Paare werden das schon merken, wenn es... Ich würd auch sagen, nicht gleich am dritten Abend ins Bett schlupfen.
Das Körperliche sollte dem Seelischen nicht kilometerweit vorausgaloppieren. Das Seelische und das Körperliche müssen beieinander, sollen beieinander bleiben. Und die Paare mit Stil, mit Qualität, ob sie begehrt sind oder nicht, es gibt da keinen Unterschied, die Paare, die ein gewisses Niveau haben, schlupfen auch nicht sofort ins Bett. Und wenn's mal passiert, ist dann auch nicht groß schlimm. Also, da muss man gar nicht keinen Religionskrieg eröffnen. Also, ich würd mal sagen, es ist vollkommen normal und es ist ethisch ohne jedes Problem, dass 19-jährige, 20-jährige, 22-jährige, wenn sie sich einige Monate, Vierteljahr, halbes Jahr kennen und lieben und sie beide wollen, dass sie dann miteinander schlafen. Wunderschön, gell? Die Wonne der Sexualität ist eine der schönsten Erfindungen vom lieben Gott.
Also, ich sag euch, der liebe Gott, prüde war der nicht. Der hat ja alle Stellungen, die möglich sind, hat der liebe Gott ermöglicht. Was denkt der, wie der da manchmal oben lächelt, gell? Es hat mal ein ganz Frommer gesagt, nur dass ich's mal gehört hab, wenn er der Schöpfer gewesen wäre, dann hätte er die Fortpflanzung geistlicher geregelt. Päpstlicher als der Papst, gell? Das ist doch herrlich, gell? Das Gott, der war nicht prüde, der war nicht verklemmt. Sonst hätte er seine Frauen und Männer irgendwie anders erschaffen. Also, die Schöpfungswonne der Erotik hängt ja auch tief mit dem Glauben zusammen. Man kann tiefe Transzendenzerfahrungen in der Erotik machen. Manche Menschen, moderne Menschen,
können Transzendenz gar nicht mehr anders erleben. Also, bei Ordelsspielen im Kölner Dom haben die keine Transzendenzgefühle mehr. Aber bei einem Tiefen, weil wenn's so richtig knistert, da merken sie, es gibt ein Geheimnis. Es gibt eigentlich drei tiefe Geheimnisse, drei intime Fragen. Und das ist Gott, Erotik und Tod. Das sind die drei großen, intimen Fragen, wo alles auf dem Spiel steht. Könnt ihr mich noch verstehen? Es war gerade zu leise. Also, wenn jetzt zum Beispiel, noch ein weiterer Punkt, wenn die zusammenziehen, gell? Ich rede immer wieder mit Gemeindeleitungen von progressiven Freikirchen, die mir sagen, Herr Zimmer, 70 Prozent der evangelikalen Eierschalen haben wir Gott sei Dank hinter uns. Aber Aufbau einer kompetenten Sexualethik ist uns noch nicht gelungen, wenn jetzt unsere eigenen Kinder, die sind jetzt in dem Alter 17, 20 und so,
wir eiern eigentlich rum. Wir wissen selber nicht genau, was wir sagen sollen. Aber immerhin, ihr eiert wenigstens, gell? Besser als diese rigorosen, panzerartigen Regeln. Ihr gebt wenigstens zu, dass es nicht so einfach ist. Und dann rede ich mit denen ein paar Stunden. Oder ich war vor einiger Zeit bei einem baptistischen Ehepaar, die durchaus mit der Gemeindeleitung irgendwie zu tun haben. Und da habe ich mal ein paar Vorträge gehalten. Und dann kommt der Sohn, 21 Jahre, mit seiner Freundin, geht hoch und sagt die Frau, ja, die Freundin übernachtet hier. Ich sage, hei, wie redet ihr in eurer Baptistentheorie? Ja, wir reden gar nicht drüber. Über diese Fragen wird nicht geredet. Aber weißt du, Siegfried, bevor mich mein Sohn anlügt,
und bevor er es im Auto oder im Wald... Er kann ja... Also, er steht ja zu seiner Freundin, er hat sie mir vorgestellt, dann ist uns lieber freikirchliches Elternpaar Jubilate. Die haben sich freigeschwommen aus dieser konservativen Gewissensherrschaft. Dann ist uns lieber bei uns daheim. Dann gesagt, super, super. Aber Sie sagen, es ist nicht typisch, wir wissen es gar nicht. Denn auch die anderen Elternpaare mit ihren Eltern, man, wir reden nicht wirklich offen. Also, wir schaffen es nicht. Oh, was für ein Dilemma, gell? Also, wenn die zusammenziehen, ja, warum nicht? Die Mieten sind sehr hoch. Und es gibt viele Gründe, dass man nicht gleich heiratet. Auch wenn sie zusammenziehen, sich ehrlich lieben und hoffen, dass es was wird, das hat niemand in der Hand. Heute, ja, auch wenn man heiratet, ist die Scheidungsquote bei 40 Prozent.
Also, auch dieser Verwaltungsakt auf dem Standesamt ist ja wirklich so entscheidend, gell? Also, die setzen zum Teil auf die Klingel, gell? Also, sie bekennen sich offen dazu, dass sie zusammen wohnen. Sie sagen es ihren Eltern, sie sagen es ihren Freunden. Sie stehen öffentlich dazu. Jetzt frag ich euch wirklich auch, die ihr mir zuseht, wo könnt ihr mir mal sagen, ist da ein moralisches Problem? Ich weiß, beim besten Willen nicht. Die sind beide erwachsen, sie wollen es beide. Sie bekennen sich dazu öffentlich. Das ist wichtig, weil Werteklärung, was ist ein Wert? Value clarification ist ein großes Forschungsthema in Harvard und in vielen Universitäten. Klären wir mal, was ist ein Wert? Ein Wert ist nur das, wozu du öffentlich stehst. Alles, was du heimlich machst, aber öffentlich nicht drüber reden,
ist kein Wert, das ist ein Unwert. Und Wert ist auch nur langfristig. Du kannst nie sagen können, meine wichtigsten Werte gelten aber nur für Hochsommer. Nein, die Werte gelten immer langfristig. Also, ein Wert ist nur, wenn ich mich öffentlich dazu stelle und wenn Langfristigkeit mein Wunsch ist. Und das ist gegeben. Also, wer will denn hier meckern? Wer will denn hier Bibelstellen zitieren? Hört doch auf, mit der Bibel konservative Irrtümer in eine moderne Gesellschaft zu setzen. Das hat keinen Wert. Wenn ihr in euren konservativen Gruppen glücklich seid, Gott segne euch und mache euch selig, aber lasst den Rest der Christenheit in Ruhe. Okay? Gut, jetzt kommen noch so ein paar Schlussgedanken. Ja, mein Ziel und auch das meiner Kollegen, es gibt ja...
Kauft euch das Handbuch der evangelischen Ethik. Ist vor zwei Monaten erschienen. Supergut, tief. Da kommt aber nicht nur Sexualethik, da geht's erst mal los mit Wirtschaftsetik. Dann Rechtsethik. Wo gibt's denn das? Auf welcher Bibelschule? Rechtsart ist unheimlich wichtig. Politische Ethik, Sozialethik, da geht's dann um Gerechtigkeit, da geht's dann um Gerechtigkeitsfragen, Weltverantwortung, Armut, das ist Sozialethik. Und dann kommt Ethik der Lebensformen. Früher hat man gesagt, Ehe und Familie. Das ist nicht ohne Grund, dass man dieses eiern mit den gleichen Begriffen, weil das erweckt bei vielen nicht informierten Menschen zwangsläufig falsche Eindrücke. Und an diesen falschen Eindrücken liegt vielen Konservativen. Bewusst oder unbewusst. Deswegen heißt es heute Ethik der Lebensformen.
Gut, also jetzt noch zwei Punkte. Gibt es eine Schöpfungsordnung? Nein. Das ist ein konservatives Märchen. Es gibt Ordnung, überhaupt der Begriff Ordnung. Werdet barmherzig. Werdet Friedenstifter. Kämpft für Gerechtigkeit. Dieses Ordnungsdenken. Also, ja, es gibt eine Hausordnung. Und im Schwäbischen ist es wichtig, ständig Herwoche. Da muss Ordnung sein. Diese Ordnung hat sofort eine Tendenz zum Statischen, als ob sich das nicht ändert. Und auch eine Tendenz zum System, zu einem geschlossenen System. Nein, hört mit diesem geschlossenen Systemdenken auf bei der Bibel. Die Bibel ist kein geschlossenes System. Sie hat ungeheuer wertvolle Anregungen, Perspektiven, Horizonte. Sie vermittelt Orientierung, Anregung, Inspiration.
Aber sie ist kein Ordnungssystem. Also, es gibt zwei Schöpfungserzählungen. Aber das sind Erzählungen und kein dogmatisches System. Du kannst aus zwei Erzählungen, die ich sehr schätze, von denen ich sehr viel Inspiration erhalten habe, diese beiden Schöpfungserzählungen sind wirklich grundlegend, aber sie sind keine Dogmatik. Ehe gibt's überhaupt nicht in 1. Mose 1 und 2. Gibt's nicht. Das ist eine fromme Manipulation. Es heißt zwar, der Mann wird Vater und Mutter verlassen. Hört mal zu, es müssen ja immer die Frauen Vater und Mutter verlassen. Dieser Satz, der Mann wird Vater und Mutter verlassen, ist nie praktiziert worden. Er ist eine Ohrfeige für das Patriarchat. Denn die Frauen verlassen ja Vater und Mutter. Ich sag euch, in der Erzählung ist Pfeffer drin, aber man muss seine Brillen abnehmen.
Versucht einen unverstellteren Blick raus aus diesen Prägungen, die ja wie ein Gefängnis sind. Es heißt, der Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, ankleben, und die beiden werden ein Fleisch sein. Da ist schon aus Sex gemeint. Ein Fleisch sein heißt im Hebräischen umfassend eine Lebensgemeinschaft sein mit Einschluss der Sexualität. Aber es geht dabei nicht nur um Sexualität. Übrigens werden gar keine Kinder erwähnt. In Genesis 2, Schöpfungsordnung nach konservativer Manipulation, steht nichts von Kindern da. Weil Sexualität ist auch ein Selbstzweck. Erotik hat seinen Sinn in sich selber und ist nicht nur Mittel zum Zweck, um Kinder in die Welt zu setzen. Das wird in Genesis 2 bereits gesehen. In Genesis 2 geht es überhaupt nicht um Ehe.
Das ist biblisch unhaltbar, ist auch in der Bibelwissenschaft seit Jahrzehnten aufgegeben. Sondern was zieht Mann und Frau so an, dass ein Mann Vater und Mutter verlässt, Großfamilie, und seiner Frau mehr Gewicht gibt wie seinen Eltern, das nenne ich Emanzipation, und seiner Frau anhängt? Das ist die Anziehungskraft der Geschlechter. Und das ist eine Schöpfungskraft. Das ist noch gar nicht Ehe. Adam und Eva haben ja nicht geheiratet. Standesamt gibt es da auch nicht. Sondern es geht darum, dass Mann und Frau sich unheimlich stark anziehen. Also, es geht um die Anziehungskraft der Geschlechter, aber es geht nicht um Ehe. Also, es ist ein völliger Irrtum, ein unbiblischer Irrtum. Denn die kulturelle, institutionelle Gestaltung
wird in 1. Mose 1 und 2 bewusst völlig draußen gehalten. Es geht nicht um kulturelle Institutionen. Wie dieser Geschlechterdrang zwischen den Geschöpfen Gottes, wie sie kulturell, institutionell geregelt werden, ist bewusst hier gar nicht Thema. Also, redet bitte nicht mehr von Schöpfungsordnung. Das ist ein konservatives Wunschdenken. Sie wollen ihr konservatives System pseudomäßig mit der Bibel untermauern. Geht aber nicht. Geht nicht. Welche Maßstäbe haben wir für eine qualifizierte, humane, menschenfreundliche Sexualethik? Will ich euch drei Maßstäbe sagen. Ich habe sie vor allem von Helmut Gollwitzer, großer Lehrer von mir, Theologieprofessor in Berlin,
jahrelang in Sibirischer Gefangenschaft als junger Pfarrer. Er hätte heimgehen können. Adenauer und andere haben für viele Sibirische Kriegsgefangene ein Heimkehrrecht erworben. Also, Gollwitzer hatte seine Fahrkarte nach Deutschland nach einigen Jahren Kriegsgefangenschaft. Aber in dieser Nacht schreibt er, redet Gott zu ihm. Ziemlich deutlich, wie er es auch nicht jeden Tag gehört hat. Und Gott sagt zu ihm, nein, du fährst nicht heim. Die Sterbenden brauchen dich. Bleibe bitte weiterhin freiwillig in Sibirischer Kriegsgefangenschaft, dass du die Sterbenden begleiten kannst. Und Gollwitzer hat weiterhin Hunderte von sterbenden Menschen im Tod begleitet und die Beerdigung gehalten. Und das ist so ein Mann, das nenne ich einen Mann Gottes. Also, das ist kein Fifikus.
Helmut Gollwitzer ist eine geistlich bewährte Vatergestalt. Und er hat ein kleines Büchlein geschrieben, das Hohe Lied der Liebe. Das müsst ihr lesen, kann ich euch empfehlen. Das ist qualifizierte christliche Sexualethik in einer modernen Welt. Und er schreibt, es gibt eigentlich nur drei tiefe Grundsätze, mehr braucht man gar nicht. Diese äußeren Gebote und Regeln, die entmündigen. Sondern ihr müsst selber herausfinden, was für euch wann dran ist. Das könnt nur ihr in eurem Gewissen gemeinsam mit euren Liebsten, könnt ihr das gemeinsam herausfinden. Das ist eine tolle Suchaufgabe, die kann euch niemand abnehmen. Also, Gollwitzer sagt, das Körperliche sollte dem Seelischen nicht meilenweit vorausgaloppieren. Das wird langfristig, mittelfristig nicht gut.
Da liegt kein Segen drauf. Ihr schadet euch selber. Zweitens, jetzt wird's ganz wichtig. Probiere in sexuellen Dingen niemals, jemand zu etwas zu bringen, was er im Tiefsten selber nicht will. Verzichte auf diesen Versuch. Das ist ethisch. Also, krieg in sexuellen Dingen niemand rum. Durch Arrangement, durch Musik, Räucherstäbchen und weißt doch... Und... Nein, nein, der andere muss take your time. Es ist nicht immer die Frau wie bei dem wirklich seelisch gestörten, bekehrten Christen, der so gestört war, dass diese wahrscheinlich völlig normal empfindende Studentin sagt hat, ich kann... Jetzt ist er allein. Also, probiere nicht, jemand zu etwas zu bringen, was er im Tiefsten selber nicht will.
Das macht man nicht. Da liegt kein Segen drauf. Und die dritte Regel ist, erkaufe dein sexuelles Glück nicht dadurch, dass du lügst. Dass du eine Person austrickst. Hinter dem Rücken. Da geht's jetzt vor allem um Ehebruch, gell? Aber nicht nur, aber vorehelicher Hausgemeinschaft, gell? Also, erkaufe dein sexuelles Glück nicht dadurch, dass du jemandem hintergehst und anlügst, gell? Und der ist dann der Depp. Da liegt kein Segen drauf. Ich hab vor einiger Zeit mal einen Mann, der hat bei mir so gestanden, dass er seine Frau betrügt, schon monatelang konsequent, obwohl diese Frau selber zum zweiten Mal verheiratet war, weil sie schon einmal betrogen wurde. Und da hab ich zu diesem Mann gesagt, du spielst aber ein sehr gefährliches Spiel.
Da sagt der Mann, ich kann nicht aufhören. Das ist so toll, der Sex da mit dieser anderen. Und die will's ja vor allem mehr als ich. Man kann sich das immer so zurechtlegen. Und da hab ich nur gesagt, stell dir mal den Fall vor, dass es rauskommt. Lauter, ja. Stell dir mal den Fall vor, dass es rauskommt. Aber furchtbar, Kinder, das wär Katastrophe. Und meine Frau ist ja schon mal so verletzt worden. Ich hab gesagt, aber... Also, ich hab Sorge, dass das innerhalb von einem Vierteljahr so regelmäßig, wie ihr das macht, in der gleichen Stadt, also, das ist ein ganz hohes Risiko. Aber ich hab gesagt, Siggi, ich kann nicht aufhören. Gut, dann haben Sie mal Sex im Auto und das Handy ist an, aus Versehen. Der Mann von ihr hört ihren Geschlechtsverkehr im Auto. Er war aber dann die Kacke am Dampfen.
Und da war wirklich viel los. Er hat mir später gesagt, Siggi, die war wie in einem Wahn. Ich könnte mir heute im Rückblick selber Ohrfeigen. Jetzt bin ich aufgewacht. Ich habe die beiden in einer katholischen Kirche, wo niemand da war, offene Tür, haben wir uns zu dritt ganz vorne hingesetzt. Und die beiden haben sich erneut ihr Ja-Wort gegeben. Da hat er aber Glück gehabt. Ja, ja, ja, Entschuldigung. Immer wenn es so existenziell wird, neige ich zu einem meditativen Ton. Oder ein Freund von mir geht fremd, es kommt raus, die Ehe hängt am Seidenentuch, er ruft mich dauernd an und jammert, wie schlecht es ihm geht. Und dann sage ich zu ihm, also, Hugo, der heißt nicht Hugo, Hugo, hör auf mit deinem beschissenen Selbstmitleid.
Das nützt dir nichts, das nützt deiner Frau nichts, das nützt deinem lieben Gott nichts. Hör auf mit deinem bescheuerten Selbstmitleid. Hast du doch selber eingebrockt. Später hat er sich bedankt, dass ich so ernst mit ihm geredet habe. Irgendwie ist er dann auch aufgewacht. Also, das ist nicht gut. Jetzt will ich aber... Martin, hab ich noch fünf bis acht Minuten? Ja. Die Antwort habe ich gehofft. Jetzt sage ich euch noch ein paar Beispiele zum Schluss. Kommt ein Student zu mir in die Sprechstunde, Herr Zimmer, kann ich mal unter vier Augen in der Sprechstunde... Da weiß ich immer schon, jetzt kommt was. Also, ich sage ja, bitte, setzen Sie sich hin. Kaum ist er gesessen, Herr Zimmer, ich habe die falsche Frau geheiratet. Aber wirklich verzweifelt. Ihr könnt lachen. Ich muss ja auch irgendwie lachen, gell? Aber... Aber der ist da gehockt wie ein Häufchen Elend.
Ich sage, was, Sie haben die falsche Frau geheiratet? Sind Sie sich da ganz sicher? Ja, Herr Zimmer, ganz sicher. Wie alt sind Sie? 23. Aha. Und jetzt erzählen Sie mal. Jetzt erzählt er also christliche Gruppe, gell? Und dann in einem Chor gesungen. Und dann kam es ein bisschen so zum Sex. Und dann Eltern, Chorleiter. Also, heiratet, heiratet. Alles in Butter. Einfach heiraten. Heirat ist die allerweltslösung in dieser primitiven Ethik. Die Frühe hat aber die höchste Scheidungsquote. Scheidungsquote von über 60 Prozent. Weil sich Menschen zwischen 20 und 30 heute... In der Antike ist ein Schuster so ein Schuster, Bäcker so ein Bäcker, man heiratet. Und ab 20 ändert sich nichts mehr. Aber heute ändert sich alles.
Also, jetzt sagt der Herr Zimmer, was soll ich machen? Überlegt mal, was hättet ihr dem gesagt? Er erzählt also, meine Frau ist ein Jahr jünger. 23, 22. Sie will jetzt den Beruf nicht nennen, weil könnte man als negativ empfinden. Also, sie hat kein Abitur, was ja wirklich keine Schande ist. Diese Arroganz der Abiturienten und diese Komplexe derer, die kein Abitur haben, ist auch ein sensibles Thema. Das Fass will ich jetzt nicht aufmachen. Also, auf jeden Fall, Herr Zimmer, aber jetzt bin ich an der PH 80 Prozent Mädchen, Studenten. Die sind ja noch viel hübscher. Und außerdem können sie auch noch Französisch. Also, jetzt hat er gemerkt an der PH, der kommt ja irgendwo so vom Land, jetzt ist er im Duft der großen weiten Welt, sieht diese hübschen Frauen, sportlich, emanzipiert, gebildet. Jetzt hat er gemerkt, ich hab die falsche Frau geheiratet. Jetzt sagt er mir, Herr Zimmer, was soll ich machen?
Also, ich will das mal öffentlich sagen. Ich hab öfter solche Gespräche. Ich krieg das ja ab. Diese vermurkste, konservative, scheinheilige Ethik. Die krieg ich ab. Dann hab ich gesagt, also gut, dass sie sich das eingestehen. Jetzt müssen wir ganz cool bleiben. Ich weiß auch nicht, was sie tun sollen. Ich bin ja nicht ihr Papa. Wir durchdenken mal die Sache ganz offen. Haben Sie schon mal mit Ihrer Frau drüber geredet? Nein, die weiß nichts. Dann hab ich gesagt, also irgendwann müssen Sie anfangen, mit ihr ganz offen drüber zu reden. Ich bin 23, hab ich gesagt, es kommt auf ein Jahr nicht an. Jetzt sind Sie normal verheiratet. Jetzt braucht Ihre Ehe jede Chance, die Sie verdient. Also, wenn Sie je aus der Ehe aussteigen wollen, das weiß sie nicht, wird sich finden. Dann brauchen Sie ein ganz klares, gutes Gewissen. Sie brauchen den Rücken frei, um neu durchstarten zu können.
Und das können Sie nur, wenn Sie mit Ihrer Frau viele ehrliche, offene Gespräche führen, auch drauf hören, was Ihre Frau sagt. Und dass Sie Ihrer Ehe jede Chance einräumen. Jede Ehe verdient jede Chance, die möglich ist. Und da braucht man mindestens ein Jahr. Also, das müssen Sie jetzt schon investieren. Also gut, er hat das alles so... Es hat ihm eingeleuchtet. Über ein Jahr später... Er hat auch gesagt, er muss nach Spanien, Gastsemester. Seine Frau kommt mit. Ich hab gesagt, super, das ist ein guter Zufall. Könnt ihr mal unter euch, ohne die ganzen hübschen PH-Studierenden, könnt ihr mal in Barcelona oder wo ein halbes Jahr euch mal wirklich finden. Also, nach ungefähr anderthalb Jahren hat er Examen gemacht bei mir. Ich hab mich wieder erinnert, das ist doch der Typ von damals.
Nach der Prüfung bin ich zu ihm hin, hab gesagt, also, Herr Sowieso, wie sieht's denn aus? Dann hat er gesagt, ja, Herr Zimmer, ich hab das so gemacht. Wir haben ganz oft geredet. Aber meine innere Gewissheit hat zugenommen, dass das ein Fehler war. Ich bin unter pseudokristlichem Gewissensdruck in diese Ehe gedrückt worden. Und es war... Und meine Frau, die singt auch in dem Chor. Und ich hab übrigens auch gesagt, eine wichtige Frage, wenn Sie wirklich herausfinden wollen, ob die Ehe gut gegründet ist, fragen Sie sich mal, freuen Sie sich bei dem Gedanken, mit dieser Frau die nächsten 40 Jahre zusammenzuleben. Freuen Sie sich bei dieser Vorstellung. Können Sie innerlich mit Freude sagen, ich möchte mit dieser Frau alt werden? Dann hat er gesagt, Herr Zimmer, die Frage war wirklich mein Kriterium.
Es war Horror. Wenn ich mir gedacht habe, dass wir... Dann hat er gesagt, Herr Zimmer, es ging nicht. Meine Frau hat am Anfang schwer darunter gelitten. Aber sie hat es im Laufe des Jahres eingesehen, wir sind jetzt getrennt und demnächst wird die Scheidung sein. Da hab ich ihm nur noch gesagt, Herr... sowieso nicht gleich unter der nächsten Ruckzipfel schlupfen. Jetzt erst mal... Es gibt eine Scheidungsforschung, die will ich euch aussagen, die ist ganz wichtig. Über 40 Prozent aller Ehen werden geschieden. Die Frühehen noch viel größer. Die sind sehr instabil. Die Scheidungsforschung besagt, es gibt drei bis vier Hauptgründe für Scheidungen. Der erste Grund ist ein Wechsel aus der Elternwohnung direkt in die Ehewohnung. Bei jungen Frauen ist das manchmal so. Ganz schlecht, ganz schlecht. In der Antike war das normal. Die sind alle aus der älterlichen, hopfen sie in die eheliche.
Nein, lebt erst mal ein, zwei, drei Jahre selbstständig. Selber einkaufen, Wäsche waschen, nicht mehr im Hotel Mama. Selber Brot einkaufen, selber Wäsche waschen, sich ein Wochenprogramm aufbauen. Wechselt nicht aus der älterlichen in die eheliche Wohnung, ist ein Hauptscheidungsfaktor. Zweitens, sofort Kinder. Ich kenne auch Frühehen, wo manche sagen, ja, ich würd's vielleicht noch mal machen. Übrigens auch bei den Frühehen, auch bei denen, die halten. Es gibt auch Frühehen, die halten. Aber da ist auch interessant, wenn man diese Frühehen, wenn sie dann 40 sind, noch mal fragt, würdet ihr's noch mal so machen? Da zögern sie. Obwohl's doch gut gegangen ist. Und die andere Frage, findet ihr das ein gutes Modell für die meisten? Na, sagen sie Nein. Also diese Fragen hört man im konservativen Lager auch nicht.
Selbst bei den Frühehen, die klappen, blicken die nach 15 Jahren ziemlich kritisch zurück. Muss man auch ein bisschen ethisch berücksichtigen. Ich hab immer wieder ein Seminar angeboten mit Kollegen zusammen, immer zu zweit. Meine persönliche Glaubenskarriere. Und da musste man sich persönlich anmelden. Und da ging's immer drum, wie kann ich mein persönliches Glaubensverhältnis zu Gott, meine Gottesliebe, meine Jesußliebe, wie kann ich sie verbinden mit der modernen Bibelwissenschaft, mit der Universitätstheologie? Das geht durchaus. Das tut sich sehr gut. Und da waren also immer nur 20, 25 Teilnehmer. Und ich hab es öfters erlebt, eine einzige Teilnehmerin war schon verheiratet. Weil man erzählt dann aus seinem Leben, jeder kommt mal dran, und da sagt die 23-Jährige als Beispiel, ich bin schon verheiratet seit einem halben Jahr,
ich bin glücklich, ich bin gläubige Christin, mein Papa ist Pastor, also das hab ich gut gemacht, die hat sich selber etwas im Mut zugeredet, ich bin glücklich verheiratet. Ich hab's aber jedes Mal gehört, dass 95 Prozent der anderen Studierenden, gerade auch der Frauen, die zum Teil 25, 26 waren, die haben alle aus tiefstem Herzen gesagt, würd ich niemals machen. Ich fühl mich jetzt eigentlich... Wenn du heutige 20-Jährige anguckst, die sind noch zum Teil so kindlich, gell? Weil sie so geboren, kleinbürgerlich, Klaviersturm, Ponyreiten und jetzt... Ja, ich sag euch, eine 16-Jährige in der Antike, die war, meint, es war ja Audisch, ja, hat keine andere Wahl gehabt, gell? Aber eine heutige 20-Jährige, meint ihr wirklich, dass die reif ist zur Ehe? Wie wird sie mit 30 darüber denken? Gut, ihr Lieben, es war ein Versuch, gell?
Das konservative ethische Modell überzeugt in einer modernen Gesellschaft nicht mehr. Sie müssen dann nachhelfen durch ein bissle Druck, durch ein bissle schlechtes Gewissen und durch komische Bibelzitate. Aber die Bibel kennt dieses Problem gar nicht. Es ist ein ernstes, tiefes, vollkommen neues ethisches Problem. Diese Wartezeit mit blühendem Körper und in der modernen Gesellschaft kann man nicht einfach sagen, wenn ihr anständig seid und dem lieben Gott gehorchen wollt, dann wartet ihr 14 Jahre. So steht's in der Bibel. Nein, das geht nicht.
Christliche Sexualethik – Der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften | 5.8.1
Der Vortrag von Siegfried Zimmer über christliche Sexualethik mit dem Fokus auf dem Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften überrascht. Eigentlich ist es kein Vortrag. Es ist ein Plädoyer. Anders als gewohnt nähert sich Zimmer der Thematik nicht sachlich, nicht systematisch, sondern überaus leidenschaftlich. Denn er hat ein Anliegen. Dafür kämpft er. Dafür streitet er. Für eine falsche Zurückhaltung ist ihm diese Thematik viel zu wichtig.
Natürlich tritt er dabei einigen auf den Schlips. Und das kann man ihm ankreiden. Aber bevor man das tut, sollte man sich drei Aspekte vor Augen führen: Erstens – und das betont Zimmer – kritisiert er keine Menschen, sondern ein religiöses System. Zweitens ist auch der Bibel diese Art der Zuspitzung vertraut: Paulus kritisiert ähnlich energisch eine Gruppe von Judenchristen, die versuchte bei »seinen« Galatern die Beschneidung einzuführen, – »Sollen sie sich doch gleich verschneiden lassen« lässt grüßen. Drittens kritisiert Zimmer ein religiöses System, dass seit Jahrhunderten keinerlei Gewissensbisse hat, die Bibel für seine Sichtweise zu vereinnahmen und zu verdrehen. Er kritisiert ein religiöses System, das vollkommen schamlos in das persönliche Leben von Menschen eingreift, das diesen Menschen nicht nur »auf den Schlips« tritt, sondern das Menschen manipuliert, mitunter sogar versklavt.
Siegfried Zimmer wendet sich gegen eine als christlich bezeichnete Sexualethik, die so tut als ob die heutige Gesellschaft mit der orientalischen Gesellschaft der Antike identisch wäre. Und er zeigt auf, dass diese »Ethik« zudem noch in sich selbst zutiefst verlogen ist! Sie ist willkürlich. Sie blendet nach Lust und Laune aus. Sie ist nicht das, was sie vorgibt zu sein. Sie ist definitiv nicht »bibeltreu«! Kein Sex vor der Ehe? Dazu sagt die Bibel nichts. Kann sie auch gar nicht. Gab es eigentlich nicht. Denn für jemanden, der schon vor seiner Geschlechtsreife verheiratet ist, ist es äußerst schwierig schon vorab tätig zu werden. Polygamie? In der Welt der Bibel gesellschaftlich und religiös vollkommen problemlos. Praktizieren auch Glaubenshelden. Aber welche »bibeltreue« Gemeinde würde heute einem Mann noch für seine Zweit- und Drittfrau den Segen geben?
Zimmer plädiert für eine christliche Sexualethik, die sehend ist. Die sich den geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen der Moderne stellt. Die sich nicht an pseudo-christlichen Dogmen orientiert, sondern – und hier schließt sich der Kreis – an diesen Worten aus dem Galaterbrief: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!«