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Ich möchte reden zum Thema Genderwahn und Gendergaga, Rebellion gegen Gottes gute Schöpfungsordnung. Zum Thema Gender halte ich seit 6-7 Jahren immer wieder mal Vorträge. Wer hat das Stichwort denn schon mal gehört? Gender? Okay, wenn ich das vor 5-6 Jahren gefragt habe, da hat sich so ein Drittel so ein bisschen gemeldet. So wenn ich vor 2-3 Jahren gefragt habe, da haben sich schon so 2 Drittel, 3 Viertel gemeldet. Inzwischen waren es gefühlt alle. Es ist ein Thema geworden. Im Grunde erst in den letzten 10 Jahren so richtig, dass Menschen über Gender reden, dass sie kritisch darüber nachzudenken versuchen. Seit 10 Jahren haben eine Reihe von Zeitschriften und Zeitungen das Thema entdeckt. Seriöse Zeitschriften haben das aufgegriffen.

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Im Feuilleton konnte man Sachen lesen wie, ich bring mal ein Zitat, das Genderdings ist keine Forschung, sondern eine quasi religiöse Dogmatik, die unnötig Steuergelder verschlingt. So in einer konservativen Zeitschrift. In den letzten Jahren ist es politisch auch mehr und mehr entdeckt worden. Die AfD nimmt sich das Thema immer wieder an. Auf einer AfD-Seite fand ich folgendes Zitat. Die Theorie des sogenannten Gender Mainstream besagt, dass Männer und Frauen sich nur deswegen voneinander unterscheiden, weil sie von der Gesellschaft dazu erzogen werden. Biologische und genetische Unterschiede gibt es demnach nicht. Und die Geschlechterrolle Gender ist ein Lernprogramm, das man umprogrammieren kann und muss. Wenn ihr mal Gender Mainstream googelt, werdet ihr zwei Sachen feststellen. Erstens, alle die das so schreiben sind dagegen und zweitens Ahnung davon haben sie nicht.

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Denn Gender Mainstream gibt es gar nicht. Gender Mainstreaming wäre hier gemeint. Man könnte jetzt ähnliche Dinge finden auf Seiten der NPD. Da klingt das ganz genau so. Nur dass dann immer dazu gesagt wird, etwa bei Judith Butler, dass sie einen jüdischen Hintergrund hat. Aber ich zitiere sowas erst mal lieber nicht. Es gibt aber auch viele Christen, die sich des Themas angenommen haben und die das seit vielen Jahren immer wieder in den Vordergrund schieben. Kann man etwa bei der katholischen Vereinigung Kirche in Not Sachen dazu finden, dass das eine dämonische Ideologie sei, ja sogar eine teuflische Ideologie. Vor einigen Monaten, im Jahr 2016, beklagte ein spanischer Kardinal in seinem Land eine regelrechte Eskalation gegen die Familie. Das war das, was er in der staatlichen Förderung der Gender Ideologie sah und er sagte, diese sei das Heimtückischste, das es in der ganzen Menschheitsgeschichte gegeben hat.

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Auf der Vatikanischen Familiensynode hat ein anderer Kardinal das so beschrieben. Eine theologische Unterscheidung befähigt uns, heute zwei unerwartete Bedrohungen zu sehen, wie zwei apokalyptische Tiere, die aufeinander entgegensetzte Pole anzusiedeln sind. Auf der einen Seite die Idolatrie der Götzendienst der westlichen Freiheit, auf der anderen Seite den islamischen Fundamentalismus. Um ein Schlagwort zu benutzen. Wir befinden uns zwischen Gender Ideologie und ISIS. Der Kardinal führte aus, dass diese beiden Hauptideologien, die Ehe und Familie frontal angreifen, dass sie das Wesen des Menschen, die Menschlichkeit des Menschen vernichten wollen. Das findet sich auf einem deutschsprachigen katholischen Internet Portal, dazu wird dann kommentiert, in eindeutigen klaren Worten, die keine Rätsel aufgeben, wie dies bei Worten des Papstes und unserer völlig verwendlichten deutschen Bischöfe der Fall ist,

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hat der afrikanische Kardinal damit Ehe und Familie gegen alle Angriffe verteidigt. In letzter Zeit ist das aber auch ein Thema, wo Naturwissenschaftler sich mehrfach zugeäußert haben. Letztes Jahr und dieses Jahr kamen zwei Bücher heraus von einem Kasseler Biologen, von einem Konstanzer Biologen. Der Kasseler Evolutionsforscher schreibt etwa, dass mit der Geschlechterforschung eine quasi religiöse Strömung unter der Tarnkappe des Gender Mainstreaming Fuß fasst und immer mehr gleich einem Krebsgeschwür sämtliche Fachgebiete erobern möchte. Er hat jetzt die Verteidigung aufgenommen. Gender Mainstreaming wird manchmal eine sogenannte Gender Agenda zitiert und aufgeführt von einer katholischen Journalistin, wurde das vor über 20 Jahren entwickelt, die fasst das so zusammen.

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Worum geht es denn in dieser Gender Agenda? Sie sagt erstens, das Ziel ist, die Welt braucht weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügung. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männer und Frauen sowie die Abschaffung der Vollzeitmütter. Zweitens, da mehr sexuelles Vergnügen zu mehr Kindern führen kann, braucht es freien Zugang zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung homosexuellen Verhaltens, das dabei nicht zu Empfängnis kommt. Drittens, in der Welt braucht es einen Sexualkunde Unterricht für Kinder und Jugendliche, der zu sexuellen Experimentieren ermutigt. Es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über ihre Kinder. Viertens, die Welt braucht eine 50-50-Männer-Frauen-Quoten-Regelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche. Alle Frauen müssen zu möglichst allen Zeiten einer Erwerbsarbeit nachgehen. Fünftens, die Religionen, die dieser Agenda nicht mitmachen, müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

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Die Gender Agenda. Es wird manchmal so zitiert, als wäre das von WikiLeaks, als hätte irgendjemand so eine Agenda da aus Versehen liegen lassen. Und glücklicherweise sind wir durch barmherzige Whistleblower aufgeklärt und wissen jetzt, oha, da kommt was auf uns zu. Man muss dazu sagen, die Frau hat eine sehr klare Auffassung von den Dingen dieser Welt. Das darf man ja alles haben. Sie selbst sagt aber, das ist nicht das, was gesagt und vertreten wird. Sie sagt, ich spitze es mal zu, worauf sie hinausläuft. Das ist keine Agenda, die irgendwo in der UNO gefunden wurde auf dem Schreibtisch des Generalsekretärs, sondern eine bewusste Zuspitzung einer Frau, die manche Entwicklung sehr kritisch sieht. Ich habe mal so angefangen, denn ich wusste, es ist halb eins, es ist mittags, es ist Sommer, wir wollen ja wach bleiben auch. Das ist auch wichtig. Und da habe ich so ein paar Hallo Wach Zitate.

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Jetzt müssen wir uns fragen, oha, das ist ja starker Tobak. Und wenn die alle sich einig sind, das kann ja nicht falsch sein, oder? Ich finde, so Leute, artheistische Naturwissenschaftler und katholische Kardinele, linkssoziale Herz-Jesu-Sozialisten und rechtspopulistisch-völkische Bewegungen, wenn die sich alle mal einig sind, wo sind sie sonst nicht alle einer Meinung? So Sachen wie die Woche hat sieben Tage oder so, da sind auch alle Meinung. Also das kann ja nicht mehr falsch sein. Ja, ich gehöre leider zu dem ketzerischen Haufen derer, die sagen würden, nee, da ist doch das allermeiste dran falsch. Wir leben in einer Zeit, wo man sehr leicht geneigt ist zu sagen, im Bundeskanzleramt, die haben im Grunde keine Ahnung, was los ist.

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Gott sei Dank lese ich regelmäßig zwei Zeitschriften, darum weiß ich das besser. Wir leben in einer Zeit, wo man sehr schnell geneigt ist zu sagen, dass man durch das dreimalige Lesen eines zweiseitigen Zeitschriftenartikels zum Stichwort Gender ganz sicher mehr darüber weiß, als Leute, die Gender studies studieren. Das fühlt sich heute normal an. Ich mach mal den Vorschlag, das doch wieder etwas unnormal zu finden. So diese sehr selbstverständliche Verachtung von allem, was irgendwie mit Expertise und so zu tun hat, ist heute sehr verbreitet, sehr beliebt. Meines Erachtens aber kein Zeichen dafür, dass der Intelligenzquotient von Netzusern sich auf Knopfdruck verzehnfachen lässt, sondern eher ein Zeichen dafür, dass vieles heute so kompliziert geworden ist, dass einfach ein riesiges Bedürfnis da ist, wieder durchzublicken,

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so dass sich in sieben Sätzen nacheinander riesige Weltprobleme lösen kann. Und das ist bei dem Thema Gender meines Erachtens der Fall. Ich hab hier bei der Vorbereitung am meisten geschwitzt, weil ich da ein bisschen was Aufklärendes zu sagen möchte. Und es ist jetzt schlicht nicht möglich, in 60 bis 75 Minuten mal soeben ein halbes Studium Genderstudies zu ersetzen. Es geht um ernste Fragen, um komplizierte Fragen, um schwierige Begriffe, um kontrovers gefüllte Konzepte. Und es kann heute nur um eine kleine Annäherung gehen. Also niemand sollte nach dem Vortrag denken, jetzt habe ich Gender gecheckt. Ich habe aber schon das Ziel, dass man nach 60 Minuten vielleicht doch ein bisschen mehr weiß als so mancher selbsternannter Experte, der sich dazu auch öffentlich äußert.

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Ich möchte jetzt, nachdem wir ein paar spannende Zitate hatten, mit ganz langweiligen Dingen anfangen, also mit so ein paar Fakten, ein paar grundlegende Begriffe, um sich überhaupt erst mal zu orientieren, worum es denn bei dem Ganzen geht. Eine Basisunterscheidung wird von den meisten Kritikern auch ungefähr sachgemäß wiedergegeben. Was ist der Grundgedanke? Man unterscheidet seit einiger Zeit zwischen Sex als dem biologischen Geschlecht und Gender als dem sozialen Geschlecht. Das kann man ungefähr so sagen, es hoffnungslos vereinfacht, aber irgendwo muss man ja anfangen. Dann muss man sich schnell vor Missverständnissen hüten. Etwa eine sehr häufige Erklärung, die man in ganz unterschiedlichen Medien findet, es wird gerne voneinander abgeschrieben, sieht so aus. Gender sozial meint, dass jeder Mensch unabhängig von seinem biologischen Geschlecht wählen kann, als Mann oder Frau zu leben.

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Das werdet ihr oft finden. Ich suche mir einfach aus, ob ich Mann oder Frau bin und wenn ich nach ein paar Wochen keinen Bock mehr habe, dann ändere ich das. Und wenn ich eine Operation will, zahlt ja der Staat und wenn die mich nicht zufrieden stellt, mache ich wieder was anderes und so. Das ist wirklich Unsinn. Das sieht niemand so. Warum kommen aber Menschen darauf, solche Erklärungen zu produzieren? Nun, das Missverständnis rührt daher. Gender als soziales Geschlecht wird häufig erklärt, es handelt sich dabei um eine soziale Konstruktion. Und da denken Menschen, ja wie, jetzt konstruiere ich doch nicht, dass ich ein Mann oder eine Frau bin. Ich stelle mich vor dem Spiegel zu notnackig, dann sehe ich doch. Ich konstruiere doch nicht mein Mann sein. Das ist doch da.

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Dem liegt ein großes Missverständnis zugrunde, was soziale Konstruktion heißt. Soziale Konstruktion ist in sämtlichen Geschichtskultur und Sozialwissenschaften etwas ganz Alltägliches. Vielleicht wird es darum auch zu wenig erklärt, wenn manchmal Wissenschaft auf Menschheit trifft. Da gibt sicher auch ein Erklärungsdefizit bei. Ich versuche es mal an einem recht unstrittigen Beispiel zu erklären. Am Beispiel Sklaverei. Sklaverei gibt es. In unserem Kulturkreis kann man sagen, gab es. Und mit Sklaverei war die Konstruktion verbunden. Man sagte, manche Menschen sind von Natur Sklaven und andere sind von Natur Freie. Das konnte man nach Völkern unterteilen, aber auch nach so Menschentypus.

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Und das galt als natürliche Ordnung oder geschöpfliche Ordnung oder wie auch immer. Man ist von Natur Sklave. Du musst gehorchen und arbeiten, bist du im Umfallen. Das ist deine schöpfungsgemäße Bestimmung. Und ich sage, wo es langgeht, das ist meine Natur. Das ist richtig so. Wir wissen heute, dass das keine natürliche Ordnung war, sondern ein Verbrechen. Ein Verbrechen, was in diesem Sinne naturalisiert wurde. Es gibt keine Menschen, die von Natur Sklaven sind. So, aber was passiert, wenn Menschen jahrzehntelang so leben? Es gab es ja in der Geschichte amerikanischer Bürgerkrieg auf einmal Ende der Sklaverei. Ihr seid frei. Jetzt lebt als freie Menschen. Konstruiert man sich dann einfach um und lebt so, als wäre man 40, 50 Jahre lang frei gewesen?

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Wir sehen heute, dass das eine Sache ist, die über Generationen dauert. Man kann dann sagen, ja, es war eine soziale Konstruktion, dass ich Sklave war. Und die hat mich zutiefst geprägt. In meinem Denken, in meinem Handeln, in meiner Körpersprache, in meinem ganzen Habitus, in dem, was ich gelernt habe an Gewohnheit, an Ausdrucksvermögen, an Reflexionsvermögen. Es hat mich durch und durch geprägt, sagen wir lieber, deformiert. Und dadurch, dass ich weiß, dass es eine soziale Konstruktion war, bin ich das nicht einfach los. Es kann sich über Generationen ziehen. Soziale Konstruktionen sind nichts, was ein Einzelner sich aussucht, was er frei wählt, wo er einfach drübersteht und das entscheidet. Es ist etwas, was in einem Zusammenspiel von Sprache, von Kommunikation, von Mode, von Denkmustern,

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von symbolischer Ordnung der Gesellschaft insgesamt auf vielen Ebenen verinnerlicht wird, was meinen Körper, meine Seele, mein Denken zutiefst durchdringt. Und hat nichts zu tun mit frei entscheiden oder auswählen. Und so ist es gemeint, dass Männlichkeit oder Weiblichkeit in dem Sinne soziale Konstruktionen sind. Es gibt Menschen, die sind mit 50 mal beim Arzt, Herr Müller, müssen irgendwie einen Gentest machen und kriegen das Ergebnis, Herr Müller, ist das alles in Ordnung? Und übrigens, wussten Sie, dass Sie eigentlich eine Frau sind? Sie haben gar kein Y-Chromosom, Sie sind ein XX-Mensch. Körper ist wie ein Mann, darum dachte man, Sie wären ein Mann, aber eigentlich so XX. Der geht ja auch nicht im Minirock nach Hause und hat das schon drauf, dass er anfängt, sich abends im Dunkeln zu fürchten und so war das für eine Frau so.

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Der ist erstmal fertig und fängt an zu lesen und zu googeln und so. Das ist nicht einfach so, dass man sagt, okay, bin ich heute eine Frau, ist mal was Neues. Jetzt wird sich meine Uschi wundern, was mache ich mit der? Also, soziale Konstruktion, das führt offenbar zu diesem Missverständnis, dass man Gender für etwas ganz Beliebiges hält. Sex und Gender war die erste Unterscheidung, die ich ein bisschen erläutern wollte. Jetzt möchte ich eine zweite erläutern, Gender Mainstreaming und Gender Theorie. Gender Mainstreaming, das ist mit vielen Ängsten verbunden. Ganze Geschichte kann man überall googeln, das ist in den 80er Jahren entstanden worden auf verschiedenen Frauenkonferenzen, auch im Bereich der UNO. Wurde dann auf der Weltfrauenkonferenz in Peking formuliert als eine Gleichstellungspolitik. Es wurde bei der EU übernommen, ist in Deutschland, in den meisten mittelwesteuropäischen Ländern übernommen worden, auch staatlicherseits vom Familienministerium.

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Es ist im Grunde die Fortsetzung der klassischen Frauenförderung, weil man gemerkt hat, klassische Frauenförderung hatte Defizite, man ließ alles irgendwie laufen und dann sagte man, Frau Schmidt, wären Sie vielleicht gern Frauenbeauftragte? Und dann war die das und die guckte sich alles an und sagte, ja, das gefällt mir nicht und das gefällt mir nicht und das. Und hatte schnell den Ruf einer Meckertante weg und so richtig ging das alles nicht. Gender Mainstreaming versucht das Ganze anders aufzudröseln. Mainstreaming bedeutet, Geschlechtsfragen sollen nicht immer erst im Nachhinein durch Protest irgendwie ins Spiel gebracht werden, sondern bei sämtlichen politischen oder verwaltungsmäßigen oder teilweise auch wirtschaftlichen Entscheidungen, soll mit berücksichtigt werden, inwiefern Geschlechterfragen betroffen sind von Maßnahmen, die man ergreift, also von Stellenausschreibung

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oder von Baumaßnahmen oder von Zeitkonten oder Arbeitszeitregelungen. Man ist dann immer verpflichtet von vornherein zu sagen, das kann sich so auf Frauen auswirken, auf Männer so, Schwangerschaft, Erziehungszeit und so weiter, das soll man mit berücksichtigen. Das zweite Vorteil, den man sah, war, bei Gender Mainstreaming geht es nicht nur um Frauenförderung, sondern auch, dass zweite Geschlechter sollen berücksichtigt werden. Es geht nicht nur darum, die armen, armen Frauen immer als förderungswürdig zu sehen, sondern vielleicht auch mal zu sehen, wo Männer Förderungsbedarf haben oder vielleicht auch so ein bisschen dysfunktional rummachen. Also da einfach mal andere Themen und andere Fragen in den Blick zu bekommen. Das Ziel war, über die rechtliche Gleichberechtigung der Geschlechter hinaus soll auch überlegt werden, wie man reale Chancengleichheit herstellt,

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wie man die ein oder andere gläserne Decke, also die Nachteile im Aufstieg oder in der Karriere, wie man das mit berücksichtigt oder wie man auch bestimmte Berufsbilder davor bewahrt, allzu einseitig nur mit Männern oder Frauen besetzt zu werden. Gender Mainstreaming. Jetzt gibt es Menschen, die Gender Mainstreaming im Verdacht haben, ganz schlimme Dinge mit den Menschen zu wollen. So in die Richtung, dass Mann und Frau sein, wird grundsätzlich abgeschafft und man wird irgendwie ein Dingsbumswesen oder muss sich sonst wie als Elter 1 und Elter 2 anreden lassen und die Männer sind jetzt auch Herr Professorin und sonst wie. So das ist die Befürchtung, die man damit verbindet. Da muss man eine weitere Unterscheidung jetzt hinzufügen. Man muss unterscheiden zwischen der Frage der Geschlechterrolle und der Frage der Geschlechteridentität.

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Geschlechterrolle, das sind soziale Maßstäbe, soziale Ideale, nach denen sich Männer und Frauen richten. Die oft unausgesprochen sind, die manchmal auch durch Werbung und Bilder und Spielzeugsortierungen im Laden schon einem nahegelegt werden. Bei solchen Geschlechterrollen wird überhaupt nicht bestritten, dass Männer Männer sind und Frauen Frauen sind. Es wird aber gefragt, nach welchen Mustern orientieren die sich und sind manche Muster vielleicht problematisch? Was macht es mit Frauen, wenn in öffentlichen Darstellungen die meisten Frauen, die man heute sieht, vor 200 Jahren als dem Hungertode nah empfunden worden wären? Was macht das mit dem eigenen Körperbild, dass ich ständig öffentlich nicht so bekleidete Damen sehe und dann mich im Spiegel sehe und mir das Eis nicht mehr schmeckt?

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Oder ich sonst irgendwie denke, ach die Schwimmbad-Saison dieses Jahr sowieso rum, spare ich mir. Also um solche Dinge Geschlechterrollen wird darüber nachgedacht. Geschlechteridentität ist eine andere Frage. Es gibt Menschen, die schlicht auch biologisch, anatomisch keine eindeutige Geschlechtsidentität haben. Und da könnte man jetzt lange ins Medizinische hineingehen. Da gibt es unterschiedliche Ausprägungen, dass man Penis und Vagina beides hat oder anderthalb oder nicht so ganz oder dass es irgendwie uneindeutig ist. Und es gibt den Fall, dass Menschen eine körperlich eindeutige Erscheinungsweise haben, sich damit aber nicht identifizieren können.

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Also Inter- und Transsexualität. Es wird manchmal miteinander verrührt, dass Menschen sagen Gender Mainstreaming ist im Grunde, die wollen uns ausreden, dass wir alle nicht mehr wissen, dass ob wir Männlein oder Weiblein sind oder gar nichts oder beides oder dass wir 50 oder 60 Geschlechter haben. Hier muss man sagen, Gender Mainstreaming hat mit solchen Fragen quasi nichts zu tun. Gender Mainstreaming hat nichts damit zu tun, in irgendeiner Weise das Thema Intersexualität oder Transsexualität Kindern ab der ersten Klasse als erstrebenswert zu verkaufen. Das sind Angstfantasien, mit die mit diesem Programm nichts zu tun haben. Es wird gerne behauptet, dass Gender Mainstreaming eine staatlich geförderte Geschlechtsumwandlung mit sich brächte oder eine staatlich gepushte Abschaffung der Geschlechter.

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Jetzt ist bei solchen Theorien immer ein bisschen schwer, die zu widerlegen. Wenn jemand sagt, Genderideologie und der islamische Staat sind die beiden apokalyptischen Tiere der Gegenwart, dann käme ich mir ein bisschen doof vor zu sagen, ich habe mir noch mal ganz lange Nachrichten des letzten Jahres angeschaut, ich hätte jetzt so drei Argumente, dass der islamische Staat vielleicht ein bisschen schlimmer ist. Dann käme ich mir doof vor. Ich denke, Menschen, die auf so Ideen kommen, kann ich nur noch sagen, hört hört. Das sind Menschen, die offenbar keine Lust haben, irgendwie jetzt auf, lass uns mal einen Dialog machen, vielleicht lernen wir beide was voneinander. Das ist ein bisschen schwierig. So, aber ich möchte zwei Punkte nennen, an denen man vielleicht merken könnte, dass Gender Mainstreaming nicht das ist, was man manchmal darunter vermutet. Das erste ist, es gibt ja viele Menschen, die das sagen, Gender Mainstreaming ist eine teuflische Verschwörung und die UNO, die EU und die Bundesregierung steuern das und die kriegen uns alle klein.

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Das Lustige ist, all die Menschen, die das sagen und schreiben, die werden morgens wach und sind schon wieder nicht verhaftet worden und wurden schon wieder nicht in irgendeinem Brüsseler Gefängniskäfig verfrachtet. So, es gibt ja Länder, da kannst du sagen, ich habe das Gefühl, der Erdogan ist gar kein lupenreiner Demokrat, der will hier den Rechtsstaat anschaffen. Du kannst es über Nacht merken. Also man könnte auf die Idee kommen, dass du in Deutschland, in Brüssel und Europa viel sagen kannst. Und die Tatsache, dass du jeden Morgen im eigenen Bett wach wirst, könnte dich auf den Gedanken bringen, vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, wie ich gedacht habe. Aber das überzeugt nicht jeden. Dann würden sie sagen, ja, red du mal. Bei uns ist die Verführung im Grunde noch viel raffinierter. Die tun so, als könnten wir frei reden, aber im Grunde hinter den Kulissen arbeiten die daran, uns irgendwann doch zu kassieren.

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Ich möchte auch einen zweiten Punkt nennen, an dem man merken kann, dass Gender Mainstreaming vielleicht etwas weniger teuflisch und dämonisch ist. Nämlich den schlichten Umstand, es gibt ja Bibliotheken und da kann man feministische Literatur lesen. Und wenn man dann ein bisschen schaut, ältere feministische Literatur Anfang des 21. Jahrhunderts, da gibt es nicht so den geheimen Jubel Gender Mainstreaming. Jetzt machen wir sie fertig. Wir gestalten die Gesellschaft um. Nein, überhaupt nicht. Da findet man viele Texte, wo extreme radikale Denkerinnen und Denker sagen, Gender Mainstreaming, jetzt wird das Ganze neoliberal versifft. Unsere emanzipatorischen Anliegen werden im Grunde hier abgewickelt. Das ist jetzt Diversity, um die Unternehmen noch schlagkräftiger zu machen.

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Jetzt werden auch die Frauen reingezogen in den kapitalistischen Verwertungsbetrieb und alle unsere emanzipatorischen Ideale werden verraten. Das kann man vielfach lesen. Spätestens da sollte man überlegen, vielleicht ist Gender Mainstreaming etwas weniger teuflisch als befürchtet. Oder man braucht die Überlegung zu sagen, wie raffiniert die sich anstellen, kann man gar nicht mehr ermessen. Aber okay, kann man machen. Würde ich nicht empfehlen. Gender Mainstreaming in diesem Wort heißt Gender. Gar nicht Gender im Sinne von sozial konstruiert oder im Sinne von Geschlechteridentität, von trans und inter und queer. Im Rahmen von Gender Mainstreaming heißt Gender einfach Geschlecht, heißt einfach Berücksichtigung von Mann und Frau. Es ist ja ein anderes Gender. Wir sind so ein bisschen ungewohnt mit dem Wort, sodass man schnell denkt, überall wo Gender draufsteht, ist immer derselbe ideologische Inhalt.

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Hm, zwischen Sozialamt und Sozialdemokratie gibt es Unterschiede. Man muss nicht in die SPD eintreten, wenn man Sozialwissenschaften studiert, nur weil die auch sozial heißt. So, das eine ist Politik, das andere ist Wissenschaft, Sozialamt ist Verwaltung. Und das hat was miteinander zu tun. So, die Frage, hat das Wissen was miteinander zu tun? Ja, es hat was miteinander zu tun, aber es sind völlig verschiedene Kategorien oder völlig verschiedene Dimensionen des gesellschaftlichen Lebens. Gender kann einfach Geschlecht meinen. Es gibt Gendermedizin. Da geht es um die schlichte Frage, warum hat man bislang Prothesen oder Medikamente immer so entwickelt, dass es für den Mann gerade passt und die Frau dann am Magen kriegt, wenn sie das schluckt oder so ein bisschen eckig geht.

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Warum versucht man nicht für Männer und für Frauen und vielleicht auch für Große und für Kleine medizinische Maßnahmen anzupassen? Das ist Gendermedizin und da geht man ganz normal davon aus, dass es erst mal Männer und Frauen gibt und versucht darauf Rücksicht zu nehmen. Dass man sehr lange in der Medizin erst mal 100 Prozent auf den Mann gezielt hat, das ist wiederum ein Thema, was Genderstudies interessant finden. Das finden die interessant und die haben auch den bösen Verdacht, dass es kein Zufall war, weil sie so den merkwürdigen Zusammenhang sehen, dass ja auch in der forschungsintensiven Ärzteschaft auch die Geschlechterverteilung von absoluter Gerechtigkeit noch einen gewissen Sicherheitsabstand gehalten hat. Da könnten eventuell Zusammenhänge bestehen, über die man nachdenken kann. Also Geschlechterrolle und Geschlechteridentität muss man deutlich unterscheiden. Im Gender Mainstreaming geht es quasi ausschließlich um Geschlechterrollen, um Mann und Frau in einem fast langweiligen Sinne.

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In den Genderstudies in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen, da geht es nicht um Politik, da geht es um Wissenschaft, da werden Fragen gestellt. Da wird untersucht, da wird geforscht, im naturwissenschaftlichen Bereich, im historischen, im sozialwissenschaftlichen, im kulturwissenschaftlichen, da wird viel gearbeitet. Manchmal hört man, es gibt über 200 Gender-Lehrstühle in Deutschland. Auch das ist nicht so. Es gibt 200 Lehrstühle von Professorinnen und Professoren, die haben bei ihrer Forschungsspezifikation das Stichwort Gender, weil es sind normale Historiker, normale Juristen, normale Wirtschaftswissenschaftler, die haben dabei einen Forschungsschwerpunkt und in ihrem Lehrstuhl gehört das dazu.

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Es sind aber normale Professuren und die wirklichen reinen Gender-Lehrstühle reden wir von einer kleinen zweistelligen Zahl. Das findet ihr aber mehr oder weniger nie bei Genderkritikern mal so auseinander erläutert. In diesen Genderstudies gibt es in der Tat Theorien und Entwürfe und Überlegungen, wo auch mal ein bisschen radikal und wild gedacht wird. Das ist ehrlich gesagt der Sinn von Wissenschaft. Also eine Wissenschaft, wo immer das drin steht, was man gestern schon für vernünftig hielt, braucht man nicht. Das ist Wissenschaft, die in Diktaturen geliebt wird. Da muss man nichts befürchten. Eine Universität, wo es nicht mehrere Profs gibt, wo man das Gefühl hat, die sind kurz vorm Durchdrehen, taugt eigentlich nichts.

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Wenn man diese kreative Unruhe, dieses bisschen latent Wahnsinnige nicht mehr drin hat, braucht man den ganzen Kram eigentlich nicht. Es ist die Aufgabe von Wissenschaft und wenn ihr euch die Wissenschaftsgeschichte anschaut, 90% ist ein Friedhof irgendwann glücklich überwundener Irrtümer. Man weiß aber nicht, was die 10% sind, die uns richtig weiterbringen. Das weiß man nicht. Darum muss man probieren und muss rummachen und darum jetzt irgendwie Gender googeln und da auf Wahnsinn hoffen, an dem man sich irgendwie, wer weiß wie hochzieht, das ist ein bisschen armselig. Das erstmal zur grundlegenden Ehrenrettung. Gender steht in den Gender Studies nicht für irgendeine Ideologie, für irgendein Ziel, Mann und Frau abzuschaffen. Es ist in der Regel eine, man sagt, Analysekategorie. Es ist ein Suchbegriff. Es ist ein Wort, was im Grunde eine Fragestellung verkörpert.

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In historischen Studien ist Gender die Frage, wie wurden etwa in der Antike Mann und Frau wahrgenommen? Wie wurde ihre Rolle beschrieben? Wie wurden sie der Familie oder dem Beruf zugeordnet? Wie hat man das Verhältnis von Mann und Frau beschrieben? Wie war die Vorstellung von Mann und Frau im Blick auf Vernunft und Gefühl, Handlungskraft oder Anfälligkeit für das Böse? So, das fragt man sich, wenn man Gender Studies betreibt. Man fragt es historisch. Man fragt es im Blick auf andere Kulturen. Man fragt es im Blick auf das Rechtswesen. So, und da kann man nicht sagen, wofür braucht man da so viele Leute? Da ist noch bestimmt alles ausgeforscht. Wir haben alle Anfang des Jahres mitbekommen in Köln, die Übergriffe in der Silvesternacht.

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Und sich dann auch, wer weiß wie, aufgeregt, was diese islamischen orientalischen Männer sich herausnehmen gegenüber unseren Frauen. Jetzt merkt man das mit dem Verurteilen ist sehr schwierig. Was die allermeisten, ich auch, erst in diesem Jahr gelernt haben, war, das meiste was geschehen ist, war überhaupt nicht illegal. Es war bis zum Sommer 2016 völlig legal, jederzeit eine Frau an die Brust oder in den Schritt zu greifen. Es war völlig legal. Man sagte, ja, ist ja auch gerecht. Frauen dürfen ja jederzeit Männer in den Schritt fassen. Wenn man jetzt so ein bisschen schaut, was vielleicht ein bisschen häufiger vorkam in der Weltgeschichte, könnte es ein relativ eindeutiges Ergebnis geben. Es gibt aber kein Interesse, so was zu untersuchen. So, aber das war bis jetzt deutsche Rechtsgeschichte. Es ist völlig legal. Wenn eine Frau sich dann umdreht und einem Mann, der sich das rausgenommen hat, ohrfeigt, kann man sie wegen Körperverletzung drankriegen.

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Denn das ist verboten. So, auch wenn die Backe nicht mal rot wird oder so. Das ist verboten. Das ist Gewalt. Auch sexuelle Handlungen, die massiver sind an einer Frau, waren bis neulich legal. Sie waren völlig legal. Sie wurden in dem Moment illegal, wo die Frau sich gewaltsam gewährt hat. Wenn sie einfach nur gesagt hat, nein, hör auf, war das, die will es ja im Grunde doch. So, stand nicht im Gesetz, aber im Grunde sollte ein solches Denken oder wurde faktisch ein solches Denken gesetzlich geschützt. Und da sage jemand, wir haben zu viele Menschen, die sich mit Genderfragen beschäftigen in unserem Rechtswesen. So, Gender ist eine Analysekategorie. Sie beschäftigt sich mit solchen Themen. In Gender Studies gibt es natürlich dann auch weitergehende Theorien.

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Bis dahin, dass man grundsätzlich in Frage stellt, warum eigentlich diese Zweiteilung, Männer und Frauen, Frauen und Männer, müsste man das nicht grundsätzlich sprengen. Aber ich werde jetzt nicht weiter einführen in heutige Gender Studies. Ich werde auf das Thema am Ende nochmal zu sprechen kommen. Es geht um einen ersten kleinen Einstieg. Was ich im weiteren Vorhaben ist jetzt Bescheid. Mein nächstes Ziel ist, ich möchte jetzt erstmal in die Bibel schauen und etwas ein bisschen Wildes probieren. Wothaus soll ja auch so ein bisschen Spaß machen. Ich will ja hier kein Narkotisieren. Darum möchte ich das so ein bisschen wie bei Wetten das machen. Ich möchte eine etwas wilde Wette aufstellen. Und meine Wette lautet, ich behaupte, dass der Unterschied von Sex und Gender, vom biologischen und sozialen Geschlecht in der Bibel ständig vorausgesetzt wird. Ich behaupte, zeigen zu können, dass du weder Gott noch dich selbst verstehen kannst, wenn du nicht wenigstens unbewusst die Unterscheidung von Sex und Gender beim Bibel lesen machst.

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Ist das lustig genug? Soll ich das probieren? Wer hält dagegen? Schaffe ich das? Okay, das probiere ich jetzt. Ich zeige das mit der Bibel. Ich fange mal in der Bibel an, wo man ganz gut anfangen kann, bei Gott und möchte es erstmal bei ihm deutlich machen. Es gibt über Gott eine Aussage im Hosea-Buch. Das ist insgesamt sehr interessant. Hätten wir viel Zeit, könnten wir über Hosea 11 viel machen. Ich habe leider viel vor, darum nur das Ende. Da heißt es am Ende, denn ich bin Gott und kein Mann. Jetzt kommt das dem einen oder anderen vielleicht nicht so bekannt vor. Die meisten Bibelübersetzungen, da steht das gar nicht. Den meisten Bibelübersetzungen steht, denn Gott bin ich und kein Mensch. Jetzt will ich nicht eine Verschwörungstheorie stricken und sagen, da seht ihr mal, wie diese Männerversifften-Übersetzer-Komitees euch da die Emanzipation verweigern und so.

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Nein, man kann das so machen, weil wenn man jetzt schreiben würde, Gott bin ich und kein Mann, könnte man ja fragen, eine Frau ist da oder so. Nein, das ist so gemeint. Ich für Mann wird häufig im hebräischen Stellvertretend für Mensch verwandt. Ein bisschen wie im Englischen, man, Mann und Mensch. L'homme, der Mann, der Mensch, Französischen, so das ist in vielen Sprachen wie Mann in Deutschland ja auch sagt. Mann sagt, wenn man meint, alle sagen. Auch die Sprache hat natürlich so ihre eigene Getränktheit durch ein bestimmtes Denken. Aber wörtlich heißt es hier, ich bin Gott und kein Mann.

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Was in dem Hoseatext interessant ist, ist, dass insgesamt hier Gott sich beschreibt mit einer Reihe von quasi weiblichen Verhaltensweisen, die man damals Frauen zugeschrieben hätte. Etwa solchen, dass er ein Säugling an seinen Busen hebt und sagt, ich habe sie gestillt, ich habe sie laufen gelehrt. Also sehr, sehr interessant, alles sehr weiblich. Und eben dieser spitzen Satz Gott ist kein Mann. Das ist etwas, was auch an anderen Stellen im Alten Testament ausgeführt wird. Etwa Nummer 4. Mose 23,19 auch hier heißt es Gott ist kein Mann, dass er Lüge. So auch hier machen die meisten Übersetzungen Gott ist kein Mensch, dass er Lüge, weil man möchte das nicht in der männerfeindliche Ecke irgendwie lesen. Aber wörtlich wieder Gott ist kein Mann. Und aller guten Dinge sind drei. Durch dreierlei Zeugen soll alles beglaubigt werden. Fünfte Mose 4 heißt es Gott redete mit euch und ihr saht keine Gestalt.

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So hütet euch, dass ihr euch nicht versündigt und euch irgendein Bildnis macht, das gleich sei einem Mann oder einer Frau. Das mit den Frauen hat man sich in der Kirchengeschichte gut dran gehalten. Mit den Männern? Ich muss noch überlegen. Aber da hätte ich das eine oder andere Bild vor Augen, wo ich das Gefühl hätte, der sieht aus wie ein Mann. Kann eigentlich gar nicht sein, der ist ja keiner. Aber war irgendwie dann doch naheliegend. Gott ist weder Mann noch Frau. Können wir uns darauf einigen? Ich höre keinen Widerspruch, das beruhigt mich ein bisschen, denn das ist natürlich etwas, was dann, wenn man die Frage anders formuliert, manche doch provoziert. Die Jahreslosung dieses Jahr lautet ja Ich will euch trösten wie eine eine Mutter tröstet.

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Da haben manche gesagt Guck mal, wie schön, wir haben eine Jahreslosung, die erinnert uns an das Mutterherz Gottes. Das ist eine Formulierung, da wurden doch so manche unruhig. Die werden nie unruhig, wenn man sagen würde, das Vaterherz Gottes, da wird es ihnen innerlich weit und warm. Aber Mutterherz Gottes, da werden die ganz unruhig. Und wenn man denen dann sagt Keine Angst. Gott hat keine Gebärmutter, der ist keine Frau. Das war einfach ein Bild. So dann sind die immer noch unruhig und sagen Nee, das ist aber ein verbotenes Bild. Denn Gott ist Vater. Er ist wesensmäßig Vater. Vielleicht wird er manchmal verglichen mit weiblichen Eigenschaften, aber im Wesen ist er männlich. Und manchmal gibt es da so paar komische Restverse noch. Nun, das halte ich für vollkommen unbiblisch.

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Finde hier ist die Bibel völlig eindeutig, dass Gott kein Geschlecht im Sinne von Sex hat. Und das halte ich gesamtbiblisch auch für ganz entscheidend. Es gibt ja in der Religionsgeschichte durchaus Konkurrenz für Gott. Die heidnischen Obergötter wie El oder Zeus, die sind männlich. Die haben einen Penis und sie benutzen ihn auch. Das ist völlig eindeutig für die. Uranus hat einen. Cronus schlägt ihm ab. Aphrodite wird daraus noch geboren. Das war so die antike Vorstellung, dass im männlichen Samen der ganze Mensch drin ist. Die Frau ist so ein Gefäß. Da wird das zum Warmhalten reingelegt, wird ein bisschen größer und so. Alles im Mann, darum Aphrodite. Da reicht im Grunde das abgeschlagene Gemächte von Uranus.

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Das fällt dann ins Meer. Das Meer guckt sich um und sagt keine Frau. Ist egal, kriege ich hier die Aphrodite raus oder die Venus dann auf Latein. So, die haben einen Penis. Unser Gott nicht. Das ist ein Wesensunterschied zwischen unserem Gott und den heidnischen Göttern. Der biblische Gott hat keine Genitalien. Er steht jenseits der Geschlechterdifferenz. Wenn wir von Gott aber als großen Du sprechen, von einem persönlichen Gott, dann können wir Menschen nicht anders, als ihn männlich oder weiblich zu beschreiben. Wir kennen eben nur männliche oder weibliche Personen. Und wenn es heißt, dass Mann und Frau zum Bilde Gottes geschaffen sind, ist das offenbar auch gleichermaßen legitim. Es sind immer Bilder, es sind immer Metaphern und Übertragungen,

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die eben gerade nicht das Wesen Gottes erfassen können, sondern Gott in seiner Zuwendung zu uns. Wenn es heißt, dass Gott das Licht ist, ist man ja auch nicht so schlau, wie man denkt, wenn man fragt Welle oder Teilchen. Das ist ja auch nicht gemeint. Das ist auch ein Bild für das Wesen Gottes, der eben nicht nur ein Licht unter vielen ist, sondern das, in dem man alles sieht. So, denke viele Christen kann man dafür vielleicht gewinnen. Okay, bei Gott funktioniert das. Gott hat keinen Sex im Sinne von Geschlecht, biologischen Geschlecht, aber es wird gegendert von ihm geredet. Dass man weit überwiegend in der Bibel männlich von ihm redet, ist sehr interessant, wäre aber ein eigener Vortrag. Ich mache an der Stelle weiter. Jetzt könnte man sagen, okay, Gott hat keinen Sex, aber Gender,

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aber das war ja jetzt auf so einer metaphorischen Ebene, das war in einem übertragenen Sinne. Heutige Gendertheorie kann man damit ja doch nicht retten, würde ich zugestehen, aber ich lege ja nach. Das ist mit Männern und Frauen auch in der Bibel interessanter, als man oft denkt. Zunächst mal kann und muss man sagen, es wird in der Bibel von Sex gesprochen, Geschlecht im Sinne von biologisch, etwa wenn es heißt, Gott schuf männlich und weiblich oder in die Arche gingen jeweils Mann und Frau von jeder Art. Das ist biologisch gemeint. Es gibt aber eine Reihe von biblischen Sachverhalten, die sich einer solchen biologischen Logik entziehen. Ich fange mal mit einem Text an, Offenbarung 14. Da stehen die berühmten 144.000. So, das sind alles Zeugen Jehovas, wir haben da keine Chance,

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insofern können wir entspannt darüber nachdenken. Nein, die auch nicht. 12 mal 12.000, heilige Zahl, es ist so die Gemeinde, die wahre Gemeinde Jesu in ihrem Vollsinn, in ihrer Vollzahl. Die wird jetzt hier interessant beschrieben. Wer sind das, fragt man sich, dann heißt es Vers 4. Diese sind es, die sich nicht mit Frauen befleckt haben. Jetzt Sex mit Frauen als Verschmutzung zu beschreiben, ist an sich schwierig, hat mit antikem Genderdenken zu tun. Das lassen wir hier mal unkommentiert. Aber es ist ja auch so ein bisschen komisch. 144.000, die, die sich nicht mit Frauen befleckt haben, sind das nur Männer? Gehören nur Männer zur Vollzahl der auserwählten Gemeinde Jesu? Wir lesen weiter, da heißt es, denn sie sind jungfräulich.

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Man muss sich manchmal beim Bibel lesen Zeit nehmen, um sich solche schönen Verwirrungsmomente nicht entgehen zu lassen. Was sind das für Wesen? Lauter Jungfrauen, die sich nicht mit Frauen befleckt haben. Jetzt könnte man auch wieder an eine Sondergruppe denken, an die aber ganz bestimmt nicht in der Aufbahrung des Johannes gedacht worden ist. Wir sehen, hier wird mit Metaphern gespielt. Die Metaphern, mit denen man hier spielt, sind offenbar die. Jungfräulichkeit ist ein Bild für Reinheit, ein Bild für Treue. In der Regel ist es ja eigentlich nur bei der Verlobten wichtig. Man wird ja bei einer Siebenjährigen nicht sagen, Holte, Jungfrau, komm her. Das ist ja völliger Blödsinn. Ansonsten war in der Antike, im alten Israel, ab einem gewissen Alter, ab einem sehr frühen Alter, wo man in keinem westlichen Land Führerschein bekommt,

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der Drops auch gelutscht. Insofern war es für Verlobte wichtig und interessant, dass sie jungfräulich in die Ehe kamen, das hieß, dass sie treu geblieben sind, dass sie rein geblieben sind. Dies galt in der Regel für Frauen, da war es interessant, da gab es Nachweismöglichkeiten. Bei den Männern war das in gewisser Hinsicht auch wichtig, aber es wurde nicht sanktioniert. Es wurde auch nicht kontrolliert, wie auch. Dieses Bild der Jungfräulichkeit wird hier auch offenbar auf Männer übertragen. Männer, die Jesus treu geblieben sind. Das andere Bild ist der Ehebruch. Hier wird auch aus einer männerzentrierten Sicht beschrieben, der Ehebruch ist die Untreue gegenüber Jesus, dass ich anderen Herren, anderen ihr Lehren, anderen Ideologien anhänge

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und irgendwo vom Weg abweiche. Es sind zwei Bilder, das heißt, die 144.000 können Männer und Frauen sein. Es sind sicher aber auch Männer, denen hier das Bild der Jungfräulichkeit einfach mal so zugemutet wird. Das ist ein Bild, was wir vielfach finden in der Bibel, ganz typisch ist aber auch etwa die Braut. Auch in der Johannis-Offenbarung am Ende heißt es, der Geist und die Braut sprechen, komm, alle Männer müssen sich Jesus gegenüber im Bild der Braut einfinden. Auf Jesus warten ist das Gleiche, die törichten Jungfrauen. So und auch hier nimmt man fünf so Jungfrauens, fünf so Jungfrauen. Auch da geht es nicht darum, oha, die Frauen haben ja echte Klippen noch zu bewältigen, wenn sie beim himmlischen Mal mit Jesus dabei sein wollen.

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Nein, das ist ein Bild für alle. Auch die Männer sollen sich in diesem Jungfrauenbild finden. Auch die Männer sollen sich als Braut Christi wiederfinden. Und etwa das hohe Lied in der Bibel, eine Sammlung sehr irdischer Liebeslieder wurde die ganze Kirchengeschichte hindurch so gelesen, dass hier Menschen, überwiegend Männer, sich gegenüber Jesus oder gegenüber Gott als Braut empfinden und nach seinem Kuss sich sehnen und nach den Streicheleinheiten von ihm. Und bis heute funktioniert das in Liedern. Bis heute können Männer offenbar sich jungfräulich oder bräutlich fühlen. So ein bisschen ein Eindruck, das lässt auch manchmal nach. Aber in der Kirchengeschichte ist das völlig normal. Nur ein paar Verse, dass etwa dem Apostel Paulus das leicht von den Lippen ging.

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Er kann den Testalonichern sagen, obwohl wir unser Gewicht als Christi-Apostel hätten einsetzen können, sind wir unter euch mütterlich gewesen. Wie eine Mutter ihre Kinder pflegt, so hatten wir Herzenslust an euch. Zwei Verse später dreht er es weiter und sagt, ihr wisst, dass wir wie ein Vater seine Kinder, ein jeden von euch ermahnt und getröstet und beschworen haben, euer Leben würdig des Gottes zu führen. Ihr seht, das ist ein bisschen mehr mahnen, beschwören so und trösten, kuscheln, geborgen, pflegen. Das ist weiblich. Wir sehen aber, Mann und Frau, männliche und weibliche Beschreibung sind soziale Rollenmuster. Es ist für Männer in der Bibel selbstverständlich, weibliche Rollenmuster so zu lesen, dass man sich damit ganz und gar identifiziert.

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Natürlich in einem Sinne von Gender. Es gibt keine Männer, die sich so hineingesteigert haben in einem mystischen Rausch des Hohen Liedes, dass sie am nächsten Tag irgendwie sagten, ich glaube, ich bin über Nacht trans oder so. Ich habe meine männliche Identität gestern Nacht. Das ist nicht so. Es ist ein Zwitschen, was Menschen offenbar immer schon gekonnt haben. Die Männer. Jetzt ein paar Frauen-Verse. Es ist eine Reihe von Aussagen in der Bibel, wo es schlicht heißt, seid männlich und seid stark. Auch hier die meisten Übersetzungen machen dann gleich, seid mutig, seid tapfer. Heißt eigentlich männlich. Auch das gilt natürlich für Frauen wie Männer. Überhaupt ist männlich sein in vielen Sprachen eingegangen, quasi in so ein Komplimentwort. Wir wurde zu Virtus, Tugend.

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So prüft selbst, ob weiblich oder wie ein Mädchen, ob das in der Regel ein Lob ist oder nicht so. Also vielfach werden Frauen so angesprochen, seid männlich. Sie werden auch auf Christus als ihr Urbild hingewiesen. Das Ziel ist, mit Christus gleichgestaltet zu werden. Es gibt für Frauen hier kein anderes Maß. Es heißt nicht, ihr Männer werdet gleichgestaltet mit Jesus, ihr Frauen, naja, ihr wisst schon mit Maria. Nein, dieses männliche Bild Christus gilt auch für Frauen. Im frühen Christentum hat das eine interessante Wirkungsgeschichte nach sich gezogen. Ich nehme jetzt mal zwei Texte hinzu außerhalb des Neuen Testamentes aus dem Thomas-Evangelium. Thomas-Evangelium, Vers 114, lautet so. Petrus sagt, Maria soll von uns gehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.

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Vielleicht ein guter Grund, dass das nicht kanonisch wurde. Dann wäre Petrus nicht als Stifter des Papstums in Frage gekommen. So, aber Thomas-Evangelium sagt, weg mit den Frauen. Jesus sagt dann, siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache. Damit sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen. Wenn das auf irgendein Workshop vom Kirchentag mal so gesagt würde und irgendwer von der falschen Zeitschrift das zitiert, wenn die sofort sagen, was für ein neumodischer Müll heutzutage da ausgebreitet wird. Das ist 2000 Jahre alt. Vor 2000 Jahren war das eine mögliche Beschreibung. Sollte man ein bisschen komisch finden, aber war eine mögliche Beschreibung für Erlösung. Das könnte man sagen, Thomas-Evangelium war da was nicht mit Gnosis.

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Sehr, sehr, sehr kompliziert, lassen wir alles weg. Ganz ähnlich zweiter Clemensbrief. Den hält niemand für heretisch oder für Sondergruppe oder schwierig. Apostolische Väter Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Da heißt es, als der Herr selbst von jemandem gefragt wurde, wann sein Reich kommen werde, sagte er, wenn die zwei eins sein werden und das Äußere wie das Innere und das Männliche mit dem Weiblichen weder männlich noch weiblich ist. Genderwahn in der Urkirche. So uralter Text war damals normal, konnten die mit umgehen. Ich möchte eine Sache von Paulus noch bringen. Auch das wird durch die meisten Übersetzungen er dann immer verkleist hat. Auch Frauen müssen sich im Neuen Testament vielfach männlich anreden lassen. Galater 4 heißt es, solange der Erbe unmündig ist, ist zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied.

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Obwohl der Herr ist über alle Güter, sondern er unterschät vormündern und pflegern, bist du der Zeit, die der Vater bestimmt hat. So, kleines Minigleichnis. Und dann fährt Paulus fort. So auch wir. Als wir unmündig waren, waren wir in der Knechtschaft der Mächte der Welt. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die unter dem Gesetz waren erlöste, damit wir die Sohnschaft empfingen. Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft, aber lieber Vater, so bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Sohn. Wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott. Jetzt machen da sämtliche gutmeinenden Übersetzungen immer sofort statt Sohn Kind draus, weil ansonsten wäre das ja so männerzitriert. Warum steht da Sohn? Ja, weil die Söhne geerbt haben. Hätte Paulus antiken Leuten geschrieben, es geht hier um Erbe und auch du sollst die Tochterschaft empfangen,

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würde jeder denken, so ein Mist gehe ich wieder leer aus. Es erbt man eben nur als Sohn. Und insofern, wenn auch die Frauen erben, wenn sie die Kindschaft erben, muss man Sohnschaft sagen. Sonst haben sie eben kein Erbe. Und dass das eine interessante Sache ist, über die Paulus auch so ein bisschen nachdenkt, sieht man etwa im Römerbrief. Denn da wechselt er mitten im Gedankengang im Griechischen aus einer männlich zentrierten Sprache hin zu einer geschlechtersensiblen Sprache. Da hieß es wörtlich so, jetzt immer Luther, ein bisschen wörtlich gemacht, welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Söhne. Ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen, das ihr euch fürchten müsst, sondern ihr habt einen Geist der Sohnschaft empfangen, durch den wir rufen, aber lieber Vater. Und dann macht er weiter, der Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir jemand? Kinder, so sind wir auch Erben.

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Ganz interessante Stelle. Er hätte ja auch hier mit Söhne weitermachen können, zumal es ja danach auch wieder Erben heißt. Der Apostel Paulus hat manchmal einen schlechten Ruf. Er gilt nicht als Frauenversteher. Ich werde morgen und übermorgen noch dafür kämpfen, dass Paulus einer der progressivsten Menschen der Antike überhaupt war. So manches, so Antik und aber morgen und übermorgen, wir werden hier Paulus fast zum Frauenversteher machen. Und das wäre auch so ein Beispiel, wo er sich hier geschlechtersensibel macht. Zwischenfazit, männlich und weiblich ist in der Bibel oft biologisch gemeint, sehr oft aber auch schlicht sozial. Männlich und weiblich steht für bestimmtes Rollenverhalten, für bestimmte Charaktereigenschaften. Das heißt, Gender ist nicht irgendein Gaga, sondern Gender ist selbstverständlich und notwendig.

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Was wir in den letzten 50 Jahren gemacht haben, ist, dass wir das uns bewusst gemacht haben. Wir haben es auf einen wissenschaftlichen Begriff, auf ein Konzept gebracht. In der Bibel ist es der Sache nach längst vorausgesetzt. Ich möchte jetzt fragen nach der genaueren Beschaffenheit der Rollenmuster, die bei Gender im Sinne von sozialem Geschlecht vorausgesetzt waren. Das ist jetzt so ein bisschen die Geschichte von Mann und Frau den letzten 3000 Jahren. Das müssen wir sehr hetzen. Aber es gibt da so viel Gutes und Kluges zu. Da ist jetzt auch nichts neu zu offenbaren, einfach bewusst zu machen, wie es gewesen ist. Ich möchte euch ein sehr vereinfachtes Schema vorstellen, mit dem man die Weltgeschichte in den letzten 3000 Jahren so ungefähr in den Griff kriegen kann.

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Und zwar so, in der alten Welt, die an manchen Orten bis heute dauert, war das Verhältnis von Mann und Frau schlicht so, dass man sagen kann, Herrschaft. Die Männer herrschen über die Frauen, die Frauen gehorchen den Männern. In der Neuzeit, die manchmal schon in der Renaissance anfängt und hier und da jetzt gerade dämmert, ist das Verhältnis ein bisschen anders. Hier ist es Komplementarität, Ergänzung, Wesensverschiedenheit, aber Gleichwertigkeit, sodass sich hier zwei Wesensverschiedene auf einer Ebene ergänzen. Und in der Gegenwart, da ist es ein bisschen schwierig, man könnte jetzt mal sagen Gleichheit, Mann und Frau sind gleich. Da kriegen manche dann Angst, dass alle Unterschiede abgeschafft werden. Darum müsste man vielleicht lieber sagen Vielfalt. Es geht nicht darum, alle gleich zu machen, sondern die Verschiedenheit aller Menschen und die Individualität eines jeden Menschen anzuerkennen.

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Nur ein paar Zitate dazu. In der Antike kann Aristoteles, an und für sich ein kluger Kopf, sagen, männliches und weibliches verhält sich von Natur so zueinander, dass das eine das Bessere und das andere das Schlechtere, das eine das Herrschende und das andere das Dienende ist. Ganz normaler Satz, da ist keiner vor Schreck zusammengebrochen, sondern sagt man ja, so what? Klar. So, männlich und weiblich hat ein Wertgefälle und ein Machtgefälle. Die Männer sind besser, die Frauen sind schlechter, die Männer herrschen, die Frauen gehorchen. Wert und Machtgefälle. Das zieht sich durch die ganze Antike hindurch. Es gibt Varianten. Es gibt durchaus in der römischen Kaiserzeit einige Denker, die da stark annähernd morgen und übermorgen viel ausführlicher zu diesen Themen. Auch im Mittelalter wird das so beschrieben. Damit war manchmal auch biologische Vorstellung verbunden.

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Etwa Thomas von Aquin kann im Anschluss an Aristoteles sagen, die Frau ist im Grunde ein verfehlter Mann. Eigentlich das wahre, richtige Geschlecht sind die Männer. So und die Frauen sind so missglückte Männer. Das ist immer so die B-Ware, die Gott aber zulässt um der Fortpflanzung willen. Und die hat aber kein eigenes Wesen. So siehst du, wie der Mann, nur nicht so klug wie der Mann, nicht so stark wie der Mann, nicht so mutig wie der Mann, nicht so schön wie der Mann. So überall weniger, schlechter. Wertgefälle, Machtgefälle. Martin Luther, ich bin großer Martin Luther Fan, ehrlich gesagt, aber der Wahrheit die Ehre. Der sagt ganz schlecht so den Weibern mangelt es an Stärke und Kräften des Leibes und am Verstand. Ganz normal. So sie sind dümmer und schwächer.

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So und darum sollen die Männer ihnen helfen und sie ertragen. Und das hat er auch so schon am Körperbild abgelesen. Die waren durchaus Körperbewusst. Und Luther hat sich das genau betrachtet und gesagt, die Männer haben eine breite Brust und kleine Hüften. Darum haben sie mehr Verstand als die Weiber. Logisch, ne? Ja, hat man logisch irgendwie. Die Weiber aber, welche enge Brüste haben und breite Hüften und Gesäß sollen deswegen daheim bleiben. Im Hause still sitzen, haushalten, Kinder tragen und groß sind. Das fand der ganz logisch. Er hat so geguckt, Mann schmale Hüften oder kann draußen rumlaufen. Die Frau so, die zu Hause sitzen bleiben. Zu Hause. Logisch. So das war, also ich schätze Luther über alles, aber muss es mal zur Kenntnis nehmen. Das wurde auch aufgeschrieben. Da haben sie nicht alle gesagt, oh scheiße, heute hat er ein paar Wittenberger Biere zu viel und so, lass das.

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Das haben die aufgeschrieben, das kann man in den Tischreden so nachlesen. Weil alle sagten, unser Dr. Martinus, was bringt er die Sachen immer so schön anschaulich auf den Punkt. Fanden alle super. Das nennt man Patriarchat. So, Wertgefälle, Machtgefälle. Das heißt jetzt nicht, dass die Männer alle Tag und Nacht ihre Frauen verkloppt haben oder so. Also man sagte schon, erster Petrusbrief, gebt dem schwächeren Geschlecht die Ehre. So, also nett sein, sie lieben, sich für sie aufopfern. So werden wir noch viel von hören. Also das konnte man schon alles so irgendwie in Liebe und Güte, das Menschenbild aber war es so. In der frühen Neuzeit dreht sich das so ein bisschen um. Neuzeit heißt ja insgesamt, der Gedanke der Gleichheit setzt sich durch. Keine Unterscheidung mehr in Freie und Sklaven, in Adel, Bürger und Ritterstand, Gleichheit.

64:05
Und dann lag es nahe zu sagen, okay, Mann und Frau, sind die etwa auch gleich oder was? Und was sich so herausbildet in dieser Zeit, ist eine neue Logik. Die funktioniert so, dass man sagt, naja, Mann und Frau sind verschieden, sie sind wesensverschieden, sie sind aber gleichwertig, gleich viel wert. Und wir müssen einfach ihre Wesensverschiedenheit ernst nehmen. Die Frauen sind das schöne Geschlecht und die Männer das starke Geschlecht. Die Männer sind das vernünftige Geschlecht, die Frauen sind das gefühlvolle Geschlecht. Die Männer können führen und leiten, die Frauen helfen und dienen. Die Männer können arbeiten und Leistungen bringen, die Frauen Familie pflegen und Geborgenheit stiften. Und die Logik war dabei, das ist gleich wertvoll, gleich gut. Vielleicht erkennt ihr das, das ist das, was konservative Menschen heute glauben.

65:05
Sie glauben damit, die traditionelle Familie, das traditionelle Geschlechterverhältnis für richtig zu halten. Sie wissen nicht, dass das etwas ist, was nichts zu tun hat mit antiken Texten, sondern Dinge, die man in der Romantik findet, in der Aufklärung, die man in Schillers Glocke findet oder bei Humboldt oder bei Schleiermacher. Das ist romantisches Denken. In der internationalen Forschung nennt man das gern auch viktorianisches Denken. Ein Denken, was so in Filmen der 50er Jahre im Grunde im Zenit steht. So die schöne Frau, der starke Mann. Und das sind auch Dinge, die sich dann in der heutigen Körperperformance ausdrücken. So, das war nicht immer und überall gleich und ähnlich, sondern ist etwas sehr Modernes. Für das andere jetzt keine weiteren Beispiele, denn die eine oder andere Frau hat irgendwann gemerkt,

66:05
das ist auch ein kleiner goldener Käfig, wo immer zu Hause zu sitzen und zu hören, du Liebe, du Gute, du Schöne, so wunderbar, wie du hier auch wärmel und so. Großartig, alles großartig. Und du musst nicht arbeiten, du würdest deine weiblichen Qualitäten verlieren. Es ist auch hart im Beruf, ganz schön hart geht es dazu, es ist auch kalt in der Arbeitswelt. Viel zu kalt für deine weibliche Seele und so. Und gleichzeitig haben die Männer gedacht, wenn ich jetzt hier anfangen würde, ein Kind zu wickeln, ich hätte danach 14 Tage Männer schnupfen oder so, das würde ich gar nicht mit klarkommen. Eine oder andere Frau hat es irgendwann gemerkt und gefragt, wie gerecht ist das? Wie ist es denn jetzt mit Männern und Frauen? Ist das so, wie in der Antike, dass man sagt, Männer und Frauen sind mehr oder weniger gleich, nur dass die Männer in allem besser sind?

67:04
Ist das so, dass man sagt, es sind eigentlich völlig verschiedene Lebewesen, die völlig verschiedene Qualitäten haben? Oder kann man sagen, es ist alles gleich? Keiner weiß mehr Bescheid, wir können die Wörter auch abschaffen. Viele erwarten heute die Lösung von den Naturwissenschaften. Die sagen, die Naturwissenschaften, die sind der letzte Hort der Wahrheit. Ich finde es lustig, dass es auch sehr, sehr konservative Christen gibt, die dann sagen, die Naturwissenschaften, die kriegen das endlich wieder klar. Was sind Mann und Frau denn wirklich? Wenn man die naturwissenschaftlichen Bücher dann liest, da geht alles mit der Evolution los und der geschlechtliche Dymophismus hat viel zu tun, auch mit sexueller Selektion und vielen anderen Dingen. Da gibt es Christen, die fest und treu an Adam und Eva festhalten, aber wenn sie das lesen und es gegen Gender geht, dann ist alles egal. Dann passt das auch sehr schön. Was kriegt die Naturwissenschaft denn raus? Nun, es gibt Unterschiede. Klar, es gibt genetische Unterschiede, gonodale Unterschiede, hormonelle Unterschiede.

68:07
Es gibt im Körperbild Unterschiede. Völlig klar. Männer haben in der Regel einen Penis, die Frauen nicht. Dafür haben sie eine Gebärmutter und können darin schwanger werden. Die Männer halt nicht. Die Frauen können stillen. Die Männer können das gar nicht. Stimmt das? Stimmt nicht. Genau, ist nämlich falsch. Habe ich mal entdeckt vor ein paar Jahren, da las ich so ein Buch, Alexander Humboldt, so Reiseberichte, was ich immer alles so lese, und dann beschrieb er auf Teneriffa, wie er einen Mann fand, der sein Kind stillte. Und Humboldt fiel erst mal um und sagte, was machst du denn da? Und er sagte, ja, ich habe Pech gehabt, meine Frau ist mir gestorben, war klein und so, in meiner Not habe ich es angelegt, hat funktioniert. Wir haben ja alle keinen Netzemfang, so beim Freakstock, aber googelt mal stillende Männer und in 0,1 Sekunden werdet ihr Sachen sehen, dann lebt er in einer anderen Welt.

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Dann wisst ihr, es gibt mehr als mögliches. Ja, Männer haben Milchdrüsen. Ich bitte das jetzt nicht, misszuverstehen. Ich möchte jetzt nicht hier Beschwerden kriegen, morgen früh von jungen Müttern, die sagen, was redest du denn da, heute Nacht mein Freund mit mir das Kind weg stillt, ich muss jetzt abpumpen, weil du so Sachen hier erzählst und so. Also, ihr Männer, liebe Brüder, kein Scheiß machen heute Nacht. Das ist ein Notmechanismus der Natur oder der Schöpfung oder von beiden. So für Notfälle, wenn dir heute Nacht deine Frau von Außerirdischen entführt wird und du mit deinem Säugling so im Gelände um Hilfe suchend sich verlierst, dass du nicht glaubst, in den nächsten 48 Stunden zurück zur Zivilisation zu finden, dann lege dein Kind an und bete, dass es funktioniert. Es könnte gelingen, aber nur für so Fälle. Aber es ist schon ein Beispiel, wo man merkt, so leicht ist es auch nicht. Ein bisschen kompliziert ist es. Ich möchte es an einem anderen Beispiel mal deutlich machen,

70:04
wie schwierig das ist, Mann und Frau naturwissenschaftlich. Wie ist das mit dem Einparken? Klassiker. Wer kann besser einparken, Männer oder Frauen? Ruft mal rein. Ja, ich sehe sehr progressiv emanzipatorisches Volk hier. Also die Durchschnittspopulation hätte jetzt geschrien, Männer, und hätte Mario Bartsch Fruch danach geklopft. So, weil das so die meisten glauben. Nun, ein großer Geschlechterforscher Uni Bochum, der hat da mit seiner Frau echt Knus gekriegt irgendwie. Und hat gesagt, wofür bin ich Wissenschaftler? Ich kläre das für die Ewigkeit. Ich mache eine Studie. Und ich mache jetzt da nicht nur ein paar Deppen, die nicht rechtzeitig auf den Bäumen waren, sondern ich nehme Männer und Frauen und gucke genau, Fahranfänger, Fahrprofis, Vielfahrer, Wenigfahrer. Ich mache ganz genau Kategorien. Ich nehme so viel, dass ich statistisch valide Werte habe.

71:06
Er hat das alles gemacht. Das Ergebnis, was schätzt ihr? Wer war besser? Ja, also der Punkt geht in die Richtung. Heraus kam, die Männer parken etwas schneller ein. Und sie parken genauer ein. 4 Prozent. 4 Prozent genauer. Ob das reicht für einen Buchtitel, wie warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können? Kann man sich fragen. Aber okay, 4 Prozent sind 4 Prozent. Jetzt könnte man sagen, okay, das Ding ist durch. Ja, denkste, geht noch weiter. Denn das hat andere auch interessiert und die haben gesagt, so Untersuchungen sind da immer kompliziert und so. Wir nehmen einfach ein Parkhaus, hauen da Kameras rein und dann gucken wir einfach mal ein paar Künste von Männern und Frauen. Wir messen wie schnell und wir messen wie lange. Und da hat man ein riesen Stück Zahlen geholzt, nach Zehntausenden von Aufnahmen

72:02
ausgewertet. Es wäre jetzt zu leicht zu raten, wer gewonnen hat. Die Frauen haben gewonnen. Sie haben schneller eingeparkt und sie waren besser drin in der Parklücke. Und das ist jetzt verwirrend. Warum? Warum gewinnen hier die Frauen? War das ein Parkhaus, wo zufällig immer nur männliche Fahranfänger und weibliche, was weiß ich, Formel 1 Fahrerinnen oder so drin sind? Bei Zehntausenden von Sachen hätte das nicht passieren dürfen. Das war ein Systemfehler. Dann hat man weiter überlegt. Die Sache ist etwas kompliziert. Jetzt kommt zwei Sachen hinzu. Das erste Experiment, da gab es eine Erklärung für. Denn Männer und Frauen, wenn man sie so vergleicht, sehr vieles ist gleich oder ähnlich. Es gibt paar Punkte, wo man deutliche Abweichungen sieht. Eine der deutlichsten ist das Vorstellungsvermögen im Blick auf Körperrotation. Also einen Körper zu nehmen und den so im Kopf umdrehen. Wenn man da Männer gegen Frauen antreten lässt, da haben die Männer einen relativ großen Vorsprung.

73:06
Da kann man nicht daraus ableiten, dass man als Mädchen sich für die Geometriearbeit besser rechtzeitig eine Atteste holt oder so. Das wäre übertrieben. Aber da gibt es was zu Rotationsvorstellungsvermögen. Das war die Erklärung dafür. Jetzt kamen aber zwei Sachen dazu. Man hat dann die Leute gefragt, was glaubt ihr denn, wer kann das besser? Die männlichen Probanden haben zu großer Mehrheit gesagt, ich bin ein Mann, werde ich da besser einparken können. Klar. Bei den Frauen gab es ein paar, die gesagt haben, ich kann das besser. Ein paar haben gesagt, ja, so ungefähr gleich. Aber mehr als die Hälfte haben gesagt, ich fürchte, man kann das besser. Und dann hat man Untersuchungen noch und noch, wo man sieht, wie man sich einschätzt bei Wettbewerben, hat erhebliche Effekte auf das Ergebnis. Je schlechter man sich bei etwas einschätzt, umso schlechter wird die Performance.

74:02
Man hat viele Experimente gemacht mit Klassen, wo man denen gesagt hat, liebe Jungs und Mädchen, wir machen einen Mathe-Test. Ihr wisst ja, die Jungs sind immer ein bisschen besser als die Mädchen und die Mädchen können das nicht so gut hin. Wir wollen das einfach mal überprüfen, ob das stimmt. Wenn man es so macht, hat man in der Regel das Ergebnis, ja, die Jungs haben gewonnen. Wenn man denen sagt, die Wissenschaft hat festgestellt, dass zwischen Mädchen und Jungs gar keine Unterschiede bestehen beim kleinen und großen Anball 1, ich möchte mal gucken, ob das klappt. Kommt ungefähr raus, ja, kaum Unterschiede zu sehen. Die Einstellung dazu spielt eine große Rolle. Hinzu kommen jetzt noch Sonderfaktoren. Männer sind unter Wettkampfbedingungen immer besser, als wenn sie so vor sich hin dödeln. Die haben so eine Testosteroneigendoping-Funktion, die sie manchmal so. Darum Männer ohne Testosteronrausch im Parkhaus bleiben unter ihren Möglichkeiten. Und man könnte es jetzt noch komplizierter, man könnte jetzt die weibliche Periode überlegen, muss man die rein oder rausrechnen.

75:02
Man muss auch überlegen, so ich mittleres Alter, Familie, drei Kinder, werde hormontechnisch mehr und mehr zur Frau. Nicht vergleichbar mit so einem Junghirschen Anfang 20 in der Balz oder so. Der ist so in Wettbewerbsfragen ganz anders dabei, sich auf Christiano Ronaldo Körperhaltungen zu bringen oder so. Da habe ich keinen Bock mehr. Ich finde das schon albern irgendwie so. Und so Sachen, so selbst das Eigendoping ist altersabhängig, familienstaatsabhängig und so weiter. Aber ein großer Faktor ist, was traue ich mir zu? Spannende Frage, ist das jetzt die Natur? Ist das die Schöpfungsordnung, die natürliche Prägung, so dass Frauen von Natur wissen, ich kann halt nicht so gut Auto fahren wie mein Mann? Soll ich mir das vorstellen, dass Gott am Anfang Eva schuf und sagte und vergiss es nie, du bist eine Frau, du kannst nicht einparken.

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Was ist einparken? Egal, aber du kannst es nicht. So, das ist Schöpfungsordnung. Dafür braucht man den Begriff Gender. Und es ist heute überwältigender Konsens, dass im Grunde die Sache immer so ist. Es gibt eine biologische Ausgangsbasis und die ist sehr, sehr, sehr differenziert. Und da sind manchmal Männer mit Staatvorteilen gesegnet und manchmal Frauen. Es ist ganz sicher falsch, dass Männer immer besser, klüger, schlauer, stärker. Da ist die Antike einfach auf einem Holzweg. Und es ist aber auch nicht so, dass man sagen kann, die Frauen schön, lieb, zart, sanft, kuschelig und die Männer hart, böse, stark. Es gibt aber diese Leitbilder. Es gibt diese Leitbilder und die machen natürlich etwas mit unserem Sportverhalten und insgesamtem.

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Insgesamt kann man sagen, die statistischen Unterschiede zwischen Menschen des selben Geschlechts haben eine weitaus größere Spannweite als die durchschnittlich messbaren Differenzen von Mann und Frau. Das heißt, Individuum zählt viel, viel mehr als Geschlechtsüblichkeit. Zweitens, statistische Durchschnittswerte sagen wenig aus über die konkrete Ausprägung bei bestimmten Individuen. Und drittens, die Unterschiede von Mann und Frau sind aus naturisch-entschaftlicher Sicht keine Naturgegebenheit, sondern Ergebnis einer langen kulturellen Entwicklungsgeschichte, eines Wechselspiels von Natur und Kultur. Das typisch Menschlichste ist im Grunde die Plastizität, die Bildbarkeit der menschlichen Natur. Menschen sind von Natur Kulturwesen. Und das, was ich mir als Leitbild setze, dem kann ich mich annähern. Ich kann Dinge aber etwa auch wie Einparken wirklich lernen.

78:04
So, das ist möglich, sage ich jetzt mal, mit meinem sozialformatierten Männergehirn. Letzter Punkt. Was machen wir mit dem Genderkrieg? So, ich habe schon eine Zeit lang geredet. Es ist im Grunde eine kleine Annäherung an ein komplexes, interessantes und wichtiges Feld. Genderfragen sind kein Nonsens, kein Luxus, kein Blödsinn. Es sind ernsthafte Fragen unserer Zeit. Und ich möchte am Ende vor allem einen Gedanken nochmal betonen. Es gibt Christen, die große Angst oder große Wut oder beides haben, wenn gewohnte Denkmuster in Frage gestellt werden. Und das ist kein gutes Zeichen. Man sollte mindestens die Dinge sehr genau prüfen. Man sollte verschiedene Ansätze mal miteinander vergleichen und nicht alles in einen Topf oder in einen Sack und dann feste drauf.

79:08
Ich kann auch nicht verstehen, warum konservative Menschen auf der einen Seite völlig davon überzeugt sind, dass es für Kinder nichts Stabileres gibt als eine traditionelle Familie mit Vater und Mutter und klaren Rollenidealen. Und warum diese Eltern auf der anderen Seite große Angst davor haben, dass ihre lieben kleinen Kinder von irgendwelchen Lehrern, die grün wählen, verwirrt werden können. So, das ist doch komisch, dass Kinder jedes Jahr in die Schule gehen und da lernen, dass jährlich Millionen von Küken geschreddert werden, dass ihre Vorfahren Millionen von Juden getötet haben, dass Abermillionen von Kindern jetzt gerade auf der Flucht sind oder Hunger leiden oder beides. So, das ist Lehrplan. Und die sollen einen Kollaps kriegen, wenn sie hören, es gibt auch Männer, die sich mit ihrem biologisch männlichen Körper nicht identifizieren können.

80:02
Da würde ich sagen, dann vertraut doch eurem Lebensmodell mehr Stabilität zu. So, dann seid doch konservativ und wollt nichts wissen von stillenden Männern und haltet das für ganz komisch. Aber wenn ihr so konservativ und selbstgewiss seid, dass das der Weg ist, warum ist es dann so schwer, Ausnahmen zu ertragen? Ich glaube, dass Gott da anders ist. Ich bring es mal auf den Formel. Gott liebt unregelmäßige Werken. Gott liebt Ausnahmen. Er hat diese Welt voller Ausnahmen geschaffen, voller Menschen, die in den einfachen Mustern nicht aufgehen. Es gibt Männer, die wie typische Männer aussehen und Frauen, die wie typische Männer aussehen in diesem romantischen Sinne. Es gibt aber auch sehr viele Männer und Frauen, die dann zu nicht richtigen oder falschen gemacht werden.

81:04
Es gibt eben auch zarte, gefühlvolle Männer, kräftige und rationale Frauen. Und was ist das für eine Schöpfungsethik, die solchen Menschen immer das Gefühl gibt, falsch zu sein? Unnatürlich, nicht richtig, nicht männlich genug, nicht weiblich genug. Warum ist es so schwer, Verschiedenheit zuzulassen, Verschiedenheit wertzuschätzen, um mit allen Menschen so umzugehen, dass ich sie nicht ausgrenze, dass ich sie nicht abwerte, dass ich ihnen nicht das Gefühl gebe, zu sich, zu ihrem Körper und zu ihrem Empfinden nicht stehen zu können? Gott liebt unregelmäßige Verben. Egal wie quer oder komisch oder sonderbar du angesehen wirst oder dich fühlst. Du bist nie zu quer, nie zu komisch, nie zu schräg, um Gottes geliebtes Kind zu sein.

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Wir alle sind so, wie wir sind, mit diesem Körper, den wir haben und unserem Gefühl, was sich dabei einstellt. Gottes Kinder von ihm so gewollt, von ihm so geliebt, begabt, gesegnet, beauftragt, gesamt, hineingestellt in die Gemeinschaft der Schwester und Brüder, der Geschwister, der Kinder Gottes. Und wenn wir diese Linie verlieren, dann wird jede sogenannte Schöpfungsordnung im Grunde nur Außenseiterversager, Freaks und Ausgegrenzte produzieren und damit das Gegenteil von dem tun, wofür Jesus steht. Darum mein letzter Impuls. Gott liebt unregelmäßige Verben. Vielen Dank für euer Zuhören.

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Genderwahn & Gendergaga – Rebellion gegen Gottes gute Schöpfungsordnung? | 6.6.2

Worthaus@Freakstock 2016 – Allstedt: 28. Juli 2016 von Prof. Dr. Thorsten Dietz

Bis vor kurzem noch war es legal, einer Frau in den Schritt zu greifen. Logisch, Frauen durften ja auch Männer ungefragt anfassen. Wenn die Frau dann aber mit einer Ohrfeige reagierte, war das eine strafbare Körperverletzung. Erst seit den sexuellen Übergriffen in Köln ist diese absurde Regelung bekannt geworden. So gesehen müsste man den übergriffigen Männern der Silvesternacht fast dankbar sein. Und allen, die sich mit Genderfragen beschäftigen. Gender? Da bekommen viele – vom Ultrareligiösen über den Erzkonservativen bis zur harten Feministin – gleich Aggressionen, sehen Familie, Sitte und Anstand in Gefahr oder fühlen sich gar ähnlich heftig bedroht wie durch den islamistischen Terrorismus. Dabei behandeln Genderthemen einfach nur die Fragen danach, was für Frauen – und Männer – in der Arbeitswelt, in den Gesetzen oder in der Medizin verbessert werden kann. Der Theologe Thorsten Dietz, Direktor des Marburger Instituts für Religion und Psychotherapie, erklärt, warum wir, Christen und Nicht-Christen, Genderthemen ernst nehmen sollten, ob Männer wirklich stillen können und wer nun eigentlich besser einparken kann.