Die Schöpfung, so lautet das letzte Thema über Gott und Glaube im Rahmen von Wothaus 8. Die Schöpfung, der Schöpfer des Himmels und der Erde, so heißt die Formulierung im Glaubensbekenntnis. Jetzt hat Wothaus ja eine lange Geschichte mit der Schöpfung. Es gibt viele Vorträge über Genesis 2, über Genesis 1, es ist viel dazu gesagt, aus biblisch-exegetischer Sicht. Die systematische Frage, was bedeutet Schöpfung heute, ist eine herausfordernde. Auch keine so ganz einfache. Das, woran die meisten Menschen zunächst mal denken, wenn sie von außen das betrachten, ja wie ist das denn mit Schöpfung und der Evolution? Da gab es auch schon viele Ausführungen
in Wothaus-Vorträgen und die moderne systematische Theologie, was man da mitbekommt und mitlernt, ist immer die eine These, auf keinen Fall hier einen Gegensatz konstruieren. Auf keinen Fall das Versuchen hier die biblischen Schöpfungsaussagen gegen die Naturwissenschaft, gegen die Biologie. Da gibt es eine große Neigung, da gibt es genug Naturwissenschaften, die sagen, ihr müsst aber behaupten, dass ihr dagegen seid, sonst können wir euch ja gar nicht widerlegen. Das macht aber so viel Spaß, euch im Grunde zu zeigen, dass ihr überholt seid. Da hat der moderne Theologe aber keine Lust drauf oder sagt, nein, nein, nein, das dürfen wir nicht in einen Topf werfen. Dann hat er gleichzeitig Probleme mit vielen Gläubigen, die sagen, aber dann leuchtet es mir auch nicht mehr ein. Was ist denn da? Das allein ist ja keine erschöpfende Auskunft, dass man sagt, der wesentliche Ertrag der modernen Theologie zum Verhältnis von Schöpfung und Evolution ist, dass man da am besten gar nicht, dass
man das auf jeden Fall auseinanderhält, Punkt. Was kann man denn positiv über Schöpfung sagen? Nun, und das ist eine Herausforderung und die Theologie tut sich schwer, da gibt es manche Theologen, die sagen, im Grunde müssen wir uns vollständig verabschieden von dem Versuch, biblische Aussagen in irgendeiner Weise zu verzahnen mit Kosmologie, mit Chronologie, mit Welt. Das ist etwas völlig anderes. Glaube-Religion hat zu tun mit Sinnfragen, hat zu tun mit Selbstdeutung, meinetwegen mit Weltverständnis, mit Interpretationen, wo es um Sinn geht und um Glück und um Vertrauen und Hoffnung und aber ganz raus aus dem, was andere Wissenschaften machen. Das ist einfach die Art und Weise, wie sich das wissenschaftliche Denken in der Moderne entwickelt hat. Für die Welt sind andere Wissenschaften zuständig, Punkt.
Wir nicht. Bei uns geht es um Beziehungen Mensch und Mensch, Gott und Mensch, Sinnfrage und so weiter. Da gibt es andere Theologen, die sagen, ja, das ist aber ehrlich gesagt ein bisschen bitter, wenn uns zur Welt nichts mehr einfällt, macht das Glaube weltlos. Ist das nicht ein Problem des modernen Christentums, dass es so die Nische gesucht hat? Irgendwo sah man, das funktioniert nicht mehr, was man lange getan hat. Und man hat es ja lange getan. In der Alten Kirche hat man wie selbstverständlich Genesis 1 und 2 gelesen im Zusammenhang mit Antikakosmologie. Man las dann daneben Platon den Dialog Timaeus. Man nahm das irgendwie schon so als Frage, wie ging das alles los und hat das diskutiert und darüber gearbeitet. Man hat das auch schon klar gekriegt. Das sind jetzt keine wortwörtlichen historischen Berichte. Da gab es große Unterschiede, differenziertes Meinungsspektrum. Aber man hat das getan, Jahrhunderte,
Jahrtausende lang bis in die frühe Neuzeit. Wenn wir damit einfach aufhören und sagen, zur Welt fällt uns gar nichts ein. Wir sind zuständig für die Seele. Dann kann das ein weltfremder Glaube werden, ein rein innerlicher Glaube, so eine Religion, die sich im Grunde tatsächlich in einem spirituellen Wolkenkuckucksheim einrichtet und dann schlicht auch akzeptieren muss, dass viele Menschen die Welt aber sehr interessant finden und dann eben massenhaft Vorträge hören über Kosmologie und Universum und Evolution und Biologie, weil sie das Gefühl haben, da geht es um harte Wirklichkeit. Da geht es um die Realität. Bei den Theologen geht es um Lyrik, die aber was weiß ich, zu Goethe oder Rilke unendlichen Abstand hat. Also im Grunde so eine Begriffslyrik oder so, wo ach anstrengend, was soll das irgendwie.
Also dann lieber irgendeinen schönen Vortrag, Astronomie, dunkle Materie, schwarze Löcher, Hintergrundstrahlung oder so. Das ist mindestens real, wenn auch strange, aber real und man kriegt so ein kleines Schaudern von Ehrfurcht, wie schön das alles ist und so. Naja, aber da steht die Theologie zwischen diesen beiden Alternativen auf der einen Seite bloß nicht verwechseln, so wissen Kosmologie ist Kosmologie und wir machen unser. Auf der anderen Seite ist es nicht sogar in der Bibel auch so, dass die Schöpfungsaussagen zumindest Maß nehmen an der Weltwahrnehmung des altorientalischen Menschen. Das ist doch da so, da zieht man sich ja nicht raus aus der Wahrnehmung, da geht man ja nicht gerade in irgendeinen Seelenfunken zurück, sondern die Wahrnehmung dieser Welt als Schöpfung wird mit den Sonne, Mond und
Sterne und Wasser und Tiere und Vögel, das steht doch da in den Texten. Das kann doch dann keine Lösung sein, wir ziehen uns da ganz raus. Nur, wie gelingt es, dass Theologie sich ins Gespräch einfädelt mit den heutigen Wissenschaften, naja, die kompliziert sind. Da laufen Debatten, da dauern Dialoge und das ist eine Zukunftsaufgabe, denke ich. Eine Aufgabe für denkende Christen, eine Gemeinschaftsaufgabe für Physiker, Biologen, Geologen, Theologen, Christen, die alle möglichen Perspektiven auf diese Welt mitbringen und sich gemeinsam fragen, wie kriegen wir unsere heutige Weltwahrnehmung, heutige Weltbeobachtung, Weltwissen zusammen mit unserer Glaubensgeschichte. Und manchmal dauert so etwas Generationen, Jahrhunderte,
bis der christliche Glaube ein neues Verhältnis gewinnt zu seiner Zeit. Das als solches ist überhaupt nicht ungewöhnlich, unnormal. Man hat nicht sofort, Neues Testament war fertig, jetzt brauchen wir die Dreieinigkeitslehre, zack, da war sie. Nein, das hat auch gedauert, das waren Jahrzehnte, das waren Jahrhunderte, das waren Generationen, bis Grundfragen sich so sortiert hatten, dass viele Christen dachten, ach jetzt lass mal erst wieder ein paar hundert Jahre erholen von dem ganzen Streit, bis wir auch was Neues finden. Ich glaube diese Frage, heutige Weltwahrnehmung, Evolution, Kosmologie und christlicher Glaube, das braucht Zeit. Und da gibt es jetzt kein Standardmodell, keine Standardlösung, die bereits worthaus tauglich wäre. So, dass ich sagen könnte, alle Theologen an allen Universitäten sind sich einig, 98 Prozent mindestens, die sind sich völlig einig, ich schaffe das jetzt in 80 Minuten,
weil der Konsens ist so überwältigend klar, ich referiere das jetzt mal. Also das ist eine anspruchsvolle Werkstatt-Situation, wo viele ein bisschen ratlos sagen, ja, da müsste man mal weiterkommen, als wir sind. Das dreht sich so ein bisschen im Kreis. Die Physiker haben vor ein paar Jahrzehnten noch gerne mit uns gesprochen, der Biologe ist irgendwie noch so unterwegs, also da müsste man noch weiterkommen. So, aber ich mache jetzt einen Vortrag, nicht? Und das ist jetzt nicht die irgendwie Lösung, die die heutige Theologie hat, nein, ich suche einen anderen Zugang, einen anderen Zugang zu Schöpfung, Schöpfungsglaube und das mag jetzt erst mal überraschend oder ungewöhnlich klingen. Ich möchte von einem Bibeltext ausgehen und von dem her grundsätzliche Dinge zum biblischen Schöpfungsverständnis sagen und zwar, Überraschung, Überraschung, die Sintflutgeschichte. Das haben viele erstmal nicht auf dem Schirm,
dass sie dann denken, ja Moment, Sintflut hat da mit Schöpfung nichts zu tun. Dass das viele denken, ist schade, da glaube ich, kann ich heute Korrekturen anbringen. Die ganze Geschichte mit der Sintflut gehört wesentlich hinein in die, sagen wir es, Urgeschichte, so der Bibel. Diese Erzählungen sind ganz eng miteinander verzahnt. Es gibt viele Christen, die so ein Bild haben, Genesis 1 bis 3, das ist das Fundament, das ist die Basis und Schluss. So, wenn man sich das genau anschaut, Genesis 1 bis 9 sind ganz eng miteinander verzahnt, gehören zusammen. Man versteht die Texte nicht, wenn man sie auseinanderreißt. Und da möchte ich ein bisschen etwas zu ausführen, inwiefern ist die Sintflutgeschichte notwendiger Abschluss dieses Erzählreigens der Schöpfungserzählung. Ich möchte das machen mit der berühmten 3D-Brille der
historischen Bibelforschung. Ich habe das in einem anderen Vortrag, den über Mann und Frau mal eingeführt. Historische Bibelforschung kann man sich ungefähr vorstellen wie eine 3D-Brille. Wie funktioniert das im Kino? Im Kino funktioniert es ja so, mit der 3D-Brille sieht man gleichzeitig, aber pro Auge getrennt, zwei verschiedene Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven. Und dann finden im Auge und Gehirn fantastische Dinge statt, so dass das verarbeitet wird, zum Eindruck größer, räumlicher Tiefe, es wird mehr Hintergrund, sichtbar, die Dinge treten plastischer vor, fast greifbar. So, und das jetzt als Metapher verwendet, was macht historische Bibellektüre? Sie sieht mit dem einen Auge die biblischen Texte und sieht mit dem anderen Auge gleichsam den historischen Hintergrund und versucht das miteinander abzugleichen, die biblischen Texte,
mit dem, was wir sonst über die antike Welt herausfinden können, was uns Quellen verraten, was wir an Hinterlassenschaften haben, an Zeugnissen. Es geht dabei nicht darum, mittels dieser Brille in die Texte etwas hineinzugeheimnissen, was nicht drin steht. Das ist manchmal so die Angst oder das Vorurteil. Manche sagen das so, dass historische Bibelforscher heimlich in den Bibeltext irgendwelche Ostereier verstecken und dann so tun, als würden sie die finden. So, und würden aus den Texten Dinge rausholen, die da gar nicht drin sind. Betrug, Betrug, wir müssen beim Wort bleiben. Das ist eine schwere Täuschung. Wenn wir die Texte in ihrer Zeit sehen, sehen wir sie ganz schlicht in ihrem Kommunikationszusammenhang. Wir können die Schreiber und Erstleser und Hörer uns so präsent machen, wie sie damals ihre Denk- und
Verstehensvoraussetzungen hatten. Das ist natürlich immer ein unendlicher Prozess der Annäherung. Manchmal haben wir viel Quellen und da kann man erstaunlich viel rausholen. Manchmal ist das ganz schön mühsam. Es gibt biblische Bücher, da ist es extrem schwer, auch nur ungefähr das Jahrhundert zu sagen oder ungefähr zu sagen, wo das geschrieben wird. Wer wissen wir ja in der Regel sowieso fast nie vor dem Neuen Testament. Da kann man mal sagen Paulus, aber das ist die große Ausnahme, dass wir über einen Autoren irgendwas wissen. So, also das ist schwer, aber im Laufe der Zeit ist dann doch viel möglich geworden, wie das mit dieser 3B-Bille funktioniert und der Text selbst und seinen historischen Hintergrund. Das möchte ich mit der Sintflutgeschichte nun auch tun und dabei werden wir in zwei Abschnitten vorgehen. Der erste Abschnitt, ist das denn passiert? War das so? Da gibt es einen Worthausvortrag zu. Ich denke, den
werden die meisten hier kennen. Wenn man den Text halbwegs liest mit der offenen Frage, ist das so gemeint, also ist hier ein historischer Bericht, der das so versucht zu beschreiben mit allen Herausforderungen, die sich da gestellt haben. Dann kann man vom Text her, wenn man das so ein bisschen zu Ende denkt, auf die Idee kommen, nicht wirklich. Da stellen sich unzählige Schwierigkeiten ein, dass man denkt, na das ist kein historischer Bericht. Das funktioniert hier nicht so, nehmen wir Lukas Evangelium, wo hier einer sagt, ich habe mich da informiert, ich habe Leute gefragt, ich hatte Quellen, ich habe mich da irgendwie darum bemüht. Und bei Lukas Evangelium wissen wir ungefähr wann, wir wissen ungefähr wo, wir wissen, dass er Quellen verwendet hat, wir können teilweise sagen, welche Quellen er verwendet hat, das Markus Evangelium zum Beispiel. Wir wissen
sogar, wie der Typ heißt, der der Erstleser war. Bei der Sintflut nichts. Kein Datum, kein Verfasser, kein Adressat, keine Quellen, es wird einfach erzählt. Jetzt gibt es Christen, die das aber unbefriedigend finden und sagen, nein, das wird doch erzählt und das ist doch anscheinend in späterer Zeit, also das hat man doch lange für historisch genommen. In der Christentumsgeschichte ist es doch so, das haben die Jahrhunderte und Jahrtausende lang, haben die alle wirklich gedacht, dass es passiert. Das hört doch erst auf in der frühen Neuzeit, dass da die Ersten sagen, vielleicht ist es nicht passiert und so. Und im Grunde so im 18, 19. Jahrhundert wird das die Mehrheitsmeinung, dass auf einmal der Zeitgeist sagt, das dürft ihr nicht mehr historisch nehmen, dann lassen das alle die modern sein wollen. Aber in der Christentumsgeschichte hat man das doch so genommen, man hielt die doch für real. Ist das alles jetzt so eine moderne Verschwörung? Denke, es tut schon Not, sich auch einfach mal klar zu machen, was da dem alles entgegensteht,
das so aufzufassen. Und das ist nicht die Evolutionslehre. Es gibt manchmal Christen, die so das Gefühl haben, unser Feind, das ist irgendwie die Evolutionslehre, das ist so die ateistische Weltanschauung, das ist so entstanden. Und dann sagen sie zweitens, die Evolutionslehre ist aber eine Hypothese, ist gar nicht bewiesen. So, da sind viele Dinge, ist da einfach ein Glaube, dass das so funktioniert und das ist total unwahrscheinlich, das ist eigentlich auch nur ein Glaube, wie unser christlicher Glaube auch einer ist. Und die Evolutionslehre lässt so viele Fragen offen, die sie gar nicht beantworten kann. Also da steht mindestens auf schwachen Füßen darum, muss das kein Christ, wir verbindlich und so, da sind wir raus. Die Sinnflut hat mit der Evolutionslehre gar nicht zu tun. Hier ist, wenn man die Bezugswissenschaft sucht, die Geologie,
also das, was in der Schule noch Erdkunde heißt. So, das ist das, wo man mal hinschauen muss. So, und jetzt könnte man den ganzen Vortrag darüber gestalten, wie viel Altersbestimmungsmethoden und Messmethoden hier einer traditionellen, altkechlichen, mittelalterlichen Lesart der Sinnflutgeschichte entgegensteht. Ich nenne nur zwei oder drei. Es ist in den letzten Jahren immer weiter fortgeschritten, dass man mit Hilfe von Baumfunden und der Zählung, der Abzählung von Altersringen mehr und mehr in die Vergangenheit sich zurückfragen kann. Hohenheim bei Stuttgart, Universität Hohenheim, hat etwa einen Jahresringkalender, wo man Baumbefunde, Baumüberlieferungen, die Altersringe zählen und zählen kann. Und wenn man viele Bäume nimmt, dann kann man da einen regelrechten Kalender mit erzeugen, einen Vergangenheitskalender, der ungeheuer aussagekräftig
ist. Man kann dann etwa in den Baum-Altersringen sehen, aha, hier war, was weiß ich, ein, eine Kältephase, das ist hier alles enger und kleiner, dann gab es eine üppige Phase der Vegetation, hier Vulkanausbruch, so, hier gab es eine richtige klimatische Veränderung, man sieht das da und dann kamen viele gute Jahre. Und wo ich zuletzt kontrolliert habe, war dieses Projekt so, dass sie für 14.500 Jahre im Mittelalter eine lückenlose Dokumentation vorlegen könnten. So, 14.500 Jahre, da sind Klimaschwankungen, Erdbeben und Vulkanausbrüche drin, keine Sinnflut. So, das ist Dendrochronologie, wo man über Altersbestimmung mit Bäumen das macht, das ist Mitteleuropa, es ist weltweit laufen ähnliche Projekte. Andere Modelle heißen zum
Beispiel Warfenchronologie und hier werden Sedimente, Ablagerungen in Seen oder Mooren ausgezählt. Und da kann man in Seen etwa zählen, immer jedes Jahr Frühling und Herbst, Frühling und Herbst und kann so eins, zwei, drei, die ganzen Jahre quasi durchzählen. In der Eifel, Merfelder Mar, gibt es hier zum Beispiel eine Chronologie, wo man 23.000 Jahre zählen kann. So, und da ist eine Sinnflut nicht drin, nicht vorgesehen. Das würde schon mit solchen Jahresringen was machen. So, ganze Erde, alles mit Wasser, alles tot, alles neu. Man kann die 23.000 Jahre runterzählen. Es gibt weltweit so Projekte, es gibt Seen, da kann man über 100.000 Jahre runterzählen. In Japan, da kann man auch Klimaveränderungen sehen, da kann man Eiszeiten, Epochen, Einschnitte sehen. Keine Sinnflut. So, das sind nur zwei Altersbestimmungsmethoden. C14
Methode hat eine andere Logik, eine andere Funktion, auch da kommen wir Jahrzehntausende zurück. Auch das sprengt die biblischen Altersbestimmungen. Andere Altersbestimmungen, Paläogenetik. Genetische Forschung hat in den letzten Jahrzehnten erst unsere Möglichkeiten revolutioniert, die Abstammungsverhältnisse der Menschheit zu erforschen. So Fragen, die lange offen waren, was ist denn da mit dem Neandertaler? Gehört der zu uns, ist der Vorfahre oder ist das einfach eine andere Menschheitssorte, die irgendwann ausgestorben ist? So wie ich Kind war, war das mehr oder weniger offen. Man sagte, keine Ahnung, vielleicht sind wir es, vielleicht nicht. Inzwischen wird ja auch prozentual gesagt, ja, es gibt einen kleinen Einschuss Neandertaler bei modernen Menschen,
aber auch nicht bei allen, aber bei manchen. Mitteleuropa, also da gab es so gewisse Vermischungen und so und das mag dann, jetzt weiß ich es nicht genau, aber das mag bei Abo-Rit-Chinesen in Australien nicht. Da gab es keinen Kontakt mit Neandertalern. So, solche Dinge können wir inzwischen wahrnehmen, können wir auch beziffern prozentual. Nun ist es ganz schlicht so, wir können in der Genetik mehr oder weniger auch abschätzen, wie sich eine Population insgesamt entwickelt hat. So, wir können sehen, wo eine bestimmte Population auf einmal radikal verschlankt wurde, weil irgendeine Eiszeit gerade sehr stressig war. So, und wenn die sich erholen, sagen Genetiker, das kann man als genetischen Flaschenhals im Grunde nachzeichnen, weil hier ganz schlicht eine radikale Verarmung des genetischen Spektrums einer Population nachweisbar ist. Wir können auch ungefähr sagen, wie bestimmte
Populationen, wie lange die sich so aus dem Blick verloren haben und etwa sagen, dass so hier in der Mitte Europas und so hier gab es ein Geben und Nehmen und das ist relativ bunt. Mit Abo-Rit-Chinesen Ureinwohnern in Australien ist der Kontakt aber vor Jahrzehntausenden halt mal gekappt worden, weil hier Eiszeitende und so die Landbrücken, die mal bestanden, irgendwann nicht mehr bestanden und dann entwickelten die sich anders und es sind recht deutliche genetische Differenzen entstanden zu Menschen auf anderen Erdplatten. Langer Reder, kurzer Sinn. Sinnflut in den letzten 5000 Jahren oder sagen wir letzten 10.000 Jahren wäre ein gigantischer genetischer Flaschenhals. Nichts davon ist wahrnehmbar. All das sind jetzt keine Hypothesen. Das sind jetzt nicht in diesem Sinne, ja, sind auch nur Theorien. So, all das sind Befunde aus unterschiedlichen Wissenschaften und man könnte
jetzt lange so weitermachen, die neue Fragen aufwerfen, das ist völlig klar, aber die ganz schlicht die Annahme definitiv widerlegen, dass es in den letzten fünf bis zehn tausend Jahren eine vollständige Auslöschung der Menschheit runter auf acht gegeben hat. So und eine Auslöschung aller Population und aller Kreaturen so runter auf zwei. Das ist definitiv nicht der Fall. So und das sind auch nicht irgendwelche Spekulative oder bösartige oder sonst wie Ideen oder Fantasien. Das sehen unendlich viele Christen so. Normale Christen, fromme Christen, liberale Christen, sehr fromme Christen, Geologen aller Art, auch Juden und so weiter sehen das so. Es gibt in diesen
Wissenschaftsbereichen auch nicht mal Ansätze von Gegenideen oder so, dass irgendwelche ganz frommen Christen da aber alternative Vorschläge haben, wie das ganz anders geht. Ich habe das jetzt mit paar Minuten noch mal gemacht und das wirklich versucht, ohne Polemik und ohne gegen irgendwen und so und auch, dass jeder ganz fromme Christ sich das doch auch mal zumindest anhört und überlegt, was er damit macht. Und es ist jetzt aber nicht nur so, dass ganz fromme Christen an dieser Stelle manchmal eine Schwierigkeit empfinden. Da könnte man ja sagen, also lasst ihr doch helfen, es gibt viele Christen, die diese Schwierigkeit nicht haben, weil die einfach sagen, das ist auch nicht der Sinn des Textes. Es gibt halt auch viele säkulare Menschen, wissenschaftlich gebildete Menschen, die das so sehen, die doch gar keine Fragen haben, die sich wundern, dass da
überhaupt noch irgendwie Gegenwehr oder Unwillen entsteht, die dann aber auch sagen, ja so ist es halt und das heißt, wenn ich wissen will, was der Mensch ist und wie sich der Mensch entwickelt und wie das so alles geworden ist, ist die Religion halt aus dem Rennen. Das interessiert keinen mehr. Diejenigen, die uns heute noch interessieren, das sind wirklich Forscher an der Front, Forscher, die es mit der Realität zu tun haben und nicht mit religiösen Fantasien. Diese religiösen Fantasien hat man jahrtausendlang oder so für real gehalten, das ist es nicht. So und darum macht euer Ding, singt hallelujah oder so, pflegt Kultur und unterstützt das Sozialwesen, aber die harte Frage, was ist der Mensch, wie entwickelt sich Leben und so weiter, das seid ihr aus dem Spiel, lebt wohl. So ihr seid da abgehängt. Das hat natürlich etwas zu tun mit Weltbewusstsein und
Wahrheitsbewusstsein, dass es sowohl manche Christen, aber auch viele säkulare Menschen gibt, die schlicht sagen, mich interessieren Tatsachen, mich interessieren Fakten, Fakten, Fakten. So, wenn ich mich für Lyrik interessieren würde, würde ich nicht nur das Goethehaus besuchen, sondern auch die Gedichte lesen. Ist jetzt aber nicht so dringend, ehrlich gesagt. Und Fakten, Fakten, Fakten, das ist, was mich interessiert, das ist real. Und das ist im Grunde die größere Herausforderung, finde ich. So ist das so, dass man Grunde sagen kann, die biblischen Texte sind als stoffinteressant, als stoffschön, vielleicht so, aber sie sind eigentlich kein Beitrag mehr zum heutigen Weltwissen. Was das Licht ist, da finde ich super spannend, was Physiker dazu sagen. So,
und wenn Theologe was übers Licht sagt, ja, also, aber es ist, der Physiker halt ist dafür zuständig. So, aber was habe ich zu tun mit der Lichtvorstellung altorientalischer Menschen? Ich bin ja keiner. So, dann lasse ich das doch auf sich beruhen. An der Stelle muss man, glaube ich, grundsätzlich nochmal fragen, was sind religiöse Texte? Worum geht es da? Sind das verzweifelte Versuche gewesen der Welterklärung? Haben die einfach mit unzureichenden Mitteln versucht, sich einen Reim darauf zu machen, was die Welt im Innersten zusammenhält und damit aber etwas getan, was heute woanders geschieht? Der Staffelstab ist weitergegeben, ihr seid left behind, ihr seid raus. Es geht in den biblischen Texten um etwas anderes. Es ist sicher so, dass damals das
Weltbewusstsein der Antike mit verarbeitet wurde, aber es ging letztlich um andere Fragen. Es ging um die Stellung des Menschen im Kosmos. Es ging um die großen Fragen, wo komme ich her und wo gehe ich hin? Es ging um die Frage, wer bin ich? Was ist das Ziel menschlichen Lebens? Was ist menschliche Bestimmung? In moderner Sprache würden wir sagen, was ist der Sinn? Was ist das wozu? Wozu bin ich da? In antiker Sprache bereits konnte man sagen, was ist Glück? Was bringt menschliches Leben wirklich zur Erfüllung? An diese Fragen docken die biblischen Texte an. Darum geht es. Es geht schlicht um Fragen, wo der moderne Physiker, der moderne Geologe, der moderne Biologe sich auch Gedanken zu macht, die er aber seinen Laborergebnissen auch nicht abpressen kann.
Und das ist vielen modernen Wissenschaftlern auch bewusst. Viele wissen, dass wenn sie alle Fragen, die sie geklärt haben können und die man in irgendwelche Messergebnisse und Formeln und Hypothesen packen kann, grundlegende Fragen, ob es sich lohnt zu leben, damit nicht beantworten können. Auf diese Fragen sind die biblischen Texte hingeschrieben. Auf diese Fragen können sie bis heute hin interpretiert und ausgelegt werden. Und die biblischen Fragen ringen mit diesen großen Menschenthemen in einer bildlichen Sprache, metaphorischen Sprache, symbolischen Sprache. Ich möchte einen zweiten Blick mit der 3D-Brille nun auf die Sintflutgeschichte werfen. Der erste Blick war ganz schlicht so, ich lese diesen Text und habe im zweiten Auge aber schlicht den Stand
heutiger Geologie und Paläoanthropologie und so weiter und sehe im Grunde dann gleichzeitig, der Text kann und will nicht wirklich historisch gemeint sein und es ist im Grunde auch ausgeschlossen von dem, was wir heute wissen. Sehen wir weiterhin, dann macht man die Entdeckung durch historische Forschung, die Texte über die Sintflut haben im Alten Orient erstaunliche Parallelen. Und das ist etwas, was man im Grunde im 19. Jahrhundert erst so richtig wahrgenommen hat. Im 19. Jahrhundert hat man Quellenfunde gemacht aus dem mesopotamischen Raum, man hat Steintafeln gefunden, man hat alte Überlieferungen gefunden, vielleicht hat der eine oder andere mal von Gilgamesch Epos gehört oder Atram Chassiz, war eine große Urgeschichte aus dem alten Babylon, noch Vorgänger sumerische
Geschichten, also vor den Babyloniern, vor den Assyrern, sumerische Geschichten und schlicht entdeckt, da ist die Rede Hoppla von einer Flut, einer großen Flut, die große Teile der Welt betrifft, da ist die Rede von einem Mann, der ein Schiff baut und der da auf einmal anfängt, noch Tiere und so mitzubringen. Mit der Zeit hat man das mehr und mehr entdeckt. Die ersten, die das im 19. Jahrhundert gefunden haben, waren völlig von den Socken, die waren geflasht, das war denen nicht bewusst, dass es nicht nur den biblischen Text gibt, sondern andere, zumal sehr schnell auch klar war, diese Texte sind deutlich älter, deutlich älter, die sind 4000 Jahre alt, vielleicht noch älter in den sumerischen Dingen, also selbst wenn man noch so konservativ versuchen würde, die Bibel zu lesen, dass man sagt, das ist so aus der Zeit
Mose, was man fast ausschließen kann, so selbst dann wären diese babylonischen Texte noch älter. Es gab dann so eine erste Phase, wo manche gesagt haben, jetzt ist die Bibel nicht nur nicht wahr, das ist nicht mal originell, das stimmt nicht nur nicht, sondern ist sogar noch eine Fälschung. Und dann gab es so einen Bibel-Babel-Streit, wo manche sagten, die Bibel, alles aus Babylon, Pan-Babylonismus und da waren viele geschockt und so und dann lasen die aber Quellen vor, alte Texte und so und alles fragten sich, oh weh und so. Einfach nur mal, um die Parallelen deutlich zu machen. In diesen orientalischen Erzählungen steht am Anfang ein göttlicher Beschluss, die ganze Menschheit muss sterben. So, dann da auch parallel, ein Mensch mit seiner Familie wird erwählt, diese Katastrophe zu überleben. Dann wird berichtet, er kriegt den Auftrag, ein Schiff
zu bauen, indem er sich rettet, so Tiere rein und er soll das mit Pech auch versiegeln. So, dann wird das Kommen der Flut geschildert, das Gehen, es wird sogar das Detail beschrieben, dass er dann so Vögel hat und schickt die los, der Vogel kommt zurück, nee, ist noch nicht vorbei, er schickt wieder ein Los, Vogel kommt und zurück und so, bis sie einen Landeplatz finden. Schließlich landen sie auf einen Berg, so und das erste, was sie machen, den Göttern opfern. So, das ist alles parallel, so, dass das in diesen babylonischen Geschichten früher erzählt wird und der ganze Grundriss der Geschichte vorhanden ist. 3D-Brille, wir nehmen das wahr, so, der biblische Text erzählt eine Geschichte, eine Erzählung, die bekannt ist in der babylonischen Welt. Sie ist alt, sie ist verbreitet, sie ist an unterschiedlichen Stellen gefunden worden, die biblischen Erzähler dieser Geschichte können hier nicht auf Originalität machen,
nicht? Wenn sie einigermaßen gebildete Hörer haben, wissen die Bescheid, die kennen die Geschichte, die kennen den Ablauf, darum sind die Details verblüffend ähnlich. Und dann gibt es bemerkenswerte Unterschiede und da wird es richtig interessant, wenn man mit der 3D-Brille sich darauf dann erst mal einstellt, aha, es gibt altorientalische, nennen wir es mal, Mythen, Erzählungen, es hängt für uns jetzt nicht so viel dran, wie wir es am Ende taufen, es gibt diese Erzählung und die biblische, das heißt, wir müssen die biblische verstehen in dieser Erzähltradition und müssen uns fragen, was haben damals die Erstautoren, die Ersterzähler besonders gefunden? Was sind die Abweichungen von der bekannten Geschichte, die im ganzen Alten Orient rumgehen? Und da wird
historische Bibelwissenschaft richtig spannend, denn das sind ja die Punkte, wo jetzt die großen Besonderheiten, die besonderen Akzente drinstecken. In diesem Sinne möchte ich darauf nun besonderen Wert legen, was ist neu, was ist anders, was ist speziell in der biblischen Sintflutgeschichte. Ich werde dabei vier Dinge nennen. Das erste, was besonders ist, hat ganz schlicht mit Gott und dem Verhältnis zu seiner Schöpfung zu tun. In den altorientalischen Erzählungen ist es immer so, dass ein Götter-Panthenon vorausgesetzt wird, da gibt es halt viele Götter. So, und die sind für verschiedene Dinge zuständig, da hat jeder so seinen Job. Und da ist es so, bei Atram Rassism, besonders eindeutig, die Götter haben die Menschen geschaffen, dass die auf der Erde arbeiten, dass die da irgendwie, dass alles nicht so dreckig aussieht, nicht so viel Tohu, Wabohu,
sondern irgendeiner muss da mal für Ordnung sorgen. Und dafür waren die Menschen gut. Und dann wird erzählt, dass die Götter da sind, so in ihrer Welt, wollen Ziesta halten und die Menschen sind laut. Sie machen Krach, sie schreien, sie nerven, sie gindeln Göttern auf die Nerven. So, es wird gejammert und so, da waren Fehler, die irgendwie da zu holen, aber keine Ruhe mehr, die toben und lernen darum. So sehr, bis irgendwann ein Beschluss ist, die müssen weg da, das war eine doofe Idee einfach. Also immer dieser ganze, so. Das ist die Ausgangsbeobachtung, die Menschen stören Nerven, sie sind irgendwie nicht im Takt, nicht so wie gehofft, nicht wie gewollt, weg, Schluss mit dem. Dann gibt es eine Gottheit, die überlegt aber schon einen Schritt weiter und merkt, das ist aber keine gute Idee, die jetzt alle einfach wegzumachen. Ich mach da mal was, ich schnapp mir da ein, der heißt Utnapishtin zum Beispiel, eine Erzählung und so,
den hol ich mir an der Seite heimlich und sag hier Utnapishtin, große Probleme kommen auf euch zu, aber du, es ist gut, ich bin dein Patron, sag mir mal und baue ein Schiff, lass nichts merken, muss heimlich vonstatten gehen, darf jetzt hier keine große Welle, keine große Unruhe und so, das ist top secret. Bau ein Schiff, nimm deine Familie, bisschen Viehzeugs und so und warte ab, ich hab eine Idee. So, und dann läuft das und die Götter ziehen das durch, große Flut, alle tot. So, jetzt ist Ruhe, das ist erstmal schön für die Götter, es ist Ruhe und es ist immer noch ruhig und die Erde wird wieder mehr und mehr Tohuwabohu, das ist nicht so schön. Götter gucken sich das an, sagen, ja, bisschen weh jetzt da wieder irgendwie hin und was machen und so, das ist auch nicht so.
Und dann schlägt die Stunde des Patrons, der sagt, ihr lieben Götter, klar die waren laut, die waren nervig, ist ja klar, ich hab mich auch geärgert über die und so, aber jetzt sind sie alle weg und vielleicht war es auch überallt. Wir haben ein Problem beseitigt, aber jetzt haben wir da wieder Unordnung und sonst wie, die Götter nicken und sagen, vielleicht waren wir überallt, man weiß das nicht, kann das nicht so vorher. Und dann sagt der, wisst ihr was, ich hab heimlich, ich hab da einen rausgenommen aus der ganzen Vernichtungskiste, den hätte ich quasi noch in petto. Ist eine Idee, dass wir sagen, wir starten das ganze Projekt neu und die wissen ja, wir haben Nerven, also unsere Geduld hat Grenzen, wenn wir denen einfach klar machen, ihr habt eine zweite Chance und jetzt einfach ein bisschen mehr hier und Respekt und Opfern und so und die Götter
sagen, ach, das ist eine gute Idee, also okay, hol den Kerl raus und so und erklären den Deal, so er konzentriert sich ein bisschen mehr, wir wollen ein bisschen an unseren Nerven auch arbeiten, bisschen geduldiger und so und dann starten wir es neu. Das ist jetzt etwas mit gewisser rhetorischer Freiheit, also ungefähr stimmt das. Ihr könnt es ja lesen, Gilgamesch-Epos kriegt man in vielen Verlagen mit dem Atram Rassises, Deutschland leider, gibt es kein Massenpublikum für, man kann das aber, Wikipedia-Artikel oder so, ihr könnt euch da noch genauer schlau machen, der Sache nach ist es so. Ja, ist auch eine schöne Geschichte, was ist der Sinn? Was denken sich die altorientalischen Geschichtenerzähler bei solchen Sachen? Die denken sich nicht im Ernst, in den USA gibt es ein Grand Canyon, das muss doch mal erklärt werden, warum der so aussieht, das war die Sinnflut oder so, da haben die überhaupt, nein, was ist der Sinn? Es geht ganz schlicht darum, was ist der Mensch? Wozu ist der Mensch da? Was ist seine
Aufgabe? So, das ist die Frage. Und es wird in dieser Geschichte erzählt, wozu ist der Mensch da? Der Mensch ist dazu da, dass er die Erde bebaut und bewahrt und durch Arbeit ist er für die Götter nützlich. Die menschliche Arbeit hat quasi eine kosmostatische Funktion, sagt man dann ganz vornehm, so, es ist wichtig für den Bestand der Erde und dabei sollte der Mensch also im Bewusstsein seiner Würde vorgehen, so, dass was er tut, hat Wert für diese Welt und sogar für die Götter, aber auch ein bisschen leise und bescheiden. Also jetzt hier nicht großkotzig werden oder so, das macht die Götter wütend und da machen sie keine Gefangenen und so, aber so ein mittleres Bewusstsein von Stolz und Demut. So, und das ist für die Erziehung natürlich auch gut, also wenn man dann
so im alten Babylon Kinder erzieht und so und dann irgendwie sagt, Klein Maduk, guck mal hier an dein Spielzeug, das liegt da rum, lauter Chaos, ich ärger mich. Du kennst die Geschichte von unserem Stammvater und so, also Chaos, räum auf. Du weißt, was hier uns am Leben hält und so und dann räumt Klein Maduk auf und dann läuft das irgendwie. So ist eine Sinngeschichte. Diese Sinngeschichte, diese, was ist unser Auftrag, wozu sind wir da Geschichte, ist im Blick auf die Götter natürlich auch sehr entspannend im Kopf, weil es gibt die Großen, die sind groß, die stellen sich aber nicht da hin und sagen, wir sind barmherzig, gnädig, gütig, voller Glade und so. Das sind die großen Bosse. Die versprechen gar nicht so viel und wenn die sich ärgern, machen die alles platt. So und
dann gibt es einen, mit dem muss man sich gut stellen, weil der, der haut uns auch mal raus. So im Grunde hat man keine Theodicee-Frage, so wenn man denen erklären würde wollen und so, sagen wir, leidet ihr nicht wahnsinnig daran, dass ihr das Leiden in der Welt, die Macht der Götter und die Güte der Götter miteinander zusammen denken müsst, dann würde ich sagen, welche Güte, die sind wie wir halt, nur haben die mehr drauf oder so, deswegen müssen wir da ein bisschen kuscheln oder so. In der Bibel merken wir schnell, die Geschichte ist anders, dadurch, dass es einen Gott gibt. Es gibt einen Gott und dadurch könnte man zunächst mal sagen, entstehen Probleme, weil es gibt diesen einen Gott, der die ganze Menschheit beseitigt und sagt, es räumt mich, dass ich den Menschen geschaffen habe, dann rettet er doch ein und startet wieder. Wenn man das vergleicht,
die biblische Geschichte hat irgendwie Probleme, man fragt sich, was ist mit Gott los? Der macht, zwar so vorsichtig sagen darf, einen leicht schizophrenen Eindruck, so verschiedene Impulse, naja, der übernimmt als ein Stück Rolle den ganzen Pantheon. So das ist in der alter orientalischen Version ist überhaupt kein Problem, das sind das verschiedene Götter, verschiedene Interessen, verschiedene Instanzen. Israel hat es mit dem einen Gott zu tun, das kann Kopfschmerzen machen. Und das ist im Grunde die Größe und die Herausforderung der biblischen Geschichte. Israel hat es mit Gott zu tun, so im Guten wie im Schweren, im Harten wie im Schönen, es ist der eine Gott. Das kann man sagen, für die Geschichte macht das Kopfschmerzen, es wirft ein Problem auf. Aber das muss man natürlich zunächst mal auch den ungeheuren
Gewinn wahrnehmen. Der biblische Gott sagt am Anfang, es räumt mich, dass ich den Menschen geschaffen habe. Aber aus völlig anderen Gründen. Der biblische Gott hat keine Nerven. Er sagt nicht, die gehen mir so auf die Nerven und so. Nein, der biblische Gott sieht des Menschen Bosheit. Er sieht, dass Menschen einander quälen, dass Menschen einander bekriegen, dass Menschen einander wehtun. Und das tut ihm weh. Es räumt mich, heißt ja es tut mir weh, es schmerzt mich. Dass ich die gemacht habe, tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich sie gemacht habe, es schmerzt mich. Und den biblischen Gott schmerzt es. Nicht weil sie ihn irgendwie belästigen, ihm schaden sie gar nicht. Aber dass sie einander schaden, dass sie einander wehtun,
schmerzt den Gott der Bibel. Der Gott der Bibel ist sehr anders als die Namensgötter im Alten Orient, im Griechenland, in Rom. Die sind mächtig, müssen sie miteinander klarkommen und das Schicksal ist da manchmal noch drüber. Und sie sind natürlich eifersüchtig und neidisch und in Konkurrenz und so, also recht menschenähnlich. Der biblische Gott ist die Vision eines guten und allmächtigen Gottes. Es ist ein anderer Gott, größer, höher, gerechter, wahrhaftiger. Es ist ein Gott der Liebe, der Güte des Erbarmens. Und darum ist der ganze Anfang der Geschichte ein völlig anderer. Und jetzt nehmen wir diese erste Reue noch mal ganz ernst. Gott guckt auf die Welt und sagt, es reut mich,
dass ich diese Welt überhaupt gemacht habe. Wir haben uns im Vortrag die Macht ein wenig mit der Theodice-Frage beschäftigt. Der Frage, kann das irgendwie gerechtfertigt werden, dass es die Welt mit diesem Leiden gibt? Und gesehen, man kann da durchaus starke Gründe für benennen, dass man sagt, es ist im Grunde gar nicht zu rechtfertigen. Was Menschen einander antun, kann man verstehen, irgendwie ist böse als Preis der Freiheit. Aber das Unschuldige, dass Kinder Mittel zum Zweck werden. So, es ist eigentlich, wir wissen nicht, wie man das rechtfertigen kann, dass Kinder in eine solche Rechnung eingespeist werden, dass man sagen kann, ja, aber Freiheit ist so etwas Tolles, das ist den Preis wert. So, und diese Theodice-Frage, ansatzweise in der Antike,
Epikur sehr stark, aber in der Neuzeit, 17., 18., 19. Jahrhundert sehr stark, würde ich nun behaupten, die Sinnflutgeschichte erzählt, erzählt dieses Dilemma. Denn wenn wir uns das anschauen, was passiert denn in der Sinnflut? In Kapitel 6 wird die Schöpfungsgeschichte Genesis 1 nach und nach rückgängig gemacht. Da wird beschrieben, es wird getrennt Land und Wasser. Was macht die Sinnflut? Es macht diese Trennung rückgängig. Es wird getrennt die Erde und der Himmel, so und das Wasser der Himmelsozean. Genesis 6 dreht die Schleusen auf. So, diese Trennung, zweiter Tag wird rückgängig gemacht. So, und die ganze Welt, Wolken, Wolken, Wolken, 150 Tage Regen,
kein Licht mehr, Finsternis. Es wird nass, es wird dunkel, es wird hart. Die Schöpfungsgeschichte wird rückwärts erzählt. All die Unterscheidung von Wasser und Land, von Himmel und Erde, Licht und Finsternis werden nach und nach zurückgenommen. Gott führt alles wieder in ein Tohu Wabohu, in ein feuchtes Tohu Wabohu, in ein Chaos, in Urflut, Tehuung. Alles wird wieder Urflut. Und das ist eine gigantische und erschütternde Erzählung, dass Gott in Urzeiten die Schöpfung zurücknimmt, weil er sagt, es tut mir leid, dass sie einander so Böses zufügen. Das Experiment ist gescheitert. Im Grunde wird die ganze Theodiceegeschichte in diesen Versen durcherzählt
als ein Gedanke Gottes, es funktioniert nicht. Es ist den Preis nicht wert. Die ganzen Zweifel, die ganzen Fragen von Ivan Karamazov hat dieser Geschichte, nach dieser Geschichte Gott in der Urzeit gehabt. Es ist nicht zu rechtfertigen. Dann lieber Schluss, bevor das ganz viele, lieber frühzeitig Schluss. Darum ist diese erste Reue Gottes ein sehr tiefer, tiefer, schwerer Gedanke. Es klingt ja zunächst mal, also dass man sagt, was ist das für ein Gott, das ist ja nicht mal nur Völkermord. Also das ist ja das schlimmste Verbrechen seit dem Todesstern oder so, nicht ganze Planeten auszulöschen. Aber das ist nicht die Kategorie, wie die Erzähler das hören. Denn es wird ja von Menschen erzählt. Es ist ja in der Bibel nicht so, dass da Diktate vom Himmel
kommen, sondern Menschen erzählen es so. Sie erzählen, dass der gerechte und gute und allmächtige Gott seine Schöpfung zurücknimmt. Und sie erzählen dies mit Böse von Jugend auf, wir haben es alles versaut. Gott kann es gar nicht rechtfertigen. Diese erste Reue ist im Grunde berechtigt. Das Wunder in der Geschichte ist, dass es dann weitergeht. Es geht weiter. So, und da besteht jetzt aber eine erzählerische Herausforderung. Die altorientalischen Geschichten sind ja da, also von der Erzählogik haben die kein Problem. Das ist eine super Geschichte. Es gibt die einen Götter, dann gibt es so einen Schlaukopf am Rande und so, der kann mal alles lustig erzählen und so. Die biblische Geschichte, die ist jetzt aber etwas schwierig an der Stelle. Und jeder Bibelleser, der halbwegs wacht das Verfolgten, merkt das auch. Genesis 6 heißt es, es reut mich, dass ich diese
Erde geschaffen habe. Darum hinweg damit. Denn der Mensch ist Böse von Jugend auf. So, und dann Genesis 8 heißt es, Gott sagt, ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist Böse von Jugend auf. Es ist etwas verblüffend. Stellen wir uns das vor, wir haben irgendwie Nachbarn und wir wissen, der Nachbar hat im Souterrain oder im Keller so eine riesen Landschaft mit Spielzeugeisenbahnen. Und eines Tages hören wir da Krach und Radau und es knallt und scheppert. Er kommt raus, Sonnhalz und wütend. Wir fragen, was haben Sie da gemacht? Und er sagt, ah, ich hatte da Modelleisenbahnen und die Technik war von Anfang an kaputt. Da war von Anfang an der Wurm drin. Ich habe alles kaputtgehauen, dieser ganze Mist, ich kann das nicht mehr ertragen. Nach einer Woche geht man wieder vorbei und man
hört auf einmal wieder ein Suchen. Da fährt ein Zug und so. Man klingelt und fragt, was ist da los? Ich dachte, alles kaputt. Ja, ich habe eine Lok übergelassen und ich, ich baue das jetzt alles wieder auf. Ich stelle das alles wieder hin, weil ich meine, da war von Anfang an die Technik kaputt. Da war von Anfang an der Wurm drin. Wo kann ich das wieder aufbauen? Was würden wir sagen, wenn wir Kinder hätten, die öfter mal in seinem Garten spielen, würden wir sagen, vielleicht gibt es auch andere schöne Gärten. Mit dem stimmt was nicht irgendwie. Da ist doch irgendwie, ist das doch komisch irgendwie. Man kann doch nicht sagen, ich habe alles kaputtgehauen, weil da war von Anfang an der Wurm drin und ich baue alles wieder neu weiter von Anfang an der Wurm drin. Irgendwie ist das komisch. So, wenn Gott sagen würde, ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, weil der Noah ist ein prima Kerl und eigentlich habe ich mich völlig verdahnt, ist alles halb so schlimm und so, dann wäre es logischer. Es wäre halt nicht mehr so göttlich.
Da hat man ein anderes Problem. So und wie kriegt man das überhaupt hin? Diese zweite Reue Gottes. Was ist denn da los mit Gott? Er schafft Menschen und dann guckt er so ein bisschen und sagt, ich bereue, dass ich das getan habe, es tut mir leid, weg und so. Und dann zieht er es nicht radikal durch und sagt, also das bereue ich jetzt aber auch, ich will das nie wieder machen. Ich will nie wieder die Erde verfluchen und so. Die sind einfach so, das ist nicht besser. Es mag Nachbarn so geben. Man wird da sagen, sei vorsichtig, der ist ein Kauz irgendwie, sei vorsichtig. Aber okay. Aber wie ist das denn mit Gott? Also ist das das, was man so von Gott erwartet irgendwie? An der Stelle erinnern wir uns wieder, der Vortrag Das Geheimnis, wer ihn zufällig schon gehört hat.
Alles, was wir über Gott sagen, jedes Wort, jeder Begriff, jedes Bild, jede Geschichte, sind alles unsere Bilder, unsere Geschichten, auch die biblischen. So, es gibt keine eins zu eins Abbildung so von Gott. Alles, auch das, was in der Bibel steht, steht unter dieser paulinischen Klammer unserer Erkenntnis, Stückwerk. Wir erkennen wie in einem Spiegel ein dunkles Bild. Dessen ist sich die Bibel sehr bewusst, dessen ist sie sich zutiefst bewusst, dass sie bildlich von Gott redet, symbolisch übertragen war in Geschichten. An ganz vielen Stellen wird dieses Bewusstsein in der Bibel ausdrücklich gemacht. Und gerade das Thema Reue ist so ein Punkt, wo das an der Bibel mehrfach
kommt. Es ist häufig von Reue die Rede in der Bibel. So zweistellige Anzahl von Belegstellen. Und dann wird das durchgespielt, so etwa in der Frage mit Saul. Da gibt Gott seinem Volk ein König, dann ist das der Saul und das geht auch super los. Zwei Kapitel später steht Gott davor und sagt, ich bereue, das tut mir leid, ich bereue, dass ich Saul zum König gemacht habe. Ich fange da nochmal neu an. Das sind die beiden einzigen Stellen, Genesis 6 und 1 Samuel, wo Gott eine Gabe, eine Heilstat, etwas Gutes bereut. Die beiden einzigen Stellen. Und an beiden Stellen wird eine Gabe zurückgenommen, aber so, dass dann eine größere Gabe gegeben wird. Nach der Sinnflut gibt
Gott Regenbogen und Schwur und Bunt und sagt, nie wieder werde ich das hier zerstören. Bei David Gott gibt ihm einen Bund und sagt, du sollst in Ewigkeit dein Haus bestand für immer und ewig. Diese beiden einzigen Stellen. Und in diesem Zusammenhang wird das auch mit der Reue angesprochen. Da ist es auch lügt, der nicht der Israels Ruhm ist und es geräut ihn nicht, denn er ist nicht ein Mensch, das ihn etwas geräuen könnte. 1 Samuel 15, 29. Wenige Verse steht davor, dass Gott sagt, es räut mich. Was ist da los? Also sind die Erzähler irgendwie schlechten Tag gehabt oder irgendwas geraucht, was nicht gut war oder sonst wie? Nein, nein. Jahrhundertelang abgeklopft, geprüft, die Texte und so. Es ist eine harte, bewusste Spannung, dass da steht Gott bereut es und dass dann da steht, er ist aber kein Mensch, dass ihn etwas
geräuen könnte. Ganz bewusst ist die Bibel immer wieder an der Grenze, etwas über Gott sagen zu wollen, was sich in unsere Logik nicht fügt. Es geht nicht auf. So und das ist im Grunde mit allem mehr oder weniger so in der Frage der Reue ist es besonders hart. Im Grunde ist es das Wort, was hier genommen wird, weil es ist ja eine neue Setzung, ein neuer Anfang. Es entspricht ungefähr der Reue und Reue ist hier halt analog, metaphorisch eine Erzählung, wie wir Menschen versuchen, Gott zu fassen. So und dann Reue zweimal so, dass eine Heilstat zurückgenommen wird, aber häufig so, dass Gott sich des Unheils geräuen lässt. Gott kündet Unheil an, nehmen wir die Jonageschichte, Ninive soll untergehen, so und dann geht das da alles seinen Gang und so und Gott lässt sich dieser
Ankündigung geräuen. Er hat ja nicht Jona geschickt und gesagt hier, geh hin und sage, wenn die nicht umkehren, mache ich sie alle platt. So, sondern es ist ja im Grunde eine 1 zu 1 Ansage, geh nach Ninive und sag hier Game over, vorbei. Ja, Ninive geht unter. Das ist ja eine klare Ansage, Gott nimmt sie zurück. Jona hat da auch gar keinen Spaß dran, aber nimmt sie zurück, nicht? Und ganz interessante Stelle, wo Jona dann sagt, das ist es, was ich fast behördet habe, denn du bist ja gnädig und barmherzig, gütig und geduldig und von großer Treue und lässt dich des Unheils geräuen. Es gibt mehrere Stellen, wo die Reue Gottes hineingenommen wird in die Gnadenform, in das Wesen Gottes. Die Reue ist eine der wichtigsten und positivsten Eigenschaften Gottes. Es ist eine
Heilseigenschaft, dass Gott sich dem Menschen trotzdem zuwendet, dass Gott sich des verdienten Gerichts geräuen lässt. Die Reue Gottes ist im Grunde das Evangelium. Die Reue Gottes ist seine Treue trotzdem. Und das ist die Pointe, die in der Sinnflutgeschichte erzählt wird. Das große Problem, das tiefe Bewusstsein, eigentlich ist die Existenz der Schöpfung gar nicht zu rechtfertigen, steht am Anfang. Und diesem Anfang entgegengestellt wird das Trotzdem der Reue Gottes, dass Gott sagt, trotzdem, trotzdem mache ich mit euch weiter. Das ist der große Unterschied zu der altorientalischen Erzähllogik. Denn wenn wir uns die anschauen, die funktioniert ja so,
dass im Grunde der Mensch weiß, wir haben noch mal Glück gehabt, das verdanken wir nicht der Güte der Götter, sondern das verdanken wir ganz schlicht dem, dass wir einfach diesen Zweck haben, hier Arbeit schaffe, schaffe und so. Also wir müssen unsere Existenz rechtfertigen dadurch, dass wir funktionieren und den Göttern keinen Grund geben, uns hier von der Tischplatte zu fegen. So es hängt an uns. Aber wir sind dankbar, dass wir die Chance haben und so. Man ist ja auch dankbar für seine Arbeitsstelle und so. Aber das ist die Logik. Die biblische Sinnflutgeschichte kommt zu einem völlig anderen Ergebnis. Der Mensch kann seine Existenz nicht rechtfertigen. Die große Verheißung am Ende, die Güte, die Treue Gott steht unter der Überschrift, dass Gott sagt, es gibt gar keinen Grund. So das, was erst mal widersprüchlich klingt, was ist denn los mit dem,
er macht alle tot, weil sie böse von Jugend auf und dann will er sie alle immer am Leben lassen, weil sie böse von Jugend auf, heißt, es gibt keinen Grund. Es gibt keinen Verdienst, es gibt keine Rechtfertigung, sondern es ist Gottes Güte. Es ist seine trotzdem Treue. Obwohl der Mensch sich nichts verdienen, nichts erarbeiten kann, ist Gott ihm treu und gnädig. Das ist die Pointe, auf die Luther in seinem Klein-Katechismus den christlichen Schöpfungsglauben bringt. Kleine-Katechismus ist ja die schönste twittertaugliche Dogmatik, die es so quasi gibt in wenigen Sätzen. Und wenn man das noch irgendwie auswendig kann, hat er schon so etwas, was man auch so durch die Jahrhunderte nehmen kann. Man ist etwa auch mit Luthers Klein-Katechismus eigentlich von Anfang an raus aus der Frage, sich irgendwann über Darwin ärgern zu müssen. Es beginnt bei Luther mit den Worten
ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen. So, es geht nicht darum, ich glaube, dass Gott am Anfang die DNA geschaffen hat und dann irgendwie auch den Sprung zum Geist und dann irgendwann auch Adam und Eva und seitdem läuft es halt. So, nichts anderen als Schöpfungsglaube ist ja, ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat, auch wenn ich da theoretisch alles weiß und über meine Eltern gar nicht so viel nachdenken möchte, aber ich weiß und es ist irgendwie und trotzdem hat Gott da seine Finger im Spiel, er hat mich geschaffen. Und dann erzählt Luther hier Kleider und Schuhe, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind und so weiter. So, und dann am Ende geht es weiter, dass alles aus lauter väterlicher göttlicher Güte und Barmherzigkeit ohne all meinen Verdienst und Würdigkeit. Das ist ja Rechtfertigungssprache, das ist sola gratia, das ist Geschenk,
das ist Güte und das ist Luthers Schöpfungsglaube. Leben ist eine Gabe, geschöpft sein ist ein Geschenk und das ist die Poete der Sinnflutgeschichte. Die Poete ist nicht der komische, schwierige, unbegreifliche Gott. Man kann es verstehen als lauter Sinnstiftungen, lauter Sinnaussagen für den Menschen, dass wir leben, können wir uns nicht verdienen, können wir nicht in irgendeiner Weise durch unser Funktionieren rechtfertigen, sondern es ist grundlos, es ist Geschenk, es ist Güte und wir nehmen unser Leben dankbar. So, das ist der zweite Punkt, die erste Reue Gottes, die zweite Reue Gottes, wie steht die Welt nun da? Ein dritter Punkt, Genesis 9 ist im
Grunde so eine Art Schöpfung reloaded Kapitel und das ist sehr auffällig und wenn man Genesis 1 gut im Kopf hat, merkt man es eigentlich ständig, nur dass Genesis 9 leider viel weniger gelesen wird. Ich nehme mal ein paar Verse Genesis 9, da heißt es, Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen, seid fruchtbar und mehret euch und bevölkert die Erde. So und dann, Furcht und Schrecken sei auf alle Tiere und alle Vögel und alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen, alles übergebe ich euch, die grünen Pflanzen. So und dann heißt es, wenn euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft und zwar für das Blut eines jeden von euch, für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder, wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen, denn als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. Darum seid fruchtbar und mehret euch, bevölkert die Erde. So und wir merken, alle wichtigen Stichworte vom Ende
von Genesis 1 tauchen wieder auf. Der Mensch ist Gottes Bild, der Mensch ist Gottes Beauftragter, der Mensch wird in diese Welt gesetzt, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, er bekommt Verantwortung für alles, was da ist und dann wird er gesegnet. Der Segen Gottes gilt diesen Menschen, das Bundeszeichen wird aufgerichtet, der Bogen, den Gott in den Himmel setzt, sodass ich gedenke meines Bundes zwischen mir und euch. Und im Grunde wird alles von Genesis 1, die wichtigsten Themen werden aufgegriffen, die Ebenbildlichkeit Gottes, der Segen, der Bund, der Auftrag, sich zu vermehren, die Erde für alles zuständig zu nehmen und es ist jetzt unsere Welt, es sind paar kleine Veränderungen drin, zum Beispiel Genesis 9 wird das Fleisch freigegeben. In der Urgeschichte ist der Mensch,
der ist Vegetarier, der hat halt die Pflanzen und so weiter, nicht die Tiere. Und Genesis 9 heißt es dann, alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Nur Vorsicht mit dem Blut darin, das dürft ihr nicht essen. Und jetzt kann man fragen, war das wirklich so? Naja, Höhlenmalerei, also die Mammuts wären froh gewesen. Aber was ist der Sinn an dieser Stelle? Genesis 9 beschreibt die Menschheit, wie sie sich kennt. Bis dahin wird eine Vor-Früh-Ur-Menschlichkeit beschrieben, die ist nicht mal Fleisch. So, das ist für die Menschen, die diese Geschichten hören, von Anfang an das Bewusstsein, das Wort Urgeschichte ist gar nicht so schlecht. Es ist nicht unsere direkte Linie oder so, da ist vieles anders. So, auch wenn es in der Schöpfungsgeschichte
heißt, ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seinen Weib anhängt, macht ja kein Mensch. Also das Mädchen geht raus aus ihrer Familie und zieht zu ihrem Mann. Vieles in der Urgeschichte ist kontrafaktisch, ist so, wie es gerade nicht ist. Genesis 9 beschreibt die wirkliche Menschheit, voller Fleischfresser. Bis in einen Detail sogar hinein, Genesis 1 werden Mann und Frau gesegnet, kleine Härte, Genesis 9 werden Noah und seine Söhne gesegnet. Kann man sagen, das ist aber unverschämt, dass das Patriarchat hier so greift und so. Naja, Gender-Vorträge habe ich ja schon mal ein bisschen gehabt. Das ist ein Teil der Urgeschichte, so ist nicht der Masterplan. Es ist eine Entwicklung der Menschheit jenseits von Eden, Ende Genesis 3, so der Mann soll ihr Herr
sein. Genesis 9 beschreibt die wirkliche Welt, patriarchalisch, Noah und seine Söhne werden gesegnet, die Frauen werden ignoriert, man frisst Fleisch und man rechnet auch mit Verbrechen. Gibt eine Strafordnung, so wer einen umbringt, soll sterben. So die wirkliche harte Welt, alle tragen schon Kleidung. Genesis 9 ist die wirkliche Welt und diese wirkliche Welt wird aber gesegnet. Diese suboptimale Welt, diese maximal zweitbeste aller möglichen Welten wird hier gesegnet. Und ich glaube, das ist für das christliche Schöpfungsbewusstsein, Schöpfungsverständnis schon auch wichtig. Es gibt manchmal so ein verkürztes Bild, was heißt manchmal, es ist in der Kirchengeschichte sehr dominant
geworden, dass man sagte Genesis 1 bis 3 ist Fundament, ist Sockel und all das, was unsere christliche Dogmatik ausmacht, funktioniert nur so, dass wir sagen am Anfang perfekte, vollkommene Welt, unsterblich, sündlos, ewig und so und dann Absturz, Fall, gefallene Menschheit und dann eben auch Krankheit und Pickel und Gewalt und Sterblichkeit und Knie und alles so. Und das ist im Grunde das Jammertal. Jetzt ist der Mensch böse, von Geburt an böse so und ab jetzt ist, warten aufs Christkind. So 2000 Jahre, 3000 Jahre, so. Das ist nicht die biblische Geschichte. Das ist einfach falsch. Das ist eine Verkürzung. Das wird den Texten nicht gerecht. Es ist nicht Genesis 1 bis 3 Schluss aus und dann ist im Grunde bis zur Weihnachtsgeschichte alles mühselige Vorbereitung,
wo keiner weiß, warum das so lange dauern soll, sondern Genesis 9 schließt das ab und es ist nicht böse, schlechte, kaputte, falsche Welt, die mal vollkommen war, oh Adam und Eva, was habt ihr getan, sondern Gott ist Realist. Gott ist Realist. Die Vision, der Masterplan, was Mensch, Welt, Schöpfung sein wollte, wird ganz schlicht angepasst an Realitäten und Schöpfung ist ambivalent. So, Schöpfung ist voller Schönheit und voller Güte und voller Möglichkeit und Verantwortung, aber auch voller Gefährdung, voller Versuchlichkeit, voller schiefer Ebene. So, der Mensch ist Gottes Ebenbild. Das wird ja in Genesis 9 ausdrücklich nochmal betont. Er hat seine Ebenbildlichkeit nicht mit dem Fall verloren, aber es heißt auch böse von Jugend auf. Das ist
in keiner Sprache dasselbe wie böse schon als neugeborenes Baby. So, dieser Augustinismus erzählt die Urgeschichte so nicht. Böse von Jugend auf heißt aber, alle Menschen haben diese Tendenz, dieses von Anfang an ist da was schief in der Technik, von Anfang an kommen da Probleme. So, es gibt diese Tendenz und gleichzeitig ist der Mensch auch ansprechbar auf, pass auf, wenn du einen umbringst, hast du dein Leben verwirkt. In diese Ambivalenz hinein stellt die Bibel den Menschen und es ist damit ein Angebot sich zu verstehen in einer ambivalenten Wirklichkeit, die Gabe ist, die Geschenk ist, die ich mit Dankbarkeit nehmen und genießen kann und die mir erlaubt all das Schöne in dieser Welt mit Dank wahrzunehmen. Und es ist mir gleichzeitig
erlaubt und ich habe dafür Sprache auch zu klagen, was in dieser Welt aus dem Ruder läuft, was schief gewickelt ist, was an Grausamkeit und Bosheit möglich ist. Bibel beschreibt eine ambivalente Schöpfung voller Güte und Grausamkeit, voller Schönheit und Sinn, aber auch Sinnlosigkeit und Zerstörung. Und den Menschen in dieser ambivalenten Schöpfung sendet Gott noch einmal, pass gut auf dich auf, pass gut auf deinen Nächsten auf, pass auf diese Welt auf. So, und das was in der Sinnflutgeschichte sichtbar wird, ist ja auch eine wesentliche Aussage über den Menschen. Nicht, dass Noah alle Tiere sich zuständig weiß, von jedem ein Paar und so, das machen wir nicht historisch, das lassen wir hinter uns. Und wir ermutigen auch jeden Skeptiker und
Nichtgläubigen, das auch wirklich zu akzeptieren, dass das nicht der Sinn dieser Geschichte war und sich da keiner schlauer fühlen muss. So, sondern wir sehen hier aber auch, der Mensch ist für diese Schöpfung verantwortlich. So, und wenn Menschen das entdecken, Artenschutz, Artenvielfalt, Schönheit der Welt, Bewahrung der Schöpfung, ist das eine zutiefst biblische Linie. Die, denen diese Welt egal ist, können sich auf die biblische Schöpfungsgeschichte Genesis 1 bis 9 niemals berufen. Der Mensch übernimmt Verantwortung im Rahmen seiner Möglichkeiten. Und wenn wir die Geschichte von Noah als Geschichte lesen, natürlich machen wir das. Also keiner macht ja Kindergottesdienst so und dass er sagt, liebe Kinder, heute kommt die Geschichte von Noah. Das Wichtigste ist, dass es nicht passiert ist, aber jetzt hört mal zu. Macht man doch nicht. Man erzählt das doch dann irgendwie und sagt auch die Häschen und die Schäfchen und wir nehmen auch die Vögel dazu, egal wie, auch und
so. Und der Tiger, ja der ist lieb und auch die Tigerinnen und so. Alle, alle Tiere, jedes Tier zählt und wir haben, nein, kein Ekel vor Spinnen, weil die Spinne ist schon ein feines Tier auch. Weißt du, dass die Spinne, also wenn es die nicht gibt, wie viele Mücken die dann stechen wird im Sommer, da würdest du aber doof gucken. Die Spinne ist ein feines Tier, auch die Spinne und auch die Wespe, da hauen wir nicht drauf, weil die nicht so ist wie Biene Maja, auch die Wespe. Und so wird man das doch erzählen und da kann man noch was lernen. Das ist doch eine geniale Geschichte, die ist doch Kindergarten und Grundschule tauglich und so. Die ganze Welt, die ganze Schöpfung steht unter dem Segen Gottes. So und damit verlassen wir nun die Geschichte, aber ambivalente Schöpfung, wir nehmen wahr, es gibt den Segen Gottes das große Ja, das große Wohlwollen, die große Güte. Und das
segnende Handeln Gottes ist für die Bibel schlechthin wesentlich. Christen, die das aus dem Blick verlieren, die im Grunde nur sehen, jammertal und Erlösung, erleiden einem Kurzschluss. Aber die gesegnete Schöpfung, da ist der Wurm drin. Da ist von Anfang an was irgendwie nicht funktioniert, von Anfang an läuft er aber schief. So und kaum ist das mit dem Segen und mit dem Noa durch, sagt Gott, da ist jetzt noch was zu tun. So und es beginnt die ganze Reihe von Rettungsgeschichten, das rettende Handeln Gottes. Der Mensch ist gesegnet, er ist Bild Gottes, aber er ist auch erlösungsbedürftig. Da ist der Wurm drin. Da kommt noch was. So und das ist nun der Cliffhanger zu Worthaus 9. Das, was da kommt, weiter in einem Jahr oder irgendwann auf YouTube. Vielen Dank.
Die Schöpfung | 8.5.1
Durchdringt man Erdschichten und analysiert Baumstämme, dann wird recht schnell klar: Eine Überschwemmung, die die gesamte Erde erfasste und alles Landleben bis auf ein paar Menschen und einige Tierpaare dahinraffte – die hat es nicht gegeben. Trotzdem berichtet nicht nur die Bibel, sondern auch Babylonier, Sumerer oder Mesopotamier von einer gewaltigen Flut und einem Mann, der mit seinem Boot Tiere rettete. All diese Erzählungen sind älter als das Alte Testament. Haben die Verfasser der Bibel also nur abgeschrieben? Und was wollten sie mit dieser Geschichte sagen? Die Unterschiede zwischen der biblischen Sintflutgeschichte und den älteren Überlieferungen erklärt Thorsten Dietz. Und macht daran deutlich, was die Geschichte der Zerstörung der Welt mit unserem heutigen Leben zu tun hat. Denn Paläoanthropologen und Physiker mögen belegen können, dass es keine weltweite Sintflut gab und dass die Erde älter ist als ein paar Tausend Jahre. Was sie nicht können, ist diese eine große Frage beantworten: Warum leben wir eigentlich hier?