Es ist ein Name, den nicht viele kennen. Aber ein Name, an dem sich die Geister derer scheiden, die schon einmal von ihm gehört haben: Rudolf Bultmann. Der »dunkle Lord der Theologie«, wie Thorsten Dietz ihn nennt. Die einen nehmen seinen Namen kaum in den Mund, für die anderen ist es eine Gewissenssache, sich zu ihm zu bekennen. Dietz war selber Atheist, als er sein Theologiestudium begann. Er hatte also keine Angst vor Rudolf Bultmann. Dann bekehrte er sich und stieß auf Bultmanns Lehren, die »Abrissbirne des Glaubens«. Nicht ohne Grund schickt Dietz seinem Vortrag über Bultmann eine seelsorgerliche Einleitung voraus. »Wir müssen alle stark sein«, sagt er, und legt los: Von den Schockwellen, die Deutschland zu Bultmanns Lebzeiten erschütterten, von zerschmettertem Glauben, theologischen Erneuerungen und einem Theologen, dem die FDP zu links gewesen wären, der nicht an die Wunder der Bibel glaubte, aber dennoch zurück wollte zum Wort der Bibel, um die existenziellen Fragen des Lebens zu beantworten.

Im Frühjahr 1945 sitzt ein junger Mann in einem Gefangenenlager in Belgien. Das »1000-jährige Reich« ist nach zwölf Jahren zusammengebrochen, die Deutschen haben sich vor der Schmach der Niederlage und dem Entsetzen über den Völkermord in ihrer Mitte verkrochen, Städte liegen in Trümmern, Eltern, Kinder, Freunde sind nicht mehr. Der junge Mann kennt Gott noch nicht, als er eine Bibel in die Hand gedrückt bekommt. So beginnt eine klassische Bekehrungsgeschichte. Jürgen Moltmann war verzweifelt und fand Trost im verzweifelten Schrei des Gekreuzigten: »Warum hast du mich verlassen?« Der Kriegsgefangene wird zum Studenten der Theologie. Und die Theologie, wie jede anständige Wissenschaft, sollte sich solch persönliche Geschichten doch eigentlich verkneifen, oder? Nicht unbedingt, weiß Thorsten Dietz. Es ist schließlich ein großer Unterschied auch für die eigene wissenschaftliche Arbeit, ob man mit dem Glauben aufgewachsen ist oder ihn erst später in sein Leben aufnimmt. Moltmann zieht aus seinem Glauben in tiefer Verzweiflung erste Hoffnung darauf, dass aus den Trümmern etwas erwachsen kann. Thorsten Dietz, selbst ohne den christlichen Glauben aufgewachsen, erklärt Moltmanns Verständnis von Glaube und Hoffnung, beschreibt warum der Glaube an die Erlösung uns eigentlich an die Seite all jener stellen müsste, die heute leiden. Und er hilft verstehen, warum die Kreuzigung so viel mehr ist als ein stellvertretender Tod.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

»Ich glaube; hilf meinem Unglauben« ist die Jahreslosung für 2020. Sie könnte kaum besser passen in dieses chaotische Jahr, in dem sich Glaube und Zweifel zu einem unentwirrbaren Chaos verknotet haben. Menschen glauben an einen Gott und zweifeln an Ihm, glauben an eine Pandemie und zweifeln an ihrer Existenz, glauben an die Fähigkeit des Staates, die Bevölkerung zu schützen, und zweifeln daran. Und manchmal verzweifeln Menschen auch an der Ungewissheit, was sie denn nun glauben können. In noch deutlich turbulenteren Zeiten hat sich ein Theologe immer wieder Gedanken darum gemacht, wie sich Glaube und Zweifel in Einklang bringen lassen: Paul Tillich wuchs in einem konservativen Pfarrhaus auf, durchlitt den ersten Weltkrieg, floh vor dem zweiten, und musste sich schließlich in den USA neu erfinden, nicht nur die Sprache, sondern auch das Denken seiner neuen Heimat verstehen lernen. Thorsten Dietz erklärt Tillichs Theologie in ihrer rasanten Entwicklung, die so geprägt ist vom Rausch der Ereignisse vor rund 100 Jahren. Bis heute wirkt Tillichs Lehre fort. Und auch wir scheinen wieder am Beginn eines Zeitalters zu stehen, in das wir wehrlos hineinstürzen, in dem wir herumgewirbelt werden und zweifeln müssen. Aber im Glauben Halt finden können.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Jonathan Edwards ist der bedeutendste evangelikale Theologe der Kirchengeschichte.
Evangelikal? Wenn Sie dieses Wort hören, werden Sie dann nervös? Genervt? Aggressiv? Kann passieren. Thorsten Dietz erklärt deswegen erst einmal, was »evangelikal« bedeutet, wo der Begriff herkommt und warum er manchmal so einen schlechten Ruf hat. Genauso erklärt Dietz, was Theologie eigentlich bedeutet und was sie tatsächlich mit dem Glauben an Gott zu tun hat.
Über Jonathan Edwards, diesen bedeutenden evangelikalen Theologen, spricht Dietz aber auch noch. Und dann ist auch bald klar, warum er in der Kirchengeschichte so wichtig ist, wie Gefühle und Glaube zusammen passen und was das alles eigentlich mit Star Wars zu tun hat.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Die Reihe über große Theologen geht weiter: Dieses Mal erzählt Thorsten Dietz von einem Theologen, der unser Verständnis davon, was Menschsein bedeutet, wie kaum ein anderer geprägt hat. Søren Kierkegaard beeinflusste das Denken seiner Zeit weit über Christentum und Kirche hinaus und hinterließ ein Werk, das noch heute Theologen, Philosophen und Gelehrte auf der ganzen Welt beschäftigt.
Søren Kierkegaard wurde in einer spannenden Zeit geboren, nach den großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts, als sich Gesellschaften neu orientierten und der Glaube an Gott einen neuen Platz zwischen Vernunft und Zweifel finden musste. Doch Kierkegaards Lehre – und Dietz‘ Vortrag – geht weit über Glaubensfragen hinaus. Dietz erklärt, wie wir lernen, uns selbst zu akzeptieren. Wie wir mit der ständigen Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, umgehen können. Und warum Gottvertrauen allein die Angst in unserem Leben nicht auflösen kann.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Eigentlich veröffentlicht Worthaus »nur« Vorträge. Manchmal sind die Fragerunden im Anschluss aber genauso interessant. Deswegen ist dieses Hörstück eine Premiere. Zum ersten Mal veröffentlichen wir hier, was nach einem Vortrag passiert. Und das hätte sich Eugen Drewermann nach seinem Vortrag zu »Jesus aus Nazareth – von Krieg zu Frieden« kaum passender hätte wünschen können. Mit Fragen wie »Muss ich nun Angst vor dem Jüngsten Gericht haben?«, »Wie viel freien Willen haben wir denn?« oder »Ist es nicht eine zusätzliche Belastung, wenn Opfer den Tätern vergeben sollen?« tauchen die Zuhörer noch tiefer ins Thema ein. Für seine Antworten holt Drewermann weit aus, von der Opferpraxis der Juden bis zur zweifelhaften Annahme, dass Jesus selbst ein Opfer für die Sünden der Menschen war. Dabei nutzt er die Gelegenheit noch einmal für kritische Worte zu unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das wir viel zu selten infrage stellen. Zur Kirche, die viel zu oft noch unantastbar scheint. Und für den Frieden zwischen Menschen, der viel öfter das Ziel unseres Handelns sein sollte.

Vielleicht war es der Vater, der ständig unterwegs war und selten mal lobte, vielleicht später die Partnerin, die ständig unzufrieden ist, oder der Chef, der noch nie an eine Beförderung gedacht hat. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu leisten, keine Anerkennung zu finden, kennt fast jeder Mensch. Ähnlich muss es auch Kain gegangen sein, bevor er Abel ermordete. Eugen Drewermann, Theologe und Psychoanalytiker, erklärt, was zu diesem ersten Mord in der Menschheitsgeschichte geführt haben mag. Er weckt Mitleid, nicht für das Opfer Abel, sondern auch für den Mörder Kain. Er erklärt, was Jesu Botschaft all diesen überwältigenden Gefühlen, die zu einem Mord führen können, entgegenzusetzen hat. Eine Botschaft, die heute wohl so aktuell ist wie nie in einer Zeit voller Kriege zwischen Ländern und Menschen, voller Angst und Selbstzweifel, in der sich so viele Menschen benachteiligt und nicht anerkannt fühlen. Wer nach diesem Vortrag nicht mehr Barmherzigkeit empfindet für Mörder, Zuhälter, sonstige Sünder – und sich selbst – klickt einfach noch einmal darauf.

Wahrscheinlich hat kaum ein Nicht-Theologe von ihm gehört, dabei hat Friedrich Gogarten die Theologie des 20. Jahrhunderts ähnlich stark geprägt wie Karl Barth. Er stellte sich der Frage: Wie stark muss die Theologie in den Zeitgeist ihrer Epoche eingebettet sein? Gogarten selber folgte dem Zeitgeist so sehr, dass es den Zuhörern dieses Vortrags fast schon weh tun muss. Denn wie konnte aus einem suchenden Liberalen, den sein Lehrer mal einen „Erlebnisromantiker“ nannte, ein pro-faschistischer Mitläufer werden? Thorsten Dietz versucht, die vielen Wandel im Leben des Friedrich Gogarten zu erklären und zeigt, wie sehr die theologische Lehre dem Zeitgeist folgen sollte – oder eben nicht.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Als die Welt im Chaos versank, stand er mittendrin – und sah doch von außen zu. Gleich zweimal. Der Schweizer Theologe Karl Barth lebte, lernte und lehrte in Deutschland als der Erste Weltkrieg ausbrach und als 1933 deutsche Theologen neben vielen anderen dem nächsten Kriegswahn erlagen. Er schrieb Bestseller, war Mitgründer der Bekennenden Kirche, die sich gegen die Nazis stellte, und entwickelte eine neue Theologie. Wer verstehen will, was die protestantische Kirche in den vergangenen 100 Jahren prägte, kommt an Barth und seinem Bibelverständnis nicht vorbei. Ende 2018 jährte sich sein Todestag zum 50. Mal, viele protestantische Kirchen feiern in diesem Jahr ein Karl-Barth-Jahr. Thorsten Dietz führt durch das Leben des streitbaren Theologen – und spart auch die Stimmen seiner Kritiker nicht aus.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Am 20. Juli 1944 überlebt Adolf Hitler ein Attentat mit leichten Verletzungen. Am selben Abend sprach er wieder aus den Volksempfängern. Er dankte der schützenden Fürsorge Gottes und bezeichnete sein Überleben als Beweis dafür, dass die Vorsehung mit ihm noch viel vor habe. Millionen Christen dankten Gott für diese Rettung. Einige Christen waren an dem Attentat beteiligt und wurden kurz vor Kriegsende dafür hingerichtet. Unter ihnen auch Dietrich Bonhoeffer. Im Gefängnis machte er sich Gedanken über das, was da gerade in der Welt – auch in der christlichen Welt – geschieht, und hinterließ einige Aufzeichnungen. Wie nämlich vermittelt man den Glauben an Gott in einer Welt, in der Diktatoren Gott für ihre Rettung danken? Wie vermittelt man diesen Glauben an Menschen, die Religion immer mehr für unwichtig halten? Deren große Fragen an das Leben – Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? – zunehmend von der Wissenschaft beantwortet werden? Wenn Menschen mündig werden und nicht mehr der Kirche hörig sind, können sie dann noch an Gott glauben? Sie können, glaubte Bonhoeffer. Doch dafür müssen Gott, Glaube und Christentum völlig neu gedacht und die biblische Botschaft wieder ernst genommen werden.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.

Stellen Sie sich vor, Sie lebten in einem Land, in dem Ungerechtigkeit zum Alltag gehört. In dem Menschen willkürlich verhaftet und ermordet werden, in dem Recht gesprochen wird, das eigentlich Unrecht ist. Es könnte auch Sie treffen, aber Sie könnten in ein anderes Land fliehen. Was würden Sie tun? Dietrich Bonhoeffer stellte sich diese Frage kurz vor Kriegsbeginn, da war er gerade in den USA. In Deutschland wurden Menschen willkürlich verhaftet und ermordet, vor Gericht wurde Recht gesprochen, das Unrecht war, und Bonhoeffer hätte im Exil den Krieg und die Diktatur aussitzen können. Wie er sich entschied, ist bekannt. Damit könnten wir das Geschichtsbuch zuschlagen. Doch worüber sich Bonhoeffer im Gefängnis Gedanken machte, betrifft auch uns: Wie sollten sich Christen und andere ethisch und moralische denkende Menschen in solchen Zeiten verhalten? Sollten sie bedingungslos ihrem Gewissen folgen? Wie soll das gehen in einem Land, in dem Falsches plötzlich richtig ist, das Böse gut, ein schlechtes Gewissen plötzlich ein gutes Zeichen ist? Und wie verhalten wir uns eigentlich heute christlich und ethisch verantwortungsvoll? In einer Zeit, in der für jeden Menschen in Deutschland dutzende Sklaven arbeiten – wenn sie auch weit weg leben. Geht das überhaupt, verantwortungsvoll zu leben?

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Klassiker der Theologie«.