Welche Rolle wird Kindern in einer Gesellschaft zugewiesen? Jesus war ein Mensch, der sich intensiv mit den Rissen einer Gesellschaft und den sich oftmals dadurch gegenüberstehenden Gruppen beschäftigt hat. So definiert er vor dem kulturellen Kontext seiner Zeit das Verhältnis zwischen Armen und Reichen, Männern und Frauen, Einheimischen und Fremden, aber auch von Erwachsenen und Kindern neu und durchaus recht revolutionär.

Siegfried Zimmer vermittelt anschaulich wie Kinder in jeder Epoche ein Spielball der Erwachsenen sind und die Parole “Kinder sind unsere Zukunft!” letztlich auch nichts anderes meint. Vor diesem Hintergrund lässt sich dann erahnen, dass die Botschaft des Nazareners bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren hat und durchaus das Potenzial hat das gesamte Spektrum des Etablierten fundamental zu hinterfragen.

Besucht man christliche Gotteshäuser so ist man meistens zuerst mit Jesus-Darstellungen konfrontiert, die ihn in den letzten qualvollen Stunden seines Lebens, zeigen. Schaut man sich genauer um, findet man mit Glück unter der Decke, auf Kirchenfenstern oder in den Ecken einiger Altarbilder ein paar illustrierte Episoden die Jesus schmerzbefreit und lebendig zeigen. Nun gibt sicherlich einige Gründe dafür, dass Sterben und Leiden dieses Mannes näher zu thematisieren, doch eine so dominante Zurschaustellung, die einen mitunter das Leben des Nazareners vergessen lässt, ist schon überraschend – auch wenn sie sich damit nahtlos in die Tradition christlicher Glaubensbekenntnisse einfügt.

Genau bei dieser schweren Einseitigkeit, die das Leben und Reden weit nach hinten stellt, setzt Siegfried Zimmer an, um sich dem Lebensthema von Jesus aus Nazareth zu widmen. Denn dieser Mann war ja ein Mann, der sein Thema gefunden hat und der nicht nur bereit war diesem Thema sein ganzes Leben zu widmen, sondern auch für dieses Thema seine gesamte etablierte Existenz aufzugeben.

Es ist schon merkwürdig: Obwohl man über 90 Prozent seines Lebens nichts Genaues weiß, wurden über keinen anderen Menschen mehr Bücher geschrieben als über Jesus Christus. Und es wird noch mysteriöser, wenn man bedenkt, dass er nichts Schriftliches für die Nachwelt hinterlassen hat, weltlich gesehen weder Ruhm noch Macht erlangt hat und seine entscheidenden Jahre im Prinzip als Landstreicher verbracht hat. Diesen Mann umgibt zweifellos ein tiefes Geheimnis. Denn da muss irgendetwas passiert sein, dass so jemand nicht in der Bedeutungslosigkeit der Geschichte versinkt, sondern zu ihrer beachtesten Persönlichkeit wird.

Mit Scharfsinn und aller wissenschaftlicher Redlichkeit nähert sich Siegfried Zimmer im ersten Teil der Jesus-Trilogie dem Phänomen Jesus aus Nazareth über seine Gotteserfahrung an und bringt so etwas Licht ins Dunkel der Geschichte. Entstanden ist so ein absoluter Basisvortrag, der das »Wort« nennt, das vor Jesus niemand so benutzt hat.