Jesus hatte kein Problem mit Frauen. Das kann ruhig mal so betont werden. Er sprach mit ihnen, er lehrte sie, er ließ sich sogar von ihnen berühren. Das war nicht selbstverständlich in einer Zeit und einer Kultur, in der Frauen jeden Monat ein paar Tage lang als unrein galten. Kaum eine Erzählung in der Bibel beschreibt Jesu Beziehung zu Frauen deutlicher als die Geschichte von der blutenden Frau. Zwölf Jahre lang war sie schon unrein, sie durfte nicht in die Synagoge, auf keinem Tier reiten, mit keinem Mann schlafen, konnte daher keine Kinder bekommen. Ein Mensch also, der in der damaligen Zeit als wertlos galt. Und dann hört sie von einem, der ihr helfen kann. Aber wie kann eine Frau, die keinen Platz unter Menschen hat, auf Hilfe hoffen von einem, um den sich Menschenmassen drängen? Siegfried Zimmer erzählt diese Geschichte mit all ihren kulturellen und historischen Einzelheiten, und er zeigt, dass Jesus die Frau zum Schluss nicht nur heilt, sondern ihr noch etwas viel Kostbareres schenkt. Ein Geschenk nicht nur für die Frauen dieser Welt.

Wenn es damals schon Kameras gegeben hätte, hätte Maria dann am Grab ein Selfie mit dem auferstandenen Jesus machen können? Anders gefragt: War die Auferstehung so real wie das Wetter vor der Tür? Und selbst wenn man eine klare Antwort auf diese Fragen findet – was würde diese Antwort für unser Leben bedeuten? Thorsten Dietz nimmt die Argumente auseinander – vom Scheintod bis zum gigantischen Betrug – die Menschen gegen die Auferstehung vorbringen. Er nimmt die Zuhörer mit zu den Emmaus-Jüngern, die stundenlang mit dem Auferstandenen sprachen. Und er zeigt an dieser Geschichte, was es bedeutet, wenn man alles verliert, was bisher wahr war, und das eigene Weltbild neu kalibrieren muss. Und wenn Jesus dann noch die wichtigsten 15 Minuten Ruhm im eigenen Leben platzen lässt. Und zum Schluss kann vielleicht jeder für sich selbst beantworten: Muss ich das mit der Auferstehung jetzt glauben? Oder ist das vielleicht die falsche Frage?

Vor allem im Süden Deutschlands hängt er in Klassenzimmern und Amtsstuben: Der gemarterte Leichnam, diese ständige Erinnerung an einen Menschen, der zu Tode gefoltert wurde. Muss das sein? Warum war dieser qualvolle Tod überhaupt nötig und warum müssen wir heute noch immer daran erinnert werden? Die Antwort ist nicht leicht. Thorsten Dietz erzählt von Anselm von Canterbury, einem der ersten Theologen, der vor rund 1000 Jahren eine Lösung suchte, um den Kreuzestod zu verstehen. Dietz erzählt, warum die Darstellung der Qual und Verzweiflung Jesu im Mittelalter noch drastischer wurde – und die Menschen darin Trost fanden. Er liefert den Hintergrund, der nötig ist, um die Predigten von Hölle, Strafe und Versöhnung zu verstehen. Denn das zu verstehen, war für frühere Christen unheimlich befreiend. Und vielleicht auch für Gläubige im 21. Jahrhundert.

Dass Jesus Jude war, dürfte bekannt sein. Dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist, dürften auch alle wissen. Trotzdem hatten die Juden schon wenige Jahrzehnte nach Jesu Tod und Auferstehung bei den Christen einen schlechten Stand. Und der wurde nicht besser. Sogar heute gibt es noch Christen, die den Juden die Schuld an Jesu Tod geben. Siegfried Zimmer räumt mit diesem falschen Glauben auf. Denn wenn irgendein Christ heute sauer sein will auf diejenigen, die Jesu Tod zu verantworten haben, dann müsste er sauer sein auf – die Italiener. Zimmer erklärt, wie es dazu kam, dass die Römer Jesus zum Tode verurteilte, er zählt die historischen Tatsachen hinter der Prozessgeschichte auf, und findet deftige Worte für jene Christen, die den einfachen, populistischen Darstellungen von den bösen Juden noch immer glauben wollen.

Peter Wick lädt ein zu einem kleinen Experiment: Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich die Frage vor, die über diesem Vortrag steht: Warum musste Jesus sterben? Und nun achten Sie darauf, wo in Ihrem Körper Sie diese Frage fühlen.
Bitte, was?
Das mag ein wenig irre klingen, ist aber einen Versuch wert. Es könnte sein, dass Sie diese Frage langweilt, nervt, verunsichert – oder wütend macht. Es kann aber auch sein, dass Sie nach diesem Vortrag anders über diese Frage fühlen. Es ist eine der entscheidendsten Fragen im christlichen Glauben, und sie wird nirgendwo im heiligen Buch der Christen so richtig erklärt. Wollte Gott ein Menschenopfer, um den Menschen ihre Sünden vergeben zu können? Oder hat Jesu Tod etwas mit Gottes Liebe zu tun? Peter Wick beleuchtet die verschiedenen Erklärungsansätze, die sich in der Bibel finden lassen, erklärt, was das alles mit uns zu tun hat, und erläutert, warum all die verschiedenen Zugänge vielleicht die beste Antwort auf diese eine Frage sind.

Ohne Wunder kommen die Geschichten von Jesus nicht aus. Er heilt Kranke, läuft übers Wasser, weckt Tote auf. Wie sollen moderne, aufgeklärte Menschen noch an so etwas glauben? Da gibt es doch bestimmt eine vernünftige Erklärung! Der Schweizer Theologe Peter Wick wagt sich an die Herausforderung, Wunder und Vernunft in Einklang zu bringen. Er ist zwar Akademiker, also einer, der sich rational und logisch mit Themen auseinandersetzt, sogar mit Themen des Glaubens. Er glaubt aber trotzdem an Wunder. Und erklärt auch, warum das kein Widerspruch ist. Wieso wir manchmal unsere festgelegte Meinung über Bord werfen sollten. Und was Wunder auch für Menschen bedeuten, die noch nie eins erlebt haben.

Die Römer und Priester sind nervös. Das Pessachfest steht an, Tausende Juden sind nach Jerusalem gereist. Sicher sind auch einige dabei, die den Dolch unterm Mantel tragen, Aufrührer, Rebellen, Zeloten. In diesen brodelnden Kessel aus religiöser Euphorie und politischer Spannung zog Jesus wenige Tage vor seinem Tod. Kurz darauf wird er verhaftet. So weit ist die Geschichte bekannt. Aber was hatte er eigentlich verbrochen? War es nur die Behauptung, er sei der Messias? Warum sollten die Römer deswegen die Todesstrafe verhängen, was interessierte sie ein jüdischer Wanderprediger, der jüdische Priester verärgerte? Oder hatte Jesus schon bei seinen Predigten in Galiläa den entscheidenden Fehler gemacht, der die Römer gegen ihn aufbrachte? Siegfried Zimmer beschäftigt sich hier mit einem der umstrittensten Texte des Neuen Testaments anhand der Frage: Warum genau musste Jesus sterben?

Seit Jesu Tod sind erst wenige Jahrzehnte vergangen. In Rom lässt Kaiser Nero die ersten Christen verbrennen, kreuzigen, den Löwen vorwerfen. Geschichten machen die Runde über einen Kaiser, der Kranke heilt und dem Wind gebietet. In dieser Zeit wurden auch jene Erzählungen gesammelt, die von einem anderen Krankenheiler und Wundertäter berichten: Das Markus-Evangelium. Die Theologin Heidrun Mader nimmt die Zuhörer mitten hinein in diese Geschichtensammlung. Sie erklärt, was die Berichte von von Jesu Leben, Leiden und Sterben für die Menschen damals bedeuteten, was sie auch uns heute noch sagen und wer das eigentlich war, dieser Markus, der ein ganzes Evangelium geschrieben haben soll.
Dieser Vortrag ist der erste in unserer Reihe VORWORTE. Hier sammeln wir Vorträge, die in ein biblisches Buch einführen. Zuerst also: Das Markus-Evangelium.

Ist Jesus wahrer Gott oder wahrer Mensch?
»Gott? Blödsinn!« Sagen manche.
»Gott? Na klar, Dreieinigkeit und so!« Sagen andere.
Und mal wieder ist die Lösung nicht einfach. Im Gegenteil – die Frage, wer Jesus Christus ist und war, ist neben der Theodizee-Frage wahrscheinlich die schwerste der christlichen Lehre. Im Kampf um die Antwort auf diese Fragen haben sich Gläubige gezofft, beleidigt, geschlagen, sogar ermordet. Und sie spaltete die Kirche. Es ist also kein leichter Stoff, mit dem sich Thorsten Dietz hier beschäftigt. Er bewegt sich in seinem Vortrag durch die Kirchengeschichte, spielt die verschiedenen Möglichkeiten durch, über die Kirchenväter und Gelehrte in den vergangenen Jahrhunderten stritten: Ist Jesus nur eine Seite des einen Gottes? Ist er ein zweiter Gott? Eine Art Halbgott wie die zahlreichen Nachkommen des Zeus? Oder war er einfach nur ein Mensch? Oder ein Mensch mit zwei „Naturen“? Dietz erklärt, welcher große Gedankenschritt schließlich eine Lösung brachte. Und erläutert natürlich auch eine Möglichkeit, wie wir heute mit dieser schweren Frage nach Jesus Christus umgehen können.

Wozu gibt es eigentlich vier Evangelien, wenn sie doch alle irgendwie die gleiche Geschichte erzählen? Hätte man das nicht zusammenfassen können?
So einfach ist es natürlich nicht, erklärt Siegfried Zimmer. Im Gegenteil, die Evangelien erzählen zwar alle die Geschichten von Jesu Wirken auf der Erde, seinem Tod und Auferstehung, doch gerade das Johannes-Evangelium unterscheidet sich grundlegend von den drei älteren Erzählungen. Im Johannes-Evangelium hält Jesus lange Reden, spricht zu einem Jünger, den er scheinbar besonders liebt, er wäscht seinen Jüngern die Füße und sagt über sich selbst Unerhörtes – Sätze für die er eigentlich „in die Psychiatrie“ gekommen wäre, wie Zimmer sagt. Worüber Jesus im Johannes-Evangelium – im Gegensatz zu den anderen Evangelien – nicht spricht, sind Nächstenliebe, Feindesliebe und all die Menschen, die besonderen Schutz brauchen, Waisen, Witwen, Prostituierte. Warum das Johannes-Evangelium so anders ist, erklärt Zimmer natürlich auch und rückt damit die Evangelien in ein neues Licht. Und man merkt schnell: Es ist mal wieder wichtig, aus welcher Richtung wir auf die Bibel schauen.

Seit Jahrtausenden denken die Menschen über Jesus nach. Und bei diesem Nachdenken entstand immer wieder ein neues Bild von jenem Mann, den Christen als den Sohn Gottes bezeichnen, den viele aber auch schlicht als historische Figur betrachten. Oder sogar als Erfindung, eine Legende oder ein Mythos. Was ist dran an diesem Jesus, von dem die Bibel erzählt? Was weiß die Wissenschaft über den Menschen, der Jesus einst war? Und wofür hielt dieser Jesus sich selbst eigentlich? Die Theologin Christine Jacobi beantwortet diese und viele andere Fragen rund um die Jesusforschung und zitiert dabei immer wieder diesen entscheidenden Satz, den einmal ein Pfarrer zu ihr sagte: »Jesus hat nicht an Jesus geglaubt.«

»Jesus? Der schon wieder! Hat der nicht genug Aufmerksamkeit bekommen 2000 Jahre lang? Der ist doch langweilig.« So gähnte nicht nur Thorsten Dietz als Schüler. Andere dagegen treibt die Frage nach diesem Jesus ein Leben lang um. Und auch Dietz hat angefangen, sich damit zu beschäftigen, schließlich ist er Professor für Systematische Theologie. Kompliziert und akademisch ist sein Auftaktvortrag zur neuen Worthaus-Reihe trotzdem nicht. Im Gegenteil, wie immer wortgewandt und witzig reißt er seine Zuhörer mit, erklärt diese Frage und die Menschen, die sie stellen. Und dann setzt er sich auch noch eine alte Festival-Brille auf und rückt damit unsere Weltsicht zurecht.