Siegfried Zimmer bricht mit seinen Zuhörern auf in die Wüste. Klar, dass dieser Vortrag eine besonders heiße Sache ist. Es geht nicht nur mit dem Volk Israel auf den langen Weg ins gelobte Land, sondern auf den langen und steinigen Weg ins gelobte Land eines jeden Menschen. Von einer Kindheit in Geborgenheit und einer Jugend in Abhängigkeit, geht es auf die Suche nach der Bestimmung des eigenen Seins, nach der eigenen Identität und schließlich ins Ziel, in ein selbstbestimmtes und aufrechtes Leben. Zimmers Interpretation des uralten Textes ist eine einzige Befreiung für die Moderne: Heute ist Exodus, heute ist Auszug, heute ist Aufbruch.

Wie handelt der Gott der biblischen Texte? Begegnet er Menschen in einmaligen krassen Erlebnissen oder handelt er eher unmerklich im Verborgenen? In einigen Lagern christlicher Prägung gibt es einen Kultur des »Höhepunktschristentums«: Man hangelt sich von Christenevent zu Christenevent in der Hoffnung intensiver Gottesbegegnung. Was bedeutet diese Ereignisfixierung für die Persönlichkeitsentwicklung? Warten zwischen den Höhepunkten nicht automatisch die tiefen Täler? Siegfried Zimmer erörtert diese Thematik für die Teilnehmer des Freakstocks in salopper Sprache. Er zeigt Wege zu einer kranken und zu einer gesunden Glaubens- und Persönlichkeitsentwicklung auf und untersucht das Phänomen des Segens.

Der Mensch, was ist der Mensch? Im Abschluss-Vortrag von Worthaus 1 begibt sich Siegfried Zimmer in aller Freiheit auf die Suche nach dem Geheimnis des Lebens. Dabei ist er sich bewusst, dass es nicht möglich ist den Mensch an sich zu definieren. Und doch schafft er es sich dem Mensch an sich durch die Beobachtung von menschlichen Grunderfahrungen so zu nähern, dass deutlich wird, welche Erfahrungen für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung entscheidend sind. Das macht nachdenklich, fordert heraus, setzt Impulse und appelliert letztlich an jede Hörerin und jeden Hörer das Leben aus einem “sich-getragen-wissen” in die Hand zu nehmen.