Video
Audio Als MP3 herunterladen
Text Als PDF herunterladen

00:00
Guten Morgen, freue mich sehr, dass ich mal wieder auf Freakstock sein kann. Ich habe mich von Anfang an, meine Frau übrigens auch, immer sehr wohl gefühlt unter den Freakys. Ich finde es schön, ich bin der Erste, inzwischen nicht mehr der Einzige, aber Torsten Dietz war ja auch schon hier, aber ich war wohl der erste Theologie-Professor, der in Freakstock war. Ja, ich halte jetzt zwei Vorträge über die Auferstehung Jesu. Der erste Vortrag konzentriert sich auf die Frage, wie glaubwürdig ist die Botschaft von der Auferweckung Jesu?

01:01
Und der zweite Vortrag widmet sich dem Thema, wie wichtig ist die Auferweckung Jesu für den christlichen Glauben? Gut, der erste Teil, Frage der Glaubwürdigkeit, habe ich zwei Dinge vorgeschoben. Einmal will ich euch einen kleinen Witz erzählen und den werte ich dann auch ein bisschen aus. Und dann frage ich zunächst einmal, was ist überhaupt mit dem Wort Auferweckung gemein? Das muss man ja auch klären. Und dann aber relativ zügig die Glaubwürdigkeit. Ich habe ja insgesamt 90 Minuten Zeit, die werde ich nicht ganz so in Anspruch nehmen, weil ich möchte mit euch auch diskutieren. Aber es kann sein, dass ich so, sagen wir mal, 70, 75 Minuten brauche. Die, die mich kennen, haben vielleicht die leise Hoffnung, es wird trotzdem kurzweilig. Und die Zeit geht schneller rum, als ihr denkt.

02:01
Okay, ich möchte euch einen Witz erzählen, einen Kahlauer. Ein Kahlauer ist eine spezielle Art des Witzes. Bei einem Kahlauer geht es nicht um ein möglichst lautes Gelächter, sondern eher um Verblüffung. Nachdenkliche Verblüffung. Das ist die Absicht eines Kahlauers. Und die Pointe, der Clou eines Kahlauers ist immer eine überraschende Ähnlichkeit zweier Wörter, die man so in der Verbindung so gar nicht kennt, dessen Kahlauer. Dieser Kahlauer, den ich jetzt gleich sagen werde, stammt von Lothar Zenetti. Ich war im Kino. Blut überströmt, fertig gemacht, fiel einer um, als letzter von allen, das war ein Western.

03:07
Ich war in der Kirche, blutüberströmt, fertig gemacht, stand einer auf, als erster von allen, das war ein Ostern. Kahlauer, ein geiler, verblüffende Ähnlichkeit zweier Wörter. Weil ihr so herzlich gelacht habt, bin ich jetzt animiert, ich sag's nochmal. Ich war im Kino. Blut überströmt, fertig gemacht, fiel einer um, als letzter von allen, das war ein Western. Ich war in der Kirche. Blut überströmt, fertig gemacht, stand einer auf, als erster von allen, das war ein Ostern.

04:08
Also, ich finde es ganz gut, dass man Ostern mit einem Western vergleicht. Dieses Gedicht ist kein philosophischer Text. Es ist kein analytischer Text. Es ist auch kein argumentativer Text, sondern es wird einfach aufgezählt, was passiert ist. Also, es ist ein erzählender Text, ein narrativer Text. Und so ist es in der Bibel auch, in den Evangelien auch, so verhält es sich auch mit der Auferweckung Jesu. Die entscheidenden Texte der Bibel sind narrative Texte, erzählende Texte. Sie erzählen, dass etwas passiert ist und was passiert ist. Im Hebräischen heißt es, «Va yehi und es geschah».

05:01
Im Griechischen heißt es, «Kai egeneto und es geschah». Nehmen wir mal den Satz, «Gott ist Liebe». Dieser Satz, sehr wichtiger Satz im 1. Johannesbrief, dieser Satz ist kein philosophischer Text. Es ist kein analytischer Text. Und kein argumentativer Text. Man muss ja nur mal in eine Tageszeitung gucken oder die Nachrichten hören, dann weiß man, dass der Satz irgendwie nicht stimmt. Man kann den Satz «Gott ist Liebe» philosophisch nicht halten. Man kann ihn nicht verteidigen. Man kann ihn auch nicht analytisch gewinnen aus der Analyse dieser Gesellschaft oder dieser Welt. Und man kann diesen Satz «Gott ist Liebe» auch nicht argumentativ verteidigen. Man wird verlieren. Aber dieser Satz ist auch gar nicht als philosophischer Satz gemeint

06:00
oder als analytischer oder als argumentativer. Dieser Satz ist ein narrativer Satz. Er ist die Zusammenfassung einer Geschichte. Wenn ich heute sage, Gott ist Liebe und will das einem heutigen Menschen irgendwie nahe bringen, dann kann ich nichts anderes tun, als eine Geschichte zu erzählen und auf die Kraft dieser Geschichte zu hoffen. Nämlich die Geschichte des Jesus aus Nazareth. Dann ist bei diesem Western auch auffällig, das ist auch kein gutbürgerlicher Text, so moderater, so wohltemperiertes Klavier. Wie würde eine normale Bundesbürgerin oder Bundesbürger erzählen, ja, morgens gehe ich in die S-Bahn und fahre ins Büro und abends fahre ich wieder heim und dann spiele ich Squash oder irgendwie sowas.

07:00
Aber nein, Blut überströmt, fertig gemacht. Also das ist kein gutbürgerlicher Text. Und das sind die Evangelien auch nicht. Das Abendmahl ist auch kein gutbürgerliches Abendessen, weil im Evangelium geht es auch zur Sache. Jesus wurde hingerichtet, er wurde gefoltert. Jesus ist eigentlich nicht gestorben, sondern man muss sagen, er ist getötet worden. Und zwar einen fürchterlichen Tod. Darüber redet man in der Schickeria gar nicht in Rom. Es kann ja sein, da muss eine vornehme Dame kotzen. Wenn man vom Kreuzes Tod spricht, wird es einem ja schlecht. Also ich finde es auch gut. Die Evangelien sind kein wohltemperiertes Klavier. Sie sind kein gutbürgerlicher Text. Deswegen finde ich das vom Lothar Zenetti ziemlich gut.

08:01
Okay, was versteht man eigentlich überhaupt unter Auferweckung? Zu mir hat mal ein Chefarzt gesagt, der auch einen Professorentitel hatte. Professor, Doktor, Chefarzt, war in der Uniklinik auch Professor. Der hat mal zu mir gesagt, Herr Zimmer, kommen Sie mir bitte nicht mit groben Unsinn. Ich bin ein Naturwissenschaftler. Ich weiß, dass eine Leiche nicht mehr lebendig werden kann. Also kommen Sie mir bitte nicht mit diesem Blödsinn. Da habe ich gesagt, Herr Kollege, ich entnehme Ihren eigenen Worten, dass Ihnen bis jetzt noch niemand gesagt hat, was Auferweckung bedeutet. Auferweckung hat nämlich überhaupt nichts zu tun mit der Wiederbelebung einer Leiche.

09:06
Hat damit nichts zu tun. In der Auferweckung Jesu wird auch kein Naturgesetz durchbrochen, wie Sie offensichtlich annehmen. Ich bin auch mit Ihnen der Meinung, dass man Naturgesetze nicht durchbrechen kann. Nein, aber darum geht es auch gar nicht. Sondern die Auferweckung Jesu ist der Wechsel in eine ganz andere Art des Lebens, in denen überhaupt keine Naturgesetze mehr gelten, wie wir sie kennen. Es ist eine ganz andere Art von Realität, die nicht mehr Raum und Zeit unterliegt und in der gar keine Naturgesetze mehr gelten, wie in dieser ersten Schöpfung. Und wissen Sie, wenn Sie meinen, dass Sie im Namen der Naturwissenschaft ausschließen können,

10:05
dass es eine zweite Schöpfung geben wird, dann machen Sie die Naturwissenschaft zu einer Weltanschauung. Dann sind Sie auch ein Fundamentalist, halt ein naturwissenschaftlicher Fundamentalist. Denn falls Gott diese Welt als erste Schöpfung geschaffen hat, wovon ich ausgehe, gibt es nicht einen einzigen Grund, mit dem wir ausschließen können, dass dieser Gott eine zweite Schöpfung schaffen wird, die also kategorial vollkommen anders ist. Also die Auferweckung Jesu ist nicht das isolierte Durchbrechen von irgendeinem Naturgesetz, sondern es ist der Wechsel heraus aus unserer Realität in eine ganz andere. Dieser Kollege hat mich schon ein bisschen verblüfft angeguckt, er war auch nicht beleidigt.

11:04
Es ergab sich ein hoch interessantes Gespräch, in dem wir weitergekommen sind. Also die Auferweckung Jesu ist nicht die Wiederbelebung einer Leiche zurück ins alte Leben und dann stirbt man irgendwann endgültig, gell? Nein, das ist mit der Auferweckung Jesu nicht gemeint. Jetzt will ich noch ein paar Erklärungen anfügen, dass wir das Ereignis der Auferweckung prägnant irgendwie verorten. Herr Zimmer, glauben Sie an ein Weiterleben nach dem Tod? Da sage ich manchmal, wenn ihr ein bisschen vorfuzieren will, sage ich manchmal nein. Ich glaube auch wirklich nicht an ein Weiterleben nach dem Tod. Das liegt an dem Weiterleben, so wie bisher.

12:00
Nein, das glaube ich nicht. Die Auferweckung der Toten ist kein Weiterleben nach dem Tod, also wir leben vor dem Tod und dann leben wir weiter nach dem Tod, so wie bisher. Die Jenseitserwartung der Völker kann man eigentlich so beschreiben, das Jenseits ist doch irgendwie ziemlich ähnlich wie das Dieseits, nur irgendwie schöner. Die Farben sind schöner, die Musik klingt besser, der Sex ist besser und so weiter. Also das Jenseits ist ziemlich verwandt mit dem Dieseits, aber eben besser. Nein, an so ein Jenseits glaube ich nicht. Ich glaube an die Auferweckung der Toten und das heißt, ich glaube an einen kreativen Akt Gottes nach dem Tod. Der Ausdruck Weiterleben nach dem Tod ist vollkommen irreführend. Es gibt auch jahrhundertelang die Rede von der Unsterblichkeit der Seele.

13:02
Im Griechischen vor allem, Platon, aber auch in der Kirche, im Mittelalter. Man hat so Unsterblichkeit der Seele, Auferstehung der Toten ist so irgendwie das Gleiche, geist hat man irgendwie wie eine Salatschüssel rumgerührt. Nein, also die Unsterblichkeit der Seele ist ja so gemeint, nehmen wir mal Platon. Platon lehrt, der Mensch hat einen Körper und er hat eine Seele. Die Seele ist das Wertvolle, der Körper ist das Minderwertige. Der Kopf ist noch okay, das Herz wird schon ein bisschen schmierig und alles unter dem Herz ist bäbä. Das ist die Philosophie von Platon. Pumsen tun Tiere auch. Aber der Mensch hat eine Seele, das ist das Kostbare. Der Körper ist nur das Gefängnis der Seele und im Tod wird die Seele frei.

14:00
Es stirbt nur der Körper. Die Seele wird vom Tod gar nicht erreicht, die Seele ist ja auch immer schon da, die war schon präexistent in einem Lichtfunken irgendwo. Also es stirbt nur der Körper und die Seele wird frei, endlich. Das ist die Unsterblichkeit der Seele. Das hat überhaupt nichts mit der Bibel zu tun. Es gibt in der Bibel keine Unsterblichkeit der Seele, es gibt in der Bibel streng genommen auch gar keine Seele. Die hebräischen Begriffe sind anders zu verstehen. Es gibt auch nicht diesen Dualismus Leib-Seele. Die Seele ist das Wertvolle und der Körper ist das weniger Wertvolle. Es gibt in der Bibel keinerlei Leibverachtung. Also ich glaube nicht an die Unsterblichkeit der Seele, sondern ich vertraue darauf, dass Gott die Toten auferwecken wird in einem schöpferischen neuen Akt.

15:03
Ja, dann gibt es auch oft die Redeweise vom Wiederexistieren in anderer Form, dass wir immer wieder mal leben. Das ist eine wichtige Auffassung, die viel vertreten wird. Ich würde, wenn ich Zeit hätte, mit viel Respekt über dieses Thema diskutieren, aber jetzt ist es nicht mein Thema. Nein, die Botschaft von der Auferweckung Jesu und der Auferweckung der Toten kann man in keiner Weise verbinden mit dieser Wiedergeburtslehre, dass wir immer wiedergeboren werden. Es heißt ja auch im Hebräerbrief, es ist dem Menschen gesetzt. Es ist immer gemeint von Gott, die Sünde kann nichts setzen. Setzen kann nur der Schöpfer. Also es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben und dann das Gericht.

16:00
Das ist die biblische Sicht. Gut, also damit kann man das auch nicht verbinden. Dann möchte ich noch sagen, leibliche Auferweckung Jesu und dann später auch Auferstehung der Toten, ja, unbedingt, unbedingt. Denn in der jüdischen Menschenauffassung gibt es ja keinerlei Verachtung des Leibes. Der ist ein Tempel, unser Leib ist ein Tempel. Im Hebräischen gibt es das Wort Nefesh, das übersetzt Luther mit Seele, ist es aber nicht gut. Nefesh ist der Schlund im Hals, durch den wir atmen, sprechen, essen, singen, nach Hilfe schreien, es geht alles durch den Schlund. Der Schlund ist sozusagen der Ort, wo die wichtigsten Bedürfnisse durchgehen. Und deswegen schwört der orientalische Mensch so. Er schwört bei seiner Nefesh.

17:00
Also die Nefesh ist aber ganzheitlich gemeint. Es ist die Bedeutung unserer Bedürfnisse. Wir sind Bedürfniswesen. Unser Körper hat Bedürfnisse, unsere Psyche hat Bedürfnisse. Man kann also das Wort Nefesh nicht aufteilen in Leib, Seele, hat damit nichts zu tun. Wir sind ganz durch und durch Bedürfniswesen. Das zweite, was die Bibel über den Menschen sagt, er ist Basar, er ist Fleisch, gemeint ist, er ist nicht Stein. Das steinerne Herz will ich dir rausnehmen und dir ein Fleischernis geben. Was heißt Basar? Wir sind verletzbare Wesen. Das ist damit gemeint. Weil wir Nefesh sind, weil wir Bedürfniswesen sind, sind wir so verletzbar, wenn die Bedürfnisbefriedigung nicht mehr klappt. Das ist mit Basar gemeint. Also wir sind verletzbar in der Psyche und wir sind verletzbar im Körper.

18:01
Das kann man gar nicht aufteilen. Und das dritte ist, wir sind Ruach. Kann man vielleicht so sagen, wir sind kommunikative Wesen. Es gibt eine körperliche Sprache, nonverbale Sprache und es gibt eine Sprache mit Worten. Also ich will damit sagen, die grundlegenden Worte der Bibel über den Menschen sind nirgendwo dualistisch gemeint. Das heißt also, im Tod stirbt alles. Ich bin ja durch und durch geschöpf. Nirgendwo gibt sie mir etwas, was nicht geschöpflich ist. Und das Geschöpfliche stirbt, unterliegt Zeit und Raum. Und deswegen, die Auferweckung ist immer eine Auferweckung des Leibes. Allerdings nicht des alten Leibes. Es wird ein völlig anderer Leib sein. Könnt ihr nachlesen in 1. Gründer 15, so ab Vers 40 bis 55, so diese Verse.

19:00
Da beschreibt Paulus den Unterschied zwischen dem Leib in Schwachheit, 1. Schöpfung, und dann dem Leib in Kraft, 2. Schöpfung. Wir altern dann nicht mehr, wir brauchen auch nicht mehr atmen, brauchen wir nicht mehr. Wir müssen nicht mehr aufs Klo gehen, wir haben keine Gehirnströme mehr und so weiter. Also, der Auferstehungsleib ist vollkommen anders, wie der jetzige Leib. Wir können uns das auch gar nicht vorstellen, weil unsere Fantasie auch Raum und Zeit unterliegt. Aber der Auferstehungsleib unterliegt nicht mehr Zeit und Raum. Er kann grundsätzlich nicht mehr sterben. Er wird vom Tod gar nicht mehr erreicht. Es geht hier nicht um ein Leben nach dem Tod, sondern es ist ein Leben aus dem Tod. Gut, also selbstverständlich ist die Auferweckung Jesu, kann nur leiblich gedacht werden.

20:06
Nur dieser Auferstehungsleib ist nicht mehr irdisch. Man könnte ihn nicht fotografieren. Es hat mal ein Referent im Worthaus, jeder Referent hat ja bei uns eine ganz eigene Meinung. Es gibt keine Worthaustheologie, das gibt es nicht. Wir legen auch niemanden einen Maulkorb auf, jeder kann sagen, was er denkt. Also, ein Referent hat mal gesagt, wenn die römischen Soldaten da jetzt was fotografieren wollten, du kannst mit einem Fotoapparat, der Zeit und Raum unterliegt und der irdisch funktioniert, kannst du kein Auferstehungsleib fotografieren. Das meint nicht, dass der nicht an die Auferweckung Jesu glaubt, sondern er will nur mal den Unterschied deutlich machen. Natürlich hat sich Jesus erstaunlicherweise eine gewisse Zeit lang noch mal in menschlicher Gestalt getan,

21:05
so in der allerersten Zeit, die ging aber dann vorbei. Aber auch selbst in dieser leiblichen Gestalt war das irgendwie anders. Maria aus Magdala meint, es sei der Gärtner und dann erst, als der Unbekannte sie anspricht, erkennt sie. Oder die Emmaus-Jünger, die gingen mit einem Mann eine ganze Wegstrecke von Jerusalem nach Emmaus und erst dann, bleib doch bei uns, es ist Abend geworden, und dann erst erkennen sie ihn. Oder bei Johannes-Evangelium 20, beim sogenannten ungläubigen Thomas, kommt Jesus durch die verschlossene Tür. Also selbst in dieser begrenzten Zeit, die eine unwiderholbare Zeit ist, weil seitdem kommt er nicht mehr in Menschengestalt. Paulus ist schon nach dieser Zeit, hat eine ganz andere Begegnung mit dem Auferstandenen.

22:03
Also selbst in dieser einmaligen Zeit, die der Berufung der ersten Zeugen gedient hat, ist es auch irgendwie ein anderer Leib. Allerdings hat er dann auch wieder in Johannes 21 mit den Jüngern gegessen, Fisch und Brot. Also das ist eine eigentümliche Zeit, da kommen wir auch an die Grenzen dessen, was wir so verstehen können. Aber nach dieser Himmelfahrt, wenn man das mal so, das ist ein Wort des Lukas benutzt, ist diese Zeit zu Ende. Also den Auferstandenen, der ist der erste, der Erstling in der neuen Schöpfung. Gut, deswegen auch die Erzählung vom leeren Grab, die streife ich diesmal nur, ich will mal in Zukunft einen Vortrag nur über diese Erzählung vom leeren Grab halten,

23:04
weil das muss man mal ganz sorgfältig, millimetergenau untersuchen. Aber auf jeden Fall, eine Verkündigung der Auferweckung Jesu in Jerusalem hätte sich keine Woche gehalten, wenn das Grab nicht leer gewesen wäre. Hätte sich keine Woche halten können. Ja, und dann will ich noch zum Schluss fragen, ist die Auferweckung Jesu ein historisches Ereignis? Ich glaube, das Thema bei euch hat geheißen, Thema Glaubwürdigkeit, ist die Auferweckung Illusion oder historisches Ereignis? Ich glaube, so hat das Thema geheißen, habe ich mich mit Martin so darauf geeinigt. Ich darf euch aber sagen, es ist weder noch. Ich begründe das gleich. Die Auferweckung Jesu ist tausendmal mehr als ein historisches Ereignis.

24:00
Es gibt ein Buch in einem frommen Verlag, die Auferstehung Jesu, eine historische Tatsache. Dieser liebe Bruder meint es gut, aber er redet dennoch Unsinn. Denn, wir reden mal klar schief, denn die Auferweckung Jesu ist ja gerade das Hinüberwechseln, das Heraustreten aus der Geschichte in eine ganz andere Realität. Dann ist doch das Ereignis der Auferweckung Jesu keine historische Tatsache. Er verlässt ja die Historie. Er verlässt Raum und Zeit. Das ist ja gerade das Wesen, der Glut dieses Ereignisses. Der Glaube der Jünger an die Auferweckung Jesu, das ist eine historische Sache. Also, historisch ist die Botschaft von der Auferweckung, so wie wir sie in den neuntestamentlichen Texten finden.

25:04
Da kann man auch historisch sagen, wie glaubwürdig ist, das werden wir gleich machen. Aber die Auferweckung Jesu ist kein historisches Ereignis. Es ist tausendmal mehr. Also dieser liebe Bruder, in aller Unschuld, er verhonepiepelt dieses Ereignis. Und dann meint er, er sei bibeltreu. Das ist schon tragisch. Okay, also die Auferweckung Jesu ist kein historisches Ereignis. Sie ist viel, viel mehr. Jetzt prüfen wir mal die Glaubwürdigkeit der Botschaft von der Auferweckung Jesu. Man kann also nicht die Glaubwürdigkeit der Auferweckung Jesu prüfen. Das können wir gar nicht. Aber wir können die Glaubwürdigkeit der Botschaft der Jünger und Jüngerinnen, Jesus sei auferstanden, diese Botschaft können wir prüfen.

26:03
Ich will euch mal so die zehn bis zwölf wichtigsten Gesichtspunkte für die Glaubwürdigkeit dieser Botschaft mal sagen, dass ihr sie mal einmal im Überblick hört. Mehr als diese Gründe gibt es nicht. Aber diese Gründe reichen völlig aus. Sie haben wirklich Gewicht. Sie sind vielfach von kritischen Fachleuten hin und her gewogen worden. Erstens, wenn ein Mensch stirbt, dann ist damit sein Leben, seine Wirksamkeit und auch sein Leiden, falls er gelitten hat, beendet. Mit dem Tod wird das Wirken eines Menschen zu einem Stück der Vergangenheit.

27:01
Und dann setzt in der Familie oder in seinem Bekannten- und Freundeskreis oder in seinem Schülerkreis, je nachdem, welche Person das war, eine gewisse Art der Aufarbeitung ein. Der Rezeption, eine gewisse Trauerarbeit und eine Erinnerungsarbeit. Bei allen Menschen, die auf dieser Erde gelebt haben, beendet der Tod ihre Wirksamkeit und ihr Leiden. Und es beginnt in der Umgebung eine Trauer- und Erinnerungsarbeit. Jesus aus Nazareth ist der einzige Fall in der Welt, wo das so nicht war. Nirgendwo wird auch nur behauptet, dass es nochmal so gewesen sei. Die ersten Christen, die Urchristenheit hat aus irgendwelchen Gründen sich dieser normalen, überall gebräuchlichen Trauer- und Erinnerungsarbeit entzogen.

28:08
Sie hat sich geweigert und da müsst ihr wissen, dass die Trauergebräuche in der Antike von höchster Würde sind. Da darf man nicht schluren. Also die Urchristenheit ist das einzige Phänomen der Weltgeschichte, die diese überall beobachtbare Trauer- und Erinnerungsarbeit nicht gemacht hat. Die ersten Christen erinnerten sich nicht an Jesus so wie die Schüler des Sokrates an Sokrates oder die Schüler des Platon an Platon oder die Schüler des Aristoteles an Aristoteles und so weiter und so weiter. Nein, es war eigentümlich anders. Wieso?

29:00
Für diese Beobachtung darf ich Ihnen sagen, für Leute, die tiefer nachdenken und gründlich sind, ich darf euch sagen, diese Beobachtung ist eine historische Beobachtung. Die hat Gewicht, hat großes Gewicht. Zweitens, das Neue Testament, keiner der neuntestamentlichen Autoren, keiner der Zeugen behauptet, dass er ein Zeuge der Auferweckung war, also des Vorgangs der Auferweckung selber. Niemand. Auch deswegen ist es eigentlich nicht gut, wenn wir sagen, wir glauben an die Auferweckung Jesu. Wir glauben nicht an die Auferweckung, wir glauben an den Auferstandenen. Das ist viel präziser. Also es gibt im Neuen Testament niemand, der behauptet, dass er Augenzeuge der Auferweckung Jesu war. Es gibt auch keinen Versuch, keine Anspielung, gar nichts.

30:01
Ich war mal in einem Kuratorium, waren vielleicht so 15 Personen drin, und wir waren der Kreis, der in einer Fortbildungseinrichtung für Lehrer Fortbildung die Dozenten berufen hat. Und da hat sich mal ein junger Mann beworben für, sagen wir mal, biblische Didaktik, so ungefähr, ich will nichts Näheres sagen. Und da haben wir ihn befragt. Und das Kuratorium war bunt zusammengesetzt. Man kann sagen, alle Strömungen der Landeskirche waren da ein bisschen vertreten. Und dann fragt eine Frau aus dem Kuratorium den Kandidaten, glauben Sie an die Auferweckung Jesu, so wie es im Neuen Testament beschrieben ist? Auch ungefähr in diesem Ton. Also es war so leicht Gestapo-mäßig. Da antwortete dieser Kandidat, das ist doch gerade das Typische am Neuen Testament, dass das Neue Testament die Auferweckung Jesu überhaupt nicht beschreibt.

31:12
Wir haben ihn dann eingestellt. Weil das war eine gute Antwort. Also es gibt keinen Versuch, den Vorgang selber, hat er erst den linken Fuß gehoben. Wie sieht eigentlich der linke Fuß im Auferstehungsleib aus? So einen Blödsinn gibt es nicht. Der erste Text, wo diese Grenze überschritten wird, ist das Apogryphe Petrus Evangelium. Könnt ihr es nachlesen? Da wird wirklich die Auferstehung Jesu selber beschrieben. Und dann merkt man, das wird sofort Unsinn. Und es wird auch beschrieben, dass die römischen Soldaten, also da kommen zwei Gestalten aus dem Himmel. Und die gehen da rein und drei Gestalten kommen heraus. Und die römischen Soldaten sehen das.

32:03
Also die konnten das mit ihren irdischen Augen sehen. Also aber dieser Blödsinn ist zum ersten Mal im apogryphen Petrus Evangelium. Da wird diese Grenze überschritten. Drittens, es gibt in der jüdischen Religion gar nicht die Vorstellung, dass ein einzelner Mensch vor der allgemeinen Totenerweckung vorneweg aufersteht. Die Vorstellung gibt es im Judentum überhaupt nicht. Nach jüdischer Auffassung im Judentum, damals haben ja nicht alle mit einer Auferstehung der Toten gerechnet. Die Priester, die Sattozeher haben das als Blödsinn abgelehnt. Weil das ja auch in der Thora nirgendwo steht. Die Botschaft von der Auferstehung der Toten gibt es in der hebräischen Bibel im Alten Testament erst ganz in den allerjüngsten Texten. Nur zwei, drei Texte. Und die anerkennen die Priester nicht, die Sattozeher, weil sie anerkennen nur die Thora.

33:05
Aber die Pharisäer, die Zeloten und so weiter, die anderen Gruppen, die auch die anderen Schriften als heilige Schrift anerkannten. Da gibt es diesen Glauben an die Auferweckung der Toten und der wird da im Laufe der Zeit immer klarer und stärker. Aber auch bei den Pharisäern, also im Talmud, in der Mischung, gibt es nirgendwo die Vorstellung, dass ein Einzelner auferweckt wird. Sondern am Ende der Zeit, am Ende der Geschichte, wenn der neue Äon anbricht, dann werden alle Toten auferweckt werden. Es heißt im Daniel 12, eins bis zwei, die einen zum ewigen Leben und die anderen zum Gericht. So heißt es in diesem Text. Also aber auf jeden Fall, dass ein Einzelner auferweckt, das gibt es nicht vorgesehen. Wie sollen denn ganz normal sozialisierte Jünger, das waren ja Juden, wie sollen die so eine Vorstellung entwickelt haben?

34:06
Also so besonders leicht dürft ihr euch das nicht vorstellen. Weil das durchbricht den bisherigen Vorrat an religiöser Vorstellungswelt. Man kann natürlich immer wieder sagen, das muss man auch sehr ernst nehmen. Also sagen wir mal, ich höre immer wieder mal solche Beiträge, auch bei Studierenden oder sonst Auftragungen. Herr Zimmer, ich bin ganz fasziniert vom historischen Jesus, wie er mit Frauen umgegangen ist, mit Armen, mit Kranken, mit Kindern, mit Zündern. Sagenhaft gut, seine Gleichnisse, top, seine Bergpredigt, eine erste Klasse, das genügt mir eigentlich. Ich bin eine Beute von Jesus. Aber das mit dem Tod, dieser Arke, blutig und so weiter. Und dann noch das mit der Auferweckung. Also das riecht doch sehr danach, dass die Jünger den Tod ihres Idols nicht verkraftet haben.

35:06
Die waren traumatisiert und die mussten da eine Hoffnung, einen religiösen Strohhalm, den haben die gebraucht. Und dann entwickeln sie die Vorstellung von der Auferstehung Jesu. Diesen Einwand muss man sehr ernst nehmen. Der hat schon auch Gewicht und man muss ihn sorgfältig hin und her abwägen. Allerdings, also jetzt, wie will man sagen, so mal geschwind traumatisiert. Und jetzt entwickeln wir die Vorstellung, ein Toter wird von Gott auferweckt vor allen anderen. So ganz leicht geht das nicht. Jetzt kommt das vierte Argument, eine Kreuzigung. Man muss jetzt schon mal die Luft anhalten, bevor diese dummbatzigen Schnellschüsse kommen. Was ist eine Kreuzigung? Das muss man sich schon vor Augen halten. Es ist der schmutzigste Tod, den es gibt, der grausamste Tod.

36:04
Man kann sich nicht mal zum Sterben hinlegen. Man hängt da heimatlos in der Luft. Man kann sich nicht mal kratzen. Und so verreckt man und wird den Leuten zur Schau angeboten. So muss man die letzten Fäkalien rausdrücken und die letzte Pisse. Muss man sich schon mal so vorstellen. Und dann verreckt man da oben. So hartgesotten dauert das über den Tag, bis sie dann endlich sterben. Bei Jesus ging es irgendwie schneller. Er wurde ja vorher ausgepeitscht und gefoltert. Also, dass ausgerechnet so einer dann der erste ist, der vor allen anderen von Gott auferweckt wird, das ist aber dann schon sehr starker Tobak. Es heißt nämlich in der Torah, verflucht ist der, der am Holz hängt. Im fünften Buch Mose gibt es diesen Satz. Der hat nichts mit Kreuzigung zu tun.

37:01
Die gab es in der Zeit noch gar nicht, sondern gemeint ist eine Pfählung. Und zwar wurden Leichen gepfählt. Die waren schon tot. Aber wenn das so Zauber waren oder Gotteslästerung, dann war die Pfählung eine Zusatzstrafe. Die wurden also da an einem Pfahl durchstossen. Und so hingen die dann am Holz. Und das, wenn einer so noch die Pfählung bekommt, ist immer ein Zeichen, dass es ein Gottesläster war. Und es ist ein Zeichen des Fluches. Als dann es zu der Kreuzigung kam, die Perser haben die Kreuzigung erfunden. Die Kathager haben es von ihnen übernommen und von den Kathagern die Römer. Und so haben jetzt die Römer auch gekreuzigt. Und jetzt haben die jüdischen Schriftgelehrten sich überlegt, wie, also es steht doch in der Thora, verflucht ist der am Kreuz hängen. Gilt es dann für die Gekreuzigten auch?

38:01
Also soweit wir das heute ungefähr abschätzen können, da muss man sehr differenziert vorgehen. Die Quellenlage ist nicht besonders gut. Kann man aber sagen, wahrscheinlich war die Mehrzahl der führenden jüdischen Rabbinen, Schriftgelehrten, der Auffassung, ja, man kann analog sagen, ein Gekreuzigter ist verflucht. Man wird nicht sagen können, dass es alle Rabbinen waren, das weiß man nicht sicher genug. Aber ein kräftiger Teil, mindestens ein kräftiger Teil und ziemlich sicher die Mehrheit. Man merkt es auch am Galaterbrief. Denn Paulus sagt im Galaterbrief, Jesus wurde ein Fluch. Das ist auf diesem Hintergrund, allerdings sagt er dann für uns. Jetzt wird es ein Evangelium. Aber Paulus hat offensichtlich diese Vorstellung gekannt. Er war ja Jude, er war ausgebildeter Rabbiner bei einem der berühmtesten Gelehrten.

39:05
Und wenn Paulus sagt, Jesus wurde zum Fluch, dann steht er auch in dieser Tradition. Also ein Gekreuzigter gilt im Judentum als von Gott verlassen. Wenn gläubige Juden gekreuzigt wurden, waren wir vorsichtiger, aber es blieb eine schwere Belastung. Die jüdische Religion kennt sehr viele Märtyrer. Les mal der Born Judas oder andere Bücher, da sind viele Märtyrer-Geschichten. Ich weiß nicht, ob es nochmal ein Volk auf der Welt gibt, das so viele Märtyrer-Erzählungen hat wie das Judentum. Aber von allen Märtyrern wurde kein einziger gekreuzigt. Wer gekreuzigt wurde, kann kein Märtyrer mehr sein. Diese Belastung blieb. Und jetzt, ihr lieben Zeitgenossen, müsst ihr schon ein bisschen gründlicher, ein bisschen bedachter werden.

40:06
Dass ausgerechnet ein Gekreuzigter dann der erste ist, der vor allem, das kann man nicht einfach sagen, die brauchen ihren Strohhalm, das wird einfach zu leichtfertig. Dann fünftens, bei den Jüngern selber hat man auch gemerkt, die Kreuzigung war für sie eine Katastrophe. Die sind ja alle geflohen. Und bei den Emmaus-Jüngern sagten zu diesem Unbekannten, der sich dann als Auferstandener herausstellte, die sagten zu ihm, ja, wir dachten, er würde Israel erlösen. Wir dachten. Also man merkt, das ist zusammengebrochen. Die Kreuzigung, kann man ja verstehen, war für die Jünger eine Katastrophe. Als Sokrates starb, also den Giftbecher nahm, seine Schüler standen um ihn herum, haben sie seinen Tod bewundert.

41:00
Er war ja auch die Befreiung der Seele aus dem Gefängnis des Körpers. Und seine Jünger wussten, dass Sokrates die Wahrheit sagte. Also das ist ein Sterben. Aber Kreuzigung, kein Religionsstifter wurde gekreuzigt. Ich wünsche euch auch nicht, dass sie so sterbt. Ich hoffe, es ist auch unwahrscheinlich. Okay, also die Jünger waren schwer enttäuscht. Wir können das nicht genau analysieren. Sind die völlig abgefallen oder waren sie einfach durcheinander? Das kann man gar nicht mehr so genau sagen. Und sie hatten Angst. Also auf der Seite der Jünger ist sehr klar zu beobachten Enttäuschung und Angst. Und auf der Seite der Gegner, die Mächtigen im Hohen Rat und die römische Militärspitze, auf deren Seite war Triumph. Also so war es, auf Seite der Jünger Enttäuschung und Angst und auf der Gegenseite Triumph. Es blieb aber nicht dabei.

42:04
Sechstens die Rolle der Frauen. Die ist hoch erstaunlich. Das leere Grab wurde ja nur von Frauen entdeckt. Auch das spricht für die Zuverlässigkeit. Und im ältesten Bericht, Markus 16, 1 bis 8, endet diese Entdeckung des leeren Grabes in Vers 8. Die Frauen wurden von Furcht ergriffen. Das klingt ja auch nicht nach einem apologetischen Fiktionale. Also erst mal sind sie überhaupt Frauen und dann begegnen sie da einem Engel und so weiter. Aber nach dieser Engelbotschaft sind sie völlig verwirrt und in Furcht. Also die Rolle der Frauen ist sehr auffällig. Auch der Auferstandene begegnet zuerst Frauen, Maria aus Magdala. Ich will an der Stelle mal sagen, alle Auferstehungstexte im Neuen Testament kann man gattungsmäßig in drei Sorten einteilen.

43:03
Das soll man auch mal machen, dass man einen guten Überblick bekommt. Von der Auferwäggung Jesu wird einmal gesprochen in Bekenntnisformeln. Die können eingliedrig sein oder zweigliedrig. Es ist so gut wie sicher, dass das die ältesten Texte sind. Also kurze, prägnante, ein- oder zweigliedrige Bekenntnisformeln. Dann gibt es die Erzählungen vom leeren Grab in allen vier Evangelien am Ende. Und dann gibt es Erzählungen von der Begegnung mit dem Auferstandenen. Also zum Beispiel Maria aus Magdala oder auch die Emma aus Jünger oder auch die Fischer am See Genetzaret, die wieder geflohen waren oder Thomas. Also es gibt kurze Bekenntnisformeln, Erzählungen vom leeren Grab und Erzählungen von der Begegnung mit dem Auferstandenen. Das sind die drei Textsorten.

44:00
Gut, also die Rolle der Frauen in diesen Texten ist hochgradig auffällig, denn Frauen waren im Judentum gar nicht als Zeugen anerkannt. Deswegen auch in der Zeugenliste 1. Gründer 15, 3 bis 5 oder 3 bis 7. Er ist erschienen als erstes dem Petrus, dann den Zwölfen, dann 500 Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben. Kann man also fragen. Dann dem Jakobus und dann allen Aposteln. Also ich komme auf diese Aufzählung zurück. Die ist schon sehr eigenartig. Aber da kommen keine Frauen vor. Und das war auch verständlich. Wenn Frauen jetzt da aufgeboten würden, das würde die ganze Sache nur belasten. Frauengeschwätz. Aber in diesen Texten spielen die Frauen eine rühmliche Rolle und die Männer eine unrühmliche. Denn die Männer sind alle abgehauen. Die hatten Angst, die waren schon wieder in Galiläa am See Genezareth, weil Jerusalem hochgefährlich war.

45:03
Die Römer haben oft die wichtigsten Verbündeten oder Anhänger gleich mitgekreuzigt. Also die Jünger waren schon in massiver Lebensgefahr. Übrigens haben die Römer auch manchmal Frauen gekreuzigt. Die Frauen waren nicht so gefährdet, aber sie waren schon auch in Gefahr. Auch wenn eine Frau oder Frauen sich dem Grab nähern, wo jemand vom römischen Präfekten in einem Prozess abgeurteilt wurde als Aufrührer, das ist nicht ungefährlich. Aber für die Jünger wäre es noch gefährlicher gewesen. Also diese eigentümliche Rolle der Frauen und der Männer. Die Männer kommen schlecht weg. Der Petrus verleugnet auch gleich dreimal. Als dann die Frauen das leere Grab entdecken und es den Männern erzählen, winken die Männer erst mal ab. Sie glaubten es nicht.

46:00
Frauengeräte. Also der Auferstandene hatte ziemlich Mühe, seine Zeugen zu gewinnen. Es ging nicht hopp la di hopp. Sie hatten Angst, sie flohen und nahmen die Rede der Frauen nicht an. Also einfach so religiöser Strohhalm. Sie mussten kompensieren. Das können Sie so nicht erklären. Dann jetzt kommt eine sehr wichtige Beobachtung. Es ist unzweifelhaft, das bezweifelt auch kein Mensch, dass die Jünger, die doch erst abgehauen sind aus Jerusalem nach Galiläa. Und dort hatten sie eine Begegnung mit dem Auferstandenen. Die sind nach einigen Wochen, am Pfingsttag, waren sie wieder in Jerusalem. Also ein paar Wochen später. Das war der gefährlichste Ort für sie. Das, ihr Lieben, ist nicht Kompensation. Das ist Angriff.

47:01
Das können Sie so überhaupt nicht erklären. Die sind wieder zurück nach Jerusalem. Kompensatorisch kann ich euch sagen, hätten die viele Möglichkeiten gehabt. Sie hätten eine Erinnerung pflegen können. Sie hätten sich gegenseitig bestärken können, dass Jesus unschuldig gestorben ist, dass er ein leidender Gerechter war. Das ist im Judentum hoch anerkannt, dass Jesus bei der Auferwecker Toten von Gott vor allen anderen geehrt werden wird als Gerechter, der zu Unrecht gekreuzigt wurde. Man hätte ja eine gewisse Gra, also am Anfang nicht, weil es gefährlich war, aber dann auch gewisse Trauergebräuche und so weiter. Also kompensatorisch hatten die Jünger einige Möglichkeiten. Die wären leicht gewesen. Aber zurückkehren nach Jerusalem und dort öffentlich verkündigen, dass der Gott Israels diesen Gekreuzigten auferweckt hat,

48:03
das können sie so nicht erklären. Also das sind wir beim siebten Aspekt. Der achte Aspekt ist Paulus. Paulus hatte doch gar nichts zu kompensieren. Der war doch gar nicht traumatisiert. Der war ja ein Christenverfolger. Der hatte vorher eigentlich gar keine Schwierigkeiten. Die fingen erst an, als er den Auferstandenen bekannte. Dann kam er in Schwierigkeiten. Also da können sie mit Kompensation gar nichts machen. Und dass ein Christenverfolger, der damals bekannt war, zum größten strategischen Heidenmissionar, das Wort Heid ist nicht gut, Missionar der Völker wurde. Also Paulus ist von größter strategischer Bedeutung. Und der war doch gar kein jünger Jesu. Der musste doch gar nichts kompensieren. Sehr wichtig ist auch der Umstand. Es gibt vier Evangelien, die widersprechen sich in den Auferstehungstexten in mehrfacher Form.

49:04
Versucht nicht, seid bitte nicht harmoniesüchtig. Das ist immer ein Zeichen der Schwäche. Also Leute, die sehr deutlich übertrieben harmoniesüchtig sind, ist kein gutes Zeichen. Das Leben ist schroff, das Leben ist voller Widersprüche. Und lernt mal die Widersprüche in der Bibel lieben. Widersprüche in der Bibel sind eine Einladung zum tieferen Nachdenken. Also es gibt viele Widersprüche in der Bibel. Die meisten sind kleinere Dinge, aber es gibt auch tiefere. Ich habe jetzt keine Zeit dazu. Aber in den Auferstehungstexten kommt es überdurchschnittlich viel vor. Also die wurden nicht glatt gebügelt. In einem totalitären System hätte es eine offizielle Darstellung gegeben. Unter den Christen kam auch bald das Bedürfnis auf nach einer Evangelienharmonie.

50:06
Weil die waren schon irritiert. Jetzt haben wir das Markusevangelium, das reicht doch. Jetzt schreibt einer noch das Matthäusevangelium. Jetzt schreibt einer noch das Lukasevangelium. Und jetzt haben wir drei, jetzt schreibt der auch noch das Johannesevangelium. Da geht es noch. Also wir wollen ein einziges Evangelium. Das nannte man diateseron. Und in der syrisch-jakobitischen Kirche gibt es keine vier Evangelien. Gab es inzwischen schon. Sondern das diateseron, da waren alle Unklarheiten beseitigt, alles harmonisiert. Ein Evangelium. Also, dass es vier Berichte gibt, die sperrig sind. Viele Details können wir nicht mehr rekonstruieren. Es bleiben viele offene Fragen. Und es bleiben vier Texte, die unfrisiert geblieben, nebeneinander geblieben sind. Das ist Qualität, darf ich euch sagen. Jetzt will ich zwei letzte Sachen ins Spiel bringen.

51:03
Es geht bei der Botschaft um die Auferweckung. Nicht einfach nur um die Botschaft Jesus lebt. Er ist auferweckt worden. Natürlich. Sondern es geht um viel mehr. Die Jünger haben auch täglich ein Gebetsverhältnis zu diesem Auferweckten gehabt. Die haben zu ihm gebetet, Monate und Jahre lang. Da hätten sie doch mit der Zeit aufhören können und sagen, es hat keinen Wert. Wir haben da gar keinen Kontakt. Aber die Jünger bezeugen alle, dass der Auferstandene das Haupt der Gemeinde ist. Und dass er die Christen führt. Und sie haben ein Monate, Jahre langes Gebetsverhältnis zu ihm. Das kann nicht aufgrund einer Enttäuschung und Kompensation geschehen. Dann ist es auch so, das werden wir im zweiten Vortrag dann genauer behandeln. Die allerersten Formeln, also die erste Spuren der Osterverarbeitung, die man historisch rekonstruieren kann,

52:06
sind eingliedrige Auferweckungsformeln. Das ist die Urstufe. Und diese Urstufe ist die Grundlage alles weiteren. Ich sage euch mal ein paar Formeln, die sind alle genau gleich formuliert. Man merkt, das ist sehr tief durchdacht, sehr bewusst. Nämlich, das kann man im Deutschen nicht nachahmen, im Griechischen und im Hebräischen gibt es partizipiale Gottesprädikationen. Also Aussagen über Gott. Prädikationen Gottes meinten Wesensaussagen. Wer ist der? Wer ist Gott? Das ist eine Prädikation. Und wenn man Gott nennt oder Jahwe nennt und dann ein Partizip bildet, das sind die tiefsten Wesensaussagen, die es im Hebräischen über Gott gibt. Ich sage mal ein Beispiel.

53:01
5. Mose, 8 Vers 14. Hoffentlich habe ich das richtig in Erinnerung. Da heißt es zum Beispiel, das ist ein typischer Satz in der Thora, ihr sollt Jahwe den Herrn bekennen, fürchten und lieben, der euch aus Ägypten geführt hat. Und im Hebräischen ist es ein Partizip, Jahwe der Herr, führend euch aus Ägypten. Und damit wird es zur Wesensbeschreibung. Also die partizipialen Gottesprädikationen in der hebräischen Bibel beziehen sich alle auf den Exodus. Das ist die grundlegende Tat Gottes und die wird mit partizipialen Gott, der euch aus Ägypten geführt hat. Und genau in dieser Form heißt es zum Beispiel, ich sage mal ein paar Beispiele, Galater 1.1, Gott, der Vater, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat.

54:09
Auferweckend Jesu Christi von den Toten. Oder Römer 4.24, Gott, der ihn, auferweckend ihn von den Toten. Und Römer 10.9 und zum Beispiel Römer 8.11, der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Ist immer ein Partizip. Mit dieser sehr bewussten ersten eingliederigen Ostererfahrung, so wurde sie verarbeitet, hieven diese Texte, diese Erfahrung sofort auf Augenhöhe mit einem Exodus. Das, ihr Lieben, das ist sehr bewusst. Ja, und ich schließe mit der Beobachtung.

55:01
Die Urchristenheit war eine fröhliche Kirche, singt in eurem Herzen Psalmen. Es setzt eine Liedproduktion ein, wie es sie im Judentum schon lange nicht mehr gegeben hat. So, auf einmal ganz viele neue Lieder entwickelt, Loblieder. Ein römischer Gouverneur hat mal ein Offizier gesagt, du geh mal incognito in so eine christliche Versammlung. Was machen denn die da? Also hat sich so rumgesprochen, da entsteht eine neue Gruppe. Und dieser Offizier hat dann diesem Prokurator berichtet, sie singen ihrem Gott Lieder. Das ist ihr am meisten aufgefallen. Das ist doch mehr wie Kompensation, oder diese missionarische Kraft, in wenigen Jahrzehnten, ohne Handy, ohne Autobahn, ohne Autos, haben die das römische Imperium in einer ungeheuren...

56:03
Und wer denkt sich etwas aus, für das er sich auf viel Widerstand einhandelt? Die ersten Jünger konnten sich an den zehn Fingern abzählen, dass der Hohe Rat nicht begeistert sein wird. Und er antwortet ja dann moderat mit Prügelstrafe. Die ersten wurden erstmal verprügelt, aber das war moderat, wir haben nicht umgebracht. Der Judentum ist eine sehr humane, aber sie wurden erstmal verprügelt. Und Redeverbot. Das konnten die sich vorher eigentlich an den zehn Fingern abzählen. Welche Gruppe entwickelt kollektiv eine fiktionale Welt, von der sie sich vorher an den zehn Fingern abzählen können? Es wird auch saftigen Widerstand geben. Also diese Aspekte sind die, die man historisch fassen kann und die unter den Fachleuten Gewicht haben.

57:02
Und diese Aspekte reichen reichlich aus. Dass die Botschaft von der Auferweckung Jesu zwar ungeheuerlich ist und es bleiben viele Fragen offen, aber sie ist sehr glaubwürdig.

Alles anzeigen
Ausblenden

Wie glaubwürdig ist die Botschaft von der Auferweckung Jesu? | 8.7.1

Worthaus@Freakstock 2018 – Kierspe: 4. August 2018 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Es ist eine ungeheuerliche Behauptung: Ein Mann wird öffentlich hingerichtet, jeder hat es gesehen – und der soll dann wieder aufgestanden sein und herumlaufen, fast ohne Folgeschäden außer ein paar Fleischwunden? An der Auferstehung Jesu zweifeln sogar viele, die sonst an die Existenz des historischen Jesus glauben. Und tatsächlich wird kaum jemand die letzten Kapitel der Evangelien lesen können, ohne dass Fragen offen bleiben. Siegfried Zimmer wagt sich trotzdem an eine der größten: Wie glaubwürdig ist es, was die Jünger damals erzählten? Glaubten die denn selber daran oder war die Erzählung von der Auferstehung nur ein Versuch, mit Trauer und Frust umzugehen? Wurden bei der Auferstehung tatsächlich Naturgesetze außer Kraft gesetzt, war Jesus so etwas wie ein Zombie? Zimmer prüft die Glaubwürdigkeit der Botschaft, die Jesu Jünger verbreiteten. Und diese Glaubwürdigkeit hat unter anderem mit Frauen als Zeugen zu tun, mit einer besonders dreckigen Art zu sterben und mit Widersprüchen in den Evangelien.