Die Erzählung von Adam und Eva Bei Worthaus 3 steht eine weltberühmte Erzählung im Mittelpunkt. Die Erzählung von Adam und Eva. Sie steht am Anfang der Bibel im ersten Buch Mose, und zwar das zweite und das dritte Kapitel. Ihr habt den Text auch in einer Übersetzung, die ich verantwortlich verwendet habe. Das ist der erste und der letzte Kapitel. Und das ist der erste und der letzte Kapitel. Die Erzählung in der Übersetzung, die ich verantworte, habt ihr alle zur Hand und könnt immer da mitlesen. Die Erzählung von Adam und Eva ist vermutlich, ich weiß es nicht sicher, die bekannteste Erzählung der Menschheit. Ich glaube nicht, dass es eine andere Erzählung gibt, die ähnlich bekannt ist. Denn sie hat grundlegende Bedeutung im Christentum und im Islam. Und seit vielen Jahrhunderten wird diese Erzählung gelesen,
bedacht, meditiert, ausgelegt, wissenschaftlich untersucht. Jedes Wort dieser Erzählung ist tausendfach untersucht worden. Und wenn man sich an diese Erzählung heranwagt, auch öffentlich sie auslegt, es ist ungefähr so, wie wenn ein Bergsteiger sich ein Achttausender vornimmt. Also es ist ähnlich zur Besteigung eines Achttausenders. Die Erzählung ist sehr knapp. Ihr seht, sie hat zwei Seiten. Man kann die Erzählung auf einem Blatt transportieren. Die erste Hälfte, 1. Mose 2, steht auf der Vorderseite und die zweite Hälfte, 1. Mose 3, auf der Rückseite. Also die Erzählung ist nicht länger als das, was auf ein Blatt passt. Im Hebräischen ist es noch viel leichter, weil der hebräische Text ist kürzer. Man kann im Hebräischen manches kürzer ausdrücken,
was dann im Deutschen mehr Raum beansprucht. Also im Hebräischen passt diese Erzählung locker gut auf ein Blatt mit Vorder- und Rückseite. Und das könnte auch eine Grundidee gewesen sein, wir wissen es nicht, dass der Autor oder die Autorengemeinschaft sich vorgenommen hat, alle wesentlichen Aspekte des Menschseins und der menschlichen Lebenswelt mal auf einem Blatt zu behandeln, zu erörtern und zu deuten. Das ist natürlich ein Kunststück. Da muss man ja wahnsinnig viel weglassen. Man braucht die Kraft der Konzentration. Nur das Allerwesentlichste, das Entscheidende, kann dann hier aufgenommen werden. Also man muss sich sehr genau überlegen, was man in diese kurze Erzählung aufnimmt. Alles, was hier steht, ist entscheidend. Man kann bei dieser Erzählung eigentlich die einzelnen Wörter gar nicht ernst genug nehmen. Ihr werdet wahrscheinlich euch wundern.
Ich werde jeden Satz und jedes Wort ganz ernst nehmen. Ich vertraue mich diesen Wörtern an und lasse mich von diesen Wörtern, die ich also auszuloten versuche, in ein Gelände führen, in das noch niemand richtig war. Also diese Worte, wenn man sie ernst nimmt, je ernster man sie nimmt, desto mehr führen sie uns in Neuland, das wir vorher nicht kannten. Man muss sich aber dazu diesen Wörtern ganz anvertrauen und sich von ihnen leiten lassen, sei es wohin es will. Ergebnis offen. Die Erzählung beantwortet bei Weitem nicht alle Fragen. Sie ist kein Welterklärungssystem. Die biblische Botschaft möchte kein Welterklärungssystem sein, sondern eine bestimmte wichtige Botschaft. Also am Ende von Worthaus 3, am Sonntag nach dem Mittagessen, werden viele Fragen bei euch offen sein, offen geblieben sein.
Viele Fragen sind neu hinzugekommen und viele Fragen haben sich verändert. Und manche Fragen interessieren einen auch gar nicht mehr. Also irgendwas wird die Geschichte mit euch machen. Lasst es mal drauf ankommen. Ich möchte einerseits den christlichen Glauben irgendwie erläutern, in diesen Tagen die biblische Botschaft erläutern, und zwar sowohl für ganz säkulare Menschen, die keinen Kontakt zur Religion, zur Kirche haben, aber auch für religiöse Menschen, die auf einer religiösen Wanderschaft sind, einer religiösen Erkundungsreise. Sie suchen noch die Formen, die zu ihnen passen. Aber ich wende mich auch an kirchlich verortete Menschen, die in der Kirche ihre Heimat gefunden haben. Also ich stelle mir ein kunterbuntes Publikum vor. Ich will nicht sagen, welche Gruppe mehr wichtiger ist wie eine andere. Ich könnte das gar nicht sagen.
Ich bin auch froh, dass ich euch nicht kenne. Ich sehe euch ja auch nicht genau, und so bleibe ich zu. Und so bleibe ich ziemlich unbeschwert. Eine letzte Vorbemerkung. Ich fange dann ziemlich schnell direkt mit dem Text an, aus Zeitgründen. Aber ich möchte sagen, am Sonntag werde ich noch mal ganz grundsätzlich, wissenschaftlich, einen Rückblick auf diese Erzählung halten. Ich versuche ja, in dem, was ich jetzt sage, einerseits allgemein verständlich zu reden, das mich eigentlich so gut wie jeder Mensch verstehen kann. Ich bin aber schon stark angeregt durch die moderne Bibelwissenschaft, von der ich so viel gelernt habe. Ich bin sehr dankbar dafür. Auf der anderen Seite ist es aber nicht einfach wissenschaftliche Vorträge. Die Wissenschaft ist für mich nur ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck. Mittel zum Zweck, die biblische Botschaft besser zu verstehen und den christlichen Glauben besser erläutern zu können. Aber da genügt Wissenschaft, genügt dazu nicht.
Man muss einfach auch innerlich engagiert sein und auch in den Worten die richtigen Worte finden. Und das lernt man nicht durch Wissenschaft. Aber einen letzten Punkt will ich noch besonders erwähnen. Wichtig werden sein religionsgeschichtliche Vergleiche. Ich werde also von Anfang an fast bei jedem Satz, manchmal bei jedem Wort, fragen, wie war das damals bei den Babyloniern, bei den Assyrern, bei den Ägyptern oder überhaupt im damaligen Alpen Orient. Denn diese Erzählung fängt nicht am Nullpunkt an, sondern sie wird geschrieben, wir wissen nicht genau, wann, irgendwann zwischen 1500 vor Christus ist diese Erzählung geschrieben worden. Sehr schwer zu sagen genauer. Die meisten heute, die meisten Bibelwissenschaftler sagen, sie ist wohl in der mittleren Königszeit entstanden, also so im achten, siebten Jahrhundert vor Christus.
Aber niemand weiß es ganz genau. Es ist schon interessant, diese Fragen zu erörtern, aber selten kommt man auf ganz sichere Ergebnisse. Gut, also diese Erzählung fängt irgendwann zwischen 1500 an und meldet sich zu Wort. Und da gab es schon viele altorientalische Schöpfungserzählungen. Man spürt dieser Erzählung an, dass sie die anderen älteren, viel älteren, berühmten, altorientalischen Schöpfungserzählungen kennt. Sie nimmt indirekt zu ihnen Stellung. Und das ist das Interessante. In manchem denkt sie ganz ähnlich wie altorientalische Schöpfungserzählungen, denn bei denen ist ja bei weitem nicht alles falsch. Da steckt sehr viel Weisheit drin, an die man ohne weiteres anknüpfen kann. Aber der israelitische Glaube führt auch dazu, dass diese Erzählung ganz eigenartige, spezifische Akzente setzt. Und diese Akzente erkennt man nur, wenn man es vergleicht mit der Heimat der Bibel,
der Lebenswelt des alten Orients. Ich werde also oft solche Vergleiche bringen. Jetzt lest mal in eurem Text. Heute ist dran der Anfang der Erzählung bis Vers 7. Die Erzählung ist ja kurz, ich hab mich lange mit ihr beschäftigt. Also ich nehme mal an, dass ich sie auswendig sagen kann. Ich muss mich nur an meine eigene Übersetzung gewöhnen, weil ich zeitweise auch den Luthertext kannte und so weiter. Also lest mal mit, ob ich es richtig sage. Am Tag, als Jahwe Gott Erde und Himmel machte, und es gab das Gebüsch des Feldes noch nicht auf Erden, und das Kraut des Feldes wuchs noch nicht. Denn Jahwe Gott hatte es noch nicht auf der Erde regnen lassen, und der Mensch war noch nicht da, die Erde zu bearbeiten. Nur ein Wasserschwall stieg aus der Erde empor
und drängte die gesamte Umgebung. Da formte Jahwe Gott den Menschen, aus Staub von der Erde. Und er hauchte ihm den Atem des Lebens in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Ich will diesen Text einfach noch mal sagen, weil er so wahnsinnig wichtig ist, so schön ist, und weil man beim zweiten Lesen irgendwie oft mehr aufnimmt wie beim ersten. Also noch einmal. Am Tag, als Jahwe Gott Erde und Himmel machte, und es gab das Gebüsch des Feldes noch nicht auf Erden, und das Kraut des Feldes wuchs noch nicht. Denn Jahwe Gott hatte es noch nicht regnen lassen auf der Erde, und der Mensch war noch nicht da, die Erde zu bearbeiten.
Nur ein Wasserschwall stieg aus der Erde empor und drängte die ganze Umgebung. Da formte Jahwe Gott den Menschen, aus Staub von der Erde, und hauchte ihm den Atem des Lebens in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Gehen wir zum ersten Satz, das ist die Überschrift. Es gibt in dem Alpenorien keine Überschrift, so wie ihr es kennt, es gibt im Alten Orient keinerlei Layout. Das kennen die Menschen nicht. Sondern in einer altorientalischen Schriftrolle fängt eine Schrift mit der ersten Zeile an und geht ununterbrochen über 40 Seiten bis zur letzten Satz, und dann hört sie auf. Es gibt keine Leerzeilen, es gibt keinen Fettdruck, es gibt keinen Kursivdruck, es gibt keinen Es gibt keinerlei Layout. Und dann müsst ihr noch berücksichtigen, es gibt in der Zeit keine Verse und keine Kapitel. Das gibt es alles nicht. Das müsst ihr euch jetzt ernsthaft wegdenken.
Und dann geht es nicht um eine Überschrift, sondern um eine Überschrift. Das ist das, was wir in der Zeit haben. Und das ist das, was wir in der Zeit haben. Das ist das, was wir in der Zeit haben. Das ist das, was wir in der Zeit haben. Dass wir uns jetzt ernsthaft wegdenken. Die Kapitel-Einteilung, die ist kurz vor Luther, im späten Mittelalter hat ein Mensch mal die Kapitel eingeteilt. Meistens relativ gut, manchmal auch gar nicht gut. Zum Beispiel hier. Die Erzählung fängt 4b an, also da kann er aber nicht viel dafür, es ist ein merkwürdiger Anfang. 2, 4b heißt immer, es ist die zweite Hälfte eines Verses. 4a ist die erste Hälfte. Also, die Überschrift im alten Orient ist einfach der erste Satz. Da kommt auch kein Punkt, es geht einfach weiter. Also, das ist die Überschrift. Man merkt an dieser Überschrift, dass hier etwas Neues beginnt.
Wenn man nämlich ein bisschen nach oben zurückliest, das habt ihr jetzt nicht auf dem Blatt, da heißt es, so wurde Himmel und Erde gemacht, als sie erschaffen wurden. Dieser Satz steht vorher. Es ist so ein merkwürdiger Übergangsatz. Und davor ist auch eine Schöpfungserzählung von 1. Mose 1, Vers 1 bis 1. Mose 2, Vers 3. Man merkt also, dass der Mensch, der die Kapiteleinteilung gemacht hat, nicht gemerkt hat, dass er mitten in die Erzählung eine Kapiteleinteilung reinsetzt, die ist nicht gut. Also, das neue Kapitel hätte beginnen müssen mit 2, Vers 4. Woran merkt man im Hebräischen, dass dieser Vers 4b am Tag, als Jahwe Gott Erde und Himmel machte, ein Neuanfang ist? Dass also ursprünglich der Text nicht von 1. Mose 1, 1 fortlaufend weitergegangen ist, so als ob diese Erzählung
nur die Fortsetzung oder die Ergänzung der ersten Erzählung war. Das merkt man an tausend Dingen. Aber ich möchte mal zwei wichtige Nulls sagen. Im Hebräischen ist es so, wenn im Satz vorher auch die Substantive Himmel und Erde vorkommen, dann müssen im nächsten Satz bei Himmel und Erde ein Artikel stehen. Das heißt, Himmel und Erde sind dann determiniert. Sie beziehen sich auf die beiden Vorkommnisse, die ja gerade ein Satz vorher sind. Und der Satz vorher heißt, als Himmel und Erde gemacht wurden in der Zeit, in der wir uns in der Welt befinden, in der Zeit, in der sie erschaffen wurden. Das heißt also, Himmel und Erde werden im Vers vorher genannt. Dann müssten sie hier determiniert werden. Und am Tag, als Jahwe Gott diese Erde und diesen Himmel machte, also da müsste man Bezug nehmen auf diese beiden Substantive vorher.
Das geschieht hier nicht. Erde und Himmel sind undeterminiert ohne Artikel. Also ist es der erste Satz. Und der erste Satz, den wir heute in der Bibel vorher haben, gab es noch nicht, als diese Erzählung ursprünglich geschrieben wurde. Denn Erde und Himmel sind undeterminiert. Die Begriffe sind also vorher nicht vorgekommen. Nach den Grammatikregeln der hebräischen Sprache geht es nicht anders. Und das Zweite, was das bestätigt, diese ersten Sätze und das Gebüsch des Feldes... Es gab das Gebüsch des Feldes noch nicht auf Erben. Und das Kraut war noch nicht da. Das zeigt ja auch, dass es Anfangssätze sind, dass hier etwas beginnt. Also, so weit mal, das ist die Überschrift einer neu beginnenden Erzählung. Diese Überschrift hat vier Bausteine. Die werde ich jetzt mal kurz alle vier erläutern und dann zusammenfassend sagen, was hat die Überschrift für eine Botschaft?
Die Überschrift ist natürlich schon ein wichtiger Satz, gell? Erster Baustein am Tag, zweiter Baustein als Jahwe Gott, dritter Baustein Erde und Himmel und vierter Baustein Machte. Gehen wir mal kurz, aber trotzdem, die Sachen sind so wichtig, diesen vier Bausteinen entlang. Die Erzählung beginnt am Tag als. Viele Bibelübersetzungen, ihr habt vielleicht welche da, die übersetzen auch zur Zeit als Jahwe Gott, Erde und Himmel, Machte, kann man genauso gut übersetzen. Es steht hier wörtlich Bölyom. Und das heißt am Tag. Bölyom. Am Tag. Also, wenn man es wörtlich übersetzt, und wir sollten es erst mal wörtlich übersetzen, dass wir wissen, was hier steht, dann muss man übersetzen am Tag. Aber diese Redeweise am Tag, die kommt hunderte Mal vor, im Hebräischen, auch im Alten Testament, die heißt oft für unser Sprachgefühl zur Zeit.
Also, am Tag ist nicht immer streng gemeint, am Tag mit 24 Stunden. Trotzdem ist es sehr aufschlussreich, dass es hier nicht heißt im Hebräischen zur Zeit als. Warum nicht? Das gibt es gar nicht, das Wort Zeit. Es gibt auch nicht das Wort Raum. Diese Begriffe gibt es im Hebräischen alle nicht. Und da muss ich jetzt eine erste ganz wichtige Info euch geben. Die hebräische Sprache der Bibel, nicht das heutige moderne Hebräisch im modernen Staat Israel, das ist eine moderne Sprache. Ich bleibe also im biblischen Hebräisch. Das biblische Hebräisch ist keine begriffliche Sprache. Die begriffliche Sprache entsteht in der Welt erst durch Platon Aristoteles im Hellenismus. Vorher gibt es keine begriffliche Sprache. Was meine ich damit? Ich meine abstrakte Begriffe. Wenn man wissenschaftlich sagt, drück dich mal begrifflich genauer aus,
dann geht es immer um Fachausdrücke, um abstrakte Begriffe. Es gibt im ganzen Alten Testament keinen abstrakten Begriff. Alle Worte sind anschaulich, bildhaft, konkret, sinnlich. Du riechst was, du siehst was. Es entspricht deiner Erfahrung. Tage kennt man. Also im Hebräischen gibt es Tage und Jahre. Dann gibt es noch feste, fest Zeiten, kann man nicht sagen, weil es gibt den Begriff Zeit nicht. Dann gibt es noch das Alter, die Jugend. Es gibt schon so Oberbegriffe, aber sie bleiben anschaulich an der Erfahrung dicht am Leben. Abstrakte theoretische Begriffe gibt es in der Bibel nicht. Zumindest nicht im Alten Testament. Es gibt im Alten Testament keinen einzigen philosophischen Satz. Keinen einzigen. Also ich sag mal ein paar Begriffe, die euch total vertraut sind, weil ihr seid moderne Mitteleuropäer, die im Hebräischen vollkommen unbekannt sind.
Also ihr könnt euch jetzt 1.000 Begriffe aufzählen, aber ich zähl mal sieben, acht auf. Sagen wir mal Geschichte. Das ist ein abstrakter Begriff. Da siehst du nichts, da riechst du nichts, da kannst du nichts fühlen, da entstehen keine Bilder. Das ist ein Abstraktum, das ist ein Begriff. Gibt's im Hebräischen nicht. Oder Gesellschaft. Ja, es gibt den völlig ausgeschlossenen Begriff. Gesellschaft gibt es nicht. Es gibt auch nicht Menschheit. Oder es gibt auch nicht Bewusstsein. Es gibt auch nicht Person. Es gibt auch nicht Identität. Und so weiter, und so weiter, und so weiter. Und deswegen gibt es auch nicht Zeit. Es gibt auch nicht Raum. Und deswegen ist es nicht unwichtig, wenn wir genau übersetzen, am Tag. Weil das ist ein wichtiger Ausdruck, die hebräische Sprache ist konkret und nicht begrifflich. Dann weiß natürlich schon jeder altorientalische Mensch,
dass das keine normale Zeitangabe ist. So wie vor zwei Jahren war ich mal in Paris oder so. Das ist keine normale Zeitangabe. Warum nicht? Weil mit der Schöpfung entsteht ja überhaupt die Zeit. Also ich verwende jetzt diese Begriffe, weil wir sie gewohnt sind und sie sind auch wichtig. Also die Zeit ist nicht etwas vor der Schöpfung, kann man nicht sagen, dass es eine Zeit gibt. Oder außerhalb der Schöpfung. Das Wort außerhalb stimmt schon nicht, weil es gibt auch keinen Raum außerhalb der Schöpfung. Zeit und Raum sind selber von Gott geschaffen. Das sind selber Schöpfungsgrößen. Das heißt also, hier bei der Schöpfung entsteht ja überhaupt erst die Zeit. Dann kann das keine normale Zeitangabe sein. Und es wird ja auch nicht genauer gesagt vor 2.800 Jahren. Nein, das heißt einfach am Tag. Keine weiteren Einzelheiten.
Also es ist keine normale Zeitangabe. Gut, aber wichtig ist, dass das erste Wort dieser Erzählung, und ich sage euch, das ist nicht zufällig, das ist sehr tief alles überlegt. Jedes Wort ist tausendfach überlegt. Diese Erzählung, an der wurde auch jahrzehntelang wahrscheinlich jahrhundertelang gearbeitet. Es gibt, das muss ich noch vorweg sagen, die Autorenliteratur, die ihr kennt. Wer ist der Autor? In der Stuttgarter Zeitung kommt ein Artikel, da sagen wir sofort, wer hat denn geschrieben? Wer ist der Autor? Diese Autorenliteratur gibt es im Alten Orient nicht. Denn das sind alles Traditionsliteratur. Da schreibt nicht ein Autor. Es gibt keine Autoren im Alten Orient. Das ist ein moderner Individualismus. Das ist mein geistiges Eigentum. Und der Verlag hat die Rechte. Und da darf niemand anders... Nö, die Texte im Alten Orient, da schreiben viele dran.
Viele Priester, viele Weisheitslehrer. Persönliches individuelles geistiges Eigentum gibt es nicht. Also ihr müsst wissen, das ist ein langes Thema. In der Theologie braucht man da lang, bis man das wirklich inhaliert. Ich sage es euch mal nur, alle altorientalischen Texte sind niemals Autorentexte. Es ist Traditionsliteratur, die von einem oder von fünf oder von 20 geschrieben wurden, aber später von anderen. Es wird ja alles von Hand abgeschrieben. Es wird ja nichts gedruckt. Jeder Abschreiber kann das ja auch verändern. Und er fühlt sich dann auch manchmal verpflichtet, was zu ändern. Und so entsteht mit der Zeit ein Gemeinschaftswerk. Also auch diese Erzählung ist nach allem, was wir vermuten können... Wir wissen ja nicht, wer diese Erzählung entwickelt hat. Aber wir sprechen besser von einer Erzählgemeinschaft. Nicht von einem einsamen Autor. Also diese Erzählgemeinschaft, die diese Erzählung entwickelt hat,
hat sich 100-prozentig... Ich sage euch, die orientalische Erzähltechnik ist dermaßen ausgefeilt. Mit welchem Wort fangen wir an? Wir fangen an mit am Tag. Warum? Weil die Zeit das Wichtigste ist. Auch wenn man den Begriff nicht hat. Denn wir sind zeitliche Wesen. Wir sind jung, werden älter und wir sterben. Wir sind vergänglich. Wir leben alle in der Zeit. Wir können aus der Zeit nicht aussteigen. Wir leben in der Zeit, nicht über der Zeit. Alles, was ist, ist zeitlich. Und deswegen fängt diese Geschichte mit der Zeit an. Das Nächste ist am Tage als Jahwe Gott. Das ist ein eigenartiger Doppelausdruck. Gott heißt hier im Hebräischen Elohim. Elohim ist aber einfach die Bezeichnung für Gott oder Gottheit oder göttliches Wesen. Es ist einfach die... Aus El wird auch mit der Zeit Allah,
Allah im Islamischen hängt, ist verwandt mit dem Wort El. Also El ist im vorderen Orient die allgemeine, jedem Menschen geläufige Bezeichnung für Gott, Gottheit, göttliches Wesen. Oder könnte auch die Begriffe Israel oder Samuel, Hesekiel, es ist immer diese Endung El. Wir hatten mal einen Professor, den wir alle sehr liebten und verehrten, der hier hieß Jüngel. Jüngel, Tübingen. Und wir haben zu seinem 50. Geburtstag gesagt, geschrieben ihm eine Karte, zum 50. Geburtstag von Jüng-El groß. Da hat er schmunzeln müssen. Also El ist die oberste Gottheit im Pantheon. Das waren ja alles politistische Völker, Vielgötterei. Und also, das ist Gott. Aber bei jeder dieser Bezeichnungen, dieser Doppelausdruck kommt nämlich jetzt ständig vor im Kapitel zwei, die ganze Zeit.
In Kapitel drei gibt es zwei Ausnahmen, die werde ich am Freitag behandeln. Und dann aber geht's weiter mit Jahwe Elohim, Jahwe Gott. Immer ist Jahwe zuerst. Diesen Doppelausdruck gibt es nie wieder in der Bibel. In der ersten Schöpfungserzählung heißt Gott immer El. Elohim ist das Gleiche, El und Elohim. Heißt Gott immer Elohim. Und auf einmal, jetzt in dieser Überschrift, abrupt, ab jetzt immer konsequent Jahwe. Jahwe Elohim. Also, das muss schon Grund haben, gell? Also, hier beginnt eben auch eine eigene neue Erzählung. Jetzt ein paar Sätze zu Jahwe. Oder Jahwe, muss man wahrscheinlich sagen. Wir wissen nicht genau, wie dieses Wort ausgesprochen wurde. Es gab noch keine Tonbänder in der Zeit. Niemand weiß es, wie dieses Wort tausend vor Christus ausgesprochen wurde. Das Wahrscheinlichste ist Jahwe.
Ton auf der zweiten Silbe, Jahwe. Dieses Wort ist der Name für Gott in Israel. Diesen Namen verwendet nur Israel, keine anderen Völker. Es ist also nicht irgendein Gott, sondern der israelitisch verehrte Gott. Durch den Namen Jahwe kommt jetzt in diese Menschheitsgeschichte, aber die einzige Stelle kommt jetzt Israel ins Spiel. Aber nur durch diese Gottesbezeichnung, der Rest ist wieder alles Menschheitsgeschichte. Kann jeder Mensch verstehen, egal wo er lebt. Jahwe ist ein Name, ich kann ihn jetzt nicht ausführlich erläutern. Ich will aber ein paar kurze Sätze sagen. Jahwe hat man erst seit ungefähr 50 Jahren herausgefunden, was es genau bedeutet. Luther wusste das nicht, und die pädistischen Väter kannten das auch nicht. Das ist auch keine Kritik, weil die hebräische Sprache erst in den letzten 100 Jahren tiefer erforscht worden ist. Jahwe heißt auf Deutsch, ich bin für dich da.
Man kann aber auch übersetzen, ich bin für euch da. Man kann aber auch übersetzen, ich werde für dich da sein. Und ich werde für euch da sein. Das ist der Name. Und dieser Name nach der Bibel hat Gott selber ins Spiel gebracht als eine Art Selbstvorstellung am brennenden Donbuss bei der Berufung des Mose. Da fragt Mose, wer bist du eigentlich? Da wird er von so einer Stimme aus dem Busch angequatscht. Und dann sagt er zurück, wer bist du? Und dann sagt die Stimme aus dem Busch, ich bin Jahwe. Ich bin für dich da. So einen Götternamen hat es noch nie gegeben. Die Götter sind in der Regel sehr herrscherbezogen, imponiergeabe, wortänder, schreckliche und so weiter. Also die Götter hängen meistens ihre Macht raus, ihre Überlegenheit. Aber dieser Name hat nichts Angst erzeugendes, nichts Autoritäres, nichts Einschüchterndes. Es ist nicht der überlegene Gott der Überlegenen.
Es ist ein staatskritischer Gott. Denn er stellt sich dadurch erstmalig vor, dass er hebräische Zwangsarbeiter aus dem Sklavendienst, aus dem Zwangsarbeiterschaft in Ägypten herausholt. Und Mose also hörte Jahwe. Jahwe sagt auch, ich bin der Gott der Habiru. Habiru sind die Hebräer. Habiru sind einfach die Zwangsarbeiter, die an allen Großmächten ausgenutzt werden. Er ist der Gott der Ausgenutzten. Und da geht Mose zu Pharao und sagt, lass uns mal ziehen. Und da sagt der Pharao, Pfeifendeckel, wer schickt dich denn? Und da sagt Mose, der Gott der Zwangsarbeiter. Und da sagt der Pharao, kenn ich gar nicht. Dieser Gott ist kein Steigbügelhalter der Mächtigen dieser Welt, sondern er ist eine Gefahr für die Mächtigen dieser Welt. Seine Rolle im Exodus-Geschehen ist eindeutig, nicht schillernd.
Er tritt auf die Seite der Ausgenutzten, der Zwangsarbeiter, gegen die Interessen der Herrschenden. Das ist Jahwe. Ich bin für dich da. Er ist vor allem für die Ausgenutzten da, die Weinenden und die Leidenden. Für die anderen schon auch, aber er ist ein bisschen parteiisch. Er ist nicht der Gott der Pharaonen, er ist der Gott der Zwangsarbeiter. Also, um diesen Gott geht es bei dieser Erzählung. Von dieser Befreiungserfahrung her, von diesem Jahwe-Erfahrung her, wird hier mal die Schöpfung erzählt. Es ist so, wie wenn jemand sagen würde, so ähnlich wie am Anfang vom Lukasevangelium, nachdem schon viele die Schöpfung erzählt haben aus verschiedenen Blickwinkeln, wollen wir mal die Schöpfung erzählen von Jahwe her. Und da muss man von der Schöpfung anders erzählen wie bisher. Manches kann man beibehalten, manches aber auch nicht.
Also, das ist ein sehr spezifischer Doppelausdruck, den es nur in dieser Erzählung gibt. In der ganzen übrigen Bibel gibt es eine einzige Stelle, entweder in 1. Mose 9 oder 2. Mose 9, wie die dorthin kommt, weiß man nicht genau, aber es ändert nichts dran. Es kommt sonst nie wieder vor. Jahwe kommt 6.400-mal vor, aber dieser Doppelausdruck nur in dieser Erzählung. Dann Erde und Himmel, gerade andersrum wie vorher, da hieß es Himmel und Erde. Erde und Himmel ist ein Henniatiöin. Ich werde wenig Fremdwörter verwenden, aber das ist irgendwie wichtig. Ein Henniatiöin ist Folgendes. Wenn eine Kultur der Überzeugung ist, ich brauche zwei Wörter, um das Ganze angemessen zu erfassen. Man kann das Ganze nicht mit einem Wort erfassen, man braucht dazu zwei. Wenn man dieser Überzeugung ist, dann wählt man ein Henniatiöin. Das gibt es in der modernen Linguistik so kaum mehr,
aber in der altorientalischen Sprache ist das sehr wichtig. Die Griechen sagen zu dem ganzen Kosmos, die deutsche Philosophie sagt Sein, das Sein. Oder wenn man es mehr naturwissenschaftlich sagt, das All. Das ist immer nur ein Wort. Aber diese hebräischen Herzählgemeinschaft war der Überzeugung, es ist nicht gut, wenn man das Ganze, die ganze Wirklichkeit, wir sagen Wirklichkeit, das Wort Wirklichkeit gibt es im Hebräischen schon gar nicht. Das ist ja vollkommen abstrakt. Solche Begriffe gibt es nicht. Auch das Wort Entwicklung gibt es nicht. Oder Fortschritt, da ist ja noch das Wort Schritt drin, gibt es aber auch nicht. Gut, also ein Henniatiöin heißt, das Ganze, die ganze Wirklichkeit besteht aus Erde und Himmel. Im ersten Kapitel ist es gerade andersrum, Himmel und Erde. Macht aber jetzt nichts, beide sind ein Henniatiöin. Was ist damit gemeint mit Erde und Himmel?
Erde ist die uns zugängliche Dimension der Wirklichkeit, die wir durchdenken können, die wir erforschen können, die wir erfahren können, wo wir auch mit unserer Fantasie spekulativ rumfantasieren können. Aber Himmel ist die Dimension der gleichen Wirklichkeit. Es gibt nur eine Wirklichkeit, es gibt nicht zwei Wirklichkeiten. Aber die eine Wirklichkeit hat eine für uns zugängliche Dimension und sie hat eine für uns nicht zugängliche Dimension. Und dafür steht hier das Wort Hashemayim Himmel. Das meint, in diese Dimension kommst du denkwürdig nicht rein, mit dem Mikroskop nicht, mit dem Radar nicht, mit naturwissenschaftlichen Gesetzen nicht. Da gelten überhaupt keine naturwissenschaftlichen Gesetze. Ist völlig anders, kategorial anders. Du kommst nicht mal mit einer Fantasie rein. Wenn man die Fantasieträume übers Jenseits sich anguckt, die sind in aller Regel lächerlich. Mir hat mal eine Studentin ein Buch gegeben, Herr Zimmers, müssen Sie unbedingt lesen, das liebe ich gar nicht.
Ich hab eh schon zu viel zu lesen. Aber die hat mich so herzallerliebsch gefragt, da hab ich mal drei, vier Stunden... Wissen Sie, der Mann kommt immer wieder ins Jenseits. Also, dann dachte ich, gut, jetzt lese ich mal die Jenseitserfahrungen von diesem Mann, die waren aber, ich sag euch, ziemlicher Dünnschiss. Wenn ich da mit einem Psychotherapeuten rede, erfahre ich zehnmal mehr übers Menschsein. Es hat einem nicht wirklich weitergeholfen. Und der Typ reist ins Jenseits, so wie ich ins Allgäu reise. Er verdient aber ganz gut damit auf irgendwelchen Kreuzfahrerschiffen, wo er dann die wohlhabende Bevölkerung belehrt. Also, es hat sich für ihn finanziell gelohnt. Also, ich möchte nur sagen, ernsthaft, in die unzugängliche Dimension, da reicht auch unsere Fantasie nicht. Weil auch unsere Fantasie an Zeit und Raum gebunden ist. Und Zeit und Raum gibt es in dieser Dimension nicht. Das kannst du dir nicht mal vorstellen.
Nicht mal in der Fantasie. Also, Jahwe Gott hat alles gemacht. Aber die sagen nicht einfach alles, sondern er hat das, die sichtbare Dimension und die unsichtbare. Aber sichtbar, unsichtbar ist nicht ganz präzise, sondern es gibt ja auch, der elektrische Strom ist auch unsichtbar. Wir können ihn aber trotzdem wissenschaftlich erforschen. Also unsichtbar für unsere Augen, dafür haben wir ja Mikroskope. Aber hier geht es nicht nur um sichtbar, unsichtbar. Erde ist die dem Menschen zugängliche Dimension. Er kann die methodisch, mit seinen Mitteln, wie auch immer, er kann sie erforschen und erobern. Aber Himmel ist völlig unzugänglich. Und damit ist gesagt, Gott hat alles gemacht. Er hat das uns Zugängliche gemacht und das uns Unzugängliche. Alles, was ist, verdankt sich Gott. Der Grund für das Dasein liegt nicht im Dasein selber, sondern das ganze Dasein, das Wort gibt es im Hebräischen auch nicht,
das ganze Dasein, die ganze Wirklichkeit verdankt sich. Es gibt nichts, was sich nicht Jahwe Elohim verdankt. Es gibt nichts. Weder im Zugänglichen Dimension noch in der Unzugänglichen. Und dann am Schluss das Wort machte, ist insofern interessant, ist ein ganz normales Wort für machen. Das wird a sa, das wird auch für Menschen verwendet. Also hier ist noch ein gewisses Problem, weil dieses weiterentwickelte Wort bara, das in der ersten Schöpfungserzählung verwendet wird, im Anfang schuf bara Gott, Himmel und Erde. Dieses bara braucht man kein Material, nie. Immer wenn bara genannt wird, ist nie Material da. Aber hier schafft ja Gott mit Material Staub von der Erde und die Tiere werden auch aus der Erde geformt. Und deswegen steht hier a sa machen, so wie auch Menschen etwas machen. Also hier wird noch ein Wort verwendet, da könnte man zu Missverständnissen kommen,
macht Gott die Dinge so ähnlich wie ein menschlicher Handwerker oder Techniker, ist das so vergleichbar? Das könnte man bei diesem Wort noch meinen. Das Wort bara gab es zu der Zeit noch nicht, als diese Erzählung entwickelt wurde. Das Wort ist treffsicherer, aber stand hier noch nicht zur Verfügung. Also hier ist noch das normale Wort für machen. Aber trotzdem, ich fasse jetzt mal die Botschaft zusammen. Die Botschaft dieser Überschrift lautet, Jahwe Elohim hat alles gemacht, geschaffen, was es gibt. Alles verdankt sich ihm. Er allein hat alles gemacht, niemand hat ihm geholfen. Es verdankt sich alles nur ihm. Das geht schon ganz stark in Richtung Monotheismus. Und es gibt auch kein Teufel in der Überschrift. Also es gibt keinen Dualismus. Wenn Gott alles gemacht hat, was ist, dann gibt es nicht mehrere Machtzentren. Also das Böse spielt hier in der Überschrift keine Rolle.
Im Kapitel drei werden wir sehen, aber hier in der Überschrift. Jahwe hat alles gemacht, das Sichtbare und das Unsichtbare. Niemand hat ihm geholfen. Er allein verdient diese Ehre, sage ich mal. Was auffällig ist, die Schöpfung wird hier nicht begründet, nicht motiviert. Warum hat Gott das gemacht? Ja, das weiß ich sowieso nicht. Also die Erzählung klingt zwar sehr naiv, viele Jugendliche sagen auch schon, so ein Märchen, so Kindermärchen. Ja, die Sprache ist sehr bewusst auch, sehr naiv. Aber dass sie gar nicht naiv ist, merkt man schon daran, das wird hier kein bisschen psychologisiert. Warum hat Gott das nötig oder warum macht er das, mit welcher Absicht? Das kann ein Mensch nicht wissen. Das ist uns nicht zugänglich. Also hier wird nicht rumspekuliert. Gut, jetzt kommen wir zu den ersten... Jetzt muss ich noch mal auf die Uhr gucken,
dass ich mehr über die Überschrift behandle. Wo hab ich meine...? In meiner Tasche. In meiner Hosentasche, oh. Stimmt, stimmt. Ja, ja. Jetzt gehen wir mal zu den ersten Sätzen. In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Man kann ja jede Erzählung auf millionenfache Weise beginnen. Also irgendwie muss man halt beginnen. Und diese ersten Sätze sind immer wahnsinnig wichtig. Von woher fädel ich das ein? Von welcher Position her? Wie fange ich an und so weiter? Das ist alles sehr bewusst gemacht. Also, es ist ein verblüffender Anfang für uns. Das würden wir nicht so machen, aber... Seid mal lernbereit. Es geht so folgendermaßen los. Und es gab das Gebüsch des Feldes auf Erden noch nicht. Und das Kraut des Feldes wuchs noch nicht. Schon das zweite Mal noch nicht. Denn Jahwe Gott hatte es auf Erden noch nicht regnen lassen.
Drittes Mal noch nicht. Und der Mensch war noch nicht da, die Erde zu bearbeiten. Also, die sind viermal noch nicht. Es sind vier Nebensätze. Tun wir mal erst mal die Sätze sprachlich kurz aufschlüsseln. Es gibt es nie wieder in der Bibel, dass eine Erzählung mit vier Nebensätzen beginnt. Weil alle vier Sätze sind Nebensätze. Und es gab das Gebüsch noch nicht auf Erden, das Feldes noch nicht auf Erden. Und das Kraut war noch nicht da. Kann man keinen Punkt machen. Weil Gott hat noch nicht regnen lassen. Es sind alles vier Nebensätze, die sehr parallel aufgebaut sind. Es ist ein Kunstwerk. Das ist schon Weltliteratur. Jedes Wort genau überlegt. Dann kommt ein Einschub, und dann kommen... Verseckt sich so ein Einschub, ich erkläre Ihnen gleich. Es gibt vier Nebensätze. Da formte Jahwe Gott den Menschen aus Staub von der Erde.
Da kann man einen Punkt machen. Und er hauchte ihm den Atem des Lebens ein. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Da kann man auch einen Punkt machen. Wenn man mal diesen Einschub weglässt, es gibt am Anfang vier Nebensätze und drei Hauptsätze. Sieben. Sieben Sätze. Kein Zufall. Vier Nebensätze, drei Hauptsätze. Dann kommen die Nebensätze an. Das sind zwei Negativ-Aussagen, Beschreibungssätze. Da passiert nichts. Die Handlung setzt erst in Vers 7 ein. Vers 5 sind Beschreibungssätze, negative, was nicht da war. Und zwei Begründungssätze. Also zwei Negativ-Aussagen beschreibender Art, dann zwei Begründungssätze, die die beiden Negativ-Aussagen begründen. Und dann zielt das Ganze auf Vers 7. Auf die ersten Hauptsätze. Und da sind Handlungen. Jetzt gehen wir mal diesen Sätzen entlang.
Der erste Negativ-Aussage heißt, und es gab das Gebüsch des Feldes noch nicht auf Erden. Ja, was ist das für ein Ansatzpunkt? Ja, der ist genial, sag ich euch. Genial. Nämlich, es gibt nicht das Wort Pflanzen im Hebräischen. Deswegen habe ich das so am Anfang betont. Ihr müsst jetzt ein echtes Gefühl kriegen. Es gibt keine Abstrakta in der hebräischen Sprache. Also das Wort Pflanzen gibt es nicht. Und jetzt gibt es ja seit Linnae dem Schweden, der die ganzen Pflanzengattungen da wissenschaftlich mal als erster versucht hat aufzudröseln, gibt es Nutzpflanzen und Wildpflanzen. Weil der Europäer kann mit den Pflanzen, wo er nichts anfangen kann, kultivieren kann, da sagt er einfach Wild. Wildtiere. So ein Scheiß. Das ist die reine Hilflosigkeit. Tiere, die mir ein bisschen fremd sind, da sage ich halt Wild. Und die Indianer sind die Wilden, und die Neger,
und die Afrikaner sind die Wilden. Wildpflanzen, Wildtiere und die Wilden. Ja, das ist eine Visitenkarte, gell? Also, aber man unterscheidet tatsächlich im Wissenschaft zwischen Nutzpflanzen und Wildpflanzen. Jetzt, diese beiden hebräischen Begriffe sind auch ein Hendi-Jadioin. Sie wollen alle Pflanzen der Welt ausdrücken, nämlich Gebüsch sind die Wildpflanzen. Wir würden modern sagen, die Wildpflanzen. Und Kraut sind die Nutzpflanzen. Und damit sind alle Pflanzen gemeint. Ihr merkt aber, die hebräische Sprache will und kann sich nicht lösen vom sinnlichen Eindruck. Ein Gebüsch, das siehst du. Wenn du sagst Gebüsch, da steht ein Bild auf. Manche, Luther sagt, Gestreuch ist auch nicht falsch, aber Gebüsch ist besser, weil Gestreuch klingt schon wie Gestrüpp. Und ihr müsst wissen, der Noch-Nicht-Stil ist immer ganz was Schönes. Ich muss euch jetzt mal kurz diesen Noch-Nicht-Stil erklären. Der Noch-Nicht-Stil ist typisch altorientalisch, es gibt Hunderte von Geschichten mit dem Noch-Nicht-Stil.
Das ist die Bedeutung der religionsgeschichtlichen Vergleiche. Ich sag euch mal auswendig ungefähr den Beginn der berühmtesten Schöpfungserzählung der Babylonischen Ennoma Elish. Das geht ungefähr so vor. Ich will es jetzt nicht lesen, da verstocher ich mich vielleicht. Ich sag euch sinngemäß auswendig. Als oben der Himmel noch nicht da war, ist der erste Satz der berühmtesten Schöpfungserzählung des alten Orients, die jeder gebildete Mensch, der lesen und schreiben konnte, kannte. Ich sag euch mal den Anfang der berühmtesten Schöpfungserzählung. Die ist viel älter als diese biblische Erzählung. Als oben der Himmel noch nicht da war und unten die Erde noch nicht gegründet war, da kam Abzu der Erste und Tiamat die Ernährerin von allem, und sie vermischten ihr Wasser. Das sind die aller, aller, aller, aller ältesten Götter
im Mesopotamischen. Abzu und Tiamat, das ist der Salzwasser-Ozean und der Süßwasser-Ozean. Und da muss irgendwie männlich-weiblich, weil irgendwie Fortpflanzung leben, konnte man sich nur vorstellen mit männlich-weiblich. Also muss es männliche Götter geben und weibliche Götter. Der älteste männliche Gott, der heißt aber nicht Gott, weil die Götter sind jünger, die kommen erst noch. Das heißt einfach der Erste. Wer ist der Erste, der sogar die Götter erschuf? Ja, das ist Abzu der Erste. Und jetzt ist man sehr gespannt, wer ist das? Ja, das ist der Salzwasser-Ozean. Das heißt, es gibt hier eigentlich gar keine Transzendenz. Wenn man die Götter alle mal durchgeht, die jüngeren Götter, die älteren, die ganz alten, die jüngsten Götter, die sind auch entstanden, die wurden auch geschaffen. Von wem? Ja, von Abzu. Und wer ist das? Das ist das Wasser. Da merkt man, man hat die irdische Wirklichkeit gar nicht verlassen. Und Tiamat ist der Süßwasser-Ozean. Und die haben ihre Wasser vermischt
und dadurch haben sie die Götter gezeugt. Im Skandinavischen, in der Etta, da gebiert das linke Bein vom Eisriesen Umer mit dem rechten Bein ein Kind. Also, sie versuchen, überall männlich, weiblich reinzukriegen, weil nur so konnte sich die Fantasie der Menschen, die an Zeit und Raum gebunden ist, das merkt man sogar hier bei der Fantasie, nicht mal in der Fantasie können sie Zeit und Raum verlassen, gell? Bleiben praktisch bei den elementaren Naturphänomenen hängen. Also, auf jeden Fall Abzu und Tiamat vermischten das Wasser. Und jetzt geht's so weiter. Und als das Schilf noch nicht entwickelt war und die Sumpfgebiete noch nicht aufgestockt waren, das sind alles wunderschöne Dinge, weil die Sumpfgebiete haben ein Tierreichtum. Also, die Sachen, die mit noch nicht belegt werden, die sind immer so schön und so wichtig, als es der Himmel noch nicht gab und die Erde noch nicht gab
und es Schilf noch nicht gab, wo man sich so schön verstecken kann und die Enten sich zurückziehen können und das Sumpfgebiet. Und das ist ein sehr, sehr komischer Text, als der Himmel noch nicht da war und die Erde noch nicht da war und die Götter noch nicht geboren waren und das Schicksal noch nicht bestimmt war. Weil Schicksal ist was Schönes, da hast du Klarheit, du wirst geleitet. Als das Schicksal noch... Und als das Sterben noch nicht da war, ist hier auch positiv, weil wenn du ein paar hundert Jahre lebst, das ist nicht gut. Es ist gut, wenn man auch mal stirbt, gell? Also, ich will damit nur sagen, die Erzählungen des alten Orients haben alle einen noch nicht Stil. Warum? Aus folgendem schönen Grund. Also, das könnt ihr mal richtig sympathisch, die Weisheitslehrer und die Priester in Assur und Babylon und in Theben, ihr müsst mit denen euch innerlich befreunden, das waren gute Leute, gell, die wollten ihren Kindern und ihrer Gesellschaft was Gutes tun. Also haben sie in ihren Schöpfungserzählungen gesagt,
stell dir mal vor, das hat's noch nicht gegeben und das hat's auch noch nicht gegeben. Und dann sagt jeder, oh, oh, ist das schön, dass wir sie jetzt haben. Also, dieser noch nicht Stil will eigentlich nur das Selbstverständliche wegkriegen. Du solltest mal darüber staunen, dass es das gibt, das ist nicht selbstverständlich. Du solltest dankbar sein, den Göttern Lobesgesänge singen, dass es den Himmel gibt und die Erde gibt und so weiter. Also, dieser noch nicht Stil will die Menschen zur Dankbarkeit bringen, dass sie sich umso bewusster freuen an den Dingen, die sie jetzt haben. Und wenn man diesen noch nicht Stil kennt, dann ist ganz klar, dass Gebüsch was Wunderschönes sein muss. Ja, warum? Weil im Orient gibt es eigentlich nur zwei Landschaften. Es gibt das Kulturland, so sagen wir, das Wort Kultur gibt's natürlich im Hebräischen auch nicht. Also, wir sagen, im Orient gibt es Kulturlandschaft,
aber es sind alle Gebiete, die über 500 oder 600 Milliliter Regen pro Quadratmeter im Jahresdurchschnitt haben. Wir in Deutschland haben 800, 900. In Galiläa im Norden gibt's auch 600 bis 800. Aber je südlicher es wird, desto trockener wird es. Die Steppe ist 300 bis 500. Und wenn's unter 200 geht, ist es Wüste. Jetzt müsst ihr euch mal ernsthaft vorstellen, selbst im heutigen Israel ist 70 Prozent Wüste und Steppe, nämlich der Negev. In Jordanien ist 75 Prozent des Staatsgebietes Wüste und Steppe. In Syrien ist 72 Prozent des gesamten Staatsgebietes Wüste und Steppe. Da weißt du aber, das Kulturland zu schätzen. Ganz anders wie in Deutschland. Wir haben ja nur Kulturland. Wie viel Steppe und Wüste haben wir in der BRD? Also, ihr müsst eine Vorstellung haben von Kulturland. Wenn du lang in der Steppe bist, in der Wüste,
ich sag dir, und dann kommst du in diese saftige... Da ist überall Gras und Gebüsch. Das ist einfach das Grün. Ich könnte auch übersetzen, als es das Grün des Kulturlandes noch nicht gab. Feld ist das hebräische Wort für Kulturland. Wir sagen Kulturland. Der Hebräer, weil für uns ist ja Feld und Acker und Wald, das ist ja alles Kulturland. Wir haben ja nur Kulturland. Es gibt gar kein Wort... Ich hab das Wort Feld gelassen, das Saul Luther nimmt, weil Feld ist anschaulich. Aber Feld ist einfach das Grün des Kulturlandes. Und ich sag dir, das weißt du zu schätzen in einem chronisch wasserarmen Gegend, wo überwiegend alles Steppe und Wüste ist. Stell dir mal vor, das Grün des Kulturlands hat's noch nicht gegeben. Oh, wie kann man das? Und das Kraut, Kraut sind die Nutzpflanzen. Da gehört auch der Ölbaum dazu und der Feigenbaum
und der Weinstock und der Granatapfel. Das ist auch Kraut in dem Fall. Aber man merkt, die Hebräer können sich nicht lösen von Kraut. Das kann man essen, da hast du ein Bild. Kraut ist hier also pass pro toto, stellvertretend für alle Nutzpflanzen. Das Entscheidende ist die Essbarkeit. Am Ende der Erzählung heißt es, vom Kraut der Erde wirst du essen. Also Kraut ist hier der sinnlich anschauliche Begriff, weil die hebräische Sprache löst sich nicht vom Anschaulich-Sinnlichen. Sie will das Abstrakte nicht, weil im Abstrakten ist kein Leben drin. Sie hat eine tiefe Scheu vor allem Abstrakten. Da ist schon der Tod irgendwie drin. Also sagt sie halt Kraut. Also jetzt sag ich mal, stellt euch mal vor, das ganze Grün vom Kulturland war noch nicht da. Das ist alles Steppe und Wüste. Da gehst du aber drauf, bis auf die Beduinen. Die haben es natürlich gelernt. Aber der, der das hier erzählt, ist kein Beduine.
Der ist natürlich selber ein Kulturlandbewohner. Und der will jetzt eher als Kulturlandbewohner seinen Kulturlandbewohnern bewusst machen, das ist schon schön, diese regenreichen Gebiete, wo alles grünt und blüht. Das ist doch eigentlich schön. Also was würden wir denn ohne Pflanzen machen? Die Pflanzen sind auch von der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnis her die Hauptvoraussetzung für die Höherentwicklung im Tier- und Menschenreich. Tiere und Menschen brauchen pflanzliche Ernährung. Damals war es auch so, dass 90, 95 Prozent der Menschen waren ja Unterschicht. Wenn ihr an alten Orien denkt, nicht gleich an Könige und Priester und Oberschichtsleute, denkt an die einfachen Leute. Die sind alle Vegetarier. Nicht aus Überzeugung, die können sich kein Fleisch leisten. Das heißt, ihr müsst auch ganz real sagen, die Pflanzen sind auch die Grundernährung für Tier und Mensch. Tier und Mensch würden aber gewaltig eingehen ohne Pflanzen.
Und dann sind die Pflanzen auch noch schön. Das Grün tut doch wirklich gut. Ich saß heute Morgen noch in meinem Erker, alles umherum grün. Herrlich, ich fühle mich wie im Waldrand, obwohl ich mitten in Tübingen bin. Also, solche Gefühle müsst ihr haben, als das Grün des Kulturlands noch nicht da war. Und die Nutzpflanzen des Kulturlandes. Das Feld müsst ihr einfach mit Kulturland übersetzen. Und jetzt geht's weiter. Warum? Man wird richtig, oh Gott sei Dank, haben wir, wir haben aber ein Kulturland. Da sind wir aber froh, weil ganz früher, da gab's gar kein Kulturland, war das eine schreckliche Zeit. Weil Jahwe Gott hat auf Erden es noch nicht regnet. Also, der Regen, muss ich euch sagen, ist das Schönste, was es gibt im Vorderen Orient. Das Kostbarste am Tag, als der Regen kam. Die Regenzeiten, im Sommer ist alles trocken. Wenn's nicht gescheit regnet, nicht rechtzeitig regnet, dann kommen aber die Krisen und Katastrophen.
Regendürre, Dürrezeiten. Der Regen ist das Schönste, das Kostbarste, was es gibt. Und der kommt von Gott. Wie wird hier Gott eingefädelt? Ja, das Schöne, das Kostbare kommt von ihm. Der Geber der guten Gaben. Da kommt Freude auf. Das ist ein Text in einer Regenkultur. Nämlich Kanan, Syrien, Palästina sind eine Regenkultur. Alles Leben hängt vom Regen ab. Es gibt aber auch Flusskulturen in Ägypten und in Euphratikris, in Mesopotamien. Das sind Flusskulturen. Da könnte man so einen Satz gar nicht schreiben. Die brauchen gar keinen Regen. Die brauchen einfach eine gewisse Nilhöhe. Und da wird Kanalisationssystem, alles befruchtbar. Die sind Regenunabhängig. Da merkt man, dass diese Schöpfungserzählung sehr kulturell geprägt ist. Das hat ein Mann geschrieben, der in einer Regenkultur lebt, für den alles vom Regen abhängt. In ersten Schöpfungserzählungen, da gibt's gar keinen Regen.
Weil das ist eine Flusskultur. Der, der die geschrieben hat, der lebt in Mesopotamien. Aber das ist gefährlich, da gibt's Überschwemmungen. Da muss man das Meer bändigen. Im 1. Mose 1 ist das Wasser eine gefährliche Chaosmacht. Urflut, dumm. Und das Meer muss man bändigen. Also, Wasser ist hier was Gefährliches. Aber in der zweiten Schöpfung hat Wasser eine ganz andere Funktion. Regen, das Kostbarste. Also, es ist eine Regenkultur. Und jetzt ist interessant, und der Mensch war noch nicht da, die Erde zu bebauen. Man merkt, Gott und Mensch, die sind so wie Partner. Die werden in einem Atemzug, den müsst ihr euch mal auf der Zunge zergehen lassen, Gott hat noch nicht regnen lassen, und der Mensch hat die Erde noch nicht bebaut. Also, die sind richtig Mitarbeiter. Eine ganz hohe Wertschätzung des Menschen. Gott und Mensch vereint arbeiten an der Erde zusammen. Und es ist interessant, die erste Bemerkung über den Menschen. Der erste Satz über den Menschen.
Leute, da müsste ich jetzt eine Stunde anhalten, und dann nimmt man den Satz. Aber ich kann's leider nicht, gell? Es wird sofort nach dem Sinn des Menschen gefragt. Warum ist er da? Hat er eine Bestimmung, hat er ein Schicksal? Schicksal ist so positiv, ganz positiv im Orient, gell? Du hast eine Bestimmung, du hast eine Aufgabe. Das Leben ist eine Herausforderung, ist nicht nur ein Geschenk. Ja, das Leben ist auch ein Geschenk, ganz klar. Aber hier ist das Leben aufgabenorientiert. Der Mensch war noch nicht da, der doch die Erde bearbeiten soll. Also, es geht... Der Sinn des menschlichen Lebens, es geht hier sofort gleich um den Gesamtsinn. Da wird nicht lang rumgefaselt. Kurzer Text, da kann man nicht labern, gell? Also, der Mensch heißt im Hebräischen Adam. Und Erde heißt Adama. Also, immer, wenn ein Hebräer Mensch sagt, das heißt eigentlich Erdling, gell? Wenn man Adam ins Deutsche übersetzt, müsste man sagen Erdling. Weil Adam und Adama, so heißt die Erde. Was ist jetzt hier mit Adama gemeint?
Nicht wie Himmel und Erde, da heißt Eretz. Da steht nicht Adama. Im Deutschen sagen wir halt zu beiden Erde. Adama ist im Kulturland, nur im Kulturland, nur wo es Adama gibt, gibt es Kulturland. In der Steppe und in der Wüste gibt es gar kein Adama. Da gibt es gar keine Pflanzen, zumindest nicht die grünen. Adama ist die fruchtbare oberste Erdschicht in fruchtbaren Gebieten, zehn bis 30 Zentimeter tief. Die ist leicht feucht und sie ist die Grundlage für alles, was man anbauen kann. Das ist die Adama. Und Adam und Adama hängen eng zusammen. Die gehören zusammen, die sollten solidarisch sein. Der Mensch soll sich nie gegen die Adama wenden. Denn seine Bestimmung ist es, die Adama zu bearbeiten. Das ist die Bestimmung aller Menschen nach dieser Erzählung. Und jetzt sieht man, dass der Mensch zwei Grunddimensionen hat. Er ist bezogen auf Gott, mit dem kann er zusammenarbeiten,
dem Geber guter Gaben. Das kann der Mensch nicht regnen lassen, das wird er auch nicht so schnell können. Und aber der Mensch kann die Erde bearbeiten. Gut, also, so weit mal zu diesen ersten vier Nebensätzen, was da schon an einer Weltsicht drin ist. Dann kommt ein kleiner Einschub. Aber ein Wasserschwall stieg aus der Erde empor und drängte die gesamte Umgebung. Das sind die Oasen Jericho, NGT. Jetzt ist dem späteren Bearbeiter bewusst geworden, es hängt doch nicht alles vom Regen ab. Es gibt ja auch die Oasen, und die Oasen sind auch grün in der Trockenzeit. Warum? Sie zapfen das Grundwasser an. Sie haben Quellen, die das Grundwasser anzapfen. Und da hat irgendjemand gemerkt, ich muss nur kurz die Oasen erwähnen, die sind eine Ausnahme. Und das hat einer da reingeschoben, stimmt ja auch. Gut, und jetzt, ich hab ja zweieinhalb Stunden oder so, aber ich spute mich, ich spute mich. Martin, sag bitte, wenn ich bei 91 Minuten angekommen bin.
Dann geh ich mal Bescheid, weil dann höre ich innerhalb von drei Minuten auf. Wie viel hab ich noch bis dorthin? Vierzig. Entspannung, total entspannt. Also, gut. Diese vier ersten Nebensätze entfalten ein Panorama, der Pflanzenwelt, der Regenkultur, der Zusammenarbeit, der Kooperation zwischen Gott und Mensch und liefert bereits bei der ersten Erwähnung des Menschen seine tiefste Bestimmung. Schwellt, Glitterator. Aber jetzt gehen wir zum Vers 7, die Erschaffung des Menschen. Das ist jetzt der Höhepunkt in diesem ersten Abschnitt. Das ist jetzt, jetzt besteigen wir einen Achttausender. Jetzt müssen wir Schritt für Schritt, weil ihr merkt, ich hab viel zu wenig Zeit, ich wähle jetzt instinktiv aus,
ihr merkt, es ist jedes Wort hundertfach überlegt. Ich kann es nur versuchen, dass ihr es ahnt, was da an einer Schau dahinter ist. Also, jetzt zielen diese vier Nebensätze, vier Nebensätze, drei Hauptsätze, sieben Sätze am Anfang auf die Erschaffung des Menschen. Jetzt müssen wir unbedingt erst mal sprachlich wieder, sprachliche Beobachtungen, formale Beobachtungen über die Art der Sprache, den Aufbau. Wer die Bibel wirklich ernst nehmen will, darf nicht allein auf den Inhalt fixiert sein, er muss auch den Aufbau, die stilistischen Mittel, die sind auch eine Art Inhalt. Da steckt schon so viel drin. Und das gehört dazu, dass, wenn wir die Stilistik sehr tief in die Bibel hineinfinden wollen, geht es zunächst mal immer über formale, stilistische, sprachliche Beobachtungen.
Also, diese Erschaffung des Menschen hat drei Sätze. Im Hebräischen sind es 19 Wörter. Dieser Vers, also, Vers gibt's ja noch nicht, es ist später zu einem Vers geworden, diese drei Sätze wollen den ganzen Menschen durchschauen. Das Wer ist der Mensch? Das sagen diese drei Verse. Das dürft ihr mal probieren in drei Sätzen. Drei kurze Sätze, drei einfache Sätze. Sie haben nur elementare, sinnliche Wörter. Nämlich Formen, also zwei Verben sind drin, Formen, man könnte auch sagen, modellieren, Formen modellieren, und dann hauchen. Ja, jeder Mensch kennt Formen, je Töpfer weiß man ja, und hauchen, jeder weiß, was ein Hauch ist und so weiter. Also, jedes Kind, jedes Kind versteht jedes Wort. Und dann kommen noch Staub, Erde, Atem und Nase.
Also, ich darf euch sagen, jedes Kind versteht es. Es gibt hier kein Wort, das ein Kind nicht versteht. Und wo ein Kind nicht sofort weiß, was gemeint ist. Trotzdem sind diese Sätze unauslotbar tief. Sie sind einfach, aber nicht simpel. Diese Einfachheit. Also, es ist sehr kurz, drei Sätze, kurze Sätze, 19 Wörter. Und damit wird der Mensch durchschaut, nach der Auffassung dieser Erzählgemeinschaft. Dann fragen wir mal nach der Art der Sprache. Also, erste Beobachtung, der Text ist irrsinnig knapp. Hier wird nicht gelabert und gefaselt und geschwafelt. Wie viele Menschen gibt es, die können sich nicht kurz ausdrücken? Ich denke immer wieder mal, wenn ich was höre, als hätte man in der halben Zeit aussagen können. Also, diese Sätze können Sie nicht mehr kürzen. Kein Wort. Wenn Sie ein Wort wegnehmen, verändert sich der Sinn erheblich.
Sie können diese drei Sätze nicht kürzen. Jetzt fragen wir mal nach der Art der Sprache. Wir robben uns jetzt mal an den 8.000er-Rang. Das kann man nur Schritt für Schritt, wenn Sie dort drüber weghudeln, hat der Vers keine Wirkung. Ich sage euch, die Wirkung entfaltet sich nur, wenn Sie jedes Wort ganz ernst nehmen und ausloten. Dann führt Sie der Text. Er führt Sie irgendwo hin. Also, was ist das für eine Art von Sprache? Erstens mal, es ist keine theoretische Sprache. Das muss man den europäischen Intellektuellen bewusst machen. Ich bin ja auch ein europäischer Intellektueller, aber ich steig da auch gern aus, weil ich merke, diese Sprache, die darf man nicht verachten. Also, es ist keine abstrakt theoretische Sprache. Hier wird keine Theorie entwickelt. Zweitens, es ist keine analytische Sprache.
Hier wird das Menschsein nicht analysiert. Auch nicht tiefenpsychologisch analysiert. Hier wird überhaupt nichts analysiert. Es ist auch kein Gutachten. Es liegt hier kein Gutachten vor. Es wird auch nicht beschrieben. Oben ist der Kopf, da kommt der Hals. Es wird auch die Gestalt oder die psychische Struktur oder sonst was, die Bewegungsabläufe. Was könnte man nicht alles beschreiben? Hier wird aber gar nichts beschrieben. Hier wird auch gar nicht argumentiert. Hier wird auch nicht erläutert. Und das ist eigentlich das, was wir dauernd machen. Also, ich will es noch mal sagen, weil nur wenn ihr das ernst nehmt, kommen wir weiter. Diese Sprache ist nicht abstrakt theoretisch. Sie ist nicht analytisch. Sie ist nicht beschreibend, sie ist nicht argumentierend und nicht erläutert. Was ist sie dann? Sie ist erstens erzählend.
Hier wird erzählt. Es wird erzählt, die Erschaffung des Menschen. Handlungsorientiert. Denn die ersten beiden Hauptsätze, die haben jetzt eine Handlung. Die Verben sind ganz wichtig. Also, es wird erzählt. Und das Zweite ist, diese Sprache ist bildhaft anschaulich. Es ist eine Bildersprache. Und wer das nicht ernst nimmt, der geht völlig in die Irre. Diese Sprache ist eine Bildersprache. Und diese Bilder möchte ich in Lust machen zu lernen. Denn die Bilder kann man lernen, wie wir Vokabeln, wie sie französische Vokabeln lernen. Denn die orientalischen Kinder und Jugendlichen haben diese Bilder alle gekannt. Und sie wissen auch ziemlich genau, was sie aussagen. Denn der orientalische Mensch denkt in Bildern. Auch heute Araber noch. Ich hab ja jetzt viele Kontakte mit arabischen Theologen,
immer noch verblüfft, wie die sinnlich konkret in Bildern denken. Noch lang nicht so abstrakt. Gut, also, es ist eine Bildersprache. Und diese Bilder müssen wir abtasten, ausloten. Dann werden wir weiterkommen. Dann ist noch interessant, dass in diesem kurzen Text überhaupt keine näheren Umstände genannt sind. Wo findet das Ganze statt? Es gibt ja viele Christen, die möchten gerne, dass dieser Text historisch so passiert ist. Das lassen wir mal ganz offen, da komm ich am Sonntag drauf. Also, wenn das ein historischer Text ist oder geografischer, wären schon ein paar Angaben in Zeit und Raum nicht schlecht. Wo findet das Ganze statt? An der Küste, auf dem Berg, in einem Tal? Wo? Wo? Wann? Ach so, am Tag, als die ganze... Das ist schon eine merkwürdige Zeitangabe. Dann würde mich auch interessieren, wie lange hat das Ganze gedauert? Wie lange war Javegott beschäftigt? Eine Minute oder zwei Tage?
Wie viel Staub von der Erde hat er genommen? Keinerlei handfeste Details. Es ist eine Bildersprache. Und diese Bilder beschreiben etwas Unbeschreibliches. In diesen Bildern wird etwas erzählt, was unvorstellbar ist. Und es wird in diesen Bildern ausgedrückt. Wenn Sie versuchen, diese Bilder wörtlich zu verstehen, machen Sie diesen Text kaputt und Sie machen ihn lächerlich. Also, es ist eine Bildersprache. Jetzt will ich noch weitere Infos bringen. Es ist eine typisch altorientalische Erzählweise. Und die muss man jetzt kennen. Das hilft so wahnsinnig weiter. Wir brauchen die Bescheiden. Es muss nicht jeder Theologie studieren, es muss auch nicht jeder Assyriologie und orientalische Erzähltechnik studieren. Aber die Kirche, die Christenheit, braucht viele Leute, die das ständig als permanente Aufgabe,
dieses Basisgefühl und Basiswissen in der Christenheit wachhalten. Also, in der altorientalischen Erzählweise erzählt man, wenn man sagen will, wer ist der Mensch? Oder sagen wir mal, ich sage mal ein anderes Beispiel. Was ist die Arche, die Arche Noah? Was ist der Sinn und was hat die eigentlich für eine Aufgabe? Die Arche Noah wird nie beschrieben im Alten Testament. Sondern es wird erzählt, wie sie gemacht worden ist. Das wird erzählt. Also sozusagen ihre Erschaffung, ihre Herstellung. Ein Orientaler erklärt das Wesen einer Sache im Ursprung der Sache. Der im Ursprung kommt raus, was das ist. Also heutige empirische Wissenschaften, biologische Anthropologie kann ja nur Biologisches bringen. Medizinische Anthropologie, medizinisches. Pädagogische Anthropologie und so weiter. Das ist alles partielle Seeweisen.
Aber was ist das Ganze? Was ist das Ganze des Menschen? Ja, da muss ich seine Erschaffung erzählen. In der Erschaffung, da ist das Ganze. Das ist diese orientalische... Zum Beispiel der Tempel in Jerusalem wird niemals beschrieben. Sondern es wird ein Kapitel lang erzählt, wie Salomo den Tempel erbauen ließ. Das wird genau beschrieben. Oder die Stiftshürde wird nie beschrieben, sondern es wird erklärt, wie man sie gebaut hat. Oder nehmen wir mal die Kleidung eines Hohepriesters. Wird niemals beschrieben. Sondern es wird erzählt, wie man sie macht. Und da ist die Sache klar. Die Welt wird nie beschrieben in der Bibel. Aber es wird erzählt, wie Gott die Welt geschaffen hat. Und da ist das Ganze da. Nicht empirisch, partiell. Also in der Erschaffung geht es um das Ganze. Wenn der Orientale die Sache auf den Punkt bringen will.
Und nicht nur einseitig partielle Perspektiven, sondern das Gesamte, dann erzählt er die Erschaffung. Die Herstellung. Gut. Um was geht es also, wenn man das jetzt so sich orientalisch anleiten lässt? Es geht wirklich um die Frage, wer ist der Mensch insgesamt? Und das in drei Sätzen, gell? Was ist mit der Frage gemeint? Da ist auch gemeint, wer bist du? Und wer bin ich? Weißt du, wer du bist? Weiß ich, wer ich bin? Bist du sicher, dass du das weißt? Also, wer ist der Mensch? Heißt immer auch, wer bin ich und wer bist du? Und jetzt ist ganz wichtig, dass diese Frage, wer bist du, jetzt mal aufs Ganze gesehen... Verlieren wir uns nicht in den tausenden Teigen. Grad hier darf man sich nicht verlieren in zweitrangig, drittrangig, zehntrangig. Da siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Es muss jetzt wirklich das nach vorne, was alles entscheidet.
Also, die Frage, wer bist du eigentlich? Und wer bin ich eigentlich? Um die geht's hier. Wird aber nicht privat, persönlich, individualistisch gestellt, sondern sehr grundsätzlich. Was macht den Menschen zum Menschen? Was ist eigentlich das Menschliche am Menschen? Wir unterscheiden uns ja alle in tausend Sachen. Wir unterscheiden uns im Alter, im Geschlecht, in der Kultur, in der Religion, in der Bildung, im Aussehen. Keiner von den Milliarden Menschen sieht genau gleich aus wie ein anderer. Wir unterscheiden uns alle auf vielen Ebenen. Trotzdem müssen wir fragen, aber wir haben doch sicher entscheidende Dinge gemeinsam, denn wir sind doch Menschen. Also, was haben wir in allen Unterschieden gemeinsam? Was sind die entscheidenden Merkmale, die allen Menschen gemeinsam sind? Was ist das Menschliche am Mensch?
Das ist hier die Frage. Jetzt, die erste große Erkenntnis, also lasst euch mal führen, ihr wisst ja jetzt nicht genau, wo's rauskommt, aber lasst euch mal durch diesen Text mal verlocken. Die erste Wahnsinnserkenntnis, ich sag euch, ist, das sind zwei Sachen. Weil die Erschaffung hat zwei Schritte. Also, die Erschaffung des Menschen hat zwei Schritte. Diese drei Hauptsätze sind so aufgebaut, die ersten beiden sind Handlungssätze, das sind zwei Schritte der Erschaffung. Und der dritte Satz, der stellt das Ergebnis fest. Also, jetzt müsst ihr euch das richtig gut merken, die Erschaffung des Menschen, da geht's ja um das Wesen des Menschen, hat zwei Schritte. Das heißt, das Wesen des Menschen ist durch zwei Aspekte gekennzeichnet. Nicht durch drei, auch nicht durch fünf, auch nicht durch neun oder 14, sondern durch zwei.
Aber auch nicht durch einen einzigen. Das wär zu wenig. Also, es sind eben zwei. Nicht mehr und nicht weniger. Ich sag euch, das ist eine Behauptung. Also, diese Erzählgemeinschaft sagt, der Mensch wird gekennzeichnet durch zwei Aspekte. Alle weiteren, wir wollen nicht sagen, dass die anderen alle unwichtig sind, das behauptet der Text nicht, aber entscheidend sind nur zwei. Vielleicht gibt's noch 108 Drittrangige und 4.270 Fünftrangige, kann schon sein. Aber zwei sind entscheidend. Jetzt muss man sich fragen, mit welchem Recht behaupten die das eigentlich? Weil jetzt geht's ans Eingemachte. Woher wissen die das eigentlich? Kann ja jeder behaupten. Also, ich muss jetzt an der Stelle fragen, was ist die sachliche Basis dieses Verses? Mit welcher Autorität spricht er? Mit welchem Recht sagt er das? Das muss ich jetzt beantworten, das beantworte ich ganz kurz. Dieser Vers hat folgende sachliche Basis,
folgende Rechtsbasis. Nämlich, es sind die Gotteserfahrungen, die man im Volk Israel im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte gemacht hat. Die sind die Ausgangsbasis. Und diese Gotteserfahrungen, mit deren Hilfe hat man auch die eigenen Lebenserfahrungen gedeutet und gestaltet. Also, die Gotteserfahrungen, die die Israeliten gemacht haben, vor allem ihre bedeutenden Propheten, Lehrer, Priester, das ist die Ausgangsbasis. Aber auch die Lebenserfahrung, die sie im Rahmen dieser Gotteserfahrung gemacht haben. Dann möchte ich sagen, dieser Text, die ganze Erzählung und diese drei Sätze stammen aus dem Gebet. Sie sind viel gebetet worden. Und dann wird es geprüft, und zwar nicht alleine. Diese Texte sind jahrzehntelang geprüft worden, bis sie ihr klassisches Niveau gefunden haben. Bis nach vielen Gebeten viele Priester und Weisheitslehrer im Gebet, im Gewissen gespürt haben, jetzt ist richtig.
So können wir von Gott reden. So entstehen diese Dinge. Irgendeine plump, schnelle Inspirationslehre ist also, lächerlich dagegen. Das entsteht aus der israelitischen Gotteserfahrung und Lebenserfahrung, es entsteht aus dem Gebet. Und es entsteht aus der gemeinschaftlichen Prüfung. Bis man so weit ist. Diese Sätze haben kein bisschen Unsicherheit. Sie reden schlicht, souverän und mutig. So wird erzählt. Bis man so kurz und so klar und so einfach und so souverän erzählen kann, da brauchst du eine tiefe innere Klarheit und Gewissheit. Die kommt nicht so einfach. Und aus dieser Basis heraus sagt dieser Text, zum Mensch sein gehören zwei Dinge. Der erste ist eine materielle Seite, eine körperliche.
Der erste Schritt, und das ist der Grundlegende, ist materiell. Also Staub von der Erde, da komme ich noch gleich drauf. Also die materielle Seite. Es gibt viele Religionen, die verachten das Materielle. Es gibt auch viele religiöse Kreise, die sagen nur das Innerliche. Ich habe eine Religion der Innerlichkeit. Das Äußere ist bähbäh. Das ist so materiell, das ist schmutzig und so weiter. Es gibt zum Beispiel Platon, sagt das Wertvolle. Nicht nur Platon, der ganze Platonismus, Neu-Platonismus. Schon riesige Strömungen bis in unsere Zeit. Die sagen, das Wertvolle im Menschen ist die Seele. Die Seele ist natürlich immateriell. Nur die Seele, die ist ewig, die ist unsterblich. Der Tod kann die Seele gar nicht antassen. Die Seele ist wahnsinnig wertvoll, die ist auch ein göttlicher Lichtfunken. Die Seele gab es schon vor der Geburt, das lehrt der Platonismus. Also das Wertvolle am Menschen, was den Menschen zum Menschen macht, ist die Seele, und das hat mit Materie überhaupt nichts zu tun.
Platon sagt, das Wertvolle am menschlichen Körper, mit Körper hat es Platon, nicht so, es ist der Kopf. Alles, was runtergeht, wird immer schlechter. Das Herz, na ja, das geht noch, aber was drunter ist, das ist einfach Bäh-Bäh. Weil ein Körper, das haben die Tiere auch. Die pinkeln auch. Die Tiere bumsen auch. Also Sexualität ist animalisch. Das Körperliche ist animalisch. Aber die Seele, und im Tod verlässt die Seele den Körper, endlich ist sie frei. Der Körper ist nur die äußere Hülle, das Äußerliche. Das ist auch für Religion unwichtig. Der Körper ist das Gefängnis der Seele. Im europäischen Intellektuellen sind das Geist, das Geistige, das Materielle, diese Neureichen da, aber wir sind gebildet, wir sind im Geiste. Das ist auch ein Dualismus zwischen Geist und Materiell. Bei Luther gab es auch Leute, die immer das Innerliche betont haben. Wirtschaftsfragen, Geldfragen, körperliche Fragen,
körperliches Leid, das ist religiös, das ist geistlich nicht so wichtig. Da sagt Luther, das sind die Schwärmer. Ich war mal auf einem großen Forum mit Charismatikern. Da hat ein Charismatiker, berühmter Charismatiker aus Amerika, hat laut ins Mikrofon gesagt, die Lutheraner reden immer von Schwärmern. Mir hat noch nie ein Mensch erklären können, was ein Schwärmer ist. Da sag ich, das kann ich Ihnen einfach sagen. Ein Schwärmer ist der, der das Innerliche überschätzt und das Äußerliche unterschätzt. Das ist ein Schwärmer. Und das wird hier aber von vornherein ausgeschlossen. Was dieser Text von vornherein verhindern will, dass man gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass das Materielle was Niedriges ist, was Dunkles, was Schlechtes, vielleicht sogar was Böses. Nein, das Materielle ist auch Schöpfung. Es kommt auch von Gott. Und es will als Schöpfung gewürdigt werden. Alles Materielle ist Schöpfung. Und da kann es nicht schlecht sein.
Wir müssen die Materie und das Material, auch aus dem dann der Mensch geschaffen wird, müssen wir würdigen. Der erste Schritt, der fundamentale Schritt, ist materiell. Ohne Körper wären wir gar nicht da. Wir können das materiell-körperliche nicht einfach wegschieben, als ob es uns nicht so zu uns gehört. Wir sagen ja, wir haben einen Körper. Als ob wir selber mit dem Körper gar nichts... So wie ich hab eine Handtasche. Nein, wir haben keinen Körper, wir sind Körper. Wir sind Körper. Ohne Körper sind wir gar nichts. Das sind Entscheidungen, sag ich euch. Der erste Schritt ist grundlegend. Und es gibt vielleicht zehn oder 20 wichtige Aspekte über den Menschen. Aber nur zwei entscheidende. Und der eine ist materiell. Die materielle Seite des Menschseins hat den hohen Rang. Eine der beiden Seiten zu sein. Also keinerlei religiöse Herabwürdigung,
Geringschätzung, Verachtung des Materiellen, des Äußerlichen. Die Nase nachher, die ist auch äußerlich. Kein inneres Organ. Die Nase ist kein Organ der Innerlichkeit. Ist alles äußerlich. Das Äußerliche ist verdammt wichtig. Und deswegen unterschätzen auch viele Christen das Wirtschaftliche und das Politische. Das ist alles äußerlich. Wir sind ja innerlich. Also das ist der erste Schritt. Aber jetzt ist auch interessant, das Material wird ja auch genannt. Und jetzt, Martin, musst du mich noch mal fragen, wie viele Minuten? 18. 18, das schaff ich. Wenn die rum sind, dann sag's, und dann bin ich noch zwei Minuten. Also jetzt kommt eine Überraschung, sag ich euch. Was ist das für ein Material? Staub von der Erde. Im Hebräischen, dass ihr es mal so hört, ist eine schöne Sprache. Afah min ha-adama. Afah ist Staub.
Meiste zweisilbige Worte immer auf der zweiten Silbe. Afah min von ha-adama. Staub von der Erde. Der Grundstoff ist Erde, eben Staub von der Erde. Aber nicht einfach Adama, sondern Staub. Jetzt muss ich ein bisschen ausholen, religionsgeschichtliche Vergleiche brauchen wir ständig, gell? Sonst verirren wir uns mit unseren privaten Spekulationen. Alle Völker der Welt erzählen in ihren Schöpfungserzählungen, also es gibt keine bekannte Ausnahme, wir kennen keine Ausnahme, Indianer oder Eskimo und so weiter. Äh, Enuit, nicht Eskimo. Erzählen, dass der Mensch aus Erde erschaffen wird. Es erzählen alle Völker und alle Kulturen. Ihr merkt also, diese Erzählung beginnt nicht auf dem Nullpunkt. Die hat schon viel menschliche Überlieferung vor sich. Und sie greift die positiv auf. Sie findet da euch was dran. bloß das mit dem Staub, das gibt's nirgends, gell? Also sie lehnt diese Überlieferung nicht einfach ab,
aber sie setzt sehr eigene Akzente. Warum lehren alle Völker, dass die Götter den Menschen aus Erde gemacht haben? Ja, das hat drei Gründe. Erstens mal, aus irgendwas muss man's ja machen. Also alle Völker sagen, aus nichts kommt nichts. Also auch die Götter haben Material. Nur das hebräische Wort Pará, Gott schafft durch sein Wort im Genesis 1 ohne Material. Das ist schon ein tiefer Unterschied. Aber ihr werdet gleich merken, der Text ist genauso gut. Aber er schafft mit anderen Mitteln. Also irgendwas brauchen die Götter. Zweitens, man hat erlebt, dass im menschlichen Körper Dinge drin sind. Da gibt's einen Text, den wir jetzt nicht verlesen, den teil ich aber irgendwie morgen aus, dass ihr ihn mal lesen könnt. Im menschlichen Körper sind viele irdische Stoffe drin. Salz, Mineralien, viel Wasser natürlich, gell? Aber die ganzen Knochen hängen ja auch mit Kalk zusammen. Der menschliche Körper hat so viel Kalk, dass du zwei Hühnerstelle weißeln könntest damit. Wer will mal?
Ja. Man muss das hebräisch konkret machen, gell? Und der menschliche Körper hat so viel Glycerin, dass du vier Streichholzschachteln damit anzünden kannst. Also der Körper hat Mineralien, das ist bekannt gewesen. Und drittens, wenn eine Leiche irgendwo rumliegt, sie wird allmählich zur Erde. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte. Man hat immer wieder mal einen erschlagenen Krieger gesehen, wo die Hälfte schon Erde war, und die Hälfte war noch ein bisschen Knochen. Also man hat immer schon die Erfahrung gemacht, der Mensch wird zur Erde. Und deswegen kam der Gedanke, er soll halt auch aus Erde gemacht. Also diese Tradition ist nicht neu, die ist nicht biblisch. Alle Völker lehren das. Und es ist auch eine Achtung vor der Erde. Gut, jetzt ist aber so, die Hochkulturen, jetzt entsteht Ägypten, Assyrien, Babylonien, Sumerien, Hetite, das sind Hochkulturen. Da kommt jetzt bei allen Hochkulturen was Neues.
Da wird der Mensch nicht einfach aus Erde geschaffen, sondern aus feuchter Tonerde. Also in Ägypten wird der Pharao als erster Mensch, die ersten Menschen sind immer besondere Menschen. Könige, Herrscher oder Helden. Die Götter vergeigen ihr Zeit nicht, dass sie da irgendein Now-Body schaffen, sondern der erste Mensch ist immer ein Wahnsinns-Typ. Also der erste Mensch in Ägypten war der Pharao selber. Und der wurde auch aus feuchter Tonerde. Nun, der Schöpfergott, der hat sogar Schöpfer-Töpferscheibe, und dann kneift er ein bisschen feuchte Tonerde ab. In allen Hochkulturen, in allen des Orient, wird der Mensch aus feuchter Tonerde, nicht einfach nur aus ordinärer Erde. Wie kommen die auf den Gedanken? Alle! Da muss eine tiefe Erfahrung dahinter sein. Ja, im ungefähr 6500 v. Chr. hat man im Orient die feuchte Tonerde entdeckt, den Töpferlehm. Da gibt es so Lagerstätten, das ist nicht überall der Fall.
Und wenn man den heute, ich bin durch einen Doktoranden von mir, der Matthias, der studiert Kunst, der hat gesagt, ja, ich war auf dem Tonkurs, wir haben ein extra Zimmer, da wird der Töpferlehm feucht gehalten, in Plastik, luftdicht verpackt. Weil wenn der Lehm trocken ist, den noch mal feucht zu kriegen, das ist schon was Arbeit. Aber in der Erde, in bestimmten Lagerstätten, gibt es eben ohne viel Steine und so weiter diesen Töpferlehm. Und jetzt hat man irgendwie entdeckt, aus dem kannst du fast alles machen. Zum Beispiel Mauern, da brauchst du diese Steine schleppen, das ist ja fürchterlich, immer nur Stein mauern. Und die Steine kannst du auch kaum behauen, da schaffst du dich tot. Nimm mal Lehmziegel, gell? Also, eine Wahnsinnsentdeckung, Lehmziegel. Dann aber auch Wasserleitungen, mach mal Wasserleitungen aus Steinen, da schaffst du dich tot. Jetzt können Tonröhren, boah. Aber auch im Haushalt Keramik, jetzt kannst du Tassen, Teller, Pfannen, Krüge, da kannst du alles aus Ton machen.
Aus dem Ton kannst du fast alles machen. Und sobald der hart ist, ist es dauerhaft. Wir finden heute noch in Kumran Tonkrüge, die sind 2.000 Jahre alt. Die sind auch gut erhalten bei guter Lagerung. Tonkrüge schützen die Dinge vor Feuchtigkeit, schützen sie vor Licht, schützen sie, wenn man sie abschließen kann, vor Ungeziefer. Halten die Dinge kühl. Also, die Entdeckung der Pottery. In der Archäologie unterscheidet man zwischen Pre-Pottery und Post-Pottery. Also, die Zeit, wo man noch keine Keramik hatte und wo man Keramik hatte. Und das ist so im 7. Jahrtausend. Und diese Hochkulturen, die verwenden, da kannst du auch künstlerisch Figuren machen, Massen machen, Gesichter machen. Auch heute sind Kinder noch fasziniert. Und Töpfer ist irgendwie ein besonderer Beruf. Wenn Sie am liebsten fragen, haben wir eine Töpferin oder Töpfer da? Meldet euch. Aber auch die Künstler, die Tonerde hat eine Faszinationskraft. Nicht nur, dass du technisch irrsinnig, fast unbeschränkt Dinge machst,
dem Erfindungsrecht umsinn keine Grenzen gesetzt, er stimuliert auch die künstlerische Fähigkeit des Menschen. Und deswegen haben alle Völker aus feuchter Tonerde. Das heißt im Hebräischen Khomär. Und Tonen heißt im Hebräischen Chammar. Aber diese Begriffe werden hier streng vermieden. Hier steht Staub, Afar, Minha, Adama, Stau. Nicht mal nur normale Erde wie bei den Naturvölkern, die Primitivlinge, bei denen ist der Mensch nur aus normaler Erde. Aber bei der Hochkultur soll es schon feuchte Tonerde sein. Also jetzt wird das Material genannt. Es ist eine herbe Enttäuschung, eine völlige Desillusionierung. Ja, es ist eine Kränkung. Und ich sage euch, da müsst ihr alle durch, wenn ihr wirklich weiterkommen wollt. Denn diese Materialangabe ist ja nicht irgendein kindischer, historischer Vorgang.
Es ist eine tiefe Wesensaussage über das Menschsein. Du bist nicht verwandt mit den Göttern. In dir ist nichts Göttliches. Materiell gesehen, von Natur aus gesehen, bist du nichts Besonderes. Bald stirbst du und wirst wieder zur Erde. Wie Tiere auch. Also du bist Staub von der Erde. Jetzt müsst ihr mal Folgendes wissen. In manchen Hochkulturen haben die Oberschichtsleute gesagt, bei manchen Erschaffungen des Menschen haben die Götter ihr Blut beigemischt. Das will ein bestimmtes Selbstbewusstsein der Menschen treffen. Ich habe Menschen kennengelernt, religiöse Menschen, die sagen, doch, in mir ist was Göttliches. Gott ist in mir auch anwesend. Die meinen es aber irgendwie anders. Also von Natur aus habe ich eine Nähe zum Göttlichen. Platon ja, die Seele ist ein göttlicher Lichtfunke. In mir drin ist was Göttliches. Das ist ein Selbstbewusstsein. Das ist ein Status. Es gibt sogar Schöpfungserzählungen,
da mischen die Götter nicht nur Blut bei. Dann wächst du nämlich über das Reingeschöpfliche hinaus. Da wirst du schon was Göttliches. Sondern es gibt Schöpfungen, da werden die Menschen aus dem Götter Blut gemacht. Aber nur die Könige und die Herrschenden. Oder es gibt auch Schöpfungserzählungen, da werden die Menschen aus den Tränen der Götter gemacht. Das ist auch eine innige Verbindung. Da bist du ja selber schon was Göttliches. Und dieser Stolz der Menschen... Es geht hier um die Frage deiner Selbsteinschätzung, deines Selbstbewusstseins. Hast du ein Selbstbewusstsein? Ich bin nicht weit weg von Gott, ich habe auch schon was Göttliches. Du bist Staub von der Erde. Staub ist im Hebräischen der Ausdruck fürs Niedrigste. Ist ein Zerfallsprodukt. Erd zerbröselt, zerbröckelt, allmählich verwittert. Mit Staub kann ein Töpfer gar nichts machen. Und feucht ist hier gar nichts. Hier wird auch gesagt, Gott schafft ganz anders als Menschen.
Obwohl hier naive Worte benutzt werden, naiv in Anführungszeichen, ist diese Erzählung tief hintergründig. Das kannst du dir nicht mehr vorstellen. Wie will denn Gott aus Staub modellieren? Staub ist der Inbegriff des Instabilen, des Nutzlosen, des Unfruchtbaren. Und das macht Gott. Damit wird Folgendes gesagt. Bewundere dich nicht selbst. Celebriere dich nicht selbst. Der Stolz ist in allen Dingen, die Gott betreffen, die schlechteste Entscheidung. Hier wird nicht die menschliche Status-Gesetzung der menschlichen Statusgelüschte befriedigt. Die werden hier nicht bedient. Und ihr müsst wissen, wer liest denn solche Texte? In der Zeit haben in Israel nur vier Prozent der Menschen lesen und schreiben können, nämlich Könige, Minister, Ratgeber, Oberpriester, Generäle, Großhandelskaufleute und Großgrundbesitzer, Prinzessinnen.
Und die lesen hier Staub von der Erde. Ich sage euch, das schmeckt denen gar nicht. Das ist ja echte Frechheit. Aber da müsst ihr alle durch. Du bist nicht verwandt mit dem Göttlichen qualitativ gesehen. Ist zwischen dir und dem Göttlichen ein irrsinniger Abstand. Den kannst du gar nicht mal... Da ist gar nichts zu machen. Du bist Staub von der Erde. Staub ist der Inbegriff der Vergänglichkeit. Die Besiegten werfen sich in den Staub. Wenn man eine Fremdherrschaft abschüttelt, dann erhebt man sich aus dem Staub. In tiefer Trauer streut man sich Staub auf den Kopf. Wenn du jemanden loswerden willst, keinen Kontakt mehr, dann schüttelst du den Staub von deinen Sandalen. Damit heißt... Jetzt ist aber Schluss. Der Staub. Es heißt am Ende dieser Erzählung, mit Dornen und Disteln wirst du zu kämpfen haben, Kraut wirst du von der Erde essen, bis du zur Erde zurückkehrst, von der du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren.
Also der Staub ist hier schon ganz schön wichtig. Dieser Ausdruck kommt nur einmal in der Bibel vor. Er kommt niemals im Orient vor. Niemals. Nur hier. Nur hier. In allen Schöpfungserzählungen. Und das ist ein Akzent. Der Stolz des Menschen ist eine falsche Entscheidung. Aber jetzt geht es weiter. Der zweite Schritt. Der zweite Schritt ist immateriell. Der ist Beziehungsebene. Qualitativ, von deiner Ausstattung her, von deinen Fähigkeiten her. Das ist ein irrsinniger Abstand zu Gott. Aber Gott überbringt diesen Abstand, und er haucht dir was in die Nase. Er kommt dir so nahe. Aber, also beziehungsmäßig größte Nähe. Qualitativ, Riesenabstand. Und das muss dir klar sein. Aber beziehungsmäßig kommt, ist größte Nähe.
Gott haucht dir, Luther sagt, bläst. Da kann ein Gewittersturm sein, der bläst auch. Nein, das ist im Hebräischen ein ganz zärtlicher, sanfter, inniglicher, ein Verb, hauchen. Ich habe mal zu meiner jetzigen Frau, die habe ich auf einer Israelreise kennengelernt, und auf dem Flugplatz in Echterdingen ist noch nichts gelaufen, aber ich habe ihr beim Abschied ins Ohr gehaucht. Ich werde dich vermissen. Richtig gemerkt, richtig erbebt, weil wir kannten uns noch kaum. Es war sehr kühn, aber ich habe ihr was ins Ohr gehaucht. Wann hast du das letzte Mal einem Menschen etwas gehaucht? Dir selber kannst du nichts hauchen. Ich kann dir nicht sagen, hauch dir doch mal selber was. Das geht nicht, geht nicht. Aber auf diese Nähe kannst du dir nichts einbilden, denn du bist Staub von der Erde. Diese Nähe verdanken wir nur Gott. In diesem Vers wird nur Gott gerühmt.
Es wird nur Gott geehrt und nicht der Mensch. In diesem Vers wird auch nicht teilweise Gott gerühmt und teilweise der Mensch. Nein, soli Deo gloria, alle Ehre allein Gott. Gott kommt dir näher, wie du dir selber kommen kannst. Jetzt kommt die Nase. Ein Schöpfungsbericht mit einem Körperteil, und das ist die Nase. Da wirst du auch nicht draufkommen. Dieser Klo, gar nicht innerlich, kannst du anfassen, ist ein eigenartiges Körperorgan. Es ist das einzige Körperorgan, es ist nicht innerlich. Die Augen können nur was empfangen, aber nichts abgeben. Die Ausscheidungsorgane können nur was abgeben. Aber die Nase empfängt und gibt ab. Und zwar regelmäßig, das ganze Leben lang. Also die Nase ist ein Organ des Austausches zwischen Innenwelt und Außenwelt. Leben ist Kommunikation zwischen Innenwelt und Außenwelt.
Beides muss gewürdigt werden. Die Nase hat zwei Aufgaben, Austausch von Atemluft und Geruch. Geruchssinn, aber Austausch von Atemluft ist wichtiger. Also, wenn jetzt hier heißt, Gott bläst den Atem des Lebens dir in die Nase, das heißt, diese orientalische Bildersprache müssen wir lernen. Das kann man richtig, das ist so gemeint. Wenn ihr diese Bilder lernt, wisst ihr, was sie bedeuten. Das ist gemeint, Gott hat einen Zugang in dein Inneres. Wenn ein Kind hinfällt und sich das Knie aufschürft, kommt die Mutter und bläst drauf, haucht drauf, und dann ist das gleich gut. Aber Gott haucht dir nicht bloß aufs Knie. Der haucht dir in dein Inneres. Er hat einen Zugang in dein Inneres. Beziehungsmäßig ist Gott dir ganz nahe. Aber darauf kannst du dir nichts einbilden. Und jetzt der Atem des Lebens. Atem hängt mit dem Leben auf eine einzigartige Weise zusammen.
Atmen ist das stärkste Bedürfnis, das wir haben. Können selbst große Techniker des Atems nicht länger wie zehn Minuten, aber so weit kriegen es manche hin. Aber du kannst essen und trinken, kannst lang aufschrieben, Sexualität auch und vieles andere. Aber atmen, du lebst Zug um Zug. Du hängst am Tropf der Luft. Das Leben beginnt mit dem Atmen und es endet mit dem Atmen. Mein Bruder ist mit 39 Jahren in meiner Armbeuge gestorben. Ich werde nie seinen letzten Zug, niemals vergessen. Er wurde langsamer, eine Pause und dann noch ein Zug. Und dann war er tot. Wir leben Zug um Zug. Wir sind nicht selbstständig. Wir sind nicht autonom. Das Leben kommt von außen. Wir sind tief abhängig. Deswegen ist der Atem ein ganz tiefes Symbol. So wichtig, wie der Atem für dich ist, so wichtig ist Gott. So wie der Atem mit dem Leben zusammenhängt, so wichtig ist Gott.
So wie der Atem mit dem Leben zusammenhängt, so auch Gott. Denn du hast den Atem von Gott. Du kannst über deinen Atem nicht verfügen. Du kannst dich nicht selber umbringen, indem du deinen Atem anhältst. Das hat noch niemand geschafft. Du kannst nicht selbstmordbegehen durch Atemstopp. Denn der Atem ist nur zum Leben da, nicht zum Tod. Es sei denn, du hörst auf mit Atmen. Du kannst über deinen Atem nicht verfügen. Es atmet in dir. Wenn du meinst, dass du mündig, emanzipiert und selbstständig bist, kannst du nicht mal 12 Minuten ohne Atmen leben. Deswegen sagt die Bibel, wir sind Atemwesen. Die Tiere auch. Aber Gott ist kein Atemwesen. Was für ein Unterschied. Gott muss nicht atmen. Wenn Gott nicht atmen muss, dann ist das ein wirklich tiefer Unterschied. Diese Erzählung ist gar nicht naiv.
Die fragt auch nicht, aus welchem Material Gott ist. So eine blöde Frage stellt die gar nicht. Man merkt an tausend Stellen, die Erzählung ist sehr tief. Jetzt kommt der Atem des Lebens. Das ist ein Geschenk. Das Leben kommt über das Atmen und das haucht Gott dir ein. Du hast dir den Atem nicht selber gegeben. Aber irgendwann nimmt Gott ihn wieder zurück und dann stirbst du. Der Atem ist ein geliehenes Gut. Atem des Lebens. Jetzt merkt man, dass Gott die Quelle des Lebens ist. In vielen Mythologien ist das Leben über Gott. Die Götter müssen selber Leben tanten. Die müssen zu einem Lebenskraut gehen oder essen sie da auch. Die Götter brauchen auch Leben und müssen sich das Leben holen. Aber Gott muss sich das Leben von nirgendwo holen. Er ist die Quelle des Lebens. Er haucht dir zärtlich das Leben. Das Eigentliche von dir, dein Leben, das ist ja dein Eigentliches, ist nicht dein Eigenes.
Dein Eigentliches ist nicht dein Eigenes. Und dann der Schluss. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Da merkt er die ganze Grenze der deutschen Sprache. Was ist ein Wesen? Weiß ich nicht. Das ist eine Nebelkerze. Er wurde ein lebendiges Wesen. Da weiß man erst nichts. Aber im Hebräischen steht ein Wort, ein sinnliches, erfahrungsgesättigtes Wort. Es heißt im Hebräischen, so wurde der Mensch eine lebendige Nefesh. Nefesh ist das wichtigste Wort in der Bibel über den Menschen. Es kommt über 600-mal vor. Die nächsten Austräge sind wesentlich weniger. Nefesh. Was ist Nefesh? So wurde der Mensch eine lebendige Nefesh. Damit möchte ich schließen. Man hat erst seit 30 Jahren weiß, man das Wort Nefesh zu übersetzen. Nun übersetzt, so wurde der Mensch eine lebendige Seele. Damit hat das ja überhaupt nichts zu tun. Da kommt doch der Leib-Seele-Dualismus vom Platon da rein.
Nein, so wurde der Mensch eine lebendige Nefesh. Man hat herausgefunden in den 30er-, 40er-Jahren zum ersten Mal ansatzweise und dann immer klarer, Nefesh muss irgendein Körperorgan gewesen sein, von dem wir nicht mehr wissen. Dann hat man so Stellen, wenn ich jetzt Zeit hätte in der PH, habe ich so Arbeitsblätter, wo alle Stellen mit Nefesh, 30, 40, 50, sage ich jetzt, versucht mal rauszukriegen, was ist damit gemeint? Also ich sage euch mal so ein paar Stellen. Meine Nefesh ist trocken. Meine Nefesh lechzt. Meine Nefesh hungert. Was ist da Nefesh? Ich sage euch, das ist eine Nefesh-Frage. In den 70er-, 80er-Jahren hat die universitäre, moderne Bibelwissenschaft es herausgefunden in fleißiger, demütiger Arbeit. Da muss man auch wirklich klotzen und kann nicht schnell formen Sprüche klopfen. Da muss man wirklich reinsteigen. Also es gibt im Hebräischen ein Wort für Zunge,
aber es gibt schon kein Wort mehr für Zunge, das in der Bibelwissenschaft nicht so gut ist. Aber es gibt schon kein Wort mehr für Zungenboden und das Innere des Halses. Das alles zusammen, Zungenboden, Innere des Halses, Schlund und Kehle, das ist Nefesh. Für den äußeren Hals, da gibt es wieder ein Wort, Hals, Nefesh ist alles, was unter der Zunge ist, das Innere des Halses. Der orientalische Mensch schwört bei seiner Nefesh, er schwört nämlich so, weil das der verletzlichste Ort des Körpers ist. Und durch diesen Ort, durch diesen Schlund, also Nefesh hat im Althebräischen Kehle bedeutet, Schlund und Kehle. Und allmählich wurde er eine Bezeichnung für den Menschen. Aber es heißt immer noch Schlund und Kehle. Ich habe mal ein Vogelbild gesehen, wo kleine Vögele, die geschlüpft sind im Nest,
die Mutter muss irgendwo angeflogen sein. Jetzt hat ein Fotograf diese acht Vögelkinderle, die haben einen Schnabel aufgeschmärt, weil die haben gesagt, in einer Sekunde kommt da ein Wurm rein. Boah, das ist Nefesh. Ich habe acht Nefesh gesehen. Also Nefesh ist Atmen, Essen, Trinken, Lachen, Singen, Schreien, alles dadurch. Und deswegen wird Nefesh im Laufe der hebräischen Sprachgeschichte zu einem Wort für Bedürfnis. Bedürfnisse. So wurde der Mensch ein lebendiges Bedürfnis. Denn das Wichtigste für die Menschen sind seine Bedürfnisse. Seine Sehnsüchte, seine Ängste, aber auch Hunger, Hunger, Leid. Wir haben Bedürfnisse. Und wir fühlen uns nur so lange stabil, solange wir unsere Bedürfnisse einigermaßen befriedigen können. Wenn die Bedürfnisbefriedigung nicht mehr klappt,
dann sage ich dir, machst du schlapp. Und zwar ganz schnell. Du bist sehr verletzbar. Weil wir Nefesh sind, sind wir auch Bazar, verletzliche Wesen. Wir sind doch alle Verletzte. Wir sind alle beschädigt. Weil wir sind Nefesh. Wir haben nicht nur Bedürfnisse. Wir haben nicht nur einen Körper. Wir sind Nefesh. Im Hebräischen hat der Mensch keine Nefesh. Er ist Nefesh. Und das ist die humanste Sicht des Menschen, die ich kenne. Nur der wird dem Menschen gerecht, der seine Bedürfnisse ernst nimmt, sie nicht herunterredet und sie stillt und befriedigt. Shalom, Friede, ist im Hebräischen dort, wo die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, der Erwerbstätigen und der Älteren gesehen, gewürdigt und gestillt werden. Dort ist Shalom.
Denn der Mensch ist eine Kehle. Er ist ein Schlund. Er braucht, er sehnt sich, er ängstigt sich. Wir sind bedürfnisorientierte Wesen. Ich kenne keine wissenschaftliche Erkenntnis, keine tiefenpsychologische, die empathischer, menschlicher, realistischer ist. So wurde der Mensch ein lebendiger Schlund. Ihr seid alle Bedürfnisse. Und Gott weiß das. Und ab morgen werde ich behandeln, wie Gott, nachdem er den Menschen erschaffen hat, seine Nefesh-Struktur berücksichtigt. Gleich bei seiner ersten Tat, die morgen dran kommt. Macht es gut, erholt euch gut.
Wer ist der Mensch? Die Erschaffung des Menschen (Genesis 2, 5–7) | 3.1.1
Nicht bei Adam und Eva anfangen. Das sagt man, wenn jemand höchstens über Umwege zum Thema kommt. Siegfried Zimmer fängt bei Adam und Eva an. Aber nicht, weil er nicht zum Wesentlichen käme, sondern weil er die Erschaffung der ersten Menschen zum Thema macht. Wer ist der Mensch? Es ist eine der Fragen aller Fragen. Die Bibel beantwortet sie mit nur drei Versen, kommt ohne Analysen oder Theorien aus. Alle Aspekte des Menschlichen packt sie in ein paar schlichte Worte. Siegfried Zimmer presst die Verse aus wie eine Zitrone, er holt in seiner Anatomie der Schöpfungsgeschichte des Menschen auch den letzten Tropfen aus ihr heraus. Er dreht jedes Wort um, arbeitet sich Stück für Stück zum Wesentlichen vor. Eine Reise ins Wesen des Menschlichen – eine Expedition ins Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf.