Guten Morgen. Wie geht's? Im Ruhrgebiet kann man mit vier Buchstaben darauf antworten. Wie geht's? Muss. Das Neue Testament schafft es mit drei Buchstaben. Dei. Warum muss Jesus sterben? Muss. Diese Antwort kommt immer wieder im Neuen Testament, gerade in den Evangelien. Jesus sagt,
der Menschensohn muss in die Hände der Menschen überliefert werden, getötet werden und am dritten Tag auferstehen. Es gibt nirgendswo in der Bibel den Ort, wo man sagt, jetzt wird dieses Muss erklärt. Es wäre auch möglich, ein Leben lang über dieses Muss zu meditieren, ohne es wirklich rational verstehen zu können, weil rational wird es nirgends wirklich ganz erklärt. Als ich vor zwei Jahren von einer Kommunität in Hessen angefragt wurde, zu einem Vortrag, wurde mir gleich das Thema gegeben. Warum musste Jesus sterben? Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Ich habe mit denen gehandelt,
ach ich könnte so schön was über den Philippenbrief zum Beispiel oder eine andere Schrift. Ja, nein, sie haben, sie wünschen sich dieses Thema. Und irgendwie habe ich mich geärgert, aber dann war ich auch bereit, mich darauf einzulassen und habe gedacht, was machst du? Frag ich mal so meine Kollegen aus anderen Fächern. Warum musste Jesus sterben? Oh, das ist eine schwierige Frage. Da habe ich gedacht, ach, ist doch nicht nur in unserem Fach so. Und dann war das an einem sehr schönen Ort und hatte eine alte romanische Kirche dort. Und bevor es anfing, saß ich still in dieser Kirche, um zu meditieren. Und dann kam mir ein Gedanken, der mir noch nie gekommen ist, der mir auch nicht
ganz behagte, aber er verliess mich nicht mehr. Also nahm ich diesen Gedanken mit. Dann war das eine Gruppe vielleicht von 20 Leuten. Woher kommt Jedo? Was erwartet er bei diesem Thema? Da gab es eine Austauschrunde und dann kam dieser Gedanke. Ich habe gesagt, ich habe jetzt noch eine zweite Frage. Bitte schliessen Sie mal die Augen und ich stelle diese Frage nochmals. Und Sie achten darauf, wo Sie sie im Körper spüren. Diejenige, die mich eingeladen hat, die hat sich daran erinnert, dass sie damit ein Risiko eingegangen ist. Und ich habe das ganz frei gehalten natürlich, aber doch etwa ein Drittel von diesen Leuten hat sich gemeldet und gesagt, ich habe es hier,
ich habe es dort gespürt, an unterschiedlichen Orten. Und ich konnte das natürlich nur fragen, weil ich in dieser romanischen Kirche es dann auch natürlich zuerst an mir selber ausprobiert habe. Und gemerkt habe, ich spüre das hier im Solach Plexus, im Sonnengeflecht. Dort, wo eben auch so ein Ort ist, wo Zorn und Wut sitzt. Diese Frage macht mich wütend. Und da habe ich gemerkt, als die mich gefragt haben damals, habe ich gedacht, was wollen die jetzt? Und ich war so ein bisschen aggressiv denen gegenüber, weil sie diesen Vortragswunsch hatten. Und dann merkte ich, oh, das geht tiefer, da ist was anderes. Jawohl, eigentlich nervt mich das zuinnerst. Emotional nervt es mich. Warum musste Jesus sterben? Warum ist der Tod notwendig? Das will ich eigentlich alles gar nicht. Überhaupt
mit dem Tod möchte ich möglichst wenig zu tun haben. Und da ist mir so bewusst geworden, dass es viele, viele kognitive Fragen gibt, Wissensfragen, die ja auch gut, wo es auch sehr gut ist, wenn wir die als Wissensfragen stellen und behandeln mit unserer intellektuellen Kraft. Aber wir dürfen nicht vergessen, wir sind ganzheitliche Menschen. Und manchmal gibt es auch eine emotionale Dimension. Und manchmal ist diese emotionale Dimension so gross, dass sie auch ins Denken und ins Kognitive hineingreift. Ich denke, manche von uns haben das ein bisschen gestern auch erlebt bei den Wundern. Auch da kamen emotionale Dinge hoch, weil wir eine Geschichte haben mit diesem Thema. Warum musste
Jesus sterben? Das ist vielleicht die Frage, die am leichtesten bei am meisten Menschen emotional hochkommt. Wenn Sie mal Lust haben, machen Sie für sich dieses Experiment. Wo sitzt bei mir diese Frage? Es gibt so zwei ganz reduzierte Modelle, um das zu beantworten. Warum musste Jesus sterben? Es liegt alles in Gott. Gott ist der Allmächtige, der Allwissende, der Allregierende, der alles bestimmt und über alles verfügt und alles Wichtige selber macht. Die richtige Haltung ihm gegenüber ist sowieso Gehorsam und Hingabe und Fügung und Unterwerfung. Gottes Willen ist Gottes Willen. Wenn
Gott will, dann ist es halt so. Und Gott hat jetzt einfach hier wegen der Sünden der Menschen ein Opfer gewollt und er hat es in Jesus Christus bekommen. Das ist so holzschnittartig ein ganz eindimensionaler Zugang. Es gibt einen anderen, auch ganz eindimensionaler Zugang. Gott ist Liebe und in dieser Liebe ist Jesus Christus gekommen und er hat die Menschen so geliebt, dass es auch Menschen gab, die diese Liebe nicht aushielten, aggressiv wurden und ihn wegen seiner Liebe getötet haben. Das liegt uns als modernen Menschen näher, dieser zweite Zugang, aber es ist auch ein ganz eindimensionaler Zugang. Dann gibt es so ein vielleicht zweidimensionaler Zugang, so ein
klassisches Sühne-Modell, vielleicht ein Kombimodell. Gott braucht aufgrund der Schuld der Menschen ein Opfer und Jesus, der Sohn Gottes, gibt sich in Liebe für die Menschen hin, damit Gott dieses Opfer bekommt. Schuld kann ausgefeilter sein, differenzierter. Schuld vor Gott kann nur durch ein Opfer überwunden werden. Gott braucht dieses Opfer, die Menschen müssen es bringen, aber sie sind viel zu unrein, also muss der Sohn Gottes, der ganz rein ist, dafür sterben. So ungefähr ist das bei Anselm von Canterbury, wie aber genau und es ist viel anspruchsvoller, das werden Sie heute Nachmittag
von Thorsten Dietz hören. Aber als Neu-Testamentler gibt es da ein Problem. So einfach ist es nicht. Ja, es ist sogar sehr anspruchsvoll und da muss ich Ihnen jetzt etwas zumuten. Es ist multiperspektivisch. Und multiperspektivisch heisst, es wird von ganz verschiedenen Seiten her betrachtet. Dafür bezahlt man aber einen Preis. Wenn man etwas aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, dann kommt man der Sache viel näher, aber je näher man kommt, fangen auch diese verschiedenen Zugänge an, sich zu widersprechen.
Also man kommt eben dann trotzdem nicht ganz dazu. Denken Sie in der Kunst an die Zentralperspektive, dort ist alles schön eingeordnet und dann davor, vor der Renaissance, wo sich die durchgesetzt hat und dann wieder in der modernen Kunst multiperspektivisch. Aber dann stimmen die Grössenverhältnisse nicht, jedenfalls nicht im Sinne der Zentralperspektive, wenn mehrere Perspektiven gewählt werden. Etwas, was weiter hinten ist, kann viel grösser sein, weil es auch viel wichtiger ist, zum Beispiel. Aber es gibt eben doch einen Widerspruch im Vergleich zur Realität. Ich möchte Ihnen dazu ein Beispiel erzählen. Das liegt schon viele Jahre zurück. Mein Ältester war damals vielleicht so sechs oder sieben Jahre.
Und dann kam er. Ich saß so an einem Tisch, Esszimmertisch, aber tagsüber war das mein Arbeitstisch, und er sagte, ich erzähle doch immer diese Schöpfungsgeschichte mit diesen sechs, sieben Tagen. Meine Mutter sagte aber, die Dinosaurier seien Millionen von Jahren alt. Wir konnten ihm nur die Haare schneiden, wenn er dafür ein Dinosaurier aus Plastik bekam. Also Dinosaurier waren ihm sehr wichtig. Und dann habe ich gesagt, ich versuche dir das zu erklären. Ich hatte so ein 97er-Handy und habe das auf den Tisch gestellt. Also so ein dickes mit grossen Tasten und hinten so eine Gürtelschnalle, wo man es am Gürtel tragen kann.
Die Eltern unter Ihnen erinnern sich noch. Und dann habe ich ihm gesagt, was siehst du? Da hat er gesagt, ich sehe Tasten. Da habe ich gesagt, geh mal da zur Seite. Da hat er gesagt, ich sehe so eine Fläche. Dann habe ich gesagt, geh mal nach hinten. Da hat er gesagt, ich sehe eine Gürtelschnalle. Von jeder Seite hat er etwas anderes wahrgenommen. Der Zufall wollte es zwei, drei Monate später. Fast dieselbe Frage, nicht mit den Dinosauriern, aber fast dieselbe. An mich in einem Seminar ist als ganz junger Dozent, ha ha, ich war vorbereitet, habe mein Handy in die Mitte gestellt. Ich habe gesagt, was seht ihr?
Wir sehen ein Handy. Und was seht ihr? Wir sehen ein Handy. Und was seht ihr? Die haben auch ein Handy gesehen. Unsere im weitesten Sinne aristotelische Schulbildung leitet uns dazu an, das Ganze, die Synthese zu sehen und dabei die Widersprüche auszuschliessen. Das jüdische Denken ist viel näher bei dem, wie mein Sohn mit sechs oder sieben Jahren dachte, von verschiedenen Perspektiven das ganz Verschiedene wahrzunehmen. So macht das auch das Neue Testament. Ich möchte das mit Ihnen, mit dem Neuen Testament, machen.
Es gibt viel zu viele Perspektiven. Es ist eine Auswahl und die werden auch zu viel sein. Aber Sie können es ja aufschreiben oder nachhören. Und am Schluss werde ich Ihnen auch noch einen Rat geben, wie Sie mit diesen vielen Perspektiven sinnvoll praktisch umgehen können. Im ersten Korintherbrief im 15. Kapitel, in den Versen 3 und 4 heisst es, denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, dass er begraben worden ist und dass er aufverweckt worden ist am dritten Tag nach der Schrift. Gestorben und begraben.
In dem drin liegt eine selbstverständliche Wahrheit, wo es aber wichtig ist, diese zu nennen. Gestorben nach der Schrift, auferstanden nach der Schrift. Da haben wir wieder dieses «dei», dieses «muss». Irgendwie steht es in der Schrift und die Schrift wird sich sowieso erfüllen. Die Schrift hat sich erfüllt. Es musste so sein. Aber da passiert in dem drin noch etwas, was nicht nach der Schrift ist, dass er begraben worden ist. Christus gestorben und begraben. Und damit ist Jesus Christus dasselbe passiert, was allen Menschen vor ihm passiert ist und allen Menschen nach ihm passiert ist. Er ist einer der Menschen.
Und solidarisch mit allen Menschen, er ist einer von uns, von denen, die auch sterben müssen und begraben werden müssen. Jesus hat sich durch seinen Tod mit uns Menschen radikal solidarisiert. Er war schon einer der Menschen. Er ist Fleisch geworden nach dem Johannesevangelium. Aber das war wie das Siegel und das Stempel dazu. Jesus ist ganz einer von uns geworden. Und zwar dort, wo unser Menschsein schwer und schwierig ist. Dort, wo es hinfällig ist. Dort, wo es dem Tod geweiht ist. Das Ziel ist die Auferstehung von den Toten und die Überwindung des Todes.
Aber eben dieses Ziel erreicht er nur, indem er ganz, ganz einer von uns wird. Auch dort, wo das Menschsein eben Aua macht. Gehen wir weiter zum Römerbrief in das fünfte Kapitel, Vers 6. Hier musste Jesus sterben, weil er stellvertretend für uns gestorben ist. Ich lese das vor. Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines gerechten Willens. Um des guten Willens wagt er vielleicht das Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden von dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Hier Tat-Folge-Zusammenhang. Taten tragen schon die Folgen in sich, zu denen sie führen. Im Alten Testament und das auch hier. Die Sünde trägt schon die Folge in sich, nämlich den Tod. Der Sünde sollt den Lohn, den die Sünde verlangen wird dafür, dass man sie tun darf.
Irgendwie ist die Vorstellung bei Paulus, die Sünde bekommt als Sollt davon den Tod. Und das wird hier nicht weiter erklärt. Aber hier wird gesagt, und jetzt kommt Jesus und sagt, nicht du musst sterben, der diese Folge eigentlich zukommt, sondern ich nehme diese Folge auf mich. Ich biete mich stellvertretend an. Das nicht du, sondern ich. Also Jesus musste sterben, weil er sich als Stellvertreter angeboten hat für diesen grundlegendsten Tat-Folge-Zusammenhang. Sünde führt zum Tod. Sünde, biblisch verstanden, ist der Bruch der Beziehung zu Gott und der Bruch der Beziehung, die Brüche der Beziehung zu den Mitmenschen.
Und es wird hier gesagt, es gibt Menschlichkeit und so eine Stellvertretung, das ist radikale Menschlichkeit. Es gibt tatsächlich so Geschichten, dass Menschen für andere Menschen, die ihnen ganz nahe sind, sterben, damit die nicht sterben müssen. Jesus macht das nicht für die, die ihm ganz nahe sind, sondern für die, die ihm und Gott ganz ferne sind, für die Sünder. Das ist hier die Aussage des Römerbriefes. Wichtig ist, der Tod hat eine ganz negative Bedeutung. Das Grosse an dieser Stellvertretung ist, dass Jesus dieses ganz Negative auf sich nimmt.
Ich bleibe weiterhin noch eine Zeit lang bei Paulus. Ich komme zum dritten Punkt. Luther hat das den fröhlichen Wechsel genannt. Die ältere Tradition hat vom wunderbaren Tausch geredet, aber schon im Diognetbrief, einem christlichen Brief anfangs zweites Jahrhundert, wird da vom süssen Tausch geredet. Sie stellen sich zwei Waagschalen vor, wenn die eine nach unten geht, geht die andere nach oben und umgekehrt. Aber ich habe ein besseres Bild dafür als Schweizer. Nur wusste ich nicht, wie man das nennt.
Und da musste ich also richtig, richtig recherchieren. Mein Bild dafür ist die klassische Pendelseilbahn. Ich zitiere. Beide Fahrzeuge sind mit einem in der Bergstation über eine Seilscheibe geführten Zugseil fest verbunden, das sie hin und her bewegt, sodass ein Fahrzeug bergauf gezogen wird, während das andere bergab fährt. Wikipedia. Und jetzt stellen Sie sich das mal so vor. Die Skifahrer unter Ihnen, denen wird das leichter fallen. Sie stehen da dicht gedrängt unten im Nebel, in der Kälte. Es ist klamm. Aus dem Nebel kommt vielleicht sogar leichter Schneefall. Und oben bei der Bergstation, Inversionslage über dem Nebelmeer, ist es warm.
Man kann die Jacke abziehen, im Pullover in die Sonne sich setzen, wunderbar Skifahren. Ein Riesenunterschied. Und jetzt, die, die unten sind, die kommen nur hoch, wenn die Seilbahn, die oben ist, nach unten fährt. Und jetzt ist es so, natürlich im Bild gesprochen, aber wir haben ja nicht nur in der Schweiz solche Seilbahnen, sondern auch die Zugspitze hat eine neue Pendelseilbahn. Jetzt ist es so, wie Jesus steigt oben in die Seilbahn ein und die Menschen unten. Und Jesus fährt jetzt runter in den Nebel und in die Kälte. Und die Menschen fahren hoch in die Sonne.
Zuerst ist Jesus oben, wir unten, dann wir oben und Jesus unten. Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. 2. Korinther 5,11. Nochmals, dass Sie diese ganze Seilbahnfahrt mitmachen können. Er hat den, der keine Sünde kannte, das heisst, der absolut gerecht war, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. Der gerechte war oben, wir Sünder unten. Und jetzt macht Gott ihn zur Sünde, heisst es im 2. Korinther 5,21,
damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden. Süßer Tausch, fröhlicher Wechsel. Oder im 2. Korinther 8,9. Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Er, der reich war, wurde eure wegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen. Jesus reich, wir arm. Er, der reich war, wurde arm, um uns durch Arme, durch seinen Reichtum, reich zu machen. Muss das so zusammenhängen? Das kann ich nicht beantworten. Nur ein bisschen als Laie bei der Pendelseilbahn, beim Bild.
Aber in der Sache wird es einfach so gesagt, ja, muss so sein. Oder im Galaterbrief, im Kapitel 3, Vers 6 bis 14. Wir im Fluch, Christus im Segen. Und jetzt wird das getauscht. Vers 13 Galater 3. Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist. Denn es steht geschrieben, verflucht ist jeder, der am Holz hängt, damit das Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen komme, damit wir die Verheissung des Geistes durch den Glauben empfingen. Also, Christus ist für uns zum Fluch geworden,
damit wir, die wir unter dem Fluch sind, nicht mehr unter dem Fluch sind, sondern den vollen Segen Gottes haben. Die Seilbahn muss nach unten fahren, damit die andere Seilbahn mit uns nach oben fahren kann. So war Jesus reich und wurde arm, damit wir armer reich würden. So war das Leben in Jesus. Und er landete im Tod, damit wir aus dem Tod zum Leben kommen. So wurde der Gerechte zur Sünde, damit wir Sünder zugerechten würden. So war derjenige, der sowieso in der ganzen Fülle Gottes war, wurde zum Fluch, damit die Verfluchten den vollen Lebenssegen erhalten werden.
Jesu Tod lebt für uns, die Waagschale kippt um. Warum musste Jesus sterben? Damit wir Menschen reich werden, das Leben erhalten, gerecht sind und den vollen Segen empfangen. In dieser Deutung – das haben wir jetzt vor Augen, ich wiederhole es trotzdem – in dieser Deutung sind wir am Schluss oben und Jesus unten. Also in diesem süssen Tausch, in diesem fröhlichen Wechsel, ist man gerade nicht mit Jesus zusammen, wenn wir das richtig versuchen zu verstehen. Wir oben, er unten. Und jetzt haben wir bei Paulus,
jetzt sind wir mindestens schon bei der Gürtelschnalle, nochmals eine ganz andere Perspektive. Eine Perspektive, die betont, dass wir ganz mit Jesus zusammen sind. Durch seinen Tod hindurch ins Leben hinein. Das ist im Römer 6 der Fall. Römer 6,3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? Eine ganz wichtige Taufstelle. So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf das, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters. So auch wir in einem neuen Leben wandeln. Was bedeutet das?
Jesus Christus ist durch den Tod hindurch zur Auferstehung gelangt. Und durch die Taufe werden wir nochmals ganz besonders mit Jesus und seinem ganzen Weg verbunden. Es gibt eine Teilhabe an diesem Weg. Eine Partizipation an diesem Weg. Wir partizipieren daran. Und werden, die Taufe macht das deutlich, mit ihm und seinem Tod verbunden, ja sogar mit seinem Begrabensein. Und jetzt ist dieser Jesus aber nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden. Aber da wir ja mit ihm verbunden sind, wird es auch uns rausreissen aus dem Grab. Jetzt schon, noch nicht in die Auferstehung,
da gibt es eine kleine präzise Differenzierung in Römer 6. Aber mit herausgerissen werden in ein neues Leben, in dem wir jetzt schon wandeln können. Ethische Relevanz von dieser Partizipation. In ein neues Leben und am Ende unserer Tage, weil wir so verklebt sind mit Jesus, ihm so anhangen, wird es uns auch aus dem physischen Tod herausreissen und wir werden mit ihm in der Auferstehung zusammen sein. Also das ist wirklich ein anderes Modell, wie die Pendelseilbahn vom selben Paulus. Unbestritten sogar diejenigen, die Briefe aufteilen und unterschiedlich zuordnen. Das ist alles von dem, was die ganze Wissenschaft sagt. Das ist sicher vom ursprünglichen Paulus geschrieben.
Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Also dieses Zusammenwachsen, dieses Kleben. Wir partizipieren an Jesus. Und wichtig ist, diese Teilhabe, diese Partizipation ist nichts, was wir machen. Sondern das wird uns gegeben, das wird uns geschenkt. Wir taufen uns nicht selber, wir werden getauft. Jetzt als Zeichen davon. Wir kleben an Jesus. Und das reisst uns hindurch zuerst in den Tod, ins Grab, dann zu einem neuen Leben in dieser Zeit und in der zukünftigen mit zur Auferstehung und ganz bei Jesus Christus sein.
Das heisst natürlich, dass wir in dieser Zeit in einer Spannung leben. Wir sind im neuen Leben durch Christus, weil wir mit ihm verbunden sind. Aber er ist schon deutlich weiter in der Auferstehung. Und diese Spannung erleben wir Christen immer und immer wieder. Aber diese Spannung soll dazu führen, dass wir auch schon ein Bewusstsein dafür haben, dass wir in ein neues Leben wandeln und auch versuchen, dieses neue Leben, das uns geschenkt ist durch diese Teilhabe an Jesus Christus, dass wir auch versuchen, dieses neue Leben wirklich als neues Leben zu gestalten. Also Römer 6, 1 bis 12 mindestens. Ich habe jetzt nur eine kleine Auswahl gelesen aus diesen Versen.
Durch die Partipation am Tod von Jesus erreichen wir das neue wahre Leben. Paulus ist nur an Jesus als gestorbenen und auferstandenen Christus interessiert. Durch Glauben bekommt der glaubende Teilhabe am Tod Christi und am Leben Christi in einem Verhältnis von Wider schon und noch nicht. Jesus' Tod ist auch für uns zusammen mit ihm und mit ihm verbunden der notwendige Weg zum neuen Leben. Also nicht durch diesen Tod hindurch, findet man den Weg nicht zum neuen Leben und nicht zur Auferstehung. Warum musste Jesus sterben? Um uns mit ihm zusammen durch den Tod und das Grab hindurch zum neuen Leben
und dann zur Auferstehung mit hineinzunehmen. Noch ein fünften möchte ich bieten. Also Jesus musste auch sterben, um wirklich ganz, ganz einer von uns zu werden. Jesus musste sterben, weil er sich als Stellvertreter angeboten hat, um das, was den Menschen zustand, auf sich selber zu nehmen. Das ist nicht Opfer oder Süne, sondern es ist eben Stellvertretung. Jesus musste sterben, klassische Pendelseilbahn, damit wir, die wir unten waren, nun oben sind. Deshalb musste er nach unten fahren.
Fröhlicher Tausch. Jesus musste sterben, damit wir mit ihm ganz verbunden durch seinen Tod hindurch mit hinübergerissen werden ins neue Leben und dann auch in die Auferstehung der Toten. Im Philipperbrief kommt noch einmal etwas anderes dazu. Das ist natürlich auch in anderen Briefen präsent. Aber dort ist es ganz besonders herausgearbeitet worden von Paulus. In Philipper 2,5 heisst es, diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war. So jedenfalls hat es Luther sehr wörtlich übersetzt. Im 20. Jahrhundert hatte man theologisch Mühe, evangelisch-theologisch Mühe, mit Jesus als Vorbild.
Und so ist es in den meisten von ihren Übersetzungen anders übersetzt. Jedenfalls in der Lutherbibel ist es anders übersetzt. Aber es geht hier auf jeden Fall darum, Jesus Christus als Vorbild zu nehmen. Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war. Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, wurde den Menschen gleich und Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist, dass in dem Namen Jesus sich beugen sollen, aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters. Paulus sagt dann in Philipp 3,17, «Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.» Wenn man hier auch die Frage stellt, warum musste Jesus sterben? Um uns das Vorbild zu geben, was radikale Liebe ist und wie weit radikale Liebe gehen kann, damit wir dem nacheifern können. Schauen wir uns das ein bisschen an. Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäusserte sich.
Jesus Christus, er war Gott gleich, wie Gott. Genauer wird das nicht ausgeführt, aber dieser Begriff erachtete es nicht als einen Raub, erachtete es nicht als etwas, was auf der Strasse liegt und etwas Wertvolles, was man einfach in seine Tasche steckt. Sollte man ja nicht. Und dann sagt er, ich habe Glück gehabt, dass ich das gefunden habe. Modern könnte man auch übersetzen, er, der bei Gott war, der göttlich war, war kein Sesselkleber. Sondern er entäusserte sich, keno o, keno sis, das heisst, die Flasche ist voll. Und das griechische Wort heisst entleerte sich.
Also er entleerte sich. Und schon ist ein bisschen weniger drin, damit ich wieder erfrischt bin. Und so hat er all seine Schätze angefangen auszulehren, seine Göttlichkeit einfach ausgelehrt. Und nahm Knechtsgestalt an, Sklave heisst das in Griechischem. Also Gott ist der ganz Freie und der Sklave ist der Unfreie. Er gab nicht nur seine Göttlichkeit, sondern auch seine Freiheit preis und lehrte sie aus. Es steht hier nicht, weshalb und warum, aber im ganzen Philippabrief steht das ausführlich, aus Liebe zu den Menschen. Aber das war nicht alles, sondern er wurde ein Mensch.
Auch das zeigt wieder, wie er seine Göttlichkeit losgelassen hatte. Er erniedrigte sich selbst. Gott ist hoch und er machte sich selbst ganz niedrig. Und damit, jetzt habe ich den Faden verloren, er machte sich selbst ganz niedrig bis zum Tod. Was hat er da preis gegeben? Natürlich sein Leben. Und das hat auch nicht genügt, sondern bis zum Tod am Kreuz. Und das ist die Steigerung von Kreuz gegenüber Tod. Kreuz ist der schändliche Verbrechertod. Also er hat nicht nur sein Leben gegeben, sondern er hat noch seinen guten Ruf, seine Ehre ausgegossen. Und losgelassen. Alles.
Das Ganze ist wie eine Definition von Liebe. Wenn Sie gut zugehört haben, werden Sie jetzt vielleicht denken, aber Liebe kommt gar nicht vor in diesem Text. Eben, ich habe Ihnen ja gesagt, es ist eine Definition von Liebe. Und das, was definiert wird, darf in der Definition nicht vorkommen. Aber Paulus geht weiter. Er sagt auch, und nimmt Jesus auch als Vorbild seine Gesinnung, seine Gesinnung, das ist ganz wichtig, als Vorbild dafür, um zu sehen, was passiert, wenn man das radikal macht. Nämlich was passiert. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist. Dass in dem Namen Jesus sich beugen sollen, aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters. Nachdem Jesus sich aktiv, selber, ganz hingegeben hat, fing Gott an zu handeln. Dort, wo Jesus nicht mehr konnte. Und hat ihn erhöht. Im Griechischen heisst es nicht nur wie bei Luther, und Gott hat ihn erhöht, sondern vielleicht so wie vor 20 Jahren, so Jugendsprache, wo es cool war, wenn etwas wirklich ganz super ist, davor noch das Wort «hyper» hinzusetzen. Das macht Paulus hier gegen alle griechischen Gepflogenheiten und sagt, Gott hat ihn nicht nur erhöht, sondern Gott hat ihn hyper erhöht. Das bedeutet, Gott hat ihn höher erhöht, als er vorher war.
Ja, wie kann Gott ihn noch höher erhöhen, als er vorher war? Er war ja schon göttlich. Er hat ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist, damit alle Zungen bekennen, der Herr ist Jesus Christus. Herr ist die Umschreibung des Gottesnamens. Gott hat ihm seinen eigenen Namen gegeben. Höher über alle Massen. Und dann hatte das noch andere Folgen, diese radikale Liebe von Jesus, nämlich die ganze Schöpfung wird sich ihm zuwenden. Himmlischen, irdischen und unterirdischen und ihre Knie beugen und bekennen. Und noch eine dritte Folge, dadurch wird Gott zuletzt die ganze Ehre gegeben. Zur Ehre Gottes des Vaters. Diese Gesinnung sei in euch.
Jesus Christus starb, um den Menschen ein Vorbild zu geben, was radikale Liebe ist. Und Sie merken, wir sind jetzt wie auf einer anderen Insel als bei Themen vorher. Es sind eben ganz verschiedene Perspektiven. Und diese Perspektiven, die können sich auch ein Stück weit beißen. Paulus sagt im Philippenbrief, nehmt die Leute zum Vorbild, die so wandeln, wie wir wandeln. Was heisst das? Nehmt mich zum Vorbild. Jedenfalls, wenn ich so wandle, wie Jesus Christus gewandelt ist. Das heisst, wenn ich auch seine Gesinnung habe und die in meinen konkreten Situationen umsetze. Das sieht dann natürlich anders aus, wie bei Jesus Christus. Aber er tut es auch.
Paulus schreibt an sie, dass sie sich keine Sorgen machen sollen, weil er jetzt im Gefängnis sitzt. Und weil Menschen noch das Evangelium gegen ihn verkündigen im ersten Kapitel. Er freut sich, was soll es. Und wenn er stirbt, dann wird er sich erst recht freuen. Weil dann ist er bei Christus. Er ist eben auch einer, der seine Freiheit hingegeben hat, Gefängnis. Wer seinen guten Ruf hingibt. Hauptsache, das Evangelium wird verkündet. Die Menschen, die ihm da Schaden zufügen wollen, verkünden nämlich das Evangelium. Aber auf Kosten des Paulus. Das heisst, auf Kosten seines guten Rufs. Dann kommt der Epaphroditus, der um des Evangeliums willen todkrank geworden ist. Beinahe sein Leben ganz hingegeben hätte. Timotheus ist auch so einer, der so gesinnt ist.
Ja, und die Philipper sollen auch so gesinnt sein. Und indem sie Paulus schon mehrfach unterstützt haben, materiell und auch personell unterstützt haben, haben sie ja schon gezeigt, dass sie auch so gesinnt sind. Und von dem nehmen, was sie haben und sich entleeren, um der Liebe willen. Also, Jesus musste sterben, um ein radikales Vorbild zu geben. Wenn wir jetzt diese fünf Zutaten nehmen. Ganz Mensch, ganz solidarisch, mit uns eins geworden. Stellvertreter an unserer Stelle, fröhlicher Wechsel für uns unten, damit wir oben sind.
Teilhabe an ihm. Gestorben, damit es uns mit ihm hindurchreisst durch den Tod zum neuen Leben und zur Auferstehung. Gestorben, um uns ein radikales Vorbild für Liebe zu geben. Wenn wir das jetzt in den Mixer tun und alles mixen und hoffen, dabei kommt die goldene Mitte heraus. Die wird nicht herauskommen. Das einzige, was herauskommen wird, bildlich gesprochen, ist das Handy. Es wird ein Mix herauskommen, der uns nicht weiterführt und der uns schnell auch überfordern kann. Es sind unterschiedliche Perspektiven und jede für sich dürfen wir uns aneignen.
Aber bitte nicht gleichzeitig. Wenn Sie das mit dem radikalen Vorbild und radikaler Liebe hören, dann denken Sie, da bin ich gemeint. Genau, und ich müsste eigentlich noch radikaler leben. Wenn du so einer, so eine bist, dann ist das ein Zeichen, dass die vier anderen Wege besonders wichtig für dich sind. Und umgekehrt dürfen sie natürlich auch. Und gerade für die möchte ich noch etwas sagen. Paulus redet im Philippabrief nicht nur um Liebe, und das ist sogar in Kommentaren umstritten,
sondern er redet, eigentlich möchte er nicht, dass die Philippen noch mehr Liebe haben. Weil er findet, die haben schon ganz ordentlich Liebe. Sondern er möchte, dass sie mehr Liebeskompetenz haben. Und über das wird viel zu wenig gesprochen in christlichen Gemeinden. Es ist nicht so, je mehr Liebe, desto besser, sondern es braucht auch Liebeskompetenz. Wenn Liebe Hingabe ist, sich selber zu erniedrigen, sich auszulehren für andere, dann ist die radikalste Hingabe nur einmal möglich. Und deshalb sollte die mit Kompetenz erfolgen.
Weil die radikalste Hingabe ist die Lebenshingabe. Und das kann man nur einmal machen. Liebe braucht auch eine Kompetenz, wenn wir als lebendige Menschen lieben wollen. Und manchmal oder oft braucht unsere Liebesfähigkeit auch, dass wir alles loslassen und uns wieder und immer wieder in diese Seilbahn setzen und uns nach oben ziehen lassen bzw. Zeit nehmen, um zu glauben, dass wir oben angekommen sind und oben sind aufgrund von Jesus Christus allein. Machen wir weiter. Gehen wir zum Markusevangelium.
Da haben wir gestern schon eine ganze Fülle dazugehört. Deshalb ein Vers, den wir aber auch gehört haben. Mark 10, 45. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Das Lösegeld ist kein kultisches Opfer, sondern das ist Geld, mit dem man etwas anderes auslöst. Und Jesus Christus ist als Diener gekommen, um zu dienen, in dienender Hingabe, um sich für uns hinzugeben. Jesu Tod zeigt, dass sein Leben radikaler Dienst am Menschen ist bis in die Selbsthingabe
und Selbstauflösung hinein. Nachfolge heisst, diesen Weg zu beschreiten. Das Markusevangelium ist hier sehr nahe zum Philipperbrief. Das merken Sie. Gehen wir weiter. Matthäusevangelium. Dort sagt Jesus selber geht. Matthäus 9, 13. Und im 12. Kapitel kommt derselbe Vers, dasselbe alttestamentliche Zitat aus Hosea wieder vor. Geht aber hin und lernt, was das ist. Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer, denn ich bin nicht gekommen, gerechtet zu rufen, sondern Sünder. Und dann nochmals im 12. Kapitel Hosea Zitat. Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer.
Können Sie sich vorstellen, dass nun ein Matthäusevangelium sagt, und das Schlachtopfer für die Sünden ist Jesus Christus, dann wäre Jesus ja nur das Zweitbeste, beziehungsweise sein Tod nur das Zweitbeste, im besten Fall das Zweitbeste. Barmherzigkeit will ich, nicht Schlachtopfer. Hosea. Es gibt kein anderes Zitat im Matthäusevangelium, das zweimal zitiert wird. Jesu Tod ist der vollkommene Akt der Barmherzigkeit. Aus Barmherzigkeit stirbt er, weil Barmherzigkeit eine noch viel grössere Auswirkung hat als jedes Opfer. Das ist kurz gesagt das Matthäusevangelium. Jesus musste sterben, weil er so radikal barmherzig gegenüber den Sündern, also den
Lebensverhinderern, den Lebenszerstörern, den Beziehungszerstörern war. Jesus war nicht das Opfer, Jesus war nicht das Zweitbeste, ein Schlachtopfer, sondern das Beste, der radikal Barmherzige. Wir alle leben aufgrund von Barmherzigkeit. Das spielt im Matthäusevangelium eine ganz grosse Rolle, nämlich und deshalb vergebt einander. Weil wir alle leben aufgrund von Barmherzigkeit. Weil Gott uns vergeben hat barmherzig, also vergebt auch untereinander. Das zieht sich durch das ganze Matthäusevangelium oder wir sollen so beten im Vaterunser und
vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Gott, wir vergeben ja unseren Schuldigen, also bitte vergib du auch unsere Schuld. Das ist wie umgedreht im Gebet, im Reden mit Gott. Oder das Gleiche ist vom Schalksknecht, wo alles schief geht. Du kommst in die Schuldhaft, musst alles bezahlen, sagt Jesus zu dem Knecht, der die riesige Schuld hat und der sagt, gib mir noch Zeit, ich will alles zurückbezahlen, obwohl das unmöglich ist. Und der König erbarmt sich und sagt, die ganze Schuld ist vergeben und gibt ihm die volle Barmherzigkeit. Und dann kommt sein Mitknecht zum Knecht mit einer geringen Schuld und er will sie sofort mit aller Gewalt eintreiben und ist unbarmherzig. Also er gibt diese Barmherzigkeit nicht weiter und dann sagt Gott, ja gut, dann kann ich
auch wieder als ganz Gerechter und wirft ihn in Schuldhaft, bis er alles bezahlt habe. Vergebt einander. Ja und wie viel mal? Sieben mal? Und Jesus sagt dem Petrus auf diese Frage hin, sieben mal, siebzig mal. Wir leben aufgrund von der Barmherzigkeit Jesu Christi aufgrund der Barmherzigkeit Gottes. Weil Gott in Jesus Christus interveniert hat und seine Barmherzigkeit erwiesen hat durch dessen Selbsthingabe. Es musste so sein. Im Lukasevangelium musste Jesus sterben, auferstehen und zum Vater in den Himmel fahren, um die
Herrschaft anzutreten. Auch natürlich nicht nur, um Raum zu machen für die Kirche, die seine Stellvertreterin ist auf Erden. Er war der Geistgezeugte, der Geistbegabte. Jetzt ist die Kirche, die aus dem Heiligen Geist Gezeugte entstandene und die mit dem Heiligen Geist begabt ist. Im Johannesevangelium gibt es eine ganz ausführliche Theologie und auch hier wieder alle nähern sich diesem Wunder, aber auch diesem besonderen, dass dieser Jesus, dieser Messias, dieser Sohn Gottes gestorben ist, von einer unterschiedlichen Richtung her.
Johannes der Täufer sagt ganz am Anfang des Evangeliums, siehe das Lamm Gottes, das hinwegträgt die Sünde der Welt. Ein Lamm, das die Sünde hinwegträgt. Dann nach dem Tod von Jesus heisst es, denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt würde, kein Bein von ihm wird zerbrochen werden, weil der Soldat seine Seite durchstochen hat und nicht die mit Schlägen, die Knochen zerbrochen worden sind, das wurde bei Gekreuzigten auch gemacht, dann sackte das Blut zusammen und dann waren sie tot. Jesus war schneller tot, als dass das gemacht wurde und das musste so sein, damit die Schrift sich erfüllt, kein Bein von ihm wird zerbrochen werden. Das ist im Exodus auf die Pessachlämmer bezogen. Von denen dürfen nämlich die Knochen nicht gebrochen werden.
Jesus ist das wahre Pessachlamm. Es ist ja auch so, dass es kein Pessachmahl gibt, kein letztes Abendmahl zu Pessach mit ungesäuerten Broten. Mit dem Pessachlamm wie in den Synoptikern, also unser Abendmahl, gibt es im Johannesevangelium nicht. Weil diese Lämmer andere Kalenderfolge, weil diese Lämmer gar noch nicht geschlaftet sind, als Jesus mit seinen Jüngern am letzten Abend vor seinem Tod zusammenkommt. Das heisst, der Donnerstagabend hat im Johannesevangelium ein anderes Datum als in den synoptischen Evangelien. Mein Lehrer hat damals gesagt, das könnten Kalenderstreitigkeiten gewesen sein, wenn sie den Monat nach dem Mond ausrichten.
Ist das schon eine Sichel oder ist das noch nicht eine Sichel? Es gibt so tolle Handy-Apps, oder? 97 Prozent. Und wenn man in derselben Nacht beim Aufwachen wieder schaut, dann haben sich die Prozentzahlen verändert. Und wo muss eigentlich die Sichel als erstes erscheinen? In Jerusalem oder in Babylon, wo ganz viele sind. Da gab es Diskussionen und Abweichungen. Also, in allen Evangelien sind sich eins. Jesus hat als letztes mit seinen Jüngern am letzten Abend vor seinem Tod zusammen gegessen. Ein Abendessen, ein Abendmahl genommen. In den synoptischen Evangelien waren die Pessachlämmer geschlachtet. Zwei Jünger sind hingegangen, haben das vorbereitet, da ein Obergemach bekommen mit Polstern.
Und dann fängt am Donnerstagabend der Sabbat, also das Pessachfest an. Und dann essen sie das Pessachmahl zu Beginn des Festes. Und am ersten Tag des Festes, am nächsten Mittag, stirbt Jesus. Und im Johannesevangelium, Donnerstagabend, aber das Fest hat noch nicht angefangen. Und es sind noch keine Lämmer geschlachtet. Und jetzt kommt die Fusswaschung und dann kommen lange Reden von Jesus, die sogenannten Abschiedsreden ab dem 13. Kapitel des Johannesevangeliums. Und dann gehen sie in die Nacht hinaus, Jesus wird gefangen genommen. Und dann wird er verhört und gekreuzigt wie bei den anderen um die Mittagsstunde und stirbt um die neunte Stunde herum.
Das ist um drei Uhr Nachmittags. Aber das Fest hat ja noch nicht begonnen. Und was geschieht am Nachmittag vor dem Fest? Die Lämmer werden geschlachtet. Bei Johannes eben nicht am Donnerstag Nachmittag, sondern am Freitagnachmittag. Während Tausende von Pessachlämmern in Jerusalem geschlachtet werden, stirbt Jesus parallel dazu vor den Toren Jerusalems. Er ist das wahre Pessachlam. Und die Juden mussten vom Blut der Pessachlämmer nach Exodus. Die Israeliten nehmen Blut mit einem Isob-Büschel, das ist so ein Strauch, und an die Türen das Blut streichen, damit dieser Todesengel an ihnen vorbeigeht.
Exodus 12, 13, 14. Und jetzt heisst es nur im Johannesevangelium, sie nahmen einen Isob, machten einen Schwamm drauf. Das kommt auch bei anderen vor und gaben ihm Essig zu trinken. Wenn Sie sich da mal so in einem Buch Pflanzen der Bibel einen Isob anschauen, das ist sehr, sehr ungeeignet, um da einen Schwamm drauf zu tun und hoch zu halten. Aber Isob braucht es für das Pessachlam. Und Jesus ist das wahre Pessachlam. Also alles deutet auf das Pessachlam hin im Johannesevangelium. Und was bedeutet das? Jesus musste sterben, weil er das wahre Pessachlam ist, damit die dunkle Seite Gottes an uns vorübergeht, damit unsere Sünden nicht mehr relevant sind für Gott,
damit wir ganz und ungestört Kinder Gottes sein können und zu Freunden von Jesus werden. Johannes 15. Also das ist eine Antwort des Johannesevangeliums. Und als ob das nicht schon längst genug wäre, noch eine Hebräerbrief. Ich fange gleich mit der Bibelstelle an. Da gäbe es natürlich mehrere Stellen, die dazu reden im Hebräerbrief. Hebräer 9, 26 bis 28. Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch seinen Opfer die Sünde aufzuheben. Denn wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen,
zum zweiten Mal ohne Beziehung zur Sünde denen zum Heil erscheinen, die ihn erwarten. Hebräer 9, 26 bis 28. Originalton. Für den Hebräerbrief ist es völlig klar, dass auf Erden Jesus den Verbrechertod erleiden musste. Und dann sagt er, aber im Himmel hatte das eine andere Bedeutung. Vor der Stadt, vor den Toren, ausserhalb des Lagers, deutet er das mal an, musste Jesus sterben, während dem innerhalb der Stadt noch der jüdische Gottesdienst, der nur in Jerusalem am Tempel erlaubt war, lief mit allen Opfern. Und der Hebräerbrief sagt jetzt, das gab es damals in dieser Zeit, parallel zu diesem irdischen Gottesdienst,
im Tempel läuft ein himmlischer Gottesdienst. Und jetzt sagt er, derjenige, der ausserhalb der Stadt war, gestorben ist, das ist der wahre hohe Priester, der alle hohen Priester und Priester vereinigt und als eine Person noch überbietet. Der hohe Priester Jesus Christus. Derjenige, der ausserhalb der Stadt als Verbrecher hingerichtet worden ist, im Himmel, ist er derjenige, der alle Opfer, die in der hebräischen Bibel stehen, in sich vereinigt. Und noch mehr als das ist die Erfüllung all dieser Opfer, das einzige und letzte Opfer, nämlich er selber, hohe Priester, der das Opfer darbringt und Opfer, das dargebracht wird in einer Person.
Und der Hebräerbrief, der hat eine ganz kultische Deutung. Aber es ist eben der Himmelskult, den Jesus Christus hier erfüllt. Und hier sehen Sie, wir haben ganz viel gesehen, was mit Opferkult keine Beziehung hat. Erst im Johannesevangelium wird es deutlich, ach, Pessachopfer, Jesus, das wahre Pessachopfer, oder die Erfüllung aller Pessachopfer. Im Hebräerbrief gab es viele Opfer in Jerusalem und viele Priester, der einzige hohe Priester des Himmelskults,
der diesen irdischen bei Weitem übersteigt, ist Jesus Christus, der hohe Priester und auch das einzige und vollkommene Opfer Jesus Christus. Und jetzt, wie ist das weitergegangen? Auch im zweiten und dritten Jahrhundert war man noch sehr, sehr vorsichtig mit solchen Opferkategorien. Ja, man hat sich auch nicht so zentral dafür interessiert, warum musste Jesus sterben, sondern vielmehr, wer war das eigentlich? Was war das für einer, der da gestorben ist? Und dann Cedon und so, da haben Sie ja schon einiges dazu gehört. Aber im vierten Jahrhundert ist etwas Wahnsinniges passiert. Sie müssen sich so vorstellen, um 300 werden die Christen, nachdem sie schon x-mal,
insgesamt dann zählt man 10-mal, schlimme Verfolgungen, grössere und kleinere, erdulden mussten. Werden die, also Anfang des vierten Jahrhunderts um 300, werden sie 325 durch Konstantin dem Grossen, der gesehen hat, meine Vorgänger kommen mit diesem Christentum nicht klar, die bekommen es nicht klein, also mache ich den Bock zum Gärtner und hebe das Christentum plötzlich von ganz unten, ganz hoch hinaus, sodass bis am Ende des vierten Jahrhunderts das Christentum die einzige Religion war. Aber die Religionen vorher waren staatstragend und das Christentum musste dann diese staatstragende Funktion erfüllen.
Staatstragend waren auch die Opfer, die die Ordnungen des Kosmos aufrechterhielten, nach römischer Auffassung. Und das Christentum musste diese Rolle übernehmen. Und da, jetzt könnte ich sagen, war man versucht oder ergriff man die Chance oder wie man das auch wertet, auf jeden Fall im vierten Jahrhundert setzte sich das durch, dass man immer kultischer deutete, das Abendmahl mehr zum Opferkult wurde, die Gemeindevorsteher zu richtigen Priester wurden und der Tod Jesus, der beim Abendmahl gefeiert wird, immer mehr zum Opfer, zum Sühnopfer wurde. Also, dass diese vielen Deutungen immer mehr vereinheitlicht worden sind auf ein Handy hin. Kultische Opferdeutung des Todes Jesus.
Er musste sterben, denn nur als Opfer, nur durch seine Opferhingabe wurde der Mensch versöhnt. Wir haben gesehen, es gibt da viel, viel, viel, viel mehr Zugänge. Am Ende dieses Vortrages habe ich dann nochmals eine Austauschrunde gemacht in diesem Kreis vor über einem Jahr. Und dann hat einer gesagt, der war schon am Anfang ganz kritisch, er könne nur mit einem dieser Zugänge etwas anfangen. Und das ist derjenige des Philippabriefes. Jesu Tod als radikale Liebe und das als Vorbild für uns Menschen. Und dann habe ich ihm gesagt, das ist gut, ich rate Ihnen, jetzt diesen Zugang radikal konsequent zu leben,
in Ihrem Leben anzueignen und umzusetzen. Und das genügt. Was ich dann nicht gesagt habe, ist, weil dann kommen Sie auf einen Weg. Und auf diesem Weg wird es weitergehen. Alle diese Zugänge wollen uns in die Beziehung mit Gott hineinnehmen. Jesus Christus ist für uns gestorben, um mit uns Beziehung zu schaffen. Um mit uns Beziehung zwischen ihm und Gott und uns zu schaffen. Und wichtig ist nicht, wo wir in dieser Beziehung stehen. Es ist überhaupt nicht wichtig, in einer Beziehung zu stehen, sondern es ist wichtig, in einer Beziehung zu gehen. Sich vorwärts zu bewegen, dass eine Beziehung sich entwickeln kann.
Und jetzt dort, wo Sie angesprochen waren, dort wo Sie merken, ach, da tut sich mein Herz auf. Nicht dort, wo Sie gemerkt haben, da tut sich mein Herz zu, sondern dort tut sich mein Herz auf. Setzen Sie mal auf das. Meditieren Sie das. Glauben Sie das. Bringen Sie das in Ihre Gottesbeziehung mit hinein. Und dann schauen Sie, was in Ihrer Beziehung passiert. Und dann kann man sich das Ganze wieder anhören oder die Notizen anschauen und in den Bibelstellen nachlesen und sich überlegen. Und wie ist das jetzt? Wenn ich jetzt den Schatz eines zweiten oder dritten Zugangs suche in der Beziehung mit Gott und mich darauf einlasse,
um da immer mehr von dem zu entdecken, was Jesus Christus für uns sein will. Den Preis, den wir dafür bezahlen, das ist das Handy. Das haben wir dann nicht. Aber das, was wir dafür gewinnen, das sind diese vielen Perspektiven. Und in jeder dieser Perspektiven sind ganz, ganz grosse Schätze verborgen. Und zwar Beziehungsschätze. Noch ein Beispiel zum Abschluss. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Beziehung zu einem von Ihnen wirklich ganz geliebten Menschen. Und Sie sagen, ich kenne ihn ganz. Ich weiss, wie es läuft. Dann ist diese Beziehung mindestens schon halb tot.
Auf jeden Fall nicht mehr lebendig. Nach 32 Jahren. Dafür danke ich Gott sehr, kann ich meine Frau jeden Tag von anderen Seiten anschauen oder von mehreren Seiten anschauen. Und ich glaube sie auch umgekehrt. Und das tut unserer Beziehung sehr, sehr gut. Und das wird uns, wenn ich jetzt versuche, das zusammenzunehmen, dieses viele, was uns vielleicht schon ein bisschen Kopfweh macht, wenn ich das versuche, zusammenzunehmen, das ist das, was uns angeboten wird. Eine lebendige Beziehung mit Gott und Jesus Christus. Und verschiedene Zugänge, die in verschiedenen Phasen unseres Lebens wichtig sein können. Wenn Sie geknechtet sind von so einem Zugang und sagen, genau den kenne ich und genau der ist es, der mich quält,
dann ist es vielleicht nicht genau der, sondern der, der Ihnen auf eine bestimmte Weise gelehrt worden ist. Und das engt Sie ein. Dann lassen Sie diesen Zugang jetzt einfach mal weg. Und setzen Sie voll auf einen oder auf zwei andere. Entdecken Sie die Schätze. Vielleicht machen Sie einen weiten Weg durch ganz verschiedene Zugänge, bis Sie wieder fähig werden, diesen alten Zugang zu durchschreiten. Aber dieser alte Zugang wird dann eben nicht mehr der alte, beklemmende und belastende Zugang sein.
Warum musste Jesus sterben? | 9.4.1
Peter Wick lädt ein zu einem kleinen Experiment: Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich die Frage vor, die über diesem Vortrag steht: Warum musste Jesus sterben? Und nun achten Sie darauf, wo in Ihrem Körper Sie diese Frage fühlen.
Bitte, was?
Das mag ein wenig irre klingen, ist aber einen Versuch wert. Es könnte sein, dass Sie diese Frage langweilt, nervt, verunsichert – oder wütend macht. Es kann aber auch sein, dass Sie nach diesem Vortrag anders über diese Frage fühlen. Es ist eine der entscheidendsten Fragen im christlichen Glauben, und sie wird nirgendwo im heiligen Buch der Christen so richtig erklärt. Wollte Gott ein Menschenopfer, um den Menschen ihre Sünden vergeben zu können? Oder hat Jesu Tod etwas mit Gottes Liebe zu tun? Peter Wick beleuchtet die verschiedenen Erklärungsansätze, die sich in der Bibel finden lassen, erklärt, was das alles mit uns zu tun hat, und erläutert, warum all die verschiedenen Zugänge vielleicht die beste Antwort auf diese eine Frage sind.