Wir gehen in diesen Tagen um Martin Luthers reformatorische Grunderkenntnisse, also seine fundamentalen grundlegenden Erkenntnisse. Man nennt sie oft die reformatorischen Grunderkenntnisse. Ich werde sie gleich nennen. Diese reformatorischen Grunderkenntnisse sind die Stärke der reformatorischen Theologie. Sie hatten bahnbrechenden Charakter, haben sie zum größeren Teil heute noch. Sie waren neu, hat es sie bisher so nicht gegeben. Also hier liegt die Stärke, die innovatorische inspirierende Kraft der reformatorischen Theologie. Das bedeutet aber nicht, dass man sie heute nicht auch weiterentwickeln müsste, in manchen Aspekten korrigieren müsste
oder ergänzen müsste. Wir sind heute 500 Jahre später. In der Erfahrungswelt der Moderne kann man die reformatorischen Grunderkenntnisse Luthers so wertvoll sie sind, nicht einfach eins zu eins anwenden. Also die reformatorischen Grunderkenntnisse sind kein geschlossenes System, sondern eine offene Lerngeschichte. Jetzt möchte ich die reformatorischen Grunderkenntnisse mal nennen. Als erstes Luthers Wortverständnis. Es ist nicht zufällig, dass ich das als erste Grunderkenntnis nenne. Hängt ein bisschen auch mit meiner Sicht von Luthers reformatorischer Entdeckung zusammen, denn nach der Sicht der Spätdatierung, der meisten Vertreter der Spätdatierung, hat Luther in seiner reformatorischen Entdeckung die schöpferische Kraft der Zusage, der Promissio, entdeckt. Und mit aus diesem Grund,
nicht allein, aber mit aus diesem Grund, nenne ich das Wortverständnis zuerst. Zweitens Luthers Verständnis der Rechtfertigung. Das ist das Zentrum seiner Theologie, das behandle ich morgen. Der Artikel von der Rechtfertigung ist Herr Meister und Richter aller Lehre. Also hier sind wir im Zentrum. Aber mit der Reihenfolge will ich ausdrücken, man kann Luthers Rechtfertigungsverständnis nur verstehen von seinem Wortverständnis her. Dann Luthers Verständnis des Glaubens, Luthers Verständnis des Menschen oder man könnte auch sagen der Person. Dann Luthers Verständnis der Kirche, Luthers Verständnis, bei Luthers Verständnis der Kirche gehört auch dazu Luthers sogenannte zwei
reiche Lehre oder zwei Regimentenlehre. Dann Luthers Verständnis der Sakramente und Luthers Verständnis der Bibel. Also ich sage sie mal nochmal, es beginnt mit dem Wort und endet mit dem Wort. Aber bei Luthers Wortverständnis ist nicht die Bibel gemeint, überraschenderweise für viele, sondern mit Wort ist hier was anderes gemeint, nicht die Bibel. Also man könnte sagen das mündliche Wort. Also Luthers Wortverständnis, Luthers Rechtfertigungsverständnis, Luthers Glaubensverständnis, Luthers Verständnis des Menschen, Luthers Verständnis der Kirche, Luthers Verständnis der Sakramente und Luthers Verständnis der Bibel. Das sind die reformatorischen Grunderkenntnisse. Gut, also jetzt bewusst an erster Stelle Luthers Verständnis des Wortes. Es gibt in Luthers Theologie kein Kapitel, das nicht mit dem Wortverständnis zusammenhängt.
Deswegen kann man Luthers Theologie schon gerne bezeichnen, es ist eine Theologie des Wortes. Man sagt ja auch oft die reformatorischen Kirchen oder die lutherische Kirche gibt ja auch die reformierte Kirche, ist auch eine reformatorische Kirche. Also die reformatorische Theologie gibt es als lutherische Theologie und als reformierte Theologie. Beide sind reformatorische Theologien oder Kirchen. Also man hat oft gesagt die lutherische Kirche oder die reformatorischen Kirchen sind Kirchen des Wortes. Jetzt muss man aber das sofort genauer sagen, denn wenn man einfach nur sagt Martin Luthers Theologie ist eine Theologie des Wortes, das kann man auf vielerlei Weise missverstehen. Jetzt sage ich mal in aller Freundschaft, ich meine das jetzt nicht
polemisch, gar nicht. Ich meine das in christlicher Solidarität. Wenn man die Formel, es ist eine Theologie des Wortes, sagen wir mal pietistisch versteht, versteht man das anders als Luther? Oder wenn man es evangelikal versteht, versteht man darunter was anderes? Oder insbesondere wenn man es fundamentalistisch versteht? Also Luther versteht das Wort, er sagt sogar solo verbo, allein das Wort, verbum das Wort. Also Luther hat ja so bestimmte soli, wo er dann sagt allein, allein. Es gibt schon einige soli, schon vor Luther, zum Beispiel allein Gott, allein Gott gehört die Ehre, allein Gott ist der Urheber unseres Heils, wir verdanken alles Gott und so weiter. Das wäre also solus deus, allein Gott, das gibt es immer schon, ist ja auch gut so. Dann
gibt es sola gratia, allein die Gnade, das gibt es immer schon, alte Kirche, Mittelalter. Also diese zwei soli, die sind bekannt. Aber jetzt hat Luther einige neue soli, das erste und wichtigste und grundlegendes solus, von dem alle anderen abhängen, ist allein das Wort, solo verbo. Ja, das könnte man also auch ganz anders verstehen. Und dieses solo verbo, allein das Wort, muss man jetzt sofort spezifizieren. Man muss innerhalb von diesem Wort oder ich sage mal von Gottes Wort, wenn wir die Bibel als Gottes Wort bezeichnen wollen, es wurde jahrhundertelang so getan, es machen auch viele heute noch, ich auch. Ich finde es gut, wenn man zur Bibel sagt, die Bibel
ist Gottes Wort, man muss aber genau wissen, was man da meint. Der Satz, die Bibel ist Gottes Wort, kann man auf zenerlei Weise verstehen und davon sind einige ziemlich falsch. Also wenn mir jemand sagt, Herr Zimmer, für mich ist die Bibel Gottes Wort, dann kann ich schon sagen, Herr Sowieso, für mich auch. Aber wahrscheinlich verstehen wir nichts Gleiches darunter. Also wir müssen innerhalb der Bibel oder innerhalb von Gottes Wort sofort eine Unterscheidung fällen, denn mit solo verbo meint Luther nicht alles Gottes Wort, was es gibt. Und er meint nicht die ganze Bibel damit, meint er nicht. Also das solo verbo, allein das Wort, verlangt sofort eine Unterscheidung innerhalb von Gottes Wort. Nur dann gilt dieses solo verbo, nur dann kann man sagen solo, nämlich was ist
gemeint mit diesem Wort? Es ist gemeint das mündliche Wort der Zusage. Dazu sagt im lateinischen Luther Promissio, ich habe ja gestern gesagt, das Schönste, was die menschliche Sprache zu bieten hat, etwas bezauberndes, beglückendes, überraschendes, inspirierendes ist ein Versprechen. Wenn ich ein unerwartetes Versprechen bekomme, das tief mit meinen Bedürfnissen, Sehnsüchten, Ängsten zusammenhängt, dann ist es eine beglückende Überraschung. Wenn mir jemand, das kann man ja nie verlangen, ein Versprechen kommt immer freiwillig und es kommt oft unerwartet. Und zu diesem Versprechen sagt Luther Promissio. Wenn ich jetzt also Promissio sage, dann müsst ihr immer diese zauberhafte, beglückende, reizvolle Atmosphäre eines Versprechens atmosphärisch im Blick
behalten. Luther sagt aber nicht Versprechen, sondern er sagt Zusage. Das hat einen tiefen Grund, nämlich in einem echten, guten, ehrlichen Versprechen steckt immer das Moment der Zusage. Die Zusage betont einen entscheidenden Aspekt in diesem schönen Sprachhandlung Versprechen, nämlich es gilt. Es gilt mit sofortiger und endgültiger Wirkung. Also du kannst dich darauf verlassen. Ich sichere dir das zu. Statt Zusage könnte man auch sagen Zusicherung. Also und Luther liegt an diesem verbindlichen Element im Versprechen und deswegen sagt er nicht einfach Versprechen, das meinte er aber auch, sondern er trifft sofort den Punkt, es ist diese Zusage, ein Element der Zusage. Ich war mal in einer Gemeinde, kurze Zeit Gemeindepfarrer und bin dann bald wieder gegangen, wurde Assistent bei Herrn Nippco und mein Nachfolger war ein Gefängnispfarrer
und er hat mich glaube ich zehn oder fünfzehnmal angerufen, Herr Zimmer soll ich wirklich noch mal in die Gemeinde arbeiten, ich bin 48, habe schon Kinder und wissen Sie, ich liebe meine Knackis, ich gehe gerne ins Gefängnis, ich habe da viel aufgebaut und diese Sozialkontrolle in der Gemeinde also ich weiß nicht ob er mir die Kugel noch mal geben soll. Also mit der Zeit hat er mich ein bisschen genervt, jetzt ruft er schon zum 17. Mal an und wägt wieder ab, aber eines Morgens um halb acht stellt das Telefon, der Herr Gefängnispfarrer ist dran und sagt, Herr Zimmer, ich komme. Damit war die Sache klar. Also 17 Telefonate, man hat nachher immer noch nicht gewusst, was er eigentlich will, aber dann kam diese Zusage, ich komme. Kurz auch entscheidend. Und dieses Moment der Zusage, das meint Luther. Gut, also Luther versteht unter solo verbo, solo promissio, allein die Zusage,
das meint solo verbo. Und wenn Luther dann auch sagt sola scriptura, das sagt er auch, aber das versteht er nicht evangelikal, nicht pädistisch und nicht fundamentalistisch, nämlich das sola scriptura hängt ganz ab vom solo verbo. Das solo verbo ist wichtiger als das sola scriptura. Das sola scriptura ist allerdings auch enorm wichtig. Michael Welker hat mal einen Aufsatz geschrieben vor einigen Jahren, die Bedeutung der sola scriptura im Pluralismus, dass nämlich die Bedeutung der sola scriptura im Pluralismus noch höher ist. Stimme ich Ihnen völlig zu. Oder ich will mal so sagen, es hat mich überzeugt, was Sie da geschrieben haben. Also das Beste, das ist das sola scriptura, ist auch enorm wichtig, aber es lebt vom solo verbo. Es
ist nur wichtig, weil das solo verbo wichtig ist. Und das hört man in anderen Kirchen, Freikirchen meines Wissens so nicht. Das meine ich nicht abwerten, also Solidarität, katholisch, evangelisch, freikirchlich, wir brauchen einander. Ich habe kein Abgrenzungsmodell, sondern nur die Bedeutung, damit wir uns gegenseitig besser verstehen. Also er meint solo promissio. Das muss ich noch was anderes sagen und dann kann ich ins Thema einsteigen. Er meint damit auch solo evangelio, allein das Evangelium. Denn mit Wort verbo, verbum, meint Luther immer promissio. Und promissio ist genau das Gleiche wie Evangelium. Das ist bei Luther alles identisch. Also man könnte auch sagen solo evangelio. Luther gründet allein auf dem Evangelium von Jesus Christus. Muss ich
gerade wieder ein Beispiel erzählen. Ich muss es so allgemein wie möglich sagen, weil ich will niemanden bedrücken. Ich war mal vor längerer Zeit in einem Gremium und dieses Gremium entschied über eine Dozentenstelle für eine Lehrerfortbildungsstelle. Und da bewarb sich eine Frau, die an einer christlichen Privatschule gearbeitet hat. Haben sich viele beworben, vielleicht zehn Leute. Und wir Mitglieder des Gremiums bekamen die ganzen Unterlagen zugeschickt und dann las sich auch die Satzung dieser christlichen Privatschule. Und da steht Paragraph 1, diese Schule gründet auf der Bibel. Und dann Paragraph 2, irgendwie weiß ich nicht mehr. Aber Paragraph 1, diese Schule gründet auf der Bibel. Und dann habe ich in dem Gespräch, Vorstellungsgespräch, diese liebenswürdige Frau
gefragt. Also ich habe da gelesen in ihrem Schulwerk Paragraph 1, diese Schule gründet auf der Bibel. Ja, jetzt habe ich mal eine Frage an Sie. Stellen Sie sich vor, der Paragraph 1 würde lauten, diese Schule gründet auf dem Evangelium von Jesus Christus. Was meinen Sie, wäre das ungefähr das Gleiche? Oder finden Sie eins von beiden besser, genauer als das andere? Also würden Sie auch einem Paragraph zustimmen, wenn ich jetzt sag mal der neue Rektor werden würde und würde vorschlagen, wir ändern mal den Paragraph 1. Wir sagen jetzt, diese Schule gründet auf dem Evangelium von Jesus Christus. Was meinen Sie zu dieser Entscheidung? Na sagte diese Frau, also Herr Zimmer, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wir haben diese Frau dann auch nicht eingestellt. Weil wenn man das nicht
aufeinander beziehen kann, die Bibel und das Evangelium ist in einer reformatorischen Ausbildungsstätte die Sache schwierig, weil das gehört zum A, B, C. Also Luther meint mit Solo Verbo nicht die Bibel, nicht Gottes Wort allgemein, sondern er meint die Zusage, die im alten und neuen Testament öfters kommt. Okay, gut, jetzt will ich nochmal das Charakteristische dieser Zusage, die Luther bei seiner reformatorischen Entdeckung entdeckt hat, nochmal kurz antippen, aber dann weitergehen. Nach Sicht vieler Vertreter der Spätdatierung hat Luther sich im Frühjahr 1518 nochmal mit dem Bußsakrament beschäftigt, aufgrund der ganzen
Unruhe, die da durch die Ablassthesen entstanden ist. Und bei dieser nochmaligen Beschäftigung hat er sich dem Absolutionswort zugewandt. Das Bußsakrament, das gibt es erst seit dem Mittelalter, da wurde die Buße genau in einer bestimmten Handlung geordnet. Früher hat man halt so oder so Buße getan, aber im Mittelalter wurde das in Form einer Sakramentshandlung gestaltet. Und dieses Bußsakrament, damals das wichtigste Sakrament für die Volksfrömmigkeit, bei der Angst, ich sterbe bald und stehe meinem Richter gegenüber, wie kriege ich Vergebung, einen gnädigen Gott. Dieses Bußsakrament hat drei Teile. Erstens die beichte, oder man kann auch sagen die reue, das Gleiche gemeint. Dann, wenn der Beichtende sagt, ja ich bereue das, dann sagt der Priester ego te absolvo in nomine Patris Filii et Spiritus Sancti. Ich löse dich, man kann auch sagen ich vergebe dir,
im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Und dieses Wort ist bisher in der Spätmittelalter verstanden worden als eine Aussage, eine Feststellung. Man kann auch sagen deklaratorisch, der Priester stellt etwas offiziell fest, was schon geschehen ist, nämlich in dem Moment, wo dieser Beichtende bereut hat, in dem Moment, wo ein Mensch ehrlich bereut, dann vergibt ihm Gott. Aber zur Vergewisserung, damit der Mann nicht allein bleibt, soll er in die Beichte kommen, dem Priester des Beichten, und jetzt zu seiner Vergewisserung stellt der Priester fest, Gott hat schon vergeben und ich spreche dir jetzt diese Vergebung zu. Ich stelle sie fest. Bei dieser Feststellung oder Aussage verweist der Priester auf ein Vergebungsgeschehen, das eigentlich schon passiert ist, nämlich in der Reue. Der Beichtende wird ja nicht erst dann bereuen, wenn er es dem
Priester sagt, sondern schon der Gang zur Beichte zeigt ja, dass ihn das irgendwie bereut, im Normalfall sagen wir mal. Gut, also bisher war das eine Aussage oder eine Feststellung, die auf einen Sachverhalt verweist, der unabhängig von dieser Feststellung bereits geschehen ist. Es dient nur der Vergewisserung. Und das ändert sich jetzt in diesem neuen reformatorischen Verständnis. Und dieser kleine Punkt, wo man sagt, so what, wieso soll das jetzt so wichtig sein, ja, das sage ich euch, das sagen viele Fachleute, das ist ein Angelpunkt, an dem Luther wirklich sozusagen die ganze Welt, die ganze Christenheit und ganzen Glauben verändert hat. Luther versteht jetzt dieses ego te absolvo nicht mehr als Aussage, die einen Sachverhalt feststellt, sondern als ein Versprechen, eine Zusage. Die Zusage verweist nicht auf einen Sachverhalt,
der außerhalb der Zusage und unabhängig von der Zusage sowieso besteht, sondern die Zusage ist der Sachverhalt. Dieses Wort verweist auf gar nichts, sondern die Vergebung geschieht durch dieses Wort, in diesem Wort, mit Hilfe von diesem Wort. Die Vergebung geschieht jetzt, nicht vor drei Tagen auf dem Feld, in meinem Beispiel mit dem Bauer. Also es ist keine Aussage, sondern eine Zusage. Dieser Satz stellt nichts fest, sondern er stellt etwas her. Er ist nicht konstatierend, sondern konstituierend. Und wenn das so ist, so hat es Luther jetzt verstanden, wie der da genau drauf kam, das weiß man nicht, so detailliert beschreibt er das nicht, aber es war für ihn wie eine neue Welt. Jetzt verändert sich auf einmal die Reue, ohne Reue wird es auf Dauer nicht gehen, weil jeder
Christ tut es leid, was er an Mist gebaut hat. Aber du musst die Reue jetzt nicht so kontrollieren und messen, war sie genügend tief, da sagt Luther, lass es mit deiner Reue sein, wie es ist, freu dich an der Zusage, konzentriere dich auf die Zusage und keine Selbstbeobachtung. Das Glück liegt in der Zusage und nicht in der Qualität deiner Reue. Also die Reue wird jetzt auf einmal unwichtiger, aber sie wird nicht unwichtig, aber sie ist nicht mehr die Bedingung der Vergebung, das nicht mehr. Gut, man merkt, es liegt Luther an dem schöpferischen Kraft dieses Wortes, es liegt Luther an der Wirkung. Man kann von Gottes Wort nicht reden, unabhängig von der Wirkung. Gottes Wort ist ein wirkungsvolles Wort, ein schaffendes Wort, erschaffendes Wort, ein tätiges Wort. Luther sagt mal Tätelwort, ist kein Deutelwort, sondern ein Tätelwort. Und
das hebräische Wort Tabaar heißt tatsächlich Wort, es heißt aber auch Tat und es ist in der Bibel ein wirkungsvolles Wort. Es ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und es zerschmettert die Felsen, ist wie ein Hammer. Und auch die Schöpfungsworte sind ja keine Aussage. Also Luther versteht praktisch diese Zusage, dieses Versprechen nach dem Modell, nach dem Verstehensmodell der Schöpfungsworte. Es werde Licht, das ist ja keine Feststellung, keine Aussage. Es verweist nicht auf einen Sachverhalt, der sowieso schon besteht. Nein, es wird Licht mit diesem Wort, in diesem Wort. Das Wort tut, was es sagt und sagt, was es tut. Es verweist nicht mehr. Es ist der Sachverhalt selber. Also jetzt geht es Luther ganz stark um das wirkungsvolle, schöpferische Wort. Wenn wir uns
in der Christenheit konzentrieren würden auf die Wirkungen des Wortes, da wären wir alle schnell beieinander. Denn wir sind alle gleicherweise angewiesen, dass Gottes Wort wirkt. Was nützt uns eine fehlerlose Bibel, wenn sie nicht wirkt? Es kommt auf die Wirkungen an. Und da sind wir alle im gleichen Boot. Wir sind Empfangende. Es wäre also klug, wenn wir uns auf diesen Aspekt erzählen, letzte Woche, wie hat Gottes Wort gewirkt? Was hat es bei dir bewirkt? Das sind interessante Unterhaltungen. Also damit verändert sich aber auch die Rolle des Glaubens. Denn wenn Luther jetzt wertlegt, das ist nicht irgendein Wort, das ist nicht nur ein Angebot oder ein Gebot, eine Aufforderung. Nein, es ist ein schöpferisch wirksames Wort. Es ruft etwas ins Dasein, was es bisher noch nicht gab. Dann wird die Rolle des Glaubens eine andere. Bisher war der Glaube mit
dem Wort, will es mal ein bisschen salopp sagen, ungefähr gleichrangig. Gott sagt sein Wort und ich nehme es an. Es ist beides gleich wichtig. Also stellt euch mal vor, in manchen Kreisen sagt man immer, ja Gott bietet dir das an, aber du musst es auch annehmen. Du musst es auch annehmen. Ja, du musst es auch annehmen. Stell dir mal vor, meine Nichte denkt mir ein super schönes Geschenk aus, wo ich genau weiß, da werden ihre Augen leuchten. Denke ich mir aus und dann gehe ich zur Geburtshaube zur Nichte, dann sage ich zur Nichte, du, ich habe dir da ein Geschenk, das ist so ein Angebot, aber weißt du, du musst es auch annehmen. Du musst es annehmen. Und wenn ich das noch mal sage, dann sagt die Nichte, pack dir dein Geschenk und geh wieder heim. Also da werden die Akzente verschoben. Ein wirkungsvolles Geschenk, ich sag dir, da krapfst du sofort danach. Da musst du
schon nicht lange aufgefahren, musst du es auch annehmen. Da ist irgendwie schon der Tod im Topf. Gut, also es ist ein wirkungsvolles, schöpferisches Wort, das dich trifft in der Seele, etwas bewirkt in deinem Inneren, aber das, was in deinem Inneren geschieht, ist eine Wirkung dieses Wortes und dann greifst du danach. Das heißt, dieses Wort schafft den Glauben. Es bewirkt ihn, weil wenn es ein schöpferisches Wort ist, dass das ins Dasein ruft, was noch nicht da ist, dann ist der Beitrag des Menschen, er ist jetzt einfach der Empfangende, empfängt. Gut, also es geht ihm um die schöpferische Kraft der Zusage. Noch zwei weitere Worte und dann kommt der Hauptteil, die sechs Strukturmerkmale der Zusage. Am Anfang ist erst mal so das Wesen dieser Zusage. Luther entdeckt in diesem Wort,
ich sag das mal altmodisch, fachchinesisch, das äußere mündliche Wort der Zusage, entdeckt Luther in dieser Entdeckung im Bußsakrament als das entscheidende medium salutis, als das entscheidende Heilsmittel oder man kann genauso gut auch sagen, als das entscheidende Gnadenmittel. Aber jetzt lasse ich mal diese Worte und sage das in heutigem Deutsch. Es ist nicht nur entscheidend, dass Gott uns liebt, das ist wirklich entscheidend und dass Gott gnädig ist, ja das ist schon entscheidend, aber entscheidend ist auch, wie kommt die Liebe Gottes zu uns, auf welchem Weg wird sie uns zuteil, also ein bisschen konkreter Fragen. Und das ist die Frage nach dem Heilsmittel. Also die Frage nach
dem Heilsmittel fragt, wie kommt das Heil zu uns. Ich sage jetzt immer statt Heil oder auch Nade, sage jetzt immer einfach die Liebe. Ich werde das mal am Ende begründen, ich bin nämlich dafür, dass man ein neues reformatorisches Solus kreiert, das erste, sola caritas, allein die Liebe. Und von diesem in der Erfahrungswelt der Moderne sind diese juristischen Termini, die Luther benutzt, die hat er zwar sehr bewusst benutzt, auch mit guten Gründen. Man kann sie trotzdem 500 Jahre später nicht mehr genau gleich mit der gleichen Wirkung benutzen. Also ich sage jetzt mal mit meinen Worten, es geht nicht nur um die Liebe Gottes, es geht auch darum, wie sie uns zuteil wird, ist eigentlich die konkrete Frage, wie kommt sie zu uns, auf welchem Weg können wir sie ergreifen. Und das ist die Frage nach dem Heils- oder Gnadenmittel. Und da antwortet Luther solo verbo,
allein auf dem Weg über ein Versprechen. Gott gewinnt die Menschen, wenn er sie überhaupt gewinnt, über ein Versprechen, so und nicht anders. Aber es ist ein schöner Weg, ein beglückender Weg, ein bezaubernder Weg, das Schönste, was die menschliche Sprache zu bieten hat. Also Luther entdeckt das Wort der Zusage des Versprechens als das entscheidende Heilsmittel, als den Weg, wie Gottes Liebe zu uns kommt. Und jetzt noch eine letzte Vorbemerkung. Luther wählt aus tiefen Gründen, die hängen mit seiner Person, mit seiner Biografie, mit seiner Umwelt zusammen, liebt er juristische Worte, forensische. Forensische Formulierungen heißt, sie sind irgendwie juristisch, sie sind irgendwie gerichtsbezogen. Forum Romanum, da fanden die Gerichtsverhandlungen statt,
ein Forum, forensisch. Ja, für Luther ist eine Zusage etwas Forensisches, letztlich etwas Rechtliches. Er will damit sagen, das gilt, das ist eine Zusicherung. Das ego te absolvo müsste man eigentlich genau im Sinne Luthers so übersetzen, hiermit spreche ich dich frei. Also die Promissio ist ein Freispruch, sie ist ein Urteil, ein forensischer Akt, nämlich ein Freispruch. Hiermit spreche ich dich frei. Was sind die Wirkungen der Promissio? Ja, die Promissio hat eine freisetzende Wirkung. Sie setzt dich frei, schon dann in einem Prozess auch, aber es geht sofort entscheidend los, aber es gibt auch dieses Wachstum dann, das muss ich jetzt hier ausklammern, es setzt dich frei, zumindest
in der Potenz von Sorge, Angst, schlechtem Gewissen, du wirst fröhlich. Luther schrieb mal, also seine reformatorische, nach dem Frühjahr 18, hat er vorher so nicht geschrieben, trotz Römer 1,17, sagte Luther einmal in seinem Bußsermon 1519, da wurde ich fröhlich. Es geht auch gar nicht anders. Ich sage dir, du wirst fröhlich. Wenn du dann Krebs bekommst, leidest du auch und hast viele Sorgen, aber die Promissio macht dich fröhlich und sie macht dich gewiss. Luther redet nie von Heilsgewissheit vor Frühjahr 1518, aber danach sehr oft und sehr betont, weil das Versprechen macht dich gewiss. Wenn du auf die Reue aufbaust, da bist du nie gewiss, habe ich wirklich ganz ehrlich, aufrichtig, tief oder waren da viele Motive,
da kommst du aus einer Selbstanalyse nicht mehr raus, aber die Promissio ist klar, du kannst dich darauf verlassen, sie gilt, sie gilt mit sofortiger und endgültiger Wirkung. Sie ist ein forensischer Akt, sie ist eine Zusicherung, kannst dich darauf verlassen, sie gilt. Deswegen übersetzt ja auch Luther die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Es kommt Luther entscheidend darauf an, gilt es, kann ich das Gott unter die Nase halten und sagen, das hast du gesagt, versprochen ist versprochen. Dieser Kindersatz, zur Baba, aber versprochen ist versprochen, dieser Kindersatz trifft Luthers reformatorische Entdeckung exakt auf den Punkt. Also Kinder, die so fragen, die sind aber ganz nahe am Evangelium. Gut, also es ist ein forensischer Akt. Jetzt möchte ich im Hauptteil heute morgen diese alles Entscheidende, Beglückende,
Bezaubernde, Fröhlichmachende, Gewissmachende, Freisetzende Kraft der Promissio genauer behandeln, weil Luther hat sich sein Leben lang mit dem Geheimnis dieser sprachlichen Wendung beschäftigt. Also nach Martin Luther hat die Promissio, ihr könnt immer auch sagen, das Versprechen, mit dem Gott mich gewinnt, hat sechs Merkmale. Also das sind auch schon Merkmale gewesen, die ich jetzt gesagt habe, aber da habe ich mehr gemeint so das Wesen der Promissio. Aber dieses Wesen kann man jetzt konkretisieren in sechs Aspekten und die will ich jetzt mal so vielleicht fünf Minuten lang, also eines, euch vorstellen. Erstens, die Promissio ist erstens ein äußeres, leibliches Wort. Nennt Luther Verbum Externum.
Die Promissio ist ein äußeres, leibliches Wort. Das ist Luther ganz entscheidend wichtig. Was ist damit gemeint? Ja, die Promissio kommt zu dir ganz natürlich, geschichtlich, äußerlich, materiell, leiblich, auf ganz natürlichem weltlichen Weg, nämlich, da ist ein Mensch, der hat eine Lunge, der hat Stimmbänder, er hat eine Zunge und einen Mund und mit diesen leiblichen Möglichkeiten sagt er dir eine Zusage. Du kannst dir die Promissio nie selber sagen. Sie kommt ja nicht von dir, du hast sie dir nicht ausgedacht. Die Promissio kommt nicht aus deinem Gehirn und deiner Psyche, sie kommt von einem anderen. Sie kommt sozusagen von weit her. Also sie kommt von außerhalb von dir und sie kann dir nur von außen zugesprochen werden.
Du kannst dir eine Promissio nicht selber zusprechen. Geht halt nicht. Kann auch nichts dafür, ist halt so. Also das betont Luther ganz stark, sie kommt von außen. Das bedeutet nämlich, du bist sehr in deinem Inneren verschlossen. Deine stolze Verschlossenheit, deine Rechthaberei, deine Eigeninteressen nennt Luther sensus proprius. Du bist verfilzt in deinen Eigeninteressen. Und deswegen in deinem Inneren, aus deinem Inneren kann das nicht kommen. Es muss von außen kommen. Nur das Äußere ist ein echter Widerstand, eine echte Herausforderung. Du kannst einen solchen Widerstand in dir selber gar nicht aufbauen, wie er von außen auf dich kommen kann. Also nur das, was von außen auf dich trifft, kann eine tiefe Herausforderung sein, ein echter Widerstand und kann dich herauslocken aus dir selbst. Luther sagt, Ponis nos, extra nos. Es zieht dich aus
deiner Gartenzwergidylle und deinem Lebenswasser, das du so zurechtgelegt hast, indem du da rumeierst. Die Promissio, die zieht dich da raus. Denn sie kommt von außen und sie zieht dich aus deinen inneren Verwicklungen heraus. Deswegen muss sie äußerlich sein, leiblich, natürlich. Bei Luther hat das Wort übernatürlich eigentlich keinen Sinn. Also ich sage mal ein bisschen übertrieben, sagt es nicht weiter. Von mir aus könnte das Wort übernatürlich gesetzlich verboten werden. Weil es bringt nur Unsinn. Weil die Leute, die alle so ein bisschen übernatürlich, die verachten sehr schnell das Natürliche. Aber das äußere Wort, Gott arbeitet mit der Kreatur, mit dem Materiellen, mit dem Äußeren. Er spricht durch die
Kreatur zur Kreatur. Gott lockt nicht, wie Augustinus mal gesagt hat, Gott lockt dich nicht von den Kreaturen weg und jetzt konzentriere dich auf mich. Nein, er liebt ja seine Kreaturen. Luther hat auch keine Verachtung des Materiellen. In der späteren europäischen Geistesgeschichte Geist und Materie. Geist ist das Vornehmen und Materie ist ein bisschen bäh bäh, ein bisschen schmutzig, das ist das Primitive. Materie ist durch Schöpfung. Oder auch der Leib-Seele-Dualismus, der vor allem bei Platon ist. Die Seele ist das Vornehmen am Menschen, der Leib ist das Gefängnis der Seele. Nach Platon, ich achte ihn aber schon hoch. Man muss aufpassen mit so Beispielen. Also Platon ist sicher eines der größten Genies gewesen und wir können alle von ihm sehr viel lernen. Ich habe eine Hochachtung für diesen Mann. Aber trotzdem kann man ja sagen, weil es stimmt, bei Platon ist das vornehmste der Kopf. Und dann, je tiefer es wird,
desto mehr bäh bäh. Also Herz geht noch, aber der Kopf ist wichtiger als das Herz bei Platon. Und was da noch drunter kommt, das ist animalisch. Tiere bumsen auch. Das ist ja nichts Besonderes. Aber der Kopf. Also ich würde mal sagen, das ist alles weit weg von Martin Luther. Denn das Gnadenmittel, mit dem die Liebe Gottes zu uns kommt. Wer hätte das gedacht? Das hast du dir nicht ausgedacht? Weil dieses äußere Wort der Zusage, das hat Gott so beschlossen. Und deine selbst erdachten Spekulationen, die sind unwichtig. Such nicht Gott irgendwo, den allgegenwärtigen Gott. Da wirst du nie fertig mit deiner Suche. Greif ihn dort, wo er zu finden, wo er sich finden lässt. Nämlich im Wort der Zusage. Da kannst du ihn packen. Also das äußere
leibliche Wort. Mit diesem Äußeren betont Luther überhaupt die Bedeutung des Äußeren, der Wirtschaft, der Politik, des Rechts. Geistlich heißt nicht im Gegensatz zum Weltlichen bei Luther. Frage der wirtschaftlichen Gerechtigkeit ist eine sehr geistliche Frage. Die Fragen in der Politik, die tieferen Fragen, das sind geistlich von großer Relevanz. Also geistlich heißt nicht nur das Innere, das Spirituelle. Luther redet ja von Schwelmern. Ich war mal auf einem Podiumsgespräch. Ich komme ja aus der Pfingstbewegung ursprünglich. Ich habe auch heute noch schöne Kontakte. Ich bereue das auch nicht. In diesen Jahren in der Pfingstbewegung habe ich tiefe Erfahrungen gemacht, die mich bis heute beglücken und prägen. Bis heute.
Aber dann, Universitätsstudium ist auch gut gewesen. Also die Mischung ist gut. Erst auf eine Pfingstbibelschule und dann an die Universität. Beides hat dann zu dem geführt, was ich bin. Also auf jeden Fall, da war ich in einer großen Podiumsdiskussion, war ein großer Führer, also Verantwortungsträger amerikanischer Pfingstbewegung neben mir und da waren so Oberschulklassen vor uns in einem großen Saal. Und da hat so ein Kekker, ein Gymnasiast, so Zwölfklässler, den ganz schön auflaufen lassen, diesen amerikanischen, der ist dann immer übersetzt worden. Und dann hat er noch mal so eine kritische Gegenfrage gestellt und dann sagt er zu mir ins Ohr, he's a devil. Er sagt, nee, der ist kein Teufel, der ist nur kritisch. Auf jeden Fall sagt er dann in der Pause zu mir, also Herr Zimmer, Sie sind doch ein Lutheraner. Der wusste nicht, dass ich mal aus der Pfingstbewegung
kam. Sie sind doch ein Lutheraner. Der Luther sagt doch immer Schwärmer. Also was will denn der damit? Ich kapier nicht, was soll denn ein Schwärmer sein? Meint der da Pfingstler oder was meint der? Und dann sage ich, also Herr Sowissos, kann ich Ihnen ganz einfach sagen, ein Schwärmer ist ein Mann, der das Äußere unterschätzt und das Innere überschätzt. Das ist ein Schwärmer. Ich weiß nicht mehr, wie er darauf reagiert hat. Also das Versprechen ist ein äußeres, leibliches Wort und das Äußere ist Gottes Schöpfung. Gott nimmt das Äußerliche, das Äußere sehr ernst. Vieles kommt eben von außen und das Innere ist dann die Frucht dessen, was von außen auf uns kommt. Also Luther betont deswegen die Fragen der Wirtschaft, der Politik und so weiter. Gut, zweitens ist die Promission,
das Versprechen ein mündliches Wort, weil der Priester sagt ja im Beiststuhl ego te absolvo, steht ja so gar nicht in der Bibel. Es ist ein mündliches Wort von Angesicht zu Angesicht, ist eine Anregung. Ja, Luther sagt nur das mündliche Wort ist ein im vollen Sinn lebendiges Wort. Nur das mündliche Wort geschieht. Vai ehi und es geschah das Wort Jahwes zu Jeremia und es geschah das Wort wurde Fleisch. Es heißt immer und es geschah. Nur das mündliche Wort kann geschehen in einem bestimmten Zeitpunkt, in einer bestimmten Situation zu bestimmten Menschen. Auch wenn ich jetzt rede, geschieht das Wort. Nur das mündliche Wort kann eine intensive Art von Nähe vermitteln, ist im tiefsten Sinn lebendig und persönlich. Und die Flüchtigkeit des mündlichen Wortes, der Schall der Stimme, jetzt ist er schon weg.
Das sagt Luther, das ist kein Nachteil. Also das mündliche Wort ist nicht nur eine Vorstufe zum schriftlichen Wort. Gar nicht, gar nicht. Im Gegenteil. Und der Schall der Stimme, Gott liebt ja das Natürliche, Stimmbänder, Schall, Akustik. Gott liebt die Akustik, das Hören. Ja, in diesem flüchtigen Wort, das ich nicht packen kann, nicht besitzen kann. Ich kann das mündliche Wort nicht besitzen. Ich kann es nicht packen. Es ist ein fremdes Wort. Und der fremde Gott liebt eben das fremde Wort. Er kommt durch das Fremde. Also das Luther betont, Jesus hat ja nichts schriftlich hinterlassen. Er hat seine Gleichnisse nicht schriftlich herausgegeben. Hätte er ja können. Er hat auch gar keinen Verschriftlichungsauftrag seinen Jüngern gegeben.
Weder im Missionsauftrag noch in den Abschiedsreden noch sonst wo. Sagt Jesus, liebe Jünger, schreibt mir das bitte schnell mal auf, was ich da gesagt habe. Es gibt so einen Verschriftlichungsauftrag nirgendwo. Und deswegen sind die Worte Jesu auch erst spät verschriftlicht worden. Denn eine Verschriftlichung ist immer eine Art Abstraktion. Ein schriftliches Wort kann ich dokumentieren. Ich kann mir einreden. Ich bin ein gebildeter Mensch. Ich habe 4000 Bücher daheim und die sind mir zur Hand. Gehe ich zum Bücherschrank und dann schnappe ich mir das Buch, schlage es auf und dann kann ich sagen, ich habe vielleicht mehr Bücher gelesen als ihr. Also ich bin ein gebildeter Mensch. Damit will Luther sagen, das schriftliche Wort kann viel schneller dem Stolz des Menschen dienen. Er kann sich einbilden, dass er Bescheid weiß über ein Buch. Aber das Evangelium kannst du nicht in Bücher packen, sondern das Evangelium ist ein mündliches Geschrei.
Es ist das mündliche Wort. Die Propheten haben in aller Regel 99 Prozent mündlich gesagt. Erst später wurden ihre Worte verschriftlicht. Auch wichtig, aber sie haben erst mal mündlich geredet. Jesus hat mündlich geredet. Die Apostel haben das Wort breitete sich aus. Das ist immer das mündliche Wort gemeint. Es wurde keine urchristliche Gemeinde gegründet durch das Lesen heiliger Schriften. Keine einzige, sondern durch das mündliche Wort der Apostel. Später dann haben die Apostel den gegründeten Gemeinden Briefe geschrieben. Auch wichtig, aber es war erst fünf oder zehn Jahre später. Gegründet wurden sie durch das mündliche Wort. Also Luther betont, ist jetzt für konservative Christen irgendwie ungewohnt. Luther betont, das mündliche Wort ist wichtiger als das schriftliche.
Die Menschheit hat ja jahrtausendelang gar keine Schrift gehabt. Und am Anfang des Lebens Säuglinge und Kleinkinder, die kommunizieren ja mit Papa und Mama ja nicht. Die Mama legt ja nicht einen Zettel in die Wiege und da steht geschrieben Ich bin deine Mama. Also irgendwie muss man darüber nachdenken. Denkt mal darüber nach, warum hat Jesus nur mündlich gewirkt? Er hat schon gelesen in der Heiligen Schrift. Er sagt schon habt ihr nicht gelesen und so. Ja das schon. Aber er selber hat nur mündlich gewirkt. Die Propheten, die Apostel. Warum? Warum? Ja, weil Gott vorzugsweise im fremden, flüchtigen, mündlichen Wort anwesend ist. Der Auferstandene hat einen bevorzugten Ort, in dem er anwesend ist. In und durch dieses Wort wirkt er, nämlich das bedingungslose Versprechen.
Indem wir das Herz Gottes spüren, klar spüren. Das ist das fremde mündliche Wort. Dann das dritte. Es ist ein öffentliches Wort. Die Promissio ist öffentlich. Luther sagt mal, das hat Wothaus dann beherzigt, Luther sagt mal das Evangelium, das gehört eigentlich gar nicht in die Kirche, naja gut, da kann man es auch mal sagen, ist aber relativ unwichtig. Das Evangelium gehört auf den Marktplatz oder Hamburger Hafen. An die zentralen Orte der Weltlichkeit, da wird das Evangelium laut. Und da haben wir im Wothaus gesagt, der Marktplatz ist heute digital. Also öffentlich. Wir veröffentlichen das. Weil das Wort der Promissio gehört nicht in Hinterhöfe, nicht in den Winkel, sagt Luther. Diese sektenhafte, da in diesem Hof Nummer drei, da treffen sich die Erleuchteten.
Und die mischen sich nicht unter den allgemeinen Haufen, allgemeines Schulsystem, diese Massenschule. Wir brauchen Privatschulen. Das sind Christen unter sich. Weiß ich nicht. Ihr halt viel wichtiger, dass die Christen in die stinknormalen Massenschulen gehen. Da werden sie gebraucht als Salz. Also das Evangelium ist öffentlich. Jeder Gottesdienst ist öffentlich. Jeder kann kommen. Es darf in der Kirche, sagt Luther, keine Geheimdiplomatie geben. In Personalfragen natürlich schon, um die Menschen zu schützen. Aber in Lehrfragen darf es keine Geheimnisse geben. Alles ist öffentlich. Die Stadt auf dem Berg. Also die Propheten redeten öffentlich. Jesus redete öffentlich am Ufer des Sees, wo jeder Mensch Zutritt hat. Die Promissio ist öffentlich. Sie braucht nicht den geschützten Rahmen im Winkel.
Und das hat auch eine ganz andere öffentliche Verantwortung. Die Reformatoren waren dann eben auch bereit, öffentliche Verantwortung in ihrer Gesellschaft zu übernehmen. Also überprüft mal euer Verhältnis zur Öffentlichkeit. Vor allem dann, wenn ihr in so Spezialgruppen seid. Seid ihr fähig zur Öffentlichkeit zu reden mit jedermann? Viertens, die Promissio ist eindeutig. Sie ist eindeutig. Also sag mal ein paar Beispiele, die Luther liebt. Luther liebt am allermeisten die drei Sakraments-Promissionen. Das sind für Luther die wichtigsten in der Bibel. Muss ich mal geschwind sagen. Er hat ja diese Entdeckung an einem Sakrament gemacht. Das Bußsakrament. Das hat er dann später so langsam aufgegeben, weil Buß ist eigentlich nur in der Kraft der Taufe bei Luther.
Hatte dann nur noch zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl. Aber eine Zeit lang hat er sozusagen drei gehabt, Taufe, Abendmahl, Buße. Aber Buße hängt eben ganz eng mit der Taufe bei Luther zusammen. Und dann hat er eben zwei. Aber damals in der katholischen Kirche hat er ja sieben Sakramente, Bußsakrament. Also damit entdeckt Luther auch die Sakramente. Luther hat die Sakramente nicht abgewertet gegenüber dem Mittelalter, sondern aufgewertet. Er hat ein ganz zentrales Interesse an den Sakramenten. Warum? Er hat ein völlig neues Sakramentsverständnis bekommen. Nämlich dieses Absolutionswort, ego te absolvo, ist ein schöpferisches, wirkungsvolles Wort, direkt aus der Liebe Gottes zu dir. Das wirkt in dir. Wenn es Glauben in dir schafft, dann wirkt es auch. Und deswegen ist das das Zentrale. Luther sagt beim Abendmahl heißt es ja, Jesus nahm das Brot. Habe ich von Michael Welker gelernt?
Erstens, nahm das Brot. Michael Welker in seinem Abendmahlbuch tut diese Handlungen Punkt für Punkt auftröseln. Ich will Ihnen mal sagen, wie ich das gelesen habe. Also es kommen folgende Handlungen. Jesus nahm das Brot, brach es, dankte, gab es ihnen und sprach. Ich sage es nochmal, weil es so wichtig ist. Jesus nahm das Brot, brach es, dankte, gab es ihnen. Es ist eine Gehbehandlung. Er gibt, er will von den Jüngern an dem Abend nichts. Er hätte ja auch sagen können, ich will jetzt mal was von euch. An dem letzten Abend, wo es nur noch um das Allerwichtigste geht, gibt es keine Appelle, keine Ermahnungen, sondern die Promissio. Das ist mein Leib für euch gebrochen, das ist mein Blut für euch vergossen. Und dieses Für euch, provobis, ist für Luther der Inbegriff des Versprechens.
Ich mache das alles wegen euch. Euch zu gut. Gut, also das Besondere und bei der Taufe, ich taufe dich, im Namen des Vaters, Sohnes, Heiligen Geistes und gemeint ist zur Vergebung der Sünden. Das ist also auch eine Promissio. Und jetzt sagt Luther das Besondere an den Sakramentspromissionen, das Einzigartige, sie sind verbunden mit einer Handlung. Sie sind sozusagen lokalisiert in Zeit und Raum und diese Handlung kann man vollziehen. Sie haben Vollzugskarakter und dann kann man sagen, ich bin getauft. Und das gibt es bei den anderen Zusagen in der Bibel nicht. Und deswegen liebt Luther die Sakramente und er sagt, das Entscheidende an den Sakraments, sie sind ein Versprechen, ist das mündliche Wort. Nimm das Wort weg und es ist normales Wasser und normales Brot und Wein.
Also der Sinnträger, der die Wirkung dem Sakrament verleiht, ist die Promissio. Also da merkt man, wie zentral das bei ihm ist. Also die Promissio ist ein eindeutiges Wort. Also ich will mal ein paar Sätze sagen zum Verhältnis von Wort zu Musik, zu Kunst und zum Schweigen. Wovon du nicht reden kannst, da solltest du besser schweigen. Man kann das Wort aber auch umdrehen, wovon du nicht schweigen kannst, musst du reden. Das ist auch nicht schlecht. Also auf jeden Fall, wir leben schon in einer Welt der Inflation der Worte. Und im Unterricht muss man sagen, nicht immer der Lehrer reden. Das ist auch eine Art von Herrschaft, weil sie sprachlich gewandter sind, erdrücken sie die Schüler durch ihre sprachliche Gewandtheit. Auch das ist eine von vielen Gründen, arbeitet mit Bildern, mit Musik, mit handwerklichem Ton, macht eine Druckerei, stellt eine Zeitung her oder viele Dinge,
weil da andere Begabungstalente viel besser zur Geltung kommen. Das Unterrichtsgeschehen kann nicht nur ein Sprachgeschehen sein. Gut, das ist alles völlig richtig und sehr wichtig, da müssen wir viel länger darüber reden. Es gibt eben dieses Erdrücken anderer Menschen durch Dauergelaber. Und das ist schon wirklich eine Gefahr. Aber das ist damit jetzt nicht, ich will mal sagen, um was es Luther geht. Luther will keine Vielredner hervorrufen, sondern Luther sagt, die Promissio ist eindeutig. Also nehmen wir mal an, ich sage dir, du, ich komme nächste Woche am Donnerstag um halb acht mit der S-Bahn in Tübingen an. Drück das mal musikalisch aus. Oder kannst du das malen oder kannst du das durch Schweigen vermitteln?
Also Luther ist an dem Punkt glasklar, das Wort hat eine bestimmte Art der Eindeutigkeit, das hat nur das Wort. Oder ein anderes Beispiel, die Hirten auf dem Feld, Weihnachtsgeschichte, die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie und ein Engel kam auf sie zu, setzte sich hin, nahm die Geige aus dem Geigenkasten, spielte ein Stück Geige, machte den Kasten wieder zu und entschwand. Das wäre doch irgendwie schade. Oder der Engel kommt und malt ein Bild und geht wieder. Also ich will damit nur sagen, das ist der Punkt, denn Luther meint, es geht um die Botschaft. Bilder haben auch eine Botschaft, aber nicht in dieser Eindeutigkeit. Es gehört im Unterricht zu den Stärken der Bilder, dass sie eine breitere Assoziationswirkung haben, oft als Worte. Und deswegen viel Bilder, viel Musik, viel Meditation, viel operationales, handwerkliches, damit die Talente der Kinder breit angesprochen werden.
Aber die Promissio ist eindeutig. Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. Das gilt, kannst dich darauf verlassen oder von allen Bäumen im Garten kannst du essen. Wow. Oder ich bin Jahre dein Gott, der dich aus Ägyptenland, der Knechtschaft, befreit hat. Und jetzt kommen die Gebote. Bevor die zehn Gebote kommen, steht eine Promissio. Und ohne die Promissio kannst du die zehn Gebote fast den Hasen geben. Sie leben nämlich von der Promissio. Am Anfang des Matthäus-Evangeliums heißt es, euch ist heute der Retter geboren. Und am Ende des Evangeliums heißt es, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. Da sagt Luther, das ist eindeutig und deswegen kannst du gewiss werden. Pack Gott bei diesen Worten, pack ihn, reib es ihm unter die Nase und du wirst sehen, die Worte wirken.
Also die Worte sind eindeutig. Und deswegen war Luther auch gegen den vierfachen Schrift-Sinn, dass man alles Mögliche allegorisierend in der Bibel geheimnisvoll aus den Bibeltexten herausquetscht. Nein, er sagt, achtet auf die Wörtlichkeit des Wortes. Luther hat wie keiner vor ihm bei einem Bibeltext, vor allem bei den Einsetzungsworten oder anderen, millimetergenau alle grammatischen Phänomene beachtet. Mit ihm hat es begonnen, dass man einen Bibeltext millimetergenau grammatisch-stilistisch ernst nimmt und dann redet die Bibel. Je genauer du sie ernst nimmst, desto klarer redet sie. Weil das Eindeutige will auch eindeutig werden. Gut, also die Promissio ist eindeutig. Dann das fünfte Merkmal, die Promissio hat eine austeilende Kraft.
Christus hat auf Golgatha, sagt Luther in seiner Sprache jetzt, das Heil erworben, ein für alle Mal. Aber die Versprechungen, die dich erreichen, da kommt dieses Heil zu dir. Die Versprechungen, in denen kommt die Liebe Gottes zu dir. Und da erreicht dich das, was Christus erworben hat. Das ist ein austeilendes Wort. Und das sechste Merkmal, die Promissio, das Versprechen, ist adressatenorientiert. Es heißt, es ist an sich schon für mich. Eine Promissio ist gar nicht an sich. Nein, sie ist von Anfang an Zuwendung, adressatenorientiert. Das Göttliche an Gott ist seine Zuwendungslust und seine Zuwendungskraft. Das ist das Göttliche an Gott. Und das spürst du in der Promissio.
Ich möchte als letztes noch einen kleinen Exkurs anbringen zum Verständnis der Sprache. Denn Luthers Entdeckung, wie ich sie jetzt geschildert habe, war auch eine sprachliche Entdeckung. Luther entdeckt, dass die Sprache auch eine schöpferische Seite hat, dass die Sprache Wirklichkeit umgestalten kann. Und das ist im 20. Jahrhundert dann auch gesehen worden. Wittgenstein und viele andere. Heute ist das durchaus bekannt. Aber Luther hat da auch eine Entdeckung an dem Wesen der Sprache, an der Eigenart der menschlichen Sprache gemacht. Da war er seiner Zeit durchaus voraus. Und das will ich mal in einen etwas größeren Horizont stellen. In der Antike Aristoteles, viele andere Historiker, aber auch die großen Kirchenväter Augustin,
haben eigentlich ein sehr ähnliches Verständnis von Sprache gehabt. Das war in der Antike eigentlich allgemein verbreitet. Und zwar, die Sprache ist eine Möglichkeit, sich der Wirklichkeit anzunähern, die Wirklichkeit zu verstehen. Die Sprache hat vor allem Informationswert. Wir erobern ja die Welt durch Benennungen. Also sagen wir mal, das ist ein Mikrofon, das ist ein Pult, das sind Fenster. Das sind alles Aussagen, das sind alles Feststellungen. Und die haben Informationswert. Ihr wisst jetzt, also wenn ihr Vokabeln lernt oder eine Fremdsprache, also zu diesen Gebilden sagen wir Fenster, das ist ein Fenster. Diese Art der Sprache, dass wir die Dinge benennen, dass wir Feststellungen treffen und uns so die Welt erobern,
so die ganze Wirklichkeit sprachlich erobern, klären, so dass wir uns darüber austauschen können. Diese Bedeutung der Sprache war ganz stark im Vordergrund. Die Sprache hat einen Informationswert. Sie trifft Aussagen, Feststellungen über die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit selber aber ist sprachlos. Die Sprache hat ihre Aufgabe erfüllt, wenn sie uns zur Wirklichkeit geführt hat. Also wir wissen, das ist ein Fenster. Man nennt diese Sicht der Sprache eine Signifikationshermeneutik. Zum Beispiel kann ich auch sagen, ich bin traurig. Das sieht man mir vielleicht nicht an, aber es ist auch eine Aussage, eine Feststellung. Also die Sprache kann nicht nur Äußeres benennen in Aussagen, in Feststellungen, in Urteilen. Und der Wahrheitsgehalt kann man eben da prüfen, stimmt das wirklich?
Ist dieser Pult 1,20 Meter breit? Also man kann da den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen überprüfen. Und sie sind dann wahr, wenn es stimmt, was man da sagt. Aber die Sprache nach antikem Verständnis trifft nicht nur Aussagen über die äußere Wirklichkeit, sondern auch über innere unsichtbare Dinge. Also wenn ich sage, ich bin traurig, das sieht man mir vielleicht auch an. Aber ich kann auch sagen, ich bin besorgt oder ich bin gelassen oder andere Aussagen, ich habe Bauchschmerzen oder so. Also die Sprache hat auch einen Informationswert über innere Dinge. Also die Sprache ist ein Mittel der Information über äußere und innere Wirklichkeit. Das, was Luther entdeckt, ist sprachgeschichtlich, also wissenschaftsgeschichtlich neu. Es ist wirklich, Luther ist der erste Europäer, andere Erteile, weiß ich nicht,
Luther ist der erste, außerhalb der Bibel, der erste Europäer, der Folgendes entdeckt, in seiner reformatorischen Entdeckung. Nein, Sprache hat nicht nur einen Informationswert. Da kann man Informatik studieren, den Informationswert kann man computerisieren, man kann Bücher darüber dokumentieren, ist ein wichtiger Weg. Der Informationswert der Sprache ist sicher sehr wichtig, aber das Geheimnis der Sprache ist eigentlich die Anrede. Die Sprache des Menschen hat Anredekarakter und die Anrede ist mehr als eine Information. Und die Sprache hat schöpferische Kraft, sie kann etwas in der Wirklichkeit bewirken, was vorher nicht da war. Und das ist doch selber auch eine Wirklichkeit. Also für Luther gilt es nicht mehr, dass hier die Sprache ist und hier die Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit ist eigentlich selber stumm. Und die Sprache aber analysiert, benennt, katalogisiert die Wirklichkeit durch informative Aussagen. Nein, Luther sagt, die Sprache ist selber eine Wirklichkeit. Sie hat schöpferische Kraft und sie hat Anredekarakter. Und das ist eine enorme Entdeckung dieses jungen Theologieprofessors aus Wittenberg. Erst Wittgenstein, soweit ich weiß, hat an diese Dinge, ich glaube ohne, dass er das von Luther wusste, der hat ähnliche Dinge dann entdeckt. Also schön, dass unsere reformatorische Wurzeln gleichzeitig auch tiefe Erkenntnisse über die Sprache der Menschen mitvermitteln.
Luthers Verständnis des Wortes | 6.2.1
Nachdem Siegfried Zimmer in seinem Vortrag »Luthers reformatorischer Durchbruch« beschrieben hat, mit welcher Entdeckung Martin Luther die Welt verändert hatte, ist dieser Vortrag etwas theologischer. Also hingehört: Zimmer beschäftigt sich in diesem Vortrag mit dem Wortverständnis Luthers. Christen wissen: Mit dem Wort Gottes ist in der Regel die Bibel gemeint. Nicht aber bei Luther. Er meint mit dem damit einen ganz bestimmten Teil der Bibel, eine Zusage Gottes, die das Verhältnis des Menschen zu Gott bestimmt. Und die Gottes Liebe für den Menschen erst erlebbar macht. Es ist ein Versprechen, mit dem Gott den Menschen gewinnt. Das Schönste, was die Sprache zu bieten hat. Oder, wie Zimmer es sagt: »Das Wort Gottes ist der Weg, auf dem die Liebe Gottes zu uns kommt.« Und das galt für die Zeitgenossen Martin Luthers ebenso wie es für die Menschen im unübersichtlichem 21. Jahrhundert gilt.