Ist das biblische Weltbild überholt? Man hört immer wieder in Gymnasien, in Hochschulen, es gibt ein antikes Weltbild, auch ein biblisches Weltbild, eben das antike Weltbild und das sind so drei Stockwerke, Himmel, Erde und Unterwelt und die Erde ist eine Scheibe und darüber wölbt sich wie eine Käseglocke der Himmel und das ist das antike Weltbild und wir wissen heute, dass das alles so nicht stimmt. Wir haben heute das richtige Weltbild, das naturwissenschaftliche Weltbild, wir wissen heute, das ist kein Baldachin, kein Himmelszelt,
sondern dahinter stecken Milliarden Lichtjahre, Galaxien, eine ungeheure Leere, also unsere Welt hat eine ganz andere Ausdehnung wie die antike Welt und das wussten aber die alten Völker noch nicht. Also im Allgemeinen sagt man, unser modernes naturwissenschaftliches Weltbild hat das antike Weltbild abgelöst und überwunden, unser naturwissenschaftliches Weltbild ist das richtige. Das hört man zu 90 bis 95 Prozent bei den Gymnasialehrern in Physik, Biologie und Chemie, also Naturwissenschaften und auch an den Universitäten hört man das weit überwiegend. Da versammeln sich aber sehr viele Missverständnisse. Diese These, das naturwissenschaftliche Weltbild hat das antike Weltbild überholt und hat sich längst als das einzig Richtige erwiesen, diese These ist fundamental falsch.
Und das versuche ich jetzt aufzuzeigen. Wir beginnen mal mit der Frage, wie kommt Erkenntnis zustande? Die Erkenntnis kommt in gewissen Schritten zustande, die ich gleich nennen werde und da hat die Neuzeit, die moderne westliche Kultur und Zivilisation eine bestimmte Entscheidung gefällt. Man kann sagen, sie hat ein bestimmtes Denkmodell. Also in den letzten 200 Jahren ist in Europa und in der westlichen Welt ein bestimmtes Denkmodell führend geworden, hat einen Siegeszug angetreten. Im Blick auf Schule und Hochschule, im Blick auf die Öffentlichkeit, die Wissenschaft, die Bildungselite hat dieses Denkmodell einen prägenden, dominierenden Einfluss gewonnen.
Warum? Weil dieses Denkmodell, das ich also gleich vorstellen werde, sehr erfolgreich war und sich in vielfacher Hinsicht bestätigt hat. Man kann sagen, die westliche Kultur und Gesellschaft verdankt ihre führende Rolle in der Welt, in Industrie, Wirtschaft und vor allem Wissenschaft diesem Denkmodell. Es gibt zwar seit einigen Jahrzehnten auch nicht wenige Fachleute, die hier zur Vorsicht mahnen, die sagen, gebt diesem Denkmodell keinen Monopolanspruch. Es ist auch nur ein Denkmodell und nicht das einzig mögliche. Ganz generell kann man sagen, der Mensch ist ein begrenztes Wesen, seine Begrenztheit ist unaufhebbar
und auch wie viele Denkmodelle er auch immer verwenden wird, er wird immer nur Aspekte der Wirklichkeit erkennen, niemals die Wirklichkeit umfassend. Aber jetzt auf jeden Fall in der Wirkungsgeschichte, in Bildung, Ausbildung, Öffentlichkeit, hat ein Denkmodell prägende Kraft gewonnen. Und zwar so gesehen, erkennen, sehr elementar, holzschnittartig ausgedrückt, kommt in drei Schritten zustande. Der erste Schritt ist die sinnliche Wahrnehmung. Wir nehmen etwas über unsere Sinne wahr, Augen und Ohren, aber auch der Geruchssinn, der Tastsinn, der Geschmackssinn. Sie kennen vielleicht die sehr erfolgreichen Bücher, Das Parfüm oder Der Klang von Herrn Schleske.
Also das sind alles Titel, wo man merkt, die sinnliche Wahrnehmung ist enorm wichtig. Wir nehmen die Welt über die Sinne wahr. Die Sinne sind das Einfallstrohr. Und jede sinnliche Wahrnehmung ist konkret bestimmt, es wird ein Detail wahrgenommen, immer ein bestimmter Eindruck. Auch der Ausdruck Eindruck ist aufschlussreich, es drückt etwas bei mir rein, es hinterlässt einen Eindruck. Also jede Erkenntnis beginnt mit der sinnlichen Wahrnehmung. Der zweite Schritt ist, der kommt automatisch sehr schnell sofort, wir ordnen unsere Sinneseindrücke. Also wir verbinden unsere Sinneswahrnehmung mit dem, was wir bereits kennen. Also sagen wir mal, kalt oder heiß, feucht oder trocken oder Häuser zu Häusern, Tiere zu Tiere.
Also wir fügen das in eine gewisse Ordnung ein. Das ist der zweite Schritt. Der dritte Schritt ist, ich systematisiere oder ich könnte auch sagen, ich bewerte, ich nehme Stellung. Bei diesem dritten Schritt passiert Folgendes, während beim zweiten Schritt immer noch die Sinne sehr aktiv sind, weil dieses Ordnen der Sinneseindrücke ist selber noch anschaulich. Häuser kann man sehen, Tiere kann man sehen, trocken oder nass oder heiß oder kalt können wir empfinden. Also der zweite Schritt verlässt nicht die Ebene der Sinneswahrnehmung, es wird nur stärker geordnet. Aber im Übergang zum dritten Schritt setzt ein geistiger Verarbeitungsprozess ein. Ich sehe grundsätzliche Zusammenhänge, ich kann allgemeingültige Sätze formulieren, Gesetzmäßigkeiten.
Also in dem dritten Schritt geht es stärker um das Allgemeine, das Typische, das Gesetzmäßige, das Prinzipielle. Im ersten Schritt geht es um das konkrete Detail. Jetzt bei diesen drei Schritten der Erkenntnis hat die moderne Neuzeit eine Entscheidung gefällt, eine Gewichtung vorgenommen. Nämlich grundlegend, typisch für die westliche neuzeitliche Kultur und Wissenschaft ist, der dritte Schritt ist das Ziel. Wenn wir den dritten Schritt nicht erreichen, dann ist im Bildungsprozess irgendwas schief gelaufen. Man kennt ja vielleicht auch diese Redewendung vom Begreifen zum Begriff.
Der dritte Schritt ist begriffsorientiert. Und diese Allgemeingültigkeiten, diese grundsätzlichen Zusammenhänge kann man nicht mehr sehen oder riechen. Also auf Schritt drei wird die anschauliche, sinnliche Wahrnehmung verlassen. Man geht ein Stück auf Abstand, auf Distanz, sonst könnte man diesen Überblick, diese Gesamtverständnis gar nicht gewinnen. Und also nach unserem Bildungsverständnis, ich gehe mal davon aus, das steckt in jedem von euch und in mir drin, diese Brille, die wir haben, die empfinden wir normalerweise überhaupt nicht bewusst. Also ich versuche jetzt etwas ins Bewusstsein zu heben, was ständig millionenfach so abläuft. Bildung bedeutet, dass ich den dritten Schritt gründlich und meisterhaft vollziehen kann. Sonst sagt man in der Hochschule, die oder der, der kann nicht systematisch denken.
Also mir fällt bei einer Prüfung ein, da hatte, ich glaube eine Studentin, ich weiß die Einzelheit nicht mehr so genau, sie hatte als Thema Stunden-Einstiege, also Unterrichtsstunden-Eröffnungen. Wie kann man einen guten Einstieg in eine Stunde finden? Das war also ihr Thema. Und dann erzählte sie mir und der Prüfungskommission vier oder fünf oder sechs sehr gute Stunden-Einstiege, Eröffnungsphase, fünf Minuten oder so. Alle waren sehr gut. Und dann habe ich zu ihr gesagt, ja gut, ich sehe, das sind alle sehr gute, aber jetzt verlassen Sie mal die Ebene der Beispiele und bringen Sie die Sache auf den Begriff. Können Sie jetzt mal, ohne dass Sie das sechste Beispiel erzählen, mir jetzt sagen, was macht einen guten Unterrichtseinstieg aus? Können Sie das grundsätzlich formulieren?
Ich glaube, mich erinnern zu können, sie konnte es nicht. Und ich glaube, mich erinnern zu können, das sehe ich, also auch selbstkritisch, dass wir nachher gesagt haben, die kann halt nicht systematisch denken. Also wenn es so stimmt, das ist ja auch nur ein Beispiel. Oder ich verteile in einem Seminar autobiografische Notizen über faszinative Erlebnisse von Menschen. Da habe ich also ein Arbeitsblatt, da sind fünf oder sechs faszinative Erlebnisse drauf. Ein junger Amerikaner, Kunststudent, kommt nach Paris und geht in seine erste Vincenz van Gogh Ausstellung. Er hat den Namen noch nie gehört. Das war also 1920 oder so, wo der Karzoo im Kommen war. Und dann schildert er autobiografisch, ich stand in dieser Galerie und ich sah diese Bilder. Die Zeit blieb für mich stehen. Und jetzt schilderte er sehr berührend ein tiefes Erleben.
Er wurde einer der besten, berühmtesten Vincenz van Gogh Autoren. Oder ein anderes Beispiel Bergsteigen. Da schildern zwei, drei Bergsteiger die letzten Griffe im Eis und dann sind wir oben und so weiter. Ein drittes war, ein Vater zeigt einem Kind den nächtlichen Sternenhimmel und spricht über die Sternenbilder und über Gott. Und dieses junge Mädchen schreibt 50 Jahre später, sie lebt heute noch von diesem wunderschönen Erlebnis. Also so ganz verschiedene Erlebnisse und dann sage ich, setzt euch mal zu zweit oder zu dritt zusammen. Was ist das Faszinierende am Faszinierenden? Also es sind ja ganz unterschiedliche Beispiele. Aber was ist das Grundsätzliche, das Charakteristische? Das ist der Schritt drei.
Ich habe auch mit einer Pianistin gesprochen, die Konzertpianistin ist, aber gleichzeitig auch an einer Universität in Deutschland eine Doktorarbeit in Musikwissenschaft schreibt. Und dann erzählt sie mir, das ist so eine andere Welt, ob ich da gut Klavier spielen kann oder nicht, das tut bei der Doktorarbeit nichts zur Sache, es stört eher ein bisschen. Weil das ist auf einer ganz anderen wissenschaftlichen Ebene. Da würde ich auch sagen, als Konzertpianistin ist sie stark bei der Stufe eins. Das konkrete Detail, der Takt, der Klang, der Ton, aber in der Musikwissenschaft geht es um kategoriale Begrifflichkeiten. Gut, also das ist das Denkmodell. Der Unterschied nochmal zwischen Schritt zwei und drei, auf Schritt zwei sind immer noch die Sinne, Ton angebend, Leiten. Der Intellekt ist mehr rezeptiv, aber im dritten Schritt wird der Intellekt aktiv,
es setzt ein geistiger Verarbeitungsprozess ein und in unserer Kultur gilt intellektuell gesehen dieser geistige Verarbeitungsprozess als von höherer Art als nur die bloße Sinneswahrnehmung. Wenn einer da nicht wegkommt von der bloßen Sinneswahrnehmung, dann ist er immer noch ein bisschen im Stadium des Naiven. Also es gehört zu dieser Hochschätzung der dritten Stufe auch eine gewisse schnottrige Skepsis gegenüber den hohen, um nicht zu sagen primitiven, Sinneseindrücken, die ja auch täuschen können, die ja auch irgendwelchen Launen unterliegen, aber eben diese objektive Sachbezogenheit auf Stufe drei wird höher gewichtet. Das ist beim antiken Menschen ganz anders.
Der antike Mensch hat ebenfalls bei diesen drei Stufen nimmt er eine Gewichtung vor. Und zwar die erste Stufe ist die wichtigste. Die erste Stufe ist keine Vorstufe für die dritte, ist nicht nur Hohmaterial oder Ausgangsbasis. Wir erleben in der Antike vor allem in der altorientalischen Antike und in der Bibel, das ist also in der gesamten Antike so, auch in der Bibel so und die Bibel natürlich vor allem ist auch orientalisch gefärbt. Also beim altorientalischen Menschen begegnet uns eine verblüffende, für uns merkwürdige Hochschätzung der sinnlichen Wahrnehmung. Die sinnliche Wahrnehmung ist dort also das Ziel, keine Vorstufe. Man nimmt durchaus die dritte Stufe auch ernst, also sagen wir mal in der Weisheit, im Buch der Sprüche formuliert ein Weiser,
die Gottesfurcht ist der Anfang aller Weisheit. Ja, das ist eine grundsätzliche Erkenntnis auf der Stufe drei. Also die Weisen in der Antike schätzen die Stufe drei schon ganz ordentlich hoch, aber sie ist nicht das Ziel. Sondern die Stufe drei dient ihrerseits der weiteren Vertiefung der Stufe eins, dass ich dort tiefer eindringe, mehr erlebe, sensibler werde. Also die Stufe eins ist das Ziel, unabschließbar im Leben. Wir können immer noch tiefer uns in die Wirklichkeit einleben. Die Stufe eins ist um ihrer Selbstwillen wichtig. Und die Stufe drei, so wichtig sie ist, sie dient der Stufe eins.
Das ist der tiefe Unterschied zwischen dem antiken Lebensgefühl und Erkenntnisweg und dem neuzeitlichen. Überlegen wir nochmal, um was geht es bei der Stufe eins? Ich drücke das jetzt mal sehr positiv aus, nicht mit dieser schnottrigen Geringschätzung, das sind ja bloße Sinneswahrnehmung, es haben ja Tiere auch oder so, ist ja immer noch animalisch oder was man alles sagen kann. Nein, ich will es mal ganz positiv sagen. Bei der Stufe eins geht es um das konkrete Detail, aber es geht um viel mehr. Auf der Stufe eins geht es um das Besondere, das Unvergleichliche, das Einzigartige. Es geht um das Verblüffende, das Überraschende.
Es geht um das Rätselhafte. Es geht um, mit Thorsten Dietz zu sprechen, um das Geheimnis. Bei der Stufe eins begegne ich der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit stößt mir zu, sie widerfährt mir. Ja, das ist also die große Gewichtung der Antike. Beide Erkenntnismodelle haben ihr gutes Recht. Wir sollten sie nicht gegeneinander ausspielen. Also wenn einer, ich bin ja selber Hochschullehrer, also ich habe den Reichtum und den Gewinn der Stufe drei in vielen, vielen Jahren tausendfach erlebt, nämlich die Fähigkeit von der sinnlichen Wahrnehmung auch ein bisschen Abstand zu nehmen, auf Distanz zu gehen, sonst kann ich
gar nicht so sachbezogen mir eine Meinung bilden, Stellung nehmen, bewerten, mich positionieren. Das sind ja enorm wichtige Kompetenzen und Fähigkeiten. Also die Fähigkeit zu systematisieren, zu urteilen mit Sorgfalt und auf Abstand zu gehen, sachbezogen, um mich nicht von Gefühlen überschwemmen zu lassen und mich nicht von jedem konkreten Detail gefangen nehmen lassen. Nein, ich versuche einen Überblick mir zu verschaffen, ein Gesamtverständnis. Also diese Stufe drei ist ohne Zweifel, hat ihre enorme Stärke und ihren Reichtum und schön, dass wir bei dieser Stufe so gefördert werden. Allerdings hat diese Stufe auch ihre Einseitigkeiten und Absturzmöglichkeiten bis ins skurrile
und absurde. Die Hauptgefahr bei der Stufe drei ist, indem ich also jetzt systematisiere, grundsätzliche Zusammenhänge konstruiere, Stufe drei ist auch ein kreativer Akt, ein konstruktiver Akt, der Konstruktivismus vor allem betont, wir konstruieren uns unsere Welt, ja, schon okay. Also aber es kann schneller als man denkt dazu kommen, jetzt habe ich meine Position, ich habe mein System, meine Systematik und jetzt sperre ich mich gegen neue Erfahrungen. Jetzt wird das System dominant, es schottet sich ab, es immunisiert sich gegen das verblüffende, überraschende, unerwartete Fremde. Also Stufe drei ist hochgradig ideologieanfällig, wenn das System zu dominant wird, dann nehme ich nur noch das bevorzugt wahr, was meine Position und mein System bestärkt und das
andere blende ich aus. Also die Gefahr ist der Verlust der offenen Wahrnehmung. Aber bei der Stufe eins gibt es genauso Gefahren, dass ich mich von jedem Detail gefangen nehmen lasse, mich nicht mehr lösen kann, dass ich von Gefühlen überschwemmt werde und irgendwie nicht mal auf Abstand gehen kann, mal ein bisschen grundsätzlicher argumentieren. Aber für die Antike bleibt es dabei, die Stufe eins ist die Begegnung mit der Wirklichkeit und die kann man nie tief genug angehen. Soweit mal zum Denkmodell und jetzt leite ich über zur Weltbildfrage, weil das hängt sehr stark miteinander zusammen. Für den biblischen Menschen, der auch die Stufe eins als die wichtigste Stufe nimmt,
unabschließbar, im ganzen Leben kann mich da immer mehr vertiefen, immer sensibler werden, aufmerksamer werden, die Stärke bei der Stufe eins ist dieses Aufmerksamsein, das Sensibelsein. In unserer Gesellschaft sind vor allem Künstler, Musiker, Maler, ich habe vor kurzem mich mit einem Maler unterhalten über einen Tannenzapfen oder wenn Sie mal sehen, wie Albrecht Dürer einen Tannenzapfen gemalt hat, wahnsinnig, so ein Tannenzapfen, was ist denn der auf der Stufe drei, irgendwie gar nichts. Aber wenn man das mal würdigt oder eine Tonreihe bei Chopin oder bei Beethovens fünftes Klavierkonzert, so die Schlussteile vom ersten Satz, da kriege ich Gänsehaut. Also Künstler oder eben sehr gefühlsbezogene Menschen, je nach Temperament, auch in unserer
Gesellschaft gibt es viele Menschen, die eine sehr intensive Nähe zur Stufe eins haben, auch so assoziative Menschen. Ob Frauen generell eine größere Nähe zur Stufe eins haben wie Männer, lasse ich mal offen, das weiß ich nicht, da spielen auch sehr schnell irgendwelche Klischees eine Rolle. Aber in unserer neuzeitlichen offiziellen Wertschätzung der Stufe drei gibt es immer noch eine Menge individueller Unterschiede, je nach Persönlichkeitsstruktur und je nach Temperament. Jetzt, was bedeutet diese beiden Modelle im Blick auf die Frage nach dem Weltbild? Also wie gesagt, ich würde sagen weit mehr wie 90 Prozent der Gymnasial- und Hochschullehrer würden sagen, das antike Weltbild ist überholt, dieses dreistöckige mit der Käseglocke und der Scheibe und wir wissen heute ja wie es wirklich ist.
Diese These ist nicht nur arrogant, sie ist einfach Blödsinn und das möchte ich jetzt mal in allem Respekt gegenüber dieser Mehrheitsmeinung mal zur Geltung bringen. Ich werde am Schluss noch sagen, woher ich so diese Dinge habe. In der Bibel kommt das Wort Weltbild nicht vor, es kommen auch viele andere abstrakte Begriffe nicht vor. Es kommt in der ganzen Bibel, wir bleiben mal in der hebräischen Bibel im Alten Testament, gibt es keinen einzigen abstrakten Begriff. Also es gibt in der ganzen hebräischen Bibel keinen abstrakten Begriff. Es gibt nicht den Begriff Gesellschaft oder den Begriff Entwicklung oder der Begriff Geschichte, es gibt es alles nicht, es gibt auch nicht den abstrakten Begriff für Genesis 1 ab
morgen, versuche ich ja in drei Vorträgen das erste Kapitel zu interpretieren. Es gibt im hebräischen oder im altorientalischen auch nicht den abstrakten Begriff Zeit, es gibt auch nicht den Begriff Raum, es gibt auch nicht den Begriff Vegetation, weil bei all diesen abstrakten Begriffen sieht man ja nichts mehr. Die sind ja nicht geboren aus der sinnlichen Wahrnehmung. Die hebräische Bibel wie der ganze alte Orient und die ganze Antike, aber bei der Antike muss ich jetzt aufpassen, bei Platon und Aristoteles beginnen dann enorme Entwicklungen, nämlich wirklich die Entwicklung des begrifflichen Denkens mit genau präzise definierten Fachbegriffen. Das beginnt zum ersten Mal in der griechischen Philosophie und ist eine enorme kulturelle Leistung, aber wir bleiben jetzt mal im alten Orient. Also im alten Orient und jetzt bleiben wir bei der hebräischen Bibel, dem alten Testament, löst sich die Erkenntnis nirgendwo von der Anschauung und man merkt es diesen biblischen
Autoren oder Schreibern ab, dass sie bei der Stufe 3 auch eine enorme Gefahr wittern, dass die Stufe 3 einen von der Stufe 1 entfremden kann, dass da zu wenig Leben drin ist. In der hebräischen Bibel ist es ein enormer Zurückhaltung gegenüber Abstraktion und zwar ist da noch genügend Leben drin. Man könnte auch sagen, ist da noch genügend Gott drin in der Abstraktion. Also es gibt diese abstrakten Begriffe nicht, also auch nicht den Begriff Weltbild, aber es geht nicht nur um den Begriff Weltbild, es gibt auch nicht den Begriff Welt, gibt es auch nicht, es gibt auch nicht den Begriff Identität oder Person, also fast alle unsere tragenden Struktur, Kategorien und so weiter, es gibt es in der hebräischen Sprache, der
hebräischen Bibel alles nicht. Die hebräische Bibel verlässt nirgendwo die Ebene des sinnlich Wahrnehmbaren. Also nicht nur, dass es das Wort Weltbild nicht gibt, sondern auch der Sache nach gibt es im Alten Testament das nicht, was wir Weltbild nennen. Was meinen wir mit Weltbild? Wir meinen ein in sich schlüssiges, umfassendes Verständnis der gesamten Wirklichkeit, ein Gesamtverständnis, eine Theorie, eine in sich plausible, konstante, in sich schlüssige Theorie oder Gesamtverständnis der Welt. Man könnte durchaus in einer gewissen Freiheit auch sagen eine Weltanschauung. Es gibt in der hebräischen Bibel genau gesehen nicht das, was wir eine Weltanschauung nennen.
Natürlich gibt es hunderte von weltanschaulichen Elementen in der Bibel, aber die Bibel vertritt keine einheitliche, in sich stimmige, allgemein anerkannte Weltanschauung. Es gibt im Alten Testament keine in sich schlüssige Theorie oder Vorstellung von der Entstehung oder dem Aufbau der Welt. Gibt es im Alten Testament nicht. Warum nicht? Weil es der hebräischen Bibel nicht um die Vorstellungen der Menschen geht, die wir ja brauchen, wenn wir ein Weltbild entwickeln. Das ist ja in unserer Vorstellung oder eine Weltanschauung. Es geht im Alten Testament nicht um Vorstellungen, das lesen wir rein, weil wir das gewöhnt sind, sondern es geht dem Alten Testament um die sinnliche Wahrnehmung und nicht um die Vorstellung.
Sinnliche Wahrnehmung gibt es natürlich auch nicht pur, das gibt es nicht. Auch bei dem ersten Schritt fließen immer schon viele Einflüsse mit ein, kulturelle, geschichtliche, biografische. Ich nehme wahr, als Mann in einem gewissen Alter, mit einem gewissen gesellschaftlichen Hintergrund, in glücklichem oder traurigem Zustand, mit dem oder jenem Temperament. Also eine sinnliche Wahrnehmung pur, das gibt es natürlich gar nicht. Aber trotzdem, obwohl das auch immer schon gefärbt ist, ist diese sinnliche Wahrnehmung das Einfallstor der Wirklichkeit und vieles empfinden ja auch alle Menschen gleich. Es gibt keinen Menschen, der Wasser als trocken empfindet. Also es bleiben immer noch sehr viele Überzeugungen, die allgemein vertreten werden, trotz aller Prägung. Also es gibt in der Bibel auch der Sache nach keine Weltanschauung, auch in Genesis
1 zum Beispiel, ja einem besonders berühmten Kapitel, dem ersten Kapitel der Bibel, dem ich mich ab morgen zuwende. Genesis 1 ist nicht fest, verzerrt, verstrickt mit einer bestimmten Weltanschauung oder mit einem bestimmten Weltbild. Man kann Genesis 1 mit ganz verschiedenen Dingen verbinden. Auf dieser Ebene ist Genesis 1 erstaunlich offen und das ganze Alte Testament. Also ich will das noch ein bisschen ausführen. Israel hat ja eine Art Brückenstellung zwischen Mesopotamien und Ägypten. Mesopotamien, das ist das Gebiet von Euphrat und Tigris, heutiger Irak und das war kulturell sehr hochstehend in frühen Zeiten die Sumerer, später die Babylonier und Assyrer, das sind
die hohen Kulturvölker in Mesopotamien und Ägypten, Pharao, die Pyramiden und Hieroglyphen, das waren die beiden führenden Kulturgebiete und Israel genau in der Mitte. Und dann gibt es noch einen anderen Kulturraum, der selber zwischen Mesopotamien und Ägypten war, das ist der Syro-Kanaanäische Kulturraum. Der hatte auch so ein bisschen eine Brückenfunktion zu diesen zwei großen Kulturzentren. Man kann im Alten Testament mit Sicherheit erkennen, dass Israel zu Ägypten und Mesopotamien viele politische, wirtschaftliche und religiöse Kontakte hatte, auch zum Syro-Kanaanäischen Raum. Und man kann sehen, dass die Schreiber des Alten Testaments, die kosmogonieren, erkläre ich gleich, wie sie in Mesopotamien und Ägypten im Umlauf waren, also so Weltentstehungserzählungen,
dass die bekannt waren. Es gibt in Israel eine Bildungsschicht führender Priester und Weisheitslehrer, die also die anderen Kulturerzeugnisse gut kannten. Und man sieht, Israel greift manches auf, weltanschaulich, weltbildhaft, das sie in Mesopotamien irgendwo erlebt und vielleicht gelesen haben oder in Ägypten. Es gibt solche Anklänge und man merkt, da setzt ein eigenartiger Prozess ein, manche die zum Jahwe-Glauben, zum Monotheismus, den nur die Juden hatten, das erste Volk mit Monotheismus, was sie da adaptieren konnten, einfügen konnten in diesen Jahwe-Glauben, haben sie eingefügt und was sie damit nicht verbinden konnten, haben sie abgelehnt. Man kann aber in diesem Annahme- und Ablehnungsprozess sehr oft nicht mehr erkennen, ist es jetzt
wirklich eine sachliche Zustimmung zu diesen weltanschaulichen Elementen in Mesopotamien und Ägypten oder ist es mehr poetisch einfach gemeint, metaphorisch. Das lässt sich in vielen, in den Mehrzahl der Dinge nicht mehr sagen. Man kann auch nicht erkennen, von den alten Schichten des Alttestaments bis zu den jüngsten Schichten hat da sich eine Entwicklung ergeben. Nein, das können wir gar nicht mehr so rekonstruieren. Aber deutlich wird, dass im Alten Testament selber keine einheitliche Weltanschauung, Weltbild, Gesamttheorie über Welt entwickelt wird. Ich sage mal ein paar Beispiele. Es gibt im Alten Testament mehrere Stellen, da merkt man, sie sehen das Blau im Himmel als ein Himmelsozean an und in diesem Himmelsozean, da gibt es Schleusen, so Luken und wenn die geöffnet werden, bei der Sintflut oder auch sonst bei starkem Regen, dann kommt das Wasser
vom Himmelsozean auf die Erde. Da gibt es fünf oder zehn oder 15 Stellen, die das einfach übernehmen. Diese weltanschauliche Vorgabe, es gibt einen Himmelsozean, weil wenn man das fest einbaut in eine Theorie, dann betritt man das Gebiet des Weltbildes und der Weltanschauung. Es gibt aber eher deutlich mehr Stellen, die diese Vorstellung überhaupt nicht haben, sondern schlicht davon ausgehen, was ja auch der Erfahrung entspricht, dieser mit der Natur verbundenen Völker, der Regen kommt aus den Wolken und nicht aus dem Himmelsozean. Oder nehmen wir mal ein anderes Beispiel, die Himmelswölbung. Das Alte Testament entwickelt überhaupt gar keinen Ehrgeiz, wie hoch ist denn die Himmelswölbung, das interessiert das Alte Testament nicht, es begnügt sich mit der Erfahrung unerreichbar hoch.
Gut, also oder noch ein anderes Beispiel, in der Antike gibt es eigentlich drei große Bereiche, nämlich den Himmel, die Erde und die Unterwelt. Wenn man das so in drei Stockwerken entwickelt, damit betritt man das Gebiet des Weltbildes und der Weltanschauung. Die Welt hat drei Stockwerke, Himmel, Erde und Unterwelt. Ja, es gibt im Alten Testament sowas ähnliches wie eine Unterwelt, wird genannt Sheol, das Totenreich, aber jetzt ist interessant, das Alte Testament hat gar keinen Ehrgeiz, das Gebiet zu lokalisieren und der Begriff Stockwerke passt da überhaupt nicht. Und interessant ist auch, dass in allen Schöpfungstexten des Alten Testaments die Sheol gar nie vorkommt. Das ist ja eine, weltanschaulich gesehen in der Antike, eine der drei großen Dimensionen.
Also mit dem Tod betritt man dann das Totenreich, nach Erzählungen des Alten Testaments, legt sich dort zu den Vätern, aber lokal, wo das irgendwie ist, wird nicht weiter systematisiert, es wird keine Gesamterklärungsmodell der Welt geliefert, wird es nicht. Um was geht es dann, wenn es dem Alten Testament nur um die sinnliche Wahrnehmung geht? Das ist jetzt der springende Punkt. Die weltanschaulichen Elemente der Antike in den Mythologien, diese ganze Götterwelt und eben Himmelsozean und Säulen der Erde und sonst was, gibt es ein paar Stellen poetisch, aber es gibt darüber keine Gesamttheorie, andere Psalmen sagen es wieder anders. Also auf dem Gebiet ist die Bibel sehr flexibel, sehr offen und lässt auch sehr vieles offen.
Das werden Sie in Genesis 1 auch sehen, der Text lässt erstaunlich viel offen, ganz bewusst. Das was antike Weltanschauung betrifft, sagen wir mal Baal erzeugt den Regen, also diese ganze Götterwelt, ja das können wir heute nicht mehr anknüpfen, aber der Bibel geht es nicht um das Weltbild, sondern um die sinnliche Wahrnehmung und diese sinnliche Wahrnehmung wird sehr hoch geschätzt. In ihr fallen die Gotteserfahrungen, die wichtigsten Erfahrungen für das Leben in der Gesellschaft, in der Familie, es geht um die sinnliche Wahrnehmung. Nehmen wir mal den gewölbten Himmel über uns, für die Antike hatte die Welt ein Baldachin,
wunderschönes Zeltdach und darunter fand alles seine Ordnung, seinen Sinn, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen und alles was die Menschen erzeugt haben und so war durch diesen himmlischen Baldachin sozusagen eine Heimat, eine Geborgenheit möglich. Diese Erfahrung ist aber überhaupt nicht überholt und sie kann nie überholt werden, man darf sie nur nicht naturwissenschaftlich verstehen, dann wird sie Unsinn, aber lassen wir doch nicht unsere eigenen Sinne so unwürdig, dass wir unsere eigenen Sinne unterschätzen, die ja der Schöpfer uns so eingerichtet hat. Also für unsere Augen, die der Schöpfer uns sehr bewusst so eingerichtet hat, sehen wir naturwissenschaftlich gesehen Jahrmillionen, Lichtjahre, Lehre, wenn wir die sehen könnten,
wären wir sofort mausetot, denn der Mensch kann die unendliche Lehre und Gestaltlosigkeit nicht ertragen, wir sind lokale Wesen, wir brauchen einen Ort, einen Schutz, eine Höhle. Ja und dass der Schöpfer unsere Augen so eingerichtet hat, dass wir den Himmel als einen wunderschönen Baldachin sehen, ein Zeltdach, ein Firmament, ja was ist denn da überholt, gar nichts und ich darf auch sagen, alle Atheisten, alle Agnostiker und auch alle promovierten Naturwissenschaftler, alle, leben jeden Tag ihres Lebens von dieser sinnlichen Wahrnehmung, denn von Kindheit, Jugend und bis zu unserem Tod tut es uns gut im Unbewussten und im Bewussten, dass wir so ein schönes Zeltdach über uns haben.
Davon lebt auch der, der dieses Zeltdach glaubt lächerlich machen zu müssen, lebt er jede Minute seines Lebens. Also soweit es um die sinnliche Wahrnehmung geht, ist in der Bibel und im alten Orient, aber jetzt bleibe ich mal bei der Bibel, gar nichts überholt und Naturwissenschaft kann niemals an die Stelle der sinnlichen Wahrnehmung treten, niemals. Es ist also nicht so, dass wir heute ein naturwissenschaftliches Weltbild haben und das hat das antike Weltbild abgelöst. Diese Parole ist vollkommen falsch. Schon der Begriff antikes Weltbild oder biblisches Weltbild ist schon ein Missverständnis. Es erweckt nämlich den Eindruck, das wäre etwas, was nur in der Antike gilt. Dieses Adjektiv suggeriert ja die Meinung, dieses Weltbild
ist nur für eine gewisse Zeit mal vielleicht ein bisschen berechtigt gewesen, aber dann ist erledigt. Nein, die sinnliche Wahrnehmung im Weltbild und um die geht es, die ist überhaupt nie überholt. Also wir müssen es so formulieren, die Bibel hat in ihren Schöpfungstexten, aber auch in sehr vielen anderen Texten, gibt sie der sinnlichen Wahrnehmung den Vorrang. Sie verlässt nirgendwo die sinnliche Wahrnehmung. Jetzt werden Sie in Genesis 1 merken, jedes Wort, jedes Substantiv in Genesis 1, jedes ist mit der sinnlichen Wahrnehmung verbunden, das wird nie verlassen. Dieses Weltbild ist auch nie überholt, es ist heute noch das Gleiche und wird in 500 oder 1000 Jahren, falls es da die Erde gibt, es wird immer die sinnliche
Wahrnehmung sein. In der Bibel und im alten Orient weiß man schon, dass die sinnliche Wahrnehmung begrenzt ist, wir sind ja begrenzte Wesen, aber das stört die gar nicht. Und es kann auch mal täuschen, ja, das ändert alles nichts dran, bloß der Begriff, sagen wir mal, optische Täuschung ist in sich selber auch irgendwie kokulores. Nehmen wir mal an, wir sehen ja die Sterne alle am Himmelszelt, obwohl die ja sehr unterschiedlich weit weg sind, das ist aber trotzdem keine optische Täuschung, sondern unsere Sinne nehmen sie so wahr. Was heißt da optische Täuschung? Nein, das ist die Sinneswahrnehmung, da ist überhaupt keine Täuschung drin, die ist natürlich nicht identisch mit der naturwissenschaftlichen, das ist ja eh klar. Oder so andere, die sehen die Strecken parallel aus, aber sie sind es gar nicht und so, diese optischen Täuschungen, da wird immer indirekt ein bisschen lächerlich gesagt, unsere Sinne, die sind grob, die sind primitiv, auf die kann man sich nicht richtig
verlassen. In der Tat, es ist schon so, dass die Instrumente, ich meine jetzt Mikroskop und Teleskop, also nicht Musikinstrumente, sondern Messinstrumente, dass durch die Instrumentenwahrnehmung, die ist natürlich unserer Sinneswahrnehmung selbstverständlich weit überlegen, ganz klar. Schön, dass wir heute ein Weltbild der Instrumente haben, das ist schön, das gibt es in der Antike überhaupt nicht und das ist natürlich Wahrheit, es ist aber die Wahrnehmung der Instrumente. Ein Instrument, mit Hilfe mehrerer Instrumenten kann man berechnen, der Umfang der Erde, ich weiß nicht genau, so 41.000 Kilometer, aber das ist keine sinnliche Anschauung, kannst du dir eine Kugel, ich meine jetzt nicht der Globus, das ist ja keine sinnliche Anschauung, sondern kannst du dir die Größe der Erde sinnlich vorstellen, also eine Kugel
mit 40.000 Kilometern, nein, kannst du nicht, also die Daten der Messinstrumente gehen weit über unsere sinnliche Wahrnehmung hinaus, selbstverständlich, das stimmt und dem verdanken wir dann auch viel neue Horizonte, aber ich möchte noch was betonen, die sinnliche Wahrnehmung geht auch weit über alle Messdaten hinaus, die sinnliche Wahrnehmung ist der Instrumentenwahrnehmung an einem entscheidenden Punkt weit überlegen, nämlich alle sinnliche Wahrnehmung ist verbunden mit unserer Psyche, mit unserem Gefühlsleben, alle Sinneswahrnehmung hinterlässt sofort in uns eine Innenwahrnehmung, Qualitätserlebnis, ich werde das gleich noch ein bisschen ausführen und aus dieser Wahrnehmung entstehen Metaphern und Symbole, wir leben nicht nur in einem
physikalischen Universum, das leben wir auch, wir leben auch in einem Universum der Metaphern und Symbole und davon lebt unsere Sprache, die Kunst und die Religion. Also nur durch die Sinnes Eindrücke können wir innerlich etwas wahrnehmen, auch der Ausdruck wahrnehmen ist schon eine Metapher, nämlich wahrnehmen, es geht bei jeder sinnlichen Wahrnehmung um Wahrheit und Sinn, jede sinnliche Wahrnehmung ist per se sinnvoll, es gibt keine sinnlose sinnliche Wahrnehmung, das gibt es nicht und jede sinnliche Wahrnehmung, alles Sinnliche kann zum Gleichnis werden, zur Metapher werden, also die Stärke der Stufe 3 sind die Begriffe, klar genau definierte Fachbegriffe, die Stärke der sinnlichen Wahrnehmung sind die Symbole
und die Metaphern und Messdaten können uns keine Symbole liefern und keine Metaphern, das ist ein Koordinatensystem mit xy, nehmen wir mal die Raumerfahrung, also wir Menschen haben eine Raumerfahrung oben, unten, vorne, hinten, links und rechts und wir erleben oben in unserer Seele, in unserer Psyche anders wie unten, naturwissenschaftlich hat das alles gar keinen Sinn, das sind halt Koordinaten, was heißt da oben und unten, also es ist eine ganz andere Ebene, wir erleben oben anders als unten, mit oben ist in unserer Psyche verbunden hell und weit in aller Regel und unten ist irgendwie verbunden mit eng und
dunkel, deswegen kann der Himmel nur oben sein und die Hölle nur unten und vorne etwas, was vor mir liegt erlebe ich in der Raumerfahrung ganz anders wie etwas, was hinter mir liegt, ich habe die Krise hinter mir, sagen wir, er arbeitet sich voran, er arbeitet sich empor, er steht auf dem Höhepunkt seines Lebens, aber die Weisheit ist tief, das sind alles Tiefs, das können Sie durch Messdaten, würden Sie das nie gewinnen, denn in unserer sinnlichen Wahrnehmung sehen wir nicht nur hoch und tief, sondern mit hoch und tief entdecken wir auch das Hohe und das Tiefe, er hat eine hohe Verantwortung und so ist mit unserer sinnlichen
Wahrnehmung die Welt der Metaphern und unsere ganze Sprache besteht ja fast überall aus begreifen oder orientieren, da steckt das Wort Orient drin, orientieren heißt orientier dich mal am Orient, aber das hören wir schon gar nicht mehr, die meisten unserer Begriffe Metaphern sind gewonnen aus der sinnlichen Wahrnehmung, also die Instrumenten Wahrnehmung ist selbstverständlich unserer Sinnes Wahrnehmung weit überlegen, aber ihr Lieben, unsere Sinnes Wahrnehmung ist allen Instrumenten Wahrnehmung weit überlegen, weil wir können qualitativ eine Raumerfahrung machen, jeder Raum hat eine Atmosphäre, eine Stimmung, je nachdem ein Raum, die Räume können bei bestimmten Menschen festlich wirken oder gemütlich oder bedrohlich, das können
Sie naturwissenschaftlich nicht erfassen. Wenn wir die beiden sagen wir mal Weltbilder, wobei wie gesagt bei der sinnlichen Wahrnehmung müssen wir aufpassen, wir müssen unterscheiden zwischen überholten antiken Weltbildern, die sind alle überholt und der sinnlichen Wahrnehmung, die da der Mutterboden ist, die ist kein bisschen überholt. Wir haben also heute, wenn man so sagen will, zwei Weltbilder, die beide stimmen, wir haben das Weltbild der Instrumente und das ist über die Naturwissenschaft, über Technik und Industrie sehr erfolgreich, gar keine Frage, bin froh, ohne diese Wissenschaft könnten wir nicht mal den Verkehr in Stuttgart leiten, wir haben Kunstdünger, wir haben Impfungen, wir haben Medizin, also sind alles auch sehr positive Dinge, aber unsere Instrumenten Wahrnehmung hat auch sehr viel zerstört, Ozone-Loch, Regenwälder, die Eispole, Klima, so viel kaputt gemacht, wie viel Tiersorten sterben täglich
unwiderbringlich auf, aus wie viel Pflanzensorten, die mythischen Völker haben in 10.000 Jahren nicht so viel kaputt gemacht, wie die hochgebildete westliche Zivilisation, da wäre ich doch ein bisschen bescheidener. Da bin ich schon froh, dass dieses Weltbild, das ja auch wem nützt es, wer verdient daran, weil man muss einem Naturwissenschaftler sagen, ja dein Labor und deine Experimente sind schon genau methodisch exakt, aber weißt du, der Entdeckungszusammenhang der Naturwissenschaft, wo fließen die Gelder für die Forschung und der Verwertungszusammenhang der Naturwissenschaft, die sind nicht logisch, die unterliegen politischen und gesellschaftlichen Interessen, unsere Naturwissenschaft wird überwiegend für Wirtschaft und Industrie und Technik verwertbar gemacht, sie treten an die Natur heran mit Labormethoden, es gibt
in der Antike kein Labor, es gibt in der Antike keine Experimente, denn der Antike und der biblische Mensch treten nicht an die Natur heran mit der Frage, wie funktioniert denn das und wie können wir das ausnutzen, verwerten für Gewinnmaximierung, nein, so treten sie nicht heran, der Antike Mensch und der biblische Mensch tritt an die Schöpfung, an die Natur und ihre Zusammenhänge als Empfangender heran, staunend, dankbar, er will sich in ihr Beheimaten nicht verwerten. Also ich fasse mal so zusammen, es gibt zwei Ebenen der Wahrnehmung, die dürfen wir nicht gegeneinander ausspielen und es ist nicht die eine besser wie die andere und schon gar nicht ist die eine die einzig richtige und die andere ist
längst überholt, weil die alten Völker halt so dumm waren, diese Arroganz vieler heutiger Neuzeiter, das ist einfach, sie wissen gar nicht um was es geht und es gibt die Wahrnehmung unserer Sinne, die der Schöpfer uns so eingerichtet hat und in dieser Wahrnehmung sind wir ganzheitlich erfasst, gefühlsmäßig erfasst, in einem Labor, in einem Experiment muss ich meine Gefühle abschalten. Ich weiß von einem Zoologen, der immer wieder Hunde seziert hat, in irgendeiner Forschungsreihe und erzählt, es kam mal ein Hund bei mir auf den Tisch, der sah haargenau aus wie mein eigener Hund, den ich so sehr liebe und ich konnte diesen Hund nicht sezieren, weil ich konnte meine Gefühle nicht mehr ausschalten. Also bei einem präzisen Experiment
und beim Labor stören eher die Gefühle, man muss ja das Experiment bei genau gleichen Bedingungen überall auf der Erde wiederholen können. Also unsere sinnliche Wahrnehmung, ihr Lieben, wird niemals überholt sein und sie ist gegenüber der Instrumentenwahrnehmung die grundlegendere, denn sie lebt uns ein in das Universum der Symbole und Metaphern, der Deutungen. Jede Sinnerfahrung ist offen für tiefere Deutung. Die Sinnerfahrung dürfen wir in der westlichen Bildung und Universität nicht länger so schnottrig, ironisch abwerten. Wir leben ja von ihr, wir leben jeden Tag von diesem Baldachin, auch im 21. Jahrhundert.
Also es gibt kein biblisches Weltbild und die sinnliche Wahrnehmung, die in den Schöpfungstexten der Bibel überall zugrunde liegt, ist in keiner Weise wiederholt, überholt. Das sind uns antike Völker oft sehr voraus, Indianer und so weiter, da sind wir oft Analphabeten. Hochgebildete Naturwissenschaftler müssen wieder in Meditationskurse gehen, damit sie ihrer sinnlichen Wahrnehmung die Bedeutung geben, die sie hat. Ein biblisches Weltbild gibt es nicht, die sinnliche Wahrnehmung ist niemals überholt, aber danke, dass wir außerdem auch eine Instrumenten-Wahrnehmung haben. Beides hat sein gutes Recht, widerspricht sich nicht und Überlegenheitsgefühle gegenüber
der sinnlichen Wahrnehmung sind völlig fehl am Platze.
Gibt es ein biblisches Weltbild? | 8.2.2
In der Mitte ist die Erde, darüber der Himmel, darunter die Hölle – so sah Jahrhunderte lang das Weltbild in christlichen Ländern aus. Heute wissen wir: Die Erde ist eine Kugel irgendwo in der Unendlichkeit. Es ist das naturwissenschaftliche Weltbild, das frühere Weltbilder überholt hat. Hat es nicht, sagt Theologe Siegfried Zimmer. Und erklärt, warum das Weltbild unserer Vorfahren und naturwissenschaftliche Erklärungen sich nicht ausschließen. Worum es bei dem Weltbild, das in der Bibel berichtet wird, wirklich geht. Und wieso mal wieder alles nicht so ist, wie es scheint. Denn auch wenn wir den Naturwissenschaften viel zu verdanken haben, auch wenn naturwissenschaftliche Erkenntnisse uns das Leben erleichtern und Leben retten. Der Fortschritt zerstört auch – Tierarten, Ökosysteme und unsere Fähigkeit zu Fühlen.