Es geht um die Apokalypse. Wir schauen, dass Jahr 1327 in der altehrwürdigen, norditalienischen Benektinerabtei geschehen merkwürdige Dinge. Mehrere Mordfälle. Die Mönche haben Angst und Alidarnus, der alte Mönch, der vermutet Schlimmes, weil er all diese Morde mit den Posaunengerichten aus der Apokalypse in Verbindung bringt. Und er ist sich sicher,
die Apokalypse liefert den Schlüssel für alles. Vielleicht haben Sie schon erahnt, aus welchem Kontext das ist, dieser berühmte Roman, Name der Rose. Aber ich denke, das Grundmotiv beschäftigt wahrscheinlich sehr viele und einige sind sicherlich auch heute davon überzeugt, dass letztlich die Apokalypse der Schlüssel für alles ist. Ein anderer formulierte das mal so. Nehmen wir zum Beispiel unser Buch der Offenbaren, von dem wir sehen werden, dass es, statt das Dunkletzte und Geheimnisvollste zu sein, das einfachste und klarste Buch des ganzen Neuen Testamentes ist. Wer hat das wohl gesagt? Sie werden es nicht glauben, Friedrich Engels, der sich mit der Apokalypse beschäftigt hat. Also es gab Menschen, die durchaus davon
überzeugt waren, dass die Apokalypse klar und verständlich ist. Und dann gibt es die anderen, George Bernhard Schaum, der sagte, ein kurioser Bericht von den Visionen eines Drogenabhängigen, der absurderweise unter dem Titel der Offenbarung in den Kanon aufgenommen wurde. Und einer, den wir kennen, Martin Luther, in seiner Vorrede zur Apokalypse, zur Offenbarung des Johannes von 1522, sagte, ich sage, was ich fühle, mir mangelt an diesem Buch nicht einerlei, dass ich es weder für apostolisch noch für prophetisch halte. Endlich hat davon jedermann, was ihm sein Geist gibt, mein Geist kann sich in dieses Buch nicht schicken. Und ist mir die Ursache genug, dass ich sein nicht
hochachte, dass Christus drin weder gelehrt noch erkannt wird. Das ist ein krasses Urteil von Martin Luther. Es gibt also sehr unterschiedliche Vorstellungen von dieser Apokalypse und gerade die Wirkungsgeschichte zur Apokalypse ist beeindruckend. Wohl kaum ein Buch des Neuen Testamentes hat so eine breite Wirkung ausgelöst wie die Apokalypse. Ob es jetzt in den Manuskripten die Bildmalereien sind und die Ikonographien, wir kennen das, die Holzschnitte zum Beispiel von Albrecht Dürrer, die durchaus ein bisschen auch Angst machen. Vor allem diese vier apokalyptischen Reiter sind sehr bekannt, wie auch bei Martin Luther übrigens. Obwohl er so distanziert ist
von der Apokalypse, hat er trotzdem gerade dann in seiner Ausgabe, der ersten Ausgabe der September Bibel, hat er die Apokalypse bebildert. Er hat von Granach diese Bildserie aufgenommen und dann später sogar kommentiert. In dieser Ausgabe wird schon etwas klar, was für die raffinatorische Tradition der Auslegung lange Zeit prägend war, nämlich eine antikatholische Auslegung. Da wird also im Zusammenhang mit Offenbarung 13 und 17 der Papst abgebildet als der Antichrist, also die Hude Babylon mit eben dem päpstlichen Tiara. Und das ist also ganz klar, dass es also um den Antichrist gehen soll. Es gibt verschiedenste Bewegungen und immer wenn irgendwann eine Krise stattfindet, kommt sofort, es ist apokalyptisch. Ob es Naturkatastrophen sind, Tschernobyl, Kriege.
Ich weiß noch zur Zeit, als der Irak-Krieg ausgebrochen ist, da gab es gleich so die ersten Bücher, ist das Hamageddon. Weil zufälligerweise auch in genau dem Ort nämlich Babylon, zu der Mesopotamien, in diesem Ort, Irak, da der Krieg ausgebrochen ist. Und heißt es nicht, dass da am Ende irgendwo am Euphrat so ein großer Showdown passieren wird? Also das schwingt ständig mit und das ist ja so ein Grund, warum gegenwärtig mit dem Begriff Apokalypse, Apokalyptik, meistens etwas eher negatives verbunden wird. Leider auch eben das Buch der Apokalypse. Und dann wären meistens immer nur gern genau diese Passagen herausgenommen, um jetzt irgendein Ereignis zu illustrieren und
zu sagen, das ereignet sich jetzt gerade vor unseren Augen. Es gibt eine Weltuntergangsuhr, ich weiß nicht, ob Sie das davon schon mal gehört haben, oder eine Atomkriegsuhr genannt, Doomsday Clock. Die ist aus der Zeitschrift Ballotin of the Atomic Scientists, das ist ein Berichtsblatt der Atomwissenschaftler und sie analysieren das Risiko einer globalen Katastrophe, vor allem eines Atomkrieges. Und da wird so eine Uhr abgebildet und dann wird immer so justiert, wie nah vor dem Schlag 12 Uhr sind wir. 1947 wurde das quasi ins Leben gerufen, da stand es sieben
Minuten vor 12. Und manchmal, wenn es dann wieder etwas friedlicher wird, ging die Uhr ein bisschen weiter zurück, manchmal auch sogar auf 10 vor 12. Aber seit dem 25. Januar 2018 steht es, zwei Minuten vor 12. Wir sind also zwei Minuten vor 12 vor der Apokalypse. So durchaus eine Perspektive und aus in gewissen Kreisen, die eine ausgeprägte Naherwartung pflegen, ist das auch dementsprechend das Bild. Wir leben in der Endzeit, die Apokalypse belegt, dass wir in der Endzeit leben und es ist tatsächlich zwei Minuten vor 12. Die offizielle Kirche hat sich in der Regel eher
distanziert gezeigt gegenüber der Apokalypse und es blieb eher bei freikirchlichen Kontexten oder kleineren Gruppierungen, libysistischen Gruppierungen, die sich dann umso intensiver mit der Apokalypse beschäftigt haben. Hier ist ein Phänomen zu beobachten, das gerade, weil eben im theologischen Kontext, akademischen Kontext, aber auch im kirchlichen Kontext, man eher die Apokalypse gemieden hat, es im Grunde so ein Vakuum gegeben hat, in dem dann andere umso mehr hineintreten konnten, um dann die verschiedensten Deutungen zu präsentieren. Zum Glück hat sich das etwas geändert, weil auch die Forschung nun die Apokalypse für sich entdeckt hat. Es gibt also gegenwärtig zahllose Publikationen, Forschungsbereiche und Analysen aus den verschiedensten
Perspektiven zur Apokalypse, die selbst ein Spezialist noch kaum noch überschauen kann. Das ist aber auch schön zu sehen, wie da auch die Forschung vorangeht und dieses Buch, was sie lange Zeit eher vernachlässigt hat, nun dann doch für sich wiedererkennt. Ich selbst habe eigentlich angefangen zu studieren wegen der Apokalypse. Als ich Zivilien gemacht habe, weil ich habe irgendwann so einen Vortrag gehört und in diesem Vortrag kam irgendwie zum Ausdruck, ja es gibt noch so vieles, was wir noch nicht wissen, nicht so viele neue Perspektiven. Und ich dachte erst, es ist da schon alles irgendwie auch geklärt, nicht? Also irgendwie gibt es doch schon Deutungen. Ich weiß noch, wo ich am Anfang als kleiner Junge da schon interessiert war wegen der Apokalypse
und dann habe ich meinen Vater so gefragt, Papa, was ist jetzt eigentlich mit Hamageddon? Wann passiert denn das? Mein Vater hat mich ein bisschen so rumgedruckst, aber ja, also es ist auf jeden Fall irgendwas mit den Russen und den Chinesen. Und die werden dann irgendwann kommen, irgendwo in Palästina und dann gibt es da was ganz Großes, so einen großen Krieg. Und seitdem habe ich dann immer so ein bisschen auch in die Zeitung geschaut und immer, wenn ich dann was gelesen habe von den Russen oder Chinesen, da wird schon was aufgekauft haben. Da war schon wieder so ein bisschen für mich das Signal. Und dann habe ich zu meiner Zeit als Zivildienstmensch dort angefangen, ein bisschen so für mich hobbymäßig die Apokalypse so zu studieren. Dann habe ich immer so meine Arbeit schon erledigt, bin dann still nach Hause und dann habe ich angefangen zu forschen. Das hat mich so beeindruckt und so fasziniert, dass ich unbedingt dann darüber mehr wissen wollte. Und
eigentlich habe ich das Studium nur begonnen, weil ich jetzt die Apokalypse richtig intensiv analysieren wollte. Und ich hatte ohnehin schon ein paar Ideen gehabt und die wollte ich den Dozenten dann vermitteln, was die dazu denken und sagen und so. Ja, so ich habe einem Geistlichen einen Brief schreiben wollen über meine Ideen zur Apokalypse. Dann habe ich halt geschrieben und am Ende wurden es irgendwie handgeschrieben 500 Seiten, die ich da einfach immer wieder notiert habe und die wollte ich ihm dann irgendwann vermitteln. Und weil es natürlich handgeschrieben war, habe ich gedacht, okay, es geht ja nicht. Und dann habe ich halt Schreibmaschine gelernt, 10-Finger-System, nur um diesen Brief zu schreiben. Ja, ist bei mir immer noch in der Schublade, ich habe es nicht verschickt. Aber ein paar Grundideen sind dann eingeflossen später in meine Doktorarbeit. Die Apokalypse kann schon sehr faszinierend sein und sie kann auch am Ende auch ein Leben verändern, prägen.
Ich möchte in vier Bereichen das Ganze angehen. Das erste Mal wiederum einige Einleitungsfragen. Also wie entstand die Apokalypse, was sind so die Hintergründe. Das Zweite einen groben Überblick. Sie können sich vorstellen, dass das echt schon eine Herausforderung ist. Es gibt gegenwärtig keine akzeptierte Struktur zur Apokalypse. Jeder Kommentator findet seine eigene Struktur. Insofern ist es relativ schwierig, da seinen eigenen Weg zu finden. Ich werde es versuchen. Dann werde ich einiges zu den theologischen Schwerpunkten vermitteln in drei Perspektiven und schließlich wiederum die Bedeutung der Apokalypse auch für die gegenwärtige Zeit und den Herausforderungen. Also einige Einleitungsfragen und da beginne ich diesmal mit Auslegungsmethoden, weil ich denke, es ist mal gut, wenn wir uns mal so vergegenwärtigen, was es dafür so Auslegungsklassen gibt, in dem man auch gegenwärtig durchaus die verschiedensten Auslegungen einordnen kann. Da gibt es also zunächst mal die sogenannte überzeitliche
Auslegung, Idealismus. Das heißt, das ist eine Auslegung, die davon ausgeht, alles ist ein bisschen so symbolisch, man muss es allegorisch verstehen, nichts Konkretes. Eigentlich geht es um den Kampf zwischen Gut und Böse. Es bleibt relativ allgemein gehalten. Tut niemandem weh, aber man kann es immer wieder anwenden. Das ist eine Auslegung, die seit Tykonius und Augustin im vierten Jahrhundert ins Leben gerufen worden ist, ein Stück weit als Entschärfung und Abwehr des Chiliasmus, also die Erwartung eines tausendjährigen Reiches, eines realen tausendjährigen Reiches und als Abwehr dagegen, gegen diese sehr konkrete Form der Auslegung, die auch ein bisschen mit so einer Naherwartung verbunden ist. Dagegen hat sich jetzt dann eben diese andere Auslegung einer überzeitlichen Vorstellung etabliert. Die zweite lange Zeit prägende Auslegung ist dann die welt- oder kirchengeschichtliche Auslegung. Und die wird heute durchaus vertreten, auch wenn das
zum Teil in Ihren Ohren vielleicht etwas kurios klingen mag. Die kirchengeschichtliche Auslegung geht davon aus, dass die gesamte Apokalypse Epochen der Kirchengeschichte widerspiegelt. Zum Beispiel bei den Siebensend-Schreiben oder auch bei den Posaunen und den Siegeln, diese Siebenerreihen wehren im Grunde jeweils Epochen aus der Kirchengeschichte. Angefangen vor der Urchristenheit, zum Beispiel also bei den sieben Gemeinden. Die erste Gemeinde, die da genannt wird, Ephesus, meint also die Urgemeinde bis ungefähr 100 nach Christus. Dann Smyrna, die Zeit von 200 bis meint wegen 300 nach Christus und so weiter. Tyratira wäre dann irgendwann im Mittelalter. Und dann mit Philadelphia und Laudicea sind wir dann in der Gegenwart angelangt. Und man kann es doch schön auch anwenden, das passt doch auch. Laudicea, die letzte Gemeinde,
die laue Gemeinde, sind wir nicht alle lau? Wir sind doch alle so, dass wir da uns wiederfinden können in Laudicea. Ist es nicht die Gemeinde der Gegenwart? Also das ist so das Grundmodell, dass man also immer wieder so das Ganze periodisiert und einteilt mit der Kirchengeschichte in Verbindung bringt. Martin Luther hat das vertreten. Die großen Informatoren Zwingli, Calvin und in einigen Teilen der Freikirchen ist das heute auch noch üblich, vor allem bei den Posaunen und den Siegeln das so einzuteilen. Es ist nur immer interessant, wie ist das immer so verschiebt. Also wenn ein Ausleger im 19. Jahrhundert da diese Periodisierungen macht, dann kommt natürlich am Ende hinaus bei seiner Gegenwart. Also im 19. Jahrhundert. Jetzt im 20.
Jahrhundert geht quasi einfach der Auslegungszug einfach weiter. Der fährt ein bisschen weiter zum nächsten Bahnhof, also quasi er wiederum kommt natürlich bei seiner Gegenwart wieder heraus und sagt, jetzt das zeigt sich doch, jetzt ist doch jetzt diese Gegenwart da, was sich maldwegen in der sechsten Posaune dann so zeigt. Gegenwärtig, gerade im amerikanischen Kontext, bei uns in Deutschland wird es weniger wahrgenommen, aber im amerikanischen Kontext ist das sehr weit verbreitet, ist eine andere Deutungsvariation, nämlich die futurisch-endgeschichtliche Deutung. Der sogenannte Dispensationalismus. Dispensationalismus ist ein etwas kompliziertes Wort, das besagt, dass also im Grunde der Hauptteil der Apokalypse zukünftig ist. Da kann man im Grunde
auch erstmal nichts falsch machen, nicht? Weil man nie mit der Geschichte widerlegt wird. Das kommt ja alles noch. Also ganz konkret geht es darum, das ist das Grundmodell, noch die sieben Sen-Scheiben am Anfang sind noch zeitgeschichtlich zu verorten, ja. Und dann mit Kapitel vier, da heißt es ja, dass Johannes jetzt in den himmlischen Bereich enthoben wird. Und ab Kapitel vier, da geht es jetzt nur noch um die Zukunft, aus der Perspektive jetzt des Ausleger, also heute. Und dieses Enthoben-Sein, das wird interpretiert als eine Form der Entrückung. Die Gemeinde nämlich, die gläubigen, die christlichen Gläubigen werden nämlich kurz, bevor dann die große Trübssaal ist, entrückt. Und in diesem Zusammenhang erwartet man auch dann das Wiedererstarken Israels. Der Tempel
soll wieder gebaut werden, nämlich, dann wird sich dort nämlich der Antichrist hineinsetzen. Es kommt also zu einem Showdown im Kontext von Palästina. Und darauf blickt man auch dann die ganze Zeit. Aber das geht dann den gläubigen Christen nichts mehr an, weil sie sind ja schon vorher entrückt. Es gibt manchmal so Aufkleber, die dort hinten auf dem Auto stehen. Da heißt es manchmal, Achtung, Fahrer löst sich bei Entrückung in Luft auf. Denn das passiert ja dann plötzlich. Das klingt vielleicht, so wie es jetzt dargestellt hat, etwas kurios. Tatsächlich ist dieser Gedanke sehr weit verbreitet, gerade im amerikanischen Kontext. Zwei Namen dazu, der das auch mehr so ins Leben gerufen hat. John Nelson Darby. In diesem Zusammenhang auch
der Hinweis auf die Scofield-Bibel, die sie auch überall erhalten können. Da gibt es immer so einen Kommentar. Und der Hintergrund dieser Kommentare speist sich aus dieser Auslegungstraktion. Noch berühmter Hal Lindsay mit seinem Buch The Late Great Planet Earth auf Deutsch alter Planet Erde. Wohin? Ist ein absoluter Bestseller. Erstmal 1970 erschienen, wurde auf Englisch in über 35 Millionen Exemplaren verkauft. Es wurde in 54 Sprachen übersetzt und eben von 18 bis 20 Millionen Exemplaren verkauft. Das ist eine ganze Menge. Es ist also im amerikanischen Kontext sehr weit verbreitet. W. Bush war einer, der genau dies auch als Horizont im Blick hatte. Auch im Zusammenhang mit den Kriegen. Und Lindsay
war sein Berater. Also das ist so eine ganz neue Perspektive oder diese futurische Perspektive auf die Apokalypse. In der akademischen Forschung sprechen wir stattdessen von der zeitgeschichtlichen Methode als Auslegungsmethode. Das ist die Methode, die im jetzt wissenschaftlichen Kontext sich durchgesetzt hat. Das heißt also, dass man natürlich danach fragt, so wie bei allen anderen biblischen Büchern auch, was ist also die zeitgeschichtliche Verortung, die Verwurzelung dieses Werkes? Was ist der Hintergrund, der Entstehungs Hintergrund? Was hat sich der Autor dabei gedacht und vor allem auch, was haben die ersten Leser verstanden mit diesem Buch? Und nicht, dass quasi wie jetzt mit unseren modernen Erwartungen und Vorstellungen an dieses Buch herangehen. Und genau das vertrete ich also auch. Und da in diesem Kontext möchte ich auch dann
die weiteren Erläuterungen auch darlegen. Apokalypse im Kanon. Es ist ganz spannend, einen Blick zu werfen, kurz auf den gesamten Aufbau der Bibel und eben mal kurz Kanontheologisch das mal kurz auszuleuchten. Die Apokalypse, bekannterweise das letzte Buch der Bibel. Es geht ja auch um das Ende. Zugleich aber gibt es einen großen Spannungsbogen, einen Bogen, der geschlagen ist von der Schöpfung bis eben zur Apokalypse. Das ist wohl kein Zufall, dass am Ende, im letzten Kapitel der Apokalypse, geht es ja um das Neue Jerusalem. Und das Bild, wie dieses Neue Jerusalem beschrieben wird, ist ein Bild, das im Grunde geschöpft ist aus der Schöpfung. Es ist Schöpfungssprache, die dort dargelegt wird. Und damit greift es zurück an den Anfang, an die erste Schöpfung. Insofern ist also Kanontheologisch, das ist sehr schön zu sehen,
wie also erste Schöpfung und eine Neuschöpfung hier miteinander in Beziehung gesetzt werden. Das Gleiche gilt übrigens für diesen Gedanken des Paradieses. Auch dieses ist ein Gedanke, der eben im Kontext des Neuen Jerusalems, denken wir an diesen Lebensbaum und Lebenswasser, auch das sind alles Elemente, die zurückerinnern an den Anfang. Das ist der große Boden. Es gibt einen kleineren Brocken, nämlich auch dem vom ersten Buch des Neuen Testamentes zur Apokalypse. Da wird also im Matthäus-Evangelium ja erwähnt, gleich die ersten Worte, heißt es ja, das Buch Biblos vom Ursprung, nicht? Oder Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids. Es ist interessant, dass die Apokalypse mit diesen Worten auch aufhört. Es geht um das Buch eben der Weissagung,
das nun nicht versiegelt werden soll. Und dann heißt es weiter am Ende dieses Buches, dass sich Jesus vorstellt als Wurzel und das Geschlecht Davids. Also das Buch, wo ja vor gewarnt wird, es soll nicht hinzugefügt werden und nichts weggenommen werden. Und dann der Hinweis auf Jesus aus dem Geschlecht Davids. Wenn wir uns dann die Reihenfolge der Schriften im Neuen Testament anschauen, fällt Folgendes auf. In der Regel werden bei den Evangelien das Johannesevangelium als Abschluss der Evangelienreihe immer wieder platziert. Das Evangelium ist in der Regel das letzte Buch der Evangelienreihe. Schließt also die Evangelien ab. Und die Apokalypse
schließt im Grunde das komplette Neue Testament ab. Es sind also die johanäischen Schriften, zumindest die, die man mit Johannes in Verbindung bringt, die im Grunde immer wieder so ein Achtergewicht bekommen. Und legen dadurch also so eine besondere Perspektive auf diese jeweiligen Endpunkte des Neuen Testaments. Zugleich ist es so, dass die Apokalypse selber den Anspruch erhebt, im Grunde kanonisch zu sein, autoritative Schrift zu sein. In den letzten Worten geht es um eine sogenannte Kanonisierungsformel oder eine Textsicherungsformel. Da heißt es also, man darf also von dieser Schrift nichts wegtun oder etwas hinzufügen. Das Interessante ist, dass diese Formulierung zurückerinnert an das fünfte Buch Mose in Kapitel 4, Vers 2. Dort
wird im Zusammenhang mit dem fünften Buch Mose gesagt, wer, wenn jemand etwas von diesem wegnimmt oder was hinzufügt. Im Grunde also erhebt die Apokalypse im Parallel zum fünften Buch Mose eine ähnliche Autorität wie eben halt die Thora. Im gesamtbiblischen Kontext des Kanons gesehen, können diese Austern natürlich auch bezogen werden eben auf das gesamte Bibel. Und insofern ist das, was die Apokalypse am Ende formuliert, wirbt auch ein Schlaglicht auf das Gesamtverständnis eben der kanonischen Bibel, dass nichts mehr hinzugefügt oder was weggenommen wird. Also in dem Augenblick, wo diese Apokalypse hineingebettet wird in einen Gesamtkanon, bekommen diese Texte nochmal eine über die Apokalypse hinausgehende Bedeutung. Das sind also so ein paar Einblicke, Schlaflichter in die kanon-theologische Bedeutung der Apokalypse. Nun also zum Verfasser. Wer ist
der Verfasser? Der Verfasser tatsächlich, da sind wir dankbar, nennt sich selbst mit Namen Johannes. Aber wer ist dieser Johannes? Nach dem Selbstverständnis ist es so, dass er sich wohl als Prophet versteht, vielleicht sogar als Wanderprophet oder als Wanderprediger. Das lässt sich daraus entnehmen, dass er eben an verschiedensten Gemeinden schreibt, also an diese sieben Gemeinden, die er namentlich auch benennt. Die sind alle in Kleinasien verortet. Und weil es so aussieht, als ob er offensichtlich auch Bescheid weiß über die inneren Verhältnisse und Zustände in dieser Gemeinde, kann man davon ausgehen, dass er sich dementsprechend da herum bewegt hat, herumgewandert ist und dementsprechend geht die Forschung davon aus, dass er so eine Art Wanderprophet gewesen wäre, der also in all diesen Gemeinden gewesen wäre. Sehr früh kam dann die
Vermutung auf, dass dieser Verfasser, der sich mit Namen Johannes nennt, eben der Apostel auch wäre, der auch als Jünger Jesu die anderen Schriften geschrieben habe, die ihm mit Johannes in Verbindung gebracht werden. Also das Johannes-Evangelium, die johannesischen Briefe und die Apokalypse. Ja, das geht zurück und dann auf Justin, der sagt, ein Mann mit Namen Johannes, einer der Apostel Christi, redete prophetisch in einer ihm zuteil gewordenen Offenbarung. Und darauf beziehen sich dann auch die anderen Kirchenväter, die das halt so hervorheben. Im Synodalbeschluss der vierten Synode von Toledos im Jahre 633 wird dann im Grunde das nochmal zementiert, diese Überzeugung, da heißt es, die Autorität vieler Synoden und die Synodaldekrete der heiligen römischen Vorsteher schreiben das Buch der Apokalypse dem Evangelisten Johannes zu und haben bestimmt, dass es unter die
göttlichen Bücher aufzunehmen ist. Und weil es sehr viele gibt, die seine Autorität nicht anerkennen und es verschmähen, es in der Kirche Gottes zu verkünden wird, wer es künftig entweder nicht anerkennt oder von Ostern bis Pfingsten während der Messe in der Kirche nicht verkündigt, exkommuniziert werden. Und dieser Beschluss ist dann auch bindend und die Kirche hat das dann dementsprechend auch so später aufgenommen. Sie merken aber daran, dass es durchaus Zweifel gegeben hat an der Apokalypse und auch an der Verfasserschaft. Und gerade deshalb auch dann in besonderer Weise diese Frontstellung dagegen. In der Ostkirche ist die Apokalypse sogar bis ins siebte Jahrhundert nicht im Kanon aufgenommen worden und bis heute wird sie nicht im Gottesdienst
gelesen als Gottesdienstlesung. Sie wird zwar ikonografisch, durchaus ist sie präsent, aber eben nicht in der Gottesdienstlesung. Damit ist auch schon angedeutet, wie umstritten die Apokalypse ist und gewesen ist. Gerade was den Verfassern der Apokalypse anbelangt, da sehen wir relativ früh Stimmen aufkommen, die eben die Identität zwischen den Verfassern des Johannesevangeliums und der Apokalypse in Zweifel ziehen. Da vor allem Dionysos von Alexandrien um 260, der also hier nach Eusebius, der das also erwähnt, klar macht, dass aufgrund der sprachlichen, der stilistischen Unterschiede zwischen Johannesevangelium und der Apokalypse man nicht davon ausgehen kann, dass da beide auf den
gleichen Verfasser zurückgehen. Ich greife hier ein Wort auf aus diesen ganzen langen Analysen von Dionysos. Dass es ein Johannes war, so sagt er, der diese Worte schrieb, muss man ihm glauben, nachdem er es sah. Welcher Johannes es aber war, ist nicht bekannt, denn er bezeichnet sich nicht, wie es oft im Evangelium heißt, als den Jünger, den der Herr liebte, oder als den, der an seiner Brust geruht, oder als den Bruder des Jakobus, oder als den, der den Herrn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört. Eine dieser Bezeichnungen hätte er sich wohl beigelegt, wenn er sich deutlich hätte zu erkennen geben wollen. Doch gebraucht er keine davon. Nur unseren Bruder und Genossen nennt er sich und den Zeugen Jesu und einen, der selig ist, da er die Offenbarungen
gesehen und gehört. Und die Argumente sind durchaus einleuchtend und bis heute gültig. Es gibt dann daraufhin noch weitere Analysen dazu, dass man wirklich sagen muss, gegenwärtig, der Stil, die Sprache und auch die Theologie des Johannes-Evangeliums ist letztlich nicht zu vergleichen mit der Apokalypse. Das sind tatsächlich zwei unterschiedliche Verfassungen. Anders kann man es gegenwärtig zumindest nicht erklären. Also, man kann zusammenfassen, dass in der gegenwärtigen Forschung man davon ausgeht, wir haben es mit einem Johannes zu tun, tatsächlich, der aber sonst unbekannt ist und der als Prophet eben in diesem kleinen asiatischen Raum gewirkt hat. Dabei ist es ganz spannend zu sehen, was nun ihn dazu geführt hat, nach Patmos zu gehen. Denn er sagt selber, er ist um das Wort des Gotteswillens und um das Zeugnis des Willens und des Zeugnis des
Jesu-Willen auf Patmos gelandet. Das dürfte ein Hinweis sein auf eine Form, die einen Zwang unterliegen hat. Also nach der Thulian ist es so, dass er auf Patmos religiert worden ist, also verbannt worden ist. Das ist durchaus zu vergleichen mit anderen Menschen, die Unruhe gestiftet haben. Und so haben wir also römische Quellen, Gesetzestexte, die also festlegen, was mit Leuten passiert, die Unruhe stiften. Und dazu gehören auch vor allem Menschen, die sich mit Magie beschäftigen, mit Astrologie, mit Aberglauben oder Wahrsagerei beziehungsweise Prophetie. Und wir haben Beispiele davon. Und das heißt dann, wenn die also nicht zu
einkehr kommen oder sich mal wieder ein bisschen beruhigen, dann werden sie auf eine Insel verbannt, religiert. Exakt das passiert mit Johannes. Der war offensichtlich ein bisschen unangenehm geworden, ist auffällig geworden, wohl ein bisschen zu laut. Und um da ein bisschen Ruhe reinzubringen, hat man ihn einfach erst mal auf eine Insel. Beruhig dich mal. Das muss nicht zwingend bedeuten, wie wir das oft im Blick haben, nicht so mit Ketten, Sklaven und im Bergbau schwer arbeiten. Das muss alles nicht sein. Das ist eine Relegatio, ist einfach erst mal, geh weg. Entweder auf eine Insel oder am besten auf einen anderen Kontinent. Das ist nur der kleine Hintergrund dazu. Zu Datierung. In der Regel bis heute geht man davon aus, dass die Apokalypse zur Zeit
Dormitians geschrieben worden ist, also ungefähr um 94, 95 nach Christus. Es gibt natürlich auch viele andere Auslegungen. Die Spannweite zur Datierung der Apokalypse reicht im Grunde, irgendwas noch vor Nero bis auf Hadrian. Also es gibt eine neue Auslegung von Witulski, der datiert die Apokalypse also um irgendwie 133, 135 nach Christus. Zur Zeit Hadrians. Also es ist, Sie sehen, also eine sehr, sehr große Spanne der Deutungsmöglichkeiten. Es gibt auch eine Salomonische Lösung, die sagt, die Apokalypse ist gewachsen, entstanden in mehreren Phasen und so passt so wohl eine Datierung ungefähr um die Zeit Nerus und eine Datierung um die Zeit Domitians und auch eine Datierung auf die Zeit Trajans. Persönlich finde ich diese Spanne,
die habe ich auch weiter verfolgt, aber es ist eine komplett eigene Baustelle, also wie sozusagen die Apokalypse möglicherweise auch sich entwickelt hat. Aber bleiben wir dabei, auch nach den frühchristlichen Zeugnissen ist es wohl so, dass also durchaus auch Domitian und die Zeit um 95 dort durchaus in Frage kommen kann. Zu den Adressaten und der Situation. Es wird deutlich hervorgehoben, die Adressaten werden namentlich genannt, das sind diese sieben Gemeinden, Ephesus, Myrna, Pergamon, Laudicea, Philadelphia und diese Theatira, das hat noch gefehlt. In diesen Gemeinden scheint sich nun ein Bild wiederzugeben, das sehr, sehr unterschiedlich ist. Es gibt
Probleme von außen und es gibt Probleme im Inneren der Gemeinde. Es lohnt sich tatsächlich, diese Situation in der Gemeinde sehr genau zu analysieren, da stellt man fest, wie breit gefächert die Situationen innerhalb dieser Gemeinde sind. Also von außen gibt es in einigen Gemeinden das Problem tatsächlich, dass sie Probleme haben mit offensichtlich örtlichen Behörden oder mit jüdischen Gruppierungen. An einer Stelle geht es da um eine Synagoge des Satans, also offensichtlich in irgendeiner Form Konflikte eben auch mit jüdischen Gemeinden. Aber das betrifft nur ein, zwei Gemeinden. Viel stärker wird hervorgehoben die Situation innerhalb der Gemeinde und in vielen dieser Gemeinden liegt eher dort der Fokus, nämlich dass zum Beispiel in den Gemeinden falsche, also Irrlehre auftreten,
falsche Lehren verbreiten. Da wird von Isabel gesprochen und von falschen Aposteln ist dort die Rede und von Nikolaiten. Also man merkt, es gibt da so ein breites Spektrum an Problemen bis hin zu dem, dass es einfach darum geht, dass die Gemeinde wie bei der Eusea lau geworden ist oder wie bei Ephesus die erste Liebe, so heißt es dort, nicht mehr hat. Also gleichzeitig die Kraft nicht mehr, nicht wie am Anfang. Das sind also ganz andere Problemsituationen als eben in anderen Gemeinden, wo eher von außen dann die Herausforderungen kommen. Das ist wirklich interessant. Wir können also gar nicht davon ausgehen, dass es nur die eine, diesen einen Problemhintergrund gibt und schon gar nicht können wir davon ausgehen, dass es dann diese allgemeine Verfolgungssituation
gegeben hätte. Wir haben oft das bisschen das Bild, vielleicht von früher noch, nicht, also die Apokalypsen sind entstanden in der Situation der Verfolgung. Alle Christen wurden verfolgt und müssten sich verstecken. Das ist eigentlich nicht das Bild, was sich widerspiegelt in den Sieben-Senz-Schreiben. Abgesehen davon, dass eine allgemeine universelle Christenverfolgung in der Zeit Domitians nicht nachweisbar ist. Das ist eben quasi die Apokalypse, die man so ausgelegt hat, weil man gewisse Texte so ausgelegt hat und hat man gesagt, deshalb gibt es also eine Verfolgung. Man begründet also eine Situation, die man eigentlich voraussetzt. Also die echten Verfolgungen kommen eigentlich viel, viel später. Auf jeden Fall kann man aber sagen, dass ein Hintergrund durchaus eine Herausforderung der Kaiserkult ist. Das kann man durchaus mit Recht
sagen. Da ist es zum Beispiel interessant, dass es also bis zur Zeit Domitians drei genehmigte Kaisertempel gab, provinciale Kaisertempel. Das ist schon eine Besonderheit. Gerade in Kleinasien, es gab andere Provinzen, die hatten nicht mal einen Kaisertempel genehmigt bekommen, so ärmere Provinzen. Kleinasien war eine reiche Provinz und die haben drei bekommen, also schon in Pergamon unter Augustus 29, dann in Smyrna unter Tiberius 26 und in Ephesus dann unter Domitia. Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, die Reihenfolge Pergamon, Smyrna, Ephesus. Das sind die drei, die dann bis auf die Zeit Domitians einen Kaisertempel hatten. Das sind exakt die drei
ersten namentlich genannten Gemeinden der Apokalypse und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Ephesus, Smyrna, Pergamon. Also die drei wichtigsten Zentren, wo auch ein Kaiserkultstempel dort enthalten ist, die werden in der Apokalypse auch zuerst genannt. Und zwar offensichtlich mit Ephesus als jetzt wichtigsten Standort. Da merken Sie tatsächlich, da gibt es Berührungspunkte zu der Herausforderung des Kaiserkultes. Und das schwingt auch dann weiter durch, auch in anderen Texten, zum Beispiel in Kapitel vier und fünf, wo so Andeutungen sind auf den Kaiserkult. Zum Aufbau. Wie schon angedeutet, der Aufbau ist relativ komplex. Ich versuche so einen kleinen, kleinen Schneise zu bieten, zu schlagen. Das Vorwort ist schon sehr programmatisch, denn ich kurz vorlese. Also Kapitel eins, eins bis drei. Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben
hat, zu zeigen seinem Knechten, was in Kürze geschehen muss und die er durch seinen Engel kundtun ließ seinem Knecht Johannes, der das Wort Gottes bezeugt hat und das Zeugnis Jesu Christi, alles was er geschaut hat. Selig, wer die Worte der Prophetie vorliest und selig, der sie hört. Apokalypse Jesu Christi. Apokalypsis. Daher kommt ja der Name und das wurde dann später Programm für eine eigene Gattung. Von diesem Titel wurde gleichsam der Gedanke dann geschöpft und eine eigene Literatur Gattung so bezeichnet, nämlich die apokalyptische Literatur. In der Tat gibt es dann diese Gattung, die man damit kennzeichnet, dass es dieses dualistische Denken gibt, dieses auch deterministische Denken, also die Zeitgeschichte. Die Geschichte scheint vorher
bestimmt zu sein, dass da ein Deuterengel vorkommt, der Dinge erläutert. Das sind also alles so Elemente, die mit der apokalyptischen Literatur in Verbindung gebracht werden. Und tatsächlich, also auch die unsere Apokalypse hat viele dieser Elemente, die mit der Apokalypse in Verbindung gebracht werden oder mit apokalyptischer Literatur. Und deshalb spricht man auch gerne davon, dass auch die Apokalypse eben ein Paradebeispiel ist für eben diese Form der apokalyptischen Literatur. Das stimmt auf der einen Seite, aber die Apokalypse hat auch noch andere Gattungsmerkmale. Dazu gehören zum Beispiel die Prophetie. Die Apokalypse selber, also die man eben als apokalyptische Literatur sieht, versteht sich in zunter Weise als ein prophetisches Buch. Es wird auch immer wieder aufgegriffen dieser Name, also in diesem Buch der Weissagung, da steht alles drin, was für den
Gläubigen wichtig ist. Und dann haben wir auch noch briefliche Elemente in der Apokalypse. Gerade am Anfang und am Ende haben wir so briefliche Elemente, sodass durchaus einige Forscher der Meinung waren, dass die Apokalypse eigentlich ein Brief ist, so wie die Siebensenzschreiben, heißt ja auch Siebensenzschreiben. Und das wird dann quasi übertragen auf das gesamte der Apokalypse und so hätten wir sozusagen einen weiteren Brief. Das heißt also, es gibt da mehrere Angebote, wie man die Apokalypse einordnet. Sehr wahrscheinlich ist alles richtig. Also es hat Elemente von der apokalyptischen Literatur, es ist auf jeden Fall ein prophetischer Text und gleichzeitig haben wir aber auch Elemente aus der brieflichen Tradition. Das ist also zu diesem Begriff selber. Spannender ist es nun, das Selbstverständnis hier nochmal zu beleuchten, wie sich die Apokalypse hier selber versteht. Es heißt die Apokalypse Jesu Christi und oft
bleiben wir da stehen und dann denkt man, ja, das ist die Apokalypse über Jesus. Dem ist eigentlich nicht so. Es heißt Apokalypse Jesu Christi, die Gott ihm gab. Es ist eigentlich eine Apokalypse, die auf Gott zurückgeht und Jesus vermittelt diese Apokalypse. Natürlich kommt er auch drin vor, aber es gibt eine Offenbarungshierarchie. Gott ist der Ursprung der Apokalypse. Er gibt es weiter an Jesus. Dieser wiederum an einen Engel, der wiederum offenbart es und erläutert es dem Johannes und der hat den Auftrag wiederum es an die Gemeinde zu vermitteln. Sie sehen also eine richtige Offenbarungskette. Dieses Bild übrigens erinnert schon sehr stark und bereitet vor, das Bild aus
Kapitel 4 und 5, wo noch einmal sehr umfassend dann Gott beschrieben wird, auf seinem Thron sitzend und dann kommt das Lamm, also Jesus, zu dem Thron hin und empfängt das versiegelte Buch. Das ist ja auch so ein bisschen ein geflügeltes Wort geworden, dass man gerne die Apokalypse als das Buch mit den sieben Siegeln bezeichnet. Also genau dieses Buch, was Gott in der Hand hält, das versiegelt ist, das empfängt eben das Lamm. Wir haben da so eine ähnliche Vermittlungsinstanz, nämlich also Gott gibt jetzt dieses versiegelte Buch weiter und dann öffnet jedes dieser Siegel und dann tun sich gewisse Ereignisse auf und dann am Ende heißt es, versiegele nicht, was in diesem
Buch steht. Und da merken wir plötzlich, dass das Buch, das versiegelte Buch, das geöffnet wurde und die Apokalypse im Grunde zusammengehören, im Grunde identisch sind. Es ist also gar nicht so mysteriös. Das versiegelte Buch ist eigentlich nichts anderes als die Apokalypse selbst und die auf Gott zurückgeht und die vom Jesus enthüllt wird, aufgetan wird. Und gerade deshalb wird am Ende gesagt, versiegele nicht. Das ist die große Brücke zurück auf Kapitel 5. Und das wird vorbereitet schon programmatisch mit diesen ersten Sätzen, nicht die Apokalypse Jesu, die er von Gott bekommen hat. Es geht auch um Naherwartung, denn die Zeit ist nahe, heißt es dort. Und tatsächlich ist der
Horizont, in dem sich der Apokalypse da bewegt, eine, die davon ausgeht, dass die Dinge sich dann bald ereignen werden. Und gerade deshalb wird dann auch aufgerufen, dass man dieses Buch vorlesen und hören soll. Das setzt voraus, dass offensichtlich hier dieses Buch im Gottesdienst gelesen werden soll. Selig, der da liest und die da hören. Die Apokalypse sollte im Gottesdienst gelesen werden. Das ist etwas ungewöhnlich vielleicht. Und es ist nicht nur so eine Passage, eine vielleicht schöne Passage da irgendwo am Ende, sondern wirklich komplett gelesen werden. Das ist zumindest der Anspruch der Apokalypse. Ich komme gleich nachher noch mal auf diesen Gedanken. Danach, nach diesen programmatischen Anleitungsformulierungen, also eröffnet sich
die weiteren Szenarien. Zunächst mal kommt es zu einer brieflichen Eröffnung und dann kommt die erste Vision, der Menschensohn, der da auftritt. Und da hebe ich nur eine Perspektive hervor. Der Menschensohn wird hier gleich in Kapitel 1 dargestellt in priesterlichen Gewändern. Eigentlich ist der Menschensohn hier als Hoher Priester vorgestellt. Er hat ein Gewand, das an die Füße reicht. Das ist ein sehr spezifisches Wort, poderis, was vor allem im Zusammenhang verwendet wird für den Hoher Priester des Alten Testamentes. Also so wird hier dieser Menschensohn dargestellt, und er gibt jetzt den Aufruf, nämlich diese Sensscheiben zu schreiben. Und Johannes hat ja eigentlich nur die Funktion des Schreibers. Er sieht diese Sensscheiben nicht. Er hört das
alles. Und Jesus ist eigentlich der Autor, der jetzt da sagt, was niedergeschrieben werden soll. Und nachdem also dann die Sensscheiben erklungen sind, geht es dann weiter mit der eigentlichen Vision, die ich schon gut angeordnet habe, nicht Kapitel 4 und 5. Gott wird dargestellt auf dem Thron und dann eben das Lamm, das zum Thron Gott kommt und dem halt dieses Buch empfängt, das Siegelbuch. Es wird geöffnet. Ein Siegel nach dem anderen. Dann entstehen die sehr unterschiedlichsten Szenarien. Die vier apokalyptischen Reiter kommen dann vor, nicht mit Krieg und Hunger und Pest und so weiter. Die Märtyrer unter dem Altar. Und dann wiederum öffnet sich die Perspektive auf eine ganz andere Sicht. Da werden die 144.000 beschrieben und die große Menge. Und dann geht der Blick wieder zurück in den Himmel mit dem siebten Siegel. Das sind wir schon in Kapitel 8, 1 bis 5. Und dort wird
so ein Engel beschrieben, wie er die Gebete der Heiligen empfängt und dann darlegt. Und wiederum, nachdem das passiert ist, geht es wieder auf die Erde. Die Posaunen erschallen wiederum. Eine Posaune nach der anderen. Auch dort Hagel, Blut, Ungewitter, Heuschäcken kommen vor und Skorpione. Auch da, das sind die ersten sechs Posaunen, die dargestellt werden. Und danach wiederum, nach weiteren einigen Szenen geht es wieder hinauf in den himmlischen Kontext. Dort, die siebte Posaune, Kapitel 11, 15 bis 19. Da wird wiederum der Tempel, tut sich da auf. Die Bundeslade wird gesehen. Es erklingen Hymnen. Und wiederum, aus dieser Perspektive geht es wieder auf die Erde. Und dort wird sichtbar in Kapitel 12 eine Schlüsselstelle. Viele sagen, es ist die Mitte der Apokalypse. In Kapitel 12 diese Sonnenfrau, die verfolgt wird von dem Drachen und bekommt aber Hilfe. Und sie ist
schwanger und dieses Kind, kaum geboren, wird dann entrückt in den Himmel. Sehr wahrscheinlich ist damit Jesus gemeint als Messias. Und es kommt dann zu einer Schlacht im Himmel, auch alles noch Kapitel 12. Und dann wird der Drache auf die Erde geworfen. Und kaum ist er auf der Erde, tritt er an den Strand mit Sonnenbrille. Und aus diesem Meer, wo er sich gerade an dem Strand befindet, kommen dann die zwei anderen Tiere. Das eine ein Tier aus dem Meer, das andere aus der Erde. Das sind die Helfershelfer, die halt dann so herumwüten. Und nachdem das so passiert ist, kommt dann noch mal in Kapitel 14 noch mal so einen Blick auf die 145.000. Und schließlich noch mal, ich überspringe einiges, geht es dann in Kapitel 16 hinein, wo dann diese Schalenplagen erwähnt werden mit dem
Höhepunkt von Hamageddon. Das ist so in Kapitel 16, Vers 16, dort kommt dann eben halt Hamageddon vor. Und nachdem dann die große Schlacht geschlagen ist, wird noch mal der Blick geworfen auf diese hure Babylon. In Kapitel 17 ist dann von der hure Babylon die Rede, die dann aber vernichtet werden soll. Daraufhin kommt die Parousie, also die Wiederkunft Jesu, Kapitel 19. Dann die 1000 Jahre. Sie sehen total die vielen unterschiedlichen Bilder, aber sind noch bei mir. Und nach den 1000 Jahren kommt dann eben das neue Jerusalem auf die Erde. Das also der Überblick. Wo fängt man da eigentlich an? Eins ist wichtig für die Gesamtstruktur, damit sie sein Gefühl bekommen. Und ich habe es schon ein bisschen so angedeutet. Es gibt Dinge, die vorwiegend im Himmel passieren und es gibt Dinge, die auf der Erde passieren. Unten auf der Erde vor allem ist dominierend
diese Siebenerei. Wir haben also die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalengerichte. Die dominieren die Struktur der Apokalypse. Das kann man sich relativ gut noch merken. Das Interessante dabei, und das haben Sie vielleicht schon herausgehört, man muss eigentlich sagen, es sind immer sechs Siegel und sechs Posaunen und sechs Schalengerichte, die unten auf der Erde etwas zum Ausdruck bringen an Gerichte. Denn immer das siebte Element ist im Himmel. Ja, sechs plus eins. Siebte ist im Himmel. Das ist entscheidend. Die Siegel und die Posaunen und die Schalengerichte, sie sind so angelegt, dass sie immer mehr zunehmen an Gewicht der Gerichte. Also in den Siegelgerichten ist dann von einem ein Viertel die Rede, dass das zerstört wird. In den
Posaunen ist ständig von einem Drittel die Rede. Und in den Schalengerichten dann heißt es, dass dort jetzt nun der Zorn Gottes vollendet wird. Ja, so gibt es eine Steigerung von den Siegeln zu den Posaunen bis hin zu den Schalengerichten. Und die wiederholen sich auch. Wenn Sie das mal gegenüberstellen, sehen Sie, dass vor allem die Posaunengerichte und die Siegelgerichte im Grunde parallel laufen. Also es gibt so eine Art Wiederholung und trotzdem einen progressiven Zuwachs. Und da merken Sie, wie komplex es letztlich wird. Also eigentlich dreht es immer so in Schleifen, wie das Handel immer wieder dargestellt, wie so eine Tsunamiwelle, die wieder zurück bis es so geht und dann kommt die nächste Welle. Ja, und die wird noch stärker und dann kommt noch eine Welle. Und deshalb ist es aber auch so schwierig, da jetzt so einen
konkreten Schnitt zu machen, wo sind wir jetzt? Es gibt diese, gern diese Zuordnungen, nicht? Also es gibt so eine Auslegung, die sagt, wir leben jetzt exakt in der fünften Posaune. Und wenn das zu viel ist, dann ist es halt dann doch eher das sechste Siegel. Und zwar genau Kapitel 6 zwischen 17 und 18. Dort sind wir jetzt. Einige mögen das gerne, aber sie merken, dass das eigentlich gegen die Intention der Apokalypse ist, weil sie so dynamisch ist. Ja, das möchte ich einfach hervorheben, damit sie da ein bisschen auch kritisch sein können gegenüber Vorstellungen, wenn man das halt zu sehr so eingrenzt. Erstmal allgemein zum Inhalt. Nun komme ich vor diesem Hintergrund zu den theologischen Auswertungen, also theologische
Schwerpunkte. Und die theologischen Schwerpunkte mache ich so, dass ich das mit drei Perspektiven vergleiche. Das eine ist der Blick nach oben. Das zweite der Blick nach unten. Und der dritte der Blick nach innen. Erster Blick nach oben. Wie schon angedeutet, die Apokalypse ist eigentlich ein Buch, das offenbart, was im Himmel stattfindet. Alle zentralen Szenen sind dem Himmel verortet. Und alles geht aus, aus diesem himmlischen Kontext und es fließt dann auf die Erde. Es ist immer die Bewegung Himmel, Erde, Himmel, Erde. Ganz schön zu sehen in Kapitel 4 und 5, wo das Lamm die Siegel
öffnet. Das ist im himmlischen Kontext. Und dann geht es auf die Erde. Wiederum, 7. Siegel, da passiert etwas mit dem Engel und dann die Posaunen, die sich bereit machen, die werden, die blasen da nicht. Und dann geht es auf die Erde. Die Schaltzentrale, der Kontrollort ist der Himmel. Mit anderen Worten, Gott hat die Dinge in der Hand. Das, was passiert, passiert nicht zufällig. Und wenn es noch so aussieht, als ob es chaotisch zugehen würde, heißt das nicht, dass alles aus dem Fugen gerät. Vielmehr ist es trotzdem unter der Kontrolle Gottes. So zumindest aus der Perspektive der Apokalypse. Ein weiterer spannender Aspekt dabei ist, dass diese Szenen, diese Thronszenen
im Himmel, zugleich auch Kult-Szenen sind. Wenn Sie genau hinschauen werden, werden Sie sehen, dass es immer um Elemente geht, wo es um den Tempel geht. Es sind immer wieder so Tempel-Elemente oder Assoziationen dort verbunden. Selbst der Ton selber ist im Grunde ein Denken, das im Alten Testament verbunden ist mit dem Tempel Gottes. Also wir haben es jeden so mit Kult-Elementen zu tun. Und das hat durchaus erst was zu tun damit, dass hier eine Frontstellung damit aufgebaut wird zum imperialen Kaiserkult. In Kapitel 5 zum Beispiel, oder in Kapitel 4 und 5, da wird Gott und das Lamm angebetet. Unter anderem wird gesagt, denn du bist unser Herr und Gott. Das ist deshalb interessant, weil exakt diese Formulierung verwendet wird für die Anbetung Domitians. Domitian hat für
sich in Anspruch genommen, eben als mit diesem Titel angesprochen zu werden, unser Herr und Gott. Und der Apokalypse möchte hier im Grunde so eine Art Gegen-Kontrast-Bild aufbauen, dass die eigentliche Anbetung Gott und dem Lamm gebührt. Und dementsprechend auch genau dieser Titel, unser Herr und Gott. Also der wahre imperiale Kult, wenn Sie so wollen nach der Apokalypse, ist im Himmel und nicht irgendwo in Rom. Eine weitere Beobachtung ist, dass diese Szenen miteinander in Verbindung stehen. Also Kapitel 4 und 5 setzt eine Grundlage und dann geht es weiter in Kapitel 8 mit dieser nächsten Heidnungs-Szene, in Kapitel 8, 1 bis 6 oder 1 bis 5, da mit dieser weiteren Kult-Szene.
Das Auffällige bei den Szenen ist, dass dort immer wieder gleiche Elemente vorkommen. Sie finden in diesen Szenen immer das Wort oder dieses Motiv von den Blitzen, Donner und Erdbeben. Also in Kapitel 4 geht es darum, dass da Blitze, Donner und Erdbeben genannt werden, in Kapitel 8, dann in Vers 5, da geht es auch darum, Blitze, Donner, Erdbeben und ein Hagel kommt dann irgendwann dann später hinzu in 11, 19, in dieser darauffolgenden Vision finden Sie exakt wiederum diese Szene, Blitze, Donner, Stimmen und eben halt der Hagel und dann in der letzten noch weiteren Vision in Kapitel 16, Vers 17 bis 20, auch dort heißt es Blitze, Donner, Stimmen und dann sogar noch ein großer Hagel. Ja, Sie merken also, diese Dinge sind miteinander verbunden und sie steigern sich aus. Also es gibt so eine Art Kontinuität, ein Prozess, der gleichsam im himmlischen Kontext dort abläuft. Und der
Apokalyptiker enthüllt jetzt nun das, was oben im Himmel stattfindet. Und dass es um diese Theophanie-Elemente geht, ist damit auch kein Zufall, denn diese Theophanie-Elemente sind eben halt göttliche Erscheinungen. Das ist Theophanie. Gott erscheint dort jetzt und zwar immer vollmächtiger, immer mächtiger, aber tritt eher in Erscheinung. Und damit sind wir jetzt bei einem ganz zentralen Gedanken im Apokalypse. Es geht letztlich um das Kommen Gottes. All diese Elemente zielen darauf, dass Gott und das Lamm sich aufmacht, sich in Bewegung setzt, um dem Menschen zu begegnen. Und daher auch der Höhepunkt dann, wo das neue Jerusalem vom Himmel dann auf die Erde kommt. Da
endlich treffen sich wieder Himmel und Erde. Da begegnen sich Himmel und Erde. Das ist aber etwas, das ist schon voraus, gleichsam gelegt, grundgelegt in diesen anderen Visionselementen, wo Gott sich auf den Weg macht. In diesem Zusammenhang ist es so schön, wie im Grunde am Ende der Apokalypse, in Kapitel 22, 7 und folgend, dann das formuliert wird und ich übersetze jetzt mit der Hoffnung für alle, weil sie an der Stelle etwas sehr Schönes zum Ausdruck bringt. Da heißt es also auf Mark 22, 7 macht euch bereit. Ich bin schon unterwegs. Wirklich glücklich zu nennen ist jeder, der an dem festhält, was in diesem Buch gesagt ist. Und er spricht zu mir. Versiegeln nicht die Worte der Weisung in diesem Buch, denn die Zeit ist nahe. Und in Vers 20 geht es weiter. Der all diese
Dinge bezeugt, der sagt, ja, ich komme bald. Amen. Ja, komm, Herr Jesus. Ständig, Sie sehen es, wird hervorgehoben das Kommen Jesu, die Wiederkunft Jesu, die Paroussi, verbunden mit dem Gedanken, dass Gott sich aufmacht. Im Kommen Gottes wird Gottes Gegenwart immer stärker auch zum Ausdruck gebracht. Das ist eigentlich die Hauptbotschaft der Apokalypse. Und sie möchte zum Ausdruck bringen, dass jetzt schon dieses Kommen eröffnet wurde, dass im Grunde dieser Gott jetzt schon die Herrschaft an sich genommen hat. Deshalb ist es auch so, dass in all diesen Szenen immer wieder davon die Rede ist, dass Gott seine Herrschaft nun angetreten hat. Das ist eine präsentische Formulierung. Das ist gegenwärtig jetzt schon da. Und der Apokalyptiker möchte die Augen öffnen der Leser
und Leserinnen, gerade für diese Wahrheit, dass Gott schon die Herrschaft angetreten hat. Und was dann am Ende dann passiert bei der Paroussi, bei der Wiederkunft, ist nur noch die Sichtbarwerdung einer Realität, die jetzt schon Wirklichkeit ist. Für die Menschen, die bedrückt sind, die verfolgt werden oder Not leiden, wie auch immer das dann aussieht, ist die Botschaft, dass Gott das Regiment führt, dass Gott die Herrschaft angetreten hat und er sich schon auf den Weg macht, um genau den Bedrückten zu begegnen, denke ich, eine ermutigende Botschaft. Man kann diese Perspektiven eigentlich zusammenfassen mit einem Text, den Sie wahrscheinlich nicht erwarten werden, aus Psalm 73. Das gebe ich mal
als Hausaufgabe auf. Schauen Sie sich mal diesen Text an, Psalm 73. Da geht es um das Fragen des frommen Menschen, warum geht es eigentlich den Ungläubigen so gut? Ich mühe mich ab, ich versuche gläubig zu sein, ein gutes Leben zu führen, auf deine Gebote, Gott, zu achten und die anderen, die scheren sich einen Dreck darum, die tun, was sie wollen und können in Saus und Braus leben. Was läuft da schief? Und der Psalmist sagt dann, bis ich dann hineingetreten bin in dein Heiligtum. Von dort bedachte ich ihr Ende. Und ab da erinnert sich auch die Perspektive. Hineintreten in die
Nähe Gottes, in das Heiligtum heißt auch das Ende bedenken. Und daher ist auch schon das Hineintreten vor den Thron Gottes hier in der Apokalypse im Grunde schon eine Vorwegnahme des Endes, weil wir das Ende auch mit bedenken. Und dann plötzlich bekommt alles auch einen neuen Zusammenhang, einen neuen Sinn. Darauf möchte die Apokalypse hinweisen. Das ist der Fokus. Und erst aus dieser Perspektive, wenn wir uns dessen gewiss sind, wenn wir das im Blick haben, dann und nur dann dürfen wir auch jetzt einen Blick auf die Erde werfen. Also der Blick nach unten. Und da scheint ja erst mal so zu sein, dass das sehr dramatisch aussieht. Wie gesagt, ich habe das schon erwähnt mit den Siegeln und mit den Posaunen und dann mit den Schalenplagen. Da geht es ja richtig zur Sache. Und es kann Angst machen. Versuchen wir das jetzt mal aus der Perspektive eines antiken Menschen, eines
Römers mal zu lesen, zu verstehen. Was passiert da eigentlich? Wie haben die das wohl verstanden? Was ist die erste Intuition, wenn man das so liest? Wenn man das mit dieser Enzyklopädie, mit diesem Hintergrundverständnis des ersten Jahrhunderts liest. Und dann plötzlich wird es gar nicht mehr so dramatisch. Im Gegenteil, es bekommt einen völlig neuen Sinn, Zusammenhang. Diese Szenen, diese ganzen Gerichtselemente mit Hagel und Hungersnot und Seuchen und dann die Heuschrecken, die dann irgendwann so aufkommen. Das sind Phänomene, die auch in der Antike bekannt waren. Und diese Phänomene nannte man Prodigien. Die hatten einen Namen gehabt im römischen Kontext.
Prodigien. Prodigien galten als ungewöhnliche Geschehnisse, die eine Störung der Pax Deorum zum Ausdruck brachten. Also das Friedensverhältnis oder den Friedenszustand zwischen dem römischen Volk bzw. dem Staat und den Göttern. Da ist irgendwas schiefgelaufen. Ein Missverständnis, ein Missverhältnis zwischen uns, dem Volk, der Römer und den Göttern. Irgendwas hat den Göttern nicht gefallen. Und weil ihnen das was nicht gefällt, senden sie uns jetzt Zeichen, dass da was nicht stimmt. Prodigien. Die gleichen Phänomene, die wir jetzt in der Apokalypse lesen, finden sich also in sogenannten Prodigienlisten auch schon eben in der Antike. Und wie ging man damit um?
Wenn so ein Unhaltszeichen aufgekommen ist, dann hat man das dem Senat gemeldet. Und der Senat hat dann wiederum seinerseits es in Auftrag gegeben, dass man das jetzt genau analysiert. Und zwar ist es dann so, dass man ja grundsätzlich davon ausgegangen ist, dass diese Prodigien gesünd werden können. Also eine Procuratio durchzuführen ist. Wie geht das nun vonstatten? Der Senat hat in Auftrag gegeben, eines der Priesterklassen oder Kollegien, entweder der sogenannten Quim De Cimviri, also der 15-Männer-Kollegien, oder der Haruspices. Haruspices sind also Wahrsager, die eine Opferschau durchgeführt haben, in der Regel durch die Eingeweide der Tiere, also Leberschau. Bei den 15-Männer-Kollegien ist es so, unter ihrer Kontrolle waren die
sogenannten Libri Subilini, die subilinischen Bücher. Das sind Geheimbücher gewesen. Und dort wurde dekodiert, zu welchem Unhaltszeichen, welche Procuratio durchzuführen ist, also welches Sühne- ritual durchzuführen ist. Also man schaute dort nach und die jeweiligen Priester-Kollegien gaben eine Empfehlung an den Senat und dann wurde dementsprechend eine Sühnung durchgeführt. Zum Beispiel ein Ritual, ein Opfer oder sogar teilweise einen neuen Kult eingerichtet oder ein Standbild wurde errichtet. Es gab also unterschiedliche Möglichkeiten, eben diesen Frieden mit den Göttern herzustellen. Was also einer aus dieser Perspektive wahrnimmt aus der Antike ist erstmal, oh, das sind ja Zeichen, da müssen wir was tun. Da muss jetzt irgendwas darauf reagiert werden.
Und wie sieht es dann weiter aus in der Apokalypse, was da getan wird? Es ist interessant, wir haben also die Siegel und die Posaunen auf der einen Seite und dann wie gesagt in Kapitel 12 und 13, Schwerpunkt 13, kommen da diese zwei Tiere auf. Das Tier aus dem Meer, dann das Tier aus der Erde und es kommt dazu, dass dann das Tier aus der Erde die Bevölkerung dazu anleitet, ein Bild aufzurichten, das dann eben alle anzubeten haben. Also so ein Kultbild. Und es kommt zu einer Kult Szene. Also wir haben es hier im Grunde mit einer Form von einem neuen Kult zu tun, in irgendeiner
Form. Das ist jetzt mal so die Perspektive, wie man es einmal so wahrnimmt. Vielleicht kurze Erläuterung ganz kurz zu diesen Tieren, weil es ja dazu jetzt wirklich extrem viele Auslegungen gibt und da gibt es ja alle möglichen Versionen, vor allem dann mit diesem mysteriösen, mit dieser Zahl 666. Und Sie glauben ja gar nicht, was man da schon alles so in die Welt gesetzt hat mit dieser Zahl. Das scheint wirklich so anregend zu wirken, so inspirierend zu wirken auf die Menschen, da mit dieser Zahlung zu gehen und mit diesen Tieren. Also ganz kurz ein paar Informationen zu dieser Auslegung und dann komme ich wieder zurück auf diesen ursprünglichen Gedanken mit diesen Prodigien. Die Tiere wurden sehr unterschiedlich ausgelegt. Oft wurde seit dem Reformationenfall dann das erste Tier aus dem Meer mit dem Papstum in Verbindung gebracht.
Nicht das Papstum als Feindbild. Das ist so eines dieser Vorstellungen, später auch mit dem Islam, das würde gerne manchmal noch heute noch aufgenommen. Gern spricht man auch vom Antichristen, dabei sollte man etwas vorsichtig sein mit diesem Begriff. Der Begriff taucht in der Apokalypse nicht auf. Der taucht nur im ersten und zweiten Johannisbrief auf und dort wird der definiert. Und der hat nichts mit diesem Tier zu tun. Es ist eine völlig andere Szenerie. Also man sollte etwas vorsichtig sein mit solchen Begriffen. Man sollte auf jeden Fall wissen, wenn man es halt verwendet. Also ich verwende ihn nicht im Zusammenhang mit der Apokalypse, einfach weil der eigentlich schon belegt ist und definiert ist. Also wir sprechen dann von einem Gegenspieler, von einer Macht oder von einem Tyrannen oder was auch immer, aber nicht zwingend von einem Antichristen. Zu der Zahl 666. Da ist es mal auffällig, dass wir zwei Versionen haben.
Manchmal vergisst man das. Es ist also schon sehr ursprünglich, auch eine andere handschriftliche Tradition gibt, die die Zahl 616 hat. Papyrus P. 115 hat also die Version 616 statt 666. Das ist nochmal als Grundinformation zum Hintergrund und dann natürlich zu den unterschiedlichen Versionen der Auslegung. Auch da wiederum natürlich, wenn es um die Auslegung ging, dass es das Papstum ist, dann hat man das gerne im Zusammenhang gebracht mit diesem angeblichen Titel, dass der Papst getragen hätte, nämlich Vicarius Filii Dei. Wenn Sie da die lateinischen Buchstaben nehmen, als Zahlen dann, deschiffrieren, dann kommen Sie tatsächlich auf die Zahl 666. Allerdings hatte der Papst nie auf seine Tiara oder auf seine Mitre jemals diesen Titel, auch wenn es ständig immer
noch irgendwo so behauptet wird. Wenn Sie da irgendwo im Internet schauen, es ist unglaublich, dass dieser Unsinn immer noch verzapft wird. Das behauptet wird ernsthaft, auf der Tiara würde da dieser Titel stehen, Vicarius Filii Dei. Und es wird Zeit, dass man das mal immer wieder ganz klar zum Ausdruck bringt, dass das schlichtweg Unsinn ist. Es gibt auch andere Versionen davon, nämlich zum Beispiel www. Haben Sie schon mal davon gehört? www.Worthaus.de. Das liegt ja nah, oder? Das ist doch klar. W, hebräische Buchstabe, Zahl 6, 3 mal die 6, das ist doch kein Zufall. www. Das ganze Internet gehört dem Teufel. Ist satanisch. Ich möchte an dieser Stelle,
deshalb erwähne ich das jetzt, weil Sie, wenn Sie genau den Text lesen, was in Apokalypse steht, relativ schnell solche kuriosen Auslegungen beiseiteschieben können. Woran liegt das? Dieses www. operiert mit dem Gedanken, eben 3 mal einfach die Zahl 6 nebeneinander gestellt. Was der Apokalypse aber sagt, ist 666. Also 666. Oft vergisst man das, weil auch im Deutschen, natürlich, wenn Sie die Zahlen nur so sehen, 666, können Sie natürlich auch sagen, oh, das sind einfach nur 3 mal die Zahl 6. Aber das stimmt nicht. Da steht 666. Von daher ist es schon völlig abstrus, da einfach irgendwelche Zahlen zu nehmen, 666 oder auch Autokennzeichen,
und zu meinen, da ist jetzt was ganz Schlimmes dabei, oder Telefonnummern. Es hieß, die Frau von Reagan hätte ihre Telefonnummer dann geändert, weil da irgendwie 666 drin war, und das wollte sie also nicht haben, also hat sie dann die Telefonnummer geändert. Da geht es so, eine Geschichte darum. Es gibt ja andere, die damit auch dann vielleicht Schwierigkeiten haben. Aber es geht nicht einfach um 3 Zahlen nebeneinander, sondern um die Zahl 666. Und so können auch alle Auslegungen, die da in diese Richtung gehen, im Grunde erstmal beiseitegelegt werden. Obwohl, manchmal ist es so, man kann sich dann wirklich dumm und dämlich erklären. Am Ende, ich habe jetzt vor Jungs wieder eine Diskussion geführt mit einer wirklich lieben Frau, einer Dame, die aber einfach überzeugt war davon, dass das mit der, mit www einfach, das ist nun mal so. Und ich versuche, das zu erklären, sie hört mir auch zu, schaut mich an und sagt, Franz, ja, ich verstehe, was du
sagst, aber das passt doch schön. Und damit war die Diskussion beendet. Da kann ich auch nichts mehr machen. Das passt doch schön. So, also das zu diesem Bereich, das ist schwierig. Also, wir sind eher hier im zeitgeschichtlichen Kontext, und da kann man eigentlich völlig unaufgeregt diese Zahl deschiffrieren. Immer noch die sinnvollste Form. Leider kann ich das jetzt Ihnen hier nicht gerne präsentieren. Dann würden Sie es noch deutlicher sehen können. Die Zahl 666 oder die Designversion kann man sehr gut eben halt erklären mit CESAR NERO. Also CESAR NERON, griechisch, ergibt tatsächlich auf hebräisch transkibiert, also mit den hebräischen Buchstaben die Zahl 666 und zwar tatsächlich auch in dieser Größenordnung 666. Und umgekehrt,
das ist das Interessante, wenn Sie, und das gibt es ja so in Münzen nicht mit der Aufschrift im griechischen CESAR NERON, gibt aber auch die Aufschrift in lateinischer Version CESAR NERO, da fehlt einfach nur das N am Ende. Und wenn Sie das wiederum hebräisch transkibieren und dann berechnen, kommen Sie auf die Zahl 616. Also die zwei Versionen, die wir tatsächlich handschriftlich bezeugt haben, beide Versionen passen tatsächlich mit dem NERO und seinem Namen. Und dass man solche Zahlenspiele durchaus kannte, es ist vertraut, zum Beispiel in Pompeji haben wir also so irgendwelche Graffiti, die dort einen Satz haben wie, ich liebe die, deren Zahl 545 ist. Und da wusste natürlich die Angesprochene, dass sie dann gemeint ist, wenn sie diese Zahl trägt.
Im Zusammenhang mit NERO haben wir auch solche Zahlenspiele, Sueton erwähnt das und wir haben das auch in den südbirlinischen Orakelen oder Büchern, haben wir solche Zahlenspiele. Und überhaupt, was wir dort hier jetzt haben mit dem Tier, das ist etwas, was in der Forschung gern in Verbindung gebracht wird mit dem sogenannten NERO redivivus. Das heißt also, der NERO, der nach Gerüchten eben nicht gestorben ist, sondern geflohen ist zu den Patern in den Osten und von dort wird er dann wutstaubend wieder zurückkommen und dann Rache nehmen an Rom, Rom vernichten nicht und dann so eine Tyrannenherrschaft aufrichten. So, das ist die Grundidee. Und diese Überlieferungen über einen NERO redivivus, die haben wir bezeugt sowohl im römischen Kontext, also bei Sueton haben wir sowas, wir haben das im jüdischen Kontext eben mit den sydbirlinischen Büchern, wo das dort erwähnt
wird und wir haben das auch in christlichen Kontexten. Ascensio Jesaje, die Himmelfall Jesajas, auch dort wird das eben halt erwähnt. Also eine breite Bezeugung dieser Grundidee von einem wiederkehrenden, wiederbelebten NERO, der dann eben nochmal kommt und gegen Rom antritt. Das dürfte auch der Hintergrund sein dieser Szenerie in Kapitel 13, wo es um das Tier aus dem Meer geht, der also diese Zahl hat, eben NERO und der quasi als wiederkehrender NERO dann dort eine Tyrannenherrschaft aufrichten wird. So, das also erstmal so allgemein zu dieser Deutung, das sind nur Schlaflichter. Jetzt komme ich nochmal zurück auf diese Grundperspektive und was ich jetzt hier quasi jetzt versuche zu erläutern, ist tatsächlich ziemlich aktuell, ist gleichsam ganz frisch aus der exegetischen Bäckerei. Das ist wirklich neu an der Stelle, um diese Zusammenhänge mal so zu
erläutern. Also wie gesagt, wir haben die Prodigien und die müssen gesünd werden und exakt das passiert nun in Kapitel 13 mit dem Aufrichten eines neuen Kultes nach dem Motto so, jetzt, wir haben es in der Hand, wir können nun diese Zeichen des göttlichen Zorns bewältigen, besänftigen. Wir können Frieden wiederherstellen. So die Perspektive von unten, von den antiken Menschen, was sie nicht verstehen und das wird ja zum Ausdruck gebracht in Kapitel 13, dass diese Zeichen, diese Gerichte gerade nicht auf irgendwelche Götter zurückgehen, sondern auf den alleinigen Gott, der möchte, dass man umkehrt. Ja und dazu ruft die Apokalypse auf, versteht, dass die Zeichen, die um euch passieren,
zurückgehen auf Gott und ihr nicht damit bewenden lassen könnt, einfach irgendwo ein Standbild aufzubauen und dort einen neuen Kult einzurichten. Aber genau das verstehen die Menschen nicht und dann kommen noch gesteigerte Gerichte mit der Zerstörung dann auch Babylon und mit diesen Schalengerichten und dann kommt es dann tatsächlich zu einer Form von Einsicht bei den Völkern. Grundsätzlich aber muss man sagen, diese Prodigien sind zunächst auch im antiken Verständnis etwas, was ja hilft, um Orientierung zu bekommen, weil sie uns helfen, jetzt damit irgendwie umzugehen und das gesamte römische Kultsystem basierte darauf, dieses Staatssystem, dass man da diese Zwischentöne der Prodigien gleichsam dann in den Griff bekommen wollte. Das Gegenprogramm baut die
Apokalypse auf, indem sie sagt, diese Unhaltszeichen, die werdet ihr nicht bewältigen, indem ihr da versucht, irgendwie einen neuen Kult, eine neue Religion zu errichten. Vielmehr, wenn ihr einseht, dass das im Grunde auf Gott zurückgeht, der im Grunde diese Dinge in der Hand hat und es geht darum umzukehren. Und das Dramatische ist, darauf wird immer wieder hingewiesen, dass eben die Menschen gerade nicht umkehren. Darauf möchte aber die Apokalypse immer hinweisen, dass man umkehrt. Das ist also diese andere Perspektive, diese zwei Perspektiven, die gegenüber einer stehen. Auf der einen Seite die himmlische Perspektive, der Blick nach oben, wo man versteht, wo Gott nun im Kommen ist und gerade diese Zeichen, die dort jetzt unten auf der Erde passieren, sind Ausdruck dessen,
dass Gott sich auf den Weg macht. Das ist das Geniale dieser ganzen Szenerie. Mit jedem Zeichen wird der Gläubige darin bestärkt, dass Gott unterwegs ist. Das Dramatische ist, dass aber die Ungläubigen in diesen Zeichen das völlig falsch deuten und dementsprechend ihre eigene Religion bauen. Das ist dann die Perspektive von unten. Eine letzte Perspektive, das ist der Blick nach innen, den mache ich relativ kurz. Das ist die Perspektive auf die Gemeinde und letztlich sogar in das Herz des Lesers. Die gesamte Apokalypse lebt von dem Kontrast zwischen eben
lichtvollen Bildern und sehr dunklen Bildern. Vor allem von dem Kontrast auf der einen Seite die Sonnenfrau und auf der anderen Seite die Hude Babylon. Man merkt geradezu, wie diese beiden Elemente gegeneinander stehen. Zwei Frauenbilder, die auch mit einer Stadt in Verbindung gebracht werden. Auf der einen Seite Rom, denn diese Hude Babylon wird auch als Stadt bezeichnet. Das ist in Kapitel 18. Also in Kapitel 17 kommt eine Hude vor, die auf dem Tier sitzt. Und dann in Kapitel 18 wird dies noch einmal als Stadt dargestellt. Und umgekehrt haben wir auf der einen Seite die Sonnenfrau und dann haben wir mit dem neuen Jerusalem noch einmal den Gedanken der Braut des Lammes, die dort dann vom Himmel kommt. Also wir haben da diesen Kontrast. Zwei Frauen, die jetzt dort dargestellt werden. Und es geht darum, dass der Leser und die Leserin sich zu entscheiden
haben. Das ist das Grundmodell in der Weisheitsliteratur. In der Weisheitsliteratur haben wir oft den Gedanken, dass der Mensch vor die Entscheidung gestellt wird, entweder die Frau Weisheit zu wählen und ihrem Ruf zu folgen oder der Frau Torheit. Sie können das zum Beispiel nachlesen in den Sprüchebuch Kapitel 9, die ersten Verse. Dort wird das genauso beschrieben. Also wo zwei Frauen beschrieben werden, die Frau der Weisheit und die Frau Torheit und beide im Laden jemals den Leser ein, die dort vorbeigehen, kommt zu mir. Und die eine verspricht ihm halt Weisheit und Tugendhaftigkeit, die andere auf der anderen Seite Lastenhaftigkeit. Und das zieht sich durch, das nennt man die sogenannte Zwei-Wege-Lehre, die sich da in vielen verschiedensten Formen zeigt.
Vielleicht das berühmteste Beispiel aus der Antike ist Herakles am Scheideweg, der ebenso nun da unterwegs ist und dann eben sich auch zu entscheiden hat zwischen der Frau der Tugend und der Frau der Lastenhaftigkeit. Die eine, die ihm sagt, wenn du meinen Weg wählst, dann verspricht ich dir ein einfaches Leben und du wirst Ruhm haben, ja, aber du kannst eben in Saus und Braus leben. Auf der anderen Seite aber die andere Frau, die sagt, es ist ein beschwerlicher Weg, aber es ist ein Tugendhafter Weg und er muss sich entscheiden. Und genau diese Entscheidung, zu dieser Entscheidung möchte der Apokalypse auch aufrufen und daher diesen Kontrast. Wählst du den Weg mit Babylon oder wählst du den Weg eben mit Jerusalem? Das ist letztlich so der Fokus, wo es nicht mehr einfach
nur um Theorie geht und um das Rumspekulieren von irgendwelchen Zahlen, sondern eine ganz konkrete Entscheidung. Welche Perspektive nimmst du ein? Die himmlische oder die irdische? Ich möchte abschließen mit der Bedeutung der Apokalypse durchaus auch in unserem heutigen Kontext. Die eine Perspektive, ich hebe drei Punkte hervor, man könnte vielleicht noch ganz andere hervorheben. Das erste, was ich hervorheben möchte, ist, bist du ein Gaffer oder bist du ein zielstrebiger Fahrer? Bist du jemand, der nur darauf schaut und sensationslustig auf irgendwelche Untergangsszenarien
blickt, so wie die Autofahrer, die anhalten und vielleicht sogar noch die Polizei und Feuerwehr behindern, um genau zu sehen, was da passiert ist und mit dem Schauern im Rücken aber sich wohl zu fühlen, dass es ihnen nicht passiert ist? Und exakt so wird oft über die Apokalypse geredet. Wenn es Vorträge gibt, wo ein Unheitsbild nach dem anderen präsentiert wird in irgendwelchen Präsentationen und dort ist wieder ein Krieg ausgebrochen und dort ist eine Hungersnot noch mal am Werk und es nimmt kein Ende. Und je schlimmer, desto besser. Bist du ein Gaffer oder doch eher, der das Positive wahrnimmt, der hineinblickt in die wunderbare Botschaft dieser Apokalypse, die
zielstrebig sein und der zielstrebig seinen Weg geht, nämlich den Weg nach Hause und nicht sich aufhalten möchte mit diesen schlimmen Nachrichten, auch wenn sie da sind. Aber man kann diese Unfälle oder diese schlimmen Situationen durchaus auch wahrnehmen im Seitenblick und umso mehr achtgeben auf sich selbst. Man muss dafür aber nicht stehen bleiben, sich daran ergötzen, nur um zu wissen, dass es gefährlich ist vielleicht der Weg. Aber es hilft mir, umso achtsamer zu werden auf dem Weg. Aber ich habe mein Ziel vor Augen. Es gab am 1. Februar 2019 haben Kinder einer Religionsgruppe der Klasse 3 und 4 einen Brief an den ARD geschrieben und es ist wirklich interessant
und ich möchte es gerne vorlesen in diesem Zusammenhang. Es ist überschrieben, es ist also die Grundschule Bühlerzell-Geyfershofen Klasse 3 und 4 an den Chefredakteur der ARD. Bitte um gute Nachrichten für den Frieden heißt es dort, lieber Chef. Sehr geehrte Damen und Herren, wir, die katholische Religionsgruppe der Klasse 3 und 4 in der Grundschule Bühlerzell-Geyfershofen, beschäftigen uns mit dem Thema Frieden. Im Weihnachtsevangelium heißt es, Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden. Außerdem sagt der Engel zu den Hirten, fürchtet euch nicht. In unseren Gesprächen ist uns aufgefallen, dass die vielen schlechten
Nachrichten uns Angst machen. Manche von uns können deshalb nicht mehr gut schlafen. Es ist ja richtig, dass viele schlimme Dinge auf der Erde passieren, aber wir haben auch festgestellt, dass jeden Tag ganz viel Gutes geschieht. Wir Kinder bitten deshalb Sie darum ganz herzlich, beenden Sie bitte jede Sendung mit mindestens einer guten Nachricht. Helfen Sie uns mit Vertrauen und Mut durch das Leben zu gehen. Vielleicht strengen sich dann mehr Leute an, Gutes zu tun, damit sie davon berichten können. Vielleicht verändern sich die Menschen dann und haben mehr Freude an schönen Momenten statt schlimmen Situationen. Vielleicht wird dann wieder mehr Gutes als Schlechtes gesprochen. Vielleicht können wir so alle mithelfen, dass es um uns herum
friedlicher wird. Wir Kinder wären dankbar dafür und um eine Antwort. Das ist beeindruckend. Worüber reden wir eigentlich? Was ist bei uns im Fokus? Sind es die vielen schlechten Nachrichten oder doch eher die guten? Der Apokalypse sagt, es gibt eine gute Nachricht. Gott macht sich auf den Weg für uns. Der zweite Gedanke ist Gottesdienst. Wie ich ganz am Anfang gesagt habe, der Apokalypse ist gedacht für den Gottesdienst. Das ist vielleicht herausfordernd, aber ich ermutige dazu, mal darüber nachzudenken, wie man es gestalten kann, über die Apokalypse ins Gespräch zu kommen. Nicht, um gleich die Frage zu stellen, ob wir in der fünften Posaune oder im vierten Siegel leben,
sondern um die wunderbare Botschaft dieser himmlischen Heiligtumszene zum Beispiel für sich neu zu entdecken. Die wunderbare Botschaft von einer Botschaft, die das gesamte Neue Testament durchzieht, nämlich die Hoffnung auf einen Neuanfang in dieser Welt durch das Kommen Jesu. Es gibt da viel mehr Möglichkeiten, das zu tun. Ich werde nicht vergessen, es gab einmal so eine Tagung, da haben sich Theologen getroffen, Exegeten und wir haben viel über den Apokalypse rauf und runter diskutiert, Sie können es sich vorstellen, alle möglichen Auslegungen, das ging richtig in die Tiefe, mehrere Tage am Wochenende. Und dann am Ende haben wir uns zusammengesetzt und es gab eine völlig neue Form, wie man dann die Apokalypse erleben konnte. Wir haben so einen Kreis gemacht
und dann so eine Passage dann einfach ausgewählt, zentral sogar die Siegel. Und dann sollte einfach nur jeder das Wort oder diese Satzhälfte einfach laut aussprechen, was ihm gerade dort beschäftigt oder ansprach, eines von diesen Sätzen. Und wir sitzen so beieinander und alle so bestandene Exegeten und Professoren und wir hören dort diese Worte und plötzlich entsteht dort so eine eigene Aura, so eine eigene Stimmung, die ich als unglaublich angenehm empfunden habe. Wie man plötzlich Texte nochmal ganz neu auf sich wirken lassen kann, indem man nochmal hört, was war dir für den einen wichtig, was ist dieses Wort, was für den anderen nun in besonderer Weise aufgefallen ist. Das ist eine Möglichkeit nochmal ganz anders so einen Text für sich zu
erschließen. Und schließlich ein letzter Gedanke. Harmageddon war bereits. Die Hauptschlacht ist schon geschlagen. Kapitel 12, wie ich angerichtet habe, von vielen als Mitte der Apokalypse gedeutet. Kapitel 12 ist tatsächlich so ein Schlüssel innerhalb der Apokalypse. Dort geht es ja um diese Sonnenfrau, die verfolgt wird von dem Drachen und dann wird das Kind geboren und entrückt. Und dann kommt gerade in diesem mittleren Kapitel, in der Mitte des Kapitels, kommt jetzt dort dieser große Kampf im Himmel, der dort beschrieben wird zwischen Michael und dem Drachen. Und das ist ein riesengroßer Kampf. Und am Ende aber wird der Drache aus dem Himmel geworfen.
Und das kann er gar nicht haben. Und erwütet heißt es dort nicht und umso mehr nun gegen die Frau und ihre Nachkommen dann zu kämpfen. Aber auf der anderen Seite wird dort gerade im Zusammenhang mit dem hinauswerfen des Drachen dann eine Stimme hörbar im Himmel. Und ich hörte im Himmel eine mächtige Stimme rufen. Jetzt ist erschienen das Heil und die Kraft und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten. Denn hinabgeworfen ist der Ankläger unserer Brüder und Schwestern, der sie Tag und Nacht verklagt hat vor unserem Gott. Sie selbst haben ihn besiegt dank des Blut des Lammes und dank des Wortes ihres Zeugnisses. Und sie haben ihr Leben
gering beschätzt bis hin zum Tod. Sie haben überwunden durch das Blut des Lammes. Aufgrund dieses Kampfes. Der eigentliche Kampf ist schon längst entschieden. Es geht nicht darum auf irgendein Hamagenon zu schauen und zu gucken, wann passiert das jetzt? Weil der Kampf, der entscheidend war, damit die Gläubigen, die Frommen überwinden können, der ist schon längst ausgefochten. Und das ist in diesem Zusammenhang eigentlich tatsächlich der Tod Jesu. Durch das Blut des Lammes, das ist ein Hinweis auf den Tod Jesu. Das eigentliche apokalyptische Ereignis nach dem Neuen Testament ist die Passion Jesu. Es ist kreuzes Ereignis und die Auferstehung. Das ist das apokalyptische Ereignis. Da ist Apokalypse passiert. Und alles andere sind nur
noch Folgeerscheinungen dessen. Und je stärker Satan wütet, dieser Drache da wütet, desto mehr kann sich dann der gläubige Mensch, sich dessen gewiss sein, er wütet deshalb, weil er verloren hat. Gerade weil er so wütet, ist es ein Ausdruck seiner Niederlage und unbekehrt Ausdruck des Sieges Gottes. Bedrängnisse sind ein Zeichen, so nach dem Apokalypse, für den Sieg Gottes, nicht für seine Niederlage. Deshalb hat er alles im Griff. Ich möchte abschließen mit einem Psalm aus 121, ein Wallfahrtslied. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe
kommt vor dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch, schlummert nicht. Der Herr behüte dich, der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele, der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Die Offenbarung des Johannes | 9.10.1
Wir schreiben das Jahr 94 oder 95 nach Christus, vor gut 60 Jahren wurde Jesus aus Nazareth gekreuzigt, seine Anhänger haben sich über die ganze bekannte Welt verbreitet. Auf einer Insel in der Ägais sitzt ein alter Mann und schreibt seine Visionen auf. Diese Visionen werden noch zwei Jahrtausende später die Menschheit bewegen. Mehr als jedes andere Buch auch jene, die gar nicht an die Geschichten dieses alten Mannes glauben. Die Offenbarung des Johannes lässt Christen und Nicht-Christen rätseln und fantasieren, lässt sie Malereien, Bücher und Filme über das Ende der Welt erschaffen. Und sie motiviert auch manche zum Studium der Theologie, so wie Franz Tóth, inzwischen Doktor der Theologie in Zürich. Wann kommt sie denn nun, die Apokalypse – oder ist sie in Wahrheit schon geschehen? Wie wörtlich sind die Geschichten zu verstehen, die Jesu Lieblingsjünger zugeschrieben werden? Und war er damals auf der Insel Patmos noch klar bei Sinnen oder schrieb er im Drogenrausch? Tóth offenbart Unbekanntes über das letzte Buch der Bibel, über den Autor und – unverzichtbar für das Verständnis des Neuen Testaments – über die Zeit, in die hinein die Offenbarung geschrieben wurde.
Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.