Video
Audio Als MP3 herunterladen
Text Als PDF herunterladen

00:00
Jesus in Bethlehem Als aber Jesus in Bethlehem in Judäer in den Tagen des Königs Herodes geboren war, siehe, da kamen Magier von Osten nach Jerusalem und sagten, wo ist der Judenkönig, der geboren wurde? Wir haben nämlich seinen Stern beim Aufgehen gesehen und kamen, um ihn zu huldigen. Als aber der König Herodes das hörte, wurde er bestürzt und ganz Jerusalem mit ihm. Und er versammelte alle hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes und wollte von ihnen in Erfahrung bringen, wo der Messias geboren werde. Sie aber sagten ihm, in Bethlehem in Judäer, so ist nämlich durch den Propheten geschrieben, und du, Bethlehem, Land Judas, keineswegs bist du die Kleinste unter den Fürsten Judas, denn aus dir wird ein Führer hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird. Da rief Herodes heimlich die Magier herbei und erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeitdauer der Sternerscheinung,

01:09
schickte sie nach Bethlehem und sprach, geht und forscht genau nach dem Kind. Wenn ihr es aber gefunden habt, meldet es mir, so dass auch ich kommen und ihm huldigen kann. Nachdem sie das aber vom König gehört hatten, zogen sie weg. Und siehe, der Stern, den sie beim Aufgehen gesehen hatten, zog ihnen voran, bis er ankam und über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mächtig. Und als sie ins Haus kamen, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter. Und sie fielen nieder, huldigten ihm und öffneten ihre Schatzkästen und brachten ihm Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und weil sie im Traum die göttliche Weisung erhielten, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück. Einen wunderschönen guten Morgen zusammen.

02:09
Ihr habt jetzt von Doro eine besondere Geschichte des Neuen Testaments gehört. Sie hat eine enorme Wirkung gehabt, sowohl in der Literatur als auch im kirchlichen Brauchtum. Sie hat ja ein eigenes, jährliches Fest nach sich gezogen. Also die Geschichte hat eine enorme Wirkung ausgelöst, im Abendland und darüber hinaus. Das Bezaubernde dieser Geschichte, das ihre Wirkung begründet, liegt an mehreren Punkten. Aber ein ganz wichtiger Punkt ist, dass in dieser Erzählung die äußere Dimension der Wirklichkeit und die innere Dimension auf eine besonders enge Weise verbunden sind.

03:02
Die Geschichte hat Bezüge zur äußeren Realität, ich meine die geschichtliche, politische Realität. Und sie hat andererseits auch Bezüge zur inneren Realität, zur inneren Seelenlandschaft bis hin zum Unbewussten. Und darin liegt irgendwie diese Wirkung, das Bezaubernde dieser Geschichte, das viele Menschen immer wieder berührt hat. Es ist überhaupt eine Grundfrage für alle Religionen, wie hängt die äußere Dimension und die innere Dimension zusammen. Eine Religion muss vermeiden, dass sie eine von beiden Seiten einseitig bevorzugt. Unser Leben hat zwei Dimensionen und beide sind auf ihre Weise für uns fundamental. Die äußere, geschichtliche, politische, wirtschaftliche, materielle Dimension, aber auch die innere, psychische Dimension.

04:08
Also wir müssen beide auf angemessene Weise zu würdigen versuchen. Die Bezüge zur äußeren Dimension in dieser Geschichte sind mehrfach und vielfältig. Es geht schon los mit König Herodes, eine historische Person, die auf eine bestimmte Art und Weise in Palästina geherrscht hat. Das hat die Bevölkerung lange Zeit nicht mehr vergessen können, wie er geherrscht hat. Aber es gehört auch der jüdische Messiasglaube, die jüdische Messiashoffnung dazu und damit verbunden der jüdische Nationalismus, mit dem sich Herr Herodes besonders feindlich auseinandergesetzt hat. Aber zur äußeren Dimension gehört auch die Astronomie und Astrologie, die in der Antike eine enorme Rolle gespielt hat.

05:04
Astronomie und Astrologie waren in der Antike noch nicht getrennt. Es war miteinander verbunden. Die Sternforscher aus dem Osten, in dieser Übersetzung werden sie Magier genannt, das ist gar nicht schlecht. Es steht im Griechischen hier das Wort Magioi und das ist am besten zu übersetzen mit Sternforscher. Also diese Leute waren sowohl Astronomen als auch Astrologen. Und damit haben wir nochmal einen Bezug zur äußeren Realität, nämlich der Stand und der Beruf der Sternforscher. Wir müssen auch versuchen, ihre Welt ein Stück weit kennenzulernen. Das ist nicht unwichtig für diese Geschichte, denn in dieser Geschichte kommen mehrere astronomische Fachausdrücke vor, wie sonst nirgendwo im Neuen Testament. Zum Beispiel sagen die Sternforscher zu Herodes im Palast, wir haben seinen Stern im Aufgang.

06:07
Ente Antolei, kommt auch das Wort Anatolien her, Aufgang. Oder auch der Ausdruck sein Erscheinen, das ist das erstmalige Erscheinen eines Sternes im Jahresablauf. Aufgang meint das sichtbare Werten eines Sternes entweder morgens oder abends, je nachdem ob es ein Morgenstern oder ein Abendstern ist. Also soweit die Bezüge zur äußeren Realität. Aber schon die Orte in dieser Geschichte, Jerusalem und Bethlehem, haben nicht nur geografische Bedeutung, sie haben eine tiefere Bedeutung und auch die Personen in dieser Geschichte. König Herodes ist hier nicht nur einfach ein politisch tyrannischer Herrscher, er steht für etwas.

07:01
Und auch die anderen Personengruppen, die hier vorkommen, nämlich die Schriftgelehrten und Hohe Priester, das eine Personengruppe und dann die Sternforscher. Also in der Geschichte kommen eigentlich drei Personen- bzw. Personengruppen vor. König Herodes, Hohe Priester und Schriftgelehrte und Sternforscher. Und die Handlungsweise dieser Personen geht weit über politisch äußere Dinge hinaus. Sie stehen repräsentativ für Reaktionsweisen von Menschen bis heute, wenn Gott ihnen ernsthaft nahe kommt. Wie reagieren die Menschen? Ich meine nicht, wenn sie ein bisschen über Gott plaudern, das ist ja so eine theoretische Floskelei. Aber wenn der Mensch den Eindruck hat, jetzt rückt er mir auf die Pelle, jetzt kommt er mir aber ernsthaft nahe, was machen dann die Menschen? Also darin liegt der Zauber dieser Erzählung.

08:04
Sie verbindet auf eine geheimnisvolle Weise die äußere und die innere Realität. Ich fange mal ganz in der äußeren Realität an und ich bleibe für manche Leute, je nachdem aus welchem Hintergrund die Hörer und Zuschauer kommen, ich bleibe für manche Leute relativ lang in der äußeren Realität. Es war in den Tagen des König Herodes, so heißt es, als Jesus geboren wurde, in den Tagen des König Herodes. Es war für Jahrzehnte, für die Leser völlig klar, was das für Tage waren. Da klingelt etwas bei denen und da kommen so typische Erinnerungen hoch. Und die möchte ich mal wieder ein bisschen wiederbeleben. Also wir beschäftigen uns jetzt mal mit der Person König Herodes.

09:01
Er ist meinem ganz geschichtlich äußeren Sinn. Das ist ein wichtiger Einstieg in die weiteren Schritte. König Herodes war damals der König der Juden. Aber er selber war kein Jude. Er kommt aus einem Nachbarvolk. Er ist ein Idumeer. Die siedelten damals so zwischen Judäer und Ägypten, so im Negev lebten die Idumeer. Im Alten Testament hießen sie Edomitter. Der Name hat sich dann ein bisschen geändert. Der Vater von König Herodes hat am jüdischen Königshof in Jerusalem Karriere gemacht. Als aber die Römer Jerusalem erobert haben, 63 v. Chr., setzten die Römer den damals regierenden jüdischen König ab.

10:02
Sie degradierten ihn zu einem Fürsten und er war jetzt unter der Oberherrschaft der Römer. Was war das für ein Königsgeschlecht, das damals in Jerusalem seit ungefähr 100 Jahren residierte? Das hat nichts mit David zu tun. Die berühmte Königsdynastie Davids spielte politisch nur eine Rolle. 500 Jahre früher, vor dem babylonischen Exil, da haben die Babylonier Jerusalem erobert. Jerusalem zerstört, den Tempel zerstört und die davidische Königsdynastie zerstört. Also sie haben praktisch alles zerstört. Nach dem babylonischen Exil hat noch mal ein davidischer König, Serubabel, probiert, an die alten guten Zeiten anzuknüpfen. Das ist aber völlig schief gegangen und damit war die davidische Königsdynastie bedeutungslos geworden. Es gibt die leiblichen Nachfahren weiterhin jahrhundertelang.

11:02
Das kann man auch ungefähr bestimmen, wer ein leiblicher Davidide ist, denn es wurden da Geburtsregister geführt. Und die Davididen haben sowieso ein hohes Selbstbewusstsein gehabt. Die wussten schon voneinander, wer leiblicher Nachfahre ist. Aber diese Nachfahren, die teilweise auch in Bethlehem gewohnt haben, wo David ja geboren wurde und aufgewachsen ist, waren nicht mehr so wichtig. Die alten Mitglieder der davidischen Sippe waren politisch bedeutungslos. Herr Rotes hat sie wahrscheinlich überhaupt nicht gekannt. Sie spielten keine Rolle. Sie waren verarmt. Nein, es war ein ganz anderes Königsgeschlecht. Nämlich durch den Maccabeaufstand im zweiten Jahrhundert vor Christus gegen die Seleukiden entwickelte sich eine Königsdynastie. Die Sippe, die also aus den Maccabearen sich heraus entwickelt haben, regierten Jerusalem ungefähr hundert Jahre lang, bis die Römer Jerusalem erobert haben.

12:03
Also dieser abgesetzte hasmonäische König und sein ganzes Geschlecht, seine Sippe, die waren schwer gedemütigt, empört, verärgert. Ein einziger zog einen Vorteil aus der Eroberung Jerusalems durch die Römer. Es war der Vater von Herr Rotes, der schlug sich nämlich unter den höheren Abteilungsleitern im Königshof als einziger sofort und konsequent auf die Seite der Römer. Der hat sofort durchschaut, hier liegt meine Zukunft. Allerdings zog er sich dann den Hass der Hasmonäer zu sich, denn die Römer haben dem Vater von Herr Rotes, dem Großen, die Macht übergeben. Er wurde dann aber ermordet, die Hasmonäer haben den Mundschenk bestochen, dass er ihn auf einem Gelage vergiftet. Und auch Herr Rotes selber, der dann noch ein junger Mann war, 35, 36 Jahre alt, der war selber in Lebensgefahr.

13:02
Er flüchtete aus Jerusalem über Ägypten nach Rom und stellte sich dem römischen Senat vor. Das war im Jahre 38 v. Chr. Da war schon, wie ihr wisst von gestern, Triumvirat. Gaius Octavian und Marcus Antonius waren schon die zwei mächtigen Männer im Triumvirat. Also er stellte sich dem römischen Senat vor und der römische Senat setzte ihn zum König der Juden ein. Jetzt sogar wieder zum König der Juden. Herr Rotes musste aber seine eigene Residenz erstmal erobern. Kommt auch selten vor, dass ein König seine Königstadt erstmal monatelang belagern muss, denn die jüdische Bevölkerung lehnte ihn völlig ab. Aber mit Hilfe römischer Truppen hat er nach zähem Widerstand Jerusalem erobert. Jetzt war er König der Juden. Das war im Jahre 37 v. Chr.

14:02
Herr Rotes war ungefähr 36, 37 Jahre alt. Ganz genau weiß ich es gar nicht. Jetzt als Herr Rotes König der Juden war, war sein erstes Bestreben, dass er seine Macht absichert und dass er seine Macht auch wirklich auf sich konzentriert. Die erste wichtige Handlung in diesem Sinne war, dass er das oberste Gremium der Juden, den Hohen Rat, den Sanhedrin, so bestückte, dass die Mehrheitsentscheidungen so ausfielen, wie es ihm recht waren. Der Hohe Rat hat 71 Mitglieder, der oberste ist der Hohe Priester. Herr Rotes ließ 45 Mitglieder des Hohen Rates hinrichten. Von da an waren die Mehrheitsentscheidungen klar. Außerdem überzog er Judea mit einem Netz an Festungen. Er hat neun Festungen errichten lassen.

15:02
Eine auch in Jerusalem selber, die Burg Antonia. Von der aus konnte man den Tempelplatz kontrollieren. Die Burg war nämlich ein bisschen höher wie die Tempelmauer. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen war Herr Rotes völlig klar, er wird nur an der Macht bleiben durch die Gunst der Römer. Deswegen hat er alle römerfeindlichen Tendenzen scharf bekämpft. Vor allem den jüdischen Nationalismus mit seiner Messiashoffnung, das war ihm verhasst und natürlich auch ein gefährlicher Punkt für seine Stabilität auf dem Thron. Seine Gegner waren vor allem die Hasmonäer, das bisherige jüdische Königsgeschlecht. Am liebsten hätte Herr Rotes die Hasmonäer aus allen wichtigen Ämtern hinausgedrängt. Und das hat er auch probiert. Ein wichtiges Amt neben dem Königsamt ist das Amt der Hohepriester. Und das war in der Hand der Hasmonäer. Ein Hasmonäer, schon seit längerer Zeit, war Hohepriester.

16:04
Herr Rotes setzte ihn einfach ab und er nannte einen völlig unbekannten jüdischen Priester, den kein Mensch kannte, er nannte er zum Hohepriester. Es war aber ein treuer Ergebener von ihm. Und das führte natürlich schon wieder zu einem wahnsinnigen Hass und Wut auf Seiten der Hasmonäer. Jetzt war es so, dass eine Hasmonäerin enge Kontakte zur Kleopatra hatte. Sie war so eine Freundin von ihm, von ihr. Sie hat das ganze Leid geklagt, was Herr Rotes da in Palästina anrichtet und dass doch unbedingt wieder ein Hasmonäer wieder Hohepriester werden soll. Es gab einen 16-jährigen Hasmonäer, der ist noch ein bisschen jung, aber... Kleopatra, die Geliebte, wie ihr ja wisst von Marcus Antonius, hat ihrem Geliebten gesagt,

17:02
also der Herr Rotes macht da ziemlich Mist, kannst du ihm da mal auf die Finger klopfen und ihm sagen, er soll einen Hasmonäer wieder als Hohepriester einsetzen. Marcus Antonius war der Herrscher des Ostteils im Römischen Reich, während Gaius Octavian ja im Westreich war. Also der ging zu Herr Rotes und befahl ihm, dass er einen 16-jährigen Hasmonäer wieder als Hohepriester einsetzen soll. Herr Rotes hat Zähne knirschen gehorcht, weil er war ja Römerfreund und das wusste er nicht, dass die da solche Kontakte hatten. Also es wurde zur Begeisterung der Juden ein 16-jähriger Hohepriester eingesetzt. Die jüdische Bevölkerung war begeistert, das war eine Feier. Und Herr Rotes wusste, da kommt schwere Gefahr für ihn. Er lud diesen 16-jährigen in seine Winterresidenz nach Jericho ein. Und es war schönes Wetter, kannst ruhig ein bisschen baden hier in meinem Swimmingpool. Und der 16-jährige ging in den Swimmingpool, da waren schon zwei, drei Bedienstete vom Herr Rotes, die haben ihn ertränkt.

18:10
Und dann hat Herr Rotes eine pompöse Staatsfeier für diesen tragischen Badeunfall ausrichten lassen, und er hat Krokodilstränen geweint. Aber die Hasmonäer haben natürlich schon gewusst, was wirklich Sache war. So, jetzt passiert etwas, das passiert hat so in der Geschichte, gell? Weiehi und es geschah. Soll man nicht denken, gell? Es wurde Stoff für manche Soaps in amerikanischen Fernsehserien, aber auch für manche Kinofilme. Herr Rotes, dieser Realpolitiker knallharten Maaßes, verliebte sich in eine Hasmonäerin. So war es halt, gell? Damit hat niemand gerechnet, gell? In die Mariamne. Und er hat sie geheiratet.

19:01
Herr Rotes hatte mehrere Frauen nie gleichzeitig, also hintereinander, aber er hat nie eine seiner drei oder vier Frauen so geliebt wie die Mariamne. Die ersten Jahre ihrer Ehe waren glücklich, sie ging auf Reisen, haben schöne Plätze aufgesucht. Aber im Laufe der Zeit, als Mariamne, eine Hasmonäerin, merkte, wie fremd Herr Rotes der jüdischen Religion gegenüberstand, dem jüdischen Nationalismus, kippte ihre Zuneigung im Laufe der Jahre, schon nach zwei, drei, vier Jahren, um in eine Abneigung. Und die Atmosphäre vergiftete sich immer mehr. Und jetzt hat er die Hasmonäern eigenen Haushalt gehabt, gell? Das stank zum Beispiel seiner Schwester, Herr Rotes hatte eine Schwester, und Mariamne war ja aristokratischer Herkunft, Königsgeschlecht, gell? Und wer bist du, so Neureiche, du hast ja gar keinen aristokratischen Hintergrund. Die hat also die Schwester des Mariamne immer wieder gepiessackt und gedemütigt.

20:05
Und deswegen hat die Schwester mal gesagt, du, die Mariamne, das war sicher eine Verleumdung, die Mariamne hat eine Geheimliebschaft mit einem Offizier. Herr Rotes war rasend vereifersucht. Er hat ohne Verfahren den Offizieren Mariamne angeklagt und nach kurzem Zögern beide hinrichten lassen. Danach aber wurde er psychisch sehr labil, also nicht zu sagen depressiv, er wurde eine immer noch viel kompliziertere Persönlichkeit wie vorher. Er bereute es nämlich, dass er hat Mariamne, seine geliebte Frau, hinrichten lassen. Sie fehlte ihm, er rief ihren Namen laut durch den Palast, er hat alle Orte nochmal aufgesucht, wo sie glücklich waren. Jetzt hat aber die Mutter der Mariamne gemerkt, der typische psychisch ziemlich labil, das könnte die Zeit für einen Staatsstreich sein.

21:01
Also sie bereitete einen Staatsstreich vor, davor bekam aber Herr Rotes Wind und er hat die Mutter der Mariamne und alle, die mit so einem Staatsstreich vielleicht zu Recht oder zu Unrecht zusammen hingen, alle hinrichten lassen. Jetzt war es so weit, wir sind so im Jahr 28 v. Chr., wir nähern uns langsam der Zeit, um die es geht. Jetzt war es so weit, Herr Rotes und Mariamne hatten drei Söhne. Alle drei wurden in Rom erzogen. Und zwei der Söhne waren jetzt so alt, 18, 19, die römische Oberschichtserziehung kam wieder zurück nach Jerusalem und jetzt waren sie in Jerusalem. Erst Stimmung, eigene Söhne, aber irgendwann merkte Herr Rotes, hoppla, hoppla, das sind ja Juden. Denn Söhne einer jüdischen Mutter sind Juden. Die werden die Juden akzeptieren. Das sind ja Juden. Das sind jetzt meine härtesten Konkurrenten auf dem Gröningstrom. Die könnten sogar Messias werden. Ich kann ja nie Messias werden, ich bin ja gar kein Jude.

22:02
Also wurde er unheimlich misstrauisch. Er war sowieso wahnsinnig misstrauisch bis hin zum Verfolgungswahn. Und er hat dann beim leisesten Verdacht seine beiden ältesten Söhne hinrichten lassen. Jetzt legte sich so langsam aber sicher ein Leichengeruch über Jerusalem. Und Herr Rotes baute immer stärker seine Securitas, seine Geheimpolizei aus, überall Spione. Man konnte nicht mehr offen reden. Also das war eine Stimmung wie bei Ceaușescu in den letzten Monaten. Es redete keiner mehr offen. Du wusstest nicht, ob in der Bäckerei oder sonst wo. Kannst nichts sagen. Jetzt sind wir schon dicht in jenen Tagen. Dann passierte noch folgendes. Herr Rotes kam auf die Idee, das war im Jahre 7 v. Chr. kam Herr Rotes, schon älterer Mann, 63, 64 Jahre alt und schwer angeschlagen, voller Misstrauen.

23:03
Geheimdienst und Spione waren seine Bastion. Kam er auf die Idee, dass er die jüdische Bevölkerung einen Treueeid auf sich schwören lässt. Jeder Jude musste schwören, Herr Rotes treu zu sein. Das haben einige tausend Pharisäer abgelehnt um ihres Glaubenswillen. Herr Rotes hat einen kräftigen Teil dieser 5.000, 6.000 hinrichten lassen. Zum Teil kreuzigen lassen. Jetzt war also wirklich in Jerusalem Leichengeruch. In diesen Tagen kommen ausländisch gekleidete Leute, eine Gruppe durch die Stadttor. Die sind sofort als Pater, Leute aus dem Osten, das Paterreich astronomisch führend im Osten. Jeder Leser, der das liest, wusste sofort, ja, das sind Pater, die kommen aus Mesopotamien. Kann man auch an der Kleidung sofort erkennen.

24:01
Und sie lassen sich melden beim herrodianischen Königspalast. Und diese Sternforscher aus dem Osten, diese partischen Staatsbeamten, Sternforscher sind Staatsbeamte, lassen sich also da im Palast melden und sie stellen eine Frage, die hätte in jenen Tagen niemand in einem Hinterhof hinter vorgehaltener Hand zu flüstern gewagt. Das stellen die im Palast des Erholtes offiziell. Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern im Aufgang gesehen. Matthäus braucht nur einen Satz, um zu sagen, was jetzt los ist. Er sagt, er schreibt, da erschrak Herodes, kann man ja verstehen, und ganz Jerusalem mit ihm, kann man auch verstehen. Denn jeder Jerusalemer weiß, das ist die wunderschöne Stelle von Herodes.

25:02
Und wenn Herodes erschrickt, da ist was los. Da eskaliert es und das kannst du nicht mehr berechnen. Also Herodes erschrak und ganz Jerusalem mit ihm. Tun wir mal noch mal kurz überlegen, warum erschrickt Herodes? Ja, völlig klar, das ist die schlimmste Wunde, seine labilste Stelle. Davor hat er ja immer Angst, aber er hat natürlich einen zweiten, noch viel kräftigeren Grund. Alle Herrscher der Antike sind sterngläubig, alle. Ich werde das gleich ausführen. Der Sternenglaube war damals wahrscheinlich auf dem Höhepunkt. Die alten Religionen, so Jupiter und Co. und Zeus und sein Team, oder der Mondgott Shin in Babylonien, die haben alle ziemlich abgehalftert. Die alten Religionen haben an Bedeutung stark verloren. Und an die Stelle trat ein allgemeiner Schicksalsglaube. Der war weit verbreitet und das Schicksal, das Schicksal liegt in den Sternen.

26:02
Und deswegen in der Zeit lösten Sternforscher die alten Priester der Religionen ab, als die entscheidenden Ratgeber an Könighöfen und Herrscherhäusern. Die wichtigsten Ratgeber zu der Zeit waren bereits Sternforscher, nicht mehr Priester. Bei Augustus war es noch ein bisschen, der hat noch einen Bezug zu den alten Religionen gehabt, sogar Pax, Friedensgöttin Pax, Kult eingeführt. Aber Augustus war natürlich genauso sterngläubig. Und dieses astronomische Ereignis, um das es hier ziemlich wahrscheinlich geht, weil das war so herausragend, wurde auch in Rom gedeutet und zwar auf Augustus. Also auf jeden Fall, Herr Rodes erschreckt deswegen, weil er sich Folgendes sagt. Wenn da einige Sternforscher, also 1300 Kilometer kommen, da muss schon was Kräftiges, da müssen die einen Grund haben.

27:01
Du unternimmst so eine Reise nicht aufgrund vager Vermutungen. Also da haben die ihre satten eindeutigen klaren Gründe und die nimmt Herr Rodes ernst. Sternforscher sind für ihn eine Autorität. Herr Rodes hat Angst vor Sternen und das ist für ihn eine ganz wichtige Sache. Natürlich hätte er die auch niemals umbringen lassen können, da hätte er aber Konflikt mit Augustus gekriegt und mit den Partern. Das sind ja auch offizielle Staatsbeamte. So weit mal der äußere Bezug. Also für historisch skeptische Leute will ich nur andeuten, dass tatsächlich historisch Pater Sternforscher aufgrund der damaligen Sachlage in Jerusalem einen Besuch abgestattet haben, ist historisch durchaus plausibel. Aber alles weitere jetzt sehe ich auf einer anderen Ebene.

28:01
Jetzt fängt die innere Dimension an. Ich muss die ein bisschen vorbereiten. Also Sternforscher kommen dahin. Jetzt überlegen wir uns mal kurz, wer sind Sternforscher? Sternforscher ist eine Elitegruppe in der Antike hochgeachtet. Die sind Wissenschaftler und Weisheitslehrer und aber auch Priester. Sie haben selber auch oft priesterliche Funktionen gehabt. Und die damalige Grundüberzeugung der Antike war, der ganze Kosmos ist lebendig. Es hängt alles miteinander zusammen. Die Sterne sind eigentlich Lebewesen. Die Sterne sind Götter. Und in den Sternen ist das Schicksal schon vorabgebildet. Wir können es schon im Voraus ablesen. Also die Sterne verwalten das Schicksal. Sie lenken das Schicksal. Du kannst am Himmel dein Schicksal ablesen. Es gibt ja auch heute viele Menschen, die dieser Meinung sind.

29:02
Aber damals, das war eine Grundüberzeugung. Und die Sternforscher, die waren also Wissenschaftler, Astronomen, Astrologen, Priester und Weisheitslehrer in einer Person. Also schon intellektuelle Elite, hochgeachtet. Die beobachteten täglich den Himmel. Sie kannten alle Sterne, die man mit dem Augen sehen kann. Ich kann ja eh keine sehen. Aber die konnten die Sterne sehen. Sie kannten alle mit Namen. Und die Babylonier waren die ersten, die Methoden entwickelt haben. Babylon war führend in der Mathematik. Es könnte euch nicht vorstellen, wie weit entwickelt die Babylonische Mathematik war. Das hat man vielleicht im 18. oder 19. Jahrhundert wieder eingeholt. Aber viel früher nicht. Also die hatten Methoden, wie man die Planetenbahnen voraus berechnen kann. Und zwar sehr exakt. Das haben dann möglichst viele andere von den Babyloniern übernommen. Denn gerade die Herrscher waren besonders sternbläubig. Die hatten ja schon so einen Außerwählungsgedanke.

30:03
Ja, wir sind ja die Herrscher. Das haben sicher die Sterne so gewollt. Also die haben ein besonders enges Verhältnis zu den Sternen gehabt. Also die haben die Sterne voraus berechnen können. Und es gab damals ein sehr aufsehenerregendes astronomisches Ereignis, das man heute mit Computern wieder auf die Sekunde nachberechnen kann. Also man weiß genau, wie das abgelaufen ist. Es steht zwar in dem Matthäus-Text ein griechisches Wort, das heißt nur Stern. Es gibt ein anderes griechisches Wort für Sternkonstellation oder Sternbilder. Das stimmt schon. Also man muss ein bisschen vorsichtig sein. Will ich durchaus auch sein. Trotzdem, wenn man sich damit beschäftigt hat, was das für ein herausragendes Ereignis war und dass das in Mesopotamien, in Ägypten, in Griechenland, in Rom, in allen Metropolen seit 10, 20 Jahren überall diskutiert wurde, dann hat das schon auch einen Stellenwert.

31:06
Also es war damals ein aufsehenerregendes astronomisches Ereignis, das die Parter-Sternforscher natürlich genau wussten. Es gibt viele partische Sternwarten. Die berühmteste heißt Sippur. Die stammt schon aus der Zeit in Babylonien. Und 1920 wurden hunderte, ich glaube sogar tausende von Tontafelchen entdeckt und ab den 30er Jahren übersetzt. Das sind die Texte dieser Sternwarte. Da kommen übrigens diese Ausdrücke im Aufgang, im Erscheinen hundertfach vor. Also es war ein aufsehenerregendes Ereignis. Ich will das jetzt ganz kurz schildern, um es nicht zu übertreiben. In Stuttgart in der Sternwarte wird es immer gezeigt. Da allerdings ohne jede biblwissenschaftliche Hintergründe. Es gibt eine Jupiter-Saturn-Konjunktion.

32:04
Konjunktion heißt, dass diese beiden Planeten, das war damals schon klar, die bewegen sich ja auf Bahnen. Die anderen Sterne gibt ja Fixsterne, die stehen fest. Also diesen Unterschied kannte man. Und Jupiter und Saturn, nach heutigem, nach unserem Wissen, können mal hintereinander stehen. Also ihre Bahnen kreuzen sich, sie nähern sich an. Manchmal nähern sie sich nur an, aber manchmal stehen sie so hintereinander, dass es von der Erde aus wie ein Stern aussieht. Und das nennt man eine Konjunktion. Das Verblüffende der Jupiter-Saturn-Konjunktionen, was damals sehr wichtig war, ist, dass diese Konjunktion sehr lang dauern kann. Also sie kann über einen Monat dauern. Und das gibt es sonst am Himmel eigentlich. Ein Komet, der kommt und haut ab und sonstige. Aber eine Jupiter-Saturn-Konjunktion kann bis zu anderthalb Monaten gehen. Manchmal auch kürzer, manchmal auch nur ein paar Tage.

33:02
Aber diese Dauer ist ein Phänomen. Und Jupiter ist ja ein Königstern. Und jetzt muss man wissen, Saturn, der hieß im Hebräischen Kenosh, oder Kenoch, kommt im Amos-Buch vor, der Stern Kenosh, das ist der Saturn. Und das war immer schon der Stern der Juden. Und wichtig ist jetzt auch, es gab in Mesopotamien eine große jüdische Diaspora. Denn im babylonischen Exil ist ja die Oberschicht deportiert worden nach Babylon. Und die meisten blieben dort, weil die Situation in Babylon war besser als die in persisch unterdrückten Palästina. Die Perser haben dann die Babylonier abgelöst. Und sie haben Israel genauso unterdrückt wie die Babylonier. Und da haben die in Babylon lebenden Juden, das waren meistens Oberschichtsjuden, das wird ja nur die Elite deportiert, die drangen damals in die Babylonische Mittelschicht und Oberschicht vor, das waren oft sehr anerkannte Gelehrte.

34:02
Und die partische Religion, die persische und die partische Religion, haben gewisse Strukturverwandtschaft mit der jüdischen. Und ich will das nachher kurz schildern, da gibt es ein paar verblüffende Analogien. Die waren also sehr lernbereit voneinander. Und durch diese große Babylonische Diaspora, die auch intellektuell, bildungsmäßig zu den wichtigen Faktoren in Babylon, in Persien und dann bei den Patern gehörten, die Pater haben die Pesser wieder erobert und so ab 130 v. Chr. war Mesopotamien in pattischer Hand. Die Pater waren die härtesten Gegner für Rom, hat Rom schwer Mühe gehabt, da wechselten sie Siege und Niederlage ständig ab. Also die Pater waren zähe Gegner für Rom. Das einzige Großreich, Großmacht östlich von Jerusalem, außerhalb des Römischen Reiches. Also Jupiter-Saturn-Konjunktion, und zwar, ich weiß nicht, wann die vorkommt,

35:01
die kommt gar nicht so selten vor. Damals war es eine dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion, die selten, ich weiß nicht, also die kommt nur alle paar hundert Jahre mal vor. Die letzte übrigens war 1940, 41, aber zu zunweilig und dauernd bis die nächste kommt, dreifache. Dreimal begegnen sich Jupiter, Saturn, damals war das, kann man nachrechnen, ich glaube Januar, Frühsommer und November. Aber das Besondere an diesem Ereignis war, alle drei Jupiter-Saturn-Konjunktionen, und das ist extrem selten, da muss man jetzt in die tausenden von Jahren gehen, alle drei Konjunktionen ereigneten sich im Tierkreiszeichen, also im Sternbild der Fische, und das ist extrem selten. Und das Sternbild der Fische, ich bin also jetzt mal in den Denkprämissen der damaligen Astronomen, das Sternbild der Fische ist das letzte Sternbild, das es gibt,

36:05
und deswegen steht es für die Endzeit. Also jetzt kommt eine dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Sternbild der Fische, und das ist nach damaligen nachvollziehbaren astronomischen Prämissen die Geburt eines Weltenherrschers. Denn Sterne haben Beziehungen zu Menschen, vor allem zu bedeutenden Menschen, zu großen Herrschern, das ist fast wie Doppelgänger am Himmel. Und wenn ein Stern im Aufgang ist, das heißt erstmalig erscheint, das ist nach damaligen astronomischen allgemeinen Bedingungen die Geburt eines großen Herrschers. Im Aufgang, das ist sozusagen eine Geburt. Und diese Geburt war im Tierkreiszeichen der Fische, Jupiter-Saturn, der Stern der Juden, der Königstern mit dem Stern der Juden, also für Leute, die den jüdischen Messianismus kannten, und die Pater haben die jüdische Messias-Hoffnung sehr ernst genommen,

37:02
sie standen ihr im Großen und Ganzen positiv gegenüber, weil sie eine sehr ähnliche Hoffnung hatten. Das muss ich jetzt schnell erklären, und dann komme ich auf die existenziellen Dinge. Aber ich finde diesen Anlauf nicht nur hochinteressant für unsere Allgemeinbildung, sondern er ist auch wichtig, damit sie das stimmungsmäßig nachempfinden können. Mir geht es um die Stimmung, in der damalige Leser so eine Geschichte lesen, nicht wie vielleicht heutige Akademiker sie lesen. Es geht mir um die Erstleser. Also, ich muss kurz was zu den Pattern sagen. Die Patters sind eigentlich ein Reiter- und Nomadenvolk am Südufer des... Wie heißt der See? Der Große See. Also am Kaukasus, sagen wir mal, am Kasbischen Meer, am Südufer des Kasbischen Meeres, das ist so ihre Heimat. Und ihre Religion ist die Zarathustra-Religion, die ich jetzt kurz vorstelle, weil die sehr wichtige hat sogar Halbrom erobert, das Weihnachtsfest hängt sogar damit zusammen,

38:05
weil das das Sonnenwendfest war im Mitraskult dann. Und das haben die römischen Kaiser dann aufgegriffen und ein Sonnenfest eingeführt. Und der Papst hat dann dieses Sonnenfest zum Weihnachtsfest erklärt. Also es hat eine Irre-Wirkungsgeschichte. Gut, also diese Zarathustra-Religion, die die Pater in einer bestimmten Spielart hatten, also die Pater waren Anhänger der Zarathustra-Religion in einer bestimmten, sagen wir mal, konfessionellen Prägung. Und zwar war das ein betonter Schicksalsglaube, wie er nicht überall in der Zarathustra-Religion ist, aber bei den Patern war er so. Jetzt sage ich euch mal, jetzt möchte ich euch mal die Pater-Religion kurz mal lieb machen, ans Herz legen. Also stellt euch mal vor, ihr seid die Tochter oder der Sohn einer patischen Familie. Nur so, ihr müsst es empathisch versuchen aufzunehmen. Also das entscheidende Urphänomen der Zarathustra-Religion ist das Licht.

39:05
Und überlegt mal, was ist denn das Licht? Wie würdest denn du leben ohne Licht? Welche Philosophie, welchen Lebensstil hättest du, wenn es gar kein Licht gäbe? Stellt euch mal vor, es wären nicht nur 12 oder 14 Stunden hell, sondern vielleicht nur 2 Stunden. Also das Verhältnis von Licht und Dunkelheit wäre gravierend anders. Ich würde euch das nicht mal in der Fantasie vorstellen, was sich da für euch stimmungsmäßig, philosophisch, politisch, ihr hättet ein ganz anderes Lebenskonzept. Also euer Lebenskonzept gründet auf Voraussetzungen, über die man eigentlich nie so groß nachdenkt. Also das Licht, ja, das Licht ist ein wahnsinniges Urphänomen. Licht bedeutet in der Antike auch Erkenntnis, Erleuchtung, Bewusstsein, überhaupt ein Bewusstsein. Ohne Licht könnte sich wahrscheinlich kaum ein Bewusstsein entwickeln. Und insofern kann man sagen, Licht ist Leben.

40:02
Nicht zufällig ist das erste Schöpfungswerk Licht. Und das heißt in der Bibel Gott ist Licht, Licht ist sein Kleid. Die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie in der Weihnachtserzählung. Und die Zara-Tustra-Religion sagt, Licht ist das Helle, ist das Leben und das Gute. Sie haben Licht sofort ethisch verstanden. Dunkelheit ist das Böse. Denn wie viele kriminelle Taten geschehen im Schutze der Dunkelheit? Also sie haben, es ist ein echter absoluter tiefer Gegensatz. Es ist eine dualistische Religion. Ahura Mazda heißt der Lichtgott. Dann gibt es einen Dunkelgott, die Audoma, Gemazda, kommt übrigens nachher. Und dann gibt es einen Dunkelgott, das ist der Satta. Und jeder Anhänger der Zara-Tustra-Religion, also wenn er religiös erzogen wird, dann sagt der Papa oder die Mama, also zu den heranwachsenden Kindern,

41:03
Leute, überlegt euch, wollt ihr das Licht verehren? Wollt ihr euer Leben zur Verfügung stellen dem Licht, dem Guten? Gibt mir dein Leben dem Licht und kämpfe gegen das Dunkel. Auch in dir. Das ist die Zara-Tustra-Religion. Also der Lichtgott. Jetzt kommen aber noch ein paar andere Dinge dazu. Dieser Lichtgott arbeitet besonders mit Königen zusammen, mit den Herrschern. Denn der Lichtgott liebt den Glanz und die Strahlung, das Ausstrahlen. Deswegen ist die Sonne natürlich das Allerwichtigste. Die Sonne ist die Kraft und Dynamik, alles wächst durch die Sonne. Die Sonne ist unbesiegt, soll in Victor, die unbesiegte Sonne. Keine Dunkelheit wird jemals die Sonne besiegen können. Aber die Sonne muss auch schwer kämpfen gegen die Dunkelheit. Und deswegen sind die Sterne in der Nacht so wichtig.

42:01
Denn sie strahlen in der Nacht. Sterne ist was Schönes. Die Dunkelheit kann die Sterne nicht besiegen. Die Sterne sorgen für Licht in der Dunkelheit. Deswegen lieben die Pater die Sterne. Also, jetzt gehen wir mal in die politischen Auswirkungen dieser Religion. Die Sonne mit ihren Strahlen und ihrem Glänzen. Die spiegelt sich wieder in den Palästen. Da glänzt alles mit Gold und Silber. Die Pater liebten Gold und Silber, weil sie haben dieses Strahlen der Sonne. Und da ist was Licht, Erdreich und Staub. Das ist dunkel, das ist böse. Aber Paläste sind hell. Und das Gleisen der Streitrosse, dieser kaiserlichen, königlichen Rosse, das glänzt alles, ihr Zaumzeug und so weiter. Also, der Lichtgott wirkt am besten über gute Herrscher.

43:01
Und sie hofften auf einen quasi messianischen Weltenherrscher, die Zaratustra-Religion, unabhängig von der jüdischen. Der Lichtgott wird einmal Mitras schicken. Und das ist eine messianische Gestalt. Der wird in der Endzeit, wird er das Licht zum Sieg verhelfen. Er wird das Licht in Gerechtigkeit umsetzen und in Frieden. Also, es gab in der Pater-Religion eine starke Friedensehnsucht. Aber die Welt wird heil von oben nach unten. Die Welt wird heil von der Spitze des Staates her. Wir brauchen einen erstlassigen, von Gott gesegneten König. Und der kann es umsetzen. Der Lichtgott wirkt von oben nach unten. Und so, ihr müsst euch mal vorstellen, jetzt dreifache Jupiter, Saturn, König, König Jupiter, Saturn, jüdischer Messianismus, ist strukturehnlich. Die haben auch eine Endzeiterwartung. In der Zaratustra-Religion bei den Patern eine gewisse apokalyptische Endzeitstimmung.

44:02
Und ethisch, es ist eine hohe ethische Religion. Ich bin vor einiger Zeit mal mit dem ICE gefahren. Da sitzt mir ein ausländischer Mann gegenüber, der aber tadellos Deutsch sprach. Da sind wir irgendwie auf Religion gekommen. Ich habe irgendwie ein Bibellexikon gelesen. Da sagt der Mann zu mir, sind Sie religiös? Ich sage, ja, schon. Und er fragt, sind Sie religiös? Ja, ich bin sehr religiös. Ich bin neugierig, welche Religion gehören Sie denn an? Er sagt, die kennt sich sowieso nicht. Ich sage, Zaratustra-Religion? Ja. War aber verblüfft. Es waren Inder. In Indien gibt es, Hinduismus kennt man ja, Buddhismus. Wenn ein Inder sagt, ich hänge einer Religion an, die Sie nicht kennen, habe ich mal getippt, Zaratustra. Die gibt es heute noch. In Pakistan, Indien, aber auf der ganzen Welt gibt es die. Diese Menschen sind ethisch sehr hochstehend. Sie widmen sich dem Licht und kämpfen gegen die böse Finsternis.

45:05
Übrigens, in der Bibel scheidet Gott auch die Finsternis vom Licht. Aber er ist der Herr über Licht und Finsternis. Gott ist für die gesamte Wirklichkeit der Souveräen. Das ist ein tiefer Unterschied zur Zaratustra-Religion. Judentum, Christentum und Islam sind nicht dualistisch. Es gibt keinen gegen Gott. Es gibt zwar den Satan, aber der kann nur das machen, was Gott will. Satan ist in der Bibel keine ernsthafte Gefahr für Gott. Aber die Dunkelheit ist eine ernsthafte Gefahr fürs Licht. Und erst in der Endzeit wird es dann besiegt werden. Gut, also aus diesen Hintergründen heraus sage ich jetzt mal, ist es historisch sehr plausibel, dass von deren Denkvoraussetzungen her dieses Wahnsinnsereignis, das seit 10, 20 Jahren unter allen Gebildeten diskutiert wird, auch Vergil, Horats, Ovid haben das alles diskutiert,

46:02
die gesamte intellektuelle Eliteschicht der Antike in den Metropolen hat dieses Ereignis kommen sehen. Und in Rom natürlich auf Augustus gemünzt. Gut, jetzt kommen die also in Jerusalem an. Herr Roth ist erschrickt, er weiß, bei den Hasmoneer, da gibt es eigentlich keinen Neugeborenen. Er steht jetzt vor einem Rätsel, aber er nimmt natürlich diese Astronomen ernst. Da pippert sogar der König Herr Roth. Wie alle großen Mächtigen sind es sehr ängstliche Leute. Die Machthaber dieser Welt haben überdurchschnittlich Angst. Hitler war ein sehr ängstlicher Mann. Deswegen brauchen die Macht, da fühlen sie sich endlich sicher. Da kann ihnen niemand was tun. Sie sind am besten Tyrannen, da kann niemand ihnen schaden. Das entsteht zum großen Teil aus Angst. Machthunger hat sicher unter anderem als eines der Hauptmotive tiefe Ängste.

47:01
Also Herr Roth, es ist sicher auch von tiefen Ängsten durchschüttelt worden. Und jetzt ist es Sackgasse. Jetzt kommen die Leute 1300 km, die haben natürlich angenommen, denn der Lichtgott Ahura Mazda heilt die Welt von oben. Dass jetzt so ein messianische Mitra-Figur oder eben jüdischer Messias, das war denen nicht arg wichtig. Hauptsache, es kommt ein vom Licht gesegneter Weltenherrscher, der in allem des Ostreichs, das römische Reich, war kriegsmüde. Die meisten Kämpfe fanden im Ostteil statt. Seeschlacht zu Aktium, dann hat Gaius Octavian erst mal Ägypten erobert, dann hat er wieder die Provinz Asi zurückerobert. Und die ganzen Truppen, die das brauchten, die werden im Osten rekrutiert von den Söhnen der Bevölkerung. Wo sind die Söhne geblieben? Die wurden rekrutiert. Und unterhalb dieser Truppen, Zehntausende von qualifiziert hoch ausgerüsteten Soldaten, es musste alles aus der Bevölkerung erhoben werden.

48:04
Also der Orient, der war wirklich kriegsmüde. Und die Menschen sehnten sich nach Frieden. Also jetzt nach dieser Erzählung im Matthäus-Evangim kommt es zu einem biblischen Gutachten. Denn in der Tat, das könnte sogar Herr Hodes wirklich gewusst haben, die Juden haben doch so prophetische Schriften, da ist irgendwas vom Messias doch, steht doch da drin. Also jetzt kommt es zu einem biblischen Gutachten. Ich wechsele jetzt stärker in die innere Realität über. Nämlich in Gottes Wort guckt man nach, wo ist denn der Messias geboren? Ja, tatsächlich, Micha 5, Vers 1. Und du, Bethlehem, bist zwar ein ziemlich kleiner Ort, bist gar nicht wert, dass du zu den Bezirkshauptstädten oder in Judea gehörst, aber aus dir wird der hervorkommen, der mein Volk weiden wird. Und diese Stelle ist dann messianisch aufgefasst worden. Also der Messias wird wohl aus Bethlehem kommen.

49:04
Ist zwar auch ein bisschen unerwartet für so Herrscherfiguren. Denn Jerusalem, das ist ausgebaut worden, vor allem unter Herr Hodes. Der hat Jerusalem wirklich glanzvoll ausbauen lassen. Bethlehem liegt acht, neun Kilometer südlich von Jerusalem, also in unmittelbarer Nähe. Und deswegen liegt Bethlehem völlig im Schatten von Jerusalem. Du kannst ja gleich nach Jerusalem gehen. Und Bethlehem ist ein kleines Dorf. Also wenn ich dich frage, wo kommst du denn her? Stuttgart, ja, okay. Berlin, London. Aus Orschelhagen kommst du? Aus Klein-Bottwa? Aus Öhringen? Wo ist denn das? Also ja, Bethlehem, der Messias, das ist ja schon eine Brüskierung für Jerusalem. Das ist ja echte Ohrfeige für eine glanzvolle Metropole. Wenn der Messias schon dicht in solcher Nähe von Jerusalem geboren wird,

50:01
aber nicht in Jerusalem, also da steckt auch wirklich so, Gottes Wege sind halt irgendwie doch anders. Dieses schlichte, unscheinbare Bethlehem. Es ist nicht viel glanz, da gibt es gar keinen Palast. Also aber es steht in der Heiligen Schrift in Bethlehem. So, jetzt wird die Sache geistlich wichtig. Jetzt kommen da hoch ausgebildete Wissenschaftler, Astronomen, wirklich mit einem Mordaufwand, 1300 Kilometer, also man muss sich mal vorstellen, es kommen ja nicht alle, aber die haben gesagt, wir gehen da hin, wir wollen das sehen. Das waren schon Menschen mit einem starken Verlangen. Und die kommen jetzt in Jerusalem an, die werden aber hier jetzt festgesessen, sie werden nicht weitergekommen. Sie sind erstaunt, dass im Palast nicht jemand geboren ist, wo es glänzt, wo Gold und Silber ist.

51:02
Nein, das ist also verwirrend. Und Herr Hodes weiß auch nicht weiter, das heißt, ohne die Heilige Schrift findest du nicht so Messias. Gott hat zwar seine Fingerzeige auch im Kosmos, er ist auch der Herr der Zeiten und Räume, der Herr des Kosmos, und er bedient sich auch der Sterne. Aber Gottes kosmische Handeln ist nicht eindeutig. Du hockst in Jerusalem fest, du weißt gar nicht, dass es nur noch 8 Kilometer sind, du bist dicht daneben, aber ohne die Heilige Schrift findest du nichts zu diesem Ort. Das heißt, das ist die Überlegenheit, die Eindeutigkeit der Heiligen Schrift des prophetischen Wortes. Die Naturwissenschaft wird viel erkennen, ich erwarte da einiges, aber keine heilsrelevanten Erkenntnisse. Wird die Naturwissenschaft nie bekommen. Die wichtigsten Fragen, die es überhaupt gibt, wer ist Gott? Das ist noch wichtiger, wie die Frage, gibt es Gott überhaupt?

52:03
Denn die Frage, gibt es Gott überhaupt, wenn du nicht weißt, wer Gott ist, ist eigentlich langweilig. Viel wichtiger ist, wer ist Gott? Dann kannst du ja überhaupt erst prüfen, ob es ihn gibt, wenn du weißt, wer er ist. Aber die Wissenschaft wird nie etwas Wichtiges dazu sagen können. Keine Philosophie, keine Naturwissenschaft. Wissenschaftlich ist die Frage, wer ist Gott, vollkommen unbeantwortbar. Und auch die zweite wichtige Frage, wie findet man Gemeinschaft mit Gott? Dazu kann die Wissenschaft nichts sagen. Gar nichts. 0,0. Da erleben wir hier ein kleines Spritzerchen, 1300 km, und jetzt wäre es Schluss gewesen. Man muss dann in Gottes Wort nachschlagen. Wir brauchen Offenbarung. Nur durch die Offenbarung in Gottes Wort wird der entscheidende Schritt zu Gott möglich.

53:04
Das gilt bis heute. Jetzt möchte ich diese drei Personengruppen in der inneren Realität auswerten. Sind wir mal lernbereit? Seid ihr lernbereit? Sagt nicht so schnell ja. Ich weiß auch nicht, ob ich überall lernbereit bin. Wir wollen mal diese Frage stellen, sind wir tatsächlich? Es könnte gefährlich werden. Lernen ist schön, das ist mit das Schönste im Leben. Ich habe mal einen Vortrag halten müssen, ein tolles Thema, zu einem Jubiläum des evangelischen Schulwerks in Stuttgart. Da hat der Oberkirchenrat folgendes Thema kreiert. Leben, lieben, lernen. Leben, lieben, lernen. Alles nur Verben. Da habe ich die Anwesenheit gefragt, welches Verb findet ihr das Wichtigste und das Schönste? Meint ihr, dass da einer Lernen genommen hätte? Welches Verb findet ihr am schönsten, bezauberndsten und wichtigsten?

54:02
Am attraktivsten? Leben, lieben, lernen. Ich war der einzige im Hospitalhof, der ich war für Lernen. Weil ich bin der Meinung, das Schönste ist, wenn man das Leben lernt. Stell dir mal vor, du kapierst sofort das ganze Leben, das ist doch stinke langweilig. Und lieben, stell dir mal vor, du weißt sofort, was die Liebe ist. Aber dass man die Liebe sein Leben lang lernen kann, das ist spannend. Also Lernen heißt ja nicht büffeln, sondern Lernen ist ein Abenteuer. In Neuland, in neue Landschaften. Lernen ist das größte Abenteuer. Gut, also jetzt versuchen wir mal zu lernen. Ihr müsst jetzt, wenn ihr lernbereit seid, von folgendem ausgehen. Diese drei Personen stecken auch in euch drin. Es gibt auch den Herr Rotes in dir. Es gibt die Schriftgelehrten in dir.

55:02
Auch wenn du jetzt denkst, nein, das gibt es. Und es gibt aber auch die Sternforscher in dir. Diese drei Personengruppen sind repräsentativ typisch für Reaktionsweisen der Menschen, wenn Gott ihnen ernsthaft auf die Pelle rückt. Also nicht bloß über Gott diskutieren, sondern du merkst, jetzt ist der Ernstfall. Da reagierst du nämlich anders. Also es sind nicht einfach nur Personengruppen, die man verteilen kann, sondern wir müssen auch damit rechnen, das sind Persönlichkeitsanteile in mir. Wir haben so bestimmte Persönlichkeitsanteile. Es können aber auch Menschen sein, das muss man sehen. Aber wir lassen uns das jetzt mal uns selber sagen. Also es gibt die Herr-Rotes-Typen. Natürlich in Herr Rotes selber sehr extrem ausgeprägt. Ein Tyrann, ziemlich in der Qualität von Adolf Hitler, die sind auch relativ verwandt. Weil die haben ja auch viel zu verlieren.

56:02
Also wir sind ja viel spießbürgerlicher, wir sind autonomal Verbraucher. Unser Herr-Rotes-Anteil, der ist nicht so spektakulär. Deswegen ist auch unsere Reaktionsweise bürgerlicher, spießiger, normaler. Aber sie kann trotzdem sehr analog sein. Also der Herr-Rotes steht für alle die Menschen oder für die Persönlichkeitsanteile in mir, die sagen, was? Gott kommt mir jetzt nahe. Also der Messias wird geboren und zwar ziemlich in meiner Nähe. Und im Messias ist ja Gott, wird Gott auch, kommt Gott der Welt nahe. Also Advent heißt eigentlich, Gott rückt dir jetzt auf die Pelle. Er kommt jetzt wirklich dir nahe, der Ernstfall ist gegeben. Jetzt tritt der Ernstfall ein. Das gehört mit zum Advent. Und das ist jetzt hier gemeint, der Messias wird geboren. Herr Rotes sagt sich, das stimmt mir, das ist ärgerlich.

57:07
Das passt überhaupt nicht in meine Lebensstrategie, zu meinen Plänen, in mein Selbstkonzept passt das überhaupt nicht. Das ist eine Störung, das stört mich. Und das ist millionenfach heute so. Interessant ist, dass Herr Rotes gar nicht das Problem der Glaubwürdigkeit hat. Denn Sternforscher sind für ihn glaubwürdig. Das ist eine Autorität, das nimmt er ernst. Also wenn Sternforscher 1300 Kilometer kommen, dann haben die ihre klaren Belege. Da geht Herr Rotes davon aus, das stimmt. Und es ist schon wichtig, die Frage der Glaubwürdigkeit. Also der christliche Glaube muss Kriterien haben der Glaubwürdigkeit. Sonst kann er ihn wirklich nicht ernst nehmen. Und ich habe ja am Freitagabend probiert mit dem Phänomen der Friedlosigkeit. Das ist die empirische Ausdrucksform der Sünde. Die Menschen kriegen keinen dauerhaften Frieden hin.

58:02
Jetzt haben wir 2000 Jahre Zeit gehabt und wir sind genauso weit entfernt wie bisher. Es spricht viel dafür, der Mensch kriegt den Frieden in der Welt dauerhaft, international, in der Gesellschaft, im Privatbereich, in sich selber, mit den Tieren, mit der Natur nicht hin. Also ich sehe keinen Fortschritt. Also das sind so Kriterien der Glaubwürdigkeit, dass die biblische Botschaft sagt, der Unfriede ist ein entscheidendes Symptom für das Menschsein. Das ist nicht nur ein Ausrutscher, das ist eine ernste Störung, die der Mensch selber nicht beheben kann. So fangen die Kriterien der Glaubwürdigkeit an. Jetzt lassen wir das aber mal, denn für Herr Roth war das gar nicht die Glaubwürdigkeit das Problem. Auch die Menschen, die innerlich ahnen, doch, doch, da wird schon was dran sein. Diese Botschaft der Nächstenliebe, der Feindesliebe, der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit, das ist doch was Wertvolles.

59:01
Und wenn eine Religion solche Sachen sagt, wenn Gandhi die Bergpredigt liest, dann sagt er, das war kein Träumer. Das hat Qualität. Also wenn Jesus sich um die Leidenden und Weinenden, die mondsüchtigen und Aussätzigen kümmert, für die sich doch unsere Elite doch gar nicht kümmert, dann sage ich mir, das ist glaubwürdig. Aber es geht gar nicht nur um die Glaubwürdigkeit. Das meinen bloß manche Menschen, die sagen, das ist mir nicht glaubwürdig. Und dann kommt auch die Frage, passt es dir? Kannst du damit was anfangen? Diese andere Frage, stört es dich, wenn es glaubwürdig wäre? Nehmen wir mal an, es wäre glaubwürdig. Würdest du dich dann öffnen? Nein, noch längst nicht. Weil du fragst nämlich immer gleich die zweite Frage, kommt es mir zu Potte? Kann ich das gebrauchen oder stört es mich? Dein Selbstkonzept, stört es deine Selbstsicherheit, was du dir aufgebaut hast? Der Herr Rhodes steht für mich, für die Menschen, die bauen sich ihren Palast.

60:07
Das ist das Palast Ich. Wir haben in uns ein Palast und da regiert unser eigenes Ich. Unser eigenes Ich ist der Herrscher in dem Ich-Palast. Und der will auch Herrscher bleiben. Und wenn jetzt da die Botschaft, ernsthaft Gott kommt auf dich zu, dann kriegt dieses Ich aber Vernichtungsängste. Das kriegt richtig Panik. Weil dieses Ich, das sich bei dir schon eingerichtet hat, in deinem Einfluss, in deinem Selbstkonzept, in deiner Rolle, die du spielst, auch ein bisschen in der Macht, die du auf andere herrschst. Es gibt auch kleine Tyrannen, die kontrollieren auch ihre Umwelt. Das gibt es in tausend Spielarben. Und es regiert in dir dein eigenes Ich. Dann sage ich dir, dieses Ich, das selbstherrlich ist und das sagt, ich habe mir alles aufgebaut.

61:03
Das sind meine Fähigkeiten, meine Qualifikationen. Ihr habt nichts geschenkt gekriegt, das habe ich mir aufgebaut. Ihr habt die zweite Dienstprüfung an der PH bestanden. Und dann habe ich das Referendariat bestanden. Und jetzt werde ich Konrektor und ich werde als Rektor verabschiedet. Und das ist mein Lebenswerk. Ja. Ja. Und wenn Gott dir nahe kommt, dann dämmert dir das eine geschenkte Würde. Willst du überhaupt von einer geschenkten Würde leben? Oder willst du dir deine Würde durch deine eigenen Qualitäten und Qualifikationen erwerben? Und dann hast du dieses Potest. Das habe ich mir aufgebaut. Das ist meine Intelligenz und das ist mein Durchhaltevermögen. Ihr habt das jahrelang strategisch geplant und jetzt bin ich im Vorstand der Deutschen Bank.

62:02
Ja. Und jetzt alles, dein ganzes Leben ist eigentlich geschenkt. Bist auch nicht besser als irgendein Sklave. Ja, das geht nicht. Ich sage euch, diese Anteile, die selbsterlichen, die selbstbelobigen, die sagen hart und schroff, nein. Entweder der oder ich. Weil die spüren genau, wenn jetzt Gott zu regieren beginnt, ja wer soll mich regieren? Ja, das ist in der Tat die entscheidende Frage. Wer soll dich regieren? Du selber oder dein Schöpfer? Gibt nur entweder oder. Also die Herodesanteile reagieren hart und schroff. Denn sie wissen, mit mir ist es aus. Da stirbt, wenn der seine Herrschaft antritt. Der vertritt nicht einfach meine bisherigen Interessen.

63:02
Das ist nicht meine Laufbursche. Gott ist kein wertvoller Mitarbeiter meiner Firma. Der sieht die Sache ganz anders. Da wird sich verdammt viel ändern und da kannst du nicht einfach so weitermachen wie bisher. Na sagt aber der Herodesanteil in dir entweder der oder ich und ich weich nicht. Ich will weiterhin regieren. Jetzt gehen wir mal zur zweiten Persönlichkeitsgruppe. Das sind die Schriftgelehrten und hohe Priester. Das sind religiöse Menschen, die pflegen einen religiösen Lebensstil. Die haben ihre religiöse Tradition. Es ist mir im Moment relativ egal, ob die hinduistisch, buddhistisch, liberal, akademisch, evangelikal, fundamentalistisch, islamisch und was es alles auf der Welt gibt. Also ist es eigentlich jetzt mal völlig egal. Es gibt Menschen, die haben ihr religiöses Wissen. Sie haben die richtige Lehre. Sie sind erleuchtet. Sie haben ihr Tradition. Ihr Tradition ist ihr Gefängnis. Kommst du überhaupt noch aus deiner Tradition raus?

64:02
Hast du überhaupt noch einen Spielraum? Also das sind Menschen, die wissen relativ viel. Sie wissen ja, in der Bibel steht Michael 5. Die können die Bibel zitieren. Sie kennen die richtigen Bibelstellen. Es ist nur die Frage, welche Konsequenzen ziehen sie draus. Das ist eine ganz andere Frage. Also das Verblüffende an diesem Text ist, diese Sternforscher aus dem Osten kommen allein in Jerusalem an. Und das Verblüffende ist, sie gehen auch allein weiter. Das ist ein Negativwunder. Die hohe Priester und Schriftgelehrten, die doch selber diese Stelle wissen, die den Sternforschern erlaubt, dort hinzugehen, die gehen aber nicht mit. Das ist wahnsinnig verblüffend. Das muss man erklären. Das muss man auch psychisch erklären. Ja, ich lasse mich doch nicht von Ungläubigen belehren. Das sind ja Heiden. Das ist ein System der Abwertung. Ich bin der Klug der Bekehrten.

65:02
Und was außerhalb von meiner religiösen Bibelsicht ist, das muss man abwerten. Das sind Heiden, das sind Gottlose, das sind Ungläubige. Da gibt es so die Fachbegriffe der Abwertung. Das hat man nötig. Man hat nötig, andere abzuwerten, damit der eigene Tellerrand als der richtige erkennbar bleibt. Deswegen muss man andere abwerten. Also, die wollen unseren Messias, bevor wir wissen, dass er geboren ist, wollen die uns belehren über unseren Messias. Mit denen gehen wir nicht mit. Da machen wir keine Kooperation. Mit Patern, mit unbekehrten, gottlosen Heiden, Sterngläubigen. Ihr müsst wissen, die ganze Antike ist sterngläubig, außer den Juden. Israel ist das einzige Volk, da haben sich die Leute immer schon darüber gewundert. Israel hat einen Schabbat, schau, irgendwie merkwürdig. Israel hat eine bilderlose Gottesverehrung, da stehen gar keine Statuen und Bilder im Tempel.

66:02
Auch schon komisch. Und jetzt verehren die keine Sterne. Das ist allen Leuten aufgefallen. Nein, in Israel verehrt man den Gott Israels und keine Gestirne. Gestirne sind in Israel nur Lampen am Himmel. Die hat Gott dahin gesetzt, das sind eigentlich Lampen. Man könnte sogar das hebräische Wort übersetzen, Funzel. Also die haben reine Dienstleistungsfunktionen, die sind für die Zeiteinteilung. Für den Festkalender braucht man diese Lampen am Himmel. Aber Anbeten, Respekt oder Angst vor den Lampen am Himmel hat kein Jude. Jüdische Schriftgelehrte sagen zu den Nichtjuden auch, das sind Diener der Planeten. Und es war bei Todesstrafe verboten, dass ein Schriftgelehrter in Ausbildung geht bei einem Sternforscher. Da stand Todesstrafe drauf. Weil das geht nicht. Du betest entweder Gott an und dann hast du keinen Heidenrespekt mehr vor den Planeten. Oder du lernst von den Planeten, da kannst du aber deinen jüdischen Gottesglauben die Hasen geben.

67:02
Also so denken die über Sternforscher. Jetzt kommen die Sternforscher und gehen nach Bethlehem, da gehen diese religiös gut informierten Menschen nicht mit. Also daraus können wir lernen, Religion jeder Spielart kann eine Isolierschicht werden gegenüber dem lebendigen Gott. Religion als Gehäuse, Religion als Gefängnis, Religion als Rechthaberei. Religion als Verachtung andersdenkender. Wir tun gut daran, über andere Religionen behutsam zu reden. Da tun wir gut daran. Freundlich und lernbereit. Denn meint ihr wirklich, dass alles was es religiös auf der Erde gibt, alles ohne Gott geht? Wollen die Christen oder andere gläubige Menschen die Existenz anderer Religionen nur zähneknirschend hinnehmen?

68:01
Leider es gibt halt andere Religionen, das Schönste wäre es, wenn es nur eine gäbe. Welche Armut, wenn es nur eine gäbe. Also hier geht es darum, ein fremder Mensch, das fremde, das andere, andere Sprache, andere Kleidung, andere Weltanschauung, andere Götterglaube, Aberglaube, für die waren das nicht nur Heiden, das waren Heiden hoch fünf, das waren abergläubische Sternforscher. Ja, nichts da. Mit denen gehen die nicht mit. Also, es gibt religiöse Menschen, die fühlen sich als Besitzer der Wahrheit. Sie wissen nicht, dass die Wahrheit sie trägt, dass sie von der Wahrheit gehalten werden, aber deswegen sind sie nicht Besitzer der Wahrheit. Kein Mensch ist Besitzer der Wahrheit gegen andere. In dem, worin andere Religionen Recht haben, haben sie nicht gegen Christus Recht.

69:03
Sie haben einfach auch wertvolle Erkenntnisse. Also dieses ganze Feld, wie gehen wir mit anderen Religionen um? Hier echte Prüskierung, keine Lernbereitschaft. Bist du lernbereit? Und dann wollen wir uns doch den Sternforschern zuwenden. Das ist das Schöne am Schluss, aber selbstkritische Sachen sind schon wichtig. Aber die Sternforscher kommen 1300 Kilometer, die haben einigen Sand geschluckt. Die sind in Euphra drauf, das dauert mit Kamelen, also ich war auch schon mit Kamelen vier, fünf Tage unterwegs, da hat mir aber dahinter so weh getan, dass ich aufhören musste, vier, fünf Tage. Aber mit Kamelen bist du da ungefähr zwei Monate unterwegs, wenn du nicht ständig schnell und so, aber einigermaßen seriös 1300 Kilometer, zwei Monate bist du unterwegs. Reisen ist beschwerlich, überall wieder Gast sein und mal packen.

70:02
Andere sagen ja auch vielleicht, da musst du ja nicht gleich nach Jerusalem gehen. Wir wissen doch auch, aber deswegen latsch ich nicht 1300 Kilometer durch die Wüste und der Euphra-Tor und dann zu den Juden darüber und so, da musst du ja nicht gleich übertreiben. Nein, aber diese Leute waren echte Abenteurer, die haben ein Verlangen gehabt, die haben eine Explorationsintensität gehabt. Das ist ein lernpsychologischer Ausdruck. Ist ein entdeckendes Lernen auch mit Intensität verbunden? Ich hatte mal einen Student, der hat eine Arbeit geschrieben über den Felsendom, das kann man bei mir schreiben, also ja, schreibe Arbeit über den Felsendom, der war also mit mir in Israel und der hat mir dann erzählt, die Arbeit war vorzüglich, hat mir gesagt, Herr Zimmer, ich bin sogar in die Stadtbibliothek in Ulm gefahren, weil da gab es ein Buch über den Felsendom, den gibt es nicht mal in der Uni-Bibliothek. Jetzt ist der, ich weiß nicht, erst nach Ulm gefahren in die Stadtbibliothek, weil da gibt es ein Buch über den Felsendom. Das hätte er ja wirklich nicht müssen.

71:02
Aber das sind eben, ich sage oft den Studenten, wenn die Frage kommt, Herr Zimmer, muss ich das auch lesen? Dann sage ich, ach so, Dreier und Vierer-Kandidat. Weil so fragen nur Dreier und Vierer Leute. Einzelneut steht ja die Frage nicht. Die lesen eh 40 Prozent mehr. Die lesen eh Sachen, wo man es nie denkt. Ja, das sind so Typen. Also die sind hier voll aufs Ganze gegangen, aus ganzem Herzen. Die große Reise beginnt, es sind Menschen aus der Ferne. Die waren wirklich fern, nicht nur geografisch, nicht nur räumlich. Sie waren auch kulturell, geistig, religiös. Das sind abergläubische Sternanbeter. Da haut so einer den Kopf raus. Also das ist eine Ferne. Es ist völlig egal, aus welcher Ferne du kommst. Das ist für Gott kein Hindernis. So fern kannst du gar nicht sein, dass du nicht eingeladen bist. Die fühlten sich schon eingeladen, eben durch kosmische Dinge.

72:03
Die haben so ihre Prämissen und Gott kommt ihnen in ihrer Welt, in ihren Prämissen entgegen. Der hat so seine Fingerzeige. Also es sind Menschen aus der Ferne. Dann ist aber auch interessant, versuchen wir mal, ihre Motivation ein bisschen näher zu ergründen. Die kommen nicht, weil sie einen Platz im Himmel wollen. Die kommen gar nicht aus Privatinteresse. Indirekt schon, sind ja auch Mitglieder der Menschheit. Aber die meisten heutigen Sterngläubigen, denen geht es doch nur um ihr eigenes Schicksal. Sie befragen die Sterne wegen sich selber. Am besten bleibt der eigene Stern. Aber denen geht es gar nicht um ihr eigenes Schicksal. Die befragen gar nicht ihren Stern. Sie folgen dem Stern eines anderen. Und ihre Hoffnung ist eine Menschheitshoffnung. Keine privatistische Gattenzwergidylle. Keine religiousen Klubs.

73:02
Nein, sie solidarisieren sich mit der großen Sehnsucht der Menschen nach Frieden. Und dafür machen sie auch was. Es ist gerade die andere Richtung wie Mission. Mission geht man immer zu der anderen. Und was hat Mission nicht schon alles bewirkt? Sie brachten nicht nur den Glauben, sondern auch Coca-Cola. Und den westlichen Way of Life. Und was wurde nicht alles erdrückt? Sie haben die schönen Rhythmen, Trommeln, Tänze. Jetzt haben sie also evangelische Gesangbuchlieder gesungen. Irgendwo habe ich gehört, Christe, du, Lam, Gottes auf Arabisch. Aber langweilig, dass ich hier eingeschlafen bin. Während die Araber so tolle Lieder haben. Jetzt sollen sie ihre eigenen Lieder singen. Also, das ist nicht die Richtung von Mission. Die kommen von allein. Das ist doch eine Anziehungskraft. Schön wäre es, wenn christliche Gruppen so wie ihr, stellt man vor, die Leute kommen. Ihr seid ja auch alle gekommen.

74:02
Ihr kommt aus Liechtenstein, Österreich, Schweiz, Hamburg. Schön, dass ihr da seid. Ihr kommt aus Ost und West. So war es hier auch schon. Also, die Weisen aus dem Morgenland fragen die Weisen aus dem Abendland. Und wie haltet es eigentlich ihr? Welchen Einsatz, welches Engagement, welche Neugierde? Also, als sie dann in Bethlehem waren, da war der Stern nicht mehr wichtig. Der ist ja nur ein Medium. Am Ende der Geschichte ist das Kind wichtig, nicht mehr der Stern. Der Stern hat seine Funktion erfüllt. Also, ich möchte euch mit dieser bezaubernden Geschichte sagen. Hier sind Menschen, die sind weit weg, aber sind Abenteurer. Die investieren schon zwei Monate. Mir hat mal einer gesagt, hin und wieder gehe mal in die Friedenskirche, und da ziehe ich mir ein bisschen Gott rein. Manche schaffen es nicht mal vier Kilometer irgendwo hin in der christlichen Versammlung. Die kommen 1300 Kilometer.

75:02
Und sie kommen an. Also, wie wäre es, wenn ihr euch auf die große Reise macht?

Alles anzeigen
Ausblenden

Die Erzählung von den Sternforschern aus dem Osten (Mt 2, 1-12) | 1.8.1

Wortspital – Öhringen: 13. November 2011 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Für viele Menschen ist Deutschland ein richtiges Weihnachtswunderland. Hier gibt es nicht nur alles zu kaufen, sondern auch viele bewährte Weihnachtstraditionen. Doch weißer Schnee, grüne Tannen, heißer Glühwein und ein alter Mann mit weißem Bart, der sich in den Unternehmensfarben eines amerikanischen Limonaden-Herstellers kleidet, haben den Blick auf den Kontext in dem die Geburt des Nazareners stattfand, inzwischen gehörig verstellt. So schildert Siegfried Zimmer erst einmal in Ruhe die damalige Situation und man erahnt, dass Bethlehem nicht im Erzgebirge liegen kann und die Sternforscher weder Heilige noch Adelige, noch zwingend zu dritt und erst recht auch keine volksliedersingenden Kinder mit Sammelbüchsen waren. Und dann öffnet sich die Perspektive für die große Reise des Lebens und ein Gefühl von Aufbruch und Abenteuer breitet sich aus.