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Der zweite Vortrag des heutigen Freitags zum Thema der Mensch und das Tier. Jetzt ist als Textgrundlage dran Genesis 2, 19 bis 20. Julia, bitte schön. Da formte Jahwe Gott aus der Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und er führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Und so, wie der Mensch die lebendigen Wesen nennen würde, sollten ihre Namen sein. Da gab der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen, aber für den Menschen fand er keine Hilfe als sein Gegenüber. Julia, folgende Bitte, liess es bitte einfach noch einmal, das mache ich ja öfters, und ein bisschen langsamer. Da formte Jahwe Gott aus der Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels

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und er führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Und so, wie der Mensch die lebendigen Wesen nennen würde, sollten ihre Namen sein. Da gab der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen, aber für den Menschen fand er keine Hilfe als sein Gegenüber. Dankeschön. Das 20. Jahrhundert ist in vielfacher Hinsicht ein Jahrhundert der Tiere geworden. Das meine ich folgendermaßen, die Verhaltensforschung und die Genetik haben im 20. Jahrhundert und natürlich jetzt auch im beginnenden 21. Jahrhundert ein ungeahntes Wissen über die Tiere und ihr Verhalten und ihren inneren Bauplan bereitgestellt.

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Wir wissen heute viel mehr über die Tiere wie früher. Dann kommt dazu, dass auch die Tierfotografie uns ganz neue Möglichkeiten erschlossen hat. Das Teleobjektiv, die Nachtaufnahmen und auch die Unterwasseraufnahmen, die heute möglich sind. Wir können heute Tiere, die fühlen sich ganz unbeobachtet, also unbefangen beobachten, ihr Verhalten, Unterwasser, nachts und aus der Ferne können wir sie heranzoomen. Und das hat in der Tierbeobachtung ganz neue Möglichkeiten erschlossen. Dann sind Tierfilme sehr beliebt im Fernsehen, haben hohe Einschaltquoten und Zoobesuche sind sehr beliebt. Außerdem, gerade Stadtbewohner haben oft ein starkes Bedürfnis nach Haustieren, insbesondere Kinder und ältere Menschen.

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Also insofern, in mehrfacher Hinsicht ist das 20. Jahrhundert und 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Tiere geworden. Aber das 20. und 21. Jahrhundert ist auch in vielfacher Hinsicht zu einem Jahrhundert gegen die Tiere geworden. Niemals zuvor sind Tiere in einem solchen Ausmaß zur Ware geworden, zum Datenlieferanten für Pharmakologie, Medizin und Kosmetik. Niemals zuvor waren Tiere so chancenlos wie im 20. und 21. Jahrhundert. Alleine bei einem Münchner Oktoberfest 2 Millionen Göckele unter rotierenden Messern Kopf ab. Die Schlachthöfe, die Großschlachthöfe der EU, der Transport dieser Tiere, oft über hunderte von Kilometern, Teile dieser Tiere sterben.

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Die Arbeiter an den Großschlachthöfen der EU müssen nach zwei bis drei Monaten spätestens ausgewechselt werden, weil es niemand aushält. Das Erschlagen von Robben, das Erschlagen von Elefanten und so weiter. Also ich will das nur skizzieren. Es ist auch ein Jahrhundert gegen die Tiere geworden. Das nur als ein ganz kleiner Vorspann, weil wir ja Menschen der Gegenwart sind, die jetzt an diesen Bibeltext herangehen. Wir können ja nie ohne Voraussetzungen einen Bibeltext lesen. Wir bringen immer unser eigenes Leben, unsere eigene Zeit, unsere eigene Gesellschaft mit. Diese beiden Verse Genesis 2 19 bis 20 ist die älteste grundsätzliche Stellungnahme in der Bibel zur Bedeutung der Tiere für den Menschen.

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Ich sage es nochmal, es ist die älteste grundsätzliche Stellungnahme zur Bedeutung der Tiere für den Menschen. Denn die erste Schöpfungserzählung ist ja jünger. Davon gehe ich jetzt mal aus. Es gibt dafür viele Gründe. Also zunächst will ich mal den Kontext dieser beiden Verse nochmal ernst nehmen. Sie stehen in einer Schöpfungserzählung, in der Erzählung von Adam und Eva und zwar in der zweiten Hälfte nach Vers 18. Die zweite Hälfte widmet sich der Sozialität des Menschen. Die Tiere gehören zur Sozialität des Menschen. Die Erzählung von Adam und Eva ist ja meisterhaft knapp. Nur das Allerwichtigste wird hier erwähnt. Für zweit- und drittrangige Sachen hat die Erzählung keinen Raum. Aber die Tiere gehören zum Allerwichtigsten. Dass sie überhaupt erwähnt werden in einer dermaßen knappen Erzählung, ist in sich schon eine wichtige Botschaft.

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Zur menschlichen Lebenswelt gehören die Tiere. Die menschliche Lebenswelt ist, wenn man es mal ganz sanft ausdrückt, unvollständig ohne Tiere. Wenn man es mal stärker ausdrückt, kann sich der Mensch überhaupt selbst verstehen ohne Tiere? Kann der Mensch sein Mensch sein, wirklich angemessen verstehen ohne Kontakt zu Tieren? Das ist eine ernsthafte Frage, wenn wir feststellen, dass in dieser kurzen Erzählung die Tiere erwähnt werden. Und dann ist zweitens besonders wichtig, unter welchem Stichwort sie eingeführt werden. Gehen wir also nochmal zurück zu diesem Vers 18. Jahwe Elohim sagt, es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Rettung, einen Beistand, eine Hilfe schaffen, ihm als Gegenüber.

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Das heißt, die Tiere werden hier unter dem Stichwort Hilfe, Rettung eingeführt. Ein positiveres Stichwort als Einführung der Tiere ist kaum denkbar. Die Tiere werden hier also nicht als Feinde des Menschen eingeführt, obwohl sie das auch sein können. Aber in dieser Erzählung, die die wichtigsten grundlegenden Dinge klarlegen will, werden sie unter dem Stichwort Hilfe eingeführt. Das ist sehr erstaunlich. Würden wir das machen? Es heißt dann zwar am Ende dieser beiden Verse, Adam fand unter den Tieren keine Hilfe ihm als Gegenüber. Das heißt aber nicht, dass die Tiere überhaupt keine Hilfe sind. Es heißt nur, dass sie nicht als Gegenüber eine Hilfe sind. Aber ansonsten sind Tiere, das werden Sie dann gleich merken, durchaus in wichtiger Form für den Menschen eine Hilfe.

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In wesentlichen Formen allerdings nicht als Gegenüber. Jetzt will ich einen zweiten Gesichtspunkt bewusst ins Spiel bringen. Die beiden Verse, ihr könnt sie ja noch mal zwei, drei Mal so nebenher durchlesen, haben einen Perspektivenwechsel. Vers 19 ist sozusagen erzähltechnisch aus der Perspektive Jahwes erzählt. Da ist Jahwe Subjekt und was er so vorhat, sogar seine Absichten, werden da erzählerisch ins Spiel gebracht. Während Vers 20 ist Adam das Subjekt und es wird alles aus seiner Perspektive erzählt. Ein Perspektivenwechsel ist erzähltechnisch immer sehr wichtig. Was bedeutet dieser Perspektivenwechsel zwischen Vers 19 und Vers 20? Er bedeutet sehr viel.

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Zunächst mal, also Jahwe Elohim formte die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels aus Erde, Adamar. Und jetzt, da komme ich noch darauf zurück auf diesen Vers, und jetzt kommt eine Absicht. Denn er wollte von vornherein sie dem Menschen zuführen und mal sehen, wie der Mensch sie benennt. Und so wie der Mensch die Tiere benennen würde, so sollen sie dann auch heißen. Jetzt ist das Interessante, dass diese Absicht aber nicht in einer wörtlichen Rede Jahwes steht, die er an Adam hält. Er spricht des Vers 19 gar nicht zu Adam. Das ist sozusagen eine Absicht Gottes, die der Leser erfährt, aber Adam selber nicht. Und das ist eine tolle erzähltechnische raffinierte Möglichkeit. Der Leser weiß mehr als die Figur im Text. Das kommt immer wieder vor, von der Technik macht man immer wieder Gebrauch. Also der Leser erfährt jetzt von dieser Absicht Gottes.

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Und dadurch tritt jetzt eine Spannung auf. Und wie wird Adam dann reagieren? Also wir wissen gar nicht genau, inwiefern war Adam jetzt detailliert darüber informiert. Das lässt der Text mal offen. Aber auf jeden Fall, wie wird er jetzt die Tiere benennen? Wie wird er reagieren? Das ist ein Moment der Spannung. Wenn man Vers 19 gelesen hat, auch wenn das nur ein klein bisschen ist, das ihr gar nicht merkt, ihr seid ein bisschen neugierig jetzt, aha, was macht er jetzt? Also das geht jedem Leser so, man kann sich dem fast nicht entziehen. Es sind aber für ungeübte Leser kleine Dinge, die manchmal nicht ins Bewusstsein treten. Was besagt dieser Perspektivenwechsel? Er besagt, dass Adam ein Selbstständig Lernender ist. Weil er wird da gar nicht so detailliert informiert.

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Er bleibt ein Selbstständig Lernender. Jahwe führt die Tiere ihm zu und jetzt macht er ihm gar keine Vorschläge. Du könntest es ja so und so nennen, wie bei der Frau später hält Jahwe sich jetzt ganz zurück. Er steuert ihn nicht. Er traut es Adam zu, dass er es ganz alleine schafft. Und Jahwe Elohim will, dass Jahwe es alleine schafft. Und da merkt man, Gott will dem Menschen keine Erkenntnis vorenthalten. Er fördert ja jetzt autonome Erkenntnis. Also so braucht man den Baum der Erkenntnis, dass Gott den Menschen dumm halten will. Also das will er hier gar nicht. Weil es schon eine ungeheure geistige Arbeit hier ihm zutraut. Und Gott hält sich ganz zurück. Er bevormundet Adam nicht. Adam ist ein Selbstständig Lernender. Und jetzt mal sehen.

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Gut, was hier auch sehr wichtig ist, hier kommt zum ersten Mal die menschliche Sprache ins Spiel. Ohne dass wir Worte von Adam hören. In dem Vortrag heute Vormittag, der ja aber später ein Text ist, öffnet ja Adam seinen Mund und sagt, endlich. Aber hier redet er nicht, aber er benennt die Tiere. Es geht um die menschliche Sprache. Was ist die erste grundlegende Form der menschlichen Sprache? Das wird von der heutigen historischen Sprachwissenschaft voll bestätigt. Die benennende Aktivität, Begriffe bilden, Namen finden, die Welt benennen. Sagen wir mal, Beduinen haben ungefähr 30 Begriffe, Benennungen für die Gangart eines Kamels. 30. Wir haben nur drei. Schritt, Trab und Galopp.

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Und deswegen sehen wir auch nur Schritt, Trab und Galopp beim Pferd. Aber Beduinen sehen 30 Gangarten des Kamels. Sie haben Namen dafür. Enui, sogenannte Eskimo, haben ungefähr 15 Namen für die Beschaffenheit vom Schnee. Nicht nur matschig, körnig. Und daran merkt man, du siehst die Welt so weit, wie du Begriffe hast. Wenn du undifferenzierte Begriffe hast, siehst du es auch nicht. Also die erste grundlegende Aufgabe der menschlichen Sprache ist das Benennen. Wir erschaffen die Welt sozusagen nochmal nach für uns, konstruktivistisch, durch die Begriffe, die wir finden. Das ist die Art, wie wir die Welt für uns erschließen. Und das wird hier schon genau gesehen.

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Wenn Adam die Tiere benennen soll, dann ist natürlich gemeint, dass er sich intensiv mit den Tieren beschäftigen soll. Denn die angemessene Namensgebung, hier ist nicht Name, ist Schall und Rauch, sondern er soll das Wesen, die eigene Art der Tiere beobachten. Die Menschen lebten ja mit den Tieren zusammen. Ein normales palästinensisches Haus in der Zeit hat einen einzigen Raum. Eine Hälfte des Raumes ist einen halben Meter höher, da leben die Menschen und schlafen die Menschen. Und in der anderen Hälfte, ein halbes Meter tiefer oder vielleicht auch ein dreiviertel Meter tiefer, leben die Tiere. Die leben alle in einem Raum. Also der Mensch hier hat ein ganz anderes Verhältnis zum Tier, wie wir heute. Sie lebten mit den Tieren ständig intensiv zusammen. Also der Mensch soll diese Tiere benennen. Das setzt eine intensive Beschäftigung mit den Tieren voraus.

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Und das traut Gott zu und das will Gott. Er will von Anfang an, er führt ja die Tiere dem Menschen zu. Das ist eine sehr grundsätzliche Aussage, nicht nur ein einmaliger Vorgang, sondern das ist eine ganz tiefe grundsätzliche Wesensaussage. Gott möchte, dass der Mensch sich mit den Tieren beschäftigt und Mensch und Tier basieren auf einer Beziehung, die Gott gesetzt hat. Er hat die Tiere dem Menschen zugeführt. Das gilt also in einem sehr fundamentalen Sinn, der für Jahrtausende gilt. Also soweit mal ein paar grundsätzliche Vorbemerkungen. Ich will an der Stelle noch, der Mensch ist ein grundsätzlich lernender Sagen. Das Curriculum, benenne mal alle Tiere des Feldes und Vögel des Himmels, ist so ein offenes Curriculum wie, bearbeite und bebaule die Erde.

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Rezepte liefer ich dir nicht. Das musst du alles selber finden. So selbstständig möchte Gott, dass der Mensch ist. Und das muss man berücksichtigen beim Baum der Erkenntnis des Guten. Wir können alle Möglichen kennen. Er fördert ja Erkennen, autonomes Lernen. Aber was langfristig, endgültig dem Leben wirklich gut tut und dem Leben schadet, das übersteigt den Menschen. Das weiß nur der Schöpfer, der das Leben geschaffen hat. Wir durchschauen das Leben nicht bis auf den Grund. Aber damit ist nicht gesagt, wir sollen nicht lernen. Die nächste wichtige Frage ist, wie sieht dieser Text das Verhältnis des Menschen zum Tier? Wo ist die Nähe zwischen Mensch und Tier und wo ist die Ferne zwischen Mensch und Tier? Das ist für antike Menschen, wo ja 95 Prozent der Menschen auf dem Land leben und die Landwirtschaft, die Agrargesellschaften, ist das schon eine grundlegende Frage.

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Erst einmal, wo sieht dieser Text die Nähe, die grundlegende Nähe interreligiös, interkulturell für alle Zeiten? Erstens einmal, auch die Tiere werden direkt von Gott geschaffen. Der Mensch ist bei der Erschaffung der Tiere genauso wenig dabei wie bei der Erschaffung der Frau. Denn Gott führt ja die fertig geschaffenen Tiere dem Menschen zu. Also, der Mensch ist bei der Erschaffung der Tiere nicht dabei. Und das bedeutet in dieser Bilderwelt, wo man alles ganz tief ernst nehmen muss, denn mit diesen Bildern werden die grundlegenden Grundlagen unseres Lebens geklärt. Das heißt, auch die Tiere sind für den Menschen ein Wunder. Er durchschaut das Wesen der Tiere so, wie man es durchschauen kann, wenn man die Erschaffung selber vornimmt.

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So tief verstehen wir die Tiere nicht. Die Tiere sind uns schon auch fremd. Wir haben nur ein partielles, partielle Verstehensmöglichkeiten, denn wir waren bei der Erschaffung der Tiere nicht dabei. Das wird damit ausgedrückt. Das Zweite, was klar gelehrt wird, auch die Tiere werden aus dem gleichen Material erschaffen wie der Mensch, aus Adamah. Es fehlt allerdings der Doppelausdruck Staub von der Afama. Warum? Weil Tiere sind nicht stolz. Die brauchen das nicht. Eingebildet, arrogant und sich überschätzen, sich selber bewundern, das sind nur Probleme der Menschen. Also bei Menschen ist es notwendig zu sagen, du bist Staub von der Erde. Aber bei Tieren reicht es völlig zu sagen, sie sind von der Erde. Das bedeutet aber, Tiere sind aus dem gleichen Material geschaffen wie der Mensch.

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Insofern sind sie sehr verwandt mit dem Menschen. Beide sind aus Adamah. Das öffnet für evolutionäre Verwandtschaften weit die Tür. Naturmäßig gesehen, naturwissenschaftlich gesehen, bestehen Menschen und Tiere aus dem gleichen Material. Heute, durch die Genetik, weiß man, dass zwischen Mensch und Schimpanse 98 Prozent aller Gene die gleichen sind. Das ist natürlich der Rekord. Aber auch zu allen anderen Tieren sind wir genetisch sehr verwandt. Wir sind auch mit Pflanzen verwandt genetisch. Ein Teil der Gene haben wir mit den Pflanzen gemeinsam. Aber viel mehr Gene haben wir mit den Tieren gemeinsam. Und dann mit den Primaten haben wir 98 Prozent der Gene gemeinsam. Also das lassen wir jetzt mal. Ich will nur sagen, der Mensch ist aus Adamah geschaffen, aus dem gleichen irdischen Naturmaterial, und die Tiere sind aus dem gleichen Material geschaffen.

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Deswegen sollten wir da offen sein für tiefe Verwandtschaften. Das Dritte, was hier betont wird, das gleiche Verb. Und jachwe elohim modellierte, formte, jadzaa. Es steht absolut das gleiche Verb da. Also er hat auch die Tiere künstlerisch in einem kreativen Akt. Auch die Tiere sind Kunstwerke Gottes, nicht routinemäßige Standardware. Das durchaus auch. Und dann wird es noch stärker. Sie werden hier, lesen mal in diesen Texten, übrigens wenn ihr eigene Bibeln habt, zu Hause oder hier, lesen mal in euren Bibelübersetzungen nach. Diese Übersetzung ist wörtlich aus dem Hebräischen. Und da heißt es, die lebendigen Wesen, die neefesh haim. Wörtlich gleich, das ist ja das Ziel der menschlichen Erschaffung. So wurde der Mensch eine neefesh haim. Auch Tiere sind neefesh haim.

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Das heißt, Tiere haben die gleiche Art von Lebendigkeit wie wir. Sie sind auch haim. Man darf das gleiche Wort benutzen für Tiere und Menschen. Öffnet für evolutionäre Verwandtschaft große Türen. Die sind auch neefesh haim, so wie wir. Also man kann die Bibel durchaus mit tiefem Grund so lesen. Wenn Tiere neefesh haim sind, wie der Mensch, dann bedeutet das, auch Tiere sind bedürfnisorientierte Menschen. Sie haben ihre Sehnsüchte, ihre Ängste, sie empfinden Schmerz und Leid und Trauer. Es hat tatsächlich mal die Kirche gelehrt, Tiere hätten keine Seele, dieses komische Wort Seele lassen wir jetzt mal weg, und sie würden gar kein Schmerz empfinden. Boah, Tiere sind neefesh haim.

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Sie sind auch Bedürfnis. Ihre Bedürfnisse muss man auch sehen, wahrnehmen, verstehen und ernst nehmen. Also es ist schon eine ganz schöne Verwandtschaft. Und dann kommt noch ausdrücklich dazu, dass Gott diese Tiere dem Menschen zuführt. Okay, also so weit muss man sagen, Tiere sind unsere wichtigste Mitwelt. Sie werden als erste eingeführt, noch früher die Pflanzen. Übrigens das auch als eine kleine Basisinformation. Die Bibel hat einen anderen Lebensbegriff wie wir. Sie hat keinen biologischen Lebensbegriff. Wir haben heute einen biologischen Lebensbegriff. Pflanzen sind in der Bibel keine Lebewesen. Für uns sind sie auch Lebewesen, sie können sterben und so weiter. Weil wir einen biologischen Lebensbegriff haben, der hat auch sein Recht.

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Aber der biblische Lebensbegriff hat auch sein Recht, man darf die nicht gegeneinander ausspielen. Der biblische Lebensbegriff hängt an der Bewegung. Also Lebewesen sind nur Tier und Mensch. Pflanzen sind das Kleid der Erde. Die Erde ist nackt ohne Pflanzen. Die Pflanzen schmücken die Erde. Das wunderschöne Grün, die bunten Farben. Die Pflanzen sind eine Zierte der Erde, eine hohe Wertschätzung. Aber Lebewesen sind sie nicht, sie gehören zur Erde. Sie sind das Kleid der Erde. Warum sind Pflanzen keine Lebewesen? Weil sie sich nicht von der Stelle, also sie können sich im Wind bewegen, das ist aber nicht gemeint, sondern ein Lebewesen ist im Alten Orient ein Wesen, das seinen Ort ständig ändern kann. Und das können nur, natürlich können auch Pflanzen geweht werden, aber jetzt gehen wir mal nicht, es hat keinen Sinn, futzeln. Sondern im Allgemeinen, im Großen und Ganzen können Pflanzen ihren Ort,

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wo sie sind, nicht einfach frei austauschen. Und das ist die Grundlage für Lebewesen. Also von den Lebewesen her sind die Tiere unsere erste Mitwelt. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Tiere sind genauso Geschöpfe Gottes wie wir, sie sind genauso unmittelbar zu Gott. Denn sie sind von Gott allein direkt persönlich erschaffen worden. Jetzt die nächste Seite ist, wie ist der Abstand zwischen Mensch und Tier, die Ferne, die wird hier auch betont. Also vielleicht habt ihr ein bisschen, taucht ein bisschen Respekt auf über die meisterhafte Präzision, wie in zwei Versen ein komplexes Phänomen in den wichtigsten Punkten geklärt ist. Also ich selber habe riesige Ehrfurcht. Ich bin von der Bibel wirklich ehrlich begeistert.

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Also die Ferne, das erste ist einmal, dass die Lebenswelt der Tiere hier genannt wird. Das heißt, die Tiere werden nicht vermenschlicht. Die sind nicht einfach Streichelobjekte. Sei vorsichtig, die Tiere mit deinen menschlichen Gefühlen da zu vereinnahmen. Nämlich es heißt, die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels. Damit wird in kurzen Worten, und es wird ja hier alles kurz genannt, ihr müsst es kurze aber wirklich ganz ernst nehmen, die Tiere haben ihre eigene Lebenswelt. Und die tierische Lebenswelt hat ihre eigene und fremde Struktur. Es sind die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes. Interessant ist, dass im zweiten Vers in dem Perspektivenwechsel, wenn Adam dann der Subjekt ist, kommt noch eine dritte Tierart dazu. Das ist alles meisterhaft, genau, alles genau.

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Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir schon die Bibel lesen, kann es doch nicht verboten sein, dass wir sie genau lesen. Also da kommt auf einmal das Vieh, so übersetzt man halt im Deutschen, so ähnlich wie Wild, das Vieh. Weil der Mensch sagt da nicht viel, das Vieh, ist auch so. Ja, was ist hier gemeint? Jetzt kommt nämlich da... Und Adam benannte das Vieh, das ist ihm doch gar nicht zugeführt worden, und dann die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels. Also bei der Benennung des Menschen sind drei Lebensbereiche, aber beim Zuführen nur zwei. Ja, genial, weil das Vieh sind die gezähmten Tiere. Und Gott schafft doch die Tiere nicht gleich gezähmt, das macht ja der Mensch. Also hier wird berücksichtigt, dass es vom Menschen gezähmte Tiere gibt,

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und die kann man nicht dem Menschen zuführen, deswegen werden sie erst genannt in der Benennungstätigkeit des Menschen. Jetzt tun wir mal schnell in unsere wissenschaftliche Kenntnis springen. Wann werden die ersten Tiere überhaupt gezähmt? Das ist die Neolithische Revolution. Also ich will das euch mal kurz sagen, weil eine gewisse Ahnung hat dieser Erzähler davon. Also nach heutigem frühgeschichtlichen Forschungsstand, der ist gut belegt, der ist über 50, 80 Jahre herangereift, werden die ersten Tiere zwischen 15.000 und 8.000 vor Christus gezähmt. Pferd und Kamel erst sehr spät, Kamel und Pferde werden im zweiten Jahrtausend gezähmt, der Esel schon im sechsten Jahrtausend, die Könige kommen und gehen, die Reiche kommen und gehen, der Esel bleibt.

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Aber vor dem Esel, da werden die Haustiere gezähmt, Schafe, Ziegen und vieles andere. Und jetzt hat man erkannt, dass die Sesshaftwertung des Menschen, die die größte Veränderung der Weltgeschichte war, bis auf die Industrialisierung. Die Weltgeschichte hat zwei fundamental hochkomplexe, tiefgreifende Veränderungen der gesamten menschlichen Lebenswelt. Das ist die Sesshaftwertung und die Industrialisierung. Und die Sesshaftwertung des Menschen war nur möglich durch das Zähmen der Tiere. Sonst hätte der Mensch nicht sesshaft werden können. So eine Hilfe sind die Tiere für den Menschen. Die Sesshaftwertung ist nur möglich durch Zähmung der Tiere. Also dieser Erzähler weiß um die Zähmung der Tiere und er würdigt sie und er weiß, das ist eine Kulturarbeit des Menschen.

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Also jetzt wieder zurück. Die Tiere haben ihre eigenen Lebensbereiche, Tiere des Feldes, Vögel des Himmels und das gezähmte Haustier. Fische spielen keine Rolle. Der Erzähler lebte offensichtlich in einem Kulturbereich, wo das Meer unwichtig war. Was ist noch anders? Anders ist, dass die Tiere zwar aus der Adamag geformt werden, aber Gott haucht nicht den Atem des Lebens in sie rein. Die Erschaffung der Tiere ist in einem Schritt, die Erschaffung des Menschen in zwei Schritten. Das ist aber wirklich ein tiefer Unterschied. Was ist da gemeint? Tiere atmen doch auch. Das weiß natürlich, die Leute wissen, dass Tiere atmen. Und trotzdem heißt es nur beim Menschen und Gott hauchte ihnen den Atem des Lebens ein. Diese echte tiefe Klärung hat Klaus Koch erstmals, Professor für Altes Testament an der Universität Hamburg, so 1975, 1978, erstmals erkannt.

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Durch jahrelange genaue, meisterhafte Forschung. Nöshama ist das Wort für Atem. Es gibt noch ein anderes Wort für Atem in der Bibel, das heißt Huach. Huach, das wir mit Geist übersetzen, heißt im Hebräischen Atem oder Wind, bewegte Luft. Stille Luft, dafür hat es im Hebräischen gar kein Wort, für stehende Luft, ist unwichtig. Bewegte Luft ist wichtig. Wir leben ja von bewegter Luft, vom Atem. Nach orientalischer Sprachwelt ist der Atem der kleine Wind und der Wind ist der große Atem. Und Tiere haben auch Ruach. Das Wort Ruach wird auch auf die Tiere angewandt.

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Tiere werden auch Atemwesen genannt, aber mit Ruach. Was heißt dann Nechama? Wenn man alle Vorkommnisse von Nechama genau untersucht, unter der speziellen wissenschaftlichen Fragestellung, warum werden Tiere nicht? Die atmen doch auch. Dann findet man raus, von den vielen Stellen von Nechama sind 80, 90 Prozent aller Stellen, sie kommen vor allem bei Hiopho, aber auch in den Psalmen und sonst wo, dann geht es immer um den Atem, mit dem man spricht. Wir sprechen ja auch. Halt mal die Luft an und spreche dann. Also auch unser Sprechen ist ein Atmen. Und jetzt hat Klaus Koch herausgefunden, haben viele weiter nachgeforscht, das hat sich bestätigt, das ist echt wasserdicht belegbar. Nechama ist der Atem, mit dem wir sprechen. Und Tiere sprechen nicht.

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Das ist der Grund. Es ist also alles genau überlegt. Darum unterscheiden wir uns. Der Mensch ist ein Sprachwesen. Delfine haben auch gewisse... Wale singen auch, alles okay, alles okay. Aber ich hab noch keine Gedichte mit vier Strophen von einem Wal oder von Delfinen gehört. Also es gibt Kommunikationssignale. Auch Tiere kommunizieren. Ich kenn einen Ornithologen, wenn ich mit dem durch den Schönblick gehe, der kann Vogelgezwitscher deuten. Das ist traurig, das ist freudig, er meldet sich, er warnt. Also es sind schon Kommunikationssignale, aber Tiere können nicht sprachlich überliefern an ihre Kinder und so. Also der Mensch ist ein Sprachwesen. In der antiken Philosophie unterscheidet man den Mensch und das Tier an der Vernunft. Der Mensch ist ein animal-rationale,

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lehrt Aristoteles und alle großen antiken Gelehrten. Sie sagen, der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen. Animal heißt hier nicht Tier, sondern Lebewesen. Wie definiert man den Menschen durchs ganze Mittelalter? Der Mensch ist ein animal-rationale. Er ist ein vernunftbegabtes Lebewesen. Luther hat aufgrund dieser Stelle und anderer Stellen erkannt, nein, der Hauptunterschied zwischen Tier und Mensch ist nicht die Vernunft. Das ist auch ein wichtiger Unterschied. Aber viel tiefer reicht die Sprache. Denn ohne Sprache hätten wir auch keine Vernunft. Wir denken ja in Begriffen. Wir denken, indem wir sprechen. Aber die Sprache umfasst viel mehr wie Vernunft. Die Sprache hat Gefühle, sie hat Begeisterung. Endlich! Wenn Adam schreit, endlich, ist es Rationale. Nein, die Sprache ist auch irrational, emotional,

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untergründlich, komplex. Mit jedem Wort transportieren wir Gefühle. Der Mensch ist ein sprachbegabtes Wesen. Und deswegen wird er berufen. Wir sind gerufen. Hast du schon mal den Ruf gehört? Also, Neuchatma ist der Sprachatem. Und den haben Tiere nicht, und das ist ein tiefer Unterschied. Dann das Nächste ist, der Mensch benennt die Tiere. Und das ist eine große Überlegenheit. Tiere können nicht den Menschen benennen. Also, in der Benennung ist völlig klar, Mensch und Tier sind keine Partner. Und Gott will auch nicht, dass Mensch und Tier Partner sind. Wir sind schon Mitgeschöpfe, und wir sollen aufeinander gut achten, aber Partner sind wir nicht. Also, vermenschlicht nicht die Tiere. Sondern der Mensch benennt die Tiere. Das ist Ausdruck großer Überlegenheit. Und deswegen kann Gott die Bewahrung der Schöpfung

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auch nicht dem Eichhörnchen oder dem Krokodil anvertrauen. Die Bewahrung der Schöpfung kann nur der Mensch machen. Und der Mensch benennt die Tierwelt. Aber es heißt hier nicht, dass er sie beherrschen soll, unterdrücken soll, ausnutzen soll. Dass er sie zum Datenlieferant und zur Ware machen soll. Das steht hier nicht da. Sondern er soll sie benennen. Das ist natürlich ein hegendes, angemessenes, besorgtes Benennen. Nicht ein Beherrschen. Ja, was ist dann noch ein Unterschied? Ja, jetzt kommt der größte Unterschied. Und nachdem Adam alle Tiere benannt hatte, kommt er zu einem systematischen Gesamturteil. Er fand, in den meisten Bibelübersetzungen steht, es fand sich keine Hilfe. Nein, das heißt nicht es. Er fand keine Hilfe. Und dann zeigt, dass diese Erkenntnis nicht der Erzähler formuliert,

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dass der Erzähler neutral sagt, es fand sich da keine Hilfe. Nein, es geht um einen Lernprozess von Adam. Er fand keine Hilfe. Da merkt man, wie schnell man durch unachtsames, ungenaues Bibelübersetzung sofort ganz wichtige Pointen verwischt. Es geht schon um einen Lernprozess in Adam. Ich muss noch mal sagen, wenn Schiller kann und viele psychologische Interpreten sagen, der Sündenfall war nötig, Adam war vorher kindlich naiv, und erst durch den Sündenfall wird er emanzibiert. Dieser Erkenntnisprozess ist hochkomplex. Er muss erst mal jedes einzelne Tier benennen und sich intensiv damit beschäftigen, die Art dieses Tieres, das Wesen dieses Tieres einigermaßen treffen, damit die Benennung auch stimmt. Und jetzt kommt noch ein Gesamturteil. Das ist eine systematische Reflexionsfähigkeit, eine Bewusstseinsbildung, die der Mensch dem Tier verdankt.

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So viel kann der Mensch über sich selbst in der Beschäftigung mit den Tieren lernen, dass er merkt, ich bin ein hilfsbedürftiges Wesen im Sinne eines Gegenübers. Ich brauche ein Gegenüber. Also der Mensch findet auch seine Identität zu einem erheblichen Teil in der Beschäftigung mit den Tieren. Er fand aber keine Hilfe als Gegenüber. Das ist hochbewusstseinsmäßig reflektiert, systematisches Gesamturteil. Was ist denn da kindlich-infantil? Also ich will, weil diese Deutung nicht in konservativen Kreisen, aber in akademisch gebildeten Kreisen spielt Schiller, Kant und Tiefenpsychologie eine große Rolle. Jetzt wehre ich mich mal auf diese Seite hin. Adam braucht zu seiner Emanzipation und zu seiner Entwicklung nicht den Sündenfall. Der Sündenfall schädigt nur.

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Er bringt gar nichts Gutes. Adam ist schon hoch entwickelt vor dem Sündenfall, nämlich, Gott traut ihm zu, dass er die Erde bearbeitet und bewahrt. Ohne weitere Gängelung. Ja, da traut er ihm aber eine hohe Emanzipation zu. Da hat er ein weites Gebiet, selbstständig, mündig zu erforschen. Dann traut er ihm zu und stellt fest, dass er die gesamte Begegnung mit der Tierwelt systematisch im Blick auf sich selber auf den Punkt bringt. Und dann stellt er fest, dass er Vater und Mutter verlässt. Also Erwachsener und Lernaufgeschlossener. Und es wird von Gott alles gefördert. Gott will, dass der Mensch lernt. Also, es werden auch die Unterschiede ganz schön betont. Also, jetzt fragen wir uns mal insgesamt, wie steht der Mensch zum Tier?

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Diese knappen Verse betonen meisterhaft beide Aspekte deutlich. Es gibt eine mehrfache tiefe Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier. Aber es gibt auch einen deutlichen Abstand zwischen Mensch und Tier. Das heißt, dieser Vers wehrt ein kompensatorisches Benutzen der Tiere ab. Der Vers empfiehlt nicht Folgendes. Wenn du unter den Menschen keine Gemeinschaft findest, dann halt dich halt an Tiere. Nein, Tiere sind kein Ersatz für Menschen. Das meine ich jetzt nicht für eine ältere, alleinstehende Frau mit 82 Jahren, die in einer Stadtwohnung ihre Katze und ihren Hund über alles liebt. Das ist vollkommen berechtigt. Aber es eignet sich nicht als Grundsatzurteil für die Erziehung von Kindern.

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Oder wenn du halt keinen Menschen liebst, dann lieb halt eine Tierin, halt dich dann halt an die Tiere. Also kein kompensatorisches Verhältnis zur Tierwelt. Und das ist im Orient, in einer agrarischen Gesellschaft, wo es viele Pferdeflüsterer gibt und sonst was, ist das schon ein wichtiger Punkt. Wir haben echt eine tiefe Verwandtschaft. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Sie sind aber nicht unsere Partner. Und sie sind kein Ersatz für den Menschen. Diese zwei Pferde ehren die Tiere in ihrer Fremdwelt. Und sie betonen die Verwandtschaft. Aber auf der Basis der Verwandtschaft betonen sie auch den deutlichen Unterschied. Damit sind diese Pferde eine sehr heilsame, gesunde, therapeutische Wegweisung für Millionen Menschen geworden im Alten Orient.

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Der Mensch und die Tiere (Genesis 2, 19–20) | 3.3.2

5. Vortrag zu Genesis 2 von Worthaus 3 – Weimar: 31. Mai 2013 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Es ist einer der großen Widersprüche des 20. und 21. Jahrhunderts: Es sind die Jahrhunderte der Tiere, aber auch die Jahrhunderte gegen die Tiere. Während Millionen Zuschauer Tierfilme anschauen und dabei den Familienhund streicheln, warten in den Schlachthöfen Millionen Hühnchen auf ihre maschinelle Enthauptung, sitzen Schweine in überdimensionierten Mastanlagen dicht gedrängt im eigenen Dreck. Der moderne Mensch überschüttet manche Tiere mit Liebe, rechnet andere in einen eiskalten Wirtschaftsplan ein. Was sagt der Schöpfungsbericht zum Verhältnis von Mensch und Tier? Weniges und doch alles, wie Siegfried Zimmer zeigt. Tiere sind dort weder Partner des Menschen, noch Geschöpfe zweiter Klasse. Sie sind aus dem gleichen Material gemacht – eine Beobachtung, die ungeahnte Interpretationsansätze eröffnet.