Der erste Thessalonicher Brief ist in gewisser Weise eine kleine Besonderheit, weil es sich zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit um den ältesten Paulusbrief handelt, aber nicht nur um den ältesten Paulusbrief, sondern damit auch vermutlich um das älteste christliche Schriftstück überhaupt, das wir haben. Das sieht man auf den ersten Blick überhaupt nicht, weil der, wenn Sie Bibelausgabe blättern, der erste Thessalonicher Brief im Kanon relativ weit hinten ist, so im letzten Drittel irgendwo findet man den. Das liegt aber schlicht und ergreifend daran, dass der Kanon ja nicht nach chronologischen Gesichtspunkten aufgebaut ist. Über viele streitet man sich auch nicht, dann hätte jeder seinen eigenen Kanon, die würden sagen, ja für mich ist das der älteste Brief und so weiter. Aber es geht halt klar, erst Jesusgeschichte, dann kommen die ersten Christen mit der Apostelgeschichte und dann kommen die Paulusbriefe und die kommen auch eher der Länge nach. Ja und dann kommt irgendwann halt mit seinen fünf
Kapiteln der erste Thessalonicher Brief. Trotzdem finde ich, für mich ist es total spannend, dass das wirklich, ja es ist so, das Älteste haben, das Älteste aus der Christusbewegung ist, was wir überhaupt haben. Wir haben nichts Älteres. Archäologisch eh nicht und schriftlich eben auch nicht. Finde ich ganz spannend. Insofern lohnt es sich auch mal reinzugucken, um was es da geht. Ich gehe dabei einfach in mehreren Schritten vor. Fange an mit dem ersten Punkt Inhalt und Aufbau. Dazu sage ich ein paar Worte. Vielleicht am Anfang einfach. Wir bekommen mit dem ersten Thessalonicher Brief einen kleinen Einblick tatsächlich in die Geschichte der ersten Christen. Also was war für so eine junge Gemeinde vielleicht problematisch, was war wichtig. Natürlich nur ausschnitthaft. Hier Thessaloniki, aber immerhin. Und natürlich auch in das Selbstverständnis des Paulus. Warum macht der Mann das eigentlich und was will er erreichen. Mit seiner Missionstätigkeit, sage ich mal. Der erste Thessalonicher Brief ist auf jeden Fall
ein richtiger Brief, also ein echter Brief, kein Kunstprodukt oder sowas. Den hat Paulus geschrieben oder diktiert und dann kam der an die Gemeinden. Das sieht man vor allem am Anfang und am Ende des Briefes. Ich lese einfach mal die ersten, die letzten Verse oder setze Ihnen vor, dann sehen Sie das gleich. Also am Anfang haben wir eben den Briefkopf im allerersten Vers, das sogenannte Preskript. Und da heißt es dann Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessaloniker, im Gott, dem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Gnade sei mit euch und Friede. So geht das los. Immerhin erfahren wir, wer ist der Absänger des Briefes, nämlich Paulus, Silvanus und Timotheus. Zu sehen, dann sage ich, kleinen Herrn, noch was. Wir erfahren, wer die Adressaten sind, nämlich die Gemeinde der Thessaloniker. Also wir sind ja eigentlich gewohnt, dass wir von den Thessalonikerbriefen sprechen, mit diesem Hauchlaut. Eigentlich heißt diese Stadt natürlich, das Griechisch, heißt natürlich Thessaloniki oder heute Saloniki. Und das war in der Antike auch schon so. Und eigentlich müssten die Leute dann auch Thessaloniker
heißen. Das hat sich irgendwann in der deutschen Sprachgeschichte, ich weiß nicht, ob das zu Luthers Zeiten war oder so, hat sich dieser K-Laut irgendwie eingeschliffen in einen Hauchlaut. Und daher kommt diese Bezeichnung Thessalonikerbriefe heute. Eigentlich ist das irgendwie, sage ich mal, Quatsch. Sondern man müsste einfach sagen, das ist Thessaloniker. Fertig. Aber das nur so am Rande. Ja, also diese Gemeinde, eine kleine Gemeinde der Thessaloniker gibt es da offensichtlich in dieser Großstadt Thessaloniki. Das ist heute eine Großstadt. War damals aber auch schon eine für antike Verhältnisse. Nur halt vielleicht zehn Prozent dessen, was heute ist. Aber für antike Verhältnisse ist das eine Großstadt. Und dort gab es offenbar eine Gemeinde. Und diese Gemeinde wird hier näher bestimmt als in Gott, dem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Das klingt für uns, sage ich mal, langweilig bis formelhaft. Also das Übliche, Herr Gott, der Vater und der Herr. Eigentlich ist es eine ziemlich prägnante Aussage, weil es wahrscheinlich in Thessaloniki keine andere Gemeinde gegeben hätte, von der man sagen könnte, dass sie in Gott, dem Vater und dem Herrn Jesus Christus ist. Gott, der Vater, das ist der Schöpfergott. Das ist der Gott Israels. Vater
als Schöpfer. Und ja, da würde natürlich auch die jüdische Synagoge sagen. Zu dem gehören wir ja auch, klar. Aber deswegen kommt eben dieses und dem Herrn Jesus Christus. Und da würden die spätestens dann aussteigen und sagen, ne, Moment. Das heißt aber im Klartext, der Zugang für diese kleine Gruppe zum Gott Israels geht über diesen Jesus Christus. Sie merken, und das steht da einfach so in so ein paar Worten da, Sie merken, da ist natürlich schon theologische Reflexion passiert, bis man an den Punkt kommen kann. Bis Paulus das einfach so sagen kann, das begründet er nicht, das sagt er einfach so. Ja, dann kommt noch dieser Gruß am Ende. Gnade sei mit euch und Friede. Eigentlich ein antiker Brief endet mit dem Gruß sei gegrüßt oder sowas. Da steht dann das griechische Wort Chaiere. Wird eigentlich heißen freue dich oder so, aber ist eine Grußformel. Paulus schreibt Charis kai irene, Gnade und Friede. Das klingt so ähnlich wie Chaiere, ist aber quasi, ja, ich sag mal jüdisch-christlich gefüllt. Das ist, wo kommen Gnade und Friede her? Ja,
natürlich von einem Gott Israels. Okay, soviel zum Anfang mal. Springen wir an das Ende des Briefes. Das ist also das fünfte Kapitel. Die letzten drei oder vier Verse, ich lese es auch mal vor. Die Übersetzungen, die ich Ihnen hier vorlese, sind übrigens von mir. An ein paar Stellen merkt man es brutal. Da werde ich aber dann auch drauf hinweisen. Nicht, dass Sie mal irgendwo nachschlagen und denken, der hat aber einen anderen Brief als wir. Nein, hat er nicht, aber vielleicht an der einen oder anderen Stelle eine kleine Übersetzung. Aber das sage ich dann, okay? Dann wissen Sie es. Jetzt lese ich erst mal die letzten Verse davor. Geschwister betet auch für uns. Grüßt alle Geschwister mit dem heiligen Kuss. Ich beschwöre euch beim Herrn, dass der Brief allen Geschwistern vorgelesen wird. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch. Ja, diese Anrede Geschwister, die finden, das ist so ein, da steht im griechischen Adelphoi. Das wird meistens mit Brüder übersetzt. Man weiß aber natürlich heute, dass diese griechische
Maskulinform die Frauen mit umfasst. Deswegen versucht man das heute irgendwie einzufangen. Wenn ich heute Brüder sage, fühlen sich die Damen wahrscheinlich weniger integriert in diese Anrede, weil sie eben nur keine Brüder sind. Deswegen sagt man heute oft dann Brüder und Schwestern. Sie kennen das ja. Das klingt, finde ich, immer so schön theologisch, so predikthaft. Brüder und Schwestern, dann ist es schon wieder gut, dann hört man schon wieder weg. Deswegen habe ich mich irgendwann mal angewöhnt, das mit Geschwister zu übersetzen. Da kann man sie darüber streiten. Manche meiner Kollegen finden das ganz furchtbar. Ich finde es ganz gut, was auch ein Begriff ist, der Frauen und Männer umfasst. Aber ich sage es nur, da können sie natürlich selber darüber denken, wie sie möchten. Also Geschwister. Aber das Wichtige an dieser Anrede, die Paulus hier verwendet, ist natürlich jetzt nicht die Übersetzung, sondern die Frage, was macht er? Oder warum macht er das? Warum redet er die als Geschwister an? Und Geschwister ist auf jeden Fall so was wie eine enge Zusammengehörigkeit, eine enge Beziehung zwischen Paulus und seiner Gemeinde und natürlich auch der Gemeinde untereinander. Das ist das Entscheidende. Vertrautheit könnte
man sagen. Da steckt mit dem Geschwister, von mir aus auch Schwestern und Brüder, Begriff drin. Vertrautheit. Das ist keine hierarchische Ordnung, die da ausgesagt wird, sondern so was wie ein Miteinander. Das heißt nicht, dass Paulus keine Autorität hat oder so was. Aber der hat die eben nicht, weil er eine Position hat, sozusagen, ein Amt, sondern weil er sie aus sich hat. Die Leute merken das dann. Also deswegen diese Geschwister-Anrede. Ja, dann ist diese Gebetsbitte bittet auch für uns, heißt einfach, wir gehören zum gleichen Gott. Die können für Paulus beten, Paulus kann für die Thessaloniker beten. Wir gehören da zusammen. Der Gruß ist vielleicht noch ganz interessant. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss. Der Gruß ist immer natürlich Verbundenheit und so. Diese Sache mit dem heiligen Kuss, das gibt es in der Antike in der Tat häufiger, nicht immer, aber manchmal, dass sich vertraute Menschen innerhalb einer Gruppe mit so einem Kuss begrüßen. Wir können das vielleicht heute vergleichen mit diesem Wangenkuss. Das kennen Sie vielleicht noch ein, zwei, drei Mal. Und ja, das drückt natürlich eine gewisse Vertrautheit
aus, wenn man das mit jemandem macht. Na gut, in Corona-Zeiten geht das eh nicht, aber sonst macht man das doch mit einigen Leuten. Vielleicht kann man es damit vergleichen. Also auch wieder Vertrautheit und heilig ist der Kuss halt deswegen, weil es ein Zeichen innerhalb der Gemeinde ist, weil es um diese Menschen geht und nicht um andere. Deswegen ist er heilig. Und das kein anderer Grund. Ganz interessant fand ich noch diesen Hinweis, ich beschwöre euch beim Herrn, dass der Brief allen Geschwistern vorgelesen wird. Da kriegt man auch, oder wie soll man sagen, da kriegt man so eine Vorstellung, was da eigentlich passiert. Also da schreibt Paulus einen Brief und der kommt dann nach Thessaloniki in diese Gemeinde. Das ist ein Exemplar. Heute wird man das einfach durch einen Kopierer jagen oder einscannen und einfach mal alles schicken, dann können die schon mal angucken und so weiter. Geht ja natürlich in der Antike nicht. Was wollen Sie machen? Sie können den natürlich abschreiben, aber schreiben Sie mal die fünf Kapitel ab. So lustig ist das nicht. Das heißt also, was macht man? Man versucht möglichst viele, da in Thessaloniki möglichst viele Christen zusammen zu rufen, zu sagen so und jetzt einer, der es einigermaßen kann, liest den Brief halt vor. Dann kriegen es alle erst mal schon mal mit. Das
Problem ist nur, und darauf weist er wahrscheinlich hin, das hat vielleicht nie alle zusammenkommen. Das heißt, man muss ihn also öfter vorlesen und dann am Schluss haben dann wirklich alle aus dieser Gemeinde den Brief wenigstens einmal gehört. Manche hören ihn dann öfter, das macht aber auch nichts wahrscheinlich in den Augen des Paulus, denn dann kommt man rein, was er eigentlich sagen will. Also so ein bisschen was über die Rezeption erfährt man da. Und dann endet das mit diesem Gnadenwunsch, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch. Das ist eben die Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde. Also das war jetzt der Anfang und das Ende des Briefes, ganz kurz angeschaut. Was haben wir dazwischen? Das kann ich natürlich nicht so ausführlich angucken, aber ich sag's mal ganz grob. Wir haben, würde ich sagen, zwei große Themen in diesem ersten Thessalonicher Brief. Das eine Thema, das sind die beiden Kapitel zwei und drei. Das ist ein Rückblick auf die Beziehung zwischen den Missionaren, also Paulus, Silvanus, Demotius und der Gemeinde. Lass ich mal so stehen, gucke ich mir nochmal mit Ihnen dann genauer an. Und das
zweite, der zweite große Themenblock, das sind die Kapitel vier und fünf. Da geht es um, ja ich sag mal, das Leben in der Endzeit. Also eine besondere Qualität christlichen Lebens in einer besonders qualifizierten Zeit. Das müssen wir uns dann auch nochmal angucken, weil das etwas ist, was für uns heute vielleicht eher abständig oder fremd ist. Für damalige Verhältnisse jedenfalls glaube ich ein ganz wichtiger Punkt. Aber das versuche ich dann auch nochmal zu erläutern. Ich käme dann zu meinem Punkt zwei, die Entstehungsgeschichte des Briefes. Ja, was man halt dazu sagen kann. Was noch relativ klar ist, ist die Verfasserfrage. Wir hatten vorher drei Namen, Paulus, Silvanus und Demotius. Paulus steht an erster Stelle, das ist also nicht alphabetisch oder sowas. Ja doch, ist es schon. Aber ist es eher zufällig. Das soll jetzt, also ich glaube, man muss die Reihenfolge schon durchaus in den Blick nehmen. Das wird wahrscheinlich folgendes heißen. Paulus ist der Hauptverfasser des Briefes. Paulus ist vielleicht auch der Vordenker, der führende Kopf des Ganzen,
der dieses Konzept des Briefes sozusagen vor sich hat, vielleicht ein paar Notizen gemacht hat und dann den Brief diktiert. Das war die übliche Form in der Antike, in dieser Zeit, dass man einen Brief diktiert hat. Und das kann man sich gerade bei den Paulusbriefen natürlich insofern gut vorstellen, weil es sind ja doch ein bisschen komplexere Gedanken zum Teil. Jetzt stellen Sie vor, Sie müssen das alles einerseits denken und andererseits dann vielleicht noch gleich mit der anderen Hand aufschreiben. Das könnte vielleicht ein bisschen viel werden sozusagen. Man muss es sich wahrscheinlich so vorstellen. Paulus sitzt da oder steht da, wie auch immer, macht sich seine Gedanken und diktiert. Und dann gab es da jemanden, einen wahrscheinlich kundigen Schreiber, der das konnte und der hat den Brief dann aufgeschrieben. Das war ganz üblich, nicht nur bei den Christen oder so, sondern das war einfach ein ganz übliches Verfahren. Und das haben wir hier wahrscheinlich auch. Und diktieren kann halt nur einer. Wenn drei Leute anfangen, einen Brief zu diktieren, dann endet das irgendwann im Chaos. Und das wird wahrscheinlich Paulus gewesen sein. Früher hat man dann immer gesagt, dann hat er halt Silvanus und Timotheus sozusagen der Höflichkeit oder überhaupt,
damit er noch ein paar Leute dabei hat, irgendwie da mit reingeschrieben. Ist glaube ich auch zu einfach gedacht, sondern der wird sich mit Dingen tatsächlich zusammengesetzt haben, die werden sich überlegt haben, was schreibt man denn jetzt in Thessalonika, was können wir denn schreiben, was ist denn wichtig? Und dann haben die ein Konzept gemacht. Ja, der eine sagt, das wäre doch noch wichtig, dass man das reinkommt und so weiter. Also die haben das glaube ich schon zusammen geplant, entworfen, vielleicht hat sogar mal einer was eingewendet. Waren die beim Diktieren dabei oder so? Das weiß ich natürlich nicht, aber könnte man sich vielleicht vorstellen. Also deswegen sind es auch echte Mitverfasser, würde ich sagen. Nicht nur einfach irgendwie Starfasche oder so, die irgendwie halt mit dabei sind, sondern nein, das ist ein echter Mitverfasseresbrief. Ja, dann haben wir sozusagen ein Team, ein Team, das da letzten Endes einen Brief konzipiert und Paulus diktiert ihn dann. Das waren die Absender. Was wissen wir über die Adressdaten? Das ist schon gar nicht mehr so einfach, diese Thessalonika, wer war das? Wir wissen im Grunde über die fast nur das, was aus dem Brief selber hervorgeht. Es wäre halt super, wenn wir jetzt noch eine andere historische Quelle
hätten, wo irgendwas über diese Gemeinden erzählt werden würde. Das wünscht man sich, aber man hat es halt nicht. Es gibt einen ganz kleinen Abschnitt in der Apostelgeschichte. Apostelgeschichte 17, Vers 1 bis 9. Da wird auch über diese Gemeindegründung in Thessaloniki erzählt. Viel erfahren wir da aber letzten Endes auch nicht. Ein paar Namen, wo wir auch nicht so recht wissen, wo man die hintun soll und ansonsten eigentlich nur ein Konflikt. Ja gut, was machen wir damit? Also letzten Endes muss man doch wieder in den Brief reingucken. Das Erste, was wir erfahren, und das ist schon mal ganz spannend, ist einfach in diesem Begriff der Gemeinde, Ecclesia im Griechischen, Gemeinde enthalten. Was war denn so eine Gemeinde in der Zeit des Paulus? Das war natürlich so was wie eine kleine Gruppe, die sich in einem Haus versammeln konnte. Wir sagen heute oft Hausgemeinde. Also ja, wenn ein Mitglied dieser Gruppe, sag ich mal, ein eigenes Haus hatte mit so einem Atriumhof oder so, dann kann er da Leute einladen. Da passen vielleicht, wie viele passen da rein, 25, 30, maximal 50. Da muss er aber schon ein großes Haus haben.
Also mir waren das offenbar nicht. Immerhin auch schon mal eine Einsicht, eine ganz kleine Gruppe. Und wenn sie kein Haus hatten, dann konnten sie nur hoffen, dass einer vielleicht wenigstens eine Wohnung hatte, kann er da Leute einladen. Und im schlimmsten Fall vielleicht in eine Werkstatt, dann räumt man halt praktisch die Werkgegenstände alle zur Seite, dann passen auch 20 Leute rein und dann kann man sich da versammeln. Das sind Hausgemeinden. Also praktisch ganz in den ganz natürlichen Lebensverhältnissen versucht man, das christliche Leben unterzubringen. Was anderes hat man nicht und was anderes kann man auch gar nicht machen. Dann haben wir noch einen kleinen Hinweis im ersten Kapitel, Vers 9. Da steht dann, wie ihr euch hingewendet habt zu Gott, weg von den Götterbildern. Das lässt immerhin den Rückschluss zu, dass die meisten dieser Thessaloniker vorher eben Heiden waren, also Menschen, die zur Paganen Welt gehörten. Die haben die Götterbilder verehrt, ganz normal, mehr oder weniger großer Begeisterung, das weiß man nicht. Auf jeden Fall gehörten sie in diese Welt und dann werden die halt Christen, Christus
Anhängerinnen und Anhänger. Also die konvertieren, da steckt eine Konversion im Hintergrund. Das ist auch nochmal wichtig, weil Konversion ja immer nochmal was anderes ist, als wenn man einfach in eine Glaubensgemeinschaft wie ich so reingeboren wird. Die Eltern waren auch schon halbwegs, zumindest die Hälfte, auch schon irgendwie katholisch und dann wächst man da halt auf und dann ist man da und ohne was. Da braucht man nichts großentscheiden, ist halt so. Die müssen konvertieren. Die müssen sie wirklich entscheiden und sagen, wollen wir das oder wollen wir nicht. Und wenn sie wollen, dann gehen sie einen Schritt, der Auswirkungen hat. Da komme ich gleich noch drauf. Deswegen ist mir das auch wichtig. Ansonsten kann ich über die Gemeinde gar nicht viel sagen. Vielleicht waren nur ein paar Menschen mit jüdischem Hintergrund dabei, aber da wird es schon eng. Das kann ich eher so vermuten von der Sprache des Briefs, dass ein paar sich da auskennen im Judentum. Die Mehrheit werden wahrscheinlich solche Heidenchristen gewesen sein. Und was ich noch vermuten kann, weil das in fast allen Paulus-Gemeinden so ist, diese Gemeinden sind ein gewisser Querschnitt durch die damalige Bevölkerung. Da fällt die Spitze und die Unterschiede zusammen,
das fällt aus. Es ist weder Elite noch, sag ich mal, die ganz Armen, die Bettler und was weiß ich, die sind da meistens nicht dabei. Aber ansonsten ein gewisser Querschnitt. Handwerker, Kaufleute, Sklaven, die alle einen verschiedenen sozialen Level haben, verschiedene Tätigkeiten haben, kommen dann dieser Gemeinde zusammen. Der knallt es dann natürlich auch manchmal, aber es ist eben auch eine interessante Mischung von Menschen, was diese Gemeinde vermutlich auch interessant gemacht hat. Ich kann nur ein Wort sagen zur Gründung der Gemeinde, was wir darüber wissen. Also wann entstand die denn eigentlich? Auch da hilft uns die Apostelgeschichte, was Sie gerade vorher erwähnt haben, ein kleines bisschen weiter. Wir wissen, dass etwa im Jahr 4950 nach Christus Paulus seine Griechenland-Mission begonnen hat. Also mit Silvanus und Tremotus zusammen. Die waren vorher in Kleinasien, was heute Türkei ist, und sind dann etwa 50 nach Griechenland gekommen und eben zur Mission. Die
kamen dann zuerst nach Philippi. Das ist damals eine nennenswerte Stadt. Heute sehen Sie da vor allem noch Ruinen. Viel mehr ist da nicht, aber immerhin ganz interessante Ruinen. Lohnt sich, wenn man da mal vorbeikommt, sich die anzugucken, weil man dann auch mitkriegt, wie so eine Stadt aussah und so weiter. Da haben die gewirkt. Wir wissen nur, oder wir wissen, dass Paulus dann auch in eine Gefangenschaft gekommen ist. So offensichtlich gab es Auseinandersetzungen mit dem Stadtmagistrat, mit den Stadtbehörden. Er kam aber aus dieser Gefangenschaft wieder frei und dann ging das Miss- oder zog das Missionsteam weiter nach Thessaloniki. Wenn Sie sich die Karte angucken, ein Stückchen weiter nach Westen. Ja, da waren sie dann. Wir wissen nicht genau, wie lange die da waren, aber die müssen auf jeden Fall eine gewisse Zeit mit den Menschen dort zusammengelebt haben. Die haben auch gearbeitet dort. Das ist ganz interessant, da komme ich auch noch mal drauf nachher. Also die haben jetzt nicht nur sozusagen missioniert im eigentlichen Sinne, sodass sie sich also in der Früh hingestellt haben, einen ganzen Tag geredet haben, sondern die haben am Leben teilgenommen.
Die haben gearbeitet, die haben Geld verdient, davon konnten sie dann auch leben, essen, übernachten. Und dort während dieser Arbeit und vielleicht am Abend oder wo auch immer, sind sie mit Menschen in Berührung gekommen. Und da hat dann die eigentliche, im strengen Sinne, Mission stattgefunden. Das heißt, die lebten mit und missionierten gleichzeitig. Und das dauert halt ein bisschen. Das schafft man auch nicht in 14 Tagen, sondern da muss man erst mal reinkommen, Leute kennenlernen und so weiter. Also die werden etliche Wochen da gewesen sein. Aus dieser Zeit ist eine kleine Hausgemeinde hervorgegangen. Das ist eben die Gemeinde der Thessaloniker, die da angeschrieben wird. Aus irgendwelchen Gründen reisten die dann nach dieser Missionstätigkeit wieder aus Thessaloniki ab. Vielleicht wollten sie einfach woanders hin, noch weiter missionieren. Reisten nach Athen, da ist eine große Römer, die Via Ignatia, das ist die große Römerstraße, die von Rom in den Osten führt, also große Handelsstraße, Militärbewegungen. Aber natürlich kann da auch jeder andere Mensch reisen. Das heißt,
die sind auf dieser Straße weitergezogen, kamen nach Athen. Und auch wir wissen wieder nicht, warum eigentlich, aber irgendwie hatten die dann scheinbar Sorge um diese Gemeinde in Thessaloniki. Vielleicht, weil sie relativ schnell halt wieder weg sind. Die hatten da gerade eine Hausgemeinde gegründet, dann lebten die dann noch zwei Wochen zusammen und dann sind Paulus und so weiter abgezogen. Irgendwie kamen die da vielleicht auf den Gedanken, okay, jetzt wissen wir nicht, wie kommen die eigentlich klar, funktioniert das? Haben sich ja offensichtlich Sorgen gemacht. Das führte dazu, dass die dann beschlossen haben, den Timotheus, einen von den dreien, wieder zurück zu schicken nach Thessaloniki und einfach mal zu erkundigen, wie es denen jetzt so geht und vielleicht auch noch ein bisschen nachzulegen, nachzuverkünden, wie auch immer, mit denen halt Kontakt zu behalten. Paulus zog der Zeit weiter mit Timotheus nach, mit Silvanus, Entschuldigung, mit Silvanus nach Korinth und da waren die dann und da kam dann auch der gute Timotheus aus Thessaloniki wieder dazu. Wir wissen glücklicherweise, das aus anderen Quellen,
wo man vergleichen kann, wir wissen glücklicherweise, dass Paulus etwa in den Jahren 50 bis 52 nach Christus dort in Korinth gewirkt hat. Und nachdem er da ja noch nicht allzu lange gewesen sein kann, weil sie ja gerade erst dahin gezogen sind, können wir daraus schließen, wann sie dann den Brief nach Thessaloniki geschrieben haben, nämlich halt entweder Ende des Jahres 50 oder Anfang des Jahres 51. Das ist, finde ich jedenfalls, für Ereignisse oder eben ein Schriftstück der Antike ein ziemlich genial genaues Datum. Da müssen natürlich klar paar Monate, muss man immer einreden, weil man es halt nicht genau wissen, aber sagen zu können, dass der Brief wahrscheinlich Ende 50 Anfang 51 geschrieben wurde, finde ich schon relativ bemerkenswert. Dann haben wir eben auch eine klare Vorstellung, wann das eigentlich war. Denken Sie daran, Jesus von Nazareth ist etwa im Jahr 30 ans Kreuz geschlagen worden, gestorben. Danach musste sich die junge Christuswillig
natürlich erst mal wieder konsolidieren sozusagen, finden, wiederfinden und dann ging das ganz langsam weiter. Also 20 Jahre etwa dazwischen, zwischen dem Tod Jesu und diesem ältesten Schriftstück, das wir haben. Immerhin, finde ich, relativ bemerkenswert. Ich komme zu meinem Punkt drei, historischer und kultureller Kontext. Was aus dem Gesagten, was ich gerade erläutert habe, schon hervorgeht, ist, dass der Zeitabstand zwischen der Gründung der Gemeinde und dem ersten Thessalonikerbrief nicht sehr groß war. Also diese Gemeinde ist noch eine sehr junge Gemeinde, die hat noch keine eigene christliche Tradition, die haben keine Strukturen, die haben auch noch keine klare Identität. Wer sind wir jetzt eigentlich als Jesus-Anhänger? Woran halten wir uns und woran sollen wir uns nicht halten? Was ist wichtig, was ist weniger wichtig? Sondern die müssen das alles erst anfanghaft für sich durchdringen, eine eigene Überzeugung gewinnen, diese Überzeugung festigen, diskutieren und zu einer, muss ich sagen, einigermaßen klaren
Gruppenidentität kommen. Also ungesicherte, ungefestigte Verhältnisse. Erschwert wird das Leben dieser Gemeinde dadurch, dass es sich um eine Minderheit handelt. Ich habe ja vorher schon gesagt, es sind relativ kleine Gruppen, denken Sie, so ein Statue der Thessaloniker vielleicht, ich sage jetzt einfach mal aus dem Bauch raus, 100.000 Einwohner, davon 30 Christen. Also quasi nichts zahlenmäßig gesehen. Da könnte man gleich sagen, wenn die 30 wegfallen, ändert sich an der Stadt erst mal gar nichts. Also eine echte Minderheit, die da lebt in einer Großstadt und diese Minderheit ist natürlich mit den Dingen konfrontiert, die für diese Stadt wichtig waren. Also es ist eine Handelsstadt, weil sie halt auch einen Hafen hat und an dieser römischen Straße da liegt und so weiter. Da gibt es aber auch viele religiöse Angebote. Das ist eigentlich die Hauptkonkurrenz für die Missionare. Also wenn ich, sage ich mal, irgendwie ein religiöses Sinnangebot suche in Thessaloniki im Jahre 50, dann brauche ich nicht unbedingt zu der Christusgemeinde
gehen, sondern dann wende ich mich zum Beispiel an den Dionysos-Kult, da gibt es einige Möglichkeiten. Oder ich trete einer Mysterienreligion bei, so mit den ägyptischen Gottheiten und so weiter. Und da habe ich auch eine kleine Gruppe, die gut zusammenhält und so weiter und so weiter. Also es gibt zig Angebote, an denen ich teilnehmen könnte und hätte da auch sozusagen Antworten auf viele Fragen des Lebens. Und was es noch gibt, da komme ich gleich auch noch mal drauf. Es gibt so was wie so umherziehende Heilslehrer, sage ich mal ganz neutral. Also zum Beispiel so kynische Philosophen. Sie kennen wahrscheinlich alle den Diogenes, dem man nachsagt, dass er mal irgendwann in der Tonne gelebt hätte. Keine Ahnung, was an der Geschichte dran ist, vielleicht hat er das auch mal gemacht. Also die wollen ja provozieren, diese Königin. Aber die eigentliche Intention ist, den Menschen zu sagen, wie lebt man gut. Das ist eigentlich die Absicht. Sagen so, wenn ihr so lebt, dann lebt ihr gemäß den Göttern oder wie auch immer, der göttlichen Wirklichkeit, was die Philosophen
da für ein Bild hatten. Auf jeden Fall ein Angebot, so kann man gut leben. Die waren auch nicht immer uneigennützig. Das ist die andere Seite. Man verdient damit ja unter Umständen auch gar nicht so schlecht, wenn man das geschickt macht. Auf jeden Fall war das eine echte Konkurrenz auch für so eine kleine Gruppe, die dann da kommen und sagen, wir haben auch eine Idee sozusagen, wie man gut leben kann. Das muss man sich erst mal durchsetzen. Das ist mal so ganz grob, die Situation in dieser Großstadt. Und da hinein geschah die Konversion dieser Gemeinde, dieser kleinen Gruppe. Ich lese Ihnen zwei Verse vor, wo Sie sehen, wie Paulus das im Nachhinein beschreibt. Was ist da eigentlich passiert? Das ist aus dem ersten Thessalonicher Brief, Kapitel 1, Verse 9 und 10. Das eine kennen wir schon. Wie ihr euch hingewendet habt zu Gott, weg von den Götterbildern, um dem lebendigen und
wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er erweckte aus den Toten, Jesus, der uns aus dem kommenden Zorn rettet. Die Hinwendung zum Gott Israel bedeutet gleichzeitig die Abwendung von den Göttern der hellenistisch-römischen Welt. Und das können wir heute theoretisch so sagen. Das klingt dann auch relativ harmlos. Heute wäre sowas auch harmlos. Wenn ich heute aufhöre Christ zu sein und ich werde Buddhist, ja gut, mit der Uni wird es dann ein bisschen schwierig, aber ansonsten kriege ich keine großen gesellschaftlichen Probleme. Dann bin ich halt Buddhist, was soll's. Es war vielleicht in der Antikensituation nicht ganz so leicht, weil an diesem Götterkult ja auch irgendwie das ganze Leben der Stadt hängt. Es gibt Götterfeste, Opferfeste. Wenn sich der Handwerkerverein trifft, dann wird erstmal vielleicht dem Gott Merkur ein Opfer dargebracht oder irgendwie Sohnen. Wenn ich jetzt da Christ geworden bin, dann muss ich mal überlegen, was mache ich jetzt? Beim ersten Mal denke ich mir vielleicht gar nicht so viel, denke mir, gut, Merkur, was soll's. Aber irgendwann komme ich dann auf die Idee, dass es vielleicht
so komisch ist, wenn ich jetzt Christ bin und wir bringen dann Merkur ein Opfer da, was mache ich? Die kommen halt eine halbe Stunde später zum Handwerkerverein. Das mache ich einmal, dann ist es nicht schlimm. Aber wenn ich das öfter mache, fällt es irgendwann auf. Und dann haben die anderen plötzlich das Gefühl, mit dem stimmt was nicht. Genauso ist es, wenn ich an irgendeinem Stadtfesten, wenn ich da einmal nicht teilnehme, ist es völlig egal. Aber wenn ich nie teilnehme, fällt es irgendwann halt auch auf. Und dann fragen die mal die anderen, die fragen, warum, was machst du? Und sagen, ja, ich bin Christ. Und schon kommt man sozusagen in eine gewisse soziale Situation hinein, die einerseits ein gewisses Bekenntnis erfordert und andererseits natürlich ja arg wohl in Aufsicht zieht. Was ist das für eine komische Gruppe, die sich da jetzt getroffen hat. Aus diesem kleinen Text, den ich gerade vorgelesen habe, geht auch noch hervor, ja, mit diesem den Sohn aus dem Himmel zu erwarten und so weiter, den Gott erweckt aus den Toten Jesus und so weiter. Das steckt ja in dieser Sprache, das wird uns jetzt bei den Thessalonikerbriefen noch ständig begegnen. Da steckt so ein apokalyptisches Denkmodell im Hintergrund.
Das kommt aus dem Judentum, ganz klar. Jüdische Apokalyptik ist einfach eine Strömung, die es zur damaligen Zeit gab. Und was Paulus da schreibt, passt im Grunde da genau rein. Es gibt so etwas wie eine Wende, eine Umkehr der Zeiten. Das heißt, dann kommt Gott selbst in die Welt und nimmt das Zepter hier selbst in die Hand. Das heißt, Gott richtet gerechte, gute Verhältnisse in dieser Welt auf. Dazu braucht es aber zuerst eine Trennung der Menschen, die halt dazugehören können und derer, die nicht dazugehören können. Das ist der Zorn. Sie könnten auch sagen, das Gericht. Zorn halt deswegen, weil es für diejenigen, die nicht dazugehören, keine so angenehme Vorstellung ist. Klar, deswegen ist Zorn Gericht. Und jetzt, und da passt natürlich die Erweckung Jesu ganz gut rein. Jesus ist von den Toten erweckt worden. Das ist quasi schon fast so der Anfang dieser Aufrichtung der neuen Gottesherrschaft. Da werden nämlich auch die Toten erweckt, damit dann die Scheidung stattfinden kann. Wäre es dabei, wäre es nicht dabei. Ja, dann hätten wir sozusagen schon den
Ersten, nämlich Jesus. Wir gehören dazu. Das heißt, wir haben dann auch Anteil dran. Und deswegen kann Paulus auch sagen, der uns aus dem kommenden Zorn errettet. Denn wenn wir zu Jesus gehören, zumindest so die Meinung der ersten Christen, dann dürfen wir auch hoffen, dass wir an dieser, sozusagen an der Heilsseite teilhaben, dass wir bei denen stehen, die mit in die Königsheerschaft Gottes hineinkommen. Deswegen errettet er uns aus dem zukünftigen Zorn. Apokalyptisches Weltbild, für uns etwas gewöhnungsbedürftig wahrscheinlich. Da muss man sich erst ein bisschen reindenken, wie man so denken kann. Aber wenn man es mal hat, ist es eigentlich ziemlich einfach und ziemlich logisch, dass man so denken kann. Man versteht das dann auch. Dann ist Gericht plötzlich auch nicht mehr nur einfach, dass da irgendwelche Sünden aufgezählt werden und dann wird man an der Tod geschlagen, weil er zu viele hat oder muss ins Fegelfall. Sondern Gericht heißt einfach, wer ist dabei und wer ist nicht dabei an der Königsheerschaft Gottes? Das ist die entscheidende Frage. Und was ist mit denen, die nicht dabei sind, wollen? Da würde der antike Mensch sagen, nein, müssen doch nicht. Die sind halt nicht dabei, da ich glaube. Und die, die wollen,
wird sich zeigen. Also das ist ein bestimmtes Weltbild. Und es ist natürlich, und das ist natürlich dann wieder problematisch, es ist ein anderes Weltbild als das, das die meisten Menschen in der Umwelt der Thessaloniker hatten. Dieses apokalyptische Zeug hat in Thessaloniki außer denen 25 oder 30 kein Mensch geglaubt. Wenn überhaupt, an wen wendet man sich, wenn man die Ordnung der Welt gesichert haben will, wenn man Katastrophen überwinden will, keine Ahnung, an wen wendet man sich natürlich an die Götter der Stadt, an die bekannten Götter, wer hat Opfer dargebracht und so weiter und so weiter. Das ist ein ganz anderes Weltbild. Im schlimmsten Fall wendet man sich an den Kaiser, den Palmao-Opfer darbringen, der wird vergöttlicht, dann habe ich jemanden, an den ich mich wenden kann, um ihm zu sagen, tu mal was für uns, damit unsere Stadt floriert und besser läuft. Ganz anderes Weltbild. Jetzt kommen die Christen und sagen, spielt alles im Grunde keine Rolle mehr. Wir setzen auf diesen Christus. Wird nicht jeder mit großer Toleranz
gesehen haben von den anderen 99.000 sonst wie viel Thessalonikern, die eben nicht Christus Anhänger sind. Und deswegen hat das auch soziale Folgen und das sehe ich im ersten Thessalonikerbrief ziemlich deutlich an einem Begriff, der da ganz häufig vorkommt, nämlich den Begriff der Bedrängnisse. Kommt immer wieder vor in den ersten drei Kapiteln. Immer wieder. Früher hat man das meistens so gedeutet, dass das irgendwie Christenverfolgungen sind oder so etwas. Da ist man heute viel vorsichtiger und zwar einfach deswegen, weil wir überhaupt keine Hinweise haben, dass es im ersten Jahrhundert echte Christenverfolgungen gegeben hätte. Außer vielleicht einmal im Jahr 64 in Rom, da sage ich Ihnen ja noch was dazu. Aber es gab sonst keine. Gab es einfach nicht. Keine Quellen, nichts, die uns darüber irgendwas sagen würden. Und der Begriff Bedrängnisse meint, glaube ich, was ganz anderes. Nämlich nicht staatliche Verfolgung, dass die irgendwie rausgezogen werden und dann irgendwie, keine Ahnung, hingerichtet werden, sondern das sind tatsächlich soziale Bedrängnisse. Und das ist schlimm genug. Wer es erlebt hat, weiß, dass das
schlimm genug ist. Was das mit einem macht, wenn ich von meiner Umwelt abgelehnt werde, wenn ich an den Rand gestellt werde, wenn ich lächerlich gemacht werde, wenn ich ausgeschlossen werde aus sozialen Bezügen, dann ist das nicht nichts, sondern das macht etwas mit Menschen. Und das meint, glaube ich, dieser Begriff der Bedrängnisse. Also wir könnten heute sagen, das sind Verdächtigungen, Diskriminierungen, soziale Isolation, solche Dinge. Und stellen Sie sich vor, da ist jemand Handwerker und der ist eigentlich darauf angewiesen, dass Leute bei ihm oder Kaufmann oder sowas, der ist darauf angewiesen, dass Leute bei ihm einkaufen oder bestellen oder sonst irgendwas machen, handeltreibend, keine Ahnung. Jetzt brechen diese Kontakte ab. Das ist existenziell. Da sterbe ich nicht gleich, aber es wird ganz schnell existenziell, weil ich eben nicht weiß, wie geht es weiter an dieser Stelle. Ich habe eine Familie, die muss ich ja nicht ändern oder so. Wir haben im ersten Thesalonischen Brief so kleine Andeutungen, wo man da ein bisschen was davon merkt. Im vierten Kapitel heißt es einmal, ihr sollt mit euren eigenen Händen arbeiten. Zumindest geht daraus hervor, ah, das sind
offensichtlich ganz viele Handwerker oder so, Menschen, die halt wirklich mit den Händen arbeiten. Oder einmal heißt es da auch, dass keiner im Berufsleben seinen Bruder übergeht oder übervorteilt. Das ist genau das. Wenigstens die Christen müssen dann zusammenhalten, damit sie überhaupt eine Chance haben, durchzukommen, existenziell durchzukommen. Ja, und diese Situation, wirtschaftliche Bedrohung auf der einen Seite, andere attraktive Sinnangebote auf der anderen Seite, könnte ja durchaus in den Gemeinden dazu führen, dass die sagen, hey, unterm Strich genommen, lohnt sich das eigentlich überhaupt, dass wir bei dieser Christusgruppe bleiben? Was ist eigentlich der Gewinn? Warum sollen wir das eigentlich machen? Oder wäre es nicht viel einfacher, würde das Leben nicht viel besser gehen. Wir lassen das, dann wären wir halt ISIS-Anhänger, da haben wir auch eine gute religiöse Grundlage, aber kein Ärger, keine Schwierigkeiten. Das könnte ungefähr so die Situation sein, wegen der sich die Missionare dann überlegen, okay, wir müssen dann nochmal einen Brief schreiben nach Thessaloniki, damit
es nicht schief geht dort. Es gibt keinen aktuellen Anlass, dass die jetzt schon alle weg wären oder so was, aber vielleicht doch daran erinnern, was ist eigentlich das Wichtige im christlichen, fürs christliche Leben oder warum lohnt es sich, dabei zu bleiben. Darin hängt sehr viel und ein Punkt, der im ersten Thessalonicher Brief eine relativ große Rolle spielt, ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Missionare. Da werde ich Ihnen gleich einen kleinen Text vorlesen, aber überlegen Sie sich, welche Bedeutung es eigentlich hat, wie die kleine Gemeinde oder welches Bild diese kleine Gemeinde von ihren Missionaren hat. Was sind das für Leute, kann man sich auf die verlassen, sind die glaubwürdig oder sind sie es halt nicht. Wenn die jetzt auch nicht glaubwürdig sind, dann lohnt es sich wirklich, dabei zu bleiben, dann machen wir gleich was anderes. Deswegen, da gibt es ein ganzes Kapitel fast, wo es irgendwie um diese Frage der Glaubwürdigkeit
geht. Ich meine, sagen wir ehrlich, wir müssen ja bloß gucken heute, in unsere religiösen Gemeinschaften hineinschauen. Ich bin Katholik und da gab es ja vor kurzem diese Schwierigkeiten am Bistum Limburg mit dem ehemaligen Bischof, der jetzt nicht mehr Bischof ist. Da ging es genau um Glaubwürdigkeitsfragen. Der hat so viel Geld aus Kirchensteuern für irgendwelche teuren Ausrüstungen eines neu gebauten Hauses ausgegeben. Das macht Glaubwürdigkeit natürlich ziemlich kaputt. Und das war dann so krass, dass der Mann gehen musste. Da kamen noch ein paar andere Sachen dazu. Aber es macht Glaubwürdigkeit aus. Wir sind jetzt sozusagen auf einer institutionellen Ebene, aber das spielt natürlich auch eine Rolle für diese Missionare damals in Thessaloniki. Und deswegen habe ich Ihnen vorher auch gesagt, da gibt es eben auch andere Menschen, die umherziehen und sagen, wir haben eine Heißlehre. Vielleicht sind die glaubwürdiger. Wenn nicht, umso besser.
Dann stehen die anderen wieder im besseren Licht. Also vor diesem Hintergrund muss man einen kleinen Textabschnitt sehen, den ich mit Ihnen jetzt gerne durchgucken würde. Ich lese jetzt einen Teil vor und dann sage ich was dazu und so weiter. Dann sehen Sie, worum es geht. Und dann versteht man auch, was das eigentlich soll. Weil man hat sich eigentlich in der Auslegung immer gefragt, was schreiben die da eigentlich? Was soll das eigentlich? Warum denn? Wenn es eher alles klar ist, sozusagen, warum muss ich das dann eigentlich schreiben? Ja, muss ich doch, um die anderen daran zu erinnern, wie war es eigentlich damals, als die bei uns waren. Jetzt lese ich einen Teil davon mal vor. Also ich bin im zweiten Kapitel des ersten Thessalonikerbriefs, Verse 3 bis 9. Denn unser Zureden, also die Mission, war nicht aus einem Irrtum heraus, noch aus Unlautigkeit, noch im Hinterlist, sondern wie wir geprüft wurden von Gott, um mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht wie Leute, die Menschen gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Zu
keiner Zeit, nämlich verfielen wir in Schmeichelrede, wie ihr wisst, noch in einem Vorwand der Habsucht, Gottes Zeuge. Noch suchten wir Ansehen von Menschen, weder von euch noch von anderen, obwohl wir zur Last fallen hätten können, wie die Apostel des Christus. Da halte ich jetzt mal ein, es geht dann noch weiter. Aber erst mal dieser Text. Also was hier an Vorwürfen natürlich zurückgewiesen wird an der Stelle, Irrtum und so weiter und so weiter, das sind alles Vorwürfe, die kennen wir auch aus anderen Texten der antiken Literatur. Da muss man bloß mal so ein bisschen rumsuchen, dann entdeckt man da einiges. Diokrosostomos zum Beispiel, um einen Namen zu nennen, und auch einfach andere Texte. Das sind nämlich genau so Verkünder, die in eine fremde Stadt kommen und dann natürlich erst mal misstrauisch beäugt werden. Dann müssen die sagen, warum bin ich eigentlich, ja, warum bin ich glaubwürdig? Muss man erst mal da tun. Da kommen genau diese Probleme. Das ist immer sozusagen das Gleiche und ich glaube, das ist bis heute das Gleiche. Es sind
immer die gleichen Vorwürfe oder Punkte, die die Glaubwürdigkeit eines Menschen kaputt machen. Also hier, wenn man hier nimmt, Irrtum Unlautigkeit hinterlässt. Also wenn jemand dem anderen irgendwas einreden will, was unheimlich stimmt, dann ist es schon mal nicht glaubwürdig, logischerweise. Oder Menschen gefallen wollen, nur so angepasst sich einschmeicheln wollen und irgendwie ansehen erlangen wollen. Macht auch keinen guten Eindruck. Oder, ja, Schmeichelrede ist das Gleiche. Habsucht, das ist ein sehr, wie soll man sagen, ein sehr prominentes Motiv. Also einfach für sich selbst den möglichst viel Gewinn rauszuholen aus der Sache. Muss ich gar nichts dazu sagen. Ist ganz genau wie heute. Sind genau die Punkte, die wir heute auch haben. Und wenn man das auf jemanden zutrifft, ist es unglaubwürdig. Ganz klar. Interessant, da wollte ich noch was dazu sagen, interessant finde ich die Formulierung da am Ende. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist. Das lese ich nochmal. Obwohl wir zur Last fallen hätten können wie die Apostel des Christus. Was meinen die damit? Dieses Zur-Last-Fallen, das ist im Grunde nichts anderes, als wenn ich als
Missionar in eine Gemeinde komme. Dann bin ich ja meistens nicht sehr wohlhabend. Das heißt, ich muss da irgendwie leben. Ich brauche, ich brauche was zum Schlafen. Ich brauche, ich brauche verpflegen und so weiter. Woher bekomme ich das? Ja, der Usus war offensichtlich bei den ersten Christen der. Das bekomme ich von der Gemeinde, bei der ich halt tätig bin. Also die gewähren mir das. Und deswegen heißt es auch wie die Apostel des Christus. Also das war einfach offensichtlich üblich, hat man so gemacht. Jetzt kann aber der Unterhalt dieser Missionare kann aber durchaus auch zur Belastung werden. Nämlich dann, wenn das eh keine allzu reichen Menschen sind, die eh gucken müssen, wie sie überhaupt über die Runden kommen. Jetzt tauchen da auch noch drei Männer auf, die alle irgendwie eine weite Reise hinter sich haben, dreckige Klamotten, alles kaputt. Brauchen sie alles neu. Hunger haben sie auch. Schlafminutten haben sie auch irgendwo. Das kostet Geld. Wenn ich ein kleiner Handwerker bin, ist es vielleicht schon zu viel. Dann kann man natürlich sammeln, die geben auch was und so weiter. Aber das meint der Begriff Last. Es kann zur Last werden. Ich glaube, wenn da irgendwie drei Reiche leben,
dann ist es wurscht. Sagen, ja, das Leckzeug, das passt schon. Aber für die anderen wird es eben zur Belastung. Und da sagen die, obwohl wir zur Last fallen hätten können. Also das alles weisen die, weisen die drei zurück, sagen nein, das war nicht so bei uns. Und sie begründen das eigentlich gar nicht, weil sie es gar nicht begründen müssen. Sie erinnern einfach nur daran. Das ist eigentlich der Witze an dieses Textes. Die führen das nur auf und wissen eigentlich, wenn die Thessaloniker auch nur einen Augenblick darüber nachdenken, dann wissen sie, ja genau, so war es damals, als die bei uns waren. Das geht hier noch weiter. Ich lese noch zwei Verse oder so. Also es geht da direkt weiter. Obwohl wir zur Last fallen hätten können wie die Apostel des Christus, sondern wir verhielten uns unerfahren in eurer Mitte. Wie wenn eine Amme ihre eigenen Kinder hegt und pflegt, so sehnten wir uns nach euch und waren damit zufrieden, euch Anteil zu geben, nicht allein am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem eigenen Leben. Denn ihr seid uns
Geliebte geworden. Das ist jetzt so ein Fall, da muss ich Ihnen sagen, dass das meine Übersetzung ist. Würden Sie sich die Mühe machen, in einer beliebigen anderen Übersetzung nachzuschlagen, würden Sie wahrscheinlich, also für diese Stelle, was ich hier gesagt habe, wir verhielten uns unerfahren in eurer Mitte, wie wenn eine Amme ihre eigenen Kinder usw. Da lesen Sie zum Beispiel in der Einheitsübersetzung, wir sind euch freundlich begegnet, wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt. Wie komme ich darauf, das anders zu übersetzen? Erstens ist es ein textkritisches Problem. Da gibt es zwei griechische Begriffe, die in den Handschriften beide relativ gut bezeugt sind. Und früher hat man den Begriff für freundlich sein bevorzugt, weil man gedacht hat, es gibt einen besseren Sinn. Ich meine es überhaupt keinen Sinn. Und ich meine aber, dass der Begriff für Nepioi, kindlich sein, unerfahren sein, hier einen besseren Sinn gibt. Und dann steht da tatsächlich Amme. Da hilft alles nichts. Da steht so ein Begriff, der heißt Amme. Aber weil man sich auch
gefragt hat, warum sollen sich jetzt Paulus wie Magnus die Mutter mit einer Amme vergleichen, was soll das denn wieder heißen, ne? Neigt man dann so den Begriff dann mit Mutter zu übersetzen. Dann hat man so eine schöne mütterliche Rolle für die drei und so weiter. Und die waren halt nett zu denken und mütterlich. Das ist aber überhaupt nicht gemeint. Sondern was damit gemeint ist, und da bin ich mir doch mittlerweile relativ sicher, aber das sage ich jetzt halt so. Was damit gemeint ist, die wollen sagen, wir hätten ja, wie alle anderen Apostel auch, deswegen habe ich das vorher vorgelesen, wie alle anderen Apostel auch hätten sagen können, okay, wir sind Evangeliumsprofis. Und Profis werden halt normalerweise auch bezahlt. So ist das eben, sonst bin ich kein Profi. So, und dann wäre es doch ganz klar gewesen, dass wir Unterhalt bekommen hätten. Und genau das haben sie nicht getan. Und jetzt ist halt die Frage, wie sagt Paulus das? Und wie sagen die drei das, dass sie das nicht getan haben? Und da kommen die auf diese Formulierung. Wir sind, wir waren unerfahren in eurer Mitte. Unerfahren ist gleich nicht professionell, nicht wie Profis, sondern einfach so, wie man es halt als Mensch machen kann. So waren wir. Und dann passt nämlich auch
die Amme. Da heißt es nämlich tatsächlich, wie eine Amme ihre eigenen Kinder hegt und pflegt. Eine Amme ist eigentlich auch eine Berufsbezeichnung. Und wenn die Amme ihren Beruf ausübt, dann kriegt sie Geld dafür und versorgt andere Kinder. Aber ihre eigenen Kinder, wenn sie denn welche hat, die versorgt sie aus, sage ich jetzt mal, mütterlicher Liebe. Jetzt haben wir das am Muttertag gestattet. Also, und das ist glaube ich genau das, was die drei sagen wollen. Wir sind zu euch gekommen, nicht als welche, die jetzt sagen, okay, es hat unser Job, wir verkünden Evangelium, machen wir, aber muss auch was hergeben. Nein, sondern wir haben es gemacht aus reiner, aus echter Zulassung zu euch, weil es uns was wert ist, dass ihr das glaubt. Das macht natürlich schon irgendwie Glaubwürdigkeit aus. Deswegen kann der auch geliebt, ihr seid uns Geliebte geworden. Das würden wir heute so nicht mehr schreiben. Das klingt für uns heute ein bisschen komisch. Aber das heißt nichts anderes als, wir hatten Interesse an euch. Wir wollten, dass euch, dass ihr dazu kommt, das auch für sinnvoll zu halten, was für uns quasi Lebensbasis ist, nämlich Zugehörigkeit
zu Christus. Und das sagen die mit dieser Aussage. Und deswegen meine abweichende Übersetzung. Falls ihr jemals mal wieder irgendwo diese Stelle stolpern, erinnert sich vielleicht daran, man kann es auch anders übersetzen. Jetzt mache ich aber den, einen Vers fehlt mir noch, den mache ich jetzt auch noch. Da kann ich Ihnen nämlich auch noch was zeigen. Die haben nämlich sozusagen am Schluss dieses kleinen Abschnitts, haben sie noch so quasi einen Trumpf im Ärmel. Die drei weisen noch auf etwas hin. Ihr erinnert euch doch, Geschwister, an unsere Arbeit und Anstrengung, indem wir Tag und Nacht arbeiteten, um niemanden von euch zur Last zu fallen, verkündeten wir euch das Evangelium Gottes. Das ist jetzt ganz interessant. Das sagen die nämlich ausdrücklich, dass die Tag und Nacht arbeiteten. Das meint wahrscheinlich regelrecht einfach, schlicht und ergreifend Handarbeit. Die haben einen Beruf ausgeübt. Paulus Weyer, das wissen wir aus der Apostelgeschichte. Paulus Weyer so etwas wie Zeltmacher, was auch immer das gewesen sein mag. Auf jeden Fall hat er mit Textilverarbeitung zu tun. Vielleicht hat er aus Leder und Leinen
tatsächlich irgendwie Planen gemacht oder irgendwas. Sowas konnte der halt. Also der konnte wahrscheinlich irgendwie mit einer Nadel und einem Faden und so Material umgehen. Ja gut, da kriegt man in so einer Hafenstadt wie Thessaloniki schon mal einen Job. Der war jetzt nicht in der, soll man sagen, in der Chefetage von irgendeiner Handelsfirma, der war irgendwo ganz unten, aber der hat gearbeitet, hat Geld dafür bekommen und die anderen auch. Also das ist sozusagen der Trumpf, den die noch haben. Wir sind, ihr seht ja oder das ist ganz offenkundig, dass wir glaubwürdig waren, denn wir sind auch jedem nicht zulast gefallen, sondern wir haben gearbeitet. Tag und Nacht ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber das heißt halt schon, ja halt regelmäßig, immer wieder, wir haben gearbeitet für unseren eigenen Lebensunterhalt. Und das macht die, das macht die Glaubwürdigkeit dieser Missionare aus. Und viel mehr muss man in diese Stelle früher immer gedacht haben, ja die mussten sich damit irgendwelchen Gegnern rumschlagen und was weiß ich, da braucht es überhaupt keine Gegner. Da braucht es im Kontinent die Situation einer Minderheitengruppe in einer Großstadt, die einfach angegriffen und angefragt werden. Umso wichtiger ist die Glaubwürdigkeit der Missionare. Da meine ich, da kann man heute auch noch viel daraus lernen,
gerade wenn man einer großen Kirche angehört wie ich. Glaubwürdigkeit von Verkündern, da brauche ich eigentlich gar nicht viel dazu sagen. Die steht halt oft leider, leider, leider auch mehr oder weniger massiv in Frage. Missbrauchsfälle oder so Stichwort, da ist natürlich dann ganz krass. Da ist dann vorbei mit der Glaubwürdigkeit. Da muss man viel, viel, müsste man viel Arbeit leisten, um die wiederherzustellen, müsste man. Okay, Glaubwürdigkeitsthema. Jetzt komme ich noch zu was ganz anderem. Das wäre bei mir der Punkt vier. Wirkungsgeschichte habe ich jetzt einfach mal gesagt, weil ich mich gefragt habe, ja was bleibt denn eigentlich von so einem Brief wie dem ersten Thessalonikerbrief? Ich meine, der Römerbrief, das ist der in der Reformation, das sind so ganz wichtige Briefe, da ist völlig klar, ja die haben in der Theologiegeschichte eine unheimlich starke Bedeutung. Im Grunde bis heute werden kirchliche Interkumenten diskutiert und so weiter. Was bleibt eigentlich vom ersten Thessalonikerbrief? Ein paar Sachen vielleicht schon, aber eine Hypothek haben wir auch in
diesem Brief, nämlich eine, ich sage jetzt mal, einfach anti-jüdische Aussage. Die ist echt übel, so für unsere Ohren halt, die wir mit einer bestimmten Erziehung durchlaufen haben. Ich lese es vielleicht einfach, es ist eigentlich nur ein ganz, ganz kurzer Text und man wünschte sich, Paulus hätte ihn nicht geschrieben, aber er hat ihn halt nun mal geschrieben und jetzt ist er da und jetzt muss man halt wenigstens gucken, kann man es sich wenigstens irgendwie erklären. Das ist mein erster Punkt. Man kann immer noch fragen, was machen wir damit für heute? Ich lese es mal vor. Also ich bin in dem ersten Thessalonikerbrief in Kapitel 2, Verse 14 bis 16, Sie merken es nicht, bloß drei Verse. Denn ihr wurdet nachahmer Geschwister, das hat er in der Paulus-Sprache, denn ihr wurdet nachahmer Geschwister der Gemeinden Gottes, die in Judea, in Christus, Jesus sind. Denn das Gleiche erlittet ihr von den eigenen Mitbewohnern wie sie von den Juden. Und jetzt kommt's, Relativsatz, die Juden, die sowohl den Herrn töteten, Jesus, als auch die Propheten und uns verfolgten und Gott nicht
gefallen und allen Menschen feindlich gesinnt sind, indem sie uns hindern, zu den Heidenvölkern zu sprechen, damit sie gerettet werden, sodass sie ihre Sünden zu aller Zeit voll machen. Doch am Ende ist über sie der Zorn gekommen. Klingt auf den ersten Blick nicht grad judenfreundlich und ist es auch nicht gemeint. Der erste Punkt, der mir daran wichtig ist, der Text hat ein Jude geschrieben, nämlich Paulus. Der ist Jude und der ist auch geblieben. Der Brief sagt, er ist Christ, auch Jude. Der kann gar nicht anders. Und klar, es gibt Spannungen und so weiter, aber er ist Jude. Und jetzt schreibt er so einen Text. Ich versuche ein paar Dinge zu erklären erstmal, dass man vielleicht ein bisschen hinkommt an die Sache. Also das erste, was Paulus hier bezweckt, ist eher ein rhetorischer Effekt, würde ich sagen. Er stellt nämlich die Erfahrung der Thessaloniker in ihrer Umwelt in Parallele mit der Erfahrung der ersten Christusgemeinden in Judea, das ist aber
was man heute gern die Urgemeinde nennt in Jerusalem, mit ihren und dann natürlich jüdischen Landsleuten, ihrer jüdischen Umwelt. Das setzt er in Parallele und sagt, das, was die damals erlitten haben, ist im Grunde das, was ihr heute mit euren Leuten mitmacht. Warum sagt er das? Es wird stimmen, das ist sicher historisch irgendwie vergleichbar. Warum macht er das? Ja, vermutlich einfach, um denen zu sagen, ihr seid in dieser Problematik, die ihr jetzt erleitet, nicht alleine. Das haben die ersten Christengemeinden auch schon miterleben müssen und ihr müsst es halt auch miterleben und zwar einfach deswegen, weil wer an Christus glaubt, halt sich auch von der Gesellschaft um hin herum unterscheidet. Völlig wurscht, ob es die jüdische Gesellschaft ist oder die hellenistisch römisch geprägte Gesellschaft. Das ist schon mal ein Punkt, das kann man ja auch noch verstehen. Und ja, dann wissen, dann haben die sozusagen jetzt einen Zuspruch, okay, stimmt, es ist halt so, wir halten das aus. Schwieriger wird es dann schon bei den Vorwürfen, die Paulus da an diese Juden richtet, die er da anspricht. Diese Vorwürfe kommen aus verschiedenen Ecken. Das eine, das erste ist,
sie töteten Jesus unseren Herrn. Jetzt mal streng historisch genommen, ist das eigentlich falsch, wer hat Jesus getötet? Naja, die Römer. Also wenn jemand jemanden ans Kreuz schlägt, dann sind das nicht die Juden, die dürfen das gar nicht, sondern das sind die Römer. Gut, wenn man die Passionsgeschichte aufmerksam liest, also die drei, vier Passionsgeschichten, stellt man fest, dass da offensichtlich etwas vorausging und natürlich eine gewisse jüdische Gruppe, also diese jüdischen Hohenpriesterfamilien offensichtlich Jesus an die Römer ausgeliefert haben und dann ist er erst zu Tode gekommen. Das heißt, natürlich gibt es da auch eine jüdische Gruppe, die in diesem Prozess gegen Jesus beteiligt gewesen ist. Das hat man dann offensichtlich vermutlich in der Diskussion nach Ostern, sage ich mal, mit anderen Juden, haben die Christen das offensichtlich dann ein bisschen herausgestellt, diesen Aspekt einfach sozusagen als Vorwurf an die anderen. Ihr wart aber mit Schuld, oder vielleicht sogar hauptschuld, dass Jesus ans Kreuz geschlagen ist und jetzt bitte denkt doch
mal darüber nach, was das eigentlich bedeutet und dann zieht er die richtigen Konsequenzen an, sehe ich, dass unsere unsere Lehre vielleicht doch die bessere ist. Also es ist sozusagen ein kontrovers theologisches Argument, wenn man so sagen möchte. Das kann man noch verstehen, finde ich jedenfalls, und kann man erklären und damit kann man vielleicht einigermaßen leben, zumal es auch eine ganz bestimmte, es geht nicht um die Juden aller Zeiten und das Judentum schlechthin und überhaupt, sondern es geht um eine ganz bestimmte Judengruppe, die waren mit Schuld am Tod Jesu, das wäre die historisch neutrale Aussage, die kann man glaube ich auch so stehen lassen. Das zweite Motiv, das da eine Rolle spielt, die auch die Propheten töteten, das klingt auf den ersten Blick ein bisschen brutal, ist aber auch ein Motiv, das tatsächlich aus der Geschichte Israels kommt. In der Prophetie Israels spielt ja immer wieder die Gerichtsrede gegen Israel eine große Rolle und natürlich hat man das nicht gerne gehört. Und was kann man tun, wenn man sich dagegen wehren will? Na ja, man bringt halt die Propheten um oder man verfolgt sie erstmal und so weiter lehnt sie ab
und im schlimmsten verbringt man sie halt um. Also da gibt es tatsächlich Stellen im Alten Testament, ich sag mal Nehemiah 9, 26, 27, wenn man das liest, da kommt genau dieser Vorwurf vor. Also was Paulus hier tut an der Stelle, ist im Grunde, er nimmt ein jüdisches Motiv auf und wendet es jetzt auf die Jesusgeschichte an und sagt, seht ihr, und hier ist genau das gleiche passiert. Da war quasi ein Prophet oder so, jetzt wird er verfolgt. Bis dahin finde ich, kann man sich noch irgendwie verständigen. Schwierig werden dann die beiden anderen Vorwürfe, dass diese Juden allen Menschen feindlich gesinnt sind und Gott nicht gefallen. Das sind tatsächlich, ja, stereotype Vorwürfe, das kann man so einfach nicht sagen. Natürlich gibt es Juden, die Gott gefallen, wahrscheinlich gibt es aber keine, so wie es genau Christen gibt, Gott gefangen und ihm nicht gefallen und so weiter und so weiter. Also das sind Stereotypen einer bestimmten Judenpolemik und wenn wir da nach Parallelen suchen, dann finden wir die halt leider in der griechisch-römischen Literatur, wo halt auch viele Autoren nicht gerade judenfreundlich waren, um es vorsichtig zu sagen, und die genau solche Vorwürfe an
Juden gemacht haben. Die grenzen sich doch nur ab, die sondern sich aus der Gesellschaft aus, warum tun sie es mit niederen Absichten? Also haben wir schon die schönste Judenpolemik, die man sich vorstellen kann. Dass Paulus das übernimmt, ist durchaus problematisch und auch nicht, das kann ich auch nicht weg erklären oder so gesagt, naja, ist ja nicht so schlimm oder so, sondern ist zumindest für unsere heutigen Ohren schon irgendwie ein Problem, aber ich kann Ihnen zumindest, das wäre dann der nächste Punkt, ich kann Ihnen zumindest erklären, woher diese Aggression kommt und das ist das, was er dann danach sagt, indem Sie uns hindern, zu den Heidenvölkern zu sprechen und so weiter. Also das ist glaube ich der eigentliche Wunderpunkt des Paulus, dass er einfach Erfahrung mit bestimmten Juden, nicht mit dem Judentum, sondern Erfahrung mit bestimmten jüdischen Menschen, seinen Glaubensgenossen eigentlich, machen musste, die ihm daran hindern, die Verkündigung durchzuführen. Sei es nur verbal, mit dem Sie ständig dagegen sprechen, dagegen diskutieren, sei es aber durchaus auch mit gewissen Maßnahmen,
bis hin zu Synagogenstrafen, diese 39 Stockhiebe, die er bekommen hat. Es muss eine jüdische Gruppe gewesen sein, die ihm die verpasst hat, die 39 Stockhiebe, ist auch nicht so lustig. Also da stecken einfach tatsächlich persönliche Erfahrungen dahinter und die führen dann hier an der Stelle zu einem etwas polemischen Ausbruch gegen seine Glaubensbrüder und Glaubensschwestern im Judentum. Damit kann man es erklären, finde ich, in gewisser Weise, da weiß man wenigstens, warum agiert er jetzt so. Man hat zum Glück, sage ich jetzt mal, man hat zum Glück, was dieses Thema Paulus und Judentum betrifft, dann auch noch einen Römerbrief, da hat er dann in Römer 9 bis 11, dann hat er drei Kapitel, in denen er etwas abgewogener versucht, sein Verhältnis zum Judentum zu bestimmen. Wenn wir nur den ersten Thessalonicher Brief hätten, wären wir auch nicht unbedingt glücklich heutzutage. Ihr wollt noch ein Wort sagen zu den letzten beiden Punkten hier, die da noch genannt werden, dass sie ihre Sünden zu aller Zeit voll machen. Das klingt für uns
jetzt so schrecklich. Ich glaube, das ist in der Sprache, zur Zeit des Paulus heißt das nichts anderes als, die handeln halt gegen den Willen Gottes. Sünden hat man dann, wenn man gegen den Willen Gottes handelt. Und das ist, glaube ich, schon die Überzeugung des Paulus, dass er sagt, wenn jüdische Menschen versuchen, nicht nur jüdische natürlich, alle anderen auch, aber eben auch jüdische, wenn die versuchen, die Jesusbotschaft zu verhindern, dass die nicht zu den Leuten kommen kann, dann ist es Sünde, was dann gegen Gott geht. Das hätte er wahrscheinlich auch so gesagt. Man kann sich natürlich heftig darüber streiten, das ist klar, aber man kann sich noch streiten. Und dann diese Sache mit dem Zorn, das wollte ich auch noch sagen. Doch am Ende ist über sie der Zorn gekommen. Das klingt so, aha, Judenvernichtung oder irgend so was. Schrecklich. Meint er das? Ich meine, er denkt, und das gab es auch in der, wenn Sie wieder an die Prophetie Israels denken, immer wieder die Gerichtsankündigung und dann gab es auch Ereignisse in der Geschichte Israels, die wurden als Gericht verstanden. Babylonisches Exil, bestes Beispiel. Ich glaube, er denkt in die Richtung. Also es kommen immer wieder Dinge vor, wo man sieht,
da ist jetzt der Zorn Gottes am Berg und da muss man aufpassen, weil man daraus lernt, dass man vielleicht den falschen Weg mit Gott geht. Man sollte daraus lernen, umzukehren und einen anderen Weg zu gehen. So sieht es Paulus. Da würden natürlich andere Juden sagen, naja, ja, sicher machen wir auch, aber nicht mit deinem Jesus. Okay, klar. Da kommt es dann zum Zusammenstoß. Das lässt sich nicht vermeiden. Ich finde, man kann diesen für uns problematischen Text zumindest in weiten Teilen einigermaßen nachvollziehen und auch erklären und weiß dann auch, woher er kommt. Was wir halt nicht mehr machen dürfen heute. Das ist glaube ich ganz wichtig. Und dieses Bewusstsein gibt es aber heute zum Glück ja auch wirklich verbreitet, dass man so einen Text einfach nicht, sage ich mal, nicht mehr nachsprechen darf. Wir dürfen heute nicht so über Juden sprechen. Und schon allein deswegen, weil wir keine sind. Über Katholiken, naja, sage ich lieber nicht, wie ich über Katholiken spreche teilweise. Finde ich, darf ich auch. Ich bin selber einer. Ich bin da irgendwie auch dabei. Aber über Juden würde ich so nie sprechen.
Ich denke mir, das kann ich einfach nicht. Klar, man kann streiten, man kann ordentlich streiten. Das darf man auch. Tun Juden untereinander und die Christen untereinander, dürfen auch Juden und Christen. Aber halt diese Stereotypenvorwürfe, die müssen raus, weil die so viel Schaden anrichten. Das wissen wir ja aus der Geschichte. Und das muss man einfach dann benennen und sagen, okay, Paulus Konkretus, wir können es heute nicht mehr. Fertig. Wir machen es anders. Und damit, finde ich, kann man auch mit so einem Text im Kanon, den man ja nicht einfach raus streichen kann, kann man mit so einem Text dann auch nur leben. Okay. Ich komme zu einem fünften Punkt, wo ich ein bisschen danach gefragt habe, welche Bedeutung könnten denn einzelne Aussagen des ersten Thessalonischer Briefes für unser christliches Glaubensleben heute haben? Da kann man natürlich jeden, könnte man sagen, jeder, jeder, jeder Aufschnitt hat irgendeine Aussage. Klar. Ich habe mal ein, zwei Sachen rausgegriffen, wo ich mir denke, das hat vielleicht eine deutliche Bedeutung oder irgend so was.
Wir haben nämlich und zwar und das ist jetzt unmittelbar der Satz vor dieser Judenpolemik, über die ich gerade gesprochen habe, nämlich im zweiten Kapitel Vers 13. Es ist nur ein Vers. Lese ich Ihnen mal vor. Und daher danken wir auch Gott unablässig, dass ihr, als ihr das Wort der Kunde Gottes von uns übernommen habt, es annahmt, nicht als Wort von Menschen, sondern wie es in Wahrheit ist, als Wort Gottes, das sich auch als wirksamer Wissen hat, bei euch den Vertrauen nennen. Das ist jetzt ein relativ dicht gepresster Satz. Ich habe schon in der Übersetzung versucht, den ein bisschen auseinanderzuziehen. Im Griechischen ist er irgendwie noch gepresster und da haben wir diese auffällige Formulierung, wo Paulus sagt, das Wort Gott, das Wort der Kunde Gottes von uns. Wie gesagt, im Griechischen ist es noch enger zusammen. Das kann im Deutschen gar nicht zu übersetzen. Es sind eigentlich zwei Genetiefe. Das geht im Deutschen nicht. Deswegen habe ich es halt so angeschlossen oder so was mit von. Im Griechischen ist es noch viel enger. Also das Wort der Kunde Gottes von uns. Ja, was passiert da? Da versucht Paulus zwei Größen zusammenzubringen, die man eigentlich durch Landläufe unterscheiden würde.
Nämlich einmal Wort Gottes, das ist das, was von Gott kommt. Und dann auf der anderen Seite das Wort von Menschen, das ist das, was wir so produzieren. Und trotzdem bringt Paulus das in quasi in eine untrennbare Verbindung an dieser Stelle. Und das finde ich ganz interessant, weil da steckt ja irgendwie sowas wie eine Theologie des Wortes Gottes im Hintergrund. Und das ist für heute, finde ich, auch noch total wichtig, dass man, also die Frage, wie geht das eigentlich, dass wir überhaupt irgendetwas von Gott mitbekommen? Er steht ja nicht direkt vor uns und spricht selbst zu uns oder wirft ein Buch vom Himmel, in dem dann irgendwas drinstehen würde oder sowas, was dann ganz klar wäre, das ist Gott und er gibt die Gebote und sowas. Sondern wie geht das denn überhaupt, dass wir so etwas wie Offenbarung Gottes überhaupt denken können und uns einbilden können, dass wir die mitbekommen haben und dass wir mit der umgehen können? Und das ist genau, glaube ich, in diesem einen Satz von Paulus Silvanges und Timotheus reflektiert worden.
Es ist die Kunde Gottes, aber im Wort von uns. Das heißt, das Wort Gottes muss immer irgendwie durch das geschichtlich-kontingente Wort von Menschen hindurch und kann nur so in der Sprache der Menschen ankommen. Und wie ist dieser Brief auch auf Griechisch, weil die Leute damals Griechisch gesprochen haben. Und wir haben versucht, uns irgendwie ins Deutsche zu bringen. Das ist das einfachste Beispiel dafür. Wir müssen übersetzen. Aber das beginnt ja schon weiter vorher. Wo kommt die Überzeugung her? Was ist das Evangelium eigentlich? Ja, und dann muss das Evangelium eben in Worte gefasst werden. Das ist diese untrennbare Verbindung, die man auch nicht auflösen kann. Das ist genau die Frage, wie verstehe ich überhaupt die ganze Bibel letzten Endes? Wie verstehe ich die ganze Bibel? Es ist ja genau diese Mischung. Das ist das Wort Gottes, da würden wir, die wir hier sind, wahrscheinlich jetzt nicht daran zweifeln. Es ist das Wort Gottes. Aber trotzdem ist es das Wort von Menschen. In verschiedenen Zeiten über hunderte von Jahren, wenn wir das alles zusammen dazu nehmen, aufgeschrieben von Menschen, durchdacht in der Sprache, die Menschen gesprochen haben. Das eine ist hebräisch, das andere ist griechisch und was weiß ich.
Und das durchdringt sich. Man kriegt es im Grunde letzten Endes nicht auseinander. Sondern das ist im Wesen das Wort Gottes, sofern es hier auf der Erde ist, enthalten, dass es durch das Wort von Menschen weitergegeben wird. Aus dieser Spannung kommt man nicht raus und aus der muss man auch gar nicht rauskommen, weil es ja im Grunde eher auf der einen Seite eine Riesenchance ist, dass wir überhaupt an göttliche Offenbarung denken können, dass es sowas gibt, dass Gott uns anspricht und uns versagt. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch eine gewisse, wie soll ich sagen, eine gewisse Gefahr oder so, dass jemand versucht, sich das Wort Gottes anzueignen und sagt, naja, ist hier kein Name oder sowas, ich denke da an bestimmte Gestalten meiner Kirche, die dann meinen, dass sozusagen ein Partikulärinteresse einzelner Personen oder einer kleinen Gruppe wäre jetzt plötzlich die Botschaft Gottes für alle Welt. Das ist die Gefahr dann wieder. Und wenn Sie sowas schon mal erlebt haben, dann wissen Sie, wie schwer es ist, einer solchen Gruppe beizukommen, zu sagen, ja, aber vielleicht täuscht ihr euch, vielleicht versteht ihr da was falsch oder müssen wir mal diskutieren.
Nö, muss man nicht. Sie wissen es ja. Trotz allem, es geht nicht anders. Wir haben dieses Wort Gottes in der Gestalt, die durch den menschlichen Kopf und so weiter gegangen ist. Paulus fügt ganz am Schluss hier noch diesen Satz an, das Wort Gottes, das sich auch als wirksamer Wissen hat bei euch den Vertrauenden. Das ist sozusagen seine Antwort darauf, ja, wie ist denn dieser Prozess dann überhaupt kontrollierbar? Da kann ja jeder kommen und sagen, ich habe da auch das Wort Gottes und alle haben das Wort Gottes und alles was anderes. Wie ist das überhaupt kontrollierbar? Paulus würde zu seiner Zeit sagen, letzten Endes nur dadurch, dass ihr die Erfahrung macht, dass es stimmt, was wir euch verkündet haben, dass ihr sozusagen mit uns gelebt habt und jetzt weiter so lebt und ihr macht die Erfahrung, dass dieses Wort tatsächlich in euch wirksam ist. Dass es was mit euch macht, dass es euch verändert und dass es mit eurem Leben was macht. Deswegen ist es wirksam und dann ist es auch tatsächlich als Wort Gottes ausgewiesen.
Heute könnte man vielleicht hinzusetzen, mit 2000 Jahren Abstand, dass man auch den Kanon der Heiligen Schrift mit hinzunehmen könnte, wenn man fragen wollte, welche Verkündigung ist denn jetzt eigentlich wirklich glaubwürdig und welche vielleicht doch fragwürdig. Können wir mal in die Schrift gucken, vielleicht finden wir da gewisse Kriterien, die uns weiterhelfen. Das konnte Paulus aber in der Form natürlich noch nicht, weil es das noch nicht gab zu dieser Zeit. Ich komme zum sechsten Punkt. Die Relevanz des ersten Thessalonicher Briefs für unsere Zeit. Da wollte ich gerne noch auf einen Punkt hinweisen, der, ich glaube gar nicht mehr so unwichtig ist. Der erste Thessalonicher Brief als ältestes christliches Dokument enthält nämlich eine Antwort auf die Frage nach dem Tod. Das ist ein wichtiger Punkt in diesem Brief und das ist eine wichtige Frage, auch in der Antike schon.
Da gibt es ganz verschiedene Antworten auf die Frage, was passiert eigentlich mit den Menschen im Tod? Und meiner Wahrnehmung nach ist das eine Frage, die durch alle Zeiten und Kulturen immer wieder eine relevante Frage ist. Die Frage nach dem Tod kommt einfach keiner rum. Man kann sie nicht verdrängen und so, klar, es kann immer. Aber irgendwo bleibt sie. Und ich kenne noch niemanden, der diese Frage nicht existenziell irgendwann erleben musste. Also die Frage nach dem Tod steht im Raum und darauf hat der erste Thessalonicher Brief tatsächlich eine Antwort. Meines Erachtens, aber da kann man sich natürlich darüber streiten, meines Erachtens ist das auch ein Punkt, der für die Attraktivität des frühen Christentums eine große Rolle gespielt hat. Ein Punkt natürlich, nicht alles. Ein Punkt, dass das Christentum tatsächlich eine Antwort auf die Frage nach dem Tod hatte. Wo vielleicht manche philosophischen Antworten der Antike, was weiß ich, dass sich dann meine, die Seele trennt sich vom Körper und dann steigt die Seele, weil sie leichter ist, in den Äther auf.
Verbindet sich dann mit irgendjemandem und irgendwann lebt sie da irgendwie weiter. Aber was ist das für eine Antwort? Keine Lust unbedingt, in Äther aufgelöst zu werden, dann bin ich irgendwie weg. Das ist irgendwie auch keine echte Antwort. Oder ich lebe im Hades, im Schattenreich. Spaß macht es auch niemandem mehr. Also mit Leben nach dem Tod hat es auch nicht viel zu tun. Und da kann das Christentum sagen, wir haben eine andere Antwort. Scheint mir nicht unwichtig zu sein. Und heute erst recht. Heute haben wir auch eine Riesenpalette im Grunde an Meinungen, was den Tod betrifft und das, was danach kommt. Sie wissen ja selber, gab es einmal so Umfragen, wie viele Christen eigentlich noch an die Auferstehung glauben. Das hätte ich auch nicht gedacht. Das sind glaube ich echt, weiß nicht, was war das, ein Drittel oder so, kann das sein? Oder die Hälfte, weiß nicht mal. Auf jeden Fall, also keineswegs, nicht einmal alle Christen glauben an die Auferstehung. Ist doch komisch. Dabei ist es eigentlich schon ein ganz grundlegendes Element dessen, was in der Jesus-Tradition bei den ersten Christen eine Rolle gespielt hat. Deswegen lohnt es sich vielleicht, sich das auch nochmal anzugucken und sich nochmal bewusst zu machen, worum es da eigentlich geht.
Ja, also deswegen, die Frage nach der Endgültigkeit des Todes. Jetzt biegt uns der erste Thessalonicher Brief darauf keine wirklich dogmatische Antwort im Sinne, wie man das vielleicht so lehrbuchhaft merkt. Also, die wichtigen Punkte sind die, 1, 2, 3, 4 und dann wisst ihr, wie das mit dem Tod ist. Sondern das kommt eigentlich nur ganz kurz und wird auf ein bestimmtes Problem der Gemeinde hin fokussiert. Das zeige ich Ihnen jetzt kurz. Ich bin jetzt im vierten Kapitel des ersten Thessalonicher Briefes und es geht um die Verse 13 bis 17. Das lese ich jetzt aber sozusagen so der Reihe nach durch, weil ich dann immer wieder was dazu sagen möchte. Es geht folgendermaßen los. Wir wollen aber nicht, dass ihr unwissend seid, Geschwister, über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt werdet wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben. Daraus lernen wir jetzt schon erstens, dass es um die Entschlafenen geht. Das ist übrigens ein Euphemismus, den haben wir ja heute auch noch gerne, dass wir vom Tod als Schlaf sprechen. Es klingt halt nicht so endgültig und klingt nicht so hart. Das kann man auch bei seiner Todesanzeige reinschreiben, er ist entschlafen und so. Das klingt ein bisschen netter.
Nützt alles nichts, geht um das Gleiche, Tod ist Tod. Aber auch in der Antike gibt es eben diesen Euphemismus schon. Und den verwendet Paulus hier. Warum er das macht, weiß ich nicht. Keine Ahnung. Warum er nicht einfach schreibt, die Toten. Vielleicht auch aus den Gründen, weil er erstmal sanft an die Sache rangehen will oder so. Okay, er macht es jedenfalls. Steht da. Ja und dann die zweite wichtige Aussage hier. Offensichtlich haben Christen eine Hoffnung. Eine Hoffnung über den Tod hinaus. Das behauptet er. Er sagt natürlich dann, die übrigen, die keine Hoffnung haben, das ist sehr pauschal. Es gab auch in der Antike schon andere Menschen, die auch an ein Leben am Tod geglaubt haben. Aber viele eben auch nicht. Okay, also Hoffnung. So und dann geht es weiter. Warum kann Paulus das eigentlich behaupten? Jetzt kommt sozusagen die eigentliche Grundlage für diese Hoffnung in einem Satz. Vers 14. Denn wenn wir überzeugt sind, dass Jesus stark und auferstand, so wird auf Gott die Entschlafenen durch Jesus führen mit ihm.
Ein Satz. Und Sie sehen, um was geht es eigentlich? Die Basis für diese Hoffnung besteht schlicht und ergreifend in der Überzeugung, dass Jesus von Nazareth natürlich gestorben ist und dann von Gott, von den Toten auferweckt worden ist. Das ist die Grundüberzeugung des Christentums. Damals, das war der Grund, warum es nach Ostern überhaupt weiterging. Weil man davon überzeugt war, ja, aber Jesus ist eben nicht im Tod gelassen worden. Klar, ist er furchtbar gestorben, aber er ist nicht im Tod geblieben, sondern Gott hat ihn da herausgeholt. Es klingt für uns vielleicht fast so selbstverständlich, dass man sich das gar nicht mal vor Augen führt, was das eigentlich bedeutet. Aber das ist eine unglaublich grundlegende Aussage in meinen Augen. Dass man das behaupten kann von einem Menschen, dass der jetzt, der furchtbar gestorben ist, dass der jetzt eben nicht mehr tot ist, sondern von Gott ins Leben zu sich aufgenommen worden ist.
Finde ich eine absolut steile, krasse Aussage. Und trotzdem ist genau das die Überzeugung der ersten Christen. Ja genau, so ist es mit Jesus von Nazareth passiert. Und das ist die Basis dafür, dass man darin weiterdecken kann. Was ist dann mit uns, wenn wir zu diesem Jesus von Nazareth gehören? Ja, dann haben wir die Hoffnung, dass wir, wie er selbst auch, aus dem Tod herausgenommen werden. Egal, ob das jetzt direkt nach dem Tod ist oder am Ende, da gibt es verschiedene Varianten, am Ende der Zeiten oder wie auch immer. Das ist gar nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, wir haben Anteil am Gescheck Jesu, am Ersterben wie Jesus natürlich, hoffentlich nicht so wie er. Aber wir müssen den Toter leiden. Aber wir haben auch Anteil an seiner Erweckung. Das ist die Basis, auf der Paulus denkt und auf die ersten Christen dachten. Und das schreibt er hier quasi in einem Satz so auf. Was er dann inhaltlich sagt, was heißt das dann, was passiert dann, wenn man aus dem Tod herausgenommen wird oder so? Das sagt er hier an der Stelle nur. So wird auch Gott, Sie merken, der, der handelt, ist immer Gott.
Gott ist der einzige, denken Sie an das Alges Testament oder so, der Macht über Leben und Tod hat. Niemand hat Macht über Leben und Tod. Niemand, nur einer. Nämlich der eine Gott. Bitte Paulus, Sie auch so sagen. Gott wird die entschlafen und dann sagt er, durch Jesus führen mit ihm. Das ist ein bisschen eine komische Formulierung im Griechischen, das heißt führen mit ihm oder so, herausführen aus dem Tod. Was ist damit eigentlich gemeint? Ich glaube, das Entscheidende ist einfach, dass Paulus damit sagen will, genau weiß ich das natürlich auch nicht, wie es dann alles läuft. Woher soll ich es denn wissen? Ich selber lebe ja noch. Aber es wird auf jeden Fall damit zu tun haben, dass die Toten in dieses Handeln Jesu hineingenommen werden. Sie werden Anteil an diesem Jesus haben, mit ihm zusammen dann diesen Weg gehen, der aus dem Tod herausführt. Mehr kann Paulus dazu auch nicht sagen. Aber das reicht ja eigentlich auch schon. Damit ist die Hoffnung sozusagen begründet. Das ist die Hoffnung, die die Christen haben.
Jetzt noch die Frage, warum schreibt Paulus das eigentlich an dieser Stelle? Oder da schließt sich jetzt auch ein bisschen der Kreis zu dem, was ich am Anfang gesagt habe über diese Minderheitengruppe. Warum schreibt er das den Thessalonikern? Denn vermutlich haben die das auch geglaubt. Also viele Exekutens sagen, die müssen das Ding schreiben, weil die noch nie was von der Totenerweckung gehört haben. Ich tue mich mit dem Gedanken schwer, weil ich mir vorstelle, wenn Paulus und Silvanus und Timotheus da ein paar Wochen mit den Thessalonikern zusammenleben, die verkünden alles Mögliche. Die verkünden vor allem, dass Jesus eben gestorben ist und auferweckt worden ist. Da stellt sich doch unweigerlich die Frage, ja und was heißt das für uns? Hat das irgendwas mit uns zu tun? Mit unserem Tod und so weiter? Die Frage muss man doch da stellen. Und dann muss doch die Antwort natürlich kommen, ja, aber ihr habt einen Anteil an Jesus. Deswegen glaube ich eigentlich nicht, dass die das halt vergessen haben bei ihrer Anfangsverkündigung. Ach übrigens, ihr werdet alle vom Tode erweckt. Sondern das ist doch sowas Zentrales.
Also das glaube ich nicht, dass die das vergessen haben oder so. Oder hinterher nachholen müssen. Ich bin, ihr denkt mal, die glaubten das auch, aber die haben trotzdem ein Problem. Und das kann ich Ihnen jetzt nur kurz zeigen, worin dieses Problem besteht. Ihr lest einfach den Text weiter. Denn dies sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrigbleibenden zur Ankunft des Herrn, sicher nicht den Entschlafenen zuvorkommen. Das muss man jetzt natürlich ein bisschen, ich muss sagen, mal durchdecken, was er damit eigentlich sagen will. Also es gibt offensichtlich, sagen wir es anders, es gibt einen Zeitpunkt, das ist die Parosie des Herrn. Also da, wo der Ankunft im Text steht, da steht eigentlich im griechischen Parosia. Und Sie kennen alle den Begriff Parosie. Da stellt man sich jetzt immer wieder im apokalyptischen Denken. Gott richtet seine Königsherrschaft auf und fängt irgendwie damit an. Womit fängt er an? Im christlichen Denken jetzt, dass zuerst die Parosie des Christus, der ist ja im Himmel bei Gott, der kommt dann auf die Erde und führt dann im Auftrag Gottes, oder leitet dann im Auftrag Gottes diese Endzeit ein.
Da werden dann die Toten weg und so weiter und so weiter. Also erst tritt dieser Parosie Christus auf. Genau das meint das an dieser Stelle, also die Ankunft des Herrn. Da stellt man sich so vor, und das ist jetzt meine Interpretation, aber ich denke, was bedeutet das für diese Thessaloniker? Denken Sie noch mal zurück an diese kleine Gruppe. Die werden an den Rand gedrängt, die werden lächerlich gemacht, die werden verachtet, die werden, keine Ahnung, diskriminiert, wie immer man sagen will. Aber die haben eine große Hoffnung, dass am Ende, eben dann bei der Parosie des Herrn, da wird sichtbar, wer eigentlich sein Recht hatte oder wo die eigentliche Macht über die Welt liegt. Nämlich nicht beim Kaiser, nicht bei den hellenistischen Göttern und so weiter, sondern die Macht liegt bei diesem Gott Israel und seinem Sohn, unserem Herrn im Himmel. Das ist sozusagen der Gewinn der Parosie, dass man das dann endlich sieht. Und dann sind sie sozusagen rehabilitiert. Dann stehen nicht mehr die Christen immer wie die Deppen da,
sondern dann sind es plötzlich mal die anderen, die dann merken, vielleicht haben wir jetzt doch aufs falsche Pferd gesetzt. Und deswegen hofft man vermutlich auf diese Parosie, dass endlich diese Situation sich mal verändert oder so. So, und jetzt, was passiert offensichtlich? Ich wollte nur ein Wort zu dieser Parosie sagen. Es gab tatsächlich in der griechisch-römischen Welt auch diesen Begriff Parosia. Der bezieht sich da zum Teil auf die Ankunft eines Feldherrn oder sogar eines Kaisers oder einer bedeutenden Persönlichkeit, eines Stadthaltes in einer Stadt. Und das ist eine riesige Inszenierung. Man weiß, da kündigt sich natürlich an, man weiß, jetzt kommt meinetwegen der Stadthalter der Provinz oder sowas. Dann macht man ein Riesentheater, geschmückt und Opferfeier, und dann wird ihm entgegengegangen und so weiter. Warum tut man das? Das ist nichts anderes als eine politische Inszenierung. So was kennen wir heute alle auch noch. Denken Sie an bestimmte Aufmärsche oder solche Sachen. Politische Inszenierungen, die sollen ja immer nur einem Zweck dienen, zu zeigen, wer ist der Herr im Haus.
Und damit ist ganz klar, wenn so etwas inszeniert wird, meinetwegen für den Stadthalter, dann ist ganz klar, er ist die Machtperson hier und wir sind die, die sich ihm zuordnen. Also die einen drücken damit aus, jawohl, wir unterstellen uns quasi unter deine Oberherrschaft. Das steckt alles so ein bisschen im Hintergrund dieses Denkens, wenn es um die Parosie geht. Deswegen können die Christen ihre Hoffnung auf den Parosie-Christus setzen. Das ist dann der, an dem man sieht, wo die eigentliche Macht über die Welt verortet ist. Und jetzt ist das Problem offensichtlich gewesen und jetzt sterben da welche. Diese kleine Gemeinde, das müssen ja nicht viele sein, das geht ja nicht um Hunderte, sterben ein oder zwei Personen. Die sterben. Klar, logisch, immer. Und die Sorge ist jetzt nicht, dass die jetzt sozusagen nicht am ewigen Leben oder so etwas teilhaben dürfen, sondern die Sorge ist, denn für die ist Christus ja auch gestorben,
sondern die Sorge ist, dass die nicht an dieser Parosie teilhaben. Das heißt, denen entgeht diese Rehabilitation. Die haben sich jetzt so, ich sage es mal ganz platt, die haben sich jetzt so für Christus reingehängt und alles gegeben, ja, aber sie erfahren nicht, dass sie dann dafür auch mal sozusagen rehabilitiert werden. Dann eben nicht mehr wie die Deppen dastehen. Und das macht offensichtlich die Sorge über die Trauer der Thessaloniker aus und darauf braucht es eine Antwort. Und die Antwort des Paulus oder der drei ist im Grunde eine ganz einfache Antwort. Die greifen wieder auf ihr apokalyptisches Denkgebeuge zurück und stellen sozusagen die Reihenfolge richtig. Die sagen, ihr braucht euch gar keine Sorgen machen. Die Reihenfolge funktioniert folgendermaßen. Der Parosie Christus kommt, dann werden die Toten erweckt und dann sind wir alle zusammen. Wir, die noch leben, die Toten und der Parosie Christus. Und dann wird die Herrschaft Gottes aufgerichtet. Kleines Problem an der Sache. Ich lese Ihnen gleich noch die zwei Verse vor, weil die ganz witzig sind.
Apokalyptische Sprache halt. Aber eine Sache muss ich vielleicht nur kurz sagen. Damit kann man ein Problem haben, muss man natürlich nicht. Paulus und die ersten Christen gingen wahrscheinlich wirklich davon aus, dass es so was wie eine Naherwartung gibt. Also dass diese Parosie Jesu, dass die Wiederkunft Jesu noch im Laufe der lebenden Generation passiert. Das können wir uns überhaupt noch mal vorstellen. Nach 2000 Jahren Christentumsgeschichte. Niemand von uns, oder sind Sie ehrlich, niemand von uns rechnet damit, dass zu seiner Lebzeige der Parosie Christus kommt, oder? Null. Macht doch keiner. Gibt es ein paar Gruppen, wo das vielleicht noch eine Rolle spielt? Das sind natürlich die Spinner, ist klar. Solche Spinner waren offensichtlich die ersten Christen alle. Die waren offensichtlich davon überzeugt. Wie kommt man auf so was? Ja, vermutlich einfach, wenn man der Meinung ist, Jesus von Nazareth, also dieser Mensch, Jesus von Nazareth, der auf der Erde aufgetreten ist, der hat die Königsheirschaft Gottes angekündigt. Und sie begann auch schon mit ihm. Jetzt kommt dieser Mann zu Tode. Dann wird er auferweckt, wird in den Himmel aufgenommen zu Gott sozusagen.
Sitz zur Rechten Gottes, ist Mitherrscher Gottes. Ja, was ist der nächste Schritt? Ja natürlich, dass der jetzt wieder zurückkommt und die Königsheirschaft ganz aufrichtet. Es liegt doch eigentlich nahe, er liegt ja fast auf der Hand, muss ja bloß weiterdenken. Auf die Idee, dass es jetzt nochmal 2000 Jahre oder 10.000, ich weiß es nicht, dauern kann, ist damals keiner gekommen. Das sehen wir heute wahrscheinlich anders. Ich habe damit kein Problem, dass sich da was verschoben hat. Das ist halt einfach auch hinterher. Es gibt ja auch sozusagen einen Fortschritt in der Geschichte, in der Entwicklung und da muss man leben. So ist das einfach. Die Hoffnung an sich ist deswegen noch lange nicht vom Tisch, dass es so was mal geben wird. Die ist nicht vom Tisch. Aber jetzt lese ich Ihnen den Text noch vor, weil das eben apokalyptische Sprache ist. Denn der Herr selbst wird beim Befehlruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei der Trompete Gottes herabsteigen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
Da haben sie es, erst werden die Toten auferstehen. Dann werden wir die Lebenden, die übrigbleibenden, zugleich mit ihnen fortgerissen werden in Wolken zur Einholung des Herrn in die Luft. Und so werden wir alle Zeit mit dem Herrn sein. Die Bewegung der Herr kommt vom Himmel, wir kommen auf den Wolken. Das ist typisch. Da würde man sagen, es ist doch irgendwie, wie soll man sagen, mythologisch. Ja, macht ja nichts. Ich finde, das sind schöne Bilder. Das sind einfach schöne Bilder und die verstehen wir witzigerweise heute auch noch. Das können wir uns vorstellen, dass der vom Himmel kommt und dass wir uns irgendwo treffen und dann sind wir zusammen. Und das ist auch das Heilsbild, das wir hier haben. Es sind keine riesen Paradieseschilderungen oder sowas. Da fließen nicht Milch und Honig, das ist gar nicht wichtig. Was ist das Heilsbild? Ganz kurzer Satz. Und so werden wir alle Zeit mit dem Herrn sein. Alle Zeit mit dem Herrn sein. Ohne Ende. Das ist das Leben nach dem Tod sozusagen, so wie es sich Paulus vorstellt. Wie das dann genau aussieht, wird man sehen. Aber das es das gibt, das ist die Überzeugung des Paulus.
Ja, mit diesem hoffnungsvollen und schönen Bild möchte ich meine Einführung zum ersten sorgfücheren Projekt schließen.
Der 1. Thessalonicherbrief | 10.3.1
Paulus war mit mindestens zwei Begleitern in die griechische Großstadt Thessaloniki gereist und hatte eine kleine Hausgemeinde gegründet. Dann reisten die Missionare weiter und ließen diese jungen Christen zurück, inmitten einer Welt, die Götterbilder verehrte und den neuen Glauben eher kritisch beäugte. Handwerker, und Kaufleute, Sklaven und Freie, Männer und Frauen beteten da zusammen zum Gott der Juden und glaubten an dessen auferstandenen Sohn. Eine interessante und explosive Mischung. Wie kümmert man sich ohne Videocalls und Social Media aus der Ferne darum, dass die Gemeinschaft nicht gleich wieder zerbricht? Wie hilft man jungen Christen, ihren Glauben zu festigen und den alten Göttern abzuschwören, ohne ihre Nachbarn gegen sich aufzubringen? Stefan Schreiber, katholischer Theologe an der Uni Augsburg, versetzt die heutigen Leser des Thessalonicherbriefs in eine Zeit vor 2000 Jahren. Er erklärt, was Christen – und Missionare – heute von diesen ersten Gemeinden und ihren Gründern lernen können. Und er widmet sich einer Frage, die die Menschen in der Antike auf unterschiedlichste Weise beantwortet haben und von der wir uns heute allzu gerne durch Internet und Social Media ablenken lassen: die Frage nach dem Tod.
Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.