Das Markus-Evangelium ist ein wundervolles Buch. Es berichtet von sehr vielen wunderbaren Dingen. Vor allem berichtet es auch und erzählt von Jesus, der wirklich viele Wunder getan hat. Der Leser wird auch mit so hineingenommen in diese Erzählung. Dann bleibt er am Ende aber ziemlich verwundert zurück. Es gibt sehr viele Ambivalenzen, Paradoxien und Widersprüche in dieser Erzählung. Zum Beispiel das Unverständnis der Jünger. Und weil es so verwunderlich ist und weil es so seltsam auch aufhört, mit dem offenen Schluss auch, wird der Leser anfangen, am besten
nochmal das Ganze zu lesen. Und wenn er das nochmal gelesen hat, dann fängt er an zu begreifen, wie beeindruckend dieses Werk ist. Und ich hoffe, dass auch ich Ihnen das ein bisschen vermitteln kann, das Phänomen, dass es sowohl ein wunderbares und ein beeindruckendes Werk ist. Einige Hinführungen erstmal zum Markus-Evangelium. Was ist das Besondere am Markus-Evangelium? Das erste, das Markus-Evangelium ist das kürzeste Evangelium. Es ist das Evangelium für die Eiligen. Wenn Sie es also mal etwas schneller haben möchten, gucken Sie sich das Markus-Evangelium an. Es ist relativ kurz, 16 Kapitel. Das schafft man in ungefähr eineinhalb Stunden erstmal durchzulesen. Es ist
auch das älteste Evangelium. Nach der modernen Forschung ist man sich darin einig, dass das Markus-Evangelium das erste Evangelium war, das geschrieben worden ist und das erste Mal eine Jesu-Erzählung geliefert hat. Die anderen Evangelien bauen auf das Markus-Evangelium auf. Wahrscheinlich auch das Johannes-Evangelium, also alle Evangelien, Matthäus, Lukas und Johannes-Evangelium greifen auf das Markus-Evangelium zurück. Das sagt etwas aus über die Bedeutung dieses Evangeliums. Weiterhin ist es das Evangelium, das die Gattung Evangelien überhaupt ins Leben gerufen hat. Es beginnt mit diesen Worten Anfang des Evangeliums und dieses Wort euangelion wird ein Programmwort werden, weil alle anderen Evangelien später nach diesem
Programmwort benannt worden sind. Es ist auch aber das Evangelium, das vergessen worden ist, weil es immer im Schatten der anderen Evangelien war und nicht nur das, es wurde auch kritisiert, bemängelt. Schon früh Papias, Anfang des zweiten Jahrhunderts, hat versucht eine Erklärung zu liefern, warum scheinbar das Evangelium so ein bisschen durcheinander geraten ist. Man muss es also erklären. Und auch später gab es immer wieder Kritik an diesem Evangelium, beziehungsweise einfach es wurde vergessen, weil ohnehin in den anderen Evangelien genug war. Da musste man nicht noch auf das Markus-Evangelium zurückgreifen. Man muss sich vorstellen, dass erst im siebten Jahrhundert der erste Kommentar zum Markus-Evangelium dann geschrieben worden ist. Bei
Matthäus zum Beispiel hat man schon sehr früh angefangen, Kommentare zu schreiben, nicht zum Markus-Evangelium. Umso interessanter ist dann, dass in der modernen Forschung das Markus-Evangelium nun völlig wiederentdeckt worden ist. Kein Evangelium wird gegenwärtig so intensiv analysiert wie das Markus-Evangelium. Vor allem Erzähltheoretische Ansätze sind dort sehr unwog gegenwärtig. Also man analysiert rauf und runter alle möglichen Perspektiven zum Markus-Evangelium, einfach mal man erkannt hat, dass das Markus-Evangelium viel mehr zu bieten hat, als nur eine einfache Sammlung von irgendwelchen Jesu-Erzählungen. Das Markus-Evangelium ist das erste umfassendste Erzählwerk des Ur-Christentums. Und das kann man nicht
eigentlich hoch genug betonen, denn es ist das erste Mal, dass nun die christlichen Traditionen zu Jesus gesammelt werden und zu einem Erzählganzen zusammengefasst werden. Das ist neu und das ist entscheidend, dass nun eine Gesamterzählung, eine Jesus-Erzählung präsentiert wird. Das nämlich führt dazu, dass es die Endhistorisierung verhindert. Wir haben Beispiele vom Thomas-Evangelium zum Beispiel. Das ist nur eine Sammlung von Sprüchen Jesu. Keine Erzählung, kein Rahmen, sondern nur nacheinander gereihte Sprüche. Das ist mit dem Markus-Evangelium
nun anders. Jetzt werden diese Sprüche und Reden Jesu historisch verankert, in eine Erzählung eingebettet. Das ist entscheidend. Gleichzeitig ist es ein Grundprogramm für alle anderen Evangelien, also eine historiografische Erzählung mit einer charygmatischen Anrede. Es ist also Geschichte auf der einen Seite, Biografie auf der anderen Seite und gleichzeitig will es aber auch die Menschen anreden. Und schließlich, das Markus-Evangelium bewahrt das kulturelle Gedächtnis des Ur-Christentums. Rund 40 Jahre nach der Gründungsfigur Jesus wird nun eine Erzählung präsentiert und darin all die wichtigsten auch Ereignisse aus der Jesusgeschichte, die sich
gleichzeitig auch in der Gemeindegeschichte spiegeln, bewahrt. Es bewahrt das kulturelle Gedächtnis der Ur-Christenheit. Und vielleicht das Wichtigste am Markus-Evangelium, es ist die Entfaltung der Kreuzestheologie. Es gibt ein berühmtes Wort von Kehler, das Evangelium ist eine Passionsgeschichte mit ausführlicher Einleitung. Sie werden sehen, jede Erzählung vor der Passion blickt auf die Passion. Alles verweist auf dieses Kreuzesereignis. Das Kreuzesereignis ist der Höhepunkt dieser Erzählung und die Kreuzestheologie der Schwerpunkt dieser Erzählung. Nach diesen grundsätzlichen Einleitungsformulierungen einiges also zu dem, was uns heute
erwartet. Ich werde einige Einleitungsfragen mit Ihnen behandeln, Entstehungsbedingungen, wie also kam das Evangelium zustande. Schließlich gebe ich Ihnen eine Übersicht, eine Inhaltsangabe sozusagen, wie das Ganze aufgebaut ist. Danach werde ich Ihnen einige theologische Schwerpunkte präsentieren und zum Schluss gehe ich nochmal auf die Bedeutung des Markus-Evangeliums ein. Zunächst einmal einige Einleitungsfragen zum Verfasser. Man kann nicht stark betonen, dass das Markus-Evangelium, wie auch die anderen Evangelien, anonym überliefert sind. Wir wissen nicht, wer die Schreiber sind. Diese Überschriften, die uns so geläufig sind, sind alle erst später
aus der Tradition erwachsen, sind also zunächst anonym überliefert. Und trotzdem war es dann so natürlich, dass man sich Gedanken gemacht hat und die Überlieferung hat dann einen Johannes Markus als Verfasser ausfindig gemacht. Johannes Markus, der vor allem in Apostelgeschichte und dann in den polnischen Briefen immer wieder erwähnt wird, der also ein Begleiter des Paulus und des Barnabas bei der ersten Missionsreise gewesen wäre, der in Jerusalem gelebt hat. Und diese Grundidee wird dann bestätigt von Papias, darauf geht das letztlich zurück. Papias, ein Bischof von Hierapolis, 120 ungefähr nach Christus, der also diese berühmte Notiz dann hinterlässt, die bei Eusebius festgehalten wird. Ich zitiere jetzt mal diese berühmte Papias-Notiz zur Entstehung des Markus-Evangeliums. Markus hat die Worte und Taten des Herrn, an die er sich als
Dolmetscher des Petrus erinnerte, genau, allerdings nicht der Reihe nach aufgeschrieben. Denn er hatte den Herrn nicht gehört und begleitet. Wohl aber folgte er später, wie gesagt, dem Petrus, welche seine Lehrvorträge nach den Bedürfnissen einrichtete. Nicht aber so, dass er eine zusammenhängende Darstellung der Reden des Herrn gegeben hätte. Es ist daher keineswegs ein Fehler des Markus, wenn er einiges so aufzeichnete, wie es ihm das Gedächtnis eingab. Denn für eines such er Sorge, nichts von dem, was er gehört hatte, auszulassen oder sich in Berichte keiner Lüge schuldig zu machen. So berichtete Papias über Markus. Das sind die Worte von Eusebius. Papias hält also den Verfasser des Markus-Evangeliums als Dolmetscher des Petrus. Das wird
sehr entscheidend dann sein für das Bild des Markus-Evangeliums, dass es also darum geht, dass im Grunde das Markus-Evangelium scheinbar im Grunde ein Petrus-Evangelium ist. Damit wird auch die Autorität dieses Werkes erhöht. Zu der Datierung ist es dabei interessant, dass so interpretiert das Eusebius diese Papiasnotiz wohl Markus schon zu Lebzeiten des Petrus dieses Evangelium geschrieben hätte. Dazu gibt es aber auch noch andere Überlieferungen. Zum Beispiel, Reneus sagt, nach dem Tod von Petrus und Paulus zeichnete Markus der Schüler und Dolmetscher Petri diese Predigten für uns auf. Also da gibt es doch noch eine ganz
andere Überlieferung und noch eine noch andere Überlieferung. Das ist in den Kantinenkommentaren, so zusammenfassende Kommentarschriften sind das aus dem fünften Jahrhundert. Da heißt es, das Markus-Evangelium wäre zehn Jahre nach der Auferstehung Jesu geschrieben worden. So gibt es also sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, wann das Evangelium eigentlich geschrieben worden wäre. Nach der altkirchlichen Tradition also wäre dieser Johannes Markus der Verfasser, der dann auch mit diesem Markus identifiziert wird, den ersten Petrus genannt wird. Ersten Petrus 5, da geht es ja darum, dass er einen gewissen Markus meinen lieben Sohn nennt. Und so sieht man da die
Verbindung zwischen Petrus und Markus. Dazu gibt es aber auch durchaus Probleme und in der kritischen Forschung wird dieses Papiasnotiz auch kritisch beleuchtet und hinterfragt. Zunächst mal ist es tatsächlich so, dass man den Eindruck hat, dass hier Papias mit diesem Hinweis auf Petrus als Autorisationshintergrund des Markus-Evangeliums eigentlich eine apologetische Strategie verfolgt. Es soll eigentlich so eine Art Petrus-Evangelium werden, so eine theologische Etikettierung des Markus-Evangeliums. Gleichzeitig dient der Hinweis auf Petrus dem, dass die Kritik an diesem
Markus-Evangelium dann der Boden entzogen werden soll. Als historischer Gewährsmann ist aber Papias nicht zwingend glaubwürdig. Es gibt andere Informationen, auch die von Papias stammen und die heute in der gegenwärtigen Forschung eben bezweifelt werden. Zum Beispiel Papias verweist auch darauf, dass es angeblich ein mathäusches Evangelium gegeben hätte, die ursprünglich auf Hebräisch oder Aramäisch geschrieben worden wäre. Das ist gegenwärtig auch in Zweifel zu sehen. Ein anderes Problem besteht darin, dass hier ein Bild von Petrus vermittelt wird, das meiner Ansicht nach mit dem Bild, das das Markus-Evangelium von den Jüngern und auch von Petrus bietet, nicht übereinander stimmt. Denn im Markus-Evangelium ist Petrus überhaupt nicht derjenige, der als
Zeugnisträger, der, der verstanden hat, wer Jesus eigentlich ist, als Zeugnisträger überhaupt in Frage kommt. Das sind also schon Probleme zwischen der Darstellungsweise in der Überlieferung und auf der anderen Seite eben das Selbstverständnis des Markus-Evangeliums. Was man aber festhalten kann ist, sehr wahrscheinlich war es wirklich vielleicht ein Markus, der Name Markus ist ziemlich weit verbreitet, dass tatsächlich ein Markus dieses Evangelium geschrieben hat und dass der nun dann später in Verbindung gebracht wird mit einem gewissen Johannes Markus, der sonst in den neudislamantischen Schiften genannt wird. Er dürfte ein hellenistischer Judenchrist gewesen sein, aus seiner Art und Weise, wie er das so darstellt, scheint das relativ naheliegend zu sein. Zu den
Adressaten und der Situation, die durchaus interessant sind, auch seine Adressaten dürften mehrheitlich Heidnchristen sein. Das lässt man daran, kann man daran erkennen, dass also gewisse jüdische Rituale und Gepflogenheiten erklärt. Daraus kann man ableiten, dass dementsprechend da die Leser offensichtlich nicht so informiert sind und dementsprechend da diese Informationen brauchen. Es gibt aber auch gleichzeitig judenkristliche Elemente und die sollten nicht unterschätzt werden. Dass Markus gleich mit einem Schriftzitat beginnt, setzt voraus, dass da offensichtlich Kenntnisse sind über die Schifte Israels, sodass also auch so judenkristliche Hintergründe durchaus ernst zu nehmen sind. Ganz entscheidend nun aber ist, dass diese Gemeinde offensichtlich in einer bedrängten Situation ist. Das lässt sich vor allem aus Markus 13 ablesen,
wo davon die Rede ist, dass also diese markinische Gemeinde, die Jünger nicht in Verfolgung und in Bedrängnis geraten. Das ist also ungefähr die Situation, in der dann auch das Markus-Evangelium geschrieben wird, ein bedrängter Christus für eine bedrängte Gemeinde. In der Datierung ist man sich allerdings relativ einig in der Forschung. Man vermutet entweder kurz vor oder kurz nach 70 nach Christus. Das liegt daran, dass man eben aufgrund von Kapitel 13, diese Endzeitrede und wo auch dann möglicherweise die Zerstörung Jerusalems erläutert wird, dass dort das Ganze sehr, sehr nahe erzählt wird, zeitgeschichtlich sehr aktuell dargestellt wird. Man hat den Eindruck, dass das
gerade jetzt irgendwie passiert. Also ungefähr um 70 nach Christus, das ist ungefähr das, was man gegenwärtig so vermutet. Dazu passt auch diese durchaus immer wieder beobachteten Parallelen und Nähen zu den zeitgeschichtlichen Ereignissen um den Aufstieg von Vespasian. Da gibt es also mehrere Arbeiten dazu. Gegenwärtig in der Forschung gibt es so die Tendenz einer politischen Lektüre des Markus-Evangeliums, wo man also akkurat die ganzen Parallelen zu der Zeit um 70 nach Christus zusammensammelt. Da gibt es also eine Arbeit von Karl Matthias Schmidt, Wege des Heils, die also auf ungefähr 500 Seiten diese Parallelen zusammenträgt, Markus-Evangelium zu Vespasian. Und
weil das noch nicht ausgereicht hat, hat dann eine Gabriele Geladini, Christus Militanz, Studien zur politisch militärischen Semantik im Markus-Evangelium vor dem Hintergrund des ersten jüdischen römischen Krieges, die hören es an dem Titel, hat also nochmal nachgelegt mit rund 1000 Seiten, um dann diese ganzen Parallelen zu erläutern. Sie sehen also, das ist gerade gegenwärtig sehr aktuell, diese Arbeit ist 2016 erschienen. Bei den Datierungen ist es so, dass vor einiger Zeit ein Aufschrei gekommen ist, als es angeblich ein Fund gegeben hätte, ein Markus-Fragment, gäbe es offensichtlich in Cumran 7, Q5. Und wenn das stimmen sollte, dann müssten wir sogar zurückgehen auf ungefähr 40 oder 50 nach Christus. Da gab es mal so einen Hype über diese Cumran-Funde
und das ist aber so ein ganz kleines Fragment, nur daraus kann man das wirklich nicht ableiten, solche weitreichenden Thesen. Und das hat sich auch wieder sehr beruhigt, nachdem also die Cumran-Forschung sich dem angenommen hat, ist das eigentlich auch wieder abgehakt worden. Einigkeit auf jeden Fall besteht gegenwärtig in der Forschung darin, dass das Markus-Evangelium also das älteste Evangelium ist. Eine gewisse Einigkeit besteht auch darin, wo das ungefähr entstanden sein könnte. Viele Forscher vermuten, dass es in Rom passiert ist. Aufgrund einmal der Überlieferung, nicht die Bezüge zu Petrus, wenn sie irgendwo stimmig sein sollten und dann wird auch gerne verwiesen auf die Latinismen. Also das sind so Entlehnungen lateinischer Wörter in andere Sprachen. Gegenwärtig kennt man solche Latinismen. Ein Latinismus ist heute sehr, sehr vertraut geworden im Zusammenhang mit einer
gewissen Debatte um Trump, quid pro quo. Also selbst der überhaupt kein Lateinisch kennt, der hat das schon so oft gehört jetzt gegenwärtig, zumindest wenn man jetzt die englischen Nachrichten sich anschaut, dass man wenigstens das Wort jetzt kennt. Quid pro quo, dies für das, also die eine Hand wäscht die andere. Also es gibt gewisse Latinismen im Markus-Evangelium, Spekulator zum Beispiel, der Scharfrichter, Quadrans, die Münze, die werden also hier aufgenommen ohne auch weiterhin zu erklären und daraus gleitet man halt ab, nicht weil es so viele gibt, durchaus auffällig gegenüber den anderen Evangelien, dass möglicherweise dann so ein lateinischer Hintergrund da oder Milieu zu vermuten ist, dementsprechend also möglicherweise Rom. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann halt Syrien oder halt auch die Decapolis. Das sind also so ungefähr so die gegenwärtigen Alternativen dazu. Richtig spannend und auch wichtig auch für die
theologische Entfaltung des Markus-Evangeliums ist aber nun vor allem eine wichtige Beobachtung und das ist der Markusschluss. Das Markus-Evangelium endet extrem seltsam, überraschend, geradezu verstörend. Die ältesten Textzeugen, die wir haben, enden mit Markus 16 Vers 8 und dieses Ende ist nicht gerade sehr erbaulich. Da heißt es, da gingen sie, also die Frauen, hinaus und flohen weg vom Grab, denn sie waren starb vor Angst und Entsetzen und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich. Denn sie fürchteten sich. Damit endet das Evangelium. So nach allen
großen, wichtigen, bekannten Handschiften und auch nach den Zeugnissen der Kirchenväter, also die dann irgendwann das Markus-Evangelium da irgendwo zitieren, die kennen auch scheinbar nur diese Passage und alles, was danach folgt, ist noch nicht bekannt. Da gibt es natürlich auch mehrere Überlegungen dazu, wie kommt das, ist da was weggebrochen? Gegenwärtig geht man wirklich davon aus und es hat durchaus auch Plausibilität, dass tatsächlich das Markus-Evangelium mit dieser Form aufgehört hat, also intendiert gewesen ist, dass es so aufhört. Dass es solche offenen Schlüsse auch in den antiken Texten gegeben hat, ist nicht ungewöhnlich, also wir haben solche Parallelen. Umso mehr stellt sich dann die Frage, wie wir das theologisch auswerten, dass es mit diesem
offenen Schluss so endet. Vielleicht so ein Hinweis auf stilistische Natur, wo man auch vom Text her erkennt, dass diese weiteren Passagen ab Vers 9 sekundär sind. Nur ein Hinweis, wenn man das quasi im Griechischen sich dann mal anschaut, dann fällt auf, dass das Markus-Evangelium ist eine relativ einfache Sprache. Also man kommt zum Beispiel, wenn man Griechisch lernt, sehr gut rein, indem man das Markus-Evangelium liest. Das ist relativ einfach gestrickt und eine Auffälligkeit ist das und, das Kai. Das ist ein ganz einfaches Konjunktiv und es kommt also ständig vor, vor allem auch am Anfang eines Abschnittes. Und es geschah so und dann passierte das und das. Das Auffällige ist nun, wenn man von Markus kommt und das ständig liest, dann zu Vers 9 und plötzlich
fehlt ständig das Kai. Kein einziger Unterabschnitt wird eingeleitet mit einem Kai. Es gibt auch noch andere Hinweise, aber es ist nur ein Beispiel, um diese stilistischen Unterschiede zu dem eigentlichen Markus-Evangelium dann hervorzuheben. Der offene Schluss führt dazu, dass der Leser zum Nachteil gebracht wird und gewisse textliche Signale deuten darauf hin, dass im Grunde der Leser nun nochmal anfangen soll zu lesen. Nachdem er also verwundert wurde und verwundert ist über dieses Evangelium, soll er nochmal in den Text hineingehen und sich anschauen, was wird da eigentlich erzählt und warum gibt es diesen offenen Schluss. Im Grunde ist dieser offene Schluss auch so die
Öffnung hin zum Leser. In bewusster Weise wendet sich nun das Evangelium zum Leser und spricht ihn im Grunde direkt an. Ich komme nochmal auf dieses Phänomen der Leserorientierung an der Stelle. Das sollte reichen zu den Einleitungsfragen, was also der Hintergrund der Entstehung des Markus-Evangeliums ist. Steigen wir ein in die Theologie und schon der Inhalt des Markus-Evangeliums vermittelt vieles über die Theologie. Also zunächst ein kleiner Eindruck über den Inhalt des Markus-Evangeliums. Es beginnt mit einem Paukenschlag. Die ersten Worte des Markus-Evangeliums sind ein Hammer, sind aufgeladen und man könnte allein darüber Stunden erzählen. In meiner letzten
Vorlesung zum Markus-Evangelium habe ich fast die Zeit vergessen, denn da habe ich gleich mehrere Stunden Einheiten nur über diese eine Passage dann verbracht, darüber nachzudenken, weil sie so gefüllt sind mit theologischer Bedeutung. Die ersten drei Worte. Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja, siehe, ich sende meinen Boden vor dir her, der deinen Weg bereiten wird. Stimme eines Rufenden in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Straßen. Eine Erzählung, die beginnt damit, dass sie auf einen Anfang verweist, ist schon sehr tiefsinnig. Anfang des Evangeliums Jesu Christi. Man hat sich extrem viele Gedanken darüber gemacht, was soll eigentlich dieser Anfang. Archä, Eangelion, der Anfang. Das
kann man sehr unterschiedlich auslegen. Ein Gedanke auf jeden Fall möchte ich hier aufgreifen, das ist, dass dieser Anfang im Zusammenhang steht mit einem Schriftzeugnis. Man könnte auch übersetzen dann, der Beginn des Evangeliums gemäß dem, was geschrieben wurde und verweist auf das Alt- Testament. Mit anderen Worten, eine Lektüremöglichkeit ist, dass der Anfang schon grundgelegt wurde, der Anfang des Evangeliums grundgelegt wurde in den Schriften Israels. Da ist die Wurzel, der Anfang des Evangeliums Jesu Christi. Danach werden zwei Schlüsselbegriffe verwendet für Jesus, nämlich einmal Jesus Christus und dann Sohn Gottes. Bei Christus, übersetzt Meschiach,
wenn das hier schon titular zu verstehen ist, ist es ein Wort, das im Grunde dann dieses jüdische Milieu anspricht. Sofort wird der Gedanke an den Messias wach. Also es soll gehen ein Evangelium über den Messias. Mit dem weiteren Begriff, aber Sohn Gottes, taucht jetzt noch mal eine ganz andere Perspektive auf. Das kennen wir natürlich auch aus dem jüdischen Kontext. Dort wird ein Sohn Gottes oft als frommer Mensch bezeichnet, aber Sohn Gottes ist vor allem auch im Paganem Kontext, im römischen Kontext dann wichtig. Der römische Kaiser wird schon zu Lebzeiten als Sohn Gottes bezeichnet. Und wenn hier behauptet wird, das ist also die Botschaft von dem Sohn Gottes,
dann ist es durchaus möglich, hier gleichsam ein Kontrastprogramm herauszuhören zu den sonstigen Ansprüchen der Kaiser. Und tatsächlich greifen genau diesen Aspekt viele Exegeten auf und lesen dementsprechend das Markus-Evangelium gleichsam als sein anti-imperialen Text, als ein Kontrasterzählung zu zum Beispiel den Ansprüchen von Vespasian. Zugleich wird auch in diesen Anfangspassagen auf einen Boden verwiesen und das wird dann auch realisiert später, wo dann gleich dann Johannes, der Täufer, auftritt. Und nach dem Auftreten dann auch von Jesus, der getauft wird, kommt dann die erste wichtige Schlüsselszene, nämlich die Stimme aus dem Himmel, nicht? Gottes Stimme, die sagt, du bist
mein geliebter Sohn. Das ist ein sehr wichtiger einschneidender Punkt schon hier. Damit wird ja im Grunde diese Anfangsformulierung, Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, des Sohnes Gottes, nun in der Erzählung realisiert. Von Gott selber bestätigt, dass tatsächlich dieser Mensch nun sein Sohn ist, Sohn Gottes ist. Sohn Gottes, da merken wir schon, ist also ein Schlüsselbegriff für das weitere Evangelium, nicht? An drei zentralen Stellen im Markus-Evangelium kommt dann noch dieser Sohn Gottes-Gedanke vor. Also einmal hier bei der Taufe, dann bei der Verklärung und dann später von einem Hauptmann, dem römischen Hauptmann angesichts des Todes Jesu. Zugleich ist aber auch dann dieser
Messias-Begriff, den ich nochmal aufgleichen möchte, so zentral, der kommt nochmal ganz wichtig vor im Messias-Bekennnis. Also die zwei zentralen christologischen Hoheitstitel Christus und Sohn Gottes sind auch die beiden zentralen Hoheitstitel, die das gesamte Markus-Evangelium in seiner Struktur prägen. Das ist also die erste Passage und dann entfaltet das Markus-Evangelium im Grunde eine Erzählung anhand der Geographie. Galilea, Weg und dann Jerusalem. In Galilea tut er unterschiedliche Heilungen, es gibt Konflikte, er bekämpft die Dämonen, es kommt zu vielen Heilungen und die zentrale Frage in dieser ersten Passage, dieser Galilea-Passage ist die Frage, wer ist
dieser? Wer ist dieser Christus? Zum Beispiel in 4, 41. Das prägt die kompletten Passagen zu Galilea von Kapitel 1 bis Kapitel 8. In Kapitel 8 dann kommt es zu einer Wende. Jesus fragt die Jünger, wer denkt denn ihr, dass ich es bin? Nun kommen verschiedene Antworten, was die anderen so denken und dann kommt das berühmte Messias-Bekennnis von Petrus. Du bist der Christus. Damit wird wiederum das, was am Anfang ja formuliert worden ist, nun in die Erzählung hineingeholt. Petrus bekennt nun, dass Jesus der Christus ist. Das Verstörende oder das Interessante
daran ist nun aber, dass Jesus sagt, erzähl es nicht weiter. Nicht, solange nicht der Menschensohn gelitten hat, gestorben ist und dann wieder auferstanden ist. Und jetzt versucht Jesus zu erklären, was es bedeutet, der Messias zu sein, nämlich ins Leiden zu gehen. Genau das, was der Petrus gerade nicht versteht. Ja, weil er dagegen kämpft. Wie kannst du dir das vorstellen, du Leidender? Das kann Petrus nicht verstehen. Und die ganze mittlere Passage des Weges kreist um diesen Kerngedanken des Leidensweges. Dass Jesus ständig versucht, in mehreren Anläufen seinen Jüngern zu
erläutern, dass er in den Tod geht und die Jünger aber es ständig nicht verstehen. In dieser Passage des Weges ist die zentrale Frage, was macht dieser Messias, dieser Christus? Was ist seine Aufgabe? Seine Aufgabe ist es, ans Kreuz zu gehen als Diener und als Erlöser für die vielen. Die letzte Passage dann, er kommt in Jerusalem an, das ist die Passagen Kapitel 11 bis 16, ist dann der Einzug in Jerusalem. Es kommt zum Abendmahl, die Passion. Und hier nun wird die Antwort gegeben, wiederum auf die Frage der Hohepriester, wer bist du? Bist du tatsächlich der Sohn des Höchsten, der Messias? Und Jesus sagt, ich bin es. Und gleich darauf kommt es dann zur Verurteilung und zum Tod. Dann dieser
berühmte Bekenntnis des Hauptmanns, das war tatsächlich der Sohn Gottes. Und das Ganze hört auf mit einer Auferstehungsbotschaft, aber nicht mit einer Auferstehungserzählung. Der Jüngling, der den Frauen dann noch erzählt und berichtet, dass Jesus auferstanden wäre, aber das wird erzählerisch nicht eingeholt. Die Grobgliederung also besteht neben dem Prolog aus Galilean, der Weg, das ist ganz entscheidend, und eben der Aufenthalt in Jerusalem mit der Passion. Jesus also nach dem Markusevangelium geht gezielt einmal nach Jerusalem. Das ist ein theologisches Programm,
das dürfte wohl kaum biografisch historisch so akkurat sein. Das Johannes-Evangelium zumindest erzählt eine ganz andere Geschichte. Nach dem Johannes-Evangelium ist der Jesus mehrfach in Jerusalem, immer zu den Festzeiten. Daraus können wir auch ableiten, dass er wahrscheinlich nach Johannes, zumindest Jesus, also ungefähr drei Jahre gewirkt hat. So eine lange Zeitspanne ist eigentlich im Markusevangelium nicht im Blick. Er wirkt Galilea und geht dann schnurstracks nach Jerusalem einmalig. Und gerade diese mittlere Passage des Weges, das ist die entscheidende Passage, wo ständig die Leidensankündigungen den Weg Jesu erläutern sollen. Die Gegenüberstellung
von Galilea und Jerusalem auf der anderen Seite profilieren im Grunde die Passion Jesu. Galilea steht für die Verkündigung Jesu, für die Aufnahme und die Aufnahmebereitschaft des Volkes. Jerusalem auf der anderen Seite steht für die Ablehnung des Messias auf der anderen Seite. Und nun die eigentliche Theologie. Was für eine theologische Leistung erbringt das Markusevangelium. Und ich möchte die Theologie des Markusevangeliums ihn erläutern an einer Erzählung, meine Lieblingsgeschichte des Markusevangeliums. Die fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Und diese Geschichte, so meine
Lektüre, ist im Grunde das Markusevangelium im Kleinen. Da ist im Grunde alles drin, was das Markusevangelium zum Ausdruck bringt. Es ist die Geschichte von der Auferweckung der Tochter des Jairus. Markus Kapitel 5 21 bis 43. Und ich lese es vor, damit Sie einmal eine komplette Geschichte auch mal gehört haben aus dem Markusevangelium. Markus 5 21 bis 43. Und als Jesus im Boot wieder ans andere Ufer hinüber gefahren war, strömte viel Volk bei ihm zusammen und er war am See. Da kommt einer von den Synagogenvorstehern mit Namen Jairus. Und als er ihn sieht, fällt er ihm zu Füßen und fleht ihn an. Mein Töchterchen ist todkrank. Komm und leg ihr die Hand auf, damit sie gerettet wird und am Leben bleibt. Und er ging mit ihm. Und viel Volk folgte ihm und drängte sich um ihn. Und da war
eine Frau, die hatte seit 12 Jahren Blutungen und hatte viel gelitten unter vielen Ärzten und ihr ganzes Vermögen ausgegeben. Aber es hatte ihr nichts genützt. Und es war nur noch schlimmer geworden mit ihr. Als sie nun von Jesus hörte, kam sie im Gedränge von hinten an ihn heran und berührte seinen Mantel. Denn sie sagte sich, wenn ich auch nur seine Kleider berühre, werde ich gerettet. Und sogleich versiegte die Quelle ihrer Blutungen und sie spürte an ihrem Körper, dass sie von der Plage geheilt war. Und sogleich spürte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war. Und er wandte sich im Gedränge um und sprach, wer hat meine Kleider berührt? Da sagten seine Jünger
zu ihm, du siehst doch, wie das Volk dich um sich drängt. Und du sagst, wer hat mich berührt? Und er schaute umher, um die zu sehen, die das getan hatten. Und die Frau aber kam, verängstigt und zitternd, weil sie wusste, was ihr Geschehen war, und warf sich vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr, Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden und sei geheilt von deiner Plage. Noch während er redet, kommen Leute des Synagogen vor Stehrers und sagen, deine Tochter ist gestorben. Was bemühst du den Meister noch? Doch Jesus, der hörte, was geredet wurde, sagte zu dem Synagogenvorsteher, fürchte dich nicht, glaube nur. Und er liest niemanden mit sich gehen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und sie
kommen in das Haus des Synagogenvorstehers. Und er sieht die Aufregung, wie sie weinen und laut klagen. Und er geht hinein und sagt zu ihnen, was lernt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, er schläft. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus, nimmt den Vater des Kindes und die Mutter und seine Begleiter mit und geht hinein, wo das Kind ist. Und er nimmt die Hand des Kindes und spricht zu ihm, Talitha cum. Das bedeutet Mädchen, ich sage dir, steh auf. Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Da waren sie fassungslos vor Entsetzen. Und er schärfte ihnen ein, dies niemandem wissen zu lassen. Und er sagte, man solle ihr zu
Essen geben. Das ist die Geschichte. Eine faszinierende Geschichte. Eine Geschichte aus zwei Geschichten. Und damit sind wir schon bei einem ersten wichtigen stilistischen Phänomen für das Markus-Evangelium. Das Markus-Evangelium liebt es, Geschichte miteinander zu verbinden. Man nennt das Sandwich-Technik. Ich hoffe, Sie haben jetzt nicht schon wieder Hunger. So lange dauert es nicht mehr. Sandwich-Technik, eine Geschichte, eine Rahmengeschichte wird zunächst erzählt und dann kommt eine scheinbar völlig andere Geschichte mitten hinein. Und zunächst sieht es so aus, dass die eine Geschichte mit der anderen nichts zu tun hat. Es gibt andere Beispiele im Markus-Evangelium. Nur ein Beispiel, Markus 11 zum Beispiel. Da gibt es einmal diese Sache mit dem
Feigenbaum. Jesus ist sauer auf dem Feigenbaum, weil da keine Früchte dran sind. Dann verflucht er ihn. Dann kommt diese Geschichte mit Jerusalem, mit der Tempelreinigung. Und dann kommt noch einmal der Feigenbaum. Und die Frage ist, warum jetzt dieser Wechsel? So also auch hier zwei Geschichten. Und diese Geschichte kann man aus unterschiedlicher Perspektive wahrnehmen und erzählen. Zunächst die Perspektive des Jairus, des Vaters dieser Tochter. Da kommt dieser Synagogenvorsteher, völlig verzweifelt zu Jesus. Seine Tochter liegt im Sterben. Und er bekennt sich öffentlich,
das ist wichtig, zu Jesus, fällt vor ihm nieder und sagt, Herr, ich glaube an dich. Komm und rette meine Tochter. Und sie machen sich auf den Weg. Und unterwegs kommt es jetzt aber zu sehr verschiedensten Formen von Hindernissen. Da heißt es, das volldrängte ihn. Man kommt nicht richtig voran. Stellen Sie sich vor, Sie haben es eilig. Vielleicht waren einige heute unter Ihnen, die es eilig hatten, hierher zu kommen. Und vielleicht ist gerade in dem Augenblick, zumindest kommt es bei mir so vor, immer wenn ich es eilig habe, dass gerade in dem Augenblick etwas passiert, was mich auffällt, zum Beispiel ein blöder Stau. Und ich frage mich, muss das gerade jetzt passieren?
Da ist so viel Gedränge. Ein Krankenwagen, das gerade versucht, seinen Weg zu bahnen und Gaffer und Schaulustige versperren den Weg. Damit nicht genug. Da kommt diese Frau, berührt Jesus. Und Jesus hat nichts Besseres zu tun, als sich die Frage zu stellen, wer hat meine Kleider berührt? Die Jünger sind völlig verstört. Warum stellst du diese Frage? Das ist dieses Jüngerunverständnis. Aber noch viel mehr müsste man sich hier die Frage stellen, wie fühlt gerade der Vater, der gerade
seine Tochter vor Augen hat und sich ohnehin schon ärgert, weil so viel Volk da ist und man sich nicht schnell begeben kann zu seinem Haus. Und jetzt auch noch das, Jesus selber lässt sich aufhalten. Und dann erzählt diese Frau und es heißt dort, sie erzählte ihm die ganze Wahrheit. Es heißt dort, diese Frau war 12 Jahre krank. Was heißt, die ganze Wahrheit zu erzählen über 12 Jahre? Da kann man eine ganze Menge erzählen. Und Jesus hört sich das an, wie ein guter Seelsorger. Erzähle, ich höre dir zu, ich habe viel Zeit. Ich habe viel Zeit und sie erzählt, wie verzweifelt sie war, wie sie
die Ärzte aufgerufen hat, wie sie Geld ausgegeben hat, wie sie alle möglichen Techniken versucht hat, Yoga, transcendentale Meditation, den Fernsehprediger angerufen, Geld ausgegeben, Medikamente und nichts hat geholfen. Und Jesus hört sich das an. Und gerade in dem Augenblick, wo er sich diese Zeit nimmt für seine Frau, kommt dann die Nachricht, dass das Kind nun gestorben ist. Was belästigt du dann noch weiter dem Meister? Können Sie sich das vorstellen, was das für den Vater bedeutet? Was für eine Anfechtung in dem Augenblick? Was er gesagt bekommt ist,
glaube nur. Es ist das gleiche Wort, was Jesus zu der Frau gesagt hat. Dein Glaube hat dich gerettet. Und sie gehen dann weiter und als sie ankommen, kommt es zum nächsten Hindernis. Die Klagegesellschaft ist schon da und sie weint und Jesus sagt, sie ist doch nur am Schlafen. Und dann fangen alle an zu lachen. Sie machen sich lustig über Jesus und eigentlich auch über den Vater. Was hast du denn da für einen Idioten hergeholt, der nicht mal erkennt, dass es um eine ernste Angelegenheit geht? Und
Jesus schickt sie alle raus, lässt nur den kleinen Kreis da und dann kommen die erlösenden Worte. Talitha-Kung, Mädchen, steh auf. Was wollen diese zwei Geschichten uns sagen? Das war die eine Perspektive, die Perspektive von Jairus. Wenn wir uns nun mal die Geschichte näher anschauen, merken wir Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede zwischen den zwei Rahmen und innere Geschichte. Die Gemeinsamkeiten sind, dass es um Krankheit geht, dass es in beiden Fällen um eine weibliche Person geht, die krank ist. Und in beiden Fällen geht es um 12 Jahre. Das sind schon eigentlich auch schon fast alle Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede sind aber umso größer. Und gerade aber auch in den
Unterschieden merken wir die Gemeinsamkeiten. Ich ziele einige auf. Zunächst mal die Bekanntheit oder Unbekanntheit. Jairus wird mit Namen genannt. Die Frau bleibt unbenannt. Sie ist unbekannt. Der Zustand, auf der einen Seite haben wir eine aktuelle Krankheit, auf der anderen Seite eine chronische Krankheit. In beiden Fällen, wie gesagt, geht es um die Zeit 12. Allerdings ist es so, dass das einmal wohl 12 Jahre Krankheitszeit war. 12 Jahre lang war diese Frau krank. Im Grunde genau so lange, wie das Kind gelebt hat. Und sehr wahrscheinlich sogar gesund gelebt hat, bis es dann diese aktuelle Krankheit hatte. Der Jairus ist ein Synagogenvorsteher und damit steht er in der Mitte der Gesellschaft.
Die Frau ist nach dem lewittischen Gesetz unrein und damit per Definition am Rande der Gesellschaft. Sie darf gar nicht und hätte gar nicht da sein dürfen, denn sie muss sich absondern von der Gesellschaft. Jairus scheint reich zu sein. Es heißt, einige seiner Diener kommen und erzählen ihm einiges. Die Frau auf der anderen Seite ist arm. Sie hat alles ausgegeben für die Gesundheit. Jairus geht zugleich zu Jesus. Jesus ist seine erste Wahl in der Frage nach der Krankheit. Die Frau hat alles andere schon versucht. Für sie ist Jesus eigentlich die letzte Wahl, die letzte Chance.
Jairus setzt sich für seine Tochter ein. Diese Tochter hat einen Advokaten, einen Fürsprecher. Diese Frau hat niemanden und kämpft selber für sich. Jairus bekennt sich öffentlich zu Jesus, wie ich das betont habe. Die Frau versucht es heimlich. Es gibt hier ein sanfter Wechselspiel zwischen öffentlich und geheim. Jairus tritt erst öffentlich an Jesus heran, aber das Wunder passiert eigentlich im Geheimen, im Verschlossenen. Umgekehrt bei der Frau, sie versucht es heimlich und es wird umso öffentlicher. Und schließlich, die Tochter stirbt. Und zwar in genau dem Augenblick, wo die Frau geheilt wurde. Wie sind diese zwei Geschichten zu verstehen miteinander? Ich versuche
nun die Perspektive Jesu, damit gleichsam die Perspektive des Evangeliums. Die gleiche Geschichte gehen wir durch mit dem Wissen, wie es endet. Vom Ende her sozusagen nochmal diese Geschichte auf sich wirken lassen. Wenn Jesus mit diesem Jairus geht und er sich dann Zeit nimmt für diese Frau, dann mag es sein, dass er sagt, wenn ich mir schon Zeit nehme für diese alte Frau, lieber Jairus, ja glaubst du nicht, dass ich dann auch viel mehr Zeit investieren werde für dieses kleine Mädchen?
Wenn ich schon jemandem helfe, der heimlich zu mir kommt, ja werde ich dann nicht umso mehr jemandem helfen, der öffentlich sich zu mir bekennt? Wenn ich jemandem helfe, der namenlos ist, dann werde ich auch jemandem helfen, der so in der Mitte der Gesellschaft ist, der es recht einen Namen hat. Wenn ich jemandem helfe, der chronisch krank ist, dann werde ich umso mehr auch jemandem helfen, diesem kleinen Mädchen, die aktuell krank ist. Wenn ich einer Ausgestoßenen helfe, dann werde ich auch jemandem helfen, der in der Mitte der Gesellschaft ist. Wenn ich jemandem helfe, für den ich die letzte Wahl war, werde ich dann auch nicht jemandem helfen, für den ich die erste Wahl war?
Wenn ich jemandem helfe, der ohne Fürsprecher zu mir kommt, werde ich dann nicht auch jemandem helfen, der sogar einen Fürsprecher hat? Jesus hat bereits auf dem Weg Wunder vollbracht. Und diese Wunder können gleichzeitig als Ermutigung verstanden werden. Er sah schon anhand des Schicksals der Frau, dass hier jemand da ist, der die Vollmacht hat, auch sein Problem zu lösen. Dieser scheinbare Hindernis, diese Anfechtung, diese gleiche Situation kann dann zu einer Chance werden.
Jairus erlebt am Ende ein viel größeres Geschenk als das, was er eigentlich erwartet hat. Er hoffte nur darauf, dass sein Kind wieder genießt. Was er erlebt, ist eine Auferstehung. Das ist weit größer Er wurde am Ende mit viel mehr Geschenk beschenkt als mit dem, was er eigentlich erlebte. Diese Erzählung von der Verspätung Jesu, die haben wir noch an einer anderen Stelle, es sind ganze Parallele zu Johannes 11, wo auch dort Lazarus, sein Freund, krank ist, todeskrank, und auch dort kommt der Ruf nach Jesus und auch dort lässt sich Jesus Zeit,
bis dass Lazarus stirbt. Und erst dann macht er sich auf den Weg. Da gibt es eine ganze Menge von Berührungen an dieser Stelle. In beiden Fällen geht es hier um dieses Phänomen, dass Jesus sich bewusst Zeit nimmt, um dann am Ende aber ein viel größeres Geschenk und ein viel größeres Wunder dann zu zeigen. Diese Geschichte in sich verweist schon als solche immer wieder auf die Passion. Es ist ein Phänomen im Markusevangelium, ich habe es vorher schon kurz angedeutet, dass im Grunde viele dieser Erzählungen immer schon vorausblicken auf das eigentliche Ereignis. Und auch so an dieser Stelle, die Auferstehung der Tochter ist im Grunde eine Vorwegnahme letztlich der Auferstehung Jesu.
Dass sie fassungslos sind und vor Entsetzen nach der Auferstehung des Mädchens, dieses Entsetzen, Ektasis ist ein Wort, das dann noch mal vorkommt in 16,8, also in der letzten Passage, in der letzten Satz des Markusevangeliums bei den Frauen. Da gingen sie hinaus und flohen weg vom Grab, denn sie waren star vor Angst und Entsetzen. Und auch dieser Furchtmoment, den die Frauen haben, auch dort, auch das ist ein Moment, das schon in dieser Perikope vorkommt, nämlich wo die blutflüssige Frau Furcht hat, nachdem sie ja offensichtlich geheilt wurde. Auch das Weinen ist ein Moment, das beide Erzählungen verbindet, das Weinen der Klagegesellschaft auf der einen Seite und das Weinen des Petrus wegen seinem Verrat. Es gibt also gewisse sprachliche Elemente,
die diese beiden Erzählungen verbindet, bis hin übrigens auch dann zu dem Schweigegebot. Es heißt dort ja am Ende der Erzählung und sogleich also stand das Mädchen auf und ging umher, es war 12 Jahre alt, da waren sie fassungslos vor Entsetzen und erschärfte ihnen ein, dies niemandem wissen zu lassen. Dieses Schweigegebot ist ja ein Grundmerkmal des Markusevangeliums und das Schweigegebot ist ein wichtiges Element, in Markus 9,9 wird das terminiert mit der Auferstehung, wo gesagt wird, man darf über das Geheimnis Jesu erst nach der Auferstehung reden. Es gibt also verschiedenste Aspekte der markinischen Theologie und dieser hinausblick auf die eigentliche Auferstehungserzählung, Passions- und Auferstehungserzählung, die also in dieser
Geschichte schon vorkommen. Ich nenne nochmal ganz wichtige Elemente. Das eine ist dieses Wegmotiv, Jesus ist auf dem Weg. Das ist ein Schlüsselmotiv, wie wir es aus der Übersicht zum Markusevangelium kennengelernt haben. In der Mitte der Erzählung des Markusevangeliums liegt der Gedanke des Weges, des Leidensweges und genau darum geht es auch in dieser Erzählung über Jairus. Es kommt zu verschiedenen Hindernissen, es sind gleichzeitig Glaubensprüfungen. Der Weg mit Jesus ist ein Weg in die Nachfolge, der aber auch geprüft wird, dieser Glaube. Und genau das erlebt Jairus so wie auch die Jünger. Und dann kommt es auch eben zu diesem wichtigen Moment des Jünger Unverständnisses. Ein zentrales Moment für die markinische Erzählung, das wird auch wiederholt in
dieser Geschichte. Jesus taucht als Heiler auf, das ist ein Grundmoment der markinischen Erzählung, ebenso dann natürlich wie der Höhepunkt, die Auferstehung und gleichzeitig auch dann dieses Verborgene, denn das eigentliche Wunder passiert in diesem kleinen Kreis. Es geht gerade nicht um die Aufmerksamkeit heischenden Wunder, sondern vielmehr um die damit verbundene Glaubens Tiefe. Und wenn man nicht verstanden hat, wer Jesus ist, dann nützt es auch nicht, wenn man noch so viele Wunder erlebt. Die Geschichte des Jairus ist eigentlich so gesehen auch letztlich die Geschichte, die wir selber im Grunde haben. Wir, die wir dazwischen stehen. Wir, die wir ebenfalls uns
immer wieder die Frage stellen, warum passiert mir das? Das Markusevangelium möchte eine Antwort geben, indem er sagt, versucht das Ganze aus einer anderen neuen Perspektive wahrzunehmen. Und dann wird es vielleicht möglich sein, dass die gleiche Erzählung, eine gleiche Situation plötzlich in einem ganz anderen Licht wahrgenommen wird. Einige Aspekte nun aufgrund dieser Erzählung hin zu der markinischen Theologie. Da möchte ich zwei große Aspekte nochmal kurz aufgreifen. Das eine ist das Jüngerenverständnis und das andere ist also dieses christologisches Element Christus und auch Sohn Gottes. Zum Jüngerenverständnis habe ich dazu gesagt, und das ist eines dieser Phänomene mit dem Jüngerenverständnis, dass also die Jünger, obwohl sie so begeistert am Anfang
Jesus nachfolgen, es trotzdem dazu kommt, dass sie also nie richtig verstehen. Ja, dazu am Ende ihn verlassen. Das ist ein Grundmoment und das ist gerade auch der Punkt, wo ich deshalb auch Zweifel habe an dieser Papiasnotiz, weil die Jünger inklusive des Petrus gerade nicht als Zeugnisträger fungieren und auch dienlich sind. Das zweite wichtige Moment ist die Christologie mit diesen Schlüsselaspekten Christus und Sohn Gottes. Das Markusevangelium möchte ja bewusst schon am Anfang diese Signale setzen und den Leser dann mitnehmen und sie haben alle so eine Erwartung, so wie die Jünger auch, mit Christus, Sohn Gottes. Da geht es also um was Tolles, da wird also der Messias jetzt ins Spiel gebracht und diese Erwartungshaltungen werden alle
durchbrochen in der weiteren Erzählung. Denn immer dort, wo es um den Messias geht oder um den Sohn Gottes, das wird konterkariert durch den Hinweis auf den leidenden Menschensohn. Ich gebe das Beispiel schon bei den Messiasbekenntnissen, also in 28 sagt Petrus offen, du bist der Christus. Und gleich darauf im nachfolgenden Vers kommt es zur Korrektur durch Jesus mit dem Hinweis auf das Leiden des Menschensohnes und er begann zu lehren. Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten und den hohen Priestern und den Schiffgelehrten verworfen und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Das gleiche Motiv auch mit dem Sohn Gottes. Verklärung, der Verklärungsberg, nicht Jesus also in einer Herrlichkeit, wie er sich dort erscheint, 9,7 und
dann kommt diese Stimme nochmal. Du bist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Und die Jünger hören ja diese Stimme und es kommt sofort die Korrektur in 9,9. Während sie vom Berg hinunter stiegen, befahl er ihnen niemanden zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. Beide Male werden die zwei Schlüssel, christologischen Schlüsseltitel, Christus und auch Sohn Gottes korrigiert mit dem weiteren Schlüsselbegriff Menschensohn. Gweissamt neu definiert, was es heißt, Christus und Sohn Gottes zu sein. Es geht also um diese Spannung auf der einen Seite um die hoheitlichen Christus-Titulaturen, Christus und Sohn Gottes und auf der anderen Seite um die Erniedrigung des Christus in den Tod hinein. Und da kommt jetzt dieser Merkvers, so könnte man sagen, zu Markus Evangelium, Markus 10,45, denn auch der Sohn des
Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Das ist so eines der Schlüsseltexte des Markus Evangeliums. Das Markus Evangelium in seiner Bedeutung durchaus auch für heute. Was könnten wir aus dem Markus Evangelium so entnehmen? Das eine, ich nenne drei Punkte, möchte ich hervorgräben. Das eine ist diese spannungsvolle Situation und die Ambivalenz, die fast Widersprüchlichkeit in diesem Markus Evangelium, wo wir oft miterleben, dass die Jünger Jesus nicht verstehen und auch der Leser, wenn er hineinkommt in diese Erzählung, oft vor den Kopf gestoßen wird und nicht versteht. Aber das genau
darin liegt ein Grundmodell des Markus Evangeliums. Das Markus Evangelium möchte den Leser zum Nachdenken herausfordern. Wer ist dieser Jesus? Die Schlüsselfrage des Markus Evangeliums. Uri Schlutz hat in einem Artikel Kreuze Theologie des Markus Evangeliums das pointiert hervorgehoben. Ich möchte gerne diese Passage kurz hier vorlesen. Die markinische Kreuzesverkündigung nimmt die Hörer in die Erzählung mit hinein. Die Erzählung ist ein Geschehen am Hörer. In ihrem Verlauf wird sein eigenes Vorverständnis verändert. Er selber wird in seinem eigenen Verständnis von Jüngerschaft und Christiherrlichkeit infrage gestellt. Das Markus Evangelium verfremdet seine Hörer. Es vollzieht also ein Gericht des Kreuzes am Hörer, indem es ihn auf seinen Weg nimmt. Die Kraft des Kreuzes,
die von argumentativer Kreuzestheologie statuiert wird, wird in der markinischen Erzählung erfahrbar. Die Kraft des Kreuzes, wenn man sich dieser Erzählung stellt. Das zweite, den zweiten Punkt, den ich gerne hervorheben möchte, ist Begeisterung reicht nicht aus. Die Jünger sind begeistert von Jesus. Und das ist auch gut so. Und sie gehen mit. Aber wenn Anfechtungen kommen, wenn Anfragen kommen in das eigene Leben, das Glaubensleben, dann stellt sich die Frage, wie verwurzelt ist dann meine Überzeugung, mein Glaube, mein Lebensentwurf? Es gibt das Gleichnis
vom Seemann und darin spiegelt sich auch die Erfahrung der Jünger, das Gleichnis vom Seemann. Und da gibt es diese eine Passage, wo der Samen, das Wort gesät wird zwischen die Steine. Und da gibt es die Deutung, das heißt hier, und die auf felsigem Boden gesät sind, das sind die, welche das Wort, wenn sie es gehört haben, so gleich freudig aufnehmen. Doch sie haben keine Wurzeln, sondern sind unbeständig. Wenn es danach zu Bedrängen ist oder Verfolgung kommt, um das Wort des Willens, kommen sie gleich zu Fall. Begeisterung ist gut, aber es reicht nicht aus. Es braucht eine Tiefe des Verständnisses, des Glaubens, um auch in der Anfechtung bestehen zu können. Ganz konkret bei der Gemeinde war es damals so, dass sie Angefochten sind von der
Umwelt. Glaube muss tiefer gehen. Und der dritte Punkt ist der Punkt, wo es um eine Frage geht. Das Evangelium endet mit einer Frage nämlich an mich und an jeden Leserinnen und jedem Leser. Wo stehst du mit deinem Glauben? Wo stehst du mit deinem Vertrauen in das Leben vor dem Tod und über den Tod hinaus? Wie siehst du dein eigenes Leben eingebettet in diesem großen Spannungsfeld von den Verheißungen bis hin zu der Hoffnung auf eine Auferstehung? Die Geschichte selbst hat kein Ende, weil der Leser diese Geschichte letztlich zu Ende erzählen soll mit seiner Geschichte, mit seinem
Leben. Das Evangelium berichtet von vielen wunderbaren Dingen und es erzählt auch von vielen Wundern Jesu. Ein Wunder, ein Wunder erzählt sie nicht. Das ist, wenn der Leser und die Leserin, das sind sie meine Damen und Herren. Das Evangelium in seinem Herzen und in seinem Leben weitertragen.
Das Markus Evangelium | 9.9.1
Wer es eilig hat, sollte das Markus-Evangelium lesen. In anderthalb Stunden hat man es durch und damit gleich die Texte abgehakt, die die Grundlage für die anderen drei Evangelien bilden. Man darf es also nicht unterschätzen. Es ist zwar das kürzeste, aber auch das umfassendste Werk des Urchristentums, immerhin die erste Sammlung von Erzählungen über Jesus aus Nazareth. »Ein beeindruckendes Werk«, nennt es der Zürcher Theologe Franz Tóth und erzählt, wer dieser Johannes Markus war, der das Evangelium geschrieben haben soll, und warum auch Petrus höchstselbst als Autor gelten könnte. Tóth erläutert, was die Geschichte einer chronisch kranken Frau und eines vom Tod auferweckten Mädchens mit uns zu tun haben. Er erklärt, warum das Markus-Evangelium ursprünglich schon mit den Frauen endet, die voller Panik aus dem leeren Grab fliehen. Und was dieser Cliffhanger für das Leben der Leser bedeutet.
Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.