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Ein Gott zum Fürchten? Ein Lebensthema Luthers | 6.3.2

Worthaus 6 – Heidelberg: 15. Mai 2016 von Prof. Dr. Thorsten Dietz

Mit Begeisterung und einigen Lachern aus dem Publikum steigt der Marburger Theologe Thorsten Dietz ein in ein Thema, das eigentlich gar nicht lustig ist: die Angst. Ein fieses Gefühl, das wir nicht zugeben wollen, wenn es uns doch mal packt. Und gerade Menschen, die bewundert werden, die großen Vorbilder der Geschichte verbindet man kaum mit Angst und Furcht. Dabei fürchten selbst die Mutigsten zumindest den Tod – die Ungewissheit und Unendlichkeit, die dahinter lauert. Für Martin Luther war die Angst vor dem Tod sogar lebensbestimmend. Todesangst war es, die ihn ins Kloster trieb, Todesangst quälte ihn selbst dort, obwohl das Dasein als Mönch im damaligen Glauben die größtmögliche Sicherheit bot, nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Doch überall wurde die Todesangst geschürt. Folterszenen aus der Hölle und Bildnisse qualvoller Märtyrertode schmückten die Kirchen. Diese Angst vor dem Tod ging zu Luthers Zeiten einher mit der Angst vor der Hölle. Dabei heißt es in der Bibel an verschiedenen Stellen: „Fürchtet euch nicht.“ Doch Furcht und Angst sind nicht das gleiche. Wie wir unnötige Angst verlieren, aber die gute, die „reine“ Furcht bewahren, erklärt Thorsten Dietz anschaulich und alltagsnah. So dass zum Ende des Vortrags selbst diese Aussage Luthers einleuchtet: Er werde Gott auch dann noch lieben und loben, wenn er in der Hölle landen sollte.

10. Dezember 2021

Das Jona Buch | 11.19.1

Die Geschichte gehört in jede Kinderbibel: der widerspenstige, irgendwie etwas trottelige Prophet, der Gott nicht gehorchen will; der Sturm und der Wal, die nie so richtig bedrohlich wirken; und das Happy End, als Jona dann doch tut, was Gott von ihm will, und die bösen Menschen von Ninive schließlich gute Menschen werden.
Und die Moral von der Geschicht’? Das war’s noch nicht.
Die österreichische Theologin Irmtraud Fischer entreißt die Geschichte der Niedlichkeit der Kinderbibeln und macht deutlich, worum es im Buch Jona eigentlich geht: um ein Trauma. Gott schickt Jona nach Ninive, ins Herz des Assyrerreiches. Ausgerechnet die Feinde Israels soll Jona vor Gottes Zorn warnen – und damit retten. Die Assyrer haben das Nordreich der Israeliten zerstört und das Südreich fast dem Erdboden gleich gemacht. Sie haben die Bevölkerung verschleppt und verschreckt. Sie haben wahrscheinlich auch Jona leiden lassen. Kein Wunder, dass er vor Gottes Auftrag flieht.
Jona verhält sich wie ein traumatisierter Mensch im Angesicht seines Peinigers, diagnostiziert Irmtraud Fischer. Sie beschreibt, wie diese Zwangskonfrontation mit dem Erlebten dem traumatisierten Jona hilft, mit dem Schrecken klarzukommen. Sie zieht damit auch die Parallele zum Heute, zu unseren Ängsten und Traumatisierungen. Und sie erklärt, was es mit dem Epilog der Jona-Geschichte auf sich hat, der aus den Kindergeschichten meist herausfällt.

Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Vorworte: Einführungsvorträge zu jedem biblischen Buch«.