Ausgangspunkt meines Impulses heute ist die Gesellschaft. Gesellschaftliche Entwicklungen der letzten Jahrhunderte und es ist immer so eine Schwierigkeit davon auszugehen, weil wir die Gesellschaft und selbst ganz schlecht von außen betrachten können und noch viel schwieriger wird es, wenn wir die Gesellschaft von vor ein paar Jahrhunderten da uns hineinversetzen wollen und das Ganze dann vergleichen. Deswegen beginne ich mit einem Kunstgriff und ich bitte Sie, ich lade Sie ein, sich vor einen Sternenhimmel zu versetzen. Also stellen Sie sich vor, an meiner Stelle ist ein wunderschöner, klarer Sternenhimmel Neumundnacht
vor Ihnen. Sie können wunderbar die einzelnen Sterne, Strukturen erkennen. Ja und Sie erahnen, dazu brauchen Sie einen Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung. Also wir müssen uns einen Ort suchen. In Europa wird es schon schwierig, fernab von den Städten und vielleicht ist schon der erste Punkt erreicht, wo wir mal in die Vergangenheit gehen sollten, die Zeit vor den großen Städten, vielleicht vor das elektrische Licht. Ja zurück in das Mittelalter oder in der Antike, wann auch immer Sie wollen, Hauptsache ohne Lichtverschmutzung. Und jetzt setzen Sie sich vor diesem Sternenhimmel und fragen sich, was in Ihrem Kopf zuvor sich gehen könnte. Ich bin mir ziemlich sicher, Sie sind in irgendeiner Form beeindruckt von der Schönheit, von der Majestät, von der Größe, von der Erhabenheit des Ganzen, vielleicht aber auch ein bisschen verängstigt. Ich kleines
Wesen in diesem riesigen Kosmos, was mache ich da, wer bin ich, was ist mein Platz darin und vielleicht aber auch wiederum positiv, dass alles ist um mich herum aufgebaut. Also wer bin ich denn ganz positiv, dass das um mich herum seinen Wert, wiederum seinen Sinn hat und irgendwo in diesem Spiel zwischen naja staunen, positiv, beglückt und vielleicht auch doch ein bisschen ängstlich, wo ist so mein Platz. Ja so finden glaube ich immer Religionen, religiöse Gefühle ihren Ort in diesem Wechselspiel positiv, negativ, hoffen, bangen, so dazwischen, aber immer irgendwie mit Staunen versehen. Das gleiche heute, dass es vielleicht schon schwierig ist dafür einen Ort zu finden, hatte ich schon eingangs gesagt. Ja jetzt stellt sich noch die Frage Zeit, wann haben
Sie sich Zeit genommen mal den Sternenhimmel zu betrachten, haben wir dafür überhaupt noch Zeit, aber völlig unabhängig davon glaube ich, wenn wir uns mit Sternenhimmel auseinandersetzen, wäre unser erster Gedanke nicht uns einfach vor ihn zu setzen, sondern wir würden eine Fachfrau, einen Fachmann fragen. Ich zitiere mal einen solchen, wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst geschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder ein Anfang noch ein Ende, es würde einfach sein. Wo wäre da noch Raum für einen Schöpfer? Das hat niemand Geringeres, wieder kürzlich verstorbenen Stephen Hawking geschrieben und ich glaube auch ohne jeden Pathos kann man sagen, dass Stephen Hawking zu einem der größten Wissenschaftlern, vielleicht Genies, unserer Zeit gehört. Also durchaus ein Zitat mit Gewicht, was sich auch
darin ausdrückt, dass dieses Buch, die kurze Geschichte der Zeit, ein Millionenbestseller ist. Das Universum würde einfach sein und Sie erahnen meine Frage, wo bleibt da eigentlich der Sinn? In einem derartig kühlen, einfach da sehenden Universum? Klingt für mich nicht besonders sinngeladen. Stephen Hawking ist nicht der einzige, in den diese Richtung denkt, gerade wenn es um die Sinnfrage geht. In den letzten 20 Jahren, das ist eine relativ neue Entwicklung, eine Reihe von Büchern auf den Markt gekommen, die diese Frage nach Religion, nach Sinn naturwissenschaftlich angehen und zwar in aller Regel dann evolutionsbiologisch. So ein Urgestein dieser Logik, ein Vater dieser
Denkweise ist Pascal Bouyer, ein Anthropologe, der hat ein Buch zu Deutsch übersetzt und Mensch schuf Gott geschrieben. Die Logik ist ganz einfach, wenn ich es jetzt ein bisschen frontiert zuspitzen darf. Religion ist ein, und wie gesagt, etwas zugespitzt, Trick der Evolution. Sie sorgt nämlich dafür, dass wir unsere biologische Nische besser ausfüllen können, dass wir also quasi die evolutionsbiologische Logik ist immer unsere Gene besser verbreiten können. Das heißt, sie nützt, nützen meint, sie gibt dem Individuum Halt, Trost, das macht uns, ja stärkt uns, sie stärkt auch die Gesellschaft, also sie sorgt dafür, dass wir besseren Zusammenhalt haben, sozialer eingestellt sind und alles das, also wenn das Individuum und wenn das soziale Zusammensein gestärkt ist, sorgt
letztlich dafür, dass wir uns durchsetzen innerhalb der Welt. Also dass es ein evolutionsbiologischer Vorteil ist gegenüber anderen Spezies auf dieser Welt. Die gleiche Logik, etwas später Daniel Dennert, Breaking the Spell, also den Bannbrechen hat er das dann auf Deutsch besetzt bekommen mit dem Untertitel Religion als ein natürliches Phänomen. Et voilà, genau darum geht es. Religion ist eigentlich innerhalb der Natur entstanden, innerhalb einer evolutionsbiologischen Logik und kann als solche erklärt und aufgelöst werden. Ja und das letzte Buch, das ich hier erwähnen möchte, das kennen Sie vielleicht sogar von Richard Dawkins, den Gotteswahn, als das nun, ich glaube, es ist auch schon wieder zehn Jahre her erschienen ist, da musste ich gerade zufällig in Frankfurt umsteigen, habe die Bahnhofsbuchhandlung betreten, bin in den Raum hineingekommen und dieses Buch, der Gotteswahn, war als Pyramide aufgebaut. Und solche Pyramiden kenne ich sonst eigentlich nur
von Harry Potter. Also wir reden hier von einem Publikumserfolg der obersten Kategorie. Das sind echte Millionen Bestseller und jetzt frage ich mich, welcher Theologe, ja, welcher Philosoph, da muss ich nicht mal nur im Selbstmitleid ertrinken, schafft denn so etwas noch? Und ja, ich bin katholisch, ich kann auch noch den Papst nennen oder wir haben auch noch Hans Kühn, aber wenn man weder der Papst noch Hans Kühn ist, ich glaube, das wird nichts mit diesen Auflagenhöhen, also zumindest meine Bücher haben alle einige Nullen weniger eine Auflagenhöhe, sodass man, glaube ich, so als ein Indiz, dass ich hier tatsächlich eine echte Gesellschaftsbeschreibung mache, nur als Indiz will ich auch nicht überstrapazieren, aber ich glaube, unterm Strich kann man doch von etwas sprechen, was Armin Kreiner nicht nur fundamental autoritätstransfer genannt hat. Also die Fragen, die wir heute haben, die stellen mir vorrangig nicht mehr eben Theologen
und Philosophen, sondern wir stellen sie den Naturwissenschaften. Die kurze Geschichte der Zeit ist eben von einem Astrophysiker geschrieben worden, nicht mehr von einem Philosophen. Ja, das ist, glaube ich, dann doch eine relativ bemerkenswerte Entwicklung, auf die ich hier rekurrieren möchte und die ich im Folgenden, eben indem ich mich ein paar Jahrhunderte zurückversetze, versuche etwas aufzudröseln. Also was ist da eigentlich in dieser Zeit passiert? Was ist in den letzten Jahrhunderten, ja, ich versuche das Ganze eben auf einer philosophischen Analyse nachzuvollziehen, passiert, dass wir zunehmend diese naturwissenschaftliche Logik an die Welt herantragen. Und ich beginne mit diesem Rückschritt genau in die Zeit hinein, als die moderne Naturwissenschaft entstand. Also die Grundlogik von mir, die Behauptung von mir ist, dass die gesamte Gesellschaftsveränderung, den Prozess,
den ich hier beschreiben, an den ich mich quasi aufhänge, dass der mit dem Startschuss der modernen Naturwissenschaft seinen Anfang genommen hat. Und ich mache das, man sagt so, ja, prototypisch für die moderne Naturwissenschaft steht Galileo Galilei, auch zu Recht, der hat, darf als einer der Vorreiter der modernen Naturwissenschaft gelten. Ich gehe eine halbe Generation später zu René Descartes, der hat nämlich einen Vorteil, da war genauso Naturwissenschaftler, das wissen wir heute nur nicht mehr, weil er das Pech hatte, dass sich seine Prognosen, seine Vorstellung nicht bewahrheitet haben und mit etwas Boshaftigkeit, kann man bei Galileo Galilei ja durchaus sagen, er hatte einfach mehr Glück. Also Galileo Galilei hatte eine Menge Hypothesen, die sich auch erst im Nachhinein wirklich erwiesen haben, aber genauso wie René Descartes natürlich empirisch gestützt. Und damit haben wir schon so eine erste Proante von moderner Naturwissenschaft, immer diese Korrelation mit der Empirie, die allerdings nicht
die entscheidende ist, weil selbstverständlich gab es die Naturbeobachtung auch früher, auch ein Aristoteles hat nicht nur Hirngespinste am Schreibtisch entwickelt, sondern die Natur beobachtet, aber es kommen doch ein paar Unterschiede dazu. Einer ist das Experiment und die Logik des Experiments ist, es kleinteilig zu sein, also ich nehme ein einzelnes Phänomen heraus, versuche das zu isolieren und damit diesem einen Phänomen auf die Spur zu kommen. Und das ist schon so eine Vorgabe in einer Denkrichtung, also weg von dem Großen und Ganzen, eben weg von der Sinnfrage, hin zu dem kleinen Detail. Das ist so ein ursprungs- methodisches Anwendungsgebiet, das den durchlangenen Erfolg der moderne Naturwissenschaft ermöglicht hat. Aber es kommt etwas zweites, noch wichtigeres dazu und dafür kann eben René Descartes als Reflexionsebene dienen. Descartes, der eben gegenüber Gadelie den
Vorteil hat, nicht nur Naturwissenschaftler zu sein, sondern das auch philosophisch ausgeführt, erklärt und damit die Denke dokumentiert zu haben. Das große Anliegen von René Descartes war ein philosophisches eben Welterklärung, ja tatsächlich noch auch so etwas wie die Sinnfrage und er geht zuallererst davon aus, dass diese Welt, in dieser Welt etwas besonders Bemerkenswertes existiert, nämlich der Geist, der Geist des Menschen. Ab de card wird nicht mehr von der Seele gesprochen, auch das sehr bezeichnend. Das ist ein Veränderungsprozess, wo man schon an Begriffsstrukturen merken kann, es verändert sich wirklich etwas Zentrales, an dieser Stelle gar nicht besonders reflektiert. Das ist einfach so, wir sprechen ab jetzt vom Geist. Der Geist, der bei Descartes, der hätte mit dem Seelenbegriff wahrscheinlich gar keine großen Probleme gehabt, noch eine maximale Wertschätzung erhält. Das war für Descartes gesetzt und sehr wichtig. Der
Geist ist das Höchste, was es hier in der Welt gibt und der Mensch hat diesen Geist und deswegen ist der Mensch ausgezeichnet, weil er einen Geist hat im Unterschied zu allen anderen Lebewesen hier in der Welt. Es kommt bei ihm ein Menschenbild heraus, nachdem auf der einen Seite ein Körper steht, ein funktionaler Körper, mechanisch, wir könnten heute auch von einem Roboter sprechen, der auf der anderen Seite eben von einem Geist gelenkt wird. Und das ist eine Intuition, die glaube ich haben wir alle auch noch in unserem Kopf, die können wir alle gut nachvollziehen, irgendwie so das Bild. Wir bestehen einerseits aus einem Körper, der die Sinnesmaterialien, die Sinnesdaten aufnimmt, verarbeitet, einem Geist zur Verfügung stellt. Dieser Geist entscheidet dann auf der Basis dieses Materials und sagt dem Körper dann, wie er zu agieren hat. Wir haben also
einerseits zwei verschiedene Ebenen, die wir unterscheiden, Körper und Geist, die auch nach Descartes strikt zu trennen sind. Sie können jedes körperliche Ding immer in ein Koordinatensystem nach Raum und Zeit eintragen, aber versuchen Sie das mal mit einem Gedanken. Der passt da nicht rein und das war so quasi die logische Ausgangslage für Descartes zu sagen, Körper und Geist sind zwei komplett verschiedene Dinge, prinzipiell und dann hat man schön in der Philosophie ontologisch gesagt unterschieden, aber sie interagieren. Also sie sind einerseits parallel, aber in einer klaren Beziehung zueinander und diese Beziehung ist ein von oben nach unten. Zentral für den Geist des Menschen, das war so ein typischer Aufhänger, der schon in der antiken Philosophie sehr hochgehalten worden ist, ist die Fähigkeit zur Mathematik. Das hat eine ganz einfache Logik, wir können in der
Erde und versuchen möglichst perfekte Kugeln zu bauen, aber sie werden nie perfekt sein. Die Mathematik kann das sehr leicht mit einer Formel quasi machen, die perfekte Kugel gibt es in der Mathematik, aber nicht in der Welt. Auch das so ein Indiz, dass das Geistige eben in dieser Stelle prototypisch die Mathematik der realen Welt an Perfektion überlegen sind. Heraus kommt ein duales Denken, so immer gegenüberstellend im Menschen klar, weil er aus zwei verschiedenen Dingen dual zusammengesetzt sind, was dann hier nebenbei bemerkt auch dazu führt, dass man den Mensch ganz klar vom Tier unterscheidet und das ist eine Denkweise, die wir heute so schon kaum mehr haben. Also wenn ich Ihnen sage, das Tier gehört genauso wie der Stein auf die gleiche Ebene innerhalb der Welt, werden Sie wahrscheinlich protestieren. Und genau dieser Protest findet sich inzwischen in verschiedenen
Prozessen wieder, mit reichlichen Verspätungen fangen Philosophie und auch Theologie an Tierethiken zu entwickeln, die auch darüber nachdenken, ob wir mit dieser klaren Trennung der Menschheit Würde, der Rest des Universums nicht, ob die genügt. Also ob wir den Würdebegriff nicht sogar einen Tick ausdehnen müssten. Hier ist der Hintergedanken nicht den Menschen herabzusetzen, sondern das Tier irgendwie versuchen, ein Stück weit nicht auf das gleiche Level, aber doch irgendwie auch nach oben zu setzen. Wenn Sie das nicht tun, kommt das heraus, was mir Juristen immer wieder auch attestieren im deutschen Rechtssystem. Das Tier ist dort bis vor kurzem ganz klar einfach nur als Sache behandelt worden. Das ist inzwischen auch geändert worden. Auch das ist Teil des Prozesses, was sich gerade in unserer Gesellschaft verändert. Auf Grundgesetz-Ebene, das Tier ist nicht nur eine Sache, aber dann eben als Ausführungsbestimmung, wenn es zu einem Rechtsstreit kommt, ist es so zu behandeln, als ob es doch eine Sache wäre. Also wenn ich Ihren Hund totfahre, werde ich wegen
Sachbeschädigung, können Sie mich wegen Sachbeschädigung quasi auf Ersatz, finanziellen Ersatz verklagen, aber auch nicht wirklich sehr viel mehr. Also man erahnt daran, dass Descartes eine Logik formuliert hat seiner Zeit, die auch in dieser Logik dann wirkmächtig wurde und war, die wir bis heute tatsächlich noch spüren, aber die sich heute gerade ändert. Also das ist die Dualität, damit auch in der Welt, die zusammengesetzt ist aus Geistwesen und Wesen ohne Geist. Und wiederum in kleinen Klammern, der religiöse Mensch der damaligen Zeit hat auf die Seite der Geistwesen noch den Engel setzen können. Also der Engel war dann auch ziemlich klar verstehbar als das reine Geistwesen. Der Mensch ist zusammengesetzt aus Körper und Geist, der Engel ist nur noch Geist, aber beide kamen in dieser Logik ganz klar verstehbar ihren Ort. Trotzdem wollte man lieber Mensch als Engel sein, weil der Mensch ist das freie Wesen, wenn es der Engel wurde in aller Regel als eher so ein
befehlsausführendes Zwischenwesen interpretiert. So und da worauf ich jetzt eigentlich hinaus wollte, diese Dualität in der Weltbeobachtung, die ermöglichte etwas und das ist spannenderweise überhaupt nicht Descartes Ansinnen gewesen, wie ganz vieles von dem, was ich Ihnen jetzt gleich sagen werde, gerade nicht das Anliegen Descartes war. Descartes wollte eine maximale Wertschätzung des Menschen, maximale Wertschätzung des Geistes und er hat auch aus diesem Denken heraus eine einheitliche Methodik ausformuliert, mit der der Mensch diese Welt mit seinem Geist erfassen könnte. Was er aber faktisch erreicht hat, ist, dass wir die Wissenschaftsdisziplin nun genauso dual denken können und auch schon immer gedacht haben. Sie können quasi jede Wissenschaft, die wir heute auf dem Wissenschaftsmarkt haben, klar einer der beiden Bereiche zuordnen. Also entweder dem Geist, da gehören zum Beispiel oder insbesondere Philosophie und Theologie dazu oder dann eben
auf den Körper und da gehören natürlich sämtliche Naturwissenschaften hin. Spannend wird es, wenn sich eine Disziplin nicht einigen kann. Das ist an allererster Stelle die Psychologie, nicht ganz nur, auch die Soziologen haben manchmal den Streit, ob sie rein Empiriker sind oder auch normativ, quasi auf dieser geistigen Ebene agieren sollen. In der Psychologie wird es besonders handgreiflich, da kann ich Ihnen mehrere Anekdoten erzählen, zum Beispiel aus meiner eigenen Hochschule, wo ich in dem Gremium das Prüfungsordnung verabschiedet habe, die ein Psychologe die neue Prüfungsordnung vorgestellt hat, mit einiger Vehemenz darauf hingewiesen hat, bei Ihnen müssen Bachelor arbeiten, immer empirisch sein. Und man fragt sich, ja wenn das so selbstverständlich ist, warum müssen die das in die Prüfungsordnung hinein schreiben? Also ganz offensichtlich das nicht selbstverständlich und ich habe auch genau die gegenteilige Geschichte in München erlebt,
die sehr massiv darauf gesetzt haben, selbstverständlich muss Psychologie nicht empirisch, sondern normativ hermeneutisch sein und man ahnt, wie innerhalb dieser Disziplin man sich da wunderbar streiten kann, ob eben nach der dekatischen Logik die Psychologie zum Geist gehört oder zum Körper. Das sind aber die Ausnahmen, die meisten Disziplinen haben eine ganz klare Zuordnung. Und was dann passiert, möchte ich Ihnen an verschiedenen Ebenen darstellen, zunächst mal im Schritt auf die religiöse Ebene, weil man diesen Dualismus, das Dekat, auch für religiöse Erklärungen nutzen kann. Dann gibt es eben auf der einen Seite die naturwissenschaftliche empirische Herangehensweise an die Welt und was in den Jahrhunderten nach Dekat da als Methodik sich etabliert hat, kann man sich bildlich als so ein Zahnraddenken vorstellen, also ganz klassisch determiniert. Sie haben Naturgesetze, die die Naturwissenschaften eruieren, die sie formulieren.
Naturgesetze haben auch immer ein Ist-Gleich dazwischen, also wenn Sie an die Formeln denken, die im Physikunterricht vorher schon sind, die haben immer ein Ist-Gleich. Das heißt, da ist eigentlich keine Veränderung. Also auf beiden Seiten steht das Gleiche. Das meint, das Ist-Gleich. Wir haben damit eine Welt, die irgendwo keine grundlegenden, qualitativen Veränderungen kennt, sondern nur Verrechnungen. Und die sind wiederum nach Gesetzmäßigkeiten klar bestimmbar. Inzwischen, im 20. Jahrhundert kann man hochhalten, gibt es noch eine Quantenphysik, die diesen Determinismus eliminiert hat. Aber ganz spannend, die Denker, auf die ich mich noch in späteren Ställen berufen werde, werden Ihnen erklären, dass die Quantenphysik auf der Makroebene, zum Beispiel des Gehirns, gar keine Rolle spielt, weil die Prozesse sich ausmitteln. Also die Quantenebene wird dann quasi zurückgestuft, als letztlich nicht relevant. Auf der Ebene kann man
diskutieren, das will ich gar nicht machen. Ich will hier nur auf der Metheebene feststellen, diese Denker, die ich im Nachhinein noch mal hochhalten werde, werden Ihnen die Welt letztlich doch deterministisch erklären. Und da gibt es inzwischen auch einige Philosophen, die das ganz klug analysieren, dass dieser Determinismus, der eigentlich die Physik des 19. Jahrhunderts ist, dass der so ein Denkparadigma ist, was in ganz vielen Köpfen irgendwie geradezu selbstverständlich vorausgesetzt wird. Also das ist die eine Art und Weise, wie dann in der Neuzeit, frühen Moderne, die Welterklärung funktioniert mit physikalischen Formeln, Veränderungsprozesse ohne qualitativen Unterschied zu beschreiben und zu prognostizieren. Diese Prognosefähigkeit ist es immer, was dann letztlich den Siegeszug der Naturwissenschaften einläutet, weil sie es damit möglich machen, die Welt letztlich ja zu gestalten, zu beherrschen. Auf der anderen Seite eine religiöse Erklärung.
Ich bin ja ein duales Modell. Also wir haben jetzt auf der einen Seite naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle, auf der anderen Seite religiöse Erklärungsmodelle. Und Sie können sich vorstellen, was passiert. Ich gehe mal an ein ganz plattes Beispiel, wenn das religiöse Modell sagt, es gibt ein Zeus, der sitzt auf dem Olymp und schleudert Blitze. Dann kommt der halbwegs empirisch interessierte Mensch, klettert auf dem Olymp, stellt fest, da sitzt kein Zeus. Und ja, dann kommen wir noch ein bisschen weiter und stellen fest, Blitze können wir viel besser anders erklären und viel besser das Wahrheitskriterium meint Prognostizierbarkeit. Also darum geht es ja. Ich schaffe Erklärungen, die damit auch für die Zukunft eine Sicherheit bieten. Ein Zeus, der Blitze schleudert, den kann ich ganz schlecht einschätzen. Man hat es mit Opfern versucht. Ich opfere ihm, damit er mir bei meiner Ernte, meinem Kriegszug zur Seite steht. Aber die antiken Mythen sind voll davon, dass genau
das nicht funktioniert, weil das Opfer natürlich beide Seiten und im Endeffekt weiß man dann doch nicht, auf welche Seite stehen die Götter. Eigentlich ist die Prognosefähigkeit von diesem religiösen Modell ist relativ gering und wird deswegen zu Recht sehr schnell vom empirischen naturwissenschaftlichen verdrängt. Man kann sich das nun vorstellen, ich habe das ja mit einem sehr platten Beispiel gerade gemacht, aber wie so religiöse Erklärungsmodelle zunehmend verdrängt wird. Also dieser Bereich der naturwissenschaftlichen Erklärung weiht sich im Grunde immer mehr aus und die religiöse Erklärung, die wird eigentlich immer weniger, kriegt immer weniger Raum. Wenn man sich fragt, was bleibt bis zum heutigen Tag übrig, dann werden gerne zwei große Themen genannt. Das eine ist die Entstehung des Lebens, also der Gedanke, man kann zwischen dem rein unbelebten Universum und dem entstehenden Leben da einen qualitativen Sprung ausmachen, den die empirisch-funktional
arbeitenden Naturwissenschaften, die irgendwie mit Gleichungen agieren, eben nicht erklären können. Da wäre etwas qualitativ Neues entstanden. Das hat auch, glaube ich, einige nachvollziehbar, intuitiv nachvollziehbaren Wert. Trotzdem, ich würde prognostizieren, die Entstehung des Lebens, die wird uns von den Naturwissenschaften erklärt werden. Warum das ein bisschen sperriger ist, liegt vor allem daran, dass wir diesen Prozess eben in Experimenten nicht nach oder schlecht nachstellen können, weil das eine Phase im Universum war, die halt heute nicht mehr herrscht. Aber auch das wird uns gelingen und ich ahne, wenn ich die entsprechenden Fachleute hier hätte, würden die mir auch erklären, welche Ansätze es jetzt schon gibt. Es bleibt ein zweites großes Thema, das ist die Erschaffung und jetzt kommt wieder der Seelenbegriff, also der Seele. Und im mann-katholischen-Bereich wird das auch nach wie vor sehr hoch gehalten. Sie werden im Vatikan entsprechende Erklärungen bis zum heutigen Tag, also als Stand des Ansatzes, vorfinden, immer dann,
wenn ein neuer Mensch entsteht und dann wird biologisch zumeist, Moment, Verschmelzung von Eizellen und Spermungen genannt. In diesem Moment wird quasi von außen eine Seele angepropft, mit Gott natürlich im Hintergrund stehend. Da können Sie sich jetzt selber fragen, wie plausibel Sie das finden. Ich erahne, wenn ich in einer Straßenumfrage machen würde, würde ich sogar eher Unverständnis, also gar nicht das Verständnis, was damit überhaupt gesagt werden soll, ernten, weil die Rückfrage des naturwissenschaftlich denkenden Menschen immer sein wird, ja, von mir aus, aber wenn, dann spielt die keine Rolle, weil von diesem Moment, diesem Verschmelzungsmoment an, ich eben naturwissenschaftlich beschreiben kann, was passiert. Da reichen die Naturwissenschaften. Und selbst wenn es so eine Seele geben soll, dann hat sie zumindest keine Relevanz. Sie kann keine Relevanz spielen, weil in meinem
Geschehen, da passiert nichts von außen. Es gibt nicht den Moment, wo irgendjemand mal etwas eingreift, was ich als Naturwissenschaftler prinzipiell nicht fassen könnte. Das meint nicht, dass ein Naturwissenschaftler meint, er hätte den Allerklärungsanspruch, so klug ist fast jeder reflektierte Naturwissenschaftler, aber den Anspruch im Prinzip, also gib mir unendlich viel Zeit und einen unendlich klugen Kopf und ich werde es herausfinden. Vielleicht reichen meine Vernunftsfähigkeiten, dafür nicht das mag sein, vielleicht reicht die Zeit nicht, das sogar ziemlich sicher, aber im Prinzip würde es kein Problem geben. Das heißt, die religiösen Erklärungsmuster werden prinzipiell aus der Welt verdrängt. Und das kann man, wenn man die Frage noch mal etwas zuspitzt, damit auf den Punkt bringen, wie soll Gott im Hier und Jetzt eigentlich noch präsent sein? Das klassische Modell, wenn ich eben jetzt wieder ins Mittelalter zurückspringe,
da hätten wir einen Thomas von der Queen oder wen auch immer ich daneben möchte, der mir ein relativ klares Bild, sehr klar fassbar skizziert. Es gibt einen Schöpfungsmoment zu Beginn, es gibt danach innerweltlich eine Zeitachse und es gibt am Ende einen jüngsten Tag stehend. Die Zeitachse ist nur innerhalb der Welt, das ist immer sehr klug mitreflektiert gewesen. Natürlich steht Gott außerhalb der Zeit, deswegen diese bildhaftliche Vorstellung von einem Schöpfungsakt am Anfang, am jüngsten Tag am Ende, ist innerweltlich gedacht. Aus göttlicher Perspektive fällt das irgendwie alles in einem Akt zusammen. Aber aus innerweltlicher Perspektive gedacht, gibt es ja noch diesen Zeitpfeil dazwischen. Kein Naturwissenschaftler wird den Schöpfungsakt oder den jüngsten Tag in Frage stellen, dafür wird er sich nicht zuständig erklären, aber die Zeit dazwischen. Da wird er sagen, wenn ein Thomas von der Queen darauf besteht, da finden Wunder statt, also wiederum ein eingreifen, duales Denken, ein Eingreifen von außen in die Welt hinein. Da wird
der Naturwissenschaftler sagen, du magst dran glauben, aber das sind alles nur subjektive Vorstellungen von einem Geschehen, das ich dir eigentlich wieder vorausgesetzt genügend Intelligenz, genügend Zeit, eigentlich naturwissenschaftlich erklären könnte. Und wenn ich den Spieß umdrehen soll, also wenn du mir erklärst, wie engständig ich doch bin und dass ich jetzt dem religiösen Mensch quasi seine Deutung nehme, dann sage ich dir, ich wäre ein verdammt schlechter Naturwissenschaftler, wenn ich so denken würde. Also wenn ich mir vorstelle, immer wenn was passiert, was ich nicht erklären kann, das ist ein Wunder, dann höre ich ja auf meine Disziplin nachzugehen. Das heißt, ich muss unterstellen, es gibt eine natürliche Erklärung und werde mich auf den Weg machen, die zu finden. Und was dann passiert in dieser Logik, will ich mit Rekurs auf die Hirnforschung noch mal kurz vor Augen führen. Die Hirnforschung deswegen,
weil das momentan, glaube ich, kann mit einigen Recht sagen, die Leitdisziplin ist, die wir haben. Vor gut 100 Jahren war es die Physik, da hat sich alles irgendwie auf die Physik konzentrieren und rückführen müssen. Heute ist es die Hirnforschung, also wenn Sie eine moderne Wissenschaft sein wollen, klemmen Sie Neuro davor. Es gibt ja sogar schon Neuro-Pädagogik, die ich übrigens in hohen Ehren halte. Und ich möchte es auch mal hier, und vielleicht wird es nochmal der Fall sein müssen, in aller Klarheit dazusagen, ich bin großer Fan der Naturwissenschaften. Ich freue mich jeden Morgen über meine Spülmaschine und deswegen, alles was ich hier sage, wendet sich nicht gegen die höchst erfolgreiche Beschränkung, Selbstverständnis, Methodik der Naturwissenschaften, sondern Sie werden es dann gleich merken, gegen eine Interpretation. Diese Interpretation habe ich eingangs mit Stephen Hawking vorgeführt, der mit dieser Frage, die man vom Naturwissenschaftler
gut nachvollziehen kann, aber quasi schon eine Antwort suggeriert, die eben zu einer Sinnlosigkeit hinführt. Als Theologe finde ich die Frage, wo bleibt hier im Universum Raum und Zeit für einen Schöpfergott ziemlich albern. Also die Frage, die haben wir schon in ersten Jahren, also wenn sie überhaupt jemals redlich gestellt worden ist, beantwortet. Zum Beispiel mit einem Augustinus, der unterscheidet zwischen innerweltlicher Unendlichkeit und außerweltlicher Ewigkeit. Also solche Unterschiede oder ganz kurz formuliert die Unterscheidung zwischen diesseits und jenseits, zwischen Immanenz und Transcendenz. Natürlich, wenn es Gott gibt, hat er nicht einen konkreten Ort im Sternenhimmel, sondern steht irgendwie für das große Ganze. Aber das ist im Grunde nur ein Klammern, weil die Pointe ist ja, warum ist diese Frage und auch die suggerierte Antwort so überzeugend. Das ist ja mein Punkt und das will ich jetzt anhand eines minimalistischen Durchgangs durch die eben heutige Leitdisziplin der Hirnforschung mal vor Augen führen. Wir haben
also ein dekatres Modell im Hinterkopf Trennung von Körper und Geist mit der Logik. Ich als Naturwissenschaftler, in diesem Fall als Hirnforscher, kümmere ich nur um die körperliche Seite und das ist auch relativ gut nachvollziehbar. Man hat Briefwechsel, die man analysieren kann von frühen Hirnforschern, die relativ klar sagen, selbstverständlich gibt es den Geist, selbstverständlich gibt es so etwas wie willensfreie Herde, aber ich tue mal so, als ob es das nicht gäbe und gucke mal, wie weit ich komme. Also ich beschränke mich in dieser Zweiteilung auf die körperliche Seite. Ich weiß, es gibt den Geist, ich tue mal so, als ob die Verbindung gekappt wäre und schaue, wie weit ich das Ganze erklären kann. Man kann es als latenten Parallelismus bezeichnen. Parallelismus ist dann philosophisch so, die Position, beide Bereiche existieren, aber sie haben nichts miteinander zu tun und latent, weil das in
aller Regel nicht reflektiert ist. Der Hirnforscher hat ja auch gar nicht den Job, das zu reflektieren, also quasi irgendwie mitgetragen unterstellt ist und ich nehme an, dass dieser latente Parallelismus auch heute noch bei vielen Naturwissenschaftlern letztlich vorhanden ist, quasi auch als Schutz. Ich muss mich ja eben beschränken, ich kann ja nicht alle Fragen beantworten, aber irgendwo glaube ich schon daran, dass es einen Geist gibt. So, was dann passiert? Jetzt muss ich dem Bereich der Hirnforschung ein Bild verlassen, weil ich glaube, ich kann ihn so sehr plastisch vor Augen führen, was passiert, wenn ich mit dieser Methodik vorgehe und dann den Erfolg habe, der sich einstellen wird. Dann nehmen wir nämlich das Herz. Wir haben alle noch sprichwörtlich und ich glaube ja auch so irgendwie noch in unserem Bewusstsein, das Herz ist ein besonderer Ort von Emotionalität, von Gefühlen, also irgendwie doch so noch eine besondere Wertschätzung, die wir dem Herz
entgegenbringen und jetzt stellen sich vor, was passiert, wenn ihnen erstmalig erklärt wird, das hat William Harvey gemacht, das Herz ist in Wahrheit nichts als eine Pumpe. Also was passiert, wenn ihnen dieses so hoch aufgeladen Organ rein funktional erklärt werden kann? Sie stehen da und denken sich, ach so, nur eine Pumpe, sprich was wir ja heute erleben, man kann es also quasi auch ersetzen durch ein mechanisch eben nur als Pumpe funktionierendes System. Das passiert nichts. Also sie verlieren nicht ihr Menschsein, wenn sie ihr Herz eben durch eine mechanisch arbeitende Pumpe ersetzen. Also was passiert ist, der Helmforscher, um wieder auf diese Ebene zurückzugehen, der das Gehirn analysiert, kann das Gehirn unter dieser rein funktionalen Perspektive erklären. Es lohnt sich ein genauerer Blick, das will ich an dieser Stelle nur andeuten, was eigentlich
wirklich erklärt werden kann und was nicht. Das ist mitnichten so klar und eindeutig, dass die Hirnforscher, ein redlicher Hirnforscher heute erklären würde, er könne uns das Gehirn verstehbar machen, aber es geht um die Logik. Und die Logik ist, ich trete rein funktional empirisch heran, ich erkläre Ursache-Wirkungs-Verhältnisse und stoße auf kein Problem. Also ich kann im Grunde mit dieser funktionalen Erklärungsweise immer mehr erklären und stoße an keine Grenze, wo irgendwo mal ein Ort ist, wo ich irgendwo merke, stellt sich schon die Frage, wie soll es überhaupt passieren, irgendwie muss ich dann spüren, hier komme ich nicht weiter. Hier passiert etwas, das kann ich irgendwie nicht fassen, ich weiß nicht, was es soll, da muss ich mit dieser funktionalen Brille scheitern, diesen Moment gibt es nicht. Und dann stellt sich schon irgendwann mal die Frage,
wenn es diesen Moment nicht gibt, ist dann die Selbstbeschränkung des Naturwissenschaftlers, es gibt einen Geist, aber ich tue mal so, als ob es ihn nicht gäbe, vielleicht gar keine Selbstbeschränkung, sondern der einzig sinnvolle Weg, mit dieser Welt umzugehen. Man kann es mit dem Nobelpreisträger Francis Crick dann relativ zugespitzt formulieren, Philosophie, man kann die Theologie dazu denken, haben zweieinhalbtausend Jahre Zeit gehabt, was haben sie zustande gebracht über den Menschen, eigentlich nichts. Also Waschmaschinen haben sie keine erfunden. Die Naturwissenschaften, in diesem Fall die Hirnforschung, hatten drei Jahrhunderte, was schaffen sie? Naja, wenn wir Glück haben, ist bald Alzheimer-Erkrankung in den Griff. Wir werden sehen, auf jeden Fall unterstelle ich, dass wir alle ein großes Vertrauen haben in die medizinische, wie auch immer Forschung, dass sie Krebs, welche Krankheiten auch immer in den Griff bekommen werden. Also wir glauben,
ich denke, das darf ich unterstellen, alle an den Fortschritt, an den technischen naturwissenschaftlichen Fortschritt, also an das Kriegsschrittdiktum, die Naturwissenschaften, man muss ihnen nur genügend Zeit geben, sie werden die Probleme in den Griff kriegen, sie werden uns die Welt erklären. Auf der Ebene des Gehirns, auf der Ebene des Geistes kommt dann etwas heraus, was ich wiederum in einem Zitat von Francis Crick auf den Punkt bringen möchte. Ihre Freuden und Leiden, ihre Erinnerungen, ihre Ziele, ihr Sinn für ihre eigene Identität und Willensfreiheit, bei alledem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und zugehörigen Molekülen. Also alles, wie Sie sich selbst verstehen, das ganze Ich, das ganze Subjekt, ist in Wahrheit nichts anderes. Dieses nichts anderes ist jetzt dieser geistige Zustand, das ist
der Vorgang, der jetzt passiert, immer ein nichts anderes als eine naturwissenschaftlich beschreibbare, fassbare, funktional erklärbare Wirklichkeit. Und das nennt man nun Naturalisierung, Reduktionismus, Physikalismus und mit diesen Ismen merken Sie, jetzt komme ich auf die Ebene der Ideologie, also eine Weltanschauung. Das heißt, aus der methodischen Selbstbeschränkung wird eben eine Welterklärung mit letztlich einem Allerklärungsanspruch. Daher kommt dann auch die Logik, das kam in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit relativer Vehemenz auf, kann es sein, dass das Gehirn eigentlich nichts anderes ist, wieder dieses nichts anderes, als ein Computer. Und Sie können, wenn Sie sich so ein Gehirn aufschneiden, vergrößern, machen Sie noch eine Fehlfarbeinfärbung, sodass es ganz deutlich wird, sodass die Synapsen sich von dem Hintergrund ganz deutlich abheben und Sie merken,
ja, das geht ein bisschen kreuz und quer, ein bisschen krumm, aber jetzt machen wir das Ganze noch eckig, dann haben Sie eigentlich eine Platine vor sich. Also kann es sein, dass das, was Sie hier oben haben, ein funktional analysierbarer Computersystem ist mit ein paar Unterschieden, aber die Unterschiede wiederum kann man funktional erklären. Also zwei Beispiele, ein Unterschied zwischen dem klassischen PC und dem Gehirn ist, dass der PC quasi einen Input in seinem Prozessor hat und am Ende einen Output, währenddessen das Gehirn hat ganz viele Inputstellen und ganz viele Outputstellen und ein zweiter Unterschied ist, dass der Computer, der klassische PC nach einem relativ klaren, nach einem Pipeline-Prinzip arbeitet, also ein Input wird nach und nach verarbeitet, währenddessen das Gehirn hat ganz viele Rückverkoppelungen kreuz und quer, aber das sind rein funktionelle Unterschiede und die führen zu all den Eigenschaften, die wir dem menschlichen Geist so zuschreiben. Da gab es einige auch kluge
Bücher, die das ein bisschen nachgesponnen haben, wie zum Beispiel unsere Prognosefähigkeit. Dadurch entsteht, wenn ein Signal am Ende des Prozesses wieder in den Anfang rückgespielt wird, ist damit der Grundstein gelegt für letztlich, wenn man das Ganze sehr viel komplexer denkt, für den Vorgang, dass ich ein Ende vorhersehen kann. Also ein System, was weiß, was am Ende rauskommen wird, wenn ein bestimmter Input kommt, kann Prognosen machen, zum Beispiel so oder dann auch im Kurzzeitgedächtnis so, indem einfach diese rekursive Vernetzung genutzt wird und wer weiß, ob eine der zukünftigen Schritte in der Computerentwicklung derjenige sein wird, dass diese funktional-strukturellen Unterschiede des Gehirns transportiert werden in die Computerdarstellung. Das ist so die eine große Denkrichtung, die ich hier präsentieren wollte. Eine zweite, mit der ich auch gestartet bin, die ich
glaube inzwischen sogar noch zunehmend wichtiger wird, ist das evolutive Denken. Und auch da will ich Sie nochmal mitnehmen zu dieser Logik, was passiert, wenn ich die Welt unter Evolutionsparadigmen betrachte. Ja, man kann sich da auch noch ein bisschen in die Zeit zurückversetzen, vor 200 Jahren, als es losging mit der Vorstellung, die Welt ist eigentlich kein statisches Universum. Also dieser Blick in den Sternenhimmel, der vielleicht den Eindruck erweckt, es verändert sich ja gar nichts im Großen. Also jeden Morgen geht die gleiche selbe Sonne auf, am Abend habe ich im Grunde den nahezu gleichen Sternenhimmel und wenn ich Veränderungen bemerke, merke ich dann umso längerfristig, dass auch die Veränderungen sich, was ich ja gesehen habe, auch wieder gleichbleiben sind. Also der Zyklus wird vielleicht größer, aber im Grunde habe ich ein gleichbleibendes Universum. Und das ist so der U-Impuls für einen, ich nenne es jetzt mal ganz grob, hellenistische
Weltanschauung, einen Kosmos, der in sich geordnet und statisch ist. In diesem Kosmos, das war es eher so die hellenistische Denkweise, hat dann jede und jeder sehr wohl einen eigenen Platz, aber im Grunde nicht in einer Entwicklung, sondern in einem zeitübergreifenden, gleichbleibenden Gesamtgebilde. Im 19. Jahrhundert hat dieses grundsätzlich weltanschauliche Denken einen Umschwung erfahren und es wurde zunehmend mehr das Entwicklungsdenken stark gemacht. Woran lag das? Ich würde mal vermuten, zuallererst an den Veränderungsprozessen, die man in der Gesellschaft erlebt hat. Also die geordneten, stabilen, statischen Monarchien, das Verbrechen, Revolutionen, radikale Umbrüche. Und das führt zu einem Denken, das eben merkt, wir können die Welt verändern, wir können die Welt gestalten. Das heißt, die Welt ist kein unveränderliches, statisches Etwas, wo man halt
irgendwie sich damit anfreunden muss. Ganz typisches Denken in antiken Vorstellungen, in den Mythen können sie ganz oft dieses Thema haben, sie müssen sich mit ihrem Schicksal anfreunden. Das ist der Punkt, das ist einfach gesetzt. Und wenn sie versuchen, ihren Schicksal zu entrinnen, werden sie es gerade doch wieder einholen. Genau dieses Denken wird nun maximal umgedreht hin zu einem, wenn wir uns nur bemühen. Wir können die Welt ändern, wir können sie gestalten. Also Entwicklung ist möglich, das war der geistesgeschichtliche Kontext, der sich nun breit macht, der auch in der Philosophie aufgegriffen wird, ja und der von, Sie erahnen, wo ich hin will, von Charles Darwin in die Biologie übertragen wird. Also es hat dort jetzt nicht den großen Geistesblitz gebraucht, dass Charles Darwin also Entwicklung entdecken, erfinden musste. Der Entwicklungsgedanke war vorhanden, seine Genialität bestand darin, die in der Biologie zu verankern. Und damit einen Entwicklungsprozess
auszumachen, der eben nicht meint, ich kann quasi nur Gesellschaften verändern, sondern das einzubetten in eine Gesamtentwicklung des Universums. Und so kann man heute noch weitergehen und genau das will ich jetzt auch tun und diesen Entwicklungsprozess nicht nur innerhalb des Lebens zu machen, also biologisch zu fassen, sondern das gesamte Universum ist eine einzige Entwicklungskette. Das alleine war ein Ausgangspunkt, der sehr viel Konfliktpotenzial hatte, weltanschauliches Konfliktpotenzial hatte, nämlich zwischen eben den Menschen, die noch in diesen, ich sage jetzt mal, alten Denken des statischen Universums waren und denen, die diesen neuen Denken des Entwicklungsparadigmas sich verschrieben hatten. Und sie haben damit im Grunde die Kontroverse, die zwischen Christentum und Evolutionstheorie dann stattgefunden hat, Ende des 19. Jahrhunderts, auf einer weltanschaulichen Ebene, die aber mit dem Christlichen eigentlich gar nichts zu tun hat. Also das zeige ich jetzt mal
ein bisschen in Klammern, weil das Standardthema Naturwissenschaft kontra Religion, das hochgehalten wird, ist dann eben immer die Evolutionstheorie und da kann man ein bisschen beruhigt sagen, nee, war es gar nicht. Also es war die antike Kosmologie versus Entwicklungsdenken und wenn die Christin der Christ mal die eigenen Überzeugungen anschaut, wird er und sie relativ schnell merken, eigentlich erzählt die Bibel doch eine Geschichte, eine Heilsgeschichte. Also die Bibel ist eigentlich unter dem Entwicklungsparadigma geschrieben und deswegen brauchen Christinnen und Christen überhaupt kein Problem mit der Evolutionstheorie zu haben, weil das eigentlich das in einen kosmischen Kontext stellt, von denen das Christen ja eigentlich schon immer ausgegangen ist. Also die Welt ist eine Entwicklungsgeschichte, das braucht Christen nicht zu überraschen und ich würde es Ihnen auch sagen, ist auch weitgehend im Christentum jetzt rezipiert. Es gab im Kreationismus einige Anfeindungen, aber selbst die sind weitgehend inzwischen hinten angestellt und was es noch gibt, ist die Idee
des Intelligent Design und die leugnet nicht, dass es Evolution gibt, dass es Entwicklung gibt, also das Paradigma ist auch dort akzeptiert, sondern sie fragt sich nur, was ich Ihnen vorher gesagt habe, kann es sein, dass die Entwicklung quasi rein innerweltig stattfindet oder bräuchte es da nicht ein Gott, der dann und wann eingreift und feinjustiert. Also in dem Moment, als die Evolution losging und dann auch innerhalb der Evolution braucht es da Momente, wo Gott eben von außen justiert und wie ich ja vorher versucht habe darzustellen, weil das duale Denken inzwischen nicht mehr viele Freundinnen und Freunde findet, drum hat auch diese Intelligent Design Richtung zumindest in Europa eher einen Außenseitencharakter. In den USA ist es anders, dort behauptet aber auch eine Mehrheit oder glaubt eine Mehrheit der Amerikaner nicht an die Evolutionstheorie und sie haben wieder diesen Konflikt. Aber ich halte ihn nicht für einen Genu im Christlichen, ich kenne das Pro-Mod, weiß leider nicht von wem er stammt, die
Evolutionstheorie ist so gut, da hätte die Theologie von alleine drauf kommen können. So, ich dehne jetzt die Evolutionstheorie noch ein Stück aus, also wir beginnen mit dem Urknall, auch das ist im Übrigen ein spannendes Thema, gab es eigentlich einen Urknall? Mir persönlich ist das völlig egal, weil ich immer sagen würde, also auch wenn das Universum unendlich ist, hat eben der ewige jenseitige Gott einen Schöpfungsakt gehabt. Das widerspricht sich in keiner Stelle, das mag vielleicht intellektuell, der mag mir nicht jeder folgen, aber die Person kann dann getröstet sein, die Standardannahme ist, es gab einen Urknall, übrigens auch da als nette Anekdote am Rande. Die Urknalltheorie ist von einem Christen aufgestellt worden und wurde abgelehnt, weil sie doch viel zu offensichtlich christlich inspiriert sei. Daher kam dieses Big Bang als spöttisch ablehnend, aber wie es nun so in den Naturwissenschaften oft ist,
es gibt ab und zu dann Evidenzen, die Theorien, Hypothesen bestärken und dann eben zur Theorie werden lassen, so war es in diesem Fall. Also momentan ist die Urknalltheorie veritabel vertreten, aber ich glaube, darüber brauchen wir Theologen nicht zu streiten. Also ich käme auch ohne Urknall, klar. Also es gibt eine Entwicklung hin und das ist dann unbestreitbar von einem unbelebten zu einem belebten Universum und hier stellt sich schon die erste Schwierigkeit, dass ich hat es vorhin angedeutet, wie ist das wohl passiert und noch grundsätzlicher, was ist Leben eigentlich? Und wenn ich jetzt einen Biologen frage, definiert mir mal Leben, werden ich sich auch relativ schwer tun. Wir behelfen es mit Kennzeichen von Leben, auch da gibt es aber Unschärfen, so dass spannenderweise auch, das geht aber allen Disziplinen so, selten klar ist, welchen naturwissenschaftlichen Disziplin eigentlich welchen Arbeitsbereich hat. Das ist
fließender als man denkt, manchmal gibt es aber doch größere Überschneidungsprobleme als man auch wieder denkt, also die Chemie und die Physik, wenn der Physiker sagt, er kann irgendwann mal die Weltformen finden, sagt der Chemiker so ein Quatsch, aber das finde ich dann sehr spannend, da kann ich mich immer zurücklehnen, dass diese Reduktionismen innerhalb der Naturwissenschaften selten wirklich funktionieren, aber das ist nur am Rande bemerkt. So, wir sind jetzt bei der Entwicklung von Leben, ich nenne Ihnen drei Eigenschaften, bei denen jeder zustimmen wird, Stoffwechsel, Vorpflanzung und Mutationen. Das kennzeichnet Leben, mit dem Mutationsbegriff kommt etwas ins Spiel, was dann eben doch dem religiösen Menschen ein Problem macht. Mutationen haben als Logik aus biologischer Sicht den Zufall. Also hier passiert etwas, was eben nicht mit einer Formel prognostizierbar ist, was wesentlich ein Zufallselement hat, also das ist gerade die Pointe dahinter, dass innerhalb
des Lebens ständig Prozesse passieren, die eben einfach mal so da sind und wo dann quasi die Umwelt entscheidet, ob sie gut sind oder nicht. Wenn es aber so ist, muss sich ein religiöser Mensch dann doch die Gegenfrage gefallen lassen. Also wenn das Lebensprinzip das Grundlage hat, den Zufall, wie kann dann von einem geplanten Universum gesprochen sein? Also wie kann man dann behaupten, das Ganze hat ein klares Ziel, das eben Gott vor Augen hat, da läuft diese Entwicklungspfeil hin, widerspricht sich das nicht? Also Zufall oder zielgerichtet, das sind schon von den beiden Begriffen, das passt eigentlich nicht zusammen. Das Ganze wird noch ein bisschen deutlicher, wenn man sich die große Entfaltung des Lebens vor Augen führt. Also was wir heute so vor uns haben, wenn wir vom Leben sprechen, wenn man das mit diesem biologischen Reichen denkt, auch die
umstritten, aber an dieser Stelle hilfreich, mit so Grundprinzipien von Pilzen, Pflanzen, Fischen, Vögeln, Säugetieren, so als große Bereiche. Ich unterstelle, wenn ich Ihnen die Aufgabe geben würde, da mal eine Grundlogik reinzubringen, hätte jeder, jeder von Ihnen intuitiv ein ganz klares Ergebnis. Also Sie würden natürlich Pilze, Pflanzen eher nach unten in eine Grundlogik einsortieren und Säugetiere nach oben. Was heißt, wenn Sie in einem brennenden Haus einen Affen oder einen Pilz retten können, werden Sie den Affen nehmen. Das haben wir glaube ich intuitiv relativ deutlich drin. Aber warum eigentlich? Mit welchem Recht macht sie das eigentlich? Jetzt können Sie mal den Biologen fragen. Der Biologe kann Ihnen erklären, naja, evolutionsbiologisch ist die Logik die, alles was lebt, hat eine biologische Nische. Und diese biologische Nische heißt,
es hat sich eben zufällig qua Mutation eine Eigenschaft entwickelt, die zu einem bestimmten Kontext ein Vorteil war. Es gibt keine objektiv überlegenen Eigenschaften. Eine Pflanze, die zufällig die Eigenschaft entwickelt hat, dass sie wenig Wasser braucht, ist eine Wüste genial, im Sumpf hat sie keine Überlebenschancen. Total spannend, evolutionsbiologisch wird auch das ausgemerkt, was Eigenschaften hat, die es nicht gebrauchen kann. Warum? Weil jede Eigenschaft letztlich auch teuer ist, also einen bestimmten Energieaufwand erfordert. Das heißt, man kann es mit Bakterienkulturen wunderbar nachstellen. Es setzen sich immer die Bakterienkulturen durch, die genau das Setting an Eigenschaften haben, was in diesem Moment positiv ist. Und eine Bakterie, die eine zusätzliche positive Eigenschaft hat, setzt sich nicht durch, wird verdrängt. Also das ist das Zusammenspiel aus Umgebung und eben zufällige Entwicklung einer nützlichen Eigenschaft. Und das kann auf ganz vielen verschiedenen Ebenen sein. Es kann eine sehr nützliche Eigenschaft sein, schnell laufen zu können, weil man dann eben ein schnellerer Jäger ist oder eben als Beute schneller
kommt. Aber wie wir alle als Menschen bestens wissen, wir sind im Tierrecht nicht besonders mit Schnelligkeit begabt, das muss kein Vorteil sein. Also stellt sich immer die Frage, welche biologische Nische besetzen wir eigentlich? Ganz klar, wir sind sehr gut in Informationsverarbeitung. Ich komme aus der Nähe, also Aachen ja, in einem weiteren Sinne in der Nähe vom Neandertal und habe dort mit Staunen wahrgenommen, dass der Neandertaler uns körperlich weit überlegen ist. Also wir hätten in der körperlichen Konfrontation mit dem Neandertaler nicht den Hauch einer Chance. Trotzdem hat er sich nicht durchgesetzt. Warum? Weil die Muskelmasse ist unglaublich teuer. Unser Gehirn ist übrigens noch teurer. Also die meiste Energie, die wir brauchen, geht es in das Energie. Darum wundere ich mich immer, warum ich nicht abnehme, wenn ich den ganzen Tag im Büro sitze und denke. Aber vielleicht liegt es an der Fehleinschätzung dessen, was ich glaube, was Denken ist. Aber sei es drum. Also wir haben etwas energie-technisch sehr Teures, nämlich das Gehirn, das uns aber
eine ökologische Nische beschert hat und wie wir gerade wahrnehmen ziemlich erfolgreich bis zum heutigen Tag. Aber mitnichten die erfolgreichsten. Also ja, Sie werden eine Menge Tiere in Ihrem Haushalt finden, die uns deutlich überlegen sind. Die Fischenschaben, Amöben, alles was es da so gibt in unserem näheren, ferneren Umfeld, gibt es schon viel länger und ich attestiere, wird es noch viel länger geben. Wenn wir so weitermachen, glaube ich, naja, werden wir sehen, wie lange es uns noch so gibt. Aber ich bin der Optimist und ich glaube ja an den technischen Fortschritt. Ich wette, wir werden alle Probleme mit Klimawandel in den Griff kriegen und wir werden auch irgendwann mal das Universum besiedeln. Trotzdem, die Amöbe wird länger da sein als wir. Also eigentlich, mal knallhart, evolutionsbiologisch gesprochen, die Amöbe ist uns überlegen. So, und warum setzen wir uns nach oben? Dieses wunderschöne Bild der Mensch als Krone der Schöpfung. Wieso eigentlich? Wir haben halt unsere ökologische Nische, wie jedes andere Lebewesen auch. Vielleicht noch
zugespitzt formuliert, was macht den Menschen eigentlich besonders und was gibt uns das Recht, ein Konzept wie die Menschenwürde zu entwickeln? Übrigens, ich bin natürlich großer Fan von der Menschenwürde und wenn Francis Crick meint, Philosophie und Theologie hätten in zweieinhalb tausend Jahren nichts hervorgebracht, diese Apologetik sei einem hier doch geerlaubt, würde ich sagen, naja, also Demokratie, Menschenwürde und so weiter sind nun gerade nicht Ergebnisse der Naturwissenschaften und halte ich für ein doch wichtigeres Ergebnis als meine Spülmaschine, so sehr ich sie schätze, aber das nur mal hier in Klammern gemerkt. Aber wie begründen wir die? Und das ist jetzt hier der Punkt. Versuchen Sie mal sich Kriterien vorzustellen, was macht den Menschen anders? Also mein Beispiel vom brennenden Haus, Sie haben die Entscheidung zwischen dem Schimpansenaffen und diesmal nicht dem Pilz, sondern einen Menschen. Natürlich nehmen
Sie den Menschen, aber warum eigentlich? Oder noch zugespitzt, heute politisch sehr hochdiskursiv, Sie haben da eine Petrischale mit menschlichen Zellen, todepotenten Zellen, juristisch, einnäutig, Sie müssen die Zellen retten, warum eigentlich? Und der Vorwurf von Peter Singer, das sei doch Spezifizismus, also wir sind unglaublich arrogant in unserem Selbstverständnis, der entwickelt der Schimpansen, der Schmerzempfinden hat, Sozialverhalten hat und so weiter und so weiter, müsse doch wohl ein Zellklumpen vorzuziehen sein, kann man schon mal darüber nachdenken. Was bleibt denn als Eigenschaften? Ich habe es gerade genannt, wir haben gerne so als eine Kategorie die Moral, der Mensch sei moralisch, das ist ein Tierrauch, also nicht jedes, die Seegurke ist vielleicht ein Gegenbeispiel, aber der Schimpansen schon, da gibt es definitiv Beispiele, also ganz
klare Erkenntnis. Früher kam der Gedanke, der Mensch würde Werkzeuge gebrauchen, das würde ihn auszeichnen, nein natürlich nicht, natürlich gibt es auch Tiere, die Werkzeuge benutzen, das bleibt eigentlich übrig. Was macht den Menschen so einmalig, besonders als Krone der Schöpfung? Ja und der Kandidat, der hier ins Rennen geführt werden kann, ist die Religiosität, also das Transzendenz empfinden. Der Mensch transzendiert sich automatisch immer, ja eben aufgrund unserer geistigen Fähigkeiten. Ganz bezeichnend ist, dass auch dieses Kriterium, so ich glaube es doch noch im Allgemeinen hochgehalten wird, aber auch das wird schon angepackt, aus zwei Richtungen, logisch, der eine ist, kann es sein, dass auch Tiere Transzendenz empfinden haben. Sie kennen vielleicht die Beispiele mit den Elefanten, aber wo ich so verschiedene Diskussionen schon kenne, also der Elefantenfriedhof, wo dann die funktionale Erklärung ist, das ist einfach der Ort, wo das Gras am
bekömmlichsten für die altersschwachen Tiere ist, deswegen haben sich die alten Elefanten dort versammelt. Also auch das wird dann versucht, Funktionale letztlich zu erklären. Und genauso geht es ja eben den Menschen. Die Soziologie erklärt dem Theologen das, was der Theologe so als Grundbestimmung des Menschen sagt. Also ich habe das mein Studium noch so erklärt bekommen, jeder Mensch ist per se transzendenzorientiert, transzendenzfähig und deswegen heißt der Atheist auch Atheist, weil er in Wahrheit nämlich sehr wohl in einem Verhältnis zu Gott, zur Transzendenz steht, nur er verleugnet ist. Und die Soziologie hat in den letzten Jahrzehnten, ich glaube sehr veritable Modelle aufgestellt, ja der Mensch ist transzendenzfähig, aber das heißt nicht Gott. Es gibt nämlich sehr viel kleinere Transzendenzen und ein paradigmatisches Beispiel und das werde ich auch morgen nochmal verdeutlichen, ein sehr paradigmatisches Beispiel ist der Körperkult.
Das ist nämlich die kleinste Form von Transzendenz, aber es ist schon Transzendenz. Der Mensch übersteigt sich selber, schaut sich von außen an, überlegt sich prospektiv, wie wäre ich gerne und gestaltet sich entsprechend. Trotzdem wird sich das irritieren, wenn ich Körperkult als Transzendenz darstelle, weil es natürlich die maximal subjektorientiert oder etwas böser formuliert egoistische ist, also egozentrische Form von Transzendenz. Aber auch das ist schon Transzendenz, deswegen ja, der Mensch, jeder Mensch ist vorgegeben durch unsere Gehirnfähigkeiten transzendenzorientiert, aber das heißt nicht die große Transzendenz, Gott, das meint eben nicht Religiosität. Also bleiben wir vielleicht das Kriterium schuldig, was die Menschen eigentlich so besonders macht, was seinen Geist ausmacht, was im dekatischen Sinne den Menschen so ontologisch,
maximal vom Rest der Welt unterscheidet. Und das Ganze geht sogar noch ein Stück weiter. Man kann, wenn man Evolution auf der einen Seite bis zum Urknall ausdehnt, Evolution auf der anderen Seite ausdehnen und Kultur mit einzubeziehen. Und das sind nun die Bücher, die ich eingangs erwähnt hätte. Die haben den Gedanken, alles was der Mensch als evolutiv hervorgebrachtes Wesen seinerseits gestaltet und hervorbringt, unterliegt exakt dem gleichen Paradigma wie er selbst auch, nämlich den Evolutionsparadigma. Also kulturell setzt sich immer das durch, was sich bewährt. Bewähren heißt immer funktional, letztlich der Genverbreitung dient. Ja, im Grunde ganz so platt. Und das kann man auf allen Ebenen der Religion zum Beispiel anwenden. Sie können es jeder Kulturebene anwenden, auch bei Religion. Sie können sich fragen, volksreligiöse Praktiken, Scharmanismus, Heiligungsriten, haben die einen Nutzen? Gibt es veritable Untersuchungen? Ja,
sie haben einen Nutzen. Tatsächlich, Heilungsriten funktionieren. Und wer das nicht glaubt, der wird in der modernen Schulmedizin auch da langsam eine Sensibilität dafür bemerken, kann man so als Standardbild den Placeboeffekt nennen. Also zu kapieren, dass es geistige Prozesse gibt, die Auswirkungen auf unseren Körper haben. Aber das ist hier die Pointe, das kann man als Plädoyer dafür nehmen, der Mensch ist eben nicht nur Körper alleine. Oder man kann das Plädoyer dafür nehmen, dass die geistigen Prozesse in Wahrheit eben auch körperliche Prozesse sind, die wir nur immer nicht ausreichend erfasst haben. Auch weil die Hirnforschung eben doch den bunten Hirnkarten zum Trotz, die wir seit 20 Jahren in den Medien sehen, erstaunlich wenig noch über das Gehirn wissen. Und so können Sie weiterfragen, warum wird eine Kathedrale gebaut? Und warum gab es die Hochform von Religion, von Liturgie und so weiter? Und Sie werden immer einen
evalutionsbiologischen Nutzen ausmachen, also eine Fitness im Auswahlprozess der Selektion. Kann es also sein, die Frage von vorher nochmal aufgegriffen, dass Religion nichts anderes ist als ein Selektionsvorteil, ein Ergebnis evalutiver Auslese. Und ich versuche das Ganze ein bisschen auf einen Punkt zu bringen, den ich mit der Thema der Mutation schon aufgegriffen habe. Kann es sein, dass dieser Entwicklungsprozess, den wir haben, in Wahrheit eben kein Ziel hat, sondern ja, auf der einen Seite eine Zufälligkeit, auf der anderen Seite aber eine Steuerung. Es setzt sich, halt einfach das durch, was sich durchsetzt. Punkt. Ungewerchtlichkeit. Wo kommen da normativ moralische Ansprüche eigentlich her? Es ist halt so. Und falls wir uns eben doch in einen
Atomkrieg oder Naturumweltverschmutzung, wie auch immer, von diesem Planeten ausradieren, so what? Ja, auf den Punkt gebracht von Jacques Monod in den 70er Jahren. Monod lebte bis 1976, eben auch Biologe. Und der hat nun paradigmatisch formuliert, das Universum trug weder das Leben, noch trug die Biosphäre den Menschen in sich. Unsere Losnummer kam beim Glücksspiel heraus. Wenn er diese Botschaften ihrer vollen Bedeutung aufnimmt, dann muss der Mensch endlich seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, dass für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen leiden oder verbrechen. Der Mensch weiß endlich, dass er in der teilnahmslosen Unermessigkeit des Universums allein ist, aus dem er zufällig hervortrat. Nicht nur sein Los, auf seine Pflicht steht nirgendwo
geschrieben. Ich greife nur zwei Momente aus diesem Zitat heraus. Totale Verlassenheit. Sie hören auch Stephen Hawking in diesem Thema heraus, also die Frage, welchen Sinn hat das Ganze? Oder etwas bildlich gesprochen, gibt es da oben ein Auge Gottes, was über uns wacht, was unserem Leben eine Sinnperspektive gibt? Und das zweite Zitat, seine Pflicht steht nirgendwo geschrieben. Und das kann den religiösen Menschen vielleicht auch ein bisschen trösten. Es geht gar nicht per se gegen Religion. Das ist jetzt auch die Religionskritik des 19. Jahrhunderts gewesen, die dann vor allem gegen Religion geschossen hat, aber eben Moral und so das sehr wohl hochgehalten hat. Im Gegenteil, die Kritik des 19. Jahrhunderts war eigentlich vorrangig auf einer moralischen Basis, dann gegen verkrustete amoralische Strukturen, die man dann auch in der Religion gesehen hat,
gerichtet. Hier wird nun neben der Sinnperspektive auch die moralische Perspektive gestrichen. Und heraus kommt eine Grundlogik und das ist nun so die zentrale Pointe von meinem Impuls, die ich mal hier zusammenfassen möchte. Und hier kommen dann Evolutionsbiologie und Hirnforschung auch zusammen. Deswegen gehe ich mal wieder auf die Ebene der Hirnforschung, das macht es dann plakativer. Also der Hirnforscher arbeitet vorrangig mit dem Gehirn. Wir haben gerade in der Entwicklung, muss man hier einen Klammern dazu sagen, zu merken, dass auch das neuronale Netzwerk sich nicht nur auf dieses Organ dort oben fokussieren darf, sondern eben auch den Körper ganzheitlicher in den Blick nehmen muss. Aber sei es drum, also wir sagen einfach halber der Hirnforscher arbeitet mit dem Gehirn, sieht im Gehirn neuronale Verknüpfungen, also dass das Netzwerk, das ist die Struktur, wo ich vorher die Computeranalogie gebraucht habe, analysiert diese Verknüpfungen empirisch, deskriptiv, fragt nach Ursache Wirkungsketten, die sich mittelfristig
in einer evolutiven Nützlichkeit ausdrücken, wiederfinden müssen, konstruiert so Kausalketten, die aus der Vergangenheit den jetzigen Zustand erklären können und versucht so eine Objektivität zu erreichen. Das ist die naturwissenschaftliche Methodik. Ich würde das auch jetzt abgrenzen von dem, was ich vor Naturalisierung, Physikalismus, Materialismus so genannt habe. Das ist völlig zu Recht die erfolgreiche naturwissenschaftliche Methodik und ich habe das auch schon Hirnforschern so vorgestellt, die fühlen sich daran genau wieder getroffen. Soweit. Das Problem kommt, wenn wir dagegenstellen, was ich würde es mal unterstellen, wie das Alltagsempfinden alle irgendwie so im Kopf haben. Wir glauben daran, dass wir auf der anderen Seite auch einen Geist haben. Ja, wir haben ein Gehirn. Wer glaubt, dass das Gehirn völlig parallel zum Geist ist, nichts damit zu tun hat, muss
einfach nur ein bisschen Alkohol trinken, wird merken, der Geist steht auf jeden Fall in Abhängigkeit zu dem Gehirn, aber es gibt ihn eben auch und er hat so etwas, was wir mit Willensfreiheit nennen würden, dass der Geist ist irgendwo frei, kann Entscheidungen, der Geist ist Herr im Hause des Körpers. Wir erfahren so etwas wie Bedeutung und Gefühl. Wir wollen moralische Werte hochhalten, also normativ an die Welt herantreten. Wir sehen so etwas wie Zielsetzung, wie Sinn. Wir halten an Verantwortlichkeit fest, unterm Strich, wir sehen das Objekt, Subjektivität. Und die Begriffe, die ich gerade benutzt habe zur Beschreibung der einen Seite und der anderen, können Sie genau gegenüberstellen. Entweder Sie glauben an die Kausalkette, also dass Sie dieses Zahnradbild, was ich vorher benutzt habe, dass Sie also tatsächlich die Welt, warum steht hier dieses Pult? Ich kann es erklären, indem ich eine Kausalkette Bilder von Kräften, die darauf
gewirkt haben, angefangen mit wie es zusammengebaut worden ist, bis wie es hierhergestellt worden ist. Ich erkläre aus der Vergangenheit die Kausalketten, die dazu geführt haben, dass dieses Pult hier steht. Und da ist auch kein Zufall oder kein Wille im Spiel. Also diese Kräfte wirken so determiniert, dass es nicht anders sein könnte. Die gleichen Kräfte, wenn gewirkt haben, hätte das Pult nicht plötzlich da drüben stehen können. Und ich glaube es ist auch ganz gut, dass wir so davon ausgehen. Also wir haben keinen Zufallfaktor, wo wir denken, naja, wenn ich jetzt hier durch die Tür gehe, könnte es aber sein, dass in diesem Moment die Tür daneben ist und ich gegen die Wand renne, dass wir unangenehm. Von daher, wir verlassen uns darauf, dass diese Art von Kausaldenken stimmt. Sonst wären wir nicht lebensfähig. Aber wo bleibt in solchen Kausalketten die Verantwortlichkeit? Die ist da nicht denkbar. Auch die Sinnnebene, da wird es vielleicht auch noch mal ganz deutlich. Die Kausalketten haben ihre Logik, aus der Vergangenheit die Welt zu erklären. Wenn ich so etwas wie Sinn haben möchte, muss ich in die Zukunft schauen. Also Sinnperspektive ist
immer eine Zukunftsperspektive. Ich kann nicht auf eine Kausalkette, auf wirkende Kräfte hoffen. Ich muss auf etwas hoffen, was in der Zukunft erst passieren wird. Also das ist diametral ein entgegengesetzter Blickwinkel. Und das aus der Beschreibung, wie etwas ist, nicht folgt, wie es sein soll, ist ja schon ein geflügeltes Wort. Also wenn ich die Welt nur empirisch beschreibe, habe ich den Zustand, aber ich weiß nicht, wie es sein soll. Also auch das steht sich quasi gegenüber. Auch die Thema Bedeutung und Gefühle kann man sich relativ bildhaft vor Augen vorstellen. Sie werden wahrscheinlich alle schon mal diese bunten Hirnkarten gesehen haben, die waren die äußere Rahmenbedingung für den Siegeszug der Hirnforschung als Leitdisziplin, weil sie jedem von uns, jedem normalen Menschen, das Gefühl gegeben haben, wir können jetzt dem Denken zuschauen. Also die empirische Methodik kann das Denken erfassen. Aber würden Sie im Ernst davon ausgehen, wenn Sie so
eine bunte Hirnkarte vor sich haben, jetzt haben Sie begriffen, was es bedeutet, eine Liebeserklärung zu machen? Also Sie haben das Gehirnmuster, was passiert, während ich die Worte, ich liebe, die spreche. Aber haben Sie damit das Gefühl, was mit verbunden ist, erfasst? Hier will man zumindest intuitiv sagen, manche Philosophen haben es auch dann wirklich zu fassen versucht, das passt nicht zusammen, das sind verschiedene Welten und heraus kommt tatsächlich, dass dieser Versuch, die Welt objektiv zu fassen und die subjektive Beschreibung irgendwo sich gegenüberstellen. Und das Problem entsteht, wenn ich das Gefühl habe, was ich vorher versucht habe, schon immer wieder so anzudeuten, meine objektive Beschreibung der Welt lässt keinen Raum für die Subjektive, weil das geschlossen ist. Ich kann die Welt mit dieser naturwissenschaftlich objektiven Brille geschlossen erklären. Im
Gehirn gibt es keinen Moment, wo irgendwas von außen mal hineinwirkt. Da finden keine, für mich als Naturwissenschaftler willkürlich erscheinenden Veränderungen statt, wo ich sage, oh, die kann ich nicht erklären. Genauso wie die Seele vor, haben wir ein Beispiel, da findet nichts statt, wo der Naturwissenschaftler sagen muss, keine Ahnung wie das ist, das übersteigt meine prinzipielle Herangehensweise. Das heißt, es entsteht diese Unterstellung, dieses weltanschauliche Konstrukt der korsalen Geschlossenheit der empirisch erfassbaren Welt. Und wenn ich da stehe, dann muss ich alles, was ich so in diesem Alltagsempfinden gerade genannt habe, reduzieren. Also das ist genau der Vorgang, den ich vorher bei der Hirnforschung schon benannt und markiert habe. Ich muss sagen, der Geist ist nichts anderes als das Gehirn. Das war das Zitat von Francis Crick. Subjektivität ist nichts anderes als Objektivität. Verantwortlichkeit ist nichts anderes als eigentlich eine Kausalkette. Und das mag Ihnen vielleicht im Moment etwas skurril erscheinen, aber genau das ist, was
in diesen Büchern, die ich eigentlich zitiert habe, auf breiter Front passiert. Ich habe es eingangs beschränkt auf die Sinnenebene gemacht, also im religiösen Bereich, aber ich kann das im Bereich der Hirnforschung auch sehr deutlich machen. Da gibt es ein paar klassische Autoren. Willensfreiheit zum Beispiel. Wenn Sie das mal bei Amazon eingeben, ganz viele Bücher empfinden das Thema Willensfreiheit mit dem Titel Illusion Willensfreiheit. Fragezeichen ist aber nur formaler Natur und Untertitel dann gerne so etwas, wie die Hirnforschung erklärt, was wirklich ist. Und was rauskommt, das hat zum Beispiel Michael Pauhen gemacht, genau mit diesem Titel. Ein Bestseller, der stand viele Monate auf Platz eins der deutschen Sachbuchliste. Also Sie schreiben mit diesen Büchern tatsächlich die Bücher, die sich auch verkaufen und Sie müssen Ihnen dann genau
das machen, das ist halt Job. Er sagt ja, wir gaukeln uns vor, es gäbe eine Willensfreiheit, das scheint tatsächlich auch einen elutiven Wert zu haben, diese Illusion, aber kausal wirkungsvoll ist sie in Wahrheit nicht. Die Willensfreiheit gibt es eigentlich nicht. Und die Gröling war vor ein paar Jahren Thomas Metzinger, der hat dann tatsächlich abschließend gesagt, wir haben alle Phänomene, Bedeutungen, Moral, ja Moral, ganz spannende Ansätze, ist gerade auch ein Forschungsbereich, können Sie Moral rein evolutiv erklären und es wird eine Menge Biologen ergeben, die Ihnen sagen, ja das können wir. Moral ist tatsächlich dieser Trick der Evolution, er dient der Genenverbreitung. Also rein nützlichkeitsorientiert erklären und alles das zusammengenommen war eben Thomas Metzinger, der dann ein Buch geschrieben hat, Der Egotunnel. Also Subjektivität insgesamt ist tatsächlich nur eine kausal wirkungslose Illusion. Also das sind ja ein Diskurs, ein philosophischer Diskurs, der gerade mit sehr viel Breitenwirkung stattfindet und wie ich eben sehr neidisch wahrnehmen muss,
dann eben auch die Bücher schreibt, die sich verkaufen, wo ich ebenso meine Sorge hernehme und das ist im Grunde so mein Endpunkt, meine Sorge hernehme, dass das jetzt nicht nur ein akademisch ganz nett wirkender Effekt ist, der sich dann zufällig in Verkaufszahlen niederschnallt, sondern dass es tatsächlich eine Denkweise ist, die gesellschaftlich wirksam ist. Und an dieser Stelle wird es für mich jetzt sehr komplex das jetzt hier zu behaupten, es ist jetzt zunächst mal eine Hypothese, aber Sie können sich ja mal an die eigene Nase fassen, ob Sie sich daran wiederfinden, dass die Funktionalität in dieser Gesellschaft tatsächlich zunimmt. Also man kann es auf verschiedenen Ebenen durchspielen, ich verfolge die Foyer-Thons seitdem ich jetzt so dieses große Thema habe und kann aus ganz verschiedenen Ebenen zum Beispiel im Gesundheitswesen, um also die
Beispiele nennen und ich muss sagen, ich bin sehr froh darum, aber ich ahne die Debatte wird kommen, lohnt es sich noch bestimmte Operationen in bestimmten Alter zu machen. Also ab wann lohnen sich Hüftoperationen nicht mehr. Ich will die Debatte gar nicht von vornherein schlecht machen, ich glaube die Frage ist in verschiedener Hinsicht durchaus legitim, fängt auch damit an, wir haben nicht unendlich Ressourcen, aber sie kann sehr schnell einen sehr gefährlichen Drall bekommen, wenn es darum geht, wie viel nützt ein Mensch einer Gesellschaft und wie viele Operationen hat er sich damit verdient. Also diese verdienen Leistungslogik, die in den Knochen stecken. Wo ich mich ein bisschen auskenne ist ein Bildungssystem und da muss ich sagen, neben sehr vielen hären Versuchen zum trotz das zu verhindern, glaube ich die Gesamttendenz der Funktionalisierung ist hier doch feststellbar. Das meint eine Berufsorientierung, auch die ich muss immer dazu sagen, ist es immer bei mir zum Spakat, ich finde auch die Berufsorientierung in Studiengängen sehr wichtig. Also Bildung als Selbstzweck, das ist dann die Formel, die kommt, nichts auf Erden
ist Selbstzweck, gar nichts, das wäre zumindest meine persönliche Überzeugung, also auch Bildung braucht einen Zweck, überhaupt keine Frage. Die Frage ist immer, wie weit gehen wir? Also ich will auch an dieser Stelle keinerlei Plädoyik gegen Funktionalität halten, weil ich glaube, a-funktional eben wie gesagt durch die Wand den Raum zu verlassen ist dumm. Also Funktionalität ist etwas sehr Wichtiges und ich glaube auch Religion hat selbstverständlich, muss Funktion haben, also was die Evolutionsbiologie über Religion herausbringt, ist ja eigentlich gar keine Überraschung. Selbstverständlich muss Religion auch nutzen, den Menschen guttun, es wäre skurril, wenn es anders herum wäre, also man stelle sich vor Religion wäre das, was uns den Tag vermiest. Also zumindest wäre das kein Gottesbild, was verehrungswürdig wäre, deswegen glaube ich, dass derartige religiöse Konstrukte in aller Regel evolutionsbiologisch zurecht ausgemerzt werden, aber ich glaube, dass es jetzt so diese Grundintention und Intuition, mit der ich hier antrete, dass es auch kippen kann. Es gibt bemerkenswerterweise als Grundimpuls der Soziologie
zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Feststellung, dass wir dabei sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles einen Marktwert zu unterwerfen. Es gab mal vor ein paar Monaten eine Milchwerbung, wir kennen von allen den Preis, aber von nichts mehr den Wert. Ich glaube, das ist genau diese Intuition. Also wir können im Grunde, also die beherrschende Verrechnungsmechanismus in dieser Welt ist eben dann jetzt monetär, der Preis von etwas und das führt zu Einseitigkeiten. Auch da, ich bin weder gegen die Einführung von Geld, noch von die auch Preisauszeichnung im Supermarkt, aber ich glaube, es gibt Tendenzen, die momentan etwas stark geworden sind. Und daher komme ich zu einem, ja quasi, einem End-Pledoyer. Wir haben in unserer heutigen Zeit, unserer heutigen Gesellschaft, eine Prägung durch Naturwissenschaften. Das ist an dieser Stelle ein letztes Mal betont,
auch gut so. Naturwissenschaften ticken so, dass sie auf Empirie, das meint Beobachtung, wie gesagt, moderne Naturwissenschaft arbeitet viel mit Experimenten, also Laborsituationen und da wird schon so die Stoßrichtung deutlich, also die kleinteilige Analyse von Einzelprozessen. Allerdings sieht dort Ursache Wirkungsketten, die quasi eine Beschreibung aus der Vergangenheit ermöglichen, funktionieren von der Tendenz, das muss man allen vor sich sagen, ich habe vorher mit der Quantenphysik angedeutet, aber von der Tendenz her deterministisch und treffen sich immer darin, eine funktionale Analyse der Welt letztlich zu bieten unter dem Anspruch der Objektivität. Der ist sehr wichtig, auch ohne, dass ich irgendeine Allmachtsfantasie haben muss, ist es wichtig, dass ein Ergebnis, was jetzt hier im Raum produziert werden würde, auch in Japan wiederholbar ist.
Also das ist so der Selbstanspruch der Naturwissenschaften, dass Experimente nachvollziehbar sind und daher sich als objektiv bewahrheiten. Auf der anderen Seite sehe ich eine Ebene und da kann ich hier in diesem Worthaus-Kontext, die vielleicht mehr betont, religiös nennen. Also man kann auch anderen Ebenen, es muss nicht unbedingt zum engeren Sinn religiös sein, aber ich glaube, die religiöse Seite, wer hier doch die Pointe, um die es mir jetzt auch dann gehen würde, die ist auch normativ. Deswegen dazu gesagt, man muss nicht religiös sein, um normativ zu sein, aber die religiöse Perspektive ist auf jeden Fall, also auch normativ und sie hat eben auch den Sinn, im Sinn, also den Zukunftsblick, sodass die Freiheit, die Verantwortung und eben immer die Kernbotschaft und das ist jetzt im Grunde die Pointe, bei der ich hier lande, was Religion in dieser Gesellschaft als Angebot haben kann und muss mehr als Funktion. Das glaube ich, darum geht
das und das gebündelt in den Begriff von Subjektivität. Also sprich, die religiöse Perspektive sieht immer fernab der objektiven Beschreibung das Subjekt, den Einzelnen, das Individuum in einem Sinn-Gesamtzusammenhang, eben nicht im einzelnen Versuch, sondern im Großen Ganzen. Das Dumme ist, beides passt schlecht zusammen. Das war das, was ich vorher darzustellen versucht habe, was tatsächlich das Problem kennzeichnet und da weiß ich nicht, ob es dafür einen theologischen Einstand bräuchte oder ob es tatsächlich einfach so ist. Wir haben hier zwei Beschreibungsebenen, die irgendwie logisch nicht zusammenpassen. Dafür wurde übrigens bemerkenswerterweise in der Physik der Begriff der Komplementarität geprägt. Also es gibt diesen Fall, dass wir einer Erscheinungsform nur dann gerecht werden, wenn wir sie von verschiedenen Seiten betrachten, wenn wir
verschiedene Erklärungsmodelle zulassen und ich glaube, die Welt als Ganze ist genau so ein Fall. Es genügt nicht eine naturwissenschaftliche Herangehensweise, so stark und erfolgreich es hier ist. Es braucht auch immer mehrere und ich glaube, die religiöse Herangehensweise an die Welt ist nicht nur eine sehr veritable, die eine Menge Dinge aufgreift, die ja auch real erfahren werden. Ich finde es immer wieder spannend, wenn als ein ganz zentraler Kritikpunkt von, ich hatte vorher Michael Pauen und Thomas Metzinger benannt, die sagen unverblümt, dass sie die menschliche Selbsterfahrung als frei, als religiös, als sinngestiftet für Quatsch halten. Und da würde ich mir gerne einen Spieß umdrehen und sagen, mit welchem Recht eigentlich ist das im Grunde nicht auch Teil des empirischen Befundes, wenn auch zugegeben, es ist schwieriger eine
religiöse Erfahrung zu verobjektivieren. Aber die Behauptung, dass eine religiöse Erfahrung hier im Raum es in Japan nicht auch gäbe, die ist ja genau Quatsch. Also die Mehrheitsverhältnisse sprechen eindeutig für Religion. Also religiöse Erfahrungen sind mitnichten einzelne Erfahrungen, die keinerlei Anspruch auf Verobjektivierung halten. Wenn es so wäre, gäbe es im Übrigen auch keine Religionsgemeinschaften. Also die Poente von Religionsgemeinschaften ist ja eben ein Netz von gleicher Erfahrungsteutung zu bilden. Also ich glaube, der religiöse Mensch kann den Spieß an dieser Stelle sehr gerne umdrehen und sagen, wir haben sehr wohl Erfahrungen im Hintergrund stehen. Ich würde den religiösen Menschen nur gerne in die Verantwortung heben, das auch zu tun und würde an dieser Stelle auch mit der Kritik anheben, vielleicht gelingt genau das zu schlecht. Und ja, ich habe schon gesagt, ich bin katholisch, also wenn ich die katholische Liturgie nehme,
die Dauerkritik daran ist, sie ist zu langweilig. Mit Dauerkritik meine ich, dass nahezu jede Umfrage am Ende das ergibt, dass eigentlich 90 Prozent der Beteiligten das sagen würden. Also ohne jede Polemik scheint da die Herausforderung dahinter zu stehen, es scheint der Erfahrungssprung nicht mehr stattzufinden. Also die Erfahrung scheint nicht zu klappen und das glaube ich, das wäre die Mitgift, die ich Religionsgemeinschaften gerne geben würde. Da scheint Arbeit zu sein, aber das Positive, was ich sehe und mit dem ich an dieser Stelle auch schließen möchte, ist, ich glaube religiöse Sinndeutung hat dieser Welt sogar etwas sehr Wichtiges zu sagen, weil die Tendenzen an Funktionalisierung, die passieren, wenn ich nur einseitig auf diese naturalistische Herangehensweise setze, eine Welt erschaffen, in der zumindest ich nicht leben möchte und ich glaube, dass es dann doch, so wenig das objektivierbar ist, aber allein dieser Wollen in dieser Welt nicht zu leben, ist doch ein gutes Argument,
in einer anderen Welt zu arbeiten.
Wo bleibt der Sinn? Zu den Einseitigkeiten naturwissenschaftlicher Weltdeutung | 8.3.1
Setzen Sie sich außerhalb der Großstadt unter einen sternenklaren Himmel. Lassen Sie die Gedanken in die Unendlichkeit strömen, bis Sie sich ganz klein fühlen. Auch wenn es pathetisch klingt und der moderne Mensch für so etwas keine Zeit hat – kaum einer, dem in so einem Moment nicht die großen Fragen des Lebens in den Sinn kommen: Wer bin ich? Was ist mein Platz in dieser Unendlichkeit? Und was ist da draußen sonst noch alles? Jahrtausendelang haben Priester diese Fragen beantwortet, später auch Philosophen, heute hören wir lieber Naturwissenschaftlern zu, Physikern und Biologen, die von Atomen und zahllosen Zufällen erzählen. Theologe Patrick Becker, selbsterklärter Fan der Naturwissenschaft und dankbar für ihre Errungenschaften, zeigt ihre Grenzen auf. Er erklärt, warum es nicht reicht, die Welt durch eine naturwissenschaftliche Brille zu betrachten. Und warum gerade jeder Mensch als Individuum mehr braucht, als Antworten aus der Physik und Biologie auf die großen Fragen des Lebens.