Die Kirche ist ein Thema, das unsere Kirchen- und Christenheit herausfordert. Es ist klar, dass es dabei nicht um Wahrsagerei nach Art der Astrologen, Traumdeuter oder eines Nostradamus geht und auch nicht in erster Linie um Utopien und Dystopien der Zukunft, obwohl es damit viele Berührungen gibt. Das alles hat es in der Antike natürlich auch gegeben, aber das hat praktisch wenig mit dem zu tun, worum es bei dem Stichwort Prophetie geht. Prophetie ist der kritische, der zukunftsweisende Aspekt der christlichen Botschaft. Konstituierend für die Prophetie schon im alten Israel ist nicht so sehr der Bezug auf die Zukunft wie in heutiger Umgangssprache, sondern auf die Übermittlung einer Botschaft, die von Gott stammt.
Diese Botschaft kann Zukunft ansagen, soll aber primär die Gegenwart erhellen und mit dem Willen Jahwees, mit dem Willen Gottes konfrontieren. Sie hat ethische, utopische, zivilisationskritische und andere Züge. Sie stiftet Gemeinschaft und begleitet ihren Weg. Schon in der hebräischen Bibel ist ihr Inhalt Gottes Heilswille, der sich in Bund, Gebot und Verheißung ausdrückt. Später treten dann Aspekte einer Mitteilung göttlicher Geheimnisse in der Apokalyptik bzw. einer Selbsterschließung des göttlichen Wesens stärker in den Mittelpunkt, ohne dass einer dieser Aspekte je ganz fehlen kann.
Sie werden schon gemerkt haben, dass ich so ein altmodischer Protestant bin. Sie bekommen keine bunten PowerPoint-Bildchen im Hintergrund, sondern nur Worte. Mein Vortrag heute Vormittag soll aus vier Teilen bestehen. Nach einer kurzen, einigen kurzen einführenden Bemerkungen geht es um das Motiv der erloschenen Prophetie, der abwesenden Prophetie. Der Prophetie ist eine Sache der Vergangenheit, das zwar ein Motiv, das zwar nie die einzige Stimme zur Sache war, aber im Judentum der späthelonistischen und römischen Zeit doch beherrschend gewesen ist. Prophetie als Sache einer identitätsstiftenden Vergangenheit. Was heißt das aber dann für die Gegenwart? Wir werden das als Ausdruck einer Distanz zur göttlichen Offenbarung interpretieren, eines Distanzdiskurses, in dem die Gegenwart gegenüber einer größeren Vergangenheit epigonal wird.
In einem dritten Schritt wird es dann um Jesus und seine jüngere Gemeinde gehen, in der das prophetische Element ganz neu aufbricht, aber sich in einer ebenfalls ganz neuen messianischen Atmosphäre bewegt. Die Jesus-Bewegung wird dabei als jüdische messianische Bewegung in den Blick kommen, über die wir durchaus eine ganze Menge wissen, wenn auch nicht immer das, was wir gerne wüssten. Im letzten Teil heute Vormittag möchte ich auf die polnischen Gemeinden schauen, in denen Prophetie ein Element des Gemeinde-Gottesdienstes ist. Sozusagen ein Normalfall dessen, was in der Religionsgemeinschaft der Christen so los ist. Das ist überraschend und hat in dieser Form keine Parallelen im Judentum. Der polnische Gottesdienst unterscheidet sich radikal von allem, was wir über den Synagogen-Gottesdienst wissen und Prophetinnen und Propheten sind aber ein vitales Element. Aber was bedeutet das?
Heute Nachmittag im zweiten Vortrag soll es dann um die Übergänge zur Alten Kirche gehen, um den Höhepunkt frühchristlicher Prophetie in der gewaltigsten religiösen Dichtung, die wir aus der neustestamentlichen Epoche besitzen, dem einen großen prophetischen Buch des Neuen Testamentes, der Johannis-Offenbarung. Und dann auch ein bisschen um das Zurücktreten charismatischer und prophetischer Elemente in der Alten Kirche. Soweit das Programm. Das Christentum ist eine Offenbarungsreligion. Das hat es mit dem Judentum, dem Islam und vielen anderen Religionen gemeinsam und unterscheidet es etwa vom Buddhismus. Es ist dies aber in anderer Weise als zum Beispiel das Judentum und der Islam. Während Gottes Selbsterschließung, seine Offenbarung im Judentum in der Thora geschieht, die mit der weltdurchwaltenden Weisheit Gottes identifiziert werden kann, während dem Islam die Offenbarung im strengen Sinn mit einem Buch identisch ist, dem Koran,
und alle Propheten in langer Subzession bis Mohammed substanziell das gleiche lehren, so ist es im Christentum ganz anders. Offenbarung, um eine etwas allgemeinere Erklärung voranzustellen, ist eine Selbsterschließung Gottes, die diesen für Menschen als gotterkennbar und zugänglich macht, beziehungsweise in der Religionswissenschaft allgemeiner eine übernatürliche Mitteilung durch einen Nomen oder eine Gottheit. Als solche hat sie ontische, noetische und sociologische Dimensionen, also solche, die sich auf das Sein Selbst, solche, die sich auf dessen Erkenntnis und solche, die sich auf das Heilsgeschehen beziehen. Offenbarung als Enthüllungsgeschehen, dessen Subjekt Gott ist, setzt immer eine vorhergehende Verborgenheit Gottes bzw. des Offenbarungsinhaltes voraus.
In einem weiteren religionswissenschaftlichen Sinn kann von Offenbarung gesprochen werden, wenn eine Religion die Quelle ihrer Heilserkenntnis bzw. ihrer Lehren nicht in einem menschlichen Erkenntnisvermögen begründet, sondern in einer Mitteilung durch die Gottheit. Das geschieht meistens in Offenbarungsereignissen, Inspiration, Vision, Audition, Traum, Erleuchtungserfahrungen, die Trance, die Epiphanie, die Erscheinung einer Gottheit, die Himmelfahrt, der Seele und ähnliches. Diese werden spezifischen Offenbarungsempfängern zuteil, jetzt mal den Stifterfiguren, einer Religion. Eine Religion kann auf abgeschlossene Offenbarung als ihre Grundereignisse zurückblicken, so grundsätzlich in Judentum, Islam und Christentum, oder sich an fortlaufenden Offenbarungen orientieren bzw. diese erwarten. So ist das bei den Bahai oder den Mormonen, bei denen es auch in Zukunft noch neue Gotteserfahrungen geben soll.
Eine Variante stellt die Idee einer progressiven Offenbarung einschließlich eines geschichtlichen Höhepunktes dar, den Protestantismus, ehemals formuliert von Ernst Troelsch. Offenbarung hat also in verschiedenen Religionen einen durchaus unterschiedlichen Stellenwert, während zum Beispiel traditionelle Stammes- und Volksreligionen selten auf Offenbarung rekurrieren und diese in den großen asiatischen Religionen zwar bekannt sind, aber in ihrer Bedeutung für das Heil der Menschen eher marginal bleiben, sind Judentum, Christentum und Islam, die zitiert, Offenbarungsreligionen, welche ihre Lehre primär durch Offenbarung legitimieren. Mit anderen Worten, ohne Offenbarung ist das Christentum nicht zu haben. Durch wen und wie geschieht Offenbarung? Hier kommen nun die Propheten ins Spiel. Prophet, Sie wissen hebräisch heißt das Nabi, eigentlich berufener, vielleicht auch einfach Sprecher,
Jural Nebim im griechischen Prophetes, das heißt eigentlich Verkünder. Propheten und Prophetinnen treten schon im Alten Testament als Übermittler göttlicher Botschaften auf, wobei sie, weil sie auf dem Formelrepertoire der profanen Botenrede schöpfen, so spricht Yahweh, Gottes Rede im erster Person Singular mit vielen Variationen, das heißt sie verstehen sich analog einem Boten. Exilisch und nachexilisch heißen die Propheten dann auch einmal direkt Malakbote, so bei Dodo Jesaja, Haggai, Malachi und anderem. Das griechische Wort Prophetes, das Nabi und einige angrenzende Termini der hebräischen Bibel meist übersetzt, etwa der Septuaginta, das bezeichnet im jenistischen griechischen allgemein einen Verkünder. In Delphi meint es zum Beispiel einen der Pythia zugeordneten Priester. Aber auch die Dichter gelten als Propheten der Musen. Das Wort ist nicht sehr spezifisch. In Ägypten etwa meint es einen Priester und erhält seine genaue inhaltliche Füllung jeweils durch den Samenhang.
Im Zuge der Entstehung des antiken Judentums aus den Vorgaben der israelitischen Religionsgeschichte wurde Mose zum zentralen Offenbarungsmittler und größten Propheten, so schon Nr. 12 und Deut. 34. Die Thora wurde zum materialen Hauptinhalt der Offenbarung. Die Propheten wurden damit zu Auslegern der Thora, was sie von Hause aus eigentlich nicht sind. Die Zeit der Schrift Prophetie ist freilich schon vor dem Büchlein Daniel vorbei. Die Gründe dafür sind komplex. Uns interessiert hier zum Einstieg weniger der geschichtliche Hintergrund, sondern die Deutung, die Interpretation, die das antike Judentum der Abgeschlossenheit der kanonischen Prophetie gegeben hat. Das führt uns auf ein Theleumenon, eine Vorstellung, eine Lehre, eine Idee, die für das Neue Testament einen wichtigen Referenzrahmen abgibt und dem wir uns ein bisschen ausführlicher zum Einstieg zuwenden müssen.
Das ist die Geschichte mit der erloschenen Prophetie. Der Prophetie ist eine Sache der Vergangenheit. In die Zeit um 120 v. Chr. führen uns drei Luzi Classici, drei zentrale Stellen erloschener Prophetie, drei Stellen im ersten Maccabea Buch. Das gehört also zu den Apokryphen des Alten Testamentes. Der Tempel war entweiht worden unter griechisch-johannistischer Herrschaft, umgeweiht zu einem Tempel des Zeus Olympios, aber das mochten natürlich fromme jüdische Menschen gar nicht. Da wurde der Tempel zurückerobert unter den Maccabean. Das waren vier Brüder mit ihrem Vater, die den Tempel wieder zurückerobert haben und da wurde er neu eingeweiht. Im Jahr 164 v. Chr. war das. Da gab es nun diverse Probleme. Das heißt, er nahm dazu, also Judas Maccabeus, er nahm dazu Priester, die sich nicht verunreinigt hatten, sondern beständig im Gesetz geblieben waren.
Diese reinigten das Heiligtum und trugen die unreinen Steine weg an unheilige Orte. Und weil der Altar des Brandopfers entheiligt war, hielten sie Rat, wie sie es damit halten sollten. Das heißt, der alte Altar war jetzt entweiht, weil für ihn Opfer für fremde Götter, für den himmlischen Zeus, dargebracht worden waren. Jetzt brauchte man einen neuen Altar. Und sie fanden einen guten Rat, nämlich, dass man ihn ganz einreißen sollte, dass nicht Ärgernis davon käme, die weil ihn die Heiden entheiligt hatten. Darum wurde er ganz eingerissen. Und sie verwahrten die Steine auf dem Berg bei dem Haus an einen besonderen Ort, bis ein Prophet käme, der anzeigte, was man damit tun sollte. Gewisse Kultfragen können also nur vorläufig geregelt werden, denn es gibt keinen Propheten. Nach dem Tod des Judas Maccabeus, das ist Kapitel 9, da heißt es dann, und es war in Israel solche Trübsal und Jammer, weil der große Freiheitsheld und Anführer gestorben war,
dassgleich nicht gewesen ist, seitdem man keine Propheten mehr gehabt hat. Dann, ein bisschen später, von der Zeit des Simon Maccabeus, seines Jürenbruders, da heißt es, und der König Demetrius, das ist also der himmlische, sileukitische Herrscher, der bestätigte ihn im hohen Priesteramt. Und hielt ihn als seinen Freund und tat ihm große Ehre. Konnte auch nicht anders, denn er war ja militärisch besiegt worden und dann muss man sich irgendwie gutstellen. Denn er vernahm, dass die Römer der Judenbotschaft mit Ehren aufgenommen hatten und hatten einen Bund mit ihnen gemacht und sie in ihren Schutz genommen. Also die Juden hatten einen mächtigen Bündnis genossen und darum musste sich der himmlische Herrscher jetzt gutstellen. Und dass das jüdische Volk und ihre Priester eingewilligt hatten, dass Simon, ihr Fürst und hohe Priester sein sollte, für so lange, bis ihnen Gott einen rechten Propheten erweckte. Soweit diese drei Stellen aus dem 1. Maccabea-Buch griechisch aus einem semitischen Original übersetzt.
Wichtiger sind die verschiedenen Kontexte, in denen dieser Tropos offenbar angesiedelt werden konnte. Erst ein Prophet würde verlässliche Weisung geben können, was mit den verunreinigten Steinen des Brandopferaltars geschehen sollte. Ein solcher aber war nicht in Sicht. Israel blickte schon auf eine längere prophetenlose Zeit zurück. Das ist ja bitte neu an die Stelle, scheint jedenfalls mehr als ein Menschenalter ins Auge zu fassen. Es wird aber nicht klar gesagt, wann denn die Prophetie sozusagen erloschen sei. Die Hochstimmung über den Erfolg der maccabeischen Dynastie gegen diese griechisch-jänenistischen Herrscher, wird wieder ein jüdischer Nationalstaat begründet im Jahr 164 v. Chr. Dem haben dann später die Römer ein Ende gemacht. Diese Hochstimmung unterliegt damit einer eschatologischen Relativierung. Anders ist es kaum zu verstehen. Messianische Erwartungen werden in diesem Buch allerdings kaum sichtbar. Von einem völligen Fehlen kann man aber doch nicht sprechen. Die Aussagen über die Prophetie beweisen ja gerade,
dass der Verfasser nicht alles sagt, was er denkt und glaubt, sondern manches unausgesprochen im Hintergrund bleibt. Ergänzend verdient Beachtung, dass dieses Buch, erst einmal KBer, ich weiß nicht, ob Sie es alle mal in Ihrer Bibel gelesen haben oder noch nicht, das gehört zu den Apokryphen oder Spätschriften des Alten Testamentes. Wenn Sie es nie gelesen haben, machen Sie es mal, ein spannendes Stück Geschichte in der unmittelbar vor neustestamentlichen Zeit. Ja, interessant an diesem kleinen Büchlein ist, dass keine Wunder in einem supranaturalen Sinn erzählt werden, wie übrigens ähnlich auch in den Büchern Esra, Nehemia und Esther am Ende des Alten Testamentes nicht. Daran spiegelt sich wohl weniger eine reflektierte Theologie als die allgemeine Stimmung, die Gottes Wirken in der Gegenwart, überhaupt in der nachreichssichlichen Aufbauphase, als dem Anheben dieser Gegenwart, eher in einem innergeschichtlichen Prozess und kaum mehr in einem sichtbaren, wunderhaften Eingreifen Gottes in den Weltlauf zu erfahren meint.
Diese Schriften unterscheiden sich darin übrigens markant, etwa vom sogenannten zweiten Maccabea Buch, das ist ein ganz anderer Text, oder den Büchern Judith und Tobias, das sind auch so jüdische Schriften zwischen Altem und Neuem Testament. Die spielen zwar in volksheilischer Zeit, aber da gibt es heftige Wundergeschichten. Das Judentum ist auch hierin sehr vielfältig und kennt ein weites Spektrum an Positionen. Die Gegenwart wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Der hat diesen Autor des ersten Maccabea Buches, den Reichshistoriografen der asmonäischen oder maccabeischen Dynastie genannt, so Rudolf Mayr, der hat nun gemeint, dieser Hinweis auf den fehlenden Propheten, das sei ein versteckter Hinweis auf den Johannes Hürkern, das war also auch ein maccadäischer Fürst und der sei eigentlich der Prophet, der da im Blick sei. Das ist aber ganz unwahrscheinlich, weil dieser Hürkern da gar nicht so gut wegkommt, also schon wieder eingeführt wird auf der Flucht, das ist eher etwas unehrenhaft. Also diese Deutung halte ich für falsch, das war jetzt eine Fußnote für die Insider, die sich für die historischen Dinge schon länger interessieren.
Dies alles trifft sich nun mit anderen Stimmen über ein Erlöschen der Prophetie. Schon in Psalm 74 im alten Testament heißt es bereits im Kontext einer Klage über das babylonische Exil entweite Heiligtum. Gott, warum verstößt Du uns für immer und bist so zornig über die Schafe Deiner Weide? Gedenke an Deine Gemeinde, die Du vor Zeiten erworben und Dir zum Abteil erlöst hast, an den Bergzion, auf dem Du wohnst. Richte doch Deine Schritte zu dem, was so lange wüst liegt. Der Feind hat alles verheert im Heiligtum. Deine Widersacher brüllen in Deinem Haus und stellen ihre Zeichen darin auf. Hoch sieht man Äxte sich erheben wie im Dickicht des Waldes. Sie zerschlagen als ein Schnitzwerk mit Beilen und Hacken. Sie verbrennen Dein Heiligtum, bis auf den Grund entweihen sie die Wohnung Deines Namens.
Wir merken den Schmerz über die Erfahrung des Verlustes des religiösen Zentralheiligtums des Tempels im babylonischen Exil. Nun heißt es, Sie sprechen in Ihrem Herzen, lasst uns sie ganz unterdrücken. Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande. Unsere Zeichen sehen wir nicht. Kein Prophet ist mehr da und keiner ist bei uns, der etwas weiß. Ach Gott, wie lange soll der Widersacher noch schmähen und der Feind Deinen Namen immer fortlästern? Warum ziehst Du Deine Hand zurück, nimm Deine Rechte aus dem Gewand und mach ein Ende? Ein Klagepsalm und ein Inhalt der Klage ist, da ist kein Prophet mehr da, an den man sich wenden könnte in der Not. Ähnlich heißt es in den Klagelieder Jeremie 2,9, der Herr gedachte zu vernichten die Mauer der Tochter Zion. Er hat die Messschnur über die Mauern gezogen und seine Hand nicht abgewandt, bis er sie vertilgte.
Er ließ Wall und Mauer trauern und miteinander fallen. Ihre Tore sind tief in die Erde gesunken, hat ihre Riegel zerbrochen und zunichte gemacht. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden der Verbannung, wo sie das Gesetz nicht üben können. Und Ihre Propheten haben keine Gesichter vom Herrn. Gesichter, das sind Visionen. Ihre Propheten haben keine Visionen mehr, die sehen nichts mehr. Die Ältesten der Tochter Zion sitzen auf der Erde und sind still, sie werfen Staub auf ihre Häupter und haben den Sack angezogen. Trauerkleidung. Die Jungfrauen von Jerusalem senken ihre Köpfe zur Erde. Ja, soweit die Klagelieder, da die gleiche Erfahrung, kein Prophet ist da. Im Exil war der Prophetier eine wesentliche Funktion in der Neukonstituierung der jüdischen Religion zugekommen. Es hatte dann doch wieder Propheten gegeben, Hezekiel, Deuteronje, Seier, dessen Botschaft die Seier 40 bis 55 erhalten ist. Aber das war nun schon wieder vorbei. Nach exilisch war es noch zu einer kurzen Blüte der Prophetie im Zusammenhang des neu errichteten Tempels gekommen.
Die Bücher Haggai und der erste Teil des Sachaya Buches gehören dahin, ehe sie dann als Strukturelement jüdischer Religion weitgehend verschwindet. Es gibt noch Zeugen für ein im sozialen Ansehen gesunkenes spätes Prophetentum. Das ist der kuriose Text, Sachaya 13, 1 bis 6. Da gibt es Propheten, die so asketische Lacerationsriten, die schneiden sich die Hände blutig und fügen sich selbst Verletzungen zu. Das ist etwas derwischartiges. Die werden aber verachtet. Ein ganz kurioser Text. Die Gründe für dieses Zurücktreten der Prophetie werden meist im Erstarken einer Orientierung Israels an der fixierten Thora und einer tempelorientierten Priesteraristokratie gesucht. Wobei hier vieles aber durchaus ungeklärt ist. Das Hoffnungsgut der Propheten aber bleibt Teil des religiösen Erbes Israel. Man liest ja auch die Bücher der Propheten.
Die Erwartung eines Tages Jahwes, des Tages Gottes, nimmt esiatologische die Heilserwartung, dagegen messianische Züge an. Aus beiden Elementen wächst dann in hellenistischer Zeit, in Ansätzen auch schon früher, das apokalyptische Szenario, das freilich auch außerprophetische, weisheitliche Anteile hat. Das apokalyptische Danielbuch, das so ungefähr um das Jahr 164 herum geschrieben ist, das wird nicht mehr Teil des hebräischen Prophetenkanons, sondern der Schriften. Obwohl einige Prophetenbücher auch noch so apokalyptische Passagen haben. Nun, ich denke, dass es vielleicht auch in den altestermäntlichen Vorträgen hier zur Sprache gekommen. Diese Stimmen, die von der Prophetie als einer Größe der Vergangenheit sprechen, bilden einen eigenen Diskurs. Ich möchte das mal einen Distanzdiskurs nennen. Gott ist fern, er spricht nicht mehr, er schweigt. Natürlich gibt es die heiligen Schriften, aber keine aktuelle Gottesrede.
Gott ist fern. Andere Motive flankieren das. Die Schirchina, die göttliche Präsenz hat sich zurückgezogen von der Erde. Noch häufiger ist die Geschichte, die Weisheit, Gottes weltzugewandte Weisheit, die kennen Sie aus dem Buch der Spurche, die Weisheit hat sich zurückgezogen. So erzählt das der äthiopische Henoch, auch so eine apokalyptische Schrift dieser Zeit, äthiopischer Henoch 42, die Weisheit ist auf der Erde umhergewandert, sie ist ja eine Frau, ja, sie ist symbolisch eine Frau im Judentum, sie ist umhergewandert, sie hat gesucht, wo sie Blei befindet und keiner hat sie aufgenommen. Und dann hat sie sich zurückgezogen in die himmlische Welt. Und darum ist sie auf der Erde nicht mehr zu finden. Das ist ganz pessimistisch gedacht. Es ist im Judentum eher eine Minderheitsmeinung, meistens sagt man, die Weisheit ist identisch mit der Thora. Das ist so die Hauptmeinung, aber es gibt auch diese pessimistische Stimme, die Weisheit hat sich zurückgezogen. Der Kanon ist abgeschlossen, so schon Josephus. Alle diese Ideen bilden einen zusammenhängenden Diskurs.
Das ähneln nun kurioserweise auch Gedanken, die wir aus der Paganen, aus der Hellenistischen und später aus der römischen Welt kennen. Da hören wir die Idee, die alten Orakel der Götter sind verstummt, sie sprechen nicht mehr, so sagt man in Delphi. Plutarch und Cicero schreiben darüber ausführlich. Sie ergehen auch, wenn schon Götter Orakel ergehen, ergehen sie nicht mehr in Versen, sondern in Prosa und verlieren ihre Verlässlichkeit. Auch da die Idee, die Götter sind weit weg. Andere Motive prägen diesen Dekadenzdiskurs. Der göttliche Geist oder der göttliche Logos, die Weltvernunft ziehen sich immer mehr aus der Welt zurück, so die historische Philosophie. Götter kommen nicht mehr direkt auf die Erde, wie im mythischen und heroischen Zeitalter. Viele Mythen erzählen von einer letzten Göttin, die heißt dann manchmal Astraea oder Dieke, übrigens auch Justitia. Sie sprachen vorhin von der Justitia, die sich, die als letzte Gottheit auf der Erde war, aber sich dann zurückgezogen hat. Heute sind die Götter nicht mehr auf der Erde.
Sie hat sich den Himmel zurückgezogen. Sie ist da sichtbar als das Sternbild Virgo Celestis, die himmlische Jungfrau. Dafür gibt es ganz viele Texte. Das kann sich sogar steigern. Die Menschen sind heute kleiner und unbedeutender als ihre Vorfahren, eben weil das heroische Zeitalter vorbei ist. So sagt das zum Beispiel Plinius. Große Offenbarung als eine Sache der Vergangenheit. Die Apokalyptik schreibt deshalb gerne ihre Bücher unter geliehenen Namen der Vergangenheit, weil die Gegenwart keine Propheten mehr hat. Henoch, Mose, Esra. Der syrische Baruch, das ist eine jüdische apokalyptische Schrift, der Zeit so kurz vor 100, also schon christliche Zeit, da steht der Satz Die Propheten haben sich schlafen gelegt. Das entfaltet nicht nur eine eigene Geschichtstheologie, es erlaubt auch affektive Obertöne herauszuführen. Die Stimmung ist nicht Nostalgie, sondern Trauer, getragen von dem Bewusstsein großer Distanz
zu der Geborgenheit in der Nähe der autoritativen Offenbarungsträger, an der sich das Volk schuldig gemacht hat. Wer so spricht, gliedert sich selbst nicht in die Reihe der Propheten. Auch die Waisen und Verständigen sind in der Gegenwart verschwunden, sagt die gleiche Schrift. Syrischer Baruch 4. Dafür werden in der Endzeit Phantome und leere Gerüchte überhandnehmen. Die Weisheit wird nicht mehr aufzufinden sein. Das ist nicht nur ein Theolo-Rumelon, es ist ein Lebensgefühl. Ein Lebensgefühl der Distanz göttlicher Wirklichkeit. Wir werden sehen, wie das Christentum damit umgegangen ist. Im rabbinischen Judentum existiert diese Stimme in einer eigentümlichen Zwitterstimmung. Die Zeit der Propheten ist vorbei, weil die gegenwärtige Generation diese direkte Offenbarung nicht mehr verdient. In der rabbinischen Theologie bilden Heiliger Geist und Prophetie auf das engste zusammengebunden.
Sie rechnet dabei aber mit einem Aufhören der Prophetie zur Zeit der letzten Schrift. Propheten, so da, das ist der klassische Text. Doch wird vereinzelten Rabbinen der Heilige Geist, das heißt immer die Prophetie, doch auch noch zugesprochen. Es gibt auch die Idee der Badkohl, der Himmelsstimme, der Tochter der Stimme, das Echo der göttlichen Stimme. Die kann man gelegentlich noch hören. In der Gegenwart hört man nicht mehr Gott selbst sprechen. Man kann aber noch das Echo seiner Stimme hören. Das ist die Badkohl, davon gibt es in der rabbinischen Literatur hunderte von Belegen. Die alttestamentlichen Propheten werden nun ganz als Thora-Lehrer geschildert, so dass sich immerhin die Weisen, das heißt nämlich der Rabbinat, die Rabbinen, als ihre Nachfolger sehen können. Zum Beispiel in Sefer Ulam Rabba, dem rabbinischen Text, bis hierher. Damit ist gemeint Alexander der Große, der im Orient immer als der große Zerstörer der Ordnung, immer als Übeltäter gilt, er hat immer ganz kritisch gesehen. Bis hierher haben die Propheten im Heiligen Geist geweiss sagt. Von da an und weiter, neige dein Ohr und höre auf die Worte der Weisen.
Man merkt, das wird anerkannt, es gibt keine Propheten mehr, aber man versucht die Weisen sozusagen zu ihren Nachfolgern zu erklären. Die Weisen sind dann der entstehende Lehrstand des Rabbinates, der sich erst im zweiten, dritten Jahrhundert richtig etabliert. Ähnlich andere Stimmen aus diesem Distanzdiskurs. Die Zeit der Wunder ist vorbei. Ester ist das Ende aller Wunder, heißt es im babylonischen Talmud, Wawli Yomar, im Munde eines Rabbis aus dem dritten Jahrhundert. Frühere Generationen konnten die Epiphanien der Engel leichter und furchtloser ertragen als spätere, heißt es Genesis Rabbah, auch eine rabbinische Schrift. Die Namengebung für neugeborene Kinder war in früheren Generationen mit ominöser Vorbedeutung durch den Heiligen Geist inspiriert. Aber heute kann davon gar keine Rede mehr sein. So Genesis Rabbah 37. Ein besonders radikales Diktum, sehr hübsch. Wenn die früheren Generationen Engel waren, so sind wir nur Menschen.
Aber wenn die früheren Generationen Menschen waren, so sind wir nur Esel. Ein Amorea der ersten Generation im Jerusalemer Talmud. Das sind rabbinische Stimmen zur Sache. Ein bisschen jünger als das Neue Testament, aber das gleiche Lebensgefühl. Auch für viele, und das ist der große jüdische Religionsphilosoph, der Zeitgenosse Jesu, da ist Prophetie eine Sache der Vergangenheit. Als wichtiger Exponent einer geistigen Bewältigung der händistischen Weltkultur beschreibt er die in der Gestalt des Mose unüberholbar manifestierte Prophetie und der zu Hilfenahme der philosophischen Kategorie des Enthusiasmus, so dass das prophetische Wort und der weitestgehende Ausschaltung der psychischen Befindlichkeit des Propheten zustande kommt. Aber nachkanonische Persönlichkeiten heißen nie Propheten. Insgesamt gehört die Idee einer vergangenen, erloschenen Prophetie in einen Distanzdiskurs. Nicht nur der moderne Mensch, nicht nur unsere Zeitgenossen erleben Gott unter Umständen als fern, als nicht präsent.
Das ist durchaus auch gelegentlich eine antike Erfahrung. Diese Erfahrung ist auch im Neuen Testament überraschenderweise gar nicht so selten. Sie kennen vermutlich alle Markus 12, das Weinberg-Gleichnis. Ein Mann hat einen Weinberg verpachtet, aber die Pächter wollen die Pacht nicht bezahlen, sondern verprügeln und töten die Knechte, die der Besitzer schickt. Er selbst, der Besitzer, Gott, ist offenbar weit weg im Ausland und er kann seinen Rechtsanspruch nicht direkt durchsetzen. Schließlich schickt er seinen Sohn, aber den töten die Pächter, um sich den Weinberg anzueignen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn der Weinbergbesitzer ganz weit weg ist. Natürlich kommen sie damit nicht durch. Der Weinbergbesitzer greift nun zu rabiateren Mitteln und entzieht den Pächtern den Weinberg und gibt ihn anderen. Der Besitzer des Weinberges, Gott, ist nicht am Ort. Er ist weit weg. Zwar schickt er Boten, aber diese werden misshandelt. Das ist in gleicher Form eine Distanzerfahrung Gottes. Im Neuen Testament steht diesem Lebensgefühl freilich eine völlig anders geartete Erfahrung der göttlichen Nähe
und des wieder ausgegossenen göttlichen Geistes gegenüber, wie wir gleich ausführlich sehen wollen. Nun stehen dem Theologuminon der erloschenen Prophetie auch im Judentum einige andere Stimmen gegenüber, die ich zumindest kurz en passant erwähnen möchte. In Kumran etwa konstituiert sich eine Bewegung radikalen Thora-Gehorsams, die Phänomene einer inspirierten Schriftauslegung kennt. Je Lehrer der Lehrer der Gerechtigkeit, wie er heißt, auf den sich die Bewegung beruft, besteht sich aber nicht als Prophet, sondern als endzeitlicher Thora-Lehrer, dem Gott die endzeitliche Enthüllung der von den Propheten niedergeschriebenen Offenbarung anvertraut hat. Darum bringt er seine Botschaft als Auslegung der Propheten. Er selbst ist kein Prophet. Auch für Kumran sind die Propheten eine Größe der Vergangenheit, auf die zurückgeblickt wird.
An anderer Stelle hören wir immerhin von Gestalten im ersten Jahrhundert der Zeit der frühen Christinnen und Christen, von Gestalten, die sich selbst doch irgendwie auch prophetisch gedeutet haben oder die so gedeutet wurden. Zum Beispiel steht da Apostelgeschichte 21, Prozess des Paulus. Paulus ist gerade gefangen genommen worden. Als nun Paulus in die Burg geführt werden sollte, fragte er den Oberst, Darf ich mit dir reden? Er aber sprach ganz so griechisch. Bist du nicht der Ägypter, der vor diesem Tag einen Aufruhr gemacht und 4000 von den Aufrührern in die Wüste hinausgeführt hat? Paulus aber sprach, Ich bin ein jüdischer Mann aus Tarsus, in Gelikien, Bürger einer namhaften Stadt. Ich bitte dich, erlaube mir, zu dem Volk zu reden. Paulus wird verwechselt mit einem Aufrührer. Da hören wir eine Zahl, 4000 Leute. Das ist realistisch. Und irgendwie sind die in die Wüste gezogen. Zu diesen Aufstands-Propheten weist sich neunter der männliche Prophetie in Konkurrenz. Schon Markus 13, das ist die große Endzeitrede, Jesu heißt es, Jesus spricht. Wenn dann jemand zu euch sagen wird, siehe hier ist der Christus, siehe da ist er, so glaubt es nicht.
Denn es werden sich erheben falsche Christusse und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, so dass sie die Auserwählten verführen würden, wenn es möglich wäre. Ihr aber seht euch vor, ich habe euch alles zuvor gesagt. Da konkurriert die Jesus-Bewegung mit diesen prophetischen Figuren, die da als Falsch-Propheten qualifiziert werden. Josephus, das ist der große jüdische Historiker dieser Zeit, dem wir sozusagen das Gesamtbild des Judentums gewinnen, den können Sie gut auch auf Deutsch lesen, ein ganz spannender Autor, da müssen Sie nicht Theologie studieren, sondern das kann man gut mal lesen, gibt es als Taschenbuch auf Deutsch. Josephus berichtet uns reiche Details zu diesen Exponenten der sozial und religiös gährenden volkstümlichen Opposition in den Jahrzehnten vor dem Jüdischen Krieg. Ihr gemeinsamer Nenner, damit auch dieser Prophetenfiguren, ist die Erwartung eines neuen Exodus, einer in der Wüste anbrechenden neuen Heilszeit. Darum führt der Ägypter seine Anhänger nämlich in die Wüste, da soll die neue Heilszeit anfangen,
so wie das alte Israel aus der Wüste geboren war. Im Jüdischen Krieg mündet diese religiöse Szene in die den Aufstand tragende Widerstandsbewegungen. Ihre Zeloten-Propheten treten vor allem auf, um die Steuer abzuschaffen. Die Kaisersteuer erregt großen Anstoß, auch die soziale Verarmung des Volkes. Das erste, was die Zeloten, als sie dann Erfolg haben, tun, ist, dass sie die Steuerlisten und die Schuldlisten in den öffentlichen Archiven verbrennen. Das zeigt die sozialen Wurzeln dieses Aufstandes. Mit der Katastrophe des Jahre 70, kennen Sie alle, Zerstörung des Tempels, da verschwindet diese Prophetie nicht völlig, aber es gibt ja noch zwei weitere große jüdische Aufstände in der Kyrinajka und dann im zweiten jüdischen Krieg im zweiten Jahrhundert, aber irgendwie versickert sie dann doch im Untergrund. Für Josephus selbst ist die Reihe der kanonischen Propheten abgeschlossen, wie er überhaupt einen konsensfähigen Kanon voraussetzt.
Er hat auch sonst ein starkes Gefühl der Unterlegenheit der Gegenwart seines Volkes gegenüber der idealisierten Vergangenheit. Er kennt zwar zum Beispiel Wahrsagende, Essener und Pharisäer, das ist für ihn nichts Böses, aber er sieht in ihnen keine Propheten. Er selbst tritt vor Vespasian als Ankündiger von dessen künftiger Größe, sehr interessanter Text, aber er vermeidet es, sorgfältig sich selbst als Propheten zu bezeichnen. Er kennt aber diese Zeichen-Propheten, nennen wir sie einmal, aus der Zeit des Aufstandes. Diese bewegen sich wie gesagt in einem Traditionsgefüge neuer Exodus, machtvoller Anbruch des Reiches Gottes, oft mit einer spezifischen Adlichkeit der endzeitlichen Theophanie, der Erscheinung Gottes, verbunden mit einem Ruf in die Gefolgschaft. Das alles kann nicht Zufall sein, wir haben verschiedene Exponenten ähnlicher apokalyptischer endzeitlicher Gedanken vor uns.
Typologisch vom Charakter des Auftretens her fügen sich auch Jesus und Johannes der Täufer zumindest partiell in dieses Bild. Das heißt aber, das bevorstehende Eschaton, das Reich Gottes, aus dessen Boot und Herold sich beide wissen, ist ein gemeinsames Hoffnung-Gut, das haben sie auch mit anderen gemeinsam, auch wenn die Wege dazu ganz unterschiedlich gesehen werden. Noch ein Text aus dem Neuen Testament zu diesen Zeichen-Propheten, die wir aus Josephus kennen, Kapitel 5. Petrus und Johannes waren gerade wegen einer Heilung gefangen genommen worden, da stand ab einem hohen Rat ein Pharisäer auf, mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter, vom ganzen Volk in Ehren gehalten und ließ die Männer für kurze Zeit hinausführen. Und er sprach zu ihnen, also zu seinen jüdischen Mitschriftgelehrten und Synodalen, könnte man sagen, ihr Männer von Israel, seht genau zu, was ihr mit diesen Menschen tun wollt. Denn vor einiger Zeit stand Teudas auf und gab vor, er wäre etwas und ihm hing eine Anzahl Männer an, etwa 400.
Kleine Zahl. Der wurde erschlagen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut und vernichtet. Danach stand Judas der Galilea auf in den Tagen der Volkszählung und brachte eine Menge Volk hinter sich zum Aufruhr. Und er ist auch umgekommen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut. Und nun sage ich euch, lasst ab von diesen Menschen, lasst sie gehen. Er spricht jetzt von den Jüngern, Johannes und Petrus. Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird es untergehen. Ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht vernichten, damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen. Da stimmten sie ihm zu und riefen die Apostel herein und ließen sie geißeln und geboten ihnen, dass sie nicht mehr im Namen Jesu reden und ließen sie gehen. Soweit Apostelgeschichte 5, die haben natürlich gar nicht daran gedacht, jetzt zu schweigen. Aber da sehen wir, in welcher Konkurrenz sozusagen diese Jesus-Bewegung gesehen wird. Da hören wir von solchen Zeichenpropheten, die also Anhängerschaft finden, das Interessante ist, die gibt es nicht mehr.
Die Anhänger haben sich zerstreut mit ihrem Tod. Diese Bewegungen, die hatten sozusagen ihre Zeit, paar Monate oder Jahre. Dann wurden die Anführer umgebracht und dann war es damit vorbei. Sie versprechen den Anbruch des Eschatons, der weltvollen Endung in nächster Zukunft, aber ihre Anhängerschaft versickert mit dem Ausbleiben ihrer Ansage rasch. In gewisser Hinsicht versuchen sie unter den Bedingungen der populären Apokalyptik zu erfüllen, was der Apostel zum Grundzug jüdischer Religion erklärt. Die Juden suchen Zeichen, Semea, 1. Gründer 11. Diese Prophetie des ersten Jahrhunderts als Träger sozialer Unruhe partizipiert am Bild eines universalen Geschichtsgefälles, dem man Offenbarungsgefälle korreliert. Ich kann das nur nicht mehr im Einzelnen darstellen. Das ist dann Gegenstand, das hört man dann in theologischen Vorlesungen und so. Da geht es dann auch um solche Dinge.
Zur Zeit Jesu tritt Johannes der Täufer als Prophet auf oder als Elias Redivivus nach dem Maläachi-Buch, den die Christen als Vorläufer Jesu verehren. Von ihm wird ja morgen, wenn ich recht sehe, ausführlich die Rede sein. Johannes stellt sozusagen symbolisch den Urzustand Israels wieder her, er predigt in der Wüste und tauft zur Umkehr. Dabei ist der Ort von hoher Bedeutung der Jordan. Johannes ist dabei der bekannteste Vertreter solcher Reformgruppen. Den hören wir gerade im Ostjordanland öfter, Täufergruppen. Wir haben da eine ganze Reihe von Namen. El-Kasai, der Banus, von dem Josephus spricht, die kleine Gruppe der Mandea, die jedes Taufwasser einen Jordan nennt, die bis heute im Irak überlebt haben. Die gehören alle zu dieser Täuferszene, über die wir gerne mehr wüssten. Sie sehen Johannes den Täufer als einen ihrer Propheten. Jesus und das Christentum lehnen sie aber ab. Für die Mandea etwa ist Jesus der Löwenprophet schlechthin. Also Täuferbewegungen, Jesusbewegungen waren für längere Zeit offenbar Konkurrenten.
Damit kommen wir zu Jesus. Wie können wir ihn verorten in dieser Umwelt, die Prophetie im Wesentlichen für eine abgeschlossene Sache der Vergangenheit hält? Früher habe ich manchmal Konfirmanden gefragt, was war denn Jesus eigentlich von Beruf? Sein Vater war ja bekanntlich Zimmermann. Aber Jesus? Nun, die Antwort muss wohl heißen, ein wandernder Prediger, Heiler und Exorzist. Er bewegt sich ganz im Rahmen des Judentums, obwohl er darin doch auch für ganz Neues steht. Lange sind die Zeiten Rudolfs Bultmanns vorbei, der angeblich auf die Frage, wie viel wir über Jesuswissen gesagt haben soll, es geht wohl auf eine Postkarte. Das sagt heute niemand mehr. Wir wissen viel über Jesus, wenn auch nicht immer das, was wir gerne wüssten. Wenn ich mit meinen Studenten spreche, dann ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Wir wissen deshalb vielleicht ein bisschen mehr über Jesus als die vergangene Forschung, weil wir mehr über das Judentum wissen.
Das Bild Jesu hat deutlich an Kontur gewonnen, einmal durch die vielen neuen Texte, den Koman habe ich schon erwähnt, aber auch durch die biblische Archäologie, vor allem die Galilea Archäologie, die unser Bild der Umwelt Jesu nachhaltig verändert hat. Die Galilea war zum Beispiel keineswegs so abgelegen und hinterwälzerisch, wie man früher dachte es. Die jenistische Kultur war selbstverständlich auch hier präsent. Wir wissen also eine ganze Menge über Jesus und was sagt das nun über das Wiedererwachen der Prophetie in seinem Umfeld? Aus der Evangelien wird deutlich, dass Jesus seinen Zeitgenossen nun vor allem ein Rätsel war. Der Prediger, ein Heiler. Aber wer ist das eigentlich? Was ist das Geheimnis seiner Person? Wir wollen das in einigen Texten anschauen. Wir kommen jetzt ziemlich viele Bibeltexte vor. Wenn Sie Ihre Bibel haben, dürfen Sie die gerne mit aufschlagen.
Also nicht nur sagen, können Sie sich auch einfach zuhören. Ich lese alle Texte vor, aber ein bisschen mit hineingucken kann nicht schaden. Lukas 10. Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen allen, selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht und haben es nicht gesehen und hören, was ihr hört und haben es nicht gehört. Das ist so eine rätselhafte Sache. Jetzt passiert etwas Großes. Aber was, was passiert da? Wir hören eine längere Passage aus Lukas 11. Die stammt aus der sogenannten Logienquelle. Das ist also eine Quellenschrift der Evangelien, die wir aus Matthäus und Lukas ziemlich vollständig rekonstruieren können. Die ist bei diesem Text ziemlich so erhalten, wie sie vermutlich da stand. Das ist also sehr dicht dran an dem Originalton Jesus, obwohl es auch natürlich von Christen tradiert ist.
Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und das geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme und die Menge verwunderte sich. Einige aber unter ihnen sprachen, er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebue, ihren Obersten, also der Teufel. Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Das ist deshalb, weil die Zeichen auf der Erde alle mehrdeutig sind. Nicht alle Wunder, das können auch die bösen Geister, die Dämonen können das bewirken, aber ein Zeichen vom Himmel, das wäre was Eindeutiges. Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen, jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet. Und ein Haus fällt über das andere. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins? Wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul. Wenn ich aber die bösen Geister durch Beelzebule austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Warum werden sie eure Richter sein? Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.
Die Matthäusparallele liest hier Finger Gottes statt Reich Gottes. Das ist eine interpretierende Veränderung. Reich Gottes, das ist das zentrale Hoffnunggut Jesu, der zentrale Inhalt, für den er steht. Jesus argumentiert, wenn ein starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Jesus deutet also seine Exorzismen als Siege über Mächte des Bösen, die den Menschen versklaven. Wir überspringen einige Verse, 27 folgende. Es begab sich, als er so redete, da erhob eine Frau im Volk ihrer Stimme und sprach, selig ist der Leib, der dich getragen und die Brüste, an denen du gesungen hast. Er aber sprach, ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.
Das ist alles sehr interessant. Wir gewinnen dabei eine Außenperspektive auf das Auftreten Jesu. Die Wunder Jesu, die Heilungen, die Heilungserfahrungen, die Befreiungserfahrungen, die die Menschen im Umfeld Jesu machen, die waren offenbar nicht fraglich. Die Faktizität der Heilungen Jesu hat niemand bestritten. Das ist sehr interessant für uns. Aber die Gegner interpretieren das anders. Sie sagen, das tut er, weil er mit dem Teufel im Bund ist. Das ist schwarze Magie, das ist Teufelszeug. Teufelszeug. Die Faktizität der Heilungen wird nicht bestritten. Das ist erst modern, sondern man fragt sich, in welcher Macht, in welcher Vollmacht tut er das? Jesus hat gegenüber traditionellen Titeln offenbar Zurückhaltung geübt, jedenfalls nach den Synoptikern. Markus baut daraus eine eigene Theorie, das berühmte Messias-Geheimnis. Das Markus-Evangelium, das will ja in einem Rutsch gelesen werden. Das hat einen Spannungsbogen, eine Dynamik, eine zusammenhängende Jesus-Geschichte. Und was sich da so wie ein roter Faden hindurchzieht, ist immer diese Frage, wer ist das eigentlich?
Bei der wunderbaren Sturmstillung Jesus, der den Sturm stillt, da mündet die Geschichte eine Frage, wer ist dieser, dass ihm der Wind und der Sturm gehorchen? Bei den Heilungsgeschichten auch immer wieder diese Frage, wer ist dieser eigentlich? Es gibt eine Spannung zwischen Epiphanie, zwischen Erscheinung und Verborgenheit. Das kennen wir auch, dieses Rätselhafte des Auftreten Jesus, dass er die Menschen irritiert, dass er ihnen zum großen Rätsel wird. Das kennen wir auch aus der Logienquelle, noch mal Lukas 11. Die Banger aber drängte herzu, da fing er an und sagte, dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht, es fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, als nur das Zeichen des Jona. Denn wie Jona ein Zeichen war für die Leute von Ninive, so wird es auch der Menschensohn sein für dieses Geschlecht. Der Menschensohn, das ist Jesus selbst. Die Königin vom Süden wird auftreten beim jüngsten Tag mit den Leuten dieses Geschlechtes und wird sie verdammen, denn sie kam vom Ende der Welt zu hören die Weisheit Salomos.
Und siehe, hier ist mehr als Salomo. Die Königin des Südens, die kennen sie als die Königin von Saba, von der das alte Testament eine wunderbare Geschichte erzählt. Die Leute von Ninive werden auftreten beim jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona und siehe, hier ist mehr als Jona. Denn Galilea wurde besonders verehrt, das war sozusagen der Lokalprophet der Galilea, weil es ein Grabs, das einzige Prophetengrab in Galilea war. Mehr als Salomo, also mehr als ein Prophet und ein Weiser. Aber was dann? Diese ganze Frage nach Jesu Identität, nach seinem Personengeheimnis, wer, was ist er eigentlich? Das fasst das Markusevangelium dann in eine dramatische Szene, Markus 8. Jesus ist ganz im Norden, Caesarea Philippi, ein Text, auf den wir etwas genauer schauen müssen. Markus 8, 27 folgendem. Und Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Caesarea Philippi.
Und auf dem Weg fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen, das sagen die Leute, dass ich sei. Sie antworteten ihm, einige sagen, du seist Johannes, der Täufer. Einige sagen, du seist Elia. Andere, du seist einer von den Propheten. Das ist so die öffentliche Meinung über Jesus. Man sieht, die Leute rätseln herum, was ist das für einer? Ist das ein Prophet? Haben wir jetzt einen neuen Propheten? Und er fragte sie, ja, aber was sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm, du bist der Christus, der Messias. Und er gebot ihnen, dass sie niemandem von ihm sagen sollten. Und er fing an, sie zu lehren. Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten, die ihm sagen, dass sie von ihm sagen sollen. Und er muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und hohen Priester und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.
Er bewandte sich um, sah seinen Jüngern an und bedrohte Petrus und sprach, geh weg von mir, Satan, denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen, ich weiß auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren. Und wer sein Leben verliert um meinen Willen und um das Evangeliums Willen, der wird es erhalten. Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinne und nebenan seiner Seele schaden? Was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, der kommen wird in der Heiligkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. Markus 8. Damit ist ausgesprochen, wer Jesus für seine Jünger ist. Der Messias. Mehr als ein Prophet, mehr als ein Weiser. Die Messianität erfährt aber sofort eine Neuinterpretation.
Sie verwirklicht sich, sie setzt sich um in der Passion, im stellvertretenden Sterben, im Kreuz. Die Theologen sagen, da wird eine Theologia gloriae durch eine Theologia crucis ersetzt. Das ist so theologendeutsch. Im Neuen Testament ist Jesus Christus damit selbst das zentrale Offenbarungsgeschehen. Ich habe ganz zu Beginn gesagt, damit schließt sich der Bogen zu meinem Anfang so ein bisschen. Ich bin aber noch nicht am Ende, kommt noch ein bisschen was. Habe ich gesagt, im Judentum ist die Thora der zentrale Inhalt der Offenbarung. Im Islam ist es der Koran als Buch. Thora und Bund, das gehört natürlich zusammen im Judentum. Im Christentum ist es Jesus Christus selbst. Das ist primär die Offenbarung Gottes. Das ist der, an dem wir sehen können, wer und wie Gott ist. Jesus ist also zu Lebzeiten volkstümlich als Prophet interpretiert worden. Wie wir eben gehört haben, da gibt es noch mehr Stellen. Ohne, dass sein messianisches Auftreten allein in prophetischen Kategorien verstanden werden könnte.
Die Römer haben ihn jedenfalls nicht als Propheten, sondern als Messias-Predendenten, also als König Israels gekreuzigt, wie wir aus dem unerfindbaren Kreuzestitulus wissen. Seine Prophetie, sein Reden im Namen Gottes bewegt sich in einer messianischen Atmosphäre, sozusagen einer messianischen Aura. Im Kreuz wird das scheinbar erstmal ad absurdum geführt, aber es kommt dann ja zu einer völlig neuen Interpretation. Gerade so verwirklicht sich der Plan Gottes im stellvertretenden Leiden des Messias, der damit die Rolle des Gottesknechtes von Isaiah 53 erfüllt. Insofern wird eine ausschließlich prophetische Verortung der Überlieferung über den historischen Jesus diesem nicht gerecht. Zwei Grunderfahrungen konstituieren. Erst die Jesus-Bewegung, dann das allmählich entstehende Christentum.
Das ist einmal diese radikale Neuinterpretation der messianischen Rolle Jesu, Kreuz und der Erfahrung der Auferstehung. Aber dann daneben die Erfahrung, dass der Heilige Geist wieder da ist. Das kennen Sie aus der Pfingstgeschichte, der Apostelgeschichte 2. Da wird das relativ stark legendär, novelistisch gestaltet. Aber die Erfahrung dahinter wird doch deutlich. Der Heilige Geist ist wieder da, er ist ausgeschüttet. In ihm wird Gott wieder präsent. Erdbeben, Feuerpsalmen, eine Epiphaniegeschichte, so eine ziemlich heftige Geschichte. Und wenn der Heilige Geist wieder da ist, dann gibt es auch wieder Prophetie. Ich habe ja schon ein paar Mal gesagt, ganz bezeichnend für diese frühen Christinnen und Christen ist, dass für sie nun Prophetie plötzlich nicht mehr einfach nur eine Sache der Vergangenheit ist. Sondern sie ist Teil der lebendigen geistlichen Gegenwart, in der sie leben. Sie ist Teil ihrer Erfahrung.
Der Heilige Geist ist Neues Testament sowieso nicht in erster Linie eine Sache, die man glaubt, sondern eine Sache der religiösen Erfahrung. Der Heilige Geist ist immer etwas Erfahrbares sozusagen. Etwas steil, da kann man natürlich ein bisschen drüber diskutieren. Für Paulus, dem wir uns jetzt noch ein Weilchen zuwenden wollen, ist der Heilige Geist der Motor christlicher Existenz als Lebendigmacher der Gemeinde. Römer 8, denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knächtischen Geist empfangen, das ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen, aber lieber Vater, der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Das kennen Sie mit dieser neuen Geisterfahrung, die das Christsein konstituiert, gibt es auch wieder Propheten, von denen wir zum Beispiel aus der Apostelgeschichte allerlei hören.
Aber schon die palästinische Urgemeinde lebt im Bewusstsein einer bevorstehenden Heilszeit, die sich in der Präsenz des prophetischen Geistes antizipiert. Schon die Loginquelle kennt Propheten als gottgesandte Offenbarungsträger in der aktuellen Gemeinde. Die Propheten sind also nicht mehr die Gestalten des alten Testamentes, sondern konkrete Frauen und Männer, die man in der eigenen Gemeinde hat. Paulus selbst nennt sich zwar nie Prophet, aber er sieht seine Berufung in Analogie zu alttestamentlichen Prophetenberufungen. In Galater 1 ist das sehr deutlich, kann man mit Jeremia 1 und Isaiah 49 vergleichen. Und er vermittelt den Gemeinden göttliche Geheimnisse, Mysterien. Ich sage euch ein Geheimnis, Mysterion de l'Ecochimie, sagt er. Zum Beispiel Römer 11, wo es um das Geschick Israels geht, ähnlich Erste Brünnter 15 und Erste Thessalonicher 4. Also auch er hat auf seinen Auftreten einen prophetischen Aspekt. In seinem Kirchenmodell der charismatischen Gemeinde nimmt die im Gegensatz zur Glossolalie, Rationale Inhalte übermittelnde Prophetie einen hohen Rang ein.
Wir werden gleich noch ein bisschen ausführlicher auf Erste Brünnter 14 blicken, das ist da der ausführlichste Text. Ich wünschte, ihr würdet alle in Zungen, in Sprachen, Glossolal reden, aber mehr noch, ihr würdet alle prophetisch reden, schreibt Paulus. Also die Prophetie ist etwas, das ist da. Beinahe hätte ich gesagt, ein bisschen riskante Formulierung, es ist verfügbar. Das ist natürlich eine etwas schwierige Formulierung, aber sie ist jedenfalls da für ihn. Die lebendige Wirklichkeit prophetischen Redens durch in diesem Sinn begnadete Frauen und Männer, 1. Sekunde 11, wird von Paulus als den Gemeinden vertraut und präsent vorausgesetzt. Allerdings korreliert ihr eine ebenfalls charismatische Prüfung der Geister. Die Agresis Plenarumaton, die Glossoprophetie gehört eine Prüfung. Neulich hat man die alternative Übersetzung Auslegung der Geistesoffenbarung vorgeschlagen, die ist aber sicher falsch. Das kann ich jetzt hier nicht ausführlich begründen, warum das philologisch nicht hinkommt.
Also das meint schon tatsächlich so etwas wie Prüfung. Wir hören jetzt noch einmal einen längeren Bibeltext. Das ist jetzt der letzte längere Bibeltext, wenn ihre biologische Aufnahmepfähigkeit zu einem wenig am Ende ist. Aber ich sage gleich jetzt noch ein sehr langer Text und ich will ihn auch wirklich im Zusammenhang lesen. So sind diese Texte eigentlich auch gedacht. Also eigentlich in der frühen Christenheit hat man diese Texte nicht häppchenweise gehört als kleine Perikopen, sondern also der erste Kurinterbrief ist natürlich dafür gedacht, im Zusammenhang vorgelesen zu werden. Und hinterher hat die Gemeinde Abendmahl gefeiert. Das ersetzt quasi die Predigt, das wissen wir, weil am Schluss vom ersten Kurinterbrief Formulierungen aus der Abendmahls-Liturgie kommen. Ja, also Worte aus 1. Kurinter 12, da beschreibt Paulus einen Gottesdienst. Das ist überhaupt der ausführlichste Text, in dem ein frühchristlicher Gottesdienst geschrieben wird. Daher für uns natürlich sehr spannend, obwohl es in Jerusalem sicher ein bisschen anders ablief als in Korinth. Strebt nach der Liebe, bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede.
Hört, hört. Man kann das also irgendwie erstreben. Denn wer in Zungen redet, also ekstatisch, glossolal, ich kenne das aus dem charismatischen, pfingstlichen Gemeinden, das wird schon so ungefähr das gleiche sein, wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott. Denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. Das ist eine Definition der Prophetin. Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst. Wer prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet, aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet. Hört, hört. Paulus hat nichts gegen ekstatische Phänomene und gegen charismatische Phänomene. Das ist ein Teil seiner Gemeinderialität, aber die verständliche Prophetie ist ihm wichtiger. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet. Es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut werde.
Nun aber, liebe Geschwister, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre? Das sind also offenbar Facetten der mündlichen Botschaft. Verhält sich doch auch so mit leblosen Dingen, die Töne hervorbringende seien, Flöte oder eine Harfe, die nicht unterschiedliche Töne von sich geben. Wie kann man erkennen, was auf der Flöte, auf der Harfe gespielt wird? Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton hervorgeht, wer wird sich zum Kampf rüsten? So auch ihr, wenn ihr in Zungen redet, nicht mit deutlichen Worten. Wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden. Die Zungenrede Glossolali hat offenbar was Unartikuliertes irgendwie. Es gibt so viele Arten von Sprache in der Welt. Nichts ist ohne Sprache. Wenn ich nur die Bedeutung der Sprache nicht kenne, werde ich den nicht verstehen, der redet. Und der redet wird mich nicht verstehen. Der Gottesdienst soll verständlich sein. Das ist ein Grundanliegen des Paulus. Der Gottesdienst soll verständlich sein. Obwohl er gegen diese ekstatischen Ausdrucksformen des Glaubens gar nichts hat. Im Gegenteil.
So auch ihr, da ihr euch bemüht, um die Gaben des Geistes zu trachten, dann nach, dass ihr die Gemeinde erbaut und alles reichlich habt. Wer also in Zungen redet, der betet, dass er es auch auslegen könne. Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist. Aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht. Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und ich will auch beten mit dem Verstand. Ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand. Und wenn du Gott lobst dem Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabei steht, das Amen sagen auf dein Dankebet, der doch nicht weiß, was du sagst. Dein Dankebet mag schön sein, aber der andere wird dadurch nicht erbaut. Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle. Aber ich will der Gemeinde lieber fünf Worte mit meinem Verstand sagen, damit ich auch andere unterweise, als 10.000 Worte in Zungen in dieser ekstatischen Redeform. Liebe Brüder, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht, sondern seid Kinder, wenn es ums Böse geht. Im Verstehen aber seid vollkommen. Interessant, das ist ein Aufruf für ein kluges, für ein intellektuelles Christentum.
Wenn Sie so wollen, seid keine Kinder im Verstehen, das ist ein Appell gegen religiösen Kitsch. Ein Appell gegen ein Christentum, das sich nur in Gefühlen und Erfahrungen verwirklicht. Sondern seid keine Kinder im Verstehen. Ich finde das sehr, sehr interessant. Ich überspringe ein paar Verse. Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder ein Psalm, er hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Zungenrede, hat eine Auslegung. Lasst alles geschehen zur Erbauung. Und wenn jemand in Zungenrede zu sein ist zwei oder höchstens drei, einer nach dem anderen, einer legt es aus, ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selber und für Gott. Auch von den Propheten lasst zwei oder drei reden und die anderen lasst darüber urteilen. Wenn ihr aber einen anderen dabei sitzt, eine Offenbarung zu teilen, wird so schweige der erste. Ihr könnt alle prophetisch reden. Das ist eine steile Aussage. Ihr könnt alle prophetisch reden.
Doch einer nach dem anderen, damit alle lernen und alle ermahnt werden. Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. Sehr interessant. Es ist nicht etwas, was das Bewusstsein, den Willen des Menschen ausschaltet. Auch die Prophetie ist ein Phänomen, das der Mensch ein Stück weit regulieren, beherrschen kann. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Jetzt kommen ein paar berüchtigte Sätze über die Frauen. Die lasse ich jetzt mal weg. Wir wissen auch nicht ganz genau, ob die tatsächlich polnisch sind. Kann man zu anderer Zeit mal drüber sprechen. Das ist auch textkritisch unsicher. Der Text hat schon die alte Kirche. Es ist nicht ganz eindeutig, ob das eine andere Sprache ist, ob das nicht eine Klose ist. Wie auch immer, das müssen wir jetzt aber nicht diskutieren. Das ist nicht mein Thema. Darum, liebe Brüder, bemüht euch um die prophetische Rede und wehrt nicht der Zungenrede. Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen. Hier gewinnen wir ein anschauliches Bild einer lebendigen Gemeindeprophetie. Uns fällt natürlich schon irgendwie auf, ich bin ja nun Mitglied der sächsischen Synodes, eine sehr liturgische Kirche, eine sehr gute und schöne Tradition.
Das hat geholfen, die DDR zu überstehen. Aber früher war ich Pfarrer in der EKN mal. Da hatten wir andere Gottesdienste. Aber trotzdem, wenn ich mir die Gottesdienste anschaue, irgendwie ist das, was Paulus hier beschreibt, schon was anderes. Es ist nicht hierarchisch. Jeder hat etwas, alle haben etwas. Paulus rechnet damit, dass alle Christinnen und Christen, die da teilnehmen, etwas haben für den Gottesdienst. Das Ganze ist aber auch nicht durch Spontanität oder irgendwie basisdemokratisch, sondern es ist klimatisch. Es hat etwas Geistliches, das sind Charismen. Das ist ja doch offenbar eine andere Kategorie. Knapper, aber ähnlich deutlich, schildert die Apostelgeschichte, Auftreten und Botschaft der urchristlichen Propheten, die immer namentlich bekannte, identifizierbare Personen sind. Agabus, Judas und Silas, die Töchter des Philippus, das haben Sie vielleicht überlesen, ich weiß nicht, ob die hier so richtig ins Bewusstsein gekommen sind.
Apostelgeschichte 21, da heißt es, der Philippus, der hat vier Töchter. Und die haben zwei Besonderheiten, zwei kleine private Besonderheiten. Erstens sind sie Jungfrauen und zweitens sind sie Prophetinnen. Vier Prophetinnen, die wüssten wir doch gerne mehr. Da haben wir nur diesen einen Vers. Wir wissen immerhin, wo sie begraben sind in der alten Kirche. Gibt es darüber ein paar Nachrichten, die auch glaubhaft sind. Kleine Asien. Naja, Paulus und Barnabas, da hören wir von Geistrede, Apostelgeschichte 13, von der Geistausgießung, von der Kloslerie und der Prophetie als massiven, unübersehbaren Anzeichen pneumatischer, geistlicher Erfüllung. Die Kirche, die Lukas seinen Leserinnen und Lesern vor Augen führt, ist eine prophetische, insofern, als sie in ihrer Dynamik nach innen und außen ganz vom Heiligen Geist gelenkt wird. Ein paar Schlussgedanken.
Eine Typologie frühchristlicher Propheten würde etwa erlauben zu unterscheiden, Propheten als radikale Wanderkarismatiker, die die Jesusüberlieferung sowohl weitergeben als auch pneumatisch aktualisieren. Diese Wanderpropheten, von denen hören wir noch im zweiten Jahrhundert, darauf komme ich dann heute Nachmittag, in der Didache, da heißt es, wenn die Propheten baulich sind, die können in Gottes Gis aus Abend mal feiern, wie sie wollen. Aber wenn ihr keine Propheten habt, dann machen das die Bischöfe und Diakonen. Man merkt da schon, es gibt die Propheten noch, aber nicht mehr so viele davon. Paulus setzt prophetisch Redende, Frauen und Männer in größerer Zahl in seinen Gemeinden voraus. Diese sind in die Ortsgemeinden integriert und scheinen interessanterweise an anderen Orten keine so große Bedeutung zu haben. Sie gehören in die Ortsgemeinde. Daneben werden aber auch bedeutende Einzelpersönlichkeiten sichtbar, in denen der prophetische Geist Ankündigungen, Visionen, Mahnungen, Ermutigungen von gesamtkirchlicher Bedeutung wirkt. Agabus oder dann der Johannes, der Johannes Apokalypse, um den soll es heute Nachmittag ausführlich gehen.
Früher gibt sich dabei das Problem einer Unterscheidung wahrer und falscher Prophetie. Das Problem hatte schon das alttestamentliche Gottesvolk. Während die konkurrierenden Ansprüche jüdischer, messianischer, prophetischer Gestalten im Vor- und Umfeld des jüdischen Krieges sachlich relativ leicht abzuwehren waren. Die Prophetie ist im Neuen Testament zwar durchaus visionär, ekstatisch, aber ohne Ausschaltung der eigenen Persönlichkeit. Insofern bleibt sie sowohl kontrollierbar als auch hinterfragbar. Sie korreliert die Diakrises, die Unterscheidung der Geister. Sie bleibt hinterfragbar. Sie ist nie eine unhinterfragbare Autorität. Das ist interessant. Die christliche Gemeinde lebt von Anfang an im Bewusstsein einer Neuausgießung des Heiligen Geistes als eines zentralen heilsgeschichtlichen Ereignisses.
Und damit wird nun auch dieser Diskurs, den ich Ihnen zu Beginn vorgestellt habe, dieser Distanzdiskurs, Gottes fern, er spricht nicht mehr, überwunden. Er ist überwunden durch eine Erfahrung, dass Gott sehr wohl widerspricht in Jesus Christus und das konkretisiert sich und individuiert sich in der Gemeinde, in den Charismen, unter anderem in der Prophetie. Diese ist eine verständliche Offenlegung göttlicher Geheimnisse, die den Weg der Gemeinde in ihren Fragen und Nöten deutet und begleitet. Wieder sind auch Frauen prophetisch zu hören. Paulus spricht von betenden, prophezeienden Frauen. Er hat ein bisschen Probleme damit. Das wissen wir. Das ist nicht sein stärkstes Kapitel. Aber wir dürfen auch ein bisschen mit ihm streiten und sagen, lieber Bruder Paulus, du bist ja nicht so ganz konsequent. Dürfen wir dich mal beim Wort nehmen, dass bei Christus weder Mann noch Frau etwas gilt, sondern eine neue Kreatur. Aber die Realität, die er beschreibt, ist völlig klar. Auch Frauen reden prophetisch und davon hören wir ja vielfach. Noch im zweiten Jahrhundert. Darauf komme ich heute Nachmittag noch mal.
Inwiefern sind Paulus und seine charismatische Egläsiologie, sein Bild einer vom Geist erfüllten und gelenkten Gemeinde mit Prophetie eine bleibende Herausforderung? Ich denke in der Tat, was Paulus über Gemeinde, über Gottesdienst schreibt, ist eine Alternative zu allen hierarchischen, amtlichen Verständnissen von Kirche. Es ist nicht eine demokratische Kirche. Das wäre ein Missverständnis. Was ist es denn eigentlich? Inwiefern ist Prophetie eine bleibende Präsenz, also eine kritische Instanz? Sie ist nicht mit Lehre und Theologie identisch, sondern sie verhält sich zu dieser komplementär. Dennoch ist es in der Kirche anders gekommen. Das Prophetische war zwar nie ganz verschwunden, aber es ist zurückgetreten. Ich möchte mit einem Wort schließen. Nochmal Paulus, 1. Thessalonicher 5, der älteste Brief im Neuen Testament.
Seid alle Zeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. Den Geist dämpft nicht, prophetische Rede verachtet nicht, prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt. Eine ganz kurze ethische Ermahnung und mittendrin diese Sätze, offenbar weil man das tun kann, das kann einem passieren sozusagen, wenn man Christ ist. Prophetische Rede, prophetia me ex-utter-native heißt es im griechischen prophetin, verachtet nicht und den Geist dämpft nicht. Das kann man offenbar tun, man kann den Heiligen Geist dämpfen. Das sollte ihr aber nicht tun, aber eben darin prüft alles. Es ist nie unhinterfragbar. Es gibt keine unhinterfragbaren Autoritäten in christlicher Kirche. Prüft alles und das Gute behaltet.
Frühchristliche Prophetie: Im Kontext des antiken Judentums – von Jesus zu Paulus | 5.5.2
Das Christentum ist eine Offenbarungsreligion. Das Wesentliche wird nicht durch das menschliche Erkenntnisvermögen erschlossen, sondern durch Offenbarungen Gottes enthüllt. Dabei spielen Propheten eine wichtige Rolle. Es ist spannend zu analysieren, wie sich Prophetie im Zeitablauf unterschiedlich intensiv und mit wechselnden Schwerpunkten darstellt.
Dabei geht Marco Frenschkowski in seinem nicht ganz einfachen Vortrag folgenden Fragen nach: Was ist mit erloschener Prophetie gemeint? Wie kann vergangene Prophetie für die Gegenwart Identität stiften? Wie wirkt sich das prophetische Element in der entstehenden messianischen Atmosphäre des neuen Testamentes aus? Welchen Stellenwert bekommt Prophetie in den Gottesdiensten der ersten christlichen Gemeinden?