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Die Bedeutung des Schabbat | 5.11.2

Worthaus Pop-Up – Düsseldorf: 30. Dezember 2015 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Wenigstens einen Tag die Woche frei haben, das ist fast auf der ganzen Welt selbstverständlich, egal ob im abendländisch-christlichen Europa, im buddhistisch-hinduistischen Südostasien oder in muslimischen Ländern. Doch nur im Judentum und Christentum ist dieser eine freie Tag in der Woche in den heiligen Schriften verankert. Die Israeliten waren die Ersten, die jeden siebten Tag die Arbeit niederlegen sollten, nicht einmal Sklaven und Tiere arbeiten lassen durften. Was für eine Revolution in einer Zeit, in der die Armen fast ohne Pause arbeiteten und die Reichen andere für sich arbeiten ließen. Dieser freie Tag in der Woche, der Schabbat, ist eine Erfindung, die Menschen befreit. Und er ist nichts, was sich ignorieren ließe. Kein Gebot im Alten Testament wird so häufig erwähnt wie das Gebot, den Schabbat zu heiligen. Und wie soll das gehen, dieses „heiligen“? Jeden Sonntag in die Kirche rennen, auch wenn es einen anödet? Siegfried Zimmer gibt Entwarnung. Der Schabbat ist für den Menschen da, für Ruhe und Erholung. Aber viel mehr noch ist er ein Kampfmittel gegen das herrschende System. Es zeigt: Religion ist keine Privatsache. Gott mischt sich in alle Angelegenheiten des Lebens ein. Und das ist gut so. Das befreit.

28. Juli 2022

Gotthold Ephraim Lessing – Bibelkritik in der Aufklärung | 11.13.1

Stell dir vor, du lebst in einem Land, in dem du nicht frei sagen kannst, was du denkst. Im schlimmsten Fall kommst du für unerwünschte Aussagen ins Gefängnis, oder du verlierst nur deine Arbeitserlaubnis, wirst gemieden und ausgelacht. Nicht schön. Gotthold Ephraim Lessing lebte im falschen Land zur falschen Zeit, um geradeheraus zu schreiben, was er dachte. Also schrieb er verschlüsselt, schrieb Nathan der Weise und Emilia Galotti. Er war clever, versteckte, was er wirklich dachte, in Theaterstücken. „So raffiniert, dass er manchmal wahrscheinlich selber nicht wusste, was er dachte“, sagt Thorsten Dietz. In seinem Schlüsselvortrag über die Bibelkritik in der Aufklärung, erklärt er zentrale Weichenstellungen im 18. Jahrhundert, die uns bis heute betreffen. Anschaulich, aber anspruchsvoll beschreibt er das Leben Lessings, seine Lehren und den großen Streit unter Gelehrten, in dem Lessing die Hauptrolle spielte. Denn er war nicht nur Theaterautor. Er war auch Bibliothekar. Und eines Tages, irgendwann um das Jahr 1777 herum, fand Lessing Texte von Hermann Samuel Reimarus. Echtes Dynamit, das merkte Lessing schnell. Texte, die den gesamten christlichen Glauben infrage stellten. Echtes Plutonium in einer Zeit, in der ohnehin noch Glaubenskriege tobten. Lessing veröffentlichte die Texte. Und entfesselte damit einen Streit, der unser Verständnis von Glaube und Geschichte bis heute prägt.